Leitlinien für das Bachelor-Studium

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Leitlinien für das Bachelor-Studium
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen
SEITE 4
Leitlinien für das Bachelor-Studium
SEITE 8
Von der Vernetzung von Unternehmen
zur Vernetzung von Dingen
S E I T E 21
Verschlägts uns die Sprache?
1/2002
E D I TO R I A L
Wolfram Martel
Präsident HSG Alumni
Zum Jahresende wird – keineswegs nur in Unternehmen, sondern auch ganz persönlich und
privat – Bilanz gezogen. Dabei wird das erste
Jahr des 21. Jahrtausends wohl als «Jahr der Katastrophen» in die Geschichte eingehen. So lässt
einen das Ende eines Jahres nachdenklich werden – und das ist gut so. Wir werden uns bewusst, dass wir viele Erfolge des Alltags für allzu
selbstverständlich halten und Werte hoch gewichten, die von einem Tag auf den anderen völlig nebensächlich werden können.
Wenn wir das Jahr 2001 innerhalb der Geschichte unserer Universität werten wollen, dann
gehört es allerdings zu den ausserordentlich wichtigen und gelungenen Jahren. Mit dem Beginn des
Wintersemesters 2001/2002 wurde nämlich im
wahrsten Sinn des Wortes eine neue «Ära» eingeleitet: Als erste Schweizer Universität hat unsere
alma mater konsequent das Bachelor-/Master-System eingeführt und diese Umstellung auch mit
einer inhaltlichen Neukonzeption des Studiums,
aufbauend auf den Säulen Kontaktstudium,
Selbststudium und Kontextstudium, verbunden.
Die Botschaft einer umfassenden (Aus-)Bildung im Sinne des Mottos «Wir fordern und fördern Persönlichkeiten» scheint bei den Interessentinnen und Interessenten für ein Studium angekommen zu sein: Deutlich mehr Erstsemester
als im Vorjahr haben nämlich nun das (neue) Studium in St.Gallen begonnen.
1/2002
Die Qualität unserer Universität ist auch durch
die EQUIS-Akkreditierung (vgl. letzte Ausgabe
der «alma») bestätigt worden, und die HSG bekommt derzeit auch in den Medien viel Beachtung und Lob: So hat sie in einem Ranking der
Schweizer Universitäten Spitzennoten für die
wirtschaftswissenschaftliche und rechtswissenschaftliche Ausbildung bekommen. Eine Auszeichnung, die für uns Ehemaligen fast genauso
wichtig ist wie für die heutigen Studierenden.
Eine hohe Auszeichnung ist es schliesslich für
Dr. h. c. Wolfgang Schürer – und eine Ehre auch
für die HSG Alumni, deren Vizepräsident er ist –,
dass er von der Georgetown University in Washington D.C. zum «Distinguished Professor in
the Practice of International Business Diplomacy»
ernannt worden ist. Wir gratulieren herzlich!
Fürs neue Jahr 2002 haben wir HSG Alumni
grosse Vorsätze gefasst. Über zwei ehrgeizige
Projekte werden Sie bald genauere Informationen erhalten, nämlich über unser Sponsoring des
geplanten Campus innerhalb der Erweiterung
des Weiterbildungszentrums und über die erste
Internationale HSG-Alumni-Konferenz vom 12. bis
14. September 2002 in Interlaken.
Wolfram Martel,
Präsident HSG Alumni
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I N H A LT
1/2002
4 Leitlinien für das Bachelor-Studium
Wie sieht die Bachelor-Stufe des neuen HSG-Studiums aus? Ein weiterer
Beitrag zur Neukonzeption der Lehre.
7 Theologie als Lebensform
Auf Ende Sommersemester 2001 ist Pater Walther Gaemperle svd,
katholischer Universitätsseelsorger, in den Ruhestand getreten.
8 Von der Vernetzung von Unternehmen zur Vernetzung von Dingen
ETHZ und HSG arbeiten gemeinsam mit dem MIT an den betriebswirtschaftlichen Anwendungen des Ubiquitous Computing.
12 Unternehmerisches Nachhaltigkeitsmanagement
Nachhaltigkeit bzw. «Sustainability» ist seit dem Erdgipfel 1992
in Rio de Janeiro ein grosses politisches Projekt auf internationaler
und nationaler Ebene.
15 Studierende sollen sich vermehrt mit Lateinamerika beschäftigen
Seit einigen Jahren existiert an der Universität St.Gallen ein Fonds für
Lateinamerika-Studien.
18 Der Stoff, aus dem die Träume sind
«Für die meisten Kunden haben wir nur einen einzigen Stoff: den idealen.»
Mit diesem Credo hat das Textilunternehmen Création Baumann auch
heute noch Erfolg.
21 Verschlägts uns die Sprache?
«Modern Talking»: «Studis» können sich grammatisch im Deutschen nicht
mehr richtig ausdrücken, manche «Profs» radebrechen in einer Mischung
aus Deutsch, Englisch und Fachchinesisch.
23
Information Factory: Expertenlösungen für das Wissensmanagement
«Information Factory» heisst ein Unternehmen, das 1996 aus dem Institut
für Wirtschaftsinformatik heraus als Spin-off vom ehemaligen HSG-Dozenten
Georg Geyer gegründet wurde.
26 HSG-Big-Band: Eine Musikformation im Wandel
Vor 16 Jahren gründete Christof Reutlinger die HSG-Big-Band.
Noch heute ist er als Dirigent und musikalischer Leiter aktiv.
29
Alumni-Clubs
30
Suche nach Ehemaligen
31
Aus dem Alumni-Büro
32
Terminkalender erstes Quartal 2002
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Zum Titelbild
Aufwärmen fürs neue Studium:
Erstmals gab es eine «Startwoche»
für die neu eintretenden Studierenden, während der sich auch
Vereine (hier der Rugby-Club) und
Verbindungen in der Aula präsentieren konnten.
(Foto: Nik Baumann)
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Leitlinien für das Bachelor-Studium
Die Assessment-Stufe als Teil und Grundlage des künftigen Studiums zum «Bachelor of Arts» der Universität
St.Gallen wurde in der alma 2/2001 vorgestellt. In diesem Beitrag stehen die Planungen für die
Bachelor-Stufe, insbesondere die vier angebotenen Studienschwerpunkte (so genannte Majors) des zweiten
und dritten Studienjahrs, im Mittelpunkt.
Von Sascha Spoun
ie Bachelor-Stufe führt nach insgesamt drei Jahren
Studium (zwei Semester Assessment-Stufe, vier Semester Bachelor-Stufe) zum akademischen Grad des «Bachelor of Arts» als einem allgemein wissenschaftlich qualifizierenden Abschluss. Dieser akademische Grad ist im
Übrigen keine Erfindung des angloamerikanischen
Universitätssystems, wie viele meinen, sondern als Bakkalaureat an europäischen Universitäten seit dem Mittelalter bekannt. Die Inhalte freilich haben sich seither doch
verändert.
D
Bachelor als Sprungbrett
An der Universität St.Gallen werden traditionell
drei Lehrgänge angeboten, Wirtschaftswissenschaften,
Rechtswissenschaften und Staatswissenschaften. Diesen
entsprechen die Studienschwerpunkte (international
Majors genannt), wobei innerhalb der Wirtschaftswissenschaften die Betriebswirtschaftslehre (BWL) und die
Volkswirtschaftslehre (VWL) unterschieden werden. Der
«Bachelor of Arts» der Universität St.Gallen unterscheidet
sich deutlich von den stärker berufspraktischen und berufsqualifizierenden Fachhochschulabschlüssen. Er lehnt
sich einerseits an die Tradition des humboldtschen Bildungsideals («Bildung durch Wissenschaft») sowie an die
Idee einer «culture générale» französischer «Grandes
Ecoles» an, andererseits entspricht er ausdrücklich der
angelsächsischen Idee der Persönlichkeitsbildung, die
zur Ausbildung künftiger Führungskräfte beitragen will.
Unser Abschluss erlaubt es den Studierenden, direkt
in den Beruf einzusteigen oder sofort, aber auch nach
einigen Jahren Berufserfahrung, das Studium in einem
der Master-Programme der Universität St.Gallen oder an
einer anderen Universität fortzusetzen. Das BachelorStudium ist auch ein Sprungbrett zu anderen Fächern,
denn Fachwechsel vom Bachelor- zum Master-Studium
sind möglich und auch durchaus üblich. Diese Ausstiegsoption der Studierenden motiviert die Universität
zusätzlich, auf der Master-Stufe qualitativ hoch stehende,
national und international wettbewerbsfähige Studienmöglichkeiten anzubieten.
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Individuelle Studien- und Zeitplanung
Das Studium auf der Bachelor-Stufe wird in den drei
Säulen Kontaktstudium, Selbststudium und Kontextstudium sowie im Mentoring-Programm absolviert. Das
Fachstudium hatte schon auf der Assessment-Stufe eingesetzt und wird nun fortgeführt und in einem der vier
Studienschwerpunkte/Majors vertieft. Das BachelorStudium umfasst insgesamt 96 Semesterwochenstunden
(SWS), die auf vier Semester (3. bis 6. Semester) verteilt
sind. Die effiziente Studienorganisation teilt die Veranstaltungen in solche des Wintersemesters und des Sommersemesters ein. Infolgedessen können Veranstaltungen des 3. und 5. bzw. des 4. und 6. Semesters parallel
besucht werden. Zusammen mit dem Credit Point System ermöglicht diese Option eine individuelle Studienund Zeitplanung auf der Bachelor-Stufe, die schneller
oder langsamer absolviert werden kann. So können integrierte Auslandsemester, studentisches Engagement
in Vereinen und Verbindungen, Militärlaufbahn und private Lebensplanung mit dem Studium in Einklang gebracht werden.
Um gemeinsame Grundlagen bei allen Studierenden
in den Kernfächern BWL, VWL und Rechtswissenschaft
zu sichern, nehmen diese ein Viertel der gesamten Studienleistung ein. Wer die Studienschwerpunkte BWL,
VWL oder Staatswissenschaften wählt, muss je acht
SWS in BWL, VWL und Rechtswissenschaft absolvieren.
Für Studierende mit Studienschwerpunkt Rechtswissenschaft stehen 22 SWS Rechtswissenschaft und zwei
SWS Wirtschaftswissenschaft auf dem Programm. Die
Grundlagen der Kernfächer werden zum Teil als Kontaktveranstaltungen und zum Teil als Selbststudium angeboten.
Fachliche Vertiefung
Die Hälfte der gesamten Studienleistungen dient
der fachlichen Vertiefung, wobei durch die Wahl des
Studienschwerpunkts zwei Drittel der Veranstaltungen
(32 SWS) festgelegt werden:
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N E U KO N Z E P T I O N L E H R E
Sie werden die Bachelor-Stufe ab nächstem Jahr absolvieren: Erstsemester 2001.
Der Studienschwerpunkt Betriebswirtschaftslehre fordert sieben betriebswirtschaftliche Pflichtfächer
und ein betriebswirtschaftliches Wahlpflichtfach. Die
Pflichtfächer sind die sechs «Funktionslehren» der BWL,
nämlich [1.] Controlling/Rechnungslegung, [2.] Finanzen,
[3.] Führung/Organisation, [4.] Informations- und
Technologiemanagement, [5.] Marketing, [6.] strategisches Management sowie als siebtes Pflichtfach Forschungsmethodik (Statistik und qualitative Methoden).
Diese Ausbildung erfolgt sowohl im Kontaktstudium
(Vorlesungen, Übungen, Seminare im Umfang von je
zwei bzw. drei SWS) als auch im Selbststudium (jeweils
Äquivalent von zwei SWS). Dabei entscheiden die Studierenden eigenständig über Organisation und Zeitplanung ihres Selbststudiums. Ein Integrationsseminar stellt
den Praxisbezug des Lehrstoffes sicher. Für das betriebswirtschaftliche Wahlpflichtfach stehen mehr als 20
aktuelle Themen zur Auswahl.
Der Studienschwerpunkt Volkswirtschaftslehre
lässt auch für Pflichtfächer eine weiter gehende fachliche
Profilierung zu. Alle Studierenden müssen vier vierstündige Pflichtveranstaltungen absolvieren: Mikroökonomie, Makroökonomie, Statistik und empirische Wirtschaftsforschung. Die übrigen vier Pflichtveranstaltungen
können aus der Volkswirtschaftslehre, der Mathematik
und der Statistik gewählt werden. So können sich die
Studierenden optimal auf einen späteren Master, beispielsweise in «Quantitative Economics», vorbereiten
und erhalten zugleich eine abgeschlossene Ausbildung.
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Der Studienschwerpunkt Rechtswissenschaft
umfasst 32 SWS-spezifische Pflichtveranstaltungen verschiedener Rechtsgebiete. Ausserdem entfallen 22 der 24
SWS der Grundlagenveranstaltungen der Kernfächer auf
rechtswissenschaftliche Gebiete. Auch als Wahlfächer
können nur rechtswissenschaftliche Fächer belegt werden. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das Studium der Rechtswissenschaft einerseits ein spezifisches
Profil hat, andererseits aber mit dem Jus-Studium anderer Universitäten vergleichbar ist. Ein Drittel der Veranstaltungen wird – wie in den anderen Studienschwerpunkten – im Selbststudium angeboten.
Der Studienschwerpunkt Staatswissenschaften (International Affairs and Governance) ist interdisziplinär. Er
fordert acht vierstündige Pflichtveranstaltungen: drei
Veranstaltungen in Politikwissenschaft (Grundlagen, Systemlehre, Theorie der internationalen Beziehungen),
zwei Veranstaltungen in Rechtswissenschaft (Verwaltungs-, Völker- und Europarecht) und drei Veranstaltungen in Wirtschaftswissenschaften (Finanzwissenschaft,
Aussenwirtschaft und ein Lehrangebot der Betriebswirtschaftslehre). Zusammen mit den Lehrangeboten zu den
Grundlagen der Kernfächer und des Kontextstudiums
wird auf diese Weise nicht nur die gute Tradition des
staatswissenschaftlichen Lehrgangs an der Universität
St.Gallen weitergeführt, sondern das Angebot wird auch
inhaltlich vergleichbar mit dem begehrten «PPE» z.B. der
Universitäten Oxford und Cambridge, nämlich deren Bachelor in «Politics, Philosophy and Economics».
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N E U KO N Z E P T I O N L E H R E
Neben den Lehrveranstaltungen zu den Grundlagen
der Kernfächer und ihrem Studienschwerpunkt müssen
die Studierenden insgesamt 16 SWS-Wahlfächer belegen, die eine individuelle, fachlich spezialisierte oder interdisziplinäre Profilierung erlauben. Wahlfächer können
aus dem Kursangebot aller Studienschwerpunkte sowie
anderer Universitäten gewählt werden. Für künftige Jurist(inn)en ist die Wahl allerdings auf gewisse juristische
Fächer beschränkt. Sonst ermöglichen die Wahlfächer
den Studierenden eine gewisse Freiheit in der Wahl des
Studienschwerpunkts während des zweiten Studienjahres, weil im Falle eines Wechsels des Studienschwerpunkts die Pflichtveranstaltungen des zuerst gewählten
Studienschwerpunkts Wahlfächer bei der Belegung eines
anderen sein können (im Falle eines Wechsels zu Rechtswissenschaft gilt dies nur eingeschränkt).
Bachelor-Arbeit geplant
Die geplante (noch nicht beschlossene) BachelorArbeit, die auf der wissenschaftlichen Hausarbeit der
Assessment-Stufe aufbaut, ist mit der bisherigen Diplomarbeit vergleichbar. Sie soll von allen Dozierenden zu
einem Thema nach Wahl innerhalb einer befristeten Zeitspanne verfasst werden können.
Auch auf der Bachelor-Stufe besteht das Kontextstudium aus den drei Teilsäulen Handlungskompetenz,
Reflexionskompetenz und Kulturelle Kompetenz. Für die
Handlungskompetenz (acht SWS) werden verschiedene
Kurse zur freien Wahl angeboten. Zudem muss ein betreutes Projekt absolviert werden. Dessen Planung, Durchführung und Ergebnisse sind Gegenstand eines Abschlussberichts. In der Reflexionskompetenz (acht SWS) sind
zwei vierstündige Seminare zu besuchen, wobei für jedes
Semester etwa 15 verschiedene Angebote zur freien Wahl
stehen. Für die Studierenden des Studienschwerpunkts
Rechtswissenschaft ist allerdings Rechtsgeschichte obligatorisch. In Kultureller Kompetenz müssen insgesamt
acht SWS absolviert werden. Dafür stehen Lehrangebote
der verschiedenen Literaturwissenschaften und anderer
wissenschaftlicher Disziplinen, die sich mit diversen Künsten befassen, sowie Fremdsprachenkurse zur Verfügung.
Mit Hilfe Letzterer kann man sich auf den geforderten
Nachweis der zweiten Fremdsprache vorbereiten.
Die Studierenden können (freiwillig) gleich ab dem
3. Semester in das Mentoring-Programm aufgenommen
werden. Mentorinnen und Mentoren sollen auch aus dem
Kreis der Ehemaligen gewonnen werden. Einige haben
sich schon gemeldet, weitere sind sehr willkommen. Bei
Eintritt in die Bachelor-Stufe bewerben sich die Studierenden bei einer Mentorin oder bei einem Mentor nach
Wahl. Vorher erhalten die Studierenden Informationen
über die Art der Betreuung und die Anforderungen der
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Uni-Ranking:
Spitzenplatz für die Universität St.Gallen
In einem erstmals für Schweizer Universitäten erstellten Ranking hat die Universität St.Gallen Spitzennoten
für ihre Wirtschaftswissenschaftliche und Rechtswissenschaftliche Ausbildung bekommen. Die landesweit
besten Noten erhielt die Wirtschaftswissenschaftliche
Ausbildung an der Universität St.Gallen in Bezug auf
ihre «Attraktivität» für ausländische und ausserkantonale Studierende.
Damit konnte sich die Universität St.Gallen in Bezug
auf ihre Internationalität gegenüber allen anderen
Schweizer Universitäten als Spitzenreiter profilieren.
Die konkurrierenden Universitäten Freiburg, Lausanne,
Zürich, Genf, Basel, Neuenburg, Bern und die neue
Tessiner Universität, Svizzera Italiana, landeten auf den
Plätzen 2 bis 9. Das landesweit beste Ergebnis konnte
die Universität St.Gallen auch in Bezug auf die «Vorbereitung der Studierenden auf den Arbeitsmarkt» erringen. Ein herausragendes Ergebnis erzielte die Universität St.Gallen auch für ihre Rechtswissenschaftliche
Ausbildung, wo sie auf der landesweiten Ranking-Liste
auf Platz 1 rangiert. Ausschlaggebend für die Position
des Ranking-Siegers waren die Bewertungen der Kategorien «Betreuungssituation» und «Vorbereitung auf
den Arbeitsmarkt» sowie der Punktesieg in Bezug auf
die «Allgemeine Zufriedenheit der Studierenden».
Die Bewertungen stützen sich auf Daten des Bundesamtes für Statistik, administrative Quellen sowie auf
Umfrageergebnisse unter 1200 an den betroffenen
Universitäten immatrikulierten Studierenden. Die Ergebnisse der Untersuchung können über das Internetportal von SwissUp: www.swissup.com unter dem
Link «Ranking» abgerufen werden. Weitere Quelle:
«BILANZ», November 2001.
einzelnen Mentorinnen und Mentoren, die ihrerseits Vorstellungen und Wünsche der Studierenden kennen lernen. Nach dem ersten Gespräch im 3. Semester vereinbaren beide Seiten Etappen- und Entwicklungsziele, um
die tatsächlichen Fortschritte daran messen zu können.
Über Fortschritte und Schwierigkeiten jedes Semesters
geben Studienberichte Auskunft. Dieser Studienbericht
bildet die Grundlage für die persönlichen Gespräche
über Studium, studentische Aktivitäten und Berufsplanung. Treffen mit den anderen betreuten Studierenden
der jeweiligen Mentorin dienen dem Erfahrungsaustausch
zwischen den Studierenden der verschiedenen Semester.
Weitere Informationen unter www.studium.unisg.ch
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WÜRDIGUNG
Theologie als Lebensform
Auf Ende Sommersemester 2001 ist Pater Walther Gaemperle svd, katholischer Universitätsseelsorger,
in den Ruhestand getreten. Neu betreut er die Seelsorge am Wallfahrtsort Maria Dreibrunnen bei Wil SG.
Rektor Professor Dr. Peter Gomez würdigt sein Wirken.
Von Peter Gomez
W
alther Gaemperle,
am 8. Juli 1934 in
Zuzwil SG geboren, absolvierte nach seinem Eintritt in den Orden der Steyler Missionare Studien in
Philosophie und Theologie
an den ordenseigenen
Hochschulen in Bonn und
Wien und nach verschieWalther Gaemperle
denen Pastoraleinsätzen
weitere Studien in Germanistik, Deutscher Literatur und Kunstgeschichte an der
Universität Freiburg. Anschliessend war ein Einsatz als
Professor für Germanistik an der ordenseigenen Universität in Nagoya in Japan vorgesehen. Aufgrund
eines unerwarteten Ausfalls des Chefredaktors der
ordenseigenen Familienzeitschrift «Stadt Gottes» baten
die Ordensobern Walther Gaemperle im Jahr 1971, anstelle der Professur in Japan die Redaktion dieser Zeitschrift zu übernehmen. Während seiner Tätigkeit als
Chefredaktor war er zusätzlich immer wieder in der
Seelsorge und in der Erwachsenenbildung tätig. Auf
das Wintersemester 1982/1983 berief ihn Bischof Othmar Mäder zum Universitätsseelsorger an die HSG.
Seither wirkte er bis zum vergangenen Sommersemester mit grosser Ausstrahlung in der Studierendenseelsorge und als Lehrbeauftragter für öffentliche Vorlesungen in Theologie an unserer Universität.
Der Name des Ordens, dem Pater Walther Gaemperle angehört, societas verbi divini (Gesellschaft des
göttlichen Worts), ist gewissermassen zu seinem Lebensprogramm geworden. Sein leidenschaftliches
Bemühen, für das in der biblischen Botschaft überlieferte Wort Gottes eine zeitgemässe sprachliche Form
und eine lebenspraktisch verständliche Deutung zu finden, prägte Vorlesungen genauso wie Meditationen
und Gottesdienste. Sein Programm kann als eine sehr
kritische und dennoch respektvolle Weiterführung der
neuzeitlichen Aufklärung in der Theologie betrachtet
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werden. «Glaube vor Moral», und damit verbunden die
unbedingte Zusage der Hoffnung auf das Gelingen
der eigenen Lebensgeschichte eines jeden Menschen,
bildete die zentrale Maxime seiner wissenschaftlichen
Arbeit und seiner Verkündigung.
In diesem Sinne verkörpert Pater Walther Gaemperle
weit mehr als ein kritisches wissenschaftliches Gewissen
moderner Bibelexegese. Entscheidend ist die Kongruenz
seiner Theologie und seiner Ausstrahlung als Mensch.
Das reflektierende Gespräch mit Studierenden und Dozierenden, die Zugänglichkeit für Fragen und Kritik im
freundschaftlichen Dialog waren ihm ein zentrales Anliegen seiner Tätigkeit. In nächtelangen Gesprächen verstand es Walther Gaemperle nicht nur, den oft verschütteten Kern des Evangeliums frei zu legen, sondern als
humorvoller, leidenschaftlicher Mensch eine Hoffnung
und Zuversicht zu vermitteln, die vielen Studierenden
und Dozierenden einen neuen Zugang zum Glauben
und damit auch zur persönlichen Lebensgestaltung eröffnete. Walther Gaemperle hat damit im Bereich des Glaubens und der persönlichen Lebensbewältigung etwas ermöglicht und gefördert, das in allen anderen Disziplinen
unserer Universität genauso notwendig ist: eine sorgsame Heranführung der Menschen zu zukunftsoffenen,
verantwortungsbewussten «Reflective Practitioners». Für
diesen Dienst an den Menschen und an der Universität
danken wir Walther Gaemperle herzlich und wünschen
ihm alles Gute für die nächsten Lebensetappen.
Lic.theol. Thomas Reschke, bisher Diakon an der
Pfarrei Maria Königin des Friedens in Lüchingen, ist
neuer katholischer Studentenseelsorger und Lehrbeauftragter für Katholische Theologie an der Universität St.Gallen. Er trat im August 2001 sein Amt an.
Thomas Reschke ist 37-jährig und studierte nach dem
Abitur in seiner norddeutschen Heimatstadt Rendsburg an der Universität Münster Theologie, Germanistik, Philosophie und Pädagogik.
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WISSENSCHAFT UND PRAXIS
Von der Vernetzung von Unternehmen
zur Vernetzung von Dingen
ETHZ und Universität St.Gallen arbeiten neu gemeinsam mit dem MIT an den betriebswirtschaftlichen
Anwendungen des Ubiquitous Computing
Von Oliver Christ
... kommt es mir so vor, als sei das rasante Wachstum des WWW nur der Zündfunke einer viel gewaltigeren Explosion gewesen. Sie wird losbrechen, sobald die Dinge das Internet nutzen ...»
Neil Gershenfeld, MIT Media Lab.
«
Entwicklungspfad der Informatisierung
Miniaturisierung und Kostendegression
Die Unternehmen haben in den letzten 30 Jahren integrierte Geschäftsprozesse geschaffen und damit Kosten gesenkt. Ermöglicht haben diese Fortschritte einerseits die konsequente Prozessorientierung (Business
Process Engineering) und andererseits die EnterpriseResource-Planning-Systeme, wie z.B. R/3 von SAP. Auf
die Integration der innerbetrieblichen Prozesse folgt
nun die Koordination der zwischenbetrieblichen Pro-
zesse. Die Unternehmen erkennen, dass Geschäftsprozesse nicht an den Unternehmensgrenzen enden. Sie
interpretieren die Wirtschaft zunehmend als ein Netzwerk von Prozessen quer zu rechtlichen Unternehmensgrenzen. Neue überbetriebliche Prozesse und eine
neue technische und vor allem geschäftliche Infrastruktur sind im Entstehen. Sie basieren auf dem Internet, neuen Softwarelösungen und auf vielfältigen Serviceanbietern.
Doch schon zeichnet sich der nächste IT-getriebene
Innovationsschub am Organisations-Horizont ab. Der
Prozessorientierung (Business Process Engineering)
und der überbetrieblichen Vernetzung der Prozesse von
Unternehmen (e-Business) folgen nun die zumindest
teilweise Digitalisierung und die inner- bzw. überbetriebliche Vernetzung von Produkten und Produktionsmitteln. Noch muss jedes Produkt (wie z.B. Metallbau-
(4) Intelligente Dinge
(3) Intelligente Geräte
(2) PCs
Pervasiv / Ubiquitous Computing
(1) Mainframe
Zeit
Abbildung 1: Technische Entwicklungsphasen der Informationsverarbeitung
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WISSENSCHAFT UND PRAXIS
teile und Blutkonserven) und jedes Produktionsmittel
(wie z.B. Transport- und Lagerbehälter) in den meisten
Fertigungsstufen der gesamten Fertigungskette händisch via Scanner oder manueller Dateneingabe in der
IT-Welt abgebildet werden. Dieser Medienbruch ist ein
Hauptgrund für Fehllieferungen, Spätlieferungen, hohe
Durchlaufzeiten, Warenverluste, geringe Kapazitätsauslastungen etc.
Vision des Ubiquitous Computing
Ubiquitous Computing (UC), oft auch Pervasive Computing genannt, ist die Basistechnologie für den nächsten
Innovationsschub nach dem e-Business. Sie ermöglicht
«schlaue» Dinge wie z.B. intelligente Arzneimittel, Handelsware und Autoersatzteile, Transportbehälter und Laboreinrichtungen. Intelligente Dinge setzen sich aus
klassischen physischen Produkten (Atomen) und darin
integrierten und weitgehend unsichtbaren Minicomputern wie z.B. Sensoren, Sendern und Smart Labels mit
Daten und Software (Bits) zusammen. Sie sind ein logischer nächster Schritt in der Weiterentwicklung der Informationsverarbeitung (siehe Abbildung 1).
Schon seit einiger Zeit entwickeln Forschungszentren
aus dem IT-Bereich Anwendungen von intelligenten
Dingen – allerdings stark konzentriert auf Anwendungsbereiche, welche die Forscher von ihrem Privatoder Arbeitsleben her kennen. Sie automatisieren daher nahezu ausschliesslich Büros, Klassenzimmer und
Küchen. Die Folge sind intelligente Konsumgüter wie
Toaster oder Kühlschränke, die einen betriebswirtschaftlichen Nutzen nur schwer erkennen lassen und
zudem «Brave new world»-Ängste von Endkonsumenten schüren.
Viel interessanter scheinen Anwendungen in der
«Business-to-Business»-Welt zu sein. Visionen für solche
Anwendungen sind:
– Der Ring schreibt den Blutdruck und Puls seines
Trägers mit und kommuniziert im Notfall mit dem
Träger oder dem Hausarzt.
– Das Spitalbett zeichnet die tatsächliche Medikation seines Patienten auf, alarmiert bei falscher Medikation und führt die Abrechnung durch (...in
den USA sterben jährlich 40 000 Patienten an
falscher Medikation).
– Beim Rindfleisch lässt sich der gesamte Lebenszyklus zurückverfolgen – von der Erbsubstanz
über Zucht- und Schlachthof bis zum Einzelhandel.
– Vernetzte Preisschilder und Werbeflächen weisen in
Echtzeit auf neue Preise und Sonderangebote hin.
– Jedes wichtige Dokument einer Versicherung oder
Kanzlei meldet seinen Standort, wenn es gesucht
wird.
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Drahtloses Sensor-Modul auf Bluetooth-Basis, entwickelt
an der ETH Zürich.
– Das Regal bestellt schnell drehende Güter selbstständig nach und bestimmt den Preis der Produkte
aufgrund der Nachfrage, Verderblichkeit und Uhrzeit.
– Das Auto startet nur dann, wenn der Fahrer das
Lenkrad anfasst und er dabei automatisch korrekt
authentifiziert wird.
– Der Transportbehälter weiss jederzeit, mit welchen Inhalten er beladen ist, woher er kommt und
wann er wo sein muss. Tritt irgendeine Störung
ein, wird er beispielsweise in einer Werkshalle
vergessen, also länger nicht bewegt, so meldet er
sich automatisch beim Vorarbeiter.
– Das Autoersatzteil kann fälschungssicher und
lückenlos seine gesamte Lebensgeschichte wiedergeben – von der Produktion über Transport,
Lagerung und Einbau bis zur Entsorgung.
Betriebswirtschaftlicher Nutzen
vernetzter Dinge
Mit der Informationstechnologie des Ubiquitous
Computing können in den nächsten zwei bis fünf Jahren die meisten physischen Güter von «dummen Dingen» in «intelligente, aufmerksame Dinge» umgewandelt
werden: Jedes Produkt bzw. Produktionsmittel erhält
einen kleinen, kostengünstigen und leistungsstarken
Mikrochip und wird damit zum «Ding, das denkt». Dinge, die denken, können selbstständig Informationen aus
ihrer Umgebung aufnehmen (Temperatur, Lagerort),
verarbeiten (Temperatur zu hoch? Lagerort richtig?), versenden (Achtung, Temperatur wir bald zu hoch, hier bin
ich) und damit ohne menschliche Intervention und ohne Medienbruch untereinander und mit der IT-Welt (unternehmensinterne Systeme, Internet) kommunizieren.
Intelligente Dinge automatisieren die Dateneingabe.
Sie verhindern damit Medienbrüche und führen zu
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WISSENSCHAFT UND PRAXIS
vention automatisch mit den Rechnernetzwerken (oder
unter sich) kommunizieren.
Mit den heute in der Praxis eingesetzten Technologien
zur Vernetzung von physischen Ressourcen mit Informationssystemen wie z.B. der Dateneingabe von Hand über
die Tastatur, der Spracheingabe oder dem Scannen von
Barcodes ist dies noch nicht möglich. Aktuelle Entwicklungen im Bereich von passiven und aktiven Tags, die auf
der Radio-Frequency-Identification-(RFID-)Technologie
Aktive Tags
Passive Tags
Scannen von
Barcodes
Spracheingabe
Händische
Dateneingabe
neuen inner- und überbetrieblichen Prozessen. Ein
häufig genanntes Beispiel für einen Medienbruch ist die
mehrfache Erfassung eines Auftrags in unterschiedlichen betrieblichen Informationssystemen innerhalb
einer Wertschöpfungskette. Ein Medienbruch ist vergleichbar mit einem fehlenden Glied in einer Informationskette und ist Mitursache für Langsamkeit, Intransparenz, Fehleranfälligkeit etc. inner- und überbetrieblicher Prozesse.
Virtuelle Welt («Bits»)
• Inner- und überbetriebliche
Informationssysteme
(z.B. ERP)
• Lokale, regionale und globale
Kommunikationsnetzwerke
(z.B. Internet)
Lücke zwischen
physischer und
informatischer
Welt
–
Kosten der
Dateneingabe
Physische Welt («Atome»)
• Menschen
• Betriebsmittel
• Produkte
Menschliche Intervention
notwendig
Keine menschliche
Intervention notwendig
Jahr
Abbildung 2: Verschmelzung der physischen mit der virtuellen Welt
UC adressiert das zurzeit grösste Problem der Informationsverarbeitung: den Medienbruch bei der
Dateneingabe. Ihr Ziel ist es, die physische Welt (Menschen, Produkte, Betriebsmittel etc.) mit der Informationssystemwelt (z.B. ERP-, EC- und SCP-Systeme sowie
lokale, regionale und globale Informationsnetzwerke)
zeitnah und kostengünstig zu vernetzen und damit die
Lücke zwischen der physischen betrieblichen Realität
und ihrem informationstechnologischen Abbild zu
schliessen (vgl. Abbildung 2). Dies gelingt erst dann,
wenn es den Menschen als Mediator zwischen physischer und informatischer Welt nicht mehr braucht, d.h.
wenn physische Ressourcen ohne menschliche Inter-
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aufbauen, zeigen jedoch einen denkbaren Entwicklungspfad auf. Sie führen zu neuen Szenarien, in welchen Unternehmen ihr physisches Anlage- und Umlaufvermögen
(Dinge) animieren, d.h. mit Intelligenz ausstatten und diese intelligenten Dinge automatisch mit internen und externen Informationssystemen verknüpfen. UC ermöglicht
damit eine neue Qualität von zentral und dezentral gesteuerten Prozessen, die von der dynamischen Preisbildung für eine Milchtüte (nach der Differenz zwischen der
aktuellen Zeit und dem «Erntezeitpunkt», der Temperatur
in der Auslage und der Qualität der um den Verkauf konkurrierenden anderen Milchtüten) bis zur inner- und überbetrieblichen Logistik reichen.
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WISSENSCHAFT UND PRAXIS
Elgar Fleisch und Friedemann Mattern leiten das M-Lab.
Wie beim e-Business werden sich auch beim UC nur
jene Technologien und Szenarien durchsetzen, die
letztlich den Shareholder-Value steigern, d.h. den Wert
und Gewinn von Unternehmen nachhaltig erhöhen.
Intelligente Dinge vernetzen sich mobil über das Internet und ermöglichen neue Services und neue Kosten
sparende Geschäftsprozesse. Sie stiften Nutzen in den
Bereichen Quellennachweis, Fälschungssicherheit, 1:1Marketing, Mass Customizing, Wartung und Reparatur,
Diebstahl und Schwund, Rückrufaktion, Sicherheit und
Haftung, Überwachung, Entsorgung und Wiederverwertung und Data Capturing. Intelligente Dinge führen
damit zu neuen Supply-Chain-Management-, Product
Life-Cycle-Management- und Customer-RelationshipManagement-Prozessen.
Das M-Lab
Das M-Lab wurde Anfang 2001 von Prof. Dr. Elgar
Fleisch (HSG) und Prof. Dr. Friedemann Mattern (ETHZ)
erstmals skizziert und startete offiziell am 1. 7. 2001. Es
konzentriert sich auf die Identifikation und Gestaltung
effektiver betriebswirtschaftlicher Anwendungen intelligenter Dinge im Bereich B2B – von der Idee bis zum
Prototyp. Es konzentriert sich dabei auf die Branchen
Life Sciences, Retail, Automotive und Logistik.
Sein Ziel ist der Aufbau einer kritischen Masse an hoch
qualifizierten Forschern und Praktikern im Bereich Ubiquitous Computing, die sich auf dem internationalen
Parkett der Technik und der Anwendung bewegen und
kurz- bis mittelfristig Wettbewerbsvorteile erarbeiten.
Das M-Lab ist ein professionell geführtes Gemeinschaftsprojekt der HSG und der ETHZ. Im Kernteam
arbeiten heute sieben Unternehmen mit sechs Doktoranden, einem Projektleiter und drei Professoren
(Fleisch, Mattern und Österle) aus Informatik und Betriebswirtschaft über einen Zeitraum von zwei Jahren
an unternehmensspezifischen und generellen Prob-
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lemstellungen des Ubiquitous Computing. Partnerunternehmen des M-Lab sind Novartis, Paul Hartmann,
SAP, SAP SI, Swisscom, UBS und Volkswagen. Die Unternehmen bringen Mitarbeiter, Problemstellungen ihrer Branchen, und finanzielle Mittel ein und erarbeiten
gemeinsam mit dem Forscherteam Ideen, Lösungswege und Prototypen.
Das M-Lab ist für die Unternehmen ein sehr kosteneffizienter Weg, die innovative Kraft des Ubiquitous
Computing betriebswirtschaftlich als «Early Mover» zu
nutzen. Das M-Lab ist in der internationalen Wissenschaft und Wirtschaft verankert, hat lokale Präsenz,
arbeitet global mit den besten Instituten im Bereich
Ubiquitous Computing zusammen und kombiniert die
geschäftliche (HSG) und die technische (ETHZ) Sicht.
Seit November 2001 hat das M-Lab auch einen
Schreibtisch im Auto-ID-Center des MIT in Cambridge,
Massachusetts. Dort arbeitet das M-Lab-Team eng mit
den Forschern des MIT (Research Director ist Prof. Sanjay Sarma) an Fragen der Wirtschaftlichkeitsrechnung
(auf Neudeutsch Business Case) und des Informationsmanagements (im Bereich der Phyiscal Markup
Language) zusammen. Diese Ergebnisse kommen sowohl den Partnern des Auto-ID-Centers wie jenen des
M-Lab zugute.
M-Lab-Community
Wenn der Forschritt der ehrgeizig geplanten Projektes es erlaubt, dann sollen einige Ergebnisse des M-Lab
ab Oktober 2002 einer breiteren Masse von Unternehmen zugänglich gemacht werden. Das Preisgefüge dieses M-Lab-Community-Services soll so gestaltet sein,
dass auch kleine und mittelgrosse Betriebe vom entstehenden Know-how am M-Lab profitieren können. Unternehmen können schon heute über www.m-lab.ch
ihr Interesse anmelden.
M-Lab-Kontaktadresse: Oliver Christ (Projektleiter), Telefon +41 71 224 2420, Fax +41 71 224 2777,
E-Mail: [email protected], www.m-lab.ch.
IT-basierte Spinn-offs aus dem IWI-HSG:
IMG AG, St.Gallen, www.img.ch, basierend auf
der Innovation «Business Process Redesign auf Basis
integrierter ERP-Systeme»
Namics AG (vormals Delta), www.namics.com,
basierend auf der Innovation des Internets
Intellion AG, www.intellion.com, basierend auf
der Innovation des Ubiquitous Computing
11
WISSENSCHAFT UND PRAXIS
Unternehmerisches Nachhaltigkeitsmanagement
Nachhaltigkeit bzw. «Sustainability» ist seit dem Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro ein grosses politisches
Projekt auf internationaler und nationaler Ebene. Es ist mittlerweile aber auch zu einem wirtschaftlichen Projekt geworden, welches Unternehmen und Märkte beeinflusst. Ganz unterschiedliche Nachhaltigkeitstreiber sorgen dafür, dass dieses Thema in den Unternehmen eine deutlich zunehmende
Aufmerksamkeit findet.
Von Thomas Dyllick*
ie Treiber reichen von der Herausforderung der Nachhaltigkeitsprobleme selber über politische
Programme, öffentlichen Druck, Forderungen von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) bis zu den Auswirkungen technischer Problemlösungen
auf dem Markt, dem Einfluss nachhaltiger Kapitalanlagen und ergrünender
Kapitalmärkte sowie Konkurrenzaktivitäten. Hieraus ergeben sich für Unternehmen einerseits Nachhaltigkeitsrisiken, andererseits Nachhaltigkeitschancen. Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen macht zudem deutlich,
dass Nachhaltigkeit auf dem besten
Wege ist, zu einem Managementprojekt zu werden. So sind neben Umweltmanagementsystemen (ISO-14 000erFamilie, EMAS) soziale Managementsysteme getreten (SA 8000, AA 1000),
und im Schosse der British Standards
Institution wird derzeit mit dem SIGMA-Projekt (Sustainability: Integrated
D
Guidelines for Management) eine neue
Norm für Nachhaltigkeitsmanagementsysteme entwickelt.
Prinzipien eines
Nachhaltigkeitsmanagements
Worum geht es, wenn wir von nachhaltigem Wirtschaften oder von Nachhaltigkeitsmanagement sprechen? Drei
Prinzipien spielen hier eine Rolle. Es
geht zum Ersten darum, vom Einkommen zu leben, nicht vom Kapital.
Während dieses «Prinzip der Kapitalerhaltung» im wirtschaftlichen Bereich
schon immer ein gleichermassen erfolgreiches wie auch verantwortungsvolles Wirtschaften gekennzeichnet
hat, ist seine Anwendung auf das ökologische und soziale Kapital alles andere als selbstverständlich.
Zum Zweiten geht es darum, kurzund langfristige Aspekte zu integrie-
ren. Dieses «Prinzip der Dauerhaftigkeit» verlangt, wirtschaftliche Entwicklungen in zeitlicher Perspektive so auszurichten, dass sie auf Dauer aufrechterhalten werden können. Von einer für
das Nachhaltigkeitsziel grundsätzlich
problematischen Bedeutung ist dabei
die finanzwirtschaftliche Praxis einer
Abdiskontierung zukünftiger Erfolge
auf die Gegenwart, wonach gleich
grosse Erträge geringer zu bewerten
sind, wenn sie erst in der Zukunft eintreten.
Zum Dritten geht es schliesslich darum, ökonomische, ökologische und
soziale Aspekte in die Entscheide und
Massnahmen integriert zu betrachten.
Dies impliziert ein dreidimensionales
Erfolgskonzept, somit eine dreidimensionale Wertschöpfung («triple bottom
line»). Dahinter steht eine sehr viel
breitere Konzeption von «Kapital», die
im Rahmen des wirtschaftlichen Kapitals neben dem Finanzkapital auch
Das Institut für Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-HSG) an der Universität St.Gallen unterstützt durch vielfältige Aktivitäten
die Integration ökologischer Aspekte in die Wirtschaftspraxis. Eine wichtige Plattform für die Diskussion aktueller
Forschungsergebnisse ist das St.Galler Umweltmanagement Forum, das im November 2001 zum dritten Mal stattfand.
Der Themenschwerpunkt 2001 war «Unternehmerische Nachhaltigkeit – Auf dem Weg zu einem Sustainability
Controlling». Vorgestellt wurden dabei u.a. die Konzeption einer «Sustainability Balanced Scorecard», aktuelle
Tendenzen in der unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung und das Bewertungskonzept für den «Dow Jones
Sustainability Index». Ziel des eintägigen Forums ist die Förderung der Kommunikation zwischen Teilnehmenden
und Referenten sowie zwischen Wissenschaft und Praxis. So werden vormittags in konzentrierter Form Schlüsselinformationen durch ausgewiesene Experten aus Forschung und Praxis vermittelt. Dabei wird ein Drittel der Zeit für
den Dialog mit den Teilnehmenden reserviert. Am Nachmittag werden dann die Erfahrungen der Teilnehmenden
systematisch in Workshops eingebunden. Die Ergebnisse der Tagung werden im Internet dokumentiert
(www.iwoe.unisg.ch/forum2001). Der intensive Austausch mit Unternehmen auf dem Forum hat dem IWÖ-HSG neben
einem hervorragenden Ruf als praxisnaher Konferenzveranstalter wichtige Anstösse für die Initiierung neuer Forschungsprojekte gebracht.
12
1/2002
WISSENSCHAFT UND PRAXIS
Realkapital und intellektuelles Kapital
umfasst, darüber hinaus aber auch
natürliches Kapital, womit natürliche
Ressourcen und Ökosystemdienstleistungen gemeint sind, sowie soziales
Kapital, welches Humankapital, aber
auch gesellschaftliches Kapital (z.B.
Beziehungen zu den Sozialpartnern)
umfasst.
Der Nutzen nachhaltiger
Unternehmensleistungen
Nachhaltige Unternehmensleistungen sind Marktleistungen, die ökonomische, ökologische und soziale
Aspekte im Sinne des dreidimensionalen Erfolgskonzeptes integrieren. Die
Frage des wirtschaftlichen Nutzens
nachhaltiger Unternehmensleistungen
dürfte für eine weitere Verbreitung
nachhaltiger Unternehmensstrategien
von zentraler Bedeutung sein. Fünf
Nutzendimensionen lassen sich unterscheiden:
1. Verminderung bzw. Beherrschung
von Risiken: Nachhaltigkeitsprobleme,
z.B. in den Bereichen Klimaschutz,
Mobilität, Armut, Gentechnologie oder
Biodiversität, verlangen nach Lösungen. Solche werden auf politischem
Weg, durch den Druck von NGOs und
durch Marktkräfte bewirkt. Hieraus ergeben sich Risiken für die betroffenen
Branchen und Unternehmen, die sich
in Form von Handlungsrisiken (z.B.
Verhinderung von Freisetzungsversuchen mit gentechnisch veränderten
Pflanzen), Finanzrisiken (z.B. Haftungs- und Kreditrisiken) oder Reputationsrisiken (z.B. Boykottmassnahmen) manifestieren. Nachhaltigkeitsmanagement ist diesbezüglich als Strategie einer aktiven Verminderung und
Beherrschung solcher Unternehmensrisiken zu sehen.
2. Verbesserung von Image, Reputation und Glaubwürdigkeit: Nachhaltigkeitsstrategien können einerseits als
aktive oder auch antizipative Massnahmen im Hinblick auf den Schutz vor
möglichen Risiken angesehen werden
(Sicherung von Glaubwürdigkeitspotenzialen z.B. im Falle von Chemieunternehmen oder Mobilfunkanbietern), sie stellen andererseits aber auch
– unabhängig von drohenden Risiken
1/2002
– eine Möglichkeit zum Aufbau positiver Image- oder Reputationspotenziale
dar. Angesichts der hohen Bedeutung
immaterieller Faktoren für die Börsenbewertung spielt hier ein gezieltes Reputationsmanagement eine besondere
Rolle.
3. Verbesserung von Produktivität
bzw. Effizienz: Insbesondere im Ökologiebereich haben sich Strategien
der gezielten Verbesserung der ÖkoEffizienz fest etabliert, weil sie vielfältige Verbesserungen der Produktivität
ermöglichen. Aber auch im Sozialbereich finden sich Ansatzpunkte für eine
Stärkung der Motivation und Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern und Partnern
durch eine explizite Einbeziehung sozialer Anliegen in die Entscheidungsverfahren (z.B. Flexibilisierung der
Arbeitsbeziehungen, Berücksichtigung
der Anliegen von Anwohnern und Betroffenen bei der Ansiedlung oder
auch Finanzierung neuer Anlagen).
4. Differenzierung im Markt: Eine
bewusste Ausrichtung der Produkte
und Leistungen an Kriterien der Nachhaltigkeit eröffnet Differenzierungsmöglichkeiten im ökologischen und
sozialen Bereich. Ökologische oder soziale Produktdifferenzierungen finden
sich heute in vielen Märkten (z.B. BioLebensmittel, Niedrigenergiehäuser,
Fair Trade Produkte, Kosmetika ohne
Tierversuche etc.). Sie stellen eine interessante Möglichkeit zur Differenzierung des eigenen Leistungsangebots
dar, indem Kunden ein Mehrwert
im Nachhaltigkeitsbereich verschafft
wird.
5. Innovationschancen durch nachhaltige Marktentwicklungen: Sehr viel
grundlegenderer Natur sind Marktentwicklungen, welche aufgrund des
Drucks von Nachhaltigkeitsproblemen
zu breitflächigen Transformationen
ganzer Bedürfnisfelder oder Märkte
führen. Zu denken ist hierbei an neue
Formen und Technologien in den Bereichen Energiegewinnung, Bauen
und Wohnen, Kommunikation, Transport und Verkehr, Lebensmittel und
Ernährung, Pharmazeutika sowie Ressourcenproduktiviät und -management.
Die fünf Nutzendimensionen zeigen,
wie nachhaltige Unternehmensleistungen über den Nutzen für das Unternehmen hinaus gleichzeitig einen Mehrwert für Kunden und gesellschaftliche
Anspruchsgruppen schaffen.
* Professor für Umweltmanagement,
Direktor des Instituts für Wirtschaft und
Ökologie und Vorstand der Betriebswirtschaftlichen Abteilung, Universität
St.Gallen
10. Ehemaligen-Forum
Freitag, 7. Juni 2002,Weiterbildungszentrum HSG
Management der Ungewissheit
die Herausforderung der Zukunft
Neue und unberechenbare Risiken in Wirtschaft und Gesellschaft fordern
ein Management der Ungewissheit. Dieses Forum ergründet Ursachen und
Konsequenzen der zunehmenden Unsicherheiten und versucht, aus unterschiedlichen Perspektiven Lösungen zur Bewältigung dieser Unsicherheiten
aufzuzeigen und zu diskutieren.
Das ausführliche Programm liegt dieser «alma» bei.
Weitere Informationen unter www.wbs.unisg.ch.
13
I N T E RV I E W
Studierende sollen sich vermehrt
mit Lateinamerika beschäftigen
Seit einigen Jahren existiert an der Universität St.Gallen ein Fonds für Lateinamerika-Studien. Er soll
Anreize dafür schaffen, dass sich akademischer Nachwuchs professionell mit Lateinamerika beschäftigt.
Ein Interview mit Professor Dr. Jean-Max Baumer und Dr. Alfred Signer, Absolvent der HSG und seit
kurzem Präsident des Fonds.
lma Herr Professor Baumer, Sie und Dr. Alfred Signer gehören zu den Verantwortlichen für den
Fonds der Universität St.Gallen für Lateinamerika-Studien. Was ist der Zweck dieses Fonds?
A
Baumer Der Hauptzweck des Fonds besteht im
Schaffen von Anreizen, damit sich akademischer
Nachwuchs in der Schweiz professionell mit Lateinamerika beschäftigt. Wirtschaft und Staat brauchen
Universitätsabsolventinnen und -absolventen, die mit
Lateinamerika vertraut sind. Dabei genügt es nach
unseren Erfahrungen nicht, dass unsere Hauptzielgruppe, die Studierenden, Spanisch oder Portugiesisch spricht oder sprechen lernt. Vielmehr ist es das
zentrale Anliegen des Fonds und seiner Sponsoren,
dass an den Schweizer Universitäten im Allgemeinen
und an der Universität St.Gallen im Besonderen das
Interesse wach bleibt, sich mit den sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Bedingungen in Lateinamerika fundiert auseinander zu setzen. Die Schweizer Wirtschaft und Verwaltung braucht mit Lateinamerika vertraute Absolventen und Absolventinnen,
die mehr als nur gerade Buenos dias oder Bom dia
sagen können.
Fr. 10 000.– Preisgeld. Auch Dissertationen anderer
Schweizer Universitäten qualifizieren sich für den Lateinamerika-Preis. Diplomarbeiten mit Note 5,5 erhalten
Fr. 2000.–, mit Note 6,0 Fr. 3000.– Preisgeld. Die Auszeichnung von Diplomarbeiten beschränkt sich auf die
Universität St.Gallen. Nebst den erforderlichen Noten
gibt es vier Prämierungsbedingungen: Lateinamerika
muss der zentrale Forschungsgegenstand sein; das Thema muss aus einer an der Universität St.Gallen gelehrten Disziplin stammen; die Forschungsarbeit muss mit
den liberalen Überzeugungen der Sponsoren vereinbar
sein, und schliesslich muss das Werk von Respekt für
lateinamerikanische Geschichte und Kultur getragen
sein.
alma Hat die Schweizer Wirtschaft an jeder Univer-
sität einen derartigen Fonds etabliert?
gungen unterliegen sie?
Signer Einen derartigen Fonds gibt es aus vielen historischen Gründen nur an der Universität St.Gallen. Die
Vertreter der Sponsoren aus der Schweizer Wirtschaft
und der Universität St.Gallen sind indessen anlässlich
der letzten Reglementsrevision des Fonds zur Auffassung gekommen, dass der Fonds grundsätzlich gute
Abschlussarbeiten zum Thema Lateinamerika aller
Schweizer Universitäten prämieren sollte. Überlegungen zur Praktikabilität haben uns allerdings zur Einsicht
gezwungen, dass wir das administrativ nur schaffen
können, wenn wir uns bei der Prämierung von Arbeiten aller Schweizer Universitäten auf Dissertationen beschränken.
Diplomarbeiten zu Lateinamerika-Themen müssen
somit zwingend an der HSG geschrieben werden, wenn
eine Auszeichnung durch den Lateinamerika-Fonds anstrebt wird.
Preise für an der HSG oder an anderen Schweizer
Universitäten geschriebene und vom Beirat prämierte
Arbeiten werden jährlich am Dies Academicus der Universität St.Gallen vom Rektor überreicht.
Baumer Die Preise richten sich nach den Noten; Dissertationen mit Note 5,5 erhalten Fr. 6000.–, mit Note 6,0
alma Wieso gibt es einen Fonds für LateinamerikaStudien nur an der Universität St.Gallen?
alma Herr Signer, bestimmt unterstützt der Fonds Studienprojekte in Lateinamerikanistik, die von Studierenden und Forschenden an Universitäten eingereicht
werden?
Signer Leider nein; der Fonds ist aus finanziellen
Gründen ausser Stande, Forschungsarbeiten an sich zu
finanzieren. Stattdessen werden abgeschlossene und
besonders gut gelungene Forschungsarbeiten in Form
von Dissertationen und Diplomarbeiten mit Preisen
ausgezeichnet.
alma Wie sehen diese Preise aus und welchen Bedin-
1/2002
15
I N T E RV I E W
Baumer Die historischen Gründe sind vielfältig. 1961
wurde an der HSG ein Lateinamerika-Institut gegründet, als dieser Subkontinent noch wenig bekannt war,
aber infolge schwerer politischer Unsicherheiten in
Asien (China, Korea, Indochina) als wichtiger Teil der
westlichen Hemisphäre ins Bewusstsein rückte. Die
meisten nordamerikanischen und europäischen Lateinamerika-Institute wurden in dieser Zeit ins Leben
gerufen. Vor allem die Wirtschaft hatte an ihnen ein
grosses Interesse und förderte sie grosszügig.
Das Institut an der HSG existierte bis 1992; die
Schliessung erfolgte aus zwei Hauptgründen: finanziellen sowie lehr- und forschungsbezogenen.
Wie alle HSG-Institute musste auch das Lateinamerika-Institut finanziell selbsttragend sein; aber im Unterschied zu allen anderen Instituten wies es keine disziplinäre, sondern eine geografische Orientierung auf.
Ein winziger Assistentenstab war aber durch vielfältige Anfragen auch ausserhalb der HSG-Studiengebiete
überfordert. Auch die strenge Fokussierung auf rein
wirtschaftliche Abklärungen erwies sich als immer
schwieriger, da die Privatwirtschaft inzwischen in ganz
Lateinamerika breit etabliert war. Ausserdem hätte
man ja vor allem wissenschaftliche Fragen erforschen
müssen, die wiederum die Praxis begreiflicherweise
nicht unmittelbar interessieren. Die Verschuldungskrise Lateinamerikas in den Achtzigerjahren reduzierte
dann das Interesse vieler Förderer und erschwerte zusätzlich die Situation.
Der zweite Hauptgrund war die fehlende Synergie
zwischen meinem Hauptberuf in Volkswirtschaftslehre
und dem Spezifikum Lateinamerika. Ich zog am Strick
in zwei ganz verschiedene Richtungen, denn es gab
keine Vorlesungen über Lateinamerika. Während meine Kollegen neue Lehrbücher über Volkswirtschaftslehre studierten, rannte ich dem Auftragsgeld für Studien nach, die für meine Lehrveranstaltungen praktisch
nicht verwertbar waren. Es war eine berufliche Zerreissprobe. Ich musste mich schliesslich – nach 21 Jahren – für meinen Hauptberuf entscheiden.
So kamen die Förderer und die HSG überein, das Institut zu schliessen. Entlassungen gab es nicht, denn die
Belegschaft bestand schon seit vielen Jahren aus meinen HSG-Assistenten, die für das Institut statt für meine Professur arbeiteten.
Je hälftig aus den noch verbliebenen Reserven des
Instituts und seiner Förderungsgesellschaft sowie aus
dem Kapital des «Armin Bollinger-Stipendienfonds an
der HSG» wurde der Fonds gegründet, um damit eine
Lateinamerika-Orientierung der HSG in anderer Form
zu erhalten.
alma Ganz praktisch: Wie kommt jemand, der eine
mit 5,5 oder 6 oder gleichwertig benotete Dissertation
16
Dr. Alfred Signer und Professor Dr. Jean-Max Baumer.
anderswo als in St.Gallen geschrieben hat, zu einer
Preisentscheidung des Beirats des Fonds und hoffentlich zu seinem verdienten Preis?
Signer Kandidaten mit formal beschlossener Doktoratsnote senden bis spätestens am 15. Dezember ihren
Lebenslauf, ein die Note bestätigendes Empfehlungsschreiben ihres Referenten sowie ein Exemplar der Arbeit an das Rektorat der Universität St.Gallen. Der Beirat prüft die Arbeit und die Universität unterrichtet den
Kandidaten über das Ergebnis.
alma Herr Baumer, Sie haben vorher gesagt, dass ei-
ne zu prämierende Arbeit mit den liberalen Überzeugungen der Sponsoren des Fonds vereinbar sein müsse.
Öffnet das dem Beirat nicht Tür und Tor für konservative Beurteilungen? Kritische Arbeiten, zum Beispiel solche, welche der heutigen Globalisierung nicht das Wort
reden, könnten doch so aus Abschied und Traktandum
fallen, selbst wenn sie fundiert sind und die formalen
Notenvoraussetzungen erreicht haben.
Baumer Das sehe ich mit Blick auf die internen Prämierungsrichtlinien des Fonds und bei der derzeitigen
Zusammensetzung des Beirats keineswegs so. Zwar
muss eine zu prämierende Arbeit den liberalen Einstellungen der Sponsoren auf der Grundlage einer freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung entsprechen. Das schliesst indessen kritische Arbeiten
keineswegs aus. Die Förderung eines verantwortungsvollen privaten Wirtschaftssektors ist ein weiteres entscheidungleitendes Kriterium des Beirats, und da liegt
in der Welt und in Lateinamerika eben vieles im Argen.
Zum Beispiel ist der Beirat des Lateinamerika-Fonds besorgt darüber, dass es sehr viele konkrete Hindernisse
gibt, die den Trickle-down der Vorteile der globalisierten Weltwirtschaft auf die Armen Lateinamerikas konkret behindern. Das gibt bestimmt sehr viel Raum für
gute kritische Arbeiten, die wir prämieren wollen. An-
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I N T E RV I E W
derseits stehen wir aber auch dazu, dass der Beirat keine Arbeit belohnen wird, welche grundsätzlich dem
Credo freiheitsbeschränkender Konzepte verpflichtet
ist.
Signer Die internen Preiskriterien sehen auch vor,
dass eine Arbeit der Fairness gegenüber und dem Respekt vor Lateinamerika verpflichtet sein muss. Eine zu
prämierende Arbeit muss die oft schwierigen politischen und wirtschaftlichen Probleme in Lateinamerika
angemessen differenziert beurteilen. Der landeseigenen Geschichte und Kultur ist Rechnung zu tragen. Der
Beirat will keine Arbeiten prämieren, die aus globaler
oder europäischer Warte belehren, pauschalisieren
oder gar verunglimpfen. Konservative Sprüche ohne
Substanz, wie gut benotet auch immer, werden uns
nicht zu Prämierungen verleiten. Wir wollen die Fettnäpfe rechts und links unseres Weges vermeiden.
alma Sie beide, die «guten Willens» sind, haben also
im Beirat des Lateinamerika-Fonds das Sagen?
Signer (lacht) Das haben wir, in den Grenzen der Reg-
lementsbestimmungen und der internen Richtlinien,
aber keineswegs alleine: Der Beirat besteht aus mindestens fünf vom Senat gewählten Mitgliedern, wovon
zwei Professoren an der Universität St.Gallen sein müssen. Die Meriten von Professor Baumer und seine aufgeschlossenen Bemühungen um Lateinamerika sind allen Absolventen in St.Gallen präsent. Es ist insbesondere sein persönliches Verdienst, dass in St.Gallen immer noch mehr Arbeiten zu lateinamerikanischen
Themen geschrieben werden als an jeder anderen
Schweizer Uni.
Baumer Alfred Signer, 1973 Absolvent der HSG, ist
kürzlich zum Präsidenten dieses Fonds gewählt worden. Das Reglement des von der Privatwirtschaft und
von privaten Gönnern gesponserten Fondsvermögens
verlangt, dass ein Vertreter der Schweizer Wirtschaft
den Präsidenten des Fonds stellt. Dr. Signer arbeitet im
Länderrisikomanagement der UBS AG in Zürich, einem
der Sponsoren des Fonds. Seine praktischen Lateinamerika-Erfahrungen hat er sich von 1979 bis 1984 in
Brasilien beim Nutzfahrzeugbauer Mercedes Benz do
Brasil in São Paulo geholt.
trumente haben, die auf die Mittelklasse der Studenten
mit Interesse an Lateinamerika zielen?
Signer Einerseits hoffen wir natürlich, dass sich mehr
Absolventen mit Lateinamerika befassen, wenn es etwas zu gewinnen gibt. Aber ganz klar, jeder Hochschulstudierende, der sich mit Lateinamerika befasst,
liegt auf der Zielkurve des Fonds, auch jene, die keine
Preise erhalten. Die Frage, wie man das Interesse an Lateinamerika allen Studierenden näher bringen soll, ist
deshalb in der Tat berechtigt. Der Beirat wird sich intensiv mit diesem Problemkreis befassen müssen.
Früher war es einer der Schwerpunkte der Lateinamerika-Förderung an der Hochschule St.Gallen, das Lateinamerika-Institut oder die HSG-Bibliothek mit wissenschaftlichen Werken zu bestücken helfen, die sich
besonders mit Lateinamerika befassen. Im Zuge der zu
erwartenden elektronischen Vernetzung von Universitätsbibliotheken und des elektronischen Zuganges zu
Fachbibliotheken sehen wir keinen Sinn mehr darin,
den physischen Aufbau von Bibliotheken mit lateinamerikanischer Fachliteratur zu fördern.
Aus diesem und aus anderen Gründen suchen wir
Förderungsalternativen, um alle Studierenden an der
HSG und in der Schweiz vermehrt an Lateinamerika zu
interessieren. Unter anderem wäre es denkbar, dass der
Fonds eine eigene Website aufbaut, um dort Links zu
möglichst vielen lateinamerikanischen Tages- und Wochenzeitungen sowie zu wirtschaftlichen, zu sozialwissenschaftlichen und zu rechtlichen Publikationen in
und über Lateinamerika anzubieten. Neben dieser Idee
wird der Beirat noch viele andere Alternativen suchen
und prüfen wollen.
Baumer Gerne packen wir die Gelegenheit beim
Schopf, um alle HSG-Studierenden, Absolventen und
Mitglieder des Lehrkörpers einzuladen, uns ihre Ideen
zu unterbreiten, wie die Mehrheit der Studierenden an
der HSG und an Schweizer Universitäten wirkungsvoll
dazu gebracht werden kann, sich grundsätzlich und im
Rahmen der an der Universität St.Gallen gelehrten Disziplinen vertieft mit Lateinamerika zu befassen.
alma Zurück zum Zweck des Lateinamerika-Fonds,
der Förderung von Universitätsabsolventen und -absolventinnen mit vertiefter Lateinamerika-Erfahrung. Der
Fonds möchte dies auf dem Weg der Ausrichtung von
Preisen für gute Dissertationen und HSG-Diplomarbeiten zu Lateinamerika-Themen erreichen. Ist das nicht
etwas elitär? Müsste der Fonds nicht auch andere Ins-
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E H E M A L I G E I M P O RT R Ä T
Der Stoff, aus dem die Träume sind
«Für die meisten Kunden haben wir nur einen einzigen Stoff: den idealen.» Mit diesem Credo hat das
Textilunternehmen Création Baumann auch heute noch Erfolg. An der Bern-Zürich-Strasse in Langenthal ist das Darben der Textilindustrie kein Thema. Dem Betrieb geht es gut, die Arbeitnehmenden
sind zufrieden. Philippe Baumann, Absolvent der Universität St.Gallen und Geschäftsführer, hat im
vergangenen Jahr die Führung der Geschäftsleitung übernommen.
Von Reto Pfändler
ie heutigen Beziehungen von Philippe Baumann zur
Universität haben eher exemplarischen Charakter.
Sein Unternehmen diene Marketingstudentinnen und -studenten als Fallbeispiel, erzählt er. Gleichzeitig ist HSGProfessor Christian Belz Mitglied des Verwaltungsrates der
Création Baumann AG. Sonstige Beziehungen zur HSG
pflegt der erfolgreiche Textilunternehmer keine mehr.
D
Besondere Studienkollegin
Trotzdem denkt Philippe Baumann gerne an seine
Zeit in St.Gallen zurück. Ein Grund, weshalb er die HSG
für sein Studium wählte, war die Distanz zum Eltern-
haus in Langenthal. «Ich wollte selbstständig sein», sagt
Philippe Baumann. Und das wäre mit einem Studium
an der Universität Bern nicht möglich gewesen. Denn
als Langenthaler wohnt man während der Studienzeit
in der Kantons- und Bundeshauptstadt zu Hause. Zudem besuchten gute Freunde die HSG, deren guter Ruf
auch im «Bernbiet» bekannt ist.
In St.Gallen angekommen, präsentierte sich vor allem
der Anfang des Studiums als sehr anspruchsvoll und
herausfordernd. Als Negativpunkt führt Philippe Baumann denn auch nur den Prüfungsstress an. Gerne erinnere er sich an die vielen Freunde, den Sport, die Zeit
für die Kultur und an eine ganz besondere Studienkollegin. Ihr Name ist Prisca Inderbitzin, und sie wurde die
Philippe Baumann führt die Création Baumann in
vierter Generation.
(Foto: pd)
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E H E M A L I G E I M P O RT R Ä T
Ehefrau des ehemaligen Studenten aus Langenthal. Mittlerweile sind sie Eltern von zwei Söhnen, Lorenz ist drei
und Alexander zwei Jahre alt. So scheint der Fortbestand
des Familienunternehmens Création Baumann auch für
die fünfte Generation gesichert.
Seit bald zwei Jahren führt Philippe Baumann in
vierter Generation das Langenthaler Textilunternehmen. Sein Vater Jörg Baumann übergab die operative
Führung seinem Sohn und blieb selber Präsident des
Verwaltungsrates. In den nächsten Jahren wolle er den
Generationswechsel erfolgreich abschliessen, nennt
Philippe Baumann als nächstes Ziel. Wichtig sei ihm
aber auch, die Arbeit so zu organisieren, dass genügend
Zeit für die Familie bleibe.
Ziel erreicht
Einmal den Betrieb zu übernehmen, sei für ihn schon
klar gewesen, als er sich für das Studium an der HSG
entschieden habe, erinnert er sich. Gleichzeitig war es
Philippe Baumann wichtig, nach dem Studium mehrere Jahre Berufserfahrung in anderen Branchen und Firmen zu sammeln. So war er während zwei Jahren bei
der Ascom als Lizenzverantwortlicher eines Verschlüsselungssystems tätig. Zu seinem praktischen «Rucksack»
gehören aber auch Tätigkeiten in Italien bei Adia International, in den USA bei Donghia Fabrics und in
Genf bei ATAG Ernst&Young.
Zeitgleich mit der Übernahme der Geschäftsführung
durch ein Mitglied der vierten Generation überstieg der
Umsatz von Création Baumann erstmals die 70-Millionen-Franken-Grenze. Philippe Baumann ist der Patron
von rund 200 Beschäftigten in der Schweiz und weiteren 56 Angestellten im Ausland. Mehr als drei Viertel aller Produkte aus Langenthal gelangen in den Export.
Dieser Exportanteil wurde über Jahrzehnte erarbeitet.
Begonnen hatte damit der Grossvater von Philippe Baumann zusammen mit seinem Bruder in den Dreissigerjahren. Jörg Baumann, sein Vater, trat 1962 ins Unternehmen ein und übernahm 1976 die Leitung. Zu Beginn der Sechzigerjahre belief sich der Umsatz gerade
auf 4,5 Millionen Franken – nicht einmal die Hälfte davon wurde im Export erwirtschaftet.
Vor rund 22 Jahren wurde Création Baumann konsequent und weltweit als Markenname eingeführt. Mit Erfolg, denn schon 1985 erreichte der Umsatz erstmals die
Grenze von 40 Millionen Franken.
Bekannte Objekte
Die Chance, mit einem Produkt aus Langenthal in
Kontakt zu kommen, besteht bei einer ganzen Reihe
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Création Baumann steht für hochwertige Vorhangund Dekorationsstoffe.
(Foto pd)
von bekannten Objekten auf der ganzen Welt. Textilien
von Création Baumann wurden jüngst beispielsweise im
Pariser Hotel Ritz Carlton, im Tokioter Imperial Hotel,
in der Schweizer Botschaft in Berlin, im Madrider Finanzministerium, bei der Swiss Re in Zürich, im Louvre
in Paris und im Schauspielhaus in Zürich eingesetzt.
Im Gegensatz zu vielen schweizerischen Textilunternehmen kann sich Création Baumann auf dem
Markt behaupten. Erfolgreich hat sich das Unternehmen als Anbieter von hochwertigen Vorhang- und Dekorationsstoffen positioniert. Diese Position zu halten
und auszubauen, hat sich Philippe Baumann zum Ziel
gesetzt. Das Rüstzeug dazu hat er sich sicherlich auch
an der Universität St.Gallen geholt. «Unternehmensführung hat viel mit Erfahrung zu tun», ist er jedoch
überzeugt. Deshalb plädiert er dafür, das betriebswirtschaftliche Studium mit Berufserfahrung zu verbinden.
Erst dann ergäben sich nachhaltige Resultate, sagt er. An
der HSG habe er vor allem gelernt, gewissenhaft und
hartnäckig auf ein Ziel hinzuarbeiten.
Die Idee der sinnvollen Verbindung von Studium
und Praxis setzte Baumann während des Studiums zusammen mit drei Freunden in der studentischen Arbeits-
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vermittlungsstelle «Publink» um. Während drei Jahren
vermittelte Publink Teilzeitstellen und Praktika. Studentenschaft wie auch Firmen hätten diese Dienstleistung
sehr geschätzt, erinnert er sich.
Kultur und Stakeholder
Im Gespräch mit Philippe Baumann wird seine enge
Verbindung zu Langenthal und zum Unternehmen immer wieder deutlich. In Langenthal ist er aufgewachsen,
und hier hat er auch die Primar- und Sekundarschule
besucht. Danach folgte das freie Gymnasium in Bern.
In seiner Freizeit spielt Baumann Tennis oder widmet
sich kulturellen Aktivitäten. Er ist im Vorstand des
Kunsthauses Langenthal und im Verwaltungsrat des
Design Centers. Zusammen mit seiner Frau ist er auch
Mitglied eines Literaturclubs. Am liebsten liest Philippe
Baumann Prosa mit lebensphilosophischem Hinter-
grund. Als Beispiel nennt er die «Ansichten eines Clowns»
von Heinrich Böll.
Nicht ganz alltäglich ist auch sein Verhältnis zum Unternehmen, zu seinen Beschäftigten und zum Erfolg. So
fehlt im Unternehmensleitbild die Erwähnung der Aktionäre. Vielmehr heisst es: «Die Interessen der Firma
und die sozialen Ansprüche der Mitarbeiter sollen in
gleicher Weise befriedigt werden.» In der Umsetzung
sieht es so aus, dass die Beschäftigten seit mehreren
Jahren in den Genuss von Prämien kommen, die sich
nach dem Erfolg des Geschäftes richten. Damit würden
Anreize für alle geschaffen, sich voll zu engagieren, sagt
Baumann. So werde aber auch die Basis gelegt für ein
langfristiges erfolgreiches Bestehen des traditionsreichen Unternehmens. Mit den edlen Stoffen aus Langenthal wird wohl ein Stück Schweizer Textilgeschichte noch lange weiter geschrieben werden können.
Denn auch diese Branche sehnt sich nach dem Stoff,
aus dem die Träume sind.
Einladung zu einem Aulavortrag
Donnerstag, 17. Januar 2002, 18.15 Uhr, Aula der Universität St.Gallen
Wolfgang Schürer
Dr. h.c. der Universität St.Gallen,
Distinguished Professor der Georgetown University, Washington, D.C.,
spricht zum Thema
Lebenslanges Lernen:
Brauchen wir eine erweiterte Universität?
Wolfgang Schürer, der an der HSG das Studium der Wirtschaftswissenschaften mit dem Lizentiat abschloss,
gründete 1969 das Internationale Studentenkomitee ISC, bis heute eine der nachhaltigsten studentischen
Initiativen. Rund drei Jahrzehnte lang stand er an der Spitze des vom ISC organisierten Internationalen
Management Symposiums und verankerte damit das Markenzeichen «HSG» weltweit in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. 1973 gründete er seine eigene Beratungsfirma, die heute international tätig ist.
Wolfgang Schürer ist daneben Vorsitzender der «Stiftung Lindauer Nobelpreisträger-Treffen am Bodensee»,
ist Mitglied verschiedener Verwaltungs- und Stiftungsräte und Vizepräsident der HSG Alumni. 1999 verlieh
ihm die Universität St.Gallen die Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaften, und vor kurzem ernannte
ihn die Georgetown University in Washington, D.C., zum «Distinguished Professor in the Practice of International Business Diplomacy».
Das Rektorat der Universität St.Gallen freut sich, mit Wolfgang Schürer die Reihe der Aulavorträge wieder
aufnehmen zu dürfen, und lädt ganz herzlich zu diesem Anlass ein.
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O R I G I N A LTO N
Verschlägts uns die Sprache?
M
odern Talking»: «Studis» können sich grammatisch im Deutschen nicht mehr richtig ausdrücken, manche «Profs» radebrechen in einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Fachchinesisch.
«Teenies» wie «Oldies» übertreffen sich im sprachlichen
«Mainstream» mit englisch klingendem «Wording». Bei
«Events» der Pop-Szene, von Mode, Sport oder Werbung, da, wo sich im «Global Village» Medien, Wissenschaft und Management eingerichtet haben, ist
Anglodeutsch bzw. Denglisch im Plapperton oder als
Wichtiggequatsche «angesagt». Im Fernsehen rücken
sie an (oder in?) «Locations» wie dem «Big Brother-Container» oder «Contests» wie Miss-Wahlen
nur noch auf Dummdeutsch mit der Sprache heraus. «Content» – Fehlanzeige. Das
Deutsche verschludert offenbar mit rasender Geschwindigkeit zu unverständlichen Gruppen-, Fach- und Sondersprachen.
A
ber muss deswegen die deutsche Sprache auf
einer primitiven Schwundstufe für die alltägliche
Verständigung und im Geschäftsbereich benutzt werden? Müssen eher banale Sachverhalte durch bombastisches Wortgeklingel und stilistisch überhöhende
Wortbildungen als Komposita mit «Kultur» oder «Philosophie» zur «Verkaufsphilosophie» oder «Markenkultur»
aufgepäppelt werden? Unfreiwillig komisch, wenn
man unschuldig nach dem Grundwort fragt. Muss umgekehrt Alltagssprache mit dem Wort «Management»
andere Nomen verbinden, um simple Zeitplanung
oder schlichte Verständigung eindrucksvoll erscheinen
zu lassen: «Time Management», «Informationsmanagement»?
H
ier soll weder gesinnungstüchtiger
Sprachübung noch idiotischem
Sprachpurismus das Wort geredet werden.
Und weder dem Volksmund noch jedem
Grossmaul sollen sprachliche Eloquenz
nglisch ist «in». Gegenwärtig führt die
und stilistische Eleganz abverlangt werBeschleunigung internationaler techden. Aber: Wird die Sprache verramscht,
nisch-wissenschaftlicher Entwicklung daverarmt das Denken mittels ihrer Begriffe
zu, dass wir es im deutschen Sprachraum
und Formulierungen. Umso wichtiger,
mit immer neuen und vorher namenlosen Werner Wunderlich ist
dass in der neuen Studienarchitektur der
Phänomenen zu tun bekommen. Sehr ge- Germanist und Medieävist. Universität St.Gallen der überlegte und anschmeidig ist die deutsche Sprache für Er betreut das Kulturgemessene Gebrauch des Deutschen –
dergleiche Wortsuche nicht. Vorzugswei- fach Medien und ist Leiter
wie jeder anderen vermittelten und verse das Englische liefert das weltläufig klin- der Assessment-Stufe.
wendeten Landessprache – gepflegt wird.
gende Sprachmaterial für «Laptop», «Re- Als Publizist und Kritiker
Als Reflexionskompetenz, als kulturelle
engineering» oder «Skateboard». Vielfach ist er für Zeitungen und
Kompetenz. Denn warum sollten auslänhat sich das Deutsche verabschiedet und Opernhäuser tätig.
dische Studierende an englischsprachigen
einem oft miserablen, gleichwohl sehr
Einrichtungen einer Schweizer Universität
funktionalen Englisch Platz gemacht. Aus verstümstudieren, wenn man das in Cambridge und Oxford,
melten Wörtern wie «FlexTime», englisch-deutschen
Harvard oder Stanford viel besser kann? Eben dann,
Wortbastarden wie «Werbemix», idiomatischen Floswenn neben der unbezweifelten fachlichen Attraktion
keln wie «just in time», deutsch flektierten Verben wie
die angestrebte Internationalität als ihre Voraussetzung
«gebrieft» entsteht funktionaler Managementjargon als
die eigene Sprache pflegt und beherrscht. Wie anders
Gemeinsprache. Immer neue Errungenschaften aus
sollten Studierende Denk- und Verstehensweisen ihrer
der anglo-amerikanischen «Businesswelt» drängen in
eigenen Kultur und anderer Kulturen kennen lernen
den deutschen Kulturraum und bringen ihre Naund anwenden können?
men schon mit. Marketing und Management sind inzwischen längst zum sprachlichen Allgemeingut geWerner Wunderlich
worden, während «Shareholder-Value», «Start up» und
«Cashflow» fast noch Fachbegriffe sind. So weit, vielleicht so gut.
E
1/2002
21
S TA RT- U P
Information Factory: Expertenlösungen
für das Wissensmanagement
«Information Factory» heisst ein Unternehmen, das 1996 aus dem Institut für Wirtschaftsinformatik
heraus als Spin-off vom ehemaligen HSG-Dozenten Georg Geyer gegründet wurde.
Die Firma stellt zwar keine Informationen her (wie der Firmenname vermuten lassen könnte), aber
es entwickelt Software zur raschen und gezielten Sammlung und Bündelung von Wissen – für
Wissensmanagement also.
Von Roger Tinner
o kurz und einfach, wie Georg Geyer die Frage nach
dem Anstoss zur Gründung seines Unternehmens
mit «Neugier» beantwortet, lässt sich das, was die «Information Factory AG» herstellt und auf dem Markt seit nun
fünf Jahren anbietet, nicht beschreiben. Auf der Homepage (www.information-factory.com) reichen aber dann
doch zwei prägnante Sätze dafür: «Als Softwarefabrik
bauen wir XML-Expertenlösungen für das Wissensmanagement. Am liebsten für hoch komplexe, dynamische,
verteilte Aufgaben.» Und wenn man weiss, dass XML zusammen mit Java für neuste Kommunikationsstandards
im Internet steht, dann ist klar, worum es geht.
Die Firma stellt Software her, mit der das Wissensmanagement in Unternehmen einfacher, schneller und
effizienter betrieben werden kann. Ziel ist es, ungenutzte Informationen zu erschliessen, vorhandene Prozesse zu optimieren, Arbeitsabläufe rationeller zu gestalten und die Anwender von Routinearbeiten zu entlasten.
S
Zweimal ausgezeichnet
Dass das Unternehmen dabei nicht nur «state of the
art»-Produkte entwickelt, sondern selbst Standards setzt,
zeigen die zwei Auszeichnungen im Rahmen des Wettbewerbs «Technologiestandort Schweiz». Schwerpunkte des inzwischen fünfjährigen HSG-Spin-offs sind das
Controlling von Geschäftsprozessen und die Implementierung neuer Managementprozesse für die Beschaffung, Koordination und Auswertung von Informationen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass Informationen
im Zentrum jeder Geschäftstätigkeit stehen: «Profit is a
function of how connected you are and how much of
your information can be used to derive value.»
Die Information Factory AG nimmt dabei für sich in
Anspruch, neuste technologische Möglichkeiten mit
fundierter Methodenkompetenz zusammenzubringen
und damit für den Kunden zuverlässiger Partner für
1/2002
Software-Entwicklung zu werden. Und hier wird auch
deutlich, dass letztlich die Kombination von Informatik- und betriebswirtschaftlichem Wissen die Besonderheit dieses Spin-off ausmacht – genau jene Kombination, die aus einem Institut für Wirtschaftsinformatik
(IWI) an einer Fakultät bzw. Abteilung für Betriebswirtschaft hervorgeht.
Als Ingenieur an die HSG
Tatsächlich war Georg Geyer – wie viele andere am
IWI auch – schon Informatik-Ingenieur und Dr.-Ing. der
Universität Erlangen-Nürnberg, bevor er an den Lehrstuhl von Beat Schmid kam, um dort als Lehrbeauftragter und Projektleiter zu arbeiten. Hier war er für die
Planung und Durchführung mehrerer Forschungsprojekte verantwortlich und später auch Vollamtlicher Dozent für Wirtschaftsinformatik an der HSG, mit Forschungsschwerpunkt Wissensmanagement und Führungsinformationssysteme. Die Frage, wieso er nicht in
der Wissenschaft bleiben wollte, beantwortet er so: «Ich
habe das nie als endgültigen Schritt in die eine oder andere Richtung gesehen. Ich halte es aber für wichtig,
auch einmal den Elfenbeinturm zu verlassen. Und sie –
die Wissenschaft – ist tatsächlich in diesem Elfenbeinturm!»
Die Business-Idee – «komplexe Informationsverarbeitsprozesse in Planung und Controlling softwaretechnisch besser zu unterstützen» – und ihren Nutzen
für Anwender zu kommunizieren, sieht er im Rückblick
als grösste Schwierigkeit in der Gründerphase. «Überzeugen hiess grösstenteils ‹Missionieren›», sagt er heute.
Man dürfe das Festhalten potenzieller Kunden an bestehenden Lösungen, an Bekanntem, nicht unterschätzen, wenn man mit einem neuen Produkt auf den Markt
komme. Dabei sei ihm das an der HSG (nicht als Student, sondern als Dozent) Gelernte zugute gekommen:
«Blick auf das Wesentliche», «schnell arbeiten und um-
23
S TA RT- U P
Firmengründer Georg Geyer kam als Ingenieur ans Institut für Wirtschaftsinformatik der HSG und
wagte nachher den Sprung in ein Spin-off.
setzen» sowie «Networking» nennt er als Stichworte.
Dass er als auf dem Land aufgewachsener Bayer (aus
Mühlstetten bei Weissenburg) nach der Promotion an
der Universität Erlangen-Nürnberg (am Institut für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik)
nach St.Gallen an die HSG kam, verdankt er nicht dem
Zufall, sondern dem «Tipp eines Freundes».
Der verheiratete Vater zweier Kinder nennt als Hobbys Segeln und Golf und – für einen Golfer vielleicht
untypisch – als Ziel für die kommende Zeit: «Noch
schneller werden.» Das bezieht sich sicherlich auch auf
das inzwischen 15 Köpfe umfassende Unternehmen mit
Standorten in St.Gallen, Zürich und Nürnberg. Auch die
Beziehungen zur HSG pflegt er aktiv weiter: Bei der Information Factory arbeiten mehrere HSG-Absolventen,
zu einzelnen Professoren am IWI und am Institut für
Medien- und Kommunikationsmanagement (MCM) und
zu anderen Spin-offs werden Kontakte aufrechterhalten. Und sein Ratschlag an die Universität St.Gallen
(eine obligate Frage an alle Alumni) lautet – ganz im
Gleichklang mit dem «students first» der Neukonzeption
der Lehre: «Das Wichtigste für die Universität sind ihre
Studierenden.»
24
(Foto pd)
Vom Controlling zum Fragebogen via Internet
Ging es in der Gründungsphase stark um Software
im Bereich Controlling, konnte die Information Factory
inzwischen ihre Kundenbasis stark verbreitern: Zu ihr
gehören nun auch Marketing Manager und Personalfachleute. Daran «schuld» ist die selbst entwickelte und
nun in Lizenz, in Miete oder im Full Service angebotene Standard-Software «Cont@xt». Dabei handelt es sich
um eine Dialogsoftware für die Informationsbeschaffung über Internet mit automatisierter Auswertung der
Antworten. Mit Cont@xt werden individuelle Fragebögen entwickelt, die auf «Knopfdruck» via Internet zur
Zielgruppe gelangen, nach Beantwortung sofort bearbeitet und ausgewertet werden und den Befragten
auch unmittelbar ein Feedback liefern können. Gemäss
Eigenwerbung stellt Cont@axt «den wirtschaftlichsten
Weg der Informationsbeschaffung vom Kunden (Interessenten, Partner, Mitarbeiter, Kandidaten) dar: Er ist
schnell, kostengünstig und hat deutlich höhere Response-Quoten als herkömmliche Befragungen.»
Die Anwendungsgebiete reichen von der OnlineAdressqualifizierung über Befragungen (Kundenzufrie-
1/2002
S TA RT- U P
IMPRESSUM
denheit und -erwartungen, Mitarbeiterbefragungen)
und Tests (e-Learning) bis hin zu Eventmanagement
(Eventeinladung, -begleitung und -nachfassen) und zu
betriebswirtschaftlichem Benchmarking (Unternehmensbewertung, Online-Rating, Balanced Scorecard).
Die grössten Vorteile dieser neuen Art der Befragung
und Evaluation über Internet sind die Geschwindigkeit,
die Flexibilität (jederzeit können neue Fragen verschiedener Typen individuell eingegeben werden) und
die Unabhängkeit von einer bestimmten Plattform. Spezielle Module gibt es bereits für die Unternehmensbewertung und die 360°-Befragung (Mitarbeiter- oder
Teambefragung, Vorgesetztenbewertung).
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen
(bis 1997: «St.Galler Hochschulnachrichten»)
Keine «.com-Krise»
Chefredaktion:
Roger Tinner
Dass sich die derzeitige «.com-Krise» auf das mit fünf
Jahren doch noch einigermassen junge Unternehmen
auswirkt, will Georg Geyer so nicht bestätigen. Zum
einen sei dies ein falscher Begriff, betreffe doch die
so genannte «Krise» doch eigentlich fast alle Unternehmen, auch die so genannte «Old Economy», wie gerade
das Beispiel Swissair zeige. Die Information Factory AG
merke die Krise insofern, als Investitionsentscheidungen der Kunden manchmal etwas länger bräuchten als
üblich. Aber: «Solange es noch Kunden gibt, die innerhalb von 24 Stunden entscheiden, cont@xt zu kaufen,
so lange können wir nicht jammern.»
Klangvolle Referenzen
Die Information Factory verfügt bereits über eine ganze
Reihe renommierter Referenzkunden: Die Deutsche
Bank setzt bei hoch komplexen Planungaufgaben auf
Software und Konzepte aus diesem Haus, und die UBS
AG Startcapital bietet mit der Businessplan-Software
von Information Factory neue Bankenservices für die
Kreditbewertung – mit der Anwendung können Kredit
suchende Unternehmen einen Geschäftsplan erstellen.
Für die österreichische Heraklith GmbH entwickelte
Information Factory eine IPE Analyse- und Simulationsanwendung für die Betriebsstättenoptimierung. Für
den Kanton St.Gallen baute das Unternehmen eine
java-basierte, plattformunabhängige Steuererklärung
via Internet, die modular erweiterbar ist.
Gemeinsam mit der Winterthur-Versicherung wurde
das Leonardo-Expertensystem für Personenschäden
entwickelt, und für Softnet hat die Information Factory
eine massgeschneiderte Anwendung für Online-Rating
gebaut – mit automatisierter Auswertung eines Internet-Fragebogens zur Unternehmensperformance.
1/2002
ISSN 1422-5980
4. Jahrgang, Nr. 1/2002
Auflage: 16 000 Exemplare
Erscheinungsweise: alle 3 Monate
Herausgeber:
HSG Alumni und Rektorat
der Universität St.Gallen
Verlagsleitung:
Johannes Kiess
Beiträge:
Oliver Christ, Thomas Dyllick, Elgar Fleisch,
Peter Gomez, Wolfram Martel, Friedemann Mattern,
Reto Pfändler, Nicole Schiessl, Carola-Isabelle Schütt,
Sascha Spoun, Roger Tinner, Alexandre Tunik,
Werner Wunderlich
Titelbild: Nik Baumann
Fotos: Regina Kühne
Gestaltung: Zollikofer AG, St.Gallen
Druck: Zollikofer AG, St.Gallen
Redaktion/Anzeigen:
alma
c/o Reinhard Frei & Partner AG
Schlossstrasse 211
9436 Balgach
Telefon +41 71 726 10 40
Telefax +41 71 726 10 50
E-Mail: [email protected]
Adressänderungen:
Alumni-Büro HSG
Dufourstrasse 50
9000 St.Gallen
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Telefax +41 71 224 30 11
E-Mail: [email protected]
Anzeigenpreise:
auf Anfrage
Internet:
www.alumni.unisg.ch/alma
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S T U D E N T I S C H E I N I T I AT I V E N I M P O RT R Ä T
HSG-Big-Band:
Eine Musikformation im Wandel
Vor 16 Jahren gründete Christof Reutlinger die HSG-Big-Band. Noch heute ist er als Dirigent und
musikalischer Leiter aktiv. Die Big Band – eine Gruppe, in der gute Musik und gepflegte Kameradschaft
eine wichtige Rolle spielen.
Von Nicole Schiessl
985 hätte Christof Reutlinger wohl kaum gedacht,
dass er 16 Jahre später noch immer aktiv sein würde bei der HSG-Big-Band. In der Zeit, in welcher auch
das HSG-Orchester gegründet wurde, tat er sich mit
einem guten Dutzend Jazz-Begeisterter zusammen und
gründete die Big Band. Heute spielen über 30 Leute
mit, gerade kürzlich sind wieder viele Erstsemestrige
neu eingetreten. Der Kontakt mit jungen Leuten, die
Verbindung zur Universität, die Freude an guter Musik:
All das sind Gründe, warum Christof Reutlinger noch
heute voll motiviert mit dabei ist und auch nicht ans
Aufhören denkt. Für sein grosses Hobby nimmt er in
Kauf, für die Probe am Dienstag jeweils aus dem Kanton Zürich nach St.Gallen zu reisen.
1
26
Präsidiert wird die HSG-Big-Band derzeit von Kilian
Meyer. Der Jus-Student spielt Alt- und Bariton-Saxofon.
Der 22-Jährige sieht sein Engagement für die Big Band
als guten Ausgleich zum Studium, und er freut sich, mit
Gleichgesinnten Musik machen zu können, aber auch
gesellige Stunden in einem guten Freundeskreis erleben zu dürfen.
Die HSG-Big-Band ist seit ihrer Gründung kontinuierlich gewachsen. In der Zeit nach der Gründung war
die Zahl der Mitglieder für die Bildung einer klassischen Big-Band-Formation noch zu klein, und die
«Small Band» spielte vorwiegend an Anlässen der Universität. Derzeit sind rund 30 Mitglieder in der Band,
und diese spielen unterdessen nicht mehr nur an der
1/2002
S T U D E N T I S C H E I N I T I AT I V E N I M P O RT R Ä T
HSG, sondern auch an verschiedenen Open Airs und
Jazz-Gigs im In- und Ausland. Damit dies möglich
wurde, musste natürlich auch ein musikalischer Reifeprozess stattfinden. Während die Big Band anfangs vor
allem Stücke aus der klassischen Big-Band-Ära eines
Glenn Miller oder Count Basie im Repertoire führte,
finden sich heute auch zeitgenössische Kompositionen
auf dem Programm. Sowohl die Bandmitglieder als
auch das Publikum schätzen diesen Mix. Wer nun neugierig ist auf das Repertoire der HSG-Big-Band, der sei
an dieser Stelle auf die Homepage der Band verwiesen, wo Hörproben von Liedern wie «Fever», «Mack the
knife» etc. erlebt werden können. In der Auflistung ist
das gesamte aktuelle Repertoire der Band aufgeführt.
Grosse Fluktuationen
Wie alle Vereine an der HSG ist auch die Big Band
mit den Schwierigkeiten grosser Fluktuationen von gegen 40 % konfrontiert. Es ist eine grosse Herausforderung für Christof Reutlinger, Konstanz in die Formation
zu bringen. Schwierig ist für ihn vor allem auch der Umstand, dass sich die Zusammensetzung der Instrumente auch immer wieder stark verändert. Gibt es in einem
Jahr viele Trompeten, so hat es in einem anderen Jahr
dafür viele Posaunen usw. Auch von den Mitgliedern
der Band wird viel Flexibilität und Kollegialität verlangt,
um die jeweils neu Eintretenden rasch in die bestehende Band zu integrieren und eine gute musikalische Leistung hervorbringen zu können.
Die HSG-Big-Band ist ein Verein, welcher keinen
ausschliessen möchte. Dies ist auch ein Grund dafür,
dass noch nie ein erfolgreiches Vorspielen Bedingung
für die Aufnahme in die Band war. Das Können der
Band ist zwar allen wichtig, die Kollegialität und die
Freundschaft stehen aber klar im Vordergrund. So haben sogar z.B. auch Querflötenspieler die Möglichkeit,
mit dabei zu sein. Diesbezüglich wird von den Mitspielern eben einfach ein bisschen Eigeninitiative erwartet, z.B. beim Umschreiben von Noten, denn für
«richtige» Big-Band-Stücke gibt es oftmals keine passenden Noten für Instrumente, welche eigentlich nicht
für den Einsatz in Big Bands gedacht sind.
1999 konnte die HSG-Big-Band erstmals in ihrer Geschichte einen eigenen Tonträger produzieren. Die
CD «TAKE 1» wurde zu Beginn des Wintersemesters
1999/2000 getauft und fand grosse Beachtung. Anlässlich des nächsten Konzerts bzw. des nächsten «Gigs»,
wie es bei den Big Bands heisst, soll erstmals eine LiveCD produziert werden.
Die HSG-Big-Band probt jeden Dienstagabend im
Sprachlabor der Universität. Den nächsten Auftritt wird
sie am 1. Februar 2002 im HSG-Weiterbildungszentrum
1/2002
anlässlich der MBA-Diplomfeier haben. Ebenfalls auftreten wird sie am 2. April 2002 zur Lic-Feier an der
HSG. Der nächste eigene Anlass, der «Gig», ist für das
Ende des laufenden Wintersemesters in der St.Galler
Grabenhalle geplant. Das genaue Datum stand zu Redaktionsschluss leider noch nicht fest. Die Information
kann aber demnächst beim Präsidenten Kilian Meyer
oder über die Homepage angefragt werden.
Alumni-Verein der Big Band
Im Januar dieses Jahres trafen sich rund 20 aktive
Mitglieder der Big Band und ein knappes Dutzend ehemaliger Mitspieler der Band im bündnerischen Fideris.
Auf dem Programm stand einerseits ein gemütliches
Schlittel-Wochenende und andererseits die Diskussion
über die Gründung eines Ehemaligen-Vereins der Big
Band. Zweck dieses Vereins soll es sein, die an der
Universität aufgebauten Freundschaften zu erhalten,
aber auch den Aktiven unter die Arme zu greifen. Dies
heisst vor allem natürlich in finanzieller Art und Weise, da die Big Band vor allem bei grösseren Anschaffungen auf Hilfe von aussen angewiesen ist. Diesbezüglich durfte die HSG-Big-Band in den letzten Jahren
auch immer wieder auf die grosszügige Hilfe der HSG
Alumni zählen. Präsident der Big-Band-Alumni ist Stefan Kuhn.
Wer ein für eine Big Band geeignetes Instrument
spielt, an der HSG studiert und Lust hat, in
der Big Band mitzuspielen, der melde sich bei:
Kilian Meyer
Präsident HSG-Big-Band
Telefon 076 585 83 51
[email protected]
Bei Kilian Meyer können sich auch diejenigen
melden, welche für Fr. 20.– eine CD der Band
erwerben möchten.
Die Homepage der HSG-Big-Band:
www.hsgbigband.ch
Wer einmal in der Big Band gespielt hat und
sich nun dem neuen Alumni-Verein der Big Band
anschliessen möchte, der wende sich an:
Stefan Kuhn
Präsident Alumni-Verein Big Band
Telefon 058 286 32 02
[email protected]
27
EXECUTIVE MBL
Studierende des Executive M.B.L.-HSG
in «Silicon Prairie»
Zum ersten Mal fand der dem Thema «The Law of the New Economy» gewidmete Block 4 des laufenden
Nachdiplomstudiums Executive M.B.L.-HSG Anfang November an der University of Texas School of Law
in der texanischen Hauptstadt Austin statt.
Von Andrea Flury*
ustin ist in den letzten 15 Jahren zu einem Zentrum
der New Economy geworden; der Volksmund
spricht von Silicon Prairie. Zur Faculty gehörten neben
Spitzenkräften von UT Law wie Neil W. Netanel, Anthony Reese und John Robertson sowie Steve Bickerstaff mit den Professoren Lawrence Lessig (Stanford
University) und Mark Lemley (University of California
Berkely) zwei der berühmtesten amerikanischen Internet- und Computerrechtslehrer.
A
Faculty durch Praktiker ergänzt
Nach bewährtem St.Galler Modell wurde die Faculty
durch ausgewiesene Praktiker wie den früheren CIA
Deputy Director Admiral Bobby R. Inman, die Rechtsanwälte Prof. Ed Cavazos und Steven A. Fleckman, den
früheren Direktor in der GD Wettbewerb der Europäischen Kommission und heutigen Rechtsanwalt Prof.
John Temple Lang und die Unternehmer Rick Hawkins
und Conny Luthy ergänzt.
Die folgenden Themen wurden behandelt: What is
the law of the New Economy? (Bickerstaff), How to set
up a New Economy company? (Inman), Computer
hardware and software law (Lemley), Biotechnology
and bioethics laws (Fleckman, Hawkins, Luthy,
Robertson), Emerging issues of internet law including
international aspects (Netanel, Reese), B2b and b2c
issues of the internet (Cavazos), Broadband interactice
networks law (Lessig), Antitrust issues related to the law
of the new economy (Temple Lang) und Wireless communication law (Bickerstaff).
Die Studierenden waren von den Veranstaltungen
begeistert. Nach praktisch einhelliger Auffassung war
der Austin-Block der bislang beste im diesjährigen
Lehrgang. Prof. Steve Bickerstaff, der die Woche als
Coach begleitete, wurde von den M.B.L.’lern mit einer
standing ovation verabschiedet. Die DozentInnen ihrerseits waren von der Diskussionsbereitschaft der Studierenden beeindruckt.
Die Liebenswürdigkeit und die Gastfreundschaft der
Texaner waren eindrücklich. Dean Bill Powers, Pro-
28
Die texanische Hauptstadt Austin ist zum Zentrum
der New Economy geworden.
dukthaftungsspezialist und selbst langjähriger M.B.L.Dozent, begrüsste die M.B.L.’ler an einem festlichen
Empfang, an dem auch zahlreiche Fakultätsmitglieder,
der Chief Justice des Bundesstaates Texas und Vertreter der örtlichen Anwaltschaft teilnahmen, mit MariachiMusik. Austin Mayor Kirk Watson, der sich mitten im
Wahlkampf befand, hiess die St.Galler mit einer launigen Luncheon Speech willkommen. Den Studierenden
wurde Zugang zu allen Fazilitäten einschliesslich den
Datenbanken geboten, die den einheimischen Studenten auf dem Campus zur Verfügung stehen. Die Vorlesungen wurden im Gerichtssaal der Rechtsfakultät
durchgeführt, in dem in regelmässigen Abständen Verhandlungen stattfinden.
«Welthauptstadt der Livemusik»
Trotz des anstrengenden Programms fanden die
M.B.L.-Teilnehmenden Zeit, die texanische Hauptstadt
auch kulturell und kulinarisch zu erkunden. Stichworte dazu sind Musik (Austin ist eine Art Welthauptstadt
der Livemusik), Texas Barbecue, Steak, Seafood und
Sushi. Executive M.B.L.-HSG-Direktor Prof. Dr. Carl
Baudenbacher, ständiger Gastprofessor an der UT Law
School, war den Studierenden auch in dieser Hinsicht
ein kundiger Führer.
* lic. iur. HSG Andrea Flury, stv. Studienleiterin M.B.L.-HSG a.i.
1/2002
ALUMNI-CLUBS
HSG in Asia
Seit drei Jahren gibt es auch in Hongkong einen HSG-Alumni-Club. Ein Bericht von Alexandre Tunik,
Mitglied des HSG-Club Hongkong.
Von Alexandre Tunik
SG Club Hong Kong was started
about 3 years ago and is run on
an informal basis with events every 2
months about. Activities we have had
this year were as follows:
H
.
..
.
.
.
Raclette evening in January hosted
by one of our members
Paella evening in March
Boat trip in June
Visit of the Kadoorie farm followed
by dinner in September
Hike in the New Territories
followed by Oktoberfest early
November
Dinner at the China Club to take
place in December
We have on average 15 to 20 participants at each event. All activities are
with spouses and sometimes with kids
if the activity enables it. As everybody
tends to be very busy and stressed out
in this city, we try to organize the most
possible outdoor events or «special
featured» dinner parties.
Our club is very diversified in terms
of members' occupations, their residence time, or again their country of
origin. Some of our members have resided here for over 7 years, 11 and
even 20 years. They run their own businesses, work for banks, law firms or
multinational corporations. Including
spouses, we gather 5 to 6 different
nationalities. Beyond the core group of
long term residents we see new faces
every year. Most of our members being
expatriates, the average length of stay
in Hong Kong varies from 2–3 years.
We welcome ex-HSG graduates
traveling through Hong Kong or on
business trip to join our events. There
are a good number of HSG living in
Asia in places such as Shanghai, Singapore or Tokyo. Due to long traveling
distance we have not managed so far
to organize an HSG Asia reunion but
would welcome sponsorship or ideas
to make such an event possible. We will
be organizing a weekend in Shanghai
at the beginnig of March.
Besuch beim Schweizer
Botschafter von Singapur
Anlässlich des Besuches von
Matthias Strätling, Executive
Director des MIM-Studiengangs
der HSG, der sich auf einer AsienTour befand, um die Reformen
an der HSG vorzustellen, hat der
Schweizer Botschafter in Singapur,
Raymond Loretan, alle HSG
Alumni in seine Residenz eingeladen. Nach einer kurzen Einführung durch den Botschafter,
in der er sowohl die grosse Bedeutung der HSG für die Schweiz
hervorhob als auch diverse
bilaterale Projekte zwischen der
Schweiz und Singapur (z.B. ISCSymposium, Nanyang University
MBA in Verbindung mit der HSG,
Sommercampus HSG für Studenten aus Singapur und diverse
Austauschprogramme) betonte,
stellte Strätling den Anwesenden
«lic.oec. HSG» – einer nun aussterbenden Spezies – die Neukonzeption der Lehre an der HSG vor.
Mitglieder des HSG-Asia-Clubs bei einem ihrer Treffen.
1/2002
29
S U C H E N AC H E H E M A L I G E N
Der Heilige Martin – eine Legende
Lässt man sich von den farbenfrohen Katalogen des Handels und den reich verzierten Auslagen der
Geschäfte leiten, so scheint die Weihnachtszeit bereits im Spätsommer zu beginnen. Einige «Spätzünder»
innerhalb des christlichen Kulturraumes starten mit ihren eifrigen Aktivitäten und Vorbereitungen
für die Weinachtstage dagegen erst am 1. Dezember bzw. am ersten Adventssonntag. Wann beginnt aber
nun tatsächlich die Weihnachtszeit? Gibt es vielleicht Termine, die uns hierbei als Orientierungshilfe
dienen könnten?
Von Carola-Isabelle Schütt
E
inige Höhepunkte im letzten Quartal eines Jahres sind durch Irrtümer
entstanden. In der vorchristlichen Ära
gab es noch keinen Kalender, der die
Jahreszeiten genau erfasste. Julius Cäsar
und Papst Gregor XIII. setzten Meilensteine auf diesem Gebiet. Papst Gregor
XIII. musste zur Anpassung an seinen
Kalender einige Tage ausfallen lassen:
So folgte dem 4. Oktober 1582 sofort der 15. Oktober 1582.
Winteranfang und Weihnachtsfest änderten sich terminlich, je nach Akzeptanz des Kalenders. Der Martinstag, der
11. November, galt früher als Beginn der Winterzeit. Ihm
folgte das 40-tägige Weihnachtsfasten. In der orthodoxen
Kirche hat sich dieser Weihnachtszyklus erhalten; westliche
Kirchen reduzierten die Fastenzeit hingegen auf vier Wochen, wobei die Sonntage von der verordneten «Diät» ausgenommen sind. Das Ende der Weihnachtszeit ist heutzutage offiziell auf Mariä Lichtmess, den 2. Februar, gesetzt.
Der 11. November ist aus dem okzidentalen Kalender
nicht mehr wegzudenken; er wird mitunter sogar als Stichtag für den Beginn der heiligen Zeit betrachtet. So gilt dieser Tag dem Gedenken an den Heiligen Martin, der durch
seine unzähligen Gesten der Nächstenliebe und seinen Bekehrungseifer sein bescheidenes Leben zu einer Legende
werden liess. St.Martin – Patron der Schneider, Bettler und
Geächteten – war der erste Heilige in der lateinischen Kirche, der den Grad seiner Heiligkeit nicht durch seinen heldenhaften Tod als Märtyrer, sondern durch sein heroisches
Leben erreichte. Martin wurde um 316 n.Chr. in Ungarn als
Sohn eines heidnisch-römischen Tribuns geboren und kam
als Reitersoldat mit dem römischen Heer nach Gallien, wo
er sich mit vollem Herzen dem Christentum zuwandte. Nach
seiner Bekehrung entschied er sich für ein Leben als Einsiedler, um die Nähe zu Gott zu finden; betagteren Alters
kehrte er zu den Menschen zurück und wurde im Jahr
371 n.Chr. zum Bischof von Tours gewählt. Nach der Legende erschien ihm Christus in Gestalt eines frierenden
Bettlers vor den Toren von Amiens. Da er ausser seinem
Mantel kein wärmendes Kleidungsstück bei sich hatte, zer-
30
teilte Martin den Mantel mit seinem
Schwert in zwei Teile und gab die eine
Hälfte dem Bettler.
Von besonderer Bedeutung ist die
Tatsache, dass derselbe Mann, dem die
evangelische Kirche ihre Entstehung
verdankt, nach dem Heiligen Martin benannt wurde. Die Rede ist von Martin
Luther. Er wurde am 10. November 1483
geboren und, wie das zur damaligen Zeit üblich war, schon
einen Tag später getauft. Da sein Tauftag der Martinstag war,
gaben ihm seine Eltern den Namen Martin.
Umso mehr freuen wir uns, insgesamt 250 Alumni mit
dem Namen Martin in unserer Mitglieder-Datenbank verzeichnet zu wissen. Sie alle erinnern uns daran, dass es nicht
viel Zeit, Geld und Energie kostet, seinen Mitmenschen mit
wohlgemeinter Nächstenliebe zu begegnen. Hilfsbereitschaft lässt sich nicht den Marktgesetzen von Angebot und
Nachfrage unterwerfen: sie ist einfach da und wirkt.
Leider gelten einige Namensvettern des Heiligen Martin
aus der HSG-Alumni-Community als «verschollen». Sie sind
für uns weder auf postalischem noch auf elektronischem
Weg erreichbar. Es ist unser besonderes Anliegen, die
Adressliste der 250 Martins wieder zu komplettieren. Wir
bitten Sie, liebe Leserinnen und Leser, daher höflichst, uns
bei der Suche nach folgenden Martins behilflich zu sein:
Martin Gröli
Martin Gsell
Peter Martin Joos
Martin Leutwyler
Martin Rohner
Martin Stockar
Hans Martin Wildli
Johann Martin
(Herbst 1993)
(Herbst 1955)
(Herbst 1969)
(Herbst 1999)
(Herbst 1989)
(Herbst 1970)
(Herbst 1956)
(Frühling 1986)
In der letzten Ausgabe der «alma» hatten wir angekündigt,
unter den Einsendern von richtigen Anschriften eine Kaffeemaschine des Typs «Jura Nespresso N75» zu verlosen. Der
Gewinner dieser Verlosung heisst Peter Schmid.
1/2002
AU S D E M A L U M N I - B Ü RO
lic.fest.HSG
Von Carola-Isabelle Schütt
m Montag, 22. Oktober 2001,
fand in der Alten Färberei im Sittertobel die tradtionelle Party der «frischen» HSG-Absolventen statt. Das
Event wurde zum ersten Mal vom
HSG Alumni – mit der Unterstützung
von KPMG – veranstaltet und organisiert. Für viele der Tanzenden und
Feiernden wird die lange Party-Nacht
noch lange in Erinnerung bleiben. So
verwandelten die über 700 Party-Gäste die an sich kalten Räumlichkeiten
der Alten Färberei in einen lebensfrohen, voller Rhythmen und Hüftschwüngen brodelnden Tanztempel.
Auf der Empore der Alten Färberei
wurden an die Absolventen Gratis-Zigarren von El Mundo Del Tabaco und
A
ein Cüpli Prosecco vom Präsidenten
von HSG Alumni, Wolfram Martel,
ausgegeben. Die Absolventen wurden
so im Verein HSG Alumni begrüsst. DJ
Malte Probst aus Berlin, der im Jahr
2000 an der HSG abgeschlossen hatte,
verstand es, die Nacht durch vielfältige Musik zu gestalten. Es wurde bis in
die frühen Morgenstunden gelacht,
getanzt, gesungen und – natürlich –
getrunken. Die durchwegs heitere
Stimmung spiegelte wohl auch die Erleichterung der neuen Absolventen
der Liz- und Doktorandenstufe wider,
die den Stress der vergangenen Lernzeit abschütteln konnten. Diese Nacht
gehörte denn auch ausdrücklich ihnen. In diesem Sinne freuen wir uns
Peter Hogenkamp und Jacqueline Badran unter den Überlebenden
des Crossair-Flugzeugabsturzes
Ein Jumbolino der Fluggesellschaft Crossair ist am 24. November 2001
in ein Waldstück bei Bassersdorf gestürzt. 24 Personen kamen dabei ums
Leben, 9 Insassen überlebten den Absturz. Die aus Berlin kommende
Crossair-Maschine befand sich im Landeanflug auf den Flughafen Zürich
Kloten.
Peter Hogenkamp, ehemaliger Geschäftsführer von HSG Alumni und
Absolvent der HSG von 1996, und Jacqueline Badran, Absolventin von 1997,
befanden sich an Bord des Flugzeuges. Wir sind erleichtert, mitteilen zu
können, dass beide den Abstrurz wie durch ein Wunder überlebt und sich
nur leichte Verletzungen zugezogen haben. Sie konnten das Spital bereits
am nächsten Tag wieder verlassen. Wir sind äusserst betroffen von diesem
Unglück und sprechen allen Angehörigen der Opfer unser tiefstes Mitgefühl aus. Wir sind dankbar für alle Überlebenden.
1/2002
schon auf das nächste lic.fest. HSG im
Frühjahr 2002.
«who’s who» 2002/03
Die neue, aktuelle Ausgabe des
«who’s who» befindet sich momentan
im Druck. Im Januar werden die über
zehntausend Exemplare in den Postversand gegeben. Erfasst wurden in
der neuen Ausgabe alle Daten, die bei
uns bis einschliesslich 5. September
2001 eingegangen waren. Insgesamt
haben wir in den Wochen vor Redaktionsschluss mehr als 2500 Adressänderungen vorgenommen. Besonders gefreut hat uns die rege Nutzung des alumniWeb unter www.alumni.unisg.ch.
Um das Volumen hinsichtlich der notwendigen Datenmutation durchführen
zu können, sind wir von fünf engagierten Studenten der Universität St.Gallen
unterstützt worden. Für ihre eifrige
Mithilfe bedanken wir uns herzlichst.
An dieser Stelle danken wir auch allen
unseren Inserenten, die uns trotz der
angespannten wirtschaftlichen Situation
dabei unterstützten, wieder eine neue
Druckversion des «who’s who» herausgeben zu können.
Das Alumni-Büro wünscht Ihnen
allen, liebe Leserinnen und Leser, eine
besinnliche und frohe Weihnachtszeit
und viel Kraft und Glück für das kommende Jahr 2002.
31
Kalender 1. Quartal 2002
JANUAR
FEBRUAR
MÄRZ
7. Januar 2002
HSG-Alumni-Club Frankfurt am Main:
Mittagstisch im Mövenpick,
Opernplatz 2, Frankfurt
am Main,12.00–14.00 Uhr.
Weitere Infos bei:
[email protected]
4. Februar 2002
Alumni-Club Boston:
Clubtreffen in John Harvard’s Brew
House, 33 Dunster Street,
Cambridge MA,
ab 20.00 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
1. März 2002
HSG-Club Hong Kong:
Wochenende in Shanghai
Weitere Infos bei:
[email protected]
7. Januar 2002
Alumni-Club Boston: Clubtreffen
in John Harvard’s Brew House,
33 Dunster Street,
Cambridge MA, ab 20.00 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
12. Januar 2002
HSG-Club Hong Kong:
Raclette Evening, ab 19.30 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
14. Januar 2002
NDU-Stamm Zürich:
Stamm im «le Caveau»,
Seefeldstrasse 40, Zürich, ab 18.30 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
15. Januar 2002
AIESEC-Stamm:
Restaurant Franziskaner,
Niederdorf, Zürich, ab 20.00 Uhr
Anmeldung: [email protected]
17. Januar 2002
Aulavortrag von Dr. Wolfgang Schürer,
Universität St.Gallen, 18.15 Uhr
17. Januar 2002
HSG-Alumni-Club Zug:
Lunch-Event im Parkhotel in Zug,
12.00–13.30 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
29. Januar 2002
Ostschweizer Stawi-Stamm:
Mittagsstamm im Restaurant Traube,
Goliathgasse 37, St.Gallen, 12.15 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
32
4. Februar 2002
HSG-Alumni-Club Hamburg:
Drittes Treffen der ex-HSGler in
Hamburg im ALSEN mit Vorträgen
und Cocktail, Ost-West-Strasse 69,
ab 18.30 Uhr. Dinner im Dorint Bistro
Viehhäuser, ab ca. 20.00 Uhr
Anmeldung:
[email protected]
5. Februar 2002
HSG-Alumni-Club Zürich:
Vortrag von Chris von Rohr aus
seinem Musik-Leben
Weitere Infos bei:
[email protected]
7. Februar 2002
HSG in Singapore:
Alumni-Meeting im Swiss Club,
ab 19.30 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
11. Februar 2002
NDU-Stamm Zürich:
Stamm im «le Caveau», Seefeldstrasse 40,
Zürich, ab 18.30 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
28. Februar 2002
Ostschweizer Stawi-Stamm:
Mittagsstamm im Restaurant Traube,
Goliathgasse 37, St.Gallen, 12.15 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
4. März 2002
Alumni-Club Boston:
Clubtreffen in John Harvard’s Brew
House, 33 Dunster Street,
Cambridge MA, ab 20.00 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
6. März 2002
HSG-Alumni-Club Frankfurt am Main:
Mittagstisch im Mövenpick,
Opernplatz 2, Frankfurt
am Main, 12.00–14.00 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
11. März 2002
NDU-Stamm Zürich:
Stamm im «le Caveau»,
Seefeldstrasse 40, Zürich,
ab 18.30 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
15. März 2002
AIESEC: Bowling-Event im «Cherry
Bowl», Sihlbrugg Baar, 20 Uhr
Anmeldung: [email protected]
20. März 2002
HSG-Alumni-Club Zürich:
Vortrag von Andreas Wicky über seine
Erfahrungen bei der Schweizergarde
Weitere Infos bei:
[email protected]
28. März 2002
Ostschweizer Stawi-Stamm:
Mittagsstamm im Restaurant Traube,
Goliathgasse 37, St.Gallen, 12.15 Uhr
Weitere Infos bei:
[email protected]
1/2002

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