8 - Die Novum

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8 - Die Novum
Die Novum
Jeden Mittwoch für Mittweida
9. Ausgabe
8. Mai 2013
Pflasterberg weicht Asphalt
Protzige Animationen
Schneller, billiger, effizienter: Unbemannte
Drohnen könnten bald auch in der Bundeswehr die Soldaten ersetzen. – Seite 2
Nach notdürftigem Flicken der Serpentinen in
der Dresdener Straße, sollen die Pflastersteine
2013 einer Asphaltdecke weichen. – Seite 5
Statt der altbewährten Zeichnungen wird Disney nun nur noch Animiertes in den Filmen einsetzen – Biene Maja mit Magersucht. – Seite 8
Josephine Päßler
Phantompiloten
Maschinen für die Welt
Die Zukunft des ostdeutschen Maschinenbaus liegt in Übersee
A
lte Baracken, verlassene Fabrikgelände: Knapp 23 Jahre nach
der Wende säumen leerstehende
Fabrikhallen sächsische Straßen. Doch
die ostdeutsche Industrie ist nicht tot.
Gerade der Maschinenbau blüht; zwar
im Verborgenen, aber dafür umso
üppiger.
Die Branche hat sich in den letzten
zwei Jahrzehnten wieder zu einer der
wichtigsten und wachstumsstärksten
entwickelt. „In Ostdeutschland hat
sich längst ein kleiner, gesunder Mittelstand etabliert“, sagt Reinhard Pätz,
Geschäftsführer Ost des Verbands
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. Aber jetzt stoßen gerade die
ostdeutschen Betriebe an ihre Grenzen, denn der Maschinenbau muss,
wie die gesamte deutsche Industrie,
immer stärker Märkte außerhalb der
Heimat und der Europäischen Union
erschließen. Das macht auch die Zukunftsstudie ostdeutscher Maschinenbau der TU Chemnitz deutlich. Die
Studie fokussiert vier Punkte, die in
den nächsten Jahren die Entwicklung innerhalb der Branche bestimmen: Die Globalisierung des Marktes,
Nachhaltigkeit, sowie die Pflicht der
Nutzung von Ressourcen um konkurrenzfähig zu bleiben. Des Weiteren
stellt der demografische Wandel die
Unternehmen vor Probleme. Die Bevölkerung im Osten Deutschlands
schrumpft und ist im Durchschnitt
deutlich älter als in der Vergangenheit.
Die Folge: Fachkräftemangel.
Der Leiter des Forschungsteams
Professor Egon Müller sagte gegenüber der Freien Presse: „Die Firmen
hierzulande sind seit der Wende durch
alle Höhen und Tiefen gegangen, sind
robuster und können sich schnell auf
andere Rahmenbedingungen einstellen“. Reinhard Pätz weist dagegen
darauf hin, dass „wir zu wenig an der
Globalisierung teilnehmen.“
Zu wenige Großbetriebe
Die Daten, die der Verband VDMA
über seine Mitglieder präsentiert,
machen dennoch Mut: Innerhalb der
letzten zwölf Jahre hat sich die Zahl
der Beschäftigten auf 77.000 erhöht.
Der Jahresumsatz ist von 8,6 Milliarden auf knapp 15 Milliarden Euro
gestiegen. Auch die Exportquote stieg
geringfügig seit 2009. Gesunken ist
dagegen die Zahl der Betriebe mit
mehr als 50 Mitarbeitern. Von ehemals deutlich mehr als 500 Unternehmen erreichen nur noch 461 hohe
Angestelltenzahlen. Darin liegt auch
ein Kernproblem: 50 Beschäftigte
sind im ostdeutschen Maschinenbau
bereits ein Großbetrieb. „Die überwiegende Anzahl an Unternehmen
beschäftigt weniger als zehn Mitarbeiter, und die Betriebe sind vor allem im
ländlichen Raum angesiedelt“, heißt
es in der Studie der Technischen Universität Chemnitz.
Daher ist es den Unternehmen nicht
möglich, große Investitionen zu stemmen. Das macht den Wettbewerb
mit westdeutschen Firmen wesentlich
schwieriger, denn diese sind oft 100
bis 150 Mann stark.
Zukunft im Ausland
Um zu überleben, bleibt ostdeutschen
Maschinenbauern nur der Weg in
den internationalen Markt. Das bestätigte auch das Ergebnis der Studie
der TU Chemnitz. Für die Verfasser
der Studie gehört neben dem Etablieren globaler Wertschöpfungsketten
besonders die Erschließung internationaler Märkte zu den zentralen
und zukunftsweisenden Handlungsfeldern der Branche. „Die Internationalisierung muss durch die Unternehmen des ostdeutschen Maschinenund Anlagenbaus konsequent vorangetrieben werden“, sagt Professor
Müller und ergänzt: „Insbesondere
für kleine Unternehmen bieten sich
Kooperationen an.“ Diese sollten sich
jedoch nicht nur auf externe Hilfe
verlassen, sondern konsequent eigene
Kompetenzen aufbauen.
Kleine Firmen sollten zudem auf
Netzwerke als Basis für die Internationalisierung setzen. Dies versuchte
auch das Motorenwerk Zschopau.
Als 1996 das Aus drohte, trat das
Werk in eine Kooperation mit einem
malaiischen Großkonzern. Dennoch
ist nun endgültig Schluss in den Werkshallen. Das Motorenwerk ist trotz des
internationalen Investors aus Malaysia
nun Pleite.
Florian Barth
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Politik und Wirtschaft
Die Novum
8. Mai 2013
Drohnenhandel: Toys are us!
Ein Kommentar von Erik Lindner
etonationsgeräusche dringen
durch den Raum, der PC-Monitor flackert wild: „Ziel zerstört“.
Was wie das Werbefilmchen eines
Videospiels wirkt, ist ein Imagefilm für amerikanische Kampfdrohnen.
Das US-Militär setzt seit Langem
verstärkt auf eine Kriegsführung
namens „Targeted Killing“. Auf
Deutsch: Eine Person wird anvisiert und wenigstens zehn weitere
im Umkreis sterben. Wo gehobelt
wird, fallen nun mal Späne.
Nicht nur die USA entwickeln
intensiv unbemannte Fluggeräte:
Auch Israel bessert seine Haushaltskasse durch den DrohnenHandel ganz erheblich auf. Effektiver, präziser und billiger sind
wichtige Schlagworte in den Ohren
zukunftsorientierter Kriegs- und
Verteidigungsökonomen.
Kein
Wunder: Die Ausbildung eines
amerikanischen
Kampfpiloten
verschlingt circa 2,6 Millionen
Dollar. Perspektivisch ist ein ferngesteuertes, fliegendes Maschinengewehr dagegen ein echtes
Steffen Knüdel
D
Zielen und Schuss – Fernsieg durch Drohnen.
Schnäppchen. Italien und SaudiArabien investieren bereitwillig in
die unbemannten Erfüllungsgehilfen – der Markt explodiert geradezu:
Statussymbole und ein positiver Kassenschnitt überzeugen dann doch.
Dass sich Deutschland auf der Kundenliste Israels und der Vereinigten Staaten findet, überrascht daher kaum.
Zurzeit wartet Verteidigungsminister
De Maizière auf die offizielle Bestätigung eines Drohnen-Kaufs von den
USA. „Reaper“, also „Sensenmann“,
heißt das Objekt der Begierde – ein
Schelm, wer Schlimmes ahnt. Drei
davon, Kaufpreis 40 Millionen Euro,
soll die deutsche Bundeswehr bekommen. Nur blöd, dass die
amerikanischen
Waffenproduzenten das Innenleben ihrer
Drohnen strikt geheim halten
wollen. Noch gravierender wirkt
sich die Kleinigkeit des ausschließlichen Luftwaffen-Einsatzes zu Aufklärungszwecken
aus – denn die Bundeswehr soll
aufgrund der deutschen Vergangenheit nicht töten. Deshalb pflegt
das Verteidigungsministerium engen
Kontakt mit Israel.
110 Millionen Euro für die Nutzung
dreier „Heron“-Drohnen zur Luftaufklärung: Leasing macht‘s möglich.
Offiziell sollen dadurch die schrecklich unflexiblen Gesetze und Rechte
gewahrt bleiben. Zweifler könnten
entgegnen, dass das israelische Modell
mit anderen Drohnen gekoppelt werden und kommunizieren kann – ein
interessanter Winkelzug: „Herr
Richter, ich bin unschuldig! Meine
Faust hat den Mann erschlagen.“
Prinzipiell könnte das ohne Weiteres
in Deutschland geschehen, gäbe es
nicht die Mühlen der Bürokratie:
Eine Überfluglizenz für den deutschen Luftraum fehlt.
In den Vereinigten Staaten gibt es
eine solche Lizenz. Und die Amerikaner gehen noch weiter: Mittlerweile kann jeder Zivilist die Chance auf eine Ausbildung zum Ferntöter ergreifen – hochqualifiziert war
gestern.
Zur Neuausrichtung der Bundeswehr passen die unbemannten
Fluggeräte allemal – gut ist, was
sparen hilft. Und Soldaten sind
sowieso knapp. Generell scheint
der kämpfende Soldat, aus Fleisch
und Blut, überholt zu sein: Er wird
schnell müde, ist oft hungrig und
unterliegt menschliches Fehlverhalten! Für einen Kampfroboter
existieren diese Schwächen nicht,
sind Menschenziele nur Objekte.
Moralisch-ethisches Verhalten gibt
es im Bedarfsfall als Update.
Volle Kontrolle über Modem und Netz
Telekom fordert Einheitsmodem
ie weit reicht die Entscheidungsgewalt des Internetnutzers?
Geht es nach der Telekom, endet sie
bereits bei der Wahl des Modems.
Durch neue Geschäftsbedingungen
kann die Telekom künftig jedem Verbraucher ein chinesisches Modem aufzwingen. In der deutschen Telekommunikationsbranche ist bekannt, dass
chinesische Hersteller mittlerweile eng
mit der Deutschen Telekom kooperieren, und diese kaum noch Geräte von
europäischen Herstellern ausliefert.
Die im Januar getroffene Entscheidung der Bundesnetzagentur besagt,
dass der Anschluss eines Providers
nicht mehr die Telefondose, sondern
das Modem ist. Die Konsequenzen
sind weitreichend: Auf Seiten der Verbraucher entsteht ein Modem- und
Anbieterzwang – entweder das Gerät
der Telekom oder gar kein Internetanschluss per Kupferkabel.
Diese Maßnahme soll eine Kündigungswelle bestehender Verträge verhindern. Nicht ganz unbegründet:
Seit dem zweiten Mai begrenzt die
Telekom ihre Flatrates – 75 bis 400
Gigabyte Datentransfer pro Monat,
dpa
W
Durch Datendrosslung will die Telekom ihren Netzausbau finanzieren, auf Kosten der Kunden.
danach wird auf 384 Kilobit pro Sekunde gedrosselt. Zudem steht der
Marktführer unter dem Verdacht,
Fremdinhalte deutlich langsamer als
die eigenen zu verbreiten.
Für Hardwareanbieter und Routerhersteller bedeutet diese Regelung
einen drastischen Umsatzeinbruch –
und mehr: Der Kommunikationsriese
Telekom würde damit seine Marktstellung weiter ausbauen. Die Ende
2012 ermittelten, rund 12,5 Millionen Kunden würden an die Telekom
gebunden – stärkster Mitbewerber
ist 1&1 mit 3,3 Millionen. Das
Zwangsmodem öffnet zudem eine
zusätzliche Einnahmequelle: Nutzer
anderer Internetanbieter müssen auch
wechseln. Wettbewerbsrechtlich ist
die Monopolbildung im Provider- und
Gerätebereich mehr als zweifelhaft.
Gerechtfertigt wird sie mit der geplanten Einführung des VDSL-Vectorings – eine Möglichkeit, Signalstörungen zwischen benachbarten Anschlussleitungen zu reduzieren. Dafür
müssten allerdings alle DSL-Anschlüsse
in einer Hand liegen. Zu den Profiteuren
der Mehreinnahmen gehört auch die
Bundesrepublik Deutschland: Direkt
hält sie 15 Prozent der TelekomAktien und durch die Kasse für Wiederaufbau – die größte nationale Förderbank – weitere 17 Prozent.
Umstritten ist zudem die enge Zusammenarbeit der deutschen Telekom
mit den China-nahen Herstellern.
Einheitliche Hardwarekomponenten
erhöhen die Anfälligkeit gegenüber
externen Angriffen. Den Bereich der
öffentlichen Sicherheit würde diese
Anfälligkeit besonders gefährden, vor
allem Bankensysteme und Krankenkassen-Netze.
Erik Lindner
Hintergrund
8. Mai 2013
Die Novum
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Politik handelt endlich: Pilotprojekt soll hohe Schulabbrecherzahlen im Freistaat senken
sxc: elkfish, Markus Kretzschmar
Sachsen will Lehrer locken
Studenten haben die Wahl: Direkt zum Job oder Wissen weiter geben
B
is 2020 werden in Sachsen mehr
als 8.000 Lehramtstellen nicht
besetzt sein. Diese erschütternde Prognose stellte Kultusministerin Brunhild Kurth. Viele Fachkräfte gingen
wegen mangelnder Arbeitsstellen in
die alten Bundesländer und bauten
sich dort ihre Zukunft auf. Somit
werden Lehrer in Sachsen dringend
gesucht, da es an Nachwuchspädagogen fehlt. Die Technische Universität Dresden soll mit ihrem Projekt
„Quer“ die drohende Lehrerkrise abwenden.
Crashkurs
Mit „Quer“ sollen seit April Akademiker für den Lehrerberuf vorbereitet
und ausgebildet werden. Wer einen
Diplom-, Master- oder Magisterabschluss hat, schafft das theoretisch in
nur eineinhalb Jahren. In dieser Zeit erlangen die Quereinsteiger die nötigen
pädagogischen, psychologischen und
didaktischen Kenntnisse, die für eine
erfolgreiche Lehrtätigkeit nötig sind,
und gehen dann, wie jeder andere
Lehramtsbewerber, in den Vorbereitungsdienst. Im Normalfall dauert
schon eine Erzieherausbildung drei
Jahre.
Bei „Quer“ bewirbt sich, wer sich den
Lehrerberuf zutraut und die Chance
nutzen möchte. Über 800 Personen
bezeugten Interesse, 250 bewarben
sich und 40 haben schließlich mit der
Weiterbildung begonnen. Voraussetzung für die Teilnahme ist ein abgeschlossenes Studium. Die Studienrichtung bestimmt dabei, welche
Unterrichtsfächer in Grundschulen,
Mittelschulen und Gymnasien gelehrt werden können. Erfahrungen in
der Pädagogik sind gern gesehen, aber
nicht zwingend erforderlich. Damit
nicht nur Quereinsteiger einer Fachrichtung ausgebildet werden, wurden
Schwerpunkte gesetzt: „Vor allem
in den Bereichen Mathematik und
Deutsch in Grundschulen und dem
sogenannten MINT-Bereich an Gymnasien. MINT steht für Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaften und
Technik“, erklärt Claudia Braun von
der Projektleitung. Trotz der großen
Nachfrage soll der Versuch vorerst
einmalig bleiben.
El Dorado für Arbeitssuchende
Während in Ostdeutschland händeringend Lehrer gesucht werden, sieht
es in den alten Bundesländern anders
aus. Jeder dritte ausgebildete Lehrer in
Westdeutschland ist arbeitslos, dennoch scheuen viele den Weg in den
Osten: Hier werden teilweise mehrere
Klassen zusammengelegt, um einen
halbwegs geregelten Unterrichtsablauf gewährleisten zu können. Unterricht wird mit Selbstbeschäftigung
und Freiarbeit gefüllt, da das System
mit dem normalen Frontalunterricht
schon längst zusammengebrochen
ist. An der Johann-Gottlieb-FichteMittelschule in Mittweida wurde die
reguläre Unterrichtszeit von 45 Minuten auf 40 gekürzt – um den Lehrern zwei Stunden Zeit pro Woche zu
verschaffen, für Hausaufgaben, Weiterbildung und andere pädagogische
Aufgaben. Dass trotz Arbeitslosigkeit
in Westdeutschland viele Lehrer den
Osten meiden, liegt für Joachim
Kindler, Schulleiter der Mittelschule
Gablenz in Chemnitz, auch an der Politik: „Es fehlt an guten Anreizen im
Freistaat Sachsen, denn es gibt durchaus noch viele Reserven.“ Es fehle vor
allem an moderner Ausstattung der
Lehrräume.
Auch in Sachen Gehalt herrscht
Nachholbedarf. „Sachsen ist unter
bundesweitem Standard eingruppiert,
das heißt, dass Lehrer in Sachsen in
der Lohntabelle ein bis zwei Gruppen
niedriger eingestuft sind als Lehrer
in Westdeutschland“, sagt Jens Weichelt, Vorsitzender des Sächsischen
Lehrerverbandes. In der Regel sind
alle Lehrer im Westen verbeamtet, in
Sachsen wurde dies jedoch nie eingeführt. Laut der Gewerkschaft für
Erziehung und Wissenschaft (GEW)
verdienen diese im Schnitt 40.000
Euro im Jahr, während Angestellte
nur 30.000 Euro jährlich verdienen.
Vertrauen gewinnen
Bei Lehrern ist neben der fachlichen
und pädagogischen Kompetenz nicht
zuletzt die Vertrauenswürdigkeit ein
wichtiges Kriterium. „Ich denke,
wer sich für diese Weiterbildung entscheidet, hat durchaus gewisse Vorstellungen, auf was er sich da einlässt“,
sagt Kindler. „Von daher würde ich mit
Quereinsteigern zusammenarbeiten.
Und falls diese Hilfe benötigen, werden sie diese bei uns auch bekommen.“ Ist die Hürde des Kollegiums
für die Quereinsteiger überwunden,
gilt es, die Eltern zu überzeugen. „Es
kommt immer auf die Person an, ob
diese den Beruf auch wirklich gern
ausübt“, meint Katrin Sommerlad,
Mutter des zehnjährigen Metin:
„Wenn ich das sehe, würde ich meinen
Sohn auch durchaus einem Quereinsteiger anvertrauen“.
Sachsens Möglichkeiten
Die Technische Universität Dresden
hat neben dem Quereinstiegsprojekt
für das Lehramt noch andere Weiterbildungsmöglichkeiten parat. Das
Programm „Unterrichtsversorgung“
soll beispielsweise dazu dienen, kurzfristigen Unterrichtausfall im Freistaat Sachsen zu unterbinden. Dazu
sollen externe Vertretungskräfte gegen ein bestimmtes Honorar an den
jeweiligen Schulen eingesetzt werden.
In Ausnahmefällen sind dies dann
sogar Personen mit entsprechenden
Fachkenntnissen, jedoch ohne klassische Lehrbefähigung. Schon länger
im Repertoire ist das Quereinstiegsprogramm Berufsschule. Dabei kann
berufsbegleitend ein Universitätszertifikat erlangt werden, welches unter
anderem zum Lehren an Berufsschulen mit freier Trägerschaft berechtigt.
Nach 19 Monaten der Weiterbildung
bewältigen die Quer-Absolventen den
Vorbereitungsdienst. Danach werden
sie dank Zertifikat und Anerkennung
durch das Kultusministerium auch als
vollwertige Lehrkräfte angesehen und
akzeptiert werden.
Robert Weiß
4
Hochschule und Wissenschaft
Die Novum
8. Mai 2013
Tatort Hörsaal
Nachwuchs-Studenten sind in der KinderUni dem Täter auf der Spur
ot-weißes Absperrband begrenzt
den Tatort. Auf dem Boden
die Scherben einer Flasche, auf dem
Tisch Blutstropfen. Professor Dr. Dirk
Labudde, verkleidet als Spurensicherer,
betritt den Hörsaal. Und die Vorlesung der KinderUni beginnt.
„Es war nicht ganz einfach, das Thema
für Acht- bis Zwölfjährige aufzubereiten“, gesteht Labudde, Professor
für Bioinformatik. Unter dem Motto
„Dem Täter auf der Spur“ durften die
Kinder, ausgestattet mit „Ermittlerausweisen“, am Samstag selbst aktiv
werden: Fingerabdrücke sammeln,
Blutspuren analysieren, Schuhabdrücke deuten und schließlich den Täter entlarven. Nebenbei lernten sie die
Gebiete der Forensik kennen. Labudde
erklärte dem jungen Publikum die
Struktur einer DNA oder die Funktionsweise von Fingerabdruck-Datenbanken.
Eine Veranstaltung für die KinderUni
muss gut vorbereitet sein. „Nachdem
mein Konzept feststand, habe ich
noch zwei volle Tage an der Vorlesung gearbeitet“, so Labudde. Also
besorgte der Professor Blumenerde
aus dem Baumarkt, in der der Täter
Spuren hinterlassen konnte, Schutzanzüge für eine stilechte Gewandung
HS Mittweida
R
Auf Spurensuche: Professor Labudde und ein Saal voller junger Kommissare.
der Kriminalisten und Blut aus dem
Schlachthof zwecks authentischer
Tatort-Deko. Das Ergebnis war eine
Mischung aus Mitmach-Theater, Vorlesung und Multimedia-Show: Live
wurde mitgefilmt, der Fortschritt
der Ermittlungen auf einer virtuellen
Pinnwand festgehalten, die Indizien
an ein fiktives Labor weitergeleitet.
Nach gut einer Stunde war die Ermittlung beendet und der Täter entlarvt.
Im Hörsaal sah es aus wie auf einem
Schlachtfeld, doch die Veranstalter
waren zufrieden: „Unser Vorlesungssaal hat 180 Plätze. Heute waren sogar noch zusätzliche Stühle nötig“,
so Melanie Kilger vom Campusbüro, das seit 2010 viermal im Jahr die
Kinder-Vorlesungen organisiert. Der
Andrang am vergangenen Wochenende war für die Veranstalter ein neuer
Rekord.Doch ob der Hörsaal nun mit
kleinen oder großen Besuchern gefüllt
ist – die Herausforderung für den
Professor bleibt die gleiche: „Ich denke, es ist gleich schwer, Kinder oder
Studenten zum Zuhören zu bekommen“, so Labudde: „Denn auch die
jungen Erwachsenen haben ein Bedürfnis danach, unterhalten zu werden“. Das ist nicht immer einfach,
gerade, wenn trockene Theorie vermittelt werden muss.
Mit der KinderUni versucht die
Hochschule schon die Kleinsten an
die Wissenschaft heranzuführen und
die Hochschule in und um Mittweida bekannt zu machen. „Im Prinzip
sind das ja die Matrikel 2020 oder 26,
die da sitzen“, so Labudde. Und die
dürfen auch mitbestimmen, worüber
ihre Professoren erzählen sollen. „Wir
machen Umfragen unter den Kindern,
welche Themen sie sich wünschen.
Erst dann suchen wir dazu Dozenten“,
erklärt die Vertreterin des Campusbüros. „So kamen wir zu Themen wie
‚So arbeitet ein Computerprogramm‘,
oder ‚Wie funktioniert denn eigentlich
Fernsehen?‘ “. Im September geht es
weiter mit der KinderUni. Dann beschäftigt sich Professor Jörg Matthes
mit der Frage, was ein Verbrennungsmotor mit einer Nähmaschine gemeinsam hat.
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Lokales
8. Mai 2013
5
Die Novum
Endlich Ruhe am „Pflasterberg“?
E
s ist ein holpriger Weg nach
Mittweida – wenn die Pendler
sich über die Dresdener Straße
einen Weg in die Stadt bahnen
wollen. Der sogenannte „Pflasterberg“, aus Richtung Hainichen
gleich vor der Zschopaubrücke, ist
in einem extrem schlechten Zustand und das schon seit Jahren.
Das Kopfsteinpflaster ist nur zu
einem geringen Teil mit Asphalt
überdeckt. Die gröbsten Löcher
sind geflickt, doch das ist nur ein
Tropfen auf dem heißen Stein.
Dass die Serpentinen als Abschnitt
eines Autobahnzubringers viel befahren sind, macht es nicht einfacher, denn gerade ein Weg in das
Stadtinnere sollte doch einladend
statt abschreckend wirken. Schließlich spricht es nicht gerade für eine
Stadt, wenn ihre Besucher bereits
bei der Anreise Brechreiz empfinden müssen. Denn abgesehen vom
Gekurve und Geschüttel sieht die
holprige Strecke auch nicht gerade
ästhetisch aus. Das finden auch
die Bürger, die die Straße nutzen
müssen. Vor allem Pendler, die regelmäßig auf die Strecke angewiesen
sind, sehen hier schon seit Langem
dringenden Handlungsbedarf. Und
tatsächlich gab es bereits vor einigen
Jahren Pläne, die Strecke zu sanieren.
Schon Ende 2008 sollte es so weit sein,
doch zu diesem Zeitpunkt wurden
letztendlich nur die größten Löcher
ausgebessert. Im Jahr 2011 erneuerte
das Straßenbauamt Chemnitz zwar
den Fahrbahnbelag der Dresdener
Straße – nur nicht am „Pflasterberg“.
Der damals schon stark sanierungsbedürftige Streckenabschnitt wurde
ausgelassen, um eine zu lange Sperrung der Straße zu verhindern.
Auch an der Chemnitzer Straße wurde
damals umfangreich gebaut; für den
„Pflasterberg“ vertröstete man die
Pendler auf das Jahr 2013. Natürlich
lässt sich nicht alles auf einen Schlag
reparieren. Dennoch ist es reichlich
seltsam, wenn ausgerechnet die dringendsten Arbeiten immer wieder hinausgeschoben werden. Zumindest
eine Hoffnung gibt es: Nun scheint
das Warten ein Ende zu haben. Wie es
Holger Müller
Die Serpentinen der Dresdener Straße werden voraussichtlich saniert – Ein Kommentar von Clemens Leisegang
Kraterlandschaft soll stoßdämpferschonendem Teer weichen und für eine schöne Fahrt sorgen.
aussieht, wird der neue Termin tatsächlich eingehalten: Ab dem 24. Juni
sollen die Arbeiten beginnen. Die
Pflasterdecke wird endgültig durch
Asphaltbelag ersetzt. Laut Oberbürgermeister Matthias Damm soll das
alte Kopfsteinpflaster später für Ausbesserungen in anderen Bereichen verwendet werden. Tröstlich zu wissen,
dass die Wünsche der Bürger damit
letztendlich erhört wurden, auch wenn
es lange genug gedauert hat. Alles
andere hätte die Stadt und das
Straßenbauamt wohl auch viel an
Glaubwürdigkeit gekostet. Die Medaille hat aber auch eine Kehrseite:
Die Dresdener Straße ist während
der Bauarbeiten für drei Monate
voll gesperrt. In dieser Zeit werden
es die Pendler dann mit Umleitungen zu tun haben. Sei‘s drum. Vorausgesetzt, es ist dann endlich Ruh‘
Schranke für Datenvolumen
Fotos: Marie-Luis Langefeld/ Redaktion: Eric Klapper
Wie finden die Bewohner Mittweidas die neue Regelung? Die Novum hat sich umgehört.
Gerit Weidel (27),
Studentin
Joachim Löwe (54),
Betriebsorganisation Volksbank
Stefanie Roll (30),
Pharmazeutisch-techn. Assistentin
Erwin Völker (64),
Anlageberater
Das Erste, an was ich denke, wenn jemand die Neuerungen der Telekom
erwähnt, ist der Spruch „ Drosselt
die Telekom das Datenvolumen,
dann drossel ich die Rechnungszahlung“. Ich finde diese Begrenzung ist eine Einschränkung des
Kundenservice der Telekom. Ein
negativer Effekt der Neuerungen
wird der Wechsel von Kunden zu
neuen Anbieter sein. Neben einem
schlechten Mobilempfang wäre das
jetzt ein weiterer Grund für einen
Anbieterwechsel von der Telekom
zu beispielsweise Vodafone.
Meiner Meinung nach passt diese
Neuerung in unsere Gesellschaft.
Unternehmen können für ihre
eigenen Angebote die Preise bestimmen und das finde ich okay.
In Deutschland existiert der freie
Markt und das bedeutet jeder kann
anbieten was er will. Die Begrenzung des Datenvolumens finde ich
angemessen. Eine unbegrenzte
Kapazität ist in der Theorie zwar
möglich, aber in der Praxis noch nicht
realisierbar. Je mehr Leute quasi
eine Leitung nutzen, desto langsamer wird der Datenverkehr.
Es werden immer mehr Videos,
Musik oder Computerspiele illegal
aus dem Internet heruntergeladen.
Deshalb finde ich, dass die Neuerung durch Telekom angemessen
ist. So wird den vielen Raubkopierern ein Riegel vorgeschoben. Ein
Teil der Internetnutzer spürt wahrscheinlich keine negativen Auswirkungen, da sie das Datenvolumen
eh nicht nutzen. Für den anderen
Teil, der arbeitsbedingt viel im Internet unterwegs ist, kann die Begrenzung dazu führen, dass die Arbeitsleistung beschränkt wird.
In meinen Augen sind die Neuerungen der Telekom nur Geschäftemacherei. Sicherlich sind die Änderungen eine Reaktion auf den gestiegenen Konkurrenzkampf auf dem
Anbietermarkt, aber kundenfreundlich ist das nicht. Meiner Meinung
nach wollen sich solche Unternehmen wie die Telekom in ihrer Branche wirtschaftlich positionieren.
Um die folgende Preissenkung
auszugleichen, werden jetzt neue
Geschäftsmodelle zu Gunsten des
eigenen Unternehmens entwickelt
und nicht im Sinne der Kunden.
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Sport
Die Novum
8. Mai 2013
Nach den Skifahrern kommen die Wellenreiter
Die Trendsportarten des Sommers 2013
chluss mit dem faulen Herumliegen am See. Wakeboard oder
Wasserski an die Füße geschnallt, rein
ins Wasser, am Seil festhalten und
los geht’s. Wer die Sommervariante
von Snowboard- und Skifahren ausprobieren will, ist bei der Anlage am
Rossauer Wald genau richtig. Vom
Seillift gezogen, geht’s mit circa 30 Kilometer pro Stunde über den See. Um
auf dem Wakeboard seinen Spaß zu
haben, braucht es nur ein wenig Training und das nötige Gleichgewicht.
Für Anfänger gibt es die Möglichkeit,
bei einer Einweisung die Grundlagen
zu erlernen. Erfahrene Boarder können im Funpark und an verschiedenen
Hindernissen ihr Können mit waghalsigen Sprüngen unter Beweis stellen.
Ein weiterer Trend in diesem Sommer ist das Kitesurfen. Mit der kurzen
Version eines Surfbretts an den Füßen geht es darum, übers Wasser zu
gleiten. Das Besondere ist, dass der
Kite-surfer dabei an einen Lenkdrachen, dem sogenannten Kite, geschnallt ist. Durch Veränderung des
Winkels zum Drachen können mit
wenig Kraftaufwand Geschwindigkeit und Richtung geändert werden.
dpa: Oliver Berg
S
Waghalsige Sprünge auf dem Wasser – Wakeboarden wird ein sportlicher Trend des Sommers.
Geschwindigkeiten von 50 Kilometer
pro Stunde sind dabei keine Seltenheit.
Die Grundlagen, sogenannte Basic
Jumps, sind schnell gelernt. Und mit
ein wenig Übung kann ein langweiliger Sommertag mit spektakulären
Drehungen und Sprüngen aufgepeppt
werden. Die Kiteschule-Leipzig, gelegen am Cospudener See, bietet das
nötige Equipment sowie Einführungs-
kurse zum Kitesurfen. Für Teamsportler bietet der Kanupark Markkleeberg
Wildwasser-Rafting. Dabei handelt
es sich um eine Sportart, bei der vier
bis zwölf Personen in einem robusten
Schlauchboot einen künstlich angelegten Kanal herunter fahren. Die
Wildwasserbahnen sind in verschiedene Schwierigkeitsgrade ein-geteilt.
So kommen Anfänger und Profis
gleichermaßen auf ihre Kosten. Voraussetzung dafür ist lediglich ein
angstfreier und sicherer Schwimmstil.
Zudem werden die Sportler mit Helm
und Schwimmweste ausgerüstet.
Für einen ruhigeren Sport-Tag bietet
der Sommer mit Stand Up Paddling
eine neue, entspanntere Alternative.
Auf einem Board stehend, bewegt
sich der Surfer mit Hilfe eines langen
Stechpaddels auf dem Wasser. Das
Brett ähnelt einem Surfboard, ist aber
um einiges länger, breiter und kippstabiler mit mehr Auftrieb. Die Sportart kombiniert Surfen, Kanusport und
Fitness-Workout, trainiert Gleichgewichtssinn, Koordinationsfähigkeit
und stärkt obendrein die Rumpfmuskulatur. Ausprobieren lässt sich
die neue Sportart am Hainer See nahe
Leipzig, wo es Board und Paddel zum
Ausleihen gibt. Sportler mit eigener
Ausrüstung können auf jedem Fluss
oder See das Paddel schwingen.
Die Trends sind gesetzt. Ob bei den
schnelleren Varianten Wakeboarden,
Kitesurfen und Rafting oder beim
ruhigen Stand Up Paddling. Der Sommer findet dieses Jahr auf dem Wasser
statt.
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Südbahnhof Chemnitz ab 21 Uhr
Kultur - und Veranstaltungszentrum
Reichenhainer Straße 1
09111 Chemnitz
www.suedbahnhof-chemnitz.de
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Uferstrand Chemnitz ab 20 Uhr
Falkestraße 2
09112 Chemnitz
www.uferstrand.de
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Freiberg
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Studentenclub EAC ab 21 Uhr
Agricolastraße 10a
09599 Freiberg
www.club.tu-freiberg.de
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Dienstag 14.05.2013
www.campusfestival-mittweida.de
www.facebook.com/campusfestival
VI
Straße
Kurz vor knapp
8. Mai 2013
7
Die Novum
Pilgern quer durch Sachsen
H
ape Kerkeling hat es vorgemacht.
Der Komiker startete 2001 seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg und
schrieb darüber den Bestseller „Ich
bin dann mal weg“. Viele haben sich
dadurch ermutigt gefühlt und traten
in seine Fußstapfen. Laut der Tageszeitung „Die Welt“ sollen mehr als
500.000 Deutsche jährlich auf europäischen Pilgerwegen unterwegs sein.
So auch 2010 Jörg Schulze, den die
Lust zum Pilgern gepackt hatte. Mit
Rucksack und Wanderschuhen machte er sich auf den Weg. „Ich wollte einfach mal raus aus dem stressigen Alltag und neue Erfahrungen machen“,
erzählt er. Grenzerfahrungen, denn
drei Monate auf dem Pilgerweg vergehen nicht ohne Schmerzen und die ein
oder andere Blase am Fuß. „Trotzdem
ist es ein wahnsinniges Glücksgefühl,
wenn die Etappe geschafft ist“, erklärt
Schulze. Der damals 40-Jährige traf
auf seinem Weg auf viele herzliche
und hilfsbereite Leute und „dachte
zum ersten Mal über Dinge nach, für
die sonst nie Zeit blieb“.
Aber wer pilgern will, muss nicht bis
nach Spanien, denn auch in Sachsen
gibt es dafür Gelegenheit: Die „Via
Regia“ ist eine mittelalterliche Handelsstraße und die älteste Verbindung
Mitteleuropas. Wo früher Könige,
Händler und Krieger ihrer Wege
zogen, verläuft heute der ökumenische Pilgerweg. Die Route erstreckt
sich über Sachsen, Sachsen-Anhalt
und Thüringen und umfasst eine Strecke von 474 Kilometern. Sie richtet
sich dabei am historischen Verlauf der
„Via Regia“, weicht allerdings von der
heutigen asphaltierten Straße ab und
führt über Wald- und Feldwege.
Der Ausgangspunkt ist Görlitz, wo
der ökumenische Pilgerweg in den
polnischen Jakobsweg mündet. Danach geht es durch die Oberlausitz
und das Muldental nach Leipzig. Von
dort aus verläuft der Pilgerweg über
die Bischofsstadt Merseburg, entlang
der Weinstrasse Saale-Unstrut nach
Erfurt. Ab hier wird die Landschaft
bergig und führt den Pilger durch den
Thüringer Wald zur letzten Etappe
nach Vacha.
Entlang der Route sind zur Orientierung kleine Schilder angebracht
mit der typischen gelben Jakobsmuschel auf blauem Hintergrund. Ehrenamtliche Wegbetreuer kümmern
Lukas Scholz
Unterwegs auf der „Via Regia“
Der heutige ökumenische Pilgerweg diente einst zum Fernhandel zwischen Ost und West.
sich um die Instandhaltung, unterstützt werden sie vom ökumenischen
Pilgerweg e.V., der auch das Herbergsnetz verwaltet. Der Verein, der aus
zwölf Mitgliedern besteht, bietet eine
Internet-Plattform zum Austausch
von Informationen und Erfahrungen
und beantwortet auch telefonisch alle
Fragen. „Der Weg erfreut sich wachsendem Zuspruch und ist zu einem
Begegnungsraum geworden, der in
diesem Sinne mehr in die Tiefe, als in
die Länge reicht“, so Esther Zeiher, Initiatorin des Projektes Ökumenischer
Pilgerweg eV. „Mich lassen die Erzählungen der Herbergseltern immer
wieder staunen, wie stark und echt die
Begegnungen sind.“ Sicherlich ist die
erlebte Landschaft des Ökumenischen
Kinoprogramm
Folgende Filme werden in der Filmbühne
Mittweida, in der Woche vom 8. Mai bis
14. Mai 2013 gezeigt:
3096 Tage
Donnerstag bis Samstag 20:00 Uhr
Freitag, Samstag und Mittwoch auch 22:15 Uhr
Schlussmacher
Donnerstag bis Samstag 19:45 Uhr
Freitag, Samstag 22:00 Uhr
Rubinrot
Donnerstag bis Sonntag 17:15 Uhr
Sonntag auch 14:45 Uhr
Fünf Freunde 2
Donnerstag und Samstag 15:00 Uhr
The Croods
Donnerstag bis Sonntag 17:00 Uhr
Donnerstag, Samstag und Sonntag 15:00 Uhr
Von Montag dem 13.5. bis voraussichtlich 22.5.
finden keine Vorführungen statt.
Filmbühne Mittweida, Theaterstraße 1
Telefon: 0 37 27 / 31 42
Tweet der Woche
„Phantasie ist, wenn man in einem Birkenwald
den Atem der unsichtbaren Zebras im Nacken
spürt.“
@peterbreuer
Pilgerwegs mit der spanischen nicht
vergleichbar, trotz alledem wird der
Reisende wertvolle Erfahrungen machen und besondere Erlebnisse teilen.
Auch Jörg Schulze hat sich vorgenommen den ökumenischen Pilgerweg zu
laufen „Ich finde es sehr spannend,
wie er sich die letzten Jahre entwickelt
hat. Es ist doch etwas anderes, durch
die Heimat zu Fuß zu laufen und die
Städte bewusst wahrzunehmen, als
einfach nur mit dem Auto durchzufahren.“
Susann Schadebrodt
Informationen zum Pilgern unter:
www.oekumenischer-pilgerweg.de
Mensaplan
Grüße
Mittwoch, den 8.5.2013
Dienstag, den 14.5.2013
Du bist mein Stern, ich hab dich gern!
Seefischfilet, gebacken, Remoulade
Pommes frites, Salat| mensaVital Vollkornspagetti, Bolognese von roten Linsen|
Spanferkelrollbraten, Schwarzbiersoße, buntes
Romanescogemüse, Kartoffelklöße
Frikadelle Zigeuner Art, Spätzle | Klare Gemüsesuppe dazu 4 Eierkuchen, Apfelmus | mensaVital
Gegrilltes Seehechtfilet, Zucchinigemüse
Kräuterkartoffeln, Himbeerjoghurt
Danke an alle, die bei der d2i-Party waren:
Ihr habt echt gerockt!
Montag, den 13.5.2013
Mittwoch, den 15.5.2013
Gulasch sächsische Art mit Makkaronichips |
Gedünsteter Seelachs mit Senfsoße, Rotkohl &
Kartoffeln | mensaVital Hähnchenbruststeak,
Kokos- Currysoße, Zuckerschoten, Basmatireis
mensaVital Schweinefleisch „Masala“ Tomaten,
Mais, Vollkornspagetti | Gedünsteter Rahmspinat, 3 Rühreier, Kartoffeln | 2 Schweinemedaillons Pfefferrahmsauce, Kaisergemüse, Kroketten
Grüße gegen Stressflecken! Denn du bist die Beste,
wenn du gut bist! C&S
Impressum
Die Novum ist eine Ausbildungszeitung der
Fakultät Medien / Die Novum Print der Hochschule Mittweida, unterstützt von: AMAK AG
und Medieninstitut Mittweida e.V., Verleger
gemäß SächsPresseG vom 3. April 1992:
Mittweida Research, Division GmbH / AMAK
AG, Technikumplatz 3, 09648 Mittweida,
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Geschäftsführerin: Silke Knauer
Vorstand: Prof. Dr. Otto Altendorfer
Anschrift: Hochschule Mittweida,
Redaktion Die Novum-Print,
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Herausgeber: Fakultät Medien
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Feuilleton: Sophie Herwig, Corinna Robertz
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Sindy Herrmann, Stefan Heidisch
Vertrieb: Sara Kamolz
Wir grüßen unseren Social-Media-Nerd Max
Embert! Du bist toll! Dein hochmotiviertes Team!
König Lustig grüßt seine Mädels aus Haus 1 und
alle, die ihn sonst noch so kennen!
Du verkürzt uns jede Montagsnacht um viele
Stunden, vielen Dank an den Layouter unseres
Vertrauens: Miau, Miau!
Ella und Linda, ihr seid mein Sonnenschein - ich
möchte immer bei euch sein.
Grüße an die VisKomm16 Possies!
Hinweis
Ihren Gruß schicken Sie bitte an:
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Wir weisen darauf hin, dass Grüße keine fremdenfeindlichen, rassistischen, persönlichkeitsverletzenden oder in anderer Art gegen bestehendes
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Bei Verletzung dieser Richtlinien behalten wir uns
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Feuilleton
Die Novum
8. Mai 2013
Walt Disney´s Erbe
D
as Aus für den Zeichentrickfilm:
Die Walt Disney Company, bisher größter Produzent dieser Streifen,
will keine mehr herstellen. 150 Mitarbeiter werden entlassen, darunter auch
Top-Zeichner wie Brian Ferguson, der
für die Figuren in „König der Löwen“
zuständig war. Das verkündete die Internetplattform animationsfilme.ch.
Dabei waren es doch die märchenhaften, lustigen und mit dem Herzblut
ihrer Schöpfer geschaffenen Zeichentrickfilme, die das Image von Disney
prägten. Streifen aus dieser Filmschmiede begleiteten uns seit Generationen, überlebten Videorekorder
und DVD-Player, um zuletzt in HighDefinition Version für den BluRayPlayer auf dem Markt zu erscheinen.
Der Totengräber des Zeichentrickfilms ist bunt, quietschig und nicht zu
bremsen. Computeranimierte Kinderhelden wie Zebra Marty aus „Madagascar 3“ oder „Teenage Mutant Ninja
Turtles“ flitzen über Kinoleinwände
und Fernsehbildschirme. Diese Trendwende begann 1995 mit „Toy Story“,
dem ersten vollständig computeranimierten Film. Schon 2012 gab es rund
siebenmal mehr „computer generated
films“ – kurz CG-Filme – als Zeichen-
trickfilme im Kino zu sehen. Gezeichnete Filme mit altehrwürdigen Disneyqualitäten sind inzwischen Raritäten. Helden wie Mulan und Tarzan
ganz verschwunden.
Disney muss sparen und CG-Filme
sind meistens billiger. Wo der klassische Zeichentrickfilm pro Figur einen
eigenen Profi-Zeichner braucht, kann
bei einer CG-Produktion jeder mitmischen, der das Computerprogramm
beherrscht. Anstatt beim Altbewährten zu bleiben, wird das Unternehmen deshalb die neuen „Star Wars“Filme produzieren, denn angesichts
höherer Produktionskosten bringen
selbst Trickfilmerfolge wie „Küss den
Frosch“ nicht die gewünschte Rendite.
Zwar sind CG-Filme nicht zwangsläufig schlecht, problematisch ist aber die
völlige Fokussierung auf diese Art des
Films: Es stirbt eine Kunstform, geliebt von Kindern und Erwachsenen.
Opfer gibt es auch in der deutschen Fernsehlandschaft, darunter eine Biene,
die heißt Maja. Sie summt seit März
dreidimensional und ist, dem heutigen
Schönheitsideal angepasst, schlanker.
In 78 neuen Folgen soll sie modern
daherkommen, der Zeit entsprechen.
Doch der Aufschrei war groß, noch
Franziska Keller
Wie gezeichnete Kinderhelden aussterben
1976
2013
Die Animation macht auch vor Biene Maja keinen Halt – Diät inklusive.
bevor eine Folge ausgestrahlt wurde.
„Bulimie an den Honigtöpfen, moderner Schlankheitswahn im ÖffentlichRechtlichen“ ätzte die Süddeutsche
Zeitung. Zumindest beweist das ZDF
Mut, einem Kultklassiker den Kult zu
rauben. Bereits die Kleinsten unserer
Gesellschaft werden also inzwischen
mit CG-Filmen wie „Die Oktonauten“
und „Micky Maus Wunderhaus“ bestrahlt. Fortschritt ist gut, doch warum
soll darunter der optische Wert leiden?
Das Handwerk des Zeichnens sollte
auch im Bereich der Filmindustrie
wieder die Anerkennung bekommen,
die es verdient, denn Zeichentrickfilme und -serien sind lebendig gewordene Bilder aus Märchenbüchern. Der
„Kult“ muss auch in Zeiten des Computers seinen Platz erhalten. Denn, wie
Cinderella sagte: „Für mich gibt es nur
einen Trost. Das Träumen kann man
mir wenigstens nicht verbieten.“
Lisa Gröll und Diana Elsner
„Das Unaussprechliche“
Wirtschaftswunder Museum
Was trug Marilyn drunter? Dessous zwischen Anstand und Erotik
Von bieder bis freizügig – Unterwäsche hat sich im Laufe der Zeit stark verändert.
S
trings, kaum größer als eine Briefmarke, Korsetts, die aussehen, wie
der Brustpanzer eines Ritters, oder
Reifröcke, die an Fischreusen erinnern: Echte Reizwäsche und auch ihr genaues Gegenteil gibt es in der Chemnitzer Ausstellung „Reiz und Scham“
bis Ende Juli zu bestaunen.
Unterwäsche ist eine recht neue Erfindung, die sich erst gegen Ende des 19.
Jahrhunderts allgemein durchsetzte.
Bis dahin trugen Männer lange Hemden, die sie sich in den Hosenbund
steckten. Den Damen jener Zeit setzte
die Coca-Cola-Flasche bis heute ein
Denkmal: Sie ist einer Frauenfigur
nachempfunden, die unterhalb der
Gürtellinie durch diverse Schichten
von Unterröcken geformt wird – der
Gang auf‘s Klo muss damals reichlich
umständlich gewesen sein.
Die Ausstellung im Chemnitzer Industriemuseum beherbergt Exponate
aus dem frühen 19. Jahrhundert bis
hin zum 21. Jahrhundert. Die Frage
der Perspektive der Wäsche steht dabei
im Vordergrund. Ob „modisch oder
altbacken, gesund, hygienisch, funktional oder einfach nur sexy“. Sogar das
Modell einer der ersten Unterhosen
für Frauen gibt es in der Ausstellung
zu sehen. Damals waren Damen-
unterhosen verpönt, keiner wollte ein
Wort darüber verlieren, darum wurden sie „die Unaussprechlichen“ genannt. Sie galten als ungesund und
unsittlich für die Frau – auch wenn sie
eher an Pumphosen à la Kleiner Muck
erinnern, als an ein sexy Höschen von
heute.
Mit der Emanzipation der Frau
kam auch die Revolution der Unterwäsche. In den 20er Jahren wurde die
Kleidung knapper - und die Höschen
mussten irgendwie drunter passen.
Frauen wollten attraktiv und dennoch
nicht mehr als Objekte angesehen
werden. Erste BHs ersetzten das Korsett, zum schlichten Weiß kam auch
süßes Apricot und verführerisches
Schwarz. In den nächsten Jahrzehnten folgte ein stetiges Wechselspiel
zwischen praktisch-emanzipiert und
erotisch- verspielt. Der Grund dafürx
ein Hin und Her geschichtlicher Ereignisse und gesellschaftlicher Entwicklungen. Einer ersten sexuellen Befreiung in den 20er Jahren folgte ein
Zurück zur Prüderie, auf Krieg und
Not kamen Frieden und Überfluss,
auf Promiskuität der AIDS-Schock.
Eine Konstante gibt es dennoch: Der
Schlüpfer wich dem knappen Höschen. Auch das ein Triumph der Miniaturisierung. Jedoch, je extravaganter
das „Drunter“ wurde, desto häufiger
kam die Frage nach Moral und Sitte,
wodurch eine gewisse Doppelmoral
entstand. Lange Zeit war es den Frauen untersagt sich zu sinnlich zu zeigen.
In unserem Zeitalter ist Reizwäsche
nichts Besonderes mehr. Dies hängt
womöglich mit dem Phänomen zusammen, dass sich immer mehr Menschen öffentlich zur Schau stellen und
die Medien nach dem Motto „Sex
sells“ arbeiten. Wer schon immer wissen wollte, was Marilyn Monroe drunter getragen hat, welche Unterwäsche
zur Zeit von Bismarck in Mode war
und wie unterschiedlich die Höschen
zwischen Ost- und Westdeutschland
waren, ist in dieser Ausstellung richtig
aufgehoben.
Lydia Nordengrün
Reiz & Scham – Dessous
150 Jahre Kulturgeschichte
der Unterwäsche
noch bis zum Juli zu sehen
im Industriemuseum Chemnitz

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