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3. Kapitel
Schüsse, Blut und Messerklinge
„Na, da wird die Trudel aber Oochen machen, wenn ich mit so eener
­Kalesche vor der ihrer Tür stehe!“, sagt Ilse Bähnert und beugt sich dabei
mit dem Kopf ein Stück aus dem Autofenster, um jeden Moment in Trudels
verdutztes Gesicht blicken zu können.
„Wo bleibt Se denn?“, sagt Frau Bähnert ungeduldig und dreht sich zu
Herrn Schmarge um: „Warten Se bitte hier, Ingo. Ich gugge selbst mal nach,
wo es Trudelchen sich versteckt hält!“
Flott entsteigt die Dame dem Wagen, tänzelt um einige Wasserlachen auf
dem Bürgersteig und geht zur Haustür des Mehrfamilienhauses. Aus dem
Gulli davor rauscht es mächtig. Ein paar Äste liegen herum. Dabei stehen
vor Trudels Haus gar keine Bäume. Mit einem beherzten Ruck drückt sie
die Klinke zum Hausflur nach unten.
„Na hoi! Es ist offen!“, stellt Frau Bähnert fest. Sie huscht hinein und steigt
über die Treppe keuchend nach oben zur Wohnung von Trudel. „Aber
für een Fahrstuhl hats beim Frank für seine Tante Trudel offenbar nicht
gereicht!“, sagt sie atemlos. „Ist es ganze Pulver fürs Dach und für de SonnenFaktoren droff gegangen!“ Misstrauisch blickt sie auf die Wohnungstür
der Freundin.
„De Türe steht ja offen! Eigenartig!“, flüstert Frau Bähnert und der
Schrecken fährt ihr in die Glieder. Sie geht einen Schritt näher heran und
ruft durch den Türspalt nach Trudel.
„Bist Du da drin? Hallo! Ich bins, Deine Ilse!“
Als keine Rückantwort folgt, stößt Frau Bähnert wagemutig die Tür auf und
tritt in den Korridor.
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„Trudel! Bist wohl eingenickt, was?“ Fast schleichend inspiziert Ilse die
Wohnung, denn ganz geheuer ist ihr die Situation nicht. „Rätselhaft – de
Tür off! Und hier, de Schrankwand, ooch nicht zugemacht!“
Vier Fächer des eichenfurnierten Spanplattenschranks stehen offen. Es
hängen ein paar Blätter heraus. Frau Bähnert stolpert über etwas, das auf
dem Teppich liegt.
„Trudel, um Himmels willen!“ Frau Bähnert schaut mit aufgerissenen
Augen nach unten auf den Boden. Dort liegt ein herab gefallenes, offenbar
bei der Flucht verlorenes Bündel. Als es Ilse mit der Fußspitze auseinander
schiebt, erkennt sie, dass es frisch gewaschene Trikotagen sind.
„Een Überfall“, sagt Ilse Bähnert und bleibt erstarrt in ihrer Haltung. „Raub!
Hier bei dor Trudel in dor Wohnstube!“
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