Anstandsdamen der Zelle: Rolle in Proteinfaltung und bei der
Transcrição
Anstandsdamen der Zelle: Rolle in Proteinfaltung und bei der
Jahrbuch 2012/2013 | Hartl, F. Ulrich | Anstandsdamen der Zelle: Rolle in Proteinfaltung und bei der Genese neurodegenerativer Krankheiten Anstandsdamen der Zelle: Rolle in Proteinfaltung und bei der Genese neurodegenerativer Krankheiten The cell's molecular chaperones: their role in protein folding and in the development of neurodegenerative disorders Hartl, F. Ulrich Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried Korrespondierender Autor E-Mail: [email protected] Zusammenfassung Proteine übernehmen vielfältige essenzielle Aufgaben in allen Zellen. Doch um ihre biologische Funktion ausüben zu können, müssen sich die kettenartigen Moleküle erst zu komplexen, dreidimensionalen Strukturen falten. Dieser Prozess w ird durch verschiedene molekulare Chaperone, die Anstandsdamen der Zelle, vermittelt. Sie verhindern die fehlerhafte Verklumpung von Proteinen, die zu Alzheimerdemenz oder Morbus Parkinson führen kann. Unsere Forschungsarbeiten leisten einen Beitrag zum besseren Verständnis der Rolle der Chaperone bei Proteinfaltung und neurodegenerativen Faltungskrankheiten. Summary Proteins are synthesized as chains of amino acids. In order to fulfill a w ide variety of biological functions, these chains must fold into specific three-dimensional patterns. This process of protein folding is mediated in our cells by molecular chaperones, helper molecules w hich act to prevent the clumping of faulty protein chains into aggregates. The formation of aggregates is the cause of neurodegenerative disorders, including Alzheimer’s and Parkinson’s disease. Understanding the role of molecular chaperones w ill help in developing treatments for these and other diseases. Proteinfaltung und Aggregation Eiw eißmoleküle (Proteine) sind die Träger fast aller zellulären Lebensfunktionen. Sie w erden an den Ribosomen als polymere Ketten aus den 20 Aminosäurebausteinen synthetisiert. Um ihre biologischen Funktionen ausüben zu können, müssen die neu synthetisierten Proteinketten eine genau definierte dreidimensionale Konformation einnehmen. Diesen Prozess nennt man Faltung. Er w ird w esentlich durch die Abkehr hydrophober Aminosäurebereiche vom w ässrigen Milieu, den sogenannten hydrophoben Effekt, angetrieben, w obei letzten Endes aber die Aminosäuresequenz die endgültige dreidimensionale Form des Moleküls bestimmt. Erst in den letzten 20 Jahren w urde erkannt, dass Zellen sogenannte molekulare Chaperone, molekulare Anstandsdamen, enthalten, die den neu synthetisierten Proteinketten bei der Faltung helfen. Diese Chaperone sind selbst Proteine. Ihre Funktionen sind in allen Zelltypen essenziell [1]. © 2013 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 1/7 Jahrbuch 2012/2013 | Hartl, F. Ulrich | Anstandsdamen der Zelle: Rolle in Proteinfaltung und bei der Genese neurodegenerativer Krankheiten Zentrale Aufgabe der Chaperone ist die Verhinderung der Proteinaggregation, also der Verklumpung fehlgefalteter Proteinketten (Abb. 1). Aggregation w ird hauptsächlich über hydrophobe Wechselw irkungen ausgelöst. Sie ist besonders bei Proteinen mit komplexer Struktur, zum Beispiel bei Mehrdomänenproteinen, ausgeprägt und w ird durch die hohe Proteinkonzentration in der Zelle (300-400 Gramm pro Liter) begünstigt. Aggregierte Proteine stören die Zellfunktion in vielfältiger Weise. Ihre Bildung und Ablagerung ist ursächlich mit neurodegenerativen Krankheiten verbunden. A bb. 1: Aggre ga tionsproze sse k om pe tie re n m it produk tive r Fa ltung. Unge fa lte te P rote ine (U) stre be n de m na tiv ge fa lte te n Zusta nd (N) zu. Da be i e ntste he n Fa ltungsinte rm e dia te (I). Die Zustä nde U und I k önne n Aggre ga te bilde n, be sonde rs im dicht ge pa ck te n ze llulä re n Milie u. Unge ordne te Aggre ga tstruk ture n he rrsche n vor, e s e ntste he n je doch a uch fibrillä r ge ordne te Aggre ga te (Am yloid) m it ze llulä re r Tox izitä t, die ursä chlich m it ne urode ge ne ra tive n Kra nk he ite n ve rbunde n sind. Modifizie rt na ch [2]. © Ma x -P la nck -Institut für Bioche m ie /Ha rtl Wie funktionieren molekulare Chaperone? Chaperone verhindern die Aggregation unvollständig gefalteter Proteinketten, indem sie deren exponierte hydrophobe Aminosäuresegmente abschirmen. Da diese Regionen nach erfolgreicher Faltung im Inneren des Proteins verborgen sind, interagieren die Chaperone in der Regel nur so lange, bis der gefaltete, native, Zustand erreicht ist. Die Chaperone können also genau zw ischen ungefalteten und gefalteten Proteinen unterscheiden, und dies bei vielen verschiedenen Proteine. Um eine produktive Faltung zu gew ährleisten, müssen die Chaperone ihre Klienten allerdings auch w ieder loslassen können. Dies geschieht oft in einer ATPabhängigen Reaktion und mit Hilfe regulierender Kofaktoren. Für die Faltung neu synthetisierter Proteine im Zytosol sind zw ei Klassen von Chaperonen von besonderer Bedeutung, die Komponenten der Hsp70 Familie und die zylindrischen Chaperonine [2]. Teamarbeit bei der Proteinfaltung Prinzipiell unterscheiden w ir bei der Faltung neu synthetisierter Proteine zw ei Chaperonfunktionen. Kleine Chaperone - zu ihnen zählen Komponenten w ie Hsp70 - binden an die naszierenden Ketten, sobald sie aus dem Ribosom austreten. Ihre Aufgabe besteht darin, Ketten voneinander abzuschirmen (Abb. 2). In © 2013 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 2/7 Jahrbuch 2012/2013 | Hartl, F. Ulrich | Anstandsdamen der Zelle: Rolle in Proteinfaltung und bei der Genese neurodegenerativer Krankheiten Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von Wolfgang Baumeister konnte mit Hilfe der Kryoelektronenmikroskopie gezeigt w erden, dass eine besondere Organisationsform der Ribosomen die Wahrscheinlichkeit der Aggregation noch zusätzlich reduziert. Die Ribosomen sind dabei dicht gepackt und so organisiert, dass die Austrittsöffnungen für naszierende Proteinketten den maximal möglichen Abstand zueinander einnehmen [3]. A bb. 2: W e ge de r P rote infa ltung im Zytosol be i Ba k te rie n und Euk a ryonte n. Kle ine C ha pe rone wie de r Trigge rfa k tor (TF) und die Kom pone nte n de s Hsp70-Syste m s (Da nK/Dna J in Ba k te rie n, Hsp70/Hsp40 in Euk a ryonte n) inte ra gie re n m it na szie re nde n P rote ink e tte n a n de n R ibosom e n und schirm e n hydrophobe Se gm e nte a b. In Euk a ryonte n wird die Funk tion von TF m ögliche rwe ise durch de n Fa k tor NAC e rse tzt. In be ide n Syste m e n we rde n e twa 10-15% de r P rote ine zur Fa ltung a n zylindrische C ha pe ronine (GroEL in P rok a ryonte n, TR iC in Euk a ryonte n) we ite rge le ite t. GroEL k oope rie rt m it de m Kofa k tor GroES, wä hre nd TR iC von e ine m solche n Fa k tor una bhä ngig ist. Die TR iC Funk tion ist m it de m P roze ss de r Tra nsla tion durch da s C ha pe ron P re foldin (P DF) ge k oppe lt, da s sowohl m it na szie re nde n P rote ink e tte n wie a uch m it TR iC inte ra gie rt. In Euk a ryonte n nutze n P rote ine de r Signa ltra nsduk tion (Kina se n) da s C ha pe ron Hsp90 zur Fa ltung und k onform a tione lle n R e gula tion. N, na tiv ge fa lte te s P rote in. Modifizie rt na ch [2]. © Ma x -P la nck -Institut für Bioche m ie /Ha rtl Hsp70-Chaperone bestehen aus zw ei funktionelle Domänen, eine N-terminale ATPase-Domäne und eine Cterminale Peptidbindungs-Domäne. Der Zugang in die Peptidbindetasche w ird durch ein verstellbares ahelikales Segment reguliert, dessen Position von der ATPase-Domäne gesteuert w ird. Im ATP gebundenen Zustand ist die Tasche offen, w ährend sie im ADP-Zustand geschlossen ist. Die ATP Hydrolyse an Hsp70 w ird durch den Kofaktor Hsp40 stark beschleunigt, w as zum Schließen der Peptidbindetasche führt. Ein Nukleotid Austauschfaktor (NEF; GrpE in Bakterien) löst dann die Dissoziation des gebundenen ADP aus, w oraufhin erneute ATP Bindung die Freisetzung der Proteinkette induziert und den Reaktionszyklus abschließt. In jedem Bindezyklus w ird dem Proteinsubstrat die Gelegenheit zur Faltung, das heißt zum Verbergen hydrophober Bereiche gegeben. Ist dies erfolgreich, so erfolgt keine Rückbindung an Hsp70. Im anderen Fall durchläuft die naszierende Kette einen w eiteren Bindezyklus. Das Hsp70 Chaperon nimmt in fast allen Zelltypen eine zentrale Stellung bei der Proteinfaltung ein. Besonders stark aggregationsgefährdete Proteine sind jedoch auf die Hilfe der Chaperonine angew iesen. Chaperonine - Nanokäfige für die Proteinfaltung © 2013 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 3/7 Jahrbuch 2012/2013 | Hartl, F. Ulrich | Anstandsdamen der Zelle: Rolle in Proteinfaltung und bei der Genese neurodegenerativer Krankheiten Die Chaperonine (Hsp60) gehören zu den faszinierendsten ATP getriebenen molekularen Maschinen. Sie bilden Hohlkomplexe, die ein einzelnes, noch ungefaltetes Protein in ihrer zentralen Kammer einschließen und ihm somit die Faltung unter Bedingungen erlauben, bei denen Aggregation ausgeschlossen ist (Abb. 3). Dieser Mechanismus ist am besten für das bakterielle Chaperonin GroEL und seinen Kofaktor GroES verstanden [1]. A bb. 3: P rote infa ltung im GroEL-GroES Kä fig. Da s Substra tprote in wird ge bunde n a n Hsp70 a nge lie fe rt und binde t a ls Fa ltungsinte rm e dia t a n die a pik a le n Dom ä ne n de s offe ne n GroEL-R ings. In e ine m ATP a bhä ngige n Schritt binde t soda nn GroES übe r die R ingöffnung und schlie ßt da s Substra tprote in e in. Die s ge ht e inhe r m it e ine r Konform a tionsä nde rung de s GroEL, wodurch sich de sse n Inne nra um ve rgröße rt und se ine physik a lische n Eige nscha fte n von hydrophob na ch hydrophil ä nde rn. Da s Substra tprote in ble ibt für ca . 10 Se k unde n im Kä fig e inge schlosse n, die Ze it, die be nötigt wird, um 7 ATP Mole k üle a m GroEL-R ing zu ADP und P i um zuse tze n. W ä hre nd die se r Ze it ist da s P rote in fre i, sich zu fa lte n. Die Bindung von ATP a m ge ge nübe rlie ge nde n GroEL-R ing führt da nn zur Dissozia tion de s GroES, de r Kä fig öffne t sich und da s Substra t wird fre ige se tzt. Unvollstä ndig ge fa lte te s P rote in binde t zurück a n GroEL und durchlä uft e ine n we ite re n Fa ltungszyk lus. © Ma x -P la nck -Institut für Bioche m ie /Ha rtl GroEL besteht aus zw ei heptameren Ringen aus 60 kDa Untereinheiten, die Rücken an Rücken aufeinandergestapelt sind. Die Ringöffnung exponiert hydrophobe Aminosäurereste für die Bindung ungefalteter Proteine. GroES ist ein heptamerer Ring aus 10 kDa Untereinheiten, der sich w ie ein Deckel auf die Ringöffnung des GroEL legt. GroES bindet bevorzugt an nur einen der Ringe, und zw ar an denjenigen, der das Proteinsubstrat enthält. Dieser Schritt führt zum Einschluss des gebundenen Proteins in der zentralen Kavität des GroEL. Diese nimmt sodann die Funktion eines Faltungskäfigs an, der Proteine bis zu einer Größe von 60 kDa aufnehmen kann [1]. Das Substratprotein bleibt für etw a 10 Sekunden eingeschlossen, die Zeit, die für die Hydrolyse der 7 ATP Moleküle im GroEL-Ring benötigt w ird. Erst danach kann die ATP-Bindung am gegenüberliegenden Ring die GroES-Dissoziation und Ringöffnung auslösen. Ein bereits gefaltetes Protein w ird freigesetzt, w ährend unvollständig gefaltete Moleküle rückgebunden w erden und erneut einen Faltungszyklus durchlaufen. Es ist leicht zu verstehen, w ie dieser Mechanismus die Proteinfaltung unter Ausschluss der Aggregation gew ährleistet. GroEL-GroES stellt sozusagen ein Mini-Reagenzglas für ein einzelnes Molekül dar. Unsere neueren Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass dieses Modell unvollständig ist, denn das Reagenzglas ist eher ein Nano-Käfig, in den das sich faltende Protein sozusagen eingezw ängt w ird. Dies hat eine Änderung der Energielandschaft der Faltungsreaktion zur Folge, w obei die räumliche Einengung zur bevorzugten Bildung © 2013 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 4/7 Jahrbuch 2012/2013 | Hartl, F. Ulrich | Anstandsdamen der Zelle: Rolle in Proteinfaltung und bei der Genese neurodegenerativer Krankheiten kompakter Formen führt. Tatsächlich kann der Einschluss in den Faltungskäfig zu einer erheblichen Beschleunigung der Faltung im Vergleich zur Spontanfaltung in freier Lösung führen [4, 5]. Rolle der Chaperone bei neurodegenerativen Faltungskrankheiten Trotz aufw ändiger Proteinqualitätskontrolle entstehen in unseren Zellen ständig fehlerhafte Proteine. Die Fehlfaltung und Aggregation von Proteinen w ird zunehmend als die Ursache w ichtiger Erkrankungen erkannt. Hierzu gehören eine Reihe altersabhängiger neurodegenerativer Syndrome w ie Morbus Alzheimer, Parkinson und Chorea Huntington. Ihr zentrales zellpathologisches Merkmal ist die Bildung und Ablagerung von fibrillären Proteinaggregaten, sogenanntem Amyloid, im Gehirn, entw eder innerhalb oder außerhalb der Zellen (Abb. 4). Ihre Bildung ist untrennbar mit Toxizitätsphänomenen verbunden, deren exakte Mechanismen noch nicht verstanden sind. A bb. 4: Ve rhinde rung de r pa thologische n P rote ina ggre ga tion durch pha rm a k ologische C ha pe rona k tivie rung. Sä uge rze lle n (link s), die da s Kra nk he itsprote in von C hore a Huntington in fluore sze nzm a rk ie rte r Form synthe tisie re n, e ntha lte n große Aggre ga te (grün) ne be n de m Ze llk e rn (bla u). Be ha ndlung de r Ze lle n m it ste ige nde n Konze ntra tione n von Ge lda na m ycin (GA; 18 nM bzw. 180 nM) führt zur Ak tivie rung de r C ha pe rone und Ve rhinde rung de r Aggre ga tion. Da s fluore szie re nde P rote in ist nun gle ichm ä ßig übe r die ge sa m te Ze lle ve rte ilt. Modifizie rt na ch [9]. © Ma x -P la nck -Institut für Bioche m ie /Ha rtl W ir haben uns zunächst der Frage zugew andt, w arum es trotz des Vorhandenseins der Chaperone zu toxischen Proteinaggregaten kommen kann. Interessanterw eise konnten w ir zeigen, dass insbesondere Chaperone der Hsp70 Familie durchaus in der Lage sind, die pathologische Proteinaggregation zu verhindern [6, 7]. Sie agieren dabei in der Frühphase der Aggregation, indem sie die sogenannte Nukleation der Aggregate verhindern [6]. Dies w ird aber nur beobachtet, w enn die Chaperone aktiviert und in ausreichender zellulärer Konzentration vorliegen (vgl. Abb. 4). Das neurodegenerative Aggregationsphänomen scheint sich also als Konsequenz einer unzureichenden Chaperonkapazität zu manifestieren. Tatsächlich deuten neuere Befunde darauf hin, dass es im Rahmen des Alterungsprozesses zu einer Abnahme der Funktionalität der Chaperone kommt [1]. Dies dürfte erklären, w arum die genannten neurodegenerativen Krankheiten altersabhängig auftreten. Eine w eitere zentrale Frage betrifft die Mechanismen, durch die die Aggregate Zelltoxizität auslösen. W ir haben uns diesem Problem unter Verw endung eines systematischen Ansatzes gew idmet. Dabei w urde insbesondere die Hypothese getestet, dass die toxischen Aggregate – oder ihre oligomeren Vorstufen – andere zelluläre Proteine koaggregieren und auf diese Weise deren Funktion stören. W ir konnten mit Hilfe quantitativer Proteomikmessungen zeigen, dass die Aggregate, neben verschiedenen Chaperonen, mit zahlreichen (ca. 100) endogenen Proteinen interagierten [8]. Diese Proteine sind zumeist verschiedenen Schlüsselfunktionen der Zellregulation zuzuordnen. Die Toxizität der Aggregate beruht also, zumindest zum © 2013 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 5/7 Jahrbuch 2012/2013 | Hartl, F. Ulrich | Anstandsdamen der Zelle: Rolle in Proteinfaltung und bei der Genese neurodegenerativer Krankheiten Teil, auf ihrer Fähigkeit, multiple Proteine zu sequestrieren und somit funktionell zu inhibieren. Ausblick Bei der w eiteren Erforschung der Proteinfaltung w ird es darauf ankommen, W issen und Analysemethoden aus verschiedenen Disziplinen zusammenzuführen. Zunehmend w erden w ir in der Lage sein, raffinierte biophysikalische Techniken zur zeitaufgelösten Analyse der Proteinkonformation auf zelluläre Verhältnisse anzuw enden mit dem Fernziel, Einzelmoleküle w ährend der Synthese und Faltung in der Zelle verfolgen zu können. Eine große Herausforderung im medizinischen Bereich besteht darin, die Struktureigenschaften von Proteinaggregaten zu entschlüsseln, die ihnen toxische Eigenschaften verleihen. Die Aufklärung der molekularen Mechanismen neurodegenerativer Krankheiten ist besonders in den Industriestaaten mit alternder Bevölkerungsstruktur von großer Dringlichkeit. Anlass zu Optimismus geben Befunde, nach denen das zelleigene Chaperonsystem zur Aggregationsverhinderung pharmakologisch aktiviert w erden kann ([9]; Abb. 4). Literaturhinweise [1] Hartl, F. U; Bracher, A.; Hayer-Hartl, M. Molecular chaperones in protein folding and proteostasis Nature 475, 324-332 (2011) [2] Hartl, F. U; Hayer-Hartl, M. Molecular chaperones in the cytosol: from nascent chain to folded protein Science 295, 1852-1858 (2002) [3] Brandt, F.; Etchells, S. A.; Ortiz, J. O.; Elcock, A. H.; Hartl, F. U.; Baumeister, W. The native 3D organization of bacterial polysomes Cell 136, 261-271 (2009) [4] Tang, Y . C.; Chang, H. C.; Roeben, A.; Wischnewski, D.; Kerner, M. J.; Hartl, F. U.; Hayer-Hartl, M. Structural features of the GroEL-GroES nano-cage required for rapid folding of encapsulated protein Cell 125, 903-914 (2006) [5] Chakraborty, K.; Chatila, M.; Sinha, J.; Shi, Q.; Poschner, B. C.; Sikor, M.; Jiang, G.; Lamb, D. C.; Hartl, F. U.; Hayer-Hartl, M. Chaperonin-catalyzed rescue of kinetically trapped states in protein folding Cell 142, 112-122 (2010) [6] Schaffar, G.; Breuer, P.; Boteva, R.; Behrends, C.; Tzvetkov, N.; Strippel, N.; Sakahira, H.; Siegers, K.; Hayer-Hartl, M.; Hartl, F. U. Cellular toxicity of polyglutamine expansion proteins: mechanism of transcription factor deactivation Molecular Cell 15, 95-105 (2004) © 2013 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 6/7 Jahrbuch 2012/2013 | Hartl, F. Ulrich | Anstandsdamen der Zelle: Rolle in Proteinfaltung und bei der Genese neurodegenerativer Krankheiten [7] Behrends, C.; Langer, C. A.; Boteva, R.; Böttcher, U. M.; Stemp, M. J.; Schaffar, G.; Rao, B. V.; Giese, A.; Kretschmar, H.; Siegers, K.; Hartl, F. U. Chaperonin TRiC promotes the assembly of polyQ expansion proteins into nontoxic oligomers Molecular Cell 23, 887-897 (2006) [8] Olzscha, H.; Schermann, S. M.; Woerner, A. C.; Pinkert, S.; Hecht, M. H.; Tartaglia, G. G.; Vendruscolo, M.; Hayer-Hartl, M.; Hartl, F. U.; Vabulas, R. M. Amyloid-like aggregates sequester numerous metastable proteins with essential cellular functions Cell 144, 67-78 (2011) [9] Sittler, A.; Lurz, R.; Lueder, G.; Priller, J.; Lehrach, H.; Hayer-Hartl, M. K.; Hartl, F. U.; Wanker, E. E. Geldanamycin activates a heat shock response and inhibits huntingtin aggregation in a cell culture model of Huntington's disease Human Molecular Genetics 10, 1307-1315 (2001) © 2013 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 7/7