Esche, Espe oder Erle?
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Esche, Espe oder Erle?
Peter Steiger, geboren 1960, studierte an der Technischen Universität Hannover Landschafts planung, Naturschutz und Gartenarchitektur. Sein besonderes Interesse an Vegetationskunde, Gehölzen und Wäldern führte 1994 zur Herausgabe des Buches « Wälder der Schweiz – von Lindengrün zu Lärchengold », einer umfassenden Beschreibung der Waldgesell schaften der Schweiz, die im ott verlag nun in der 4. Auflage vorliegt. Beruflich beschäftigt er sich mit Naturschutzinventaren, Umweltbaubegleitungen, Waldreservats konzepten und naturnaher Gartengestaltung. Steiger Esche, Espe oder Erle? Der Hauptband wird ergänzt durch den dazugehörigen Bestimmungsschlüssel im praktischen, feldtauglichen Format, der mit hervorragenden Bildern und gut verständlichen Texten die Bestimmung der Gehölze Mitteleuropas ermöglicht. Esche, Espe oder Erle? Pflanzenporträts aller wild wachsenden Gehölze Mitteleuropas In diesem Werk sind erstmals alle 227 einheimischen Bäume und Sträucher Mitteleuropas mit ausführlichen Beschreibungen, jeweils acht Fotografien, Gehölzsilhouetten und Verbreitungskarten vereint. Zusätzlich enthalten sind 32 Porträts häufig gepflanzter oder verwilderter nicht einheimischer Gehölze. Zahlreiche Informationen zu sicheren Bestimmungsmerkmalen, Verbreitungs angaben, Heilwirkungen, Mythologie und Namensherkunft sowie Fotogalerien machen dieses Werk zu einer Fundgrube für alle an Gehölzen interessierten Leserinnen und Leser. Pflanzenporträts aller wild wachsenden Gehölze Mitteleuropas Peter Steiger ISBN 978-3-7225-0140-6 Steiger_SU_Hauptband.indd 1 18.12.13 10:41 Vorwort 5 Vorwort von Professor Frank Klötzli Dieses Buch kommt zu einer guten Zeit und ist für verschiedene aktuelle und offiz lle Projekte besonders nötig. Dass es nicht schon früher geschrieben wurde, erhellt sich aus verschiedenen Gründen, liegt aber vor allem an der Vielzahl von 227 einheimischen Gehölzarten, deren Verbreitungsgrenzen sich kreuz und quer durch Europa ziehen. Oft wu de das jeweilige Verbreitungsareal durch den Menschen verändert, und eine zunehmende Zahl exotischer Gehölze erobert sich ihren Platz unter den heimischen Arten. Die heutigen, landschafts ezogenen Feldarbeiten wie Inventarisierungen, Vegetationskartierungen, Umweltverträglichkeitsprüfungen und Umweltbaubegleitungen verlangen nach sehr guten Kenntnissen der Gehölze, ihrer Ansprache und Verbreitung. Aber schon seit Jahrtausenden fühlt sich der Mensch von der Kraft u d Ausstrahlung der Bäume angezogen und entwickelte Vorlieben für bestimmte Bäume und Sträucher. Nach heutiger Auff ssung stammt der Mensch aus den Savannen Ostafrikas mit einer grossen Artenvielfalt an Holzpflanzen. Die Struktur dieser Landschaft st ein dynamisches, durch die Kulturtätigkeit des Menschen stets beeinflusstes Mosaik aus Wald und Offenland. Mit seinem Auszug aus den tropischen Savannen und der Entwicklung der ersten Hochkulturen hat der Mensch dieses ihm vertraute Bild des Landschafts osaiks mit sich genommen, Wälder gerodet und in Feld-Wald-Komplexe verwandelt, oft m t streifenförmigen Grenzlinien wie Hecken und Baumreihen. Die Sehnsucht nach einer parkartig offenen Landschaft, die ei erseits den Blick in die Ferne erlaubt und gleichzeitig Schutz und Geborgenheit im Schatten vertrauter Bäume bietet, hat den Menschen in seiner Kulturgeschichte treu begleitet. So ist es nicht erstaunlich, dass sich Waldinseln und Heckenlandschaften nicht nur aus praktischen, sondern auch aus ästhetischen Gründen – und weil der Mensch immer nach Wurzeln sucht, in ganz Europa erhalten haben – teils natürlichen Ursprungs im Übergang vom Wald zur Steppe und Halbwüste oder, feuer- und weidebedingt, in offenen mediterranen Landschaften, in Mitteleuropa jedoch als anthropogene Kulturlandschaften. Erst die jüngste Entwicklung einer intensivst genutzten Agrarlandschaft m t baum losem Horizont entwurzelt uns von den vertrauten Mosaiklandschaften, wie sie auch gerne in Parkanlagen inszeniert werden. Baum- und Strauchgestalten werden seit jeher geschätzt, wie ein Blick auf Poesie und Belletristik deutlich zeigt, und führen uns den Jahreskreislauf von der winterkahlen Silhouette über Frühlingslaub, Blüte, Frucht und Herbstverfärbung deutlich und in ihrer verlässlichen Wiederkehr auch Vertrauen stiftend vor Augen. Viele Baumarten wie Eichen, Linden und Ölbäume haben so symbolische, ja heilige Bedeutung erlangt, gerade im Bedürfnis, Naturgewalten und Übersinnlichem eine Heimat und Wohnstatt zu geben. Der Wuchs markanter Bäume an Orten besonderer Kraftausstrahlung führte zur Verehrung von Einzelbäumen und zum Entstehen von Kultstätten in heiligen Hainen. Ohne kitschig zu werden, darf ich dieser Haltung beipfli hten. Ich habe nicht nur eine tief empfundene Freude an der Vielfalt schöner Baumgestalten, sondern auch grosse Achtung vor der über Jahrhunderte aufstrebenden Vitalität alter Bäume. Irgendwo in Wäldern, Parkanlagen oder in meinem Garten kann mir ein Baum durch seine Schönheit, Kraft u d Ausstrahlung auff llen, und ich fühle mich angezogen Esche_Hauptband_Einleitung_2.indd 5 18.12.13 12:51 6 Vorwort und fasziniert von den Lebensspuren in alten Rinden. Sträucher beglücken durch ihren ausgeprägten Habitus, duftende Blüten oder filigranes Laub und erfreuen mich in meinem Garten auf Augenhöhe in Geborgenheit unter den schützenden Bäumen … In der heutigen Zeit hat die Ahnung von Entwurzelung ohne Kontakt zu den Bäumen unserer Seele aber auch zu verstärkter Achtung und zum Schutz von Bäumen und Sträuchern geführt, deren Vielfalt einerseits in Gärten und Parks gehegt wird, andererseits aber auch in der Landschaft, urch die Anlage neuer Hecken, Obsthochstammgärten und Alleen gewürdigt wird. Dieses wachsende Interesse führt auch dazu, sich über die Vielfalt, Eigenart und Ansprüche der Gehölze kundig zu machen. In diesem Sinne ist auch das vorliegende Buch aufgebaut. Es ermöglicht eine bequeme Bestimmung der einheimischen Gehölze Mitteleuropas. Zusammen mit den hervorragenden Abbildungen und Silhouetten in Verbindung mit dem anschaulichen Text macht es jede Bestimmung zum Genuss und die Handhabung des Buches zum Vergnügen. Frank Klötzli, Wallisellen, März 2013 Esche_Hauptband_Einleitung_2.indd 6 18.12.13 12:51 Dank 7 Dank Ein solches Buch mit mehreren Tausend Fotos, aufgenommen zu allen Jahreszeiten und in unterschiedlichsten Lebensräumen und botanischen Gärten, kommt nur durch jahrelange akribische Arbeit und mit Hilfe zahlreicher wohlwollender Personen zustande, denen ich hier meinen Dank aussprechen möchte. Bruno Erny und Kok van Herk haben sich die Mühe genommen, das ganze Werk zu lesen und mir viele Verbesserungsvorschläge zu machen. Kok hat mir zudem die notwendigen Literaturangaben und zahlreiche Verbreitungshinweise für die Niederlande und Belgien geliefert. Frank Klötzli hat seine weltweite Erfahrung mit Bäumen und Wäldern einflie sen lassen und mir sein Vorwort geschenkt. Stefan Eggenberg hat mir wertvolle Anregungen gegeben, und Roland Wenger hat mich mit seiner grossen Erfahrung mit den Wildrosen unterstützt. Im Wildrosengarten von Marina Eichenberger und Regina Schär in Uffikon durfte ich mehrmals seltene Wildrosenarten fotografie en. Patrice Prunier und Pascal Vittoz haben die französischen Gehölznamen unter die Lupe genommen. Gabriele Carraro hat mir viele Hinweise zu Gehölzen der Alpensüdseite gegeben. Harald Niklfeld hat Hinweise zu Verbreitungsangaben und Roten Listen in Österreich beigesteuert. Dank der Gastfreundschaft on Veronika Mandorfer konnte ich die Gehölze des Pannonischen Beckens um Wien kennenlernen. Gerold Baring Liegnitz und das Team « Ahornblatt » in Mainz haben mir Fotos seltener Wildrosen zur Verfügung gestellt, Kok die Blütenaufnahme der Alpen-Bärentraube. Nadine Kofmehl hat im Botanischen Garten Zürich zur rechten Zeit die Frucht des Alpen-Seidelbastes fotografie t, Bernd Dittrich gelang dies mit dem Flaumigen Seidelbast. Men Haupt vom ott verlag hat mich zu dieser Buchidee angestossen, Geraldine Blatter hat die Umsetzung des Buches mit grosser Umsicht betreut, Nicholas Mühlberg und Corina Stähli haben mit ihren Gestaltungsideen entscheidend zur Qualität des Buches beigetragen. Leiden und Freuden eines Buchschreibenden über Jahre mitzutragen, ist eine mitunter herausfordernde Leistung, die meine Partnerin Maya und meine Söhne Tibor und Silvan mit Bravour gemeistert haben, wofür ich mich ganz besonders bedanken möchte. Viele Freundinnen und Freunde haben mich auf Wanderungen begleitet und mit grossem Verständnis und mit viel Geduld meine gelegentlich abrupten Abstecher ertragen, wenn ich wieder einmal ein Gehölz entdeckte, von dem mir noch ein Bild fehlte und das mich unwiderstehlich vom Weg lockte. Besonders danken möchte ich Barbara, Beatrice, Benno, Billy, Birgit, Christian, Christian, Dietmar, Elisabeth, Gonpo, Hilke, Horst, Ingrid, Jeannette, Joachim, Judith, Karin, Kok, Lena, Michel, Nadine, Norbert, Roland, Rolf, Silvia, Tanja, Thomas, Urs, Vesna und Waltraud. Winter 2013, Peter Steiger Folgende Personen und Institutionen unterstützen die Gestaltung des Buches fi anziell: SVS – Birdlife Schweiz Schweizerische Dendrologische Gesellschaft, enf Schweizerische Stiftung für Dendrologie, Aubonne Peter Lüthi, Landschafts estaltung, Bern Raymond Vogel, Landschaft architekten, Zürich Thomas Uebelhart, Naturnahe Gartengestaltung, Oberägeri Moeri und Partner, Landschaft architekten, Bern Esche_Hauptband_Einleitung_2.indd 7 18.12.13 12:51 8 Inhalt 1Einleitung 2 Bemerkungen zu den Gehölzporträts 3Gehölzporträts Esche_Hauptband_Einleitung_2.indd 8 10 12 15 Aceraceae Ahorngewächse 16 Anacardiaceae Sumachgewächse 30 Aquifoliaceae Stechpalmengewächse 32 Araliaceae Araliengewächse 34 Asparagaceae Spargelgewächse 36 Berberidaceae Berberitzengewächse 40 Betulaceae Birkengewächse 42 Buxaceae Buchsbaumgewächse 62 Caprifoliaceae Geissblattgewächse 64 Celastraceae Baumwürgergewächse 88 Cistaceae Zistrosengewächse 94 Cornaceae Hartriegelgewächse 96 Cupressaceae Zypressengewächse 100 Eleagnaceae Ölweidengewächse 104 Ephedraceae Meerträubchengewächse 106 Ericaceae Heidekrautgewächse 108 Fabaceae Hülsenfrüchtlergewächse 142 Fagaceae Buchengewächse 182 Grossulariaceae Johannisbeergewächse 196 Hippocastanaceae Rosskastaniengewächse 206 Hydrangeaceae Hortensiengewächse 208 Juglandaceae Walnussgewächse 210 Myricaceae Gagelstrauchgewächse 212 Oleaceae Ölbaumgewächse 214 Paulowniaceae Blauglockenbaumgewächse 224 Pinaceae Kieferngewächse 226 Platanaceae Platanengewächse 244 Ranunculaceae Hahnenfussgewächse 246 Rhamnaceae Kreuzdorngewächse 250 Rosaceae Rosengewächse 260 Salicaceae Weidengewächse 364 Santalaceae Sandelholzgewächse 440 Scrophulariaceae Braunwurzgewächse 442 Simaroubaceae Bitterholzgewächse 444 Solanaceae Nachtschattengewächse 446 Staphyleaceae Pimpernussgewächse 448 Tamaricaceae Tamariskengewächse 450 Taxaceae Eibengewächse 452 Thymelaeaceae Seidelbastgewächse 454 Tiliaceae Lindengewächse 464 Ulmaceae Ulmengewächse 468 Vitaceae Weinrebengewächse 476 4Bildgalerien 481 Blattknospen der sommergrünen Gehölze Mitteleuropas 482 Blüten der Gehölze Mitteleuropas 501 18.12.13 12:51 Inhalt Früchte der Gehölze Mitteleuropas 518 Rinden der Gehölze Mitteleuropas 535 Zweige der Gehölze Mitteleuropas 545 Herbstlaub der sommergrünen Gehölze Mitteleuropas 555 Anhang A1 Erklärung der botanischen Grundbegriffe für die Gehölzbestimmung 568 568 1.2 Blattstellung 570 1.3 Sommergrün oder immergrün 571 1.4 Bedornung 573 1.5Blattform 573 1.6 Anordnung der Nadeln am Zweig 578 1.7 Blattrand 579 1.8 Rinde 580 1.9 Zweig 581 1.10 Blattknospe 582 1.11 Blüte 583 1.12Frucht 2.1 Der binominale Artbegriff 2.2 Unterarten A3 A4 567 1.1 Wuchsform A2 Die Pflanzenfamilien der in Mitteleuropa wild vorkommenden Gehölze 584 586 586 587 2.3 Übergeordnete Ebenen der Pflanzensystematik 587 2.4 Die Pflanzenfamilien der Gehölze in Mitteleuropa 588 2.5 Anpassungen des Familiensystems aufgrund neuer genetischer Erkenntnisse 609 Das Pflanzenkleid Mitteleuropas mit den kennzeichnenden Bäumen und Sträuchern 611 3.1 Frische bis trockene Laubwälder 614 3.2 619 Feuchte bis nasse Laubwälder 3.3Nadelwälder 621 3.4 625 Gebüsche der Alpen 3.5 Moore und Heiden 628 3.6 Offene Felsen 630 3.7 Regionen mit besonderer Flora 631 Die Verbreitungskarten und der Häufigkeitsbegriff 4.1 Häufigkeitsbegriff 9 634 634 4.2Gefährdung 635 4.3Verbreitungskarten 635 A5 Mitteleuropa – oder die Verwendbarkeit dieses Buches ausserhalb der Grenzen von Deutschland, Österreich, Liechtenstein, der Schweiz und der Beneluxstaaten 636 A6 Exotische Gehölze in Mitteleuropa 640 A7 Liste der einheimischen Gehölze von Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtensteins und der Beneluxstaaten mit Wuchsformen 642 A8 Übersicht Blütezeiten/-farben und Fruchtzeiten/-farben 649 A9 Rote Listen und Übersicht über die Verbreitung der einheimischen Gehölze 655 A10 Liste der zusätzlichen Gehölze Europas nach Staaten (ohne Mittelmeerklima) 676 A11Literatur 691 A12 Aufnahmeorte der grossformatigen Gehölzfotografien696 A13 Alphabetische Namenslisten der Gehölze 701 A14Sachwortregister 723 Esche_Hauptband_Einleitung_2.indd 9 18.12.13 12:51 10 Einleitung 1Einleitung Was dieses Buch(paar) möchte Es gibt fast so viele Bestimmungsbücher für (einheimische) Gehölze wie Bäume im Wald. Die Entscheidung, ein weiteres hinzuzufügen, hat mit der Erfahrung in meiner langjährigen Lehrtätigkeit zu tun, dass gut verständliche und bebilderte Bestimmungshilfen weitgehend fehlen. Begriffe wie « gegenständig », « doppelt gezähnt » oder « schiefer Blattgrund » sind zwar notwendig zur Bestimmung von Gehölzen, aber sie müssen Leserinnen und Lesern mit Bildern direkt beim Bestimmen verständlich gemacht werden, damit die spannende « Rätselaufgabe » der Pflanzenbestimmung durch das Erfolgserlebnis der richtigen Bestimmung gekrönt wird (Peter Steiger: Esche, Espe oder Erle? Bestimmungsschlüssel aller wild wachsenden Gehölze Mitteleuropas, ott verlag 2014, ISBN 978-3-7225-0141-3). Wenn ein Gehölz bestimmt ist, entsteht vielleicht der Wunsch, mehr darüber zu erfahren: Wo überall gedeiht die Lärche, woher stammt ihr Name? Welche Bedeutung spielt sie in der Mythologie und als Heilpflanze? Auf diese und viele weitere Fragen gibt der Hauptband mit den Porträts der Gehölze umfassend Auskunft, e gänzt durch umfangreiche Bildgalerien. Zusätzlich sind im Anhang Erläuterungen zu den Porträts, Verbreitungskarten, Erklärungen der verwendeten Fachbegriffe, eine Übersicht über die wichtigsten Gehölz-lebensräume und die Pflanzenfamilien zu fi den. Mit welchem Interesse Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auch immer dieses Buch(paar) nützen mögen, ich wünsche mir, mit Ihnen damit die Freude und das Staunen über die Vielfalt der Erscheinungsformen der Gehölze und zugleich der Natur und Schöpfung teilen zu können. Esche_Hauptband_Einleitung_2.indd 10 18.12.13 12:51 Einleitung 11 Spiegel unserer Seele Bäume und Sträucher sind für uns Menschen weit mehr als nur Pflanzen mit unterschiedlichen Merkmalen. Das Wachsen der Bäume im Rhythmus der Jahreszeiten, die Entwicklung arttypischer und doch so individueller Gestalten berührt unsere Seele zutiefst. Nicht zufällig nehmen Bäume in den meisten Religionen und schamanischen Traditionen einen wichtigen Platz ein und werden als Heiligtümer verehrt. Bäume sind fest im Boden verwurzelt, so wie wir Menschen in unserer Herkunft, eschichte und Lebensgestaltung verwurzelt sind. Wir können unsere Wurzeln anerkennen und gleichzeitig neue Wurzeln bilden, Beziehungen knüpfen und uns mit unserer Umwelt innig verbinden. Das Ahnen und Wissen um meine Wurzeln und meinen Platz in dieser Welt ist Voraussetzung für Glück und Geborgenheit. Meine Wurzeln verbinden mich mit meiner Vergangenheit, und gleichzeitig schaffen sie die Voraussetzung für meine Entfaltung. Stamm und Krone sind mein Herz, meine Gegenwart. Kann ich mich mit meiner ganzen Kraft u d mit meinem ganzen Wesen frei entfalten? Baue ich in enger Verbindung zu meinen Wurzeln mit meinen Blättern an meiner Zukunft? ommergrüne Laubbäume spiegeln unseren Rhythmus von Ruhen und Wachsen. Die Winterruhe der Bäume ist genauso unabdingbar wie unser nächtliches Schlafen und Träumen, das Erwachen am Morgen ein täglicher Frühling. Auf- und absteigende Rhythmen wirken im Baum wie im Menschen. Gereifte Bäume wie reife Menschen tragen sichtbare Lebensspuren und formen sich zu eindrücklichen Gestalten. Altersspuren und Totholz zeugen von einem reichen Leben. Begegnungen mit Sträuchern und Bäumen berühren unsere Seelen immer wieder aufs Neue – bewusst oder unbewusst. Mögen die Bilder und Informationen dieses Buches dazu beitragen, Freude und Staunen ob der Vielfalt der Gehölze zu verstärken und unsere Ahnungen um das enge Beziehungsgefl cht zwischen Baum und Mensch lebendig werden zu lassen. Esche_Hauptband_Einleitung_2.indd 11 18.12.13 12:51 Bemerkungen zu den Gehölzporträts 12 2 Bemerkungen zu den Gehölzporträts Silhouettenbilder Die vom Autor gezeichneten, idealtypischen Baumsilhouetten im Winterzustand entsprechen seiner subjektiven Sicht. Im Einzelfall kann das betreffende Gehölz auch eine völlig andere Gestalt annehmen, insbesondere wenn strauchige Arten ausnahmsweise zu Bäumen auswachsen oder umgekehrt Bäume in extremen Lagen oder nach Rückschnitt nur als Strauch gedeihen. Zu beachten ist auch der Einzelstand der gezeichneten Silhouetten, in Konkurrenz zum Nachbarbestand wachsen viele Waldbäume oft viel schmalkroniger als gezeigt. Die Grössen der jeweiligen Silhouetten sind zueinander nicht massstäblich. 2 1 3 4 8 7 1 2 3 4 5 6 7 8 Ansicht Blatt Knospe Zweig Rinde Herbstlaub Frucht Blüte 6 5 Fotos Die Fotos der Porträts folgen üblicherweise der Aufreihung : Gehölzansicht – Blatt – Knospe – Zweig – Rinde – Herbstlaub – Frucht – Blüte. Bei immergrünen Arten fehlen die meist unauff lligen Blattknospen und die Herbstverfärbung. Bei Zwergsträuchern ohne nennenswerte Unterschiede zwischen Zweig und Rinde liegt nur ein gemeinsames Bild vor. Bei einigen Weiden Salix spp. mit meist ähnlichen Blüten und Früchten liegen nicht immer beide Bilder vor. Namen Die verwendeten deutschen wie die lateinischen Namen basieren weitgehend auf der Nomenklatur in der jüngsten Auflage der « Flora Helvetica » 2012, für dort fehlende Arten haben wir uns an der « Flora Alpina » 2004, am « Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands » 2007 oder an der « Exkursionsfl ra Österreich, Liechtenstein, Südtirol » 2005 orientiert. Den deutschen Namen hinzugefügt wurden weitere dem Autor bekannte deutsche und volkstümliche Namen ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Kommen die Arten im französischen, italienischen, rätoromanischen und flämisch-holländischen Sprachraum natürlicherweise oder bei den exotischen Arten gepflanzt vor, sind diese Namen ebenfalls angefügt. Die englischen Namen sind wegen der hohen Beliebtheit der Gartenkultur in Grossbritannien bei allen Arten aufgeführt. Die nicht deutschsprachigen Namen sind mehrheitlich der « Flora Alpina » und der « Flora Helvetica » entnommen, fallweise ergänzt durch das Romanische Wörterbuch (www.pledarigrond.ch), und in Einzelfällen durch verschiedene Florenwerken gemäss Literaturangaben auf Seite 691ff. Erscheinung Die Beschreibung der Erscheinung nennt die maximale Gehölzhöhe und das maximale bekannte Alter, das weit über das üblicherweise anzutreffende Höchstalter hinausreichen kann. Ansonsten entsprechen die Beschreibungen der Erscheinung bewusst einem subjektiven Eindruck des Autors, der von den Bildern und Erfahrungen der Leserin und des Lesers durchaus abweichen kann. Rinde Mit der Bezeichnung Rinde ist botanisch korrekt die Borke gemeint, also die schützende äussere, abgestorbene Schicht des Rindengewebes. Esche_Hauptband_Einleitung_2.indd 12 18.12.13 12:51 Bemerkungen zu den Gehölzporträts 13 Eindeutige Bestimmungsmerkmale Die für die Bestimmung einer Art entscheidenden Merkmale sind farbig hervorgehoben. Die Unterschiede zu Arten mit sehr ähnlichen Merkmalen ( Verwechslungsmöglichkeiten ) sind dahinter in Klammern aufgeführt. Heilpflanze Angesichts der mannigfaltigen Verwendung der Pflanzen erhebt der Autor keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das heisst: Nicht bei jeder Pflanze sind alle Anwendungsbereiche und -möglichkeiten aufgeführt. Im Literaturverzeichnis ab Seite 691 unter dem Titel «Mythologie und Heilkunde » ist ersichtlich, welche Quellen für die vorliegenden Angaben benutzt wurden. Reihenfolge der Gehölzporträts Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten, 259 Gehölzporträts in eine Reihenfolge zu bringen. Der Autor hat die Zuordnung zu Pflanzenfamilien gewählt, weil dadurch die Ähnlichkeiten wie Unterschiede der nächstverwandten und damit meist auch ähnlichsten Arten betont werden. Diese Pflanzenfamilien könnte man wiederum in einen – für die meisten Leserinnen und Leser aber wohl wenig einsichtigen – verwandtschaftlichen Kontext bringen. Der Autor hat sich ganz pragmatisch für eine alphabetische Reihenfolge der wissenschaftlichen Pflanzenfamilien von Aceraceae bis Vitaceae entschieden.Innerhalb der Pflanzenfamilien wird wiederum die alphabetische Reihenfolge der lateinischen Gattungs- und Artnamen eingehalten. Verbreitungskarte ■ Natürliches Verbreitungsgebiet häufi er Arten ■ Natürliches Verbreitungsgebiet seltener Arten ■ Nur gepflanzt und/oder verwildert Bei allen 32 im Buch beschriebenen exotischen Arten fehlt die Verbreitungskarte infolge der oft rossen Arealdynamik durch Pflanzung/Verwilderung. Esche_Hauptband_Einleitung_2.indd 13 18.12.13 12:51 Esche_Hauptband_8.indd 14 18.12.13 12:52 3 Gehölzporträts Esche_Hauptband_8.indd 15 18.12.13 12:52 16 Ahorngewächse Neu Seifenbaumgewächse Aceraceae Sapindaceae Feld-Ahorn Acer campestre Massholder, Spindelbaum Érable champêtre, Acero oppio, Ischi champester, Spaanse aak, Field Maple Erscheinung Aufrecht wachsender Laubbaum, bis 10, selten auch bis 20 m hoch, oder vielstämmiger Strauch mit meist runder Krone. Rinde längs- und netzrissig. Als frei stehender Baum ist der Feld-Ahorn einer der schönsten kleinkronigen Bäume Mitteleuropas und zeichnet sich durch seine, im Vergleich zum rasch wüchsigen Berg- und zum Spitz-Ahorn, zierlich kleinen Blätter mit leuchtend gelber Herbstfärbung aus. Als Heckenstrauch ist er sehr schnittverträglich. Alter bis 200 Jahre. Blatt Gegenständig, stets weniger als 10 cm lang, lang gestielt, dreibis fünflappig ; Lappen schwach wellig gerandet, meist mit einem stumpfen Zahn oder ganzrandig ; Blatt oberseits dunkelgrün, unterseits heller, zuerst fein behaart, später kahl. Herbstfärbung Leuchtendes Gelb, selten rötlich. Blüte Mai ; hell gelbgrüne Blüten nach dem Laubaustrieb in wenig blütigen, abstehenden Rispen, insektenbestäubt ; Kronblätter sternförmig, 4 mm lang, oval, Staubblätter so lang wie die Kronblätter. Frucht Zwei Flügelfrüchte, jung grün, reif hellbraun, Flügel in flachem Winkel, fast waagrecht ; September–Oktober. Zweig und Knospe Zweig jung gelbbraun bis braun mit zahlreichen Lentizellen, später matt graubraun, rund oder auff llig korkleistig ; Blattknospe kugelig-eiförmig, hellbraun, mit vier bis sechs Schuppen. Rinde In der Jugend hell graubraun und glatt, später längs- oder netzrissig, ohne eckige Platten, mit rosa Flecken. Holz Einheitlich gelblichweiss, hart und sehr gut bearbeitbar ; wertvolles Bau- und Möbelholz, auch für Drechslerarbeiten gesucht, wegen des meist geringen Stammdurchmessers seltener verwendet als Berg- und Spitz-Ahorn. Eindeutige Bestimmungsmerkmale Als Baum kleine, runde Krone, besonders in Hecken oft ur strauchig ( Berg- und Spitz-Ahorn viel grösser, nie strauchig ). Hell graubraune Rinde, auch bei älteren Bäumen bleibend längs- und netzrissig ( Berg-Ahorn unregelmässig plattig ablösend mit rosa Flecken ) ; Blatt ahorntypisch dreibis fünflappig, stets nur wellig stumpf gezähnt oder ganzrandig ( Berg- und Spitz-Ahorn doppelt so gross und vielfach gezähnt ) ; Blüte hell gelbgrün nach dem Laubaustrieb, in abstehenden, wenigblütigen Rispen ( Spitz-Ahorn vielblütig vor Laubaustrieb, Berg-Ahorn mit dem Laubaustrieb in hängenden Rispen ) ; Frucht zweiflügelig, Flügel in flachem Winkel abstehend, fast waagrecht ( Spitz-Ahorn ähnlich, aber nicht waagrecht, BergAhorn fast rechtwinklig ). Standort Frische, nie feuchte, meist kalkhaltige, sandige oder lehmige Böden ; Laubwälder, besonders Waldränder und Hecken, dort oft ur strauchförmig. Sehr häufi , auch oft epflanzt, 0–800 m ( in den Alpen selten bis 1400 m ). Esche_Hauptband_8.indd 16 Verbreitung Europäisch-westasiatisch ; nordwärts bis Irland, Nord england, Südschweden und Südpolen, ostwärts bis zur Wolga und zum Kaspischen Meer, südwärts bis Nordtürkei, Peloponnes, Sizilien, Algerien und Sierra Nevada. D, A, CH, FL und Benelux weit verbreitet, in der Norddeutschen Tiefebene und den Niederlanden selten oder fehlend, durch Pflanzungen aber heute überall sehr häufi . Mythologie Symbol für Licht, Heiterkeit, Vereinigung von Gegensätzen und Unbeschwertheit, erfüllt Träume und vertreibt Hexen. Heilpflanze Aufguss oder Auflagen des Blattes wirken kühlend bei Fieber und Entzündungen. Der alte Name Massholder, vom altgermanischen « mat » für Speise abgeleitet, weist auf die frühere Bedeutung der Blätter als Nahrung für Mensch ( als sauerkraut artiges Mus gekocht ) und Vieh hin. Der Ahornsirup stammt vom nordamerikanischen Zucker-Ahorn Acer saccharum. Name Feld-Ahorn : Ahorn vom indogermanischen « ak » für spitz ( Blattform ) ; der Zusatz wegen des häufi en Vorkommens in Feldhecken. Acer campestre : lateinisch acer für scharf, spitz ; campestre von lateinisch campus für Feld, auf dem Felde wachsend. 18.12.13 12:52 Neu Seifenbaumgewächse Sapindaceae Esche_Hauptband_8.indd 17 Ahorngewächse Aceraceae 17 18.12.13 12:53