feg-bundestag 2014 - Theologische Hochschule Ewersbach

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feg-bundestag 2014 - Theologische Hochschule Ewersbach
BUND FEG
FEG-BUNDESTAG 2014
Schuldbekenntnis: Wir haben zum Unrecht geschwiegen
S
tatt als Christen politische Verantwortung im neutestamentlichen
Sinne als „Salz und Licht der Welt“ zu
übernehmen, haben Freie evangelische
Gemeinden zu den „bestialischen Morden“ an unzähligen Juden und anderen
Menschen geschwiegen: Das erklären
17 Mitglieder der FeG-Bundesleitung
in einem Schuldbekenntnis zum Versagen im Dritten Reich. Präses Ansgar
Hörsting verlas das Bekenntnis auf
dem diesjährigen Bundestag der Freien evangelischen Gemeinden im Kronberg-Forum in Ewersbach (Dietzhölztal/
Mittelhessen). „Wir hätten gegen dieses
Unrecht aufstehen müssen.“ Stattdessen habe man sich angepasst, um einen
„Freiraum für das gemeindliche Leben
zu bewahren“. Zwar gab es auch FeGler,
die „widerständig gelebt haben“, doch
schwammen etliche FeG-Vertreter und
ihre Gemeinden – das ist der eindeutige
Befund historischer Zeugnisse – auf
der Welle des Nationalsozialismus mit
und stießen dabei politisch in dasselbe
Horn wie das Hitler-Regime. Hörsting
mahnte allerdings vor Überheblichkeit
aus heutiger Sicht, denn wahrscheinlich
hätten viele sich unter ähnlichen Umständen entsprechend verhalten. Mit
diesem Bekenntnis vor über 300 Delegierten des höchsten FeG-Gremiums
griff die Bundesleitung frühere Schuldeingeständnisse auf, insbesondere das
aus dem Jahr 1995 des damaligen Präses Peter Strauch.
Die drei Jahrestage – 100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 75 Jahre
Beginn des Zweiten Weltkrieges und 25
Jahre Öffnung der Berliner Mauer – gaben den Anlass zu diesem Bekenntnis,
erklärte Hörsting. Die Berichterstattung zu den Jahrestagen habe ihn tief
bewegt, so auch die Artikel zum Verhalten Freier evangelischer Gemeinden
und ihrer Leiter zu den beiden Weltkriegen in der FeG-Bundeszeitschrift
CHRISTSEIN HEUTE.
Das Schuldbekenntnis schließt mit
den Sätzen: „Unsere Hoffnung liegt in
Jesus Christus. Wir leben von Vergebung. Wir vertrauen darauf, dass Gott
sie uns schenkt.“ Anschließend folgten
eine Zeit der Stille, ein Bußgebet und
das Verlesen von Psalm 51.
MILITÄRGEWALT ALS
„ULTIMA RATIO“
Die Ereignisse der letzten Wochen,
insbesondere der brutale Terror der
Kämpfer für den „Islamischen Staat
(IS)“, fordern uns heraus, mit allen positiven Kräften dieser Spirale von Gewalt
entgegenzutreten. „Unsere Geschichte
Mitglieder der FeG-Bundesleitung in der ersten Reihe beim FeG-Bundestag 2014 (v.l.n.r.):
Präses Ansgar Hörsting, Bundessekretär Burkhard Theis, Geschäftsführer Klaus Kanwischer,
Inland-Missionsleiter Sascha Rützenhoff, Bundessekretär Reinhard Spincke, Direktor Otto Imhof
und Rektor Prof. Dr. Andreas Heiser
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CHRISTSEIN HEUTE 11/2014
verpflichtet uns zu einem ernsthaften
Engagement“, sagte Hörsting in seinem „Wort des Präses“. Das gleiche
gelte für die gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Ukraine. Es reiche
nicht aus, die Verletzten zu heilen und
Flüchtlingen Unterkunft zu gewähren.
So müsse man den Mördern auch mit
Gewalt Einhalt gebieten. Militärgewalt
sei dabei jedoch die „Ultima Ratio“, das
letzte Mittel, wenn alle Verhandlungen
und gewaltlosen Maßnahmen versagten.
Hörsting forderte die FeG-Mitglieder
auf, sich nicht in eine fromme Nische
zurückzuziehen, sondern ihre Stimme
für die Unterdrückten zu erheben.
SECHS GEMEINDEN
AUFGENOMMEN
Ohne Gegenstimme wurden sechs neue
Gemeinden offiziell in den Bund Freier
evangelischer Gemeinden aufgenommen, vier aus dem Süden Deutschlands
und zwei aus Berlin. Die FeG Berlinprojekt stellte sich als Gemeinde vor, die
einen dreifachen Ansatz verfolgt: einen
starken Gnaden-Bezug, den Inkarnations-Gedanken und einen ganzheitlichen Lebensstil. In drei Gottesdiensten
an drei verschiedenen Orten versammeln sich sonntags rund 500 Besucher.
Die FeG projekt_X Augsburg startete
mit Gottesdiensten in einer Cocktailbar
und engagiert sich gegen Menschenhandel. Sie will „Kirche bei den Menschen“
sein. Ihre 14-täglichen Gottesdienste
nennen sich „church_zone“ und die
Kleingruppen an den anderen Sonntagen „home_zone“. Die FeG Ansbach
präsentierte sich als kreative Gemeinde,
die aus den Hobbys ihrer Mitglieder Gemeindeangebote formulierte. So treffen
sich zum Beispiel Strickbegeisterte im
Gemeindehaus und laden dazu ein. Die
FeG Reutlingen will missionarische Gemeinde sein und renoviert gerade neue
BUND FEG
Räume, weil die alten zu klein geworden
sind. Sie erleben, wie Gott ihre Gebete
erhört und ihnen Begegnungen mit
Menschen schenkt, die am christlichen
Glauben Interesse haben. Die FeG
Bruchsal hat rund 30 Jahre gebraucht,
um den Antrag auf offizielle Aufnahme in den Bund FeG zu stellen. Zu der
Gemeinde gehören fast 100 Mitglieder.
Sie haben Probleme identifiziert, mit
denen ihre Mitglieder zu kämpfen haben, und dafür Hilfsangebote geschaffen, zu denen sie öffentlich einladen,
zum Beispiel Eheseminare. Ebenfalls
wurde die FeG Immanuel Berlin in den
Bund aufgenommen. Hier treffen sich
vor allem Menschen mit indonesischem
Hintergrund. Das Gemeindebild bei
der Entstehung vor 23 Jahren war von
Studenten geprägt. Heute kommen in
den Räumen der FeG Moabit alle Alters-
gruppen zusammen. Einige von ihnen
sind bereits seit drei Generationen in
Deutschland. Ihnen ist die Öffnung hin
zur deutschen Kultur und zu anderen
Christen ein wichtiges Anliegen.
SONDERBUNDESTAG ZUR
STRUKTURREFORM IM
FRÜHJAHR 2015
Zum dritten Mal wurden die Entwürfe
zur Strukturreform im Bundestag diskutiert. Die Zielvorgaben der Reform
sind unter anderen: „Effektive Strukturen für einen wachsenden Bund FeG“
zu schaffen, die Kompetenzen der Leitungsgremien klarer abzugrenzen und
das ehrenamtliche Engagement zu
stärken. Der aktuelle Entwurf fand in
den Rückmeldungen der Delegierten
große Zustimmung. Ein Kritikpunkt
ist das unzureichende Vorkommen der
Das Schuldbekenntnis zum Nationalsozialismus
der FeG-Bundesleitung
Wir als Freie evangelische Gemeinden haben während des
Hitler-Regimes versagt. Politische Abstinenz, ein falsches
Obrigkeitsverständnis und sicher auch Angst haben uns
schweigen lassen. Mit dem gettohaften Leben als Gemeindebund wollten wir einen Freiraum für gemeindliches Leben
bewahren, aber dieser Freiraum kann das Unrecht nicht aufwiegen, an dem wir durch unser Stillschweigen mitgewirkt
haben. Wieviel Juden und andere Menschen wurden bestialisch ermordet?! Das von uns (Deutschen) ausgegangene Leid
sprengt jedes Vorstellungsvermögen. „Wir haben gesündigt“
betet Daniel angesichts der Schuld seines Volkes (Daniel 9,15).
Aber zu der Schuld, die wir als Deutsche auf uns geladen haben, kommt die Schuld als Männer und Frauen, deren Leben
Christus gehört. Salz und Licht der Welt werden solche Leute
im Neuen Testament genannt (Matthäus 5,13-14). Als solche
hätten wir gegen das Unrecht aufstehen müssen. Wir haben
es nicht getan. Wir haben gesündigt und sind schuldig.
Wir leben von Vergebung. Wir vertrauen darauf, dass Gott sie
uns schenkt. Wir können angesichts der Geschichte nur vertrauen, dass er vergibt und mit uns weitermacht. Weil wir das
erfahren haben, erfüllt uns Hoffnung.
Pastorinnen und Pastoren in der neuen
Verfassung und deren Zuordnung. Die
große Mehrheit stimmte für einen Sonder-Bundestag am Samstag, 21. März
2015. Hier soll über die Verfassung abgestimmt werden. Änderungsanträge
können in den üblichen Fristen gestellt
werden, sobald der offizielle Entwurf
der Bundesleitung vorliegt.
Der Rektor der Theologischen
Hochschule Ewersbach, Prof. Dr. Andreas Heiser, informierte die Delegierten, dass sich für das neue Studienjahr
20 Studierende angemeldet haben. Das
ist eine konkrete Gebetserhörung, für
die das Dozentenkollegium dankbar
ist. Beschlossen wurde auch der Tagungsort der nächsten regulären Bundestagssitzung: Er findet in der FeG
Dortmund statt.
Dietrich Ebeling
Gebet anlässlich des Wortes der FeG-Bundesleitung
zur Schuld in der Zeit des Nationalsozialismus –
von Otto Imhof
Allmächtiger und barmherziger Gott, Vater im Himmel, als
solche, die heute zum Bund Freier evangelischer Gemeinden in
Deutschland gehören und Teil seiner Geschichte sind, haben
wir Anteil an dem Segen und an der Schuld unseres Bundes
von Gemeinden.
Wir wissen nicht genau, was die während der Zeit des Nationalsozialismus in Gemeinden und Bund Verantwortlichen
bewegt hat. Wir kennen nicht genau die Motive für ihr Reden
oder Schweigen, Handeln oder Nichtstun. Aber wir wissen,
dass in vielen Fällen Unrecht nicht Unrecht genannt wurde und
der Einsatz für Recht, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit nicht
erfolgte. Böses wurde geduldet oder sogar gefördert. Dein
Wille wurde missachtet.
So haben wir als Bund Freier evangelischer Gemeinden Schuld
auf uns geladen, und als heutige Verantwortungsträger bitten
wir: Herr, erbarme dich!
Unsere Hoffnung liegt in Jesus Christus und der erneuernden,
Leben rettenden und schaffenden Kraft dieser Vergebung.
Barmherziger Gott, lass uns aus unserer Geschichte lernen!
Gebrauche uns in der Gemeinschaft mit den vielen anderen
Kirchen, dein wegweisendes und Leben schaffendes Wort zu
sagen, immer neu Glauben zu wecken und Zeichen deines Reiches aufzurichten – bis dein Reich kommt!
Die Bundesleitung des Bundes Freier evangelischer Gemeinden
Deutschland, Dietzhölztal-Ewersbach, 20. September 2014
So bitten wir, himmlischer Vater, im Namen deines Sohnes
­Jesus Christus durch den Heiligen Geist. Amen.
CHRISTSEIN HEUTE 11/2014
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Holocaust Mahnmal in Berlin zur Erinnerung an die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten ermordeten Juden
FEG-BUNDESTAG 2014
Wort des Präses – Teil 1
I
ch habe lange gerungen um dieses Wort, das ich nun
verlese. Es enthält ein Schuldbekenntnis im Hinblick
auf die Ereignisse vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus. Dieses Schuldbekenntnis ist von der Bundesleitung
offiziell verabschiedet. Aber es ist auch ein persönliches
Wort. Immer wieder wurde ich mit der Frage konfrontiert,
warum wir als Bund FeG niemals ein Schuldbekenntnis zu
den Ereignissen der Nazi-Herrschaft und der Verstrickung
der Freien evangelischen Gemeinden abgegeben haben. Anfangs habe ich oft gedacht: Das ist lange her, was haben wir
heute damit zu tun? Dann habe ich manchmal empfunden,
dass ein Wort des Schuldeingeständnisses billig werden
kann. Es ist leicht, im 21. Jahrhundert so etwas zu sagen
und man wird keinen Gegenwind bekommen. Es wurde
oft gesagt, dass andere Kirchen und Gemeindebünde so etwas schon lange formuliert hätten, nur wir nicht. Daraus
entstand ein Druck! Der Druck erhöhte sich, wenn der Eindruck vermittelt wurde, als könne nur dann Segen Gottes
fließen, wenn wir die Schuld bekennen und ich fand, dass
das keine guten Voraussetzungen seien für ein aufrichtiges
Wort der Buße. Und schließlich hatte ich das Argument gehört, dass „der Bund“ so ein Wort nicht sagen könne, denn
der Bund, das sind ja selbständige Ortsgemeinden. Auch
die Bundesleitung könne ja nur bedingt für „den Bund“
sprechen.
Aber mir wurde klar: Ich identifiziere mich mit dem
Bund FeG in vielerlei Hinsicht, engagiere mich und freue
mich über die vielen guten Seiten, Entwicklungen und Erfahrungen. Auch über die, die schon lange her sind. Warum sollte ich mich nicht auch mit den negativen Seiten
identifizieren und ehrlich dazu stehen? Und sicher: Ein
Schuldeingeständnis kann billig sein oder wirken. Aber
das darf ja nicht dazu führen, keines zu formulieren, wenn
die Überzeugung gewachsen ist, dass es an der Zeit ist. Es
kann auch nicht darum gehen, einem möglichen Druck
nachzugeben. Es soll ein ehrliches, von Herzen kommendes, reflektiertes Bekenntnis sein, das vor Menschen und
Gott ausgesprochen wird. Schließlich: Als Bundesleitung
finden wir immer wieder Worte oder geben Stellungnahmen ab, die wir nicht jedes Mal mit allen Gemeinden abstimmen. Denn das kann nicht gemeint sein und ist auch
nicht die Praxis.
PSALM 103 ALS LEITWORT
Durch die Beschäftigung mit den Hintergründen der letzten 100 Jahre während der letzten Wochen und Monate,
durch viele Gespräche und Korrespondenz und nicht zuletzt durch Gebet und der Begegnung mit dem Wort Gottes,
habe ich umgedacht. In die Zeit des Nachdenkens, Ringens
und Verstehens leitete mich Psalm 103. Dieses Wort wurde
ein Leitwort für mich: „Lobe den Herrn, meine Seele, und
was in mir ist seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine
Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! Der da vergibt alle deine Sünde, der da heilt alle deine Krankheiten. Der
dein Leben erlöst aus der Grube, der dich krönt mit Gnade und
Erbarmen.“ (Psalm 103,1-4). Wenn wir heute, 2014, den Bundestag des Bundes FeG erleben, jähren sich verschiedene
Ereignisse, die unser Land und Europa nachhaltig geprägt
und verändert haben. Der Ausbruch des Ersten und des
Zweiten Weltkrieges und der Fall der deutsch-deutschen
Grenze. Der Psalmist ruft sich selbst auf, Gott zu loben für
das, was Er Gutes getan hat! Wir wollen Gott loben. Aber
wer bräuchte nicht ab und zu eine Erinnerung daran, was
Gott getan hat? Es ist ein Psalmwort gegen das Vergessen.
CHRISTSEIN HEUTE 10/2014
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WORT DES PRÄSES
Der Psalmist gedenkt daran, dass Gott Sünden vergibt,
Krankheiten heilt, Gnade und Erbarmen schenkt. Die Vergebung von Sünde und Schuld erfahren und bekennen, das
möchten wir – aber wir wissen auch: Es ist wichtig, sich
Sünde und ihre Konsequenzen ehrlich anzusehen, zu bekennen, anstatt darüber hinwegzusehen.
1914
Die weitreichenden Dimensionen und die Bedeutung des
Ersten Weltkrieges sind mir durch die vielen Veröffentlichungen und Diskussionen in diesem Jahr sehr deutlich
geworden. Wie stark dieser Krieg, der in vielen Ländern als
der „Große Krieg“ bezeichnet wird, die Welt bis heute prägt,
ist oft vergessen worden. Die Grenzziehungen im Orient
und auf dem Balkan beschäftigen uns bis heute. Die geostrategischen Konsequenzen reichen bis in die Gegenwart.
Es war der erste industrielle Krieg in großem Maße mit einer weltweiten Verflechtung und deswegen mit einer unermesslichen Zahl von Toten und von unbeschreiblichem
Leiden. Ein Krieg, dem Millionen von Menschen auf den
Schlachtfeldern geopfert wurden. Nicht selten haben Kirchen europaweit die kriegstreiberischen Parolen der Machthaber noch verstärkt. Obwohl die Kinder Gottes doch zu
dem einen Leib Christi gehören, haben sie häufig die nationalistischen Vorurteile und Abgrenzungen bedient. Das ist
in vielen Vorträgen und Symposien in den letzten Monaten
noch einmal herausgearbeitet worden. Hartmut Weyel hat
in CHRISTSEIN HEUTE August 2014 (S. 6-11) beschrieben, wie sich FeGs darin verhalten haben und dabei vor
allem auf die Veröffentlichungen in DER GÄRTNER verwiesen, der in gewisser Weise als ein Sprachrohr leitender
Brüder des Bundes FeG fungierte. Es ist zu erkennen, dass
im Bund und in Gemeinden führende Personen die Parolen der Machthaber und Medien nachsprachen. Da es in
der allgemeinen Meinung um eine gerechte Verteidigung
Deutschlands ging, mit dem Ziel ausländische Aggressoren
abzuwehren, konnte man dazu aufrufen, mit Begeisterung
die Waffen zu ergreifen. Das stellt nicht die Lauterkeit unserer Vorfahren in Frage und auch nicht die vielen geistlichen Erfahrungen, die Menschen mitten in dem Leid gemacht haben. Im Gegenteil. Gerade weil wir von der Lauterkeit unserer Vorfahren auch in den FeGs ausgehen, werden
wir nachdenklich über die Gefahr, in der wir immer stehen,
dass wir nur das sehen, was man uns in der Öffentlichkeit
zeigt – auch als Christen.
Wie schnell kann es passieren, dass wir Christen in das
Horn stoßen, das politisch opportun erscheint. Wenn wir
das erkannt haben, kann die Reaktion auch nicht sein, prinzipiell gegen die Meinung von denen „da oben“ zu sein. Wir
leben heute in einer politisch völlig anders geordneten Welt.
Aber es ist immer noch dieselbe gefallene Welt. Wir sind
nachdenklich und sensibilisiert, weil wir erkennen, wie
sehr wir die prophetische Erleuchtung durch den Heiligen
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CHRISTSEIN HEUTE 10/2014
Geist brauchen, um wirklich unterscheiden und verstehen
zu können und um den Mut zu haben, solchen Trends entgegenzutreten.
1939
Dass Freie evangelische Gemeinden insgesamt (nicht in jedem individuellen Fall) dazu neigten, auch in der allgemeinen Stimmung der 30er- und 40er-Jahre und auf der Welle des Nationalsozialismus mitzuschwimmen, ist anhand
vieler Dokumente festzuhalten. Dieses Mitschwimmen
geschah teilweise, weil manche tatsächlich in Adolf Hitler
eine wegweisende und geradezu entscheidende Person der
Geschichte, die Gott geschenkt habe, sahen. Teilweise, weil
man die Trennung zwischen Staat und Gemeinde Jesu derart überbetonte, dass man sich einfach aus allem heraushielt, teilweise mit der Motivation, ungestört das Evangelium verkünden zu können und nicht mit Redeverbot beschlagen zu werden, teilweise aus Angst.
Im DER GÄRTNER der damaligen Zeit wurde zwar an
manchen Stellen den nationalsozialistischen Lehren widersprochen, aber zu einem anderen Teil eine Kriegsrhetorik
gepflegt, die jede Distanz zu den herrschenden Kräften vermissen ließ.
Es ist relativ leicht, dies im Nachhinein zu beurteilen. Es
kostet heute wenig bis nichts und kann deswegen billig daherkommen. Wer das tut, lädt gleich die nächste Schuld auf
sich durch eine arrogante, besserwisserische Haltung. Das
soll uns fernliegen. Wir befürchten, dass wir nach menschlichem Ermessen wahrscheinlich ähnlich gehandelt hätten.
Außerdem melden sich jene schmerzhaft zu Wort, deren
Eltern oder Großeltern durchaus widerständig lebten, im
Kleinen oder Großen. Denn die gab es auch in Freien evangelischen Gemeinden. Und sicher gab es sehr viele, die ihre
eigene, distanzierte Meinung zu Hitler und den Nationalsozialisten hatten. Wir wissen, dass es in Gemeinden und
auch in der Bundesleitung sehr verschiedene Meinungen
zu den Ereignissen gab. Es darf auch gesagt werden, dass
Bemühungen im Bund FeG das sogenannte Führerprinzip
durchzusetzen und sich im Reichsverband der Freikirchen
zu verbinden, nach heftigen Auseinandersetzungen abgelehnt wurden. Mitglieder von FeGs wurden auch Opfer des
NS-Regimes, sind gestorben oder wurden ausgebombt und
haben diese Zeit erlitten wie viele andere.
Dennoch gab es durch alle Jahrzehnte hindurch immer
wieder Stimmen, die die eigene Schuld bekannten. Berichtet wird von einer Gebetsgemeinschaft vieler Ältester und
Prediger der FeGs 1946 auf dem Kronberg, wo dies durch
einzelne Personen geschah. Friedrich Heitmüller, der erst
selbst der nationalsozialistischen Idee folgte, aber dann seinen Irrweg erkannte und von ihr Abstand nahm, schrieb:
„Wir hätten die grundstürzenden religiösen und rassischen
Irrtümer des Nationalsozialismus und seinen satanischdämonischen Versuch zur Lösung der Judenfrage viel
SCHECHINGER
Tours
deutlicher und schärfer geißeln müssen, als es geschehen
ist.“ Bundesvorsteher (Präses) Karl-Heinz Knöppel schrieb
1985: „Wir können die Schuld der Väter nicht leugnen. Aber
wir stellen uns in Demut zu ihnen mit dem Danielwort (9,5):
,Wir haben gesündigt und Unrecht getan, sind gottlos gewesen!ʻ
Wir sagen das nicht als Richter, sondern als Gleichgefährdete,
die sich lediglich dadurch von den Vätern unterscheiden, dass
ihnen die Versuchung erspart blieb – bis jetzt.“1
Bei aller individuellen Unterschiedlichkeit und gerade
wegen des Respekts vor jenen, die Nachteile oder sogar
Bedrohung und Lebensverlust in Kauf genommen haben,
wollen wir heute festhalten und unterstreichen, was Peter
Strauch 1995 im Auftrag der Bundesleitung schrieb und
was auch in Bezug auf die offiziellen Verlautbarungen des
Bundes und der Bundesleitung der damaligen Zeit, sofern
sie uns bekannt sind, zu sagen ist:
Mit Schechinger-Tours nach Israel
Israelreise
Mit Lutz Scheufler (Waldenburg),
Walter und Marianne Schechinger
(Wildberg-Sulz am Eck)
vom 24.10.2014 – 02.11.2014
Israelreise über den
Jahreswechsel
Mit Wolfgang Wangler (Pfalzgrafenweiler),
Walter und Marianne Schechinger
(Wildberg-Sulz am Eck)
vom 26.12.2014 – 04.01.2015
DAS SCHULDBEKENNTNIS DER
FEG-BUNDESLEITUNG
Israel-Reise
Mit Georg Terner (Bad Liebenzell),
Walter und Marianne Schechinger
(Wildberg-Sulz am Eck)
vom 15.02.2015 – 22.02.2015
„Wir als Freie evangelische Gemeinden haben während des
Hitler-Regimes versagt. Politische Abstinenz, ein falsches Obrigkeitsverständnis und sicher auch Angst haben uns schweigen
lassen. Mit dem gettohaften Leben als Gemeindebund wollten
wir einen Freiraum für gemeindliches Leben bewahren, aber
dieser Freiraum kann das Unrecht nicht aufwiegen, an dem
wir durch unser Stillschweigen mitgewirkt haben. Wie viele Juden und andere Menschen wurden bestialisch ermordet?! Das
von uns ausgegangene Leid sprengt jedes Vorstellungsvermögen.
,Wir haben gesündigtʻ betet Daniel angesichts der Schuld seines
Volkes (Dan 9,15). Aber zu der Schuld, die wir als Deutsche auf
uns geladen haben, kommt die Schuld als Männer und Frauen,
deren Leben Christus gehört. Salz und Licht der Welt werden
solche Leute im NT genannt (Mt 5,13.14). Als solche hätten wir
gegen das Unrecht aufstehen müssen. Wir haben es nicht getan.
Wir haben gesündigt und sind schuldig.“2
Dies unterstreichen wir heute als Bundesleitung und bekennen unsere Schuld mit diesen Worten. Scham erfüllt
uns, wenn wir an die deutsche, und im speziellen an die
FeG-Geschichte, in dieser Zeit denken. Wir haben Schuld
auf uns geladen.
Wir leben von Vergebung. Wir vertrauen darauf, dass Gott
sie uns schenkt. Wir können angesichts der Geschichte nur vertrauen, dass er vergibt und mit uns weitermacht. Weil wir das
erfahren haben, erfüllt uns Hoffnung. Unsere Hoffnung liegt in
Jesus Christus und der erneuernden, Leben rettenden und schaffenden Kraft dieser Vergebung.
er komplette Text in DER GÄRTNER,
D
Mai 1985, S. 293
2 Der komplette Text in CHRISTSEIN HEUTE,
Mai 1995, S. 296-297
1
Wort des
Präses –
Teil 2
erscheint
in CHRIST
SEIN
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vember 20
14
zusammen
mit dem B
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Bundestag
in Ewersb
ach.
Israel-Frühlingsreise
Mit Wolfgang und Sieglinde Wangler
(Pfalzgrafenweiler),
Walter und Marianne Schechinger
(Wildberg-Sulz am Eck)
vom 08.03.2015 – 15.03.2015
Israel-Osterreise
Mit Johannes Vogel (Bibel-Center Breckerfeld),
Walter und Marianne Schechinger
(Wildberg-Sulz am Eck)
vom 29.03.2015 – 09.04.2015
Israel-Inforeise
Für Pfarrer, Gruppenplaner und
Verantwortliche. Zur Planung einer
eigenen Gruppenreise nach Israel.
vom 02.02.2015 – 09.02.2015
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Tours
SCHECHINGER
ostenlos an!
Walter Schechinger
Im Kloster 33 • D - 72218 Wildberg-Sulz am Eck
Tel. 07054-5287 • Fax 07054-7804
e-mail: [email protected] • www.schechinger-tours.de
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Teil 2.
WORT DES PRÄSES – TEIL 2
Aus der Vergangenheit lernen – politische Verantwortung übernehmen
Der Fall der Mauer – das Wunder von 1989. Im Bild der Potsdamer Platz am Morgen des 11. November: Menschen warten im Westen auf die Öffnung der
Berliner Mauer. Im Hintergrund Ost-Berlin.
W
enn wir unsere Schuld bekennen, stimmen wir
Gott nicht gnädig. Sondern wir bekennen unsere
Schuld vor einem gnädigen Gott! Und wenn er nicht schon
Vergebung geschenkt hätte, könnten wir nicht leben, wäre
die Geschichte Deutschlands und der Freien evangelischen
Gemeinden anders verlaufen.
INTERNATIONALE VERNETZUNG
Auch die Völker um uns haben uns Vergebung zugesprochen. Wir leben heute in völlig veränderten Rahmenbedingungen. Und dennoch ist ein Gedenken ohne ein solches
Bekenntnis nicht möglich. Es ist unfassbar, was seit 1945
geschehen ist. Dass sich Deutschland demokratisch gefestigt und Teil der internationalen Gemeinschaft geworden
ist, sind großartige Entwicklungen und auch Zeichen der
Güte Gottes.
2008 fand die Theologische Konferenz des Internationalen Bundes Freier evangelischer Gemeinden (IFFEC)
in Ewersbach statt. Wir fuhren an einem Abend zu einem
festlichen Essen zum Kloster Arnsburg bei Lich. Wir kamen etwas zu früh an, weswegen sich die Teilnehmer die
Beine vertraten. Was ich nicht wusste und niemand ahnte,
war, dass hinter den Mauern der Anlage ein Friedhof aus
dem Zweiten Weltkrieg liegt. Tote aus allen europäischen
Ländern sind dort begraben. Außerdem die Leichen von 81
Frauen und 6 Männern, die im März 1945 im Arbeitslager
Hirzenhain von SS und Gestapo erschossen wurden und
noch 128 weitere unbekannte Tote. Mich erfüllte Scham.
Alle internationalen Gäste waren durch die Reihen der
Grabsteine gegangen. Meine Stimmung sank. Die Schuld
Deutschlands und das grausame Morden standen uns vor
Augen. Zugleich waren wir als eine geistliche und ver-
30
CHRISTSEIN HEUTE 11/2014
söhnte internationale Gemeinschaft beieinander. Was für
ein Wunder. Ich musste das bei meinen Willkommensworten ansprechen. Am Tisch mit führenden Vertretern der
FeG-Bünde aus vielen Nationen, aus Europa und Amerika,
setzten wir das Gespräch fort. Es war für mich bewegend
zu spüren: Wir leben in einer neuen Zeit. Vergebung und
Versöhnung hat stattgefunden. Nicht mehr Scham soll das
Miteinander bestimmen, sondern Annahme, Neuanfang,
ein Miteinander auf Augenhöhe. Ich habe das dort konkret
erlebt. Ich möchte das hier so weitergeben. Wir sind als
Bund FeG im IFFEC gerne gesehen. Wir haben dort diese
Annahme erfahren und wir tun gut daran, uns in diese
Gemeinschaft einzubringen.
Zu diesem Bundestag haben uns spezielle Grüße vom
Präsidenten des IFFEC, Donn Engebretson aus den USA,
vom Generalsekretär des IFFEC, Francisco Ortegas Portillo und vom Leiter des griechischen Bundes FeG, Vassilios
Tsirmpas erreicht.
1989
Ohne Zweifel ist ein Höhepunkt der Nachkriegsgeschichte
Deutschlands das Ereignis, das sich dieses Jahr zum 25.
Mal jährt: der Fall der Mauer, die Auf hebung der innerdeutschen Grenze und die Wiedervereinigung von Ost- und
Westdeutschland. Wie schnell vergessen wir auch diese
Ereignisse und Wunder. Psalm 103 ruft uns auf: „Vergiss
nicht, was er dir Gutes getan hat!“ Die Wiedervereinigung
und der Weg dorthin erscheinen uns heute selbstverständlich und sind es doch nicht. Ost- und Westdeutschland fanden wieder zusammen ohne Krieg und Blutvergießen. Das
ist das Wunder von 1989. „Wir haben mit allem gerechnet,
nur nicht mit Gebeten und Kerzen“ wird immer wieder
WORT DES PRÄSES
ein Stasi-Offizier zitiert. Dass es vor 25 Jahren nicht zum
Gemetzel kam, dass es wirklich eine friedliche Revolution
war, ist ein in der Geschichte äußerst seltenes Ereignis! Zu
schnell vergessen wir die Besonderheit dieser Tage, Wochen
und Monate.
Im Buch „Das Wunder der Freiheit und Einheit“ (SCM
Hänssler) werden die Ereignisse der entscheidenden Wochen nachgezeichnet. Personen, die es selbst erlebt haben,
interpretieren die Umstände sachkundig und ziehen
Linien in die Gegenwart. Im nächsten Jahr, 2015, findet
das Bundesjugendtreffen des Bundes FeG das dritte Mal
in Erfurt statt. Die Einheit ist Normalität geworden. Wir
sprechen immer weniger von „Ossis“ und „Wessis“ – und
wenn, dann eher augenzwinkernd aber nicht verurteilend und pauschalisierend. Mir ist bewusst, dass es auch
leidvolle Geschichten der Wiedervereinigung gibt, seien
es individuelle Schicksale, sei es das Gefühl, als Osten in
den Westen einverleibt und damit abgewertet worden zu
sein. Insgesamt sind sich aber dennoch fast alle einig: Gott
sei Dank für dieses Geschenk. Es beweist geradezu die
Gültigkeit von Psalm 103,10: „Er hat uns nicht getan nach
unseren Vergehen …“
Dass ich, der ich 1965 geboren wurde, noch keinen
Krieg direkt erlebt habe, beschreibt eine Biographie, die
viele Generationen vor uns nicht erlebt haben. Ich will Gott
dafür loben. Er hat uns aus der Grube gezogen und mit Erbarmen beschenkt (Psalm 103,4). Und der größte Dank ist
der, dass wir überhaupt eine Adresse haben, unseren Dank
loszuwerden. Da ist Gott, der uns mit sich versöhnt hat, der
in Jesus Christus gezeigt hat. Durch Christus sind wir Gott
nah. Durch den Heiligen Geist wohnt er in uns.
Als Bund FeG haben wir eine Perspektive, eine Zukunft. Wir haben sie nicht, weil wir Gott gnädig stimmen
könnten, nicht, weil wir eine gute oder eine schlechte Vergangenheit hatten, nicht aufgrund unserer Gerechtigkeit,
sondern durch die Gnade, die uns in Jesus geschenkt ist.
Durch sie gilt: „So fern der Osten ist vom Westen, hat er
von uns entfernt unsere Vergehen.“ (Psalm 103,12).
GEGENWART
Zu manchen Herausforderungen der Gegenwart habe ich
im Berichtsheft geschrieben. Bei der Abfassung des Berichtes war, zumindest nicht in den üblichen Medien, noch
nicht einmal die Rede von der Terrorgruppe „Islamischer
Staat“ (IS). Der Konflikt in der Ukraine hält uns in Atem.
Die Ereignisse der letzten Wochen und Monate zeigen uns,
wie labil Frieden ist. Angesichts dieser Situationen spüren
wir, dass es geboten sein kann, nicht nur die Verletzten zu
heilen, Flüchtlingen Unterkunft und Opfern humanitäre
Hilfe zu gewähren. Es drängt sich die Frage auf, ob man
den Mördern mit Gewalt Einhalt gebieten muss, oder wie
Bonhoeffer es im Blick auf Hitler formulierte „dem Rad
in die Speichen zu fallen“. In diesen Entscheidungen zeigt
sich, ob wir die Lektionen aus der Geschichte wirklich in
unsere Urteilbildung mit aufgenommen haben. Im Berichtsheft habe ich angemahnt, dass „Militäreinsätze ,Ultima Ratio‘ sind und alle anderen Maßnahmen (diplomatische, zivilgesellschaftliche, Aufbau demokratischer Strukturen, Versöhnungsprozesse) – ich ergänze: der zivile Friedensdienst – ernsthaft verfolgt werden.“ Denn wir fürchten
nicht zu Unrecht eine weitere Spirale der Gewalt, aus der
wir nicht herausfinden. Heute gelieferte Waffen können
morgen schon in die falschen Hände gelangen. Und wer
maßt sich an zu beurteilen, was „richtige“ und „falsche“
Hände sind?
ES GIBT KEINE EINFACHEN ANTWORTEN.
DAS IST NICHT NEU.
Wenn wir nicht politisch abstinent leben oder in schlichter Obrigkeitsunterordnung verharren wollen, werden wir
keine fromme Nische finden, in der wir ohne Schuld Teil
dieser Gesellschaft sein könnten, auch wenn wir das gerne
so hätten. Wir stehen ständig in ethischen Entscheidungen,
in denen wir unsicher sind. Viele Politiker sind genauso
unsicher und können meist nur das kleinere Übel wählen.
Schuldig wird man immer, wenn man Verantwortung übernimmt. Aber auf jeden Fall müssen wir jeder Kriegsrhetorik
und Propaganda widerstehen. Sie ist schnell daran zu erkennen, dass sie leichtfertig in „böse“ und „gut“ unterteilt.
Wir müssen kritische, mitdenkende und mitredende Bürger
einer freiheitlichen und damit auch pluralistischen Gesellschaft sein und sie stärken. Diese Freiheit muss immer wieder erstritten werden und dazu müssen Feinde dieser Freiheit in Schranken gewiesen werden. Es gilt der Grundsatz:
Ob ich wirklich für Religionsfreiheit und Menschrechte bin,
zeigt sich daran, ob ich die der anderen verteidige, denn für
die eigenen einzustehen, ist nicht schwer.
Neben diesen Herausforderungen stehen andere, die
unser Denken betreffen. Die Genderideologie z.B. verändert unsere Gesellschaft. Nicht sofort, aber langfristig.
Oder: Heute findet in Berlin der sogenannte „Marsch für
das Leben“ statt, bei dem es um den Schutz ungeborenen
Lebens geht! Dieser Marsch wird stark angefeindet und
bedroht. Nur an diesen wenigen Beispielen zeigt sich: Es
bleibt viel zu tun.
Unsere Geschichte verpflichtet uns zu einem ernsthaften Engagement mitten in dieser Welt. Wir leben vom
Evangelium in Jesus Christus. Es rettet uns und beauftragt
uns, diese Welt zu lieben. Denn sie ist und bleibt von Gott
wertgeschätzt und geliebt. Gott erhebt Anspruch auf alle
seine Werke und Geschöpfe, wie es im letzten Vers des
Psalm 103 heißt: „Preist den Herrn, alle seine Werke, an
allen Orten seiner Herrschaft! Preise den Herrn, meine
Seele!“ (Psalm 103,22).
Ansgar Hörsting, Präses des Bundes
Freier evangelischer Gemeinden
CHRISTSEIN HEUTE 11/2014
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