Einsatz alter Hühnerrassen im Ökolandbau
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Einsatz alter Hühnerrassen im Ökolandbau
Einsatz alter Hühnerrassen im Ökolandbau ?! Bernhard Hörning Workshop Alte Nutztierrassen im Ökolandbau?! 13. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, 19.3.15, Eberswalde Eigene Aktivitäten • • • • • • • • • • 2000: Übersichtsartikel Alternativen Zucht (GEH) 2004: Status Quo der ökologischen Geflügelproduktion (Bundesprogramm Ökol. Landbau, BLE) 2003-2008 Netzwerk Ökologische Tierzucht (BÖL) 2008-2010: Vergleich langsam wachsende Masthühnerherkünfte (Bundesprogramm Ökol. Landbau, BLE), Koop. Univ. Kassel 2010: Übersicht Zuchtinitiativen (BA Vössing) seit 2011: Haltung von 400 Legehennen Koop. Ökodorf Brodowin LB Plus, 2014/15 Vergleich Lohmann Dual seit 2012 studentische Projekte EiCare 20012-2014 Neuland-Plattform Zweinutzungshuhn Dez. 2013: Übersicht Zucht Tagung in Witzenhs. 2014: Masterarbeit Verena Preußner (HU): Befragung Neuland-Kunden bzgl. Geflügel (u.a. Kaufbereitschaft Zweinutzungshuhn) • 2014: Masterarbeit Fabian Häde (HNE): u.a. ökon. Kalkulationen Zweinutzungshuhn, Pilotversuch Lohmann Dual unter Biobedingungen (Eier & Mast) Gliederung • Hintergrund Rassehühner – – – – – Hühnerzucht früher Leistungen Rassehühner Typen Rassehühner Gefährdung Akteure Erhaltung • Positivbeispiele – – – – – Landw. Lehranstalten Triesdorf Herrmannsdorfer Landhuhn Zuchtring Bresse Gauloise Hänsel & Gretel Hühnerprojekt Kollbecksmoorhuhn • Fazit Geschichte Rassehühner in Deutschland • • • • • • • bis 19. Jh. „Landhühner“, keine Rassezucht um 1850 erste Geflügelzuchtvereine („Hühnerologischer Verein“) 1881 erster Bundesverband 1916 Bund Dt. Geflügelzüchter 1893 1. Nationalausstellung, 1899 1. Aufl. Kramers Taschenbuch z.T. schon unterschieden in Liebhaber- & Wirtschaftsgeflügel 1920er Gründung Herdbuchverbände bis in die 1950er Herdbuchzucht mit Leistungsprüfungen, Zucht- und Vermehrungsbetrieben! – anerkannte „Wirtschaftsrassen“: Leghorn, Italiener, Rhodeländer, New Hampshire, Sussex, Wyandotten (je nach Bundesland) • 1950er/1960er starke Ablösung durch Hybridtiere, starke Ausbreitung Batteriehaltung, Beginn der Intensivmast • seitdem Rassehühner nur Hobby, Ausstellungszucht, BDRG • nur vereinzelt noch Leistungsprüfungen (1985, 1995/96) Regionale Entstehung 18 deutsche Rassen • • • • • • • Hamburg: Hamburger, Ramelsloher, Vorwerkhühner Niedersachsen: Ostfriesische Möwen NRW: Niederrheiner, Rheinländer, Deutsche Sperber, Lakenfelder, Krüper, Westfälische Totleger, Bergische Kräher, Bergische Schlotterkämme Thüringen: Thüringer Barthühner Sachsen: Sachsenhühner, Dresdner, Vogtländer Baden-Württemberg: Sundheimer Bayern: Augsburger Stufen Hühnerzucht erste Hälfte 20. Jh. • • • Herdbuchzuchten (Anfang 1950er 280 Betriebe BRD) Leistungsprüfungen – Anerkennung: Verband Deutscher Wirtschaftsgeflügelzüchter 7 Prüfhöfe – Zucht von Hähnen durch Individualauslese; nur gekörte Tiere („Wettlegen“) – mind. 2 Stämme à 1 Hahn, 10 Hennen Vermehrungszuchten (Anfang 1950er > 1.000 Betriebe) – Geflügelgesundheitsdienst Vorschrift – Erzeugung Küken & Junghennen – Anpaarung von leistungsfähigen Hennen mit Herdbuchhähnen – 5 Rassen zugelassen (Leghorn, Italiener, Rhodeländer, Sussex, Wyandotten) – Leistungskontrolle Einzeltiere (Fallnester), Mindestleistung Bruteierlieferbetriebe – Anerkennung nötig; i.d.R. bäuerliche Betriebe; dürfen nicht selbst brüten – Bruteier für Vermehrungszuchten und Brütereien – nur Tiere aus anerkannter Vermehrungszucht, von dieser überwacht • Brütereien – Genehmigung nötig, nur Eier Vermehrungszuchten / Bruteierlieferbetrieben • (Aufzuchtstationen) – Aufzucht Junghennen • Geflügelhalter – Haltung der Legehennen (kaum Mast!) staatlich geregelt & Zucht mit Rassehühnern ! Legeleistungen Rassehühner Deutschland • 1932/33 Wettlegen (Römer 1953) – Ø 206 Eier 13 Rassen, 1.739 Tiere von 239 Züchtern, 7 Prüforte, beste Stämme 258 Eier • 1950er Herkunftsvergleich (Nagel 1962) – Ø 190 je AH, 4 Rassen (Spanne 184-193) • 1970 letzte Legeleistungsprüfung für Rassehühner (Schlolaut & Lange 1972) – Ø 181 Eier je DH (Spanne 132–222, Maxima Gruppen 203–256) • 1990er erneute Rassegeflügelleistungsprüfung in Hessen (LVA NeuUlrichstein, Klaus Lange 1996, 1998) – Ø 154 Eier je DH, 145 je AH, 10 Rassen (Spanne 137–187) • 1990er Sachsen-Anhalt (Nutztierwiss. Zentrum Merbitz, v. Lengerken & Götze 1997) – Ø 144 Eier je AH (114–156), 5 Rassen • 2007 BDRG-Zuchtbuch (Weigend 2008) – 20 – 180 Eier, Angaben v. 1 – 34 Zuchten je Rasse • über 60 Jahre ein Rückgang festzustellen! England (Hocking et al. 2003) – 198 Eier (153–277) 13 Rassen (307–350 Eier 12 Hybridherkünfte) Typen von Rassehühnern • Kämpferrassen – Bsp. Abbildung: Engl. Kämpfer, Ko Shamo, Malaien • Zierrassen – Bsp. Seidenhuhn, Brahma, Yokohama • Urzwergrassen – Bsp. Sobright, Chabo, Holl. Zwerghuhn • Legerassen – Bsp. Barnevelder, Orpington, Araucana • Fleischrassen – Bsp. Faverolles, Dorking, Plymouth Rock, • Zwiehuhnrassen – Bsp. Sussex, Langchan Die Zeit Rassehühner heute in D • ca. 100 Rassen ohne Zwerghühner laut Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter (BRDG) (www.bdrg.de) • davon 27 „einheimisch“ – als einheimische Geflügelrassen von GEH & BDRG definiert vor 1930 entstandene oder seit diesem Zeitpunkt in Deutschland anerkannte Rassen, die einen nachhaltigen Nutzen haben bzw. hatten • sehr kleine Bestände – 2009 Ø ca. 4 – 5 Hähne & 7 – 8 Hennen je Zucht (Bestandserfassung BDRG & GEH) • viele Rassen stark gefährdet! (s.u.) Rote Liste einheimische Geflügelrassen in D Liste am 10.04.2012 zwischen BDRG, GEH, BLE und Fachbeirat abgestimmt, durch Fachbeirat für Tiergenetische Ressourcen am 31.07.2012 bestätigt Definition „heimische Rassen“ (n = 27) Rasse vor 1930 entstanden oder seit diesem Zeitpunkt mit Hauptverbreitungsschwerpunkt in Deutschland anerkannt und nachhaltigen Nutzen 9 der 10 Rassen < 300 Hennen & < 100 Hähne (Minimum 187 / 43) Bestände heimische Hühnerrassen in D 2013 Gewicht ♂ Eier Hennen Augsburger 3,0 180 187 43 extrem gefährdet Berg. Schlotterkämme 3,0 200 213 46 extrem gefährdet Andalusier 3,0 160 222 73 extrem gefährdet Mechelner > 4,0 160 226 49 extrem gefährdet Dominikaner 2,5 180 255 52 extrem gefährdet Bergische Kräher 3,5 180 267 62 extrem gefährdet > 4,0 180 272 75 extrem gefährdet Krüper 2,5 180 288 79 extrem gefährdet Minorka 3,5 180 299 72 extrem gefährdet Sachsenhühner 3,0 180 663 153 extrem gefährdet Ramelsloher 3,0 180 306 183 stark gefährdet Deutsche Sperber 3,0 180 642 141 stark gefährdet Sundheimer 3,5 220 865 234 stark gefährdet Rasse Deutsche Langchan Leistungsangaben: bis zu Hähne Gefährdung TGRDEU Bestände heimische Hühnerrassen in D 2013 Gewicht ♂ Eier Hennen Ostfriesische Möwen 3,0 180 791 185 gefährdet Lakenfelder 2,5 160 860 206 gefährdet Brakel 3,0 180 904 191 gefährdet Thüringer Barthühner 2,5 160 1.123 265 gefährdet Dtsch. Reichshühner 3,5 180 1.279 293 gefährdet Westfälische Totleger 2,5 180 1.046 250 wenig gefährdet Hamburger 2,5 160 1.342 282 wenig gefährdet Deutsches Lachshuhn 4,0 160 1.511 353 wenig gefährdet Orpington 4,0 180 2.015 578 Bestandsbeobachtung Barnevelder 3,5 180 2.159 476 Bestandsbeobachtung Rheinländer 3,0 180 2.238 474 Bestandsbeobachtung Vorwerkhühner 3,0 180 3.141 718 Bestandsbeobachtung Wyandotten 4,0 180 3.445 827 Bestandsbeobachtung Italiener 3,0 200 12.869 2.360 Bestandsbeobachtung Rasse Leistungsangaben: bis zu Hähne Gefährdung TGRDEU Alte Geflügelrassen – Akteure der Erhaltung • Rechtliche Grundlagen: – – – – • Tierzuchtgesetz 2006: § 1 Ziel: Erhaltung der genetischen Vielfalt Behörden haben regelmäßiges Rassenmonitoring durchzuführen: Zentrale Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen www.tgrdeu.de regelmäßige Erfassung Geflügelbestände: BDRG & GEH (2005, 2009, 2013) BDRG – Bundesverband der Rassegeflügelzüchter, 180.000 Menschen, viele Rassevereine, Sondervereine, wiss. Geflügelhof (s.u.) • GEH, Witzenhausen – Gesellschaft zur Erhaltung alter & gefährdeter Haustierrassen – „Dachverband“, Kooperation mit BDRG, „Rote Liste“ • Erhaltungszuchtringe Vorwerkhühner, Sachsenhühner, Ostfries. Möwen, Marans, Bresse Gauloise – Initiative zur Erhaltung alter Geflügelrassen e.V. (3 Zuchtringe) • Ressortforschung: – Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für Nutztiergenetik, Forschungsbereich Züchtung und Genetische Ressourcen (Dr. Steffen Weigend) • Forschungsarbeiten zur Erhaltung, Bewertung und Nutzung genetischer Ressourcen bei landwirtschaftlichen Nutztieren (z.B. Verwandtschaft von Hühnerrassen) Erhaltungszuchtringe • Prinzip: Austausch von Hähnen unter Züchtern zur Vermeidung von Inzucht • Leistungserfassung etc. • bestehende Zuchtringe: – – – – – – – – – 1999 Vorwerkhuhn* 2000 Deutsches Lachshuhn (Marans) Ostfriesische Möwen 2012 weiße Bresse Gauloise* Gelbe Ramelsloher* 2014 Deutsche Sperber (Sachsenhuhn) Initiative zu Erhaltung alter Geflügelrassen* Bsp. Erhaltung: Vorwerkhühner • gezüchtet vor 100 Jahren v. Oskar Vorwerk, Hamburg – aus Lakenfeldern, gelben Orpington aus England und gelben Ramelslohern alter Zuchtrichtung • Verbreitung insbesondere in Schlesien, Sachsen und Thüringen • nach dem 2. Weltkrieg fast ausgestorben • 1999 Gründung Erhaltungszuchtring im Haustierpark Warder • 1999 Modellprojekt zur Erprobung der praktischen Umsetzung einer Erhaltungszucht beim Haushuhn • wissenschaftliche Begleitung: Institut für Nutztiergenetik, Friedrich-Loeffler-Institut, Mariensee (Dr. Steffen Weigend) • Einfachkreuzung zur Leistungssteigerung (s.u.) Legeleistung Rassehühner Mitte 1990er Rassegeflügelleistungsprüfung, Neu-Ulrichstein, Hessen genaue Werte im Anhang, incl. Mast Weigend 2008 Leistungen Rasse- vs. Hybridhühner 1994/95 Legeleistung EG (g) EM (kg) Mast-/Schlachtleistungen Herkunft LL (%) FV (1 :) LG (g) SG (g) SA (%) TZ (g) FV (1 :) Loh. Brown 0,85 69,1 16,74 2,31 2.049 1.367 66,6 15,4 5,60 Rhodeländer 0,52 54,9 7,54 5,62 2.243 1.498 66,7 15,6 5,62 Australorps 0,49 58,1 7,72 5,66 2.112 1.407 66,5 14,6 5,25 Bielefelder 0,52 63,6 9,08 4,58 2.313 1.586 68,5 16,1 5,27 New Hamp. 0,55 56,4 9,34 4,67 1.899 1.264 66,7 14,6 5,09 Barnevelder 0,49 56,8 8,17 4,83 2.038 1.302 63,9 15,4 4,15 Italiener 0,58 56,9 9,75 4,37 2.058 1.308 67,7 15,5 4,52 Mechelner 0,60 58,4 10,64 4,33 2.689 1.763 65,6 20,2 4,23 LL = Legeleistung je DH , EG = Eigewicht, EM = Eimasse, FV = Futterverwertung, LG = Lebendgewicht, SG = Schlachtgewicht, SA = Ausschlachtung, TZ = tgl. Zunahmen, Legeleistungsversuch Neu-Ulrichstein (Lange 1996, 1998), Mast auf Biobetrieb mit BioFutter, Mittelwerte aus 2 Schlachtterminen mit 16 bzw. 20 Wochen (112 bzw. 140 Tage) Deerberg 1994, Deerberg & Roth 1995, Hahn et al. 1995 Beispiele Rassehühner auf Bio-Betrieben • Hof Marktanner – Italiener, Sulmtaler, Bresse • Weidenhof – 60 Bresse-, 60 Marans-Hühner • Eschenhof – 220 Marans-Hühner • Laakenhof – 200 Bielefelder x Italiener • Hof Weggun, Brandenburg – 100 Sussex-Hühner • Bauernhof Erz, Brandenburg – 160 Sussex-Hennen, 50 Hähnchen (Abb.) • Schäferei Määhgut, Brandenburg – Vorwerkhühner & Araucana für Sarah Wiener Restaurant Berlin – 430 LesBleues (EiCare, s.o.) 200 Zweinutzungshennen x 200 Eier / Jahr x 0,50 € = 20.000 € Landwirtschaftliche Lehranstalten Triesdorf • • Geflügelzuchtmeister Hans-Joachim Schleicher Zucht von Rassegeflügel seit – 1986 Italiener rebhuhnfarbig / rebhuhnhalsig – 1996 Sulmtaler goldweizenfarbig – 1995 Bressehühner weiß • • • • • • • insgesamt ca. 400 Zuchthennen von jeder Rasse 4 – 8 Zuchtstämme à 15 – 30 Hennen + 1 Hahn Zucht zur Erhaltung Rassen & Leistungssteigerung Leistungskontrolle Fallnester / Weihenst. Muldennest Legeleistung Sulmtaler 120–150, Bresse knapp 200, Italiener 250 Eier (Eigrößen ähnlich Hybriden) Schlachtleistung Italiener ca. 1,5 kg SG ab 15. Woche ( ca. 20 g TZ, Bresse 1,5 (1,0–2,0) kg ab 12. Woche ( 25–30 g TZ) Ende Januar bis Ende April Versand von Bruteiern und Eintagsküken (Garantie Befruchtung 75 %) – insgesamt 5.000 – 7.000 Tiere im Jahr, 3 – 5 Schlupfe – Preise z.B. 1,80 € Brutei, 2,80 € Eintagsküken, unsortiert www.triesdorf.de „Herrmannsdorfer Landhuhn“ • Herrmannsdorfer Landwerkstätten • seit 2008 Sulmtaler (ca. 200 Eier), später auch Les Bleues (ca. 250 Eier) – Bresse 2,5 kg mit 4 Mon. (20 g TZ) • dann Kreuzungen daraus • 500 Hennen, 2.200 Hähnchen/Jahr • 2012 Förderpreis Bundesprogramm Ökologischer Landbau – „Landhuhn-Darlehen“, Rückzahlung Projektinvestitionen durch Einkaufsgutscheine • eigene Schlachtung seit 2013 • aktuell neue Kreuzung aus Triesdorf www.herrmannsdorfer.de/die-landwerkstaetten/dasherrmannsdorfer-landhuhn/ Zuchtring Bresse Gauloise • Juli 2012: 6 Züchter, 10 Stämme • Legeleistung: – „Die Eier der Bresse Gauloise sind hell cremefarben und wiegen im Schnitt 62 g. Unsere Hennen legen etwas über 240 Eier im Jahr, also gut 20 Eier im Monat“. • Mastleistung: – „Bei Fütterung mit Kükenfutter bis zur 6. Woche und anschließend mit Junghennenfutter Hähne mit 16 Wochen ca. 2 kg Schlachtgewicht. Bei 20-wöchiger Endmast wiegen die Schlachtkörper mit 15 Wochen schon bis zu 2.400 g ( 18 TZ g). Die Ausschlachtung liegt dann bei 71 %“. • Bruteier 1,50 € www.bressegauloise.de Hänsel & Gretel Hühnerprojekt • • Kooperation Tannhof und Rengoldshausen (Bodensee) Aufbau „Öko-Geflügelversuchsstation“ in Rengoldshausen; Demeter seit 80 Jahren – Ziel: Erfahrungen mit Demeter-Aufzucht/-Zucht von Zweinutzungs-Hühnern sammeln • • • Unterstützung Naturkosthändler Bodan (1 Ct./Ei) Tiere Zuchtring Weiße Bresse-Gauloise selektiert: 6 Zuchtstämme à 15 Leistungsgeprüfte Hennen + 1 Hahn, Auswahl nach 4 Monaten Fallnestkontrolle, gute Hennen bis 240 (250) Eier; Hennen wiegen ca. 3,0 kg (180 g Futter/Tag; Triticale + Ergänzer von Meika) • Hähne mit 14 Wochen 1,8 – 2,5 kg SG (bei 2,4 – 3,3 kg LG 24 – 33 g TZ) • • auf dem Tannhof Les Bleues von Hetzenecker Zusammenarbeit mit Prof. Grashorn, Uni Hohenheim; Fleischqualität, Fütterungsversuche www.hahnundhuhn.de http://www.rengo.de/landwirtschaft/besonderheiten/tierhaltung/huehner/ Leistungssteigerung innerhalb Rasse: Bsp. Steigerung Endgewichte in 3 Generationen Körpergewicht mit 11 Wochen, Belgische Ardennaise männliche Tiere von 924 auf 1.443 g (+ %), tgl. Zunahmen von 12 auf 19 g Weibliche Tiere von 767 auf 1.129 g (+ %), tgl. Zunahmen von 10 auf 15 g Futterverwertung von 1 : 5,97 auf 3,64 (Abb. r.) (auch Kreuzungen mit Label Rouge-Hühnern durchgeführt) Larivière et al. 2009 Gebrauchskreuzung Kollbecksmoorhuhn • Erhaltungszuchtring Vorwerkhühner – Austausch Hähne u.ä. • Einkreuzung White Rock-Hybride von Lohmann Vorwerkhuhn Kollbecksmoorhuhn Legeleistung (Eier) 161 249 Eigewicht (g) 46,0 61,1 Futterverwertung 5,54 2,8 tgl. Zunahmen (g) 15,9 18,4 Schlachtgewicht (kg) 1,18 1,46 Ausschlachtung (%) 73,3 75,8 Weigend 2012, 2013 Leistungssteigerung durch Kreuzungen Versuche Merbitz Mitte 1990er Weigend 2013 Fazit alte Hühnerrassen • derzeitiger Umfang im Ökolandbau sehr selten • Nachteile: – verglichen mit konventionellen Herkünften geringere Zunahmen, schlechtere Futterverwertung, geringere Fleischanteil, weniger & kleinere Eier • Vorteile: – Robustheit, Fleischqualität, Grundfutterverwertung?, Federpicken? • Rassenerhaltung in Vermarktung herausstellen – Direktvermarktung – Markenprogramm? • maßvolle Leistungssteigerungen sinnvoll – innerhalb Rasse oder Gebrauchskreuzungen • Zuchtinitiativen unterstützen – Erhaltungszuchtringe – z.B. wiss. Geflügelhof, Triesdorf, Rengoldshausen Mögliche Zuchtziele Bio-Huhn • Zweinutzung (Eier und Fleisch) • Lebensleistung Hennen (Anzahl Eier im Leben) • Robustheit (z.B. Abpuffern Nährstoffschwankungen Biofutter, Knochenstabilität, Parasitenresistenz, kein Federpicken • Grundfutterverwertung (Ersatz von Kraft- durch Grundfutter) – Bsp. HNE Eberswalde: > 100 g Frischmasse Grünfutter / Tag – Bsp. Versuche Dänemark: bis zur Hälfte der Futteraufnahme • Auslaufnutzung • Erhalt alter Rassen verschiedene Ziele für unterschiedliche Zwecke ! Finanzierung der Zucht ? „Lenkungsabgabe“ (Erzeuger, Verbraucher), staatl. Unterstützung Alte Hühnerrassen Schweiz / Österreich Schweiz (Pro Specie Rara): • Schweizerhuhn • Appenzeller Barthuhn • Appenzeller Spitzhaubenhuhn – Rassegeflügel Schweiz – Klub der Appenzeller- und Schweizerhuhn-Züchter – Züchterverein für ursprüngliches Nutzgeflügel (ZUN) Österreich (Arche Austria): • Altsteirer Huhn – Erhaltungszuchtring • Sulmtaler Huhn Wissenschaftlicher Geflügelhof • Bruno-Dürigen-Institut, Rommerskirchen, Gründung 2004, Unterstützung BDRG – Ansprechpartnerin Inga Tiemann • Vermehrungszucht seltener und bedrohter Rassen • Forschungsprojekt Leistungsvergleich: – 2013 Vergleich Lohmann Dual & Marans Ergebnisse European Poultry Conference 2014, Stavanger (Lohmann Dual höhere Lege- und Mastleistungen, mit 10 Wo. 2,2 vs. 1,3 kg, s. Abb.) – 2014 lfd. Vergleich Lohmann Dual & Deutsche Langchan sowie Augsburger www.wissenschaftlicher-gefluegelhof.de Vergleich 13 Rassen & 12 Hybriden England Gewichte mit 55 Wochen, Legeleistung 31. – 55. Lebenswoche Legeleistung: Rassehühner 42 - 76 % Hybriden 84 – 96 % Eigewichte: Rassehühner 43 – 64 g Hybriden 60 – 72 g Hennengewichte: -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Rassehühner 1,1 – 4,1 kg Hybriden 1,7 – 2,4 kg Hocking et al. 2003 Leistungssteigerung d. Kreuzung? Versuch Merbitz v. Lengerken & Götze 1997, n. Vogel 2003 Geflügelzucht in der Bio-Verordnung 2007 • Erwägungsgründe 17: Gesunderhaltung des Tierbestands: Darüber hinaus sollte bei der Wahl der Tierrassen deren Fähigkeit zur Anpassung an die lokalen Verhältnisse berücksichtigt werden. • Art. 5 e): Erhaltung der Tiergesundheit durch Stärkung der natürlichen Abwehrkräfte der Tiere sowie durch Auswahl der geeigneten Rassen und durch entsprechende Haltungspraktiken • Art. 5 j): Wahl von Tierrassen unter Berücksichtigung ihrer Anpassungsfähigkeit an die örtlichen Bedingungen, ihrer Vitalität und ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten oder Gesundheitsprobleme • Art. 14 (Vorschriften für die tierische Erzeugung) 1 c (Züchtung) iv): Es sind geeignete Rassen auszuwählen. Die Wahl geeigneter Rassen trägt auch zur Vermeidung von Leiden und Verstümmelung der Tiere bei. Geflügelzucht in der Bio-Verordnung 2008 • • • • Erwägungsgründe 8: Bei der ökologischen / biologischen Tierhaltung sollte bei der Auswahl der Rassen ihrer Fähigkeit zur Anpassung an die Umweltbedingungen, ihrer Vitalität und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten Rechnung getragen werden; große biologische Vielfalt sollte dabei gefördert werden. Erwägungsgründe 10: Nach ökologischer / biologischer Haltungspraxis sollte Geflügel nicht zu schnell aufgezogen werden. Es sollten daher spezifische Vorschriften zur Vermeidung intensiver Aufzuchtmethoden festgelegt werden. Insbesondere Geflügel sollte bis zum Erreichen eines bestimmten Mindestalters aufgezogen werden oder von langsam wachsenden Rassen stammen, damit in keinem Fall ein Anreiz für intensive Aufzuchtmethoden gegeben ist. Art. 8 (Herkunft ökologischer / biologischer Tiere) 1): Bei der Wahl der Rassen oder Linien ist der Fähigkeit der Tiere zur Anpassung an die Umweltbedingungen, ihrer Vitalität und ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten Rechnung zu tragen. Darüber hinaus müssen die Rassen oder Linien so ausgewählt werden, dass bestimmte Krankheiten oder Gesundheitsprobleme, die für einige intensiv gehaltene Rassen oder Linien typisch sind, wie Stress-Syndrom der Schweine, PSE-Syndrom, plötzlicher Tod, spontaner Abort, schwierige Geburten, die einen Kaiserschnitt erforderlich machen, usw., vermieden werden. Einheimischen* Rassen und Linien ist der Vorzug zu geben. * (indigenous = bodenständig) Art. 12 (Spezifische Unterbringungsvorschriften und Haltungspraktiken für Geflügel) 5): Um intensive Aufzuchtmethoden zu vermeiden, wird Geflügel entweder bis zum Erreichen eines Mindestalters aufgezogen oder es muss von langsam wachsenden Rassen / Linien stammen. Werden keine langsam wachsenden Rassen/Linien verwendet, so beträgt das Mindestalter bei der Schlachtung 81 Tage bei Hühnern. Die zuständige Behörde legt die Kriterien für langsam wachsende Rassen / Linien fest oder erstellt eine Liste dieser Rassen / Linien und teilt Unternehmern, anderen Mitgliedstaaten und der Kommission diese Informationen mit. Def. Schlachtkörper EU-Vermarktungsnormen • VERORDNUNG (EG) Nr. 543/2008 DER KOMMISSION vom 16. Juni 2008 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 des Rates hinsichtlich der Vermarktungsnormen für Geflügelfleisch: • Definitionen Geflügelschlachtkörper Hühner: – Hähnchen: Tier mit biegsamem (nicht verknöchertem) Brustbeinfortsatz – Suppenhuhn: Tier mit rigidem (verknöchertem) Brustbeinfortsatz – Kapaun: vor der Geschlechtsreife kastrierter, nach einer Mastdauer (im Anschluss an die Kastration) von mindestens 77 Tagen im Alter von mindestens 140 Tagen geschlachteter Junghahn – Stubenküken: Tier von weniger als 650 g Schlachtgewicht (gemessen ohne Innereien, Kopf und Ständer). Tiere mit einem Gewicht von 650 g bis 750 g dürfen „Stubenküken“ genannt werden, wenn das Schlachtalter 28 Tage nicht überschreitet. – Junger Hahn: männliches Huhn von Legerassen, dessen Brustbeinfortsatz starr, aber nicht vollständig verknöchert ist und das im Alter von mindestens 90 Tagen geschlachtet wird (ca. 1,5 kg LG)