Kirchwege im Ammerland
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Kirchwege im Ammerland
Kirchwege im Ammerland Inhaltsverzeichnis Einführung ................................................................... 1 Apen ..................................................................... 3 Aper Kirchweg ............................................................... 4 Bad Zwischenahn ...................................................... 5 Der Kirchweg um das Zwischenahner Meer Ohrweger Kirchweg ...................................................... Ekerner Kirchweg ...................................................... Kirchweg Ofen/Wehnen ......................................... Kirchweg Elmendorf – Helle......................................... 5 7 7 8 9 Rastede ........................................................................... 10 Loyer Kirchweg ...................................................... Nethener Kirchweg ...................................................... 11 12 Westerstede ................................................................ 13 Gießelhorster Kirchweg ......................................... 14 Torsholter Kirchweg ...................................................... 15 Westerloyer Kirchweg ......................................... 16 Wiefelstede ................................................................... 17 Mansholt-Neuenkruge-Wiefelstede .............. 18 Borbeckerfeld-Gerkentor-Wiefelstede ............... 18 Ole Karkpadd ............................................................... 19 Öffnungszeiten der Kirchen ......................................... 21 Schlusswort ................................................................... 22 Übersichtskarte der Kirchwege im Ammerland ..... 23 Einführung legen mussten, um zumindest hin und wieder einmal an einem Gottesdienst teilnehmen zu können, waren oft lang und beschwerlich. Die erste Kirche im Ammerland war die St.-Johannes-Kirche in Wiefelstede, die 1057 geweiht wurde. Der dazugehörige Bezirk war sehr groß, er umfasste den gesamten heutigen Landkreis Ammerland sowie die Gemeinde Wardenburg und die Hausvogtei Oldenburg. Nach Stiftung der 1059 geweihten Rasteder St.-Ulrichs-Kirche trennte sich das erste Kirchspiel ab. Mit zunehmender Besiedlung des Ammerlandes entstanden etwa 100 bis 200 Jahre später weitere Kirchen. Wahrscheinlich um 1123 oder 1124 wurden die St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn und die Petrikirche in Westerstede gebaut. Die St.-Nikolai-Kirche in Apen wurde 1339 urkundlich das erste Mal erwähnt. Das genaue Baudatum der Edewechter Nikolaikirche ist nicht mehr zu ermitteln. Das Bauwerk entstammt aber ebenfalls dieser Zeit. Ein eigenes kleines Kirchspiel wurde anscheinend auch der 1134 geweihten Bartholomäuskapelle in Elmendorf zugeordnet: Nachdem sie im 15. Jahrhundert aufgegeben wurde, gingen die Einwohner von Elmendorf dann zur Zwischenahner Kirche1. Im 13. Jahrhundert war der Bau der alten Ammerländer Kirchen und damit auch die Kirchspielbildung im Ammerland abgeschlossen. Wilfried Harms schreibt dazu in seiner spannenden und detaillierten Chronik „950 Jahre Kirche in Wiefelstede“: „Besonders für die Menschen aus den weit entfernten Bauerschaften des damaligen Kirchspiels muss es ein aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar schwieriges Unterfangen gewesen sein, den Weg in den Kirchspielort zu bewältigen. Sie konnten dafür überwiegend nur die wenigen Heer- und Handelswege benutzen, die seit dem frühen Mittelalter entstanden waren. Da diese sich bei ihrem Verlauf zwangsläufig an den landschaftlichen Gegebenheiten ausgerichtet hatten, ergaben sich dadurch erhebliche Entfernungen, die meistens nur „hoch zu Ross“ oder mit Pferdefuhrwerken überwunden werden konnten. Naturgemäß waren Moore und sumpfige Gegenden beim Wegeverlauf gemieden worden. Um Bäken und Flüsse zu passieren, mussten flache Stellen genutzt werden. Den meisten Kirchgängern in jener Zeit standen keine Pferde und Fahrzeuge zur Verfügung, sodass ihnen ein Gottesdienstbesuch teilweise erhebliche Fußmärsche abverlangte. Dabei suchten die Menschen immer wieder nach Möglichkeiten, die Wegstrecken, auch unter Inkaufnahme von zusätzlichen Schwierigkeiten und Gefahren, abzukürzen2.“ Die Wege zur Kirche, die die Gläubigen zurück- 1 Oldenburgische Kirchengeschichte, hrsg. von Rolf Schäfer in Gemeinschaft mit Joachim Kuropa, Reinhard Rittner, Heinrich Schmidt, 2. durchgesehene und erweitere Auflage, Oldenburg 2005, S. 46 2 Wilfried Harms: 950 Jahre Kirche in Wiefelstede, Oldenburg Seite 88, 2007 1 So führten die Wege über Feld und Flur und oftmals auch über bestellte Äcker. Das wurde nicht immer gern gesehen: So ist aus Hüllstede bekannt, dass Einwohner auch nach Fertigstellung einer Straße an ihrem alten Gewohnheitsrecht festhielten und trotz Strafandrohung weiterhin den Richtweg über den Hüllsteder Esch benutzten. im Wege bereiteten Lehm nicht weggeschafft sind, über den Misthaufen gehen, was bey der im Winter zu erwartenden Erhöhung des Misthaufens unausführbar wird. Die kleinen Brettstückchen über die Rinnen bei Nagels und den benachbarten Häusern statt eines starken, festliegenden Brettes, will ich nicht einmal weiter erwähnen, indem dadurch nur der Weg im Dunkeln lästiger oder ge3 Carl Baasen beschreibt die alten Kirchwege als fährlich zu passieren wird. Inzwischen werden es etwa acht bis zwölf Fuß breite Pfade, zu deren Ew. Hochwohlgeboren nicht unbillig finden, wenn beiden Seiten etwa zwei Fuß breite Gräben aus- ich gehorsamst darum ersuche, dass Sie wenigsgehoben waren, damit der Weg auch bei nasser tens die baldige Besserung des Weges, soweit sie Witterung einigermaßen begehbar blieb. Jedes für mich Bedürfnis ist, den Beykommenden anzuDorf war verpflichtet, seinen Kirchweg selbst in befehlen die Güte haben mögen“. Ordnung zu halten. Die Kirchwege „stehen unter Aufsicht des Amtes, werden stets mit reinem Sand Der so beschriebene Kirchweg besteht heute in in gutem Stande erhalten“. Manchmal allerdings seiner historischen Form nicht mehr. Er ist bei der haperte es mit der Instandhaltung dieser Wege. Anlage von Straßen und anderen Veränderungen So musste Pastor Ernst Christoph Greverus oft in der Landschaft aufgegangen, so wie alle hislange Stiefel anziehen, um die Kirche trockenen torischen Kirchwege in der Gemeinde Edewecht. Fußes zu erreichen. Stellten die Kirchwege allerdings einen Richtweg5 gegenüber der Straße dar, was sehr oft der Fall 4 war, blieben sie ganz oder zum Teil erhalten. Er schrieb schließlich an das Amt Westerstede : „Der Weg für mich zur Kirche, den ich so oft passieren muss, ist wieder in dem schlechtesten Stande. Wir möchten Ihnen die historischen Pfade im AmIn Böhlje und Duis Höften ist er hohl, so daß das merland auf den folgenden Seiten vorstellen und Wasser nicht abziehen kann, und überdies noch Sie gleichzeitig einladen, diese alten Wege per pevon Schweinen durchwühlt. Vor Ahrend-Johanns des oder Fahrrad zu erkunden und schöne ErfahHaus (1815 abgebrannt) musste ich gar, weil noch rungen dabei zu sammeln. die Reste von dem im letzten Sommer dort mitten 3 Carl Baasen: Das Oldenburger Ammerland, Oldenburg 1927, Seite 58 4 Aus: „Werfet das Netz“ (Petri-Kirche zu Westerstede 11231973); Fritz Büsing und Friedrich Wilhelm Jaspers: Unsere Kirchwege, S. 92 5 Richtweg: abkürzender Weg, meist unbefestigt, auch Sommerweg genannt Bild: Am Bloher Kirchweg 2 Bild: St. Nikolai-Kirche in Apen 3 Apen Aper Kirchweg Die Kirche in Apen wurde erstmals um 1339 urkundlich erwähnt. Sie führt den Namen St. Nikolai-Kirche nach dem Schutzpatron der seefahrenden Kaufleute. Die Namensgebung dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Schiffbau und Schifffahrt für diese Gegend eine gewisse Rolle spielten. In dem vor der Kirche befindlichen Torturm aus dem 15. Jahrhundert befinden sich zwei Glocken, wovon die eine aus dem 14. Jahrhundert und die andere aus dem 17. Jahrhundert stammt. Der in der Kirche befindliche Altar entstammt der Zeit des dänischen Königs Friedrich IV. (1699 – 1730). Zwischen zwei gedrehten Säulen, an denen die Figuren der Apostel Petrus und Paulus lehnen, befindet sich das Altarbild mit der Darstellung des heiligen Abendmahls. Die Entstehung der Kanzel wird auf die Zeit um 1625 geschätzt und dem Künstler Ludwig Münstermann zugeschrieben, wobei nicht feststeht, ob das Werk vom Meister eigenhändig erschaffen worden ist. Seit 1706 besitzt die Kirche eine Orgel. Länge: 2 km Verlauf des Kirchweges: von der Traubenstraße in Aperberg bis zur HeerenWehren-Brücke am Ortsrand von Apen Diese rund zwei Kilometer lange Strecke „Am Kirchweg“ ist ein Überbleibsel des ehemaligen Fuß- und Kirchweges von Nordloh nach Apen. Im Kirchspiel Apen gab es bis zum zweiten Weltkrieg nur zwei größere Kirchenbauten: die Kirche zu Apen, die als Hauptkirche galt, und die Kapelle zu Vreschen-Bokel. In Nordloh gab es dagegen nur ein kleines Bethaus auf dem Friedhof. Der südliche Gemeindeteil mit Nordloh und Tange war also auf eine Verbindung durch das Moor über das Aper Tief bzw. die Bäke nach Apen angewiesen. Diese einzige Verbindung nach Apen verlief durch das Moor über den „Mohrberg“, eine Anhöhe aus Sand, die die heutige Ortschaft Aperberg bildet. Bild: Zwischenahner Meer Hier beginnt auch das „Reststück“ des Kirchweges: Flaniert man an den schönen Resthöfen und Einfamilienhäusern mit den gepflegten Vorgärten vorbei, sieht man an der rechten Seite zwischen den einzelnen Auffahrten der Grundstücke noch die Reste des alten Fußweges. Nach etwa einem Kilometer erreicht man über einen kleinen Abstecher, einen etwa 100 Meter langen Feldweg, rechts vom Weg liegend den idyllischen „Teich am Kirchweg“. Nach etwa 200 Metern biegt der alte Kirchweg nach rechts zur schönen hölzernen Heeren-Wehren-Brücke ab. Hier gab es früher in der Bäke eine Stelle mit niedriger Wasserhöhe, an der man den Fluss überqueren konnte. Später wurde ein flach gehobelter Baumstamm als einfache Überwegung über die Bäke gelegt. Über die heutige Brücke führt der Kirchweg noch ca. 150 Meter geradeaus und endet an der Aal- und Fischräucherei Prahm. Von hier aus geht es über die Straße „An der Wiek“ durch das heutige Aper Gewerbegebiet bis zur Hauptstraße in Apen. Biegt man dort rechts ab, überquert man zunächst die Bahngleise und erreicht nach ca. 300 Metern die St.-Nikolai-Kirche. 4 Bad Zwischenahn Kirchweg um das Zwischenahner Meer (Segelbootweg) Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Bad Zwischenahn ist mehr als 850 Jahre alt und damit eines der ältesten Gebäude des Oldenburger Landes. Graf Egilmar, der erste Erbgraf zu Oldenburg, gründete die Kirche 1124 als Tochterkirche Länge: 12 km von Wiefelstede. 1134 wurde sie von Siward, dem Verlauf des Kirchweges: Rad- und Wanderweg Abt zu Rastede (1142–1157), "in honorem St. Johan- rund um das Zwischenahner Meer nis Baptistae“ (zur Ehre St. Johannes des Täufers) geweiht. Das alte Gotteshaus prägt seit Jahrhunderten den südlichen Uferbereich des Zwischenahner Meeres. Es bildet den Mittelpunkt der aus verschiedenen Bauerschaften auf sie zuführenden alten Kirchwege und ist das älteste Wahrzeichen der Gemeinde Bad Zwischenahn. Bild: St.-Johannes Kirche Bad Zwischenahn, Bad Zwischenahner Touristik GmbH Der längste Kirchweg im Ammerland ist der Weg um das Zwischenahner Meer, das zwischen dem Kurort Bad Zwischenahn im Süden und der Ortschaft Dreibergen im Norden liegt. Dieser Kirchweg führt nicht von einem Dorf direkt zu einer Kirche, sondern setzt sich aus vielen Teilstücken zusammen, die die Gläubigen auf dem Weg in die jeweiligen Kirchen genommen haben. Die Bewohner eines Dorfes verabredeten sich und gingen gemeinsam zur Kirche – wie auf allen Kirchwegen. Unterwegs gab es viel zu erzählen; junge Leute lernten sich näher kennen, „so dass nicht selten die Bekanntschaft auf dem Kirchweg zum Lebensweg führte.6“ 6 aus: „Werfet das Netz“ (Petri-Kirche zu Westerstede 11231973); Fritz Büsing und Friedrich Wilhelm Jaspers: Unsere Kirchwege, S. 94 5 Der Kirchweg um das Zwischenahner Meer (heute Segelbootweg) Bild: Zwischenahner Meer Die Entstehung des Zwischenahner Meeres, auch „Perle des Ammerlandes“ genannt, ist gemäß einer norddeutschen Legende Düwelswark (Teufelswerk). Demnach versuchte der Teufel einen Kirchenbau in Oldenburg zu verhindern. Zu diesem Zweck riss er in der Nähe von Zwischenahn ein großes Stück Wald aus und flog damit in Richtung Oldenburg, um damit die Kirche zu treffen und darunter zu begraben. Auf dem Weg dorthin wurde der Düwel durch drei Hähne gestört. Sie krähten so laut, dass der Teufel das Stück Wald irritiert zu früh fallen ließ und mit eingezogenem Schwanz davongaloppierte. Carl Baasen erwähnt in „Das Oldenburger Ammerland“, dass für Bad Zwischenahn kein Verzeichnis der alten Kirchwege vorliegt. Er zitiert aber aus Notizen von 1785 folgende Bemerkungen zu den alten Kirchwegen: „In dem Dorfe Zwischenahn längs dem Esche war der Weg nur 15 bis 16 Fuß breit und bei Winterszeit gemeiniglich mit Schnee zugeweht. Ein kurzes Ende gestrichenen Weges vor der Harenstrots Brücke ist im Winter wegen des Eises schlimm zu passieren. Ein anderer Weg in Zwischenahn geht zweihundertzwanzig Schritt lang sehr schmal zwischen hohen Ufern durch, weht im Winter voller Schnee, muss notwendig bis zwanzig Fuß durch Niederebnung der hohen Wegbänke auf den Weg verbreitert werden.“ Seither ward er nie wieder gesehen. An der Stelle, wo der Teufel einst in Wut den Wald herausSolche Unwägbarkeiten müssen Radfahrer und gerissen hatte, füllte sich das Loch mit Wasser. So Spaziergänger, die den naturbelassenen Weg ums entstand das Zwischenahner Meer und silberne Zwischenahner Meer nutzen, heute nicht mehr Möwen kreisen dort seither und schützen die Zwiin Kauf nehmen. Der Weg führt an idyllisch gele- schenahner und ihre Gäste vor allem Bösen. genen Privatgrundstücken und durch bewaldete Abschnitte entlang der Uferlinie. Zahlreiche Einkehrmöglichkeiten verlocken unterwegs zum Verweilen. 6 Ohrweger Kirchweg Ekerner Kirchweg Länge: 1,7 km Verlauf des Kirchweges: von der Querensteder Straße in Ohrwege nach Bad Zwischenahn Diekweg Länge: 1,9km Verlauf des Kirchweges: von der Burgfelder Straße in Ekern, Im Schlitter, Vorm Bütersten Door zur Edewechter Straße in Bad Zwischenahn Vom Ohrweger Kirchweg ist heute nur noch ein Teilstück von ca. 1,7 Kilometer Länge erhalten, das von der Querensteder Straße durch Wiesen und Felder führt. Nach wenigen hundert Metern biegt dieser Rad- und Fußweg an einer Gabelung nach rechts ab und führt ab dort durch ein kleines Wäldchen. Die Wegeverbindung endet am Diekweg. Auch bei dieser Wegeverbindung handelt es sich nur noch um ein Reststück des Kirchweges. Beginnend an der „Burgfelder Straße“ in Ekern führt dieser Radweg entlang der Straße „Im Schlitter“. Vorbei an privaten Vorgärten und Baumschulflächen gelangt man über die Straße „Vorm Bütersten Door“ bis zur Edewechter Landstraße. Über die Edewechter Straße, den Reihdamm, die Mühlenstraße und die Lange Straße erreicht man die St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn am Marktplatz. Von hier gelangt man über den Diekweg, die Mühlenstraße und die Lange Straße zum Marktplatz bei der St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn. Bild: Ohrweger Kirchweg 7 Kirchweg Ofen-Wehnen wesenheit der Königlichen Hoheiten Großherzog Friedrich August und Herzogin Sophie Charlotte statt. Das Gotteshaus stand damals zusammen mit der Pastorei auf freiem Feld und war auf der Westund Nordseite von dem 1864 gegründeten FriedLänge: 6,4 km insgesamt Verlauf der Kirchwege: von Bloh aus über die Blo- hof umgeben. Man erreichte die Kirche auf einem her Landstraße, den Bloher Pad zur Alten Dorfstra- Feldweg von der Zwischenahner Chaussee aus, ße zur Kirche zu Ofen / von Oldenburg aus über deren Baumbestand erst später gepflanzt wurde den Drögen-Hasen-Weg, den Karkpad zur Alten und der Kirchstraße nun den Anschein einer Allee gibt. Dorfstraße zur Kirche zu Ofen In Wehnen/Ofen verläuft ein Geh- und Radweg Heute erreicht man die Kirche zu Ofen über die an der Bloher Landstraße zur Alten Dorfstraße im Alte Dorfstraße, die Hermann-Ehlers-Straße und Ortsteil Ofen und eine weitere Wegeverbindung die Kirchstraße. vom Drögen-Hasen-Weg ebenfalls zur Alten Dorfstraße. Dieser Weg, der so genannte Karkpad, war für die Petersfehner Bürger die Verbindung zur Kirche in Ofen. Die Ofener Kirche, die von 1899 bis 1901 gebaut wurde, wurde - wie auch andere evangelische Kirchen im Oldenburger Land zu dieser Zeit (z. B. die Ohmsteder Kirche) - keinem Namenspatron geweiht. Ihre Einweihung fand am 17. Juni 1901 in AnBild: Ofener Kirche, Bad Zwischenahner Touristik GmbH 8 Kirchweg Elmendorf-Helle Länge: 1 km Verlauf des Kirchweges: von Helle, Am Gesundbrunnen durch das „Herrenholz“ nach Dreibergen Diese rund ein Kilometer lange Wegeverbindung verbindet damals wie heute die Bauerschaft Helle, was soviel wie „Höheres Land“ bedeutet, mit der St.-Michael-Kirche in der Bauerschaft Dreibergen. In Elmendorf bestand von 1134 bis ins 15. Jahrhundert die St.-Bartholomäus-Kapelle, die zu Füßen der ehemaligen Burg der Herren von Elmendorf lag und ebenfalls im Jahre 1134 eingeweiht wurde. Die Überreste der Burg der Ritter von Elmendorf sind noch heute in den drei künstlich aufgeschütteten Hügeln nahe dem Kirchweg und dem Seeufer erkennbar. Der heutige Ortsname „Dreibergen“ nimmt Bezug auf diese drei Fundamentshügel. Nachdem die St.-Bartholomäus-Kapelle aufgegeben wurde, mussten Gottesdienstbesucher aus Elmendorf den langen Kirchweg nach Bad Zwischenahn zurücklegen. Nach 1945 nahm in Zwischenahn und seinen Außenorten die Zahl der Einwohner beträchtlich zu. Der Wunsch nach einem kirchlichen Zentrum in Dreibergen konnte schließlich am Südrand des Staatsforstes ,,Herrenholz" verwirklicht werden. Nach den Plänen von Regierungsbaumeister Dietrich Schelling wurde 1960 das Gotteshaus aus roten Backsteinen errichtet und noch im selben Jahr am 18. Dezember durch Bischof Gerhard Jacobi eingeweiht. Es erhielt den Namen St.-MichaelKirche nach dem Erzengel und Kämpfer gegen die Mächte des Bösen. Der idyllisch gelegene Kirchweg zwischen den Bauerschaften Helle und Dreibergen verläuft durch das „Herrenholz“. Der Anschluss des Kirchweges an den Zwischenahner Kirchweg ist über den Zwischenahner Segelbootweg zur St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn zu finden. Bild: St.-Michael-Kirche in Dreibergen 9 Bild: St.-Ulrichs-Kirche Rastede, Residenzort Rastede GmbH Rastede Die zweitälteste Kirche im Ammerland, die Rasteder St.-Ulrichs-Kirche, wurde 1059 dem „Heiligen Ulrich“ geweiht. Sie wurde nach dem streitbaren Augsburger Bischof benannt, der im Jahre 955 Kaiser Otto auf dem Lechfeld die Ungarn besiegen half. Graf Huno hat das Gotteshaus auf seinem Land und aus eigenem Vermögen gestiftet. „Eine Besonderheit im nordwestdeutschen Raum ist die Krypta unter dem Chorraum, die ursprünglich als Betkapelle genutzt wurde und im 18. Jahrhundert als Grablege diente.“7 7 Residenzort Rastede GmbH (Hrsg.): Rasteder Kirchwege, Auch hierher führten von allen umliegenden Dörfern Kirchwege, die zum Teil mit Bäumen, Sträuchern und Wallhecken umgeben waren. Zwei davon sind bis heute in Teilen erhalten: der Loyer Kirchweg und der Nethener Kirchweg. Wegen ihrer landschaftlichen Reize bieten sie sich für Spaziergänge, Wanderungen und Fahrradtouren geradezu an. Faltblatt der Rasteder Gästeführerinnen „950 Jahre Rastede“ 10 Loyer Kirchweg steht es in den „Oldenburger Spaziergängen und Ausflügen“8 von 1914 zu lesen. Der Wiesenweg führt direkt zwischen dem Gutshof Loy und einem alten Ammerländer Bauernhaus hindurch bis zum Hankhauser Weg. Gegenüber lag der ehemalige Gasthof „Zum Goldenen Löwen“, der mit Konzession des Königs Friedrich IV. von Dänemark 1712 als Hofkrug von Gut Loy geDer historische Loyer Kirchweg beginnt beim Gut gründet wurde und heute nicht mehr in Betrieb Loy. Auf der denkmalgeschützten Hofstelle, die ist. Das bis heute erhaltene Wirtshausschild, das zum Benediktinerkloster Rastede gehörte, be- einen goldenen Löwen mit einer Harfe zeigt, trägt fand sich einst eine Gräftenburg. Der Kirchweg die Inschrift „Wohltun und fröhlich sein ist das erfreute sich auch bei Sommerausflüglern aus Beste auf der Erde. Hier verkauft man Bier und Oldenburg großer Beliebtheit: Sie fuhren mit der Wein und auch Futter für die Pferde.“ Rechts neGroßherzoglichen Oldenburgischen Eisenbahn ben diesem früheren Gasthof setzt sich der Weg nach Loy oder Rastede, um dann nach einem Spa- durch Wiesen und Felder fort und stößt bei einer ziergang durch den Schlosspark von dem jeweils etwa 450 Jahre alten Eiche (Umfang: 5,60 m!) auf anderen Bahnhof nach Oldenburg zurückzurei- die Ringstraße in Barghorn. sen. „An Sonntagnachmittagen im Sommer wogt Strackerjan, Ludwig; Bucholtz, Franz; Albrecht, Karl; Glass, es zwischen Rastede und Loy hin- und herüber“, so 8 Länge: 4 km Verlauf des Kirchweges: von Gut Loy oder der Schutzhütte für Wanderer beim Gut Barghorn über die Hülsbäke durch den Schlosspark bis nach Rastede Robert: Oldenburger Spaziergänge und Ausflüge. Oldenburg 1914 Bild: Loyer Kirchweg, Renate janssen 11 Von hier geht es links an der Ringstraße entlang bis zum Parkplatz bei der Schutzhütte. Etwas abseits des Kirchweges liegt das Gut Barghorn, dessen Geschichte bis ins Jahr 1504 zurückverfolgt werden kann. Es war seit 1580 im Besitz der Familie Folte. Hier lebte auch Johannes Folte, der von 1577 bis 1625 in Rastede als Pastor tätig war und von hier auf dem Loyer Kirchweg zur St.-Ulrichs-Kirche ging. Die Verlängerung des Weges führt durch den Wald, man erreicht die Brücke über die Hülsbäke, wo einst Mönche eine Wassermühle betrieben haben sollen. An der Wegekreuzung führt der Loyer Kirchweg geradeaus weiter. Rechts befindet sich das ehemalige Forsthaus, das zu herzoglichen Zeiten als Wohnung für den Parkaufseher diente. Es befindet sich bis heute im Besitz des Herzogs Anton Günther von Oldenburg und ist seit vielen Jahren als Wohnhaus vermietet. Wenn man die Parkstraße überquert, kommt man in den Rasteder Schlosspark. Mehrere Generationen gartenbegeisterter Oldenburger Herzöge und Großherzöge ließen diesen Park seit Ende des 18. Jahrhunderts im Stile eines Englischen Landschaftsgartens anlegen. Besonders reizvoll am weiteren Weg ist die heute noch vorhandene Kastanienallee, die durch einen Teil des um 1870 angelegten Parks führte, der den Park Hagen und den Wildpark Hankhausen miteinander verband. „Für diese Anlage wurden elf Anwesen, darunter eine Schule und ein Wirtshaus, aufgekauft und die Gebäude abgebrochen. Die Kastanienbäume stammen teilweise noch aus der Zeit der Anlegung dieses Parks“, so die „Rasteder Kirchwege“. Nethener Kirchweg Länge: 6 km Verlauf des Kirchweges: von Nethen/Wiefelsteder Straße, Unterführung Autobahn, über den Golfplatz, Wilhelmshavener Straße bis nach Rastede Der Nethener Kirchweg ist besonders gut als Fahrradweg nach Rastede geeignet. Er ist etwa sechs Kilometer lang und beginnt an der Wiefelsteder Straße in Nethen. Nethen ist eine sehr alte Bauerschaft, die bereits in der Stiftungsurkunde der St.-Ulrichs-Kirche als zu deren Kirchspiel gehörend genannt wird. Nach der ersten Linkskurve eröffnet sich nach rechts der Blick auf die Wirtschaftsgebäude von Gut Nethen. Der befestigte Sandweg führt vorbei an Gulfhäusern9, Äckern, Weiden und Wallhecken10. Vor der Schutzhütte biegt man links ab und unterquert die Autobahn, dann geht es rechts herum weiter durch den „Forst Silberkamp“, der seinen Namen durch einen Silbermünzen-Fund Anfang des 19. Jahrhunderts erhalten hat. In diesem Waldstück liegt heute ein Golfplatz, den der „Oldenburgische Golfclub“ im Jahre 1965 angelegt hat und der 1985 auf eine 18-Loch-Anlage erweitert wurde. Am Ende des Waldweges geht es links herum bis an die Wilhelmshavener Straße heran. Die belebte Straße von Oldenburg nach Wilhelmshaven (damals Heppens) wurde erst 1843 von Rastede bis Varel mit Feldsteinen gepflastert; davor war sie als Sobald man den Ellernteich erreicht hat, geht es Sand- und Heideweg oft unpassierbar11. Dort geht an dessen Südufer entlang weiter. Links liegt der es rechts weiter auf dem Rad- und Fußweg in Richprivate Schlossgarten. Herzog Peter Friedrich Lud- tung Rastede. Entlang der Strecke hat man einen wig baute hier, am Standort des ehemaligen Klos- schönen Blick in die Niedermoorlandschaft. ters, das Rasteder Schloss als Sommerresidenz und Wohnsitz der herzoglichen Familie. Schloss Um nach Rastede zu gelangen, muss man den und Garten befinden sich heute in privatem Besitz Geesthöhenrücken Liethe, mit 20 Metern über dem von Herzog Anton Günther von Oldenburg. Meeresspiegel eine der höchsten Erhebungen in Um 1900 herum wurde das Ammerländer Bauernhaus auf Bei der Anlage des großen Turnierplatzes im Jah- 9 vielen Höfen durch das Gulfhaus ersetzt, das sich durch einen größeren re 1949 wurde der Kirchweg um den neuen Platz Wirtschaftsteil mit tief herabgezogenem Dach und abgetrenntem kleiherumgeführt. Die alten Kastanien, die früher den nem Wohnteil auszeichnet (aus: Rasteder Kirchwege) 10 „Wallhecken sind typisch für die Ammerländer KulturlandKirchweg säumten, stehen heute noch auf dem schaft. Die mit Sträuchern und Bäumen bepflanzten Erdwälle dienten Turnierplatz. Wenn man den Schlosspark durch ursprünglich als Feldbegrenzung, Windschutz und Brennholzlieferanten“ (aus: Rasteder Kirchwege) das Tor verlässt, kommt man direkt über den Fried- 11 Residenzort Rastede GmbH (Hrsg.): Rasteder Kirchwege, Faltblatt der Rasteder Gästeführerinnen zum Jubiläum „950 Jahre Rashofsweg zur St.-Ulrichs-Kirche. tede“ 12 Westerstede der Gemeinde Rastede, und die Bahnschienen überqueren. Die Eisenbahnstrecke von Oldenburg über Rastede zum heutigen Wilhelmshaven wurde 1867 in Betrieb genommen. Der hohe Sandwall auf der rechten Seite wurde wegen des moorigen Untergrunds für die Eisenbahn aufgeschüttet. Die St.-Petri-Kirche in Westerstede wurde 1123 von dem Freiherrn von Fikensholt gestiftet und war ursprünglich als Wehrkirche angelegt. Die Einweihung des Westteils mit Turm fand 1232 statt. Dann kommt man zur Ortsmitte: „Der Marktplatz in Rastede ist das noch erhaltene Kernstück der alten Bauerschaft Brink. Sie hat ihren Namen erhalten von dem ‚Brink’, dem mit Eichen bestandenen Grasplatz der umliegenden Eschbauern. Später siedelten sich hier kleine Bauern an, die oftmals zusätzlich ein Handwerk betrieben. Auf dem 1878 angelegten Marktplatz wurde im Frühling und im Herbst ein großer Vieh-, Holz, und Flachsmarkt abgehalten“, ist in den „Rasteder Kirchwegen“ zu lesen. Im 19. Jahrhundert wurden an der neuen Straße durch Rastede, wie auch an anderen Straßen im Ort, unter anderem so genannte „Oldenburger Hundehütten“ (Giebelhäuser) erbaut. Auch zur St.-Petri-Kirche Westerstede führte von fast jedem Dorf ein Kirchweg, den unsere Vorfahren benutzten. Dass Wald und Sumpf es den Menschen sehr schwer machten, die Gottesdienste zu besuchen, wird treffend in einem alten Schwank beschrieben: „Nur Jan, den alle seiner Klugheit wegen bewunderten, war schon zweimal in der Kirche gewesen, und die Howieker meinten, dass Jan daher alle seine Weisheit habe.“12 Bei der Anlage von Straßen sind die meisten der Westersteder Kirchwege verloren gegangen, die besonders reizvollen von Gießelhorst und Torsholt sind allerdings erhalten geblieben. Auf Höhe des Marktplatzes geht es rechts in den Uhlhornsgang, dann über die Raiffeisenstraße in die Anton-Günther-Straße bis zur Oldenburger Straße. Der Kirchweg endet an der St.-Ulrichs-Kirche. 12 Wegener, Karl Heinz [Hrsg.]: Der Landkreis Ammerland: Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, hrsg. in Zusammenarb. mit d. Kreisverwaltung. Gesamtred.: Karl Heinz Wegener, Oldenburg 1967, S. 18 Bild unten und nebenstehend: St.-Petri-Kirche Westerstede 13 Gießelhorster Kirchweg Länge: 1,2 km Verlauf des Kirchweges: von Gießelhorst, Stellhorner Straße nach Westerstede Der Weg beginnt in Gießelhorst an der Stellhorner Straße über den sogenannten Klamperesch nach Westerstede. Er mündet dort in den Heidkampsweg ein. Von dort gelangt man über die Süderstraße, die Oldenburger Straße, die Wilhelm-Geiler-Straße und die Peterstraße zum Marktplatz zur über 800 Jahre alten St.-Petri-Kirche. Am Anfang dieses Weges sieht man in Gießelhorst zunächst die neu entstandenen schmucken Einfamilienhäuser. Man kommt dann auf einem beschaulichen Weg vorbei an Baumschulen und entlang an Weiden und Wällen zum Klamperesch, wo vor der Einmündung in den Heidkampsweg 14 mächtige Rhododendronbüsche zum Verweilen einladen. Dort wurde im Rahmen der Landesgartenschau 2002 das Landschaftsfenster „Turm einer Rhodo-Königin“ errichtet. „Eine Kulisse im blütentraumschönen Wald“, so hat der Westersteder Architekt Ulrich Recker dieses Bauwerk bezeichnet. Torsholter Kirchweg bengang, der zu jeder Jahreszeit eine besondere Ausstrahlung hat. Um 1840 gab es um diesen seit alters her bestehenden Teil des Kirchweges, der durch den Besitz des Hausmannes Gerd Oltmanns führte, eine Auseinandersetzung: „Der Bauernvogt Claus hatte an einer Seite des Fußweges zur Abwässerung eine Grüppe graben lassen, da der Weg nur so in gutem Zustand bleiben konnte. Dagegen aber protestierte Gerd Oltmanns. Er befürchtete, daß Graben und Weg Der Torsholter Kirchweg ist in seiner vollen Schön- künftig noch mehr erweitert werden könnten. heit erhalten geblieben. Beginnt man den Weg in Als keine Einigung zu erreichen war, wandte sich Torsholt beim Dorfgemeinschaftshaus - der ehe- der Gemeindevorsteher Strodthoff an das herzogmaligen Schule -, lässt man die Torsholter Mühle liche Amt und bat, den Streit zu schlichten, Gerd hinter sich passiert ein Bauernhaus und gelangt Oltmanns hatte aber inzwischen wohl eingesedahinter durch die Wiesen über die Gießelhorster hen, daß der Kirchweg durch seinen Busch bei Bäke zum „Südholt“. schlechter Witterung kaum zu passieren war und daher verbreitert und erhöht werden musste. Er Man überschreitet eine kleine Brücke, die Fiken- verpflichtete sich, so viel von seinem Grund und solter Furth, und befindet sich auf einem Pfad, der Boden herzugeben, dass der Weg eine Breite von einem Dornröschenweg gleicht. Hier beginnt der sechs Fuß und die Grüppe eine solche von zwei Weg durch die „Börns“, ein wunderschöner Lau- Fuß erhalte. Er stellte allerdings eine Bedingung, Länge: 3,1 km Verlauf des Kirchweges: von Torsholt, Torsholter Hauptstraße/Dorfgemeinschaftshaus durch den Staatsforst „Südholt“, Kreuzung mit der Bahnstrecke Westerstede-Ocholt und der Straße „Auf der Hörn“ am Möhlenbült entlang zur Westersteder Straße in Fikensolt Bild: Torsholter Kirchweg 15 daß bei der Herstellung der Grüppe‚die etwa im Wege stehenden Bäume möglichst geschont und die Grüppe um dieselben herum geleitet würde.‘ – Noch heute verleiht der geschlängelte Verlauf des Kirchweges dieser Strecke den besonderen Reiz.13“ Nachdem man die ehemalige Eisenbahnlinie, die heute als Draisinenstrecke dient, überquert hat, gelangt man zum Möhlenbült - einem kleinen Teich inmitten einer Waldfläche. Der Weg führt geradeaus an Wiesen entlang und von alten Bäumen umsäumt, bis man in Fikensolt an die Landesstraße nach Westerstede gelangt. Hält man sich rechts, erreicht man über verschiedene innerörtliche Straßen die St.-Petri-Kirche in Westerstede. Hält man sich dagegen für einige Meter links, erreicht man einen schmalen Weg auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der über den Burgplatz Mansingen zum Westerloyer Kirchweg führt. In früheren Zeiten vereinigte sich der Torsholter 13 Wächter, Hans: „Torsholt – Chronik unserer alten Bauerschaft“ 1. Auflage 2000, S. 243 Kirchweg mit dem Howiek-Ocholt-MansingerKirchweg: Dieser führte über den Streek, traf etwa beim Hornsweg in Fikensolt mit dem Kirchweg der Adeligen von Schloss Fikensolt zusammen, um dann hinter der kleinen Parkanlage Karlslust auf einer Fußgänger-Holzbrücke die Süderbäke zu überqueren, verlief dann weiter durch die sogenannten „Wösten“ geradewegs durch die heutige Blumenstraße in Richtung St.-Petri-Kirche in Westerstede. Westerloyer Kirchweg Länge: 3,9 km Verlauf des Kirchweges: von Westerloy, Westerstede-Seggeriedenweg, Hochkamp, Pastorenpadd (Verbindungsweg zwischen Grüne Straße und Woltersdamm um den Garten der Pastorei herum) zur Gartenstraße Bild: Am Pastorenpadd in Westerstede 16 Dieser Kirchweg, von dem eingangs bereits im Brief des Pastors Ernst Christian Greverus die Rede war, verlief von Westerloy über Seggern nach Westerstede. Er ist in Gänze in seiner historischen Form nicht mehr erhalten. Dennoch kann man diesen Weg auf den gut ausgebauten Gemeindestraßen „In der Loge“, „An der Biese“ und „Seggeriedenweg“ verfolgen. In Westerstede gelangt man über den Hochkamp/ Große Mühlenstraße und die Kuhlenstraße in die Grüne Straße. Dann geht man ein kleines Stück auf dem historischen Weg: Von der Grünen Straße zweigt der Pastorenpadd nach links ab - eine Verbindung zwischen der Grünen Straße und dem Woltersdamm -, überquert den Woltersdamm und geht den Weg weiter entlang des Gartens an der Alten Pastorei, dann durch die Innenstadt bis zur St.-Petri-Kirche. Bild: St.-Johannes-Kirche Wiefelstede, Tobias Trapp Wiefelstede ge Gemeindegebiet in nördlicher Richtung nach Im Jahre 1057 weihte Erzbischof Adalbert von Bre- Friesland führte.14“ men in Wiefelstede die älteste vermutlich von vornherein aus Steinen errichtete Kirche des Am- Der Anblick des zu der Zeit noch stumpfen Turms merlandes. „Warum Erzbischof Adalbert und sei- der Kirche wurde von den damaligen Kirchgänne Berater sich ausgerechnet für das kleine Dorf gern nach ihrem langen und strapaziösen Fußim Ammerland entschieden haben, bleibt im Dun- marsch mit großer Ungeduld erwartet. „Harr’n wi kel der Geschichte verborgen. Vermutet werden man eerst den Stuwen“ ist ein bis heute überliekann aber, dass vor allem praktische Erwägungen ferter Ausspruch. zu dieser Wahl geführt haben. Wiefelstede lag am Die im Folgenden beschriebenen Kirchwege nach Rande des alten Friesischen Heer- und Handels- Wiefelstede sind noch immer gut erhalten. weges, der von Hamburg und Bremen kommend Länge: 7 km Wilfried Harms: 950 Jahre Kirche in Wiefelstede, Oldenburg nördlich vom heutigen Oldenburg die Hunte über- 14 2007, S. 16 querte und auf dem Geestrücken durch das jetzi- 17 Mansholt-Neuenkruge-Wiefelstede Borbeckerfeld-Gerkentor-Wiefelstede Verlauf des Kirchweges: von Neuenkruge-Mansholter Straße durch das Mansholter Holz, Dingsfelde, Kirchweg, Hauptstraße zur St.-Johannes-Kirche in Wiefelstede Verlauf des Kirchweges: von Borbeckerfeld-Alter Kirchweg, Gerkentorsweg, Nutteler Weg, Rasteder Straße, Hauptstraße nach Wiefelstede Dieser Kirchweg beginnt in Neuenkruge (Alter Postweg/Bremer Straße) und verläuft über die Mansholter Straße. An der Mansholter Straße biegt man links ab in den Wald „Mansholter Holz“ und gelangt über einen Waldweg, von dem man auf halber Strecke rechts abbiegt, nach Dingsfelde. Von dort aus verläuft der Kirchweg bis zur St.Johannes-Kirche in Wiefelstede. Länge: 5,6 km Bei diesem Kirchweg handelte es sich um eine Verbindung von Hatten nach Wiefelstede. Die Einwohner von Hatten bauten sich damals einen Bohlenweg durch das Wüstenland bis zur Hunte. Die ersten schriftlichen Aussagen dazu finden sich in der Rasteder Chronik: „Zu dieser Wievelstedischen Kirche gehörten fast alle bey Halten gelegene Dörffer, und sie überzubringen, ist seits der Stedinger Wüste ein Morastiger Weg gemachet worden biß an den Hügel der Heyden, eigentlich HeydenWall, auff Erlenen Balcken über Möhrt Land, daß sie Bethens wegen bey begehenden Feyern häuffig kommen möchten zu der Pfarrkirche“15. Der Heidenwall befand sich zwischen dem Drielaker Moor und dem der damaligen Bauerschaft Donnerschwee gegenüberliegenden Ufer der Hunte. Eine kleine Geestspitze, die bis an den Fluss heranreicht, könnte den Kirchgängern hier eine Furt geboten haben. Über Donnerschwee, Ohmstede und Metjendorf gelangten die Kirchgänger dann auf dem alten Heerweg zunächst nach Borbeck und von dort aus weiter durch das Borbecker Feld über den noch heute so genannten „Alten Kirchweg“ nach Bokel. Danach kamen sie auf den Gerkentorsweg, dessen Name auf den uralten Gerken-Hof zurückzuführen ist. Bis heute ist der Ausspruch „Wi sünd noch nich bi Gerkens Door voröver“ überliefert, mit dem vorsichtige Gläubige ihre Weggenossen auf dem langen Weg nach Bokel mahnten, wenn zu früh Freude über das Näherkommen des Zieles aufkam. 15 Wilfried Harms: 950 Jahre Kirche in Wiefelstede, Oldenburg 2007, S. 89 18 Hatten die Gläubigen den Gerken-Hof hinter sich gelassen, wandten sie sich dem etwas höher gelegenen Gelände Nuttel zu. Westlich dieser alten Bauerschaft befand sich seinerzeit eine kleine Anhöhe, von der aus sie dann – endlich! - den Kirchturm der Wiefelsteder St.-Johannes-Kirche sehen konnten. Ihr Ziel vor Augen knieten sie auf diesem „Hilligenbarg“ nieder und beteten. Von dort ging es weiter nach Wiefelstede16. 16 Wilfried Harms: 950 Jahre Kirche in Wiefelstede, Oldenburg 2007, S. 90 Ole Karkpadd Länge: ca. 2,3 km Verlauf des Kirchweges: Metjendorf, Am Ostkamp, ehemaliger Fliegerhorst August-Hinrichs-Straße und Kirchstraße, Ofen Bog man in Metjendorf in die Straße Am Ostkamp ein, stand man nach ca. 500 Metern vor einem Zaun, der Weg führte in eine Sackgasse. Ebenso erging es jedem, der in Ofen die August-HinrichsStraße hochfuhr: 60 Jahre war die direkte Verbindung von Metjendorf nach Ofen und umgekehrt abgeschnitten. Im Zuge der Erweiterung des Fliegerhorstes wurden 1952 die Klinkersteine der damaligen Chausseestraße aufgenommen, der Weg verschwand unter der Grünfläche, das Gelände wurde umzäunt. Die Menschen aus Metjendorf, Heidkamp und Ofenerfeld mussten einen langen Umweg über Wehnerfeld und Wehnen nehmen, um zur Kirche zu Ofen zu gelangen. Mit Schließung und Entwidmung des Fliegerhorstes 1992 wurde vielfach der Wunsch laut, diese alte Wegeverbindung wiederherzustellen. Es sollten aber noch 20 Jahre vergehen, bis dieser Wunsch Wirklichkeit wurde: Seit dem 15. April 2012 ist die direkte Fuß- und Radwegverbindung von Metjendorf nach Ofen nun wieder intakt. Um an diese historische Bedeutung zu erinnern, haben sich die 19 örtlichen Vereine in Metjendorf, Heidkamp, Ofenerfeld und Ofen auf den Namen „Ole Karkpadd“ geeinigt. In Metjendorf biegt man beim Hotel Köhncke in die Straße Am Ostkamp ein und fährt geradeaus weiter. Nach 1,7 Kilometern gelangt man dann in Ofen in die August-Hinrichs-Straße, biegt in die Kirchstraße ein und gelangt so zur Kirche zu Ofen. Bild: St.-Ulrichs-Kirche in Rastede 20 Öffnungszeiten der Kirchen Apen Rastede St. Nikolai Kirche in Apen täglich von Ostern bis Erntedank 8:00-18:00 Uhr sonst nach Absprache St.-Ulrichs-Kirche in Rastede außerhalb der Gottesdienste 10:00-16:00 Uhr Bad Zwischenahn St.-Petri-Kirche in Westerstede 01.04.-30.09: Mo.-Fr. 10:00-12:00 Uhr und 15:30-17:30 Uhr, Sa. 10:30-12:30 Uhr 01.10.-31.03: nur Sa. 10:30-12:30 Uhr Westerstede St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn 15.03.-31.10: täglich von 11:00-17:00 Uhr 01.11.-14.03: täglich von 11:00-16:00 Uhr St.-Michael-Kirche in Dreibergen täglich 24 Stunden geöffnet Wiefelstede St.-Johannes-Kirche in Wiefelstede täglich von 8:30-16:30 Uhr Kirche zu Ofen 01.05.-30.09: Mo.-Fr. 8:00-16:00 Uhr, Sa.-So. 10:00-18:00 Uhr 21 Schlusswort "Wege entstehen dadurch, dass man sie geht", schreibt Franz Kafka und scheint sich auf den Erlebniswert unserer Kirchwege zu beziehen. Die Kirchwege, auf denen Menschen seit Jahrhunderten ihre Gedanken einstimmen auf einen besonderen Ort, der den Alltag unterbricht und tiefe Begegnungen zulässt, lassen uns auch heute noch unseren Kirchen näherkommen. Auf den Kirchwegen gibt es viele Stationen zum Ausruhen und Innehalten: Am Ende des Weges liegt stets eine Kirche, die in Bildern und Kunstwerken von der Geschichte des Lebens und des Glaubens im Ammerland erzählt. Ziel des Weges ist vor allem aber die Begegnung mit Gott und dem eigenen Glauben. Dass diese häufig abseits vom Straßenverkehr liegenden alten „Karkpadden“, diese verborgenen Schätze, in unser aller Bewusstsein bleiben, liegt uns am Herzen. Ich möchte allen danken, die mit Texten, Büchern, Karten, Fotos und Hinweisen an der Entstehung dieser Zusammenstellung mitgewirkt haben. Den Leserinnen und Lesern dieser Broschüre wünsche ich beim Gang auf den stillen Pfaden viel Freude und viele besinnliche und erbauliche Stunden. Westerstede, im April 2014 Jörg Bensberg Landrat Bild: Heeren-Wehren Brücke in Apen (Teil des Aper Kirchweges) 22 0 1.000 2.000 4.000 6.000 Meter ± Alle Kartenausschnitte sind mit freundlicher Unterstützung vom KVPlan Tacken bereitgestellt worden Landkreis Ammerland Ammerlandallee 12 26655 Westerstede Tel.: 0 44 88 - 56 28 90 Fax: 0 44 88 - 56 28 19 www.ammerland.de 4. Auflage