Gazeta po-Kievsky - WAN-IFRA

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Gazeta po-Kievsky - WAN-IFRA
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Extreme Study Tour
kraine
Kiev, U
Oktober 2007
zeitungstechnik
Alexei Pankin
Nischenmarketing: Die ukrainische Zeitung Gazeta po-Kievsky richtet sich an gebildete,
einkommensstarke Leser, die eine hochwertige, unparteiische Berichterstattung über
ihre Stadt wünschen. Das Konzept erweist sich nun auch in anderen Städten als Erfolg.
Gazeta po-Kievsky
Nachdem es der russischsprachigen Wochenzeitung Gazeta po-Kievsky innerhalb eines
Jahres nach ihrer Einführung (2003) gelungen war, eine Verkaufsauflage von rund
60 000 Exemplaren pro Woche zu erreichen,
stellte die Zeitung im Mai 2004 auf tägliche
Erscheinungsweise um. Dieser optimistische
Schritt erwies sich als verfrüht: Im November ging Gazeta po-Kievsky fast bankrott.
Sie verlor die treue Leserschaft der Wochenzeitung und unterschätzte sowohl das konservative Verhalten der Anzeigenkunden als
auch die Höhe der nötigen Finanzmittel zur
Vermarktung der Tageszeitung. Glücklicherweise kam die „Orange Revolution“ zu ihrer
Rettung. Als mehrere hunderttausend Einwohner Kiews auf die Straßen zogen, um
gegen die Unregelmäßigkeiten bei den
Präsidentschaftswahlen zu protestieren, erwies sich die Gazeta po-Kievsky als einzige
Zeitung der Stadt, die ausgewogen und unparteiisch über die Ereignisse berichtete. Die
Auflage kletterte und ganz plötzlich stieg
die Zeitung in die erste Liga der ukrainischen Zeitungswelt auf, erklärt Sergyi
Tikhyi, der Generaldirektor der Zeitung.
Gazeta po-Odessky wurde am 1. April 2007 in Odessa
(Ukraine) von Gazeta po-Kievsky lanciert.
Seitdem hat das Verlagsunternehmen
sein Angebot erweitert und Ausgaben in
anderen Städten des Landes lanciert. Sergyi
Tikhyi führt den Erfolg des „Gazeta po“-
Veränderung der Managementstruktur
zustellen, dass sie unseren redaktionellen
Standards entsprechen. Daher ist es notwendig, einen erfahrenen Redakteur zu
ihnen zu schicken, der ein paar Wochen
mit ihnen zusammenarbeitet, unseren
Prozess langfristiger Planung und die
Redaktionssitzungen für jede Ausgabe
leitet sowie einige Ausgaben mit ihnen
zusammen erstellt. Entsprechend überwacht der Anzeigendirektor von Gazeta
po-Kievsky die Arbeit der regionalen
Anzeigenabteilungen und ist für die
Schulung und Beratung der lokalen Anzeigenmitarbeiter zuständig. Um die Anforderungen an die betroffenen Personen
und die finanzielle Belastung zu senken,
arbeiten wir an der Veränderung der
Managementstruktur. Wir planen ein
zentrales Managementorgan, das die Beratung und Aufsicht über die redaktionellen und geschäftlichen Aktivitäten
all unserer Zeitungen übernimmt.
Sergyi Tikhyi ist Generaldirektor von Gazeta poKievsky.
Sergyi Tikhyi
zeitungstechnik: Wie haben
Sie das Wachstum Ihres
Unternehmens bewältigt?
Sergyi Tikhyi: Wir stellten
überrascht fest, dass wir
zu einem großen Unternehmen geworden
waren, das von dem Team geleitet wurde,
das ursprünglich nur für die Gazeta poKievsky vorgesehen war. Wir rufen die
neuen Redakteure der Lokalzeitungen
für eine bestimmte Zeit nach Kiew und
schulen auch die Journalisten, die sie
hier einstellen. Wir stehen in ständigem
Telefonkontakt mit den Redakteuren
unserer neueren Ausgaben und von Zeit
zu Zeit nehmen wir eine kritische Überprüfung ihrer veröffentlichten Ausgaben
vor. Doch dies genügt nicht, um sicher-
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Konzepts (jeder Zeitungstitel beinhaltet diesen ersten Teil des Namens und wird durch
den Städtenamen ergänzt) auf eine Mischung
aus wohldefinierten Nischen- und Qualitätsinhalten, Risikobereitschaft und glücklicher Fügung zurück: „Wir wollten eine
Zeitung für die aufstrebende Mittelklasse
schaffen, die Kiew liebt und hier angenehm
leben möchte, und wir wollten den ‚obligatorischen Mix‘ aus parteiischer Berichterstattung, Sex, Verbrechen und Skandalen
vermeiden, den die meisten anderen
Zeitungen ihren Lesern bieten.“ Gazeta poKievsky lancierte eine Samstagsausgabe und
ergänzte ihr Angebot durch tägliche Beilagen über Finanzen, Gesundheit, Reisen und
Einkaufen, die sich bei den Anzeigenkunden als äußerst beliebt erwiesen. Im August
2006 wurde in Dnepropetrovsk, einer der
reichsten Städte der Ukraine, die Wochenzeitung Gazeta po-Dneprovsky lanciert.
Alle lokalen Zeitungen befinden sich
im Besitz von Press Center Publishers, dem
Gründerverlag der Gazeta po-Kievsky. 30
Prozent der Inhalte (einschließlich der Titelseite) sind lokalen Ursprungs und 70 Prozent werden zentral von einem Redaktionsteam in Kiew produziert (dafür wird eine
Gebühr entrichtet). Für den lokalen Vertrieb
sind die Zeitungen selbst verantwortlich.
Die Gazeta po-Kievsky hat eine Auflage von 80 000 Exemplaren und ist heute
die zweitgrößte Kiewer Qualitätszeitung im
Tabloidformat. Sie gibt Wochenzeitungen
in Dnepropetrovsk, Kharkiv und Odessa
heraus. Seit März 2007 publiziert der Verlag
in Kiew außerdem sechs Gratis-Wochenzeitungen. Für die nahe Zukunft ist die Einführung drei weiterer Wochenzeitungen in
den Städten Donetsk, Lviv und Zaporizhe
geplant sowie von sechs weiteren Nachbarschaftszeitungen in Kiew.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses
Artikels ist die Gazeta po-Odessky der
jüngste Neuzugang in der Reihe der Stadtzeitungen von Gazeta po-Kievsky. Obwohl
die Stadt für ihre geringe Zeitungsleserzahl
bekannt ist, werden von der neuen Zeitung
für Odessa wöchentlich 10 800 Exemplare
gedruckt, die über Einzelhandelsgeschäfte
vertrieben werden und nach Angaben von
Chefredakteur Alexander Ostashko einen
stetig steigenden Absatz finden. <

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