(T) in - LUFA Nord-West
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(T) in - LUFA Nord-West
Auswertung zu den Maissilagequalitäten 2015 Maissilage stellt in vielen rindviehhaltenden Betrieben neben Grassilage das wichtigste Grundfutter für die Fütterung dar. Allgemein weist Maissilage einen höheren Energiegehalt und niedrigeren Rohproteingehalt als Grassilage auf. Dadurch eignet sich Maissilage hervorragend dazu, eine Grundfutterration auf der Basis von Grassilage energetisch aufzuwerten und einen möglichen Rohproteinüberschuss zu vermindern bzw. zu vermeiden und eine angestrebte ruminale Stickstoffbilanz (RNB) von 0 – 50 g pro Tag zu erreichen. Um eine ausgeglichene und bedarfsdeckende Ration für die Fütterung aufstellen zu können, sollte nicht nur die Grassilage, sondern auch die Maissilage auf die Inhaltsstoffe untersucht werden. Mitentscheidend für einen guten Futterwert ist, inwieweit ein großer Kolben im Vergleich zur Restpflanze ausgebildet werden konnte. Die Witterungsbedingungen 2015 waren für die Aussaat in Niedersachsen günstig, die darauf folgenden niedrigen Temperaturen im Mai und Juni verbunden mit geringen Niederschlägen verzögerten aber die Entwicklung. Daraus resultierte ein verzögerter Blühbeginn. Diese Entwicklungsverzögerung konnte auch durch die wärmeren Temperaturen und die Niederschläge im Juli und August nicht mehr aufgeholt werden. Der kühle September verzögerte die Abreife, sodass im Norden von Niedersachsen die Maisbestände erst Ende Oktober gehäckselt werden konnte, die meist noch nicht den optimalen Reifegrad aufwiesen. Diese Witterungsbedingungen machten es in den meisten Regionen schwierig eine qualitativ hochwertige Maissilage herzustellen. Die Rekordwerte der Inhaltsstoffe aus dem Erntejahr 2014 konnten leider nicht wiederholt werden. Die Inhaltsstoffe und Energiegehalte von ca. 3450 bisher untersuchten Maissilagen der aktuellen Ernte werden in den Tabellen 1 und 2 mit den Werten der Vorjahre verglichen. 2015 2015 = 3449 TS 33,9 (T) in % (15,1 - 45,2) Rohprotein 7,8 (% der T) (4,2 - 13,8) nXP 135 (g/kg T) (117 - 146) RNB -9,0 (g/kg T) (-15,4 - -1,2) Stärke 31,2 (% der T) (<4 - 48,2) Beständige 4,4 Stärke (% der T) (<0,4 - 6,6) NEL 6,8 (MJ/kg T) (5,5 - 7,7) ME-Rind 11,2 (MJ/kg T) (9,4 - 12,4) 2014 2013 2012 2011 Zielwerte 35,9 34,4 34,9 35,1 28 - 35 7,3 8,0 7,7 8,1 <9 134 137 134 135 > 130 -9,4 -9,0 -9,1 -8,7 -7 bis -9 32,5 31,4 30,1 30,1 > 30 4,6 4,5 4,3 4,3 6,9 6,9 6,8 6,8 > 6,5 11,3 11,3 11,2 11,2 > 10,8 1 Tabelle 1: Vergleich der Inhaltstoffe von 2011 – 2015 Der durchschnittliche Energiegehalt ist mit 6,8 MJ NEL/kg bzw. 11,2 MJ ME/kg Trockensubstanz (TS) etwas niedriger als im Vorjahr, im langfristigen Mittel, bleibt der Energiegehalt jedoch konstant. Der durchschnittliche Trockensubstanzgehalt liegt bei 33,9 % und somit im optimalen TS-Bereich für Maissilage zwischen 28 und 35 %. In diesem Bereich haben die Körner in der Regel das Ende der Teigreife erreicht, und es lassen sich die höchsten Nährstofferträge erzielen. Zu hohe Trockensubstanzgehalte (über 35 %) sollten vermieden werden, da es hier durch mangelnde Verdichtung des Silostockes sehr leicht zu Fehl- bzw. Nachgärungen kommen kann. Schon geringe Restsauerstoffmengen im Silagestock begünstigen die Entwicklung von Schimmelpilzen. Zusätzlich wird immer öfter beobachtet, dass es besonders bei Maissilagen vermehrt zur Nacherwärmung kommt. Schuld daran sind oft Hefen, die schon mit dem Erntegut in das Silo gelangen. Nach Öffnung des Silos gelangt Sauerstoff in die Silage und die Hefen setzen die leicht löslichen Kohlenhydrate und die schon entstandene Milchsäure in der Silage um. Dabei können Nährstoffverluste von 2 – 3 % entstehen. Durch den mikrobiellen Abbau der Milchsäure steigt der pH-Wert der Silage an und das Risiko des Schimmelbefalls steigt. Bei den Abbauprozessen werden als Stoffwechselprodukte unter anderem Ethanol und Essigsäure gebildet. Diese können sich negativ auf die Futteraufnahme und die Pansengesundheit auswirken. Zur Vermeidung der Nacherwärmung kann neben dem optimalen TS-Gehalt bei der Einsilierung und einer genügend hohen Verdichtung, der Einsatz von heterofermentativen Siliermittel helfen eine schnelle Absenkung des pH-Werts in der Silage herbeizuführen und so die Aktivität der Hefen zu unterdrücken. Nährstoffgehalte Die Rohproteingehalte liegen in diesem Jahr mit 7,8 % in der Trockenmasse und es lässt sich zum Vorjahr wieder ein Anstieg erkennen. Für die Optimierung der Milchkuhration ist vor allem das nutzbare Rohprotein (nXP) entscheidend. Das nutzbare Rohprotein setzt sich aus dem Mikrobenprotein und dem im Pansen nicht abgebauten Futterprotein (UDP) zusammen. Der nXP-Gehalt liegt bei 135 g/kg Trockenmasse. Weiterhin ist für die Proteinbewertung die Ruminale N-Bilanz (RNB) ausschlaggebend. Dieser Wert zeigt die Stickstoffbilanz im Pansen an und errechnet sich aus der Differenz von Rohprotein und nXP dividiert durch 6,25. Die Maissilage weist im Mittel eine negative Bilanz von - 9,0 g/kg Trockenmasse auf und ist damit sehr gut für den Ausgleich proteinreicher Rationen geeignet. Die Stärkegehalte liegen im Durchschnitt bei 31,2 % in der Trockenmasse. Hier ist ein Abnahme zu den letzten zwei Jahren zu sehen. Die sehr hohen Stärkegehalte aus dem letzten Jahr konnten nicht erzeugt werden. Die enorme Streubreite von < 4,0 bis 48,2 % Stärke in der Trockenmasse zeigt, dass eine Rationsberechnung auf der Grundlage von Durchschnittswerten nicht für eine bedarfsgerechte Fütterung geeignet ist. Bei der Streubreite der untersuchten Maissilagen muss jedoch beachtet werden, dass auch Silagen, die für die Verwertung in Biogasanlagen gebraucht werden, mit in die Statistik einfließen. Silagen für den Gebrauch in Biogasanlagen unterscheiden sich häufig von denen für die Verfütterung vorgesehenen Silagen hinsichtlich der Inhaltsstoffe, des Erntezeitpunkts und der Sorten. Für die Rationsplanung beim Wiederkäuer ist neben dem absoluten Stärkegehalt auch die Kalkulation der Versorgung mit pansenstabiler, sog. beständiger Stärke von Bedeutung. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass im Dünndarm verdaute Stärke im Vergleich zur im Pansen fermentierten Stärke eine effizientere Energienutzung bringt. Bei Maissilagen geht man in Abhängigkeit von der Trockensubstanz und des Gesamtstärkegehalts von einem Anteil beständiger Stärke von 10 bzw. 15 % der Gesamtstärke aus. Bei CCM und feuchtkonserviertem Körnermais beträgt die relative Stärkebeständigkeit aufgrund der 2 schwächeren Fermentierung 25 %. Zur Erleichterung von entsprechenden Rationsberechnungen weist die LUFA Nord-West den Wert für die beständige Stärke der Maisprodukte in den Prüfberichten aus. Im Mittel aller Maissilagen der Saison liegt der Wert für die beständige Stärke bei 4,4 % in der Trockenmasse. Der Rohfasergehalt beträgt im Mittel aller Maissilageproben der Saison 2015 18,7 %. Aus der Rohfaser bzw. der NDFom lässt sich der Strukturwert der Maissilage ableiten. Der Strukturwert ist eine dimensionslose Zahl. Er muss in der Gesamtration betrachtet werden – ähnlich nXP und RNB – und ist eine Hilfsgröße zur Beurteilung der Ration in Hinblick auf ihre Strukturverhältnisse. Die Gesamtration muss in Abhängigkeit von der Milchleistung mindestens einen Strukturwert größer 1 aufweisen. Bei den Maissilagen der Saison 2015 liegt der Strukturwert im Mittel bei 1,6 bei einer Schwankungsbreite von 1,2 bis 3,0. Die Zielgröße für den Strukturwert von Maissilagen liegt zwischen 1,5 und 1,7. Obwohl der Stärkegehalt nicht direkt in die Energieberechnung der Maissilage eingeht, ist ein hoher Kolbenanteil wünschenswert und für eine energiereiche Maissilage wichtig. Etwa 50 % der Gesamttrockenmasse von in der Teigreife geerntetem Maissiliergut entfallen auf den Kolben, der die stärkereichen Maiskörner enthält. Hat die Silage einen hohen Kolbenanteil, verringert sich tendenziell der Anteil der rohfaserreichen Restpflanze. Der Energiegehalt einer Maissilage nimmt jedoch mit steigendem Rohfasergehalt ab, oder anders ausgedrückt, der Energiegehalt steigt mit zunehmendem Kolbenanteil an. Als ADFom (organische Saure Detergenzien-Faser) und NDFom (organische Neutrale Detergenzien-Faser) werden die in sauren bzw. in neutralen Detergenzien unlöslichen Gerüstsubstanzen bezeichnet. Die ADFom-Fraktion besteht aus Cellulose und Lignin. Die NDFom-Fraktion enthält zusätzlich Hemicellulose. Bei der NDF- und ADF-Analyse werden auch Kieselsäure und Silikate erfasst. Diese nicht löslichen anorganischen Substanzen lassen sich durch eine anschließende Veraschung ermitteln. Übrig bleibt NDFom bzw. ADFom (om = organic matter), die keine anorganischen Bestandteile mehr enthalten. ADFom und NDFom haben für die energetische Bewertung von Grundfuttermitteln eine große Bedeutung. Da die NDFom negativ in die Energiebewertung von Maissilagen eingeht, führt ein hoher Wert zu niedrigen Energiegehalten. Der Wert für die NDFom sollte zwischen 35 und 40 % in der Trockenmasse liegen. 3 2015 = 3449 Rohasche (% der T) Rohfaser (% der T) ADF om (% der T) NDF om (% der T) Rohfett (% der T) ELOS (% der T) Strukturwert pH Wert 2015 4,1 (1,8 - 7,5) 18,7 (14,9 - 27,6) 22,2 (16,5 - 32,4) 38,2 (28,0 - 54,3) 3,4 (2,1 - 5,3) 68,5 (52,8 - 75,6) 1,6 (1,2 - 3,0) 3,9 (3,4 - 6,4) 2014 2013 2012 2011 Zielwerte 3,9 4,04 4 3,9 < 4,5 18,6 18,6 20,3 19,6 17 - 20 22,6 22,1 23,1 22,7 37,5 40,0 41,5 40,5 3,6 3,6 3,4 3,4 68,6 69,8 68,6 68,3 1,6 1,6 1,7 1,7 3,9 4,0 3,9 4 Tabelle 2: Vergleich der Inhaltsstoffe 2011 - 2015 Mineralstoffe und Spurenelemente Während viele Landwirte ihre Maissilage auf Nährstoffe und Energie untersuchen lassen, werden bei nur ca. 15 % der Proben die Mineralstoffe und Spurenelemente bestimmt. Dies mag neben den zusätzlichen Kosten sicher auch daran liegen, dass die Mittelwerte von Jahr zu Jahr nur wenig schwanken. Allerdings werden in jedem Jahr große Schwankungsbreiten bei den einzelnen Elementen gefunden, wie Tabelle 3 zeigt. Insgesamt sind die Gehalte im Mittel sehr niedrig. Es ist zu beachten, dass bei Maissilage oft die Mineralstoff- und Spurenelementgehalte nur halb so hoch sind wie bei Grassilage. Gerade bei einem hohen Maissilageanteil in der Gesamtration muss die Elementversorgung daher exakt überprüft werden. Im Allgemeinen sollte ein auf die Grundfutterration abgestimmtes Mineralfutter zugefüttert werden. 4 2015 = 485 Calcium (% der T) Phosphor (% der T) Natrium (% der T) Magnesium (% der T) Kalium (% der T) Kupfer (mg/kg der T) Zink (mg/kg der T) Mangan (mg/kg der T) Eisen (mg/kg der T) 2015 0,21 (0,13 - 1,03) 0,22 (0,05 - 0,58) <0,02 (<0,02 - 0,06) 0,13 (0,06 - 0,39) 1,12 (0,25 - 2,26) 4,3 (2,23 - 14,85) 33 (13 - 53) 24 (10 - 51) 104 (20 - 928) 2014 2013 2012 2011 Zielwerte 0,21 0,23 0,22 0,22 0,2 0,22 0,22 0,22 0,23 0,25 <0,02 <0,02 <0,02 <0,02 0,03 0,14 0,14 0,13 0,15 0,15 1,12 1,14 1,14 1,17 1,2 5,1 4 4,2 6,6 10 34 30 30 34 50 28 29 26 31 50 97 84 100 123 50 Tabelle 3: Vergleich der Mineralstoffe und Spurenelemente 2011 – 2015 Fazit: Die Maissilagen der Erntesaison 2015 weisen im Mittel etwas schlechtere Futterwerte auf, als in den letzten Jahren. Es ergeben sich Energiegehalte von 6,8 MJ NEL bzw. 11,2 MJ ME-Rind/kg Trockenmasse. Die Stärkegehalte sind in diesem Jahr niedriger als in den letzten zwei Jahren. Vor allem durch die diesjährigen Wachstumsbedingungen sind die Maissilagen sehr heterogen. Die Schwankungsbreite der einzelnen Maissilageproben im Hinblick auf Trockenmasse, Rohfaser-, Stärke- und Energiegehalt ist sehr groß. Daher ist es besonders wichtig die Qualität der eigenen Grundfutter untersuchen zu lassen, um eine gesicherte Futterplanung vornehmen zu können. Besondere Beachtung sollte auch den Mineralstoffen und Spurenelementen gewidmet werden, die in nur unzureichender Menge in der Maissilage vorhanden sind. Maike Fritz Institut für Futtermittel, LUFA Nord-West 5