Ergebnisse und Empfehlungen zum integrierten
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Mecklenburg-Vorpommern Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei - Pflanzenschutzdienst - Ergebnisse und Empfehlungen zum integrierten Pflanzenschutz im Ackerbau 2008 Inhaltsverzeichnis Vorwort.......................................................................................................................4 Anschriften und Informationsangebote ..................................................................5 Überprüfungen im Pflanzenschutzrecht .................................................................6 Getreide......................................................................................................................8 Ungras- und Unkrautbekämpfung .......................................................................................8 Pilzbekämpfung im Getreide.............................................................................................24 Pilzbekämpfung in Gerste und Roggen ............................................................................34 Schadinsekten im Getreide............................................................................................39 Bewertung der Untersuchungsergebnisse zum Schadauftreten von Nematoden im Getreide 2007...................................................................................................................44 Raps .........................................................................................................................47 Unkrautbekämpfung im Winterraps...................................................................................47 Pilzkontrolle und Wachstumsregulierung in Winterraps ....................................................51 Rapsschädlinge ................................................................................................................56 Mais ..........................................................................................................................61 Unkrautbekämpfung im Mais ............................................................................................61 Pflanzenschutz in Mais .....................................................................................................65 Pflanzenschutz im Kartoffelbau.............................................................................67 Kartoffelbeizung .............................................................................................................70 Insektizideinsatz in Kartoffeln ...........................................................................................70 Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule .........................................................................74 15 Jahre Gesundlagenverordnung in Mecklenburg Vorpommern .....................................80 Pflanzenschutz in Zuckerrüben .............................................................................82 1.1. Unkrautbekämpfung ..................................................................................................82 1.2. Schädlingsbekämpfung ..........................................................................................87 1.3. Blattkrankheiten.......................................................................................................87 Unkrautbekämpfung auf dem Grünland................................................................90 Pflanzenschutz in großkörnigen Leguminosen....................................................92 Pflanzenschutz in „kleinen“ Ackerkulturen ..........................................................97 Allgemeinschädlinge ............................................................................................101 Pflanzengesundheit ................................................................................................67 Vorratsschutz ........................................................................................................102 Anerkennung von Saat- und Pflanzgut ...............................................................106 Ergebnisse und Empfehlungen zum Integrierten Pflanzenschutz im Ackerbau 2008 aus dem Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern - Pflanzenschutzdienst - Redaktionsschluss: Druck: 20. November 2007 Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern Die Verwendung der Ergebnisse ist nur mit Quellenangabe gestattet. Bei Verwendung für wissenschaftliche Arbeiten, Veröffentlichungen und Vorträge ist die Genehmigung einzuholen. Vorwort Verehrte Leserinnen und Leser dieser Broschüre! Das zurückliegende Pflanzenschutzjahr stellte eine besondere Herausforderung für die Praxis und den Pflanzenschutzdienst dar. Ein ungünstiger Witterungsablauf während der gesamten Anbauperiode und ein starkes Schaderregerauftreten ermöglichten vielfach nur durchschnittliche, teilweise niedrige Erträge. Der enorme Blattlauszuflug im Spätherbst 2006 und in seiner Folge das Auftreten des Gelbverzwergungsvirus sowie die ungewöhnlich späte Infektion von Winterraps mit Sklerotinia waren im Hinblick auf Befallsverlauf und Schadmaß neu für Mecklenburg-Vorpommern. Auch das erhebliche Phoma- und Verticillium-Auftreten trugen dazu bei, dass im Raps trotz Bekämpfungsmaßnahmen das Ertragsziel vielfach nicht erreicht wurde. Die Kartoffelbestände waren durch zahlreiche, kostenaufwendige Fungizidbehandlungen gegen Phytophthora- Infektionen zu schützen. Neben weiteren Schaderregern beeinträchtigten abiotische Faktoren wie die Frostschäden bei Weizen im Januar, die ausgeprägte Frühjahrstrockenheit, Spätfröste im Obstbau und das durch Starkwindereignisse bedingte Getreidelager in weiten Landesteilen den Anbauerfolg zusätzlich. Nicht nur der Ackerbau, sondern auch der Gartenbau waren durch zahlreiche schwer bekämpfbare Schädlinge und nach 20 Jahren Befallsfreiheit erstmals auch durch Feuerbrand besonderen Befallssituationen ausgesetzt. „Erfolgreicher Pflanzenbau ohne den Schutz der Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen ist heute praktisch nicht mehr möglich.“ Diese vor mehr als 40 Jahren getroffene Feststellung des Nestors der Phytopathologie in Mecklenburg-Vorpommern, Hans- Alfred Kirchner, hat sich in diesem Jahr wiederum in deutlicher Weise bestätigt. Gleichzeitig zeigten sich aber auch die Grenzen der Mittelwirkung und Prognoseverfahren. Ein erfolgreicher Pflanzenschutz jedoch setzt praktikable Bekämpfungsempfehlungen voraus. Ihre Erarbeitung steht darum mehr denn je im Zentrum der Bemühungen des Pflanzenschutzdienstes des LALLF. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Versuchsergebnisse, Erhebungen sowie praktischen Erfahrungen aus dem vergangenen Anbaujahr ausgewertet und stellen die Ergebnisse den Nutzern dieser Broschüre als Entscheidungshilfen und Empfehlungen zur Verfügung. Sie bilden in gewohnter Weise den inhaltlichen Schwerpunkt der vorliegenden Broschüre. Doch das Anbaujahr 2007 ließ durchaus auch eine positive Tendenz erkennen. Das Preisniveau für Getreide und Raps hat sich erhöht und gestattet nunmehr auf den meisten Standorten die notwendige Wirtschaftlichkeit für die Produktion nicht nur von Raps, Rüben und Weizen, sondern auch von Gerste und Roggen. Dadurch nehmen die Handlungsoptionen für den Ackerbau zu. Wir hoffen, dass sie von möglichst vielen Betrieben dazu genutzt werden, teilweise extreme Anbaukonzentrationen von Raps und Weizen zurückzuführen und die Erträge in beiden wichtigen Kulturen zu stabilisieren. Hierin möchten wir die Praxis unbedingt bestärken und nach Kräften unterstützen. Wie stets an dieser Stelle ist unseren Partnern aus anderen Einrichtungen und den Praxisbetrieben, die ihre Flächen für Bonituren und Versuche zur Verfügung stellten, für ihre Unterstützung zu danken. Ohne diese partnerschaftliche Zusammenarbeit wäre die vorliegende Broschüre nicht zustande gekommen. Rostock, November 2007 Prof. Dr. Dr. Frerk Feldhusen Erster Direktor Dr. Joachim Vietinghoff Stellv. Direktor Leiter Pflanzenschutzdienst Anschriften und Informationsangebote Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei M-V Abt. Pflanzenschutzdienst; Graf-Lippe-Straße 1, 18059 Rostock Tel.: 0381-4035-0 * Fax 0381-4922665 * E-Mail: [email protected] Internet: http://www.lallf.de Abteilungsleiter: Dr. Joachim Vietinghoff Integrierter Pflanzenschutz ( 0381-4035-449 Pflanzengesundheitskontrolle ( 0381-4035-439 Pflanzenschutzmittelkontrolle ( 0381-4035-430 Anerkennungsstelle für Saat- und Pflanzgut ( 0381-4035-446 Regionaldienst Greifswald Grimmer Str. 17 17489 Greifswald ( 03834-57680 Fax: 03834-500984 E-Mail: [email protected] Regionaldienst Groß Nemerow OT Tollenseheim, Nr. 6a 17094 Groß Nemerow ( 039605-61300 Fax: 039605-61301 E-Mail: [email protected] Regionaldienst Rostock Graf-Lippe-Straße 1 18059 Rostock ( 0381-4035-466 Fax: 0381-4922665 E-Mail: [email protected] Regionaldienst Schwerin Wickendorfer Str. 4 19055 Schwerin ( 0385-5557020 Fax: 0385-565500 E-Mail: [email protected] Einlassstelle Mukran 18546 Mukran Fährhafen ( 038392-55408 Mobil: 0162-5606424 Fax: 038392-32089 Mail: [email protected] Einlassstelle Rostock 18147 Rostock-Seehafen An der Feuerwache 4 ( 0381-6700584 Mobil: 0162-5648499 Fax: 0381-3753673 Mail: [email protected] Einlassstelle Wismar 23966 Wismar Am alten Holzhafen 03 ( 03841-250270 Mobil: 0162-8238470 Fax: 03841-250271 Mail: [email protected] Anerkennungsstelle für Saat- und Pflanzgut Graf-Lippe-Str. 1 18059 Rostock ( 0381-2007827 Fax: 0381-2007809 Mail: [email protected] Regional zuständige Dienststelle Neubrandenburg OT Tollenseheim, Nr. 6a 17094 Groß Nemerow ( 039605-61350 Fax: 039605-61351 Mail: [email protected] Regional zuständige Dienststelle Schwerin Wickendorfer Str. 4 19055 Schwerin ( 0385-555495 Fax: 0385-569324 Mail: [email protected] Mediengestützte Informationen des LALLF MV, Abt. Pflanzenschutzdienst: Produkt Inhalt Medium Warndienst regional Warndienst Bereich Ackerbau E-Mail oder Fax Warndienst landesweit Obst-, Gemüse-, Zierpflanzenbau und Baumschulen Hinweise Der gesunde Garten Tagespresse Haus- und Kleingarten Internet Verschiedene aktuelle Pflanzenschutz-Informationen www.lallf.de Ackerbau, Obst- und Gemüsebau, Zierpflanzen und Baumschulen Unser komplettes Leistungsangebot finden Sie im Internet unter „www.lallf.de“. 5 Pflanzenschutzrecht Kontrollergebnisse Überprüfungen im Pflanzenschutzrecht P. Brauer Ergebnisse Kontrollen nach Pflanzeschutzrecht 2007 Wie schon bereits 2006 bildeten die Kontrollen nach Cross Compliance (CC) den Schwerpunkt der Überprüfungen zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (PSM). Des Weiteren fanden Kontrollen im Bereich Gemüsebau sowie Kontrollen auf Grund von Anzeigen bzw. festgestellten Verstößen durch andere Einrichtungen statt. Kontrollumfang und Verstöße sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Kontrollen Verstöße 47 9 13 69 4 2 7 13 Kontrollen im Rahmen Cross Compliance Gemüsebau Anlasskontrollen insgesamt Kontrollen zur PSM-Anwendung 2007 Bei den durchgeführten Überprüfungen stellten die Beanstandungen bei der Einhaltung von Abstandsregelungen zu Gewässern auch 2007 den Schwerpunkt dar. Hierbei gab es die meisten Verstöße. Insgesamt entspricht der Anteil der Beanstandungen zu diesem Sachverhalt denen der beiden Vorjahre, wie aus der folgenden Grafik hervorgeht. Verstöße gegen Abstandsauflagen (% kontrollierter Betriebe) 30 0,6 25 20 15 27,7 4,3 0,0 10 13,2 0,0 12,8 12,8 5 0 2002-2004 2005 2006 Verstöße Gewässer-Auflagen 2007 Verstöße Biotop-Auflagen Anteil Verstöße gegen Abstandsauflagen bei PSM-Anwendung Weiterhin musste in drei Fällen die fehlende Sachkunde und in zwei Fällen die fehlende technische Überprüfung der Pflanzenschutztechnik beanstandet werden. In jeweils einem Fall wurde ein nicht mehr zugelassenes PSM eingesetzt, ein zugelassenes PSM in einem nicht zugelassenen Anwendungsgebiet verwendet bzw. es wurden die Auflagen zum Bienenschutz nicht eingehalten. Kontroll-Sachverhalt Abstandsauflagen Kontrollen Verstöße 39 5 Sachkunde 45 3 Geräteprüfung 44 2 PSM-Zulassung 64 1 Indikation / Anwendungsgebiete 64 1 Bienenschutz 3 1 Verstöße bei der PSM-Anwendung 2007 6 Pflanzenschutzrecht Kontrollergebnisse Schwerpunkte der Überprüfungen zur PSM-Anwendung 2008 Begründet durch die Novellierung des Landeswassergesetzes in M-V (LWaG M-V) und der darin enthaltenen Reduzierung des Mindestabstandes zu Gewässern sowie der Aussetzung der obligatorischen Flächenstilllegung werden zunehmend als Randstreifen ausgelegte Stilllegungen sowie weitere, vormals nicht intensiv genutzte Randstreifen wieder unter Kultur genommen. In diesen Fällen muss verstärkt auf die Einhaltung der spezifischen Vorgaben zu den geforderten Abständen der einzelnen PSM geachtet werden. In einem begleitenden Monitoring im Rahmen der o.g. Novellierung des LWaG M-V ist nachzuweisen, dass durch die Reduzierung der Mindestabstände keine Beeinträchtigung der Gewässergüte verursacht wird. Deshalb bleibt die Überprüfung zur Einhaltung der erforderlichen Abstände bei der Anwendung der Pflanzenschutzmittel auch 2008 der wichtigste Kontrollschwerpunkt. Im Weiteren entsprechen die Kontroll-Sachverhalte im Wesentlichen denen der Vorjahre: • • • • • • • regelmäßige Überprüfung der Pflanzenschutztechnik Nachweis der erforderlichen Sachkunde Überprüfung der Zulassung der angewendeten PSM Einhaltung der Anwendungsgebiete (Indikation) Einhaltung der Anwendungsbestimmungen (z. B. Abstandsauflagen, Bienenschutz) Überprüfung der Dokumentation (Novellierung des PflSchG ist zu erwarten) Einhaltung der Auflagen zur PSM-Anwendung auf Nichtkulturland 7 Getreide Unkrautbekämpfung Getreide Ungras- und Unkrautbekämpfung Dr. R. Gebhardt Die Anwendungsbedingungen für den frühzeitigen Herbizideinsatz (Ende März-Anfang April) waren im Frühjahr 2007 überwiegend günstig. Temperatur- und Lichtverhältnisse sowie Bodenfeuchtigkeit waren der Wirkung dienlich. Behandlungen ab der 2. Aprildekade litten häufig unter fehlender Bodenfeuchte und niedrigen Luftfeuchtewerten, welche zu Wirkungsverlusten führte. Unter diesen Umständen hat sich der Zusatz von Additiven bewährt. Insbesondere bei Sulfonylharnstoffen wird die Wirkstoffaufnahme verbessert und somit der Wirkungseintritt beschleunigt. Was hat sich gegenüber dem Vorjahr geändert? Die Verungrasung mit Trespen und Weidelgräsern ist weiterhin zunehmend, aber kein allgemeingültiges Problem. Der Ackerfuchsschwanz breitet sich regional verstärkt aus, Schwierigkeiten bei der Bekämpfung sind bislang nur vereinzelt aufgetreten. Minderwirkungen waren in der Regel auf Anwendungsfehler zurückzuführen. Neueste Erkenntnisse deuten aber auf erste Resistenzbildungen gegenüber den FopWirkstoffen in Nordwestmecklenburg hin. Die Resistenzen sind bislang lokal sehr begrenzt. Bei der Unkrautflora setzt sich der Trend, dass bislang für Getreide untypische Unkräuter wie Ampfer, Storchschnabel und Windenknöterich an Bedeutung gewinnen, fort. Veränderungen bei ausgewählten Produkten für die nächste Saison Orbit ist die Fertigformulierung von Stomp SC (Pendimethalin 333 g/l) + Lotus (Cinidon-ethyl 13,3 g/l). Die Wirkungssicherheit vom praxiserprobten Stomp SC wird durch den Zusatz von Lotus erhöht, das Wirkungsspektrum ist dennoch für eine Komplettlösung oft nicht ausreichend und erfordert den Zusatz eines Partners. Insbesondere gegenüber Gräsern wie Windhalm und Ackerfuchsschwanz ist die Wirkung unzureichend. 15 - 20 g/ha Lexus, 150 g/ha Atlantis WG + FHS oder 0,2 kg/ha Cadou SC können die Wirkungslücke schließen. Orbit ist in allen Wintergetreidearten im Herbst und im Frühjahr von BBCH 09-29 zugelassen. Der bevorzugte Anwendungstermin liegt im Herbst im Stadium BBCH 11-13. Die zugelassene Aufwandmenge von 3,0 l/ha entspricht 2,5 l/ha Stomp SC und 0,2 l/ha Lotus. Nach bisherigen Erfahrungen sind 2,5 l/ha und bei günstigen Bedingungen 1,5 l/ha ausreichend. In beiden Fällen ist die Zugabe eines Mischpartners unverzichtbar. Stomp Aqua ist mit 4,4 l/ha zugelassen und stellt eine neue Formulierung des bekannten Stomp SC dar. Die Anwendungskriterien und das Wirkungsspektrum sind dem Stomp SC vergleichbar. Die Soloanwendung ist nicht ratsam. Auf Windhalmstandorten sind 1,5-2,5 l/ha Stomp Aqua und auf Flächen mit Ackerfuchsschwanz 3,0 l/ha empfehlenswert. Als Mischpartner kann im Weizen Atlantis WG bzw. Lexus gewählt werden, in Wintergerste kann 0,5 l/ha Axial + 1,5 l/ha Adigor zum Einsatz kommen. Nachdem Gropper und Pointer bereits im Jahre 2007 durch die SX-Formulierungen abgelöst wurden, folgen Concert und Refine Extra in der nächsten Saison. Unterschiede bezüglich der Wirksamkeit sind nicht vorhanden. Veränderte Aufwandmengen beachten: Concert SX = Concert *1,66 Pointer SX, Refine Extra SX = Pointer, Refine Extra * 1,5 Wann ist der Einsatz von Netzmitteln sinnvoll ? Immer in Jahren (2003, 2005, 2007) mit sehr trockener Frühjahreswitterung, verbunden mit niedrigen Werten relativer Luftfeuchte (< 50 %) stellt sich die Frage nach dem Sinn von Additiven. Unter derartigen Bedingungen bildet sich die Wachsschicht als Verdunstungsschutz besonders stark aus, so dass die Wirkstoffaufnahme wesentlich erschwert wird. 8 Getreide Unkrautbekämpfung Netzmittel wirken diesen ungünstigen Bedingungen entgegen. Sie reduzieren die Oberflächenspannung des Wassers und verbessern folglich die Benetzung auf der Blattoberfläche, so dass die Aufnahme blattaktiver Wirkstoffe günstig beeinflusst wird. Besonders vorteilhaft ist der Zusatz von Netzmitteln bei Maßnahmen wie der Gräserbekämpfung (aufrechte Stellung der Blätter, starke Wachsschicht). Abb. 1 zeigt exemplarisch die Verbesserung des Wirkungsgrades von gräserwirksamen Herbiziden bei der Windhalmbekämpfung besonders deutlich. Bei wasserlöslichen Formulierungen von Sulfonylharnstoffen wie Monitor, Attribut und, Atlantis WG ist der Zusatz von Additiven auf Grund der relativ langsamen Wirkstoffaufnahme essentiell. Die neuen Formulierungen von Atlantis OD bzw. Axial 50 enthalten bereits die bislang benötigten Formulierungshilfstoffe. Bei FOP-Graminiziden wie beispielsweise Topik 100 ist die Zugabe von Öl zwingend erforderlich. Abb. 1 Windhalmbekämpfung unter Nutzung von Additiven Atlantis OD 0,35 l 2,5 96 Atlantis OD 0,5 l 0 100 Axial 50 0,7 l 0 100 Axial 50 0,9 l 0 100 Husar + Arma 150 g + 0,3 l 0 100 Husar + Mero 150 g + 0,75 l 4 Husar 150 g 93 7,5 87 Kontrolle 55 8 Atlantis WG+FHS 75 g + 0,15 l Atlantis WG+FHS 100 g + 0,2 l 0 95 5 97 Atlantis WG+FHS 150 g + 0,3 l 1 99 9 Attribut+Frigate 30 g + 0,5 l Attribut+Frigate 40 g + 0,5 l Windhalm Rispen/qm Wirkungsgrad % 94 6 Attribut 40 g 96 18 88 Monitor+Monfast 6 g + 0,2 % 5 97 Monitor+Monfast 8 g + 0,2 % 2 99 Monitor 8 g 2 99 Kontrolle 148 9 Getreide Unkrautbekämpfung Ungräser weiter auf dem Vormarsch Der anhaltende Trend zur nichtwendenden Bodenbearbeitung bzw. reduzierten Stoppelbearbeitung ist der Verungrasung von Getreideflächen förderlich. Enge Fruchtfolgen mit hohem Getreideanteil bis hin zur Selbstfolge von Winterweizen begünstigen die Entwicklung und Ausbreitung von Schadgräsern wie Trespenarten und Weidelgräsern. Solange diese Prämissen sich nicht ändern, bleibt nur die Chemie als Lösung. Noch funktioniert dieses Werkzeug recht gut, man darf den Bogen jedoch nicht überspannen, denn neue Wirkstoffe sind derzeit nicht in Sichtweite. Trespen besiedeln die Getreideflächen vom Schlagrand. So können bei rechtzeitigem Einsatz geeigneter Graminizide die Ungräser in ihrer Ausbreitung gehindert und kostenintensive Ganzflächenbehandlungen reduziert werden. Bei Behandlungsnotwendigkeit im Herbst steht ausschließlich Atlantis WG + FHS bzw. ab 2008 die Fertigformulierung Atlantis OD zur Verfügung. Die Aufwandmengen betragen 0,4 kg/ha + 0,8 l/ha FHS bzw. 1,2 l/ha und dienen vorrangig zur Führung der Kultur. Herbstbehandlungen sind selten nachhaltig, oft müssen im Frühjahr Nachbehandlungen erfolgen, wie in Abbildung 2 ersichtlich. Im Frühjahr stehen mit Monitor und Attribut weitere Präparate zur Verfügung. Die Aufwandmengen sollten nicht zu stark reduziert werden, weil ansonsten der Bekämpfungserfolg drastisch sinkt. SplittingVarianten haben sich als besonders effektiv erwiesen; einmalige Frühjahresbehandlungen sind häufig weniger überzeugend. Die Aufwandmenge von Monitor wird in 2 Gaben zu je 12,5 g/ha angewendet, bei Attribut werden 60 g/ha vorgelegt und 40 g/ha bis zum Bestockungsende als Nachbehandlung appliziert. Positive Erfahrungen liegen mit den Spritzfolgen von 75 g/ha Attribut + 0,5 l/ha Frigate und nachfolgend 1,2 l/ha Atlantis OD bzw. 50 g/ha Attribut + 0,5 l/ha Frigate, gefolgt von 12,5 g/ha Monitor + 0,2 % Monfast, vor. Letzter Anwendungstermin sämtlicher Präparate ist das 2-Knotenstadium. Nachhaltige Wirkungen verspricht keine dieser Varianten. Der Zusatz von Netzmitteln bei dieser Indikation hat sich in jedem Fall bewährt. Die Unverträglichkeit von Attribut und Monitor in Wintergerste kann zu deren Bekämpfung in Winterweizen genutzt werden. Maximale Aufwandmengen unterdrücken die Gerste so stark, dass die Bildung von Ähren unterbleibt. Abb. 2 Trespenbekämpfung in Triticale (Regionaldienst Neubrandenburg, 2006) 0,075 A ttribut + 0,5 Frigate(26) 1,2 A tlantis OD (32) 99 0,06 A ttribut+0,5 Frigate (26) 0,04 A ttribut+0,5 Frigate (32) 96 F 0,1 A ttribut+0,5 Frigate (26) 90 87 1,5 A tlantis OD (26) 0,75 A tlantis OD (13) 0,75 A tlantis OD (26) H + 1,0 A tlantis OD (13) 1,0 A tlantis OD (26) 96 F 1,2 A tlantis OD (13) 1,2 A tlantis OD (26) 99 1,0 A tlantis OD (13) 85 H 1,2 A tlantis OD (13) H – Herbst F - Frühjahr Trespe (10 Ri/m2) 80 50 60 90 70 10 80 90 100 Getreide Unkrautbekämpfung Die Weidelgrasbekämpfung konzentriert sich auf das Frühjahr. Bei frühzeitigem und starkem Besatz sollte das Wachstum der Gräser bereits im Herbst gebremst werden. Flufenacethaltige Produkte wie Malibu bzw. Cadou können die Entwicklung empfindlich stören, garantieren aber keine nachhaltige Wirkung. Haben die Weidelgräser im Herbst bereits ausreichend Blattmasse gebildet und lässt die Witterung noch eine Vegetationszeit von 1-2 Wochen erwarten, können Atlantis OD bzw. Axial + Adigor zum Einsatz gelangen. Die Aufwandmengen dürfen 0,8 l/ha bzw. 0,45 l/ha + 1,35 l/ha nicht unterschreiten. Die Effektivität der Weidelgrasbekämpfung ist im Frühjahr meistens höher. Mit Atlantis WG, ab Herbst 2008 Atlantis OD, Axial 50 und Husar stehen leistungsstarke Herbizide zur Verfügung. Abbildung 3 zeigt Ergebnisse aus der Region Schwerin zur Wirkung dieser Produkte auf Weidelgras. Die Bekämpfungserfolge sind überwiegend positiv, bei Husar ist die Streubreite der Ergebnisse etwas größer. Mero als Additiv zum Husar verbessert und stabilisiert die graminizide Wirkung beachtlich. Die Aufwandmengen dürfen bei Atlantis WG 400 g/ha, bei Atlantis OD 1,3 l/ha und bei Husar 175 g/ha nicht unterschreiten. Zur nächsten Frühjahrssaison steht Axial 50 zur Verfügung, es löst die bisherige Formulierung ab. Bezüglich der Wirksamkeit gibt es keine Veränderungen, die Aufwandmenge beträgt bei Weidelgras im Herbst 0,9 l/ha, im Frühjahr 1,2 l/ha. Abb. 3 Bekämpfung von W eidelgras (Zusammenfassung von Versuchen in M-V 2005-2007) 100 Wirkungsgrad % Weidelgrasbesatz 15-80 % 95 90 NAH NAF 11 Ax ial 0 1,3 5 Ad ig or ,45 + OD 0,8 (n =2 ) 1,0 (n =3 ) At la nt is OD 0, 6 0,3 +F HS At la nt is At la nt is W G 1,0 (n =3 ) (n =3 ) M er o 0,2 1,8 Hu sa r ,6 + Ad ig or OD At lan tis Ax ial 0 Hu sa r0 ,2 + At la nt is W G 0,5 +F HS 1, 0( n= 2) 1,5 85 Getreide Unkrautbekämpfung Ackerfuchsschwanz ist in Mecklenburg-Vorpommern kein flächendeckendes Problem wie der Windhalm, die Flächenanteile wachsen aber seit Jahren. Bekämpfungsschwierigkeiten sind bislang regional begrenzt. Erstmals im Jahr 2006 wurde im Kreis Nordwestmecklenburg bei Wirkstoffen aus der Fop-Gruppe (Ralon Super, Topik 100) quasi keine Wirkung beobachtet. Diese Situation war 2007 unverändert und die Resistenz wurde durch Laboruntersuchungen seitens der BBA bestätigt. Bislang sind nur wenige Standorte in der genannten Region betroffen. Diese Entwicklung sollten wir als Alarmsignal begreifen und vorsorglich Konsequenzen zum Schutz der noch zur Verfügung stehenden Graminizide ziehen. Dazu müssen sowohl acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen als auch Wirkungsmechanismen der Chemie berücksichtigt werden. acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen: ? Fruchtfolge weit gestalten (Wechsel von Winterung und Sommerung) ? Saattermin beachten (extreme Frühsaaten vermeiden) ? Stoppelbearbeitung ? Bodenbearbeitung überdenken (kein genereller Pflugverzicht) chemische Maßnahmen: ? nicht nur Herbizidwechsel, besser Wirkstoffwechsel ? Herbizide mit gleichem Wirkungsmechanismus nur alle 2 Jahre auf die gleiche Fläche ? Herbizide mit 2 verschiedenen Wirkmechanismen Für alle anderen Regionen in Mecklenburg-Vorpommern stehen noch leistungsfähige Herbizide zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung zur Verfügung. Für den Herbsteinsatz kommen Herold SC, Malibu, Cadou SC bzw. Atlantis (beide Formulierungen) in Frage. Zu beachten sind die deutlich höheren Aufwandmengen im Vergleich zur Windhalmbekämpfung. Herold SC muss mit 0,5-0,6 l/ha im Stadium BBCH 10/11 eingesetzt werden – ausreichende Bodenfeuchte trägt entscheidend zur Wirkungssicherheit bei. Malibu erfordert eine Aufwandmenge von 3-4 l/ha im Stadium BBCH 12/13. Tankmischungen von Herold bzw. Malibu mit Lexus oder Atlantis WG sind höchstwirksam. Die Vorlage von Herold im Herbst und bei Bedarf eine Folgespritzung von Atlantis WG im Frühjahr ist sicher. Diese Variante enthält die Option, bei möglichem Verzicht auf die Frühjahrsspritzung Kosten zu sparen. Viele Herbizide selektieren die Einjährige Rispe in diversen Kulturen, so dass diese künftig ein Problem werden kann. Mit Atlantis WG, Husar sowie Ciral stehen wirksame Präparate zur Verfügung. Windhalm wird im Herbst bei der angestrebten Komplettlösung mit erfasst. Insbesondere Herold SC und Malibu kontrollieren Windhalm auch bei starkem Besatz. Bei Absolute M, Bacara, Herbaflex und Sumimax ist der Zusatz von Cadou SC, Lexus bzw. Atlantis zur Verbreiterung des Wirkungsspektrums und zur Erhöhung der Wirkungssicherheit empfehlenswert. Später auflaufende bzw. nicht erfasste Windhalme nach der Herbstbehandlung können im Frühjahr eliminiert werden. Dabei ist die Herbizidwahl abhängig von der Restverunkrautung am Standort. Außer reinen Gräserherbiziden (siehe Tab. 3) können Tankmischungen oder Breitbandherbizide wie Concert SX oder Lexus Class neben dikotylen Unkräutern den Windhalm bekämpfen. In Wintergerste ist die Windhalmbekämpfung im Frühjahr selten notwendig. Für 2008 steht das kulturverträgliche Axial 50 als Alternative zum Ralon Super zur Verfügung. Die Aufwandmenge variiert zwischen 0,5-0,7 l/ha. Die Strategie der Unkraut- bzw. Ungrasbekämpfung in Triticale und Winterroggen unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der in Winterweizen. Unkrautbekämpfung im Herbst Die Vorteile von Herbstbehandlungen gegenüber Frühjahrsmaßnahmen sind besonders bei frühen Saatterminen unbestritten. Die Palette an Breitbandherbiziden ist um die Produkte Absolute M und Sumimax erweitert worden. Besonders positiv zu bewerten ist der Fakt, dass mit Sumimax (Flumioxazin) ein völlig neuer Wirkstoff zur Verfügung steht. Absolute M zeichnet sich durch ein breites Un12 Getreide Unkrautbekämpfung krautspektrum aus und benötigt bei starkem Windhalmbesatz einen Partner, z.B Cadou SC 0,3 l/ha. Die Aufwandmenge von Absolute M sollte 135 g/ha nicht unterschreiten. Sumimax kann vom VA bis zum 4-Blattstadium mit 40-50 g/ha eingesetzt werden, auf einen Mischpartner sollte nicht verzichtet werden. Bewährt hat sich Ciral mit 10-15 g/ha. Konkurrenzstarke Unkräuter wie Raps und Kamille sowie Windhalm müssen im Herbst eliminiert werden. Dabei führen Herbizide wie Absolute M, Bacara, Herold SC, Stomp SC und Sumimax bzw. Kombinationen aus diesen mit Lexus (10-15 g/ha), Ciral (15-20g/ha), Atlantis WG +FHS (0,15 l/ha + 0,3 l/ha) zum Erfolg. Besonders die Sulfonylharnstoffe stabilisieren die Wirkungssicherheit gegen Ausfallraps und Kamille (siehe Abb. 4). Abb. 4 Wirkung von Herbizidkombinationen auf Windhalm,Ausfallraps und Kamille Zusammenfassung von Versuchen 2001-2007 aus M-V Absolute M 0,144-0,18 Malibu+Brazzos 2,0+0,025 Sumimax+Ciral 0,04-0,05+0,01-0,015 Herold+Brazzos 0,2-0,3+0,025 Stomp SC+Lexus 1,5+0,015 Kamille (n=6-21) Raps (n=5-13) Windhalm (n=4-21) Stomp SC+Ciral 1,5+0,015-0,02 Bacara+Lexus 0,4-0,75+0,01-0,015 Bacara + Ciral 0,5+0,015-0,02 Bacara+Herold 0,25-0,4+0,2 Bacara+Atlantis WG 0,5-0,7+ 0,15+0,3 90 92 94 96 98 100 Wirkungsgrad % Pointer SX (15 g/ha) bzw. Primus (50 ml/ha) in Tankmischungen mit genannten Herbiziden können frühzeitig auflaufende Kornblume im Herbst in ihrer Entwicklung hemmen ohne eine nachhaltige Wirkung zu erreichen. Der optimale Einsatztermin liegt für die Tankmischungen im 2-Blattstadium des Getreides. Malibu kann in Weizen, Gerste, Roggen und Triticale vom Vorauflauf bis zum Nachauflauf eingesetzt werden. Der günstigste Anwendungstermin ist im frühen Nachauflauf anzusiedeln. Die Stärken des Produkts liegen in der Windhalm- und Ackerfuchsschwanzbekämpfung. Wirkungslücken existieren bei Kamille- und Raps, insbesondere bei pflugloser Bestellung. Die Zugabe von 10-15 g/ha Lexus/Ciral kompensiert die bekannte Wirkungsschwäche. 13 Getreide Unkrautbekämpfung Regelungen zum Einsatz von IPU-haltigen Produkten: Die Anwendung bleibt weiterhin auf drainierten Flächen im Zeitraum vom 1. Juni bis zum 1. März, auf leichten Böden mit weniger als 1,75 % Humus bzw. auf schweren Böden mit mehr als 30 % Ton, untersagt. Anwendungsbeschränkungen zum IPU-Einsatz müssen bei einer Hangneigung größer 2 % zu Oberflächengewässern beachtet werden. Auf diesen Flächen sind Randstreifen mit einer geschlossenen Pflanzendecke erforderlich. Die Breite dieser Randstreifen ist abhängig vom einzusetzenden Präparat und dessen Aufwandmenge. Dieser Randstreifen ist nicht erforderlich bei Applikation im Mulch- bzw. Direktsaatverfahren. Bei IPU-haltigen Produkten sind die Abstandsregelungen zu Gewässern flexibel gestaltbar, egal ob es sich um Mischpräparate wie Fenikan oder Herbaflex oder um das Solopräparat Arelon TOP handelt. Der Einsatz abdriftreduzierender Technik ermöglicht die Reduzierung des Höchstabstandes bei Fenikan und Arelon TOP von 15 m auf günstigenfalls 7 m, bei Herbaflex von 10 m auf 7 m, wobei das Landeswassergesetz die gesetzliche Grundlage darstellt. Auf Standorten, die den IPU-Einsatz im Herbst erlauben, sind Fenikan, Herbaflex bzw. Stomp SC+IPU mit dem bekannten Wirkungsspektrum enorm kostengünstig. Die Aufwandmengen liegen bei Fenikan bei 1,5l/ha, bei Herbaflex bei 2 l/ha und bei Stomp SC + IPU bei 1,5 -2 l/ha sowie 1-1,5 l/ha. Diese Produkte erfassen neben Windhalm konkurrenzstarke Unkräuter wie Kamille, Ausfallraps und Vogelmiere sicher. Der bevorzugte Einsatztermin liegt im BBCH-Stadium 11/12. Herbizideinsatz im Frühjahr – Kornblume, Klettenlabkraut, Windenknöterich, Ampfer, Storchschnabel Gründe für den Frühjahrseinsatz von Herbiziden liegen in der unzureichenden Wirkung von Herbstmaßnahmen und/oder dem Auflaufen von Frühjahreskeimern. Bei „Problemunkräutern“ ist die gezielte Frühjahresmaßnahme effektiver. Möglichkeiten der Bekämpfung von Kornblumen zeigt Tabelle 1. Bewährte Produkte wie Primus, U 46 D-Fluid, Ciral und Pointer SX beweisen ihre Zuverlässigkeit. Die Zugabe von Additiven wie Silwet Gold oder Arma konnten die Wirkung nicht entscheidend verbessern. Pointer SX bzw. Primus haben auch die Herbstzulassung und können die Kornblumen in ihrer Entwicklung empfindlich stören. Diese Maßnahmen bleiben nur Standorten mit frühzeitigem, massivem Besatz vorbehalten. Storchschnabel gewinnt regional an Bedeutung und ist mit Metsulfuron-haltigen Herbiziden wie Artus, Ciral, Concert SX und Gropper SX sowie Lexus (Flupyrsulfuron) problemlos kontrollierbar. Windenknöterich erreicht in einigen Regionen Bekämpfungswürdigkeit, explizite Maßnahmen sind dort erforderlich. Die sicherste Variante ist die Tankmischung von Starane/Tomigan 180 (0,2-0,4 l/ha) mit Pointer SX (15-25 g/ha). Beim Soloeinsatz von Starane/Tomigan 180 müssen 0,5-0,7 l/ha appliziert werden. Ackerkrummhals, mehr bekannt als Problemunkraut im Winterraps, wurde am Standort Rostock-Biestow von Metsulfuron-haltigen (Ciral, Concert SX) und Tribenuron-haltigen (Pointer SX) Herbiziden sicher kontrolliert (Tab.1). Keine Veränderung gegenüber dem Vorjahr gibt es bei der Bekämpfung von Klettenlabkraut. Der optimale Bekämpfungstermin liegt im Frühjahr und wird von der Wirkungsweise des Herbizids bestimmt. Für den frühzeitigen und relativ temperaturunabhängigen Einsatz eignen sich besonders Artus (0,05 kg/ha), Hoestar Super (0,175-0,2 l/ha), Primus (0,1 l/ha), bzw. die Tankmischung Zoom+Oratio (0,175 + 0,04 kg/ha). Starane XL bzw. Starane/Tomigan 180 sind einsetzbar bis zum Ligula-Stadium (BBCH 39) und erfordern für die Wirkungsentfaltung höhere Temperaturen (ca. 10°C). 14 Getreide Unkrautbekämpfung Tab. 1: Bekämpfung dikotyler Unkräuter und Windhalm im Frühjahr 2007 an Standorten in Rostock und Neubrandenburg Windhalm Kontrolle Concert SX+ Primus 0,1 + 0,075 Concert SX+ U 46 D-Fluid 0,1 + 1,0 Husar OD + U 46 D-Fluid 0,08 + 1,0 Concert SX+ Pointer SX 0,1 + 0,03 Husar OD + Pointer SX 0,08 + 0,03 Lexus Class 0,05 Ciral 0,025 Ciral + Silwet Gold 0,025 + 0,1 Ciral + Silwet Gold 0,02 + 0,1 Ciral + Arma 0,025 + 0,3 Ciral + Arma 0,02 + 0,3 Raps Kamille Unkrautdeckungsgrad % 17 1 7 Wirkungsgrad % Kornblume Taubnessel Vogelmiere Storchschnabel Ackerkrummhals Wegerauke Ackerstiefmütterch. 16 5 2 3,5 3,5 1 3,5 88 100 100 98 97 100 100 100 100 92 83 100 100 99 97 100 100 100 100 90 99 100 100 95 90 100 100 0 100 85 100 99 100 90 97 100 100 100 94 100 100 100 100 100 98 88 100 100 99 97 100 100 100 100 42 93 100 100 98 97 100 100 100 100 83 96 100 100 99 99 100 100 100 100 95 100 100 100 97 100 100 100 100 100 99 97 100 100 99 98 100 100 98 100 86 100 98 95 95 77 Das typische Grünlandunkraut Ampfer hat regional ein bekämpfungswürdiges Ausmaß erreicht. Abbildung 5 zeigt ein Behandlungsergebnis im Winterweizen aus diesem Jahr; die Applikation erfolgte im Stadium BBCH 32. Duplosan KV und Starane XL haben bei 45 % Deckungsgrad nahezu 100 %igen Erfolg gebracht, Harmony Millenium erzielte mit nur 30 g/ha eine beachtliche Wirkung. Bei höher gewählter Aufwandmenge (Zulassung 80 g/ha) ist mit einer adäquaten Wirkungssteigerung zu rechnen. Mit Starane / Tomigan 180 und Hoestar Super stehen weitere Herbizide bis BBCH 37/39 zur Verfügung. Das Auflaufverhalten des Ampfers entscheidet über den Anwendungstermin. Zeichnet sich bereits zum „normalen“ Unkrautbekämpfungstermin ein bekämpfungswürdiger Ampferbesatz ab, ist Hoestar Super mit breiterem Wirkungsspektrum das Mittel der Wahl. Bei später aufgelaufenen Pflanzen ist eine gesonderte Spritzung erforderlich. In diesen Fällen können vorzugsweise Tomigan / Starane 180 zum Einsatz gelangen. Zu beachten ist, dass beide Herbizide ebenso wie Duplosan KV höhere Temperaturen für die optimale Wirkungsentfaltung benötigen. Abb. 5: Ampferbekämpfung in Winterweizen (Region Schwerin 2007) Starane XL 1,8 l/ha Harmony Millenium 0,03 kg/ha Ampferbesatz in Unbehandelt 45 % Ampfer Duplosan KV 2,0 l/ha 50 60 70 80 Wirkungsgrad % 15 90 100 Tabelle 2: Wirksamkeit ausgewählter Herbizide in Wintergetreide - Frühjahrsanwendung x x x x +++ +++ +++ ++(+) ++ 5 - ++(+) - +++ +++ - - - +(+) + 10 - 15 5 1332 1332 + ++(+) +++ +++ +++ +++ +++ + +++ 5 - +++ - +++ +++ + - +++ + - - 20 x 35 10/201) x - x 11-13 16 Diflufenican Ioxynil IPU Bentazon Dichlorprop-P Tritosulfuron 20 100 400 333 233 714 2,0-2,5 x x x x 1329 ++(+) +(+) +++ +++ ++ ++ ++ ++ ++ 15 5 10 x 31-38 2,0-3,0 x x x x - ++ (+) ++(+) +++ + ++(+) + - - 5 x 19-29 x x x x - ++ ++(+) +++ - ++ (+) + +++ 0,07 +++ + + - - - - 23 Flupyrsulfuron Metsulfuron Metsulfuron Thifensulfuron Bifenox 308 161 40 400 480 0,025 ++(+) + +++ +++ ++(+) ++ +++ ++(+) ++(+) 5 5 - x 31 ++(+) ++ +++ +++ +++ +(+) +++ + (+) +++ 5 - 20 x 35-53 1,5 - + - - ++(+) +++ - - - 5 - 10 x 24 Ioxynil Bifenox Mecoprop-P Metsulfuron 77 250 292 200 1349 1339 1329 1329 1329 2129 - ++ ++(+) +++ ++(+) ++ +(+) + + 5 - 10 x 32 + - +++ +++ +++ - +++ + (+) +++ 5 - 10 x 29 100 400 500 85 125 12 48 ++(+) + +++ +++ + + ++(+) ++ +(+) 5 - - x ? 1) Hoestar Super Husar Flupyrsulfuron Thifensulfuron IPU Beflubutamid Amidosulfuron Iodosulfuron Iodosulfuron Lexus Class Flupyrsulfuron Carfentrazon 154 310 1332 1129 1329 1337 1332 1230 Concert SX2) Fox Foxtril Super2) Gropper SX Harmony Millenium Herbaflex x +++ 0,3+1,0 Ciral x +++ €/ha 30 Basagran DP 3) Biathlon x ++(+) Kosten 0,05 Azur x 90 ++(+) NTAuflage (Hecke etc.) vergeben 96 373 6 0,15+0,5 x - 1129 1129 Abdriftminderung Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung Metsulfuron Carfentrazone Iodosulfuron Mesosulfuron Atlantis WG +FHS x Klatschmohn x Kornblume x 3,0 Ausfallraps 2,0-2,5 Ehrenpreis x Ackerstiefmütterchen 0,18 W T GewässerAbstand (m) * Vogelmiere Artus g/l je kg 56 444 500 G R Wirkungsspektrum Kamille-Arten Arelon TOP Flupyrsulfuron Diflufenican Isoproturon l;kg/ha Zulassung in Klettenlabkraut Absolute M Wirkstoff Aufwandmenge Einsatztermin BBCH Windhalm Präparat Wirkstoffgehalt x 0,1-0,15 x x x x x x x 2,0 x x x x 0,04 x x x x 0,08 x 2,0 x x x x 0,2 x x x x x x x 0,15-0,2 0,06 x 10 21 16 x 32 ++(+) + ++(+) +++ ++(+) + ++(+) + +(+) 10 - 5 x 33 - +++ +++ +++ + + +++ + + 5 - - x 32 +++ ++ +++ +++ ++ - +++ +(+) ++ 5 - - x 28-37 ++(+) ++(+) +++ +++ +++ ++ +++ ++(+) ++ - - - x 45 0,25 x x x x x x Monitor Sulfosulfuron 800 0,0125 0,025 Carfentrazon 372 x x x x 333 13 482 x x x x Pointer SX Pendimethalin Cinidon-ethyl Tribenuron 0,040,05 3,0 x x x x Primus Florasulam 50 0,03750,06 0,1-0,15 x x x x Refine Extra SX Starane 180 Starane XL Thifensulfuron Tribenuron Fluroxypyr 320 160 180 0,06 x x x x 0,5-1,0 x x x x Fluroxypyr Florasulam Bromoxynil Fluroxynil Ioxynil 2,4 D 100 2,5 100 100 100 500 1,5-1,8 x x x x 1,0-1,5 x x x x 1,5 x x x MCPA 500 1,5 x x x x Dicamba Triasulfuron 600 30 0,15-0,2 x x x x Oratio WG Orbit 40 Tristar U 46 DFluid U 46 MFluid Zoom Klatschmohn x Kornblume x Kosten Ausfallraps x Lotus Loredo NTAuflage (Hecke etc.) vergeben Ehrenpreis 1,5-2,0 Diflufenican Mecoprop-P Cinidon-ethyl g/l je kg 33 500 200 Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung Ackerstiefmütterchen W T GewässerAbstand (m) * Vogelmiere G R Wirkungsspektrum Kamille-Arten l;kg/ha Zulassung in Klettenlabkraut Wirkstoff Aufwandmenge Einsatztermin BBCH Windhalm Präparat Wirkstoffgehalt - 90 1329 1332 1132 - ++(+) ++(+) +++ ++(+) +++ ++(+) +(+) + 5 5 - - 19-26 - ++(+) + + + ++ + - - - - - - 15 +++ +(+) +++ +++ + + +++ + - 5 - - x 18 36 1132 1329 1337 1339 1329 1339 1339 1331 - ++(+) + + + ++ + + - - - - x 17-21 ++ + +(+) ++ ++(+) ++(+) + - ++(+) 20 5 - x - + +++ +++ ++(+) + +++ +++ +++ - - - x 13-21 - +++ +++ +++ + + +++ ++(+) +++ - - - - 22-33 - + +++ +++ ++(+) + +++ +(+) ++(+) 5 - 10 x 21 - +++ - ++(+) - - - ++ - 5 - - x 17-34 - +++ +++ +++ - - +++ ++(+) ++ - - - x 33-39 - +++ ++ ++(+) ++ +(+) ++ ++ ++ 5 - x 29-43 1329 1339 1329 - - +(+) - - - ++(+) +++ + - - - - 15 - - - - + + ++(+) ++(+) + - - - x 14 - ++ +++ +++ ++ + ++ ++(+) +(+) 10 - - x 15-19 Abdriftminderung €/ha 2) * Länderrecht beachten 1) bis 1,15 kg Wirkstoff/ha 10m , darüber 20 m keine Anwendung auf gedränten Flächen zwischen dem 01.11. u. dem 15.03. 3) Preisliste der Raiffeisen-Hauptgenossenschaft Nord, Frühjahr 2007 keine Anwendung vor dem 15.04. +++ sehr gute bis gute Wirkung ++ Keine Anwendung ohne abdriftmindernde Düsen NW 607 gute bis ausreichende Wirkung + Teilwirkung (+) Einschränkung - Keine Wirkung Artus Basagran DP2) Biathlon Metsulfuron Carfentrazone Diflufenican Ioxynil IPU Bentazon Dichlorprop-P Tritosulfuron 96 373 20 100 400 333 233 714 Boxer Prosulfocarb 800 Azur 2,5 3,0 0,05 x x x x 2,5 x x 2,0-3,0 x x x 0,07 x x x 5,0 x x x x Concert SX3 40 400 77 250 292 200 0,1 x x x 2,0 x x x Gropper SX Metsulfuron Thifensulfuron Ioxynil Bifenox Mecoprop-P Metsulfuron 0,025 x x x Hoestar Super Amidosulfuron Iodosulfuron 125 12 0,15 x x 0,2 x x x x Foxtril per3 Su- Husar +Mero Iodosulfuron 48 Lexus Flupyrsulfuron 500 0,15 0,2 0,02 Loredo Diflufenican Mecoprop-P 33 500 1,5 2,0 x x x x x x x 13 16 21 Windenknöterich 500 Distel-Arten Isoproturon W H Kosten Kornblume Arelon TOP G D NTAuflage (Hecke etc.) vergeben Vogelmiere g/l je kg Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung W. Gänsefuß l;kg/ha Gewässerabstand m* Abdriftminderung Taubnessel Wirkstoff Wirkung gegen Ackerstiefmütterchen Zulassung in Kamille-Arten Präparat Aufwandmenge Klettenlabkraut Wirkstoffgehalt Einsatztermin BBCH Tabelle 3: Wirksamkeit ausgewählter Herbizide in Sommergetreide - +++ - - - +++ ++ - - +++ +++ +++ +++ ++(+) +++ +(+) ++ ++ 10 15 5 ++ +++ +++ +++ +++ +++ ++ +(+) ++ 5 15 10 x 38 1349 1339 1113 VA-5 dnS 1329 1329 ++(+) +++ + + +++ +++ ++(+) +(+) ++(+) - - 5 x 19-29 ++ ++(+) - ++ + +++ + ++ ++(+) - - - - 23 +++ + + +++ ++ +++ - - + 10 - - x 65 +(+) +++ +++ +++ +++ +++ + ++ ++ 5 - 10 x 35 ++ ++(+) ++(+) +++ +(+) +++ + ++ ++(+) 5 - 20 x 32 1329 1329 1337 1329 1129 1329 - +++ +++ +++ + +++ +(+) +(+) + 5 - 10 x 18 +++ +++ - + + +++ + +(+) ++ 5 + - x 24 5 - - x 32 5 - - - x - x 28 37 26 5 5 - - 1129 1329 1329 +(+) +++ ++(+) +++ ++ +++ +(+) +(+) +++ +(+) +++ + + + +++ ++ - + ++ ++(+) ++(+) +++ +++ ++(+) ++ + + - 90 5 - 10/201) - x x x €/ha 19 26 200 0,25 x x x Oratio 40 WG Pointer SX Carfentrazon 372 0,05 x x x Tribenuron 482 0,045 x x x Primus Florasulam 50 x x x Refine Extra SX Starane 180 Thifensulfuron Tribenuron Fluroxypyr 320 160 180 0,0750,1 0,06 x x x 1,0 x x x Starane XL 100 2,5 100 100 100 500 1,5 x x x 1,5 x x x U-46 D-Fluid Fluroxypyr Florasulam Bromoxynil Fluroxynil Ioxynil 2,4 D 1,5 x x x U-46 M-Fluid MCPA 500 1,5 x x x Tristar x Zoom 1329 1132 1332 1329 1329 1329 1329 1329 1329 1339 1329 Dicamba 600 0,175 x x x Triasulfuron 30 * Länderrecht beachten Preisliste der Raiffeisen-Hauptgenossenschaft Nord, Frühjahr 2007 1) bis 1,15 kg Wirkstoff/ha 10 m , darüber 20 m 2) keine Anwendung vor dem 15.04. +++ sehr gute bis gute Wirkung ++ Windenknöterich Cinidon-ethyl Distel-Arten Lotus Kornblume W H ++ - - ++ + - + - + - - - - 15 ++(+) + + ++ ++ + + - ++ - - - x 21 + +++ ++ ++(+) ++ +++ +++ +++ ++(+) - - - x 16 +++ ++(+) + + - +++ ++(+) +(+) +(+) - - - - 16-22 + +++ ++(+) ++(+) ++ +++ +(+) ++ ++(+) 5 5 10 x 21 +++ - - ++ - ++(+) +(+) - +++ 5 - - x 34 +++ +++ - + +++ ++(+) + ++ - - - x 33 +++ ++ ++ +++ +++ ++(+) ++ +(+) +++ 5 - x 43 - +(+) - - +++ - +++ +++ ++(+) - - - - 15 - - + +(+) +++ - ++(+) ++ + - - - x 14 ++ +++ ++ ++ ++ +++ ++ ++ ++ 10 - - x 17 gute bis ausreichende Wirkung Keine Anwendung ohne abdriftmindernde Düsen NW 607 Kosten Vogelmiere G D NTAuflage (Hecke etc.) vergeben W. Gänsefuß g/l je kg Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung Taubnessel l;kg/ha Gewässerabstand m* Abdriftminderung Ackerstiefmütterchen Wirkstoff Wirkung gegen Kamille-Arten Zulassung in Klettenlabkraut Präparat Aufwandmenge Einsatztermin BBCH Wirkstoffgehalt + Teilwirkung (+) - 90 Einschränkung - Keine Wirkung €/ha + FHS Iodosulfuron Mesosulfuron 6 30 0,15+0,3 R x 0,3+0,6 x 0,3+0,6 0,5 500 4) H - x 11-15 - - 10 x - - 10 x - - - x - - 10 x - - 10 x 15 5 10/20 x 10 - 10 x 15 5 20 x F x x 13-32 +++ +++ +++ ++(+) ++ ++(+) - x x x x 2,0-2,5 x x x 3,0 x Propoxy- 663 0,06-0,1 Pinoxaden CloquintocetMexyl 50 12,5 0,7-0,9 Flufenacet 500 Kosten €/ha 16 - 53 H 11-29 Attribut NTAuflage (Hecke etc.) vergeben 90 - x 2,5-3,0 RandStreifen (m) bei > 2 % Hangneigung - x 0,15+0,3 Isoproturon W T x x Abdriftminderung Quecke G Gewässerabstand (m) * Flughafer BBCH 0,4+0,8 Arelon TOP Einsatztermin [l;kg/ha] g/l,kg Atlantis WG Zulassung in Taube Trespe Aufwandmenge Weidelgräser Wirkstoffgehalt Jährige Rispe Wirkstoff Windhalm Präparat Ackerfuchsschwanz Tabelle 4: Wirksamkeit von Getreideherbiziden gegenüber Ungräsern F 13-29 ++ ++(+) +++ - - - - x X x x x X x x 0,9-1,2 x X x x 0,3 / 0,5 x x x X VA 11-16 F 13-29 ++ ++(+) - - ++ - ++ - - - x 20-33 F 11-39 ++(+) +++ - +++ - +++ - - - - - ? 5 / 10 x 19-31 - - 15 10 x 22-31 carbazone Axial 50 Cadou SC H 11-29 0,24 0,35-0,5 4 Concert SX Ciral Harmony Millenium x x x x Metsulfuron Thifensulfuron Flupyrsulfuron Metsulfuron 40 400 308 161 0,1-0,15 x x x 0,025 x x x Thifensulfuron Flupyrsulfuron 386 92 0,08 x x Mero Iodosulfuron 48 0,175-0,2 x x - (+) ++ - - - - F 13-29 - ++(+) + - - - - 5 - 20 x 35-53 F 13-29 +(+) ++(+) +++ - - - - 5 5 - x 31 ++(+) + - - - - 5 - - x ? +++ +++ ++(+)2) - +(+)1) - 5 - - x 32-37 H H 11-29 ++(+) F 13-32 x Husar + +++ NA-13 11-12 x x +++ x F 13-32 + Flupyrsulfuron Carfentrazon 154 310 0,06 x x x Sulfosulfuron 800 + Monfast Ralon Super F 11-29 ++ +++ + - - - - - - - x 26 2) F 12-30 ++(+) ++(+)1) + - - - - - - - x 45 12,5+0,4 x F 11-32 + +++ + + ++(+) +(+) ++(+) - x 18 x - - 5 - H 5 - H - - 25 g+ 0,8 Fenoxaprop 64 1,2 1,0 x 1,2 1,0 x x x x x x x 3) F 13-31 +++ 1) ++(+) - - - sehr gute bis gute Wirkung ++ - - 5 - - +++ - 5 5 F 13-37 F 13-29 +++3) Clodinafop 100 0,5-0,6 x x x H ++(+)1) ++2) Cloquintocet20 Mexyl 1) bis BBCH 21 2) bis BBCH 25 3) Minderwirkung bei vorhandener Resistenz 4) kein Einsatz vor dem 15.03. H-Herbst Preisliste der Raiffeisen-Hauptgenossenschaft Nord, Frühjahr 2007 * - Länderrecht beachten Topik 100 +++ €/ha H x Monitor 90 H x Lexus Class - Kosten Quecke 0,02 W T x x NTAuflage (Hecke etc.) vergeben Flughafer 463 R x RandStreifen (m) bei > 2 % Hangneigung Abdriftminderung BBCH G Gewässerabstand (m) * Taube Trespe Flupyrsulfuron Einsatztermin [l;kg/ha] g/l,kg Lexus Zulassung in Weidelgräser Aufwandmenge Jährige Rispe Wirkstoffgehalt Windhalm Wirkstoff Ackerfuchsschwanz Präparat gute bis ausreichende Wirkung + Teilwirkung 36 10 x 34-41 - - ? F-Frühjahr (+) Einschränkung - Keine Wirkung Tabelle 5: Wirksamkeit ausgewählter Herbizide in Wintergetreide - Herbstanwendung Arelon TOP1) Atlantis WG +FHS Iodosulfuron Mesosulfuron 0,18 11-29 2,0-3,0 11-29 6 30 0,15+0,3 11-15 0,4+0,8 11-15 Diflufenican Flurtamone 100 250 1,0 VA-29 Boxer Prosulfocarb Cadou SC Flufenacet Bacara 4) x x x x x x x x x x x x 0,7-0,8 VA-29 x x x 800 3,0-5,0 VA-12 x x x 500 0,3 VA x x x 10-13 x x 0,5 x x x ++ +++ Klatschmohn 56 444 500 Kornblume Flupyrsulfuron Diflufenican Isoproturon R W T Ausfallraps Absolute M G TaubnesselArten g/l je kg Ehrenpreis BBCH Ackerstiefmütterchen l,kg/ha Vogelmiere Wirkung gegen KamilleArten Zulassung in KlettenLabkraut Einsatztermin Windhalm Wirkstoff Aufwandmenge Ackerfuchsschwanz Präparat Wirkstoffgehalt ++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ ++(+) + Gewässerabstand (m) * Abdriftminderung - Ciral Fenikan2) Harmony Millenium Herbaflex 1) Herold SC Flupyrsulfuron Metsulfuron Diflufenican Isoproturon Flupyrsulfuron Thifensulfuron IPU Beflubutamid Diflufenican Flufenacet 308 161 62 500 100 400 500 85 200 400 - - ++ - 15 5 10/20 ++ +++ - +++ +++ + - - ++ + - - - - +++ +++ - +++ +++ + - - ++(+) + + +++ ++(+) +++ +++ +++ +++ +++ +++ +(+) - - ++(+) +++ ++(+) + ++ ++ +++ +++ +(+) ++(+) +(+) +++ +++ ++(+) + - x +++ +++ - (+) ++ - - - - - - x x +++ +++ - (+) ++ - - - - - - x x x ++ ++(+) +(+) +++ +++ ++(+) +(+) +++ +++ ++(+) x x x + +++ ++(+) +++ +++ +++ +++ +++ +++ x x x ++ ++(+) + +++ +++ + + ++(+) x + +++ + +++ +++ ++(+) +(+) ++(+) +++ +++ ++(+) +++ +++ ++ +++ ++(+) ++ +++ 11-29 x x x 0,6 VA x x x x x x x x x 0,5 0,6 10-13 11-16 - +++ 2,0 x - +++ 11-29 35 +++ +++ 0,08 x x 3) +++ ++(+) 11-29 20 - ++ 1,5-2,0 - +++ ++(+) 11-29 Kosten ++ - 0,025 NTAuflage (Hecke etc.) vergeben €/ha 90 5 - 10 16 x 5 5 43 37 20 x 26-30 10 - - x 39-65 - - 5 - 19 - - 10 x 31 - - - - 15 - - 10 x 22-31 +++ 5 5 - x 31 ++ +++ 10 5 20 x 26-34 +++ +++ +(+) 5 - - x ? +++ ++(+) +(+) ++(+) 10 - 53) x 33 +++ +++ ++(+) + +++ 5 20 x 58 +++ +++ +++ ++ + +++ 0,24 0,35-0,5 Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung x 48 Lexus Flupyrsulfuron 500 0,02 11-29 x x x ++(+) ++(+) +(+) +++ +++ + + ++(+) +++ ++(+) +++ - - - x 26 Lexus Class Flupyrsulfuron Carfentrazon 154 310 0,06 11-25 x x x ++(+) ++(+) ++(+) +++ +++ ++ +++ +++ +++ ++(+) +++ - - - x 45 20 5 - x ++ +++ - - - x 10 ++ +(+) +(+) - - - - 16 ++(+) + + +++ 10 - x ++(+) ++(+) + + +++ 10 - x 51 ++ ++ + - ++ 20 5 - x 26 ++(+) ++(+) ++(+) + - +++ 20 5 - x 41 +++ +++ +++ +++ ++ ++ 10 - - - 22 x +(+) +++ ++(+) +(+) +++ ++ +++ +++ ++ + 2,0-4,0 10-29 x x x x ++(+) +++ ++(+) ++(+) +++ ++ +++ +++ ++(+) + +++ 333 13 482 3,0 10-29 x x x x + ++(+) +(+) ++(+) ++(+) ++(+) ++(+) ++(+) + - Pointer SX Pendimethalin Cinidon-ethyl Tribenuron 0,03 13-29 x x x x - - + +++ +++ ++ + ++(+) +++ Primus Florasulam 50 0,075 13-29 x x x x - - ++ ++(+) ++(+) - - - Stomp Aqua Pendimethalin 455 4,4 VA-NA x x x x +(+) ++(+) ++ ++ +++ +++ ++(+) Stomp SC Pendimethalin 400 5,0 VA x x x +(+) ++(+) ++ ++ +++ +++ 2,5 VA + ++ + ++ ++ ++ 4,0 NA + ++(+) +(+) ++(+) ++(+) 0,06 VA-14 - ++(+) ++ ++(+) +++ Orbit Sumimax Flumioxazin 500 x x x x x x NG408-keine Anwendung auf dränierten Flächen zwischen dem 01.Juni und dem 01.März NG405-keine Anwendung auf dränierten Flächen 3) bis 1,15 kg Wirkstoff/ha 10m , darüber 20 m 4) keine Anwendung auf dränierten Flächen zwischen dem 01.11. u. dem 15.03. * Länderrecht beachten 2) sehr gute bis gute Wirkung ++ gute bis ausreichende Wirkung €/ha 90 Keine Anwendung ohne abdriftmindernde Düsen 1) +++ Kornblume x Ausfallraps x Ackerstiefmütterchen TaubnesselArten +++ Ehrenpreis x Vogelmiere 10 x R W T 28-56 5 VA Malibu G Kosten 20 2,0-4,0 g/l je kg NTAuflage (Hecke etc.) vergeben +++ 300 60 BBCH Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung - Pendimethalin Flufenacet l,kg/ha Gewässerabstand (m) * Abdriftminderung Klatschmohn Wirkung gegen KamilleArten Zulassung in KlettenLabkraut Einsatztermin Windhalm Wirkstoff Aufwandmenge Ackerfuchsschwanz Präparat Wirkstoffgehalt NW 607 + Teilwirkung (+) Einschränkung - Keine Wirkung Getreide Fungizideinsatz im Winterweizen Pilzbekämpfung im Getreide Dr. S. Goltermann Die Preisentwicklung auf dem Getreidemarkt gehört zu den erfreulichsten Nachrichten des vergangenen Anbaujahres (Abb. 1). Die Getreidepreise sichern nicht nur langfristig solide Betriebsergebnisse, sie stoppen auch die weitere Ausdehnung des lokal bereits jetzt überzogenen Rapsanbaus und sie beeinflussen die spezielle optimale Intensität im Pflanzenschutz. Erzeugerpreis (€/dt) 30 2005 25 2006 2007 20 15 10 5 0 E-Weizen A-Weizen B-Weizen Futtergerste Brot- Roggen Abbildung 1: Entwicklung der Getreidepreise in den drei letzten Jahren Neuheiten auf dem Fungizidmarkt Neuzulassungen, Zulassungserweiterungen sowie veränderte Vermarktungsstrategien bekannter Produkte sorgen auch in der kommenden Saison für Bewegung im Fungizidmarkt. Alto 240 EC (a.i. Cyproconazol) hat die Zulassung in allen Getreidearten außer Triticale erhalten. Schwerpunktempfehlung bleibt der Einsatz in Roggen zur Rostbekämpfung. Capalo ist die Fertigformulierung von Opus Top und Flexity ebenfalls mit einer Zulassung in allen Getreidearten. Das Produkt verfügt über eine breite Wirkung, wird sich jedoch eher im frühen Blattbereich (bis BBCH 37) etablieren. Priori Xtra – eine weitere für 2008 avisierte Neuzulassung – vereint die Wirkstoffe Azoxystrobin (Amistar) und Cyproconazol. Obgleich in allen Getreidearten beantragt, wird der Schwerpunkt der Vermarktung im Roggen zur Rostbekämpfung liegen. Prosaro, eine Kombination aus Prothioconazol (Input) und Tebuconazol (Folicur), wird ebenfalls in allen Getreidearten zugelassen und vorzugsweise zur Ährenbehandlung in Weizen und Triticale empfohlen. AmistarOpti und Gladio haben eine Zulassungserweiterung auf Triticale und weitere Indikationen erfahren. Neu ist die Vermarktung des Input+Talius-Packs und des Packs Fandango+Input-Perfekt. Flexity steht im nächsten Jahr auch als Solo-Produkte zu Verfügung. Fungizideinsatz im Winterweizen Trockener April stoppte Pilzinfektionen, Braunrost dominante Krankheit Noch Mitte März sah alles nach einem „Pilzjahr“ aus. Der Weizen kam üppig entwickelt und krank aus dem Winter. Die von der letzten Märzpentade bis zur ersten Maipentade anhaltende Trockenperiode stoppte Halmbruch und Septoria tritici effektiv. Mehltau und Braunrost blieben, zunächst latent, aktiv. Beide Krankheiten beherrschten dann das für hiesige Verhältnisse untypische Befallsgeschehen. Die Resistenzeigenschaften der Sorten traten deutlich zu Tage. Septoria tritici erschien spät zum Ende des Ährenschiebens (Abb. 2). 24 Anteil bef. Pflanzen (%) Getreide Fungizideinsatz im Winterweizen 50 40 Braunrost Mehltau 17. KW 19. KW Septoria tritici 30 20 10 0 16. KW 18. KW 20. KW 21. KW 22. KW 23. KW 24. KW BBCH 31 BBCH 32 BBCH 34 BBCH 37 BBCH 43 BBCH 55 BBCH 64 BBCH 66 BBCH 70 Abbildung 2: Befallsentwicklung von Blattkrankheiten im Winterweizen (Region Rostock) Halmbruch – Frühjahrstrockenheit verhinderte Starkbefall Es verwunderte nicht, dass bei 4°C überdurchschnittlichen Temperaturen im Zeitraum Oktober bis März für alle Aussaatklassen und alle Standorte ein hohes Halmbruchrisiko prognostiziert wurde. Deshalb rief der Pflanzenschutzdienst zu ausdrücklichen Halmbruchbehandlungen auf. Die Frühjahrstrockenheit verhinderte den erwarteten Starkbefall. Dennoch lagen die ermittelten Befallswerte über dem langjährigen Durchschnitt (Abb. 3). Befallswert 50 Zentralwert 1999-2007 mit Spannweiten Werte für 2007 40 30 20 10 0 Land Abbildung 3: Küstenregion westliches MV zentrales MV Befallswerte von Halmbruch an Winterweizen, ermittelt auf unbehandelten Teilflächen, kritische Werte ab 30% Befallswert 30 60 0 Abbildung 4: Flexity + Opus T. Unix + Opus T. + Talius 10 Input + Talius 70 Champion + Talius 20 Opus T. + Talius 80 Befallswert Ertrag 90 Kontrolle Ertrag (dt/ha) Die Halmbruchversuche fanden in den Sorten Dekan und Tommi statt. Verschiedene Tankmischungen sollten die unterschiedliche Wirkungsbreite der Halmbruchpräparate ausgleichen. Die geprüften Fungizide erreichten Wirkungsgrade zwischen 25 und 53 % (Abbildung 4). Bemerkenswert sind die gute Halmbruchwirkung von Unix und das durch die Braunrostschwäche verursachte ungewohnt schlechte Abschneiden der Input-Variante. Halmbruchversuche - Erträge und Wirkungen (MV 2007, n=3, Sorten: Dekan, Tommi, Behandlung in BBCH 31 mit 80% der zugelassenen Aufwandmenge) 25 Getreide Fungizideinsatz im Winterweizen Ertrag (dt/ha) Die in der Abbildung 5 ausgewiesenen Ertragsleistungen verschiedener langjährig geprüfter Varianten der Halmbruchbehandlung spiegeln die unterschiedliche Wirkungsbreite der eingesetzten Wirkstoffe wider. 90 85,5 87,0 87,8 86,8 Kontrolle Blattfungizid FlexityVarianten InputVarianten UnixVarianten n=21 n=25 n=11 n=14 n=25 77,3 80 70 60 50 Abbildung 5: Ertragsleistungen verschiedener Halmbruchbehandlungen (2003-2007) (Champion-Varianten bislang erst zweijährig geprüft) Bei angezeigter Halmbruchgefährdung gehören Capalo, Champion, Flexity, Input oder Unix in die erste Fungizidbehandlung. Achten Sie auf einen Wirkstoffwechsel in dieser Indikation! Beginnen Sie die Fungizidbehandlungen zu T1 nicht jedes Jahr mit dem gleichen Produkt! In der Wirkungsbreite sind Capalo, Champion und Input vergleichbar und den anderen genannten Präparaten deutlich überlegen. Flexity passt aufgrund der exzellenten Mehltauwirkung ebenfalls in die erste Behandlung. Unix überzeugt mit der besten Halmbruchwirkung, verfügt jedoch als Spezialfungizid über keine weiteren im Weizen nutzbaren Wirkungen. Mehltaubehandlung problemlos Je nach Sorteneigenschaften dominierten Mehltau oder Braunrost das Krankheitsgeschehen im Weizen. In unseren Versuchen demonstrierten die drei neueren Präparate (Flexity, Talius, Vegas) nunmehr im vierten Jahr ihr Leistungsprofil. Die Ergebnisse der diesjährigen Versuche sind in Abbildung 6 zusammengefasst. Sie korrespondieren mit den mehrjährigen Resultaten in bester Weise (Abbildung 7). Mehrertrag (uK= 65,5 dt/ha) Mehltau (uK= 10%) 2 15 10 1 5 0 0 Flexity 0,4 + Talius 0,2 Champ. + Champ. Abbildung 6: Vegas 0,2 Flexity 0,4 + Talius 0,2 + Champ. Input + Input Ergebnisse der Mehltauversuche im Weizen (MV 2007, n=4, Sorte: Toronto; Doppelbehandlungen) 26 Vegas 0,2 + Input Befall (% DG) Mehrertrag (dt/ha) 20 Fungizideinsatz im Winterweizen Mehrertrag (uK= 77,0 dt/ha) 20 Mehltau (uK= 25%) 10 15 5 10 5 0 0 Flexity 0,4 + Azol FortressT. 1,2 + Azol Talius 0,2 + Azol Vegas 0,2 + Azol Zenit 0,5 + Azol n=17 n=13 n=14 n=17 n=12 Abbildung 7: Befall (% DG) Mehrertrag (dt/ha) Getreide Ergebnisse der Mehltauversuche im Weizen (MV 2004-2007, Doppelbehandlungen, Azol: Opus, Proline, Champion, Sorten: Toronto, Ritmo) Mehltau-tolerante Sorten ersparen frühe Mehltaubehandlungen vor dem Zwei-KnotenStadium. Flexity-Varianten fallen stets durch überragende Ertragsleistungen auf. Fortress Top konkurriert am ehesten mit Vegas. Talius besticht durch eine unübertroffene Dauerwirkung. In Tankmischung mit azol- und/ oder morpholinhaltigen Fungiziden wird die Schwäche gegenüber etabliertem Befall aufgehoben. Vegas´ Vorteil liegt in der Kombination von Kurativ- und Dauerwirkung. In den Bonituren rangiert es Nuancen hinter Talius und vor Flexity. Zenit M gilt weiterhin als solider Standard. befallene Pflanzen [%] Septoria tritici – später Befall Seit zwei Jahren schon spielt Septoria tritici in den meisten Beständen eine untergeordnete Rolle (Abb. 8). Günstige Infektionsbedingungen fand der Pilz 2007 erst nach dem im Mai einsetzenden Regen. Zu dieser Zeit gab es kaum noch Ausgangsinokulum und so bonitierten wir verstärktes Auftreten erst im Juni. Dennoch verlangt die Krankheit weiterhin erhöhte Aufmerksamkeit, da wieder stark anfällige Sorten (z.B. Akteur) in den Anbau drängen. 40 2006 30 2007 20 10 0 April Mai Mai Mai Mai Juni Juni Juni 17. KW 18. KW 19. KW 20. KW 21. KW 22. KW 23. KW 24. KW Abbildung 8: Befallsverlauf von Septoria tritici 2006 und 2007 in unbehandeltem Weizen Bei schwachem Ausgangsbefall breitet sich der träge Pilz Septoria tritici nur langsam aus. Unter solchen Verhältnissen spielen frühe Infektionen keine Rolle und können mindestens bis zum Zwei-Knotenstadium unberücksichtigt bleiben. Sind die Bestände bereits zu Vegetationsbeginn stark befallen, muss auf Infektionsereignisse ab BBCH 31 reagiert werden. Capalo, Champion, Flamenco und Input werden für eine effektive Septoria-Bekämpfung empfohlen. Ein Zusatz von 1,0-1,5 l/ha Bravo zur ersten Septoriabehandlung (ES 31-37) ist nur bei Ø hohem Infektionsdruck (hoher Ausgangsbefall, anfällige Sorte, gute Infektionsbedingungen) oder Ø dem Einsatz schwächerer bzw. in der Aufwandmenge stärker reduzierter Azolfungizide bei infektionsnaher Ausbringung angezeigt. 27 Getreide Fungizideinsatz im Winterweizen Anteil bef. Pflanzen (%) Braunrost – auffälligste Krankheit 2007 Sprach man 2006 noch von einem ‚auffälligen Spätbefall’, so wird 2007 als Braunrostjahr in die Annalen des Pflanzenschutzes eingehen. Dabei hing die Befallsstärke in erster Linie von den Resistenzeigenschaften der angebauten Sorte ab (Abb. 9). Rost zeigte sich vor allem in Dekan und Tommi. Beachtete man die Sortenunterschiede und die Wirksamkeiten der Fungizide, gab es in der Bekämpfung keine Probleme. 100 Dekan 80 Akteur 60 40 20 0 16. KW Abbildung 9: 17. KW 19. KW 20. KW 21. KW 22. KW 23. KW 24. KW Befallsverlauf von Braunrost in unbehandelten Weizensorten (HRO, 2007) Braunrostauftreten ist stark jahres- und sortenspezifisch. Tritt die Krankheit auf, muss die Rostwirkung der Blattfungizide beachtet werden. Neben Cyproconazol (Alto), Epoxiconazol (Capalo, Champion, Opus T.) und Tebuconazol (Folicur, Pronto Plus, Prosaro) verfügen die Strobilurine über eine gute (Twist) bis hervorragende Wirksamkeit gegenüber Rosten. Blattfungizide im Vergleich Die Versuche fanden in den Sorten Akteur, Buteo und Dekan statt. Der Befall von Septoria tritici und Braunrost reichte aus, um eine Differenzierung der biologischen Wirksamkeit der geprüften Produkte vorzunehmen. Die Behandlungen erzielten in allen Sorten wirtschaftliche Mehrerträge. Bei dem Befallsgeschehen überzeugten vor allem Champion, Capalo und Prosaro hinsichtlich Wirksamkeit und Ertragsleistung. Input und Flamenco FS krankten an der ungenügenden Rostwirkung. Emerald zeigte eine indiskutable Leistung. Zusammengefasst dargestellt sind sowohl die diesjährigen als auch die langjährigen Versuchsergebnisse (Abbildungen 10 und 11). Mehrertrag dt/ha 25 Befall in % 20 Mehrertrag (uK=65,1 dt/ha) Septoria tritici (uK=23%) Braunrost (uK=55%) kostenfr. Mehrerlös Mehrerlös in €/ha 300 250 200 15 150 10 100 5 50 0 0 Capalo Cirkon + Champion Emerald + Flamenco Corbel + Corbel Corbel + Corbel Input Prosaro + Corbel Abbildung 10: Ergebnisse zum Vergleich von Blattfungiziden (MV 2007, n=4, Sorten: 1x Akteur, 2x Buteo, 1x Dekan, Doppelbehandlungen) 28 Fungizideinsatz im Winterweizen Mehrertrag (uK=76,3 dt/ha) 20 kostenfr. Mehrerlös 350 15 300 10 250 5 200 0 150 Champion + Corbel Flamenco FS+Corbel Input n=12 n=17 n=17 Mehrerlös (€/ha) Mehrertrag (dt/ha) Getreide Abbildung 11: Ertragsleistungen verschiedener Septoria-Fungizide (M-V 2004-07, adjustierte Mittelwerte, Hauptsorte: Ritmo, Doppelbehandlungen) Champion ist das derzeit stärkste Blattfungizid im Weizen. Auch unter den Befallsbedingungen des Jahres 2007 bestätigte das Präparat die hervorragenden Leistungen der Vorjahre. Mit Capalo (früher Blattbereich) und Prosaro (Abschlussbehandlung) stehen zwei neue leistungsstarke Fungizide zur Verfügung. Input ist kein Rostfungizid. Im langjährigen Vergleich überzeugt es weiterhin mit soliden Ergebnissen. Emerald und Cirkon fielen deutlich ab und werden nach ein- bzw. zweijähriger Prüfung aus den Versuchen genommen. Hohe Weizenpreise beeinflussen die Fungizidintensität Das aktuelle Krankheitsgeschehen, die Resistenz der Sorte und die Ertragserwartung bestimmen das notwendige Maß an Pflanzenschutz. Allerdings schaffen die gegenüber dem Vorjahr um 100 % gestiegenen Weizenpreise Spielraum in der Intensität der Pilzbekämpfung. Das gilt sowohl für die Auswahl der Fungizidkombinationen als auch für die Festlegung der Behandlungshäufigkeit. Illustriert ist dies in den Abbildungen 12 und 13. Die Ergebnisse basieren auf langjährig geprüften Versuchsserien. Mehrertrag (uK=79,8 dt/ha) 20 300 Mehrerlös bei 23,4 €/dt 15 200 10 100 5 Mehrerlös (€/ha) Mehrertrag (dt/ha) Mehrerlös bei 11,25 €/dt 0 Azolfungizid Azolfungizid + Bravo Azolfungizid + Strobilurin n=32 n=21 n=31 Abbildung 12: Mehrerträge verschiedener Fungizidkombinationen und Wirtschaftlichkeit bei unterschiedlichen Weizenpreisen (M-V 2003-2007, Hauptsorte: Ritmo) 29 Getreide Fungizideinsatz im Winterweizen 2004-07 (uK=74,9 dt/ha) Mehrerlös bei 23,4 €/dt Mehrerlös bei 11,25 €/dt 300 15 200 10 100 5 Mehrerlös (€/ha) Mehrertrag (dt/ha) 20 0 Einfachbehandlung Doppelbehandlung Dreifachbehandlung BBCH 37 BBCH 32 + 55 BBCH 32 + 37 + 65 Abbildung 13: Wirtschaftlichkeit verschiedener Behandlungshäufigkeiten bei unterschiedlichen Weizenpreisen (M-V 2004-2007, n=16; div. Sorten) Einmalbehandlungen liefern in MV unterdurchschnittliche Renditen. Doppelbehandlungen mit besseren Produkten und empfohlenen Aufwandmengen werden viele Weizenbestände optimal zur Ernte führen. Unter Befallsbedingungen und in anfälligen Sorten (Akteur) lassen sich nunmehr auch drei Behandlungen wirtschaftlich darstellen. Schwache Fungizide sollten es bei den derzeitigen Weizenpreisen schwerer in der Vermarktung haben als bisher. Weizenanbau auf hohem Ertragsniveau gestattet wieder den Einsatz Strobilurin-haltiger Produkte. Zusammengefasste Empfehlungen zur Pilzbekämpfung im Winterweizen • Bei Weizen- und Maisvorfrucht zur Minderung des Infektionspotenzials pflügen. • Widerstandsfähige Sorten mit einer Fusariumnote = 5 wählen. • Leistungsstarke Fungizide verwenden. • Hohe Aufwandmengen (80%) in anfälligen Sorten und bei Behandlungen im deutlich kurativen Bereich ausbringen. • Auf typischen Weizenstandorten zwei Behandlungen einplanen. • Herbstbehandlungen sind illegal und reine Kosmetik. • Erste Behandlung (ES 31-37) infektionsnah (www.lallf.de, Timer) setzen, ggf. Mehltaupartner beimischen. • Zweite Behandlung (ES 49-63) mit einem anderen starken Fungizid durchführen. • „Zwischenspritzungen“ unter Befallsbedingungen in anfälligen Sorten erwägen. 30 Getreide Bekämpfungsrichtwerte im Getreide Bekämpfungsrichtwerte von Pilzkrankheiten im Getreide Krankheit Gefährdungs- Boniturgegenstand Schwellenwert zeit (BBCH) Wintergerste Mehltau 32-61 3 obere Blätter 60 % (15 befallene Halme/Linie) Zwergrost 37-61 3 obere Blätter 30 % (8 befallene Halme/Linie) Rhynchosporium 32-61 3 obere Blätter 3. Etage 50 % , 2. Etage 10 % Netzflecken 31-61 3 obere Blätter 30 % (8 befallene Halme/Linie) Mehltau 31-61 3 obere Blätter 60 % (15 befallene Halme/Linie) Zwergrost 31-61 3 obere Blätter 3. Etage 50 %, 2. Etage 10 % Rhynchosporium 32-61 3 obere Blätter 30 % Netzflecken 31-61 3 obere Blätter 30 % Sommergerste Winterweizen Mehltau 32-61 3 obere Blätter 60 % (15 befallene Halme/Linie) Braunrost 37-61 3 obere Blätter Auftreten erster Nester Septoria tritici/ BBCH 32-37=30 %, Septoria nodorum 32-61 4 obere Blätter BBCH 39-61=10 % Gelbrost 31-61 3 obere Blätter erste Rostpusteln im Bestand Winterroggen Mehltau 32-61 3 obere Blätter 60 % Rhynchosporium 32-61 3 obere Blätter 3. Etage 50 %, 2. Etage 10 % Braunrost 37-61 3 obere Blätter erste Rostpusteln im Bestand Braunrost 36-61 3 obere Blätter erste Rostpusteln im Bestand Gelbrost 31-61 3 obere Blätter erste Rostpusteln im Bestand Triticale 31 Tabelle 1: Wirksamkeit ausgewählter Weizenfungizide Echter Mehltau Präparat Aufwand l, kg/ha Halmbruch Wirkstoff(e) Kurativ- Dauer- Septoria tritici Kurativ- wirkung Acanto Agent Amistar AmistarOpti Alto 240 EC Bravo 500 Capalo Caramba Champion Champion +Diamant Cirkon Corbel Diamant Fandango Fandango +Input-Perfekt Flamenco FS Flexity Folicur Fortress Top Gladio Harvesan Input Juwel Top Mirage 45 EC Opus Top +++ Dauer- Sept. nodorum Braunrost DTRBlattdürre Fusariumarten RandNTPreis streifen Auf(m) lage Hangver€/ha neigeben gung >2% ohne 90% Epoxiconazol + Boscalid +(+) ++ +++ + +++ (+) (+) ++ ++ +++ + + + +(+) ++(+) +(+) ++ + +++ ++ +++ +++ ++ +++ +++ +(+) +++ +++ ++(+) ++(+) +++ ++ +++ ++(+) + +++ +++ +++ +++ ++ +++ +++ +(+) +++ +++ + + ++ + +(+) +(+) - * 20 5 k.Z. ? k.Z. ? 5 5 * 20 * 5 ? 5 ? * * 5 20 ? 10 ? 10 ? - 39 35 49 41 ? 19 ? 38 50 2*0,9 s. Einzelprodukte +(+) +(+) ++ ++ +++ +++ +++ +++ - 10 * 10 - 52 1,25 1,0 1,75 1,5 Propiconazol + Prochloraz Fluoxastrobin + Prothio. (+) + +++ ++ (+) + +(+) +(+) +(+) + ++ +++ +(+) ++ ++(+) ++ +++ +++ + (+) +++ ++(+) +(+) +++ ++(+) ++ 5 10 10 15 * 10 * 5 - - 29 26 62 2*0,75 s. Einzelprodukte +(+) +(+) ++ +++ +++ +++ ++(+) ++(+) ++(+) 15 5 - - ? 2,3 0,5 1,0 1,5 0,8 0,8 1,25 1,0 1,2 1,5 (+) +(+) Tebuconazol Quinoxyfen + Fenpropimorph Tebu. + Propi. + Fenpropidin Flusilazol + Carbendazim Prothioconazol + Spiroxamine +(+) Epoxi. + Kres. + Fenpropimo. Prochloraz (+) Epoxiconazol + Fenpropim. - + ++ + ++ +++ (+) ++ ++ ++ +++ ++ +++ ++(+) (+) ++ + ++ +++ +(+) ++ ++ +++ ++(+) ++(+) ++(+) ++ ++ ++ +++ +++ (+) +++ ++(+) ++(+) ++ ++ +++ +++ ++ +++ ++ +++ +(+) + ++ +++ +++ + +(+) ++(+) ++ ++ ++ +(+) ++ ++ + ++(+) + - 5 * 5 10 20 5 15 20 10 10 * * * 10 20 * 5 5 10 10 - - 42 ? 29 33 34 26 52 50 20 48 1,0 1,0 1,0 2,5 0,4 2,0 2,0 1,5 1,5 Picoxystrobin Propiconazol + Fenpropidin Azoxystrobin Azoxystrobin + Chlorthalonil Cyproconazol Chlorthalonil Metrafen. + Epoxi. + Fenpro. Metconazol Fenpropimorph Epoxi. +Fenpropi.+Pyraclo. Fluquinconazol + Prochloraz Metrafenone ausgezeichnete Wirkung +++ sehr gute Wirkung ++ wirkung Gewässerabstand (m) bei Abdriftminderung* gute Wirkung + Nebenwirkung - ohne Wirkung * ? Landeswassergesetz beachten! Tabelle 1: Wirksamkeit ausgewählter Weizenfungizide (Fortsetzung) Echter Mehltau Präparat Aufwand l, kg/ha Wirkstoff(e) Proline Pronto Plus Prosaro Radius Swing Gold Talius Taspa Twist Unix Vegas Zenit M 0,8 1,5 1,0 1,5 1,5 0,25 0,5 0,5 1,0 0,5 0,75 +(+) Tebuconazol + Spiroxamine Prothioconazol + Tebuconazol + Cyproconazol + Cyprodinil +(+) Epoxiconazol + Dimoxystrobin Proquinazid Difenoconazol + Propiconazol Trifloxystrobin Cyprodinil ++ Cyflufenamid Fenpropidin - Halmbruch Kurativ- Dauer- Septoria tritici Kurativ- wirkung +++ Prothioconazol ausgezeichnete Wirkung +++ sehr gute Wirkung (+) ++ + (+) + + (+) +++ +++ +(+) ++ +(+) +(+) + +++ + +(+) +++ ++(+) ++ Dauer- Sept. nodorum Braunrost DTRBlattdürre Fusariumarten +++ ++(+) +++ ++ ++(+) +++ ++(+) + - + ++(+) ++(+) ++ ++ ++ ++ - ++ +(+) +(+) ++ ++ +++ ++(+) ++ - ++(+) +(+) ++(+) ++(+) - wirkung +++ ++ ++ ++ ++ ++ - gute Wirkung +++ ++ ++ +(+) ++ ++(+) (+) - + Gewässerabstand (m) bei Abdriftminderung* 90% * 20 ? 10 * * 10 * 5 * 10 ohne Nebenwirkung - ohne Wirkung Die Wirksamkeit weiterer angebotener Packs lässt sich aus den Angaben in der oben stehenden Tabelle ableiten. 5 20 ? k.Z. 10 5 10 10 20 * 15 * Randstreifen (m) Hangneigung >2% NTAuflage vergeben ? 5 - ? ja ja Preis €/ha Landeswassergesetz beachten! 47 32 ? 52 42 20 22 47 45 48 34 Getreide Fungizideinsatz in Wintergerste und Winterroggen Pilzbekämpfung in Gerste und Roggen Dr. S. Goltermann Wintergerste – Ramularia engt empfohlene Produktpalette ein Bekam man die Wintergerste im Guten vom Feld, trug sie 2007 erheblich zum Betriebsergebnis bei. Die Preise lagen auch hier um 100% über deen des Vorjahres und die Bestände versprachen ordentliche Erträge. Die Gerste kam stark von Netzflecken befallen aus dem Winter. In der Trockenperiode „putzten“ sich die Bestände und blieben dann lange gesund. Als im Mai mit den Niederschlägen auch die Pilze erschienen, schob die Wintergerste bereits die Ähren und die Behandlungen waren abgeschlossen. Unbehandelte Parzellen fielen zunächst durch Netzflecken auf, später ließ sich verbreitet Ramularia finden und der späte Zwergrost half auch auf behandelten Schlägen bei der Abreife mit. Unter diesen Bedingungen überzeugten alle in der Soloanwendung geprüften Varianten (Amistar Opti + Gladio, Champion + Diamant, Fandango, Input). Erneut ragte die Fungizidkombination Champion + Diamant etwas heraus. Im Ergebnis der langjährigen Prüfung wird dies besonders deutlich (Abb. 14). Mehrertrag kostenfr. Mehrerlös 200 10 150 5 100 0 50 AmistarOpti + Gladio Champion Champion +Diamant Fandango Input 1,8 + 0,6 1,25 0,9 + 0,9 1,25 1,25 n=8 n=11 n=7 n=23 n=23 Mehrerlös (€/ha) Mehrertrag (dt/ha) 15 Abbildung 14: Ergebnisse zum Vergleich von Gerstenfungiziden (MV 2003 – 2007) Bei den derzeitigen Marktpreisen ist es nach den vorliegenden Ergebnissen empfehlenswert, bei notwendigen Doppelbehandlungen bereits zur ersten Applikation leistungsstarke Präparate auszuwählen (Abb. 15). Ertrag (dt/ha) 100 89,5 89,0 Vorlage Cirkon Vorlage Harvesan 90 80 92,1 78,9 70 Kontrolle Vorlage Input Abbildung 15: Ergebnisse zum Vergleich von Gerstenfungiziden in der Vorlage (MV 2007, n=4; Behandlungen zu BBCH 32, Folgebehandlung mit Fandango 1,0 l/ha) Getreide Fungizideinsatz in Wintergerste und Winterroggen Abbildung 16 ist in Auswertung der langjährigen Versuchsreihen entstanden und weist darauf hin, dass Doppelbehandlungen auch unter den neuen Marktbedingungen nicht zwangsläufig zum Standard werden müssen. Ertrag (dt/ha) 100,0 90,0 89,1 90,4 Einfachbehandlungen Doppelbehandlungen 79,6 80,0 70,0 Kontrolle Abbildung 16: Ertragsleistungen verschiedener Behandlungshäufigkeiten in Wintergerste (M-V 2003-2007, n=23) Empfehlungen zum Fungizideinsatz in Wintergerste • Sortenunterschiede in der Krankheitsanfälligkeit sind teilweise erheblich und müssen beachtet werden! • Früher Pilzbefall wird oft überschätzt. Die Gerste „putzt“ sich beim Schossen. • Zeitiger, starker Pilzbefall erfordert eine Vorlage geeigneter Fungizide mit verringerter Aufwandmenge. • Für Einfach- und Folgebehandlungen nur Ramularia-wirksame Produkte wählen! • Empfohlen werden aufgrund ihrer ausgewogenen Wirkung weiterhin Amistar Opti + Azol, Champion + Diamant, Fandango + Input. • Ramularia erfordert keine fungizide Extramaßnahme. Tabelle 2: Wirksamkeit ausgewählter Gerstenfungizide Präparat Aufwand Wirkstoff(e) l, kg/ha Acanto Agent Amistar Amistar Opti Capalo Caramba Champion Champion + Diamant Cirkon Corbel Diamant Fandango Fandango+Input-Perf. Flamenco FS Folicur Fortress Top Gladio Harvesan Input Juwel Top Opus Top Proline Pronto Plus Radius Talius Twist Unix Vegas Zenit M +++ 1,0 1,0 1,0 2,5 2,0 1,5 1,5 2*0,9 1,25 1,0 1,75 1,5 2*0,75 2,3 1,0 1,5 0,8 0,8 1,25 1,0 1,5 0,8 1,5 1,5 0,25 0,5 1,0 0,5 0,75 ausgezeichnete Wirkung Picoxystrobin Propiconazol + Fenpropidin Azoxystrobin Azoxystrobin + Chlorthalonil Metrafenon + Epoxi. + Fenpro. Metconazol Epoxiconazol + Boscalid s. Einzelprodukte Propiconazol + Prochloraz Fenpropimorph Epoxi. +Fenpropi.+Pyraclo. Fluoxastrobin + Prothioconazol s. Einzelprodukte Fluquinconazol + Prochloraz Tebuconazol Quinoxyfen + Fenpropimorph Tebuco.+ Propico.+ Fenpropidin Flusilazol + Carbendazim Prothioconazol + Spiroxamine Epoxi.+ Kresoxi.+ Fenpropim. Epoxiconazol + Fenpropimorph Prothioconazol Tebuconazol + Spiroxamine Cyproconazol + Cyprodinil Proquinazid Trifloxystrobin Cyprodinil Cyflufenamid Fenpropidin +++ sehr gute Wirkung Rhyn- Netz- cho- flecken Kurativ- sporium + ++ + + ++ +(+) +(+) ++ ++ ++ +++ +++ ++ ++ ++ +++ +++ ++ ++ +++ ++ + + + - +++ +(+) +++ ++ ++ + ++(+) +++ +(+) +++ +++ +++ +(+) +(+) ++ ++ +++ ++ ++ +++ +(+) ++ ++(+) ++ - +++ +++ (+) (+) ++ +++ ++ (+) +(+) + + ++ +++ (+) ++ ++ ++ (+) ++ (+) + ++ +++ +++ ++ gute Wirkung Echter Mehltau + Dauer- wirkung ++ +++ + + +(+) + +(+) +(+) +(+) ++ ++ +++ ++(+) (+) ++ + ++ +(+) ++ +(+) +++ ++ +++ ++(+) Nebenwirkung Zwerg- Ramu- rost laria ++ + +++ +++ +++ +++ ++ +++ + + +++ ++ ++ ++ +++ +(+) + +(+) +++ +++ + ++ ++ ++ - + +++ + + +++ ++ + + +++ +++ + + + + +++ + + +++ + + + - ohne Wirkung Gewässerabstand (m) bei Abdrift* minderung ohne 20 5 k.Z. ? 5 5 10 5 10 10 15 15 5 5 10 20 5 15 20 10 5 20 k.Z. 5 10 20 15 90% 20 5 ? 10 5 5 10 20 5 5 10 20 10 5 10 1 Randstreifen (m) Hangneigung >2% 5 20 ? 10 10 - NTAuflage Preis vergeben €/ha ? ja ja 39 35 49 41 ? 38 50 52 29 26 62 ? 42 29 33 34 26 52 50 48 47 32 52 20 47 45 48 34 Landeswassergesetz beachten! Getreide Fungizideinsatz in Wintergerste und Winterroggen Winterroggen – im Braunrost untergegangen? Zunächst bestimmte Mehltau das Krankheitsgeschehen im Winterroggen. Braunrost lauerte über Wochen als vereinzelte Pusteln auf den unteren Blattetagen, um sich dann ab Mitte Mai explosionsartig auszubreiten. Kamen die Behandlungen zu spät oder setzte man auf reduzierte Aufwandmengen bzw. weniger wirksame Produkte, wurde man der Sache nicht mehr Herr. Zur neuen Saison stehen mit Alto 240 und Priori Xtra zwei neue Rostfungizide zur Verfügung. In der vollen Aufwandmenge von 1,0 l/ha entspricht Priori Xtra der Kombination von 0,33 l/ha Alto 240 und 0,8 l/ha Amistar. Capalo erfasst neben Rost Mehltau, Rhynchosporium und Halmbruch. In dem Versuch fielen vor allem Fandango und Kombinationen aus Amistar und Alto bzw. Folicur positiv auf. Ertrag Braunrost Mehrerlös 100 250 200 80 150 60 100 40 20 50 0 0 Kontrolle Abbildung 17: Alto 240 + Amistar Fandango Flamenco Flamenco + Amistar Folicur + Amistar 0,3 + 0,6 1,2 1,8 1,4 + 0,6 0,75 + 0,6 Mehrerlös in €/ha Ertrag dt/ha / Befall in % 120 Braunrostwirkung und Ertragsleistung verschiedener Roggenfungizide (Rostock-Biestow 2007, Bonitur zu BBCH 79 auf F-1 Fungizideinsatz in Winterroggen • Braunrost bleibt die wichtigste Blattkrankheit im Winterroggen. • Standard ist eine am Braunrostauftreten orientierte Fungizidapplikation zwischen dem Erscheinen des Fahnenblattes und dem Ährenschieben. • Strobilurin-Azol-Kombinationen versprechen die besten fungiziden Leistungen. • Auf Grenzstandorten rentiert sich oftmals nur der Einsatz preiswerter Azolfungizide. • Bei frühem Auftreten von Mehltau und Rhynchosporium oberhalb des Bekämpfungsrichtwertes lohnt eine Behandlung im 2-Knoten-Stadium mit reduzierten Aufwandmengen von z.B. Capalo, Harvesan, Input. 37 Tabelle 3: Wirksamkeit ausgewählter Roggenfungizide Präparat Auf- Wirkstoff(e) wand Acanto Agent Amistar Alto 240 EC Capalo Champion Champion + Diamant Cirkon Diamant Fandango Fandango + Iput-Perfekt Flamenco FS Folicur Gladio Harvesan Input Juwel Top Opus Top Proline Pronto Plus Priori Xtra Prosaro Radius Talius Twist Unix Vegas +++ ausgezeichnete Wirkung l, kg/ha 1,0 1,0 1,0 0,4 2,0 1,5 2*0,9 1,25 1,75 1,5 2*0,75 2,3 1,0 0,8 0,8 1,25 1,0 1,5 0,8 1,5 1,0 1,0 1,5 0,25 0,5 1,0 0,5 Halm- Echter Mehltau bruch Kurativ- +(+) ++ +(+) (+) + +(+) (+) +(+) +(+) + +(+) ++ - +++ + +++ (+) +(+) ++ (+) +(+) + + +++ (+) ++ ++ ++ (+) ++ + + (+) + +++ Dauer- Rhyncho- Braun- sporium rost wirkung Picoxystrobin Propiconazol + Fenpropidin Azoxystrobin Cyproconazol Metrafen. + Epoxi. + Fenpro. Epoxiconazol + Boscalid s. Einzelprodukte Propiconazol + Prochloraz Epoxi. +Fenpropi.+Pyraclo. Fluoxastrobin + Prothio. s. Einzelprodukte Fluquinconazol + Prochloraz Tebuconazol Tebu. + Propi. + Fenpropidin Flusilazol + Carbendazim Prothioconazol + Spiroxamine Epoxi. + Kres. + Fenpropimorph Epoxiconazol + Fenpropimorph Prothioconazol Tebuconazol + Spiroxamine Azoxystrobin + Cyproconazol Prothioconazol + Tebuconazol Cyproconazol + Cyprodinil Proquinazid Trifloxystrobin Cyprodinil Cyflufenamid +++ sehr gute Wirkung ++ gute Wirkung ++ ++ +++ + ++ + +(+) +(+) ++ ++ ++(+) (+) ++ + ++ +(+) ++ ++ +(+) +(+) +++ +(+) +++ + + ++ + + ++ +(+) ++ ++ ++ +++ +++ ++ ++ ++ +++ +++ ++ ++ +++ ++ + +++ + + + Nebenwirkung ++(+) + +++ +++ +++ +++ +++ + +++ ++(+) ++(+) ++ +++ +(+) + ++ +++ +++ + ++(+) +++ ++(+) ++ ++ - RandNTGewässerabstand streifen Preis Auflage (m) (m) bei AbdriftHangver€/ha * minderung neigung geben ohne 90% >2% 39 * * 35 20 20 49 5 * 5 ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? 50 5 * 10 52 10 * 10 29 5 * 10 * 62 15 5 ? 15 5 42 5 * 29 5 * 34 20 20 26 5 * 52 15 5 50 20 5 48 10 10 47 5 * 32 20 20 ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? 52 k.Z. 10 ja 20 5 * 47 10 * 45 20 5 48 * * ohne Wirkung * Landeswassergesetz beachten! Getreide Schadinsekten Schadinsekten im Getreide T. Busch Jahresrückschau (Erntejahr 2007) Zu den Problemfällen des Erntejahres 2007 zählten landesweit überwinternde Blattläuse als Vektoren des Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV) sowie örtlich stärkerer Befall von Larven des Getreidehähnchens (Oulema sp.). Ansonsten gab es in allen Regionen vereinzeltes Auftreten der Fritfliege (Oscinella frit). Larvenbefall von Getreideminierfliegen (Agromyza spp., Hydrellia griseola) an Winterweizen und Winterroggen wurde in südlichen Bereichen des Landes beobachtet. Die Sattelmücke (Haplodiplosis marginata) spielte keine Rolle als Schaderreger. An einigen Standorten wurde durch Pheromonfallen ein starker, aber deutlich verspäteter Flug von Weizengallmücken (überwiegend Orangerote Weizengallmücke, Sitodiplosis mosellana) festgestellt. Nur selten gab es Schäden durch Larven des Getreidelaufkäfers (Zabrus tenebrioides) und Drahtwürmer (d.h. Schnellkäfer-Larven, Elateridae). Getreideblattläuse als Saugschädlinge spielten keine Rolle. Gerstengelbverzwergung (BYDV) - Überblick, Aussichten, Entscheidungshilfen Günstige Ansiedlungsbedingungen von Getreideblattläusen im Herbst 2006 sowie eine durch den milden Winter ermöglichte Lebendüberwinterung haben eine für MecklenburgVorpommern (M-V) sonst untypische BYDV-Virus-Befallssituation hervorgebracht. Besonders der späte Zuflug Ende Oktober 2006 wurde unterschätzt. Gleichzeitig konnte eine so starke Zunahme von Virusinfektionen über Winter unter unseren Klimabedingungen bisher nicht beobachtet werden. Durch die ungewöhnlich hohen Lufttemperaturen haben die Blattläuse nicht nur überlebt, sondern waren über viele Wochen bewegungsaktiv. Aus Untersuchungen ist bekannt, dass Blattläuse eine erfolgreiche BYDV-Übertragung bei 8- 10°C durchführen können. Diese Bedingungen lagen sehr oft vor. Viele Flächen waren schon während des Winters auffällig durch Befallsflächen, von einigen Quadratmetern Größe, gekennzeichnet. Im Frühjahr wiesen wenige Bestände großflächig Schadsymptome (50% der Ackerfläche) auf. Selten wurden großflächig Befallsschläge umgebrochen. Ein schwacher Frühjahrsflug von Getreideblattläusen und vorbeugender Insektizideinsatz verhinderten maßgeblich eine starke Weiterverbreitung von Gerstengelbverzwergung. Jahrelang wurde das Infektionspotential für M-V als gering eingestuft. Die Auswirkungen des Erntejahres 2007 haben diese Einschätzung grundlegend revidiert. Deswegen gilt für unser Bundesland die allgemein geltende Neuaussage: Das Infektionspotential von BYDV wird generell für M-V als hoch eingeschätzt! Um eine derartige Epidemie zukünftig zu verhindern ist, eine verstärkte Aufmerksamkeit den Virusvektoren sowie den auszuschließenden Faktoren zu widmen. Dabei ist folgendes zu beachten: Ø BYDV-Virusvektoren sind ausschließlich Blattläuse (3 Hauptvektoren in M-V: Große Getreidelaus - Sitobion avenae, Traubenkirschenlaus - Rhopalosiphum padi, Maisblattlaus Rhopalosiphum maidis), Blattläuse sind lebenslang infektiös. Ø Das Virus wird im Vektor nicht vermehrt und nicht an Nachkommen weitergegeben, ist nicht durch Samen sowie nicht mechanisch übertragbar. Ø Die Übertragung erfolgt persistent, vektorspezifisch und relativ langsam (durchschnittliche Latenzzeit bei 20°C > 35 Stunden). 39 Getreide Schadinsekten Ø Wirtspflanzen sind Gerste, Weizen, Hafer, Roggen, Mais sowie andere einjährige oder ausdauernde Kultur– und Wildgräser (Süßgräser, Poaceae). Ø Die Primärinfektion erfolgt vorwiegend im Herbst durch geflügelte Blattläuse. Ø Die Sekundärinfektion findet zwischen den Pflanzen durch wandernde, ungeflügelte Stadien statt. Ø Bedeutende Virusreservoire sind Grünland, aber auch Mais. Ø Die Virushäufigkeit ist abhängig von der Virusinfektion der Vorfrucht sowie der Umgebung, vom Ausmaß der Blattlausbesiedlung des auflaufenden Getreides, vom Überleben und der Verbreitung der infektiösen Blattläuse im Winter. Folgende, allgemein bekannte Maßnahmen der Kontrolle spielen eine wichtige Rolle: chemische Maßnahmen: Saatgutbehandlung Behandlung mit wirksamen Insektiziden (siehe auch Tab.2) unter Berücksichtigung der geltenden Bekämpfungsrichtwerte (siehe Tab.1 ) Kulturmaßnahmen: Vernichtung von Ausfallgetreide Spätsaat von Wintergetreide Frühsaat von Sommergetreide Sparsame N-Düngung Getreideblattläuse in W intergerste Getreideblattläuse in W interweizen (SEÜ-Monitoring Herbst 2007) (SEÜ-Monitoring Herbst 2007) 16 16 14 14 % befallene Pflanzen % befallene Pflanzen Durch die neuen Erfahrungen mit BYDV in unserer Region wurden gleich im Anschluss der Ernte auf Flächen mit Ausfallgetreide umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Wie zu erwarten war, lag der Virusbefall mit 37% befallene Pflanzen recht hoch. Viele Flächen wurden aber schnell umgebrochen bzw. nach pflanzenhygienischen Ansprüchen der jeweiligen Landwirte chemisch behandelt. Somit sind Übertragungsbrücken weitgehend ausgeschaltet worden. Dennoch muss nach den BYDV- Untersuchungen an den Neusaaten konstatiert werden, dass mit ca. 30% befallene Pflanzen eine relativ hohe Übertragungsrate vorliegt. Die Blattlausbefallszahlen für Wintergerste und Winterweizen (siehe Abb.1, 2) weisen für den Herbst 2007, mit Ausnahme für Wintergeste in westlichen Landesteilen, ein mittleres Befallsniveau auf. Es gab in allen Regionen Flächen mit auffälliger Besiedlung (10- 68 % mit Blattläusen befallene Pflanzen). Dominante Arten waren die Traubenkirschenlaus und die Große Getreidelaus. Teilweise intensive Bekämpfungsmaßnahmen dürften jedoch insgesamt zur Eindämmung des Infektionspotentials beigetragen haben. 12 10 8 6 4 2 4,2 5,2 HGW HRO 15,5 3,4 12 10 6 4 2 2,9 3,5 HGW HRO 6,6 6,2 0 0 Abb. 1 8 SN NB Pflanzenschutzdienst-Regionalbereiche Abb. 2 SN NB Pflanzenschutzdienst-Regionalbereiche Das Blattlausbefallsgeschehen wurde im Herbst 2007 bis zur Frostperiode, Anfang November, auf vielen Kontrollschlägen des Landes intensiv untersucht. Es zeigte sich eine deutliche Abnahme der Besiedlungsdichte. Da die weitere Befallssituation entscheidend vom Witterungsverlauf des Winters und der kommenden Frühjahrsentwicklung abhängt, sollte folgendes beachtet werden: Der artspezifische Kältetod bei Getreideblattläusen tritt erst ab ca. -12°C ein, Entwicklungsstörungen bei ca. -5 bis -10°C. Beim Ausbleiben von Frostperioden sind deshalb bei länger anhaltend milder Winterwitterung (> 10°C) weitere Befallsbonituren durchzuführen. 40 Getreide Schadinsekten Nur bei Auftreten von mehr als 25% Blattlaus besetzte Pflanzen wird dann bis ins zeitige Frühjahr zu einer Bekämpfungsmaßnahme geraten. Diese Maßnahme gilt als absoluter „NOTFALL“, Beratungshilfe sollte in Anspruch genommen werden und für evtl. Wirkungslücken kann nicht garantiert werden. Weizenverzwergung (WDV) – Übersicht, phytosanitäre Einschätzung Nachdem in den südlichen und mittleren Regionen Deutschlands erste Schadfälle auftraten, wurde in M-V im Rahmen von BYDV-Untersuchungen gleichzeitig auch WDV routinemäßig mit untersucht. Die erst Anfang 1960 beschriebene Krankheit wird ausschließlich von der Kleinzikade Psammotettix alienus, auch Wander-Sandzirpe genannt, übertragen. In Deutschland wurde der Erstnachweis erst 1990 erbracht. Zum erweiterten Wissensstand von WDV und dem Vektor haben in Deutschland vor allem Publikationen von HUTH aus der Biologischen Bundesanstalt Braunschweig sowie MANURUNG und MEHNER von der MartinLuther Universität Halle-Wittenberg beigetragen. Nachfolgend werden Vektor und Krankheit charakterisiert: Kurzübersicht des Vektors: Wander- Sandzirpe (P. alienus) Ø Grundfarbe der Wander- Sandzirpe ist bräunlich, meist ohne deutliche Dunkelzeichnung, Größe ca. 4 mm, weiträumig angepasste Verbreitung (trockenes bis mäßig feuchtes Grünland, Ödland, Ruderalflächen, Getreidefelder, an Gräsern. Ø In Nordeuropa meistens 2 Generationen im Jahr, Hauptaktivitätszeit Mai-November (bis 5°C), Absterben der Zikaden bei 2 Tage anhaltender Temperatur von -5°C, Überwinterung in Form von Dormanzeiern, Schlupf der ersten Larven Ende April/ Anfang Mai (Temperatursumme 154°C, d.h. Temperatursumme aller Tage > 9°C ab 1.Januar). Ø Populationsmaxima ist oft im August/ September auf Ausfallgetreide. Ø Durch starkes Mobilitätsverhalten sind Larven effektivste Überträger. Ø Der Anteil virustragender Tiere ist in wachsendem, reifendem Getreide bzw. Neusaaten höher als in Ausfallgetreide. Ø Der Fang der Tiere ist nur unter Zuhilfenahme eines Fangkeschers oder diverser Sauggeräte erfolgreich; sichere Bestimmung nur durch Genitalpräparation bei Männchen. Kurzübersicht der Weizenverzwergung (WDV) Ø 2 WDV-Stämme (Winterweizen, Wintergeste) bekannt. Ø Semipersistente Übertragung (nach Virusaufnahme ca.1 - 4 Tage Zirkulation im Wirt, anschließende Infektiösität 80- 100 Tage, Virusabgabe innerhalb weniger Minuten). Ø Zum Wirtspflanzenkreis zählen ausschließlich Süßgräser (Poaceae), d.h. alle Getreidearten sowie zahlreiche Wild- und Kulturgräser (z.B. Windhalm - Apera spica venti, Einjähriges Rispengras - Poa annua, Deutsches Weidelgras - Lolium perenne). Ø Im Anbau befindliche Maissorten gehören bisher nicht zum Wirtspflanzenkreis. Ø Ausmaß der Schädigung abhängig vom Alter der Pflanze zum Zeitpunkt der Infektion. Ø Herbstinfektion: stärkste Entwicklungsstörung bei Befall im Ein- bis Zweiblattstadium (führt meistens zum Totalausfall über Winter). Ø Frühjahrsinfektion: allgemeine Verkürzung der Internodien, Schädigung des Wurzelsystems und der Ähren mit Folgen der Ertragsdepression. Ø Symptomausprägung abhängig vom Infektionszeitpunkt, bei den verschiedenen Getreidearten sehr variabel. Ø Infektionen treten oft entlang einer Drillreihe auf und werden so auffällig, infizierte Einzelpflanzen werden durch Überwachsen vom Bestand übersehen. Ø Oft keine Abgrenzung der Symptomausprägung von WDV zu Gerstengelbverzwergung (BYDV) möglich, Labordiagnose notwenig. 41 Getreide Schadinsekten Die bisherigen Einzelpflanzen- Nachweise in unserer Region ab dem Erntejahr 2000 sind in der Übersicht (Abb.3), einschließlich der Herbstergebnisse 2007, dargestellt. Bisher scheint eine epidemieartige Ausbreitung von WDV ausgeblieben zu sein. Noch liegen keine größeren und schon gar nicht flächendeckende Untersuchungen Nachweis von Weizenverzwergung (WDV) in Mecklenburg-Vorpommen zur Einschätzung des InfektionsStand: Herbst 2007 potentials vor. Die faunistische Erfassung des Vektors hat begonnen. Für zahlreiche Standorte mit WDV liegen aber schon sicherere Nachweise von P.alienus vor. An Einzelstandorten im Großraum Rostock und nahe Güstrow wurden erste Testfänge mit der Schlagkescher- Methode nach WITZACK in Ausfallgetreide und schlagrandnahen Grasbiotopen durchgeführt. Abb. 3 Bei 10 Doppelschlägen wurden Fangergebnisse von 1 - max.19 Tiere erzielt. Bei systematischer Vorgehensweise und Ausweitung der Untersuchungen würde wahrscheinlich eine weitaus größere Anzahl von WDV- Nachweisen und des Vektors vorliegen. In ähnlicher Form wie bei BYDV werden folgende Maßnahmen zur Verhinderung einer starken Durchseuchung von WDV empfohlen. Kulturmaßnahmen: Frühe und gründliche Beseitigung des Ausfallgetreides Einhaltung der ortsüblichen Saattermine bei Winter- und Sommergetreide chemische Maßnahmen (?): Mit gegenwärtig zur Verfügung stehenden Insektiziden ist eine wirksame Bekämpfung wenig aussichtsreich; Saatgutbehandlung brachte bisher kaum anhaltende Erfolge. Wie auch schon bei anderen Kulturen, z.B. im Weinbau oder in Kulturen unter Glas, hat der Einsatz von Insektiziden gegen Zikaden wenig bzw. nur kurzzeitige Erfolge (sehr hohe Mobilität der Tiere, Insektizid- Resistenzproblematik) gebracht. Der einzig gangbare Weg zur Abwehr von WDV scheint die Züchtung resistenter bzw. toleranter Sorten zu sein. Nicht unterschätzt werden sollten die natürlichen Regulierungsmechanismen (Abb.4) in den Agrarbiozönosen inklusive angrenzender Areale. Räuber Parasiten Spinnen Zikadenwespen Raubwanzen Florfliegen Nematoden ZIKADEN Grabwespen Zwergwespen Augenfliegen Verschiedene Käfer Fächerflügler Weichwanzen Abb. 4 42 Getreide Schadinsekten Tabelle 1: Bekämpfungsrichtwerte für tierische Schaderreger im Getreide Tierische Schaderreger Schadort Befallsermittlung in BBCH 12-29 12-21 Fruchtart Bekämpfungsrichtwert Blattläuse als gesamte Virus-Vektoren Pflanze Wintergerste u. Winterweizen (Herbst) Winterweizen, Sommergerste, Sommerweizen 39-59 Getreidehähnchen Hafer Wintergetreide, Sommergetreide 39-59 ab 32 20 Larven je Linie Hinweise des amtlichen Dienstes beachten! Wintergetreide 51-61 Winterweizen, Hafer 61-69 Sommergerste 61-69 Winterweizen 61-71 Sommergerste, Hafer 61-71 Warnung des amtlichen Dienstes beachten! 60 % der Halme (15 Halme je Linie) mit 25-50 Blattläusen je Halm besetzt 60 % der Halme (15 Halme je Linie) mit 15-30 Blattläusen je Halm besetzt 60-80 % befallene Ähren bzw. 3-5 Blattläuse je Ähre 60-80 % befallene Ähren bzw. Rispen Fahnenblatt Fransenflügler bzw. Thripse Öffnung der Fahnenblattscheide Ähre Blätter und Internodien Getreideblattläuse als Direktschädlinge Ähre bzw. Rispe 25 % der Pflanzen mit Blattläusen besetzt; an Frühsaaten nach vorheriger Viruswarnung: 10 % befallene Pfl. 12 Larven je Linie Tabelle 2: Insektizide für tierische Schaderreger im Getreide Gewässerabstand (m) Zulassung u. a. gegen Präparat Aufwand l, kg/ha Biscaya 0,3 Bulldock 0,3 0,2 0,3 Decis fl. Fastac SC Super Contakt Fury 10 EW Karate mit Zeontech. Pirimor Granulat Sumicidin Alpha EC Talstar 8 SC Trafo WG 1) # xx 0,125 0,100 Blattläuse als Getreidehähnchen X xx 0,2 - >15°C 0,3 - <15°C 0,25 0,2 0,100 0,125 7,5 Virusvektoren 90% Hangneigung 0; 1) 10 - 14,50 X X B2 # - NT 103 B2 # 15 10 15 - NT 109 6,6,40 9,60 B4 # # 5 5 10 10 NT 103 NT 102 8,70 7,- B2 # 10 - NT 103 7,60 B4 15 0; 1) - NT 103 8,20 B4 5 0; 1) - - # # # # 15 5 5 5 5 0; 1) 20 20 NT 103 - NT 103 - NT 103 X X xx X X X X - Preis €/ha 5 X X X bei >2% B4 X xx Abdriftminderung1) NTAuflage X X 0,15 0,075 Direktschädlinge Bienenschutz Randstreifen (m) X X X X X B2 B4 B4 Länderrecht beachten! (Landeswassergesetz M-V) keine Anwendung ohne abdriftmindernde Düsen Indikation gegen beißende bzw. saugende Insekten 43 10,60 15,80 8,30 6,70 8,80 11,6,80 Getreide Unkräuter, Krankheiten und Schaderreger Bewertung der Untersuchungsergebnisse zum Schadauftreten von Nematoden im Getreide 2007 Dr. J. Kruse Bereits zum Ende des Winters 2006/2007 hin waren teilweise schwere Schadsymptome am Wintergetreide, besonders am Winterweizen zu verzeichnen, die gelegentlich zu Umbruch und Neuansaat führten. Neben anderen Faktoren, die durch den warmen Spätherbst 2006 und den darauf folgenden milden Winter beeinflusst wurden, wie z.B. die Übertragung von Viren durch Blattläuse, kam es zu einem ungewöhnlich starken Populationsaufbau bei pflanzenparasitären Nematoden, besonders Pratylenchen. Dies belegt der sehr hohe Anteil von Proben, für die ein starkes Vorkommen von Pratylenchen nachgewiesen wurde, unter den zur Untersuchung eingesandten Schadfällen. Im Verlauf der Jahre zeichnet sich eine Sinuskurve für die Häufigkeit Pratylenchus-Schäden (Abb.: 1). Abbildung 1: Schadfälle in Verbindung mit Pratylenchus spp. 40 35 Anzahl untersuchter Proben Nachweise erhöhter Pratylenchus-Populationen 30 25 20 15 10 5 0 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Ähnlich häufig wie in den Jahren 1998-2001 wurden auch 2007 erhöhte Populationen von Pratylenchen mit deutlichen Differenzen zwischen gesundem und geschädigtem Bereich gefunden. Solche Unterschiede sind oft nur zu Vegetationsbeginn nachweisbar, d.h. der optimale Zeitraum für die Beprobung sind die Monate März und April. Wenn auch nicht die Häufigkeit, so war doch die Schwere der Schäden ungewöhnlich. Belegt werden kann die zunehmende Beeinträchtigung der Pflanzen anhand der ebenfalls über mehrere Jahre hinweg beobachteten höheren Besiedlungsdichte in den Wurzeln (Abb. 2). 44 Getreide Unkräuter, Krankheiten und Schaderreger Abbildung 2: Besiedlung von Wurzeln durch Pratylenchen (Anzahl Tiere je 10g) 14 bis 1000 12 1000-10000 >10000 10 8 6 4 2 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Weiterhin wurde die wachsende Bedeutung von P. neglectus unter den im Zusammenhang mit Schäden im Getreide aufgefallenen Arten 2007 besonders deutlich. Dies war in den vergangenen Jahren nur im Ansatz erkennbar. Abbildung 3: Anzahl Schadfälle nach Pratylenchus- Arten 35 30 P. crenatus 25 P. neglectus 20 15 10 5 0 Summe 1997-2001 Summe 2002-2006 Summe 2007 Die beobachtete Zunahme von Schäden durch P. neglectus (Abb.3) dürfte in erster Linie auf den Einfluss ackerbaulicher Maßnahmen, wie z.B. von immer engeren Fruchtfolgen zurückzuführen sein. Zumindest ergab der Vergleich der Witterung der Jahre mit besonders häufigem Auftreten von P. neglectus keinen Hinweis auf einen Zusammenhang. Da Gerste gegenüber der bisher in Mecklenburg-Vorpommern am häufigsten nachgewiesenen Art Pratylenchus crenatus besonders empfindlich reagiert, während P. neglectus Weizen am stärksten schädigt, ist mit zunehmender Bedeutung letzterer Art auch Weizen immer häufiger von Schäden betroffen (Abb.4). 45 Getreide Unkräuter, Krankheiten und Schaderreger Abbildung 4: Anzahl Schadfälle nach Getreidearten 9 Wintergerste 8 Winterweizen 7 6 5 4 3 2 1 0 Durchschnitt 1997-2001 Durchschnitt 2002-2006 2007 Aber auch Schäden an Wintergerste durch P. neglectus sind häufig, gelegentlich wird in diesem Zusammenhang auch der Roggen auffällig. Nicht immer wurden die Proben zur Untersuchung auf Wurzelnematoden vollständig eingesandt. Deshalb an dieser Stelle nochmals ein Hinweis auf das Verfahren der Probenentnahme und -bearbeitung: Es werden aus dem Übergangsbereich zwischen Schadherd und augenscheinlich gesundem Bestand (Dieser Bereich repräsentiert den Schadherd am besten.) sowie etwa 10 m davon entfernt aus dem gesunden Bestand jeweils 150cm³ Boden und 10g Wurzeln, also 2 Boden- und 2 Wurzelproben (am besten ganze Pflanzen) benötigt. Diese sind gegen Austrocknung geschützt möglichst kurzfristig zur Untersuchung einzusenden. Eine eventuell erforderliche Zwischenlagerung sollte im Kühlschrank erfolgen. Die Beprobung von Wintergetreidearten nach dem optimalen Zeitraum (März/April) trägt meistens wenig zur Aufklärung der Schadursache bei und ist daher nur von geringem Wert. Angaben zur Fruchtfolge und zur betroffenen Sorte können langfristig Aussagen zu den Möglichkeiten der Populationsminderung aufzeigen und sollten daher auf dem Probenahmeprotokoll nicht fehlen. Maßnahmen zur Populationsminderung sind auf Problemflächen häufig im Komplex und über einen langen Zeitraum einzuplanen bzw. zu berücksichtigen. Diese Maßnahmen können je nach Nematodenarten, Anbaustruktur, Bodenart und weiteren Einflussgrößen sehr unterschiedlich sein. Ein Konzept zur Vermeidung von Schäden durch solche polyphagen Schaderreger kann darauf beruhen, dass vor besonders empfindlichen Fruchtarten eine schlechte Wirtspflanze bzw. eine Fruchtart, die durch kurze Vegetationszeit, besonders intensive Bodenbearbeitung, geringe Durchwurzelung des Bodens u. a. die Nematodenvermehrung unterdrückt, angebaut wird. Neben Beta- Rüben, die schlechte Wirtspflanzen für Pratylenchen sind, wurde eine geringere Vermehrung von Pratylenchus neglectus an Futtererbsen und Ackerbohnen beobachtet. Ob die teilweise gegensätzlichen Beobachtungen für die Wirkung von Winterraps auf Pratylenchus-Populationen auf den unterschiedlichen Glukosinolatgehalt der Sorten zurückzuführen sind, bedarf der weiteren Prüfung. Zunehmend gibt es auch Hinweise darauf, dass Resistenz gegen wandernde Wurzelnematoden künftig als ein Instrument der Populationsminderung zur Verfügung stehen wird. Soweit bekannt, sind bereits jetzt eventuell aufgefallene Sortenunterschiede nutzbar. Das Einbringen von organischer Substanz in den Boden, um fakultative Antagonisten der Nematoden zu fördern, erscheint aussichtsreich. Derartige Versuche waren aber nicht in jedem Fall erfolgreich. Bei einer Fruchtfolge Winterweizen- Wintergerste- Winterraps stehen nahezu ununterbrochen gute Wirte für P. crenatus und P. neglectus zur Verfügung. Die Unterbrechung der Wirtskette für Nematoden kann für die Minderung der Pratylenchenzahl im Boden von Bedeutung sein. Dieser Unterbrechung stehen auch Frühsaaten entgegen, auf die auf Flächen mit starkem Pratylenchus-Besatz daher verzichtet werden sollte. Eine möglichst lange Phase der Schwarzbrache wirkt auf alle wandernden Wurzelnematoden hemmend. 46 Winterraps Unkrautbekämpfung Raps Unkrautbekämpfung im Winterraps A. Weinreich Ein gut entwickelter Rapsbestand besitzt eine hohe Konkurrenzkraft, jedoch ist die Bestandesentwicklung (Trockenheit, Auswinterung) nicht vorhersehbar. Lückige oder geschwächte Bestände werden durch Unkrautkonkurrenz zusätzlich beeinträchtigt, insbesondere bei pflugloser Bestellung ist dieses Risiko hoch. Zudem bereiten einige Unkräuter Probleme beim Drusch oder verunreinigen das Erntegut. Nicht zuletzt tragen kreuzblütige Unkräuter als Zwischenwirte zur Verbreitung von Rapskrankheiten (Sclerotinia, Kohlhernie) bei. Zu den Problemunkräutern zählen Kamille-Arten, Kornblume, Hirtentäschel, Rauke- und Storchschnabel-Arten, Klettenlabkraut, Mohn und Ackerkrummhals. Bei pflugloser Bestellung nehmen Disteln, Quecken und Trespen zu. Die verfügbare Wirkstoff-Palette ist überschaubar, die entsprechenden Herbizide sind mehr oder weniger breit wirksam und kostenintensiv, an bestimmte Einsatztermine gebunden und mit verschiedenen Anwendungsbestimmungen belegt (vgl. Tab. 1). Sie stellen gewisse Ansprüche an die Anwendungsbedingungen (Witterung, Boden, Größe der Kultur und der Schadpflanzen) und sind für Tankmischungen (Kombination von Maßnahmen) unterschiedlich gut geeignet. Diese Vor- und Nachteile gilt es gegeneinander abzuwägen. Die Wahl der passenden Bekämpfungsstrategie richtet sich nach der zu erwartenden Verunkrautung. Grundstein einer erfolgreichen Unkrautbekämpfung sind nach wie vor frühe Behandlungen. Mit Effigo, Fox OS und Stomp Raps sind nun Möglichkeiten gegeben, im Nachauflauf Wirkungslücken oder Minderwirkungen infolge von Aufwandmengenreduzierungen oder ungünstigen Bedingungen zu korrigieren. Gegen Vogelmiere, Mohn und Ackerfuchsschwanz kann im Vorsaatverfahren kostengünstig mit Trifluralin-Präparaten vorgegangen werden. Sie müssen 4 - 8 Stunden nach der Spritzung in den Boden eingearbeitet werden. Klettenlabkraut wird auch erfasst, gegen Kamille, Kreuzblütler, Kornblume ist eine Nachbehandlung notwendig. Ebenfalls zu den VorsaatPräparaten gehört Devrinol FL (Einarbeitung innerhalb von 2 Tagen nach der Spritzung), es wirkt auch gegen Kamille, Storchschnabel wird unter günstigen Bedingungen befriedigend erfasst, Klettenlabkraut unzureichend. Bei Mischverunkrautung bietet sich eine Kombination beider Präparate an. Für die Vorauflauf-Anwendung (bis 3 Tage nach der Saat) stehen Clomazone-haltige Präparate zur Verfügung, deren Stärke in der Bekämpfung von Kreuzblütlern (Hirtentäschel, Hellerkraut, Rauke-Arten), Klettenlabkraut und Vogelmiere liegt. Beim Einsatz reiner Clomazone-Präparate, wie Cirrus und Centium 36 CS, sind Folgespritzungen im Nachauflauf einzuplanen (v. a. gegen Kamille, mit Butisan/-Top oder Effigo). Brasan und Nimbus CS enthalten neben Clomazone einen weiteren Wirkstoff und haben ein breiteres Wirkungsspektrum, neben Kamille und Mohn werden auch Ungräser wie Windhalm, Ackerfuchsschwanz und Rispe erfasst. Der Wirkstoff Clomazone kann unter ungünstigen Anwendungsbedingungen Schäden an Nachbarkulturen sowie Blattaufhellungen und Wachstumsverzögerungen an Rapspflanzen verursachen (evtl. Problem bei Spätsaaten). Beachten der Anwendungsbestimmungen: • 5 m Abstand zu angrenzenden Flächen - ausgenommen Straßen, Wege und Plätze sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen, die zum Zeitpunkt der Anwendung keinen Kulturpflanzenbestand aufweisen ( NT 114), • Keine Behandlung bei Temperaturen > 25 °C (NT 125), • Wasseraufwand mindestens 300 l/ha; auf einer Breite von 20 m zu angrenzenden Flächen Ausbringung mit 90 %, auf der Restfläche mit 75 % Abdrift-reduzierenden Düsen (NT 144) 47 Winterraps Unkrautbekämpfung Wegen dieser Risiken und Einschränkungen sollten Clomazone-Mittel nur auf RaukeStandorten bzw. bei massivem Hirtentäschel-Auftreten eingesetzt werden (Alternativen siehe Fox OS). Spielen diese eine untergeordnete Rolle, können im frühen Nachauflauf die Metazachlorhaltigen Mittel Butisan und Butisan Top eingesetzt werden. Die neue Anwendungsbestimmung NG 405 verbietet den Einsatz von Butisan auf drainierten Flächen. Sie gilt nicht für Butisan Top, das neben Metazachlor den Wirkstoff Quinmerac enthält und zusätzlich Klettenlabkraut und den Gefleckten Schierling erfasst. Die Anwendung sollte möglichst früh (4 - 7 Tage nach der Saat) erfolgen, da in der Auflaufphase der Unkräuter eine bessere Wirkung erzielt wird. Butisan, Butisan Top und Nimbus CS dürfen nur einmal pro Jahr auf derselben Fläche angewendet werden. Kornblume und Kamille-Arten werden sicher von Effigo bekämpft, auch Klettenlabkraut, Windenknöterich, der Gefleckte Schierling, Leguminosen (Erbsendurchwuchs) und Disteln (bei ausreichender Größe) werden erfasst. Die Unkräuter müssen vollständig aufgelaufen sein, der optimale Einsatzzeitraum liegt zwischen dem 2 - 4-Blattstadium, warme und feuchte Bedingungen erhöhen die Wirksamkeit. Aufgrund einiger Wirkungslücken (Kreuzblütler, Vogelmiere, Ehrenpreis, Taubnessel, Storchschnabel, Ausfallgetreide, Ungräser) bietet sich - je nach Unkrautspektrum - eine Spritzfolge (Vorbehandlung) mit Clomazone-Mitteln oder Butisan/-Top an, die zugelassene Aufwandmenge von 0,35 l/ha (entspricht hinsichtlich des Clopyralid-Gehaltes ca. 0,9 l/ha Lontrel 100) kann dann reduziert werden. Mischungen mit Gräserherbiziden, Fungiziden und Insektiziden sind möglich. Auch eine Tankmischung mit Butisan/-Top ist denkbar, allerdings „beißen“ sich die optimalen Einsatztermine: ButisanAnwendung möglichst früh in die Auflaufphase der Unkräuter, das blattaktive Effigo nach vollständigem Unkraut-Auflauf. Bei dieser Variante ist also mit Minderwirkungen gegen Kreuzblütler und Vogelmiere zu rechnen. Gegen den bisher schwer bekämpfbaren Ackerkrummhals kann im späten Nachauflauf mit Fox OS oder Stomp Raps vorgegangen werden. Fox OS hat außer gegen Ackerkrummhals Wirkungspotentiale gegenüber AckerStiefmütterchen, Rauken, Hirtentäschel und Storchschnabel. Mit Fox OS können nun Rauken und Hirtentäschel auf Flächen bekämpft werden, wo sich eine Anwendung von Clomazone verbietet. Die Wirkung tritt relativ schnell ein und ist umso besser, je kleiner die Unkräuter sind. Andererseits steigt bei kleineren Rapspflanzen das Risiko einer Kulturschädigung. Durch Splittinganwendung wird die Wirkungssicherheit erhöht und die Gefahr einer Rapsschädigung reduziert: Erste Anwendung BBCH 14 mit 0,4 l/ha, 2. Anwendung BBCH 16 mit 0,6 l/ha. Die volle Aufwandmenge von 1,0 l/ha sollte erst im 6-Blattstadium des Rapses eingesetzt werden. Nicht ausreichend ist die Wirkung gegen Kamille und Vogelmiere. Zur Vermeidung möglicher Schäden (Blattverätzungen) ist Fox OS nur bei trockenen Rapspflanzen mit einer gut ausgebildeten Wachsschicht einzusetzen. Tankmischungen mit Gräserherbiziden und Fungiziden erhöhen die Schädigungsgefahr und werden nicht empfohlen, laut Gebrauchsanweisung sollte auch der Einsatz innerhalb von 7 – 10 Tagen nach einer Fungizidspritzung vermieden werden. Mischungen mit Effigo sind möglich. Die zweite Möglichkeit der Ackerkrummhals-Bekämpfung ist mit Stomp Raps gegeben. Es enthält den Wirkstoff Pendimethalin als Kapselsuspension und hat einen anderen Wirkungsmechanismus als der „Abbrenner“ Fox OS: Während nach Fox OS-Anwendung die Schadpflanzen mehr oder weniger starke Blattverbräunungen aufweisen (in Abhängigkeit von der Unkrautgröße), sind sie nach Stomp Raps-Anwendung noch lange grün, bleiben aber im Wachstum stehen, die Konkurrenz ist gestoppt. Der Einsatz ist ab dem 6Blattstadium des Rapses zugelassen, bis dahin kann ein starker Ackerkrummhals-Druck allerdings schon erhebliche Schäden gesetzt haben. Hervorzuheben ist die gute Wirkung gegen Klatschmohn, Mischungen sind laut Hersteller mit firmeneigenen Graminiziden, Fungiziden und Insektiziden möglich. Herbizidmaßnahmen im Frühjahr sind nur als „Notmaßnahmen“ zu sehen. Kamille-Arten lassen sich mit Lontrel 100 oder Effigo eindämmen. Effigo ist auch zur Kornblume- und Distel- 48 Winterraps Unkrautbekämpfung bekämpfung zugelassen (zusätzlich Klettenlabkraut-Wirkung). Der Einsatz muss erfolgen, solange die Blütenknospen noch von oberen Laubblättern geschützt sind, werden diese getroffen, ist mit Schäden zu rechnen. Einige Ungräser (Windhalm, E. Rispe, Ackerfuchsschwanz) werden von Vorsaat- und Vorauflaufpräparaten (außer reinen Clomazone-Produkten) und Butisan/-Top mehr oder weniger gut erfasst. Ausfallgetreide übt einen besonders hohen Konkurrenzdruck aus. Gerade bei pflugloser Bestellung ist eine gesonderte Behandlung mit speziellen Gräserherbiziden einzuplanen. Diese sind blattaktiv und sollten daher im 2 – 4-Blattstadium der Schadpflanzen eingesetzt werden. Die Aufwandmenge kann je nach zu bekämpfender Getreideart variiert werden. Gegen Gerste sind unter günstigen Bedingungen 50-60 % der vollen Aufwandmenge ausreichend, gegen Weizen und Roggen sollten mindestens 70 % eingesetzt werden. Bei starkem Getreideauflauf wird die Wirkungssicherheit durch Splittinganwendung erhöht. Wüchsige Bedingungen und hohe Luftfeuchtigkeit während der Anwendung optimieren die Wirkung. Beim Einsatz reduzierter Aufwandmengen und Trockenheit hat sich der Zusatz von Öl-haltigen Additiven bewährt (Access, FCS Rapsöl, Frigate, Mero, Oleo FC). Zur Queckenbekämpfung sind jeweils höhere Aufwandmengen von Gallant Super (Herbst) sowie Targa Super und Fusilade Max (Herbst/Frühjahr) erforderlich. Kerb-Präparate (Ablösung der Pulverformulierung Kerb 50 W durch anwenderfreundlichere SC-Flüssigformulierung Kerb Flo, veränderte Aufwandmengen siehe Tabelle) nehmen eine Sonderstellung unter den Gräsermitteln ein (andere Wirkstoffgruppe). Im Gegensatz zu den blattaktiven DIMs und FOPs erfolgt die Wirkung hauptsächlich über den Boden, erfasst werden neben Ausfallgetreide und Ungräsern auch einige dikotyle Unkräuter (Vogelmiere, Ehrenpreis). Die Anwendung sollte im Spätherbst bis Ausgang des Winters erfolgen. Kühle Witterung (Temperaturen < 10 °C zur Verhinderung eines zu schnellen Wirkstoffabbaus) und hohe Bodenfeuchte optimieren die Wirkung, Niederschläge nach der Behandlung sind von Vorteil, da das Mittel von den Blättern in den Boden eingewaschen wird. Kerb 50 W und Kerb Flo können auf gefrorenen, aber schneefreien Boden appliziert werden. Hervorzuheben ist die Möglichkeit einer Trespenbekämpfung in der Fruchtfolge, eine Behandlung des Vorgewendes reicht in vielen Fällen aus. Die hohe Aufwandmenge richtet sich gegen schwer bekämpfbaren Ackerfuchsschwanz auf schweren Böden. Getreidedurchwuchs, Quecke und Altunkräuter können vor der Rapsaussaat auch mit Glyphosat-Präparaten beseitigt werden. 49 Tabelle 1: Wirksamkeit ausgewählter Herbizide im Winterraps Präparat Aufwand Termin Wirkstoff(e) l,kg/ha Wirkstoffgehalt g a.i./ha a) Bekämpfung von Unkräutern und Ungräsern Treflan ** u.a. 2,0-2,5 VSE Trifluralin Devrinol FL 2,5-2,75 VSE Napropamid Centium 36CS 0,33 VA Clomazone Cirrus 0,24 VA Clomazone Dimethachl. Brasan 2,0-3,0 VA Clomazone Metazachlor Nimbus CS 2,0-3,0 VA Clomazone 480 450 360 500 500 40 250 33,3 Butisan Metazachlor 500 Metazachlor Quinmerac Clopyralid Picloram Bifenox Pendimeth. Clopyralid 375 125 267 67 480 455 100 Butisan Top Effigo Fox OS Stomp Raps Lontrel 100 1,0-1,5 1,5-2,0 0,25-0,35 0,7-1,0 1,5-2,0 0,8-1,2 NAK NAK NAH NAF NAH NAH NAF b) Bekämpfung von Ausfallgetreide und Ungräsern Agil-S 0, 5-1,0 Focus Ultra 1,5-2,5 Select 240 EC + Para Sommer Fusilade Max Gallant Super** Targa Super 0,4-0,5 +0,8-1,0 0,5-1,0 2,0 0,25-0,5 1,0 0,75-1,25 2,0 1,0 Kerb 50 W 1,5 1,25 Kerb Flo 1,875 * Länderrecht beachten NAH NAF NAH NAF NAH Propaquizafop Hirten- Katäschel mille Klettenlabkraut Kornblume Mohn RaukeArten Storchschnabel Vogelmiere Gewässerabstand (m) Abdriftminderung 90% 20 5* 10 10 0* 0* 10 10 Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung NTAuflage (Hecken etc.) vergeben Preis 10 - 103 - 16-20 56-61 45 45 €/ha + + ++(+) ++(+) - - ++(+) ++ - + +++ +++ +++ - ++(+) +(+) - +++ - +++ +++ ++(+) +++ +(+) ++ +++ + +++ 10 0* - +++ +++ +++ +(+) ++(+) +++ + +++ 10 0* 20 +(+) +++ + - ++ - +++ 20 5* 20 - 37-56 +(+) +++ +++ - ++ - +++ 10 0* 20 - 58-77 + - 0* 0* - 101 25-35 5* 15 0* 0* 5* 0* - 103 101 11-16 22-29 43-64 +++ ++ +++ +++ ++(+) +++ ++ (+) + +++ +++ AusfallQuecke J. Rispe Getreide 100 +++ - Cycloxydim 100 +++ + Clethodim 242 +++ - NAH NAF Fluazifop 125 +++ NAH Haloxyfop-R 104 +++ NAH NAF Quizalofop 46 +++ NAH Propyzamid +++ +++ +++ + + ++ ++(+) A.-Fuchsschwanz +++ + ++ + Windhalm + 76-91 +++ ++(+) 0* 0* - - 13-26 +++ +++ ++(+) 0* 0* - - 22-37 +++ +++ ++(+) 30 5* - 103 19-24 0* 0* - 101 102 0* 0* - 101 0* 0* 0* 0* 11-23 45 10-21 42 16-27 44 40 60 +++ +++ ++(+) - +++ +++ ++(+) - +++ +++ ++(+) +++ +++ +++ +++ ** 2008 mit Anwendungsverbot zu rechnen, aktuelle Hinweise beachten 59-89 +++ - 400 114 144 Trespe 500 +++ - - 102 103 101 101 Raps Pilzkontrolle und Wachstumsregulierung Pilzkontrolle und Wachstumsregulierung in Winterraps M. Hahn Im Durchschnitt werden mittlerweile 25% der Ackerfläche in Mecklenburg-Vorpommern mit Winterraps bestellt. Diese hohe Anbaukonzentration stellt sowohl die Praktiker als auch die Beratung immer wieder vor neue phytosanitäre Probleme. Vor einigen Jahren mussten wir uns intensiv mit der starken Ausbreitung der Kleinen Kohlfliege befassen. In der vergangenen Saison bereiteten die Pilzkrankheiten Phoma lingam, Verticillium longisporum und vor allem Sclerotinia sclerotiorum große Probleme. Hier gilt es, die Konzeption des Rapsanbaus (Fruchtfolge, Sorte, Fungizideinsatz) zu überdenken, um eine höhere Sicherheit bei dem Anbau von Raps zu erreichen. Ertrag (dt/ha) Herbstbehandlungen Mit immer weiter sinkenden Aussaatstärken ist es wichtig, die Ertragsfähigkeit jeder Pflanze abzusichern und sie gesund durch den Winter zu leiten. Anwendungen von Fungiziden mit Reglerwirkung im Herbst sind Standard und gehören zur „Guten fachlichen Praxis“. Aus langjährigen Versuchsreihen ist bekannt, dass die Ertragsunterschiede zwischen den Varianten statistisch nicht gesichert sind (Abbildung 1). 70 60 49,9 51,6 51,8 52,0 52,5 52,0 52,2 Kontrolle Folicur 1,0 Folicur 0,75 Caramba 0,75 Folicur 0,3 Caramba 0,75 + Cantus 0,4 Folicur 0,7 Cantus 0,4 50 40 Abbildung 1: Herbstanwendung von Fungiziden im Winterraps (MV 1999 - 2007, n= 24) Die geringe Ertragsdifferenz zwischen den Varianten und der Kontrolle einerseits (maximal 2,6 dt/ha) und zwischen den verschiedenen Varianten andererseits macht eine Interpretation der Ergebnisse extrem schwierig. Standardempfehlung für normal entwickelte Bestände bleibt auch weiterhin der Einsatz von 0,75 l/ha Caramba oder Folicur, da das wichtigste Ziel des Einsatzes die Verhinderung der Sprossachsenstreckung vor der Vegetationsruhe ist. Die Maßnahme sollte zwischen dem 4- und 8-Blattstadium durchgeführt werden und gilt neben der Erhöhung der Winterfestigkeit auch dem Schutz gegen Phoma. Schwach entwickelte bzw. durch die Unkrautbekämpfung gestresste Bestände, wie sie vielfach im Herbst 2007 zu beobachten waren, sollten nicht mit zu hohen Aufwandmengen der Wachstumsregulatoren weiter unter Druck gesetzt werden. Unter diesen Umständen empfiehlt sich eine Reduzierung der Aufwandmenge und die Zumischung eines reinen Fungizides ohne Reglerwirkung (Cantus, Eria), um ausreichende Wirkungsgrade gegenüber Phoma zu erhalten. Geteilte Anwendungen zu BBCH 14 und BBCH 18 überzeugen zwar anhand guter Mehrerträge, problematisch sind jedoch die gestiegenen Kosten die negativ auf die Rentabilität wirken. Phoma-Infektionen im Herbst legen bereits den Grundstein zu einer späteren Stängelinfektion mit z. T. dramatischen Ertragsauswirkungen. Hier gilt es, die Herbstanwendung generell als breit wirksame Schutzmaßnahme anzusehen, auch wenn die wirtschaftliche Rentabilität in vielen Fällen grenzwertig ist. 51 Raps Pilzkontrolle und Wachstumsregulierung Frühjahrsbehandlungen Analog zu den Anwendungen im Herbst sollen mit den Frühjahrsbehandlungen mehrere Resultate erzielt werden. Neben der Vermeidung von Lager durch die Wachstumsregulierung beeinflussen die fungiziden Leistungen und physiologischen Effekte der Präparate das Ertragsergebnis positiv. Eine sichere Rentabilität der Maßnahmen im Frühjahr konnte durch langjährige Versuchsreihen jedoch nicht belegt werden. Die rentabelsten Ergebnisse lassen sich nach unseren Erfahrungen durch Anwendungen von Azolen im Stadium der mittleren Knospe (BBCH 55/57) erzielen. Werden die Azole solo eingesetzt, sollten Aufwandmengen zwischen 0,75 und 1,0 l/ha ausgebracht werden. Ist eine Mischung von Azol und Moddus geplant, kann ein breiteres Zeitfenster genutzt werden, da hier kaum Unterschiede zwischen einem Einsatz im Stadium kleine bzw. mittlere Knospe bestehen. Bei diesen Mischungen empfiehlt sich eine Aufwandmenge von 0,5 l/ha + 0,5 l/ha. In küstenfernen, trockenen Gebieten kann unter Berücksichtigung der Sorte, der Bestandesdichte und des Krankheitsdruckes vielfach auf die Frühjahrsanwendung von Wachstumsregulatoren verzichtet werden. verbreiteter Befall BBCH 69 15 BBCH 65 BBCH 61 Niederschlag (mm) 20 erster Extremfall 25 SkleroPro signalisiert Blütenbehandlung Das Jahr 2007 überraschte die Beratung ebenso wie die Praxis. Trotz fehlender Infektionsvoraussetzungen (Niederschlag, Luftfeuchte) im Zeitraum der Blüte trat Anfang Juni vereinzelt und ab Mitte Juni verbreitet Sklerotinia in Erscheinung. Betroffen waren vor allem Bestände in den Regionalbereichen Greifswald, Rostock und Schwerin. Ursächlich verantwortlich hierfür waren Infektionsereignisse nach der Blüte (Abbildung 2). 10 5 0 24. März 05. April 15. April 23. April 07. 11. Mai Mai 25. Mai 06. Juni 13. Juni Abbildung 2: Infektionsbedingungen für Sklerotinia 2007 Bis zum Ende der Blüte waren aufgrund mangelnder Feuchtigkeit keine Infektionsbedingungen für den Erreger der Weißstängeligkeit gegeben. Erst mit dem danach einsetzenden Regen erfolgten die untypischen Infektionen. Das Prognosemodell SkleroPro signalisierte zwar die Bekämpfungsnotwendigkeit der Krankheit, dies jedoch zu einem Zeitpunkt, an dem eine praxisgerechte Bekämpfung nicht mehr möglich war. Die dann in Erscheinung getretenen Infektionen nach der Blüte und vor allem deren starke Ausprägung kamen völlig unerwartet. Umfangreich durchgeführte Bonituren ab Mitte Juni erbrachten einen ebenso unerwarteteten wie unerklärlichen Zusammenhang zwischen Blütenbehandlungen und dem Auftreten von Sklerotinia. Es darf nämlich nicht vergessen werden, dass die Behandlungen in der Regel zwischen BBCH 63 und BBCH 65 erfolgten, also mindestens drei Wochen vor den ersten Infektionen. Eine Wirksamkeit der Präparate über einen so langen Zeitraum ist erstaunlich. 52 Raps Pilzkontrolle und Wachstumsregulierung Nichtsdestotrotz weisen sowohl die Werte der Befallshäufigkeit als auch der Befallsstärke deutliche Unterschiede zwischen behandelten und unbehandelten Flächen auf (Streudiagramm in Abbildung 3). Landesweit steht eine Befallshäufgkeit von 21,2% der Pflanzen in 2007 einem langjährigen Mittelwert von 3,9 % gegenüber. Der bisherige Höchstbefall betrug 9,5% im Jahr 2002. 100 BH (%); BS (Wert) 80 60 40 20 0 Befallshäufigkeit Befallsstärke Befallshäufigkeit Befallsstärke behandelt n=62 unbehandelt n=92 Abbildung 3: Sklerotinia-Befall 2007 in Mecklenburg-Vorpommern Inwieweit das außergewöhnlich starke Auftreten der Weißstängeligkeit für die in einigen Fällen dramatischen Ertragsverluste allein verantwortlich ist, bleibt aufgrund der Vielzahl der beteiligten Faktoren ungewiss. Die Rapsbestände waren schon allgemein durch abiotische Einflüsse geschwächt. Die lang anhaltende Trockenheit vor und zur Zeit der Blüte führte vielerorts zu Trockenschäden. Eine weitere Reduktion der Anzahl der ausgebildeten Schoten wurde durch späte Kälteeinbrüche um den 21. April (BBCH 65) mit landesweiten Tiefsttemperaturen um die -1 bis -3 °C hervorgerufen. Dieser Stress beeinflusste alle Bestände negativ. Insbesondere litten jedoch die dichten Bestände mit vielen, dünnstängeligen Pflanzen pro Quadratmeter. Auch andere Pilzkrankheiten hatten aufgrund der z.T. massiven Niederschläge in der letzten Mai-Dekade günstige Entwicklungsbedingungen (Abbildung 4). 35 29,7 befallene Pflanzen (%) 30 25 28,3 21,2 20 15 10,1 10 5 0 Sklerotinia Botrytis Phoma Verticillium Abbildung 4: Schadpilze in Winterraps 2007 in Mecklenburg-Vorpommern Die Befallshäufigkeit von Phoma lingam ist von 12,8 % im Sommer 2006 auf knapp 30% in der vergangenen Saison gestiegen. Gerade auf Flächen mit empfindlichen Ertragseinbußen ergaben die Bonituren neben dem starken Sklerotinia-Auftreten einen massiven Befall mit 53 Raps Pilzkontrolle und Wachstumsregulierung der Wurzelhals- und Stängelfäule inklusive dem daraus entstehenden Lager. Neben einem möglichst gezielten Fungizideinsatz sollte der Anbau Phoma-resistenter Rapssorten stärker praktiziert werden. Befallsbegrenzend wirkt weitergehend eine möglichst optimale Zerkleinerung der Rapsstoppeln und deren frühzeitiger Einarbeitung mittels Pflugfurche. Besorgniserregend ist das Auftreten der nicht bekämpfbaren Fruchtfolgekrankheit Verticillium longisporum an 28% der Pflanzen im Landesdurchschnitt. Neben längeren Anbaupausen ist die Auswahl von Sorten mit vermutlich niedriger Anfälligkeit wie Oase oder Allure die einzige Möglichkeit, dem Schadpilz entgegenzutreten. Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Saison ist mittelfristig eine Blütenbehandlung wieder als Standardmaßnahme einzuplanen. Als optimaler Behandlungstermin gilt die Vollblüte (BBCH 65). Alternativ bietet sich weiterhin die Nutzung des Prognosemodells SkleroPro an, wenn dieses vor der Vollblüte signalisiert. Die oftmals nicht gegebene Rentabilität dieser Anwendung muss dabei in Kauf genommen werden. Die Leistungsfähigkeit gängiger Präparate ist in Abbildung 5 dargestellt. Ertrag (dt/ha) 70 60 59,2 58,8 58,8 Cantus Harvesan Proline 56,6 50 40 Kontrolle Abbildung 5: Mittelvergleich – Blütenbehandlung in Winterraps (2004 – 2007, n = 9) Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass in den Jahren 2004 bis einschließlich 2006 kaum Sklerotinia auftrat, und somit die Pflanzeschutzmittel wenig in dieser Richtung gefordert worden sind. Daher ist in diesem Fall eine Betrachtung nur des Jahres 2007 angemessen (Abbildung 6). Ertrag (dt/ha) 70 58,3 60 56,1 57,7 53 50 40 Kontrolle Cantus Harvesan Proline Abbildung 6: Mittelvergleich – Blütenbehandlung Winterraps (2007, n = 3) Entsprechend diesem Ergebnis bleiben Cantus und Proline die Klassenbesten. Die Wirkungsunterschiede zu dem entschieden günstigeren Harvesan sind jedoch selbst in einem Starkbefallsjahr wie 2007 nicht sehr ausgeprägt. 54 Raps Pilzkontrolle und Wachstumsregulierung Tabelle 1: Wirksamkeit ausgewählter Fungizide und Wachstumsregler in Winterraps Präparat Aufwand l, kg/ha Cantus 0,5 Caramba 1,5 Contans WG 2,0 Eria 0,5 Folicur 1,5 Harvesan 0,8 Einsatzzeit Herbst bis Blüte Herbst bis Blüte vor der Saat / auf die Rapsstoppel Herbst Herbst bis Blüte Blüte Mirage 45 EC 1,5 Blüte Ortiva 1,0 Blüte Proline 0,7 Blüte Moddus 0,5 BBCH 39 – 55 Gewässerabstand (m) Abdriftminderung 90 % Phoma Sklerotinia Alternaria Bienenauflage mit B4 Pyrethroiden +++ +++ +++ B4 * * - - 40 ++(+) ++ ++ B2 5 * - - 38 - +++ - B3 * * - - +++ - - B2 * * - - 37 ++(+) ++ ++ B2 5 * - - 43 ++(+) ++ + +++ +++ ++ ++(+) +++ ++ ++ +++ +++ B2 B4 B4 B4 - B4 Randstreifen (m) bei >2% Hangneigung NTPreis Auflage €/ha 5 * - - 26 10 10 - - 24 5 * - - 50 * * - - 41 * * - - 24 * Landeswasserrecht beachten! Empfehlungen zur Reduzierung der Gefahr von Fruchtfolgekrankheiten: ð Bei stärkerem Auftreten von Verticillium und Kohlhernie Mindestanbaupausen für Raps, Rübsen und Betarüben von 3 bis 4 Jahren einhalten! Unkrautwirte, Stilllegungs- und „Non Food“-Flächen berücksichtigen! ð Die Ausbringung von 1 kg/ha Contans WG auf die Rapsstoppel nach der Ernte und nachfolgender flacher Einarbeitung reduziert das Potenzial von Sclerotinia sclerotiorum nachhaltig. ð Kohlhernie (Plasmodiophora brassicae) durch hohe Bodenfruchtbarkeit, optimale pHWerte (Aufkalkung innerhalb der Fruchtfolge bis zum standortspezifischen pH-Optimum) und Vermeidung von Staunässe entgegenwirken! Aufschlagraps regt den Zoosporenschlupf an und kann zur Bodenentseuchung beitragen, wenn er nach 3 Wochen Standzeit konsequent abgetötet wird. Rassenspezifische Resistenz zugelassener Sorten (z.B. Mendel) nur auf stark befallenen Flächen nutzen! ð Blatt- und Stängelkrankheiten in ihrer Entwicklung hemmen durch: ð ð ð ð optimale Feldhygiene, Verzicht auf Minimalbodenbearbeitung; vitale und überwinterungsfähige Rapsbestände; Auswahl krankheitstoleranter bzw. resistenter Sorten; optimierte Aussaatzeiten und –stärken in Abhängigkeit von den Sorteneigenschaften (Wüchsigkeit, Lagerneigung, Intensität) Empfehlungen der LFA beachten! 55 Raps Schaderreger Rapsschädlinge M. Nagel 1. Schädlinge im Herbst und Saatgutbehandlung Schädlinge, die junge Rapspflanzen schwächen, haben in den letzten Jahren immer eine große Rolle gespielt. Durch die Auswahl der entsprechenden Beize können jedoch Auflaufschäden reduziert werden. Die Bekämpfung der Kohlfliegen ist durch die Zulassung der Elado/Premium-Beize (Wirkstoff Clotianidin + Cyfluthrin) gut möglich. Der Anteil der so gebeizten Bestände im Land hat deutlich zugenommen. Im Herbst 2007 wurden aufgrund der hohen Niederschläge viele Rapsflächen später bestellt (ca. ab 15. August). Außerdem war die feuchtkalte Witterung ungünstig für die Eiablage der Kohlfliege, so dass dieser Schädling ohne Bedeutung blieb. Nach unseren Beobachtungen scheint das Auftreten des Rapserdflohs in einigen Gebieten wieder an Bedeutung zu gewinnen. Ausgehend vom Nordwesten (Kreis NWM) des Landes, wo seit 2005 stärkere Befallswerte festgestellt werden, gab es 2006 in weiteren Gebieten Starkbefall. Der milde Winter 2006/07 führte zu einem weiteren Ansteigen, so dass auf Einzelflächen Befallswerte bis 90 % ermittelt wurden. Dieser Trend setzte sich 2007 fort, auch Gebiete im Kreis Güstrow und nördlich Nordvorpommerns waren stärker befallen. Erstmals mussten wieder gezielte Insektizidbehandlungen, örtlich zweimal, durchgeführt werden. Darstellung: Beobachtungsgebiete Rapserdfloh M-V Die Karte zeigt die von uns beobachteten Starkbefallsgebiete des Rapserdflohs (dunkel unterlegt). In den weiteren markierten Gebiete sind ebenfalls in den letzten beiden Jahren häufiger Käfer in Gelbschalen und Fraßschäden festgestellt worden. Hier ergab sich aber noch keine Bekämpfungsnotwendigkeit. Im übrigen Teil des Landes werden zwar hin und wieder Rapserdflöhe beobachtet, dieser Befall ist aber unbedeutend. Anzumerken ist noch, dass die Grundlage dieser Darstellung nur auf punktuellen Auszählungen (Kontrollschläge) und weiteren sonstigen Beobachtungen beruht. Saatgutbehandlungen mit speziellen Beizen stärken die auflaufenden jungen Pflanzen, wobei alle gegen Erdflöhe wirksam sind (Wirkstoffe beta-Cyfluthrin, Carbosulfan). Bei der Auswahl können weitere Risikofaktoren berücksichtigt werden, die über fungizide Wirkstoffe reduziert werden. Frühsaaten können mit dem Wirkstoff Metconazol gebeizt werden, gegen Frühbefall durch Phoma lingam und zur Stärkung des Hypokotyls. Bei Spätsaaten haben sich vor allem die Wirkstoffe DMM (Dimethomorph) und Metalaxyl bewährt, gegen Falschen Mehltau mit wachstumsfördernden Effekten. Unter den Witterungsbedingungen Herbst 2007 können jedoch diese, in anderen Jahren festgestellten positiven Einflüsse, nicht beobachtet werden. Falscher Mehltau ist kaum beobachtet worden und gegen das außergewöhnlich frühe und starke Auftreten von Phoma gab es keine Wirkung. Durch die kühlen Temperaturen waren Wachstum und die Wirkung der Mittel sehr verhalten, so dass keine Unterschiede beobachtet wurden. Eine Auswertung nach Sortenunterschieden war in unseren Versuchen nicht möglich. 56 Raps Schaderreger 2. Schadinsekten im Frühjahr 2007 gab es bereits sehr früh (07.03.) erstes Auftreten von Rapsschädlingen. Mitte März herrschten anhaltend milde Temperaturen, so dass erste Bekämpfungsmaßnahmen gegen Rapsstängelrüssler notwendig waren. Auch Kohltriebrüssler waren präsent. Hier sollten zunächst übliche Pyrethroide angewendet werden, da die Wirkung gegen diese Schädlinge allgemein noch gegeben ist. Örtlich wurde aber auch bereits zu diesem frühen Zeitpunkt stärkeres Auftreten von Rapsglanzkäfern beobachtet, gegen die aufgrund der Resistenzsituation Mittel wie Ultracid, Talstar, Trebon oder auch Biscaya eingesetzt wurden, je nach Verfügbarkeit der Präparate. Der Zuflug von Rapsglanzkäfern war insgesamt früher, entsprechend dem Vegetationsvorsprung. Durch die milde Witterung gab es eine zügige Entwicklung der Bestände und Anfang April erste Vorblüher. Damit war der Einsatz der Organophosphate Ultracid und Reldan (§11/2) aufgrund der Bienengefährlichkeit eingeschränkt. Die Stärke des Auftretens der Rapsglanzkäfer war insgesamt differenziert, stark witterungsabhängig und örtlich in Abhängigkeit der ausgebrachten Präparate zu beobachten. Die neu zugelassenen Insektizide zeigten in der Regel ihre Wirkung, wenn auch Dauer und Wirkungsgrade nicht mit sonstigen Insektizidmaßnahmen vergleichbar sind. Herkömmliche Pyrethroide wurden kaum noch eingesetzt. Starke Probleme gab es bei der Bekämpfung in Sommerraps-Beständen. Hier war der Zuflug wieder außergewöhnlich stark und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht zu beherrschen. Übersicht zum zeitlichen Auftreten von Rapsglanzkäfern 2007 (Bsp. RD Greifswald) Käfer/Pflanze 5 BBCH Befall Ø Befall Min. Befall Max. 53 0,78 0,2 1,66 59 1,92 0,5 4,8 67 0,23 0 0,9 4,80 4 3 1,66 2 0,90 1 0,2 Befall Max. 0,5 0 Befall Min. 0,78 0 1,92 BBCH 53 (03.04.) BBCH 59 (18.04.) 0,23 X Befall BBCH 67 (15.05.) 57 Raps Schaderreger Versuche zur RGK – Bekämpfung – Vergleich der Insektizidwirkung nach Behandlung RGK-Versuch RD Greifswald RGK-Versuch RD Schwerin 1.Tag 3.Tag 3,5 10 7.Tag 9 3 1.Tag 8 3.Tag 7 2,5 8.Tag 2 Kä/Pfl. Kä/Pfl. 6 5 4 1,5 3 1 2 1 0,5 0 Kontrolle Biscaya 0,3 Karate Reldan 1,5 Reldan 1,5 Zeon 50 ml + Biscaya 0,3 Talstar 0,125 0 Kontrolle Variante Biscaya 0,3 Karate Zeon Talstar 0,125 0,05 Trebon 0,2 Variante In den vorliegenden Versuchen wurde die Wirksamkeit und Dauerwirkung von Insektiziden verglichen. 3. Befall zur Blüte Das 2007 geringe Auftreten von Kohlschotenrüsslern erforderte keine gezielte Behandlung. Der im Vorjahr untersuchte Kokonbesatz der Kohlschotenmücken prognostizierte geringe Befallswerte, die außerdem aufgrund der bis dahin herrschenden Frühjahrstrockenheit ungünstige Schlupfbedingungen fanden. Dieses hatte sich in der Befallssituation dann auch bestätigt. Die Prognose für 2008 stellt sich ähnlich dar. Der geringe Kokonbesatz von Ø 7,1/100 cm3 Boden lässt aus heutiger Sicht unbedeutendes Auftreten erwarten und damit kann für den Kohlschotenrüssler-Befall der höhere BRW von 1 Käfer/Pflanze genutzt werden. In den Blüten zeigte sich nur geringer Besatz mit Larven. Auffällig war das Auftreten natürlicher Gegenspieler, wozu Schlupfwespen, Spinnen, Kurzflügler und Laufkäfer gehören. Die in blühenden Rapsbeständen häufig schwirrenden Schlupfwespen wurden als Tersilochus heterocerus bestimmt, deren Larven Rapsglanzkäferlarven parasitisieren. Dieses wurde erstmalig im Sommer 2007 auffällig beobachtet. Auch 2008 wird die bekannte Behandlungsstrategie weiter empfohlen. Bei der Zulassung der Insektizide wird es noch Veränderungen geben, über die aktuell im Warndienst informiert wird. Wichtig ist in jedem Fall die genaue Bonitur und Beobachtung des Zuflugs der Schadinsekten, da es örtlich große Unterschiede im Auftreten geben kann. Das prophylaktische Zumischen zu anderen PS-Maßnahmen muss unterbleiben. Die Nutzung bekannter Hilfsmittel wie Gelbschalen und Anwendung von Bekämpfungsrichtwerten sollte selbstverständlich sein. Noch eine wichtige Anmerkung: Der Schutz der Bienen hat hohe Priorität. Deshalb sind die Bienenschutzauflagen unbedingt zu beachten, auch die Änderung bei Tankmischungen (z.B. Talstar NB 6622). Die Bienenvölker sind bereits durch verschiedene Ursachen geschwächt und dürfen durch PS-Maßnahmen nicht noch weiter geschädigt werden. Wir empfehlen, den Kontakt zu den Imkern im Territorium aufzunehmen, um sie z.B. über bevorstehende Behandlungen im Raps zu informieren! Auch Imker können 58 Raps Schaderreger durch Vorsichtsmaßnahmen einer eventuellen Schädigung vorbeugen (Verschließen der Fluglöcher etc.). Tabelle 1: Übersicht verschiedener Beizen Achtung: Für die einzelnen Rapssorten werden immer nur bestimmte Beizen angeboten Beize Wirkungsspektrum Nebenwirkung Chinook (+TMTD) Rapserdfloh (+ Auflaufkrankheiten) Chinook + DMM (+TMTD) Rapserdfloh + Falscher Mehltau (+ Auflaufkrankheiten) COMBICOAT CBS (+TMTD) Erdflöhe (+ Auflaufkrankheiten) Kleine Kohlfliege COMBICOAT CBS + DMM (+TMTD) Erdflöhe + Falscher Mehltau (+ Auflaufkrankheiten) Kleine Kohlfliege, Wachstumsstimulierende Wirkung COMBICOAT CBS + SAT 2002 Erdflöhe, Phoma lingam Frühbefall Kleine Kohlfliege, Verkürzung Hypokotyl Cruiser OSR Auflaufkrankheiten, Falscher Mehltau, Raps -und Kohlerdfloh, Blattläuse als Virusvektoren Premium/ Elado (+TMTD) Erdflöhe, Kleine Kohlfliege, Wurzelfliege (+ Auflaufkrankheiten) Premium/ Elado + DMM (+TMTD) Erdflöhe, Kleine Kohlfliege, Wurzelfliege, Falscher Mehltau (+ Auflaufkrankheiten) Wachstumsstimulierende Wirkung Premium/ Elado + DMM + Metconazol Erdflöhe, Kleine Kohlfliege, Wurzelfliege, Falscher Mehltau, Phoma lingam Frühbefall Wachstumsstimulierende Wirkung, Verkürzung Hypokotyl Tabelle 2: Bekämpfungsrichtwerte wichtiger tierischer Schaderreger in Winterraps Schaderreger Rapserdfloh Kontrolltermin Herbst Großer Rapsstängelrüssler Februar bis April Gefleckter Kohltriebrüssler Rapsglanzkäfer ab Kleinstknospe Kohlschotenrüssler (+Kohlschotenmücke) Kleinstknospe Kleinknospe mittl. bis große Knospe ab mittlerer Knospe Bekämpfungsrichtwert • 10 % der Blattfläche durch Fraß zerstört oder • 2 ... 4 Käfer (K)/m² oder • 75 K/ Gelbschale (GS) im Zeitraum 1. bis 20.9. oder 50 K/ GS im Zeitraum 10. bis 20.9. oder 50 K/ GS in 10 Tagen nach dem 20.9. bis Ende Oktober auf vorjährigen Rapsflächen im Bestand • spontanes ”Erwachen” • 3 K/Linie 30 K/ GS* in 3 Tagen oder • 10 K/GS in • verzetteltes ”Erwachen” 3 Tagen pro GS* ab Fangbeginn 50 K - Raps schwach und in Kleinstknospe bis 150 K - Raps kräftig und in Kleinknospe • 30 K/GS in 3 Tagen im Bestand (vorläufiger Richtwert) oder • 12 ... 25 K/Linie (0,5... 1 K/Pfl.) Pflanze/ Bestand geschwächt vital 1-2 K/Pfl. 3-4 K/Pfl. 3-4 K/Pfl. 7-8 K/Pfl. >4 K/Pfl. >8 K/Pfl. • 25 K/Linie (1 K/Pfl.): bei Kohlschotenmücken-Prognose: schwach • 12 K/ Linie (0,5 K/Pfl.) bei Kohlschotenmücken-Prognose: stark * mit Rapsextrakt von glukosinolathaltiger Sorte ”beködert” auf vorjährigen Rapsflächen 59 Raps Schaderreger Tabelle 2: Ausgewählte Insektizide zur Bekämpfung von Schadinsekten im Winterraps Stand Nov. 2007 (Pyrethroide grau hinterlegt, Achtung Rapsglanzkäferresisten) Wirkstoff / Präparat alpha-Cypermethrin Fastac SC Sup. Con., IRO Indikation / Zielorganismus beißende Insekten Kohlschotenmücke Aufw.menge l/ha bzw. kg/ha Bienenschutz 0,1 B4^ Gewässerabstand (m) 50% 75 % 90 % 20 10 5 701 = 10 NW 607 lambda-Cyhalothrin Trafo WG lambda-Cyhalothrin Karate mit Zeon Technologie beta-Cyfluthrin Bulldock Rapserdfloh Randstreifen (m) bei >2% Hangneigung 0,1 B4^ 15 m ** NW 603 Rapsglanzkäfer Rapsstängelrüssler Kohlschotenrüssler Kohltriebrüssler Kohlschotenmücke 0,15 Rapserdfloh 0,05 5 beißende Insekten Kohlschotenmücke 0,075 beißende Insekten Kohlschotenmücke 0,3 B4^ 5 - * NW 606 = 10 10 5 * - - 15 - NW 607 Bifenthrin Talstar 8 SC Esfenvalerat Sumicidin Alpha EC Deltamethrin Decis flüssig Erdflöhe Rapsstängelrüssler Kohltriebrüssler 0,1 Rapsglanzkäfer Kohlschotenrüssler Kohlschotenmücke 0,125 beißende Insekten 0,25 beißende Insekten 0,3 B4^ 15 20 10 10 zeta-Cypermethrin Fury 10 EW, Minuet 10 EW Rapsstängelrüssler Kohltriebrüssler Rapsglanzkäfer Kohlschotenrüssler Thiacloprid Biscaya beißende Insekten Kohlschotenmücke 102 75% =20 7 102 75% =20 4,50 103 90% =20 €/ha 7 102 75% =20 5,40 103 90% =20 8 108 Abstand 5 +75% =20 5 6 9 5 - 103 90% =20 706 = 20 103 90% =20 8 109 Abstand 5 + 90% =20 8 11 NW 607 B2 20 10 5 - - 15 - 20 10 - NW 607 15 5 B2 Kohlschotenmücke Kohlrübenblattwespe Preis - NW 606 = 15 B2 NT- Auflage (m) 0,2 0,1 B2 NW 607 5 0,3 - B4 * NW 606 = 5 ^ in Tankmischung mit Azolen ? B2 NW 603; 606: Abstände sind von eingesetzter Technik abhängig NW 607: Verwendung abdriftmindernder Düsen/ Geräte generell Pflicht ! NW 701; 706: Hangneigung > 2% = beachten 60 5,30 103 90% =20 5 - - - 14 * Pflanzenschutz im Mais Unkrautbekämpfung Mais Unkrautbekämpfung im Mais Dr. R. Gebhardt Die langsame Jugendentwicklung des Maises erfordert zwingend die Beseitigung konkurrenzstarker Unkräuter mittels Herbiziden. Häufig beobachtete Wuchsverzögerungen als Folge des Herbizideinsatzes müssen toleriert werden. Da die Wirkungsbedingungen nach der Herbizidapplikation schwer prognostizierbar sind, ist zur Erhöhung der Wirkungssicherheit die Kombination von blatt- und bodenaktiven Präparaten empfehlenswert. Beim Mulch- oder Direktsaatverfahren ist der Unkrautbestand bereits vor der Aussaat zu beseitigen. Nichtselektive Herbizide auf Glyphosat-Basis stehen für dieses Verfahren zur Verfügung. Zur Vermeidung von Schäden am Maiskeimling muss diese Behandlung bis zur Samenquellung abgeschlossen sein. Bei erforderlichen Nachbehandlungen können konventionelle Herbizide (siehe Tabelle 2) in Abhängigkeit von der Verunkrautung zum Einsatz gelangen. Mit zunehmender Flächenausdehnung des Maises für die Fütterung von Biogasanlagen wird sich der Anteil enger Maisfolgen bis hin zur Monokultur z.T. dramatisch erhöhen. Davon profitieren schwer bekämpfbare Unkräuter. Neben der Hühnerhirse breiten sich zunehmend die Borsten- und Fingerhirse verstärkt aus. Für die Bekämpfung letztgenannter Hirsearten eignen sich besonders Produkte mit dem Wirkstoff Topramezone (Clio Super, Clio Top Pack). Achtung: diese Präparate dürfen nur jedes 2. Jahr auf der gleichen Fläche appliziert werden. Strategie und Anwendungstermin werden von der Verunkrautung am Standort bestimmt. Ziel muss es sein, die Unkräuter mit einer Maßnahme wirksam auszuschalten. Dazu stehen zahlreiche Präparate bzw. Tankmischungen zur Verfügung. Abbildung 1 zeigt exemplarisch eine Auswahl von Möglichkeiten. Das Unkrautspektrum wurde bestimmt von W.Gänsefuß, Windenknöterich und der Hühnerhirse. Der konkurrenzstarke W. Gänsefuß wurde von allen Herbiziden relativ sicher bekämpft, die Wirkungsgrade lagen ausnahmslos über 90 %. Die Wirkung gegenüber Windenknöterich differenzierte stark; über dem Durchschnitt lagen die Varianten Zintan Gold Pack, MaisTer + Gardobuc, Click Pro Pack und Calaris + Milagro. Die Hühnerhirse ist am besten mit Zintan Gold Pack, Successor Top Pack, MaisTer + Gardobuc, Clio Super Pack und Calaris + Milagro kontrollierbar. Hirsearten, die häufig ungleichmäßig und zeitlich versetzt auflaufen und somit oftmals eine Nachbehandlung erfordern, konnten in diesen Fällen mit einer Einfachbehandlung bekämpft werden. Bei überwiegend blattaktiven Herbiziden wie Cato, Titus bzw. Motivell war die Wirkungsdauer nicht gegeben und die Nachhaltigkeit war bei der 2. Hirsewelle nicht gegeben. Bei der Produktwahl ist zu berücksichtigen, dass Successor nicht auf dränierten Flächen eingesetzt werden darf. Die Herbizidwahl ist im Wesentlichen nach der Allgemeinverunkrautung sowie dem Auftreten von Hirse auszurichten. Möglichkeiten für die jeweilige Situation sind in Tabelle 2 dargestellt. An neuen Produkten hat Arrat mit den Wirkstoffen Dicamba(500 g/kg) und Tritosulfuron (250 g/kg) die Zulassung erhalten. Das überwiegend blattaktive Arrat dient vorrangig der Bekämpfung von Ackerwinde, Windenknöterich und Landwasserknöterich. Die Applikation mit der Aufwandmenge von 0,2 kg/ha erfolgt mit einem Mischpartner (bodenaktiv), um die Wirkungssicherheit zu erhöhen und Wirkungslücken zu schließen. Einjährige Versuchsergebnisse von 2 Standorten aus M-V aus dem Jahre 2007 sind in Tabelle 1 dargestellt. Tab. 1: Ergebnisse von Arrat-Einsatz in Mais 2007 Unbehandelt Aufwandmenge l,kg/ha - Arrat + Dash 0,2 + 1,0 Landwasserknöterich 2 100 WindenW. Gänsefuß knöterich Unkrautdeckungsgrad (%) 80 92,5 Wirkungsgrad (%) 95 100 61 Hühnerhirse 3,5 0 Pflanzenschutz im Mais Unkrautbekämpfung Zintan Gold Pack (Gardogold 3,0+Callisto 0,75) W indenknöterich Kontrolle 12 % DG Successor Top Pack (SuccessorT 3,0+Mikado 0,75) Hühnerhirse Kontrolle 8 % DG W .Gänsefuß Kontrolle 18 % DG MaisTer 1,25 + Gardobuc 0,8 Mais Premium Pack (CertrolB 0,75+Click 0,75+Titus 0,03) Gardo Gold 2,5+Cato 0,03+Buctril 0,3+FHS 0,18 Clio Super Pack (Clio 0,15 + Spektrum1,0 + Dash1,0) Click Pro Pack (Click 1,0+ Buctril 0,5) Calaris 1,2+Milagro 1,0+Peak 0,02 Artett-Motivell-Pack (Artett 2,0+Motivell 0,8) W irkungsgrade Abbildung 1: 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Wirkungsgrade verschiedener Herbizidkombinationen bei ausgewählten Unkräutern (75-80% der zugelassenen Aufwandmenge) Ergebnisse 2004 - 2007 3 Standorte aus M-V 62 Tabelle 2: Wirksamkeit ausgewählter Herbizide im Mais (Stand November 2007) Wirksamkeit Präparat Einzelpräparate Buctril, Certrol B Callisto 1) Cato + FHS CLICK ² 3) Clio + Dash Dual Gold MaisBanvel WG MERLIN Mikado 1) Motivell 1) MILAGRO Wirkstoffe bzw. Komponenten Blatt Boden Bromoxynil Mesotrione Rimsulfuron Terbuthylazin Topramezone S-Metolachlor Dicamba Isoxaflutole x x x (x) x x x x (x) x x (x) Sulcotrion Nicosulfuron x x x x (x) Wirkung gegenüber zugelass. Aufwandmenge l,kg/ha Anwendungstermin 1,5 1,5 0,05+0,3 1,5 0,225+1,0 1,25 0, 5 0,1 0,14 1,5 1,0 Peak ² Prosulfuron x x 0,02 Spectrum ² Dimethenamid P x 1,4 Stomp SC Pendimethalin (x) x 4,0 Tacco Metosulam x 0,3 Kombinationsprodukte ohne Hirsewirkung Artett Bentazon, x x 5,0 Terbuthylazin Bromoterb Bromoxynil, x x 1,5 Terbuthylazin 2,0 Click Pro Pack Terbuthylazin x x 0,75 Bromoxynil 0,75 Gardobuc ² Bromoxynil, x x 1,5 Terbuthylazin 2,0 Präparate bzw. Kombinationen mit Hirsewirkung Calaris Terbuthylazin, x x 1,5 Mesotrione Calaris + Calaris + x x 1,0 Dual Gold Dual Gold 1,0 3) Clio Super Dimethenamid-P x x 1,5 + Topramezone Gewässerabstand (m) AbdriftHühnerminderung* hirse 90% Randstreifen(m) bei > 2% Hangneigung NTAufl. (Hecke etc.) vergeben Weißer Gänsefuß Knöterich arten Vogelknöterich Schwarz. Nachtschatten AusfallRaps Kamille 4-6 Bl. 2-8 Bl. 2-6 Bl. 1-4 Bl. 1-8 Bl. VA-NA 4-6 Bl. 1-2 Bl. VA 2-NA. 2-8 Bl. ++ +++ +(+) ++ ++ +(+) +++ ++(+) ++ +++ + ++ +(+) ++ ++(+) + + ++ (+) + + +(+) +(+) + ++ +++ + + ++ ++ +++ +++ ++ ++ +++ + ++ +(+) +++ - +++ +(+) ++ ++ + +(+) +(+) +++ +(+) +++ + +(+) ++ +++ ++ +(+) + +(+) (+) +++ ++ ++ +++ +(+) +++ + +++ NA VA-6 Bl. VA-NA VA-NA + + ++(+) + +++ + +(+) +(+) ++ + (+) - + ++ + ++ ++ +(+) +++ +++ +(+) +(+) 2-7 Bl. ++(+) ++ + ++(+) ++(+) 2-4 Bl. 4-6 Bl. 2-6 Bl. +++ ++(+) ++ ++ ++ +++ +(+) 2-4 Bl. 5-6 Bl. +++ ++(+) 2-8 Bl. ++(+) 2-8 Bl. 2-6 Bl. Kosten € / ha 15 5 10 5 5 5 - 5 10 - x x x x x x + ++(+) (+) - 5 5 5 20 20 15 5 5 5 5 10 20 x x x x x +++ (+) 15 5 10 - 78 ++ +++ + 10 - 10 x ++ ++ ++ + 15 5 5 x 36 48 37 ++ ++ ++ +++ + 10 - 10 x 47 63 ++ + ++ ++ ++ ++ 10 - 10 x 58 +++ ++(+) +(+) ++(+) ++ ++ ++(+) 10 - 10 x ++ +(+) - +++ ++ ++(+) +++ 20 5 - x 39 19 55 ++ 24 68 45 25 23 24 23 15 21 61 31 32 19 49 33 Wirksamkeit Wirkstoffe bzw. Komponenten Präparat Clio Top 3) Clio Super +Terbuthylazin 500 Gardo Gold S-Metolachlor, Terbuthylazin Mais Premium Click + Pack Certrol B + Titus 1) MaisTer+ FHS Foramsulfuron, Iodosulfuron, Isoxadifen-Ethyl Mirano Komplett Mikado + Terano WG + Certrol B Spectrum Plus Spektrum + Stomp SC Successor T Pethoxamin, Terbuthylazin Successor Top Successor T + Pack Mikado Terano Flufenacet, Metosulam ZintanGold Pack Gardo Gold + Callisto 1) Pack Positivliste der Maissorten beachten Wirkung gegenüber Weißer Gänsefuß Knöterich arten Vogelknöterich Schwarz. Nachtschatten AusfallRaps Kamille Gewässerabstand (m) AbdriftHühnerminderung* hirse 90% 2-6 Bl. +++ ++(+) ++ +++ ++ ++(+) +++ 20 5 - x 67 4,0 VA-NA ++ ++ +(+) ++ +(+) +(+) ++(+) 5 - 10 x 48 0,75 0,75 0,03 0,15+2,0 2-6 Bl. +++ ++(+) +(+) ++ +++ +++ ++ 15 - 5 x 54 2-6 Bl. +++ + (+) ++ +++ +++ +++ 15 - 20 x 51 1,0 0,8 0,3 1,0 2,0 4,0 2-6 Bl. +++ ++(+) + +++ ++(+) +++ ++(+) 10 - 20 x VA-NA +(+) +(+) +(+) +++ +(+) ++(+) ++(+) 20 5 - x 1-4 Bl. +++ ++(+) +(+) +(+) + ++(+) ++ 10 - 20 x 40 36 5 14 28 48 3,0 0,75 1,0 2-6 Bl. +++ +++ +(+) +++ ++ ++(+) +++ 10 - 20 x 67 VA-4 Bl. ++ +(+) + +++ ++(+) ++(+) ++(+) 10 - 20 x 47 3,0 0,75 2-8 Bl. +++ ++(+) +(+) +++ ++(+) ++ +++ 5 - 10 x 36 34 zugelass. Aufwandmenge l,kg/ha Blatt Boden x x 1,5 + 1,2 x x x x x (x) x x (x) x (x) x x x (x) x x x 2) Anwendungstermin Produkte nur im Pack erhältlich, Preise anteilmäßig 3) Einsatz nur jedes 2. Jahr auf der Fläche möglich *) Randstreifen(m) bei > 2% Hangneigung NTAufl. (Hecke etc.) vergeben Kosten € / ha Länderrecht beachten Tabelle 3: Problemlösungen für spezielle Unkräuter Bemerkungen Ackerkratzdistel Lontrel 100 Ackerschachtelhalm Callisto Mikado Wuchshöhe 10-20 cm nur unterdrückende Wirkung Amarant Harmony SX Task + FHS Kartoffeldurchwuchs Callisto Mikado Starane 180 Wuchshöhe 10-15 cm Landwasserknöterich Mais Banvel WG Windenarten Storchschnabel Mais Banvel WG Starane 180 Artett Gardo Gold MaisTer ab 20 cm Trieblänge Pflanzenschutz im Mais Krankheiten und Schaderreger Pflanzenschutz in Mais U. Tilinski Krankheiten im Mais Krankheiten, die durch Pilze (z.B. Maisbeulenbrand, Fusariosen) verursacht werden, spielen in den einzelnen Jahren eine unterschiedlich starke Rolle im Maisanbau. In 2007 war das Krankheitsauftreten allgemein gering, zwei bisher im Land nicht festgestellte Blattkrankheiten wurden diagnostiziert. Nachgewiesen wurde der Erreger der Kabatiellose- Augenfleckenkrankheit (Kabatiella zeae) und der Helminthosporiose (Helminthosporium turcicum). Hierbei handelt es sich um Erreger, die vor allem bei mehrjähriger Mais-Monokultur und minimaler Bodenbearbeitung stärker auftreten. Sortenunterschiede waren deutlich zu erkennen, deshalb sollte die Sortenwahl als phytosanitäre Maßnahme unbedingt Beachtung finden. Obwohl durch die Wärme im April / Mai bereits im frühen Jugendstadium Maisbeulenbrand festgestellt wurde, hat sich der Befall später durch die feuchte Witterung nicht stärker ausgebreitet. Der Befallsstärke blieb gering und lag unter dem Niveau des Vorjahres. Die durchschnittliche Befallsstärke wurde in diesem Jahr mit 3,2% bonitiert, Maximalwerte von bis zu 16% waren eher die Ausnahme. Beim Maisbeulenbrand soll eine Frischverfütterung bis 5% Befallsstärke ohne Einschränkungen möglich sein, bei einem Starkbefall von 100% ist mit einem 20% geringerem Futterwert zu rechnen, und es werden höhere Silierverluste von 3845% angegeben. Fusariumbefall zeigt sich meist ab Ende August durch rosarote Färbung an den äußeren Lieschblättern, es kommt häufig zum Abknicken der Kolben und im Inneren bildet sich ein Pilzmyzel, der Befall lag bei 4,9%, der höchste Wert wurde mit 36% ermittelt. In Getreidefolgen ist ein tiefes Unterpflügen zur Befallsunterdrückung wichtig. Schädlinge im Mais Mit dem Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) breitet sich in Mecklenburg-Vorpommern seit 2001 von Südosten beginnend ein Schaderreger nach Westen und Norden territorial und in der Befallsstärke aus, der inzwischen sicher wirtschaftlichen Schaden verursacht. In den Befallsgebieten war 2006 mindestens jede fünfte Pflanze befallen. Tabelle 1: Entwicklung des Maiszünslerbefalls in MV seit Befallsbeginn Jahr Land Küstenwestl. zentraler Schaderreger/ Erhebungsmerkmal MV region Landesteil Landesteil Maiszünsler 2001 0,5 0 0 0 BBCH 89 2002 0,6 0 0 0,9 % bef. Pflanzen 2003 1,0 0,5 0,2 1,3 2004 2,9 0,8 1,0 2005 5,5 0,7 0 2006 8,5 1,8 1,8 2007 3,4 *seit 2004 Zusammenfassung von zentralen und südöstlichem Landesteil südöstlicher Landesteil 6,0 4,4 3,1 3,4* 10,4 20,0 8,6 Witterungsbedingt ist 2007 der Befallsumfang geringer als im Vorjahr, in Tabelle 1 wird dieses Geschehen deutlich. Die Einleitung von Bekämpfungsmaßnahmen erscheint deshalb vielerorts dringend geboten. Das Schadbild zeigt sich anfangs durch abgeknickte Fahnen, was durch die Fraßtätigkeit der Zünslerlarven verursacht wird. Wiederholtes Ein- und Ausbohren entlang des Stängels kann später zum Abknicken ganzer Pflanzen führen und hat oft einen Totalverlust zur Folge. Durch diese Bohrtätigkeit werden auch Eintrittspforten für pilzliche Erreger, insbesondere Fusariumarten, geschaffen. Die Larven fressen sich im Stängel nach unten und überwintern in den Maisstoppeln, hier wird auch starker Frost toleriert und die Larven sterben nicht ab. Im Mai verpuppen sich die Larven in den Pflanzenteilen und schlüpfen im Juni aus an den oberflächlich liegenden Stoppelresten. Mit einer tiefen Bodenbearbeitung durch Unterpflügen der 65 Pflanzenschutz im Mais Krankheiten und Schaderreger Pflanzenreste wird die Schlupfrate deutlich reduziert. Im Herbst 2006 durchgeführte Untersuchungen haben gezeigt, dass das Zerkleinern der Maisstoppel ebenfalls eine deutliche befallsreduzierende Wirkung hat (Tabelle 2). Tabelle 2: Befallsreduzierung durch unterschiedliche Stoppelbearbeitung Anzahl befallener Stoppel Anzahl ZünslerLarven je 100 Stoppeln unbehandelt 67 52 Sichelmulcher 52 36 Schlegelmulcher 23 24 Bei der Bewertung dieser integrierten Maßnahmen zur Befallsreduzierung muss berücksichtigt werden, dass der Maiszünsler eine Flugdistanz von 10-15 km zurücklegen kann, deshalb sollten diese Maßnahmen territorial koordiniert werden. Ein direkter Einsatz chemischer und biologischer Insektizide gestaltet sich problematisch, da diese Mittel ihre Wirkung nur in der kurzen Zeitspanne vom Schlüpfen der Larven bis zum Einbohren in den „sicheren“ Stängel entwickeln können. Biologische Verfahren durch den Einsatz von Schlupfwespen (Trichogramma) haben ebenfalls das Handykap des optimalen Termins. Die applizierten Schlupfwespeneier müssen nach 2-3 Tagen Zünslereier vorfinden, um ihre parasitierende Wirkung entfalten zu können. Ein im Jahr 2007 durchgeführter Versuch zum Einsatz von Trichogramma (Mitte Juli Ausbringen per Hand) ergab bei einmaliger Anwendung eine Befallsreduzierung des Maiszünslers um die Hälfte. Dieses Ergebnis von 2007 ist jedoch auf der Basis eines witterungsbedingt geringen Befalls von 6% in der unbehandelten Kontrolle nicht repräsentativ und nur bedingt aussagekräftig. Gentechnisch veränderter Bt-Mais, der inzwischen für den Anbau zugelassen ist, bildet den Wirkstoff gegen seinen Fressfeind Maiszünsler in der Pflanze. Der Anbau muss allerdings 90 Tage vor der Aussaat angemeldet werden und die Standorte werden im Standortregister veröffentlicht. Die Fritfliege (Oscinella frit) im Mais tritt als Gelegenheitsschädling auf einzelnen Schlägen auf und muss u. U. bekämpft werden, durch den Einsatz entsprechender Beizmittel kann hier Sicherheit erreicht werden. Gleiches gilt für die Bekämpfung von Drahtwürmern bei einer Maiszwischennutzung nach einem Grünlandumbruch. In den bekannten Befallsgebieten auf Niedermoorstandorten ist nach Grünlandumbruch immer mit einem ernstzunehmenden Drahtwurmauftreten zu rechnen und Vorsorge zur Bekämpfung zu treffen, der Einsatz von Beizmitteln (Cruiser 350 FS, Faibel, Combicoat CBS, Poncho) ist hier unumgänglich, um eine ausreichende Bestandesdichte zu sichern. 66 Pflanzenschutz im Mais Quarantäneschädlinge Quarantäneschädling Westlicher Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera Le Conte) Dr. I. Wulfert Aktuelle Situation: Der zu Beginn der 90er Jahre aus den USA nach Europa (Jugoslawien, 1992) eingeschleppte Käfer breitet sich seither zunehmend aus. Als stark befallene Länder gelten Jugoslawien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Ungarn. In Ausbreitung befindet sich der Käfer in Rumänien, Bulgarien, Slowakei, Ukraine, Italien, Tschechien, Österreich, Slowenien. Punktuell wurde er bereits in der Schweiz, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien festgestellt. Besonders augenscheinlich ist das Befallsauftreten in großen Gebieten im Süden und Südosten Polens. Die Befallsausdehnung in Polen reicht inzwischen bis auf 150 km an die deutsche Grenze (Sachsen) heran. In Deutschland wurde der Westliche Maiswurzelbohrer erstmalig am 24. Juli 2007 in Baden Württemberg und am 14. und 16.08.2007 in Bayern nachgewiesen. Nunmehr sind in Bayern und Baden Württemberg 5 Befallsgebiete zu verzeichnen. In MecklenburgVorpommern ist der Käfer bisher nicht aufgetreten. Ausbreitung / Verschleppung: Die natürliche Ausbreitung des Maisschädlings in Europa lässt sich auf Grund seines guten Flugvermögens (Ausbreitungsgeschwindigkeit 40-80 km / Jahr) und die für sein Überleben geeigneten klimatischen Bedingungen zwar nicht mehr aufhalten, durch entsprechende Maßnahmen jedoch deutlich verzögern. Eine Verschleppung über große Entfernungen erfolgt über verschiedene Transportmittel. So zählen Maisanbaugebiete in der Nähe von Flugplätzen und Handelsumschlagplätzen als besondere Risikobereiche der Einschleppung. Biologie Der Westliche Maiswurzelbohrer gehört zu den Blattkäfern (Chrysomelidae), ist ca. 0,5 cm lang und weist eine grünlich-gelbe Färbung auf. Typisch sind ein gelbliches Halsschild, ein dunkel bis schwarz gefärbter Kopf des Käfers sowie eine auffällige Zeichnung der Deckflügel. Letztere zeigen dunkle Längsstreifen, die aber auch variieren können und dann als einheitlich verschmolzene dunkle Streifen in Erscheinung treten (Abb. 1). Charakteristisch sind auffallend lange Fühler. Die Käfer ernähren sich von Narbenfäden, Pollen und zarten Blättern der Maispflanzen. Die Weibchen legen im August bis zu 1000 Eier in den Boden. Die Eier überwintern im Boden bis zu einer Tiefe von 30 cm. Der Larvenschlupf erfolgt unter unseren klimatischen Bedingungen im darauf folgenden Juni/Juli (3 Larvenstadien). Die Käfer sind etwa ab Mitte Juli bis in den Spätherbst hinein aktiv. 4 - 7 mm Abb.1: Diabrotica virgifera (Adulte mit und ohne Längsstreifen auf den Flügeldecken) Schaden / Wirtschaftliche Bedeutung 67 Pflanzenschutz im Mais Quarantäneschädlinge Der Hauptschaden entsteht durch den Fraß der Larven an Maiswurzeln, die bei starkem Befall völlig zerstört werden und zum Abknicken der Maispflanzen führen. Ertragsausfälle belaufen sich auf 10%, in Einzelfällen bis auf 90%. Der Westliche Maiswurzelbohrer ist in den USA einer der bedeutendsten Maisschädlinge und verursacht weltweit hohe Schäden und Insektizidaufwendungen. In Befallsgebieten Südosteuropas belaufen sich diese Verluste bereits jährlich auf 300 Mio. EURO. Von den 1,5 Mio. ha Maisanbauflächen in Deutschland sind derzeit 350.000 ha durch den Anbau Mais nach Mais besonders gefährdet. Bekämpfungsmöglichkeiten Regulierung des Befalls und effiziente Bekämpfung des Westlichen Maiswurzelbohrers sind bei frühzeitiger Erkennung und Sofortmaßnahmen (Kombination von Insektizidanwendungen und sinnvoller Fruchtfolge) möglich. Maßnahmen in der EU und in Deutschland Der Westliche Maiswurzelbohrer ist ein Quarantäneschädling, der den pflanzengesundheitlichen Regelungen der EU unterworfen ist. Mit der EU-Entscheidung 2003/766/EG vom 24. Oktober 2003 über Sofortmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Schaderregers Diabrotica virgifera virgifera Le Conte in der Gemeinschaft werden gesetzliche Regelungen vorgegeben, die durch alle Mitgliedstaaten zu erfüllen sind. Dazu zählen Quarantäne-maßnahmen bei Befall sowie ein Monitoring mit Pheromonfallen zur Früherfassung des Schädlings. Die Agrarministerien und Pflanzenschutzdienste der Bundesländer haben in einer Leitlinie zur Durchführung amtlicher Maßnahmen gegen den Westlichen Maiswurzelbohrer ein strategisches Maßnahmepaket verabschiedet. Das bedeutet, dass in bisher von Diabrotica befallsfreien Gebieten bei einer Einschleppung eine Ausrottung vorzunehmen ist. Die Ausrottungsmaßnahmen haben zum Ziel, den Erstbefall (bereits beim ersten Käferfund!) effektiv zu bekämpfen, um das Gebiet weiterhin möglicherweise über viele Jahre befallsfrei zu halten. Dies erspart den Landwirten hohe Ertragsverluste oder den Einsatz von Insektiziden auf Maisfeldern in Gebieten, die sich durch eine permanente Vermehrung und Ausbreitung in jedem Jahr schnell vergrößern können. In den Bundesländern werden die zu treffenden Maßnahmen in einem Notfallplan geregelt. Welche Maßnahmen sieht der Notfallplan vor? In Mecklenburg-Vorpommern ist tendenziell eine Zunahme der Maisanbaufläche zu verzeichnen: 3,6 Tha Körnermais und 100,3 Tha Silomais. Damit sind ca. 100 Tha Maisanbaufläche akut gefährdet. Um einer möglichen Einschleppung des Käfers begegnen zu können, wurde ein Notfallplan erstellt, in dem die in der Leitlinie festgelegten Maßnahmen auf Landesebene umgesetzt werden. Ziel dieses Notfallplanes ist es, gegebenenfalls erforderliche Ausrottungsmaßnahmen durch den amtlichen Pflanzenschutzdienst zu organisieren, durchzuführen und durch ein intensives Monitoring zu begleiten. Folgende Maßnahmen sind u. a. geregelt. • Meldepflicht • Überwachung • Abgrenzung von Zonen (Erfassung des Befallsherdes in der Befallszone, Festlegung der Befallszone und der Sicherheitszone) • Ausrottungsmaßnahmen Ausrottungsmaßnahmen in der Befallszone (mindestens in einem Umkreis von 1 km um das Befallsfeld herum (s. Abb. 2): - Bekämpfung der Käfer mit Insektiziden (mindestens im Befallsjahr, bei Maisanbau auch im Folgejahr), - zeitlich befristete Erntebeschränkung, - Reinigung von auf Maisfeldern genutzten landwirtschaftlichen Maschinen vor Verlassen der Befallszone, - Verbringungsverbot von frischen Maispflanzen (Verwertung in der Befallszone möglich), 68 Pflanzenschutz im Mais - - Quarantäneschädlinge Verbringungsverbot der Erde von Maisfeldern aus der Befallszone, vorgeschriebene dreijährige Fruchtfolge bezogen auf die Einzelschläge unter Berücksichtigung der Vorkulturen in den zwei Jahren zuvor oder alternativ eine zweijährige Anbaupause für Mais bezogen auf die gesamte Zone, die Bekämpfung eines möglichen Maisdurchwuchses. Ausrottungsmaßnahmen in der Sicherheitszone: In der Sicherheitszone (mindestens in einem Umkreis von 5 km um die Befallszone herum) ist folgendes vorgeschrieben: - Insektizidbehandlung im Befallsjahr, - ein zweijährige Fruchtfolge oder - ein Einsatz von Insektiziden gegen die Käfer im Folgejahr. Befallsfeld 1 km vom Befallsfeld = Befallszone 5 km Sicherheitszone Abb. 2: Befallszone, Sicherheitszone Die Maßnahmen in beiden Zonen werden von einem intensiven Monitoring begleitet. Die Ausrottungsmaßnahmen werden im Befallsjahr und den beiden Folgejahren durchgeführt und sind abgeschlossen, wenn keine weiteren Käfer in den Folgejahren gefangen werden. Um Flugplätze, von denen ein besonderes Einschleppungsrisiko ausgeht (Risikoflugplätze), soll (Artikel 4b der Leitlinie): - kein Mais nach Mais angebaut werden oder - ein intensives Monitoring mit Pheromonfallen durchgeführt werden. In Mecklenburg-Vorpommern wird durch den amtlichen Pflanzenschutzdienst seit drei Jahren an Risikoplätzen ein Monitoring mit Pheromonfallen zur Früherfassung des Quarantäneschädlings durchgeführt. Die Anzahl der Pheromonfallen auf Risikostandorten (Flugplätze, intensive Maisanbaugebiete) wurde 2007 erhöht. Bisher wurde kein Verdachtsfall festgestellt. Was ist bei Verdacht / Auftreten zu tun? Nachfragen / Meldungen sind unverzüglich an das LALLF, Abt. Pflanzenschutzdienst zu richten. Die Erfahrungen anderer Länder lassen den Schluss zu, dass der Erfolg der Ausrottungsmaßnahmen in entscheidendem Maße von der rechtzeitigen Feststellung einer Einschleppung abhängt. Werden punktuelle Einschleppungen frühzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen ergriffen, kann der Befall mit entsprechenden Maßnahmen vollständig getilgt werden und die Region über längere Zeit befallsfrei gehalten werden. Dabei erwiesen sich Insektizidspritzungen in Kombination mit Regelung der Fruchtfolge als nachhaltige Maßnahmen. 69 Kartoffeln Kraut- und Knollenfäule Pflanzenschutz im Kartoffelbau N. Lüder Kartoffelbeizung Die erste Maßnahme für eine gesunde Kartoffelernte sollte die Kartoffelbeizung sein. Neben ackerbaulichen und phytosanitären Maßnahmen ist sie die einzige Möglichkeit um Rhizoctonia solani, Auflaufschäden, Triebverbräunungen, Luftknollen und Deformierungen zu verhindern. Von Dithane Ultra wird eine Nebenwirkung gegen Silberschorf erwartet. Cuprozin flüssig (Kupferhydroxid 0,4 l/ha) dient der Verminderung von Schwarzbeinigkeit. Tabelle 1: Mittel zur Kartoffelbeizung im Frühjahr (Auswahl) Mittel (Wirkstoff/-gehalt) Dithane Ultra WP (Mancozeb) Monceren Flüssigbeize (Pencycuron) Aufwandmenge je/dt Pflanzgut 200g Monceren G (Pencycuron + Tolylfluanid) 60 ml/dt Risolex (Tolclofos-methyl) 200 g Risolex flüssig (Tolclofos-methyl) 60 ml Cuprozin flüssig (Kupferhydroxid ) 0,4 l/ ha Fungazil 100 SL 150 ml/t 60 ml Anwendung Vor dem Pflanzen beizen Vor dem Pflanzen bzw. beim Pflanzen unverdünnt auf das Pflanzgut sprühen Vor dem Pflanzen sprühen Vor dem Pflanzen beizen Trockenbeize Vor dem Pflanzen bzw. beim Pflanzen unverdünnt auf das Pflanzgut sprühen Spritzen oder sprühen beim Legen 80 -100l / ha Spritzen 2 l/t Wasser Zugelassen gegen Rhizoctonia solani Rhizoctonia solani Kartoffelkäfer Blattläuse und Virusvektoren, Rhizoctonia Rhizoctonia solani Rhizoctonia solani Schwarzbeinigkeit (Erwinia carotovora) nur Befallsminderung Silberschorf Fusarium-Arten Trockenfäule Preis/ dt Pflanzgut 1,10 € 1,60 € 2,50 € 1,60 € 8,60 €/ ha 7,00 € - die Zulassung von Monceren plus ruht! Kein Vertrieb, keine Anwendung! Behandeltes Pflanzgut darf weder verzehrt noch verfüttert werden! Insektizideinsatz in Kartoffeln Blattlausbekämpfung Mit dem Blattlauswarndienst haben wir ein Instrument zur Verfügung, welches auf die optimalen Bekämpfungstermine bei der Vektorenbekämpfung hinweist. Sie dient der Absicherung gesunder, möglichst virusfreier Kartoffelbestände. Die Bekämpfung der Blattläuse, auch in Beständen anderer Gebrauchswerte als den Vermehrungskartoffeln ist in der Gesundlagenverordung für M-V fundamentiert. Diese dient dem Schutz hoher Vermehrungsstufen. Gegen den frühen Befall durch virusübertragende Blattläuse können Gaucho 600 FS oder Dantop (300 g/ha) beim Legen direkt auf das Pflanzgut gespritzt oder gesprüht werden. 70 Kartoffeln Kraut- und Knollenfäule Kartoffelkäferbekämpfung Es gab Befürchtungen, dass die Kartoffelkäfer in der Saison 2007 Probleme bereiten könnten. Aufgrund des milden Winters waren die Böden relativ warm geblieben und der Kartoffelkäfer zeigte im Jahr davor ein verstärktes Auftreten. Erste Käfer konnten dann auch bereits Ende Mai gefunden werden, wurden aber nicht zum Problem. Schwierigkeiten könnten Kartoffelkäferresistenzen gegenüber Pyrethroiden bereiten. Doch hier sind inzwischen Lösungen vorhanden. Mit Alverde und Biscaya stehen zwei neue Insektizide mit einer B4 zur Verfügung, die dieses Problem lösen. Des Weiteren haben wir mit Dantop und Tamaron ebenfalls wirksame Präparate, allerdings mit einer B1 Einstufung. ACTARA mit dem Wirkstoff Thiamethoxam aus der Wirkstoffklasse der Neonicotinoide ist ein neues Insektizid zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers und seiner Larven. Für dieses Mittel wird noch die Zulassung erwartet. Thiamethoxam soll hochwirksam sein und es besteht keine Kreuzresistenz mit anderen Wirkstoffgruppen. Nach der Anwendung wird Thiamethoxam in der Pflanze systemisch verteilt und in das Blattgewebe eingelagert. Dort bleibt es über einen längeren Zeitraum verfügbar und entfaltet seine Wirkung. ACTARA wirkt als Fraß- und Kontaktinsektizid und ist gegen alle Stadien der Kartoffelkäferlarve und der Käfer hochwirksam. Die Wirkung gegen die genannten Schädlinge soll schlagartig nach der Applikation einsetzen und die Kartoffelpflanzen werden somit wirksam geschützt. Das Mittel ist nicht temperaturabhängig. Sobald der Spritzbelag angetrocknet ist, soll ACTARA regenfest sein. Einen Wechsel der Wirkstoffe muss für alle Mittel berücksichtigt werden. Es ist dabei stets zu bedenken, dass eventuell gleiche Wirkstoffe schon im Vorfeld, bei der Vektorenbekämpfung eingesetzt wurden. Dem Bekämpfungsrichtwert sollte wieder mehr Bedeutung geschenkt werden! Ø bis zur Blüte können 3 von 25 bonitierten Pflanzen (Linie) befallen sein und danach 5 Pflanzen je Linie (25 Pfl.) mit mehr als 10 Käfer oder Larven. 71 Tabelle 2: Zugelassene Insektizide in Kartoffeln (Auswahl) Präparat Gaucho 1) 600FS Zulassung bis 31.12.07 Fastac SC Super Contact Aufwand menge l, kg/ha Wirkstoff(e) Wirkstoffmenge g/kg Wirkung 300 ml in 60-80 l Wasser/ha Imida-cloprid 600 alphaCypermethrin 100 system. Pflanzgutbehandlg. Kontakt 0,065 Beißende Insekten - Kartoffelkäferbekämpfung - - x Blattläuse Vektorenbekämpfung Bienen schutz - x (Frühbefall) B3 - - B4 Gewässerabstand (m) Abdriftminderung 50% 75% 90 % Randstreifen (m) bei>2% Hangneigung NTAuflage (Hecken etc.) vergeben 5 NW 601 15 10 Preis €/ ha 12,0 5 5 102 75% = 20 4,00 103 90% = 20 8.00 103 90% = 20 7,00 109 Abstand 5 und 90% = 20 5,50 NW 607** Karate mit Zeon Technologie 0,075 Trafo WG 0,15 Decis flüssig 0,2 lamdaCyhalo-thrin 100 lamdaCyhalo-thrin 50 Deltamethrin 25 Kontakt Kontakt Kontakt x auch: Erdraupen - G§ 18a: Erdraupen - x auch: saugende Insekten x x B4 10 5 * NW 605 NW 606 = 15 m - B4 603 =15m x - - B2 - 20 10 NW 607** Dantop bis 29.05.2008 Novodor FC Neem Azal-T/S 0,3 0,15 0,035 3,0 L1,L2 5,0 L3,L4 2,5 Clothiani-din 500 Pflanzgut Bac.thuringiensis 20 Frass - Azadirac-htin 100 Frass - x x - x x - B1 x - - B4 B4 MW 606=5m* 5 * NW 605 * * * 10 10 90% = 20 90% = 20 83,00 42,00 8,00 127,00 Präparat Plenum 50 WG Aufwand menge l, kg/ha Wirkstoff(e) 0,2 0,3 Pymetro-zin Tamaron 0,8 Wirkstoffmenge g/kg Wirkung 500 Beißende Insekten - Kartoffelkäferbekämpfung - Blattläuse Vektorenbekämpfung Bienen schutz Gewässerabstand (m) Abdriftminderung 50% 75% 90 % B1 x Randstreifen (m) bei>2% Hangneigung * 605 Alverde 0,250 Metaflumizone 240 Biskaya 0,3300 Thiaclo-prid 240 Kontakt; Fraß; systemisch Frass- und Kontakt Frass- und Kontakt x x 102 75%=20m 109 Abstand 5* 90% = 20 5 B1 NW 606 x x x B4 5 B4 5 5 NW 605 10 NW 606 * Preis €/ ha 23,00 x Methmidophos NTAuflage (Hecken etc.) vergeben * * 26,00 13,00 10 14,00 NW 606 5 Pirimor Granulat Talstar 8 SC 1.Spr.450g 2.Spr.400g 3.Spr.350g 4.Spr.350g Pirimicarb 0,125 Bifenthrin 500 Systemisch x 300 g x B4 5 * * 24,00 21,00 18,00 5 NW 609 80 Frass- und Kontakt x x B4 20 10 NW 607 ** (1) Beim Legen: spritzen oder sprühen; wird gemeinsam mit Monceren auf besondere Bestellung hin angeboten ** NW 607 Einsatz von Abdrift mindernden Düsen und Geräten Pflicht * Länderrecht beachten! 18,00 5 103 90% = 20 11,00 Kartoffeln Kraut- und Knollenfäule Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule Die Kartoffelpflanzung erfolgte unter optimalen Bedingungen und gab Anlass zu hohen Erwartungen. Die Vegetationsperiode gestaltete sich jedoch etwas schwieriger. Das Jahr 2007 machte als Krautfäulejahr auf sich aufmerksam. Erstauftreten der Phytophthora war bereits Anfang Juni im Feldbestand zu beobachten, die Erstfunde waren gleichzeitig mit einem verstärkten Auftreten verbunden. Der Infektionsdruck war enorm stark und zeichnete sich primär durch Blattbefall aus. Die vom Pflanzenschutzdienst empfohlene Behandlungsstrategie, zu Spritzbeginn systemische bzw. teilsystemische Mittel einzusetzen, hat sich bewährt. Nur so kann in der Wachstumsphase die Blattmasse sicherer geschützt werden. Bei geringem Infektionsdruck haben Kontaktmittel weiterhin ihre Berechtigung. Infektionen, wie vereinzelt zu beobachten war, gingen auch vom Vorgewende aus, wenn dieses nicht oder nur unvollständig in die Behandlung einbezogen wurde und führte zu einer vorzeitigen Krautabtötung. Die bereits im vergangenen Jahr vermehrt notwendig gewordenen Stoppspritzungen zeigten auch 2007 eine gute Wirkung. Die Fungizide konnten ihre Wirkung dann voll entfalten, wenn Kompromisse bei Spritzabstand und Aufwandmenge vermieden wurden. Folgende Vorgehensweise ist generell zu beachten: Ø Spritzabstände dürfen bei Stoppspritzungen 5 Tage nicht überschreiten Ø Einsatz der vollen Aufwandmengen eines lokalsystemischen Produktes mit einem sporenabtötenden Präparat (Auswahl): Acrobat plus WG 2 kg/ha + Electis 1,8 kg/ha Tanos 0,7 l/ha + Shirlan 0,3 l/ha Valbon 1,6 l/ha + Ranman 0,2 l/ha + 0,15 FHS Infinito 1,5 l/ha + Shirlan 0,3 l/ha Ø Bei der darauf folgenden Behandlung Mittel mit guter Wirkungsdauer und Regenfestigkeit platzieren. Ø In der Anschluss- und Abschlussbehandlung (8 – 10 Tage vor der Krautbeseitigung), ist der Einsatz von Mitteln mit sporenabtötenden Wirkstoffen wichtig! Um Resistenzen zu vermeiden, ist ein Wirkstoffwechsel bei der Krautfäulebekämpfung unverzichtbar. Das zur Saison 2006 zugelassene Präparat Valbon (keine sporenabtötende Wirkung) wurde 2007 durch das mit einem abweichenden Wirkmechanismus ausgestattete Infinito ergänzt. Der alternierende Einsatz dieser Mittel gewährleistet einen Wirkstoffwechsel im Rahmen der vorbeugenden Resistenzstrategie. Das ab Januar 2007 zugelassene Mittel Infinito mit seinen Wirkstoffen Fluopicolide und Propamocarb ist eine Bereicherung für den Fungizidmarkt. Es hat sowohl translaminare als auch antisporulierende Wirkung, die den gleichzeitigen Schutz des Stängels und des Neuzuwachses der Blätter bewirkt. Je nach Infektionsdruck beträgt die Aufwandmenge von 1,2 bis 1,6 l in 7 bis 10 Tagen. Es besteht die Möglichkeit in Tankmischung Infinito mit einem sporenabtötenden Kontaktmittel auch zur Stoppspritzung einzusetzen. Die zwei unterschiedlichen Wirkungsmechanismen sind in der Lage eine Resistenzausbreitung zu hemmen. Information zu weiteren Fungiziden: Gemini hat zwar bis 2014 noch eine Zulassung, wird aber nicht mehr produziert. Das gleiche gilt für Tattoo. Epok hat eine Zulassungserweiterung bis 31.12.2017 erfahren. Für Shirlan (zugelassen bis 31.12.07) wird diese ebenfalls erwartet. Die Zulassung von Revus wurde inzwischen bestätigt. Mandipropamid ist der erste Vertreter der neuen Wirkstoffklasse der Mandelsäureamide und gehört zur Wirkungsfamilie der Carbonsäureamide (Carboxylic Acid Amides, CAA). Die Wirkungsweise des Mandipropamid richtet sich gegen die Keimung von Zoosporen und Sporangien. Die genannten Eigenschaften der inzwischen zur Verfügung stehenden Produkte und ein rechtzeitiger Spritzstart führen zu guten Bekämpfungserfolgen. Mit dem Prognosemodell SIMPHYT 1 steht erfahrungsgemäß ein sehr verlässliches Instrument zur Terminbestimmung für den Spritzstart zur Verfügung. Neben unseren Warnungen zu erfahren im Internet unter: www.lallf/pflanzenschutz.de. 74 Tabelle 3: Fungizide zur Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule (Auswahl) AufwandWirkstoffmenge gehalt Wirkstoff(e) Präparat Wirkung l; kg/ha g a.i. lt. Zulasl/kg sung Kontaktwirkung / durchschnittliche Wirkungsdauer 8 Tage 2,5 Kupferhydroxid 461 Kontaktwirkung, Cuprozin gewährt einen Schutz von 7-10 Tagen Flüssig 1,8 MancozebPräparate z. B. Dithane Neo Tec Tridex DG 2,0 Mancozeb 1,8 ManebPräparate fest, z. B. Trimangol VONDAC DG 2,0 Polyram WG 1,8 Maneb 750 Kontaktwirkung, gewährt einen Schutz von 7-10 Tagen Gewässerabstand (m) Abdriftminderung ohne 50% 75% 90% 5 20 15 800 Kontaktwirkung, gewährt einen Schutz von 7-10 Tagen 15 5 * * NW 605 5 m = NW606 10 5 5 NW 605 20 m NW 606 10 5 5 NW 605 15 m NW 606 10 5 5 NW 605 15 m = NW 606 NT Auflage (Hecken etc.) vergeben Preis €/ ha 36 NT 101 50% = 20 m 14 NT 101 50% = 20 m 11 10 750 5 Metiram Kontaktwirkung, gewährt einen Schutz von 7-10 Tagen Sporenabtötende Wirkung / durchschnittliche Wirkungsdauer 8 - 10 Tage Electis 1,8 Zoxamide + Man83 + 667 Sporenabtötende Wirkung, cozeb gewährt einen Schutz von 10-12 Tagen bei hohem Infektionsdruck Spritzabstände auf 7-10 Tage verkürzen Ranman 0,2 + 0,15 Cyazofamid 400 Mischpartner für Stoppspritzung +FHS Abschlussbehandlung Shirlan *** 0,4 Fluazinam 500 Mischpartner für Stoppspritzung Abschlussbehandlung 5* = 601 15 10 NW 607 10 20 11 5 5 5 * NW 605 10 m NW 606 8 NT 102 75% = 20 m 23 NW 642 * 26 20 m = 601 24 AufwandWirkstoffmenge gehalt Wirkstoff(e) Wirkung Präparat l; kg/ha g a.i. lt. Zulasl/kg sung Lokalsystemische Wirkung / durchschnittliche Wirkungsdauer 11 Tage Valbon 1,6 Benthiavalicarb + 17,5 + Lokalsystemische Wirkung, neuer Wirkstoff, Mancozeb 700 greift an mehreren Wirkorten an bei mittlerem bis hohem Epidemiedruck und bei unbeständiger Witterung anwenden 2,0 Dimethomorph + 90 + 600 bei mittlerem bis hohem Epidemiedruck und ACROBAT Mancozeb bei unbeständiger Witterung anwenden PLUS WG geeignet zur Stoppspritzung CURZATE M- 2,5 Cymoxanil+ Man45 + 680 bei mittlerem bis hohem Epidemiedruck und WG cozeb bei unbeständiger Witterung anwenden geeignet zur Stoppspritzung TANOS 0,7 Famoxadone+ Cymoxanil 250 250 + bei mittlerem bis hohem Epidemiedruck und bei unbeständiger Witterung anwenden geeignet zur Stoppspritzung Gewässerabstand (m) Abdriftminderung ohne 50% 75% 90% 5 Infinito Gold 2,0 1,2 – 1,6 Metalaxyl M +Mancozeb 640 + 39 Fluopicolide+ Propamocarb 62,5 625 Ridomil Gold MZ nicht zur Stoppspritzung einsetzen (Resistenzproblem) + Translaminare und systemische Wirkung bei mittlerem bis hohem Epidemiedruck und bei unbeständiger Witterung anwenden geeignet zur Stoppspritzung NW 603; 605/606; Abstandsreduzierung bei Abdriftreduzierender Technik möglich, Länderrecht beachten NW 607 Verlustmindernde Technik vorgeschrieben *** Zulassung ausgelaufen zwei Jahre Aufbrauchfrist beachten *Länderrecht 5 10 NW 605 10 m = NW 606 10 10 m = NW 601 15 10 5 NW 607 10 15 Systemische Wirkung / durchschnittliche Wirkungsdauer 11 Tage EPOK 0,5 Fluazinam+ Meta400 + wie bei lokalsystemischen Fungiziden laxyl-M 200 keine Stoppspritzung (Resistenzproblem) Ridomil MZ 5 Preis €/ ha NT 101 50% = 20 m 22,00 24,00 NT 103 90% = 20 m 20 20 NW 607 28,00 Hangneigung 10 m = NW 701 20 m = NW 601 * 20,00 5 NW 605 15 m = NW 606 - 20 5 NT Auflage (Hecken etc.) vergeben 32,00 36,00 - 21,00 28,00 Kartoffeln Kraut- und Knollenfäule Besonderheiten 2007 • • • • Stängelnassfäule trat nach einer frostigen Nacht besonders im Anfangsbereich der Kartoffelreihen auf, hatte jedoch keine große Bedeutung. Colletotrichum – Welkekrankheit aufgrund der Witterung unbedeutend. Alternaria solani – Dürrfleckenkrankheit war bereits Anfang Juli örtlich verstärkt zu beobachten. Hier hatte sich das neu zugelassene Mittel „Ortiva“ bewährt. Eine Wirkung gegen Alternaria besitzen in gewissem Sinne alle Fungizide mit dem Wirkstoff Mancozeb und Famoxadone. Trotz der schwierigen Situationen, welche letztlich auch auf Grund der hier nochmals erwähnten Hinweise gemeistert wurden, war das Jahr 2007 mit Abstand ein erfolgreiches Kartoffeljahr. Die Erträge weit überdurchschnittlich und von allgemein guter Qualität. Krautabtötung Auf Grund der Entwicklung der Kartoffelbestände wurde von der Anerkennungsstelle für Saat- und Pflanzgut eine besonders frühzeitige Krautbeseitigung in den Vermehrungsbeständen empfohlen. Die anzustrebende Knollengröße war teilweise erreicht und nun galt es dem Virusinfektionsdruck vorzubeugen. Der Termin bei den sehr frühen und frühen Sorten lag um den 09. Juli herum. Da die vorgeschriebene Höchstmenge von 5 l Reglone / ha im Vermehrungsanbau nicht überschritten werden darf, aber mit Konsequenz gegen Wiederaustrieb vorgegangen werden muss, ist eine mechanisch/chemische Kombination hilfreich. Das Kraut auf etwa 20 cm Stängelrest abschlagen und Reglone dann in geteilten Gaben applizieren, zu beachten die relativ hohe Wasseraufwandmenge. Bei besonders starker Krautentwicklung hat sich ein Abstand von 3 Tagen bewährt. Noch anzumerken wäre, dass das Mittel Shark entweder 1-2 Tage nach dem Krautschlagen oder 14 Tage vor der Ernte einzusetzen ist. Die Anwendung erreicht nur Wirkung bei Benetzung des Stängels. Ziel ist es, das Eindringen der Sporen in die Knolle zu verhindern und einem Wiederaustrieb wirksam zu begegnen. Aus der Tabelle sind die zur Verfügung stehenden Produkte zu entnehmen. Tabelle:4 Präparate zur Krautabtötung (Auswahl) Präparat (Wirkstoff) Aufwandmenge l/ha Basta Wirkstoff(e) (Glufosinat) 2,5 Shark 1,0 Reglone 183 Carfentrazone Deiquat 2,5 Reglone Reglone Quick down+Toil Zeitpunkt: 1 Zeitpunkt: 2 WirkStoffgehalt g a. i. l/kg 2 x 2,5 5 0,8+2 55,92 200 Deiquat Deiquat 200 200 Pyraflufen 0,8+2 0,8+2 24,20 zugelassen in Wartezeit in Tagen Gewässerabstand (m) Abdriftminderung - 90% NT Auflage (Hecken etc.) vergeben Rand- Preis streifen €/ ha (m) bei > 2% Hangneigung Speise-, Wirtschaftsund Industriekartoffeln 14 * * 108 - 50 Kartoffeln 14 * * 109 - 42 10 20 5 102 - 41 10 15 5 103 - 82 10 ** 5 103 - 82 10 - 15 5 Speise-, Wirtschaftsund Industriekartoffeln Kartoffeln Pflanzgut Kartoffeln Pflanzgut Kartoffeln ausgenommen Pflanzkartoffel *Länderrecht beachten ** Verlustmindende Geräte vorgeschrieben 77 33 14 109 10 66 Für den Herbizideinsatz (Auswahl) stehen folgende Präparate zur Verfügung: Tabelle 5: Wirksamkeit ausgewählter Herbizide in Kartoffeln Präparat Aufwandmenge l; kg/ha Vorauflauf Artist 2,0 -2,5 Bandur Basta/ RA-200 fl Boxer 1) Centium36 CS Lexone/ Mistral Sencor WG Tacco 1) 2) Cato + FHS 1) 2) ESCEP Lexone/ Mistral Sencor WG Gewässerabstand (m ) bei Abdriftminderung Wirkung gegen Wirkstoffgehalt Wirkstoff g a.i. l/kg Klettenlabkraut Ausfallraps Weißer Gänsefuß KamilleArten Ackerstiefmütterchen WindenKnöterich ohne 240 175 600 ++ ++ +++ +++ +++ +(+) 4,0 Flufenacet Metribuzin Aclonifen ++(+) ++(+) ++(+) ++(+) ++ (+) ++ 3,0 5,0 0,25 0,75 0,5 -0,75 0,3 Glufosinat Prosulfocarb Clomazone Metribuzin Metribuzin Metosulam 183 800 360 700 700 100 ++(+) +++ +++ + + ++(+) ++(+) ++ + ++ ++ +++ ++(+) +(+) ++ +++ +++ +(+) ++(+) + + +++ +++ +++ ++ + ++ +++ +++ +(+) ++(+) (+) + +(+) +(+) +(+) * 10 * 10 5 0,05 0,05 0,5 0,5 Rimsulfuron Rimsulfuron Metribuzin Metribuzin 250 250 700 700 Nachauflauf ++(+) ++ +(+) +++ ++ ++(+) ++ +(+) +++ ++ + + ++(+) ++(+) ++ + + ++(+) ++(+) ++ Bewährte Spritzfolgen (SF), Tankmischungen ™ + + + + * * 10 5 ++(+) +++ +++ +++ +++ ++(+) +++ ++ +++ +++ +++ +(+) * 5 10 * ++(+) ++(+) +++ +++ ++(+) ++ ++(+) ++ ++(+) +++ ++(+) +(+) Basta 2,5 Glufosinat 183 Sencor (TM/SF) 0,3 – 0,5 Metribuzin 700 Boxer 4,0 Prosulfocarb 800 Sencor (SF/TM) 0,3 – 0,5 Metribuzin 700 Bandur 3,0 Aclonifen 600 Sencor ™ 0,3 Metribuzin 700 Sencor WG 0,5 Metribuzin 700 1) 2) Cato + FHS 0,05 Rimsulfuron 250 (SF) 1) ausgenommen Pflanzguterzeugung +++ = sehr gut ++ = gut bis befriedigend 2) außer sehr frühe und frühe Sorten + = nicht ausreichend * 5 20 15 20 5 * 50 75 90 % % % RandStreifen (m) bei>2% Hangneigung NTAuflage (Hecken etc.) vergeben Preis €/ha * * 20 103 4961 5 5 - 109 70 * 5 * 5 * * * * * * 20 109 102 101 102 103 59 63 41 23 29 5 5 20 103 34 * * 5 * * * 5 * * * * * - 102 102 102 103 44 44 15 19 * * 5 * 10 * * 5 * 5 * * * * 5 5 1 0 * 5 * 5 5 1 0 20 20 20 20 * * Länderrecht beachten * * * * 20 109 103 102 103 109 103 69 103 102 63 69 64 Tabelle 6: In Kartoffeln zugelassene Gräserherbizide Präparat Wirkstoff(e) AGIL-S Aramo Focus Ultra Propaquizafop Tepraloxydim Cycloxydim Fluazifop-P Fusilade MAX SELECT 240 EC + Clethodim Para-Sommer Targa Super Quizalafop-P 1 Cato + FHS Wirkstoffgehalt g a.i. l/kg 100 50 100 107 241,9 46,3 Rimsulfuron 250 1 Aufwandmenge l; kg/ha 1,0 2,0 2,5 1,0 2,0 0,75 – 1,0 + 2,0 1,25 2,0 0,05 + 0,3 oder Splitting 0,03+0,12 nach 8-10 d 0,02+0,12 ausgenommen sehr frühe, frühe und Pflanzguterzeugung *Länderrecht beachten Gewässerabstand (m) Abdriftminderung Randstreifen (m) bei >2% Hangneigung NT-Auflagen Preis €/ha * * * 90% - - * - - 30 5 - NT 103 * - - NT 102 NT 103 27- 43 * - - NT 102 44 NT 101 NT 101 NT 102 26 54 36 23-46 12-16 Kartoffeln Gesundlage 15 Jahre Gesundlagenverordnung in Mecklenburg Vorpommern Dr. I. Wulfert und Dr. G. Erbe 15 Jahre Gesundlagenverordnung sind Anlass, diese für die Pflanzkartoffelerzeugung bedeutsame Rechtsgrundlage ins Blickfeld zu rücken und auf die Notwendigkeit hinzuweisen, ihren weiteren Erhalt für das Kartoffelexportland Mecklenburg-Vorpommern zu gewährleisten. Als geschlossene Anbaugebiete und Gesundlagen werden Vermehrungsgebiete bezeichnet, die sich besonders für eine Pflanzkartoffelerzeugung eignen. Gemäß § 29 Saatgutverkehrsgesetz und § 3 Abs. 3 Nr. 1 und 2a des Pflanzenschutzgesetzes können die Länder bestimmte geschlossene Anbaugebiete einrichten und Aufgaben erlassen, die zur Erzeugung von hochwertigen Pflanzgut notwendig sind. Rechtsgrundlagen: • Entscheidung der Kommission 2004/3/EC (Autorisierung bestimmter Mitgliedstaaten strengere Maßnahmen gegen bestimmte Krankheiten festzulegen als in der Richtlinie der Kommission 2002/56/EC vorgesehen) • Landesverordnung zum Schutz der Pflanzkartoffelerzeugung in Gesundlagen vom 18.03.1992; 1995 1. Verordnung zur Änderung der LandesVO vom 19.09.1995; 1997 2. Verordnung zur Änderung der LandesVO Mecklenburg-Vorpommern weist für die Pflanzkartoffelerzeugung in Deutschland günstige natürliche Voraussetzungen in großen, traditionell zusammenhängenden Gebieten auf. Durch vergleichsweise niedrige Jahresmitteltemperaturen und häufigere Luftbewegungen, die durch die Nähe der Ostsee bedingt sind, kommt es zu geringerem Befall der Kartoffelbestände mit Virus übertragenden Blattläusen verglichen mit anderen Regionen. Daher wurden für den Pflanzkartoffelanbau in Mecklenburg-Vorpommern bestimmte ausgewiesene Gebiete unter besonderen Schutz gestellt. Die Gesundlagengebiete konzentrieren sich in den Landkreisen Demmin, Bad Doberan, sowie in den Landkreisen Ost- und Nordvorpommern. Hier gelten gesetzliche Bestimmungen für den Kartoffelanbau, die in der Gesundlagenverordnung landesrechtlich verankert sind. In diesen Gesundlagengebieten werden ca. 80 % der Pflanzkartoffeln hoher Anbaustufen erzeugt. Diese sind der Ausgangspunkt der weiteren Pflanzkartoffelvermehrung für ganz Deutschland. Für den Kartoffelanbau in Mecklenburg-Vorpommern sind in den Gesundlagen spezielle Maßnahmen festgelegt, die für den Kartoffelanbau aller Gebrauchswerte gelten: • Nur Einsatz von anerkanntem Pflanzgut, das die Normen für Basispflanzgut nach der Pflanzkartoffelverordnung erfüllt (Testergebnis) ist gestattet. • Der Gesundheitszustand aller Kartoffelbestände in der Gesundlage ist während der Vegetation zu überwachen. • Virusbefallene Kartoffelbestände in Gesundlagen sind in die Vektorenabwehr einzubeziehen und gegebenenfalls zu bereinigen. • In Pflanzgut erzeugenden Betrieben sind generell alle Kartoffelanbauflächen auf Kartoffelnematoden und deren Pathotypen amtlich zu untersuchen. Darüber hinaus sind alle Zufuhren von Pflanzkartoffeln in die Gesundlage bei Pflanzenschutzdienst zu melden. Es werden dann durch amtlich verpflichtete Probenehmer repräsentative Proben gezogen, die auf den Befall mit Quarantäneschaderregern wie Bakterielle Ringfäule der Kartoffel, Schleimkrankheit oder Kartoffelnematoden überprüft werden. Bis zur Freigabe durch den Pflanzenschutzdienst dürfen diese Partien nicht gepflanzt werden, d. h. sie stehen bis zum Vorliegen der negativen Ergebnisse in Quarantäne. 80 Kartoffeln Gesundlage EU-Schutzgebiete in den Gesundlagen In den Gesundlagen befinden sich die einzigen in DE von der EU registrierten Schutzgebiete. Davon sind jedoch nur 13 Gemeinden oder ihre Ortsteile betroffen. In diesen besonderen Schutzgebieten sind Kartoffelzuchtstationen deutscher Züchterfirmen angesiedelt. Rechtsgrundlagen für EU-Schutzgebiete: • Richtlinie 2002/56/EG (Anh. I , II; Art. 17, 2 (Forderungen betreffend die Vermehrung von Pflanzkartoffeln) • Entscheidung 2004/3/EG (Autorisierung bestimmter Mitgliedstaaten strengere Maßnahmen gegen bestimmte Krankheiten festzulegen als in der Richtlinie der Kommission 2002/56/EC vorgesehen) • Richtlinie der Kommission 93/17/EWG (umgesetzt in dt. Rechtsgebung durch Art. 2 der VO zur Änderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 16. Februar 1995) Mit der Entscheidung vom 3. Mai 1996 hat die EU-Kommission bestimmte Mitgliedstaaten ermächtigt in bestimmten Gebieten den Verkehr mit Pflanzkartoffeln auf Kartoffelbasis-pflanzgut zu beschränken. In der EU zählen dazu folgende Gebiete: Irland, Portugal (Azoren), Gebiete in Finnland und im Vereinigten Königreich insbesondere Schottland. Für die Bundesrepublik Deutschland ist dieser besondere Status nur in Mecklenburg-Vorpommern für folgende Gemeinden gewährt worden: • • • • Gemeinde Groß Lüsewitz Ortsteile Lindenhof und Pentz der Gemeinde Metschow Gemeinden Böhlendorf, Breesen, Langsdorf sowie Ortsteil Grammow der Gemeinde Grammow Gemeinden Hohenbrünzow, Hohenmocker, Ortsteil Ganschendorf der Gemeinde Sarow sowie Ortsteil Leistenow der Gemeinde Utzedel • Gemeinden Ranzin, Lüssow und Gribow, • Gemeinde Pelsin Diese Gemeinden liegen in der Gesundlagenregion des Landes Mecklenburg-Vorpommern und für sie gelten zusätzlich zu den Bestimmungen der Landesverordnung zum Schutz der Pflanzkartoffelerzeugung in Gesundlagen vom 18. März 1992 folgende Schutzmaßnahmen für die Einfuhr und die Erzeugung von hochwertigem Pflanzgut: 1. Die Einfuhr von Pflanzkartoffeln zur Pflanzguterzeugung ist nur für die Pflanzgutkategorien Vorstufenpflanzgut sowie Basispflanzgut EG 1 und EG 2 gestattet. 2. Für die Erzeugung von Kartoffeln anderer Gebrauchswerte ist außerdem der Einsatz von Pflanzgut der Kategorie EG 3 zulässig. 3. Bei allen durchzuführenden direkten und vorbeugenden Pflanzenschutzmaßnahmen (u.a. Vektorbekämpfung, Selektion) hat die Gesunderhaltung der Pflanzkartoffeln Priorität vor den Erfordernissen der Erzeugung von Kartoffeln anderer Gebrauchswerte. Schlussfolgerungen Sowohl in den ausgewiesenen Gesundlagen als auch in den EG-Schutzgebieten ist die Erzeugung von Pflanzkartoffeln damit unter besonderen Schutz gestellt. Der Schutz dieser ausgewiesenen Gebiete vor der Einschleppung von gefährlichen Kartoffelkrankheiten liegt im Interesse aller Kartoffelproduzenten, dient der Sicherung eines höheren Gesundheitswertes des Pflanzgutes und nicht zuletzt der Wahrung der Konkurrenzfähigkeit gegenüber Gebieten der Gemeinschaft, in denen diese Maßnahmen ebenfalls angewandt werden. Die 1992 verabschiedete Landesverordnung zum Schutz der Pflanzkartoffelproduktion in den Gesundlagen und die durch die EG-Entscheidung 96/332/EG bestätigten Gebiete erwiesen sich als wirtschaftlich nachhaltig. Für die Kartoffelzüchtung und Vermehrung hoher Anbaustufen wurden von staatlicher Seite optimale Bedingungen geschaffen. Es liegt nun an den Vermehrungsbetrieben, diese Voraussetzungen auch weiterhin optimal für die Erzeugung gesunder Qualitätspflanzkartoffeln zu nutzen. 81 Zuckerrüben Unkrautbekämpfung Pflanzenschutz in Zuckerrüben U. Ebner von Eschenbach 1.1. Unkrautbekämpfung Die Unkrautbekämpfung erfolgt in Spritzfolgen, wobei in der Regel drei Behandlungen notwendig sind. Anwendungstermin ist das Keimblattstadium der Unkräuter unabhängig von der Entwicklung der Rüben. Im Folgenden sind unter Berücksichtigung der Verunkrautung praxisübliche Behandlungsverfahren dargestellt. Im Handel wird eine breite Palette an Mitteln angeboten, die vielfach gleiche Wirkstoffe und vergleichbare Wirkstoffkombinationen enthalten. Diese Präparate entsprechen sich weitgehend in Anwendung und Wirksamkeit, so dass sich beim Einkauf ein Vergleich der Preise empfiehlt. Neben der Darstellung praxisüblicher Behandlungsfolgen ist in den Tabellen 1 und 2 eine Auswahl von Herbiziden zur Bekämpfung von breitblättrigen Unkräutern und Ungräsern aufgeführt. Die Tabelle 3 beschreibt Mittel zum Vorsaat-/ Vorauflaufeinsatz und zur Altunkrautbekämpfung. Spritzfolgen zur Unkrautbekämpfung (Aufwandmengen in l oder kg/ ha) Vorauflaufverfahren in Verbindung mit Nachauflaufbehandlungen • Allgemeine Verunkrautung einschließlich Kamille, Weißer Gänsefuß, Taubnessel u.a. Vorauflauf 1. NAK 2.NAK Rebell 2,0 oder Goltix 700 SC 2,0 Betanal Expert* + Goltix 700 SC 1,0 1,0 Betanal Expert* + Goltix 700 SC 1,0 1,0 • Allgemeine Verunkrautung einschließlich Kamille, Klettenlabkraut, Knötericharten Vorauflauf 1. NAK 2.NAK Betanal Expert 1,0 + Goltix 700 SC 1,0 – 1,5 Betanal Expert* 1,0 Rebell 2,0 oder POWERTWIN plus 1,0 + Goltix 700 SC 1,0 – 1,5 +Goltix 700 SC 1,0 – 1,5 + Ethosat 500 0,2 – 0,3 + Oleo FC 0,5 Nachauflaufverfahren • Allgemeine Verunkrautung einschließlich Kamille, Klettenlabkraut, Knötericharten 1. NAK 2. NAK 3.NAK Betanal Expert* 0,75 - 1,0 Betanal Expert* 1,0 Betanal Expert* 1,0 + Goltix 700 SC 1,0 + Rebell 1,0 + Rebell 1,5 Goltix Super 2,0 Goltix Super 2,0 Goltix Super 2,0 +KONTAKT 320 SC 0,5 - 0,8 +KONTAKT 320 SC 0,5 –0,8 +KONTAKT 320 SC 0,5 –0,8 +Oleo FC 0,5 +Oleo FC 0,5 +Oleo FC 0,5 82 Zuckerrüben Unkrautbekämpfung • Allgemeine Verunkrautung einschließlich Ausfallraps, Kamille, Klettenlabkraut 1. NAK 2. NAK 3.NAK Betanal Expert* 1,0 Betanal Expert* 1,0 Betanal Expert* 1,0 +Goltix 700 SC 1,0 –1,5 + Goltix 700 SC 1,0 – 1,5 + Goltix 700 SC 1,0 –1,5 Goltix 700 SC 1,5 – 2,0 Betanal Expert* 1,0 Betanal Expert* 1,0 + Öl 0,5 + Goltix 700 SC 1,5 + Goltix 700 SC 1,5 Betanal Expert* 0,75 + Goltix 700 SC 0,5 Betanal Expert* 1,0 Betanal Expert* 1,0 + DEBUT 0,03 + Goltix 700 SC 1,0 – 1,5 + Goltix 700 SC 1,0 – 1,5 + FHS 0,25 oder SAFARI 0,03 + TREND 0,25 – 0,3 Betanal Expert* 0,75 Betanal Expert* 0,75 + Goltix 700 SC 0,75 + Goltix 700 SC 0,75 0,03 + DEBUT 0,02 Betanal Expert* 1,0 + DEBUT + Goltix 700 SC 1,0 – 1,5 + FHS 0,25 + FHS 0,17 oder SAFARI 0,03 oder SAFARI 0,02 + TREND 0,25 – 0,3 + TREND 0,2 * vergleichbar: POWERTWIN plus und Oleo FC 0,5 l/ha; kein Öl bei Debut bzw. Safari Bekämpfung von Problemunkräutern Ausfallraps: Läuft in mehreren Wellen aus unterschiedlichen Bodentiefen auf. Die Spritzungen sollten immer zum Keimblattstadium des Rapses vorgenommen werden. In der ersten Behandlung empfiehlt sich bei feuchten Bodenverhältnissen der Einsatz von Metamitron - Präparaten in Mischung mit einem blattaktiven Herbizid oder mit dem Zusatz von Öl. Bei weiteren Maßnahmen sind besonders bei Trockenheit und bei größerem Ausfallraps DEBUT oder SAFARI in die Behandlungen mit einzubeziehen. Knötericharten: Gegen Windenknöterich in Keimblattstadium werden mit Betanal Expert und Metamitron - Präparaten gute Bekämpfungserfolge erreicht. In der 2. und 3. NAK kann zur Erhöhung der Wirksamkeit gegen Windenknöterich Rebell zugemischt werden. Der Zusatz von Debut verbessert die Wirkung gegen Floh- und Vogelknöterich. Ackerkratzdisteln: Die Behandlungen sollten in der Streckungsphase der Disteln mit Lontrel 100 1,2 l/ha (Nestbehandlung) erfolgen, gleichzeitig werden auch Kamille und Kornblume erfasst. Bewährt haben sich auch Splittingbehandlungen mit zweimal 0,6 l/ha. Klettenlabkraut: Zur Bekämpfung empfiehlt sich der Einsatz von Ethofumesat - Präparaten oder Rebell. 83 Tabelle 1: Auswahl von Herbiziden Wirkstoffgehalt g a.i./ha Ausfallraps Ehrenpreis Weißer Gänsefuß Kamillearten Klettenlabkraut Flohknöterich Vogelknöterich Windenknöterich Gewässerabstand Randstrei(m) fen (m) Abdriftminderung bei >2% 50 75 90 Hangneigung % % % n.z 15 10 5 . 5 5 * * 5 * * * * * * * 10 * * * * 5 Präparat Wirkstoff(e) Betosip SC Phenmedipham 160 + +++ +++ + + ++ + ++ Asket 470 Kontakt320 SC Ethosat 500 Tramat 500 POWERTWIN plus Stefes Magic Tandem Phenmedipham Phenmedipham Ethofumesat Ethofumesat Phenmedipham Ethofumesat Phenmedipham Ethofumesat Phenmedipham Ethofumesat Desmedipham Chloridazon Quinmerac 471 320 500 500 200 200 200 190 75 151 25 400 50 + + - +++ +++ ++ ++ +++ +++ ++ ++ + + - + + +++ +++ ++ ++ +(+) +(+) + + + + ++ ++ + + + +++ +++ + ++ ++ ++ ++ 5 5 5 5 + +++ +++ + ++ ++ ++ ++ 5 5 5 + +++ +++ + ++ ++ ++ ++ 5 5 + ++ ++ ++ +++ ++(+) ++ ++(+) * 10 Chloridazon 650 + ++ ++ ++ + ++(+) ++ ++(+) Metamitron Metamitron Metamitron 696 701 700 +++ +++ +++ ++ ++ ++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ + + + ++ ++ ++ ++ ++ ++ DEBUT Triflusulfuron 486 +++ ++ +(+) +++ +++ ++ SAFARI Triflusulfuron 486 +++ ++ +(+) +++ +++ +++ ++ +++ +++ + ++(+) +++ - - - Betanal Expert VA NA Pyramin WG/ Terlin DF Beetix SC Goltix 700 SC Tornado Rebell Ethofumesat 150 Goltix Super Metamitron 350 Phenmedipham 60 Ethofumesat 100 Betanal Quattro Desmedipham 20 Metamitron 200 LONTREL 100 Clopyralid 100 * Länderrecht beachten; n.z. nicht zugelassen NTAuflage Preis je l/kg - 8 102 - 25 16 18 18 10 107 25 5 10 107 25 * * 10 108 25 * 5 * 5 * * 10 10 101 101 22 * * * * 20 - 23 ++ ++ ++ * * * * * * * * * * * * 10 20 20 103 102 ++ + * * * * - 101 ++ ++ + 5 * * * - 101 21 21 21 30g= 27 30g= 27 +++ ++ ++ + * * * * 10 102 15 ++ ++ ++ +(+) ++ * * * * - - 15 +++ - - - + * * * * - 101 54 Tabelle 2: Auswahl von Graminiziden Aufwand l, kg/ha Präparat AGIL-S Aramo Focus Ultra Fusilade MAX SELECT 240 EC TARGA SUPER 1,00 2,00 2,50 5,00 1,00 2,0 0,75 1,0 1,25 2,00 Wirkstoff(e) Wirkstoffgehalt g a.i./ha einjährig einkeimblättrige Propaquizafop Tepraloxydim 100 50 Cycloxydim 100 X X X Fluazifop 107 Clethodim Quizalofop 242 46 Quecke X X X X X X X X Randstreifen (m) bei >2% Hangneigung Gewässerabstand (m) Abdriftminderung NTAuflage * * 50% * * 75% * * 90% * * - * * * * - * * * * - 30 15 10 5 - 103 * * * * - 102 103 Preis Mittel € /ha 101 101 101 102 27 54 40 80 24 48 12 16 29 46 *Länderrecht beachten Gräserherbizide: Anwendung im 2-4 Blattstadium der Ungräser bzw. bei 15 – 25 cm Wuchshöhe der Quecke. In Kombination mit der Unkrautbekämpfung können die Aufwandmengen verringert werden (in diesen Tankmischungen kein Öl zusetzen). Tabelle 3: Auswahl von Glyphosatpräparaten (Anwendung bei Mulchsaat, im Direktsaatverfahren und zur Beseitigung von Altverunkrautung) bis zwei Tage vor der Saat bis fünf Tage nach der Saat Streichverfahren Schosser / Distel 680 X X X X X X X X X X X X X - Glyphosat 450 X X Glyphosat 360 X - Aufwand l, kg/ha Wirkstoff(e) Wirkstoffgehalt g a.i./ha 5 Glufosinat 183 Dominator NEOTEC 3,0 Glyphosat 360 Durano 3,0 Glyphosat 360 ETNA 3,0 Glyphosat 360 Glyfos 3,0 Glyphosat 360 Plantaclen 360 3,0 Glyphosat 360 Roundup TURBO Roundup UltraMax TOUCHDOWN QUATTRO 1,6 Glyphosat 4,0 3,0 Präparat Basta *Länderrecht beachten Gewässerabstand (m) Abdriftminderung Randstreifen (m) bei >2% Hangneigung NTAuflage * 50% * 75% * 90% * 5 109 * * * * - 101 * * * * - 101 * * * * - 101 * * * * - 101 * * * * - 101 * * * * - 101 - * * * * - 101 - * * * * - 101 Tabelle 4: Auswahl von Insektiziden Präparat Bulldock Karate mit Zeon Technologie PERFEKTION ROGOR 40 L Danadim Progress u.v.a. Pirimor Granulat Trafo WG Aufwand Wirkstoff(e) l, kg/ha 0,3 Wirkstoffgehalt g a.i./ha Beißende Insekten Saugende Insekten Blattläuse 25 - - X beta-cyfluthrin Gewässerabstand (m) Abdriftminderung1 Rübenfliege Bienenschutz X - B2 X X X B4 15 10 - 50 % 75 % 90 % Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung NTPreis Auflage €/ha 15 - 103 6 5 * - 103 8 0,075 lambdaCyhalothrin 0,4 Dimethoat 400 - - - X B1 * * * * - 108 4 0,3 Pirimicarb 500 - - X als Vektoren - B4 5 * * * - - 16 0,15 lambdaCyhalothrin 50 X - - X B4 15 10 5 * - 103 7 *Länderrecht beachten Tabelle 5: Auswahl von Fungiziden Präparat Amistar Aufwand l, kg/ha Wirkstoff(e) Wirkstoffgehalt g a.i./ha Cercospora Blattfleckenkrankheit Ramularia Echter BlattfleckenMehltau krankheit Rübenrost Gewässerabstand (m) Abdriftminderung - 50% 75% 90% Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung NTAuflage Preis €/ha 1,0 Azoxystrobin 250 X - - - 5 * * * 10 - 57 Cirkon 1,25 Propiconazol Prochloraz 90 400 X X - - 5 * * * - - 30 DOMARK 10 EC 1,0 Tetraconazole 100 X X X - * * * * - - 23 Harvesan 0,6 - - - 5 * * * - - 20 1,0 125 250 125 125 X Juwel Carbendazim Flusilazol Epoxiconazol Kresoxim-ethyl X X - X 5 * * * 10 - 52 0,4 Difenoconazol 250 X X X - * * * * - - 30 1,0 Difenoconazol Fenpropidin 100 375 X X X - 20 10 5 5 - - 31 Score / Eria Spyrale * Länderrecht beachten Zuckerrüben Unkrautbekämpfung 1.2. Schädlingsbekämpfung Pilliertes Saatgut bietet dem Keimling Schutz vor Pilzbefall und tierischen Schaderregern. Der Insektizidzusatz richtet sich vor allem gegen Erdflöhe, früh auftretende Rübenfliegen und Blattläuse. Die Wirkung der Pillierung ist zeitlich begrenzt und hängt vom verwendeten Insektizid und der eingesetzten Wirkstoffmenge ab. Unter den Bedingungen MecklenburgVorpommerns, die überwiegend durch ein schwaches Schädlingsauftreten in der Auflaufphase der Rüben gekennzeichnet sind, empfiehlt sich der Einsatz von Rübenpillen mit vermindertem Insektizidanteil. Für eine direkte Schädlingsbekämpfung sind in den Tabellen 4 und 6 Bekämpfungsrichtwerte und ausgewählte Insektizide aufgeführt. Tabelle 6. Bekämpfungsrichtwerte von Rübenschädlingen Schaderreger Bekämpfungsrichtwert 2 – 3 gefährdete Pflanzen je Linie (25 Pflanzen) Rübenfliege gefährdete Pflanze: bis 8-Blatt Anzahl der abgelegten Eier doppelt so hoch wie die Laubblattzahl 2 – 3 gefährdete Pflanzen je Linie (25 Pflanzen) gefährdete Pflanze: Rübenlaus oder 2- 8 Blattstadium: > 5 Blattläuse auf der Pflanze Schwarze Bohnenlaus ab 8 Blattstadium: > 50% der entfalteten Blätter durch lebende Blattläuse gekräuselt Grüne Pfirsichblattlaus 2 -3 geflügelte Läuse je Linie (25 Pflanzen) 1.3. Blattkrankheiten Von den Blattkrankheiten besitzen in M-V Cercospora (Cercospora beticola), Echter Mehltau (Erysiphe betae) und Rübenrost (Uromyces betae) die größte Bedeutung. Bei der Verbreitung dieser Krankheiten sind regionale Unterschiede im Land zu beobachten. So werden im westlichen Landesteil und im Bereich der Küste höhere Befallswerte von Cercospora, Echtem Mehltau und Rübenrost gegenüber dem kontinental beeinflussten Landesteil beobachtet. Ramularia-Blattfleckenkrankheit (Ramularia beticola), Phoma-Blattfleckenkrankheit (Phoma betae) und Alternatria-Blattbräune (Alternaria tenuis) spielen nur eine untergeordnete Rolle. Nachfolgend eine Darstellung des Befallsbeginns und –verlaufes von Blattkrankheiten für die Region Rostock über einen mehrjährigen Zeitraum (Tabelle 7). Tab. 7: Blattkrankheiten in Zuckerrüben – Auftreten und Ausbreitung in der Region Rostock 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Cercospora verstärktes Erstauftreten Auftreten 26.08. -* 22.08. 20.08. -* 06.08. 30.08. 14.07. 18.09. 26.07. 20.09. 12.08. -* 14.08. -* 11.07. 27.08. Echter Mehltau verstärktes Erstauftreten Auftreten 24.08. 15.09. 23.08. 07.09. 14.08. 12.09. 01.08. 15.08. 13.08. 19.08. 11.08. 17.09. 15.08. 27.08. 28.08. 26.09. 16.07. 17.08. *Befallsanstieg bis Ende September aber unter 10% befallener Pflanzen 87 Rübenrost verstärktes Erstauftreten Auftreten 02.09. 24.09. 17.08. 11.09. 09.08. 08.09. 30.08. 12.08. 22.09. 02.08. 20.09. 22.08. 13.09. 28.08. 26.09. 22.08. - Zuckerrüben Unkrautbekämpfung Während der Befallsbeginn zu sehr unterschiedlichen Zeiten eintritt, lässt sich im Vegetationsverlauf ein Befallsanstieg über den Bekämpfungsrichtwert überwiegend erst ab Mitte September beobachten. Auf Grund der schwierig vorhersehbaren Krankheitsentwicklung sollte in Versuchen der Einfluss von Behandlungen gegen Blattkrankheiten auf Rübenertrag und Zuckergehalt geprüft werden. Die Spritzungen erfolgten jeweils Mitte August mit verschiedenen Fungiziden. Die Versuche wurden auf dem maritim beeinflussten Standort Ahrenshagen angelegt. Ertrag (dt/ha) 900 850 807 800 834 819 814 815 809 772 750 700 Kontrolle Opus Harvesan Harvesan + Amistar PM Juwel Spyrale n=7 n=7 n=5 n=3 n=3 n=3 n=5 Abbildung 1: Rübenertrag nach Fungizidbehandlungen (Ahrenshagen, 1999 – 2006) In der Abbildung 1 sind die dabei ermittelten Erträge dargestellt. Im Ergebnis der mehrjährigen Verrechnung lassen sich signifikante Mehrerträge von nahezu allen Varianten der Fungizidbehandlungen gegenüber der Kontrolle nachweisen. Eine Beeinflussung des Zuckergehaltes durch Fungizide konnte in dieser Versuchsserie nicht nachgewiesen werden. 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 818 867 842 860 50 40 Ertrag Cercospora Mehltau 30 20 10 befall. Pflanzen (%) Ertrag ( dt/ha) An zwei Versuchsjahren sollen Befallssituation und Ertragsergebnisse verdeutlicht werden: 0 Kontrolle Opus Juwel Spyrale Abbildung 2: Fungizideinsatz in Zuckerrüben (Ahrenshagen, 2002; Sorte Casino; GD 5% = 56 dt/ha) Dieser Versuch des Jahres 2002 (Abb. 2) wurde Anfang Oktober auf Blattkrankheiten bonitiert. Es ist zu erkennen, dass der Anteil der kranken Pflanzen durch den Einsatz der Fungizide deutlich reduziert wurde. Die erreichten Mehrerträge sind jedoch statistisch nicht absichert. 88 Unkrautbekämpfung 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 759 792 778 824 826 794 770 70 60 Ertrag Cercospora Mehltau 50 40 30 20 10 befall. Pflanzen (%) Ertrag ( dt/ha) Zuckerrüben 0 Kontrolle Opus Harvesan Harvesan Spyrale + Amistar PM Cirkon Abbildung 3: Fungizideinsatz in Zuckerrüben (Ahrenshagen, 2006;Sorte Casino; GD 5% = 40 dt/ha) Der in Abbildung 3 dargestellte Versuch weist vergleichbare Bekämpfungserfolge gegen Cercospora und Mehltau zum Versuch aus dem Jahr 2002 auf. Dies bestätigt die hohe Wirksamkeit der Mittel. Im Gegensatz zu den Ergebnissen des Jahres 2002 lassen sich bei einzelnen Varianten die Mehrerträge aus 2006 aber statistisch absichern. Empfehlungen Bei der Entscheidung über den Fungizideinsatz müssen insbesondere bei der Zuckerrübe wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Die Erzeugung von Rüben über das Volumen der Quote hinaus stellt die Rentabilität einer Pilzbekämpfung in Frage. Selbst bei Überschreitung der Bekämpfungsrichtwerte (Tab. 8) kann sich in Abhängigkeit von der Ertragserwartung und des Rodetermins eine Behandlung erübrigen. Tabelle 8: Bekämpfungsrichtwerte ausgewählter Blattkrankheiten Schaderreger Bekämpfungsrichtwert Cercospora Blattfleckenkrankheit Ramularia Blattfleckenkrankheit Rübenrost Echter Mehltau bis 31.07. > bis 15.08. > nach dem 15.08. > 89 5 % befallene Pflanzen im Bestand 15 % befallene Pflanzen im Bestand 45% befallene Pflanzen im Bestand Grünland Unkrautbekämpfung Unkrautbekämpfung auf dem Grünland U. Ebner von Eschenbach Den Schwerpunkt der Unkrautregulierung bilden mechanische Maßnahmen, wie Schleppen, Striegeln, Walzen oder Mähen nach der Weidenutzung. Reichen diese nicht aus, so kann der Einsatz von Herbiziden erforderlich werden. Art und Stärke der Verunkrautung entscheiden über Mitteleinsatz sowie über Horst- oder Flächenbehandlung. In den Tabellen 1 bis 3 sind Mittel, deren Wirksamkeit und Behandlungsverfahren aufgeführt. Die Tabelle 4 enthält Schadschwellen und Behandlungstermine. Tabelle 1: Herbizide zur Flächenbehandlung (Auswahl) Präparat Aufwandmenge l, kg/ha Wirkstoff(e) WirkstoffIndikation gehalt g a.i./ha Gewässerabstand (m) Abdriftminderung in % Wartezeit in Tagen - 50 75 90 NTAuflage Preis €/ha 6,0 MCPA Dicamba 340 30 Unkräuter 14 5 * * * 103 59 GARLON 4 1,0-2,0 Triclopyr 480 Brennnessel Wiesenbärenklau 14 10 5 5 * 108 55-110 HARMONY SX 0,045 Thifensulfuron Fluroxypyr Aminopyralid 480 Ampferarten 14 5 5 * * 103 50 100 30 Unkräuter 7 * * * * 101 76 5 5 * * 101 69 Banvel M SIMPLEX 2,0 Starane 180 u.a. 2,0 Fluroxypyr 180 Ampfer F: 14 S:/ Heu: 21 STARANE RANGER 3,0 Triclopyr Fluroxypyr 100 100 Löwenzahn Ampfer Brennessel 14 * * * * 103 71 2,4 D 500 Unkräuter 28 * * * * - 20 MCPA 500 Unkräuter 28 * * * * 108 19 U 46 D – Fluid 2,0 u.a. U 46 M – Fluid 2,0 u.a. *Länderrecht beachten Tabelle 2: Herbizide zur Horst- oder Einzelflächenbehandlung (Auswahl) Präparat GARLON 4 Aufwandmenge Indikation Verfahren Wartezeit (Tage) Abstand zu Gewässern NTAuflage 0,5% Brennnessel spritzen 14 * - GENOXONE ZX 6,25 l/ha Brennnessel, Distel spritzen 14 * _ HARMONY SX 0,375 g/l Ampferarten streichen 14 * - HARMONY SX 0,15 g/l Ampferarten spritzen 14 * - Ampfer, Distel, Brennnessel spritzen 7 * - SIMPLEX 1% SIMPLEX 2,0 l/ha Ampfer streichen 7 * - Starane Ranger 6% Ampfer streichen 14 * _ Starane Ranger 1% Ampfer, Brennnessel spritzen 14 * 103 *Länderrecht beachten 90 Grünland Unkrautbekämpfung Tabelle 3: Wirksamkeit ausgewählter Mittel Präparat Aufwandmenge l, kg/ha Wirkstoff(e) Wirkstoffgehalt g a.i./ha Banvel M 6,0 MCPA Dicamba GARLON 4 1,0-2,0 HARMONY SX Ampferarten Bärenklau Brennnessel 340 30 ++ - + ++(+) ++ ++(+) ++(+) Triclopyr 480 +(+) +++ +++ + +(+) +(+) + 0,045 Thifensulfuron 480 ++(+) - + + + + ++ SIMPLEX 2,0 Fluroxypyr Aminopyralid 100 30 ++(+) + ++(+) ++ + ++(+) ++ Starane 180 u.a. 2,0 Fluroxypyr 180 ++ - + - + + ++ STARANE RANGER 3,0 Triclopyr Fluroxypyr 100 100 ++(+) + ++(+) + +(+) ++(+) ++ U 46 D – Fluid u.a. 2,0 2,4 D 500 - - - + (+) +(+) - U 46 M – Fluid u.a. 2,0 MCPA 500 - - - + (+) +(+) - Distel Hahnenfußarten Löwenzahn Vogelmiere Tabelle 4: Problemunkräuter im Grünland Unkraut Schadschwelle Optimaler Behandlungstermin Stumpfblättriger und Krauser Ampfer >0,5 Pflanzen/m² 5% Ertragsanteil Spätsommer im Rosettenstadium Bärenklau >2 Pflanzen/m² 20% Ertragsanteil Mai bis August, Rosettenstadium, nach dem 2. od. 3. Schnitt Große Brennessel > 3 Pflanzen/m² 5% Ertragsanteil nach mehrmaligem Schnitt, Pflanzen 20-30 cm hoch Ackerkratzdistel 3 Pflanzen /m² 3-5% Ertragsanteil nach dem 1. Schnitt, Pflanzen 20-30 cm hoch Hahnenfußarten 5-10 Pflanzen/m² 5% Ertragsanteil Spätsommer nach Mahd im Knospenstadium, Pflanzen 10-15 cm hoch Löwenzahn 5-15 Pflanzen/m² > 20% Ertragsanteil Spätsommer, Blattknospen erscheinen Vogelmiere 5 Pflanzen/m² 5% Ertragsanteil nach dem Schnitt im Herbst, Pflanzen 5 cm hoch Glyphosate zur Grünlanderneuerung oder Einzelpflanzen- / Horstbehandlung Im Flächenspritzverfahren können glyphosathaltige Mittel zur Grünlanderneuerung eingesetzt werden. Die Behandlungen erfolgen vor Neuansaaten bzw. auf etablierten Wiesen und Weiden. Bei der Anwendung sind die NT-Auflage 101 und die landesrechtlichen Bestimmungen für den Abstand zu Gewässern zu beachten. Die Wartezeit ist durch die Anwendungsbedingungen und/oder die Vegetationszeit abgedeckt, die zwischen Anwendung und Nutzung (z. B. Ernte) verbleibt. Zur Einzelpflanzenbehandlung werden Glyphosate in einer 33 %igen Lösung im Dochtstreichverfahren eingesetzt. Die Wartezeit beträt 14 Tage. Beim Abstand zu Gewässern sind ebenfalls die landesrechtlichen Bestimmungen zu beachten. 91 Großkörnige Leguminosen Schaderreger, Krankheiten, Unkrautbekämpfung Pflanzenschutz in großkörnigen Leguminosen Dr. W. Heidel Witterung und Vegetation Mit einer rechtzeitigen Bestellung in der letzten Märzdekade und der verbliebenen Winterfeuchte waren gute Keim- und Entwicklungsbedingungen für die Leguminosen gegeben. Eine schnelle Erwärmung der Böden bewirkte im April eine gute vegetative Entwicklung. Die Niederschläge ab dem 10. Mai waren vorteilhaft für einen guten Bestandesaufbau und gleichmäßige Bestandesdichten. In der Folge gab es mit durchschnittlichen Wachstumstemperaturen und reichlichen Niederschlägen ein gutes vegetatives und generatives Wachstum aller Leguminosenarten. Häufige Regenfälle und starke Winde während des Zeitraumes der Hauptblüte begünstigten die frühzeitige Lagerbildung und brachten erneut nur einen durchschnittlichen Samenansatz. Verbreitet kam es zu erheblicher Spätverunkrautung in allen Leguminosenarten. Feuchtigkeit und ungleiche Abreife erschwerten die Ernte. So wurden bei verzögerter Ernte nur durchschnittliche Erträge erzielt. Schaderregerauftreten 2007 Im Gegensatz zu sonstigen Jahren traten in den Ackerbohnen die Blattrandkäfer bereits ab der letzten Aprildekade auffällig in Erscheinung. Ab Ende Mai konnte die Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae) beobachtet werden, ab Mitte Juni kam es zur Koloniebildung. Schattenwickler traten ab der zweiten Maidekade nur vereinzelt auf. Falscher Mehltau, Botrytis, Ackerbohnenrost und Fusarium wurden gelegentlich auf Einzelschlägen gefunden. Der Ackerbohnenrost war ab Mitte Juli auffälliger als gewöhnlich. In den Futtererbsen traten die Blattrandkäfer (Sitonia lineata) ebenfalls ab Ende April in verstärktem Umfang in Erscheinung und erforderten vielfach rechtzeitige Bekämpfungsmaßnahmen. Ab Mitte Mai kam es zur verstärkten Besiedlung durch die Grüne Erbsenblattlaus (Acyrtosiphon pisum); eine schnelle Befallszunahme erforderte Bekämpfungsmaßnahmen. Kein Befall mit Erbsenwickler (Grapholitha nigricana) wurde 2007 in Pheromonfallen festgestellt; so dass erstmals seit Jahren keine Bekämfungsmaßnahmen erforderlich waren. Die in benachbarten Bundesländern häufige Erbsengallmücke (Contarinia pisi) wurde im Land bisher nicht gefunden. Ab Ende Juni wurde verbreitet Botrytis in dieser Kultur festgestellt; Brennflecken (Ascochyta sp.) und Fusarium sp. wurden nur gelegentlich registriert. In den Lupinen wurde unmittelbar nach dem Auflaufen ab Mitte April vielfach ein erhebliches Auftreten der Blattrandkäfer ermittelt. Umfangreiche, z.T. wiederholte Bekämpfungsmaßnahmen waren erforderlich. Infolge der günstigen Bedingungen für die Blattrandkäfer während Zuflug und Eiablage im Frühjahr 2007 muss mit einer starken Ausgangspopulation dieser Schädlinge für 2008 gerechnet werden. Die Schattenwickler traten ab Mitte Mai örtlich verbreitet auf, vereinzelt kam es zu verstärktem Befall. Erstbefall von Anthraknose (Colletotrichum lupinus) wurde in einem Feldbestand der Blauen Lupine am 21. Mai im Müritzkreis und in infizierten Versuchsbeständen des Pflanzenschutzdienstes am 4. Juni in Blauer Lupine und am 13. Juni in Gelber Lupine festgestellt. Bedingt durch die zahlreichen Niederschläge sowie eine starke Taubildung bei großen Temperaturunterschieden von Tag und Nacht kam es im Versuchsfeld zu einer kontinuierlichen Infektionsausbreitung. Ein Vermehrungsbestand von Gelber Lupine (Sorte Bornal) brach trotz Beizung und Fungizidanwendung infolge Starkbefalls mit Anthraknose zusammen und wurde nicht beerntet. In der Mehrheit der Feldbestände wurden trotz Niederschlagsreicher Sommerwitterung nur vereinzelt Befallssymptome an den Hülsen registriert. Der Befall blieb infolge fungizider Bekämpfungsmaßnahmen trotz des höchsten epidemischen Befallsdruckes der letzten Jahre auf dem Niveau des Vorjahres. In Verbindung mit der guten vegetativen Entwicklung im April blieb das Auftreten von Fußkrankheitserregern wie Rhizoctonia solani und Pythium sp. bedeutungslos. Ab Anfang Juli 92 Großkörnige Leguminosen Schaderreger, Krankheiten, Unkrautbekämpfung wurden örtlich abgeknickte Pflanzen mit Befallssymptomen von Sclerotinia beobachtet. Vereinzelt wurden Welke- bzw. Brennfleckensymptome (Fusarium avenaceum, Fusarium spp. und Verticillium sp.) festgestellt. Unkrautbekämpfung Bei Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen können durch starke Unkrautkonkurrenz einerseits und geringes Unkrautunterdrückungsvermögen andererseits Schäden bis zum Totalausfall auftreten. Diese Kulturen sind durch langsames Wachstum bis zum Reihenschluss und erneut mit zunehmender Durchlichtung bei fortschreitender Reife oder bei zunehmendem Lager besonders unkrautgefährdet. Eine Ausschaltung konkurrenzstarker Unkräuter / Ungräser im Rahmen der Fruchtfolge ist daher unerlässlich. Eine direkte Bekämpfung mittels mechanischer Pflegemaßnahmen oder durch den Herbizideinsatz ist nur in begrenztem Maße möglich. Das Angebot zugelassener bzw. genehmigter Indikationen bleibt begrenzt. Tabelle 1: Auswahl zugelassener/genehmigter Herbizide in großkörnigen Leguminosen; Aufwandmengen; Anwendungsbestimmungen (Stand November 2007) Präparat Agil-S Bandur Basagran Boxer Centium 36 CS Fusilade Max Gardo Gold Primagram Gold Select 240 EC Stomp SC Ackerbohnen l, kg/ha Futtererbsen l, kg/ha NA NA 0,75 0,75 VA VA 3,5-4,0 3,5-4,0 NA NA 1,0 2,0 Lupinen l, kg/ha -* -* -* -* - - 20 10 5 5 NT 108 NT 109 - -* -* -* -* NT 101 10 5 5 -* NT 102 -* -* -* -* NT 101 -* -* -* -* NT 101 NT 102 5 -* -* -* 5 -* -* -* 20 15 10 5 20 10 5 5 VA VA VA 5,0 5,0 VA VA 0,25 - NA NA NA* 1,0 1,0-2,0 1,0-2,0 - - VA - - 4,0 VA 4,0 NA NA NA 1,0 1,0 0,5 VA VA (5,0) 5,0 NA (2,5) * Abstand gemäß Landeswassergesetz einhalten Saumbiotop - 5,0 0,25 Gewässerabstand (m) bei Abdriftminderung1 50% 75% 90% VA 1,5-4,0 NT 102 NT 102 NT 103 NT 107 NT 108 Tierische Schaderreger Blattläuse sind auch wegen ihrer großen Vermehrungsrate die wichtigsten Schädlinge in Ackerbohnen und Erbsen. Schäden entstehen durch direkte Saugschäden und eine eventuelle Virusübertragung. Aber auch Blattrandkäfer, Erbsenwickler, Samenkäfer oder Schattenwickler können in diesen Kulturen oder in Lupinen einen bekämpfungswürdigen Befall erreichen (Vgl. Tabelle 2). Fastac Super, Talstar 8 SC, Trafo WG, Karate-Zeon und Pirimor bieten sich zur Bekämpfung beißender und saugender Insekten an (Vgl. Tabelle 3 ). 93 Großkörnige Leguminosen Schaderreger, Krankheiten, Unkrautbekämpfung Tabelle 3: Auswahl zugelassener/genehmigter Präparate zur Bekämpfung beißender und saugender Insekten in großkörnigen Leguminosen; Aufwandmengen; Anwendungsbestimmungen (Stand November 2007) Präparat Fastac SC Super Contact Iro Ackerbohnen l, kg/ha Futtererbsen l, kg/ha Lupinen l, kg/ha - 0,090** - Gewässerabstand (m) bei Abdriftminderung1 50% 75% 90% 15 10 Saumbiotop 5 NT 102 - 0,090** - 15 10 5 NT 102 Karate-Zeon 0.075 0.075 0.075 15 10 5 -* NT 103 Pirimor Granulat 2 x 0,3 2 x 0,3 - 5 -* -* -* - Talstar 8 SC 0,125 0,100 20 15 10 5 NT 102 NT 103 15 ** Erbsen 10 5 -* NT 103 Trafo WG 0,150 0,150 * Abstand gemäß Landeswassergesetz einhalten 0,150 Pilzliche Krankheiten Die Beizung gegen Auflauf- und Fußkrankheiten verhindert spürbare Ertragsausfälle durch pilzliche Krankheiten bei den Körnerleguminosen. Insbesondere bei Lupinen ist die Zulassungssituation unbefriedigend, da Rovral UFB zurzeit nicht im Vertrieb ist. Tabelle 4: Zugelassene Beizmittel in Leguminosen Präparat Rovral UFB* Solitär Aufwand ml, g/dt 200- 300 200 TMDT98% Satec ** 200 * Zulassungsende 31.10.2007 Wirkstoffgehalt g a.i./ha Iprodion + Carbendazim 350 + 175 Cyprodinil + Fludioxonil + 10 + 25 Tebuconazol + 25 Thiram 980 ** Zulassungsende 31.12.2007 Wirkstoff(e) Ackerbohnen Futtererbsen Lupinen 200 Saatgut 300 - - Saatgut x x - Die zweifelsfrei bedeutsamste Krankheit im Lupinenanbau der letzten Jahre ist die Anthraknose / Brennfleckenkrankheit. Bedingt durch das Schadmaß des Befalls in Weißer und Gelber Lupine werden überwiegend Sorten der Blauen Lupine angebaut, da deren Sorten eine höhere Toleranz gegenüber dem Erreger aufweisen. Zum Einfluss unterschiedlicher Saatgutbeizungen liegen mehrjährige Ergebnisse vor. Mehrerträge von mindestens 2 bis 3 dt/ha kompensieren daher stets die Aufwendungen für die Beizung des Saatgutes. Diese entstehen trotz phytotoxischer Einflüsse der Beizmittel auf die Jugendphase der Lupine; bei Frühjahrs- / Frühsommertrockenheit sind sie am ausgeprägtesten. Im ökologischen Landbau ist die Warmwasserbehandlung der Lupine die alleinige Möglichkeit der Saatgutbehandlung. Da eine Korrelation zwischen Hülsen- und Saatgutbefall gegeben ist, ist zumindest bei der Erzeugung von Saatgut eine weitere Reduzierung des Befalls durch den Fungizideinsatz ab Erstauftreten des Erregers bzw. nach Aufruf durch den amtlichen Dienst obligatorisch. Damit werden Verlauf und Stärke des Befalles verzögert bzw. vermindert sowie der Ertrag verbessert. Bei der Wahl von Termin und Aufwandmenge sind Jahresbedingte Einflüsse und der Infektionsverlauf der Krankheit zu beachten. Bewährt hat sich die zweifache Anwendung (Normaljahr) oder die dreifache Anwendung (wie 2002!) einer Tankmischung von Amistar und Folicur. Diese Behandlungstermine liegen in Abhängigkeit vom Befallsverlauf in BBCH 16...49 (ab 5-Blattstadium; T1, in BBCH 51...55 (Blühbeginn; T2) und in BBCH 65...75 (Hülsen am Haupttrieb; T3). Im Jahr 2007 war erneut eine zweifache Anwendung (T1 + T3) am vorteilhaftesten. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen der Krankheitsbekämpfung in Leguminosen liegen nur wenige Versuchsergebnisse vor. Der Einsatz von Fungiziden ist nur nach Ein- 94 Großkörnige Leguminosen Schaderreger, Krankheiten, Unkrautbekämpfung zelfall-Beratung sinnvoll. Die Bekämpfung der Anthraknose der Lupine ist noch am besten mit Ergebnissen belegt. Tabelle 5: Auswahl zugelassener/genehmigter Präparate zur Krankheitsbekämpfung in großkörnigen Leguminosen; Aufwandmengen; Anwendungsbestimmungen (Stand November 2007) Präparat Ackerbohnen l, kg/ha Futtererbsen l, kg/ha - 2 x 1,0** - -* -* -* -* - 4,0 – 8,0 - - -* -* -* -* - 2 x 1,0 - 2 x 1,0 5 5 5 -* - - 3 x 1,5** - -* -* -* -* - Ortiva 2 x 1,0 2 x 1,0 – 1,5 2 x 1,0 -* -* -* -* - Switch 1,0 2 x 1,0** 2 x 1,0 5 5 5 -* - - 3 x 1,5** -* -* -* Cantus Contans WG Folicur *** Kumulus WG Thiovit Jet Verisan 3,0 * Abstand gemäß Landeswassergesetz einhalten Lupinen l, kg/ha ** Erbsen Gewässerabstand (m) bei Abdriftminderung1 50% 75% 90% -* 20 -* * -* *** Zulassungsende 31.12.2007 Saumbiotop - Sikkation Eine starke Verunkrautung vor der Ernte, eine zu erwartende Behinderung des Mähdrusches sowie eine ungleichmäßige Abreife des Bestandes erfordern gegebenenfalls den Einsatz von Sikkationsmitteln (Vgl. Tabelle 6). Hohe Brüheaufwandmengen von etwa 1000 l/ha sind wichtig für den Erfolg dieser Maßnahme. Tabelle 6: Auswahl zugelassener/genehmigter Präparate in zur Sikkation von großkörnigen Leguminosen; Aufwandmengen; Anwendungsbestimmungen (Stand November 2007) Präparat Ackerbohnen l/ha Futtererbsen l/ha Lupinen l/ha Basta 2,5 2,5 Reglone 3,0 - RA 200 flüssig Gewässerabstand (m) bei Abdriftminderung1 50% 75% 90% Saumbiotop 2,5 -* -* -* -* NT 108 3,0 3,0 20 10 5 5 NT 109 - 2,5 -* -* -* -* NT 108 NT 109 4,0 -* -* -* -* NT 101 Roundup 3,2 3,2 UltraMax * Abstand gemäß Landeswassergesetz einhalten 95 Tabelle 2: Steckbrief ausgewählter Schädlinge an Leguminosen Art Erbsenkäfer Bruchus pisorium Ackerbohnenkäfer Bruchus rufimanus Erbsenwickler Grapholitha nigricana Wirtspflanzen Erbse Ackerbohne Erbse, Wicke Erreger Käfer: 4-5 mm; Dunkelgrau, weiß behaart; Larve: 6 mm; weißlich Käfer: 3-4 mm; Dunkelbraun, dicht behaart; Larve: 3,5-5 mm; weißlich-gelb, braune Kopfkapsel Falter: 6-8 mm; gelbbraun; Flügelspannweite: ca. 15 mm; Raupe: 8-10 mm; gelblichweiß, hellgrün, hellbraune Kopfkapsel Käfer: 3,6-5,3 mm; schwarz, gelbgraue bis rötlich-braune Beschuppung, Larve: 6-7 mm; weißlich, dunkelgelbe Kopfkapsel Schadbild tiefer Lochfraß an Samenkörnern durch Larven und Käfer; runde Ausbohrlöcher an Hülse; 1 Larve je Samen Zuflug ab Mai/Juni; Wärme liebend; Eiablage bei Streckung der jungen Hülsen; Überwinterung als Käfer im Freiland tiefer Lochfraß an Samenkörnern durch Larven und Käfer; mehrere, runde Ausbohrlöcher an Hülse; mehrere Larven je Samen Zuflug ab Mai/Juni; Wärme liebend; Eiablage bei Streckung der jungen Hülsen; Überwinterung als Käfer im Freiland äußerlich nicht erkennbar; Raupen, Gespinste und Kot im Innern der Hülsen; 3-4 angefressene Körner je Hülse bogenförmige Fraßstellen an Blatträndern; Larven fressen an Wurzeln nahe der Bakterienknöllchen Zuflug Ende Mai/ Anfang Juni in blühende Bestände; bevorzugt Nachmittag Windschattenlagen; Überwinterung als Kokon im Boden Zuflug ab April; verzettelte Eiablage bis Juli; Reifungsfraß an Wurzeln; Überwinterung als Käfer in Leguminosenfeldern nur mit bienenungefährlichen Insektiziden nur mit bienenungefährlichen Insektiziden nur mit bienen-ungefährlichen Insektiziden, wenn 10 Männchen in 2 Pheromonfallen Einsatz von Pyrethroiden, wenn 5 – 10 K. je m²; insbesondere bei kühler Witterung Biologie Bekämpfung Blattrandkäfer Sitona lineatus; S.griseus; Sitona spp. Ackerbohne, Erbse, Lupinen, Wicken, Klee, Luzerne Schattenwickler Cnephasia wahlbomiana Ackerbohne, Erbse, Lupinen, Getreide, Mais, Rüben Falter: 10 mm; grau bis bräunlich; Flügelspannweite: ca. 16-23 mm; Raupe: 25 mm; schmutziggrün, schwarze Warzen zusammengesponnene junge Blätter mit Loch- und Fensterfraß Zuflug der Gespinstfäden ab Ende April; Reifungsfraß und Verpuppung in Pflanze; Falterflug ab Ende Juni Eiablage an Gehölzen; Überwinterung als Gespinst Ackerkulturen Pflanzenschutz in „kleinen“ Ackerkulturen M.-L. Toschka Für die Kulturen Lein, Rot- und Weißklee sowie Grassamenvermehrung werden Möglichkeiten des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln dargestellt. Die Tabellen über positive Genehmigungsbescheide nach § 18b PflSchG sind rein informativ und geben an, bei welchen Indikationen eine Genehmigung über Antragstellung im Einzelfall möglich ist. Eine Anwendung der in diesen Tabellen genannten Produkte ist ausschließlich nach vorangegangener Antragstellung und schriftlicher Genehmigung des amtlichen Pflanzenschutzdienstes möglich. Neben Einzelanträgen sind auch Sammelanträge möglich. In jedem Fall ist ein Genehmigungsbescheid nach § 18b kostenpflichtig. Zulassungsstand in Lein Tabelle 1: Zulassungsstand in Lein (November 2007) Präparat Indikation Aufwand l, kg/ha Wirkstoff(e) WirkstoffHinweis gehalt g a.i./ha Randstreifen (m) bei >2% Hangneigung NTAuflage (Hecken etc.) vergeben Preis €/ha - 90% 5 - - 103 67 5 - - 103 29 10 - - 109 21 Callisto Unkräuter Hirsen 1,5 Mesotrione 100 Ciral Ungräser. Unkäuter 0,025 Metsulfuron Flupyrsulfuron 160 307 Concert Unkräuter 2x0,03 Metsulfuron Thifensulfuron 65,60 657,30 Fusilade Max Ungräser Quecke 1,0 2,0 Fluazifop-P 107,0 Lein NA - - - 101 102 23 55 Roundup UltraMax Sikkation 3,2 Glyphosat 450,0 Lein Öllein - - - 101 37 50,0 Lein 15 - - 103 7 100,0 Lein 15 - - 103 8 100,0 100,1 Lein, Öllein 15 - - 103 Trafo WG Insekten 0,15 Karate Zeon Insekten 0,075 Chinook Erdflöhe 3 mg/kg 1 lambaCyhalothtin lambaCyhalothrin beta-Cyfluthrin Imidacloprid Lein, VA Lein, Öllein NA Lein, Öllein NA Gewässerabstand (m) Abdriftminderung1 Länderrecht beachten! Tabelle 2: Liste der positiven Stellungnahmen nach §18b (Anwendung nur mit schriftlicher Genehmigung) Mittel Indikation Aufwandmenge l,kg/ha Basagran Unkräuter 2 x 1,0 Certrol B Unkräuter 2 x 1,5 U 46 M-Fluid Unkräuter 0,8 Agil S Fastac SC Super Kontakt Verisan Rubin Unkräuter 0,8 -1,25 Erdflöhe Botrytis Beize Hinweise Lein-Öllein zur Saatguterzeugung und Öllein zur Ölgewinnung Öllein (Vermehrung) Lein-Öllein zur Saatguterzeugung Öllein Öllein 2,0 -3,0 180 ml/dt Öllein (Vermehrung) Öllein (Vermehrung 97 Abstandsauflagen zu Gezu Saumwässern biotopen Laut Genehmigungsbescheid § 18b PflSchG Ackerkulturen Zulassungsstand in Rot- und Weißklee Für Kleeblanksaaten genügt oft ein Schröpfschnitt, um die Unkräuter zu unterdrücken. Klee wird häufig unter einer Getreidedeckfrucht angesät, so dass kulturverträgliche Herbizide eingesetzt werden müssen. Tabelle 3: Zulassungsstand in Rot- und Weißklee (November 2007) Präparat Indikation Aufwand Wirkstoff(e) l, kg/ha Wirkstoffgehalt g a.i./ha Stomp SC Unkräuter 2,5 Pendimethalin 400,0 U 46 M-Fluid Unkräuter 1,5 MCPA 500,0 Certrol B Kamillearten 0,75 Bromoxynil 235,0 Fusilade Max Ungräser Quecke 1,0 2,0 Fluazifop-P 107,0 Select 240 EC Ungräser Quecke 0,75 1,0 Clethodim Trafo WG Insekten 0,15 lamba50,0 Cyhalothtin Karate Zeon Insekten 0,075 lamba100,0 Cyhalothrin Reglone Sikkation 3,0 Deiquat 1 241,9 200,0 Hinweis Rotklee zur Saatguterzeugung, NA Rotklee als Untersaat Rotklee Saatguterze ugung Kleearten zur Saatguterzeugung, NA Rotklee zur Saatguterze ugung, NA Kleearten zur Saatguterzeugung Kleearten zur Saatguterzeugung Rotklee als Untersaat Gewässerabstand (m) Abdriftminderung1 Randstreifen (m) bei >2% Hangneigung NTAuflage (Hecken etc.) vergeben Preis €/ha - 90% 20 5 - 107 30 - - - 103 15 5 - - 101 12 - - - 101 102 23 55 30 5 - 103 36 48 15 - - 103 7 15 - - 103 8 20 5 - 102 49 Länderrecht beachten! Tabelle 4: Liste der positiven Stellungnahmen nach §18b in Rot – und Weißklee Mittel Indikation Aufwand menge Hinweise Abstandsauflagen zu zu Gewässern Saumbioin m topen Kleearten zur Saatguterzeugung Weißklee als Futter (Wartezeit 120 d) Weißklee zur Saatguterzeugung Laut Genehmigungsbescheid § 18b PflSchG l, kg/ha Basagran Kerb 50 W Unkräuter, Ungräser Ausfallgetreide, Ackerfuchsschwanz 2,0 1,0 98 Ackerkulturen Tabelle 5: Zulassungsstand in Grassamenvermehrung (November 2007) Präparat Agil S Certrol B Duplosan DP Duplosan KV Fox U 46M-Fluid Indikation Ungräser KamilleArten Unkräuter Unkräuter Unkräuter Unkräuter Unkräuter Ungräser Fusilade MAX Marks Optica MPk - 90% 0,25 Propaquizafop 100 Gräser, NA - - Randstreifen (m) bei >2% Hangneigung - 1,5 Bromoxynil 235 Gräser, NA 15 - 2,5 Diclorprop-P 600 5 - 2,0 Mecoprop-P 600 1,5 1,5 Bifenox MCPA 480 500 1,5 Fluazifop-P 107 2,0 Mecoprop-P 600 Gräser, NA NA, als Untersaat Gräser, NA NA Rotschwingel als Untersaat, NA Gräser, NA, Frühjahr als Untersaat 100 100 100 400 50 NA 2,5 0,1 Ioxynil Bromoynil Fluroxypur Pendimethalin Florasulam 1,5 Sulcotrion 300 0,75 1,0 Clethodim 241,9 1,0 Fluroxypyr 1,0 0,8 Aufwand l, kg/ha Unkräuter 1,5 Unkräuter Unkräuter Unkraüter Mikado Ungräser Select 240 EC Starane 180 Folicur Gladio Quecke Labkraut und Ampfer Rostpilze und pilzl. Blattfleckenerreger Pilzl. Blattfleckenereger Braunrost Juwel Top Juwel Top Ortiva Karate Zeon Trafo WG 1 1,0 Pilzl. Blattfleckenerreger Rostpilze Insekten Insekten 1,0 1,0 0,075 0,15 Hinweis Gewässerabstand (m) Abdriftminderung1 NTAuflage Preis (Hecken €/ha etc.) vergeben - 7 5 102 23 10 103 27 - - - 108 22 5 - - 10 - 101 103 24 14 - - - 102 34 - - - 108 - 5 - 101 43 NA NA Gräser außer W. Weidelgr., NA NA Schafund Rotschwingel 20 - 5 - - 107 - 30 22 - - 5 103 30 5 - 103 36 48 180 NA, Frühjahr 5 - - 101 35 Tebuconazol 251,20 NA, Frühjahr 5 - - Propiconacol Tebuconacol Fenpropidin 125,0 125,0 375,0 15 5 - - 34 Unkpäuter TRISTAR Stomp SC Primus Wirkstoff(e) Wirkstoffgehalt g a.i./ha Fenpropimorph Epoxyconazol Kresoximmethyl Fenpropimorph Epoxyconazol Kresoximmethyl Azoxystrobin Lamba cyhalothrin Lamba cyhalothrin 29 150,0 125,0 125,0 Weidelgrasarten 20 5 - - 50 150,0 125,0 125,0 Gräser 20 5 - - 50 250,0 - 5 - - - 50 100,0 - 15 - - 103 8 50,0 - 15 - - 103 7 Länderrecht beachten! 99 Ackerkulturen Tabelle 6: Liste der positiven Stellungnahmen nach §18b im Grassamenbau Mittel Indikation Aufwandmenge l, kg/ha Arelon 700 fl. Unkräuter, Ungräser 1,0 ARTUS Unkräuter 0,05 BANVEL M Unkräuter 8,0 Biathlon Unkräuter 0,07 Concert Unkräuter 0,04 Foxtril Super Unkräuter, Ungräser Unkräuter Gropper SX Unkräuter 0,04 Lexus Ungräser 0,01 Husar Ungräser 0,2 Pointer SX Unkräuter 0,02 Fenikan 1,0 2,0 Abstandsauflagen Hinweise NA, Wiesenschwingel NA, Rotschwingel NA, GräserBlanksaat NA NA, Rotschwingel NA, Wiesenschwingel NA NA, Rot- und Schafschwingel VA-NA, Dt. Weidelgras NA NA, Einj. Weidelgras 100 zu Gewässern in m zu Saumbiotopen Laut Genehmigungsbescheid § 18b PflSchG Feldmausbekämpfung Allgemeinschädlinge M. Nagel Feldmausbekämpfung Nach Jahren eher unauffälligen Auftretens spielte die Feldmaus als Allgemeinschädling 2007 wieder eine bedeutende Rolle. Diese Tendenz war in weiten Teilen Deutschlands festzustellen. Massenvermehrungen dieses Schädlings treten etwa alle drei bis fünf Jahre auf. Eine milde Witterung im Winter und Frühjahr und der Verzicht aufs Pflügen begünstigen die Vermehrung der Mäuse zusätzlich. Außerdem bilden Stilllegungsflächen ungestörte Lebensräume für diese Kleintiere. Die in den letzten Jahren zunehmend angelegten Gewässerrandstreifen um Sölle und offene Gräben in M-V sind ebenfalls Rückzugsgebiete, deren angrenzende Feldkulturen stärker gefährdet sind. Im Sommer 2007 kam es zu erheblichen Ausfällen durch z. B. Vernichten von Trieben und Samenständen in Vermehrungsgras. Auf Neuansaaten zur Ernte 2008, insbesondere Rapsflächen, waren großflächig Fraßstellen bis zum Kahlfraß feststellbar. Bei der Bekämpfung dieser Schadnager gibt es seit dem Frühjahr 2007 erhebliche Einschränkungen. Die Zulassung der Ratron-Feldmausköder (Wirkstoff Chlorphacinon seit 1974 zugelassen) zum breitflächigen Streuen ist regulär ausgelaufen. Bei der Erteilung der erneuten Zulassung hat das BVL statt der Streuanwendung die Verwendung von Köderstationen vorgeschrieben, um besonders den Schutz von Kleinsäugern, wie dem Hamster, zu verbessern. Das Problem ist die Nichtaufnahme des Wirkstoffs Chlorphacinon in den Anhang I der RL 91/414/EWG, wonach alle bestehenden Zulassungen zum Jahresende 2007 widerrufen werden. Ausnahmeregelungen, die bis 30.06.2010 bestehen bleiben können, werden z.Z. noch geprüft. Somit sind zur Bekämpfung von Nagetieren nur noch Mittel mit dem Wirkstoff Zinkphosphid zugelassen. Bei der Ausbringung ist zu beachten, dass Zinkphosphidköder sehr giftig sind. Sie müssen direkt in die Löcher der Nagetiere mit Legeflinten abgelegt werden (5 Stk./Loch). NT 661: Der Köder muss tief und unzugänglich für Vögel in die Nagetiergänge eingebracht werden. Dabei sind geeignete Geräte (z. B. Legeflinte) zu verwenden. Es dürfen keine Köder an der Oberfläche zurückbleiben. Ratron Giftlinsen und Etisso Mäuse-frei Power-Sticks können außerdem auch in Köderstationen mit 100 g/Stelle ausgebracht werden. Außerdem sind zu Oberflächengewässern 10 m Sicherheitsabstand einzuhalten (NW 704). Eine Auswahl entsprechender Giftweizen oder Giftköder sind bei den Händlern zu erfragen. Auf stark mit Mäusen befallenen Kulturen sind häufig Greifvögel zu beobachten. Diese reichen in Jahren geringen Feldmausauftretens zur Populationsregulierung. Zur Förderung dieser biologischen Bekämpfungsmaßnahme hat sich das Aufstellen von Sitzkrücken bewährt. Die Holzstangen sollten 1,50 m hoch sein. Darauf wird ein Querrundholz in Nord-Süd Richtung angebracht. Dabei ist 1 Sitzkrücke / 2 ha ausreichend. Zur Ermittlung der Bekämpfungsnotwendigkeit werden auf einer Fläche von 250 m² (16 x 16 Schritt) alle Mäuselöcher zugetreten und am nächsten Tag die wiedergeöffneten Löcher kontrolliert. Bekämpfungsrichtwerte Ackerbau: Kultur Zeitraum Mehrjährige Futterkulturen Nach 1. Schnitt Nach 2. Schnitt Vermehrungskulturen ganzjährig Wintergetreide, Raps Oktober - Mai Wiedergeöffnete Löcher/250 m² 5 11 3-8 5-8 Beachten Sie: Acht wiedergeöffnete Löcher / 250 m² entsprechen einer Populationsdichte von 120 Mäusen pro Hektar 101 Vorratsschutz Vorratsschutz I. Wulfert und K.-H. Kuhnke Aktuell: Schädlingsbefall bei Kontrollen von Exportgetreide im Seehafen Rostock 2007 Während der phytosanitären Inspektion von Getreideexporten aus der Ernte 2007 wurde, bedingt durch die schwierigen Erntebedingungen des Jahres, vergleichsweise erhöhter Befall mit Vorratsschädlingen festgestellt. Befallenes Getreide ist nicht exportfähig! Für den Export kann entsprechend den Anforderungen der Einfuhrländer nur schädlingsfreies Getreide zugelassen werden. Vorratsschädling Kornkäfer (Sitophilus granarius) Reiskäfer (Sitophilus oryzae) Getreideplattkäfer (Oryzaephilus surinamensis) Tropischer Schimmelplattkäfer (Ahasverus advena) Häufigkeit der Befallsfeststellung 7x 3x 4x 2x Wenn auch die Mehrzahl der Kontrollen ohne Beanstandungen des Exportgutes verlief, sind die Ergebnisse in der Tabelle ein Anzeichen dafür, dass dem vorbeugenden Vorratsschutz nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Das Auftreten des Tropischen Schimmelplattkäfers ist dabei ein deutlicher Hinweis auf unzureichende Lagerhygiene und Lagerbedingungen. Nicht oder nur schlecht gereinigte Lager bieten den vorhandenen Vorratsschädlingen Überlebenschancen und sind Ausgangspunkt von Befall des frisch eingelagerten Erntegutes. Insbesondere in zu feucht eingelagertem Getreide finden die vorhandenen Schädlinge ideale Bedingungen zur Massenvermehrung. Exportsendungen Vorratsgüter 2005 - 2007 (Stand 30.10.2007) Tonnage (t) 2.000.000 1.800.000 1.600.000 1.400.000 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0 2005 Voratsprodukte (Gesamt) 2006 davon: Weizen 2007 Gerste Roggen Allgemeine Grundsätze der Vorratswirtschaft Die Prinzipien der guten fachlichen Praxis gelten im Vorratsschutz für konventionell und ökologisch erzeugte Getreide- und Futtermittel gleichermaßen. − Bei der Lagerung von Getreide ist grundsätzlich zu beachten, dass es sich dabei um potentielle Nahrungs- bzw. Futtermittel handelt und als solche den EU-Verordnungen 183/2005 (Futtermittelhygiene) und 852/2004 (Lebensmittelhygiene) unterliegen. Vorratsgüter sind so zu lagern, dass eine für Mensch und Tier gesundheitliche Gefährdung einschließlich einer Beeinträchtigung von Geschmack und Geruch durch das Lagergut auszuschließen ist. 102 Vorratsschutz − − Ziel aller Maßnahmen im Vorratsschutz ist es, die Produkte „lagerfest“ zu machen. Mit sinkender Temperatur und geringer Kohlendioxydabgabe sind auch die Bedingungen für das Auftreten von Schädlingen und Mikroorganismen (Pilze, Bakterien) erschwert. Besatz mit minderwertigen Körnern (Bruch, kleine Körner) und Fremdbestandteilen (Unkrautsamen, Strohreste, Sand und Staub) ist durch die Reinigung zu entfernen. Ist das Erntegut zu feucht, muss kurzfristig getrocknet werden. Feucht eingelagerte Teilpartien sind häufig Ursache für Qualitätsverschlechterungen und Schädlingsbefall, die auf den gesamten Bestand übergreifen können. Für eine Dauerlagerung ist Getreide nur geeignet, wenn folgende Forderungen eingehalten werden: Feuchtigkeit < 14 %, Temperatur < 15 °C; Schwarzbesatz < 1 %, Kornbeschädigungen < 4 % und frei von Schädlingen. Was ist beim vorbeugenden Vorratsschutz zu beachten? Durch vorbeugende Maßnahmen wie Leerraumentwesung, Trocknung und Kaltbelüftung können Verluste und Qualitätsminderungen weitestgehend verhindert werden. Vorbereitung des Lagers: Für die bauliche Instandhaltung der Lagerräume ist Sorge zu tragen. Außer notwendigen Reparaturen an Dächern, Dachrinnen, Fallrohren u.a., ist besonderer Wert auf eine gründliche Reinigung der Lager zu legen. Industriestaubsauger (explosionsgeschützt) können die Reinigung erleichtern und dazu beitragen, die Arbeitsqualität zu verbessern. In die Reinigung der Lager sind insbesondere die Förderwege einzubeziehen (Becherwerksfüße, Kanäle u.a.). Gründliche Reinigung und vollständige Beseitigung alter Getreidereste aus dem Lagerraum, damit eventuell vorhandene Schädlinge nicht auf das neue Getreide überwandern können. Eine Leerraumentwesung wird besonders dann notwendig, wenn in der vorherigen Lagerperiode Schädlingsbefall aufgetreten ist. Zugelassen zur Leerraumentwesung: Behandlung Actellic 50 (Pirimiphos-methyl) vor der Einlagerung von Getreide gegen Insekten SILICO SEC (Kieselgur) vor der Einlagerung von Getreide gegen Insekten; Einsatz auch für lagerndes Getreide Anwendung Spritzen 0,16 % 2 20 l Spritzbrühe/ 100 m bei Holzfußböden, Böden und Wänden in besonders schlechtem Zustand; 2 5 l Spritzbrühe/ 100 m bei Steinfußböden und Wänden; keine Wartezeit (Zeitraum zwischen Behandlungsende nach Lüftung und Einlagerung der Waren); maximal 1 Anwendung! Stäuben mit kompressor- oder motorbetriebener Stäubepistole: in leeren Räumen mindestens 5 Wochen vor der Einlagerung; max. 1 Behandlung; beim Ein- und Umlagern und bei Befall mit geeignetem Gerät 10 g / m² als Zugabe in das laufende Getreide einmischen (1 kg/t). Actellic 50 und SILICO SEC können von sachkundigen Mitarbeitern der Lagerbetriebe ausgebracht werden. Eine Leerraumentwesung mit Phosphorwasserstoff entwickelnden Produkten ist sehr gut wirksam, darf aber nur von dafür zugelassenen Betrieben durchgeführt werden. Einlagerung: Getreide muss kühl und trocken gelagert werden. − Erntefrisch eingelagerte Partien sind durch sachgerechte Belüftung in möglichst kurzer Zeit auf Temperaturen unter 18 °C herunter zu kühlen. Temperaturmessungen sollten in dieser Phase täglich erfolgen. − Kontrolle auf Schädlingsbefall bei Zuführungen und Umlagerungen von Getreide und Futtermitteln (in der Ware, an Säcken u.a.) − Sofort nach der Einlagerung sollte mit Temperaturmessungen begonnen werden. Ziel ist es, möglichst schnell die bekannten Richtwerte für die Dauerlagerung zu erreichen: Getreidetemperatur < 15°C und Getreidefeuchte < 14 %. 103 Vorratsschutz − Schon vor Einlagerung sollte durch die Reinigung der Schwarzbesatz < 1% und die Kornbeschädigungen < 4% gesenkt werden. Lagerung: Für Dauerlagerung ist nur trockenes Getreide zu verwenden, da feucht eingelagerte Teilpartien häufig Ursache für Qualitätsverschlechterungen und Schädlingsbefall des gesamten Bestandes sind. − Temperaturmessungen sind bei Lagertemperatur > 25°C täglich, bei 18-25°C 2x wöchentlich und < 18°C 1x wöchentlich erforderlich. − Zur Kühlung sind vorrangig kühle Nachtstunden zu nutzen. Es gilt dabei, an der Stapeloberfläche die Bildung von Kondenswasser zu vermeiden, durch das Verfestigungen und Qualitätsverluste hervorgerufen werden können. − Beseitigung von Verfestigungen des Getreides, die durch Kondenswasserbildung in der oberen Getreideschicht entstehen. Da es hier häufig zur Erwärmung und zum Käferbefall kommt, muss die Oberfläche durch tiefes Harken aufgelockert werden. − Regelmäßige Kontrollen auf Schädlingsbefall (Käfersiebe mit 2 mm Maschenweite verwenden) sind durchzuführen. Ansteigende Getreidetemperaturen sind häufig auf Schädlingsbefall zurückzuführen! Da die Dokumentation aller relevanten Daten im Rahmen der Qualitätssicherungssysteme und der EU-Regelungen (Cross-Compliance) erforderlich ist, wird das Führen einer aussagefähigen Lagerkartei dringend empfohlen. Zur Biologie ausgewählter Vorratsschädlinge Die wichtigsten Schadinsekten stammen aus wärmeren Ländern und sind unter mitteleuropäischen Bedingungen nicht in der Lage Getreidekulturen im Freiland zu schädigen. Der Erstbefall des Lagergutes erfolgt bei Einlagerung in bereits verseuchte Lager, möglicherweise auch während des Transportes des Erntegutes. Des Weiteren besteht bei Zuführungen unkontrollierter Getreidepartien die Gefahr der Einschleppung von Schadinsekten in Lagerbestände. Getreidevorräte in Hallen bieten bei unsachgemäßer Belüftung in Verbindung mit hoher Schüttung günstige Bedingungen für eine Massenvermehrung von Insekten und Milben. Zu den wichtigsten Schadinsekten gehören u.a.: Kornkäfer, Rotbrauner Reismehlkäfer und Getreideplattkäfer. Der kritische Bereich für ihre Vermehrung im Lager liegt bei Temperaturen von ca. 17 – 35 °C. Chemische Behandlung von befallenem Getreide: Chemische Bekämpfungsmaßnahmen sind nur dann zulässig, wenn bei regelmäßig durchzuführenden Kontrollen Schädlingsbefall festgestellt wurde und durch rasche Abkühlung oder kurzfristige Verarbeitung befallener Getreide- und Futtermittelpartien nicht schnell Abhilfe zu schaffen ist. Zugelassen gegen Vorratsschädlinge ist Actellic 50 (Pirimiphos-methyl) mit 8 ml in 5 l Wasser/t durch Spritzen auf den Fördergutstrom. Dieses Mittel ist auf Nachhaltigkeit während der gesamten Lagerperiode ausgelegt. Beim Zusammenführen von Teilpartien ist zu beachten, dass nur eine Behandlung erlaubt ist (Höchstmenge 4 mg/kg Getreide). Die Durchführung von Begasungen mit dem Wirkstoff Phosphorwasserstoff (Aluminiumphosphid) ist nur konzessionierten Dienstleistungsunternehmen und Personen mit nachgewiesener Sachkunde (Befähigungsschein-Inhabern) im Sinne der TRGS 512 gestattet. Jede Begasung muss mindestens eine Woche zuvor durch das Dienstleistungsunternehmen bei der zuständigen Behörde (Ämter für Arbeitsschutz und technische Sicherheit) angemeldet werden. Abdichtung der Lagerräume / Lagerpartien ist entsprechend den in TRGS 512 gegebenen Hinweisen der BBA (Merkblatt über die Abdichtung von Lagerhallen und Getreidepartien bei Begasungen gegen Vorratsschädlinge. Merkblatt Nr. 66) vorzunehmen. 104 Vorratsschutz Tab.: Biologie und Schadbilder ausgewählter Vorratsschädlinge Schädlingsart Biologie / Schadbild*) • Entwicklung des dunkelbraunen Käfers findet vom Ei Kornkäfer (Sitophilus granarius) 3,5 mm Rotbrauner Reismehlkäfer (Tribolium castaneum) bis zur Puppe im Getreidekorn statt. Jungkäfer schlüpfen nach ca. 5 Wochen bei 25°C. Der Entwicklungszyklus vom Ei bis zum Käfer dauert bei 27°C 29 - 34 Tage. Befallen werden vorwiegend Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Mais, jedoch keine Mahlprodukte. • Auffällig sind ausgefressene Körner nach der Entwicklung im Korn; macht hörbar Fraßgeräusche! Bei Massenbefall muffiger Geruch, Ansiedelung von Bakterien, Pilzen und Milben. • • 4 mm Getreideplattkäfer (Oryzaephilus surinamensis) 3 mm Rotbrauner Leistenkopfplattkäfer (Cryptolestes ferrugineus) 2 mm • • • • Hellrot-brauner Käfer; Eiablage erfolgt lose in das Lagergut, Larvenschlupf nach 3 – 14 Tagen; mehrere Häutungen; Verpuppung an geschützter Stelle. Gesamtentwicklung dauert bei 22°C ca. 93 Tage. Kein charakteristisches Schadbild! Vom Getreidekorn wird zunächst der Keimling gefressen und dann der Mehlkörper geschädigt. Befallenes Getreide kann sich bis auf 42 °C erhitzen. An der Oberfläche des Stapels kommt es infolge Feuchtigkeit zu Schimmelbildung. Graubrauner Käfer, Halsschild weist vorspringende Seitenzähne und drei charakteristische Rippen auf; Entwicklungsdauer vom Ei bis zum Käfer bei 35°C und 75% relative Luftfeuchte beträgt ca. 3 Wochen. Auf der Samenschale deutet meist nur ein kleines Loch am Keimlingsende auf den Befall hin. Stärker befallenes Getreide erwärmt sich und wird an der Oberfläche des Stapels feucht und schimmelig. Die erwachsenen Käfer halten sich außen an den Körnern auf. Sehr flach gebauter rotbrauner Käfer; Larven und Käfer befallen hauptsächlich den Keimling; Gesamtentwicklung des Käfers dauert im Sommer 5 Wochen, jedoch bei optimalen Entwicklungsbedingungen nur drei Wochen. Die erwachsenen Käfer sind in den Samen zu finden. Verklumpungen tief im Innern der Getreide-Schüttung, Bildung von betonartigen „Käfernestern“ (über mehrere Meter groß), die nur mühsam zu entfernen sind. *) Angaben nach Reichmuth, 1997 „Vorratsschädlinge im Getreide“ Thomas Mann Verlag Wenn es gelingt, trockenes schädlingsfreies Getreide einzulagern und günstige Lagerbedingungen zu schaffen, ist die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel nicht notwendig. 105 Anerkennung Anerkennung von Saat- und Pflanzgut Dr. G. Erbe 1. Zur Anerkennung angemeldete Saat- und Pflanzgut-Vermehrungsflächen (ha) in Mecklenburg-Vorpommern 2003-2007 Fruchtarten 1.Getreide -Wintergetreide Wintergerste Winterroggen Triticale Winterweizen Spelzweizen -Sommergetreide Sommergerste Sommerroggen Sommerweizen Sommertriticale Hafer 2.Gräser Rotschwingel Schafschwingel Wiesenschwingel Deutsches Weidelgras Einjähriges Weidelgras Welsches Weidelgras Bastardweidelgras Festulolium Wiesenrispe Knaulgras Glatthafer Lieschgras 3. Leguminosen - kleinkörnige Leguminosen Rotklee Weißklee Inkarnatklee Luzerne - großkörnige Leguminosen Futtererbsen Lupinen Ackerbohnen Saatwicken Zottelwicken 4. Sonst. Futterpflanzen Ölrettich Phazelie 5. Ölpflanzen Winterraps Rübsen Sommerraps Lein Senf Saatgut gesamt 6. Kartoffeln Insgesamt 2003 20.903 18.340 4.018 1.092 2.663 10.491 76 2.563 1.430 58 432 0 643 4.018 279 378 41 2.253 387 452 0 0 187 35 0 6 4.202 274 88 167 19 0 3.928 1.513 1.989 275 20 131 63 19 44 944 475 0 45 407 17 30.130 3.596 33.726 2004 23.177 20.557 4.984 1.560 2.738 11.227 48 2.620 1.360 111 379 87 683 5.247 425 788 20 2.807 387 574 0 0 201 26 13 6 4.400 307 149 137 21 0 4.093 1.432 2.173 291 34 163 56 27 29 1.034 588 1 0 403 42 33.913 3.810 37.723 2005 19.748 17.901 4.258 1.316 2.199 10.079 50 1.846 960 58 271 76 482 5.220 453 1.025 0 2.519 489 469 27 11 201 10 9 6 2.212 351 181 152 18 0 1.862 369 1.270 148 0 74 42 15 27 749 337 0 12 374 26 27.971 3.412 31.384 2006 18.745 17.045 4.103 1.329 1.948 9.603 62 1.700 821 58 234 85 502 5.110 400 1.253 0 2.403 309 473 91 24 120 22 9 6 2.066 382 234 112 20 16 1.684 416 1.044 212 0 12 76 0 76 649 232 0 98 309 10 26.646 3.355 30.001 2007 18.264 16.266 3.999 1.690 1.604 8.941 32 1.998 896 106 230 99 667 4.536 466 926 0 2.302 144 463 87 13 100 22 0 13 1.625 311 181 110 20 0 1.314 342 821 131 20 0 77 1 76 380 265 0 26 69 20 24.882 3.600 28.482 % 07 zu 06 97 95 97 127 82 93 52 118 109 183 98 116 133 89 117 74 96 47 98 96 54 83 100 217 79 81 77 98 100 78 82 79 62 101 100 59 114 27 22 200 93 107 95 Im Jahre 2007 wurde die Vermehrungsfläche auf 95 % der Vorjahresfläche reduziert. Einer Verringerung der Anbaufläche bei Saatgut um insgesamt 1.764 ha stand eine geringfügige Erhöhung der Kartoffelvermehrung um 245 ha gegenüber. 106 Anerkennung 2. Ergebnisse der Feldbestandsprüfung in Mecklenburg-Vorpommern 2007 Fruchtarten Getreide Wintergetreide Sommergetreide Gräser Leguminosen Sonstige Futterpflanzen Ölpflanzen Mähdruschfrüchte gesamt Kartoffeln Fläche in ha Angemeldet 18.322 16.324 1.999 4.536 1.624 76 380 24.938 Zurückgezogen 344 322 22 63 0 0 0 407 Mit Erfolg 16.388 14.616 1.770 4.379 1.582 43 306 22.698 3.511 Mit Erfolg nach § 8(2) 1.219 1.113 106 95 0 33 69 1.416 Ohne Erfolg 316 215 101 0 17 0 5 335 81 Bei den Mähdruschfrüchten wurden 98,3% der Vermehrungsflächen erfolgreich feldgeprüft. Gründe für die Aberkennungen im Vermehrungsbestand waren in erster Linie in einem zu hohen Besatz mit anderen bzw. schwer heraustrennbaren Arten sowie in zu vielen abweichenden Typen zu suchen. Ein höherer Besatz mit viruskranken und schwarzbeinigen Pflanzen führte bei den Pflanzkartoffeln zu höheren Aberkennungsraten als im Vorjahr (2,2%). 3. Ergebnisse der Beschaffenheitsprüfung in Mecklenburg-Vorpommern 2007 (Stand November 2007) Fruchtart Getreide Wintergetreide Sommergetreide Gräser Leguminosen Sonstige Futterpflanzen Ölpflanzen Probenanzahl 3314 3.147 167 80 59 1 70 dt anerkannt 791.681 766.827 24.854 3.592 5.956 9 6.239 dt aberkannt 63.414 53.336 10.078 21 4.187 0 0 dt offen 8.940 2.735 6.205 2.303 2.618 0 100 Aberkannt % 7,3 6,5 24,5 0,4 32,8 0 0 Die Saatgutqualität des Erntejahres 2007 ist auf Grund der überdurchschnittlichen Niederschlagsversorgung in den Sommermonaten differenziert zu betrachten. Die Aberkennungsraten bei den Wintergetreidearten liegen etwas über denen des Vorjahres. Hauptursachen für die Aberkennungen sind zu niedrige Keimfähigkeiten und Fremdbesatz mit anderen Arten. Bei Winterroggen und bei Wintertriticale mussten mehrere Partien wegen erhöhtem Mutterkornbesatz nachgereinigt werden. Bei Winterroggen wurde die Mindestkeimfähigkeit auf 80 % herabgesetzt. Besondere Probleme in der Beschaffenheitsprüfung bereiten die Qualitäten bei den allerdings erst wenigen vorgestellten Partien von Sommergetreidearten und großkörnigen Leguminosen. Wie in jedem Jahr konnte ein Großteil der Sommergetreidepartien die geforderten Keimfähigkeitswerte nicht erreichen. Ungünstige Abreife- und Erntebedingungen, aber auch Fehler bei der Zwischenlagerung und Lagerführung sind dafür verantwortlich. Da nicht auszuschließen ist, dass die z.Z. festgestellte sensible Keimfähigkeit auch bei den anerkannten Partien während der Lagerung bis zur Auslieferung im Frühjahr nachlässt, ist von Seiten der Betriebe akribisch auf die Einhaltung der Mindestkeimfähigkeitswerte zu achten. Im Hinblick auf die Einhaltung ihrer Pflichten als Inverkehrbringer von Saatgut wird den VO-Firmen empfohlen, vor der Auslieferung neue Proben zur Bestimmung der aktuellen Keimfähigkeit einzureichen. Bei den großkörnigen Leguminosen (Futtererbsen und Blaue Lupinen) war ebenfalls die Keimfähigkeit Hauptgrund für die Aberkennung der Saatgutpartien. Da in einer Partie Futtererbsen auch lebende Schadinsekten festgestellt wurden, ist in diesem Zusammenhang auf strikte Einhaltung der Lagerhygiene zu verweisen. 60 % der Pflanzkartoffelpartien sind bis Mitte November in der Beschaffenheitsprüfung auf die Virus- und Quarantänekrankheiten untersucht worden. Wegen zu hohem Virusbesatz liegt die Aberkennungsrate z.Z. bei 5 %. Ca. 8 % wurden auf niedrigere Kategorien oder Klassen abgestuft. 107