Klartext - Bundeszahnärztekammer
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Klartext - Bundeszahnärztekammer
Klartext _____________________________ 08/2008 www.bzaek.de 29. Oktober 2008 GOZ-Novelle als Festakt-Beigabe: Zeitpunkt der Preisgabe des Entwurfs grenzt an Affront Auf Risiken und Nebenwirkungen der von ihm verabreichten Pille wollte Staatssekretär Dr. Klaus Theo Schröder wohl lieber nicht konkret angesprochen werden. Deshalb applizierte er den seit Monaten angekündigten Referenten-Entwurf der neuen Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) zunächst diskret in der Ferne. Während der Staatssekretär zum Festakt des Deutschen Zahnärztetages gewohnheitsgemäß seine Dienstherrin Ulla Schmidt vertrat und dabei in Stuttgart sybillinisch einen GOZ-Zuwachs von 10,4 Prozent avisierte, klingelte in der Berliner Geschäftsstelle der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) der Postbote, um die ersten gedruckten Exemplare des GOZEntwurfs zu liefern. Das nennt man wohl perfektes Timing! Die Strategie dahinter ist aufgegangen. Herr Schröder eilte relativ ungeschoren aus Stuttgart davon. Und die lokale Presse hörte, was sie hören wollte – und schrieb das auch: von gut 10 Prozent Honorarzuwachs für Zahnärzte durch die GOZNovelle konnte man am nächsten Tag lesen. Der neue BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel stellte deshalb unmittelbar nach seiner Wahl in einer Pressemitteilung richtig, dass sich die genannten 10,4 Prozent Zuwachs auf das Gesamtvolumen der GOZ bezögen und nicht etwa auf das Honorar. Wegen zusätzlich aufgenommener Leistungen sei hierzu vor kritischer Prüfung keine seriöse Aussage möglich. Dazu soll es erst in der außerordentlichen Bundesversammlung am 15. November in Neues Präsidium mit Dr. Engel an der Spitze Der Kölner Zahnarzt und Oralchirurg Dr. Peter Engel (59), Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein und in dieser Funktion seit acht Jahren Vorstandsmitglied der BZÄK, wurde von der Bundesversammlung mit überwältigender Mehrheit (113 Ja-Stimmen/11 Nein-Stimmen/9 Enthaltungen)zum neuen BZÄK-Präsidenten gewählt. Seit 2004 ist Engel Vorsitzender des Senats für privates Leistungs- und Gebührenrecht der BZÄK und vertritt als Ratsmitglied der globalen Zahnärztevereinigung FDI World Dental Federation seit drei Jahren die Interessen deutscher Zahnmediziner auf internati- Berlin kommen, wenn die Ergebnisse der Auswertungen der BZÄK-Gremien vorliegen. Am Tag zuvor werden die GOZ-Referenten der Kammern zu einer Koordinierungskonferenz zusammen treffen. Die BMG-Dramaturgie verfehlte auch ihre Auswirkungen auf die Bundesversammlung nicht. Der denkbar ungünstige Zeitpunkt der Veröffentlichung und die Ungewissheit über die tatsächliche Beschaffenheit des neuen Gebührenwerks schienen die Delegierten regelrecht zu lähmen. DebattenStimmung kam allenfalls bei den Wahlen und der abschließenden Resolution auf. Betroffenheit und Bestürzung aber gab es, als BZÄK-Präsident Engel die Tatsache, dass der Punktwert um lediglich 0,46 (!) Prozent angehoben worden sei, als „Affront gegen Zahnärzteschaft und Patienten“ wertete. Ein Teuerungsausgleich nach über 21 Jahren sei hier selbst mit der Lupe nicht erkennbar, stellte Engel später in der Pressemitteilung klar. Er dankte den Delegierten ausdrücklich, dass die sich von dem unfair gewählten Termin der Veröffentlichung nicht zu Debatten `ohne Geschäftsgrundlage´ hatten verleiten lassen. Neben der Bewertung der GOZ-Novelle wird sich die außerordentliche Bundesversammlung auch mit dem Thema Fort- und Weiterbildung auseinandersetzen. Unter folgendem Link der BZÄK ist der vollständige GOZ-Referenten-Entwurf zugänglich: www.bzaek.de/list/goz/goz_referentenentwurf.pdf onaler Ebene. Engel kündigte an, er wolle den berufspolitischen Kurs seines Vorgängers Dr. Dr. Jürgen Weitkamp (Lübbecke, 70) fortsetzen. Als Vizepräsidenten der BZÄK bestätigten die Delegierten den Präsidenten der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Dietmar Oesterreich (Stavenhagen, 52). Der Präsident der Landeszahnärztekammer Hessen, Dr. Michael Frank (Lampertheim, 56), setzte sich gegen den bisherigen Vizepräsidenten, den Präsidenten der Zahnärztekammer Hamburg, Prof. Dr. Wolfgang Sprekels durch. Die Bundesversammlung dankte Prof. Sprekels für seine herausragende Arbeit mit Standing Ovations. 1 Resolution der Bundesversammlung Die Bundesversammlung verabschiedete einstimmig eine Resolution mit dem markanten Titel: „Affront gegen die deutsche Zahnärzteschaft, Qualitätsorientierte Versorgung für alle Patienten gefährdet“. Der Wortlaut: „Der GOZ-Referentenentwurf des BMG ist am 24.10.2008 der BZÄK zugeleitet worden. Die Bundesversammlung nimmt zunächst die Fakten zur Kenntnis: Die neue GOZ soll am 1.7.2009 in Kraft treten. Der Punktwert soll von 5,6241 Cent auf 5,65 Cent angehoben werden. Der Zuwachs beträgt damit 0,4 %. Die Bundesversammlung stellt fest, dass damit nicht annähernd ein Teuerungsausgleich nach 21 ½ Jahren erfolgt. Die Bundesversammlung ist in großer Sorge, dass mit einer derartigen Novellierung eine qualitätsorientierte Behandlung unserer Patienten in Zukunft gefährdet ist. Die Bundeszahnärztekammer wird den vorliegenden Entwurf im Detail analysieren. Die Delegierten werden sich in einer a.o. Bundesversammlung mit dem Referentenentwurf der Gebührenordnung befassen und dem Bundesministerium eine gemeinsame, abgestimmte Antwort geben.“ Dr. Dr. Weitkamp zum Ehrenpräsidenten ernannt Nach der Wahl des neuen Präsidiums hat die Bundesversammlung auf den Vorschlag des neuen Präsidenten, Dr. Peter Engel, Dr. Dr. Jürgen Weitkamp wegen seiner besonderen Verdienste um die Deutsche Zahnärzteschaft zum Ehrenpräsidenten der Bundeszahnärztekammer ernannt. In seiner Würdigung hieß es: "Das, was in den letzten acht Jahren bei der Bundeszahnärztekammer geschehen ist, ist keine Selbstverständlichkeit. Das ist nicht von alleine gekommen, das ist implementiert worden und in Gang gesetzt worden durch einen Kollegen, den Sie vor acht Jahren zum Präsidenten der Bundeszahnärztekammer gewählt haben, der mit einem traumhaften Geschick, mit einer wahrhaftigen Haltung und natürlich auch mit einer gewissen westfälischen Hartnäckigkeit seinen Weg zugunsten der Zahnärzteschaft, für die Zahnärzteschaft gegangen ist und damit die Bundeszahnärztekammer in einer Weise positioniert hat, die mittlerweile sowohl in der internen als auch in der externen Öffentlichkeit und besonders auch in Berlin einen höchsten Respekt hervorruft." Gerhardt: „Staat kann es nicht besser“ Auf den ersten Blick schien es verwirrend, dass ein Berufspolitiker die Macht des Staates anzweifelt. Bei näherem Hinhören erklärte sich das schon eher: Dr. Wolfgang Gerhardt, ehemaliger Bundesvorsitzender der FDP und jetzt Vorstandsvorsitzender der liberalen Friedrich-Naumann-Stiftung, tat dies im Sinne der bürgerlichen Freiheit. Für viele Bereiche der Lebensgestaltung gelte: „Der Staat kann es nicht besser.“ Bei seinem Festvortrag „Freiheit und Gerechtigkeit“ zum Festakt des Deutschen Zahnärztetages in Stuttgart beklagte er den schleichenden Verlust der Freiheit und nannte in diesem Zusammenhang auch die elektronische Gesundheitskarte. Menschen gewöhnten sich schnell an Einschränkungen. Man müsse es ihnen aber ermöglichen, nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten das beste aus ihrem Leben zu machen. Freiheit bedeute immer auch Verantwortung und auch Eliten müssten soziale Verantwortung übernehmen. Ehrungen auf dem DZT Dr. med. dent. Peter Kuttruff erhielt während des Festakts zum Deutschen Zahnärztetag in Stuttgart das Fritz-Linnert-Ehrenzeichen, die höchste Auszeichnung des zahnärztlichen Berufsstandes, verliehen. Er wurde damit für sein herausragendes berufspolitisches Engagement in zahlreichen Ämtern und Ehrenämtern geehrt. Sanitätsrat Dr. med. dent. Otto W. Müller, u.a. früherer Präsident der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz, Dr. med. Lothar Bergholz, u.a. früherer Präsident der Landeszahnärztekammer Thüringen sowie Prof. Dr. med. dent. Rolf Hinz (Uni Witten/Herdecke) erhielten die Ehrennadel der Zahnärzteschaft in Gold. Herausgeber: Bundeszahnärztekammer / Redaktion: Markus Brakel