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PFERDE MAGAZIN
Editorial und Inhalt
3
Sie wollen hoch hinaus – Fredenbecks Voltigierer und ihr Weg an die Spitze
4
Voltigier-Bundestrainerin Ursula Ramge über das Fredenbecker Erfolgsteam
6
Manege frei für die blonden Pferde – Die Haflingerfreunde beim Showauftritt
8
Die Faszination der Freiheitsdressur – Zu erleben auf der Messe Hansepferd
10
Erfolg zum Anstecken – Die Träger des goldenen Reit- und Fahrabzeichens
12
Reiten mit „Wackelkontakt“ – Andrea Voß und ihre Passion Pferde
14
Anna Höhl, die Vielseitige – Mit „Fritz“ zu den Erfolgen
15
Am liebsten im Gelände – Femke Missal liebt das Vielseitigkeitsreiten
16
Sophie Hinners und die Stute Eliza: Ein Erfolgs-Team Springsport
17
Eine Runde Bier und zehn Jahre Freundschaft unter Pferdezüchtern
18
Mit dem richtigen Bauchgefühl: Addi Brunkhorst ist stolz auf „Gentleman“
19
Ausgezeichnete Züchter: Familie Klintworth aus Ohrensen
20
Der Ausgleich zum Alltag – Lüder Köpke entspannt bei seinen Pferden
22
Neue Wege in der Islandpferdezucht – Familie Wruck setzt auf Embryo-Transfer
23
Im Zeichen der Hengste – Das Dressurpferde Leistungszentrum in Lodebrgen
24
Ebbe und Flut in der Reithalle – Der Zuchthof Hollen in Oyten
26
Reiten in der Dreh- und Kochpause – Rainer Sass sitzt auf
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Die Termine 2016 in der Übersicht
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Skadi sammelt Schleifen an der Zimmerwand
32
Jette verwöhnt ihren Bommel und macht Spazierritte in den Wald
33
Am liebsten ist Cinja bei den Ponys
34
Ponys sind für Alexandra das Größte
35
Zwei mit dem gleichen Ziel: Die Zucht-und Ausbildungsställe
Lorenz und Brunkhorst arbeiten zusammen
36
Hier lernen die Dressurtalente – Der Ausbildungsstall in Sandbostel
38
Ein Sattel namens Leistur – Kerstin Baden aus Gräpel entwirft eigenen Serien Sattel
40
Eine Ausbilderin mit Grundsätzen – Gisela Schröder-Kern im Porträt
41
Am liebsten reitet er aus – Ralf Plitzkat und sein Warmblut Sam
42
Halsringreiten ist Vertrauenssache – Marlien Milsmann und ihre Reitpony-Stute
43
Nach 30 Jahren zurück im Stall und wieder im Sattel:
Susanne Helfferich wagt den Neuanfang
44
Die barocken Schönheiten mit der langen Ahnenreihe – Lipizzaner
46
Ins weite Watt mit Nerven wie Drahtseile – Was ein Wattwagenpferd können muss
48
Der Traum vieler Pferdefans – Mit den Vierbeinern Tür an Tür
50
Glückliche Pferde in der Herde – Die Laufstall-Arbeitsgemeinschaft
52
Niedersachsen ist Pferdeland – Das wird in Verden gefeiert
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Wenn es in den Gelenken hakt – Tierärztin Stefanie Pachel ist die Spezialistin
55
Sanfte Tiermedizin im Doppelpack: Rike und Kati van der Weerd
56
Von Budget und Balance – Ein Pferd meldet sich zu Wort
58
Von Kämpfern
und Kumpels
Editorial
Inhalt
3
Was für Persönlichkeiten: Wer sich dieses
Pferdemagazin ansieht, entdeckt auf allen Seiten beeindruckende Charaktere,
die in der Region zu Hause sind. Da ist
der Jungspund, der nicht weiß, wohin
mit seiner Energie. Da ist der Routinier
und Alleskönner, der mitdenkt, auf den
immer Verlass ist, und der sich durch
nichts aus der Ruhe bringen lässt. Da ist
die Hochleistungssportlerin, die Kämpferin mit dem großen Herzen, die nie aufgibt. Wir machen die Bekanntschaft einer
Dame mit beeindruckender Ahnenreihe
und lernen ein kapriziöses Mädchen
kennen, das nur mit ihrer Partnerin zusammen die Ruhe selbst ist. Es gibt die
Schwerstarbeiter, die sich gemeinsam ins
Zeug legen und die erfahrenen Showstars, die das Rampenlicht seit Jahren
kennen.
Dazu gibt es Artikel über Zuchtbetriebe und Ausbildungsställe, über artgerechte Pferdehaltung und eine Übersicht über
die Turnier-Termine dieses Jahres. Wir
stellen das Programm der Messe Hansepferd Hamburg vor. Im Interview lobt die
Bundestrainerin der Voltigierer das Team
aus Fredenbeck, das sie in den B-Bundeskader berufen hat. Den erfolgreichen
Athleten ist selbstverständlich auch ein
Artikel gewidmet.
Um noch einmal auf die besonderen
Persönlichkeiten zurückzukommen – die
dazu gehörenden Menschen stellen wir
natürlich auch vor. Die Reiter, Züchter
und Pferdefans wissen, was sie an ihren
vierbeinigen Partnern haben, schätzen
deren Charakter und sind mit ihnen eng
verbunden. Diese Partnerschaft macht
die Faszination Pferd aus.
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
Grit Klempow
Impressum
Das Pferde Magazin erscheint
mit dem TAGEBLATT, der Bremervörder Zeitung und der
Niederelbe Zeitung am 5. Februar 2016
Chefredakteur:
Wolfgang
Stephan
Projektleitung: Grit Klempow
Redaktion:
Hans-Lothar
Kordländer, Katharina Jothe,
Frauke Siems, Carmen Monsees, Wilfried Stief
Layout/Produktion:
Grit Klempow
Titel: Volker Rohbeck
Schlussredaktion:
Arno Grewe
Anzeigen: Georg Lempke
(verantwortlich)
Vertrieb: Achim Preißler
Auflage: 50 000
Herausgeber: Zeitungsverlag
Krause GmbH & Co. KG,
Glückstädter Str. 10, 21682
Stade, Postfach 22 49, 21662
Stade, Tel. 0 41 41/9 36 - 0;
Internet: www.tageblatt.de
Verleger: Dr. Christoph Gillen
(Stade), Philipp Krause (Goslar), Klemens Karl Krause
(Goslar)
Geschäftsführer: Dr. Christoph Gillen (Stade), Philipp
Krause (Goslar), Georg Lempke (Stade)
Druck: Pressehaus Stade
Zeitungsdruck-GmbH, Glückstädter Str. 10, 21682 Stade
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PFERDE MAGAZIN
Sie wollen noch höher hinaus
Fredenbecks Voltigierer und ihr Weg an die Spitze – Von der Bundestrainerin in den Kader berufen
Foto: Stroscher
PFERDE MAGAZIN
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Von Hans-Lothar Kordländer
Die Voltigiergruppen des Reitvereins Fredenbeck
waren 2015 auf Erfolgskurs. Sie holten beinahe alles, was es für sie zu gewinnen gab. Die erste Gruppe wurde Bezirksmeister, Landesmeister, norddeutscher Meister – und sie errang die Bronzemedaille
bei den deutschen Meisterschaften. Die zweite
Gruppe wurde Kreismeister und gewann den Deutschen Voltigierpokal. Viele Voltigiererinnen stehen
in den Startlöchern auf dem Sprung in höhere
Leistungsklassen.
D
och ohne Fleiß gibt
es keinen Preis. Für
ihren Erfolg trainieren die Fredenbecker Voltigierer(innen) viele Stunden. Sie üben nicht
nur auf dem Pferderücken,
sondern studieren neue Figuren auf einem Holzpferd ein,
sie machen Konditionssport
und Gymnastik, sie sind bei
ihren Treffen immer in Bewegung. Treibende Kraft und
Motor der Leistungsgruppen
ist Gesa Bührig, die es versteht, die Teammitglieder immer wieder zu Höchstleistungen anzuspornen. Manchmal
geht es hart zur Sache. Aber
wie man sieht, die engagierte
Arbeit zeichnet sich aus.
Die Voltigiergruppen haben viele Fans, die die eingeschworene Mannschaft zu
Meisterschaftsturnieren und
anderen Wettkämpfen begleiten. Vor einigen Monaten
wurde auch ein Förderverein
ins Leben gerufen, um den
Voltigierern noch mehr Unterstützung zukommen zu
lassen. Denn in der Saison
2016 möchten die jungen Damen, zwei junge Männer sind
auch im Boot, an die Erfolge
des vergangenen Jahres anknüpfen.
Das wird schwierig. Denn
inzwischen sind die Fredenbecker in der Spitze angekommen, und dort müssen
sie sich behaupten. Aber die
Sportler(innen) sind gut in
Form, ebenso wie die Voltigierpferde Wizzaro und Shakira. Wenn man dann noch
eine große Portion Optimismus ausstrahlt, dann kann
man schließlich nur gewinnen.
Wie es aussieht, schließt
die zweite Fredenbecker Voltigiergruppe an die erste
Mannschaft an. Im vergangenen Jahr hat das Team nahezu nach jedem Start eine so
gute Wertnote erhalten, dass
es schnell in die Leistungsklasse M* aufgestiegen ist.
D
ie
Kreismeisterschaften hatten im
vergangenen
Jahr
die
Fredenbecker
Voltigierer ausgerichtet und
dabei keinen Zweifel daran
gelassen,
hochklassigen
Sport zu präsentieren. „Wir
waren mit sieben Gruppen
dabei“, berichtete Gesa Bührig seinerzeit. Den Kreismeistertitel holte sich die Fredenbecker L-Gruppe. Ihren Aufstieg in die M*-Gruppen
Fredenbecks Voltigierer freuen sich über die Bronzemedaille bei den „Deutschen“: Fenna
Liestmann, Winke Rademaker, Magdalena Holysz (erste Reihe von links), Gesa Bührig,
Tom Vollmer, Kevin Greiner und Kathleen Schuldt.
Fotos: Kordländer
schaffte die zweite Fredenbecker Gruppe bei dem Wettkampf um den Deutschen
Voltigier-Pokal, das ist eine
inoffizielle deutsche Meisterschaft, in Herxheim. 24
Gruppen aus Deutschland
waren in dem pfälzischen Ort
angetreten. Die Fredenbecker
Mitglieder der zweiten Voltigiergruppe tragen sich in das
Fredenbecker Sportbuch ein.
nahmen die Anfahrt von 645
Kilometern gern auf sich.
Zehn Gruppen kamen ins Finale, in der Endrunde setzten
sich die Fredenbecker deutlich an die Spitze. Die Teammitglieder waren dort Lisa
Marie Schumacher, Kira
Großer, Kimberly Hyks, Josephine Meybohm, Larissa Oppermann, Katharina Grottschreiber, Insa Rademaker,
Mila Koböck und Marie
Schwarze. Die Sportlerinnen,
wie auch die Voltigierer der
ersten Gruppe, wurden im
Herbst wegen der guten Erfolge auch von der Gemeinde
ausgezeichnet.
Die erste Fredenbecker
Voltigiermannschaft mit Trainerin Gesa Bührig sowie
Fenna Liestmann, Winke Rademaker, Magdalena Holysz,
Tom Vollmer, Kevin Greiner
und Kathleen Schuldt gehört
längst zu den Spitzenvoltigie-
ren in Deutschland. Ihre erste nationale Medaille holte
die Gruppe im Vorjahr bei
den deutschen Meisterschaften in Alsfeld. Das Team errang „Bronze“. Insgesamt
wetteiferten 25 Mannschaften um den Meistertitel.
S
owohl im Rennen
um die Goldmedaille als auch um die
Bronzemedaille hatten sich spannende Duelle
herauskristallisiert.
Im
Kampf um Rang drei konnte
sich die Fredenbecker SMannschaft mit Trainerin
Bührig und dem Erfolgspferd
Wizzaro
behaupten.
Mit
8,227 Punkten setzte sich das
Team gegen Mitbewerber
Köln-Dünnwald durch. Ihren
Titel bei den norddeutschen
Meisterschaften konnten die
Fredenbecker zum dritten
Mal in Folge verteidigen.
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PFERDE MAGAZIN
„Fredenbeck
kann
mithalten“
Bundestrainerin Ursula Ramge über das
Erfolgsgeheimnis der deutschen Voltigierer
und das Team aus Fredenbeck
Von Katharina Jothe
Deutschland ist eine der
erfolgreichsten
VoltigierNationen überhaupt. Ihre
Athleten bringen regelmäßig Edelmetall von Weltund Europameisterschaften mit nach Hause. Verraten Sie uns ihr Erfolgsgeheimnis?
Der Erfolg hat natürlich sehr
viele Säulen. Eine davon ist
sicherlich unsere Tradition
im Pferdesport aber auch in
der Zucht in Deutschland
und unser Ausbildungssystem, das einmalig ist. Darum
werden wir in der Welt beneidet. Eine weitere wichtige
Säule ist der Ehrgeiz und der
absolute Wille, in einer
Sportart, wo die Spitze sehr
eng zusammen gerückt ist,
immer den einen Wimpernschlag besser zu sein als die
anderen. Das ist nicht leichter geworden in den letzten
zehn Jahren. Viele Nationen
sind inzwischen in der Lage,
Goldmedaillen zu holen.
Meine Aufgabe sehe ich darin, zu gucken wie wir unser
ganzes Potenzial nutzen können, um am Ende dann doch
besser zu sein, trotz dieser
hohen Leistungsdichte.
Das Team Fredenbeck war
zwar bereits mehrfach auf
deutschen Meisterschaften
vertreten, allerdings, abgesehen vom sechsten Platz
im vergangenen Jahr, immer eher im hinteren Feld.
Hat Sie das Team in diesem Jahr mit der Bronzemedaille überrascht oder
haben Sie damit gerechnet?
Ich habe mit einem sehr guten Abschneiden gerechnet,
weil ich Gesa Bührig bei der
Junioren-Europameisterschaft in der Zusammenarbeit intensiv kennengelernt
habe. Sie ist eine Voltigiertrainerin, die sehr professionell arbeitet und die das richtige Know-how und das Fingerspitzengefühl für Pferde
hat. Außerdem hat sie die
Einstellung, was Leistungssport erfordert und die Professionalität, das auch umzusetzen. Wenn das alles vorhanden ist, bleibt der Erfolg
Im Interview spricht Voltigier-Bundestrainerin Ursula Ramge auch über das erfolgreiche
Team aus Fredenbeck.
Foto: Daniel Kaiser
nicht aus. Insofern habe ich
schon mit einem sehr guten
Abschneiden gerechnet.
Was hat Sie dazu bewogen, das Team für 2016 in
den B-Bundeskader (Anschlusskader mit Perspektive zur Erreichung der
Weltspitze) zu berufen?
Unsere aktuellen Kaderkriterien richten sich nach dem
internationalen
Vergleich,
das ist neu. Die Fredenbecker
Mannschaft hat 2015 nicht
nur die Bronzemedaille bei
der deutschen Meisterschaft
gewonnen, sondern auch gezeigt, dass sie in der internationalen Spitze gut mithalten
kann. Da war das sehr gute
Abschneiden bei der DM nur
noch eine Bestätigung für die
klare Nominierung in den BKader.
Was macht eine Spitzenmannschaft im Voltigieren
aus?
Eine
Spitzenmannschaft
2015 im Voltigieren ist etwas
völlig anderes als noch vor
fünf oder zehn Jahren. So eine Mannschaft muss heutzutage sehr professionell trainieren und hat auch mehrere
Trainer. Dazu gehören der
Trainer und der Longenführer, ein Athletiktrainer sowie
die Reiter, die nach einem
speziellen Trainingsplan die
Pferde trainieren. Außerdem
ist die Bereitschaft der aktiven Voltigierer, ihr Leben
nach dem Sport auszurichten, unabdingbar. Sie müssen
jeden Tag in der Woche mehrere Stunden trainieren, um
in der Spitze erfolgreich zu
sein.
Welche Rolle spielt das
Pferd dabei?
Das Pferd ist die wichtigste
Säule des Erfolgs, auch das
muss Weltspitze sein und das
ist Wizzaro. Ich habe ihn
über mehrere Turniere gut
und zuverlässig laufen sehen.
Das Pferd ist in einem guten
Trainingszustand und auch
das ist Voraussetzung für eine Kadernominierung. Eine
Mannschaft auf Bundeskaderebene braucht mehrere
Pferde für Training und Wettkampf, aber das Top-Pferd
hat ganz klar bewiesen, dass
es den Anforderungen sehr
gut gerecht wird.
Hat ein eher kleiner Verein
wie der RV Fredenbeck
langfristig Chancen, große
„Traditionsvereine“ im Voltigiersport wie den VV Ingelsberg/München
oder
den RSV Neuss-Grimmlinghausen zu überflügeln?
: Die Chance ist immer da,
denn auch ein kleiner Verein
kann in der Hinsicht wach-
sen. Das hängt ganz klar von
den handelnden Personen
ab. Natürlich sind die Infrastruktur und die Anlage des
Vereins wichtig, aber all das
kann wie gesagt wachsen.
Der Erfolg ist davon abhängig, ob man den vielseitigen
Anforderungen des Voltigierens gerecht wird. Das heißt,
man muss mehrere Pferde haben und die Voltigierer durch
ein sehr gutes Athletik-, Choreografie- und Mentaltraining
entsprechend vorbereiten. Es
muss also gelingen, ein Team
um das Team aufzubauen,
was es noch erfolgreicher
macht. Die Größe des Vereins ist da nicht das Entscheidende.
Zur Person
Ursula Ramge ist seit Ende
2002 als Bundestrainerin im
Voltigieren für den deutschen
A-, B- und C-Kader verantwortlich. Die 52-Jährige lebt
in Warendorf in Westfalen
und war selbst als Gruppenund Einzelvoltigiererin erfolgreich. Außerdem war sie
im Dressur- und Springsattel
bis zur Klasse L aktiv, bildete
zahlreiche Voltigiergruppen
und Einzelvoltigierer aller
Leistungsklassen aus und
fungierte von 1990 bis 2002
als Landestrainerin in Westfalen.
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PFERDE MAGAZIN
Manege frei für die
blonden Pferde
Ein Blick hinter die Kulissen des Showprogramms: Haflingerfreunde auf der Pferd & Jagd
Von Katharina Jothe
Blondes Pferdehaar dominiert in Halle 14 des Messegeländes Hannover. Die „Pferd & Jagd“, Europas
größte Messe für Reiten, Jagen und Angeln, hat begonnen. Angereist sind 14 Zwei- und Vierbeiner
aus dem Landkreis Cuxhaven, um im Showprogramm dabei zu sein. Ein Blick hinter die Kulissen
eines Showprogramms.
ehr als eine Stunde vor dem Auftritt geht es ans
Aufhübschen der
Haflinger. Da wird gebürstet
und gestriegelt, was das Zeug
hält. Schließlich sollen die
langen blonden Mähnen und
Schweife in der Showarena
wallen. Erst wenn das erledigt ist, heißt es für die Reiter
Kostüme
anziehen.
Ein
Traum von Amsterdam ist
dieses Mal das Motto. Bereits
seit 1999 begibt sich die
Schaubildgruppe der Haflingerfreunde mit ihren Mottos
auf eine Reise durch die ganze Welt. Jedes Jahr steht ein
anderes Land Pate für das
Thema der Aufführung, unter
anderem traten die Reiter als
Cowboys, Tiroler und Mexikaner auf. In diesem Jahr
sind Frau Antje und die holländischen Fischer Vorbilder
für die Kostüme, die in stundenlanger Kleinarbeit selbst
genäht werden.
Als Zwei- und Vierbeiner
fertig „angezogen“ sind, geht
es gemeinsam auf den Abreiteplatz. Hier tummeln sich
Reiter, Voltigierer, Fahrer unterschiedlichsten Alters und
Könnens mit Pferden vom
Urgestein: Haflingerstute Nele ist zum 17. Mal auf der
„Pferd und Jagd“ dabei.
winzigen Minishetty bis zum
riesigen Kaltblüter.
Bei Pferden und Reitern
steigt die Aufregung. Unter
dem berühmten Expo-Holzdach geht es von der Stallhalle zur Show-Arena. Ein paar
Minuten dauert es noch bis
zum Auftritt. Auf dem Vorbereitungsplatz sind die Reiter
von den Blicken der Zuschauer abgeschirmt, die Atmosphäre ist aber schon
greifbar. Die Reiter vor den
Blonden aus Cuxhaven tra-
ben in die Arena. Jetzt heißt
es, langsam Aufstellung nehmen. Die Ohren der Pferde
sind gespitzt, die Reiter konzentriert. Dann setzt die Musik ein. Los geht’s. Zuerst
läuft alles glatt, doch auf einmal ist alles still, die Musik
fällt aus. Eine kurze Schrecksekunde – doch Reiter und
Pferde lassen sich nicht aus
der Ruhe bringen. Dann wird
eben selbst gesungen und
auch die Zuschauer erweisen
sich als textsicher. „Traum
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Die blonden Mähnen und Schweife sind gebürstet. Jetzt kann es losgehen.
von Amsterdam“ klingt es
von den Tribünen. Unter
donnerndem Applaus verlässt die Gruppe die ShowHalle. Leiterin Ilka Hübner
ist zufrieden. „Das war einwandfrei“, erklärt sie.
Der Erfolg beruht auf einer
gesunden Mischung aus erfahrenen Reitern und Pferden
sowie einigen Neulingen.
Haflingerstute Nele ist bereits
zum 17. Mal auf der Messe
dabei. Damit übertrifft sie sogar ihre Reiterin Beate Eisenberg, die „nur“ 16-mal dabei
war. Inzwischen ist Nele 20
Jahre alt, mischt aber immer
noch gerne die ganze Truppe
auf. „Sie hat nichts von ihrem Temperament verloren“,
betont ihre Reiterin. Zum
ersten Mal sind dagegen Lina
und Anne dabei. Viel Spaß
mache es, erklären die beiden
Mädchen. Die Aufregung habe sich in Grenzen gehalten,
so die Neulinge. „Wenn man
in der Arena drinnen ist,
konzentriert man sich aufs
Reiten“, sagt Lina. Auch die
erste Vorsitzende der Haflingerfreunde, Heike Meyer, ist
voll des Lobes über die jungen Reiterinnen. „Sie haben
das gut gemacht. Die Neuen
werden von den alten Hasen
mitgezogen, dann läuft das
auch“, betont die Vereinschefin.
Was dann folgt, haben aber
auch die Routiniers noch
nicht erlebt. Eine Drohung
geht bei der Messeleitung ein.
Angeblich wollen sogenannte
Tierschützer nachts einen
Brandanschlag auf die Halle,
in der die Pferde untergebracht sind, verüben. Ein
großes Polizeiaufgebot rückt
an und umstellt die Halle,
keiner darf sie in der folgenden Nacht betreten. Der
Schock ist groß, doch es war
wohl eine leere Drohung.
Nichts passiert bis zum Morgen und am nächsten Tag
geht das Programm wie geplant weiter.
Der Sonntag hält für die
Haflingerfreunde allerdings
noch eine weitere, diesmal
positive Überraschung bereit.
Während ein Teil der Gruppe
gerade dabei ist, die Sachen
für die Heimreise zu packen,
geht ein „Notruf“ von der
Messeleitung bei Vereinschefin Heike Meyer ein: Ein
Programmpunkt der großen
Pferde-Kinder-Pony-Show
„Mi Ma Mo“ sei ausgefallen.
Ob die Cuxhavener vielleicht
einspringen könnten? Alle
Reiter sind sofort Feuer und
Flamme und erklären sich
spontan bereit, noch zu bleiben und ein weiteres Mal in
die Arena einzureiten. Auch
diesen Auftritt bei der ausverkauften Show meistern die
Nur noch wenige Minuten bis zum Auftritt.
Blonden und ihre Reiter perfekt. Großer Applaus begleitet sie beim Finale am Ende
der Show mit Radio-Moderator FFN „Morgenman Franky“.
Anschließend geht es für
die Zweibeiner noch zur Autogrammstunde „Triff deine
Fotos Jothe
Stars von Mi Ma Mo“, wo sie
sich unter den leuchtenden
Augen vieler Kinder auf zahlreichen Plakaten verewigen.
„Jeder Auftritt lief nahezu
perfekt, wir hatten einen echten Lauf. Mehr gibt es dazu
nicht zu sagen“, kommentiert
die Chefin.
• Reithallen
• Pferdeställe
• Landwirtschaft
• Typengeprüfte Hallen
Feldstraße 1 · 27419 Lengenbostel · Tel. 0 42 82 / 59 48-43 · Fax 0 42 82 / 59 48-502 · www.ds-stahl.de
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PFERDE MAGAZIN
Die
Faszination der
Freiheitsdressur
D
Die Französin Alizée Froment ist einer der Stars bei der Gala-Show der Messe Hansepferd Hamburg
ie Messe hat für ambitionierte Pferdesportler, Freizeitreiter ebenso wie Halter oder Einsteiger ein einzigartiges, abwechslungsreiches,
wie innovatives und faszinierendes Angebot. Hier gibt es
die ganze Welt rund ums
Pferd unter einem Dach
hautnah zu erleben und zu
entdecken. Darüber hinaus
werden 300 Pferde und Ponys aus über 35 Rassen in
den verschiedenen Vorführringen und auf dem Außengelände der Hamburg Messe
erwartet.
Mehr als 470 Aussteller aus
15 Nationen kommen mit einem überwältigenden Angebot an Produkten und
Dienstleistungen, das zum
Shoppen, Vergleichen und
Ausprobieren einlädt. „Coole“ Reitoutfits, neueste Sättel
und das passende Zaumzeug
– es gibt einfach alles, was
das „Reiterherz“ begehrt und
zum Wohle des Pferdes ist.
Neben dem umfangreichen
Ausstellungsbereich rund um
Pferdesportzubehör
dürfen
sich Besucher auf weitere
spannende Themen freuen.
Auch mit einem großen Ausstellungsbereich rund um die
Pferdegesundheit und Fütterung, Pferdehaltung, den
Transport sowie Reiturlaub
„Dreams“ – einen passenderen Titel hätte die Gala-Show der Messe Hansepferd nicht haben können. Welcher Reiter träumt nicht davon, so mit seinem
Pferd zu harmonieren wie die Akteure in der Halle? Zum ersten Mal dabei ist
die Französin Alizée Froment. Sie zeigt die klassische Reitkunst in Verbindung
mit einer faszinierenden Freiheitsdressur. Ihre Ausbildungsmethoden demonstriert sie täglich während der Messe. Die lockt von Freitag, 22., bis Sonntag,
24. April, Pferdefans nach Hamburg.
und Ausbildung punktet das
einzigartige Messe-Erlebnis.
Publikumsmagnete sind das
Island-Dorf sowie der Western- und Horsemanship-Bereich.
Eine Premiere feiert der
große „Extreme Trail Parcours“. Die Trainingsidee ist,
dem Pferd Freiheit und Eigenentscheidung zu geben,
ihm zu ermöglichen, Hindernisse sicher und ruhig bei
gleichmäßiger Geschwindigkeit mittig zu überwinden.
Hier zeigt die 1st EETA – 1.
Europäische extreme Trail
Association – mehrmals am
Tag ein pferdegerechtes Training. Aufgebaut sind natürliche oder der Natur nachempfundene Hindernisse. Die
Disziplin ist offen für alle
Reitweisen und Rassen.
„Das Wohl des Pferdes liegt
uns am Herzen. Auf der Hansepferd finden Besucher alles, was dem Pferd gut tut,
und es unterstützt“, sagt Son-
Gut gestapelt: Laurent Galinier – Humor und Reitkunst. Fotos: Landesverband der
Reit- und Fahrvereine Hamburg
ja Tegtmeyer, Projektleiterin
der Hansepferd Hamburg,
die sich über viele Neuheiten
und Trends freut. Auf Norddeutschlands größter Messe
für Pferdefreunde, -sportler
und -halter gibt es in sieben
Hallen eine Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen
aus den Bereichen Freizeit-,
Dressur-, Spring-, Westernreiten, Vielseitigkeits-, Fahr-,
Polo- und Rennsport, Voltigieren, Trekking- und Wanderreiten.
300 Pferde und Ponys aus
35 Rassen sind live in den
Vorführringen auf dem Messegelände hautnah zu erleben. Vom Holsteiner, Hannoveraner bis hin zur ältesten
deutschen
Reitpferderasse,
dem Trakehner, über edle Lusitanos, feurige Araber, stolze
Pura Raza Espanola, töltende
Isländer, die beliebten Fjordpferde bis hin zu verschiedenen Kaltblutrassen. Bekannte
Trainer lassen sich über die
Schulter schauen und geben
Tipps für den Umgang mit
Pferden.
Philippe Karl und
Michael Geitner
Mer als 100 Vorführungen
und Vorträge sind täglich im
Rahmenprogramm zu sehen.
Schwerpunkt ist die Ausbildung von Pferd und Reiter.
Neu und erstmalig auf der
Hansepferd Hamburg ist der
Auftritt der Französin Alizée
Froment. Sie wird täglich ihre Ausbildungsmethoden demonstrieren. Erstmals kommt
auch der Pferdetrainer Michael Geitner auf die Messe.
Ihr Kommen zugesagt haben
auch der Franzose Philippe
Karl und Wolfgang Marlie.
Zahlreiche weitere Trainer
und Ausbilder präsentieren
ihre Methoden und stehen
für Fragen zur Verfügung.
Pferdefreunde erhalten wertvolle Tipps rund um Ausbildung, Horsemanship Gesundheit und Haltung. Es
gibt anschauliche Demonstrationen sowie Vortragsveranstaltungen in den Foren
Gesundheit und Pferdekompetenz. Vorführungen in der
großen Show-Halle, im Ausbildungsring, im Rassen-Ring
sowie im Horsemanship-Ring
warten auf die Besucher.
„Dreams“: Die
große Gala-Show
„Dreams“ – die neue große
Galashow der Hansepferd
Hamburg lässt Träume wahr
werden. Träume von vollendeter Harmonie zwischen
Mensch und Pferd, von absolutem Vertrauen, Eleganz
und Leichtigkeit.
Sensationell ist der Auftritt
der international bekannten
Alizée Froment, die mit ihrem Lusitano-Hengst Mistral
du Coussoul anspruchsvolle
Grand-Prix-Lektionen zeigt.
Einzigartig: Die AusnahmeReiterin reitet Pirouetten und
Passagen nicht wie üblich auf
Kandare, sondern lediglich
mit Halsring und beweist so
eindrucksvoll, dass Leistungssport mit der Liebe zum
Pferd vereinbar ist.
Ein weiterer Top-Star ist
der international gefeierte
Pferde-Comedian
Laurent
Galinier. Der exzellente Reiter aus Frankreich vereint
Humor mit hoher Reitkunst
„Laurent Galinier zeigt eine
sehr komische Nummer bei
gleichzeitig hohem Ausbildungsstand seines Pferdes“,
sagt Kai Haase vom Landesverband der Reit- und Fahrvereine Hamburg, der die
PFERDE MAGAZIN
große Galashow im Auftrag
der Hamburg Messe federführend mitorganisiert. Er
hat auch die Weltklasse-Voltigiererin Kristina Boe, die
zusammen mit den VizeWeltmeistern Viktor und Jannik Brüsewitz ein Feuerwerk
der Akrobatik auf dem Pferderücken entzünden wird,
für die Show gewonnen.
In den „Wilden Westen“
geht es mit Lassokünstler
Leo Holcknecht. Er begeistert als „Black Leo“, und
Weltmeister im Trick-Roping
weltweit. „Seine Tricks mit
Lasso und Pferd sind einfach
unglaublich.
Wir
haben
„Black Leo“ bereits in Österreich gesehen, wo er das Publikum vollkommen verzückt
hat, und freuen uns sehr, ihn
präsentieren zu können“, betont Kai Haase.
Mit einer neuen Inszenierung aus Licht und Schatten
beeindruckt Ina Krüger-Oesert. Die Barockreiterin ist
für feine und sanfte Arbeit
mit dem Pferd bis hin zur
Hohen Schule und Zirzensik
beliebt. Das Schattenspiel
der renommierten Ausbilderin verspricht Kommunikation und Harmonie zwischen
Mensch und Tier in Perfektion.
Action pur stellt die Fahrergemeinschaft SchleswigHolstein/Hamburg auf die
Beine, oder vielmehr auf die
Räder. In einer einzigartigen
Kombination von rasantem
Fahrsport und atemberaubenden Mounted Games
werden vier Fahrer und sechs
Reiter der hoch erfolgreichen
Mounted-Games-Mannschaft
Lindau-Gettorf starten.
Das
Mini-Shetland-Pony
Gijs mit seiner erst 17-jährigen Trainerin Maja Hegge erobert die Zuschauer im
Sturm. Gijs – ein Minishetty
mit Talent – besticht mit verblüffenden Tricks und Zirkuslektionen. (st)
Die Hansepferd Hamburg hat von
Freitag, 22., bis Sonntag, 24. April, täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Beginn
der Gala-Show „Dreams“ ist am 24., 25.
und 26. April jeweils um 19.30 Uhr. Die
Tageskarte für die Messe kostet für Erwachsene 11 Euro, Kinder (6-15 Jahre)
zahlen 7,50 Euro, unter 6 Jahren ist der
Eintritt frei. Gala-Show-Karten gibt es unter www.hansepferd.de oder an den bekannten Vorverkaufsstellen. Erwachsene
zahlen am Freitag 42, am Sonnabend 45
und am Sonntag 39 Euro. Für Kinder von
6 bis 15 Jahren kostet der Eintritt Freitag,
28, Samstag 29 und Sonntag 25 Euro
(plus Vorverkaufsgebühren). Gala-ShowKarten gelten am selben Tag für den
Messeeintritt.
www.hansepferd.de
Trickroper Leo Holcknecht ist bei der Gala-Show dabei.
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PFERDE MAGAZIN
Glänzende
Erfolge zum
Anstecken
Die Auszeichnung für Erfolgssportler:
Das goldene Abzeichen
Von Hans-Lothar
Kordländer
Reiter und ein Gespannfahrer aus der Region Stade haben ihre
sportlichen Leistungen
im vergangenen Jahr
vergoldet. Sie konnten
das Goldene Reitabzeichen und Fahrabzeichen der Deutschen
Reiterlichen
Vereinigung (FN) entgegennehmen.
E
s war ein feierlicher
und emotionaler Moment, als der stellvertretende Vorsitzende
des
Pferdesportverbandes
Hannover, Dr. Martin Lübbeke aus Wingst, während des
Turniers des Harsefelder
Reitvereins in Bargstedt an
Springreiter Harm Wiebusch
aus Fredenbeck-Wedel, Dres-
Niels Grundmann (Fredenbeck) ist stolz auf sein Goldenes Fahrabzeichen.
surreiter Marko Bührig aus
Kutenholz und Springreiter
Mikko Mäentausta aus Bremervörde das Goldene Reitabzeichen überreichte und
dazu ein paar ansprechende
Worte fand.
Der Fredenbecker Reitverein und auch der Kreisverband Stader-Altländer Reitvereine waren dazu hoch zu
Ross mit Standarten aufmarschiert. Auch viele Fans der
drei geehrten Reiter kamen in
die Reitbahn und hielten Papierblätter mit Buchstaben,
die den Satz „Herzlichen
Glückwunsch zu den Reitabzeichen“ bildeten, hoch.
Überdies gab es von den Zuschauern reichlich Applaus.
Für die Ehefrauen gab
es in Bargstedt Blumen während der
Auszeichnung der
Reiter mit
dem goldenen Abzeichen: Das
Foto zeigt
Gesa Bührig, Christina Wiebusch und
Emma Melgin (von
links).
Am Abend dann luden die
drei „Goldjungs“ zu einer Fete im Turnierzelt ein, die deren Frauen organisiert hatten. „Es gibt Getränke für alle“, hatte der Vorsitzende des
Fredenbecker
Reitvereins,
Klaus Hauschild, in einer
launigen Rede an den sportlichen Weg der drei vergoldeten Reiter erinnert.
Mikko Mäentausta war
von dem Festakt auf dem
Bargstedter Turnierplatz so
beeindruckt, dass er seine
Stammmitgliedschaft
noch
am Abend vom Reitverein
Sandbostel in den Reitverein
Harsefeld wechselte.
Auch die Frauen der drei
erfolgreichen Sportler, die ih-
Fotos Kordländer
re Männer stets tatkräftig unterstützen, wurden geehrt.
Blumen gab es für Wiebuschs
Frau Christina, Bührigs Frau
Gesa und Mäentaustas Lebensgefährtin Emma Melgin.
Ebenfalls Blumen erhielt
Christine Müller aus Stade,
die Marko Bührig die erfolgreichen Pferde Delgardo und
Diva del Garda zur Verfügung stellt.
Dr. Martin Lübbeke heftete
den Geehrten die goldenen
Abzeichen an die Jacke und
überreichte ihnen die Urkunde der FN.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist aus dem Springreiter Harm Wiebusch längst
ein begnadeter und erfolgrei-
cher Pferdesportler geworden. In seinen ersten sportlichen Jahren stand er stets ein
wenig im Schatten seiner erfolgreichen Schwester Rike.
Harm Wiebusch ist auf dem
Pferdehof seines Vaters aufgewachsen. Er konnte kaum
laufen, da durfte er sich
schon auf dem Pferderücken
über den Hof tragen lassen.
Mit 13 Jahren packte ihn
dann ein besonderer Ehrgeiz.
Er hatte das Pferd Ile de Destin von seiner Schwester
übernommen und stieg danach auf der Karriereleiter
mit vielen Siegen und Platzierungen flott nach oben.
Zudem hat er eine fundierte
Ausbildung in renommierten
Reitställen rund ums Pferd
gemacht. Er ist heute Pferdewirt der Fachrichtung Reiten.
Zurzeit ist Harm Wiebusch
auch amtierender Landesmeister im Springsport.
E
her
zurückhaltend
gibt sich Dressurreiter Marko Bührig auf
den Turnierplätzen.
Doch davon ist bei den Wettbewerben vor den Preisrichtern nichts mehr zu spüren.
Mit viel Schwung und Esprit
präsentiert er seine Pferde.
Bührig favorisiert für sich das
PFERDE MAGAZIN
Reiten in der „Hohen Schule“. Bei der Ausbildung von
jungen Pferden ist der 38-Jährige hin und wieder aber dazu verdonnert, auch über
Hürden in einem Parcours zu
springen. 2004 machte sich
der Pferdewirt mit einem eigenen Reitbetrieb bei Familie
Klintworth
in
Ohrensen
selbstständig.
Mikko Mäentausta, dessen
Pferde in Bremervörde im
Stall stehen, war im Turniersport ein Spätzünder. Erst
mit zwölf Jahren hat er seinen ersten Springwettbewerb
bei einer Pferdeleistungsschau geritten. Der 39-jährige
passionierte
Pferdesportler
hat seine Pferde heute im
Stall von Matthias Schäffer
stehen. Mäentausta ist in
Koski bei Helsinki in Finnland geboren. Bevor der Reiter sich mit einem eigenen
Unternehmen selbstständig
machte, arbeitete er einige
Jahre in Reitbetrieben in
Deutschland. Mäentausta findet es oft schwer, sich von
guten und treuen Pferden zu
trennen.
y Einer der erfolgreichsten
jungen Gespannfahrer im
Pferdesportverband Hannover, Niels Grundmann (25)
aus Fredenbeck, wurde an-
13
Die Goldreiter: Harm Wiebusch, Marko Bührig und Mikko Mäentausta (von links).
lässlich des Fahrturniers in
Bösdorf
(Sachsen-Anhalt)
aufgrund seiner Fahrerfolge
mit dem Fahrabzeichen in
Gold der Deutschen Reiterlichen Vereinigung ausgezeichnet. Aktuell fährt Grundmann auf Bundesebene in
der Perspektivgruppe Pony-
Einspänner und ist mit seinen Ponys Tadeusz (10) und
Dorino (8) national und international erfolgreich unterwegs.
Niels
Grundmann
kommt aus einer Familie, die
sich seit vielen Jahren im
Fahrsport, aber auch im Reitsport und in der Ponyzucht
engagiert. Er, seine Schwester
Pia (20) sowie auch die Eltern Rainer und Sigrid
Grundmann haben sich am
Rand von Fredenbeck ein
Pferdeparadies
geschaffen
und sind in den Sommermonaten beinahe wöchentlich
auf Turnierplätzen zu finden.
14
PFERDE MAGAZIN
Reiten mit
„Wackelkontakt“
Andrea Voß und ihr Wallach bei M-Dressur an der Spitze
Von Hans-Lothar Kordländer
Nur Fliegen ist schöner? Oder doch das Reiten?
Die Freizeit- und Turnierreiterin Andrea Voß (39)
mag beides. Sie arbeitet bei Airbus und leitet den
technischen Support der A 380-Endlinie. „Ich achte in der Werkstatt darauf, dass alles richtig eingebaut wird.“ Sie gehört zum Team von 70 Leuten, zu
dem auch einige wenige Frauen gehören. In der
Freizeit widmet sie sich ganz und gar ihren Pferden.
J
e älter ich werde, desto
weniger reite ich über
Hürden“, erzählt die
Pferdeliebhaberin.
Gerne sei sie mit dem Pferd
im Gelände oder auch bei
der Dressurarbeit. Auch ihr
Mann Sascha (38) ist fasziniert von Pferden. „Bei uns
heißt es nie, wir müssen zu
den Pferden, sondern wir sagen immer, wir dürfen zu den
Pferden.“
„Wackelkontakt“ heißt das
Pferd von Andrea Voß. „Und
manchmal benimmt er sich
auch so“, unterstreicht die
Reiterin. „So ein Name provoziert.“ „Wackelkontakt“ ist
ein Sohn des hannoverschen
Hengstes „White Star“. Das
Pferd hat Andrea Voß selbst
aufgezogen und zugeritten.
„Schon die Mutter habe ich
geritten.“ „Wackelkontakt“,
der sich als Fohlen zunächst
immer ein bisschen lahm gab,
ist ein Rappe mit breiter, weißer Blesse und vier weißen
Beinen. Als das Pferd dreieinhalb Jahre alt war, wurde
es wieder lahm und musste
operiert werden. „Ich habe
dem Pferd immer eine Chance gegeben“, so Voß. „Vom
Wesen her ist er brav und tutig.“ Manchmal führe er sich
auf, als sei er der Hengst auf
dem Hof. Er steht im Stall
des Hofes Perlberg in Stade
und kommt dort viel auf die
großen Weiden.
„Wir haben sportlich gesehen nur kleine Etappenziele“, so die Reiterin. Bei Turnieren in der Region hat das
Paar schon eine Reihe an
Siegen und Platzierungen in
den Klassen A und L geholt.
Beim Reit- und Springturnier
des Stader Reitvereins in Barge stand das Paar im vergangenen Jahr sogar in einer MDressur an der Spitze. Ein
toller Erfolg für beide.
Längst hat das Pferd bei
Turnieren keinen Wackelkontakt mehr, sondern gibt
sich flott und souverän.
„Wenn ich ihn an der Weidehecke rufe, kommt er sofort angaloppiert“, erzählt
Andrea Voß. „Oder er lässt
sich auch schon mal abholen.“ Das Pferd habe auch
keine Scheu vor Maschinen.
Wenn die Weide ausgemäht
werde, laufe er locker um
den Trecker herum.
Allerdings – wenn „Wackelkontakt“ merkt, dass es
zum Turnier gehen soll, dann
ist er so aufgeregt, dass er
schon in der Stallgasse piaffiert. Doch die Unruhe gibt
sich wieder, wenn er im Dressurviereck sein Können zeigt.
M-Lektionen beherrscht das
Pferd perfekt. „Die kann ich
mit ihm auch ohne Sattel reiten“, so Voß. „Jetzt wollen
wir uns langsam auf die Aufgaben der schweren Dressuren vorbereiten.“
Unterricht erhält Andrea
Voß regelmäßig von der Pferdewirtschaftsmeisterin Meike
Janzen. Viel ist die Pferdefreundin mit ihrem Vierbeiner im Gelände um den Hof
Perlberg unterwegs. „Mein
Mann Sascha ist bei all meinem reiterlichen Tun mein
größter Kritiker.“
Manchmal ist es für die
Reiterin nicht einfach, die
Balance zwischen Beruf und
Hobby zu finden. Doch sie
versucht, stets einen gerechten Ausgleich zu ermöglichen.
Das Ehepaar Voß besitzt
noch eine Stute mit Namen
Toni und zwei Fohlen von
den Vererbern Rotspon und
Diacontinus. Insgesamt besitzen die Eheleute sechs Pfer-
de, die täglich betreut werden
müssen. „Das ist unsere Passion.“ Daneben spielen beide
noch Tennis und Sascha Voß
ist begeisterter Motorradfahrer.
chon im Alter von
zehn Jahren hat Andrea Voß beim Fredenbecker Reitverein
im Schulbetrieb das Reiten
erlernt. Nach der Gründung
des Stader Reitvereins ging
sie dort mit Schulpferden ihrer Faszination nach. Auch
mit Reitbeteiligungen hat sie
sich über Wasser gehalten,
bevor sie sich ihre eigenen
Pferde kaufen konnte. „Pferde sind für mich immer Gesprächsthema“, so die Reiterin. Beim Reitsport würde
man viele Menschen kennenlernen, sagt sie, und man erlebe viel. „Reiten ist einfach
ein schöner Sport.“
S
PFERDE MAGAZIN
15
Anna und ihr Alleskönner „Fritz“
Die vielseitige Vielseitigkeitsreiterin Anna Höhl
Von Hans-Lothar Kordländer
Mit Pferden hat Anna-Kristina Höhl vom
Hof Perlberg in Stade schon ihr Leben lang
zu tun. Die 27-Jährige tritt in die Fußstapfen
ihrer Eltern Beate Vollmers-Höhl und
Hans-Günter Höhl. Sie ist nicht nur begeisterte Vielseitigkeitsreiterin, sondern auch
vielseitig ausgebildet. Kürzlich hat Anna
Höhl die Prüfung zur Pferdewirtschaftsmeisterin abgelegt, außerdem ist sie Physiotherapeutin für Vierbeiner.
S
ie ist schon immer
geritten, als Kind habe sie mit Ponys die
ersten Sporen verdient, erzählt Anna Höhl.
„Im Alter von zehn Jahren
bin ich dann auf Großpferde
umgestiegen. Für Ponys war
ich da schon zu groß.“ Zuerst
Springen und Dressur, dann
sei sie auf die Vielseitigkeit
umgestiegen.
Anna Höhl hat viele Pferde
in Beritt. Viele Erfolge hat sie
mit ihrem inzwischen 16-jährigen Fizz Oblon (ein Sohn
des Hannoveraner-Hengstes
Fabiano) errungen. In der
Perlberger Pferdeanlage wird
das Pferd von allen liebevoll
„Fritz“ genannt. Anna Höhl
behauptet von ihrem Pferd:
„Der kann alles, sogar lesen
und schreiben, wenn es darauf ankommt.“ Die Mutter
des Pferdes hat Familie Vollmers-Höhl als junge Stute gekauft. Fizz Oblon ist auf dem
Hof geboren. „Gemeinsam
haben wir alles für den Turniersport gelernt“, erzählt
Anna Höhl. Ausbilderin im
Dressurreiten ist Cornelia
Haack-Höring aus Kehdingen, Ausbilder im Springreiten Reinhard Jonas aus Brest.
Irgendwann entdeckte die
junge Reiterin ihr Herz für
die Vielseitigkeit, insbesondere für das Reiten im Gelände. In der Nähe ihres Hofes
hat sie eine tolle Trainingsstrecke, auf der sich sogar
Wasserlöcher befinden. Reihenweise hat das Perlberger
Paar Platzierungen errungen.
Mehrfach war sie bei der
Landesmeisterschaft Vielseitigkeit dabei. Auch auf hiesigen Turnierplätzen standen
sie oft in der Reihe der Sieger
und Platzierten.
Die 27-Jährige hat schon
Pferde bis zur Klasse M ausgebildet. „Aber die Vielseitigkeit macht einfach am meisten Spaß.“ Da müsse man
schon gut reiten. Insbesonde-
re sei es aber wichtig, ein großes Vertrauen zu dem Vielseitigkeitspferd aufzubauen.
„Zu meinen reiterlichen Vorbildern gehören Ingrid Klimke, Marlin Petersen und Peter Thomsen.“
„Bei der Vielseitigkeit muss
man sehr gut trainiert sein –
Reiter wie Pferd“, stellt Anna
Höhl heraus. Ein gutes Nervenkostüm bei beiden sei nur
von Vorteil. Es dauere viele
Jahre, um einen guten Leistungsstand in der Vielseitigkeit zu erreichen. Man fange
ganz unten an, aber auch im
Spitzensport sei die Ausbildung nie zu Ende. „Die
Buschreiter sind eine große
Familie“, erzählt Anna Höhl.
Hier gebe es einen großen
Zusammenhalt. „Jeder gönnt
dem anderen die Erfolge.“
Als Quereinsteigerin hat sie
nun die Prüfung zur „Pferdewirtschaftsmeisterin in Reiten und Zucht und Haltung“
abgelegt. Ihr Examen legte sie
nach intensiver Ausbildung
mit vielen Stationen ab. „Die
Prüfung war schon sehr
schwer, ich musste viel dafür
lernen.“ Im praktischen Examen seien Spring- und Dressuranforderungen bis zur
Klasse M gefordert gewesen.
nna Höhl hat vor ihrer Meisterprüfung
auch eine Ausbildung zur Physiotherapeutin für die Vierbeiner
gemacht. Dazu besuchte sie
diverse Wochenendlehrgänge
in Dülmen beim Deutschen
Institut für Pferde-Osteopathie. Die 27-Jährige hat sich
zum Ziel gesetzt, den Hof ihrer Eltern weiterzuführen
und auch beständig auszubauen.
Die Schwerpunkte: die
Aufzucht von jungen Pferden, die Pensionshaltung von
Stuten und das Aufziehen
von Fohlen, um sie dann ab
dem dritten Lebensjahr auszubilden. Auch Turnierpferde
A
Anna Höhl auf ihrem „Fritz“. Die 27-Jährige ist erfolgreich in der Vielseitigkeit: „Die
Pferde sind nur so gut wie ihre Reiter“, sagt sie. Foto: Kordländer
sollen vorgestellt werden. Die
Arbeit mit den Pferden ist
nach den Worten von Anna
Höhl ein Geben und Nehmen. „Die Pferde sind nur so
gut wie ihre Reiter.“ Man
müsse immer bedenken, dass
zwei Lebewesen zusammenarbeiten. Der Reiter müsse
lernen, sich beim Umgang
mit Pferden durchzusetzen.
Oberste Prämisse sei aber die
Verantwortung für das Pferd.
Der Reiter müsse auch zurückstecken können, wenn
es dem Pferd mal nicht so gut
gehe. „Niederlagen hat man
gemeinsam zu tragen.“
16
PFERDE MAGAZIN
Femke hält Lifestyle (rechts) und ihre junge Stute Honeymoon am Zügel. Erst jüngst war die 13-Jährige wieder mit Lifestyle
beim Vielseitigkeitslehrgang in Luhmühlen. Foto: Kordländer
Am liebsten ins Gelände
Femke Missal will sich künftig weiter auf das Vielseitigkeitsreiten konzentrieren
Von Hans-Lothar Kordländer
Durch ihre Eltern ist die 13-jährige Femke Missal aus Fredenbeck in ganz jungen Jahren zu Pferden und zum Reiten gekommen. Seitdem verbringt sie die
meiste Zeit mit ihren Pferden. Bei der Ponymeisterschaft des Kreisverbandes
Stader-Altländer Reitvereine hat sie im vergangenen Jahr zwei Medaillenränge
errungen. Im Herbst war sie zum Sichtungsreiten in Luhmühlen eingeladen.
F
emke hat die Liebe zu
Pferden bei ihrem ersten Pony, der Schimmelstute Schneewittchen, entdeckt und gefestigt.
„Damals war ich vier Jahre
alt“, berichtet die Schülerin.
Schon ab sechs Jahren habe
sie regelmäßig Reitunterricht
erhalten. Im Alter von acht
Jahren sei sie dann auf ihr
Pony Rusty umgestiegen. Zu
dieser Zeit habe sie schon an
Dressur- und Springreiterwettbewerben teilgenommen.
Heute reitet sie den neunjährigen, erfahrenen Lifestyle. Das Pferd, das auch
von ihren Brüdern geritten
wird, hat sie seit einem Jahr
unter dem Sattel. Und die Erfolge können sich sehen lassen. So hat sie bei den Kreismeisterschaften der Ponyreiter im Landkreis Stade in
Bargstedt gleich zwei Medaillen gewonnen. Im Springen
hatte sie den dritten Platz belegt und in der kombinierten
Prüfung den zweiten Rang.
Eigentlich ist Femke eine
„Hardcorereiterin“.
Am
wohlsten fühlt sie sich mit ihren Pferden auf einer Geländestrecke. Die Schülerin mag
die Vielseitigkeit, also die Abwechslung zwischen Spring-,
Dressur- und Geländereiten.
Die Feinheiten des Geländereitens übt sie in der Dollerner Sandkuhle.
Ihre Ausbilderin nicht nur
auf der Geländestrecke, sondern auch im Dressurviereck
und im Parcours in der Reithalle der Helmster Familie
Hans-Heinrich Ehlers ist die
Pferdewirtschaftsmeisterin
Mathilde Klausberger. Vereinsmitglied ist Femke im
Fredenbecker Reitverein.
Während Femke im Gelände gerne so durch Wasserlöcher reitet, dass das kalte und
nasse Element hoch und weit
spritzt, mag ihr Lifestyle diese spritzige Angelegenheit
nicht so gerne. „Doch er
lernt, damit nach und nach
umzugehen“, erzählt Femke.
Pferdeexperten sind bereits
auf das Können im Geländereiten von Reiter und Ross
aufmerksam geworden. „Im
Oktober war ich zu einem
Sichtungsreiten im Reiterzentrum Luhmühlen eingeladen“, erzählt die Fredenbeckerin. „Die Dressuraufgabe musste ich dort aus dem
Kopf reiten.“ Unter anderem
der bekannte Ausbilder in
der Vielseitigkeit, Claus Erhorn, hat der jungen Reiterin
viele Tipps gegeben.
Femke Missal möchte sich
auch in Zukunft noch mehr
auf das Vielseitigkeitsreiten
konzentrieren. Im Februar
wird sie an weiteren Sichtungen mit Claus Erhorn teilnehmen. „Ich habe immer
Spaß an meinen Pferden“,
sagt die Fredenbeckerin, die
mit der Stute Honeymoon
auch noch ein junges, unerfahrenes Pferd unter dem
Sattel hat. Sie bleibt gelassen,
„auch wenn es sportlich mal
nicht so gut klappt“. Irgendwann würden die Erfolge
schon kommen.
chließlich könne die
Ausbildung
nur
Schritt für Schritt erfolgen. „Das Pferd
und ich können nicht alles
auf einmal lernen.“ Der Spaß
müsse bei beiden im Vordergrund stehen.
S
PFERDE MAGAZIN
17
Sophie und Eliza sind ein Team
Wenn eine talentierte Reiterin auf eine vierbeinige Kämpferin trifft: Sophie Hinners ist Landesmeisterin der Junioren
Von Hans-Lothar Kordländer
Eigentlich sollte es der Dressursport
sein. Aber dann kam es anders: Sophie
Hinners aus Vierden landete doch im
Springsport. Dass das seinen guten
Grund hat, ist in ihrer Erfolgsliste abzulesen. Mit ihrer Stute Eliza wurde
sie Landesmeisterin in der JuniorenKlasse. „Eliza hat ein großes Herz“,
sagt die 18-Jährige über ihre Stute.
S
chon mit vier Jahren
ging sie in der Führzügelklasse an den
Start. Dann sollte es
eigentlich die Dressur sein.
Aber sie habe immer nur zu
Springreitern Kontakt gehabt. „Da musste ich auch
Springen reiten“, so die junge
Amazone. Richtig losgelegt
habe sie dann im Ponyspringen mit ihrem treuen „Nabucco“. „Zwei Mal habe ich
mit ihm an deutschen Meisterschaften
teilgenommen.
Einmal bin ich sogar unter
die besten Zehn gekommen.“
Schon parallel ritt die 18Jährige, die für den Reitverein Sittensen startet, neben
dem Pony auch Großpferde.
Mit 16 Jahren wechselte sie
dann ganz zu den Pferden.
Sie durfte junge Pferde ihres
Cousins Lennert Hauschild,
der heute auch ihr Trainer ist,
reiten. Nachdem Sophie Hinners 2014 bei der Landesmeisterschaft in Hannover
den zweiten Rang belegt hatte, eroberte sie ein Jahr später
souverän den Titel bei den
niedersächsischen Springreitern in der Junioren-Klasse.
Mit ihrem Pferd Eliza, heute
13 Jahre alt, einer Tochter
des hannoverschen Hengstes
El Bundy, startet sie nicht nur
bei
Landesmeisterschaften
erfolgreich. „Zweimal habe
ich mit Eliza auch Zwei-Sterne-Prüfungen der Klasse S
gewonnen“, berichtet Sophie.
Das Pferd habe vor ihr Lennert
Hauschild
geritten.
„Auch der hat viele Siege
und Platzierungen mit ihr geholt.“ Eliza habe mindestens
schon sechs Mal an deutschen Meisterschaften teilgenommen – zwei Mal davon
mit Sophie im Sattel.
„Im vergangenen Jahr bei
den deutschen Titelwettkämpfen im rheinland-pfälzischen Zeiskam habe ich sogar das Auftaktspringen der
Klasse S gewonnen.“ Auch
sei das sportliche Ziel er-
reicht worden, dort unter die
zehn besten Junioren zu
kommen.
„Eliza ist eine Kämpferin“,
erzählt die Gymnasiastin
über ihr Pferd. „Die macht
aus allen Situationen im Parcours das Beste.“ Sie gleicht
auch die Fehler der Reiterin
aus. „Eliza hat zudem beim
Springen ein großes Herz, sie
galoppiert mutig an jedes
Hindernis heran.“
Doch Sophie reitet nicht
nur Eliza. Viele Pferde hat sie
unter dem Sattel. Für sie ist
Reiten nicht nur ein Hobby,
sondern inzwischen ein Beruf. Viele junge Pferde hat sie
von ihrem Trainer und Cousin Lennert Hauschild übernommen. Jeden Tag fährt sie
nach der Schule zur Reithalle
der Familie Hoffmann, um
mit Pferden zu trainieren.
Vier bis sechs Pferde reitet sie
am Tag.
o kommt es auch vor,
dass die junge Amazone mehrere Pferde
während eines Turniers reitet. Im vergangenen
Jahr hatte sie beim Turnier in
Scharnebeck zwölf Pferde
unter dem Sattel. „Das ist
dann richtige Arbeit.“ Und
trotz aller Anstrengen, oder
gerade deswegen, qualifizierte sich die Schülerin mit zwei
jungen Pferden für das Bundeschampionat – und gewann am Turnier-Sonntag
das Finale im Springen um
den Großen Preis.
Mit ihrer Eliza hat Sophie
Hinners auch beim Verdener
Jugendturnier
schon
ein
Zwei-Sterne-Springen
der
Klasse S gewonnen.
Beim sogenannten SalutFestival in Aachen hat Sophie Hinners zusammen mit
den Team-Kollegen des Stader Bezirksreiterverbandes –
Josephine Dallmann, TimUwe Hoffmann und Finja
Bormann – im Mannschaftsspringen den dritten Rang belegt. Hier wurde in der Reit-
S
Sophie Hinners und Eliza sind ein erfolgreiches Team, auch bereits in S-Springen.
Foto: Kordländer
halle geritten. „Aber ich habe
mein Pferd auch einmal über
den großen internationalen
Turnierplatz geführt“, berichtet sie. So konnte sie schon
mal ein bisschen Turnierluft
des internationalen Pferdesports schnuppern.
Im Reitsport machen Sophie Hinners und ihr Cousin
Lennert Hauschild, unterstützt von den Müttern Nicole Hinners und Susanne
Hauschild – die übrigens
Zwillinge sind – unter dem
Namen „Sportpferde Hauschild“ alles gemeinsam. „Bei
uns hilft jeder jedem“, unterstreicht Sophie.
Inzwischen ist die Reiterin
in die Leistungsklasse der
Jungen Reiter aufgestiegen.
„Hier ist es mein Ziel, an die
Erfolge der Juniorenzeit anzuschließen.“
Sophie Hinners findet es
faszinierend, mit Pferden zusammenzuarbeiten. Sie habe
es mit einem lebenden Wesen
zu tun, das man nicht einfach
beiseite stellen könne. „Man
muss gemeinsam funktionieren und sich gegenseitig aufeinander verlassen.“ Sophie
verwöhnt ihr Spitzenpferd
Eliza gerne mal mit Leckerlis.
Aber auch Karotten und Bananen frisst die wählerische
Stute gerne.
Sophie Hinners besucht
die zwölfte Klasse des St.-Viti-Gymnasiums in Zeven und
bereitet sich gerade auf das
Abitur vor. „Im Sonner werden die Arbeiten geschrieben.“ Nach der Schule möchte die Reiterin zwar den Pferden eng verbunden bleiben,
aber zunächst eine Ausbildung machen. „Vielleicht im
kaufmännischen
Bereich“,
überlegt sie. Mutter Nicole
Hinners lobt ihre Tochter:
„Sophie ist ein tolles, fleißiges und ehrgeiziges Mädchen.“
enn kein Turnierwochenende ist,
dann trifft sich
Sophie gerne mit
Freunden. „Hin und wieder
darf es gerne auch mal zur
Party oder Disco gehen.“
W
PFERDE MAGAZIN
18
Eine Runde Bier und
zehn Jahre Freundschaft
Pferdezuchtvereine Stade-Altes Land und Ederbergland-Werra sind eng verbunden
D
Erster Besuch des Pferdezuchtvereins Stade Altes Land im hessischen Pferdezentrum Edersee von Ulrich Heinze.
rei
Unbekannte
wurden zum Bier
eingeladen, wenig
später waren die
Unbekannten die „Neuen aus
Hessen“ – schließlich wurden
es Freunde. Das ist die kurze
Version, wie die gute Freundschaft zwischen zwei Pferdezuchtvereinen entstanden ist.
Zum Hintergrund: 2005 war
das Jahr, in dem sich der
Pferdezuchtverband Hessen
dem Hannoveraner Verband
angeschlossen hat. Im Januar
2006 war dann die erste Zusammenkunft der Vorsitzenden sowie der Geschäftsführer der hannoverschen und
hessischen Pferdezuchtvereine in der Hannoveraner Verbandszentrale in Verden anberaumt. An diesem Treffen
nahmen auch der 1. Vorsitzende Johann Gerdes und
Alles begann mit einem Bier auf der Tribüne: Der Pferdezuchtverein Stade-Altes Land und Ederbergland-Werra feiern das Bestehen
ihrer seit zehn Jahren bestehenden Freundschaft.
der Geschäftsführer Wilfried „Neuen aus Hessen“. Man Bei den jeweiligen Besuchen
Schmädjens vom Pferde- tauschte sich aus und verein- wurden einige Zuchtstätten
zuchtverein Stade-Altes Land barte Besuche vonseiten der der Vereinsmitglieder in Ausowie der 1. Vorsitzende Hessen zur Bargstedter und genschein genommen und
Herbert Sauer und der Kas- Großenwördener Fohlengala den Gästen aus Hessen wird
senwart Dieter Loch vom und im Gegenzug den Be- natürlich der Besuch bei den
Pferdezuchtverein Ederberg- such des Fritzlarer Pferde- Gebrüdern
Eylmann
in
land-Werra teil. Im Anschluss marktes noch im gleichen Drochtersener Sand immer
an die Besprechung gehört es Jahr.
in Erinnerung bleiben, aber
zur Tradition, dem gleichzeiDass aus dieser Runde Bier auch interessante Ausflugstig stattfindenden Hallenreit- einmal eine so intensive ziele und Kulturstätten wurturnier mit anschließender Freundschaft zwischen den den besucht. So besuchte die
Hengstvorführung einen Be- Pferdezuchtvereinen entste- Stader Gruppe den nicht weit
such abzustatten.
hen würde, ahnte damals nie- von Fritzlar entfernten EderHier traf Schmädjens in mand. „Fast zu jeder Fohlen- see sowie die Dom- und KaiBegleitung von Heiner Brand gala konnten wir Gäste aus serstadt Fritzlar mit seinen
auf eine Gruppe Vereinskol- dem hessischen Land begrü- herrlichen Fachwerkgebäulegen aus dem Ahlerstedter ßen und auch vonseiten des den und dem Dom. Den hesund Hollenbecker Raum. Pferdezuchtvereins Stade-Al- sischen Freunden wurden
Schnell wurde vonseiten der tes Land wurde so manches Stade und Buxtehude, die ElGruppe der Wunsch nach ei- Mal dem Fritzlarer Pferde- beregion mit dem Alten Land
ner Runde Bier an den Ge- markt ein Besuch abgestat- und dem Kehdinger Land
schäftsführer Schmädjens ge- tet“, berichtet Schmädjens. präsentiert. Aber so schön
richtet, aber
mit dem Hinweis „die drei
da
vorne“,
Schmädjens
bis dahin unbekannte Besucher,
bekommen auch
eines ab.
Gesagt getan, das Bier
wurde geholt,
und beim Verzehr kam man Zum Fritzlarer Pferdemarkt im Jahr 2006 ließ es sich der schon verstorins Gespräch. bene Züchter Robert Eylmann aus Asselersand (links) nicht nehmen,
Die drei Un- den Siegern der Fohlenschau ein Kehdinger Halfter zu spendieren. Mit
dem Vorsitzenden des PZV Ederbergland-Werra (Dritter von links) und
bekannten
Wilfried Schmädjens vom Pferdezuchtverein Stade-Altes Land (Vierter
entpuppten
sich als die von links) sind die „Macher“ der Vereinsfreundschaft dabei.
die Besichtigungstouren auch
immer sind, das Highlight ist
meist der gemütliche Abend
in geselliger Runde.
Das Zehnjährige wollen
die Vereine gebührend feiern.
So ist geplant, dass zur diesjährigen Fohlengala am 10.
Juni ab 19 Uhr in Bargstedt
während des Reit- und
Springturniers und am 11. Juni ab 9.30 Uhr in Großenwörden wieder eine Gruppe
aus dem Edertal anreist. Im
Gepäck hat sie auch einen
Römerwagen mit vier herrlichen Haflingern vom Talhof
Biederbeck, dem Übernachtungsquartier in Hessen. Den
Römerwagen
wird
Boris
Nördtling vom Talhof-Team
den zahlreichen Zuschauern
präsentieren. Den Höhepunkt dieses Wochenendes
wird das Fohlenchampionat
des Pferdezuchtvereins Stade-Altes Land am Sonntag,
12. Juni, bilden. Ab ca. 15.30
Uhr werden sich die Sieger
und Reservesiegerfohlen der
beiden Schauen in Bargstedt
und Großenwörden nochmals dem Richtergremium in
der Bargstedter Turnierarena
stellen, um dann den Fohlenchampion 2016 zu ermitteln.
er diesjährige Fritzlarer
Pferdemarkt
findet vom 14. bis
17. Juli statt. Der
Pferdezuchtverein Stade-Altes Land wird versuchen, mit
einem Bus in Richtung Hessen aufzubrechen. Diesem
Trip dürfen sich weitere Pferdefreunde anschließen, wer
Lust hat mitzufahren, ruft
Wilfried Schmädjens unter 콯
01 71/ 7 30 33 71 an. (ws).
D
PFERDE MAGAZIN
Mit dem richtigen Bauchgefühl
Addi Brunkhorst stellt mit „Gentleman“ das teuerste Fohlen des Springpferde-Nachwuchses
Von Grit Klempow
„Gentleman“zeigt
sich ganz gelassen kurz
vor der Auktion: Auf den
kleinen
Fuchshengst
ist Hannoveraner-Züchter
Addi Brunkhorst stolz.
Keine Frage: Wäre es eine Stute gewesen, „die hätte ich behalten“, sagt
Addi Brunkhorst. Seine Augen glänzen, wenn er über den jüngsten
Nachwuchs aus seinem Stall spricht.
„Gentleman“ heißt der junge Hannoveraner, der dem Züchter nicht nur
Erfolg, sondern auch viel Freude bereitet hat. Bei der Elite-Fohlen-Auktion im August letzten Jahres war
„Gentleman“ das teuerste Talent unter den künftigen Springpferden.
W
as in diesem
Fohlen
steckt,
war Addi Brunkhorst eigentlich
sofort klar, spätestens aber,
als der junge Fuchshengst
sieben Tage alt war. Auf dem
Weg zur Weide, an der Seite
seiner Mutter „Raphael’s
Girl“ machte der Jungspund
einen Abstecher in den Garten – nur um einen kleinen
Satz über die niedrige Feldsteinmauer zu machen. „Ich
hab’ gedacht, ich guck nicht
richtig“, sagt Brunkhorst.
Zwei Zuchtstuten stehen
zurzeit in seinem Stall: „Raphael’s Girl“ und „Whoopi“.
Auf der Suche nach dem
richtigen Vater stieß Addi
Brunkhorst auf den Hengst
Galant de Semilly, der auf
dem Burghof von Volker
Brodhecker steht. Über die
Freundschaft der Pferdezuchtvereine (Bericht auf der
Vorseite) wurde Brunkhorst
auf den Hengst aufmerksam.
Und er guckt bei den Hengsten lieber zwei Mal hin,
schaut sie sich gern im Alltag
noch einmal an.
Die sportlichen Erfolge des
Hengstes können sich sehen
lassen: Galant de Semilly errang etliche Siege in den großen Turnier-Arenen der Welt.
Aber es war der Charakter
des ausdrucksvollen Fuchshengstes, der Brunkhorst am
meisten beeindruckt hat.
„Es kommt auf das Bauchgefühl an“, sagt Addi Brunkhorst über die Pferdezucht.
Seit 19 Jahren züchtet er, so
manches seiner Pferde ist im
Sport erfolgreich. Aber: Ein
Spitzenhengst als Vater und
eine ausgezeichnete Mutter
seien keine Garantie für Spitzen-Nachwuchs.
Im Falle seines bisher größten
Zuchterfolgs
wurde
Brunkhorsts gutes Bauchgefühl gleich bestätigt. Der Lütte zeigte gleich, wo es lang
geht. „Der hatte Power und
musste beschäftigt werden“.
Als Brunkhorst ihn in Verden
vom Hänger gehen ließ,
„stand er danach erstmal auf
Addi Brunkhorst zeigt die Zuchtstuten Raphael’s Girl
(rechts) und Whoopi.
Foto: Klempow
zwei Beinen“. Trotz der Aufregung, der ungewohnten
Umgebung und seines Elans
und seiner Kraft, machte
„Gentleman“ danach seinem
Namen alle Ehre, fing sich
wieder und benahm sich später in der Stallgasse und bei
der Vorstellung ganz und gar
wohlerzogen. „Der hat wirklich ’ne Einstellung und einen tollen Charakter“, sagt
Addi Brunkhorst. Schon vor
der Auktion hatte er ein gutes Angebot für das Fohlen.
Aber auch in diesem Fall
hörte er auf sein Bauchgefühl
und stellte das junge Springtalent vor.
Die
Verdener
Auktion
selbst, das Bieten der Interessenten zu verfolgen, kostete
dann doch Nerven. Am Ende
erhielt ein Käufer aus Dänemark den Zuschlag. Für
16 000 Euro wechselte der
laut Verband „athletische
Fuchshengst“ den Besitzer.
Der siegreiche Bieter arbeitet
eng mit dem erfolgreichen
dänischen Springreiter Soeren Pedersen zusammen.
„Es tut einem ja auch immer leid“, sagt Brunkhorst
über das Abschiednehmen.
Schließlich gehörten die Pferde zur Familie. „Wir beschäftigen uns mit den Fohlen, das
ist ja auch das Schöne daran“, erzählt er. Deswegen
wüssten gerade auch die
„kleineren“ Züchter, welche
Qualitäten der Pferdenachwuchs aus dem eigenen Stall
hat. Selbst wenn die Voraussetzungen bestens sind, eine
Garantie für ein Spitzenpferd
gibt es nicht. Wohl dem, der
auf seinen Bauch hört.
19
20
PFERDE MAGAZIN
Martin Klintworth auf der Weide zwischen den Jungpferden. Für ihre Leistungen wurde Familie Klintworth nun vom Hannoveraner Verband geehrt. Foto: Kordländer
Klintworths sind eine
ausgezeichnete Familie
Die Hannoveraner-Züchter Martin und Silke Klintworth werden überraschend geehrt
Von Hans-Lothar Kordländer
Pferdezüchter Martin Klintworth und seine Frau Silke aus Ohrensen sind vom
Hannoveraner Verband in Verden mit dem Hans-Joachim-Köhler-Preis ausgezeichnet worden. Die Ehrung erhalten Pferdezüchter, die in den vergangenen
zehn Jahren bei Verdener Auktionen die meisten Pferde verkauft haben. Während des jüngsten Gala-Abends im Herbst in der Niedersachsenhalle überraschte der Verband die Ohrensener.
D
er Verband hatte allerdings Mitwisser.
Die Kinder Janina,
Ole und Pia Luisa
hatten bei der Vorbereitung
der Ehrung geholfen. Beim
Gala-Abend ritten Janina
und Ole plötzlich mit Pferden aus Klintworths Stall, die
am nächsten Tag versteigert
werden sollten, in die Reitbahn. Martin und Silke
Klintworth wurden ebenfalls
in die Arena gebeten. Dort
überreichten Verbandsvorsitzender Manfred Schäfer und
Geschäftsführer Dr. Werner
Schade dem Ehepaar einen
Teller mit dem Hannoveraner-Brand als Emblem. „Die
Überraschung war groß, Silke und ich haben von nichts
gewusst“, sagt der engagierte
Pferdezüchter und -halter.
Nach der Übergabe des Tellers kam ein kleines Kutschgespann in die Reithalle gefahren, auf dem bereits die
jüngste Tochter Pia Luisa
saß. In der Kutsche wurden
denn auch die Geehrten aus
der Halle gefahren. Die vie-
len Zuschauer auf den Tribünen applaudierten. Ein wenig
stolz sind Martin (54) und
Silke (48) Klintworth auf die
Auszeichnung schon. „Die
bekommt man nicht jeden
Tag.“ Die Eheleute haben
den Ohrensener Hof zu einem Pferdehof ausgebaut.
Nachdem Martin Junior die
Ausbildung in der Landwirtschaft abgeschlossen und die
Meisterprüfung abgelegt hatte, übernahm er 1988 den
Hof von seinen Eltern. Die
damals bereits eingeleitete
Spezialisierung auf Pferdezucht und -haltung wurde
von ihm fortgesetzt. Bereits
1985 hatte Martins Vater eine
Reithalle auf dem Hof gebaut
und den Hof in Richtung
Pferde organisiert. Die zweite
Reithalle hat dann der Junior
um die 2000er-Wende gebaut.
„Die musste ich noch in
Deutscher Mark bezahlen“,
sagt Klintworth schmunzelnd. „Ein Jahr später war
sie in Zahlen nur noch die
Hälfte wert, der Euro wurde
eingeführt.“
PFERDE MAGAZIN
Große Überraschung für
Silke und
Martin Klintworth (Mitte): In Verden wurden
sie vom Hannoveraner
Verband
ausgezeichnet.
Foto: privat
A
uf dem Hof Klintworth gibt es Stallplätze für insgesamt
100 Pferde. Die Pferde sind nicht alle im Besitz
der Familie, Klintworths nehmen auch Pensionspferde
auf. Diese Betriebsart ist inzwischen zu einem der stützenden Pfeiler des Unternehmens geworden. Auch hält
Klintworth 15 eigene Stuten.
„13 Stuten sind tragend“, berichtet er. Dazu kommen
zehn Stuten von anderen
Pferdezüchtern, die in Ohrensen betreut werden. „Im
langjährigen
Durchschnitt
werden bei uns auf dem Hof
jährlich um die 20 Fohlen geboren.“
Junge Pferde werden zugeritten, auf Turnieren vorgestellt und für den Verkauf
vorbereitet. Seit 13 Jahren arbeitet der Bereiter Lucas Kurpiewski auf dem Hof Klintworth. Er ist auch ein erfolgreicher Turniersportler. Die
Pferde werden direkt vom
Hof oder auch über die Ver-
dener
Auktion
verkauft.
„Fünf bis sechs Pferde melden wir jedes Jahr für die
Versteigerung in Verden an“,
so Klintworth.
artin Klintworth
bildet jedes Jahr
einen
Lehrling
aus. „Alle Auszubildenden waren bisher dem
Pferdesport eng verbunden.“
Klintworths Sohn Ole, der
den Hof später weiterführen
möchte, macht zurzeit eine
landwirtschaftliche
Ausbildung. Zudem reitet er erfolgreich im Turniersport. Er hat
bereits viele Platzierungen in
der schweren Springklasse
errungen. 2013 wurde er
Landesmeister in der Altersgruppe Children. Auch Janina und Pia Luisa reiten erfolgreich im Pferdesport.
2014 und 2015 haben alle
drei Kinder an der Landesmeisterschaft in Hannover
teilgenommen.
Wenn Familie Klintworth
von Ohrensen aus zu Turnieren
ausschwärmt,
muss
M
gleich alles mehrfach vorbereitet und eingepackt werden.
Erst einmal für die 23-jährige
Tochter Janina und deren
Geschwister, den 18-jährigen
Ole und die 16-jährige Pia
Luisa. Dazu kommen die
Pferde für den Reiter Lukas
Kurpiewski, manchmal reitet
auch Martin Klintworth mit.
Seine Frau Silke begleitet das
Team hin und wieder. Meistens jedoch hält sie den Betrieb zu Hause aufrecht und
dort alles am Laufen. Familie
Klintworth arbeitet eng zusammen und hilft sich gegenseitig. Im Mittelpunkt stehen
beim Sport die Kinder. So
zum Beispiel auch beim Dobrock-Turnier. Hier sind Janina, Ole und Pia Luisa oft
gleich mehrfach am Start. Da
ist Vater Martin dann in Eile,
um alle Kinder gleichzeitig zu
unterstützen. Er hilft beim
Satteln der Pferde und geht
mit seinen Sprösslingen den
Parcours vor den Springen
ab. Und, wie gewohnt, gibt er
Ratschläge mit auf den Weg.
„Auch Kritik kann ich ganz
gut verteilen, wenn etwas mal
nicht so gut klappt“, sagt er.
Er ist froh, dass seine Kinder
sich wie er und seine Frau
Silke für Pferde und den
Sport begeistern.
„Für uns ist klar, dass wir
uns gegenseitig helfen“, unterstreichen die Kinder. Ole
hat sich dabei als Organisator
hervorgetan. So übernimmt
er es, alle Familienmitglieder
rechtzeitig in die Starterlisten
eintragen zu lassen.
anina studiert zurzeit,
sie möchte Realschullehrerin werden. Ihre
Fächer sind Mathe
und Geografie. Sie hat das
große Glück, dass sie ihre
beiden Pferde in der Nähe ihres Studienplatzes in Vechta
auf einem Hof unterstellen
konnte und somit beinahe
täglich reiten kann. Sie findet
beim Sport toll, dass man
nicht auf sich alleine gestellt
ist und ihn gemeinsam mit
dem Tier ausüben kann. „Da
bleibt für andere Hobbys einfach keine Zeit mehr.“ Pia
Luisa geht noch zur Schule
und bereitet sich auf ihr Abitur in zwei Jahren vor.
J
Erfolgreich im Turniersport: Pia Luisa, Ole und Janina
Klintworth.
Foto: Kordländer
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22
PFERDE MAGAZIN
Ausgleich
zum
Alltag
Lüder Köpke züchtet erfolgreich
Von Hans-Lothar Kordländer
Bei seinen Pferden findet Lüder
Köpke aus Wiepenkathen Entspannung vom Alltagsstress. Der
Besitzer eines Eiscafés in Stade
betreibt schon seit Jahrzehnten
am Rande der Stadt eine „kleine
Farm“ mit Zuchtstuten und jungen Pferden.
Köpke ist mit Pferden aufgewachsen. Seine Eltern betrieben auf dem heutigen Grundstück des Eiscafés eine kleine
Landwirtschaft. „Meine Familie besaß damals neun
Hektar Land und eine Gaststätte mit Saalbetrieb“, teilt
Köpke mit. „Es war damals
so üblich, dass den Gaststätten auch eine Landwirtschaft
angegliedert war.“ Auf dem
Hof gab es zwei Pferde, mit
denen die Arbeiten auf dem
Feld erledigt wurden und die
den Wagen zogen. Lüder
Köpke hat das noch alles
hautnah erlebt. Die Ställe an
der heutigen Kreuzung Bremervörder Straße und Bundesstraße 73 standen noch
bis 1979.
Lüder Köpke hat seine
Pferdeställe
1980
nach Wiepenkathen
an den Rand
des Schwingetals verlegt. Einige Jahre später baute er
dort auch sein
Wohnhaus und
zog mit seiner
Familie in die
Idylle.
Nach und nach
hat sich Familie
Köpke mehr und mehr der
Pferdezucht gewidmet. „Das
begann, als die Kinder anfingen zu reiten“, so der Pferdefreund und Züchter. „Bevor
ich den Jungen ein teures
Pferd kaufe, züchte ich sie
lieber selbst“, sagte er sich
damals. Schon bald stellten
sich züchterische Erfolge ein.
Ein von ihm gezüchteter
Hengst mit dem Namen First
Impression konnte nach
Kentucky verkauft werden.
„Dort ist das Vatertier immer
noch im Deckeinsatz.“ Als
Dressurhengst sei der Vererber gezüchtet worden. „In
Amerika nutzen die Besitzer
Ein Züchter mit Erfolg: Pferde aus dem Stall des Staders Lüder Köpke sind nach
Amerika und Spanien verkauft worden. Foto: Kordländer
ihn heute als Hunter.“ Das
sind Pferde, die dem Reiter
ein sicheres Gefühl im Jagdreiten geben.
Fohlenschauen und Fohlenchampionate des Pferdezuchtvereins
Stade-Altes
Land hat Köpke im Laufe der
Jahre gewonnen und gute
Preise errungen. Wenn nötig,
holt sich der Pferdezüchter
Ratschläge bei Hengstzüchter
und -aufzüchter Heinz Katt.
„Wir sind befreundet.“
2015 ist der von Köpke gezüchtete Hengst Estador, ein
Sohn des hannoverschen
Vererbers Estobar, nach Spanien verkauft worden. Dort
wird das Pferd im Springsport eingesetzt. Estador war
nach der Körung im Celler
Landgestüt eingesetzt. Zuletzt stand er auf der Besamungsstation in Verden.
Der Stader Pferdezüchter
weiß, dass die Entwicklung
eines Pferdes maßgeblich
auch davon abhängig ist, in
welche Hände es kommt. Bei
der Arbeit mit Pferden, die
für ihn ein abwechslungsreiches Hobby ist, behält Köpke
nach eigenen Worten auch
stets die Kosten im Blick.
Und er weiß, dass Stuten und
Hengste mit guten Abstammungen nicht unbedingt
hochklassige Nachzuchten
garantieren.
Köpkes Frau Petra hatte in
jungen Jahren Erlebnisse mit
Pferden, die ihre Liebe zu
den Tieren nicht förderten.
Dennoch unterstützt sie
aber die Leidenschaft ihres
Mannes im Pferdestall.
Insgesamt hat Köpke neun
Pferde im Stall stehen. Davon drei Zuchtstuten. Viele
Fohlen zieht er bis zum Alter von drei Jahren auf. Zwei
will er nach eigenen Worten
demnächst in Beritt geben
und für den Pferdesport vorbereiten lassen. Köpke be-
hält nur die Stuten. Die Pferde haben viel Auslauf auf den
Weiden. Alle sind sehr zutraulich. Denn der Pferdefreund nimmt die Tiere morgens und abends einzeln ans
Halfter, um sie aus dem Stall
auf die Weide zu bringen
oder wieder in den Stall hineinzuführen. „In der Regel
sind die Pferde jeden Tag
draußen.“ Köpke hat auch einige Pensionspferde aufgenommen. Dazu steht im Stall
ein Pony für die Enkelin, die
Opas Leidenschaft zu Pferden teilt. Beim Füttern und
beim Betreuen der Pferde
wird Köpke von Nachbarn
unterstützt.
Die Gaststätte in Stade besteht seit 1905. Seit 1959
wird dort Eis verkauft. Nach
und nach war der Betrieb zu
einem Eiscafé ausgebaut worden. „Und es gibt immer
noch etwas zu verbessern“,
so Köpke. 30 Mitarbeiter
sind als Teilzeitkräfte oder
Aushilfen beschäftigt. Der
Eishersteller weiß, „die Kunden wollen heute hier den
Süden im näheren Umfeld erleben“. 50 Sorten Eis hat er
in seinem Sortiment. Im Winter wird der Betrieb einige
Monate geschlossen.
PFERDE MAGAZIN
23
Gestüt Ostetal geht neue Wege
Islandpferdezucht in Bremervörde: Familie Wruck setzt auf Embryo-Transfer
Von Frauke Siems
Seit einigen Jahren geht
das Bremervörder Islandpferdegestüt Ostetal einen in der Zucht
dieser Pferderasse noch
recht neuen Weg. Beim
Embryo-Transfer wird
der Embryo einer Spenderstute
entnommen
und einer geeigneten
Empfängerstute eingepflanzt. Die Methode
ist nach den Worten
von Pferdetierarzt und
„Ostetal“-Besitzer
Thorsten Wruck eine
erfolgversprechende Alternative zur „normalen“ Zucht eines Fohlens.
„Gerade bei sehr guten Stuten stellt sich dem Züchter
die Frage: Zuchteinsatz oder
Sporteinsatz?“, meint Wruck.
„Wer beides unter einen Hut
bekommen möchte, hat eigentlich keine andere Möglichkeit als den EmbryoTransfer.“ Der Hof Ostetal
hat gute Erfahrungen mit dieser in der Islandpferdezucht
noch seltenen Methode gemacht. „2011 haben wir unsere beste Stute ,Bibi vom
Ostetal‘, mit unserem Hengst
Fönix vom Klosterbach besamt“, schildert Wruck. Um
Bibis Sporteinsatz nicht zu
gefährden, entschied sich die
Familie für den EmbryoTransfer. Stutfohlen Biblia
vom Ostetal wurde von einer
Leihmutter ausgetragen. Parallel zu Biblias Geburt wurde
Wrucks Sohn Marian mit der
leiblichen Mutter des Fohlens Deutscher Meister in der
Töltprüfung T1. 2013 startete
der Young Rider mit Bibi bei
der Weltmeisterschaft in Ber-
„GaBi vom Ostetal“, sieben
Tage alt, in der Petrischale.
Marian
Wruck auf
seiner Spitzenstute
„Bibi vom
Ostetal“ im
Rennpass.
Um
ihren
Einsatz im
Sport nicht
zu gefährden,
entschieden
sich
die
Züchter für
den Embryo-Transfer.
Foto: Neddens
lin. Auch Fönix‘ Referenzen
können sich sehen lassen: Er
ist zweifacher WM-Teilnehmer, Vize-Weltmeister in der
Zucht und Deutscher Meister
im Fünfgang.
„Um einen Embryo-Transfer erfolgreich durchzuführen, braucht man neben der
Spenderstute auch eine geeignete Empfängerstute“, berichtet Wruck. Seine Aufgabe
als Tierarzt war es, „beide
Stuten zyklus-synchron zu
bekommen“. Am siebten Tag
nach dem Eisprung und der
Besamung wird bei der Spenderstute eine Uterusspülung
durchgeführt. Wruck arbeitet
mit einer sehr erfahrenen
Fachklinik zusammen. Nach
der Uterusspülung wird der
Embryo im Mehrzellstadium
beurteilt und vorbereitet, be-
vor er der Empfängerstute
eingesetzt wird. Wrucks Part
sind die Synchronisierung
der Zyklen sowie die Vorund Nachuntersuchungen.
Ein Embryo-Transfer sei
mit hohem Aufwand verbunden, da die Stuten um den
Zeitpunkt der Besamung
zum Teil drei- bis viermal täglich untersucht werden müssen. Voraussetzung für einen
erfolgreichen ET sind daher
optimale Haltungs- und Untersuchungsmöglichkeiten
der Stuten. „Wir haben bei
uns auf dem Hof optimale
Bedingungen,
und
dann
bringt es richtig Spaß und ist
fachlich zudem sehr reizvoll“, schwärmt der Islandpferdezüchter Wruck.
Der technische Vorgang
des eigentlichen Transfers
komme einer
künstlichen
Besamung
sehr nahe. „Es
wird hier allerdings unter
sehr sterilen
Bedingungen
gearbeitet.“
Spannend
wird es etwa
sieben
Tage
nach
dem
Transfer, wenn
die Empfängerstute
per
ET-Fohlen „Biblia vom Ostetal“ kurz nach Ultraschall auf
der Geburt.
Fotos (2): Wruck Trächtigkeit
untersucht
wird. Im Frühjahr 2015 wurde auf dem
Hof
Ostetal
das
zweite
Fohlen aus einem EmbryoTransfer geboren:
Mutter
von Stutfohlen „Gabi vom
Ostetal“ ist erneut Ausnahmestute Bibi,
Vater ist diesmal der Spit- Anna Valdimarsdottir mit Fönix vom Kloszenvererber
terbach bei der WM 2007 im niederländiund
Zucht- schen Oirschot.
Foto: Kaminski
weltmeister
2016 soll nun die erste Em2007, Garri frá Rejkjavik.
Natürlich gebe es häufig bryotransferstute „Biblia vom
kritische Anmerkungen über Ostetal“ ihre vielversprechendiesen Weg in der Zucht, so den Qualitäten auch unter
Wruck. „Die Erfahrung zeigt, dem Sattel beweisen.
dass die Eingriffe sowohl für
die Spender als auch für die
Empfängerstuten
nicht
schmerzhaft sind. Um auch
den Einfluss der sozialen
Kontakte und der Mutterstuten-Fohlen-Prägung
möglichst natürlich zu belassen,
werden als Empfängerstuten
nur Islandstuten eingesetzt,
die im normalen Herdenverband stehen. Der Einsatz von
Traberstuten, um einen bis zu
fünfprozentigen Größenvorteil beim Fohlen zu erzielen,
wird vom Gestüt Ostetal abgelehnt.“
24
PFERDE MAGAZIN
Im Zeichen der Hengste
Im Dressurpferde-Leistungszentrum Lodbergen werden Oldenburger Dressur-Cracks ausgebildet
S
chlüsselfigur dieser
Initiative, zunächst
im Hinter- und nun
schon fast sechs Jahre im Vordergrund, ist der
Schweizer
Geschäftsmann
Urs Schweizer, der schon
über lange Jahre eine enge
Geschäftsbeziehung zu Harli
Seifert pflegte.
Der Anfang in der neuen
Geschäftsform war etwas
holprig, es gestaltete sich
nicht ganz einfach, geeignetes Personal zu bekommen,
so dass Urs Schweizer beruflich einen Neustart wagte. Innerhalb weniger Wochen
musste er sein Leben neu
sortieren, und am 1. Mai
2010 übernahm er die Geschäftsführung des Dressurpferde-Leistungszentrums in
Lodbergen. In Deutschland
war er kein Unbekannter,
über seine Firma Swiss Horse
Management vertrieb er Samen deutscher Hengststationen in der Schweiz, unterhielt somit rege Kontakte zu
vorzugsweise norddeutschen
Hengsthaltungen.
In den letzten sieben Jahren hat sich in Lodbergen
viel getan: es sind Paddocks
neu entstanden, der Außenplatz wurde auf 34 x 74 Meter deutlich vergrößert, ein
zweiter 20 x 60-Meter-Dressurplatz wurde angelegt, so
dass auch die Ausrichtung
von Dressurturnieren künftig
realisierbar wäre. Auch die
Boxengassen und die Verwaltungsräumlichkeiten wurden
vergrößert, modernisiert sowie aus- und umgebaut.
Für die nähere Zukunft ist
der Neubau einer weiteren
Halle mit den Maßen 20 x 30
Meter und ein Trakt mit elf
Boxen, speziell für die Arbeit
mit den jungen Pferden, vorgesehen. Durch den Zukauf
angrenzender Grundstücke
ist das Areal sinnvoll erweitert worden, so dass die Aufzucht der Jungpferde teilweise auch am eigenen Betrieb
erfolgen kann. Im Sommer
sind einige der Jungpferde in
Lodbergen zu finden, denn
die arrondiert liegenden Weiden müssen nach dem ersten
Schnitt, der der Raufutterwerbung für den Eigenbedarf
dient, schließlich auch weiter
genutzt werden.
In der früheren Betriebsform der Pferdezucht Harli
Seifert war es so, dass sich
aus der eigenen Zucht später
auch die Hengsthaltung rekrutierte; Beispiele sind Beschäler wie Couleur-Rubin,
Conterno-Grande oder auch
Rubin Royal, die alle interna-
Von Claus Schridde
Wer sich im Oldenburger Land auskennt, weiß, dass in Löningen-Lodbergen
die Oldenburger Zucht von Harli Seifert ihr Zuhause hat. Lange Jahre hat die
engagierte Züchterin „ihren“ Stutenstamm der Rudilore gepflegt und aufgebaut, doch als ihr Ehemann Theo vor Jahren starb, war es an der Zeit, für Pferde und Immobilie eine neue Perspektive zu schaffen. So wurde das Dressurpferde-Leistungszentrum Lodbergen 2008 auf Initiative des Freundeskreises
um Harli Seifert neu gegründet.
Impressionen aus dem Dressurpferde-Leistungszentrum Lodbergen.
tional eine Rolle gespielt haben.
H
eute ist das Hauptaugenmerk auf die
Hengsthaltung gerichtet.
„Neun
Hengstboxen haben wir, die
müssen reichen!“, sagt Urs
Schweizer, denn er weiß:
„Die Masse macht es nicht!“
Das Dressurpferde-Leistungszentrum Lodbergen hat sich
innerhalb weniger Jahre zu
einer der führenden Hengststationen in Deutschland entwickelt. Der Erwerb von
Dante Weltino auf der Oldenburger Körung 2009 hatte
sich als Glücksgriff erwiesen,
denn er verursachte vom
Fleck weg Begehrlichkeit,
war vielfacher S-Sieger, qualifiziert zum Finale des Nürnberger Burgpokals bzw. des
Louisdor-Preises, ist Vater gekörter Söhne und wurde
2015 im Rahmen der Oldenburger Hengsttage mit dem
Titel des „VTV-Hengstes des
Jahres“ besonders ausgezeichnet. Ausgebildet wurde
er von der gebürtigen Schwedin Terese Nilshagen, die als
Chefbereiterin seit Anfang
2012 die Zügel in Lodbergen
fest in der Hand hält. Ab
2016 ist Dante Weltino OLD
ausschließlich im Sporteinsatz, schließlich stehen er
und seine Reiterin auf der
schwedischen Longlist für
die Olympischen Spiele 2016
in Rio. Ein großes Reservoir
Fotos: Kordländer
an Tiefgefriersperma steht allerdings zur Verfügung.
Eine besondere Anziehungskraft
entfachte
in
Züchterkreisen auch der Oldenburger Körsieger des Jahres 2011, For Romance, der
2012 eine volle Deckliste hatte und 2013 erwartungsgemäß nach HLP und erstem
Fohlenjahrgang mit der I-aHauptprämie ausgezeichnet
wurde. Aus dem ersten Jahrgang des For Romance wurden im Herbst 2015 sieben
Hengstsöhne auf deutschen
Körplätzen gekört, davon
vier prämiert.
2012 war es erneut der Oldenburger Körsieger, der zu
einem weiteren Stutenmagnet
wurde: Der Fürstenball-Sohn
Follow Me, jüngst im 30-Tage-Test mit 10er Noten in
Schritt und Galopp bewertet,
war in den letzten Jahren einer der gefragtesten Hengste
Deutschlands. Rund 1600
Stuten haben die Lodbergener Hengste 2015 gedeckt.
2014 kam ein weiterer Siegerhengst dazu: Rock for Me,
„rockte“ 2013 die WestfalenKörung und zog dann als Boxennachbar zu For Romance
und Follow Me in Lodbergen
ein. Dort stehen heute, von
Couleur Rubin abgesehen,
nur noch Hengste der Marke
„Dressur pur“: Rubin-Royal,
Follow Me, For Romance,
der süddeutsche Prämienhengst Dominy, First Ampère, Rock For Me sowie die
Neuzugänge für die Decksaison 2016, der Trakehner Rappe Herakles und der zuchtbewährte Royal Doruto.
Nach der Hengsthaltung
liegt das Hauptaugenmerk
auf der Ausbildung und dem
Verkauf. Im Betrieb stehen
40 Pferde, die nicht nur dreimal täglich gefüttert und
mehrmals gemistet werden,
sondern auch dreimal täglich
ihre Box verlassen: Ein bis
zwei Stunden geht es in die
großzügig angelegten Paddocks, eine weitere Stunde
steht für jedes Pferd die große, ovale Führmaschine auf
dem Programm und als dritte
Einheit wird je nach Ausbildungsstand geritten oder longiert.
Die Jungpferdeaufzucht ist
ein weiteres Standbein. Urs
Schweizer erklärt: „Ich kaufe
jedes Jahr 15 Hengstfohlen
bevorzugt von den eigenen
Hengsten, die wir dann aufziehen.“ Die Pläne tragen
Früchte: 2015 war das Dressurpferde-Leistungszentrum
mit mehreren Kör-Aspiranten
erfolgreich auf deutschen
Körplätzen vertreten.
D
ie Pferdezucht von
Harli Seifert, den
Oldenburger Traditionsstamm der Rudilore, gibt es unverändert,
wenn auch in deutlich kleinerer Form. In Lodbergen sind
also nicht nur jede Menge
neue Perspektiven geschaffen,
sondern auch bestehende
Werte bewahrt worden. Und
am 21. Februar 2016 steht das
Oldenburger Pferdezentrum
ganz im Zeichen der Lodbergener Hengste: Gemeinsam
mit der Station Beerbaum
(Riesenbeck) zelebriert Urs
Schweizer dann mit seinem
Team die große Hengstschau
in Vechta.
26
PFERDE MAGAZIN
Ebbe und Flut in der Reithalle
Zukunftsweisende Bewässerung des Hallenbodens im neuen Pferdezentrum „Zuchthof Hollen“ in Oyten
Von Hans-Lothar Kordländer
Das Pferdezentrum „Zuchthof Hollen“ in Oyten
wächst und gedeiht. Seit Ende des vergangenen
Jahres ist die große Reithalle auf dem Gelände fertig gestellt und von Günther Friemel und seiner
Mannschaft in Betrieb genommen worden. Gebaut
wurde sie von dem Unternehmen Poort-Bau aus
Sittensen, das die Anlage mit innovativen und
energiesparenden Einrichtungen ausgestattet hat.
Z
ukunftsweisend
ist
zum Beispiel die Bewässerung des Hallenbodens.
Diese
funktioniert nach dem System „Ebbe und Flut“ und
wird deswegen auch so bezeichnet. Der Boden in der
Reithalle hat eine Höhe von
35 Zentimetern. Er liegt in einer Betonwanne, die restlos
mit einer Folie abgedichtet
wurde. Jeweils im Abstand
von einem Meter liegen unter
dem Sand Wasserröhren, die
mit einem Schutzvlies abgedeckt wurden. Über dem
Vlies ist zunächst grobkiesiger Sand aufgetragen worden. Der Hallenboden ist
dann mit einer Schicht von
Quarzsand, 15 Zentimeter,
aufgefüllt worden.
Durch einen sogenannten
Schwimmer, der ähnlich wie
eine Klospülung funktioniert,
kann der Wasserstand im
Hallenboden eingestellt werden. „Wir können das Wasser
ansteigen lassen und den
Hallenboden so feuchter be-
kommen oder das Wasser ablassen und dem Hallenboden
so Feuchtigkeit entziehen“,
erklärt Friemel die relativ
einfache Funktionsart. Das
passiere mit relativ wenig
technischem Aufwand.
Draußen ist eine Reitbahn
nach dem gleichen Prinzip
aufgebaut worden. Auch hier
steuert ein Schwimmer den
Wasserstand im Boden. Das
funktioniert auch, wenn es
regnet. Dann wird das Regenwasser von den Rohren aufgenommen. Der Sandboden
bleibt so bereitbar. Es entsteht kein Matsch auf der
Reitfläche.
In der Reithalle kann Friemel mit der neuen Bewässerungstechnik komplett auf eine herkömmliche Beregnungsanlage
verzichten.
Solch eine Anlage funktioniert nach seinen Worten ohnehin meistens zu ungenau.
„An einigen Stellen kommt
zu wenig, an anderen Stellen
zu viel Wasser.“ Die Gleichmäßigkeit der Bewässerung
mit der Anlage „Ebbe und
Flut“ könne das traditionelle
System nicht toppen. Wie
Bauunternehmer Poort bei
einem Ortstermin in der neuen Reithalle berichtete, gibt
es das Ebbe-Flut-System für
Reithallen bereits seit 15 Jahren. Poort hat das System seit
zehn Jahren in seinem Reithallen-Bauprogramm.
Er
nennt noch einen tollen Nebeneffekt der Einrichtung:
„Der Reithallenboden hat
nicht nur ständig die notwendige Feuchtigkeit, sondern
die Anlage klimatisiert die
wärmegedämmte
Reithalle
auch.“
Selbst entwickelt hat Poort
nach eigenen Worten das
Heizungs- und Wärmesystem, was sich schon nach
kurzer Zeit auch in der neuen Oytener Reithalle bewährt
hat. Um es schlichtweg zu sagen: „Die Reithalle wird mit
Pferdemist beheizt.“ Die Pferdeboxen wurden mit einer
Betonsohle ausgefüllt“, erläutern Poort und Friemel. Das
habe nicht nur gute Umweltschutzgründe. In den Betonsockel wurden Rohrschlagen
verlegt, ähnlich wie bei einer
Fußbodenheizung. Die Wärme, die sich im Pferdemist
bildet und dort speichert,
wird von dem in den Rohren
fließenden Wasser aufgenommen und zu einem Wärmeaustauscher geführt, von
wo aus die Wärme in die
Räume der Reithalle geführt wird. Eine Umwälzpumpe lässt das
Wasser langsam zirkulieren. „Beim Betrieb entstehen nur Kosten für die
kleinen Pumpen“, erläutern Poort und Friemel
weiter.
ie neue Reithalle hat Friemel
mit seinen Mitarbeitern am 1.
Dezember 2015 bezogen.
Die Reitbahn ist 25 mal 54
Meter groß. „Das ist das ideale Maß für einen Springstall.“
Zum Anreiten von jungen
Pferden seien die Ausmaße
aber viel zu groß. Daher ist
noch eine zweite, kleinere
Reithalle geplant. Friemel hat
D
PFERDE MAGAZIN
Stolz auf den
Bau: Günther
Friemel
(rechts) und
Bauunternehmer HeinzDieter Poort.
Fotos:
Kordländer
den Betriebsablauf in der
Reithalle so durchdacht und
aufgebaut, dass an allen
Ecken und Enden Manpower
eingespart werden kann.
„Und wir überlegen immer
weiter, wie wir den Betriebsablauf kostensparend und
ohne großen Zeitaufwand
weiter ausbauen können.“
„Wenn alles fertig
ist, wollen wir hier
Pferde züchten,
aufziehen, anreiten und verkaufen.“
Günther Friemel
Die Reithalle ist so hell wie
möglich
konzipiert,
es
herrscht stets gute Luft durch
eine unkomplizierte Lüftung.
Des Weiteren soll die Anlage
pflegeleicht sein und wirtschaftlich betrieben werden
können.
Als Mitarbeiter in der Reithalle wurde Rolf Radeck eingestellt. Dieser war 30 Jahre
lang Karosseriebauer und hat
jetzt sein Hobby Reiten zum
Beruf gemacht. Bislang ist er
nur nebenbei geritten. „Aber
die neue Reitanlage in Oyten
gefiel mir so gut, dass ich hier
nun ständig reiten möchte.“
Radeck sei auch der
„Landwirtschaftsminister“ auf der Reitanlage
und somit für die Pflege
der Anlage und für die
Futterbeschaffung
zuständig, teilte Friemel
mit.
adecks 13-jährige Tochter begleitet ihren Vater – wann immer es geht. Denn auch
sie ist in Pferde vernarrt
und sie reitet gerne. Als
weitere Angestellte ist
die 27-jährige Melanie von
Enzberg in der Reithalle tätig. Sie hat Agrarwissenschaft
studiert und liebt ihren Beruf
mit Pferden. Nahezu täglich
schaut Nachbar Gerhard
Fröhlich in die neue Reithalle, um sich den Fortbildungs-
R
Hell und
freundlich:
Die Stallgasse im „Zuchthof Hollen“ in
Oyten. Agrarwissenschaftlerin Melanie
von Enzberg
(links) ist für
die Zucht zuständig.
27
28
PFERDE MAGAZIN
stand der Pferde anzuschauen.
Günther Friemel steht für
Veränderungen. Für sich
selbst und für die Pferde. Er
leitet das neue Reitzentrum
in Oyten. In Konstanz am
Bodensee ist der heute 47jährige Pferdeexperte geboren. Seine Bundeswehrzeit
absolvierte er in Bayern. Eine
landwirtschaftliche
Lehre
machte er in der Lüneburger
Heide. Anschließend folgt
ein landwirtschaftliches Studium in Kiel.
Vor über 15 Jahren bei einer
Hengstkörung in Holland
lernte Friemel den südafrikanischen Kartoffel-Großhändler Ian Callender kennen, als
dieser Hengste und Stuten für
seine Pferdezucht suchte. Aus
der anfänglich lockeren Zusammenarbeit der beiden
Pferdefreunde
entwickelte
sich im Laufe der Jahre mehr.
Eines Tages fragte Callender:
„Wollen wir nicht einmal etwas gemeinsam machen?“
Daraus entwickelte sich ein
Projekt, das in Deutschland
seinesgleichen sucht. Lange
war Friemel auf der Suche
nach Grund und Boden für
ein Reitzentrum und wurde
schließlich im Oytener Ortsteil Bassen fündig. Dort er-
Reitsport hat Zukunft – und eine sehr gute Perspektive im neuen Reitzentrum „Zuchthof Hollen“ in Oyten.
warb Callender einen Resthof
mit 43,7 Hektar Fläche drum
herum. „Wenn alles fertig ist,
wollen wir hier Pferde züchten, aufziehen, anreiten und
verkaufen“, so Friemel. „Das
Pferdegeschäft wird zukünftig
immer mehr von persönlichem Kennen und Vertrauen
abhängig sein“, ist sich Frie-
mel sicher. „Das Über-dasOhr-hauen wird nicht als
Volkssport erhalten bleiben,
sondern eine Vertrauensbasis
mehr denn je als in der Ver-
gangenheit stören.“ Für die
Zukunft im Pferdegeschäft
sieht Friemel nicht schwarz.
„Sonst würden wir hier nicht
so viel Geld investieren.“
PFERDE MAGAZIN
Reiten in der Drehpause
Müllers Hoff in Farven ist Kulisse für die Rainer-Sass-Sendung „So isst der Norden“
Wenn
Rainer
Sass
kocht, lernen die Zuschauer immer wieder
dazu. Wenn Rainer Sass
auf dem Islandpferdehof „Müllers Hoff“ in
Farven kocht, lernt
auch er noch etwas dazu. Sein neu erworbenes Wissen über Islandpferde konnte er sogleich praktisch erproben.
Das Fernsehteam um TVKoch Sass hatte auf dem Hof
Station gemacht, um eine
Folge von „So isst der Norden“ zu drehen. Gemeinsam
mit Hofbesitzerin Nana Degenhardt und Unternehmerin
Friederike Dammann zauberte der dynamische Dampfplauderer auf dem denkmalgeschützten Hof zwischen
Paddocks und Roundpen Ossobucco mit Safran-Risotto
und dreierlei Bruschetta.
Aber auch Sass lernte dazu.
Zwischen Olivenöl, Knoblauch und Schalotten verrieten ihm Degenhardt und
Dammann, was Islandpferde
und ihre Zucht so besonders
macht und warum die Viertaktgangart Tölt so bequem
ist. Mehr noch: In einer
Kochpause tauschte Sass
Schürze gegen Reitkappe
und stieg zum ersten Mal
überhaupt selbst aufs Pferd.
Islandwallach Kolgrimmur brachte Fernsehkoch Rainer Sass zum Strahlen. Der ließ sich
zum ersten Mal von einem Islandpferd über die Ovalbahn tragen. Foto: Müllers Hoff
In Begleitung seiner reiterfahrenen Kochpartnerinnen
drehte er auf Islandwallach
„Kolgrimmur“ ein paar Runden auf der hofeigenen Ovalbahn. 140 Islandpferde leben
auf dem Hof.
Dass „Müllers Hoff“ als
Drehort für „So isst der Norden“ auserkoren wurde, liegt
an Nana Degenhardts „kulinarischer Seele“ (Sass) und
an Friederike Dammanns guten Kontakten zu Rainer
Sass. Der hat die malerische
Hofanlage, auf der auch
Dammanns Pferde zu Hause
sind, Monate zuvor besichtigt
und als „Koch- und Klön-Location“ für tadellos befunden. Zu sehen ist das Ganze
in der Mediathek des NDR
(www.ndr.de/fernsehen/Sass-So-isst-der-Norden,sass330.html) oder über
die Homepage von Müllers
Hoff. (fs)
www. muellershoff.de
Stapeln und Kehren
Wendige Hoflader erleichtern die Arbeit im Pferdebetrieb
Hoflader bieten sich für viele
Pferdebetriebe als universell
einsetzbare
Arbeitsmaschinen an. Entscheidende Vorteile sind die kompakte Bauweise, die extreme Wendigkeit sowie die vielfältigen
Einsatzmöglichkeiten.
Mit
den neuen Modellen 2345 T
und 2345 T SLT bietet Schäffer nun kompakte Teleradlader-Modelle an, die das Einsatzgebiet deutlich erweitern.
Anstrengende Handarbeit
kann gerade dort mechanisiert werden, wo Frontladerschlepper zu groß und zu unbeweglich sind. Auf einem
Pferdebetrieb kommen vornehmlich die kleineren Hoflader zum Einsatz. Diese sind
extrem wendig. Typische Aufgaben wie das Entmisten von
Pferdeboxen werden somit
schnell und einfach maschinell erledigt, mühsame Handarbeit gehört somit der Vergangenheit an. Die Lader
sind einfach zu fahren, so
dass auch Ungeübte die Maschine innerhalb kürzester
Zeit sicher beherrschen.
Ein besonders großer Vorteil ist die universelle Einsatzfähigkeit der Maschinen.
So steht eine Vielzahl von
Arbeitsgeräten zur Verfügung, wie zum Beispiel
Schaufel, Dunggabel, Ballengreifer,
Reitbahnenplaner
oder Kehrbesen. Sogar zum
Koppelbau bietet Schäffer
mit dem Erdbohrer das passende Anbaugerät.
Wenn das Stapeln von
Stroh- und Silageballen erle-
digt werden muss, kommen
immer häufiger Teleradlader
zum Einsatz. Der neue 2345
T von Schäffer liefert dazu
die Kombination aus Kraft,
Hubhöhe, Kompaktheit und
Wendigkeit. Die gegenüber
einem normalen Hoflader
weitaus größere Hubhöhe
und Reichweite macht das
Ballenstapeln zum Kinderspiel. Besonders interessant
ist auch die SLT-Version des
2345 T, die sich durch eine
sehr niedrige Bauweise auszeichnet. Mit einer Gesamthöhe von weniger als zwei
Metern meistert diese Maschine auch sehr niedrige
Durchfahrten. (st)
Weitere Informationen zur
Schäffer
Maschinenfabrik:
www.schaeffer-lader.de.
29
30
PFERDE MAGAZIN
Jan Witt
Schulweg 8
21717 Fredenbeck
Telefon 0 41 49 / 71 97
Telefax 0 41 49 / 72 97
www.reitsport-witt.de
PFERDE MAGAZIN
Die Termine im Überblick: Turniere
T
und Zuchtschauen
P
30. und 31. Juli Reitturnier in
Kirchwalsede
rächtige
Hengste,
funkelnde Geschirre
und historische Uniformen machen die
Celler Hengstparaden seit
mehr als 100 Jahren zu etwas
ganz Besonderem. In einem
etwa
vierstündigen
Programm zeigen die Hengste
ihr vielseitiges Können, wobei die Freiheitsdressur, die
bei keiner Hengstparade der
anderen neun deutschen
Staatsgestüte zu sehen ist, die
Ungarische Post und die Römerwagen seit jeher Favoriten des Publikums sind. Natürlich gehören anspruchsvolle Fahrschaubilder ebenso
zum Programm wie Dressurund Springdarbietungen. Die
Hengstparaden im Landgestüt Celle sind am Sonnabend, 24. September, und
Sonntag, 25. September, jeweils ab 13 Uhr zu sehen.
Weitere Termine: Sonnabend
und Sonntag, 1. und 2. Oktober, jeweils ab 13 Uhr.
Tickets gibt es im Gestüt
unter 콯 0 51 41 / 92 94 15
und 0 51 41/ 9 29 40 oder auf
www. eventim.de
August
3. August Herwart-von-derDecken-schau
5. bis 7. August Reitturnier
in Ankelohe
6. / 7. August Reitturnier in
Bokel
12. bis 14. August Reitturnier
in Sellstedt
21. August Reitturnier in Engelschoff
18. bis 21. August DobrockTurnier
27. bis 28. August Reitturnier
Ringstedt
26. bis 28. August Reitturnier
Sieversen-Rosengarten
27. und 28. August Reitturnier Rotenburg
September
2. bis 4. September Reitturnier Stotel
4. September Reitturnier
Großenwörden
3. / 4. September Reitturnier
Glinstedt
Februar
19. bis 21 Februar Reitturnier
in Luhmühlen
7. September Zuchtstutenprüfung in Elmlohe
März
9. bis 11. September Reitturnier Stade
5. / 6. März Drei/Vierkampf
in Rotenburg
11. September Fahrturnier in
Ebersdorf
5. März Reitturnier in Sieversen-Rosengarten
5. März: Hengstschau am
Dobrock
17. / 18. September Reitturnier in Appelbüttel
17. / 18. September Voltigierturnier in Ihlienworth
8. März Zuchtstutenprüfung,
Hannoveraner-Zuchtverband, Verden
13. März Hengstvorführung,
Hengstation Pape, Reithalle
Wingst, 11 Uhr
18. bis 20. März Reitturnier
in Kutenholz
30. März Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen
April
1. bis 3. April Reitturnier in
Sieversen-Rosengarten
6. April Vielseitigkeit in Luhmühlen
9. / 10. April Reitturnier in
Selsingen
9./10. April Reitturnier in
Fredenbeck
16. / 17. April Turnier in Lilienthal
Foto: Kordländer
16. April Voltigieren in
Drochtersen
16. / 17. April Turnier in Harsefeld (Weißenfelde)
22. bis 24. April Messe Hansepferd Hamburg
23. / 24. April Turnier in Stade
28. April bis 1. Mai Turnier in
Jesteburg.
30. April Vielseitigkeit CIC in
Luhmühlen
Mai
1. Mai Vielseitigkeit in Luhmühlen
4. Mai Stutenprüfung des
Hannoveraner-Zuchtverbandes in Elmlohe
5. Mai Reitturnier Sittensen
6. bis 8. Mai Reitturnier in
Otterndorf
Juni
16. bis 19. Juni Deutsche
Meisterschaften Vielseitigkeit
in Luhmühlen
Fahren, Qualifikation zum
Bundeschampionat des 4jährigen Fahrpferdes
18. und 19. Juni Reitturnier
in Visselhövede
26. Juni Reitturnier in Kuhstedt
24. bis 26. Juni Voltigierturnier in Dorum
29. Juni Stutenschau am Dobrock
30. Juni Stutenschau Sandbostel
30. Juni Stutenschau Bargstedt
30. Juni bis 2. Juli Deutsche
Jugendmeisterschaften Viel-
1. bis 3. Juli Reitturnier in
Wohlesbostel
2. Juni Zuchtschau Freiburg
13. bis 15. Mai Reitturnier in
Geestenseth
18. Mai Zuchtstutenprüfung
in Verden
2. Juni Zuchtstutenprüfung
in Dorum
3. Juni Zuchtstutenprüfung
in Lilienthal
21. und 22. Mai Fahrturnier
in Stade-Barge
27. bis 29. Mai Reitturnier in
Zeven
4. / 5. Juni Reitturnier
Hüttenbusch
in
17. Juni Fohlenschau am Dobrock, 18 Uhr
18. Juni Fohlenschau Freiburg, 14 Uhr
19.
Juni
Hengststation
moor, 14 Uhr
Fohlenschau
Pape Hem-
28. bis 29. Mai Voltigierturnier in Hechthausen
9. bis 12. Juni Reitturnier in
Bargstedt
10. Juni Fohlenschau in
Bargstedt, 19 Uhr
29. Mai Reitturnier in Bargstedt
11. Juni Fohlenschau in Großenwörden, 9.30 Uhr
19. Juni Voltigieren, Stade
27. bis 29. Mai Reitturnier in
Bülkau, Qualifikation zum
Bundeschampionat des 5+6jährigen Dressurpferdes
10. bis 12. Juni Reitturnier in
Sottrum
14. Juni Zuchtstutenprüfung
in Ihlienworth
17. bis 19. Juni: Fahrturnier
in Hagen-Driftsethe, mit Landesmeisterschaften und Landesjugendmeisterschaften
17. bis 19. Juni Reitturnier in
Heyerhöfen/Beverstedt
Juli
seitigkeit in Luhmühlen
1. Juli Stutenschau Großenwörden
1. Juli Stutenschau Freiburg
2. Juli Stutenschau Elmlohe
2. und 3. Juli Reitturnier in
Barchel
29. Juni, 2. Juli und 3. Juli
Vielseitigkeit in Rüspel
8. Juli Stutenschau in Tarmstedt
8. bis 10. Juli Reitturnier in
Tostedt
8. bis 10. Juli Reitturnier in
Dorum
16. und 17. Juli Fahrturnier
in Wohlesbostel, Qualifikation zum Bundeschampionat
des 4-7-jährigen Fahrpferdes
24. / 25. September Reitturnier in Spaden
24. September Voltigierturnier in Sieversen
25. September Reitturnier in
Horneburg
24./ 25. September Reitturnier in Otterndorf
Oktober
15./16. Oktober Vierkampf
in Sieversen-Rosengarten
November
22. November Zuchtstutenprüfung in Verden
23. Juli Friedrich-JahnckeSchau Stade
Dezember
28. bis 31. Juli Reitturnier
und Vierkampf in Elmlohe
8. bis 11. Dezember Messe
Pferd & Jagd, Hannover
31
32
PFERDE MAGAZIN
Skadi sammelt Schleifen
Fredenbecker Nachwuchsreiterin hat schon eine Führzügelprüfung gewonnen
Von Hans-Lothar Kordländer
Die siebenjährige Skadi Klintworth aus Fredenbeck
stammt eigentlich aus einer Handballer-Familie.
Sie spielt zwar auch Handball im VfL Fredenbeck,
doch ihre ganze Leidenschaft gehört den Pferden.
Fenster und Türen in Holz, Holz-Alu und Kunststoff
Verglasungen, Holztreppenbau, Rollläden und Insektenschutz
Landstraße 1
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Z
u Weihnachten hatte
sie sich nichts sehnlicher gewünscht, als
Eintrittskarten für die
Pferdeshow „Apassionata“ in
Hamburg. Und siehe da, der
Weihnachtsmann hatte ein
Einsehen, und legte die Karten auf den Gabentisch. Inzwischen hat Skadi die Hamburger Pferdeshow mit der
gesamten Familie besucht.
Das war für alle ein tolles Erlebnis.
Im Alter von vier Jahren
hatte Skadi beim Fredenbecker Reitverein angefangen
zu voltigieren. Doch das Turnen auf dem Pferderücken
war nicht ihr Ding. So fing
sie mit fünf Jahren an zu reiten. Regelmäßig erhält sie
nun Reitunterricht in dem
kleinen Reitparadies der erfolgreichen
Fahrerfamilie
Grundmann in Fredenbeck.
Und in den Ferien fährt sie
gerne zu ihrer Tante nach
Mörsum. Denn auch dort
gibt es Pferde, und die Zweitklässlerin kann dort nach
Herzenslust reiten. „Es ist ein
tolles Gefühl im Sattel auf
„Es ist ein
tolles Gefühl
im Sattel auf
dem Pferd.
Das schaukelt
so
schön“, sagt
Skadi Klintworth.
Die
Zweitklässlerin hat in ihrem Zimmer
schon Platz
für Schleifen
und Pokale.
Foto:
Kordländer
dem Pferd“, beschreibt Skadi.
„Das schaukelt so schön.“
Das sei doch etwas ganz anderes, als zu Hause auf dem
Holzpferd auf Omas Terrasse
zu sitzen.
Skadi hat auch schon an
Turnieren teilgenommen und
Wettkampfluft geschnuppert.
„Dabei habe ich schon eine
Führzügelprüfung
gewonnen“, berichtet das Mädchen
stolz. Zweimal habe sie den
vierten Platz errungen. Die
Schleifen hätten einen Ehrenplatz zu Hause. Die
Schleifen hängen an einem
Band und die Pokale stehen
auf einem Regal.
Einmal in der Woche reitet
sie unter der Anleitung von
Sigrid oder Pia Grundmann.
„Da fahren mich dann Mama, Opa oder Papa hin. Je
nachdem, wer Zeit hat.“
„In der Reithalle reite ich
am liebsten Galopp“, erklärt
die Schülerin. Sie reitet aber
auch im Gelände oder auf
dem Springplatz. Natürlich
kommt auch sie nicht zum
Stall, um sich gleich auf das
Pferd zu setzen. Vorweg sind
einige Dinge zu tun, um das
Pferd auf die Reitstunde vorzubereiten. Dazu gehören
Putzen, Hufe auskratzen und
dabei helfen, den Sattel richtig auf den Pferderücken zu
legen. Meistens reitet Skadi
auf dem Pony Shirkan. „Der
geht einfach am besten“,
stellt die junge Reiterin heraus. Früher habe sie auch Risco oder Niklas geritten. „Die
beiden sind mir aber zu
schnell im Galopp.“ Irgendwann möchte Skadi auch ihr
eigenes Pferd haben. „Beim
Dressurreiten
lerne
ich
mehr“, erzählt Skadi. „Doch
das Springen ist viel spannender.“
it den Pferden
könnte sie ewig
herumtüdeln.
Tante Lara ist ihr
Vorbild beim Reiten. „Wo der
Reiter hinguckt, dort geht das
Pferd auch hin“, hat Skadi
gelernt. Und bei aller Pferdeliebe, so ganz geht es dann
auch für Skadi nicht ohne
Handball. Sie spielt bei den
Minis der E-Jugend im VfL
Fredenbeck.
M
PFERDE MAGAZIN
33
Jette verwöhnt ihren Bommel
Die Vierjährige zieht am liebsten mit ihrem Pony und mit ihrer Mama bei Spazierritten durch den Wald
Von Hans-Lothar
Kordländer
Etwas über einen Meter
ist die vierjährige Jette
Wiebusch aus Fredenbeck-Wedel groß. Ihr
achtjähriges Pony Bommel misst gerade mal 96
Zentimeter. Beide sind
dicke Freunde und haben viel Spaß miteinander.
Jette ist die Tochter des erfolgreichen Springreiters und
des amtierenden Landesmeisters Harm Wiebusch und dessen Frau Christina. Christina
Wiebusch bietet für die Pferde Physiotherapien, Akupunktur, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie und HorseMassage an. Außerdem lädt
sie regelmäßig zu Pferdeseminaren mit anerkannten Refe-
renten ein. Das Ehepaar führt
seine Tochter langsam an den
Pferdesport heran. „Wir reiten nach Lust und Laune des
Kindes“, erzählt Christina
Wiebusch. Dann hilft das
kleine Mädchen auch beim
Putzen und Sattelauflegen.
Am liebsten jedoch verwöhnt Jette ihren Bommel
mit Leckerlis. Karotten, Äpfel
und Pellets mag das Pony am
liebsten. Bommel ist ein ganz
braves Pferdchen. Nach dem
Aussehen des Minis hat Jette
auch ihre Lieblingsfarbe ausgesucht. „Schwarz ist meine
Lieblingsfarbe, weil das Pony
schwarz ist“, murmelt das
Mädchen.
Zu Weihnachten haben
Wiebuschs ihren Kindern ein
zweites Pony gekauft. Denn
es ist schon abzusehen, dass
auch
Jettes
zweijährige
Schwester Ella reiten möchte. Am liebsten ziehen Christina und Jette mit Bommel
durch die Natur. Dann
nimmt die Mutter das Pferd
Jette liebt die Entdeckungstouren mit Bommel.
an die lange Leine. Sie geht
zu Fuß und Töchterchen vergnügt sich im Sattel. „Wir ziehen bis in den Wald.“
Diese Touren sind auch
sehr lehrreich für Jette. „Wir
entdecken Tierspuren im
Wald und wir sehen Rehe
und Hasen“, sagt Christina
Foto: Kordländer
Wiebusch. Jette ist mit vier
Jahren schon ein richtiger
Technik-Freak. Mit Handy
und Computer versteht sie
perfekt umzugehen, um sich
die Kinderfilme aufzurufen.
Dann lässt sie sich auch
nicht ablenken. Außerdem ist
sie kreativ beim Basteln, Ma-
len und Tuschen. Morgens
besucht Jette den Kindergarten.
Aber meistens dreht sich
alles um Pferde. Jette macht
alles so, wie sie es im Pferdestall ihres Papas Harm und
Opas Hans-Jürgen Wiebusch
gesehen hat. „Übrigens kennt
sie jedes Pferd mit Namen,
das Harm reitet“, erklärt
Mutter Christina. In der Reithalle reitet sie ihren Bommel
im Schritt, Trab und Galopp.
Bis Mama aus der Puste ist
und nicht mehr weiterlaufen
kann.
Als Jette kürzlich eine Reithose von Bekannten geschenkt bekam, aus der die
Kinder herausgewachsen waren, meinte sie stolz zu ihrem
Papa: „Jetzt kann ich auch
bei Turnieren mitreiten.“ Regelmäßig kommt Jana Willers
auf den Hof, um mit der kleinen Jette zu reiten. Bald wird
es so weit sein, dass sie gemeinsam mit ihrer Schwester
Ella reiten kann.
34
PFERDE MAGAZIN
Am liebsten
ist Cinja bei den
Ponys
Die Sechsjährige kennt sich gut mit der Pferdepflege aus
Von Hans-Lothar Kordländer
Natürlich fährt Cinja auch mal bei Papa Tim auf dem
Trecker mit. Aber so richtig leuchtende Augen bekommt
die Sechsjährige aus Ebersdorf, wenn es um Pferde geht.
Und mit denen kennt sie sich auch schon richtig gut
aus. Ganz allein holt sie ihr Pony von der Weide.
Cinja und Polly – am liebsten reitet sie
über Cavaletti.
Foto: Kordländer
S
chon als Baby ist
Cinja Schröder vom
Kinderwagen direkt
auf den Pferderücken
oder auf Mama Irenes Kutsche gestiegen, und zwar im
Tragegurt. Kein Wunder also,
dass das Mädchen beinahe
alles für die Pferde hergibt.
Zuerst ist Cinja auf dem
Pony Pepe geritten. Das zottige Pferdchen gehörte zu
Mamas Vierergespann, mit
dem sie nicht nur eine Augenweide auf vielen Turnierplätzen in der Elbe-WeserRegion war, sondern mit dem
sie auch viele Siege eingefahren und Preise gewonnen
hat. Heute reitet Cinja die
kleine Polly, die mit zwölf
Jahren doppelt so alt ist wie
das pferdebegeisterte Mädchen.
Cinja weiß längst, dass
zum Reiten mehr gehört, als
nur im Sattel zu sitzen. Aber
auch die „Begleiterscheinungen“ wie Putzen, Hufe auskratzen oder auch mal den
Stall ausmisten, erträgt sie
nicht nur locker, sondern
mag sie sogar genauso gerne.
Das Fell ihres Ponys wird
ganz vorschriftsmäßig von
oben – so weit die kleinen
Hände reichen – gestriegelt
und abgebürstet. Unterstützung hat sie immer von Mama Irene Schröder oder heute auch von Opa Mathias
Brückner aus Schwinge.
Cinja freut sich schon auf
die Schule, die sie ab August
besuchen wird. Die Grundschule ist ganz in der Nähe.
Cinja muss nur mal eben
über den Hof des Nachbarn
gehen. Und so ist sie denn
nachmittags auch wieder
schnell bei ihren Pferden.
Cinja mag nicht nur auf
dem Pferd sitzen, wenn Mama das Pony am langen Zügel führt. Auch alleine dreht
sie ihre Runden. Und das
Reiten über Cavaletti ist immer ein besonderer Spaß.
Cinja ist schon sehr weit im
Umgang mit Pferden. Sie holt
die Tiere alleine aus dem
Stall oder von der Weide.
Man sieht ihr den Stolz darauf an, wie gut sie mit den
Ponys umgehen kann. Und
die Ponys gehorchen fast auf
jedes Wort. Denn bei den
Pferden redet sie munter
drauf los.
Cinja wächst mit Tieren auf
dem Hof auf. Sie hat keine
Scheu vor Sauen und Ferkeln. Und fährt auch mal bei
Papa Tim auf dem Trecker
mit. Doch meistens ist das
Mädchen bei den Pferden.
Wenn Freundinnen zu Besuch kommen, geht es erst
einmal zu den Pferden in den
Stall oder auf die Weide.
Opa Mathias hat Cinja ein
Pferd aus Holz gebaut, auf
dem natürlich auch die Geschwister Fjora (3) und Eliah
(zehn Monate) sitzen dürfen.
Natürlich gehören zu Cinjas
Spielzeug Pferde aus Plastik
und Stoff. Satteldecken bastelt sie sich aus Handtüchern
zusammen – und manchmal
zieht sie auch wiehernd
durch das ganze Haus.
Hauptsache Pferde, eben.
PFERDE MAGAZIN
35
Ponys sind das Größte
Zwei Jahre alt und vernarrt in ihren Siggi: Alexandra Viebrock
Von Hans-Lothar Kordländer
Erst zweieinhalb Jahre alt ist Alexandra Viebrock
aus Harsefeld, aber schon seit einem Jahr sitzt sie
im Sattel. Das temperamentvolle Mädchen ist begeistert von Pferden. So schnell es nur geht, möchte sie an Turnieren teilnehmen.
Die Liebe zu Pferden ist Alexandra in die Wiege gelegt
worden. Ihr Vater Dirk Viebrock hat im Dressur- und
Springreiten viele Preise gewonnen, macht aber zurzeit
aus beruflichen Gründen eine Pause. Mutter Andrina
Viebrock ist erfolgreich im
Dressursport und reitet bis
zum Grand Prix. Alexandra
reitet die Ponys Gigolo und
Siggi. Beide sind sehr brav.
Aber am liebsten sitzt das
Mädchen mit Mama auf den
großen Pferden. Die Lütte
hat schon ein großes Ziel vor
Augen. Sie möchte im Sommer beim Bargstedter Reitund Springturnier des Harse-
felder Reitvereins an der
Führzügelklasse teilnehmen.
„In zwei Jahren, wenn Alexandra dann alt genug ist,
nehmen wir in der Führzügelklasse an dem BurgpokalTurnier teil“, ergänzt Andrina
Viebrock.
Ihren Siggi, ein Springpony,
streichelt die Zweieinhalbjährige gerne. „Der hat so schön
kleine Ohren“, sagt Alexandra. „Und er hat so einen frechen Blick.“ Im Trab sitzt Alexandra bereits fest im Sattel.
„Am liebsten mag ich aber
Leichttraben“, erzählt sie.
Wenn Mama das Pferd nur an
der Hand führt, dann wird ihr
schnell langweilig. Ganz im
Gegensatz zu ihrer kleinen
Schwester Viktoria, die mit einem Jahr ebenfalls schon gerne mal reitet. Die Kleine könne eher genießen, sagt Andrina Viebrock.
Mit den Ponys haben Viebrocks einen Glücksgriff getan. Siggi ist neun Jahre alt,
Gigolo 15. Die Kinder, die die
Ponys zuvor geritten haben,
sind zu groß geworden. „So
konnten wir die Ponys kaufen“, erzählt Andrina Viebrock. Dass Alexandra ganz
vernarrt in Pferde ist, zeigt
sich auch im häuslichen Umfeld. Natürlich schläft sie im
Bett unter Decken mit Pferdemotiven. Auch hat die Zweieinhalbjährige einen Ponyhof,
mit dem sie sich gerne beschäftigt. „Pferde sind überall
im Haus präsent“, erzählt ihre
Mutter.
Viebrocks lassen ihre Mädchen gewähren. Wenn sie reiten möchten, fahren sie in die
Reithalle. Es gibt keine festen
Stundenpläne. Die Mädchen
können immer frei entschei-
Hauptsache Pferde: Alexandra und Andrina Viebrock.
den, ob sie Reiten möchten,
oder ob sie sich anders beschäftigen wollen. Bisher
überwiegt das „Reiten gehen“.
Ihre Ponys sind für Alexandra
und Viktoria das Größte.
36
PFERDE MAGAZIN
Zwei mit dem gleichen Ziel
Sebastian Lorenz und Steffen Brunkhorst wollen die Kompetenz ihrer Betriebe gemeinsam zeigen
Von Grit Klempow
Die beiden verstehen
sich gut. Beide haben
einen Zucht- und Ausbildungsstall, der sich
aus einem landwirtschaftlichen
Betrieb
entwickelt hat. Sie gehören einer Generation
an und haben die gleichen Ziele. Sie könnten
Konkurrenten
sein.
Aber Steffen Brunkhorst und Sebastian
Lorenz haben sich bewusst für einen anderen
Weg entschieden. Statt
Konkurrenz setzten sie
auf Kooperation. Die
wollen sie weiter ausbauen.
Sie sind nicht nur über die Pferde ein gutes Team, sondern auch befreundet: Sebastian Lorenz (links) und Steffen Brunkhorst wollen auch geschäftlich verstärkt kooperieren.
Foto Klempow
PFERDE MAGAZIN
Sebastian Lorenz errang 2015 beim Turnier in Wohlesbostel mehrere Platzierungen in den
Springdisziplinen.
Fotos (2): Kordländer
S
ie arbeiten derzeit
an einer Idee, wie
sie das auch nach
außen zeigen können und wollen sich etwas
Besonderes einfallen lassen.
Zu viel verraten wollen sie
noch nicht. Wie es zu der Kooperation gekommen ist?
„Was die Zucht angeht, haben wir dieselben Ansichten“, sagt Sebastian Lorenz.
Dass sie den gleichen Blick
für die Pferde hatten, stellten
sie schnell bei einer Ver-
kaufsveranstaltung fest, auf
der sie sich kennenlernten.
Bereits seit rund zwei Jahren
kooperieren sie, „ziemlich erfolgreich“. Der gemeinsame
Weg hat einen Namen. Die
Stute Deonie, die sie gemeinsam entdeckten, haben sie
auch gemeinsam gekauft. Bei
der Reitpferde-Auktion in
Verden wurde sie Ende Januar verkauft.
Möglichst gute Pferde zu
züchten und sie auch erfolgreich zu vermarkten und an
die richtigen Besitzer zu vermitteln, ist das Ziel beider
Betriebe. Sie wollen ihr Augenmerk auch verstärkt aufs
Ausland richten. „Gute Pferde, korrekt ausgebildete Pferde sind stark gefragt“, wissen
sie. Und die Qualität der
Hannoveraner im Norden sei
überdurchschnittlich gut. Die
Zukunft liege im Verkauf von
solide ausgebildeten Pferden,
ist sich Sebastian Lorenz sicher. Sebastian Lorenz’ Stall
ist in Holtorfsbostel beheimatet, Steffen Brunkhorst ist in
Selsingen zuhause.
Die Pferde sind
Familiensache
Bei Familie Brunkhorst
sind die Pferde Familiensache. Hier verwirklichen Steffen Brunkhorst und sein Vater Johann Brunkhorst ihre
Vorstellungen von der Pferdezucht, gemeinsam auf einem Hof, aber jeder mit eigenem Betrieb. Steffen Brunkhorst ist hier mit Leib und
Seele zuhause.
Seit dem 17. Jahrhundert
ist der Hof bereits in Familienbesitz, „darauf bin ich
auch stolz“, sagt er. Sein
Großvater war „passionierter
Pferdemann“, und Steffen
war schon von klein auf mit
ihm unterwegs. So verwundert es nicht, dass er auf die
Frage nach den Pferdekennern, die ihn am meisten beeinflusst haben, auch eine familiäre Antwort gibt: „Das
waren mein Vater und mein
Großvater.“
37
Steffen Brunkhorst als Sieger in der L-Dressur beim Turnier
in Lilienthal.
Die Zucht und Aufzucht
von talentierten Dressur- und
Freizeitpferden ist sein Metier. In früheren Jahren sei er
viel geritten, stellte Jungpferde vor, war bei Turnieren dabei. „Das kommt mir im
Nachhinein zugute“, weiß er
seine Erfahrung zu schätzen.
Jetzt liegt sein Arbeitsschwer-
punkt auf der Beratung der
Käufer, er ist viel unterwegs,
um sich Pferde anzusehen.
„Zucht und Verkauf liegen
mir einfach mehr“, sagt er.
m Stall Lorenz stehen immer 60 bis 75 Pferde, um
die sich auch eine Bereiterin und eine Pflegerin
kümmern. Kunden „aus dem
I
38
PFERDE MAGAZIN
Ausgezeichneter Zuchterfolg von
Familie
Brunkhorst:
Die „Elitefamilie“ von
Rascalina mit
ihren zwei
Desperados-Töchtern
bei der Stutenschau in
Sandbostel.
Fotos (2):
Brunkhorst
In- und Ausland“ kommen
auf der Suche nach ihrem
Traumpferd hierher. „Wir suchen händeringend gute Pferde“, sagt Sebastian Lorenz.
Der Betrieb bietet auch Ausbildung oder Auktionsvorbereitungen an.
So mancher Vierbeiner ist
hier im Beritt, um Fehler in
der Ausbildung zu korrigieren. So wie bei Steffen
Brunkhorst ist das Verhältnis
zwischen zugekauften und
eigenen gezogenen Pferden
ausgeglichen.
Auch
hier
zählt: „Qualität ist mehr als
Quantitä.t“ Die Ausbildung
müsse auf das Pferd abgestimmt sein. „Mit den guten
muss man auch mal einen
längeren Weg gehen“, sagt
Sebastian Lorenz. Das gehe
nicht immer nach Lehrbuch.
Einige Pferde brauchten ein
bisschen mehr Zeit. Und diese Zeit sollen sie eben auch
bekommen, sagt Sebastian
Lorenz.
Gerade für solch korrekt
ausgebildete Pferde gebe es
eine große Nachfrage. Pferde,
die so gut ausgebildet sind,
dass die Verständigung zwischen dem Pferd und auch
mit jedem anderen Reiter einwandfrei klappt.
Dass diese Pferde in ihren
Ställen zu finden sind, wollen die beiden Jungunternehmer demnächst gemeinsam
präsentieren.
Sebastian Lorenz bei den Jungpferden in Holtorfsbostel.
PFERDE MAGAZIN
Hier lernen die Dressurtalente
Kira Ripphoff und Mathis Goerens bilden Vierbeiner nach der klassischen Reitkunst in Sandbostel aus
S
elbstständig
einen
Ausbildungsstall
führen? Für Kira
Ripphoff (24) und
Mathis Goerens (27) kam
diese Option überraschend.
„Wir waren zu dem Zeitpunkt, als uns die Anlage angeboten wurde, beide fest angestellt und eigentlich total
zufrieden mit unseren Jobs“,
erzählt Kira Ripphoff. Sie ritt
erfolgreich für das Gestüt
Nymphenburg in Bad Zwischenahn, wurde mit „Front
Girl“ 2014 gleich Zweite bei
der Qualifikation für das
Bundeschampionat der fünfjährigen Stuten und Wallache
auf Gestüt Bon Homme; er
war als Bereiter auf dem Hof
Kasselmann in Hagen tätig,
wo Goerens erfolgreich Pferde bis zur schweren Klasse S
vorstellte. „Aber als wir dann
nach Sandbostel fuhren und
uns alles in Ruhe angeschaut
hatten, waren wir total begeistert“, sagt der Pferde-Experte.
Die stilvolle Reitanlage an
der Oste habe einen ganz individuellen Charme, dem die
beiden nicht widerstehen
konnten. Der Vorplatz, das
Rondell, der Allwetterplatz,
die Paddocks, die moderne
und überdachte Führ-Anlage
mit Longierzirkel, drei Hektar große Weideflächen – vor
allem aber die lichtdurchflutete 20 mal 50 Meter große
Halle und die angrenzenden
Stallungen mit komfortablen
Putz- und Waschplätzen sowie zwei modernen Solarien,
hätten ihnen die Entscheidung leicht gemacht, beruflich einen neuen Weg einzuschlagen. „Es passte einfach
alles toll zusammen. Wir haben uns hier auf Anhieb
wohlgefühlt“, sagt Ripphoff.
Nach einem Monat Bedenkzeit
kündigten
sie
schließlich ihre alten Arbeitsverträge und zogen noch vor
Stilvoll und mit Charme:
Der Hof in Sandbostel.
Von Ines van Rahden
Als der erfolgreiche Dressurreiter Hartwig Burfeind mit Pferd und Freundin auf
den Eichenhof nach Pinneberg zog, war seine ehemalige Wirkungsstätte in
Sandbostel lange Zeit unbewohnt. Mittlerweile ist die Anlage wieder belebt:
Das Reiterpaar Kira Ripphoff und Mathis Goerens führt seit einem knappen
Jahr den Ausbildungs- und Verkaufsstall in der Dorfstraße 12 weiter – und
setzt neue Akzente.
Kira Ripphoff
und Mathis
Goerens: Der
Dressurausbildungsstall
in Sandbostel
war ihr
Schritt in die
Selbstständigkeit.
Fotos: van
Rahden
Weihnachten 2014 mit Tannenbaum, Hausstand und
zwei eigenen Reitpferden
nach Sandbostel. Den Hof
pachteten sie zunächst für
die Dauer von drei Jahren,
halten regelmäßig Kontakt
zum ehemaligen Hausherren
Hartwig Burfeind. „Wir wollten uns beruflich ausprobieren, solange wir noch jung
sind, aber uns nicht sofort bis
in alle Ewigkeit festlegen. Wir
wussten ja nicht, wie das
Ganze anläuft“, erklärt Goerens. Doch momentan sehe
es ziemlich gut aus: Alle 24
Boxen seien belegt, vier weitere Kunden stünden auf der
Warteliste. Die eigenen Pferde haben den Besitzer gewechselt, weitere neun Pferde haben Goerens und Ripphoff im Kundenauftrag verkauft – zwei davon nach
Schweden, eines nach Italien. Käufer fanden sich auch
in
Belgien,
Dänemark,
Schweiz, Luxemburg und
Deutschland. „Das ist für
2015 ein guter Schnitt“, sagt
der Dressurreiter.
Dennoch legen die beiden
großen Wert darauf, nicht als
Verkaufsstall gesehen zu werden. Goerens und Ripphoff
haben sich auf die Ausbildung von talentierten Dressurpferden spezialisiert – von
der Remonte bis hin zur
schweren Klasse. „Wir sind
definitiv ein Ausbildungsstall.
Unsere Philosophie ist es
junge Talente zu fördern und
nicht zu überfordern. Uns
geht es nicht darum, möglichst viele Pferde schnell unter die Leute zu bringen. Wir
bemühen uns, pferdegerecht
nach der klassischen Reitkunst auszubilden und für alle Pferde den richtigen Besitzer zu finden. Wenn es aus
unserer Sicht nicht zusammenpasst, sagen wir das. Und
auch, wenn wir meinen, dass
das Pferd noch nicht so weit
ist. Dann reiten wir sie lieber
noch ein, zwei Monate weiter“, erzählt Ripphoff.
brigens gehen Kira
Ripphoff und Mathis
Goerens nicht nur
beruflich gemeinsame
Wege: Die beiden sind auch
privat ein Paar. Kennengelernt haben sie sich in Soltau:
Als Ripphoff ihre Ausbildung
zur Pferdewirtin mit Schwerpunkt Reiten bei Hans Jürgen
Armbrust absolvierte, fing
Goerens als Bereiter auf dem
Hof an. Zwei Jahre später im
Februar 2013 habe es dann
endgültig gefunkt.
Auch 2016 soll es erfolgreich weitergehen: „Die Teilnahme am Bundeschampionat wäre toll. Das richtige Material dafür steht im Stall –
wenn es bis dahin nicht verkauft wird“, sagt Goerens. Au-
Ü
ßerdem wäre der ehrgeizige
Reiter gern bei der Weltmeisterschaft der jungen Pferde
dabei, die ab 2016 nicht mehr
in Verden, sondern im holländischen Ermelo stattfindet:
„Als Luxemburger würde ich
dann für mein Heimatland
starten. Die Chancen dafür
stehen nicht schlecht.“
39
40
PFERDE MAGAZIN
Ein Sattel namens Leistur
Kerstin Baden aus Gräpel lässt eigene Sattelreihe produzieren – 30 Jahre Erfahrung in dunklem Leder verarbeitet
Von Grit Klempow
In dem weichen, dunklen Leder stecken 30
Jahre Erfahrung. Als
Kennerin der Islandpferde-Szene, als passionierte Reiterin und
einfühlsame Trainerin.
Aber vor allem die Erfahrungen, die Kerstin
Baden beim Verkauf
und Anpassen von Sätteln gemacht hat, sind
in Nähte und Polster
geflossen. Kerstin Baden hat einen Sattel in
Serie bauen lassen. Das
Modell heißt Leistur, so
wie ihr Hengst.
I
m
schwarzen
Leder
kommt die Prägung gut
zur Geltung. Dort prangt
das Logo von Kerstin Baden, die seit 1994 in Gräpel
auf dem Gestüt Mühlenbach
zu Hause ist, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Bernd
Arnhold und Martina und
Peter Miessner betreibt. Das
Islandpferde-Gestüt hat einen guten Namen, vor einigen
Jahren
zog
Leistur
vom
Habichtswald
ein, einer der
Deckhengste
des Gräpeler
Gestüts. Nach
dem schön geKerstin
zeichneten
Baden.
Der Hengst Leistur trägt den nagelneuen Sattel, der nach ihm benannt ist.
Mausfalbschecken, den sie
auch auf Turnieren vorstellt,
hat Kerstin Baden ihr Sattelmodell genannt. Wie aber
kommt eine Trainerin und
Gangpferdespezialistin dazu,
einen Sattel unter Privatlabel
herauszubringen?
„Vielleicht wäre ich Sattlerin geworden“, sagt Kerstin
Baden. Wenn sie gewusst
hätte, wie viel Spaß ihr die
Arbeit mit ihrem Sattelservice
macht. Seit sechs Jahren verkauft sie Sättel verschiedener
Anbieter, von deren Qualität
sie überzeugt ist. Lange Jahre
war sie nebenberuflich als
Ausbilderin für Reiter und
Pferd aktiv, schon 1991
machte sie ihren Trainer B,
war lange im Islandpferdezuchtverband (IPZV) engagiert, ist auch zurzeit als eine
der Trainerinnen des Jugendkaders im IPZV Nord bei der
Betreuung dabei.
Seit 2013 unterrichtet sie
hauptberuflich als Ausbilderin von Freizeit- und Sportreitern und ist mit ihrem Sattelservice zu Kunden unterwegs. Aus dem, was ihre
Kunden wollen, was den
meisten Pferden passt und
was sie selbst am meisten
schätzt, entwickelte sie den
Leistur-Sattel, den sie mithilfe und unter den Fittichen
von Anoush Bargh (HilbarSättel) in Übersee bauen ließ.
„Ihr“ Serien-Sattel sollte
ein Kriterium auf jeden Fall
erfüllen: Es gibt einen Markt
für Sättel, die mit Qualität
überzeugen, aber für so manchen als Neuerwerbung auch
bezahlbar sein müssen. Weitere Punkte waren ihr wichtig: Ein tiefer, schmaler Sitz
und ein Kissen, das sich aufpolstern lässt. Eine Kammer,
die von außen verstellbar
und damit für das Pferd anpassbar ist. Ein breites Sattelblatt, damit das Reiterbein
Blick in die Sattlerei: Die Keder, die Abschlusskanten, gibt
es beim Leistur-Sattel in verschiedenen Farben.
Geprägt in schwarzes Leder: Das Logo.
genug Platz hat. Dazu eine
schlichte Aufmachung und
die Möglichkeit, über Klett
verschiedene Pauschen auszuprobieren, lang oder kurz,
je nach Geschmack des Reiters. „Das Klett-System hat
sich bei anderen Herstellern
ewig bewährt“, sagt Kerstin
Baden. Ihren Sattel gibt es
mit und ohne Klett-Variante.
ls die Sättel eintrafen, da war sie
„schon stolz“. Und
auf ihrem vierbeinigen Leistur macht sich das
Modell Leistur auch ganz
gut.
A
PFERDE MAGAZIN
„Von Schlaufzügeln
halte ich nichts“
41
Tierarztpraxis
Fit 4 Motion
Chiropraktik und Physiotherapie für Ihr Pferd
Gisela Schröder-Kern unterrichtet nach klassischen Grundsätzen
Von Hans-Lothar Kordländer
Gisela Schröder-Kern aus Drochtersen hat ihr
Hobby Reiten und Ausbildung zu ihrem Beruf gemacht. In vielen Reithallen in der Region fungiert
sie als Reitlehrerin und führt ihre Reitschüler und
-schülerinnen in die hohe Kunst des Reitens ein.
Sie selbst lebt mit ihrem Ehemann Harald Kern in
Drochtersen direkt am Elbdeich, auf dem das Ehepaar endlose Spaziergänge unternimmt.
G
isela
SchröderKerns Weg zu den
Pferden ist klassisch. Schon als
Mädchen faszinierten sie die
Tiere. Ihren ersten Reitunterricht erhielt sie beim Ausbilder Hans-Georg Gerlach in
Buxtehude. Auch voltigierte
sie. Sie ritt zusammen mit
den Kindern der Familie Ney
in Stade und trat später in
den Fredenbecker Reitverein
ein. Auch ritt sie bei der Familie von Hans Stelling, dem
langjährigen
Vorsitzenden
des Kreisverbandes StaderAltländer Reitvereine, in
Helmste.
Nach dem Abitur studierte
sie Landwirtschaft, spezialisierte sich auf das Thema
Tierproduktion und schloss
das Studium als Agraringenieurin ab. Später befasste sie
sich mit Pferdefütterung.
Als in Drochtersen-Nindorf der Reitverein Südkehdingen gegründet wurde, traten
Vereinsmitglieder
an
Schröder-Kern heran und
fragten, ob sie nicht in der
Reithalle Unterricht geben
wolle. Sie sagte zu.
1989 legte die Kehdinger
Pferdefreundin bei Reitmeister Achim Weiß in Verden die
Prüfung zum Reitwart ab und
so wurde sie Trainerin B im
Reiten, Leistungssport. Seitdem nimmt sie ständig an
Fortbildungen teil.
Vor zehn Jahren schloss
sich Gisela Schröder-Kern
der Fachgruppe Amateurausbilder an und wurde Regionalvertreterin
in
Norddeutschland. Die Vereinigung
organisiert regionale Schulungen, die zur Lizenzverlängerung notwendig sind und
anerkannt werden.
Gisela Schröder-Kern ist
Verfechterin der um 350 vor
Christus von Xenophon verfassten Reitlehre. Die von
ihm verfassten Grundsätze
Tierärztin Stefanie Pachel
Termine nach Absprache 0178/8042030
Mittelstraße 6 A · 21698 Harsefeld
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über die Ausbildung des Pferdes sowie des Reitens haben
bis heute Gültigkeit. Xenophon fordert dazu auf, das
Pferd als Partner zu sehen
und dementsprechend zu behandeln. Das Pferd musste zu
seiner Zeit gut behandelt
werden, da der Mensch im
Krieg und in Notsituationen
sich zu hundert Prozent auf
seinen Partner Pferd verlassen musste. Xenophon lehnte
Gewalt im Umgang mit Pferden strikt ab. Belohnung war
für ihn die wichtigste Ausbildungshilfe.
Viele
seiner
Grundsätze sind eins zu eins
auf die heutige Zeit übertragbar. „Darum ist – und bleibt –
Wesir und D’Artagnan genießen den Ruhestand. Gisela Schröder-Kern ist dagegen viel unterwegs. Als mobile Reitlehrerin unterrichtet sie auf vielen Plätzen in der Region.
Reiten eine Schule der
Menschlichkeit“, schrieb er.
„Richtig reiten reicht“, zitiert Gisela Schröder-Kern
Major a.D. Paul Stecken.
„Von Knüppeln und Schlaufzügeln halte ich nichts“, sagt
Schröder-Kern. „Die werden
im Pferdesport einfach nicht
gebraucht.“
Seit 2009 ist die Drochterserin als „mobile Reitlehrerin“ in der Stader Region unterwegs. Sie unterrichtet Reiter auf privaten Pferden. Ihr
Schwerpunkt ist das Dressurreiten. Es beginnt damit, jedem Reitanfänger und jedem
Pferd eine sinnvolle Grundausbildung zu bieten, damit
sich die Reiter in allen Situationen sicher auf dem Pferd
halten können. Die Pferde
müssen durchlässig gehen
und die leichtesten Hilfen annehmen. Eines der Ziele für
Reiter und Pferd ist „gesund
bleiben“. Der Mensch müsse
stets harmonisch mit Pferden
zusammenkommen.
„Die
Pferde müssen den Spaß an
der Arbeit behalten.“
Zwei Pferde haben Gisela
Schröder-Kern und Harald
Kern in ihrem Stall und auf
der angrenzenden Weide.
Das sind Wesir (27 Jahre alt)
von World Cup und D’Artagnan (16) von Dacrapio. Beide
Pferde, die Gisela SchröderKern einmal selbst und andere Pferdefreunde geritten haben, genießen auf der fetten
Kehdinger Weide den Ruhestand.
Altersentsprechend
werden sie bewegt, manchmal auch unter dem Sattel.
Harald Kern hält seiner
Frau stets den Rücken frei,
wenn sie zum Unterrichten
unterwegs ist. Er versorgt
dann zu Hause die Tiere.
Denn es gibt eine zweite Leidenschaft in der Familie: Die
Zucht von Irish Terriern. Dabei wird allergrößter Wert auf
gesunde, typvolle und charakterfeste Hunde gelegt.
Kontakt: [email protected]
PFERDE MAGAZIN
42
Ein Mann, ein Pferd
Ralf Plitzkat verbringt seine Freizeit am liebsten bei Ausritten mit seinem polnischen Warmblut Sam
Von Hans-Lothar Kordländer
Nach großen sportlichen Ehren strebt der Stader Ralf Plitzkat (50) nicht. Er möchte nach getaner Arbeit Spaß mit seinem Pferd haben. Durch seine Frau Annette und seine beiden Töchtern Tabea und Bonnie ist der Freizeitreiter zum
Pferd gekommen. Im Pferdestall oder bei Ausritten findet er
den notwendigen Ausgleich zu seinem Beruf.
P
litzkat ist Angestellter bei der Deutschen Bahn AG. Er
leitet dort das Qualitätsmanagement eines Geschäftsfeldes der DB AG. Er
ist viel in ganz Deutschland
unterwegs.
„Ich bin Freigänger und
kein Hallensportler“, berichtet Plitzkat über seine Freizeitbeschäftigung mit seinem
Pferd. „In der schönen Natur
ausreiten ist für mich das
Beste.“ Seine erste Ausbildung hat er bei Helga Anselmino im Stader Reitverein erhalten.
Für ihn gilt noch heute:
„Rauf aufs Pferd und die Seele baumeln lassen.“ Einmal
in der Woche bekommt er auf
dem Hof Perlberg, wo er
auch sein Pferd stehen hat,
Reitunterricht von der freien
Reitlehrerin Gisela Schröder-Kern. Der Hobbyreiter
schätzt die Vielseitigkeit am
Pferdesport.
In einem Lehrgang hat
Plitzkat das große und kleine
Hufeisen erworben. „Schließlich muss man wissen, was
im Umgang mit Pferden alles
so passiert.“ Er sei mit Demut
und Respekt vor den Pferden
ausgestattet.
„Inzwischen
habe ich gelernt, was alles zum Umgang mit den
Tieren
gehört.“
Nach seinen
ersten Unterrichtsstunden
hatte Plitzkat
eine Reitbeteiligung. „Doch
etwas Dauerhaftes ist, ein
eigenes Pferd
zu besitzen.“
So kam vor
zweieinhalb
Jahren nach
dem Pferd seiner Frau ein
zweites in die
Familie. „Unsere Reiterfahrungen waren
so
unterschiedlich,
dass jeder ein
Pferd mit anderem Temperament
und
Können
brauchte“,
sagt Plitzkat.
Samson,
kurz und liebevoll Sam genannt, heißt
das Pferd von
Ralf Plitzkat.
Das polnische
Warmblut ist
16 Jahre alt.
„Er ist stets
ruhig und geduldig
und
lässt sich von
nichts ablen- Ralf Plitzkat und sein Samson, genannt Sam. „Der macht einfach alles
ken.“ Da Sam mit“, sagt der begeisterte Freizeitreiter.
Foto: Kordländer
nicht so hektisch sei, sei er ideal für Reit- registriere sofort die Stim- dass das Pferd auch bewegt
anfänger. „Der macht einfach mung des Reiters, sagt Plitz- wird, wenn Plitzkat bei seiner
alles mit.“
kat. „Und gerade Sam ist ein Arbeit quer durch DeutschDer Pferdefreund mag sei- Spiegel meiner eigenen Stim- land reist. „Als Reiter haben
nen Sam nicht gerne auf ei- mung.“ Doch Mensch und Anja und ich die gleichen
nen Anhänger laden und Pferd würden sich selbst Ansprüche an Pferde.“ Beim
zum Reiten vorher durch die steuern, damit sie erholsam Ausreiten kommt auch FamiGegend fahren. „Ich reite in der Natur unterwegs seien. lienhund Abby richtig in Begerne hier in der Stader Um- „Da kann ich vollkommen wegung. Der zwei Jahre alte
gebung aus.“ Und das nicht entspannen und abschalten“, Mischling darf dann an der
nur, um fit zu bleiben. „Das so der Freizeitreiter. Die Leh- Leine nebenher laufen. Und
alles ist eine Welt, in der man rerin Anja Janzen hat eine das scheint ihm offenbar
abschalten kann.“ Das Pferd Reitbeteiligung an Sam, so Spaß zu machen.
PFERDE MAGAZIN
Eine Frage des Vertrauens
Marlien Milsmann probiert mit ihrer Stute „Sometimes true“ viel aus – Auch das Halsringreiten
Von Grit Klempow
Ein Bild, das ein tiefes Vertrauen ausstrahlt: Nur
mit dem Halsring reitet Marlien Milsmann ihre
Reitpony-Stute „Sometimes true“ über die Weide.
„Die Idee hat mich fasziniert“, sagt Marlien über
das Reiten ohne Zaumzeug.
Die Stader Gymnasiastin und
ihre Stute sind seit neun Jahren ein eingespieltes Team.
Und Marlien probiert gerne
aus, sucht die Abwechslung
für sich und ihr Pony, das sie
kurz „Schnecke“ nennt. Weil
sie ohnehin oft mal ohne Sattel reitet, probierte sie auch
die Variante ohne Kopfstück
aus und griff zum Halsring.
Der erste Versuch in der
Reithalle klappte auf Anhieb.
Und auch auf der großen
Wiese gab es keine Probleme.
„Sie hat das so toll angenommen“, sagt Marlien. „Schnecke“ reagiert ohnehin gut auf
Schenkel- und Gewichtshil-
fen. Weil auch der Ausflug
mit dem Halsring auf die
Wiese so gut klappte, „habe
ich mich auch getraut zu galoppieren“. Den schönen
Moment fotografierte Mama
Berit Milsmann. Täglich sind
Mutter und Tochter bei den
Pferden, die im Stall Vollmers in Stade-Barge stehen.
Ihre „Schnecke“ würde Marlien nicht mehr hergeben. Bei
anderen könne die Stute
durchaus hektisch werden,
aber „man muss nur ruhig
mit ihr umgehen“, sagt die
17-Jährige. Sie freut sich auf
besseres Wetter – und auf das
Halsringreiten auf der Wiese.
Nur mit dem Halsring galoppiert Marlien Milsmann auf ihrer Stute über die Wiese.
43
44
PFERDE MAGAZIN
Nach 30 Jahren zurück im Stall
Wie eine begeisterte Reiterin nach Jahrzehnten den Wiedereinstieg probiert – Die Stute Aphrodite aus dem Stall
Erste Kontaktaufnahme: Gestatten, Aphrodite, Hannoveraner, Reitpferd. Gestatten, Susanne Helfferich, Redakteurin und Wiedereinsteigerin.
Fotos Paul Kühn
Von Susanne Helfferich
Meine Reitstiefel hatte ich nie aussortiert; ebenso
wenig die Reithose. Beides passt noch. Etwas unbeholfen und mächtig aufgeregt stehe ich auf dem
Hof Böhmke in Belum. In einer Viertelstunde beginnt mein Unterricht.
R
eiten verlernt man
nicht. Der Satz hat
sich eingeprägt. Das
ist wie Fahrradfahren. 30 Jahre ist es her, dass
ich das letzte Mal auf einem
Pferd saß. Ich hatte das
Glück, eine Freundin zu haben, die elf Pferde im Stall
stehen hatte. Die mussten bewegt werden. Ich war dabei.
Dann kam der Umzug
nach Hamburg, und damit
wurde Reiten ein unbezahlbares Hobby. Dann der Job,
dann die Kinder, dann der
Hund, ... Doch die Sehnsucht blieb. Bis heute kann
ich an keinem Pferd vorbeigehen, ohne meine Hände
auf die weichen Pferdenüstern zu legen und den Geruch des Fells einzuatmen.
Jedenfalls hatte ich meine
Stiefel gut gefettet in der
Kammer aufbewahrt. Man
kann ja nie wissen. Und jetzt
ist es so weit. Waltraud
Böhmke begrüßt mich und
führt mich in den Stall. Neugierig heben die Pferde die
Köpfe, luschern aus ihren
Boxen, hier schnaubt es, dort
scharrt ein Huf. 60 Hannoveraner stehen auf Böhmkes
Hof. Vor der Box einer zierlichen braunen Stute bleiben
wir stehen. „Das ist Aphrodite“, stellt Böhmke vor, „sie ist
ganz ruhig, aber nicht zu ruhig.“ Der Wiedereinstieg solle
ja nicht zu anstrengend werden. Das klingt doch vielversprechend.
Bevor es aufs Pferd geht,
kommt die Pflicht. Putzen ist
angesagt. „So lernt Ihr Euch
erstmal kennen“, sagt Waltraud Böhmke. Aphrodite
lässt sich ohne Probleme zum
Putz- und Sattelplatz führen.
Kaum habe ich den Striegel
in der Hand, ist alles wieder
da: Jede Handbewegung, jeder Griff, jede Berührung
kommen wie von selbst. Und
plötzlich sind da Begriffe, die
ich 30 Jahre nicht mehr ausgesprochen habe, etwa „Kardätsche“ für die weiche Bürste, die das Fell zum Glänzen
bringt. Als ich die Hufe zum
Auskratzen hebe, meint Waltraud Böhmke: „Man sieht
schon, dass Sie das nicht
zum ersten Mal machen.“ Irgendwie habe ich das Gefühl,
dass dieser Satz nicht nur
mich beruhigt.
Wir sind in der Halle. In
der Mitte steht ein Tritt. Das
ist neu. Vor 30 Jahren durfte
eigentlich nur reiten, wer aus
eigener Kraft rauf aufs Pferd
kam. Alles andere war verpönt.
Die
Aufstieghilfe
schont nicht nur den Reiter,
sondern auch das Pferd.
PFERDE MAGAZIN
45
und endlich wieder im Sattel
Böhmke in Belum trägt Redakteurin Susanne Helfferich geduldig – An der Longe kommt die Sicherheit zurück
N
icht jeder kommt
sportlich
federnd
und
geschmeidig
auf 1,60 Meter Höhe in den Sattel. Viele hängen wie ein nasser Sack an
der Seite, bevor sie mit Mühe
ihr rechtes Bein über den
Pferderücken hieven und
dann in den Sattel plumpsen.
Je nach Konstitution des Reiters wirken da einseitig 60 bis
90 Kilo auf das Tier ein. Das
Aufsteigen über den Steigbügel führe zu einer starken Belastung der Wirbelsäule und
der Rückenmuskulatur des
Pferdes, erklärt meine Reitlehrerin. Überhaupt steht das
Tierwohl offenkundig heute
ganz anders im Fokus: Das
fängt schon beim Satteln an.
Früher wurde der Sattelgurt
gleich ordentlich festgezurrt.
Heute lässt man dem Pferdeleib Zeit, sich an die Belastung zu gewöhnen. Verspannungen und Blockaden sollen vermieden werden.
Ich bin also froh, dass ich
dem Pferderücken ein paar
Stufen entgegengehen darf.
Und kaum sitze ich im Sattel,
habe ich das Gefühl, angekommen zu sein. Knie und
Schenkel schmiegen sich an
den Sattel – ein unbeschreibliches Gefühl der Vertrautheit. Das soll sich ändern.
Zunächst nimmt uns die
Hofchefin an die Longe. „So
können Sie sich erst einmal
auf sich konzentrieren“, sagt
sie. Ich drücke die Unterschenkel an den Pferdeleib,
den inneren stärker, da Aphrodite nach außen gehen soll,
ein leichter Zug am äußeren
Zügel und sie folgt den Hilfen. Doch ich habe das Gefühl, nicht locker lassen zu
dürfen. Immer wieder gebe
ich Schenkeldruck, nach fünf
Minuten brennen bereits die
Oberschenkel, nach zehn Minuten stehe ich im Schweiß –
und wir befinden uns noch
im Schritt. „Sie müssen gar
nicht so viel tun“, klärt mich
Waltraud Böhmke auf, „dann
weiß sie gar nicht mehr, was
sie tun soll.“ Offenkundig ist
hier weniger mehr.
Ich soll antraben. Zügel
aufnehmen, fest in den Sattel
setzen, Schenkeldruck und
schon trabt Aphrodite los.
Automatisch hebe ich mich
bei jedem zweiten Schritt aus
dem Sattel und klatsche
ziemlich unelegant zurück.
Nach wenigen Runden pariere ich ziemlich abrupt wieder
in den Schritt. Der Wohlfühleffekt nach dem Aufsitzen ist
verschwunden und ich erkläre die Behauptung, dass man
Reiten nicht verlernen könne, für eine absolute Mär.
Waltraud Böhmke lässt
mich erst mal ein paar Lockerungsübungen
machen:
nach links drehen, nach
rechts, das Becken bewegen;
auch der Reiter soll vor Blockaden und Muskelverspannungen bewahrt werden. Daran hat man vor mehr als 40
Jahren, als ich den ersten
Reitunterricht hatte, keinen
Gedanken verschwendet. Im
Gegenteil: Einmal sollten wir
mit einer Besenstange zwischen Ellbogen und Rücken
eingeklemmt den aufrechten
Sitz trainieren. Das war einmal ...
ch müsse beim Leichttraben weiter vorne im Sattel
ankommen, erklärt meine
Reitlehrerin, ich solle das
Becken weiter vorschieben.
Zweiter Versuch. Ein Glück,
dass ich mich voll auf mich
konzentrieren darf. An Aphrodite verschwende ich keinen Gedanken. Aufstehen,
Senken und Becken nach
vorn, Aufstehen und Senken,
und nun brennt auch die
Bauchmuskulatur, die schwer
gefordert ist. Allmählich gewinne ich die Kontrolle über
meinen Körper zurück; ich
klatsche nur noch bei jedem
fünften Schritt in den Sattel.
Wieder Schritt. Erholungspause für Reiterin und Aphrodite.
Ein
paar
Mal
wechseln wir
noch
zwischen
Trab
und
Schritt,
zwischendurch
auch
die Richtung.
Dann
fragt
mich
meine
Trainerin, ob
ich einen Galopp
wagen
möchte. Natürlich
will
ich. In meiner
Dank an Waltraud Böhmke und Aphrodite. Erinnerung ist
I
Gefühlte Vertrautheit auf Aphrodites Rücken: Susanne Helfferich reitet endlich wieder.
das die schönste Gangart.
Ein Pferd im Galopp läuft
von selbst, fast wie auf einem
Schaukelpferd. Ob ich denn
noch die Hilfen kenne fürs
Angaloppieren? Klar doch:
äußerer Schenkel eine Handbreit zurück, Druck von beiden Schenkeln und schwer
im Sattel machen.
Aphrodite versteht. Braves
Mädchen. Was bin ich froh,
an der Longe zu sein! Von
wegen Schaukelpferd. Ich
muss mich mit beiden Händen am Riemchen am Sattel
festhalten, sonst würde mich
der Schwung rauswerfen.
Dennoch ist es ein unbeschreibliches Gefühl. Ein
zweiter Spruch von damals
fällt mir ein: Das Glück der
Erde liegt auf dem Rücken
der Pferde. Ein kleines Stück
von diesem Glücksgefühl ist
da. Will ich es ganz packen,
liegt ein ordentliches Stück
Arbeit vor mir.
ls ich am Ende der
Stunde von Aphrodites Rücken rutsche,
lande ich mit weichen Knien. Ich fühle mich
wie nach schwerem Seegang
endlich an Land. Ich führe die
Stute zum Putzplatz, befreie
sie vom schweren Sattel und
schütze den schwitzenden
Leib mit einer Decke. Dann
reinige ich die Hufe vom Sand
der Reithalle. Plötzlich beschleicht mich das schlechte
Gewissen: Ich habe ein Dankeschön für das Pferd vergessen und weder Mohrrübe
noch trockenes Brot mitgebracht. Vor 30 Jahren wäre
mir das nicht passiert. „Beim
nächsten Mal werde ich das
nicht vergessen“, verspreche
ich der Stute, nachdem ich sie
zurück in die Box geführt habe. „Bis bald!“
A
Nachtrag: Am nächsten
Morgen wache ich mit leichtem Ziehen in Beinen und
Rücken auf. Prima, denke ich,
hätte schlimmer kommen
können. Vier Stunden später
kann ich kaum noch gehen.
Vier Tage dauert der Muskelkater an. Da hilft nur eins:
Schnell wieder aufs Pferd.
PFERDE MAGAZIN
46
Die Schönen mit der Ahnenreihe
Barbara Schulte aus Essel-Hemelingsbostel ist einzige Lipizzaner-Züchterin im norddeutschen Raum
D
ie „Lipizzanerzucht
unter den Linden“
gibt es seit 1999,
seitdem ist auch Rava auf dem Hof. Erklärtes
Zuchtziel ist es, die vom Aussterben bedrohten letzten
überlebenden Pferde der Barockzeit in ihrem Typ und mit
ihren vielen positiven Eigenschaften zu erhalten. Lipizzaner, erklärt Barbara Schulte,
bewahrten sich ein Großteil
ihrer barocken Gene.
Lipizzaner sind weiß – ein
weit
verbreiteter
Irrtum.
Richtig ist zwar, dass meistens nur weiße Pferde zur
Schau gestellt werden, aber
das ist vom Menschen so gewollt. Ursprünglich gab es in
der Barockzeit um 1750 bei
den Lipizzanern eine bunte
Farbenvielfalt. Und die will
Barbara Schulte mit ihrer
Zucht wieder zurückbringen.
Das hat auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit des Tieres, weil es die
Von Wilfried Stief
Wenn Rava auf der Weide galoppiert, sieht die Stute von Barbara Schulte einfach nur wie ein schönes Pferd aus. Doch in dem Lipizzaner steckt etwas Besonderes: Die Ahnenreihe von Rava reicht bis ins Jahr 1775 zurück. Wegen ihrer Ursprünglichkeit eignet sich Rava besonders zur Zucht. Und solch eine Lipizzanerzucht betreibt Barbara Schulte in Essel-Hemelingsbostel. Übrigens die
einzige aktive Zucht im norddeutschen Raum.
Möglichkeit der Entstehung
eines
Schimmelmelanoms
verringert. Beim Schimmelmelanom handelt es sich um
eine gutartige Hautveränderung, die für das Pferd sehr
lästig ist. Mit Hautkrebs dürfe das nicht in einen Topf geworfen werden, so Barbara
Schulte. Hautkrebs sei bei Lipizzanern so selten wie bei
allen anderen Pferden auch.
Barbara Schulte geht es
nicht ums Geldverdienen. Sie
hat viel in die Zucht investiert. Wer sie im Umgang mit
ihren Lipizzanern sieht, weiß
warum. Der Lipizzaner gilt
als sehr menschenfreundlich.
Das kultiviert Barbara Schulte bei ihren Tieren. Bei Geburten ist sie stets dabei, hilft
bei den ersten Steh- und
Gehversuchen. So ist der
freundschaftliche
Kontakt
gleich aufgebaut.
Die älteste Kulturpferderasse der Welt war nie als Nutzpferd gezüchtet worden. Lipizzaner sollten bei Hofe
Prunk- und Paradepferde
sein. Sie sollten den König
gut aussehen lassen und
selbst durch Körperbau und
Farbe auch etwas hermachen. Damals legten sie eine
prächtige Farbenvielfalt an
den Tag. Am beliebtesten war
damals der goldene Schimmer. Erst für öffentliche Vorführungen vor gut 100 Jahren
wurde den Lipizzanern die
Farbe weggezüchtet. Sie galoppierten als weiße Pferde
durch die Manege oder durch
die Straßen.
In den letzten Jahren war
der Lipizzaner Gegenstand
Barbara Schulte aus Essel-Hemelingsbostel
begeistert sich für Lipizzaner.
vieler wissenschaftlicher Untersuchungen, die im Rahmen des von der EU geförderten Copernikus-Projekts
erarbeitet wurden. Die Ahnen des Lipizzaners lassen
Zum Familienurlaub
auf den Talhof
Verlosung: Zu Besuch bei Haflingern und Warmblütern im Edertal
D
Laurine und Lennart freuten sich über den gewonnenen
Urlaub auf dem Talhof. Mit ihren Eltern verbrachten sie
dort schöne Tage.
22. Februar 2016
as ist schon fast eine
gute Tradition: Die
Reiterpension Talhof aus dem Edertal
verlost im Pferdemagazin einen Familienurlaub. Als Familie Lührs aus Drochtersen
im vergangenen Jahr gewann,
schickte die Familie gleich
ein Urlaubsbild an die Redaktion. Vor allem Tochter
Laurine amüsierte sich als
Pferdefan prächtig. „Auch die
Landschaft ist wunderschön,
Wälder und Felder“, erzählt
Nadine Lührs.
Sie könnte sich vorstellen,
noch einmal im Edertal Urlaub zu machen. Der Talhof
liegt im Ortsteil Wellen der
Großgemeinde Edertal, inmitten der Ferienregion Waldecker Land. Der Hof liegt
etwa 200 Meter vom Dorf-
rand entfernt, abseits der
Straße, umgeben von Feldern
und Wiesen. Von hier aus
blickt man durch das von bewaldeten Hügeln umgebene
Edertal bis hin zu den Ederseebergen mit der Silhouette
des alten Fürstenschlosses
Waldeck.
Bad-Wildungen mit seinen
Kuranlagen, der Eder-Stausee, der Nationalpark Kellerwald-Edersee und die alte
Kaiserstadt Fritzlar sind einige Ausflugsziele, die schnell
und bequem zu erreichen
sind.
Der Hof ist das Zuhause
von Familie Biederbeck und
von vielen Tieren. Haflinger
und Ponys. Pferde, Ponys,
Kühe,
Kälber,
Bullen,
Schweine, Ziegen, Kaninchen, Hunde, Katzen, Gänse
und Enten. Auf dem Talhof
werden auch Pferde gezüchtet. Für die Haflinger-Zucht
steht mit dem Edelblut-Haflinger-Hengst „Stern von
Waldeck“ ein eigener Zuchthengst zur Verfügung. Für die
Warmblutzucht kommen die
Zuchthengste vom Gestüt
„Burghof-Brodhecker“.
PFERDE MAGAZIN
47
sich lückenlos bis auf die Begründer
der
einzelnen
Hengstlinien und Stutenfamilien im 18. Jahrhundert zurückführen. 60 Prozent der
ursprünglichen barocken Gene konnten in die moderne
Zeit hinübergerettet werden.
G
leichzeitig stammen
ein Viertel der Gene
von
sogenannten
Blutpferden, überwiegend Arabern und etwa
drei Prozent englischem Vollblut. Somit ähnelt die genetische Struktur durchaus den
modernen
europäischen
Warmblutpferden. Auch der
Inzuchtgrad ist nicht höher
als bei Warmblütern, obwohl
es sich um eine kleine geschlossene Population handelt. Diese eignet sich deshalb hervorragend für wissenschaftliche Untersuchungen, die dann auch auf andere Pferde übertragen werden
können.
Schon als Kind hat Barbara Schulte die Lipizzaner lieben gelernt. Als sie anfing zu
reiten, machte sie gleich Bekanntschaft mit diesen Pferden. Als sich die Pferdeliebhaberin mit der Zucht beschäftigte, gerieten die Lipizzaner in ihren Blick. Für sie
Ihr Herz schlägt für die Lipizzaner des barocken Typs: Barbara Schulte und ihre Stute Rava.
ist der barocke Lipizzaner
auch ein Kulturerbe. Heute
gibt es nur wenige Züchter,
die sich um Lipizzaner küm-
mern und noch weniger von
ihnen, die auf den barocken
Fotos: Stief
Typ setzen. Barbara Schulte
ist einer davon.
48
PFERDE MAGAZIN
Ins weite Watt mit
Nerven wie Drahtseile
Der Alltag eines Wattwagenpferdes – Zwei Vierbeiner im Porträt
PFERDE MAGAZIN
49
Von Katharina Jothe
Nely ist sieben Jahre alt und kommt aus Polen.
Jetzt soll sie Wattwagenpferd werden und in der
nächsten Saison zahlreiche Touristen zwischen der
Insel Neuwerk und dem Sahlenburger Strand hin
und her befördern. Eine Kutsche kennt die Stute
schon aus Polen, der große Wattwagen ist neu für
sie. Deshalb ist ein erfahrener Kollege dabei.
S
Schließlich
setzt oder leer
müssen
die
sei,
erklärt
Wagen auf ihNelys neuer
rem Weg ins
Besitzer und
Watt
quer
Wattkutscher
durch SahlenKai Stelling.
burg fahren.
Der Neuling
Hier hat Nely
könne sich so
also
noch
langsam
an
Übungsbedie Anfordedarf. Die Starungen
getur des Pferwöhnen.
des ist dage„Wichtig ist,
gen nicht so
dass die Pferentscheidend.
de einen guAuffällig
ist
ten Charakter
vor allem, wie
haben“,
beunterschiedtont Stelling.
lich die Pferde
„Während des
gebaut sind.
Aufenthaltes
Hauptsache
auf der Insel
sie sind groß
stehen
die
und
kräftig
Pferde eng zuum
sammen und Erster Versuch: Neuling genug,
großen
die Leute lau- „Nely“ wird das erste Mal den
fen
dazwi- vor den Wattwagen ge- Wagen durchs
Fotos: privat Watt zu zieschen durch.“ spannt.
hen. Nely geAngst
vor
Wasser sollten sie natürlich hört da eher zu den schlanauch nicht haben. Obwohl keren Vertretern.
Lord ist dagegen ein richtidas Wasser im Watt gar nicht
der entscheidende Faktor sei, ger Brocken. Der Kaltblüter
so der Wattwagenfahrer. Die ist Kai Stellings Lieblingsgroße Weite verunsichere die pferd und der Chef im Stall.
Pferde viel mehr, daran müss- Stelling entdeckte den impoten sich viele erst gewöhnen. santen Braunen auf einer
Verkehrssicherheit ist ein Weide in Cuxhaven und verweiterer wichtiger Punkt. liebte sich spontan. Lord
wurde sein erstes eigenes
Wattwagenpferd. Die erste
Tour ins Watt mit ihm geriet
allerdings fast zum Desaster.
„Ich dachte, ich komme
nicht mehr nach Hause“, erzählt der Fuhrunternehmer.
„Lord zeigte null Temperament und Vorwärtsdrang,
Ausdauer hatte er erst recht
nicht.“ Aufgeben wollte er
dennoch nicht. Sein Vater
Werner, von dem Kai Stelling
den Familienbetrieb übernommen hat, bestärkte ihn
darin. „Behalte das Pferd, der
hat eine schlechte Kindheit
gehabt. Das wird mal ein Guter“, riet er seinem Sohn und
er behielt recht.
ittlerweile
gibt
Lord vor dem Wagen das Tempo
an. Wenn er mit
einem unerfahrenen Pferd
zusammenläuft, zieht er den
Neuen mit oder schnappt
schon mal, um ihn zu bremsen, je nachdem was gerade
angesagt ist. Kai Stelling
spricht den Braunen daher
Kaltblüter „Lord“ ist der wahre „Chef“ im Stall von Kai respektvoll mit „Chef“ an –
Stelling.
Foto: Jothe Ehre, wem Ehre gebührt.
ky kennt das Geschäft
schon länger, er hat
schon viele Leute zur
Insel gebracht. Jetzt
soll er dem unerfahrenen
Pferd Sicherheit vermitteln.
Zunächst geht es aber nicht
ins Watt, sondern nur durch
Wald und Heide. Etwa eine
Stunde dauert die erste Fahrt,
sie führt über Straßen und
Sandwege. Nely macht brav
mit, nur große Lkw sind ihr
noch etwas unheimlich. Damit die neue vierbeinige Mitarbeiterin zum Saisonstart fit
für die sechsstündige Tour
zur Insel und zurück ist,
muss das Pensum über den
Winter langsam gesteigert
werden. Das heißt, die Trainingsstrecken durch Wald
und Heide werden länger
werden und demnächst wird
die polnische Stute zum ersten Mal das Watt unter den
Hufen fühlen.
Die erste Fahrt zur Insel
wird Nely wahrscheinlich
nur mit zwei Kutschern auf
dem Wagen absolvieren dürfen. Das habe zum einen Sicherheitsgründe, da man
nicht vorher wisse wie das
Pferd reagiere. Zum anderen
mache es natürlich einen gewaltigen
Gewichtsunterschied, ob der Wagen vollbe-
M
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50
PFERDE MAGAZIN
Der Traum vieler Pferdefans:
Nachfrage nach Immobilien zur Pferdehaltung ist groß – Resthöfe sind besonders gefragt – Wohnprojekt wird mit
Von Katharina Jothe
Viele Pferdeliebhaber haben einen Traum: Die eigenen Pferde direkt am Haus zu haben. Vom Frühstückstisch schon die geliebten Vierbeiner sehen, abends schnell noch einmal in den Stall
gucken und ein besonderes Verhältnis zu den Tieren aufbauen,
so sind häufig die romantischen Vorstellungen.
R
olf
Flessau
aus
Hemmoor hat sich
diesen Traum erfüllt. Er und seine
Frau halten seit über 30 Jahren ihre Pferde direkt am
Haus. Spontan in den Urlaub
oder auch nur über das Wochenende
wegfahren,
ist
nicht möglich. Die Eheleute
beschränken sich daher meistens auf Tagesausflüge, sodass sie ihre Pferde morgens
und abends selbst versorgen
können. Die Entscheidung
für seinen „Selbstversorger“Stall bereut Flessau dennoch
nicht. „Man ist mit den Pfer-
den auf Du
und Du“, sagt
er. „Außerdem
kann ich meine Pferde so
halten, wie ich
es
möchte:
Mit viel Auslauf auch im
Winter.“
„Resthöfe
werden
bei
uns
ständig
nachgefragt“,
bestätigt Detlef Osterndorf
von der Stadtsparkasse
Cuxhaven. Es
gäbe durchaus
viele
davon
auf
dem
Markt, allerdings seien die
Stallgebäude
in der Regel
alt und entsprächen
nicht
mehr Der Plan: Just neben den Häusern gibt es einen Gemeinschaftsstall.
den heutigen
Grafik: IDB Cuxhaven GmbH
Standards, erdings immer noch vieles zu
klärt der Immobilienberater. ven.
Da die Nachfrage groß ist, beachten. Wohin bloß mit
Auch die Lage des Hofes sei
entscheidend. „Weit abgele- ist im „Reiterdorf“ Holte- dem Mist, ist eine Frage, die
gene Höfe sind für Pferdehal- Spangen, einem Ortsteil von so manchem Pferdehalter
ter selten interessant“, so Cuxhaven, das Projekt „Woh- graue Haare wachsen lässt.
Osterndorf. Immobilien rund nen mit Pferd“ entstanden. Denn Pferdemist gilt ebenso
wie Gülle als wasum das mit Reitwegen
sergefährdender
durchzogene
Natur„Man ist mit den Pferden auf
Stoff. Die Lagerung
schutzgebiet „Cuxhavemuss daher „auf einer
Küstenheiden“
Du und Du.“
ner
nachweislich
stünden bei potenzielRolf Flessau, Hemmoor.
flüssigkeitsdichten
len Interessenten dageFläche erfolgen, Sigen hoch im Kurs.
ckerwasser ist zu
Nicht überall ist je„Weit abgelegene Höfe
fassen und aufzudoch die Haltung von
fangen“, so heißt es
Pferden zulässig, beisind für Pferdehalter selten
im
Gesetzestext.
spielsweise, wenn das
interessant.“
„Wer dem zuwiderAreal in einem reinen
handelt, begeht eiWohngebiet liegt. Dann
Detlef Osterndorf.
ne Ordnungswidspielt es auch keine
rigkeit oder, bei
Rolle, ob das GrundVorsatz, sogar eine
stück es hergibt. „Um
auf der sicheren Seite zu sein, Am Berenscher Heideweg in Straftat“, erklärt der Leiter
sollte man unbedingt vor unmittelbarer Nähe des Reit- des Wasser- und Abfallwirtdem Kauf eines Hauses oder wegenetzes wurden Bauplät- schaftsamtes, Andreas Lesch.
Nicht viele Pferdebesitzer
Bauplatzes Kontakt mit der ze explizit für die Nutzung
zuständigen Behörde aufneh- zur Pferdehaltung ausgewie- sind bereit, das alles auf sich
men und erfragen, ob eine sen. „Diese Bauplätze waren zu nehmen. Ebenfalls im
Pferdehaltung dort erlaubt ruckzuck verkauft“, sagt Ost- Herzen des Reiterdorfes Holte-Spangen ist daher kürzlich
ist“, empfiehlt Andreas Eick- erndorf.
Wenn das richtige Anwe- ein weiteres Projekt aus der
mann, Leiter des Amtes für
Bauaufsicht und Regionalpla- sen oder der ideale Bauplatz Taufe gehoben worden. In
nung beim Landkreis Cuxha- gefunden ist, gibt es aller- Planung ist ein sogenanntes
PFERDE MAGAZIN
51
Mit den Vierbeinern Tür an Tür
Gemeinschaftsstall und kurzen Wegen für Pferdehalter in Holte-Spangen geplant
Angerdorf mit acht Fachwerkhäusern. Statt einzelner
Stallgebäude direkt am Haus
soll dort ein Gemeinschaftsstall gebaut werden. Diesen
soll später ein Betreiber übernehmen.
„Die Idee ist, dass die Reiter ihre Pferde wie gewohnt
mit allem Service einstellen
können, aber selbst kurze
Wege haben“, erläutert Immobilienberater Osterndorf.
Ein Reitplatz ist in Planung
und auch Weideflächen, die
den Häusern am Berenscher
Heideweg fehlen, sind vorhanden. Eingeplant sind ein
Heulager sowie ein Stellplatz
für Pferdeanhänger.
Das sei aber alles noch Zukunftsmusik, so Osterndorf.
Zunächst müsse ein Großteil
der Häuser verkauft sein,
dann könne mit dem Bau des
Stalls begonnen werden. Ein
Musterhaus ist aber schon
fast fertig und kann bereits
besichtigt werden. Auch hier
dürfte es an Interessenten
nicht
mangeln. Schließlich
geben
Reiter, Fahrer,
Voltigierer
und Züchter
laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) um
die 2,6 Milliarden
Euro
jährlich
für
laufende Kosten in Pferdesport
und
-haltung aus.
Allein in Niedersachsen
sind
rund
130 000 Reiter
in mehr als
1000
Reitund Fahrvereinen organisiert, die Gesamtzahl wird
sogar
auf
300 000
ge- Die Pferde immer in der Nähe: Das wünschen sich viele Pferdebesitzer. Dazu gibt es jetzt ein Projekt im
schätzt.
Reiterdorf Holte-Spangen bei Cuxhaven.
Foto: Jothe
52
PFERDE MAGAZIN
Glückliche Pferde in der Herde
Die Laufstall-Arbeitsgemeinschaft setzt sich für die artgerechte Pferdehaltung ein – Zwei Ställe als Beispiel
Von Grit Klempow
Wer seine Ruhe will, kann sich ein Plätzchen suchen. Wer toben
will, findet einen Spielkameraden. Wer noch einen Nachschlag
möchte, kann ungestört Heu knabbern gehen – die Idee der
Laufställe ist, dass die Pferde selbst entscheiden, was sie wann
tun wollen. Das Ziel ist eine möglichst artgerechte Pferdehaltung. Das Pferdemagazin hat sich zwei Laufställe angesehen.
Vier-Sterne-Stall: Marlene Birke und ihre Familie halten ihre Pferde artgerecht.
Fotos: Klempow
N
ur langsam kommen die drei Wallache von der Weide,
aber
schließlich
siegt die Neugier. Herdenchef
Wisus, ein englisches Vollblut, macht als Erster einen
Abstecher in den Paddock
mit dem trockenen Sandboden und schnuppert am Besuch. „Gerüche faszinieren
ihn“, sagt Marlene Birke. Mit
den Vorderbeinen auf dem
Holzklotz zeigt er noch mal
kurz, dass er in diesem Stall
auf jeden Fall der Größte ist.
Sein Stall in der Nähe von
Mulsum ist ein Vier-SterneStall.
Die Sterne hat die Laufstall-Arbeitsgemeinschaft
(LAG) vergeben, der Familie
Birke angehört. Die AG hat
sich zum Ziel gesetzt, die artgerechte Haltung von Pfer-
Eric kann in
Ruhe
sein
Heu fressen.
Den
Fressständer kann
er verlassen
oder betreten
wie er will.
Von
seinen
Artgenossen
kann er beim
Fressen nicht
gestört werden.
den in Gruppen und mit Auslaufhaltung mit Rat und Tat
zu unterstützen. Damit ein
Stall vier Sterne bekommt,
muss er einige Kriterien erfüllen. Sowohl Privatpferdehalter als auch Pensionsbetriebe
können eine Plakette bekommen.
Grundlegend geht es darum, den Pferden Kontakt zu
Artgenossen, frische Luft,
freie Sicht und ständige Bewegung zu ermöglichen. Das
Zusammenleben
mehrerer
Pferde ist bestimmt durch die
Rangordnung in der Herde,
daraus ergeben sich bestimmte Kriterien, die ein Laufstall
erfüllen muss. Birkes VierSterne-Stall ist picobello sauber. Der große Liegebereich
ist mit Sand und darüber
Strohspänen eingestreut. Bei
Bedarf kann ein Tor ge-
schlossen werden, das die
Pferde räumlich voneinander
trennt. Gerade rangniedere
oder ältere Pferde brauchen
ab und an ihre Ruhe. Seit
2004 sind Birkes schon dabei. Zwei Eingänge hat der
Liegebereich, auch das muss
sein, um den Pferden jederzeit einen Fluchtweg zu ermöglichen, falls ein Eingang
durch ein ranghöheres Tier
blockiert ist.
Der trockene, drainierte
Sandauslauf, die fest eingezäunten Weiden, zu denen
die Pferde auch im Winter
Zugang haben, sind weitere
Pluspunkte. Die massiv gebauten Fressständer sorgen
dafür, dass auch das Tier, was
am wenigsten in der Gruppe
zu melden hat, in aller Ruhe
und so viel fressen kann wie
es will und braucht – ohne,
dass die gierigen Kumpel es
wegscheuchen.
K
leine Details im Stall
zeigen: Birkes tun
alles, damit es ihren
Pferden
gutgeht.
Scheuermatten an den Ständern, Äste zum Knabbern im
Auslauf. Auch ein Pferdeball
liegt bereit, um getreten zu
werden – die drei Wallache
machen davon gerne Gebrauch. Die Tränke so weit
weg, dass die Pferde immer
einen Weg zurücklegen müssen, Bewegung ist wichtig.
Wenn Marlene Birke am
Stall ist, ist auch Eric, ihr imposanter Schotte da. Das sei
ein
ruhiges,
gemütliches
Pferd, sagt Marlene Birke, die
vor 25 Jahren mit dem Reiten
angefangen hat, über ihr
Highlandpony. „Ich bin kein
Tempo-Mensch.“ Mittlerweile macht sie viele Spaziergänge mit Eric, der Athrose hat.
In Birkes LAG-Stall kann er
sich genauso viel bewegen,
wie er will. Als Herdenchef
Wisus einen Abstecher zum
Auslauf macht, nutzt Eric die
Gelegenheit, um sich ausgiebig auf der Weide zu wälzen.
W
ährend der Stall
bei Mulsum eher
ein
kleinerer
LAG-Stall
ist,
hat Klaus Völkers in Stade
mehr Platz und vor allem
Pensionspferde. An zwei verschiedenen Plätzen bietet er
Einstellern die Gruppenhaltung ihrer Pferde an. Hierher
kommen Pferdebesitzer, die
wollen, dass ihr Pferd rund
um die Uhr draußen ist und
Bewegung hat. Auch Völkers’ Stall ist durch die LAG
mit Sternen ausgezeichnet
worden. An dem einen
Standort haben bis zu 16
Pferde Platz. Der meist genutzte Platz ist ein großer
Unterstand, der Schutz vor
Wind und Wetter und weichen Boden bietet. „Hier
sind die Pferde am liebsten“,
erzählt Völkers. An mehreren
überdachten
Futterplätzen
bekommen die Pferde ihr
Heu. Damit sie nicht so
schlingen und sich mehr Zeit
PFERDE MAGAZIN
beim Fressen nehmen müssen, ist ein Heunetz darüber
gelegt. Durch die Maschen
müssen die Pferde sich die
Halme zupfen. Auch einen
Futterautomaten hatte Völkers angeschafft, aber „den
würde ich nicht wieder nehmen“, sagt er. Für die Fütterung von Kraft- oder Mineralfutter hängt er den Pferden
jeweils einen Eimer um. „Jeden Tag sehe ich das Pferd
zweimal“, sagt Völkers, das
ist ein Vorteil. Eine kleine
Reithalle an dem einen, eine
große Reithalle am anderen
Standort bedeuten vor allem
Komfort für die Reiter. Nicht
ohne Stolz zeigt Völkers seine Heuwaschanlage im Maxi-Format. Viele Einsteller
lehnen Heulage für die Pferde ab, andere Vierbeiner reagieren aber empfindlich auf
Heustaub. So schafft die
Waschanlage mit feuchtem
Heu Abhilfe. Die Paddocks
sind befestigt, auch hier tüftelt Völkers ständig an Verbesserungen.
Immer auf dem Laufenden
zu bleiben, ist auch das Ziel
der LAG. Sie passt ihre Bewertungskriterien ständig an.
Das LAG-Siegel wird für drei
Jahre vergeben, dann melden
sich die Inspekteure an und
nehmen den Betrieb oder
den Privatstall erneut in Augenschein. Dabei schauen sie
genau hin.
Die LAG über ihre Kriterien: „Neben dem eigentlichen
Stallbereich mit Ruheraum,
Auslauf, Futter- und Tränkebereich, spielen Faktoren wie
zum Beispiel eine Eingewöhnungs- oder Krankenbox,
Stallklima, Hygiene, Futterqualität und der Weidegang
eine Rolle für die Bewertung
der Pferdehaltung. Ebenso
wird die Weide- und Zaungestaltung sowie der gesundheitliche Zustand der Pferde
bei der Stall-Inspektion genau protokolliert. Doch auch
kleine Details, wie abgerundete Ecken zur Verminderung des Verletzungsrisikos
oder Beschäftigungsmaterial
in Form von Knabberästen
oder Spielbällen für die Pferde finden Beachtung.“
Der Chef noch größer: Wisus klettert gerne auf den Holzklotz im Auslauf.
Das Zusammenspiel dieser
Faktoren bestimme die Qualität artgerechter Pferdehaltung, die von der LAG mit einer unterschiedlichen Anzahl
von Stall-Sternen auf der
LAG-Plakette bewertet und
ausgezeichnet werde. Je nach
Qualität der Pferdehaltung
verleihen die Inspekteure bei
der Stall-Bewertung bis zu
fünf der begehrten „Sterne“
zusammen mit der LAG-Plakette. Weitere LAG-Ställe in
der Region sind im Internet
zu finden:
www.lag-online.de
Klaus Völkers
betreibt einen
LAG-Stall in
Stade. Überdachte Raufen, befestigte Paddocks
und ein heller, windgeschützter Unterstand bieten den Pferden Komfort.
53
54
PFERDE MAGAZIN
Tolles
Programm
Ein tolles Programm soll es
zum zweiten Züchterfrühschoppen am Sonntag, 3.
April, ab 10.30 Uhr an der
Deckstelle Bargstedt geben.
Dazu lädt der ehemalige
Deckstellenausschuss
der
Besamungsstation
Stader
Geest in Zusammenarbeit
mit dem Landgestüt Celle
ein.
Deckstellenvorsteher
Henning Bostelmann und
sein Kollege Jan Borgun
präsentieren
die
Celler
Landbeschäler,
Nachwuchspferde und auch Fohlen. Im Anschluss sind die
Besucher zu einem gemütlichem Beisammensein eingeladen. Der Eintritt ist frei.
(ws)
Pferdeland Niedersachsen
Erster „Pferdeland-Niedersachsen-Tag“ mit Ministerpräsident Stephan Weil in Verden
Das Bundesland Niedersachsen hat das
Pferd nicht nur als
Wappentier. Pferdehaltung, Zucht und Sport
sind längst ein Wirtschaftsfaktor von immenser Bedeutung geworden. Um dem Stellenwert des Pferdesports zwischen Harz
und Elbe Rechnung zu
tragen, wird im September der erste „Pferdeland-NiedersachsenTag“ ausgetragen.
Niedersachsen ist ein Pferdeland, die wirtschaftliche Bedeutung des Reitsports und
die internationalen Erfolge
der niedersächsischen Pferdezucht sind wichtige Aushängeschilder dieses Bundeslandes. Um den Stellenwert
des Pferdesektors in Niedersachsen noch stärker zu verdeutlichen, haben die Pferdeland Niedersachsen GmbH
mit ihren Gesellschaftern, die
Industrie- und Handelskammer Stade für den Elbe-Weser-Raum, die Industrie- und
Handelskammer LüneburgWolfsburg sowie die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein gemeinsames
Projekt auf die Beine gestellt.
Das Ziel dieser Zusammenarbeit mit dem Arbeitstitel „Wirtschaftsfaktor Pferd“
besteht darin, neben den
volkswirtschaftlichen Aspekten zum Thema Pferd in Niedersachsen unter anderem
den Reittourismus, die Pferdezucht und deren Auktionen, den Pferdesport, kulturelle und soziale Aspekte und
nicht zuletzt den Arbeitsplatz- und Ausbildungsmarkt
herauszustellen.
Am 9. und 10. September
2016 wird in der Niedersachsenhalle in Verden der erste
„Pferdeland-NiedersachsenTag“ ausgerichtet. Dort wird
dem niedersächsischen Ministerpräsidenten
Stephan
Weil das Positionspapier, die
sogenannte „Verdener Erklärung“, übergeben. Außerdem
wird auf der zweitägigen Veranstaltung die gesamte Bandbreite der Bedeutung von
Branchen und Aktivitäten
rund ums Pferd in Szene gesetzt.
Interessante Show-Elemente aus dem Bereich Zucht,
Sport und Jugendarbeit sowie
eine Begleitausstellung runden den Pferdeland-Niedersachsen-Tag ab, zu dem viele
Besucher aus dem gesamten
norddeutschen Raum erwartet werden.
Die Bodenexperten
Angefangen hat alles mit einer einfachen Sandbestellung
Ende der 1980er für ein Reitturnier. Mit dem damaligen
„Bodenpapst“ Hermann Duckek prüfte Jochen Bohlmann optimale Reitsande,
die sich für den perfekten
Reitboden eignen. Duckek
betonte: „Der Reitboden
muss trittsicher und elastisch
sein.“
Dieses Credo verfolgt das
Familienunternehmen
bis
heute, auch wenn sich die
Anforderungen an Reitböden
im Laufe der Jahre geändert
haben und anspruchsvoller
geworden sind. Um eine
gleichmäßige und hohe Qualität zu garantieren, sowie
neueste Trends zu prüfen, beteiligt sich Bohlmann Reitböden regelmäßig an Forschungsstudien.
Im Laufe des langjährigen
Bestehens hat sich das Spektrum der Dienstleistungen
ständig erweitert. Das Unternehmen liefert aktuell nicht
nur Tretschichten oder baut
klassische Dressur-, Spring-,
und Fahrplätze, sondern neu
im Sortiment sind auch Poloturnierplätze und Trainingsarenen, Rennbahnen, Ovalbahnen und Paddocks. Selbst
extrem belastbare Rasenplätze für den Polosport gehören
zu den Stärken von Bohlmann.
Der Betrieb mit seinem
kompetenten,
erfahrenen
Mitarbeiterteam und modernen Maschinen bietet seinem
großen Kundenstamm den
kompletten
Rundum-sorglos-Service an.
Fricke ist Claas-Partner
Betrieb vertreibt exklusiv Traktoren und Erntemaschinen
Das Unternehmen Fricke
wird auch in Harsefeld exklusiver Vertragspartner für Erntemaschinen und Traktoren
des Herstellers Claas aus
Harsewinkel. Fricke ist mit
der Fricke Landmaschinen
GmbH im Elbe-Weser-Raum
sowie der Fricke Landtechnik GmbH und der Mecklenburger Landtechnik GmbH
in
Mecklenburg-Vorpommern bereits Vertragshändler
für Erntemaschinen und
Traktoren des deutschen Traditionsunternehmens Claas.
Seit etwa einem Jahr ist
nun auch die Fricke Tobaben
GmbH & Co. mit Sitz im Geestflecken Harsefeld exklusiver
Vertragshändler
für
Claas-Traktoren und Erntemaschinen. „Wir werden für
unsere Kunden am Standort
Harsefeld mit den innovativen Claas-Produkten und un-
serer Beratungs- und Service-Kompetenz auch in Zukunft ein zuverlässiger Partner sein“, ist sich Hans-Peter
Fricke sicher.
Für die Landwirte und
Lohnunternehmer in der Region wird sich in Sachen Service künftig nichts ändern.
Bei allen Fragen und Problemen stehen die erfahrenen
Mitarbeiter weiter mit Rat
und Tat zur Seite. Dank umfassender Aus- und Weiterbildung und mit modernster Diagnose- und Prüftechnik werden Reparaturen und Instandsetzungen auch künftig
unabhängig vom Fabrikat
schnell, kostengünstig und
zuverlässig durchgeführt.
Die 1923 gegründete Fricke
Gruppe beschäftigt heute
1741 Vollzeitmitarbeiter, davon 161 Auszubildende. Inzwischen ist die Fricke-Grup-
Fricke vertreibt nun Claas.
pe im Handel mit Landmaschinen,
Gartentechnik,
Nutzfahrzeugen sowie Ersatzteilen an weltweit 53
Standorten in 18 Ländern
vertreten. Das Familienunternehmen hat seinen Hauptsitz
in Heeslingen.
PFERDE MAGAZIN
55
Wenn es in den Gelenken hakt
Stefanie Pachel ist als Tierärztin spezialisiert
Von Grit Klempow
Stefanie Pachel schaut genau hin. Der Schweif tendiert nach rechts, das Becken scheint links viel höher. Petra Flemming führt ihren jungen Oldenburger Wallach noch einmal auf dem Hof in Nindorf
auf und ab, dann notiert die Tierärztin auf dem Behandlungsbogen ihren Eindruck und macht sich an
die praktische Arbeit. Jedes Gelenk wird sie prüfen
und ihrem Patienten physiotherapeutische Übungen verschreiben. Darauf ist Stefanie Pachel spezialisiert.
M
anchmal scheint
sich der Blick des
Patienten
nach
innen zu wenden,
als müsse sich Wallach „Quali“ darauf konzentrieren, wie
sich die Behandlung anfühlt.
„Ich lege viel Wert auf die
Biomechanik, wir müssen
das Pferd in seiner Anatomie
beachten, nur dann kann es
auch funktionieren“, sagt die
Tierärztin, die 2015 ihre Praxis „Fit4Motion“ in Harsefeld
eröffnet hat.
Sie tastet sich langsam vor,
prüft behutsam jedes Gelenk.
Im Sommer war der junge
Wallach beim Galopp auf die
Weide gestürzt und hatte sich
so einiges gestaucht, gezerrt
und einen Dornfortsatz leicht
angeknackst. Jetzt ist Stefanie
Pachel zum Kontrolltermin
gekommen. Was ihr wichtig
ist: Sie versteht sich nicht als
Konkurrenz zu den Veterinärskollegen, sondern als Ergänzung. Denn Stefanie Pachel ist die Spezialistin für
den Bewegungsapparat der
Vierbeiner.
Auf ihr Tiermedizin-Studium in Gießen und Berlin sattelte sie Fortbildungen drauf:
In Chiropraktik machte sie
ihre Prüfung beim Dachverband der „International Veterinary Chiropractic Association (IVCA)“. Sie bildete sich
weiter zur Tierärztin für physikalische Medizin/Physio-
therapie im Rehazentrum für
Vierbeiner, bei Gerd Heuschmann lernte sie weiter über
die Biomechanik des Pferdes
bei Biegung und Stellung.
Die Chiropraktik ersetze die
Veterinärmedizin nicht, sagt
sie. Aber: Bei Funktionsstörungen aller Gelenke und innerer
Organe
und
bei
Schmerzen könne sie eine
sinnvolle Erweiterung sein.
Die gebürtige Brandenburgerin arbeitete zweieinhalb
Jahre in einer Tierarztpraxis
in Apensen. Die Gegend gefiel ihr so gut, dass sie blieb.
Ihr Ziel war es von vornherein, sich nach dem Tiermedizin-Studium zu spezialisieren. Dass sie mit ihrem Hund
„Shadow“ nach einem Halswirbelbruch „von Pontius bis
Pilatus“ laufen musste, um
physiotherapeutische Unterstützung zu bekommen, war
dafür der Auslöser.
Stefanie Pachel steht mittlerweile auf einem hohen
Schaumstoffblock, um von
oben die Wirbelsäule ihres
Patienten ertasten zu können. Stellt sie fest, dass das
Gelenk in der Bewegung eingeschränkt ist (Subluxationskomplex) gibt sie einen sehr
schnellen und kurzen Impuls
mit den Händen. „Quali“
scheint das als angenehm zu
empfinden, er steht still, obwohl seine Kumpel längst auf
der Weide sind.
Die
Reha
nach Verletzungen
und
Operationen
auch für Hunde und Katzen
gehört
zum
Angebot in ihrer
Tierarztpraxis.
Dort
zeigt sie im
Bewegungsraum für Hunde,
welche
Übungen zur
Heilung beioder
tragen
Stefanie Pachel mit „Praxishund“ Kalle.
Petra Flemming und ihr Wallach „Quali“ beim Termin mit Tierärztin Stefanie Pachel.
Beschwerden lindern. Wenn
es zwischen den Knochen
hakt, könne das auch Auswirkungen auf andere Organe haben, sagt sie. Chronische
Ohrenentzündungen
oder auch Inkontinenz können zum Beispiel die Folge
sein. Das Abtasten der Muskulatur
(Knochenpunkte,
Schmerzpunkte), die neurologische Untersuchung und
die Gangbildanalyse gehören
zur Untersuchung. Lymphdrainage, Laser- und Magnetfeld- oder Interferenzstromtherapie zählen zu den Behandlungsmöglichkeiten.
atient „Quali“ indes
guckt gerade etwas
irritiert. „Es wäre
schön, wenn wir den
Rücken hochbekämen“, sagt
Stefanie Pachel. Den Oberhals zu aktivieren, den Rücken aufzuwölben, den Kopf
in einer Vorwärts-Abwärtshaltung zu tragen, würde ihm
derzeit ganz besonders wohltun. Dafür muss er auch seinen Brustmuskel anspannen.
Stefanie Pachel schmunzelt.
„Er sagt, er kann da nicht atmen, er macht sich fest. Aber
er kann.“ Der junge Wallach
beginnt zu kauen, schnaubt
und scheint seinen Blick
noch einmal nach innen zu
richten. Stefanie Pachel ist
zufrieden. „Langsam merkt
er, dass es ihm guttut.“
Ihr eigener Trakehnerwallach Bruno ist mit seiner
Größe von 1,86 Metern nicht
gerade handlich. Stefanie Pachel macht viel Bodenarbeit
mit ihm und probiert immer
wieder Neues in Sachen Zirkuslektionen aus – das hilft
P
auch ihm bei der Körperkoordination. Mit „Quali“ wird
Petra Flemming selbst weiter
üben – bis die Folgen seines
Sturzes ganz überwunden
sind.
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PFERDE MAGAZIN
Die Zwillingsschwestern Kati und Rike van der Weerd aus Oberndorf mit ihrem Wallach Dunbee. Zum Reiten fehlt den Tierheilprakterinnen die Zeit. Die brauchen sie
momentan für ihre Patienten – und für Interviewtermine. Durch die NDR Sendung „Doppelt heilt besser“ sind sie weithin bekannt.
Foto: Karin Constanzo
S
Sanfte Tiermedizin im
Doppelpack
Im Einklang: Wie Rike und Kati van der Weerd kranke Pferde, Hunde und Katzen heilen
ie sind gefragt, darüber
besteht
kein
Zweifel. Die Zwillinge Rike und Kati van
der Weerd stehen gerade vor
einem Drehtermin mit dem
NDR-Fernsehen.
Ein
deutschlandweit bekanntes
Pferdefachmagazin
wartet
anschließend auf das Interview und die Anfrage des
Pferdemagazins steht auch
noch auf der Tagesordnung.
Doch bei allem Medienrummel haben die beiden Naturheilpraktikerinnen für Tiere
die Bodenhaftung nicht verloren.
„Das Wohl des Tieres steht
für uns immer im Vordergrund“, betonen Kati und Rike van der Weerd unisono.
Und das bedeutet, die Presse
muss auch mal warten. Die
beiden Frauen gewähren gern
einen Einblick in ihren Alltag
als Naturheilpraktikerinnen
für Tiere. Das Besondere: Al-
Von Carmen Monsees
Oberndorf. Die Zwillingsschwestern Rike und Kati van der
Weerd führen gemeinsam die Tierheilpraxis am Ahrensfluchter
Deich in Oberndorf. Das Duo arbeitet pausenlos. Ihre Mission:
Kranken Vierbeinern in Not auf hömopathischer Basis wieder
Lebensqualität verschaffen – und im besten Fall das Leben retten.
Bekannt sind die beiden mittlerweile weithin – als Protagonisten
der NDR-Sendung „Doppelt heilt besser“.
les, was bei den Zwillingen
geschieht, passiert vollkommen identisch und im Doppelpack. „Jeder vierbeinige
Patient, egal wie klein oder
wie teuer, wird gemeinsam
behandelt“, sagt Kati, aber
eventuell ist es auch Rike gewesen. Die temperamentvollen Frauen sind schwer zu
unterscheiden.
Im
Praxis-Alltag
der
Schwestern ist kein Tag wie
der andere. Bei den tieri-
schen Patienten von Rike
und Kati van der Weerd handelt es sich vornehmlich um
Pferde, Hunde und Katzen.
Wenn die Besitzer der vierbeinigen Patienten die Tierheilpraxis von Rike und Kati
van der Weerd aufsuchen,
gibt der Gesundheitszustand
der Tiere meist Anlass zu großer Sorge. Der Genesung der
Tiere haben sich die naturliebenden Schwestern mit Herz
und Seele verschrieben. Den
tierischen Krankheitsbildern
widmen sich die Zwillinge
gemeinsam und besprechen
so ihre Strategie.
en Körper und die
Psyche des Tieres
betrachten
die
Schwestern
ganzheitlich. Kati van der Weerd
erklärt: „Wir verfolgen bei offensichtlichen Beschwerden
und Krankheiten die Symptome lange zurück und stellen Zusammenhänge her.
D
Dieser ganze Prozess muss
bei der Behandlung berücksichtigt werden, um den Organismus
langfristig
und
nachhaltig wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“
Im Doppelpack kann das
Krankheitsbild noch besser
beleuchtet werden. „Das hat
schon seinen Vorteil“, sagen
sie und lächeln verschmitzt:
„Dabei entgeht uns in der Regel nichts!“ Es gibt aber auch
Krankheitsfälle unter ihren
Patienten, da darf nicht gezögert werden. Bei schwer
kranken Patienten, die unter
höllischen Qualen leiden,
ziehen Kati und Rike van der
Weerd sofort einen Tierarzt
ihres Vertrauens hinzu. „Wir
wissen genau, wo die Grenzen sind.“
Während des Pressegesprächs klingelt das Telefon
im Minutentakt. Während Rike Termine abspricht, Untersuchungsergebnisse mitteilt
oder eine neue Patientenanfrage entgegen nimmt, verdeutlicht Kati: „Wir haben
keinen ruhigen Job in unserem Idyll am Ostedeich.“
Doch eines ist klar: Seite an
Seite brennen sie für ihren
Beruf und es zählt nur eines.
Es ist der Moment, wenn sie
einen Tierhalter glücklich gemacht haben, weil sie das Leben des Vierbeiners retten
konnten.
ike und Kati van der
Weerd wissen heute
genau, wo sie stehen. Das war nicht
immer so, sagen sie. Als sie
vor 15 Jahren ihre Tierheilpraxis auf dem Gehöft ihrer
Eltern eröffnet haben, lag ein
langer Weg vor ihnen. Sie
mussten sich behaupten,
denn Hömopathie und Heilpraktiken für Tiere, damit
konnten viele Menschen auf
dem Land nichts anfangen.
Die Tiermediziner begegneten Rike und Kati mit Argwohn. Doch die Zwillinge
sind ihrem Weg und ihrer
Überzeugung von Hömopathie für Tiere treu geblieben.
Mittlerweile arbeiten sie eng
mit einigen Schulmedizinern
zusammen, denn Impfungen,
Röntgen und Laboruntersuchungen dürfen Tierheilprak-
R
PFERDE MAGAZIN
tiker nicht ausführen.
Pferde sind seit Kindheitstagen die Leidenschaft der
Zwillinge. Kati wird ein bisschen melancholisch, wenn
sie erzählt, wie alles begann.
Um sich den Traum vom eigenen Pferd zu erfüllen, gingen die Schwestern kellnern
und putzen. Im Jahr 1993
war es dann so weit. Sie
kauften sich den Hannoveraner „Suleyman“, ein Sokrates-Nachkomme, von der Elite-Auktion. Dass „Souli“, wie
sie ihn heute noch liebevoll
nennen, den Zwillingen einmal ihren beruflichen Weg
bereiten würde, ahnten sie zu
der Zeit noch nicht. Aufgrund eines Impfschadens erkrankte das Pferd, erzählt
Kati.
„Kein Tierarzt konnte ihm
helfen. Wir haben nur noch
geheult.“ In der Tierheilpraktik muss man sehr viel mehr
nachdenken, schildert Kati.
„Wie viele andere Tierhalter
auch, wollten wir nicht gleich
zum Cortison greifen.“
Gemeinsam haben Kati
und Rike den Gesundheitszustand von „Souli“, Tag für
Tag ganzheitlich betrachtet,
immer wieder beobachtet,
neu analysiert und ihm trotz
schwerer Krankheit zu Le-
bensqualität verholfen.
Bis die Zwillinge eines Tages, im Jahr 2000, erkannten,
was ihre wahre Berufung ist.
„Souli“ starb mit 24 Jahren –
und der treue Wegbegleiter
hat sich tief in die Seele der
Zwillinge gebrannt. Heute
bereichert der dreijährige
„Dunbee“ – ein „Dancier“Nachkomme – das Leben
von Kati und Rike. Doch
zum
Reiten
fehlt
den
Schwestern momentan noch
die Zeit. Da sind beide einer
Meinung. Wie immer überhaupt.
Bei den beiden Frauen ist
alles identisch, vom Scheitel
bis zur Sohle. Hinzu kommen die positive Lebenseinstellung und ihre Energie –
alles im Doppelpack natürlich. Und die Anerkennung,
die sie heute von allen Seiten
erfahren, die haben sie sich
auch doppelt verdient.
eugnis hierfür ist das
Vertrauen der Tierbesitzer in die alternativen
Heilmethoden
der Zwillinge. Kati nennt ein
Beispiel. Eine Hundebesitzerin kommt einmal pro Woche
und nimmt eine Stunde Fahrt
pro Wegstrecke in Kauf. „Vor
zwei Jahren haben wir ihrem
Hund das Leben gerettet.“
Z
In der NDR-Sendung „Doppelt heilt besser“ ist zu sehen,
wie Kati und Rike ein Fohlen behandeln.
Foto: NDR/Andre Reuter
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PFERDE MAGAZIN
Von Budget und Balance
Islandwallach Sinir meldet sich zu Wort – Von sinnvollen und weniger sinnvollen Anschaffungen der Zweibeiner
Aufgezeichnet von
Grit Klempow
W
enn sie mich
doch mal fragen
würde!
Macht
meine Chefin Grit
aber nicht. Ich wohne mit zwei
Kumpels bei ihr, und sie würde viel Geld sparen, wenn sie
mit mir besprechen würde,
welche Investitionen sinnvoll
sind.
Meine Chefin findet es zum
Beispiel sinnvoll, dass wir jetzt
regelmäßig neben den Impfterminen auch noch zum
Zahnarzt müssen. „Prophylaxe“, sagt sie. Mal ehrlich, meine Zähne sind doch tipptopp.
Funktionieren bestens. Hab‘
ich auch schon bewiesen...
dass die Zaunlatte nicht
durchgeknabbert werden soll,
muss auch mal vorher gesagt
werden.
Dann diese wirklich völlig
unnötige Geschichte, als sie
ein neues, sehr kostspieliges
Stromgerät gekauft hat. „Mit
mehr Wumms, Sinir“, hat sie
geschimpft, weil ich immer
unter dem Elektrozaun durchgekrochen bin. Ja, aber auch
„mehr Wumms“ tut nur einmal
kurz weh – und das noch
nicht mal richtig, wenn die
Mähne dick genug ist. Gleich
zum Erntefest habe ich meiner Chefin gezeigt, dass diese
Ausgabe überflüssig war. So
richtig begeistert war sie
nicht, dass ich auf dem Festplatz aufgetaucht bin. Zwei
Tage später hat sie noch mehr
Geld ausgegeben und einen
festen Draht kurz über der
Grasnarbe gezogen. Na, ja.
Aus ihrer Sicht war das vielleicht sinnvoll – ich fühle mich
in meiner Freiheit seither doch
eingeschränkt.
Im Sommer wollte sie außerdem unbedingt einen Fellsattel haben, ohne Steigbügel. „Das schult meine Balance“, sagte sie. Dass sie das
dringend nötig hat, habe ich
ihr sofort in der ersten Kurve
auf dem Reitplatz bewiesen.
Spätestens
nach
meiner
Kehrtwendung gegen den
Zaun suchte sie ihre Balance
irgendwo im Sand des Reitplatzes. Also ehrlich, hätte sie
sich doch sparen können, das
Geld – und doch lieber ganz
ohne Sattel ihre Balance gesucht...
Überhaupt, das Reiten. Einmal in der Woche kommt
Kerstin, die Trainerin. Das Gerittenwerden ist dann viel anstrengender als sonst. Also,
ICH weiß ja, wie man sich auf
einem Kreis biegt, wie man
die Hufe kreuzt. „Travers“
kann ich aus dem Effeff –
wenn die Chefin nicht auf
meinem Rücken ist. Muss das
denn sein, fragt mein stummer Blick. „Muss“, sagt meine
Chefin nur und ist nach der
Stunde noch viel kaputter als
ich. Dabei frage ich mich, was
denn dagegen einzuwenden
ist, ganz ohne Biegung und
diese ganze Gymnastik ein
bisschen durch den Wald zu
brettern? Da nehme ich sie
auch gerne mit.
Überhaupt: Fortbildungen
werden wirklich überbewertet.
Ständig irgendwelche Kurse.
Am schlimmsten war der, als
ich enttarnt wurde. Da sagte
die Kursleiterin: „Ist ja ein nettes Pferd, aber so ganz ernst
nimmt der dich nicht.“ Spinnt
die denn? Das sollte meine
Chefin doch gar nicht wissen!
Seitdem ist sie auch gar nicht
mehr so leicht zu händeln, so
aus meiner Sicht. Benimmt
sich viel zu oft wie eine richtige Chefin...
Schön war es aber, dass sie
sofort der Physiotherapeutin
Bescheid gesagt hat, als es
mich ein bisschen im Kreuz
gezwickt hat. Die kam, war
ganz sanft und hat mich betüdelt. Das behalte ich mal im
Hinterkopf. Nicht, dass ich ein
Simulant wäre, aber man weiß
ja nie. Denn gerade vor drei
Wochen kam meine Chefin
und erzählte begeistert, sie
hätte jetzt Pfosten bestellt
und Scheinwerfer. „Ich will
den Reitplatz beleuchten“,
sagte sie. Damit wir im Winter
„ein größeres Zeitfenster“ haben. Dann wurde das Wetter
so schlecht, dass sie weder
Stromkabel verbuddeln, geschweige denn auf dem Platz
reiten konnte. Hätte ich ihr
gleich sagen können, dass es
mit ein bisschen Licht nicht
getan ist. Wie gut, dass sie
wenigstens rechtzeitig auch
einen Satz Paddockplatten
bestellt hatte.
etzt hat meine Chefin
einen neuen Aufkleber
am Auto. Das Geld hätte sie nun doch lieber
in eine Tüte Leckerli investieren sollen. Was auf dem Aufkleber steht? „Früher hatte ich
Zeit und Geld, heute habe ich
Pferde.“ Den hätte sie sich
wirklich sparen können.
J

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