Programm - Hochschule für Musik Freiburg
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Programm - Hochschule für Musik Freiburg
DI 28.4. 2015 | 20.00 UHR KAMMERMUSIKSAAL –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– LEUCHTTÜRME DES 20. JAHRHUNDERTS SOLO-SOLISSIMO –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Hazel Beh Klavier, Klasse Prof. Pi-hsien Chen Cordula Fels Klavier, Klasse Mathias Trapp Sebastian Fritsch Violoncello, Klasse Tristan Cornut / Lucas Fels, Vertr. Prof. Jean-Guihen Queyras Lisa Hummel Klavier, Klasse Mathias Trapp Minji Won Violoncello, Klasse Tristan Cornut / Prof. Lucas Fels, Vertr. Prof. Jean-Guihen Queyras Verónica Cruz Oboe, Klasse Prof. Lucas Macias Navarro Aleksandar Aleksandrovic Akkordeon, Klasse Prof. Teodoro Anzellotti Wencheng Lee Marimba, Klasse Prof. Dr. h.c. Bernhard Wulff Anja Tritschler Oboe, Klasse Prof. Lucas Macias Navarro Duc Anh Nguyen Klavier, Klasse Prof. Tibor Szász Sophie Herr Violoncello, Klasse Tristan Cornut / Prof. Lucas Fels, Vertr. Prof. J.-Guihen Queyras Chen Wang Klavier, Klasse Prof. Christoph Sischka Bernhard Wulff Konzeption Klavier Arnold Schönberg 1874 – 1951 Suite für Klavier op. 25 (1921/23) Hazel Beh Klasse Prof. Pi-hsien Chen Präpariertes Klavier John Cage 1912 – 1992 aus Sonatas and Interludes for Prepared Piano Third Interlude Sonate IX Sonate X Cordula Fels Klasse Mathias Trapp Violoncello Helmut Lachenmann *1935 Pression für einen Cellisten (1969) Sebastian Fritsch Klasse Tristan Cornut / Prof. Lucas Fels, Vertr. Prof. Jean-Guihen Queyras Klavier Pierre Boulez *1925 aus Troisième Sonate für Klavier (1947/48) Trope: Texte – Paranthèse – Glose – Commentaire Hazel Beh Klasse Prof. Pi-hsien Chen Präpariertes Klavier John Cage 1912 – 1992 aus Sonatas and Interludes for Prepared Piano Sonate XI Sonate XII Lisa Hummel Klasse Mathias Trapp Violoncello Elliott Carter 1908 – 2012 Figment 1 (1994) Minji Won Klasse Tristan Cornut / Lucas Fels, Vertr. Prof. Jean-Guihen Queyras Oboe Heinz Holliger *1939 aus Sonate für Oboe Solo (1956/57, rev.1999) Präludium Verónica Cruz Klasse Prof. Lucas Macias Navarro Akkordeon Mauricio Kagel 1931 – 2008 »Episoden, Figuren« (1993) Aleksandar Aleksandrovic Klasse Prof. Teodoro Anzellotti Marimba Luciano Berio 1925 – 2003 Sequenze Wencheng Lee Klasse Prof. Bernhard Wulff Oboe Antal Doráti 1906 – 1988 aus Cinq Pieces pour le Hautbois La cigale et la fourmie Anja Tritschler Klasse Prof. Lucas Macias Navarro Klavier Luciano Berio 1925 – 2003 Erdenklavier (1969) Duc Anh Nguyen Klasse Prof. Tibor Szász Violoncello John Cage 1912 – 1992 59 1/2 seconds for a string player (1953) Sophie-Justine Herr Klasse Tristan Cornut / Prof. Lucas Fels, Vertr. Prof. J. Guihen Queyras Klavier Helmut Lachenmann *1935 Guero (1969) Lisa Hummel Klasse Mathias Trapp Klavier Karlheinz Stockhausen 1928 – 2007 Klavierstück IX Chen Wang Klasse Prof. Christoph Sischka Arnold Schönberg | Suite für Klavier op. 25 (1921/23) Die Suite op. 25 von Schönberg entstand zwischen 1921 und 1923, zum Teil gleichzeitig mit den »Fünf Klavierstücken« op. 23. Mit der Wahl der alten Form in Tanzsätze distanziert er sich von der in op. 23 expressionistischen Haltung. Doch scheint Schönbergs ganzes Schaffen aus einem inneren Zwang heraus entstanden zu sein: durch das Ausdrucksbedürfnis. Besonders typisch für Schönbergs Kompositionsstil ist die Gleichsetzung von Horizontale und Vertikale. Daraus resultiert eine intensive Musik in konsequent polyphoner Schreibweise. Die Suite ist symmetrisch durch die Reihenfolge der Sätze: Präludium, Gavotte-Mussette-Gavotte, Intermezzo, Menuett-Trio-Menuett, Gigue. Schönberg verwendete für die ganze Suite dieselbe Reihe, dazu eine Transposition (um den Tritonus) und die Spiegelform beider Varianten: Die Grundgestalt beginnt mit dem Ton E, die Transposition also mit B. Prof. Pi-hsien Chen Die Pianistin Hazel Beh, geboren 1991 in Malaysia, studiert seit Oktober 2009 bei Prof. Pi-hsien Chen an der Hochschule für Musik Freiburg. Das Ba- chelor-Studium im Fach Musiktheorie schloss sie im Juli 2014 bei Prof. Hans Fuhlbom ab. Sie wurde Preisträgerin bei ASEAN International Chopin Piano Competition (Malaysia) und Asia International Piano Academy Competition in Korea und nahm an zahlreichen Meisterkursen u.a. bei Alain Lefèvre, Alfred Brendel und Quatuor Ebène teil. Als Solistin und in verschiedenen Kammermusikbesetzungen konzertierte sie in der Schweiz, Japan, Italien, Bulgarien, Frankreich und Deutschland. Im Sommer 2014 spielte sie am Lucerne Festival unter der Leitung von Heinz Holliger, Matthias Pintscher und Simon Rattle. Sie ist Akademistin der Andechser ORFF-Akademie des Münchner Rundfunkorchesters 2015. John Cage | Sonatas and Interludes for Prepared Piano Mit seinen mehr als 250 Kompositionen, die häufig als Schlüsselwerke der Neuen Musik angesehen werden, gilt John Cage als einer der weltweit einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Die wesentliche Innovation, die Cage auch einen gebührenden Platz in der Geschichte der Musik beschert hat, ist die Veränderung der Klangfarbe durch das Einbringen von Fremdgegenständen. Insbesondere der Zyklus der »Sonatas and Interludes« für präpariertes Klavier ist das berühmteste Werk Cages. Für ihn ist jeder Klang, jedes Geräusch und jeder Ton gleichwertig. Beide haben ihre eigentliche Be- deutung in sich selbst. Cage strebte eine Gleichberechtigung aller Klänge ohne Beachtung ihrer ästhetischen Qualität an. Im Falle der »Sonatas and Interludes«, ist das Klangbild in den unteren Lagen – besonders aufgrund der doppelten Präparierungen mit Metall oder Plastik und Gummi – deut- lich getrübt mit klaren Assoziationen zu Perkussionsinstrumenten. In den mittleren Lagen der Klaviatur dominieren gedämpftere Timbres, in den hohen Lagen nimmt der Klang an Helligkeit zu. In diesem Zyklus drückt Cage seine Verbindung zur indischen Tradition aus. Er komponierte die »Sonatas and Interludes« in einem Zeitraum, in dem er sich ausführlich mit der indischen Kunsthistorik auseinandersetzte. Cordula Fels Cordula Fels wurde 1986 in Lahr (Schwarzwald) geboren. Sie erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von sieben Jahren und nahm erfolgreich an diversen Wettbewerben teil (Kammermusik, Liedbegleitung). In der Klavierklasse von Yumiko Maruyama schloss sie 2014 ihr Musikstudium an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf erfolgreich ab. Weitere künstlerische Anregungen erhielt sie bei André Parvenof, Pervez Mody und Mathias Trapp. Derzeit setzt sie ihr Studium an der Hochschule für Musik Freiburg fort. Helmut Lachenmann | Pression für einen Cellisten (1969) Sebastian Fritsch ist seit 2007 Schüler von Lisa Neßling (Stuttgart). Bis 2014 besuchte er die Begabtenklasse der Stuttgarter Musikschule. 1. und 2. Bundespreise, sowie der 2. Preis und der Sonderpreis für die beste Interpretation des Pflichtstückes in der Finalrunde beim Internationalen »Johann-Friedrich-Dotzauer-Wettbewerb« (2013, Dresden) zeichnen neben zahlreichen Einladungen als Solist mit Orchester sein musikalisches Profil. Zum Herbst 2014 wurde er in die Klasse von Prof. Jean Guihen Queyras in Freiburg aufgenommen und arbeitet mit Prof. Lucas Fels an dem Stück »Pression« von Helmut Lachenmann. »Die Beschäftigung mit diesem zentralen Solo-Werk der zeitgenössischen Celloliteratur bedeutet, jeden Tag eine große Herausforderung anzunehmen. Es sind nicht nur die spieltechnischen und notationstechnischen Aspekte, die erfasst und verstanden werden müssen, sondern vor allem auch die Tatsache, dass sich kein »normaler« Ton in diesem Stück befindet und die Musik in der Aneinanderreihung von geräuschhaften Elementen zu suchen ist.« Pierre Boulez | Troisième Sonate Bis zum heutigen Tag unvollendet, bleibt Boulez’ »Troisième Sonate« (1955/57) ein riesiges Programm, auf dem Soloinstrument die formalen Konsequenzen aus dem generalisierten Serialismus zu ziehen: eine Form, deren Komponenten nicht sämtlich endgültig fixiert sein sollten, sondern die dem Interpreten einen Bereich der individuellen Initiative einräumen würde, selber in den Gang der Realisation einzugreifen. Jenseits der starren Vorstellung, wie sie in der paramusikalischen Literatur noch immer von Serialismus verbreitet wird, war das Hauptziel seiner wichtigsten Prota- gonisten gerade die Abschaffung der immanenten Strukturen. Dass diese Abschaffung von der Ebene des Vokabulars auf die der Form übergriff, erscheint rückblickend als logische Folge dieses ganzen Vorgangs und kei- neswegs als Rückgriff auf eine zügellose Improvisation, die den Ausweg aus einer zwanghaften Periode gebildet hätte. Ursprünglich sollte die »Troisième Sonate« aus fünf »Formanten« bestehen: »Antiphonie – Trope – Constellation – Strophe und Séqence« – diesen Neolo- gismus führte Boulez 1953 ein: eine dem Bereich der akustischen Termino- logie entnommene Metapher, um Differenz gegenüber dem hergebrachten formalen Denken zu markieren, in dem von »Sätzen« die Rede ist, und stattdessen zu suggerieren, dass so, wie Klangfarbe aus dem Aufbau ihrer Partialtöne resultiert, nun die Form des Werkes aus der stets erneuerten Entfaltung von Komponenten hervorgehen soll, die von ein und derselben Ausgangsstruktur abgeleitet sind. (Robert Piencikowski aus Die Sonaten; Musik-KonzepteX/95) Heute hören Sie den 2. Formanten »Trope« mit den Sätzen in der Reihenfolge: Texte – Paranthèse – Glose – Commentaire. Prof. Pi-hsien Chen Elliott Carter | Figment Nr. 1 für Violoncello (1994) »It’s not about listening with your ears, it’s about listening with your ima- gination...«, sagt Figment, ein niedlicher, kleiner lila Drachen mit gelbem Pullover im »imagination-pavillon« im US-amerikanischen Disney Park. Ob Elliott Carter dieses Monster kannte, ist mir nicht bekannt, der Satz hätte ihm aber bestimmt gerade im Zusammenhang mit seiner Musik sehr gefallen! Im Oxford Dictionary heißt es zu Figment: »A thing that someone believes to be real but that exists only in their imagination« auf Deutsch würde man Figment übersetzen in: Erfindung, Einbildung, Hirngespinst. Erst im Jahr 1994 konnte Thomas Demenga den 85-jährigen Carter überreden, erstmals ein Solostück für Cello, eben dieses »Hirngespinst«, zu schreiben, das seine Uraufführung im selben Jahr in Basel erfuhr; so spät, obwohl dieses Instrument in Carters Werk von Anfang an eine wichtige Rolle spielt. Seine Sonate für Cello und Klavier von 1948 beispielsweise, ist eines der wichtigsten Werke aus der frühen Schaffensperiode und längst ein Standardwerk der Literatur, auch ist dem Cello in vielen von Carters Kammermusikwerken eine tragende Rolle zugedacht. Nur wenige Jahre später, 2001, schrieb Carter, inzwischen 92-jährig, ein weiteres Cello Solostück, Figment 2, diesmal für den New Yorker Cellisten Fred Sherry. Prof. Lucas Fels Minji Won has entered Yewon Arts Middle School in Korea at the top of the class. She went abroad to America at the age of 13, and studied with Prof. Aldo Parisot. She has won the 1st Prizes or Grand Prix at many competi- tions in Korea, such as Iwha Kyunghang Music Competition, CBS National Young Musician Competition, etc. Also she has performed as a soloist with Seoul Philharmonic Orchestra, Bulgaria National Radio Orchestra, and Bucheon Philharmonic Orchestra. She was participated in master classes with great artists like David Geringas, Jian Wang, Tsuyoshi Tsutsumi, etc. Minji is now taking Bachelor’s degree under Prof. Jean-Guihen Queyras at Hochschule für Musik Freiburg. Heinz Holliger | Sonate für Oboe solo Heinz Holliger war mehr als jede andere Oboist eine einzigartige trei- bende Kraft in der Entwicklung der Oboenspiel des 20. Jahrhunderts. Er begann das Studium der Oboe und Komposition in einem frühen Alter bei seinen Lehrern Émile Cassagnaud (Oboe, ihm widmet er dieses Stück) und bei Sándor Veress. Holliger hat eine intensive internationale Konzerttätigkeit als Oboist, Komponist und Dirigent, zusätzlich zu seiner Professor an der Hochschule für Musik Freiburg seit 1964 bis 2004. Die Sonate für Oboe solo wurde von Holliger mit 17 Jahren (1956-1957) als Kompositionsübung geschrieben. Die Sonate hat vier Sätze: Präludium, Capriccio, Aria und Finale. Jeder gekennzeichnet durch ein eigenes Mo- tiv, das vielfältig eingesetzt wird. Seine Kompositionstechniken sind eher traditionell, wie z.B. Transpositionen, melodische Inversionen (Spiegeleffekt), Augmentationen und Minderungen. Sie hören heute Abend das Präludium: Dieser Satz stellt die Extreme, fast das gesamte Spektrum der Oboe mit drastischen Veränderungen der Dynamik und einer sehr spezifischen Verwendung des Metrischen dar. Verónica Cruz Verónica Cruz begann im Alter von 12 Jahren Oboe zu spielen. Von 2008 – 2012 studierte sie bei Ismael Vaquero in A Coruña (Spanien). Im WS 2013/14 begann sie ihr Master-Studium bei Prof. Lucas Macías Navarro an der Hochschule für Musik Freiburg. Besondere musikalische Impulse erhielt sie in Meisterkursen u. a. bei Stefan Schilli, Thomas Indermühle und Christian Schmitt. Orchesterfahrung sammelte sie unter anderem im Jugend Staatsorchester Spaniens (JONDE), Symphonie-Orchester Bilbao (BOS) und Real Philharmonie von Galicia. Als Solistin trat sie mit dem Orchester der Musikhochschule Galiciens auf. Mauricio Kagel | »Episoden, Figuren« (1993) Gleichgültig, ob man es liebt oder ablehnt: die Mischung aus Bauchorgel, Schoßharmonium und Kniemundharmonika bleibt einzigartig. (...Und desgleichen schon seit der Prähistorie musikalischer Betätigung, wie die knappe Pointe aus Italien offenbart: »Wer ist wohl das älteste Instrument der Welt? Das Akkordeon. Keines hat so viele Falten.«) Von solch antikem Charme verzaubert, lag es nahe, mich mit der Rhetorik des musikalischen Figurendenkens zu beschäftigen. Ich habe mich also bemüht, mit konkreten Klanggestalten zu komponieren und sie in Episo- den verschiedener Dauer einzuweben. Weil das Akkordeon ein Instrument ist, das unterschiedliche Klangwirkungen mit dem linken oder rechten Knopfmanual erlaubt, wandern die Finger von Seite zu Seite und verändern sich entsprechend dem Register in der Tessitur. Man schmunzelt unfreiwillig, wenn man über das Akkordeon nachdenkt. Es ist, als ob alle Stücke, die darauf gespielt werden, ihre Wurzeln entweder in der Volks- oder in der Unterhaltungsmusik hätten. Diese vorprogram- mierte Mißdeutung ist mir nicht unlieb: eine neue Neue Musik bräuchte viele solche Klangerzeuger.»Episoden, Figuren« wurde für Teodoro Anzellotti geschrieben und von ihm bei den »Tagen für neue Kammermusik Witten« 1994 uraufgeführt. Aleksandar Aleksandrovic wurde 1990 in Serbien geboren. Seit dem M. K. sechsten Lebensjahr spielt und lernt er Akkordeon, zunächst in den Klassen der Professoren Nada Stanic, Robert Papik und Vojin Vasovic. Nach erfolg- reichem Abschluß des Grundstudiums setzt er seine Ausbildung mit einem Masterstudium an der Hochschule für Musik Freiburg bei Prof. Teodoro Anzellotti fort. Als Solist oder Kammermusiker nahm er an zahlreichen Wettbewerben und Veranstaltungen teil und trat in Schottland, Deutschland, Schweiz, Polen, Italien, Spanien, Ungarn und China auf. Luciano Berio | Sequenze Sequenze bezeichnet einen Werkzyklus des italienischen Komponisten Luciano Berio. Jeder einzelnen Sequenza sind Verse des italienischen Dichters Edoardo Sanguinetti vorangestellt. Sequenza I – original für Flöte (1958) wurde auf Anregung des Flötisten Aurèle Nicolet von Wencheng Lee für Marimbaphon transkribiert. Wencheng Lee wurde 1982 in Hsin-Chu (Taiwan) geboren und begann zunächst mit dem Klavierspiel. Ab 16 erhielt er Schlagzeugunterricht, später absolviere er sein Studium an der Hochschule für Musik Freiburg bei Prof. Bernhard Wulff, bei dem er seine Fähigkeiten für Kammermusik, Neue Musik, Orchester Musik, Theater Musik, Komposition und Dirigieren von Schlagzeugensembles entwickelte. Orchestererfahrung sammelte er während der Praktikumsphase am Theater in Münster (2008-2010). Als Solist und Kammermusiker wurde er zu Festivals eingeladen, z.B. bei »two days and two nights of new music« (Odessa, Ukraine), »Roaring Hooves Festival« (Ulan Bator, Mongolei), »Europa-Asia Contemporary Music Festival« (Kazan). Antal Doráti | Cinq Pièces für Oboe solo (1980) La cigale et la fourmie (d’aprés Lafontaine) La Fontaine Die Grille und die Ameise Die Grille, die den Sommer lang zirpt’ und sang, litt, da nun der Winter droht’, harte Zeit und bittre Not: Nicht das kleinste Würmchen nur, und von Fliegen eine Spur! Und vor Hunger weinend leise, schlich sie zur Nachbarin Ameise, und fleht’ sie an in ihrer Not, ihr zu leihn ein Stückchen Brot, bis der Sommer wiederkehre. »Hör’«, sagt sie, »auf Grillenehre, vor der Ernte noch bezahl‘ Zins ich dir und Kapital.« Die Ameise, die wie manche lieben Leut’ ihr Geld nicht gern verleiht, fragt’ die Borgerin: »Zur Sommerzeit, sag doch, was hast du da getrieben?« »Tag und Nacht hab’ ich ergötzt durch mein Singen alle Leut’.« »Durch dein Singen? Sehr erfreut! Weißt du was? Dann tanze jetzt!« Anja Tritschler begann im Alter von fünf Jahren Violine zu spielen. Ihren ersten Oboenunterricht bekam sie mit elf Jahren. Sie wurde Preisträgerin im Bundeswettbewerb »Jugend musiziert« und spielte Solokonzerte mit dem Landespolizeiorchester Baden-Württemberg und dem Sinfonischen Orchester Hochschwarzwald. Seit dem WS 2013/2014 studiert sie in Freiburg bei Prof. Lucas Macias Navarro. Luciano Berio | Erdenklavier Erdenklavier komponierte Berio 1969 und widmete es dem Musiker, Kunstkritiker und Herausgeber Thomas Willis. Berio interessierte sich zum Zeitpunkt seiner Komposition für die Musik des afrikanischen Stammes Banda-Linda. Die musikalische Besonderheit liegt darin, dass jeder Musiker nur eine Note erhält, die er zu einem bestimmten Zeitpunkt während der Aufführung integrieren muss. »Erdenklavier« ist eine Melodie, die keine Harmonien hat und erst durch den Beitrag der Flötenstimme Gestalt erhält, so dass der Eindruck einer Pastorale erweckt wird. Im »Erdenkla- vier« erzielt Berio einen reichen Klang durch unterschiedlich lang gehaltene Töne, wobei auf das Fortepedal verzichtet wird. Duc Anh Nguyen begann sein Studium in seinem Heimatort Hanoi in Vietnam. Er studiert seit April 2013 bei Prof. Dr. Szász an der Hochschule für Musik Freiburg. Sein Interesse gilt besonders den Werken unbekannter Komponisten. John Cage | »59 1/2 seconds for a string player« 1953 komponierte John Cage »59 1/2 seconds for a string player« in Form einer Tabulatur: Jede Saite hat ein eigenes System, in dem die Ton- höhe durch Linien festgelegt ist (1 mm = 1 Halbton). Darüber hinaus sind in weiteren Systemen der Bogendruck sowie Geräusche, die der Interpret selbst festlegt, sowie Vibrato und Strichtechniken notiert. Verschiedene Metronomangaben, die jeweils zwei Zentimetern auf dem Papier entsprechen, bestimmen die zeitliche Abfolge der Ereignisse. Mag es auf den ersten Blick so aussehen, als ob Cage dem Interpreten viel Freiheit zur individuellen Gestaltung lässt, so wird er im Arbeitsprozess das Gegenteil feststellen. Die Parameter in den einzelnen Systemen – insgesamt sechs – sind so genau notiert, dass es enorm viel Aufmerksamkeit fordert, möchte man dieser Genauigkeit gerecht werden. Sophie-Justine Herr absolvierte ihr Bachelor-Studium an der Hochschule für Musik Freiburg bei Prof. Adriana Contino, Prof. Daniel Grosgurin und Prof. Christoph Henkel in den Fächern Violoncello und Pädagogik. Seit Frühjahr 2014 studiert sie im Masterstudiengang Violoncello bei Prof. JeanGuihen Queyras, Prof. Lucas Fels und Tristan Cornut. Ihre Studien- zeit ist vor allem durch eine intensive kammermusikalische Arbeit in zahlreichen und verschiedensten Ensembles geprägt. Nicht nur dem klassischromantischen Repertoire schenkt sie viel Aufmerksamkeit, sondern auch der Neuen und Alten Musik. Im Rahmen dessen war sie im Sommer 2014 Akademistin des Münchener Rundfunkorchesters, des Lucerne Festival und des Freiburger Barockorchesters. Helmut Lachenmann | »Guero« »Guero – Studie für Klavier« von Helmut Lachenmann wurde am 1. Dezember 1970 uraufgeführt. Der Flügel wird nicht in herkömmlicher Weise, sondern als eine Art Perkussionsinstrument verwendet. Der Pianist »zupft« an verschiedenen Stellen des Flügels bzw. gleitet mit den Fingernägeln in der vorgeschriebenen Geschwindigkeit über den in der grafischen Partitur angedeuteten Bereich der Tastatur, der Saiten oder der Stimm- stifte, ohne jedoch eine Taste »normal« anzuschlagen. Lachenmann geht es bei seiner Musik um die Loslösung von Tonalität und Tonhöhen, wobei jedes akustische Ereignis zu Musik geformt werden kann. Lisa Hummel, Jahrgang 1992, studiert Schulmusik und BA Kirchenmusik bei Prof. Martin Schmeding an der Hochschule für Musik Freiburg. Zu ih- ren weiteren Lehrern zählen u.a. Mathias Trapp (Klavier), Andreas Winnen (Orchesterleitung) und Steffen Schreyer (Chorleitung). Nach zahlreichen Erfolgen beim Wettbewerb »Jugend musiziert« wurde sie Preisträgerin mehrerer internationaler Orgelwettbewerbe (Dublin Interna- tinal Organ Competition 2014, 1. Preis; Bachwettbewerb Wiesbaden 2014, 2. Preis; Int. Orgelwettbewerb St. Petersburg 2014, 3. Preis). Die Stipendiatin des Cusanuswerks übernahm zum Sommersemester 2014 die Leitung des Universitätschores der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und ist seit 2014 in St. Ulrich im Schwarzwald als Kirchenmusikerin tätig. Karlheinz Stockhausen | Klavierstück IX Karlheinz Stockhausen entwarf 1954, ausgehend von vier im Jahr 1952 entstandenen Klavierstücken, einen Plan für einen großen Zyklus aus 21 Klavierstücken, der sich aus Einheiten von 4+6+1+5+3+2 Stücken zusam- mensetzen sollte. Die zyklische Gruppierung wurde jedoch in der Folgezeit mehrfach modifiziert und es entstanden letzten Endes insgesamt 19 Werke mit dem Titel »Klavierstück«, von denen die fünf letzten allerdings statt für das Klavier für den Synthesizer komponiert wurden. Diese »Zeichnungen«, wie Stockhausen sie nannte, widerspiegeln u.a. seine kompositorische Entwicklung von der punktuellen Musik zur Gruppenkomposition und seine Interessen an »feinsten Nuancen von Klangfarben und Strukturen« sowie an die Vermittlung eines neuen Zeitgefühls in der Musik, das unter Ver- wendung von Instrument und Interpret besser zur Geltung kommt als in der elektronischen Komposition. Das »Klavierstück IX« entstand 1954 im Zusammenhang der Komposition Nr. 4: »Klavierstücke V-X«; es blieb sieben Jahre unfertig und erhielt 1961 seine endgültige Form. Darin werden Formen der musikalischen Zeit vermittelt: Periodizität und eine ganze Reihe von Graden der Aperiodizität. Starre, »monotone« Ereignisse verwandeln sich in flexible, »polytone« Ereignisse; sie stehen unvermittelt schroff nebeneinander oder mischen sich in stets neuen Verbindungen. Prof. Pi-hsien Chen Chen Wang, geboren 1995 in Peking, studiert seit 2013 Klavier (Bachelor) an der Hochschule für Musik Freiburg, zuerst bei Prof. Pi-hsien Chen, seit 2014 bei Prof. Christoph Sischka. Sie wirkte bei verschiedenen Projekten des Instituts für Neue Musik mit. Im Jahr 2013 war sie Preisträgerin des Bundeswettbewerbes »Jugend musiziert«. Junge MuSikerinnen und MuSiker brauchen Freunde. Werden Sie Fördermitglied! Tel. 0761 31915-43 (Rektorat) [email protected] www.mh-freiburg.de/foerdergesellschaft