Vom ehemaligen Kloster zum modernen Kulturzentrum

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Vom ehemaligen Kloster zum modernen Kulturzentrum
HISTORIE
Vom ehemaligen Kloster zum modernen Kulturzentrum
Liebe Oberösterreicherinnen
und Oberösterreicher!
Seit nunmehr vier Jahrzehnten ist das Landeskulturzentrum Ursulinenhof in
Linz im Besitz des Landes Oberösterreich und steht für heimische Kunst und
Kultur im oberösterreichischen Kulturquartier.
Fronleichnam, Schülerinnen der Ursulinen, 18. 06. 1911
Doch begonnen hat die eindrucksvolle Geschichte des Gebäudes bereits 1679
als Kloster der Ursulinen und war erste Adresse für die schulische Bildung und
christliche Erziehung von Mädchen in Oberösterreich.
Um die Historie des Ursulinenhofes auch für die jüngere und junge Generation
zu bewahren, wurde diese geschichtliche Broschüre in Auftrag gegeben.
Sie soll den Bogen spannen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen
schulischer Bildung und Bildung in Form von Kunst und Kultur.
2 Der Orden der Gesellschaft der Heiligen Ursula
4 Die Gründung des Klosters
10 Von Kriegsnot und barocker Prachtentfaltung
Ich wünsche Ihnen spannende Unterhaltung, sei es nun beim Studium dieser
Broschüre oder bei einem Besuch im Landeskulturzentrum Ursulinenhof.
16 Die Kirche des Klosters zu St. Ursula – Ein Barockjuwel
20 Die Regentschaft Josefs II: Das Kloster wird nicht aufgehoben
24 Die Napoleonischen Kriege
26 Das Neunzehnte Jahrhundert: Eine neue Zeit bricht an
34 Die Zeit des Ersten Großen Krieges
36 Der fortschrittliche Orden: Die Zwanziger- und Dreißigerjahre
40 Die Herrschaft des Nationalsozialismus: Das Kloster in der Emigration
Ihr
46 Wiederaufbau und ein Schulbeginn nach sieben Jahren
50 Ende und Auszug der Ordensfrauen
54 Vom Kloster St. Ursula zum Landeskulturzentrum Ursulinenhof
60 Anhang
Dr. Josef Pühringer
oberösterreichischer Landeshauptmann
1535 Gründung der Gesellschaft der Heiligen Ursula
1600 NIEDERLASSUNG IN ROM
1679 DER ORDEN KOMMT NACH LINZ
1. Kapitel
1535–1695
Der
Orden der
Gesellschaft
der Heiligen
Ursula
Der Orden der Gesellschaft der Heiligen Ursula
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts sah sich die katholische Kirche mit neuen Geistesströmungen konfrontiert. Humanismus, Philosophie und nicht zuletzt die Reformation
stellten ganz neue Herausforderungen für die „Alte Kirche“ dar. In jener Zeit bemühten
sich gerade die jungen Ordensgründungen um eine Reform des Katholizismus. Sie
betrachteten es als vordringliche Aufgabe, sich in den Dienst der Krankenpflege, der
sozialen Fürsorge und nicht zuletzt des Erziehungswesens zu stellen.
Im Jahre 1534 hatte Ignatius von Loyola in Paris die Gesellschaft Jesu gegründet. Ein Jahr
später folgte ihm Angela Merici mit der Gründung der Gesellschaft der Heiligen Ursula.
Angela Merici wurde 1474 am Gardasee geboren. 1535 gab sie die Satzung für den
von ihr gegründeten Orden heraus, die päpstliche Approbation folgte 1544. Mit ihrem
Lehrorden strebte sie nach einer vertieften Ausbildung der Frauen, nicht zuletzt zur
Wahrung der Ideale der christlichen Frau. Angela Merici starb am 27. Jänner 1540
und wurde 1768 selig-, 1808 heiliggesprochen.
Karl Borromäus war in der Folge der wichtigste Förderer des Ordens der Ursulinen. Er
berief den Orden nach Mailand und wurde von Papst Gregor XIII. zum päpstlichen
Visitator des Ordens bestimmt. Um 1600 entstanden die ersten Niederlassungen in
Rom, 1614 wurde in Lüttich ein Kloster gegründet, von wo aus über Köln 1639 der erste
Schritt nach Deutschland getan wurde. 1655 entstand das Ursulinenkloster in Prag, und
1660 berief Kaiserin Eleonore, Witwe Kaiser Ferdinands III., den Orden nach Wien.
Weitere Klostergründungen folgten 1670 in Klagenfurt, 1672 in Görz, 1676 in
Pressburg, 1679 in Linz, 1686 in Graz, 1691 in Innsbruck und 1695 in Salzburg.
Als Ordensregel nahmen die Ursulinen die Augustinerregel an. Zur Patronin hatten
sie die Jugendpatronin Sankt Ursula gewählt, da sie ihre Aufgabe in der Erziehung der
weiblichen Jugend sahen. Sie errichteten Volks- und Hauptschulen, Näh- und Haushaltsschulen und widmeten sich der Heranbildung von Erzieherinnen und Lehrerinnen.
Ihre Pensionate mit Höheren Töchterschulen genossen einen ausgezeichneten Ruf
bei Adel und Bürgertum.
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1618–1648 DREISSIGJÄHRIGER KRIEG
1677 BITTE AN KAISER LEOPOLD II. UM ERLAUBNIS ZUR GRÜNDUNG EINES KLOSTERS
1678 GUTACHTEN ÜBER DIE MEINUNG DER STÄNDE UND LINZER BÜRGERSCHAFT
2. Kapitel
1677–1695
DIE
GRÜNDUNG
DES KLOSTERS
Die Gründung des Klosters
Die Gesellschaft der Heiligen Ursula zu Wien fasste unter Oberin M. Katharina
Alexia Augustina den Entschluss, auch in Linz eine Niederlassung zu gründen. Im
Jahre 1677 trat der Orden an Kaiser Leopold II. mit der Bitte heran, ein Kloster mit
angeschlossener Schule zur Erziehung der weiblichen Jugend errichten zu dürfen.
Dieselbe Bitte wurde dem zuständigen Passauer Fürstbischof vorgetragen.
Der Kaiser forderte im Jänner 1678 von Landeshauptmann Helmhart Christoph
von Weißenwolf ein Gutachten über die Meinung der Stände und der Linzer Bürgerschaft zur geplanten Ordensniederlassung der Ursulinen. Landeshauptmann und
Landstände zögerten die Antwort lange hinaus, da sie die ablehnende Haltung der
Linzer Bürgerschaft kannten, die Einbußen an Quartiergeld, Wachtgeld und Steuern
befürchtete.
Die Stadt Linz hatte jahrzehntelang mit widrigen Umständen zu kämpfen gehabt.
Während des Bauernkrieges 1626 waren viele Häuser zerstört worden, im Zuge des
Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) war es immer wieder zu Truppendurchmärschen
und Einquartierungen gekommen. Durch die Abwanderung der protestantischen
Bürgerschaft war die Wirtschaft empfindlich gestört. Dazu kam, dass Adelige und
Orden, welche Bürgerhäuser erworben hatten, sich durch eine einmalige Zahlung von
den Steuern an die Stadt befreien konnten. Es war also verständlich, wenn die Bürgerschaft weiteren Klostergründungen ablehnend gegenüberstand. Man argumentierte,
Linz sei eine kleine Stadt, welche mit Kirchen, Klöstern und Geistlichen zur Verrichtung
der Gottesdienste zur Genüge versorgt sei.
M. Katharina Alexia Augustina wandte sich erneut mit einem Bittschreiben an den
Landeshauptmann und die Verordneten der Landstände. Die Verordneten kamen
schließlich überein, ihren Bericht so abzufassen, dass die letzte Entscheidung dem
Kaiser selbst überlassen wurde.
Auch die Jesuiten setzten sich für die Klosterneugründung ein. Als Betreuern des
1608 errichteten Jesuitengymnasiums lag den Patres eine von Ordensfrauen geleitete
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DIE ORDENSGRÜNDUNG WIRD BEWILLIGT 1679
GRUNDSTÜCK WIRD ERWORBEN 1679
Mädchenschule besonders am Herzen. Rektor Pater Diller betonte in seinem Gutachten
die Nützlichkeit des Klosters für die Erziehung der weiblichen Jugend in Linz.
Den Ausschlag gaben schließlich einerseits die kaiserlichen Empfehlungsschreiben,
andererseits die Bereitschaft der Ursulinen, die Bürgerstöchter unentgeltlich zu unterrichten. Die Stadträte erklärten sich widerstrebend bereit, den Ursulinen ein Grundstück zum Bau eines neuen Klosters zu überlassen. Am 24. Mai 1679 wurde durch ein
kaiserliches Dekret die Ordensgründung in Linz bewilligt.
Oberin M. Katharina Alexia Augustina reiste in Begleitung mehrerer Schwestern per
Schiff von Wien nach Linz. Am 18. Juli traf die Reisegesellschaft in Linz ein, wo tags
darauf der erste Besuch dem Rektor der Jesuiten P. Dietrichstein galt.
Erwerb der Grundstücke und Klosterbau
In Absprache mit der Stadtbehörde standen den Ordensschwestern vier Grundstücke
zur Wahl: erstens das Haus Herrenstraße 18, welches Besitz des Lebzelters Mathias
Panlehner war und 1671 schon den Karmeliten vorübergehend als Unterkunft gedient
hatte; zweitens die beiden Häuser der verwitweten Bürgermeistersgattin Apollonia Pröller
an der Ecke Harrachstraße und Landstraße; drittens das Nachbarhaus der Barbarakirche
an der Landstraße und schließlich viertens ein Grundstück im Kapuzinerfeld.
Die Ursulinen entschlossen sich zum Erwerb der beiden Pröllerhäuser, da hier ausreichend Grund und Wohnraum zur Verfügung standen. Der Besitz bestand aus einem
neu erbauten Haus samt Stadl und Garten sowie dem daran anschließenden Eckhaus
in der Harrachstraße und einem kleineren Wohnhaus samt Stallungen.
Postkarte mit der Gesamtansicht des Klosters, um 1910
Als Kaufpreis wurde 6150 Gulden festgelegt, und da M. Katharina Alexia Augustina
8000 Gulden aus Wien mitgebracht hatte, konnte am 12. August 1679 der Verkauf vom
Stadtrat ratifiziert werden. Nur zwei Tage später bezogen die Ordensfrauen ihr neues
Domizil, vorerst provisorisch, denn die Gebäude bedurften noch einiger Adaptierungen.
Für die Befreiung von Abgaben an die Stadt verlangte der Magistrat eine einmalige
Zahlung von 5000 Gulden. Nach tagelangen Verhandlungen kam man schließlich
überein, dass der Orden den Burgrechtspfennig sowie die Dienste an die Stadtpfarre
und an das Heilig-Geist-Beneficium zu leisten habe, jedoch von allen anderen Steuern,
Rüstgeldern, Quartieren und Wachen nach einer Abschlagszahlung von 2000 Gulden
befreit werde.
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Gründerin M. Katharina Alexia kehrt nach Wien zurück 1680
M. Maria Aloisia WIRD ZUR OBERIN bestellt 1680
Den 6 Schülerinnen im Internat folgEn 40 Zöglinge im Externat 1681
TÜRKENBELAGERUNG: viele Adelige und Bürger FLIEHEN AUS Wien 1683
Nachdem auch das Ansuchen zur Errichtung einer Kapelle vom Bistum Passau
positiv beantwortet wurde, konnte nach drei Jahren zähen Ringens mit den Behörden
die Gründung des Ursulinenklosters zu Linz abgeschlossen werden. Die Gründerin
M. Katharina Alexia kehrte im April 1680 nach Wien zurück.
Zur ersten Linzer Oberin wurde M. Maria Aloisia bestellt, die das Amt bis 1699
ausübte. Die neue Oberin, eine geborene Gräfin Cavriani, hatte aufgrund ihrer Herkunft exzellente Kontakte zum Kaiserhof, insbesondere zur Kaiserinwitwe Eleonora,
aber auch zum landständischen und städtischen Adel und zum Bürgertum. Das
ermöglichte die Verwirklichung großer Vorhaben wie die Errichtung einer ersten
Kirche, den Erwerb weiterer Grundstücke sowie den Aufbau der Schule.
Kaiser Leopold II. spendete 1692 1500 Gulden, Ende Mai desselben Jahres trafen
vier Ordensfrauen aus Wien ein und brachten weitere 2000 Gulden zur Unterstützung der Bauvorhaben des jungen Klosters. Das Unglück Wiens wurde dem Kloster
zum Segen: Da in Wien die Pest wütete, waren zahlreiche vermögende Adelsfamilien
nach Linz gezogen und ermöglichten durch Spenden an das Kloster die Einrichtung
der Kirche und die Ausstattung mit liturgischen Geräten. Schon 1680 konnte in der
ersten hauseigenen Kirche (im Pröllerhaus Landstraße 31) vom Rektor des Jesuitenseminars eine Messe gelesen werden.
Im Linzer Konvent lebten in jenen Jahren insgesamt sechs Chorfrauen. Der Kremsmünsterer Abt Ehrenbert übernahm den Schutz und die Oberaufsicht über das
Kloster und kleidete am 25. Jänner 1681 die erste Novizin Maximiliana Baronesse
von Hagen als M. Maria Paula ein; zwanzig Jahre später sollte sie Oberin des Klosters
werden (1703–1724). Eine ausdrückliche bischöfliche Erlaubnis war erforderlich, um
Schülerinnen ins Internat aufnehmen zu dürfen: Im Jänner 1680 wurde dies für adelige
Mädchen gestattet, im Juni auch für Bürgerstöchter. Den ersten sechs Schülerinnen
im Internat folgten 1681 schon 40 Zöglinge im Externat: Die Schule erfüllte tatsächlich
einen dringenden Bedarf der Stadt.
1680 beengte Raumverhältnisse machen eine Erweiterung nötig
1684 Erwerb der beiden Grabmerhäuser in der HarrachstraSSe
1692 DIE ARBEITEN BEGINNEN
1697 FERTIGSTELLUNG, NEUE RÄUME KÖNNEN BEZOGEN WERDEN
zu Gerüchten führte, dass die Türken in Verfolgung des kaiserlichen Schatzes bis in
das Land ob der Enns vorstoßen würden. Als die meisten Schülerinnen von ihren
Eltern abgeholt wurden, verließen auch die Ursulinen Kloster und Stadt und fanden
auf Schloss Neuhaus an der Donau Zuflucht. Sie kamen dort im Juli 1683 an und
richteten sich notdürftig ein. Von den Schülerinnen waren nur drei mitgekommen.
Kaum war die Nachricht vom glücklichen Ausgang der entscheidenden Schlacht am
Kahlenberg im Land ob der Enns eingetroffen, kehrten die Ordensfrauen wieder
nach Linz zurück.
Immer noch war das Kloster in den 1680 erworbenen Bürgerhäusern untergebracht.
Die beengten Raumverhältnisse machten eine Erweiterung dringend nötig. 1684
gelang endlich der Erwerb der beiden Grabmerhäuser in der Harrachstraße um 4000
Gulden; sie rundeten den Grundbestand des Klosters nach Osten ab, sodass nun der
Neubau des Klosters ins Auge gefasst werden konnte.
Es sollte vier Trakte umfassen: Kirche, Konventgebäude, ein Internat für Kostschülerinnen sowie das Schulhaus. Als die Pläne schon weit gediehen waren, bewilligten die
Stände 1690 einen Zuschuss von 2000 Gulden. Im Mai desselben Jahres reiste die Oberin
mit drei Schwestern in das erst neun Jahre alte Dominikanerinnenkloster Windhaag bei
Perg, um sich Anregungen für den Neubau des eigenen Klosters zu holen.
In diesen Jahren wurden auch eifrig Spenden für den ehrgeizigen Neubau gesammelt.
Entscheidend aber war, dass die adeligen Chorfrauen oftmals beträchtliches Vermögen mitbrachten. So erhielten beispielsweise die zwei Chorfrauen M. Isabella und
M. Antonia Gräfinnen Salburg zu ihrem Eintritt 10.000 Gulden als Brautsteuer.
Im Jahr der Türkenbelagerung 1683 flüchteten wieder viele Adelige und Bürger aus
dem bedrohten Wien nach Linz. Auch der Kaiserhof passierte die Stadt, was in Linz
Am 21. Juli 1692 begannen die Arbeiten. Zuerst wurde der Trakt an der Nordostecke
des Areals in Angriff genommen, der für die Aufnahme des Internats vorgesehen war.
Im Sommer 1693 wurde das alte Grabmerhaus in der Harrachstraße abgerissen und
das Material gleich für den Neubau weiterverwendet. Der gesamte Bau mit drei Trakten
war bereits 1697 fertiggestellt und sämtliche Räume konnten bezogen werden. 1695
wurde für eine Kopie der Altöttinger Madonna im Garten des Klosters eine kleine
achteckige Kapelle erbaut.
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1701–1714 SpanischeR Erbfolgekrieg
1726 DAS GRUNDSTÜCK WIRD DURCH DIE URSULINEN ERWORBEN
1732 DER NEUBAU DER KIRCHE WIRD GENEHMIGT
3. Kapitel
1704 –1772
Von
Kriegsnot
und
barocker
Prachtentfaltung
Von Kriegsnot und barocker Prachtentfaltung
Um 1700 brachen unruhige Zeiten für Stadt und Kloster an. Im Zuge des Spanischen
Erbfolgekrieges befürchtete man im Jänner 1704 den Einmarsch bayrischer Truppen. Die
Ursulinen räumten für einige Tage ihr Kloster und ließen nur eine Wache zurück. Unterschlupf fanden sie im Haus des Stadtrichters Paul Franz Müller in der Badgasse. Schon am
31. Jänner konnten die Schwestern wieder in ihr unversehrtes Kloster zurückkehren.
Die Lage hatte sich zwar beruhigt, doch war die Stadt überfüllt mit Flüchtlingen, was die
Lebensmittelpreise enorm steigen ließ. Nicht genug damit, musste auf päpstliche Weisung
auch noch Kirchensilber zur Bestreitung der Kriegskosten abgeliefert werden. Trotz dieser
wirtschaftlichen Probleme konnte das Klosterareal zügig weiter ausgebaut werden.
Schon 1691 hatten sich die Schwestern am Mößbachschen Garten östlich des Klostergrundes interessiert gezeigt, allerdings war der Verkauf vom Stadtmagistrat abgelehnt
worden. Der Grund ging zuerst an den Bürger und Rauchfangkehrer Valentin Sommerwin,
der ihn im August 1710 an Johann Georg Baron Fieger von Hirschberg weiterverkaufte.
Allerdings hatten die Ursulinen für den Kauf das Geld vorgestreckt, und sie waren es auch,
die mit der Kultivierung des komplett verwilderten Gartens begannen.
Als Baron Fieger wegen Überschuldung die Übergabe seines Besitzes an die Ursulinen ankündigte, da diese seit geraumer Zeit die auf dem Grund liegenden Steuern beglichen hatten,
verweigerte der Magistrat abermals seine Bewilligung. Es sollte noch 16 Jahre dauern, bis
das Grundstück 1726 schließlich doch an die Ursulinen kam, drei Jahre später konnte der
Moserische Garten an der Ecke Bethlehemstraße / Dametzstraße erworben werden.
Die 1680 errichtete Kirche war zwischen 1696 und 1698 mit Altären ausgestattet worden.
Nun drohte aber dem holzverschalten Bau der Einsturz. Oberin M. Maria Augustina trug
1732 ihrem Vetter Graf Stauffenberg die Bitte vor, bei der Kaiserin den Neubau einer Kirche
zu erwirken, und schickte auf seinen Rat hin eine Bittschrift an die Kaiserin. Der Kirchenbau wurde tatsächlich genehmigt. Am 30. September 1732 wurde die feierliche Grundsteinlegung inszeniert: Rotsamtene Betschemel für Kaiserin und Hofdamen wurden in der
Baugrube aufgebaut, in der Mitte stand ein festlich geschmückter Altartisch.
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DIE GRUNDFESTEN DER NEUEN KIRCHE WERDEN ERRICHTET 1736
Besetzung von Linz durch Bayern und Franzosen 1741/42
Eine geputzte Mörteltruhe, ein silberner Maurerhammer und eine Maurerkelle lagen
bereit. Um 9.30 Uhr erschienen die Hoheiten, Kaiserin Elisabeth Christine hielt eine
kurze Ansprache und begab sich dann in Begleitung der Obristhofmeisterin Fürstin von
Lobkowitz zur Baustelle. Der Abt von Gleink weihte den Grundstein, der Medaillen
mit den kaiserlichen Porträts und eine Gründungsinschrift enthielt. Ein Schriftstück
mit den Namen des Papstes, des Kaisers, des Passauer Bischofs, des Gleinker Abts und
sämtlicher Linzer Ursulinen wurde beigelegt.
Doch kaum war das große Fest vorbei, blieb das Projekt stecken. Monatelang herrschte
Stillstand, bevor man sich einem alternativen Plan zuwandte, der aber auch nicht verwirklicht wurde. Der immer schlechtere Zustand der bestehenden Kirche zwang jedoch
zur Eile: 1736 wurden die Grundfesten errichtet, am 25. April 1737 begann Baumeister
Haslinger mit dem aufgehenden Mauerwerk.
Das Hochaltarbild stellt die sieben Erzengel dar und ist ein Werk des Meisters
Martin Altomonte. Auftraggeber war Abt Robert von Heiligenkreuz. Nach dem Tod
des Meisters 1745 schuf sein Sohn Bartholomäus Altomonte weitere Altarbilder für die
Ausgestaltung der Ursulinenkirche. Eine seiner Töchter, Euphrosina, trat schon 1729
in den Orden ein, erhielt den Ordensnamen Maria Stanislaa und legte ihre Profess am
21. Oktober 1731 ab. Die Besetzung von Linz durch Bayern und Franzosen 1741/42
verzögerte den Fortgang des Kirchenbaues erneut. Am 31. Juli 1741 wurde Passau
besetzt, und am 14. September marschierte die bayerische Armee gemeinsam mit französischen Hilfstruppen in Linz ein. Der Kurfürst zog mit der Hauptmacht weiter Richtung
Mautern, ließ in Linz aber 10.000 Soldaten als Besatzung zurück. Oberin M. Maria
Augustina gab Anweisung, die Kirchenmauer gegen die Straße zu erhöhen, und ließ
die Pforte mit zwei schweren Riegeln verstärken. Es gelang gerade noch, den Kirchenneubau einzudecken und so gegen die Witterung zu schützen.
Die Besatzungstruppen lagerten zunächst auf freiem Feld, das Spätherbstwetter zwang
sie aber schließlich, sich einzuquartieren. Am 9. November verlangten 50 französische
Soldaten auch bei den Ursulinen Quartier. Nachdem man den französischen General
Segur unter Vermittlung des Beichtvaters der Ursulinen informiert hatte, dass es sich
um ein Kloster mit Chorfrauen von großteils adeliger Herkunft handelte, ließ der
General zum Schutz der Schwestern eine Schildwache aufziehen; einquartiert wurde
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1742 Generalangriff auf Linz
1744 WEITERBAU DER KIRCHE
lediglich ein Offizier. Die Lage verschlimmerte sich, als die Franzosen an der Enns von
den kaiserlichen Truppen geschlagen wurden. Ende Dezember glich Linz einem Heerlager. Gassen wurden mit Palisaden verschanzt. Man bereitete sich auf einen Großangriff
der kaiserlichen Truppen unter General Khevenhüller vor.
Im Karmelitenkloster lagerten 600 Mann Besatzungstruppen. Von den Ursulinen verlangten die Franzosen ungehinderten Durchgang durch Pforte und Klausur, worauf
Oberin M. Maria Augustina einem französischen Offizier den Haustorschlüssel des
Klosters überreichte, um eine Konfrontation zu verhindern. Die Schwestern konnten
im oberen Stockwerk wohnen bleiben, im Erdgeschoss verursachten die Soldaten jedoch
enorme Schäden, indem sie auf den Holzfußböden Feuer entzündeten, das Gitter der
Pforte herausrissen und einige Mauern schleiften, um freies Schussfeld zu bekommen.
Am 23. Jänner 1742 verkündeten zwischen sieben und acht Uhr drei Kanonenschüsse den
Beginn des Generalangriffes auf Linz. Am Tag zuvor war Großherzog Franz Stephan
von Lothringen, der Gemahl von Kaiserin Maria Theresia, zu den Truppen gestoßen.
Eine kaiserliche Batterie feuerte vom Freinberg gegen das Kapuzinerkloster, wo die französischen Stellungen dann von den Varasdiner Panduren unter Oberst Trenk genommen
wurden. Eine zweite Batterie schoss von den Kaplanhoffeldern und von der Eisernen
Hand gegen die Klöster der Karmeliten und Ursulinen.
Die Franzosen hielten die Fenster des Klosters besetzt, kaiserliche Kanonenkugeln schlugen
im Garten und im Klosterhof ein, beschädigten Fenster und Mauern, durchschlugen den
Dachboden und setzten den Wäscheboden in Brand. Hilfsschwestern konnten ihn löschen.
Die Franzosen kapitulierten noch in derselben Nacht. Als ihnen und den Bayern freier
Abzug gewährt wurde, plünderten und zerstörten sie, was sie nicht mitnehmen konnten.
Am 24. Jänner zogen die kaiserlichen Truppen in Linz ein. Nun verlangten die Österreicher
die Zahlung eines Ablösegeldes für die Glocken, welche der siegreichen Artillerie zustanden. Die wirtschaftlichen Folgen waren verheerend. Das Kloster war schließlich sogar
auf Spenden angewiesen, um die Lebensmittelknappheit zu bewältigen: Sogar der Bischof
von Passau schickte 150 Gulden als Soforthilfe. Nach dieser Epoche der Unruhen konnte
sich der Orden ab 1744 endlich wieder dem Weiterbau der 1736 begonnenen Kirche
widmen. Unter Leitung von Oberin M. Maria Anna Carolina (1744–1756), einer geborenen
Herz-Jesu-Altar als Seitenaltar 1745
EINFÜHRUNG DER KOPFSTEUER 1746
AUFHEBUNG DER Steuerfreiheit FÜR adelige und geistl. Freihäuser 1750
Gräfin Türheim, wurde der Josephialtar in der Kapelle unter dem Chor („Vermählungskapelle“) errichtet. Das Familienwappen schmückt den Altar, der ein Geschenk ihrer
Brüder Christoph Wilhelm und Sigmund war. Am 24. Juni 1745 wurde ein Herz-JesuAltar als Seitenaltar aufgestellt und die Herz-Jesu-Andacht eingeführt.
Zehn Jahre später wandte sich der Orden mit der Bitte um die Festsetzung eines Einweihungstermins an den Bischof von Passau. Dieser ordnete aber erst einmal eine neue
Grundsteinlegung an, da sich der 1732 gelegte Grundstein außerhalb des nun bestehenden
Gebäudes befand. Dieser Festakt fand unter Leitung des Abtes des Stiftes St. Florian am
28. Mai 1755 statt. Der Grundstein befindet sich jetzt rechts neben der Eingangstür auf
der Seite der Vermählungskapelle und wurde zweieinhalb Schuh unter dem Boden der
Hauptgrundmauer eingesetzt. Als Oberin Maria Anna Carolina im Jahre 1756 verstarb,
war zwar die Kirche der Ursulinen endlich fertiggestellt, es fehlten aber immer noch die
Türme und die Ausgestaltung der Giebelfront.
Die Regentschaft von Kaiserin Maria Theresia hatte zahlreiche neue Verordnungen gebracht,
die auch das klösterliche Leben der Ursulinen beeinflussten. Im Jänner 1746 wurde eine
Kopfsteuer eingeführt. Der Orden, der in Linz 44 Klosterfrauen, eine Kandidatin, zwei
Kirchendiener und eine Magd zählte, war zur Zahlung von 284 Gulden und 50 Kreuzer
verpflichtet. Die Oberin ersuchte vergeblich um Nachlass des Betrages, da nicht nur
die Klosterangehörigen zu versorgen, sondern auch der Schulbetrieb zu finanzieren war.
Im April des gleichen Jahres wurde der Fleischkreuzer eingeführt, was dem Kloster einen
Fleischaufschlag von 40 Gulden abverlangte.
1756 M. Katharina Josepha zur Oberin GEWÄHLT
1771 Weihe des Nordturms
1777 Abfassung einer Klosterchronik
einmalige Zahlung von 80 Gulden befreien. Im Juni 1756 wurde die vormalige Präfektin der
Schule M. Katharina Josepha zur Oberin des Klosters gewählt (1756–1759). In den nur
drei Jahren ihrer Amtsführung wurde die Ursulinenkirche zu Ehren der sieben Erzengel
geweiht. Das St.-Michaelsfest am 29. September wurde zum jährlichen Kirchweihfest
bestimmt. Trotz der Einschränkungen und Teuerungswellen, welche der Siebenjährige
Krieg mit sich brachte, wurde gerade in dieser Zeit das Gotteshaus würdig eingerichtet.
Wieder waren es Erbschaften und Schenkungen, welche die Ausstattung des Ursulaund des Augustinusaltars mit marmornen Abschlussgittern und die Anschaffung einer
neuen Weihnachtskrippe ermöglichten, die in einem Glasschrank auf dem Ursulaaltar
aufgestellt wurde. Dazu kamen Kelche, Lampen, Paramente (Kanzel- und Altarbehänge),
Bilderrahmen und vieles andere.
Als Oberin M. Maria Cajetana 1759 ihr Amt antrat, schenkte sie ihre volle Aufmerksamkeit zunächst der Neuorganisation des Klosterlebens. Gleich nach ihrer Wahl gab sie
eine neue Hausordnung heraus, in der die wesentlichen Punkte der Ordensregel zusammengefasst waren und die auch einen Festkalender beinhaltete. Zudem vereinfachte und
modernisierte sie den gesamten Klosterbetrieb. Es wurden allgemeine Richtlinien für den
Unterricht im Externat und Internat der Schule ausgearbeitet und zu einem Lehrplan
zusammengefasst. Schließlich ordnete sie 1777 die Abfassung einer Klosterchronik an.
Schon 1750 war durch kaiserlichen Erlass die Steuerfreiheit der adeligen und geistlichen
Freihäuser aufgehoben worden. Die Ursulinen wurden aufgefordert, die üblichen bürgerlichen Steuern zu leisten. Nach Verhandlungen einigten sich Kloster und Magistrat
auf eine jährliche Dominikalsteuer von 32 Gulden. Vom Burgrechtspfennig, den jeder
Hausbesitzer als Verzinsungssteuer abzuliefern hatte, konnte man sich durch eine
Das zweite große Vorhaben dieser Epoche waren der Ausbau der Giebelfront der Kirche
und die Errichtung der beiden Türme. Der Bau war zwar vollendet und geweiht, doch
die Gebäudefront an der Landstraße glich noch einem Provisorium, welches zur Dauereinrichtung geworden war. Nur ein Bretterverschlag war hier vorhanden, das Portal bot
wenig Schutz vor Wind und Wetter. Dieser Zustand wurde schon bei der Kirchweihe
1757 bemängelt. So soll einmal sogar ein scheuendes Pferd in die Kirche eingedrungen
sein und sich dort niedergelassen haben. Für den Neubau der Kirchenfront spendete
Kaiserin Maria Theresia 600 Gulden, die Landstände steuerten 650 Gulden bei. Der Bau
begann im März 1770, und noch im gleichen Jahr waren der Giebel und der Nordturm bis
auf Dachgesimshöhe fertig. Im Oktober 1771 erfolgte die Weihe des Nordturms durch
den Abt des Stiftes St. Florian, im Mai 1772 die des Südturmes durch den Stadtpfarrer
von Enns. Am 8. November 1772 fand schließlich ein Dankgottesdienst zur Feier der
Fertigstellung statt. Die beiden Türme der Ursulinenkirche prägen seitdem das Stadtbild
von Linz und gelten als Musterbeispiel des österreichischen Barock.
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1752 wurde den Kirchen verboten, Defraudanten (Betrügern und Hinterziehern),
Mautschwärzern und Deserteuren Asyl zu gewähren, und zwei Jahre später wurden 23
Heiligenfeste als Feiertage gestrichen, die von nun an nur noch klosterintern begangen
wurden. Dazu kam noch das Verbot von Pauken und Trompeten in der Kirchenmusik.
4. Kapitel
1738–1801
Die
Kirche des
Klosters
zu St. Ursula
Ein Barockjuwel
Gesamtansicht des Klosters
Die Kirche des Klosters zu St. Ursula – ein Barockjuwel
Das Bauwerk, eine einschiffige Saalkirche mit dem Hochaltar im Chorraum, je drei
Seitennischen für die Altäre an den Seitenwänden und jeweils einer Kapelle in den
Untergeschossen der Türme, ist durch korinthische Pilaster und durchlaufende
Gesimse gegliedert. Stuckkapitelle, Kartuschen, Voluten und Putten bilden den reichen
Schmuck. Für die Kirchenfassade schufen die Steinmetzmeister Ignaz Hiebel und
Michael Herstorfer Kapitelle und Vasen.
Das Hauptportal wird flankiert von Statuen, die den Heiligen Antonius von Padua
sowie den Heiligen Florian darstellen. Im Giebel hat eine drei Meter hohe Statue der
Immaculata ihren Platz, zu ihren Seiten ruhen zwei Engel. Den Abschluss des Giebels
bildet ein Kreuz mit zwei knienden Engelsgestalten.
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DER Hochaltar WIRD vom Abt des Stiftes Heiligenkreuz gestiftet 1738
ERRICHTUNG DES KREUZALTARS 1755
DER URSULA-ALTAR FOLGT 1756
Der Hochaltar wurde 1738 vom Abt des Stiftes Heiligenkreuz gestiftet, das Altarbild,
das die sieben Erzengel darstellt, stammt von Meister Martin Altomonte. Da die
Stände des Landes Oberösterreich 3000 Gulden für diesen Altar spendeten, ist im
Giebel das Landeswappen eingesetzt. Je zwei Engel stehen links und rechts als Allegorien von Hoffnung, Glaube, Liebe und Altarsakrament. Im Rahmengefüge befindet
sich ein ebenfalls von Martin Altomonte stammendes Bild, welches ein Engelskonzert
darstellt. Engel und Putten bilden den oberen Abschluss.
Der Altaraufbau stammt von Matthias Krinner und Franz Josef Mähl, der auch die
Statuen anfertigte. Sechs Seitenaltäre stehen in Nischen: links der Annenaltar mit
einem von Bartholomäus Altomonte 1743 angefertigten Bildnis der sitzenden
Mutter Anna; es folgt der Augustinusaltar mit dem Altarbild des Heiligen Augustinus
von Antonio Bellucci, das in der ersten Kirche der Ursulinen den Hochaltar schmückte.
Das Ursulinenkloster war 1686 in den Besitz des Märtyrerleibes des Heiligen Plazidus gelangt, und so befindet sich diese Reliquie in einem Glassarg am dritten Altar
links. Den Abschluss bildet der 1755 errichtete Kreuzaltar mit der Darstellung der
Kreuzigung Jesu.
An der rechten Seite stand ursprünglich statt der Lourdeskapelle ein Josefsaltar, auch
Vermählungsaltar genannt, eine Stiftung der Türheimer aus dem Jahre 1775 mit deren
Wappen. Es folgt der Ursulaaltar, der in seinem Aufbau dem Augustinusaltar gleicht;
das Altarbild von Bartholomäus Altomonte aus dem Jahr 1756 verweist auf die
Ursulalegende.
Der Herz-Jesu-Altar wurde unter Oberin M. Karolina nach 1745 errichtet, das
ursprüngliche Altarbild wurde 1899 durch das gegenwärtige ersetzt. Die Reihe wird
vom Marienaltar abgeschlossen, der 1756 errichtet wurde, die bekleidete Statue
konnte 1801 erworben werden. Beachtenswert ist auch die Kanzel, deren vergoldete
Reliefs Rafael als Begleiter des Tobias, Jakobs Traum von der Engelsleiter und die
Eltern Samsons darstellen. Der Schalldeckel wird von einem Engel mit Weltkugel
gekrönt, Putten verweisen von links nach rechts auf die vier Erdteile Asien, Amerika,
Afrika und Europa.
Quittung Bartholomäo Montes über das Bildnis des Ursulaaltars, 1756
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1773 Auflösung des Jesuitenordens durch Papst Clemens XIV
1782 auflösung der Karmelitinnen, der Minoriten und der Kapuziner
1786 Kaiser Josef ii besichtet persönlich das kloster –
5. Kapitel
1773–1786
Die
Regentschaft
Josefs II:
Das Kloster
wird nicht
Aufgehoben
der fortbestand ist gesichert
Die Regentschaft Josefs II:
Das Kloster wird nicht aufgehoben
Nach der Thronbesteigung Kaiser Josefs II. brachen wieder turbulente Zeiten für
die Ursulinen an. Hatte man die Auflösung des Jesuitenordens im Jahre 1773 durch
Papst Clemens XIV. schon mit Sorge für die Zukunft der Klöster zur Kenntnis
genommen, so löste das kaiserliche Klosteraufhebungspatent vom 12. Jänner 1782
größte Bestürzung aus.
In Linz wurden die Ordenshäuser der Karmelitinnen, der Minoriten und der Kapuziner
aufgelöst. Auch das Kloster der Elisabethinen war gefährdet. Selbst der Besuch des
Papstes Pius IV. in Wien konnte die kaiserlichen Beschlüsse nicht beeinflussen. Pius
besuchte am 24. April 1782 auch Linz und segnete im Vorbeifahren die vor der Kirche
Spalier stehenden Ordensfrauen.
Die Aufhebung der beschaulichen Orden brachte es mit sich, dass einige Ordensschwestern den Übertritt zu den Ursulinen in Erwägung zogen. Dies wurde von der
oberösterreichischen Landesregierung ausdrücklich gewünscht, da in der Schule des
Ordens zu dieser Zeit 250 Mädchen extern unterrichtet wurden, dazu noch 30 bis 40
Zöglinge im Klosterinternat.
Die Ausweitung der Schulkapazität war bei einer Gesamtschülerzahl in der Stadt Linz von
993 (Gesamtbevölkerung ca. 14.000) von größter Wichtigkeit. Zwei Chorfrauen und drei
Laienschwestern des ehemaligen Karmelitinnenklosters traten schließlich in den Orden der
Ursulinen ein, später folgte noch eine Dominikanerin aus dem Kloster Thal in Tirol.
Indessen begab sich Oberin M. Maria Cajetana nach Steyr, um das dort aufgehobene
Coelesterinerinnenkloster mit päpstlicher Bewilligung und mit Zustimmung des Passauer Bischofs in ein Ursulinenkloster umzuwandeln. Von den über 30 „Ex-Nonnen“
erklärten sich jedoch nur fünf zum Übertritt bereit. Sie wurden rasch in die Institutionen ihres neuen Ordens eingeführt und zu Lehrerinnen ausgebildet. Schon im
November 1782 konnte in Steyr eine zweiklassige Mädchenschule eröffnet werden.
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der garten
Die Schulpräfektin von Linz blieb vorerst zur Anleitung und Unterstützung in Steyr.
Aber schon am 1. Juli 1784 wurde das Kloster zu Steyr wieder aufgehoben und die
Schule vom Normalschulfond und weltlichen Lehrkräften übernommen.
der Ursulinen. Das Kosthaus und die Schule wurden besichtigt, und der Kaiser scheint
zufrieden gewesen zu sein: „Sie leisten ausgezeichnete Arbeit. Ihr Haus bleibt bestehen,
da herein soll niemand kommen.“ Der Fortbestand des Klosters war damit gesichert.
Durch die Übertrittswelle vom Jahr 1782 legten am 22. Mai 1785 dreizehn Ordensfrauen
ihre Profess ab, doch waren darunter nur zwei Novizinnen des Ursulinenordens. Die
Zeremonie leitete der seit drei Wochen inthronisierte erste Bischof Ernst Johann Graf
Herberstein der neu errichteten Diözese Linz. Immer noch drohte aber die Säkularisierung der Schule, worauf unweigerlich die Aufhebung des Klosters gefolgt wäre.
Als die Oberin 1794 starb, war nicht bloß die Klosteraufhebung abgewendet, sondern
auch die ökonomische Situation des Ordens gesichert. Durch Gartenbau konnte sich
das Kloster nicht nur versorgen, man erzielte sogar durch den Verkauf von Überschüssen
beträchtliche Einnahmen, oft mehr als 300 Gulden jährlich. Der 1768 angelegte Garten
hatte in den ersten 20 Jahren einen Reinertrag von über 3700 Gulden eingebracht. Kurz
vor ihrem Tod ließ M. Maria Cajetana einen eigenen Bibliothekstrakt einrichten, um
die zahlreichen, in verschiedensten Räumen verstreuten Bücher würdig und zweckmäßig
unterbringen zu können.
Am 7. Oktober 1786 kam Kaiser Josef II persönlich nach Linz und inspizierte schon
am folgenden Tag die städtischen Einrichtungen und Klöster, darunter auch jenes
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1800 die siegreiche Armee Napoleons rückt in Linz ein
1810 die Franzosen verlassen linz endgültig
6. Kapitel
1800 –1810
Die
NapoleonIschen Kriege
Die Napoleonischen Kriege
Am 21. Dezember 1800 rückte die siegreiche Armee Napoleons in Linz ein. Ein
französischer Offizier quartierte sich im Ursulinenkloster ein, vor der Pforte zog eine
Wache auf. Während der vier Monate dauernden Einquartierung versorgten die
Ordensschwestern österreichische Gefangene mit Lebensmitteln, lieferten Verbandsmaterial und fertigten Hemden für die Besatzungsarmee.
Im November 1805 besetzten die Franzosen erneut die Stadt, allerdings in weitaus
höherer Zahl als beim ersten Mal. Die Ursulinen mussten 21 französischen Soldaten
Quartier geben, neuerlich stand vor der Pforte eine Wache. Nach der verlustreichen
Schlacht bei Austerlitz am 2. Dezember 1805 waren die Linzer Spitäler, besonders die
der Elisabethinen und der Barmherzigen Brüder, mit Verwundeten überfüllt. In der
Stadt herrschte Chaos. Diesmal blieben die Franzosen bis Ende April 1806.
Drei Jahre später wiederholte sich diese Situation. Am 3. Mai 1809 begann um elf
Uhr der Beschuss von Ebelsberg, der Markt brannte, die Schlacht dauerte bis in die
Nacht an. Urfahr wurde in Schutt und Asche gelegt, am 27. Mai wurde der Pöstlingberg beschossen und die Kirche schwer beschädigt. Das Gnadenbild wurde bei den
Ursulinen geborgen und blieb dort bis zur Wiederherstellung der Pöstlingbergkirche
im Dezember.
Auch diesmal blieb das Ursulinenkloster nicht von Einquartierungen verschont, bis
zu 90 Mann samt Pferden waren unterzubringen und ein Depot wurde eingerichtet.
Napoleon verlangte von der Stadt eine hohe Kontribution, zu der die Ursulinen 1285
Gulden beisteuerten. Erst Anfang 1810 verließen die Franzosen Linz endgültig.
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1768 Seligsprechung der Ordensgründerin
1807 feierliches Hochfest Anlässlich der Heiligsprechung
1869 das gesamte Schulwesen wird der Aufsicht des Staates unterstellt
7. Kapitel
1756 –1900
Das Neunzehnte
Jahrhundert:
Eine neue
Zeit bricht
an
Das neunzehnte Jahrhundert:
Eine neue Zeit bricht an
Schon 1756 hatten sich die Ursulinen in Rom mit der Bitte an ihre Linzer Mitschwestern gewandt, einen Beitrag zur Seligsprechung der Ordensgründerin zu leisten. Die
Linzer Oberin sandte einen Betrag von 100 Gulden an die Sammelstelle nach Wien.
1768 erfolgte die Seligsprechung. 1770 konnte das Linzer Kloster sogar eine Reliquie
der Seligen erwerben, welche in einer Silberkapsel in einer Monstranz zur Verehrung
aufgestellt wurde.
Anlässlich der Heiligsprechung im Jahre 1807 bereiteten die Ursulinen in Linz ein
feierliches Hochfest vor. Ein großes Gemälde der Heiligen Ursula wurde bei der
Malerin Gürtler aus Steyr in Auftrag gegeben, ein kleineres Bild war für den SanktUrsula-Altar bestimmt. Kaiserin Maria Ludovika Beatrix und Erzherzogin Maria
Elisabeth spendeten 500 Gulden für die Feierlichkeiten.
Vom 25. bis zum 30. Juni 1808 fand eine Reihe von Festgottesdiensten, Predigten und
Andachten statt, den Höhepunkt bildete der von Generalvikar Mayr gehaltene Festgottesdienst. Der Besuch war außerordentlich gut, zeitweise musste vor der Kirche
eine Militärwache postiert werden, um dem Ansturm der Menge Herr zu werden.
Die baulichen Veränderungen der nächsten Jahrzehnte betrafen das sogenannte Beichtvaterhaus, das 1850 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde und durch ein neues „Pfarrhöfchen“ ersetzt wurde. 1845 musste die seit 1791 bestehende Apotheke aufgelassen werden,
weil es nur mehr geprüften Apothekern erlaubt war, Medikamente zu verabreichen.
Das Kloster wurde fortan vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder versorgt.
Die größte Zäsur im 19. Jahrhundert bildete für die Ursulinen das Reichsvolksschulgesetz aus dem Jahre 1869, mit dem das gesamte Schulwesen der Aufsicht des Staates
unterstellt wurde. Privatschulen wie die Ursulinenschule erhielten vom Ministerium
für Kultus und Unterricht nur dann das Recht, staatsgültige Zeugnisse auszustellen,
wenn sich die Lehrkräfte einer Lehrbefähigunsprüfung unterzogen und Organisation
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die externe Schule erhält das Öffentlichkeitsrecht 1871
die Internatsschule erhält das recht für eine Volksschule.1882
und Lehrziele dem staatlichen Lehrplan der öffentlichen Schulen angeglichen wurden.
Die externe Schule erhielt nach vorausgegangener Prüfung am 26. Juli 1871 das
Öffentlichkeitsrecht. Sie wurde von nun an als sechsklassige, ab 1874 als siebenklassige
Volksschule geführt.
Die Internatsschule erhielt 1882 das Öffentlichkeitsrecht für eine fünfklassige Volksschule. Wenn auch die Qualität des Unterrichts nicht bekannt ist, so ist doch die Vielfalt der
Unterrichtsgegenstände beachtlich: Religion, Deutsch, Schreiben, Rechnen und Geometrie, Geschichte und Geografie, Naturlehre und Naturgeschichte, Gesang, Pädagogik,
Stricken, Häkeln, Nähen, Sticken, Kleidermachen, Wäscheglätten, Haushaltungskunde,
Zeichnen, Malen und Spritzen sowie Französisch, Englisch und Italienisch. 1887 wurde
die Internatsschule auf eine siebenklassige Volksschule erweitert. Nach nochmaliger
Erweiterung 1891/92 teilte man sie in eine fünfklassige Volksschule und eine dreiklassige
Bürgerschule, die am 20. März 1899 das Öffentlichkeitsrecht erhielt.
Töchterschule, Jahrgang 1916
Internat, Schlafsaal im alten Gebäude
Schulküche
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Fronleichnam, Schülerinnen der Ursulinen, 18. 06. 1911
Im Jahr 1900 wurde dem Internat eine zweijährige Töchterschule angeschlossen, in
der die Vorbereitung für die Lehrerinnenbildungsanstalt absolviert werden konnte.
In deren Lehrplan wurden ab 1914 Kochkurse integriert. 1908 folgte schließlich die
Einführung einer Industrieschule (Nähschule).
Mit diesen Schultypen war es den Ursulinen gelungen, einerseits die staatlichen Auflagen zu erfüllen, andererseits stellten sie ein damals zeitgemäßes, in sich schlüssiges
Bildungssystem dar. Als Johanna Jax im Jahre 1898 als M. Maria Aloisia in den Orden
der Ursulinen eintrat, beschloss ihr Vater, der Linzer Nähmaschinenfabrikant Johann
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Jax, dem Orden als Mitgift ein Erholungsheim zu stiften. Nach der Besichtigung
verschiedener Objekte kam es zum Ankauf des Schiefersedergutes in Bachl Nr. 25
und 26. Am 15. Juli 1898 unterzeichneten Johann Jax und der Hofbesitzer Buchgeher
den Kaufvertrag. Die Bauarbeiten erwiesen sich wegen des harten Granitgesteins
als sehr schwierig, dennoch konnte am 16. Juli 1900 das zweistöckige „Marienheim“
eingeweiht werden. Es sollte vor allem den Lehrerinnen der Ursulinenschule als
Erholungsheim dienen, aber auch die übrigen Schwestern konnten hier Entspannung
außerhalb der Stadt finden.
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Zweiter Jahrgang der Töchterschule, 1917/18
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8. Kapitel
1914 –1922
Die Zeit
des
Ersten
GroSSen
Krieges
Abtransport der Glocken im Kriegsjahr 1916
Die Zeit des Ersten Weltkrieges
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachte die Einquartierung von Reservisten und
Flüchtlingen. Die Einrichtung eines Not-Reservespitals (27. November 1914 bis 29. September 1915) hatte Einschränkungen im Schulbetrieb zur Folge. Die beengten Raumverhältnisse und die Lebensmittelknappheit ließen wiederholt Mitglieder des Konvents in
das Marienheim ausweichen, wo die Lage etwas erträglicher war. Die Schwestern hatten
für die Verpflegung von über 120 Verwundeten zu sorgen, was Schwerstarbeit bedeutete,
und so wurde das Marienheim wie ein Fluchtpunkt für sie. Am 2. Oktober 1916 mussten
auch noch die beiden großen Glocken für Rüstungszwecke abgeliefert werden.
In den Hungerjahren nach 1918 wurde eine amerikanische Frühstücksaktion in die
Wege geleitet. Sie bestand bis 1921. Wegen Mangels an Heizmaterial wurde in den
Wintermonaten 1918/19 und 1919/20 Halbtagsunterricht eingeführt. 1921 erfolgte
die Konstituierung der „Österreichischen Provinz der Ursulinen“ in der „Unio Romana“.
Das Linzer Kloster war schon 1905 der Unio Romana beigetreten, einem auf päpstlichen
Wunsch erfolgten engeren Zusammenschluss vieler Ursulinenklöster. Es wies in diesen
Jahren einen Stand von 31 Chorfrauen, 17 Laienschwestern und 4 Novizinnen auf.
Das Noviziat für die österreichische Provinz der Unio Romana wurde ins Marienheim
verlegt und am 31. Mai 1922 mit 16 Novizinnen eröffnet.
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1929 die neue Mädchenmittelschule wird eröffnet
1930 Schulhausneubau an der DametzstraSSe
1931 feierliche Einweihung des neuen Schulgebäudes
1937 Die erste Reifeprüfung wird abgehalten
9. Kapitel
1924 –1937
Der fortschrittliche
Orden:
Die Zwanzigerund DreiSSigerjahre
Der fortschrittliche Orden:
Die Zwanziger- und Dreißigerjahre
Die Zwanziger- und frühen Dreißigerjahre sind gekennzeichnet durch neuerliche
tiefgreifende Veränderungen im Schulbereich des Klosters. Gabriella Hauch hat diese
Jahre in ihrer Arbeit (s. Anhang) eingehend recherchiert und dargestellt.
Die Schülerinnen erhielten unentgeltlich Lehrmittel und waren von der Zahlung des
Schulgeldes befreit. Dennoch sanken die Schülerinnenzahlen des Externats durch
Abwanderung in die öffentlichen Schulen in den folgenden Jahren ständig, sodass
einzelne Klassen ab 1924/25 mit Internatsklassen verschmolzen wurden.
Schließlich reifte der Entschluss, eine private Mittelschule zu gründen. Die Bewilligung zur Errichtung einer Frauenoberschule wurde am 4. April 1929 erteilt. Diese
Form hatte man gewählt, um den Kreuzschwestern keine Konkurrenz zu machen,
überlegte es sich aber schnell anders und suchte um die Umwandlung in ein Realgymnasium an. Dieser Bitte wurde im Unterrichtsministerium sofort entsprochen.
Mit 32 Schülerinnen eröffnete am 4. September 1929 die neue Mädchenmittelschule.
Schon in der Gründungsphase war klar, dass in Linz ein wesentlich höherer Bedarf
an Bildungsmöglichkeiten für Mädchen herrschte. Deshalb wurden Pläne für einen
Schulhausneubau an der Dametzstraße ausgearbeitet. Im März 1930 begannen die
Vorarbeiten, Dombaumeister Schlager übernahm die Gesamtplanung.
Die Glashäuser im Garten wurden abgerissen, im Juni erfolgte der Spatenstich,
bereits 1931 war der Rohbau fertiggestellt. Die feierliche Einweihung des neuen
Schulgebäudes fand am 24. Juni 1931 statt, und im Herbst stieg die Schülerinnenzahl
von 316 auf fast 500. Die erste Reifeprüfung wurde 1937 abgehalten.
Unter den ersten Internatsschülerinnen war die zehnjährige Maria Helene Frauendorfer, die mit der klösterlichen Internatszucht in den ersten Jahren nur schwer
zurechtkam. Obwohl sie sich später anpasste und bis zur Auflösung der Schule 1938
blieb, verarbeitete sie die Eindrücke und Erlebnisse Jahrzehnte später als Marlene
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1922 zwei Schwestern arbeiten sich in die Montessori-Methode ein
1834 Kämpfe zwischen Exekutive und Schutzbund brechen aus
Haushofer in mehreren Romanen, die einen – wenn auch sehr persönlich gefärbten
und problembelasteten – Einblick in die Befindlichkeit einer höheren Schülerin im
Klosterinternat der Zwischenkriegszeit gewähren.
Das neue Gebäude des Realgymnasiums noch ohne Erweiterungsbau, 1931/36
Trotz strengster klösterlicher Disziplin blieb die Erziehung bürgerlicher Haus- und
Ehefrauen nicht die einzige Richtschnur der Mädchenausbildung bei den Linzer
Ursulinen. Im Sommer 1922 begannen zwei Schwestern sich in die MontessoriMethode einzuarbeiten und richteten im Einvernehmen mit dem Stadtschulrat eine
Versuchsklasse ein. Wahrscheinlich wurden diese reformpädagogischen Ansätze noch
mehrere Jahre lang fortgeführt. Aber auch andere Fakten wie der freiwillige Besuch
von Fortbildungskursen in Schulturnen und das Angebot vieler Freifächer sprechen
für eine – im gegebenen Rahmen – durchaus fortschrittliche Einstellung der Schwestern.
Es ist anzunehmen, dass sich daraus in den Jahren des Ständestaates durchaus auch
Konflikte mit dem katholischen Bildungsideal für Frauen ergaben.
Als am 12. Februar 1934 in Linz die Kämpfe zwischen Exekutive und Schutzbund
ausbrachen, lag das Kloster an sehr gefährdeter Stelle. Die Schießereien im Hotel
Schiff und auf der Landstraße, für die jüngeren ein spannend-schauriges Schauspiel,
waren Anlass zur Versammlung aller Schülerinnen im sichereren Schultrakt. Wie in
vielen anderen Häusern und Einrichtungen wurde das Tor geschlossen und verrammelt.
Erst wegen der Straßensperren, dann wegen der allgemeinen Unsicherheit wurde die
Schule für eine Woche geschlossen.
Neues Schulhaus, Innenraum
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Als Lehrkräfte fungierten im Schuljahr 1937/38 vier Ordensfrauen, sechs externe
anstaltseigene Lehrkräfte und sieben nicht anstaltseigene Lehrkräfte. Auf Anregung
mancher Eltern, die das Lateinstudium ablehnten, wurde nun doch eine Frauenoberschule eingeführt, die ebenfalls das Öffentlichkeitsrecht erhielt. Wegen der steigenden
Schülerinnenzahlen in allen Schulformen (1935/36 waren es bereits 716, davon 90
Internatsschülerinnen) fasste Oberin M. Angela Lettner 1936 den Entschluss zur
Errichtung eines Erweiterungsbaues. Schon am 21. Oktober 1937 konnte das Gebäude durch Generalvikar Prälat Kolda eingeweiht werden. Noch war nicht zu ahnen,
dass der Neubau nur ein Jahr lang widmungsgemäß verwendet werden würde. Wieder
einmal waren es politische Ereignisse, die dem Wachstum ein jähes Ende setzten.
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1938 Lehrkräfte werden auf den Führer des Deutschen Reiches vereidigt
SchlieSSung der Schulen
Zeichensaal und Festsaal werden Heeresgericht
10. Kapitel
1938 –1945
Die Herrschaft
des Nationalsozialismus:
Das Kloster in
der Emigration
Die Herrschaft des Nationalsozialismus:
Das Kloster in der Emigration
Am 22. März 1938 wurden alle Lehrkräfte auf den Führer des Deutschen Reiches
vereidigt, für die sogenannten Gesinnungsfächer durften nur mehr Lehrkräfte Verwendung finden, die Unterricht nach dem nationalsozialistischen Ideengut erteilten. Mitte
Juli erhielt die Oberin den Erlass, in dem die Schließung der Schulen mitgeteilt wurde.
Mit 728 Schülerinnen beendete die Ursulinenschule im Juli 1938 ihren Betrieb. Die
Ordensfrauen seien nicht geeignet, die Schülerinnen im Geist des Nationalsozialismus
zu erziehen, so das offizielle Urteil der neuen Machthaber. Die Mädchen wurden auf
die öffentlichen Schulen in Linz aufgeteilt.
Noch im März wurde die Kommandantur der Infanterieregimenter Nr. 55 und Nr. 95
im neuen Schulgebäude an der (heutigen) Dametzstraße einquartiert. In den nächsten
Monaten erfolgten häufige Wechsel der Regimentsstäbe. Im Mai kam der nächste
Schlag: Zeichensaal und Festsaal wurden durch das Heeresgericht, das Heeresbauamt
und die Heeresstandortverwaltung beschlagnahmt. Im September beanspruchte die
Landesfinanzdirektion den größten Teil der Räume des Pensionates in der Harrachstraße.
In dieser Situation wurde am 18. Mai 1938 M. Raphaela Kern zur Provinzialoberin
ernannt und reiste bald darauf nach Rom, um die äußerst schwierige Situation mit der
Generaloberin zu besprechen. Es ging schlicht um das Fortbestehen des Ordens im
ehemaligen Österreich, da die Schließung aller Schulen und Internate die Existenz
des Ordens in Frage stellte. Der Sitz des Provinzialats wurde von Wien nach LinzMarienheim verlegt.
Die Linzer Schwestern wurden angewiesen, sich Reisepässe zu besorgen, und als erste
reiste M. Aloisia Jax, Tochter des Stifters des Marienheims, am 14. September 1938
nach Tournai in Belgien. Bis zum November war die Zahl der ausgewanderten Schwestern
auf etwa 30 angewachsen. Belgien, England, Niederlande, Frankreich und Italien waren
die Fluchtländer. Das Noviziat wurde nach Beaugency in Frankreich verlegt.
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Klausurtrakt wird zu Gefängnis für politische gefangene umgebaut 1938
Schwester Kamilla wird in Gestapohaft genommen 1941
dem Orden verbleiben nur noch 1/5 des bisherigen Grundbesitzes
.
1945 das Mittelschiff des Linzer Doms wird zerstört
die US-Armee rückt in die zerstörte Stadt ein
Im Oktober beschlagnahmte die Wehrmacht die Klausur des Klosters, und im November
wurden die Schwestern informiert, dass ihnen lediglich die Räume direkt an der Kirche
belassen würden. Das Externat war schon im September in eine staatliche Frauenschule umgewandelt worden. Die Mehrzahl der noch verbliebenen Schwestern zog ins Marienheim.
Als bei einem Luftangriff am 20. Jänner 1945 das Mittelschiff des Linzer Doms
zerstört wurde, übernahm die Ursulinenkirche die Funktion der Bischofskirche. Im
Februar gab es 20 Luftalarme und drei Angriffe auf Linz, die große Zerstörungen
anrichteten. Der Südturm der Ursulinenkirche wurde beschädigt und zahlreiche
Fenster gingen in Scherben.
Nur einige harrten im Kloster aus, dessen verbliebene Räume sie sich mit den Kreuzschwestern teilten, die Küchendienst für die Wehrmacht erfüllten. Die Zellen im
Klausurtrakt wurden zu Gefängniszellen umgebaut. Die Fenster wurden bis auf einen
schmalen Schlitz zugemauert und mit Eisengittern versehen. Im Inneren befanden
sich Mauerringe, Fußfesseln, Ketten und eine Holzpritsche. In diesem Gefängnis waren
bis 1945 politische Häftlinge eingesperrt, darunter auch Franz Jägerstätter.
Vom 12. Mai bis 19. Juni 1941 wurde Schwester Kamilla in Gestapohaft genommen,
weil sie im Winter einem barfuß im Hof arbeitenden Häftling Socken zugeworfen
hatte. Mit Fortdauer des Krieges mussten zehn Schwestern im Linzer Kloster Vorhänge, Socken, Decken und sonstige Textilien für die Wehrmacht herstellen. Im
November 1941 wurden sämtliche Glocken abgenommen und abgeliefert.
Auch in ihrer Zufluchtsstätte Marienheim waren die Ordensfrauen vor den Zugriffen
der nationalsozialistischen Machthaber nicht gefeit. Der zum Marienheim gehörige
Meierhof musste gegen Entschädigung an die Hermann Göring Werke abgegeben werden. Den Ursulinen verblieben der Klausurgarten, ein Lärchenwäldchen und die Hauswiese. 1941 verblieb dem Orden nur noch ein Fünftel des bisherigen Grundbesitzes.
Die Unterbringung von 30 bis 35 Arbeitsmaiden im September 1941 sowie die
Nutzung als Erholungsheim für 40 Schülerinnen im Oktober gleichen Jahres wurde
wieder abgeblasen, da das Gut über keinen Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel
verfügte. Ab 1943 zeigte das Linzer Polizeipräsidium an dem Gebäude Interesse, da es
außerhalb der bombengefährdeten Zone lag. Auch ein Oberst der Wehrmacht hatte
ein Auge darauf geworfen. Die Provinzoberin M. Raphaela Kern führte persönlich
alle schwierigen Verhandlungen mit den Behörden und der Partei und konnte durch
kluges Vorgehen das Marienheim dem Orden erhalten.
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Ab 25. April 1945 war die Infrastruktur der Stadt zur Gänze lahmgelegt. Es gab
weder Post noch Zeitung, die Straßenbahn hatte den Betrieb eingestellt. Am 4. Mai
1945 rückte schließlich die US-Armee in die zerstörte Stadt ein.
Im Kloster der Ursulinen waren zu diesem Zeitpunkt etwa 13.000 Gefangene einquartiert, die sich irgendwie durchbringen mussten und dabei Haus und Garten
verwüsteten, plünderten und große Schäden verursachten, bevor sie nach Wegscheid
verlegt wurden. Ab 10. Mai konnten die Ordensschwestern mit Hilfe der Amerikaner
die Rückübersiedlung vom Marienheim in das Stadtkloster beginnen.
Die Kriegsgefangenen wurden für Aufräumungsarbeiten eingesetzt, allerdings unter
Aufsicht der Amerikaner, die auch vom 17. Juni 1945 bis 8. Jänner 1946 das Schulgebäude teilweise beschlagnahmten. Das Fürsorgeamt, das Versorgungsamt sowie die
Landesversicherung waren ebenfalls in den Klosterräumen untergebracht. Es herrschte
allenthalben Platzmangel in der bombenzerstörten Stadt.
Zwischen Oktober 1945 und Juli 1946 kehrten mehrere Schwestern aus dem Ausland
zurück. Dazu kamen noch 14 Schwestern, welche aus der Tschechoslowakei ausgewiesen worden waren und in Linz verblieben.
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1938 -1945
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1945 die Volks-, die Haupt- und eine Haushaltungsschule werden eröffnet
1946 Dr. Eberhard Marckhgott wird neuer kirchenrektor
11. Kapitel
1945 –1953
Wiederaufbau
und ein
Schulbeginn
nach sieben
Jahren
Der Wiederaufbau und ein
Schulbeginn nach sieben Jahren
Die am 4. November neu gewählte Oberin M. Bernarda Bankovska sah sich vor die
schwierige Aufgabe des Wiederaufbaues gestellt. Schon bald konnte nach siebenjähriger Unterbrechung der Betrieb im Kindergarten und in der Ursulinenschule wieder
aufgenommen werden.
Trotz Raumnot, Kriegszerstörung und Plünderungen wurden im Herbst 1945 die
vierklassige Volksschule, die dreiklassige Hauptschule und eine einjährige Haushaltungsschule mit Parallelzug eröffnet.
Die dreijährige Höhere Lehranstalt für Frauenberufe konnte wegen Platzmangels
infolge der amerikanischen Besatzung erst im Jänner 1946 eröffnet werden. Drei
Räume stellte man dem staatlichen Pädagogium zur Verfügung, dessen Gebäude von
Bomben zerstört war. Eine besondere Herausforderung stellte die häufige Überquerung der Zonengrenze auf der Nibelungenbrücke dar, weil die Schwestern
zum Teil im Marienheim wohnten und so aus der russischen in die amerikanische
Besatzungszone „reisen“ mussten.
Im September 1946 übernahm Dr. Eberhard Marckhgott, ein Enkel des Gründers
des Marienheims Johann Jax, die Stelle des Kirchenrektors bei den Ursulinen. Seinem
Wirken ist die Erhaltung der achteckigen Altöttinger Muttergotteskapelle im Garten
des Klosters zu verdanken.
Der 1695 als Stiftung des Hofkanzlers Johann Buccelini errichtete Zentralbau hatte seit
dem Verbot Kaiser Josefs II., die Ordensfrauen in der Gruft beizusetzen, als Aufbahrungshalle gedient, erst seit 1925 durfte die Gruft wieder als Grablege genutzt werden.
Als letzte Ordensfrau wurde am 5. Juli 1974 Sr. Notburga in der Gruft beigesetzt.
Vom Stift Lambach erwarb Marckhgott den barocken Springbrunnen, welcher aus
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt. Und als im Oktober 1953 Bischof
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Restaurierung der Hausfront an der LandstraSSe 1949
Weihung des Ursuladenkmals durch bischof fliesser 1953
Fließer die Weihe und Enthüllung des vom Bildhauer Josef Thorak geschaffenen
Ursuladenkmals vornahm, hielt Dr. Marckhgott die Festansprache mit einer genauen
Darstellung der Ursulalegende.
Die Statue wurde nach der Auflassung des Klosters im Jahre 1968 in den Garten vor
dem Marienheim übertragen. Schließlich erreichte er in Zusammenarbeit mit dem
Linzer Kunsthistoriker Justus Schmidt die Einrichtung eines Konventmuseums, das
1957 eröffnet wurde.
Im Herbst 1949 wurde unter Leitung des Architekten Ing. J. Arndt die Restaurierung
der Hausfront an der Landstraße begonnen. Dies geschah zeitgleich mit der Vermietung von fünf Geschäftslokalen und bereitete sowohl im technischen wie im
denkmalschützerischen Sinn große Schwierigkeiten. Dennoch war der Umbau im
Februar 1950 fertiggestellt und der barocke Charakter der Fassade trotz neuer Auslagenfenster nicht gestört. 1953 folgte der Umbau des Traktes in der Harrachstraße
auf die gleiche Weise.
vor der ursulinenschule
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1957 drohende Auflösung des Ursulinenkonvents
200-jähriges Jubiläum der Einweihung der Ursulinenkirche
1965 schulbetrieb bei den Ursulinen wird aufgelassen
1968 Der gesamte Klosterkomplex wird zum Verkauf ausgeschrieben
12. Kapitel
1957–1969
Ende
und Auszug
der Ordensfrauen
Ende und Auszug der Ordensfrauen
Im April 1957 war erstmals von der Auflösung des Ursulinenkonvents die Rede.
Grund hierfür war der immer deutlicher spürbare Schwesternmangel. Das bischöfliche
Konsistorium zeigte sich wenig erfreut über die geplante Schließung des Klosters,
sodass kein Auflösungsbeschluss gefasst wurde.
Vom 16. bis 18. November 1957 wurde das zweihundertjährige Jubiläum der Einweihung der Ursulinenkirche gefeiert. Noch einmal wurde auf die großen Leistungen
des Ordens in Fragen des Erziehungswesens verwiesen, Diözesanbischof Zauner
bezeichnete die Tätigkeit des Ursulinenordens als unverzichtbar für Linz. Acht Jahre
später kam dann das abrupte Ende. Trotz zahlreicher baulicher Verbesserungen 1961
(neue Beleuchtung, Telefon, Gasheizung etc.) war das Klostergebäude wirtschaftlich
nicht mehr zu halten; der Orden hatte sich in Salzburg und Wien mit Neubauten
engagiert, der dringende Renovierungsbedarf vor allem der Kirche in Linz überstieg
die Möglichkeiten.
Im Jänner 1965 erfuhren die Schwestern, dass nach langen Beratungen der Schulbetrieb bei den Ursulinen aufgelassen werde. Im folgenden Schuljahr käme es zu keinen
Neuaufnahmen mehr, die übrigen Klasse sollten bis zum Jahr 1968 auslaufen. Schon
im Sommer 1966 waren drei Räume im Schulgebäude an das musisch-pädagogische
Realgymnasium vermietet worden. Die Klosterbibliothek und nicht mehr benötigtes Mobiliar wurde in den folgenden Jahren verkauft. Den verbliebenen Rest
brachte man ins Marienheim, das den Ursulinen als kleines Kloster erhalten bleiben
sollte. Liturgische Geräte, Paramente und Statuen wurden an Pfarreien und Klöster
abgegeben.
Der gesamte Klosterkomplex wurde zum Verkauf ausgeschrieben: „Das insgesamt
zum Verkauf gelangende, 9477 Quadratmeter große, nur zum Teil verbaute Areal liegt
an der Hauptgeschäftsstraße von Linz und wurde bisher als Schule und Internat von
den Ursulinen benützt. Die ganze Liegenschaft wird wegen Auflassung der genannten
Einrichtungen verkauft.“ (Salzburger Nachrichten, 9. März 1968).
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letzte Maturaprüfung 1968
Klosterverkauf 1969
Die Schulbehörde zeigte anfangs Interesse, im Frühjahr 1968 erfolgte jedoch eine
Absage. Auch von kirchlicher Seite bestand aus wirtschaftlichen Gründen kein Interesse an der Übernahme der Klosteranlage.
Im Juni 1968 fand die letzte Maturaprüfung statt, und im November desselben Jahres
übersiedelten 25 Schwestern ins Marienheim, das für die neue Aufgabe als „Klösterlein“ adaptiert worden war. Zwei Schwestern blieben vorerst noch im Kloster an
der Landstraße, um die geschäftlichen Angelegenheiten abzuwickeln. Im Marienheim übernahm die neue Oberin M. Eleonora Ehrenstrasser mit 5. August 1969 die
schwierige Aufgabe des Klosterverkaufs.
Eine der letzten klassen der ursulinen
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1970 Sturmschäden an der Fassade
1971 sicherung der schauseite
1972 Ankauf durch das Land Oberösterreich
13. Kapitel
1965 –2008
Vom Kloster
St. Ursula
zum Landeskulturzentrum
Ursulinenhof
Vom Kloster St. Ursula zum
Landeskulturzentrum Ursulinenhof
Seit 1965 war die Absicht des Ordens bekannt, das Eigentum an Kirche und Kloster
in Linz aufzugeben. Im selben Jahr brachten die Oberösterreichischen Nachrichten einen
Artikel mit dem Titel „Gefahr einer Spekulation um das Linzer Ursulinenkloster abwenden“: Es gehe um das letzte Stück Barock an der Landstraße, war der Hilferuf
manch besorgter Denkmalschützer, zumal nach dem Auszug des Ordens das Gebäude
einige Jahre ungenutzt war und dem Verfall preisgegeben schien.
Eine Nutzung als Lehrerakademie oder Schülerheim wurde ergebnislos diskutiert.
Mit Ausnahme der Geschäftslokale im Erdgeschoss blieb das Gebäude leer. Im
Herbst 1970 kam es zu Sturmschäden an der Fassade, im darauf folgenden Frühjahr
lösten starke Wolkenbrüche große Verputzbrocken, die auf die Landstraße fielen.
Die Baupolizei forderte daraufhin die Sicherung oder gar Abräumung eines Teils der
Fassadengliederung. Im Zusammenwirken von Bund, Land, Diözese und Stadt Linz
konnte die Sicherung der Schauseite bis 1971/72 durchgeführt werden. Die Bauherrschaft übernahm der Verein Denkmalpflege in Oberösterreich.
Als nächster Schritt erfolgte der Ankauf durch das Land Oberösterreich. Am 20. Dezember 1972 unterzeichnete die bevollmächtigte Oberin M. Eleonora Ehrenstraßer die
Abtretung des Klostergebäudes an das Land. Im selben Jahr stimmte auch das Bundesdenkmalamt der Eigentumsübertragung und Adaptierung des Baues zu. 1973 konnte
mit den Planungsarbeiten begonnen werden, Baubeginn war der 6. August 1973.
Der Trakt in der Harrachstraße wurde bis auf das Erdgeschoss komplett abgetragen,
nur die Geschäftslokale blieben, um den Geschäftsgang nicht zu unterbrechen. Der
Umfang der Adaptierungen gibt eine Vorstellung vom Sanierungsaufwand: Erneuerung des gesamten Dachstuhls und Neueindeckung; Erneuerung aller abgefaulten
Dippelbaumdecken; komplette Sanierung aller Böden, Fenster und Türen; Erneuerung
aller Fassaden sowie Restaurierung der Steingewände und Portale.
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das neue Landeskulturzentrum wird eröffnet 1977
modernes Kultur-, Veranstaltungs- und Pressezentrum 2007
Dazu kamen zeitgemäße Elektro-, Sanitär- und Heizungsinstallation und der Einbau
von Klimaanlagen für Restaurant, Festsaal und Pressezentrum, schließlich die Gestaltung
der Räume und Innenhofanlagen.
Im März 1977 konnte der damalige Kulturreferent des Landes Oberösterreich
Dr. Josef Ratzenböck das neue Landeskulturzentrum feierlich eröffnen. In seinem
Geleitwort zur Festschrift anlässlich der Eröffnung schrieb er: „Die Landesregierung
hat dieses Haus, das von seinen früheren Besitzern aufgegeben werden musste, dem
möglichen Verfall entrissen, es nach denkmalpflegerischen Grundsätzen vollkommen
renoviert und mit den technischen Errungenschaften der Gegenwart versehen. Nunmehr wird es einer weit gefächerten Vielzahl kultureller Organisationen und zur
aktiven Kulturarbeit zur Verfügung gestellt (...). Das Ziel dieser Bestrebungen ist es
– auf eine Kurzformel gebracht – Kulturschaffen jeder Art zu ermutigen und zu fördern,
Kultur einem immer größeren Kreis von Menschen zu erschließen und damit die
Gefahr der zivilisatorischen Vermassung und Gleichgültigkeit entgegenzuwirken. Die
Entwicklung eines Kulturbewusstseins auf breiter Basis soll vorangetrieben und damit
zur Humanisierung beigetragen werden.“
Die Vielzahl und Breite der kulturellen Organisationen war von Anfang an ein
Markenzeichen des Ursulinenhofes. Eine Auflistung der Vereine und Organisationen
(siehe Anhang), welche schon zu Beginn das Haus bevölkerten, gibt ein Bild davon,
dass dieses Vorhaben geglückt ist.
Doch auch hier ergaben sich mit den Jahrzehnten Veränderungen. So wurde der
Ursulinenhof im Jahr 2007 von der Heimstätte für kulturelle Vereine und Organisationen
zu einem modernen Kultur-, Veranstaltungs- und Pressezentrum mitten im oberösterreichischen Kulturquartier: Das Haus beherbergt jetzt Galerien, Kulturvereine
und Institutionen (siehe Anhang), die sich ganzjährig mit vielfältigen Veranstaltungen
und Bildungsangeboten präsentieren. Einzigartig ist die angeschlossene „Artothek“,
in der sich Privatpersonen Original-Kunst aus den Beständen des Landes ausleihen
können. Und mit seinen modern ausgestatteten Konferenz- und Seminarräumen ist
der Ursulinenhof immer noch erste Adresse für Bildung – wie in seinen Anfängen
im Jahr 1679.
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feiern im ursulinenhof
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Renovierung der kirche 1983
aufbau eines kirchlichen Kulturzentrums 1985
1988 Der schultrakt wird ein offenes kulturhaus (OK)
Die Kirche
Der Schultrakt
Die Kirche wurde der Diözese Linz übergeben und zwischen 1983 und 1985 innen und
1996 außen renoviert. Sie beherbergt seit 1986 an den Sonntagabenden eine Akademiker-, Künstler- und Studentengemeinde. Ihre Lage inmitten der Fußgängerzone
macht sie zu einer beliebten Flaniererkirche, die auch tagsüber gern besucht wird und
an Werktagen eine Mittagsmesse anbietet.
Mit dem OK Offenes Kulturhaus hat das Land Oberösterreich einen faszinierenden,
belebten und dynamischen Kunstraum geschaffen, der aktuellen Strömungen Platz
zur Darstellung, aber auch zur vernetzten Entwicklung bietet. Dabei liegt der Fokus
nicht nur auf bildender Kunst, sondern umfasst auch Neue Musik, Film und Performance. In dieser nunmehr über 15 Jahre gereiften Kulturinstitution wird ein experimentierfreudiges, offenes Konzept mit drei Schwerpunkten verfolgt:
Seit der Wiedereröffnung der Kirche 1985 entstand hier eine Art kirchliches
Kulturzentrum mit Konzerten, Lesungen und Ausstellungen, mit Aufführungen von
Kirchenopern und Ballettproduktionen des Landestheaters und des Brucknerfestes,
mit Veranstaltungen des „Kulturvereins Ursulinenkirche“, des Vereins „Musica Sacra“
und des Katholischen Akademikerverbandes als „Forum St. Severin“, aber auch vieler
Chöre, Instrumentalensembles und diverser Kulturvereinigungen. Eine Besonderheit
sind die Abendgottesdienste (20 Uhr) an den Sonn- und Feiertagen mit wechselnder
musikalischer Gestaltung und der Predigt durch die Priester der Studenten-, der
Akademiker- und Künstlerseelsorge.
Die barocke Kirche mit ihrer sensiblen Akustik bietet einen hervorragenden
Klangraum für musikalische Aufführungen. Deshalb steht auch ein besonderes
Instrumentarium zur Verfügung: die historische Hauptorgel aus der Zeit Anton
Bruckners (18 Register, Franz Salesius Ehrlich, Braunau 1876, restauriert 2006),
die Chororgel im Altarraum, ein Cembalo in italienischer Bauweise und ein Konzertflügel. Die vier Tasteninstrumente werden nicht nur in den Konzerten, sondern
auch in den Abendmessen gespielt. Die Verbindung von Musik und Gottesdienst
findet ihre Höhepunkte zu den Hochfesten.
Zum einen werden vorwiegend junge internationale Künstler eingeladen, die im OK
wohnen und direkt dort ihre Kunstwerke schaffen. Sie haben im OK die Möglichkeit,
ihre Werke von der ersten Idee bis zu ihrer Ausführung umzusetzen, und können
dabei auf die reichhaltige Infrastruktur dieses Zentrums zurückgreifen. Die Organisation von Themen- oder Einzelausstellungen bildet das zweite Standbein dieses
Zentrums für Gegenwartskunst. Hier profitiert das Haus von seiner starken internationalen Vernetzung und bietet gemeinsame Ausstellungs- und Installationsprojekte
mit renommierten Institutionen. Diese internationalen Kontakte nutzt das OK auch
im Rahmen seines dritten Schwerpunktes, der in der Achsenbildung zwischen
regionalen Kunstschaffenden mit ihren Kollegen weltweit liegt.
All diese Kunstproduktionen werden mit dem Linzer Publikum auf vielfältige Weise
verarbeitet. So verstehen sich die Mitarbeiter des OK nicht als Aufsichtspersonen,
sondern als Kunstvermittler, die mit den Besuchern über das Dargebotene sprechen,
Künstlergespräche und Symposien sollen in offener Diskussion die Welt zeitgenössischer Kunst erlebbar machen, und letztlich produziert das OK reichhaltige Dokumentationen in Form von Katalogen, Video- und CD-Produktionen, die Kunsterlebnisse
von Ausstellungssituationen festhalten.
Nicht nur räumlich mit dem Linzer Programmkino Moviemento verbunden, schafft
das OK einen dynamischen Entwicklungsraum für Kunstprojekte, die oft in Linz
entwickelt wurden und dann ihren Weg zu den Top-Adressen wie der Biennale von
Venedig oder der documenta gemacht haben.
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14. Kapitel
anhang
I. Die Oberinnen des Klosters St. Ursula zu Linz
1. M. Maria Aloisia
2. M. Cäcilia
3. M. Paula 4. M. Maria Augustina
5. M. Maria Anna Carolina
6. M. Katharina Josepha
7. M. Maria Cajetana
8. M. Michaela v. Winke
9. M. Ursula v. Pauer
10. M. Cäcilia Fischer
11. M. Crescentia v. Seeau
12. M. Ursula Fischer
13. M. Karolina Osterried
14. M. Agnes Weberbauer
15. M. Ursula Osterried
16. M. Philomena Worell
17. M. Michaela Erlet
18. M. Klementina Bergmayr
19. M. Michaela Erlet
20. M. Angela Lettner
21. M. Ignatia Glaser
22. M. Bernarda Bankovska
23. M. Gabriela Mages
24. M. Stanislaa Glas
25. M. Maria Xavier Dütting
26. M. Raphaela Kern
1680 – 1699
1700 – 1703
1703 – 1724
1724 – 1743
1744 – 1756
1756 – 1759
1759 – 1794
1794 – 1797
1797 – 1827
1827 – 1836
1836 – 1853
1853 – 1869
1869 – 1890
1890 – 1896
1896 – 1897
1897 – 1903
1903 – 1919
1919 – 1922
1922 – 1928
1928 – 1938
1938 – 1945
1945 – 1948
1949 – 1955
1955 – 1958
1958 – 1963
1963 – 1969
II. Die Schultypen im Kloster zu St. Ursula
Pflichtschulen (Volksschule, Hauptschule): 1679 bis 1937/38, 1945/46 bis1967/68
Kindergarten: Ab 1930
Einjähriger Frauenlehrgang: 1923/24 bis 1925/26
Einjährige Haushaltsschule: 1933/34 bis 1937/38, 1945/46 bis 1950/51
Dreijährige Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe: 1924/25 bis 1937/38,
1945/46 bis 1950/51, 1953/54 bis 1964/65
Zweiklassige Kaufmännische Wirtschaftsschule: 1934/35 bis 1937/38
Privat–Mädchenrealgymnasium Form C: 1929/30 bis 1937/38
Vierjährige Hauswirtschaftsschule mit Fachmatura: 1949/50 bis 1965/66
Fünfjährige Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe: 1963/64 bis 1967/68
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III. Meisterinnenschulen im Kloster zu St. Ursula
Zweijährige Fachschule für Damenkleidermachen und Wäschewarenerzeugung
Einjährige Meisterinnenschule für Damenkleidermachen und Wäschewarenerzeugung
(beide 1932/33-1937/38)
IV. Organisationen und Vereine bei Eröffnung
des Landeskulturzentrums Ursulinenhof
Volksbildung, Volkskunde, Brauchtum
Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege
Oberösterreichisches Heimatwerk
Oberösterreichische Goldhaubengruppen
Naturkunde
Österreichischer Naturschutzbund
Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterreich
Presse
Oberösterreichischer Presseclub
BILDENDE KUNST
Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
Club der Begegnung
Oberösterreichischer Kunstverein 1851
Mühlviertler Künstlergilde
Oberösterreichischer Werkbund
LITERATUR
Der Autorenkreis
PEN-Club
Stelzhammerbund
MUSIK
Österreichischer Komponistenbund
Arbeitsgemeinschaft der Musikerzieher Österreichs
Oberösterreichisches Volksliedwerk
Oberösterreichischer Blasmusikverband
Oberösterreichisch-Salzburger Sängerbund 1864 (1949)
Brucknerbund für Oberösterreich
Theater
Theaterkeller Ursulinenhof
V. Organisationen und Vereine ab 2008
im Landeskulturzentrum Ursulinenhof
Berufsvereinigung Bildender Künstler
Oberösterreichischer Kunstverein
Club der Begegnung
Zülow Gruppe
Fotografische Gesellschaft Oberösterreich
Die Kunstsammlung (Eröffnung 2009)
Oberösterreichischer Presseclub
Verein Freunde des Linzer Musiktheaters
u\hof: Theater für junges Publikum
Landeskunde, Geschichte, Denkmalpflege
Oberösterreichischer Musealverein
Österreichischer Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung
Verein Denkmalpflege in Oberösterreich
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Landeskulturzentrum
®rsulinenhof
4020 Linz, Landstraße 31
VI. Weiterführende Literatur
Tel: 0732 / 781 912 - 0
Fax: 0732 / 7720 / 25 21 42
[email protected]
www.ursulinenhof.at
Aglas Erwin, „10 Jahre Ursulinenhof, Das Landeskulturzentrum“, in:
Oberösterreich Information 3/87, Linz 1987
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Impressum
Redaktion: Landeskulturzentrum Ursulinenhof
Text aufbereitet durch: Konstantin Putz
Fotos: Ursulinenhof, Archiv der Ursulinen, privat
Gestaltung: bauer – konzept & gestaltung
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ER
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UM
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Schmidt Justus, Die Linzer Kirchen, Österreichische Kunsttopographie Bd. XXXVI, Wien 1964
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anreise mit dem PKW
von der A7 kommend
Abfahrt Hafen Richtung Zentrum - Untere
Donaulände - Graben - Dametzstraße Einfahrt Zentrum-Garage - Zugang zum
Haus über Lift möglich
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Obuslinie 46
Haltestelle Hauptbahnhof Richtung Hafen
bis zur Haltestelle Mozartkreuzung,
3 Minuten Fußweg bis zur Landstraße 31
Marckhgott Eberhard, „Festrede zum 200–jährigen Kirchenweihjubiläum zu
St. Ursula“, Linz, In: Jahrbuch für die Katholiken des Bistums Linz, Linz 1957
Wolfslehner Johann, Das Schulwesen der Ursulinen in Linz 1918–1968,
Sonderdruck aus dem 77. Jahresbericht des bischöflichen Gymnasiums und
Diözesanseminars am Kollegium Petrinum, Linz 1981
SS
Hauch Gabriella, „Ein Haus als ‚Gedächtnisort‘. Ursulinenschule – Wehrmachtsgefängnis – Offenes Kulturhaus“; in: Der Speicher. Versuche zur Darstellbarkeit von
Geschichten, hg. v. Offenes Kulturhaus des Landes Oberösterreich, Linz 1992
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AD
EN
OM
PR
E
LD
WA
Hartl Alois, Denkwürdigkeiten von St. Ursula zu Linz, Linz 1918
A
TR
Hackl Ilse, Linzer Frauenklöster der Barockzeit, Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt Linz,
Inaug. - Diss., Phil. Fak. der Karl Franzens Universität Graz, Graz 1959
DS
Ardelt Rudolf, „Geschichte des Ursulinenklosters zu Linz“, In: Historisches
Jahrbuch der Stadt Linz, Linz 1975
Straßenbahn
Mit den Linien 1, 2, oder 3 bis zur Haltestelle
Mozartkreuzung oder Taubenmarkt,
3 Minuten Fußweg bis zur Landstraße 31
UN
N
LA
Ardelt Rudolf, „Eine besondere Jubelprofess bei den Ursulinen zu Linz im Jahre
1791“, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz, Linz 1953
anreise mit den
öffentl. VerkehrsmittelN
STR
TZ
ME
DA
Amt der OÖ. Landesregierung, Ed. Festschrift zur Eröffnung im März 1977, Linz 1977
E
ND
LÄ
AU
ON
D
RE
TE
Hauptbahnhof
A7 - Richtung
Westautobahn
www.ursulinenhof.at

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