RS-one: Die Über-Banshee - ak

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RS-one: Die Über-Banshee - ak
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ATV&QUAD • 2013/09-10 • www.ATV-QUAD-Magazin.com
RS-one:
D ie Übe r-B an she e
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Der Mann ist Motorradfahrer. Schlimmer noch:
Ducati-Liebhaber. Bei der RS-one allerdings war
das von Vorteil, schließlich ließ Ronny Scheer
dadurch in sein erstes Quad-Projekt eine
Vielzahl ungewöhnlicher Ansätze einfließen
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Ronny Scheer: RS-one in 7 Wcchen gebaut
igentlich hätte es dieses Quad gar nicht geben können. Zumal Ronny Scheer als
Schöpfer und Besitzer der ‚RS-one‘ mit Vierrädern im Grunde wenig am Hut
hat. Motorradfahrer ist er vom Herzen her, Rennen ist er gefahren ab 1993, im
Jahr 1995 sogar im Suzuki RGV-Cup. 498 Kubik, Zweitakter, Vierzylinder in ‚SquareFour‘-Bauweise: zwei Zylinderreihen quer zur Fahrtrichtung, die nicht in V-Form, sondern parallel zueinander angeordnet sind. Wodurch zwei Kurbelwellen erforderlich sind.
Barry Sheene ist mit einem solchen Motor Weltmeister geworden, 1976 und 1977.
Ende der Neunziger mochte Ronny mit dem greisen G’fährt keine Rennen mehr
fahren und begann, die legendäre Rennmaschine für den Einsatz auf öffentlichen Straßen umzubauen und zuzulassen. Bei der Gelegenheit gleich stilecht im Decor von
Kenny Roberts´ Superbike-Renner aus dem Jahr 2001. „Das wurde sehr, sehr teuer“,
sagt der Immobilien- und Investment-Händler aus Dresden, der sich als hobbymäßigen Geldvernichter bezeichnet und dessen Motorrad im Jahr 2005 denn auch die Trophy der Biker-Zeitschrift ‚PS‘ für das schönste Edelbike im deutschsprachigen Raum
gewonnen hat.
Die Sache hatte allerdings einen Haken. „Das Bike war zu schade, um damit schnell
zu fahren – und zu teuer, um es in der Vitrine verstauben zu lassen“, sagt Ronny, der
daraufhin auf die Idee kam, den Reserve-Motor in einem Quad zum Fahren einzusetzen. „Doch von Quads hatte ich keine Ahnung“, gesteht Ronny, der daraufhin in den
Banshee- und Raptoren-Foren recherchierte.
Square-Four-Triebwerk: zwei Zylinder-Reihen parallel angeordnet
Renn-Motor ins Quad verpflanzt
A-Arms & Fahrwerk: E.-ATV
Als Basis entschied er sich für den Rahmen einer KTM 450 SX, in welchen er das 500Kubik Zweitakt-Triebwerk einbaute. Straßen-Bereifung, A-Arms von E.-ATV, dort hat
er auch die Dämpfer umbauen lassen. Die erforderlichen Dreh- und Fräs-Arbeiten hat
der Zweitakt-Spezialist AK-Technic in Cottbus ausgeführt, das Team um Ajax Kühn
hat für den Einsatz im Quad sogar spezielle Zylinder entwickelt, mit denen das Triebwerk in Verbindung mit TM 35 Vergasern von Mikuni und einer frei programmierbaren Renn-Zündanlage doch recht ordentlich zur Tat schreitet.
Beim Kühler handelt es sich um ein Werksteil, das einmal für eine Ducati 999 RS
in Superbike-WM-Spezifikation gedacht war. Eine Besonderheit auch das Heck der
RS-one: hier kommt ein einteiliges, selbsttragendes Carbon-Heck zum Einsatz, das
der italienische Kult-Hersteller einmal für seine 1098 entwickelt hatte – welches allerdings niemals offiziell vertrieben wurde. Woher Ronny das Teil hat? Zur Antwort
gibt´s ein Lächeln und viel sagendes Schweigen.
Die 4-in-4-Auspuff-Anlage wurde kurzerhand am Computer berechnet und dann
am Prüfstand abgestimmt. Allein diese Konstruktion schlug mit 6.500 Euro zu Buche.
Nicht ganz einfach gestaltete sich auch die Unterbringung des Luftfilterkastens – mangels geeigneter Serien-Teile bastelte sich Ronny das Teil zunächst aus Papier, auf dessen
Basis er vom Tischler ein Modell anfertigen ließ, welches anschließend in Carbon gebaut wurde.
Fahrmaschine: spartanisches Cockpit, selbsttragendes Carbon-Heck
RS-one: entstanden in 7 Wochen
4-in-4-Auspuff: auf die Schnelle selbst gebaut
Erstaunlich, dass Ronny für das gesamte Projekt seiner RS-one lediglich 7 Wochen benötigt hat. Rund 40.000 Euro hat´s gekostet, und das inklusive Straßenzulassung. Mit
offener Leistung, versteht sich, aber nicht als LoF. Für die Zulassung handelt es sich
um einen alten Motorrad-Motor, der eben mit vier Rädern ausgestattet wurde.
Chic in Schale: selbst konstruierte Carbon-Verkleidung
Fahreigenschaften
Und – wie fährt sich die RS-one? „Wenn du sie beim Anfahren nicht abwürgen willst,
stell´ den Drehzahlmesser auf 10.000 und lass´ gefühlvoll die Kupplung kommen“, rät
mir Ronny. Gesagt – getan – und huiiiiiii!, da geht was weiter! Gut, dass wir zum Testen auf dem Lausitzring unterwegs sind. Alles weitere zu verraten, dürfte bei jedem
stolzen Banshee-Piloten zur frustbedingten Entgleisung sämtlicher Gesichtszüge mit
anschließendem Notverkauf seines Zweitakt-Hobels führen.
Abgeblitzt in der Quad-Szene
Auf wenig Verständnis stieß Ronny mit seiner RS-one allerdings in der Quad-Szene.
Bei der Wahl zum schönsten Quad im Harz punkteten Raptoren mit Serien-Technik,
die von Händlern hübsch bemalt waren – die RS-one ist schließlich nicht einmal als
LoF zugelassen. Ronny trägt´s mit Fassung. Und arbeitet bereits an seinem nächsten
Projekt. Was das wird? Ronny lächelt. Und schweigt vielsagend.
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RS-one: eigentlich Motorrad – mit vier Rädern
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Filigran: rechte Fußraste, Halter für die Auspuff-Führung
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