bernerzeitung 6. märz 2012
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bernerzeitung 6. märz 2012
KULTUR Temporeiche Sitcom in Berndeutsch Von Magdalena Nadolska. Aktualisiert am 06.03.2012 Wenn die künstlerische und die musikalische Leitung selber auf der Bühne stehen: Livia Anne Richard und Hank Shizzoe vom Theater Matte spielen in der amerikanischen Komödie «Den schickt der Himmel» ein ungleiches Paar. Ein souveränes Duo: Hank Shizzoe und Livia Livia Anne Richard machen auf der Bühne im Theater Matte eine gute Figur. Bild: zvg Das Casting für einen Salatsaucenwerbespot wird ihnen zum Verhängnis: Theda Blau ist eine Schauspielerin, die von Casting zu Casting rennt, aber nirgends einen Job bekommt. Vito Pignoli ist ein erfolgreicher Produzent, der das Vorsprechen für die Salatsaucenwerbung leitet und Theda ein Kompliment wegen ihres angeblich humoristischen Talents macht. Ein Fehler, denn ab diesem Zeitpunkt ist Theda überzeugt, in Vito den Mann ihres Lebens gefunden zu haben. Von dieser fixen Idee ist Vito alles andere als begeistert. Kurzerhand sperrt Theda den Auserwählten in ihrer Wohnung ein, um ihn mit aller Kraft für sich zu gewinnen. Dabei entpuppt sie sich als sympathisch durchgeknallte Lactoveganerin und er als Frauenheld, der unter Talentlosigkeit leidet. Souveränes Duo «Den schickt der Himmel» ist eine temporeiche Komödie und erinnert in ihrem Stil an USamerikanische Sitcoms. Geschrieben wurde das Stück von dem Schauspielerpaar Joseph Bologna und Renée Taylor. Letztere ist vor allem durch die Serie «Die Nanny» bekannt, in der sie die Mutter der schrillen Nanny Fine verkörpert. Die berndeutsche Fassung für das Theater Matte stammt aus der Feder von Livia Anne Richard, der künstlerischen Leiterin des Hauses, die gleich selbst als Theda Blau auf der Bühne steht. Begleitet wird sie vom Musiker Hank Shizzoe, der den Vito Pignoli mit einer beeindruckenden Lässigkeit gibt. Die Rolle der Theda könnte zwar hie und da ein wenig mehr verspielte «Crazyness» vertragen, doch insgesamt machen Shizzoe und Richard eine gute Figur als Schauspielerduo: Sie gehen einerseits souverän mit den schnellen Dialogen um und schaffen es andererseits auch, die stillen Momente zwischen den Figuren auszuhalten. Einfach gestrickt, aber flippig «Den schickt der Himmel» ist ein kurzweiliger und amüsanter Theaterabend, den das Publikum am Premierenabend mit herzhaften Lachern und viel Szenenapplaus goutierte. Stimmig sind dabei auch die Einfälle von Regisseur Oliver Stein. So wird zum Beispiel die erste Szene des Stücks – das besagte Casting – vor verschlossenem Vorhang im Zuschauerraum gespielt. Erst danach kommt dahinter Thedas Dachwohnung zum Vorschein (Bühne: Fredi Stettler). Das realistische und detailverliebte Setting wird zu einem abgeschlossenen Mikrokosmos, in welchem Theda und Vito eine inspirierende Nacht voller Kampf, Bekenntnisse und schliesslich Liebe verbringen. Die Geschichte ist einfach gestrickt und doch ziemlich flippig, der Charme der Bohème liegt in der Luft, und der Text plädiert dafür, nie den Humor zu verlieren und stets das Hier und Jetzt zu geniessen. Theater Matte: Mittwoch 14.März, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen bis 31.März. www.theatermatte.ch (Berner Zeitung) Erstellt: 06.03.2012, 06:36 Uhr