[…] Wie jeden Donnerstag nimmt Livia die U

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[…] Wie jeden Donnerstag nimmt Livia die U
[…]
Wie jeden Donnerstag nimmt Livia die U-Bahn. Mit der Linie B fährt sie bis zum
Theaterplatz. Sie läuft in Richtung eines berühmten Cafés und trifft dort Max, der an
einem Terrassentisch sitzt.
Sie trinken zusammen einen Cappuccino.
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Wie geht’s deinem Mann ? fragt Max.
Naja ... ich habe schon wieder einen blauen Fleck auf dem Arm und auf einem Bein !,
antwortet sie deprimiert.
Mein Schätzchen ! Wieso machst du denn nichts ? Du kannst ihn doch in einer
psychiatrischen Klinik internieren lassen.
Ich habe Angst vor ihm, weil er immer betrunken ist. Aber er schlägt mich ja nur, wenn
er zu viel trinkt, das ist das Problem, sagt sie ...
Nach diesem langen Gespräch ging Livia nach Hause zurück, nachdem sie Max
sanft auf die Lippen geküsst hatte.
Sie lief die Treppen hoch und kam vor der Tür der Wohnung an. Sie suchte nach ihren
Schlüsseln in ihrer Handtasche und öffnete die Tür. Ihr Mann saβ auf dem Sofa. Er
hatte eine Flasche Bier in der Hand. Er war immer noch beim Trinken, wie jeden Tag.
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Wo warst du denn die ganze Zeit ? … Ich habe dich angerufen ! … , stammelte er. Wieso
antwortest du mir nicht ?, fragte Robert dann aggressiv, während er sie an den
Schultern schüttelte.
Lass mich los !, schrie Livia.
Sie ging zurück, weil sie Angst hatte. Robert ging weg.
Hallo Robert ! Wie geht’s ?, fragte Fabian.
Ich habe mich gerade mit Livia gestritten. Was machst du hier ?
Ich bin allein und wusste nicht, was ich machen sollte, also bin ich hier und trinke ein
Bier. Erzähl mir ! Was ist mit Livia los ?
Sie ist nie zu Hause und hat immer was Besseres zu tun als mit mir zu sein.
Weiβt du was ? Ich habe sie heute mit einem Mann gesehen. Sie waren zusammen in
einem Café. Ich bin sicher, Ich habe ihn schon gesehen. Er ist groβ, hat kurze braune
Haare und grüne Augen. Sagt’s dir was ? Kennst du den ?, fragte Fabian.
Heute hast du sie gesehen ? Das kann nicht sein ! Jeden Donnerstag trifft sie doch
immer ihre Freundin Julia, sagte er besorgt.
Echt, ich habe sie schon öfter zusammen gesehen, und es sieht so aus, als ob sie sich
sehr gut kannten.
Glaubst du, dass sie eine Beziehung haben ?
Das weiβ ich nicht, aber sie sind enge Freunde.
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Ich muss leider wieder gehen. Bis bald !, sagte Robert zu seinem Freund und umarmte
ihn.
Zu Hause streiten sich Robert und Livia miteinander über diesen Mann.
Max, heiβt er, sagte Livia.
Und wie immer geht’s schief. Livia hält die Situation nicht mehr aus. Jetzt hat sie das
Gefühl, dass sie diesen Mann, der immer aggressiver wurde, wirklich hasst.
Du bist ja so unmöglich mit mir, ich gehe weg von hier ! Tschüss !
« LIIIIIIIIIIIIIIVIAAAAAAAAAAA, schrie Robert. Wo bist du ?
Livia läuft die Treppe schnell hinunter und stürzt auf die Straβe. Robert ist richtig
nervös. Drauβen ist es dunkel und kalt.
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… ist schon gut ! Hau ab !
Das Telefon klingelt.
Robert ? Ich bin’s, Fabian ! Ich hab‘ mir was überlegt. Livias Freund, von dem ich dir
erzählt habe, geht eigentlich jeden Abend an meiner Wohnung vorbei. Ich glaube, er
arbeitet oder wohnt nicht weit von hier. Wenn du willst, kannst du bei mir vorbei und
dir diesen Max ansehen.
− Ich komme gleich.
− Ok, bis nachher, antwortete Fabian.
Livia denkt nach.
Er ist zu weit gegangen, ich will ihn nicht mehr sehen. Ich werde bald mit ihm fertig
sein.
Robert ist auf dem Weg zu Fabians Wohnung. Es ist schon sehr dunkel. Robert
kommt zu Fuβ an und sieht, wie das Licht im zweiten Stock brennt. Da wartet schon
Fabian auf ihn.
Zusammen warten sie auf Max, der die Straβe bald hinunterlaufen sollte. Als Max
erscheint, greift plötzlich Robert zu seiner Jacke und geht zu Max hin. Er wollte
einfach mit ihm sprechen. Plötzlich hört er aber einen Schuss. Das kam von links.
Livia, die hinter einem Busch versteckt war, sah, wie Robert hinfiel. Das dachte sie
wenigstens.
Robert bekommt Angst, holt Luft, geht wieder zu Fabian und erzählt ihm, was er
gesehen hat.
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Wer hat aber auf ihn geschossen ? Hast du irgendjemanden gesehen ?, fragte Robert.
Ich wäre ihn zwar gern losgeworden, aber … Da wollte ich heute ja nur mit ihm
sprechen.
Nein, ich habe keinen gesehen.
Jetzt hatte Max die Flucht ergriffen. Er war bestimmt von Panik ergriffen
worden. Der Arme … er hatte bestimmt nichts verstanden. Robert hatte er noch nie
getroffen. Sie würde ihn an der nächsten Straβenecke wiederfinden.
Dann würde alles vorbei sein. Dann könnte sie ein neues Leben anfangen. Mit Max. Ein
glückliches Leben. Julia trat hinter dem Busch hervor. Die Pistole hatte sie in einen
Glascontainer geworfen.
Sie dachte, sie hätte Robert erschossen. Plötzlich wird sie vom Zweifel überwältigt. Sie
guckte auf das Opfer … Das kann nicht wahr sein …
Max liegt auf dem Bauch mitten auf der Straße, das Gesicht nach rechts. Livia läuft auf
ihn zu. Sie kniet sich vor ihn.
Eine Kugel traf ihn am Hals. Livia reagiert ganz spontan. Sie schnürt ihr Seidentuch auf und mit
einer Hand drückt sie es fest auf die Wunde, um die Blutung zu stillen.
Mit der anderen Hand fasst sie sein Handgelenk. Der Puls scheint sehr schwach zu sein.
Sie gerät in Panik und schaut sich um. Im zweiten Stock, Nummer 7, leuchtet ein Licht, jemand
macht das Fenster auf.
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Was ist denn hier los ?
Livia schreit :
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Er ist verletzt, rufen Sie den Notdienst an, schnell !
Krampfhaft presst sie die Finger von Max in ihrer Hand und auf die Wunde drückt sie so stark wie
möglich ihren lächerlichen Verband, der nun voller Blut ist. Der Körper zuckt kurz zusammen. Dann
ist es aus.
Livia sitzt auf dem Rand des Bürgersteigs und sieht verstört aus. Der Glanz des aufleuchtenden
Blaulichts vom Polizeiwagen in der menschenleeren Straße ist unerträglich.
Eine Polizistin nähert sich ihr an und legt die Hand auf ihren Arm.
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Wollen Sie eine Decke ?
Livia schüttelt den Kopf. Die Polizistin fügt mit Nachdruck hinzu :
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Sie können doch nicht da bleiben. Kommen Sie mit.
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