Kipling - Loge Aquarius

Transcrição

Kipling - Loge Aquarius
Joseph Rudyard Kipling
Joseph Rudyard Kipling
* 1865 in Bombay; † 1936 in London
britischer Schri(steller und Dichter
Joseph Rudyard Kipling erhielt 1907 als bis dahin jüngster Autor und erster englischer
Schri(steller den Literaturnobelpreis. Seine bekanntesten Werke sind Das Dschungelbuch, Rikki-Tikki-Tavi, der Roman Kim und eine Vielzahl von Kurzgeschichten, so The
Man Who Would Be King, The Village that Voted the Earth was Flat und Gedichte wie
Mandalay (1890), Gunga Din (1890) und If— (1910).
Er gilt als wesentlicher Vertreter der Kurzgeschichte und als hervorragender Erzähler.
Seine Kinderbücher gehören zu den Klassikern des Genres. Ende des 19. und Anfang des
20. Jahrhunderts gehörte Kipling zu den populärsten englischen Schri(stellern. James
Joyce stellte ihn in eine Reihe mit Lew Nikolajewitsch Tolstoi und Gabriele D’Annunzio
als Autoren ihrer Zeit mit dem vielversprechendsten Talent.
Douglas Kerr zufolge werde Kipling gerade aufgrund des Rückgangs des europäischen
Kolonialismus wieder interessant, weil er die Zeit in der ihm eigenen Art interpretiere
und mit seiner großen erzählerischen Gabe nachvollziehbar mache. In Deutschland
kam es zu einer Neuinterpretation des Werks Kiplings durch die Übersetzung und
Neuherausgabe von Gisbert Haefs.
Kiplings Werke wurden mehrmals verfilmt, so Der Mann, der König sein wollte und
inspirierten eine Vielzahl von Nachahmern und Parodien in verschiedenen Medien und
Kunstformen. Größten Bekanntheitsgrad dür(e Das Dschungelbuch erlangt haben: ein
Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios aus dem Jahr 1967.
Kindheit und Jugend
Rudyard Kipling wurde im damaligen Bombay (Indien) geboren. Seine Eltern waren
John Lockwood Kipling und dessen Ehefrau Alice, geb. Macdonald. Sein Vater war Lehrer an der örtlichen Jeejeebhoy-Kunstschule und später Direktor des Museums von Lahore. Ein Onkel mütterlicherseits war der Maler Edward Burne-Jones, ein anderer der
Politiker Stanley Baldwin. Seinen ausgefallenen Vornamen Rudyard verdankt er dem
Lake Rudyard in Staffordshire, an dem seine Eltern sich verlobt hatten. Der niemals
verwendete Vorname Joseph war Familientradition; ältere Söhne wurden im Wechsel
John oder Joseph genannt. Alice Kipling war eine von vier bemerkenswerten Schwestern (Georgiana Burne-Jones, Agnes Poynter, und Louisa Baldwin) und eine überaus
lebha(e Frau.
Bernice M. Murphy zufolge stu(en sich Kiplings Eltern als Anglo-Indian ein, Kipling
ebenso, auch wenn er den Großteil seines Lebens anderswo verbrachte. In Bombay
wurde Kipling von einer portugiesischen Nanny und einem hindi Meeta
aufgezogen, Englisch empfand er als
Fremdsprache. Mit fünf Jahren wurde
er mit seiner jüngeren Schwester
nach England verfrachtet und dort
wie bei vielen Kindern in Indien befindlicher Engländer bei Pflegeeltern,
den Holloways aufgezogen. Kipling
erinnerte sich an deren strenge Aufsicht noch in seiner Autobiographie
mit Schrecken. Seine Schwester Trix
erging es etwas besser, weil die Holloways, eine Kaptänsfamilie in Lorne Lodge wohl hofften, ihr Sohn könnte sie einst heiraten. Die Kinder besuchten zuweilen Verwandte wie ihre Tante Georgiana, die mit
Edward Burne-Jones in Fulham bei London lebten, über die Weihnachtstage. Das versöhnte Kipling halbwegs mit seinem Schicksal. 1877 kam Alice Kipling aus Indien zurück
und die Kinder wurden aus Lorne Lodge befreit. 1878 Kipling wurde beim United Services College, einer Militärschule zugelassen. Stalky & Co. geht ganz wesentlich auf die
dort gemachten Erfahrungen zurück.
Ein Stipedium für eine akademische Ausbildung wurde ihm nicht zuerkannt. Lockwood
Kipling, der in Lahore als Leiter einer Kunstschule und des dortigen Museums arbeitete,
besorgte ihm deswegen eine Beschä(igung bei der Civil & Military Gazette. 1882 reiste
Kipling nach Indien und kam am 18. Oktober 1882 an. Er beschrieb den Eindruck wie
folgt „So, at sixteen years and nine months, but looking four or five years older, and
adorned with real whiskers which the scandalised Mother abolished within one hour of
beholding, I found myself at Bombay where I was born, moving among sights and
smells that made me deliver in the vernacular sentences whose meaning I knew not“
deutsch: „So mit 16 Jahren und neun Monaten, aber 4 Jahre älter aussehend, mit einem
Schnurrbart den die entsetzte Mutter binnen einer Stunde abschaffte, fand ich mich in
Bombay wieder, wo ich geboren war und bewegte mich in Gerüchen und Ansichten,
die mich in der angestammten Sprache stammeln ließen, deren Bedeutung ich nicht
kannte“) Die Ankun( veränderte Kipling wesentlich, die Jahre in England erschienen
ihm als Last, die nun von ihm abzufallen begann.
2
Freimaurerei
1886 wurde Kipling als Freimaurer in der Loge Hope and Perseverance in Lahore initiiert. Da er zu diesem Zeitpunkt noch keine 21 Jahre alt war, erteilte der Distrikts-Großmeister eine Ausnahmegenehmigung. Über dieses Ereignis schrieb Kipling in The
Freemason am 28. März 1925, dass er dort für ein paar Jahre Sekretär der Loge war, die
aus Brüdern aus mindestens vier verschiedenen Glaubensrichtungen bestand. Kipling
selbst war bereits in einer Zeit eingetreten, als die Freimaurer in Indien bereits begonnen hatten, indische Mitglieder aufzunehmen. Bei denen spielten allerdings rassistische
und religiöse Vorbehalte, von der Kastenzugehörigkeit bis zu den Speisevorschri(en
eine so große Rolle, dass es teilweise nur möglich war, Treffen durchzuführen, indem
einzelnen Brüdern leere Teller vorgelegt wurden. Kipling amüsierte sich darüber mehrfach, er versicherte sich über die Freimauererei seiner Britishness. Der Indienaufenthalt
Kiplings war die aktivste Zeit bei dem Bund.
Seinen Mark Master Grad erhielt er in der Mark Loge Fidelity am 12. April 1887 und seinen Royal Ark Mariners Grad am 17. April 1888 in der Mt. Ararat Loge in Lahore. Als
Kipling 1888 nach Allahabad versetzt wurde, affiliierte er bei der dort ansässigen Loge
Independence with Philanthropy. 1889 nach England zurückgekehrt, war er 1927 Mitgründer der Silent Cities Lodge No. 4848 und ebenfalls der Author’s Lodge No. 3456. In
der berühmten Canongate Kilwinning Lodge No. 2 in Edinburgh wurde er nach alter
Tradition zum Poet Laureate ernannt; ein Amt, das zuvor Robert Burns in ähnlicher
Weise innehatte.
In Kiplings Novelle Der Mann, der König sein wollte spielen Symbole der Freimaurerei
eine wichtige Rolle. In seinen Erzählungen The Wrong Thing, The Winged Hats und
Brother Square Toes verarbeitet er Freimaurergebräuche. 1926 veröffentlicht Kipling
eine Novellenreihe unter dem Titel Debits and Credits, in denen er freimaurerische Gebräuche, Ritualworte und Redewendungen verarbeitet. Diese Novellen, die im Ersten
Weltkrieg spielen, lauten: In the Interest of the Brethren, The Janeits, A Madonna of
the Trenches (Eine Erscheinung in den Schützengräben, 1924) und A Friend of the Family. Ebenfalls widmete er mehrere Gedichte der Freimaurerei, darunter The Mother
Lodge, The Widow at Windsor, The Press, Banquet Night, Sons of Martha und The Palace.
Literarische Karriere
1882 kehrte Kipling nach Lahore (im heutigen Pakistan) zurück, wo seine Eltern inzwischen lebten. Er arbeitete dort zunächst als Redakteur einer örtlichen Zeitung und begann Lyrik und Erzählungen zu schreiben.
Ab Mitte der 1880er Jahre bereiste er den indischen Subkontinent als Korrespondent
des in Allahabad erscheinenden The Pioneer. Gleichzeitig wurden seine Bücher erfolgreich; bis 1888 hatte er bereits sechs Bände mit Kurzgeschichten veröffentlícht, darunter Soldiers Three (1888). Eine Kurzgeschichte dieser Zeit war Der Mann, der König
sein wollte (The Man Who Would Be King), die 1975 mit Sean Connery und Michael
Caine in den Hauptrollen verfilmt wurde.
In seinen Plain Tales from the Hills (Schlichte Geschichten aus Indien, 1888) überlieferte er der Nachwelt wunderschöne Geschichten aus dem anglo-indischen Milieu und
machte sich einen Namen als Autor von Abenteuergeschichten.
Im folgenden Jahr, 1889, kehrte Kipling nach England zurück und ließ sich in London
nieder, wo er in mehrere renommierte Clubs aufgenommen wurde. Zu seinen literarischen Freunden und Förderern gehörten Henry Rider Haggard und Henry James.
Schnell wurde er berühmt für seine realistischen Erzählungen und die Gedichte, in die
er die Rhythmen der Umgangssprache und den Slang, beispielsweise von Soldaten,
meisterha( integrierte. Seine Lyrik übte einen großen Einfluss auf Bertolt Brecht aus.
Sein erster Roman Das fahle Licht (The Light that Failed) erschien 1890. Der Großteil
der Handlung spielt in London, Teile sind aber auch in Indien und im Sudan angesiedelt. Erzählt wird die traurige Geschichte des Künstlers Dick Heldar, der nach einem
Krieg im Sudan, der ihm eine Augenverletzung einbrachte, in den 1890er Jahren nach
England zurückkehrt. Nun widmet er sich wieder der Malerei. Mit seinen realistischen
Landscha(sbildern aus dem Sudan kann er aber nicht genug verdienen. Daher malt er
auch romantische Porträts, die mehr einbringen. Da sein Augenlicht immer schwächer
wird, beschließt er, sein Meisterwerk, das Gemälde Melancholia, noch zu vollenden,
bevor die vollständige Erblindung das Malen unmöglich macht. Als Modell für das Gemälde dient ihm die Prostituierte Bessie. Als das Gemälde fertig ist, bricht Dick erschöp( zusammen. Bessie zerstört das Gemälde. Als Dick später seine Freundin Maisie
einlädt, das Gemälde zu besichtigen, das er nun nicht mehr sehen kann, bringt diese es
nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass es zerstört wurde. Aber Bessie kommt zurück und
sagt ihm, was sie getan hat. Verzweifelt schließt sich Dick seiner alten Truppe im Sudan
wieder an. Als die Truppe in eine Schlacht zieht, überredet er seinen Freund Torpenhow, ihn auf ein Pferd zu setzen. Er reitet mit der Truppe mit, wird vom Pferd geschossen und stirbt.
Eine von Kiplings berühmtesten Balladen ist The Ballad of East and West, die mit „Oh,
East is East, and West is West, and never the twain shall meet“ beginnt. Die Ballade
berichtet von den Konflikten zwischen den Briten und Eingeborenen in Indien. Sie ist
im Stil einer sogenannten Border Ballad verfasst.
1892 heiratete er Caroline Balastier; ihr Bruder, ein amerikanischer Autor, war ein
Freund Kiplings. Kipling lebte mit seiner Frau die nächsten vier Jahre in den Vereinigten Staaten. In dieser Zeit begann er Kinder- und Jugendbücher zu schreiben, unter anderem sein heute in Deutschland (auch durch den Disney-Zeichentrickfilm) bekanntestes Werk Das Dschungelbuch (The Jungle Book) und das zweite Dschungelbuch, (The
Second Jungle Book), die in den Jahren 1894 und 1895 entstanden.
Nach Streitereien mit Verwandten kehrte die Familie nach England zurück. 1897 veröffentlichte Kipling den Roman Captains Courageous: A Story of the Grand Banks (Auf
4
deutsch erschienen unter den Titeln Die mutigen Kapitäne, Brave Seeleute, Über Bord
und Junge Abenteurer auf See) in dem er Erlebnisse und Eindrücke aus Amerika verarbeitete.
Der Held dieser Abenteuergeschichte ist Harvey Cheyne, ein verzogener und verzärtelter Millionärssohn. Während einer stürmischen Atlantiküberquerung fällt er über Bord
und wird vor der Küste von Neufundland von der Mannscha( des Kabeljaufischers
We’re Here aus Gloucester gerettet. Die Fischer glauben nicht an den Reichtum seines
Vaters und weigern sich, mitten in der einträglichen Fangsaison an die Küste zurückzukehren, um Harvey abzusetzen. So ist er gezwungen, sich mit der Situation abzufinden
und auf dem Boot seiner Retter seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das Buch kann
als „Bildungsroman viktorianischer Prägung“ bezeichnet werden: körperliche Abhärtung, Selbstbeherrschung und die Bereitscha(, gehorchen zu lernen und gelegentlich
eine Tracht Prügel hinzunehmen waren nach Meinung Kiplings und der Verfechter der
viktorianischen Tradition die Voraussetzungen, unter denen Knaben zu Männern werden. Der einst vor allem bei jugendlichen Lesern sehr populäre Abenteuerroman ist
ohne jeden Gefühlsüberschwang geschrieben und schildert realistisch und spannend
das Leben auf See. Der kra(volle Stil ist von Robert Louis Stevenson beeinflusst, wird
aber – was Knappheit und Konzentration auf das Wesentliche betrifft – von Kipling
noch übertroffen.
Ebenfalls 1897 entstand anlässlich des 60. Thronjubliäums von Königin Victoria das Gedicht Recessional – ein pessimistischer, warnender Blick auf die Selbstgefällig- und
Selbstherrlichkeit des Britischen Empires. Im folgenden Jahr reiste Kipling nach Afrika,
freundete sich mit dem britischen Imperialisten Cecil Rhodes an und begann erneut
Material für ein weiteres Kinderbuch zu sammeln, Genau-so-Geschichten (Just so Stories), das 1902 erschien. Kipling schrieb dieses Buch für seine Tochter Josephine. In diesen phantasie- und humorvollen Geschichten versuchte er, die ständigen „warum“-Fragen kleiner Kinder auf heitere Weise zu beantworten. Dazu gehören z.B.: Wie das Elefantenkind seinen Rüssel bekam, Wie der Leopard zu seinen Flecken kam und Wie der
erste Brief geschrieben wurde.
Zu einem Synonym des Imperialismus wurde der Titel seines Gedichts The White Man’s
Burden von 1899, mit dem er die Zivilisierung der „Wilden“ zu einer ethischen Last verklärt, die dem „Weißen Mann“ auferlegt sei. Vor dem Hintergrund des Spanisch-Amerikanischen Krieges, in dem die USA Kuba und die Philippinen eroberten, richtet sich das
Gedicht an den US-Präsidenten Theodore Roosevelt, mit dem Kipling persönlich bekannt war. Kiplings Botscha( ist, dass moderne, dynamische Staaten wie die USA die
stagnierenden europäischen Kolonialmächte wie Spanien zurückdrängen und die Bürde
für die Entwicklung der Menschen in den Kolonien auf ihre Schultern nehmen müssen.
Das Gedicht gilt als eines der wesentlichen Zeugnisse des Imperialismus; sein Titel
wurde sprichwörtlich.
1901 erschien der Roman Kim, der bis heute als eines von Kiplings bedeutendsten Werken gilt. Kim, Sohn eines irischen Soldaten, wächst als Waisenkind auf den Straßen von
5
Lahore auf, wo er trotz seiner britischen Abstammung als „Eingeborener“ gilt. Den
Roman durchzieht eine Kriminal- und Spionagegeschichte, die als Anlass dient, Kim
durch große Teile Indiens reisen und die jeweiligen Gebräuche erleben zu lassen. Der
Roman gilt als eine der besten literarischen Darstellungen Indiens in der Kolonialzeit –
eine Wertung, der sich auch viele heutige indische und pakistanische Autoren und Kritiker anschließen.
Während des Burenkriegs hielt sich Kipling zeitweise in Südafrika auf. 1907 wurde ihm
als erstem englischen Schri(steller der Literaturnobelpreis verliehen. In diesen Jahren
entstanden zwei Poesie- und Erzählbände: 1906 Puck of Pook Hill und 1910 Belohnungen und Feen (Rewards and Fairies). Dieser Band enthält eines seiner beliebtesten Gedichte: If—.
Erster Weltkrieg und später
Nach dem Ersten Weltkrieg ging Kiplings Popularität zurück. Dazu kam eine persönliche Krise: Sein ältester Sohn John fiel im Alter von 18 Jahren 1915 in der Schlacht von
Loos. In tiefem Selbstzweifel und voller Schuldgefühl schrieb Kipling den Grabspruch
für seinen Sohn : „If any Question why we died, tell them, because our fathers lied.“
(„Wenn jemand fragt, warum wir starben, sagt ihnen, weil unsere Väter gelogen haben“). Kipling hatte seinem Sohn ermöglicht, mit einem vordatierten Geburtsdatum bei
den Irish Guards seinen Militärdienst anzutreten. Er arbeitete intensiv bei der Commonwealth War Graves Commission mit. Kipling war stark antideutsch eingestellt und
anfangs ein entschiedener Befürworter des Krieges. Der Optimismus früherer Jahre
wich einer zunehmend düsteren Haltung, was sich in vielen seiner späten Erzählungen
niederschlägt. Den Tod seines Sohnes thematisierte Kipling in dem Gedicht My boy
Jack, das dem Schauspieler David Haig 1937 als Grundlage für sein gleichnamiges Theaterstück diente. Dies ist Vorlage für den Film My boy Jack aus dem Jahre 2007.
Kipling schrieb bis in die frühen 1930er Jahre hinein, wenn auch der Erfolg immer mehr
ausblieb.
„Kipling wurde als der kritische Barde des Britischen Weltreichs katalogisiert. Das hat
an sich nichts Unehrenha(es, aber es genügte, um seinen Namen zu schmälern, vor
allem in England. Seine Landsleute haben ihm niemals ganz seine ständigen Bezugnahmen auf das Imperium verziehen“ (Jorge Luis Borges: Vorwort zu „Das Haus der
Wünsche“)
Kipling starb 1936 an einer Gehirnblutung. Nach dem Tod geriet sein Werk – mit Ausnahme einzelner Gedichte und der Kinderbücher – für einige Jahre in Vergessenheit. Ab
den 1970er Jahren wurde jedoch auch zunehmend die Qualität seiner späten Erzählungen von der Kritik betont.
Im deutschen Sprachraum begann eine Neubewertung Kiplings, der hier fast nur als
Kinderbuchautor bekannt war, mit einer von Gisbert Haefs neu übersetzten Ausgabe
seiner Werke im Haffmans Verlag (ab 1987).
6
Nach dem Tod seiner Frau
wurde sein Haus Bateman’s 1939 in East Sussex
dem National Trust vermacht und in ein öffentliches Museum umgewandelt.
Haus Bateman’s 1939
East Sussex
Neubewertung nach 2000
Philip Hensher listete am Beispiel einer Kiplingbiographie von David Gilmour etliche
der berüchtigtsten Kiplingzitate auf: Gerade die völlig politisch inkorrekten Sprichwörter Kiplings, die jeder kenne und die die meisten Anhänger des Autors eher vermieden,
seien gegenwärtig von besonderem Interesse. Selbst Eine Frau ist nur eine Frau, aber
eine gute Zigarre kann man rauchen bedeuteten sie nicht das was gemeinhin angenommen werde. Kipling lege sie einem fiktiven Frauenhasser in den Mund. Das mindere Gezücht aus Recessional beziehe sich auf die Deutschen (nach anderen Quellen auf
die minderen europäischen Kolonialmächte wie die Italiener) und so fort. Gerade
Kiplings moderater und reflektierter Imperialismus sei im Zusammenhang mit den Herausforderungen bei der Nationenbildung im früheren Jugoslawien wie in Afghanistan
aktueller denn je.
Siehe auch folgende website: http://www.poetryfoundation.org/bio/rudyard-kipling
Quellen: Text: http://de.wikipedia.org/wiki/Rudyard_Kipling (gekürzt)
satz & layout · spohn (2011)
7

Documentos relacionados