Ausgabe 04.2011 Sportlich Kraftwerksmeister Reinhard Elfert beim
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Ausgabe 04.2011 Sportlich Kraftwerksmeister Reinhard Elfert beim
Ausgabe 04.2011 neben.an Zeitung für die Nachbarn des E.ON-Kraftwerks Datteln. Technisch Dr. Stephan Wegerich im Porträt Sportlich Kraftwerksmeister Reinhard Elfert beim Ironman Friedlich Schulhund Maggy sorgt für Ruhe in der Klasse 02 06 08 2 Datteln aktuell 04.2011 Datteln aktuell 3 04.2011 Gute Handwerker dämmen sechs Fußballfelder. Isolierungen von Rohrleitungen und Behältern im Maschinen- und im Kesselhaus. T orsten Falk ist gelernter Instandhalter, studierter Ingenieur für Werkstofftechnik und Materialprüfung sowie Schweißfachingenieur. Lange Jahre war er in der Qualitätssicherung tätig. Auf der Baustelle von Datteln 4 ist der 50-Jährige derzeit als Bauleiter unter anderem zuständig für die Isolierungen von Rohrleitungen und Behältern im Maschinen- und im Kesselhaus. Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, wie sieht es eigentlich in Ihrem Wohnzimmer aus? Keine Sorge, Sie müssen mir keine Geheimnisse verraten. Einiges kann ich mir ja denken: Wahrscheinlich würde ich in Ihrer Wohnstube eine Couch finden. Und einen Tisch. Vielleicht auch den Fernseher und – zur Weihnachtszeit – den Tannenbaum. Im Wohnzimmer von Dr. Stephan Wegerich steht eine Turbine. Das muss auch so sein, denn Dr. Wegerichs Wohnzimmer ist das Maschinenhaus von Datteln 4. Zumindest nennt der Ingenieur es so. Wie es dazu gekommen ist, erfahren Sie in dieser Ausgabe der Nachbarschaftszeitung. Manchmal muss Dr. Wegerich sein Wohnzimmer mit Torsten Falk teilen, der als Bauleiter für den Bereich Isolierung zuständig ist. In unserer Arbeitssprache heißt das Maschinenhaus übrigens weder Maschinenhaus noch Wohnzimmer, sondern ganz nüchtern „MH“. Eine eigene Sprache im Kraftwerk? Ja, die gibt es – eigentlich sogar zwei: das Anlagenkennzeichnungssystem (AKZ) und das Kraftwerk-Kennzeichensystem (KKS). In dieser Ausgabe erhalten Sie einen kleinen Einblick in diese Welt der Kürzel. Beim Lesen der Nachbarschaftszeitung wünsche ich wie immer viel Vergnügen. Ohne Kürzel, ganz unverschlüsselt und in normalem Schriftdeutsch wünschen wir Ihnen und Ihren Lieben ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2012. Ihr Matthias Hube Kraftwerksleiter Wohnzimmer mit Turbine. Dr. Stephan Wegerich ist Technischer Projektleiter beim Kraftwerksneubau Datteln 4. S ystemtechnik des Wasser-Dampf-Kreislaufs, Ansicht der Blockanlage, ein elektrischer Schaltplan und der Vorhaben- und Entwicklungsplan. Lauter Papier an den Wänden, viele unterschiedliche Details, aber ein gemeinsames Thema: der Kraftwerksneubau in der Kanalstadt. Dr. Stephan Wegerich ist in seinem Büro umgeben von Datteln 4. Unter all den Plänen ist auch der Lageplan. „Das ist sozusagen der Mutterplan des Kraftwerks“, erklärt der 38-Jährige. Als Fachprojektleiter für Planung hat der Mann aus dem holsteinischen Wedel ab 2006 diesen Aufstellungsplan mitentwickelt. Wie soll das Kraftwerk aufgebaut sein? Wo kann welche Komponente hin? Während dieser Phase arbeitete Wegerich, der in Hamburg Energieanlagen- und Schiffsmaschinenbau studiert hat, eng mit Aufstellungsplanern und Systemtechnikern zusammen. Mit ihnen hat er auch das Maschinenhaus geplant. Hier kenne er fast jede Rohrleitung. „Unser Wohnzimmer“ nennt Wegerich dieses Gebäude deshalb liebevoll. Dominieren daheim meist Sofas, Tische oder Schränke das Erscheinungsbild, finden sich im „Wohnzimmer von Datteln 4“ unter anderem Speisepumpen oder Vorwärmer. Alle für den Wasser-Dampf-Kreislauf wichtigen Komponenten. Auch die Turbine und die Fernheizzentrale. „In Datteln 4 ist die Kraft-Wärme-Kopplung wegen der innovativen Schaltung besonders effizient“, sagt Stephan Wegerich stolz. „Denn mehrere Anzapfungen an der Turbine und eine zweistufige Aufheizung des Fernwärmewassers ermöglichen eine optimale Anpassung der Dampfentnahme an den Fernwärmebedarf.“ Da auf der Dattelner Baustelle nicht ein Generalunternehmer tätig ist, sondern viele Unternehmen beschäftigt sind, ist genaues Koordinieren wichtig. Aus rund 50 Gewerken, sogenannten Losen, besteht Datteln 4. Seit November 2010 ist Dr. Stephan Wegerich Technischer Projektleiter. Bis zu 100 Leute arbeiten in seinem Bereich an Datteln 4, allerdings sind nicht alle durchgängig mit dem Projekt befasst. „Wir müssen sicherstellen, dass alle Gewerke zusammenpassen. Dass die technischen Anforderungen erfüllt werden“, erklärt der Maschinenbauingenieur. Die technische Planung begleite das Vorhaben Datteln 4 im Grunde vom Anfang bis zum Ende. Von der ersten Idee über die Konzeptplanung bis hin zur Inbetriebnahme, Abnahme und abschließenden Dokumentation. Regelmäßig kontrolliert der Technische Projektleiter auf der Baustelle die Umsetzung der Planung. Im Moment unterstützt die Mannschaft um Stephan Wegerich vor allem die Bauleitplanung und hilft bei der Alternativenprüfung für den neuen Bebauungsplan. Dass damit auch die „Mutter aller Pläne“, der Aufstellungsplan, den der Technische Projektleiter einst miterarbeitet hat, wieder ins Blickfeld gerät, ist für Stephan Wegerich nachvollziehbar. Nun gehe es darum, im Dialog zu zeigen, dass viele gewissenhafte Überlegungen in diesen Plan geflossen sind. Viele dieser Gedanken kann der begeisterte Radfahrer aus dem Kopf wiedergeben, die langen Diskussionen, das Ringen um die beste Lösung. Schöne Erinnerungen seien das, sagt er beim Blick auf den Maschinenhausplan – sein „Wohnzimmer“. Herr Falk, wie umfassend sind die Isolierarbeiten? Wir sprechen hier über fast 42.000 Quadratmeter Isolierfläche. Das sind ungefähr sechs Fußballfelder. Also schon eine ganze Menge, beziehungsweise eine riesige Fläche. Bei einer ebenen Fläche mag man denken: Na schön, alles einfach. Aber wir haben es im Kraftwerk mit Rohrleitungen von 25 Millimetern bis 1,4 Metern und Behältern von 4 Metern Durchmesser und 50 Metern Länge zu tun. Die Rohrleitungen sind nicht immer gerade verlegt, sondern haben Bögen, Schellen für Halterungen, gehen durch Gitterroste, Wände und Decken oder schließen an Armaturen, Behältern und Pumpen an. Bei sehr engen Platzverhältnissen kommt es schon vor, dass die Rohrleitungen ohne Anpassungsmaßnahmen mit anderen Rohren, Behältern und Aggregaten et cetera kollidieren würden. Dann wird geprüft, ob man die Dinge, die im Weg stehen, zurückbauen oder ob eine Abflachung der Isolation vorgenommen werden kann. Abflachen bedeutet: Man macht an der Kollisionsstelle die Isolierung beispielsweise nicht 500 Millimeter stark, sondern nur 300 Millimeter. Das ist natürlich im Vorfeld zu berechnen und unter wärmeleit- und isolierungstechnischen Gesichtspunkten zu prüfen. Im Ergebnis stehen dann zum Beispiel Reduzierungen im Durchmesser oder ein- bis mehrseitige Abflachungen. Halterungen innerhalb und außerhalb der Gebäude isoliert. Aber auch Behälter wie Speisewasserbehälter, Hochdruckvorwärmer, Enthitzer, Niederdruckvorwärmer, Heizkondensatbehälter und Gebläse. Vor dem Aufbringen der Isolationswolle ist es notwendig, Unterkonstruktionen – meistens halbschalenförmig – an den Rohren oder Behältern anzubringen. Das ist erforderlich, um der Wolle Halt zu geben und ein Verrutschen zu verhindern – gerade bei Bewegung im Betrieb. Wichtig ist: Wenn eine Rohrleitung gedämmt werden muss, darf die Isolierung an keiner Stelle unterbrochen werden. Gleichzeitig müssen selbstverständlich die Schieber, Ventile oder Messinstrumente und so weiter voll funktionsfähig bleiben. Es ist dann bei größeren Bauteilen mitunter schon recht aufwendig, mehrteilige Kappen herzustellen, die für spätere Wartungszwecke einfach deund remontierbar sind. Zusammenfassend könnte man das so beschreiben, dass überall dort isoliert werden muss, wo es aus verfahrenstechnischer Sicht zu keinem Wärmeverlust des Mediums – in diesem Fall Dampf oder Wasser – kommen darf. Was wird denn alles isoliert in einem Kraftwerk? Grundsätzlich gibt es Spezifikationen und technische Vorschriften für Isolierungen. Hauptsächlich werden natürlich die Rohrleitungen mit eingebauten Armaturen verschiedenster Art wie Schieber, Ventile, Messblenden, Rückschlagklappen oder Kompensatoren und Das klingt alles nach einer echten Herausforderung. In der Tat. Alles beginnt mit viel Koordination im vorhergehenden Gerüstbau, bei den Materiallieferungen bis zu den eigentlichen Isolierarbeiten. Gerade im Hochdruckrohrbereich haben wir Rohrabmessungen bis 800 Millimeter im Durchmesser und Temperaturen, die bis 620 Grad Celsius reichen. Hier wächst der Gesamtdurchmesser der Rohrleitung zum Beispiel inklusive der Isolierung auf 1,5 Meter. Um die Blechgewichte bei Fallhöhen von circa 40 bis 50 Meter abzufangen, wird mit Spezialhalterungen gearbeitet. Diese einzelnen Teile sind aus Spezialstahl und bis vier Meter lang. Da müssen wir entsprechende Dämmstoffe einsetzen, um die Mediumtemperatur zu halten und nachher an der Oberfläche, dem verzinkten Blech, die geforderte Berührungstemperatur von 55 Grad Celsius nicht zu überschreiten. Wie schafft man das? Dazu benutzen wir unterschiedliche Dämmmaterialien. An erster Stelle die ganz normale Steinwolle, aber auch keramische Wolle und Microtherm. Alles kommt je nach Anforderung und Berechnung, kombiniert in unterschiedlichsten Dämmdicken, zum Einsatz. Spezielle, notwendige Abflachungen werden mit extra angefertigten Materialien wie zum Beispiel Microtherm durchgeführt. Diese Variante liefert auch bei kleinen Abmessungen hervorragende Wärmeleit- und Dämmwerte. Jede Abflachung der Isolierung zum Beispiel muss zuvor genau berechnet werden. Die Isolierwolle wird von Hand wie ein versetzter Flickenteppich dicht mit Mattenhaken an das Rohr angebracht. Abschließend wird mit einem verzinkten Blech alles verschlossen. Es werden also gute Handwerker gebraucht für eine funktionierende Isolierung. Und die haben wir hier auch. Bislang haben wir über sehr hohe Temperaturen gesprochen. Aber an einigen Rohren werden zusammen mit der Isolierung sogar Begleitheizungen montiert. Richtig, das betrifft allerdings Rohrleitungen und Komponenten im Außenbereich. Zum Beispiel Versorgungstrassen, die Dampf, Kondensat-, Prozesswasser oder Suspensionen führen. Begleitheizungen setzt man ein, um zu verhindern, dass mediumführende Leitungen im Winter einfrieren. Um die Rohre werden Heizdrähte gewickelt. Anschließend kommt die Isolierung drauf. 4 Datteln Einblicke Datteln Partner 5 04.2011 Wenn LAB10 in R011 auf ASchi DrSE trifft. Es gibt die Amtssprache und die Umgangssprache. Im Kraftwerk Datteln gibt es zudem das Anlagenkennzeichnungssystem und das Kraftwerk-Kennzeichensystem. In diesem Berufsalltag steht der Mensch dann vor Schildern wie „4 0LAB10 AA 101 ASchi DrSe SpPp 1 4 0UMA10 R011“. Böhmische Dörfer für den Laien, doch der Eingeweihte weiß: Hier handelt es sich um das Speisewassersystem im Block 4. 1. Absperrschieber, denn Absperrschieber werden ab der Zahl 100 aufwärts gezählt. Noch genauer um den Absperrschieber auf der Druckseite der Speisewasserpumpe 1. Das alles befindet sich im Block 4 im Maschinenhaus, Ebene 12, Raum 011. Und weil es sich beim Speisewassersystem eben um Wasser handelt, hat das Etikett zusätzlich grüne Farbmarkierungen. Geht es um Öl, ist das Etikett braun. „G eh mal zu der grünen Pumpe an der Säule.“ Alles klar? Im ersten Moment bestimmt. Eine klare Arbeitsanweisung, ein einfacher, verständlicher Satz. Was nun aber tun, wenn es zig grüne Pumpen gibt – und noch mehr Säulen? Wohin dann gehen? Plötzlich wird der einfache Satz, die vermeintlich klare Anweisung sehr ungenau und missverständlich. Im Kraftwerk Datteln gibt es viele Leitungen, Motoren, Pumpen oder Armaturen. Nur eines darf es nicht geben, wenn es im technischen Bereich um Kontrollen oder Reparaturen geht: Missverständnisse. Um selbigen vorzubeugen, gibt es im Kraftwerk Datteln deshalb eine eigene Sprache: das Anlagenkennzeichnungssystem, kurz AKZ. Mit diesem System sind alle Betriebsmittel des Kraftwerks gekennzeichnet, das gesamte technische Inventar. Also zum Beispiel die besagten Rohrleitungen, Motoren, Armaturen und Pumpen, aber auch Steckdosen oder Beleuchtungen. Jedes Teil hat seine eigene, individuelle Kennzeichnung. Eine „grüne Pumpe an einer Säule“ gibt es in diesem System aus Buchstaben und Zahlen nicht. „AKZ ist ganz präzise. Die Bezeichnungen sind eindeutig, sodass Planer, Techniker, das Produktionsteam im Kraftwerk und Servicemitarbeiter eine gemeinsame Sprache sprechen“, erklärt Rudolf Latislaw die Vorteile. Er koordiniert derzeit die technische Dokumentation für Datteln 4. Ende der 1990er Jahre hat der Kraftwerksmeister das AKZ für Datteln 1–3 miterarbeitet. Große Industrieunternehmen wie Siemens dienten dabei als Vorbild. Knapp 15 Jahre später gehe die Anzahl der durch AKZ gekennzeichneten Dinge im Kraftwerk „in die Tausende“, schätzt der 56-Jährige. Auswendig kann die sicher niemand. Dennoch sei AKZ im Grunde einfach. Denn jedes Bauteil mag seine individuelle Bezeichnung haben, beliebig ist AKZ deshalb nicht. Im Gegenteil, es folgt klaren Regeln. Ein Grundsatz lautet: vom Allgemeinen zum Detail. Zunächst kommt die Gesamtanlage, etwa Block 3. Dann folgt die Funktion. Das Speisewassersystem hat zum Beispiel das Kürzel LAB. Handelt es sich um den 10. Rohrstrang im Speisewassersystem, dann LAB10. Es folgen Angaben zum Aggregat, das könnte eine Turbine sein, und zum Betriebsmittel, etwa einem Motor. Hinzu kommen Ortsangaben. Einblick in diese Welt aus MB (Gasturbinenanlage), MBL (Ansaug-, Kaltgassystem), LV (Schmiermediumversorgung) oder MA (Dampfturbinenanlage) erhalten Kraftwerksmitarbeiter durch das Studium eines Ordners. „Darin wird nicht jedes Teil aufgelistet, sondern das allgemeine Funktionsprinzip dieser Sprache erklärt“, so Latislaw. Der Rest sei „Learning by Doing“ im Alltag, eine Prüfung gebe es nicht. Wer dieses Schild versteht, der kann allerdings nicht nur AKZ, sondern bereits KKS. Das ist das KraftwerkKennzeichensystem und kommt im Neubau Datteln 4 zum Einsatz. „KKS funktioniert vom Prinzip her genauso wie das AKZ, aber es ist noch detaillierter“, erklärt Rudolf Latislaw. Theoretisch könne man ein Bauteil bis ins kleinste Detail, bis zur letzten Schraube bestimmen. Und: Anders als beim AKZ gebe es verbindliche Vorgaben von der VGB PowerTech Service GmbH. Noch detaillierter, doch in den Augen von Rudolf Latislaw immer noch einfach, wenn man einmal das Prinzip verinnerlicht hat. KKS ist international, kommt es doch unter anderem ebenso im niederländischen Kraftwerksneubau Maasvlakte zum Einsatz. Mit den Holländern hätte Rudolf Latislaw also keine Verständigungsprobleme. Zumindest im Kraftwerk. Weil KKS – einmal verstanden – eindeutig und simpel ist. Manchmal wünscht sich der Essener deshalb sogar ein Kennzeichnungssystem für den heimischen Haushalt. Immer dann, wenn er mal wieder etwas vergessen hat, und ihm seine Frau vorhält: „Du kannst dir auch nichts merken – nur AKZ und KKS.“ Kein Licht und ohne die üblichen Festpunkte. Mehrmals im Jahr trainieren Höhenretter verschiedene Szenarien auf der Baustelle. D er Bereich ist abgesperrt, der Dummy platziert, die Übung kann beginnen: Ein Schweißer ist auf einem Gerüst in einen senkrechten Abschnitt eines Frischluftkanals gestürzt. Er ist ansprechbar, kann sich aufgrund einer Fraktur aber nicht selbst retten. Die Unfallstelle liegt im Kesselhaus, zwischen den Ebenen +40 Meter und +60 Meter. Das erfahren die Höhenretter der Feuerwehr Dortmund, als sie auf dem Baustellengelände in Datteln eintreffen. Erstmals werden sie nun gemeinsam mit den Höhenrettern der Betriebsfeuerwehr eine Sicherheitsübung absolvieren. „Die besondere Herausforderung der Übung besteht darin“, erklärt Sebastian Fieseler von der Höhenrettungsgruppe der Baustelle, der die Übung geplant hat, „dass die Retter in der völligen Dunkelheit des Frischluftkanals auf ihre Helmlampen angewiesen sind und dass aufgrund der örtlichen Gegebenheiten die üblichen Festpunkte zum Anschlagen der Hilfsmittel nicht zur Verfügung stehen.“ Bis zu viermal pro Jahr sind die Dortmunder Höhenretter unter der Leitung von Hauptbrandmeister Frank Schmidt Leshoff für Übungen auf der Baustelle: „Da sich die Baustelle ständig verändert, müssen auch wir uns immer auf neue Situationen einstellen. Bei den Übungen lernen wir die Gegebenheiten der Baustelle kennen und sind im Ernstfall gut vorbereitet.“ Unterstützung erhalten die Dortmunder Feuerwehrleute dabei von den Männern der Betriebsfeuerwehr auf der Baustelle. Seit Mai 2009 sind ständig drei Feuerwehrleute und ein Rettungsassistent vor Ort, erklärt Detlev Freynhagen, Objektleiter der Firma Dussmann, die auch das gesamte Personal für den Werkschutz stellt. Die Feuerwehrleute übernehmen im Brandfall die Erstbekämpfung. Die meiste Zeit aber sind sie im vorbeugenden Brandschutz und als Sicherheitsfachkräfte präventiv unterwegs. So wie Andreas Dey: „Wir prüfen bei unseren Rundgängen unter anderem die technischen Überwachungseinrichtungen, die vorgeschriebene Schutzausrüstung der Mitarbeiter, helfen als Sicherheitsposten bei der Verkehrslenkung, kontrollieren Heißarbeiten und so weiter. Dadurch haben wir natürlich hervorragende Ortskenntnis. Wir haben auch eine Ausbildung als Höhenretter.“ Auf dem kürzesten Weg erreichen die Männer der Betriebsfeuerwehr deshalb gemeinsam mit den Dortmunder Kollegen die Unfallstelle, jeder mit fast 20 Kilogramm Ausrüstung am Körper: Gurte, Karabiner, Achterknoten, Bandfalldämpfer … Die Unfallstelle wird zuerst erkundet, danach werden die Aufgaben verteilt: Die Männer müssen gegebenenfalls kontrolliert Gerüstteile entfernen, die Trage für die Personenrettung, einen so genannten Schleifkorb, zur Unfallstelle bringen, Festpunkte schaffen, um ihn sicher anschlagen zu können, den Patienten in den Schleifkorb heben und sichern, dann den Schleifkorb transportieren und dabei Höhenunterschiede und Hindernisse wie Leitbleche überwinden, also neue Anschlag- und Umlenkpunkte suchen und so weiter. Nach einer halben Stunde ist die Personenrettung abgeschlossen, der „Patient“ raus aus dem Frischluftkanal. Zwar sieht man den Feuerwehrleuten die Anstrengung an, vor allem aber sehen sie zufrieden aus: Sie haben die Übung in einer guten Zeit absolviert und schneller als erwartet, darüber sind sich alle einig. Eine Stunde hat die Übung mit den Vor- und Nachbereitungen insgesamt gedauert. Auch die Zusammenarbeit der beiden Teams sowie mit E.ON und Hitachi Power Europe hat reibungslos funktioniert. „Die Sicherheitsvorkehrungen auf dieser Baustelle sind beispielhaft“, fasst Frank Schmidt Leshoff seine Eindrücke zusammen. „Die Sicherheitsleute hier haben von Anfang an die Zusammenarbeit mit uns gesucht, fehlende Ausrüstung zur Verfügung gestellt, und wir haben große Unterstützung bei den Übungen. Solchen Aufwand betreibt leider nicht jeder. Ich denke, das kriegen auch die Arbeiter mit. Sie wissen, dass sie sich darauf verlassen können, wenn wirklich mal was passieren sollte. Für Höhenrettungen sind wir hier wirklich gut vorbereitet.“ Frank Schmidt Leshoff ist auch für die Aus- und Weiterbildung der Höhenretter auf der Baustelle zuständig. 80 Stunden Fortbildung jährlich müssen die als Höhenretter tätigen Feuerwehrleute absolvieren. Zweimal pro Monat trainieren sie deshalb auch ohne die Dortmunder Kollegen auf der Baustelle. 6 Datteln Porträt 04.2011 „Warum tust du dir das an?“ Kraftwerksmeister Reinhard Elfert hat den Ironman in Köln absolviert. Datteln aktiv 7 04.2011 Kraftwerker radeln für den guten Zweck. Über 14.000 Kilometer für das Lacrima-Projekt in Datteln. Fähigkeiten wecken und fördern. Z um Frühstück sechs Brötchen, gerne mit Erdbeermarmelade. Mittags gibt’s Müsli. Abends, beim Essen mit der Familie, kommen Nudeln, Kartoffeln und Fleisch auf den Tisch, ordentliche Schweineschnitzel zum Beispiel. Auch Fast Food schließt der Mann, der offen zu Protokoll gibt, „kein Bewegungstalent“ zu sein, nicht aus. Wenn man Reinhard Elfert nicht kennt, hat man angesichts dieses Lebenswandels ziemlich schnell einen – freundlich ausgedrückt – recht korpulenten Herrn vor Augen. Doch dann steht da dieser 40-jährige Mann im Raum: über zwei Meter groß, fester Händedruck. 89 Kilo. Nicht korpulent, eher drahtig. Durchtrainiert. Einer, der zwar kein gutes Ballgefühl hat, aber einen Hang zum Ausdauersport. Im Raum steht Kraftwerksmeister Reinhard Elfert, der Anfang September seinen ersten Ironman absolviert hat, Triathlon in der Langversion: 3,8 Kilometer Schwimmen, dann 180 Kilometer auf dem Rad, gefolgt von einem Marathonlauf. 42 Kilometer und 195 Meter zu Fuß. Cornelia Rotte-Szameitat ist als Sozialpädagogin an der Meckinghover Grundschule tätig. Disziplin. Und selbstverständlich hat Reinhard Elfert bei Wettkämpfen schon mehrfach diesen Moment erlebt. Diesen Moment, in dem er sich selbst gefragt hat: Warum tust du dir das an? Elfert überlegt. „Eine rationale Erklärung“, sagt er schließlich, „gibt es eigentlich nicht.“ Warum also dieser Extremsport? Der Dattelner unterbricht, das Wort gefällt ihm nicht. „Ich bin Breitensportler“, korrigiert er. Also Hobbyathlet, der sein Geld nicht mit dem Sport verdient. Dieses Geld, angesichts des opulenten Frühstücks kann man wohl besser sagen: seine Brötchen, verdient Elfert im Kraftwerk Datteln. Dort ist er Kraftwerksmeister im Schichtdienst. Das bedeutet: mal um 22.30 Uhr schlafen, mal um 0.30 Uhr. Oder um 6.30 Uhr. „Da braucht man einen Ausgleich“, erklärt der Horneburger. Sport kann helfen. Wer einen Triathlon absolviert, der tut dies am Stück. Zwischen Schwimmen, Radfahren und Laufen liegen jeweils nur zwei, vielleicht drei Minuten in so genannten Wechselzonen. Kleidung anpassen, etwas stärken mit Powerriegeln und Getränken. Keine Pause. Noch Fragen? Natürlich! Da ist die eine Frage. Elfert kennt sie längst. Diese Frage ist immer da, wenn es um Triathlon geht. Sie muss eigentlich gar nicht ausgesprochen werden: Warum tut dieser Mann – berufstätig, verheiratet, Vater zweier Kinder –, warum in aller Welt tut dieser Mann sich das an? Elfert überlegt. Er weiß, dass ein Langdistanztriathlon nicht gesund ist. Er weiß, dass die acht bis elf Stunden Training pro Woche auf Kosten des Familienlebens gehen. Für den Ironman waren es gar bis zu 16 Stunden. Zusätzlich zur täglichen Arbeit. Das erfordert Disziplin. Große Reinhard Elferts Weg bis zum Ironman indes war kein Durchmarsch, verlief eher in Etappen. Mit Laufen fängt er an. Aus Laufen wird Marathon. Dann, vor etwa sechs Jahren, kommt der „Kohler Haardman“ in die Kanalstadt. Elfert ist interessiert und hat ein Schlüsselerlebnis: Beim Training trifft er Andreas Niedrig („Vom Junkie zum Ironman“). Ein Ausnahme-Triathlet. Dessen „positiv-verrückte Ausstrahlung“ (Elfert) inspiriert den Kraftwerksmeister. „Das möchte ich auch mal machen“, denkt er sich. Ironman, das Ziel ist gesetzt. Reinhard Elfert holt sich das Okay von seiner Ehefrau – und trainiert. Eine gute Vorbereitung ist ihm wichtig, er möchte „kein Gekrampfe“ beim Wettkampf. Schwimmen, das fällt ihm schwer. Weil man dafür eine gute Technik braucht. Damit hatte er sich zuletzt als Jugendlicher befasst. Doch der Mann ohne Ballgefühl bleibt am Ball. Der große Tag kommt am 4. September: Ironman in Köln. Durchhalten und ankommen, dieses Ziel hat der Novize. Möglichst in elf Stunden. Der innere Schweinehund, er meldet sich spät – auf der letzten Marathonrunde. Noch 700 Meter. Noch neun Minuten, um das selbstgesteckte Zeitfenster einzuhalten. Elfert steht auf der Deutzer Brücke, lehnt am Geländer. Eigentlich kann er nicht mehr. „Nicht springen!“, ruft ein Teilnehmer. Der Dattelner hält durch. Im Ziel jubeln Cheerleader, Reinhard Elfert nimmt sie gar nicht wahr. Elf Stunden und zwei Minuten. Knapp vorbei. Aber Platz 154 bei insgesamt 370 Herren. Kein „Gekrampfe“, die gute Vorbereitung hat sich ausgezahlt. „Ein perfekter Tag“, resümiert Elfert. Ein Tag, von dem kurzzeitig schmerzende Beine zurückblieben, langfristig aber die Gewissheit, es geschafft zu haben. Nicht mehr, nicht weniger. Elfert trainiert weiter, doch der Ironman soll vorerst ein singuläres Ereignis bleiben. Für das berühmte Pendant auf Hawaii reiche seine Leistung schon in der Qualifikation nicht. Eine Leistung, die Reinhard Elfert deshalb weder als heldenhaft noch als herausragend empfindet. „Jeder, der nur zwei Kilometer läuft“, sagt er, „hat schon viel getan.“ Da ist er dann doch ganz Breitensportler. D as Auto blieb zu Hause, stattdessen benutzten sie das Rad: 48 Mitarbeiter der E.ON-Kraftwerke Datteln, Knepper (Dortmund) und Shamrock (Herne) radelten im Rahmen der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ bereits zum vierten Mal in Folge für den guten Zweck. Von Juni bis September legten die Teilnehmer genau 14.536 Kilometer zurück und vermieden dadurch den Ausstoß von rund 2,2 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2). Diese Menge wäre bei der Nutzung ihrer Autos an die Atmosphäre abgegeben worden. E.ON zahlte für jeden zurückgelegten Kilometer 10 Cent und verdoppelte den Betrag für die Spende. Die Radfahrer bestimmten den Verwendungszweck selbst und entschieden sich für „Lacrima“ in Datteln. Das Projekt der Johanniter-Unfall-Hilfe Ruhr-Lippe kümmert sich um trauernde Kinder und Jugendliche und kann sich nun über 3.000 Euro freuen. „Lacrima“ bedeutet „die fließende Träne“ und begleitet Kinder und Jugendliche im Trauerfall. Das Projekt bietet Hilfe in verschiedenen Trauerphasen. Tod und Trennung können insbesondere Kinder in tiefe Trauer stürzen, die die Betroffenen allein und aus eigener Kraft nicht überwinden. „Lacrima“ unterstützt die Kinder und Jugendlichen, berät Eltern und bietet darüber hinaus Seminare und Vorträge zum Thema Trauer an. Die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ wird von der Allgemeinen Ortskrankenkasse AOK und dem „Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club“ organisiert. Jeder Teilnehmer soll dabei mindestens zwanzig Mal mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. C ornelia Rotte-Szameitat ist Schulsozialpädagogin an der Meckinghover Grundschule. Seit dem Schuljahr 2007/2008 beschreitet die Grundschule mit Unterstützung von E.ON damit einen neuen Weg, denn bis zu Beginn des nächsten Jahres das Bildungsund Teilhabepaket in Kraft tritt, sind Sozialpädagogen an Grundschulen unüblich. „Meine Aufgabe ist es“, so Cornelia Rotte-Szameitat, „die Fähigkeiten der Kinder zu wecken und zu fördern.“ Die Pädagogin ist dabei einerseits als Unterrichtsbegleitung vor allem in den ersten Klassen tätig. „Bei bis zu 30 Kindern pro Klasse sind zwei Augen und zwei Hände mehr sowohl für die Kinder als auch für die Lehrer eine echte Hilfe“, erklärt sie. „Das sind anfangs oft noch ganz praktische Dinge, wenn zum Beispiel zur richtigen Zeit die richtigen Arbeitsmittel parat sein müssen, das Stifthalten oder Schneiden noch nicht so klappt.“ In enger Absprache mit den Lehrerinnen arbeitet sie zum anderen mit einzelnen Kindern oder Kleingruppen in einem eigens dafür eingerichteten Förderraum vorwiegend in den Bereichen Konzentration, Ausdauer, Wahrnehmung und Sprache. In jeder Klasse, so die Erfahrung der Sozialpädagogin, gibt es im Schnitt drei oder vier Kinder, die besondere Förderung benötigen. Eine Stunde pro Woche ist in den ersten Klassen außerdem für das Ma(ch)x-BesserProgramm reserviert, das das Sozialverhalten der Kinder schult und ihr Selbstbewusstsein stärken soll. Um das konfliktfreie Miteinander der Kinder zu fördern, bietet die engagierte 47-Jährige für Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klassen außerdem eine halbjährige Streitschlichterausbildung an. Dabei lernen die Kinder, Konflikte selbständig und ohne die Hilfe von Erwachsenen zu lösen. Nach dieser Ausbildung werden die Schüler auch in den Pausen als Streitschlichter tätig. Manchmal ist Cornelia Rotte-Szameitat auch bei Elterngesprächen dabei: „Durch meine Arbeit habe ich häufig einen anderen Blick auf die Kinder. Während die Lehrer stärker Wissen vernetzen müssen, kann ich mich auf die Persönlichkeit der Kinder konzentrieren. Nach meiner Erfahrung wenden sich Eltern mit manchen Problemen auch eher an mich als an eine Lehrerin. Öfter stelle ich Kontakt mit Ämtern her, gerade da, wo schnelle Unterstützung und Hilfe nötig ist.“ Cornelia Rotte-Szameitat kam vor mehr als acht Jahren an die Meckinghover Schule. Zunächst arbeitete sie zwei Jahre in der Betreuung, anschließend wurde die Meckinghover Schule Offene Ganztagsschule (OGS). Sie leitete die OGS ebenfalls zwei Jahre, bevor sie die Stelle als Schulsozialpädagogin antrat. Derzeit absolviert sie eine Langzeitfortbildung im Bereich Systemischer Beratung, so dass die Grundschule dann neben dem von Cornelia Rotte-Szameitat geleiteten Elterncafé mit Vorträgen oder einfach der Gelegenheit zum Austausch untereinander auch im Bereich Elternarbeit künftig weitere qualifizierte Angebote machen kann. 8 Datteln aktiv 04.2011 Maggy sorgt für Ruhe in der Klasse. E.ON unterstützt Arbeit mit Labradorhündin an der Realschule Datteln. D ie Fünf Freunde haben Timmy, Jeff seine treue Lassie und Tim seinen Struppi. Die Dattelner Realschüler haben Maggy. Seit August 2008 ist der dreieinhalb Jahre alte Vierbeiner im Schuldienst tätig. An der Realschule wird Maggy zur „Tiergestützten Pädagogik“ eingesetzt. Der Labrador unterstützt die Arbeit der Lehrer mit den Schülern zum Beispiel in den Bereichen Emotionalität und Sozialverhalten, Lern- und Arbeitsverhalten, Sprache und Kommunikation. Und das alles mit Erfolg. „Die Schüler kommen gerne zum Unterricht, sind durch Maggy viel ruhiger und ausgeglichener“, erzählt Herrchen Martin Bromm. Der Englisch- und Religionslehrer war durch einen Fernsehbericht auf die Arbeit mit Schulhunden aufmerksam geworden. Maggy wurde bereits im Welpenalter von der Züchterin und einer Hundetrainerin gezielt für diese Aufgabe ausgesucht und absolvierte später eine entsprechende Ausbildung. Alle Schüler lernen nun immer wieder, richtig mit der schwarzen Hündin umzugehen und auch deren Körpersprache korrekt zu deuten. Maggy wiederum freut sich – neben den vielen Streicheleinheiten – über Hundefutter, Kauknochen, Pflegeutensilien und Spielzeug als Lohn für ihre Arbeit an der Schule. Finanziert wird dieses „Hundegehalt“ durch eine Spende von E.ON. Kraftwerk in fünf Tagen. Nach einem Besuch im Treffpunkt Energie bastelte Gabriel ein Modell der Anlagen. Impressum E ine Woche lang arbeitete Gabriel im Kindergarten St. Josef am Neubau des Kraftwerks, dem Treffpunkt Energie Datteln (TED) und dem alten Kraftwerk. Auch der Dortmund-Ems-Kanal und die blaue Brücke für die Fernwärmeleitungen fehlen nicht. Den Fünfjährigen hatte ein Besuch im TED mit seiner Kindergartengruppe so beeindruckt, dass er das Gesehene in einem Modell nachbaute. Adresse E.ON, Erzeugung Deutschland Kraftwerk Datteln Standortkommunikation Zum Kraftwerk 5 45711 Datteln Redaktion Sabine Weichelt T.: 02 09 – 6 01-83 67 F: 02 09 – 6 01-53 23 [email protected] Gabriel hat aber auch ein Auge für die Menschen: In einer Ecke sitzt eine lächelnde Figur: „Der Chef macht Pause“ steht darauf. Hinter dem TED steht „Herr Schlottmann“, der mit den Kindern bei ihrem Besuch eine Entdeckungsreise in die Welt der Stromerzeugung unternommen hatte. Bis zum Jahreswechsel ist dieses ganz besondere Kunstwerk im TED ausgestellt. Werfen Sie doch mal einen Blick drauf: immer mittwochs und samstags in der Zeit von 10 bis 17 Uhr. Bei Gabriel bedanken wir uns mit einem Spielund Experimentierkasten zum Thema „Neue Energie“. Texte Andreas Kahle Stephan Lamprecht Sabine Weichelt Fotos Andreas Kahle Franziska Krasnici Elmar Müller Privat Realisation ENGELMANN & KRYSCHAK Werbeagentur GmbH, Düsseldorf Ausgabe 03.2011 neben.an Zeitung für die Nachbarn des E.ON-Kraftwerks Datteln. Koordinieren Guido Schmoll hält die Fäden der Bauleitplanung in der Hand Kompensieren E.ON unterstützt Renaturierung der Lippeauen in Datteln-Ahsen Kooperieren Unterricht im Kraftwerk für Dattelner Realschüler 02 04 06 2 Datteln aktuell 03.2011 Datteln aktuell 3 03.2011 Wer macht was bis wann? Eigentlich ist Guido Schmoll Ingenieur für Schiffsbetriebstechnik, früher fuhr der 39-Jährige zur See. Vor einigen Jahren jedoch heuerte der Hannoveraner bei E.ON an. „Weil Schiffe und Kraftwerke ziemlich viele Parallelen haben“, findet der zweifache Familienvater. Seit April 2011 ist Guido Schmoll Koordinator der Bauleitplanung für Datteln 4. Ziel ist es, die Vielzahl von Themen rund um die Bauleitplanung verständlich aufzuarbeiten, damit auf dieser Basis die Abwägung zum Bebauungsplan stattfinden kann. Wenn ich nach dem Gespräch mit neuen „Hausaufgaben“ nach Hannover zurückkomme, heißt es: Wer macht was bis wann? Prioritäten müssen gesetzt, Aufgaben verteilt und abgearbeitet werden. Dazu sind natürlich viele Gespräche mit meinen Teammitgliedern notwendig. Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, Wer gehört zu Ihrem Team? sechs Wochen Sommerferien liegen hinter uns. Ich hoffe, einige von Ihnen konnten, sofern nicht der Arbeit verpflichtet, die Zeit nutzen, um Kraft zu tanken. Vielleicht haben Sie diese aber auch gleich wieder abgegeben – beim Kanalfest, das erneut ein voller Erfolg war. Dann brauchen Sie neue Energie – und dafür sind wir bekanntlich Experten. Da man neuen Schwung am besten in der freien Natur tankt, möchte ich Sie einladen in die ökologisch aufgewerteten Lippeauen. Dort lernen Sie ganz spezielle „Mitarbeiter“ kennen: Aubrac-Rinder. Weder Tier noch Mensch, aber wichtig für unseren Kraftwerksbetrieb ist der Generatorstator. Was das ist? In der Nachbarschaftszeitung erfahren Sie mehr. Wenn Sie dann noch etwas Zeit für uns haben, lade ich Sie zu einem kurzen Besuch der Rigips-Werke ein. Apropos Besuch: Der Bürgermeister der englischen Partnerstadt Cannock war jüngst bei uns zu Gast und war – um mit den Worten der Queen zu sprechen – „very amused“. Liebe Nachbarn, ich hoffe, das sind nun auch Sie bei der Lektüre der neuen Nachbarschaftszeitung. Das sind zehn Leute, überwiegend Genehmiger und Juristen. Ich selbst bin Ingenieur, mag aber diese planungsrechtlichen Themen. Dass ich Ingenieur bin, hat vielleicht den Charme, dass ich auf manche Dinge einen anderen, pragmatischeren Blick habe. Als Koordinator und Ansprechpartner bin ich da bei komplexen technischen Angelegenheiten mitunter auch in der Rolle des Übersetzers. Herr Schmoll, kannten Sie Datteln – den größten Kanalknotenpunkt der Welt – bereits als Seefahrer? Nein, ich war mit Containerschiffen auf großer Fahrt, nicht auf Binnenschiffen. Von Datteln beziehungsweise Datteln 4 habe ich das erste Mal gehört, als ich 2006 aus dem Kraftwerk Scholven nach Hannover gewechselt bin. Ich hätte mir damals nie träumen lassen, dass ich hier fünf Jahre später für die Bauleitplanung verantwortlich sein würde. Das war so nicht planbar. Apropos Plan: Wie viele Pläne zu Datteln 4 hatten Sie schon in der Hand? Weniger, als man wahrscheinlich denkt. Vielleicht eine Handvoll. Im Moment erarbeiten wir den Vorhaben- und Erschließungsplan (VEP). Der VEP ist ein mit der Stadt Datteln abgestimmter Plan zur Durchführung des Bauvorhabens Datteln 4, der detailliert das Vorhaben beschreibt und dann im Laufe des Verfahrens in den vorhabenbezogenen Bebauungsplan einbezogen wird. Den habe ich fast täglich in der Hand. Dazu kommen zahlreiche Pläne in den Gutachten, die im Laufe des Verfahrens erstellt werden und alle gelesen werden wollen. Klingt nach Schreibtischarbeit. Was ist denn Ihre Aufgabe als Koordinator? Ihr Matthias Hube Kraftwerksgruppenleiter Meine Aufgabe ist, das Zusammenspiel der zahlreichen Arbeitspakete zum neuen Bebauungsplan an einer Stelle im Projektteam Datteln 4 zu managen und den Informationsfluss als zentraler Ansprechpartner zu lenken, sowohl gegenüber der Stadt Datteln als auch innerhalb des Konzerns. Einmal in der Woche treffe ich mich zum Beispiel mit der Stadtverwaltung Datteln zur Arbeitsgruppe Technik, um aktuelle Fragen und Aufgaben durchzusprechen. Unser Wie lässt sich denn für den Laien der Begriff Bauleitplanung „übersetzen“? Die Bauleitplanung ist das Instrument zur städtebaulichen Entwicklung und beinhaltet sowohl den Flächennutzungs- als auch den Bebauungsplan. Im Bebauungsplan wird letztendlich festgeschrieben, wie das Vorhaben aussieht. Im Fall von Datteln 4 gibt es einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan, das heißt, es wird detailliert festgelegt, was wo steht, wie groß die Gebäude sind, wo die Grünflächen hinkommen, wie die Anordnung ist. Außerdem wird im Rahmen des Bauleitplanverfahrens überprüft, wie sich das Vorhaben auf die Umwelt, die sogenannten Schutzgüter, auswirkt: Was ist mit Schall? Was mit Emissionen? Wie wird das Landschaftsbild beeinträchtigt? Was bedeutet der Bau für Mensch, Tier und Natur? Wir wollen detailliert erklären können, warum der Kraftwerksbau genau so aussehen soll. Dafür werden sämtliche Aspekte des Vorhabens im Laufe das Verfahrens untersucht, bevor es dann zum Satzungsbeschluss kommen kann. Und dieser Prozess ist relativ umfangreich. Was bedeutet Bauleitplanung momentan in Bezug auf Datteln 4? Wir gehen davon aus, dass wir hier grüne Wiese haben. Für uns gibt es das Kraftwerk gar nicht. Um die Aufstellungsplanung für den neuen Bebauungsplan festzulegen, wurden gemeinsam mit der Stadt Datteln fünf relevante Themenfelder ausgewählt: die Rauchgasreinigung, die Ammoniakversorgung, der Dampferzeuger, die Rückkühltechnik und die Kohlelagerung. Für jedes dieser Felder betrachten und bewerten wir und diverse Gutachter die Vor- und Nachteile der möglichen Alternativen. Die Stadt legt dann auf Basis dieser Untersuchungen die zukünftige Anlagenkonfiguration fest. Anschließend muss dieser Vorschlag durch den Rat der Stadt gebilligt werden und erst dann steht die Aufstellungsplanung fest, die somit die Basis für das Öffentlichkeitsbeteiligungsverfahren im kommenden Jahr bildet. Logistisches Highlight. Innovatives Dreieck. Technikinteressierte beobachten Neue Halterungen für Isolierung Anlieferung des Reserve- um die Fallrohre. Generatorstators. D er Reserve-Generatorstator für Datteln 4 ist Ende August angeliefert worden. Die 15 Meter lange und rund 440 Tonnen schwere Großkomponente ist neben dem Maschinentransformator das Bauteil mit dem höchsten Transportgewicht. Der Generator wandelt die mechanische Energie, welche die Turbine liefert, in elektrische Energie um. Der in Wroclaw (Polen) gefertigte Generatorstator wurde mit einem Schwerlastschiff aus Rotterdam am Kraftwerkshafen angeliefert und umgeladen. Nach dem Verladen auf die Transportfahrzeuge, die sogenannten Self Propelled Modular Transporters (SPMT) erfolgte der Transport von der Schwerlastplatte über das Baufeld bis zur endgültigen Lagerposition auf dem Kraftwerksgelände. 40 Technikinteressierte beobachteten vom Dach des Treffpunkts Energie Datteln (TED) die Anlieferung der Reserve-Großkomponente. „Nach der Lieferung des Generatorstators erwarten wir nun noch mit dem Generatorrotor eine weitere wichtige Reserve-Großkomponente für unsere hochmodernen KonvoiKraftwerke“, erklärt Christian Berndt, Bauleiter Maschinentechnik der E.ON New Build & Technology. E in Kraftwerksneubau wie Datteln 4 setzt Maßstäbe. Im Großen, etwa bei der Kühlturmhöhe, aber auch im Kleinen, zum Beispiel bei Halterungen für die Isolierung um die Fallrohre. In diesen Rohren wird Wasser auf seinem Weg durch den Dampferzeuger etwa mit Siedetemperatur nach unten geführt. Sie müssen isoliert werden, damit einerseits Wärmeverluste weitestgehend minimiert und andererseits die Mitarbeiter geschützt werden. In der Vergangenheit wurde das Gewicht der Isolierung an langen Fallrohren über sogenannte Doppelspannringe aufgenommen. Die Doppelspannringe wurden auf umlaufende, bereits vorhandene Nocken, die an der Rohrleitung angeschweißt sind, aufgelegt. Ein bewährtes System, doch nicht mehr für ein Kraftwerk der neuesten Generation wie Datteln 4. „Bei der Erhöhung der Anwendungstemperaturen bis auf 620 Grad Celsius und den daraus resultierenden Dämmschichtdicken von bis zu 360 Millimetern sowie der erforderlichen Lebensdauer von 200.000 Stunden sind die Doppelspannringe nicht mehr geeignet“, erklärt Jürgen Starke von G+H Isolierung. Langfristig würden die Ringe versagen, die Isolierung könnte absacken, sodass die Isolierwirkung teilweise verloren ginge und erhebliche Schäden aufträten. Eine andere Lösung musste folglich her. Leichter gesagt als getan, zwei Jahre dauerte es von der Ausschreibung bis zum Ergebnis. Die Lösung legte letztlich das Unternehmen G+H Isolierung vor. Eine Neukonstruktion, inzwischen patentrechtlich geschützt und die einzige Haltekonstruktion, die die Anforderung an die lange Lebensdauer erfüllt. Im Grunde, sagt Jürgen Starke, sei die Halterungs-Innovation aber „die simpelste Idee, Lasten zu verteilen“: eine sich selbst tragende, hängende Konstruktion mit einem Dreieck, das auf eine Trägerplatte aufgesetzt wird. „Aufgrund der neuen hängenden Konstruktion“, erklärt Starke, „kann die Isolierwolle nun nicht mehr absacken.“ E.ON setzt die innovative Konstruktion bislang in den Kraftwerksneubauten Datteln und Maasvlakte (Niederlande) ein. 4 Datteln Umwelt 03.2011 Datteln Partner 5 03.2011 Aubrac-Rinder als Landschaftsgärtner. Auf dem Produktionsband werden die beiden Rohmaterialien Gips und Karton zu einer stabilen Rigips-Platte. E.ON sorgt für ursprüngliche Natur in den Lippeauen bei Datteln-Ahsen. R aum für die Natur, das bietet ein circa 25 Hektar großer Teil der Lippeauen bei Datteln-Ahsen. Zwischen Herbst 2007 und Winter 2008 wurde das Areal ökologisch aufgewertet – als wertvoller Ersatz für die im Bereich des Kraftwerksneubaus Datteln 4 in Anspruch genommenen Flächen. „Oberstes Ziel ist dabei der Biotop- und Artenschutz“, erklärt Landschaftsarchitektin Stephanie Manhoff von der Haus Vogelsang GmbH (HVG). Die HVG hat sowohl die Kompensationsflächen zur Verfügung gestellt als auch im Auftrag von E.ON die Fläche umgestaltet. „Der Mensch als Besucher und Nutznießer der Maßnahmen wird am Rand zu Gast sein können“, erklärt Frau Manhoff. Neben der Bepflanzung von Waldrändern, der Umwandlung von Acker in Grünland und der Entfernung von Drainagen wurde im Rahmen der ökologischen Aufwertung im Wesentlichen die Lippe entfesselt und renaturiert. „Wir haben zum Beispiel Wasserbausteine entfernt, die dafür gesorgt haben, dass die Lippe keinen Boden wegschwemmen konnte“, so Stephanie Manhoff. Das Areal war zuvor landwirtschaftlich genutzt worden, Ufererosion deshalb unerwünscht. Das hat sich nach der Umgestaltung zur naturnahen Auenlandschaft gründlich geändert. „Jetzt ist dieser Effekt sogar erwünscht“, betont die Landschaftsarchitektin. Ziel sei schließlich der Urzustand, eine „ursprüngliche und dynamische Natur“. Und das gelingt: Im vergangenen Jahr hat das Ingenieur- und Planungsbüro Lange GbR aus Moers die 25 Hektar große Fläche untersucht. Der inzwischen vorliegende Monitoringbericht belegt die positive Entwicklung. Das Spektrum der vorhandenen Vogelarten entspricht bereits den Erwartungswerten auf Weideflächen. Mit dem Feldschwirl und dem Sumpfrohrsänger haben sich zwei Leitarten angesiedelt. Im Bereich der Prall- und Gleithänge an den entfesselten Ufern hat auch eine große Uferschwalbenkolonie ihren Lebensraum. Das hohe Niveau des Landschaftsbildes wird durch die entfesselte Lippe, die angelegten Flutmulden und vorhandenen Brachestadien auf den Flächen erreicht. Die positive Entwicklung der Flutmulden zeigt sich vor allem durch die dort inzwischen wachsenden charakteristischen Arten, die jetzt schon der Zielsetzung für 2013 entsprechen. Die Neuansiedlung der Sumpf-Brenndolde, die zentraleuropaweit als gefährdet und deutschlandweit als stark gefährdet (Rote Liste Kategorie 2) gilt und in NRW eigentlich gar nicht vorkommt, kann laut Bericht als floristische Besonderheit gedeutet werden. Die dauerhafte und nachhaltige Entwicklung der Flächen wird durch die Vogelsang-Stiftung sichergestellt. Doch nicht nur Kleintiere fühlen sich in den Lippeauen heimisch, sondern ebenso eine inzwischen 13-köpfige Herde Aubrac-Rinder. Die sehr robusten Tiere betätigen sich als natürliche „Landschaftsgärtner“. „Die Rinder fressen Pflanzen oder vertreten Bereiche mit ihren Hufen. Dadurch können an diesen Stellen neue Pflanzen wachsen“, erläutert Stephanie Manhoff. Betreut wird die Herde von Andreas Lütke Brintrup. Täglich kontrolliert der Landwirt, ob bei „Familie“ Aubrac alles in Ordnung ist. Was meist der Fall ist. „Eigentlich“, sagt Lütke Brintrup, „muss ich mich wenig kümmern.“ Wenn sich zum Beispiel ein Tier einen Fremdkörper in die Klaue getreten hat, muss der Landwirt einen Tierarzt rufen. „Aber ansonsten ist der gesundheitliche Zustand sehr gut“, sagt Lütke Brintrup. „Die Tiere sehen gut aus und fühlen sich wohl.“ So wohl, dass es bereits Nachwuchs gegeben hat: In den Jahren 2009 bis 2011 kamen insgesamt sieben junge Rinder zur Welt, und im April/Mai nächsten Jahres wird es wahrscheinlich erneut Familienzuwachs geben. Werner Weckowski (re.) bei der Abnahme eines Gerüstes im Maschinenhaus Gut gerüstet. Kraftwerksnebenprodukt ist Rohstoff für andere. Die Firma S&P Gerüstbau GmbH Marl hat Rahmen- Kraftwerk Datteln liefert REA-Gips an die vertrag mit E.ON Kraftwerken. Saint-Gobain Rigips GmbH. I hren Sitz hat die Firma S&P Gerüstbau GmbH in Marl. Doch sieben bis acht ihrer Beschäftigten sind fast immer im Kraftwerk Datteln unterwegs. Seit rund fünf Jahren hat die Firma einen Rahmenvertrag mit E.ON Kraftwerke. Gerüste bauen nach dem jeweiligen Bedarf ist ihr Auftrag: stehend oder hängend, außen oder innen liegend, klein oder richtig groß, für geplante und für nicht planbare Arbeiten, an normalen Arbeitstagen oder auch am Wochenende. Mal ist nur ein Ventil in geringer Höhe undicht, dann genügen ein sogenannter Gerüststuhl und zwei bis drei Leute, die ihn in einer knappen Stunde aufbauen. Bei einer großen Revision aber wird zum Beispiel der gesamte Dampferzeuger bis in über 50 Meter Höhe eingerüstet, damit die Wände begutachtet werden können. Daran arbeiten dann in zwei Schichten je zwölf Leute vier Tage lang. „Neben Datteln arbeiten wir auch in den E.ON-Kraftwerken in Gelsenkirchen-Scholven, Dortmund und Herne, etwa 25 unserer Mitarbeiter sind mit diesen Aufträgen sehr gut ausgelastet“, rechnet Prokurist Peter Liebisch vor. „E.ON Kraftwerke ist damit einer unserer großen Kunden.“ „Und das Verhältnis zwischen Kunde und Firma stimmt auch“, sagt Oberbauleiter Werner Weckowski, der eigentlich immer in einem der Kraftwerke anzutreffen ist. „Wir fühlen uns hier als Partner.“ Werner Weckowski baut seit 22 Jahren Gerüste in Kraftwerken: am Dampferzeuger, im Maschinenhaus oder in den Rauchgasreinigungsanlagen. Inzwischen kennt er jede Ecke, da sind nicht mehr viele Erklärungen der Kraftwerker nötig. „Ich arbeite gern hier in solchen Anlagen“, erklärt der Oberbauleiter. „Industriegerüste sind vielseitiger und anspruchsvoller als Fassadengerüste. Da ist jeder Auftrag anders.“ Insgesamt beschäftigt die S&P Gerüstbau GmbH Marl rund 100 Mitarbeiter und hat ihren Schwerpunkt auf dem Gebiet der Industriegerüste. Zu ihren Kunden gehören auch verschiedene große Chemieanlagenbetreiber. R igips – das ist heute ein fester Begriff für trockenen Innenausbau wie „Tempo“ für Taschentücher oder „Polaroid“ für Sofortbildaufnahmen. Am Standort Gelsenkirchen-Scholven fertigt die Saint-Gobain Rigips GmbH seit 1989 Gipskartonplatten – auch mit Gips aus dem Kraftwerk Datteln. Die über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren und vermarkten Rigipsplatten, die einer Fläche von mehreren Tausend Fußballfeldern pro Jahr entsprechen. Wegen seines Standortes direkt neben dem Kraftwerk Scholven war das Rigips-Werk in Scholven das erste in Deutschland, das seine Plattenproduktion zu 100 Prozent mit REA-Gips speisen konnte. REA-Gips ist ein Kraftwerksnebenprodukt. Er entsteht bei der Rauchgasreinigung in den Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) von Steinkohlekraftwerken. Auf diese Weise können Kraftwerksnebenprodukte verwertet und natürliche Gipsressourcen geschont werden. Aus dem Kraftwerk Datteln werden jährlich rund 40.000 Tonnen Gips an das Unternehmen geliefert, das auch REA-Gips aus anderen Kraftwerken wie Scholven oder Knepper verarbeitet. Die Geschichte von Rigips reicht zurück bis ins Jahr 1933. Damals wurde in Riga die erste Gipskartonplattenfabrik auf europäischem Boden errichtet. Zwölf Jahre später entstanden die Vereinigten Baustoffwerke Bodenwerder und damit das erste Werk in der Westzone der Nachkriegszeit, dessen Produkte ab 1948 deutschlandweit verkauft wurden und ab 1961 in Europa unter dem Markennamen Rigips für Furore sorgten. Neben Gipskarton- und Gipsfaserplatten bietet Rigips heute auch Trockenbauprofile und EPS-Dämmstoffe (besser bekannt als Styropor) sowie das Zubehör für Komplettlösungen von Wand-, Decken- und Bodenkonstruktionen in Trockenbauweise. Dazu umfasst das Sortiment zahlreiche Spezialprodukte für den Akustikbau und Brandschutz. Insgesamt beschäftigt die Saint-Gobain Rigips GmbH an elf Standorten in Deutschland rund 800 Mitarbeiter. 6 Datteln Wissen 03.2011 Datteln Ausbildung 7 03.2011 Berufsinformationstag bei E.ON. F ür einen Berufsinformationstag öffnen die Ausbildungswerkstätten von E.ON in der Bergmannsglückstraße 41–43 in Gelsenkirchen-Hassel am Samstag, 8. Oktober, ihre Türen. Interessierte Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Eltern sind herzlich eingeladen, sich in der Zeit von 10 bis 15 Uhr im Aus- und Fortbildungszentrum umzuschauen und sich aus erster Hand über Berufe, Ausbildungsinhalte, Voraussetzungen und Karrieremöglichkeiten bei E.ON zu informieren. E.ON bietet Ausbildungsplätze für folgende Berufe an: Industriemechaniker/-in, Anlagenmechaniker/-in, Elektroniker/-in für Betriebstechnik, Elektroanlagenmonteur/-in, Industriekaufmann/-frau, Kaufmann/-frau für Bürokommunikation. Außerdem werden in einer neuen Kooperation mit der Fachhochschule Gelsenkirchen folgende duale Studiengänge angeboten: Bachelor Elektrotechnik, Bachelor Maschinenbau und Bachelor Wirtschaft. Beim Berufsinformationstag stehen Ausbilder und Auszubildende von E.ON Rede und Antwort. Wer selbst Hand anlegen möchte, kann dies in den Werkstätten tun: Metall-, Bohr- oder Elektroarbeiten wie auch das Programmieren an Maschinen oder der Umgang mit dem Lötkolben können ausprobiert werden. Dabei sind auch die Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, die Fachhochschule Gelsenkirchen und die IHK Nord Westfalen mit je einem Berufsberatungsstand. Über die Möglichkeiten, die Ausbildung mit einem Studium zu begleiten, können sich Interessierte ebenfalls einen Überblick verschaffen. Spannende Einblicke. Realschüler verbringen einen Tag im Kraftwerk. B ereits seit fünf Jahren verlegen Schüler der jeweils achten Klasse der Städtischen Realschule Datteln einen Unterrichtstag ins Kraftwerk Datteln 1–3. Serviceleiter Clemens Mecking hatte damals die Idee und ist auch heute noch mit von der Partie. „Die Schüler bekommen so Kontakt zur Arbeitswelt, sie können uns über die Schulter schauen und selber Hand anlegen“, sagt Mecking. So durfte jeder Schüler in der Werkstatt das Löten eines Metallstückes selbst ausprobieren. Nach der Begrüßung im Kraftwerk ging es den Dortmund-Ems-Kanal entlang zum Treffpunkt Energie Datteln, wo die Schüler einen Überblick über die Erzeugung von Energie und den Standort Datteln bekamen. Danach wurden die Besucher mit den einschlägigen Sicherheitsregeln vertraut gemacht und mit der persönlichen Schutzausrüstung ausgestattet. Aufgeteilt in vier Gruppen absolvierten die Schüler das weitere Programm: Während die eine Gruppe lötete und die andere mit dem Messen von Drücken und Temperaturen beschäftigt war, machte die dritte Gruppe einen Rundgang durchs Kraftwerk und die vierte erfuhr alles Wissenswerte über die Umweltschutzeinrichtungen. Nach jeweils 45 Minuten wurde getauscht. Nach den bereits traditionellen Spaghetti in der Mittagspause konnten sich die Schüler noch über Ausbildungswege bei E.ON informieren. Besuch aus der Partnerstadt. D er Bürgermeister von Cannock, John Beddows, war im August zu Gast im Kraftwerk Datteln. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Sheila Smith sowie Andrea Hans von der Stadt Datteln besuchte der Brite den Treffpunkt Energie Datteln (TED). Vor Ort informierte sich Beddows zudem über den Stand der Arbeiten auf der Baustelle von Datteln 4. Unter der Führung von E.ON-Mitarbeiter Andreas Kahle besichtigte die Gruppe unter anderem das Maschinenhaus, das Kesselhaus und die Warte. Vor allem der Kühlturm und der Blick über das Ruhrgebiet vom Dach des Kesselhauses aus beeindruckten die Besucher. Cannock ist seit 1971 Partnerstadt von Datteln. Bürgermeister John Beddows war bereits zum dritten Mal in Datteln und zum zweiten Mal bei E.ON. Start in die Ausbildung. Einführungswoche erleichtert den Einstieg. I nsgesamt 74 Nachwuchskräfte haben im September ihre Ausbildung bei E.ON im Ruhrgebiet begonnen. 56 neue Auszubildende des E.ON-Konzerns werden im Aus- und Fortbildungszentrum Gelsenkirchen (AFZ) für verschiedene Tochtergesellschaften auf das Berufsleben vorbereitet. Hinzu kommen 18 Auszubildende von Partnerfirmen wie Steag, Vaillant, Pilkington und der Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhrgebiet. Neben Ausbildungen im Metall- und Elektrobereich sowie in kaufmännischen Berufen bietet das AFZ in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Gelsenkirchen dieses Jahr erstmals ein duales Studium an. Zur Wahl stehen die Bachelorstudiengänge Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaft, die mit einer Berufsausbildung bei E.ON kombiniert werden können. Da der Wechsel von der Schule in den Arbeitsalltag einen großen Einschnitt im Leben junger Menschen darstellt, unterstützt E.ON diesen wichtigen Schritt seit vielen Jahren mit einer speziell konzipierten Berufseinführungswoche. Vom 5. bis zum 9. September trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Jugendherberge in Xanten. Schwerpunkte in dieser Woche sind Informationen zum Ausbildungsunternehmen, zum Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie zum Ausbildungsablauf. Gemeinschaftliche Arbeiten und Freizeitaktivitäten stärken darüber hinaus die Sozialkompetenz. Wichtige Themen sind außerdem Gesundheit und aktiver Sport. Das Programm der Einführungswoche wird von Ausbildern, Betriebsräten, internen Referenten sowie von der Jugend- und Auszubildendenvertretung gestaltet. „Die Woche wird von den neuen Auszubildenden durchgehend dankend angenommen“, so Johannes Dresenkamp, Leiter des Aus- und Fortbildungszentrums in Gelsenkirchen. „Sie erleichtert ihnen den Einstieg in das Berufsleben sowie ins Unternehmen.“ 8 Datteln aktiv 03.2011 Partystimmung beim Kanalfestival. München hat die Wiesn, Wien den Prater, Herne seine Cranger Kirmes. Datteln hat vier Kanäle – und das passende Festival dazu. E.ON gehört zu den Sponsoren der beliebten Veranstaltung. Z um mittlerweile 42. Mal lockten Maskottchen „Kanello“ und ein attraktives Programm zahlreiche Besucher zum Kanalknotenpunkt, der vom 19. bis 21. August zum „Partyknotenpunkt“ wurde. Nicht nur für Einheimische, denn längst schallt der Ruf „Komm mal mit zum Dattelner Kanal“ weit über die Stadtgrenzen hinaus. Knapp, aber äußerst positiv fällt das Fazit des Veranstalters, der Interessengemeinschaft Kanalfestival e. V., aus: „Es ist wunderbar gelaufen“, so der 1. Vorsitzende Ludger Grundmann. Einige Zehntausend hätten den Weg nach Datteln gefunden. „Der Samstag war der besucherstärkste, den wir je hatten.“ Zum Erfolg trugen das Sommerwetter und liebgewonnene Standards wie Lampionkorso oder Feuerwerk bei. Aber vor allem die zahllosen Vereine und Künstler machten mit ihren Darbietungen die Stippvisite am DortmundEms-Kanal lohnenswert. Ein Höhepunkt in diesem Jahr: der Auftritt der „Münchener Freiheit“ auf der E.ON-Bühne am Jahnplatz. Mit aktuellen Songs und Hits wie „Tausendmal Du“ oder „Ohne Dich“ sorgten die Hitparadenstürmer für Stimmung und Gänsehaut. Doch nicht nur das Publikum genoss die Zeitreise zurück in die Achtziger. „Auch die Band war von der Atmosphäre sehr angetan“, weiß Ludger Grundmann. Tags zuvor hatten an gleicher Stelle bereits das Stuttgarter Trio „Maila“ und die rockigen „Killerpilze“ mächtig eingeheizt. Waltroper Pferde stärken. E.ON unterstützt Förderverein für therapeutisches Reiten. M it einer Spende unterstützte E.ON den Verein Waltroper-Pferde-stärken e. V. Die 110 Mitglieder des 2005 gegründeten Vereins fördern das therapeutische Reiten für Menschen, die finanziell nicht in der Lage sind, die Therapiekosten allein zu tragen. Therapeutisches Reiten kann sowohl geistig behinderten oder psychisch kranken Kindern und Erwachsenen als auch verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen helfen. „In der Arbeit mit den Pferden verbessern sich zum Beispiel das Körperbewusstsein und die Körperbeherrschung“, erläutert Vereinsvorsitzender und Reitpädagoge Heiner Beisenbusch. „Das Selbstwertgefühl der Patienten steigt, und nicht selten können Aggressionspotentiale abgebaut werden. Für viele Menschen ist das therapeutische Reiten sogar die einzige Möglichkeit, sich mitzuteilen oder zu verwirklichen. So kann es ihre Lebensqualität erhöhen und ihnen neue Perspektiven eröffnen.“ Seit das therapeutische Reiten vor etwa acht Jahren aus dem Heilmittelkatalog der Krankenkassen gestrichen wurde, können viele Patienten die Therapiekosten nicht allein aufbringen. Rund 650 Euro fallen für die wöchentliche Therapiestunde pro Person und Jahr an. Der Verein Waltroper-Pferde-stärken e. V. unterstützt deshalb jährlich rund 80 bis 100 Personen. Impressum Adresse E.ON, Erzeugung Deutschland Kraftwerk Datteln Standortkommunikation Zum Kraftwerk 5 45711 Datteln Redaktion Sabine Weichelt T.: 0209 – 601-8367 F: 0209 – 601-5323 [email protected] Texte Andreas Kahle Stephan Lamprecht Sabine Weichelt Fotos Andreas Kahle Elmar Müller Ausgabe 02.2011 neben.an Zeitung für die Nachbarn des E.ON-Kraftwerks Datteln. Gefragt Baustellenleiter Merkl im Porträt Geprüft Besuch im Zentrallabor Gesichtet Falken nisten am Kraftwerk 02 06 07 2 Datteln aktuell 02.2011 Die Klammer über allem. Das Mängelwesen von Datteln 4. Ob er nun nichts mehr zu tun habe? Diese Frage ringt Günter Merkl allenfalls ein mildes Andreas Bork ist Fachbauleiter für Qualitätssicherung. Lächeln ab. Der 53-Jährige ist Leiter der Baustelle Datteln 4 und kann sich auch jetzt, im Sommer 2011, über einen Mangel an Arbeit noch nicht beklagen – trotz des teilweisen Baustopps. Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, sind Sie schon in Feierlaune? Vielleicht, wenn Sie dieses Wort hören: Kanalfestival? Dattelns Traditionsveranstaltung steht wieder vor der Tür – und E.ON ist dabei, genauer gesagt mittendrin. Auf der E.ON-Bühne werden zahlreiche Künstler für Stimmung sorgen. Mit dabei die Münchener Freiheit, die mit „Ohne Dich“ einen unverwüstlichen Ohrwurm geschaffen hat. Ohne ihn, Günter Merkl, würde vieles auch nicht laufen oder zumindest anders. Auf der E.ON-Bühne werden Sie Günter Merkl, übrigens auch ein Bayer, allerdings nicht finden. Als Baustellenleiter von Datteln 4 stellt er sich anderen Aufgaben und Herausforderungen. Welchen, das erfahren Sie in dieser Ausgabe. Da das Kanalfestival wie immer unter freiem Himmel stattfindet, ist eines natürlich besonders wichtig: schönes Wetter. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, sagt der Volksmund. Aber die Chancen auf Sonnenschein stehen nach dem bisherigen Jahresverlauf nicht schlecht. Und, wer weiß, vielleicht müssen ja gar keine Schwalben am Himmel sein, damit die Sonne scheint. Vielleicht lässt sich Petrus auch von anderem Federvieh gnädig stimmen. Von Falken zum Beispiel. Die brüten gerade wieder bei uns am Kraftwerk. Gutes Programm, gutes Wetter – nun fehlt nur noch eines für ein rauschendes Fest: gute Laune, die „Chemie muss stimmen“. Beim Kanalfestival kann dazu jeder Besucher beitragen. Bei E.ON kümmert sich das Zentrallabor in Gelsenkirchen-Scholven darum, dass die Werte korrekt sind. Auf den folgenden Seiten lesen Sie mehr. Liebe Nachbarn, ich hoffe, ich konnte Ihnen Lust auf die neue Ausgabe der Nachbarschaftszeitung machen. Und wenn Sie nun Lust auf das Kanalfestival haben: E.ON verlost in dieser Ausgabe Eintrittskarten. Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg beim Quiz wünscht Ihr Matthias Hube Kraftwerksgruppenleiter Datteln aktuell 3 02.2011 Günter Merkl auf der Baustelle T äglich zahlreiche E-Mails, manchmal klopft es alle paar Minuten an der Bürotür, weil jemand einen Rat oder eine Entscheidung braucht. Hinzu kommen die routinemäßigen Zusammenkünfte: die allmorgendlichen Frühbesprechungen, die Fachbesprechungen, die Gespräche mit Partnerfirmen. Als Leiter der zurzeit rund 50 Mitarbeiter zählenden E.ON-Baustellenorganisation – unter ihnen für Teilbereiche verantwortliche Fachbauleiter und Bauleiter – ist Günter Merkl ein gefragter Mann. Ein „TeamChef“, oder wie er sagt: „Die Klammer über allem.“ Noch immer gut zu tun. Schätzungsweise zwei Drittel seines Arbeitstages bestehen aus Gesprächen. Und solch ein Arbeitstag kann lang werden, Einsätze am Wochenende sind keine Seltenheit, eher die Regel. Wenn der Elektro- und Wirtschaftsingenieur montags in der Frühbesprechung kleine Verbesserungsvorschläge einbringt, dann wissen die Kollegen: Günter Merkl hat am Samstag mal wieder einen ausgedehnten Gang über die Baustelle gemacht und war dabei „in Ecken, die man sonst nicht so sieht“. Untätigkeit, gar Beschäftigungslosigkeit sieht anders aus. Der Baustellenleiter, er hat immer reichlich zu tun. „Wir bauen noch“, entgegnet Merkl denn auch nüchtern, wenn man ihn jetzt auf den Baustopp anspricht. Die zweite und dritte Teilgenehmigung sind nicht betroffen. An Kühlturm, Rauchgasreinigung, Kessel- und Maschinenhaus wird gearbeitet, nach wie vor. Verkabelungen werden vorgenommen, Rohrleitungen montiert. Aufgaben, die größtenteils in den inzwischen geschlossenen Gebäuden erledigt werden, was zu einer erstaunlichen Stille auf der Großbaustelle geführt hat. Gleichwohl beeinflussen die gerichtlichen Entscheidungen zu Datteln 4 die Abläufe auf der Baustelle. Waren zu Spitzenzeiten vor rund zwei Jahren arbeitstäglich bis zu 1.700 Mitarbeiter aktiv, sind es aktuell noch etwa 600. Sein Büro muss Günter Merkl gar nicht verlassen, um die Veränderungen zu bemerken. Von seinem Schreibtisch aus blickt er auf einen Plan: Datteln 4 wie es einmal werden soll. Und wenn er aus dem Fenster guckt, dann schaut der 53-Jährige auf die Hilfskesselanlage samt Öltank. Hier geht es derzeit nicht weiter, dieser Teil ist unter anderem vom Baustopp betroffen. Frustrierend sei es, Gewerke halbfertig liegenlassen zu müssen, sagt Merkl. Auch ärgerlich, denn „man will solch ein Gewerk doch zu Ende bringen“. Eine nüchterne, ruhige Analyse. Kühlturm mit Schallschutz-Kulissen Ruhig und analytisch, so sollte man in seiner Position auch arbeiten. Seit knapp vier Jahren ist der Ingenieur in Datteln Baustellenleiter, fast von Beginn an. Es sei seine bislang größte Herausforderung in rund 30 Jahren bei E.ON bzw. dessen Vorgängerunternehmen. Bereut hat der Vater eines Sohnes die Entscheidung nicht. Obwohl der teilweise Baustopp Merkls Arbeit und die seiner Kollegen – eine Baustelle sei Teamwork – verändert hat. Abläufe mussten und müssen so umgeplant werden, dass in den vom Stopp nicht betroffenen Bereichen reibungslos weitergearbeitet werden kann, ohne dass es bei den einzelnen Gewerken zu Kollisionen kommt. Neu ist die Frage, wie man die vom Baustopp betroffenen Gewerke vor Schäden schützen kann. Schließlich wird dies aufgrund der aktuellen Genehmigungslage in naher Zukunft auf die gesamte Baustelle zukommen. Sympathische Menschen, sympathische Region. Dabei wäre Günter Merkls Aufgabe als Baustellenleiter in diesem Jahr eigentlich erledigt gewesen – wenn alles nach dem ursprünglichen Fahrplan gelaufen wäre. Ist es aber nicht. Trotzdem: Günter Merkl mag seinen Job – immer noch. Er mag den Umgang mit so vielen, so verschiedenen Menschen, er mag die Eigenständigkeit in seiner Position; und der gebürtige Bayer mag die Region. Nicht nur, wenn er auf dem Kesselhausdach steht und den Ausblick genießt. Er fühle sich wohl im Ruhrgebiet. Wenn man im „Pott“ dazugehören will, geht man am Wochenende auf den Fußballplatz. Das kommt auch den Interessen von Günter Merkl entgegen. Schalke 04 gegen Bayern München hat er sich angeschaut. Für wen dann das bayrische Herz, das nun berufsbedingt im Ruhrgebiet, genauer: in Recklinghausen wohnt, schlägt? „Ach“, sagt Merkl, „eigentlich war’s mir egal. Hauptsache ein schönes Spiel!“ Ohnehin liege ihm 1860 München näher. Ruhig, nüchtern und analytisch. Das geht auch in der Freizeit – sogar in einem Fußballstadion im Revier. D en Job von Andreas Bork macht eigentlich jeder. Wahrscheinlich sogar fast täglich. Wer zum Beispiel eine Pizza bestellt, der wählt zunächst ein Restaurant seines Vertrauens und die gewünschte Speise aus. An der Haustür wird dann geprüft, ob die Lieferung wie angefordert und fehlerfrei erledigt wurde. Dieser Vorgang hat einen Namen: Qualitätssicherung. Die gibt es selbstverständlich auch für Datteln 4. Allerdings ist es hier mit einem Blick in den Pappkarton nicht getan. „Wir rechnen damit, dass wir zum Schluss des Projekts 200 laufende Meter Akten haben“, erklärt Andreas Bork, seines Zeichens Fachbauleiter Qualitätssicherung für Datteln 4. Wann ist wo welche Schweißnaht erstellt worden? Welcher Schweißer war aktiv? Hatte dieser die notwendigen Zeugnisse? Wann wurde die Naht geprüft? Alles wird akribisch festgehalten. Für die Aktenordner sind extra Räume vorgesehen. Hinzu kommen die digital gespeicherten Daten. Wohlgemerkt: Aktenordner, Computerdateien – das alles deckt lediglich den Punkt „Dokumentation“ ab, der eher am Ende eines Bauabschnitts steht. Die Qualitätssicherung an sich ist weitaus umfangreicher und hat bereits viel früher begonnen. Schon mit den Planungen für Datteln 4. Drei Buchstaben sind dabei von besonderer Bedeutung: QIP, der „Qualitätsinspektionsplan“. Jeder Auftragnehmer ist verpflichtet, solch einen Plan aufzustellen. In ihm ist jeder Fertigungsschritt festgehalten. „Das beginnt parallel mit der Materialbestellung und reicht bis zur Montage des Bauteils“, erklärt Bork. Im QIP verbindlich notiert sind auch so genannte Ankerpunkte. „Wenn diese erreicht sind, müssen wir eingeladen werden“, erklärt der Fachbauleiter. Bei Wärmetauschern zum Beispiel zur Druckprobe. Wobei dieses „wir“ nicht nur E.ON-Mitarbeiter umfasst. Geht es um Druckteile, ist der TÜV mit an Bord; den Bereich Stahlbau begutachten Experten der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt. Neben den Ankerpunkten gibt es Inspektionsbesuche. „Theoretisch können wir zu jeder Tages- und Nachtzeit die Werkstatt eines Auftragsnehmers besuchen und die Fertigung in Augenschein nehmen“, sagt Bork. In der Praxis werden solche Besuche ein bis zwei Tage vorher angekündigt. Das macht die Sache vielleicht fairer, aber nicht einfacher, denn die beteiligten Firmen kommen aus ganz Europa. Ein Besuch führte sogar nach China. Da viele Gewerke inzwischen allerdings vor dem Abschluss und somit kurz vor der Abnahme stehen, sind Andreas Bork und seine Mitarbeiter derzeit vor allem auf der Baustelle im Einsatz – mit Erfolg. Da die Qualitätssicherung so früh eingebunden werde, habe man bislang nie die Notbremse ziehen müssen, sagt der Fachbauleiter: „Wir sehen ja schon im Ansatz, wenn etwas nicht korrekt läuft. Dadurch können wir größere Mängel vermeiden.“ Eine „gewisse Herausforderung“ stellt allerdings der teilweise Baustopp auf dem Gelände dar – auch für die Qualitätssicherung. Die zum Teil halbfertigen Arbeiten gemeinsam mit den Lieferanten vor Schäden zu schützen, sei mit einem „enormen Arbeitaufwand“ verbunden, sagt Bork: Gruben werden abgedeckt, Stahlteile mit Fett beschichtet, um Rost zu vermeiden, Pumpen wieder demontiert und ins Lager zurückgebracht. Mit dem bisherigen Ergebnis ist Andreas Bork zufrieden: „Wir haben die Bereiche optimal geschützt.“ Allerdings dürfe aufgrund des Baustopps nicht an allen Stahlbauteilen ein Korrosionsschutz auftragen werden. „Diese Teile“, schätzt Bork, „müssen später vermutlich sandgestrahlt und neu beschichtet werden.“ Baustopp betrifft auch Partnerfirmen Der teilweise Baustopp von Datteln 4 hat auch Auswirkungen auf Partnerfirmen, die im Auftrage von E.ON auf der Baustelle aktiv sind. Die Firma GA Energieanlagenbau Süd GmbH aus dem baden-württembergischen Fellbach ist für Elektroinstallationsarbeiten zuständig. Diese Arbeiten umfassen unter anderem Erdung, Blitzschutz, Erstellen von Kabelwegen, die Beleuchtungsverkabelung und die Starkstromverkabelung sowie die 10kV-Verkabelung im Mittelspannungsbereich. Seit dem 1. April 2009 ist das Unternehmen in Datteln tätig. Extra für das Projekt wurde eine Kernmannschaft mit Fachleuten aus der Umgebung zusammengestellt. Auch die Nachauftragnehmer haben ihren Sitz größtenteils im Ruhrgebiet beziehungsweise in Nordrhein-Westfalen. Der teilweise Baustopp trifft GA Energieanlagenbau Süd hart, wie Projektleiter Reiner Lischka sagt: Andreas Bork bei Prüfungen auf der Baustelle. „Datteln 4 gehört neben einem Projekt in Süddeutschland zu den größten Aufträgen unseres Unternehmens, die eine gewisse Grundauslastung und Basis gebildet haben. Wir hätten unsere Montage eigentlich Ende des letzten Jahres beenden müssen. Wir haben aber bislang weniger als die Hälfte des Auftragswertes abarbeiten können – bei fast 120 Prozent der verwirkten Montagezeit. Die Ausführungstermine sind alle verschoben beziehungsweise verstrichen. Unser Problem ist, dass wir quer durch alle Gebäude operieren. Wir waren also nicht in der Lage zu sagen: Okay, wir nehmen hier eine Unterbrechung hin, ziehen unser Personal erst einmal ab und erbringen unsere Leistung zu einem späteren Zeitpunkt. Zumal dann andere Aufträge hätten frühzeitig akquiriert werden müssen. Momentan stehen wir vor der Situation, dass wir in Datteln zwar wenig zu tun haben, aber immer so viel, dass wir beschäftigt sind. Ohne wirtschaftlichen Erfolg zu spüren. Wir halten hier eine Manpower vor, die in keinem günstigen Verhältnis zum wirtschaftlichen Ergebnis steht.“ 4 Datteln Umweltmonitoring Staubniederschlag-Sammelgefäße (Versuchsfläche Nord) Getreideparzelle vor der Ernte (Versuchsfläche Süd) 02.2011 Datteln Umweltmonitoring 5 02.2011 Rapsparzelle (Versuchsfläche Nord) Bodenprofil (Versuchsfläche Nord) Maispflanzen (Versuchsfläche Nord) Rapsblüte (Versuchsfläche Süd) den beiden landwirtschaftlichen Versuchsflächen bestätigt. Das Bodenuntersuchungsprogramm des Kreises Recklinghausen zeigte allerdings für einige Flächen im Süden Dattelns höhere Belastung mit Cadmium in Garten- und Ackerböden.“ Auswirkungen auf das lokale Klima. Grundsätzlich kann das neue Kraftwerk mit seinen Gebäuden und den Betriebsauswirkungen Auswirkungen auf verschiedene Elemente des lokalen Klimas haben. Dazu gehören neben dem Einfluss auf die Dauer der Sonneneinstrahlung durch Beschattung auch Änderungen der Lufttemperatur, der Luftfeuchte und des Niederschlags. Zur Erfassung der wesentlichen Elemente des Lokalklimas wurden auf den zwei landwirtschaftlichen Versuchsflächen Agrarwetterstationen eingerichtet. Eine der Wetterstationen befindet sich im zukünftigen Einflussbereich des Kraftwerkes (Versuchsfläche Nord), die zweite Station liegt südlich, außerhalb einer zukünftigen Beeinflussung durch Verschattung und Kühlturmschwaden (Versuchsfläche Süd). Die installierten Agrarwetterstationen messen kontinuierlich alle relevanten Wetterdaten. Etwaige Auswirkungen auf die Klimaelemente ergeben sich aus dem Vergleich der Messdaten von der Versuchsfläche Nord mit den Daten von der Referenzfläche Süd. Reinhaltung der Luft. Bereits seit 2007, also lange vor der Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks, wird in Messreihen die Schadstoffbelastung der Luft in der Umgebung des Kraftwerks dokumentiert. Weiterhin erfassen Messungen im Nahfeld des Kraftwerks mögliche Staubniederschläge auch schon während der Bauphase. Drei Stationen messen zudem Schwebstaub (PM10) und dessen Inhaltsstoffe. In einem Forschungsprojekt wird darüber hinaus versucht, durch detaillierte Untersuchungen der Staubproben mithilfe eines Elektronenmikroskops Rückschlüsse auf deren Quellen zu ziehen. Landwirtschaftliches Monitoring. Durch detaillierte Untersuchungen wird geprüft, inwiefern Kühlturmschwaden und Schattenwurf einen Einfluss auf das Wachstum, den Ertrag und die Qualität bedeutsamer landwirtschaftlicher Kulturen haben. Dazu wurden eigens zwei landwirtschaftliche Versuchsflächen angelegt – innerhalb und außerhalb des potenziellen Einflussbereichs des Kühlturmschwadens. Auf ihnen werden ortsübliche Ackerkulturen angebaut und Grünland eingesät. Kontrolle mit System. Umwelt beim Neubau des Kraftwerksblocks Datteln 4. M enschen, Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser und Atmosphäre sowie Kultur- und Sachgüter – der Bau und der Betrieb eines Kraftwerks kann Einfluss auf viele Faktoren haben. E.ON hat sich deshalb zur Durchführung eines mehrjährigen und umfassenden Umweltmonitorings für das Projekt Datteln 4 verpflichtet. Bereits seit dem Baubeginn im Februar 2007 werden Umweltdaten zur Qualität von Luft, Boden, Wasser und Klima sowie zu Belästigungen durch Lärm und Erschütterungen erhoben und durch unabhängige Gutachter ausgewertet. Der Neubau von Datteln 4 unterliegt einer strengen staatlichen Kontrolle. Die Bestimmungen dafür regelt insbesondere das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Dr. Klaus Spona (Dr. Spona Umweltberatung) gehört zu den fünf externen Unternehmen und Verbänden, die mit dem Umweltmonitoring für Datteln 4 befasst sind. Der Naturwissenschaftler erstellt die halbjährlich erscheinenden Umweltmonitoringberichte. Lärm und Erschütterungen. Die Errichtung eines Kraftwerks mit den umfangreichen Bauarbeiten und Montagetätigkeiten ist mit einem unvermeidlichen Geräuschpegel verbunden. Dazu kommen Auswirkungen des erhöhten Verkehrsaufkommens im Umfeld der Baustelle. Zum Schutz der Menschen sind in einschlägigen Regelwerken einzuhaltende Grenzwerte vorgegeben. Um die entstehende Belastung durch Lärm und Erschütterungen genau zu erfassen, werden bereits seit der ersten Phase der Bauaktivitäten begleitende Messungen durchgeführt. Diese wurden von der Bezirksregierung Münster in den Nebenbestimmungen für den Vorbescheid und den Teilgenehmigungen festgeschrieben. Dr. Spona: „Bei den Messungen wurde deutlich, dass die Rammarbeiten für die Gründung der Kühlturmfundamenteund der Spundwände des Hafens die lautesten Einzelgeräusche, waren, die von der Baustelle ausgingen. Daher wurde eine transportable, dreiseitig geschlossene Abschirmwand errichtet. Die Arbeiten am Kühlturm stellten eine weitere wesentliche Lärmquelle dar. Hier wurde der Einsatz der Flaschenrüttler nachts auf sechs Stunden begrenzt. Während der Proberammarbeiten für die Kühlturmgründung wurden auch Erschütterungsmessungen an zwei Messorten im Bereich des Meisterwegs durchgeführt. Diese lagen deutlich unter der Spürbarkeitsgrenze.“ Schutz des Bodens. Als Lebensraum für Pflanzen und Tiere ist der Boden ein wesentlicher Bestandteil des Naturhaushaltes. Um die aktuelle Schadstoffbelastung des Bodens zu ermitteln, wurden das vom Kreis Recklinghausen durchgeführte umfangreiche Bodenuntersuchungsprogramm sowie Daten von Bodenuntersuchungen von Ackerflächen ausgewertet. Zusätzlich wurden Bodenproben auf den von E.ON angelegten landwirtschaftlichen Versuchsflächen genommen und untersucht. Weitere Untersuchungen sind gegen Ende der Bauphase und während der ersten drei Betriebsjahre des Kraftwerkes Datteln geplant. Dr. Spona: „Die Datenrecherche im Fachinformationssystem stoffliche Bodenbelastung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW ergab, dass bisher keine Überschreitung von Prüfwerten der BundesBodenschutz- und Altlastenverordnung in Bodenproben aus den umliegenden Ackerflächen vorhanden sind. Dieses Ergebnis wurde auch durch die Bodenuntersuchungen auf Güte von Grund- und Oberflächenwasser. Im Umweltmonitoring wird auch untersucht, inwiefern der Kraftwerksneubau Auswirkungen auf Oberflächengewässer und das Grundwasser hat. Auf dem Grundstück des Kraftwerksneubaus verlief der Ölmühlenbach in der Nähe des Dortmund-Ems-Kanals. Durch den Bau des Parallelhafens am Kanal musste er umgeleitet werden. Der Bach hat sich inzwischen in seinem neuen, mäanderförmig angelegten Lauf ökologisch entwickelt. Um schädliche Auswirkungen durch die Baustelle und durch eine bereits vor Baubeginn auf dem Gelände befindliche Halde auszuschließen, wird das Bachwasser in regelmäßigen Abständen auf Schadstoffe untersucht. Darüber hinaus wurde die Grundwassersituation im Rahmen der Baugrunderkundung und -beurteilung detailliert erfasst und wird weiterhin laufend untersucht. Dr. Spona: „Nach der Verlegung des Ölmühlenbaches fanden bisher zwischen 2007 und 2010 über 30 Untersuchungsserien zur Bachwasserqualität statt. Eine Beeinträchtigung der Bachwasserqualität konnte nicht festgestellt werden. Für die Bauarbeiten an den Fundamenten musste Grundwasser abgepumpt werden. Nach der Reduzierung der Wasserhaltung stieg der Grundwasserspiegel wieder an, so dass sich nach Abschluss der Arbeiten die ursprünglichen Grundwasserverhältnisse wieder einstellen werden.“ Dr. Spona: „Nach Auswertung der Wetterdaten für den Zeitraum September 2007 bis Juni 2010 herrschte auf der Referenzfläche Süd im Jahresdurchschnitt eine leicht höhere Temperatur (etwa + 0,2 °C) als auf der Versuchsfläche Nord. Ebenso traten auf der Versuchsfläche Süd bisher etwas höhere Niederschläge (10 – 40 millimeter in der Jahressumme) als an der Versuchsfläche Nord auf. Im Gegensatz dazu wurde an der Versuchsfläche Nord eine geringfügig höhere Sonneneinstrahlung (Globalstrahlung) und damit auch eine höhere Anzahl an Sonnenscheinstunden im Jahr (8 - 17 Stunden = circa 1 Prozent) gemessen.“ Dr. Spona: „Bereits seit 2005 bewegt sich die Konzentration des Luftschadstoffes Schwefeldioxid auf einem niedrigen Niveau, der Immissionsgrenzwert wird deutlich unterschritten. Auch die Konzentration von Stickstoffdioxid lag im Messzeitraum zuverlässig unter dem Immissionsgrenzwert. Seit Beginn der Erhebungen für das aufwändige Umweltmonitoring 2007 lagen die gemessenen Feinstaubkonzentrationen im Jahresmittel an allen drei Messstellen unterhalb des Immissionsgrenzwertes der TA Luft. Seit 2006 lässt sich eine deutlich abnehmende Konzentration an Arsen und verschiedenen Schwermetallen erkennen. Im 1. Halbjahr 2010 lag die Belastung der Luft mit diesen Schadstoffen im Feinstaub bereits deutlich unterhalb des jeweiligen Immissionswertes. Auch beim Staubniederschlag und seinen Inhaltsstoffen ist eine Abnahme der Konzentration in der Luft im Messzeitraum erkennbar. Im 1. Halbjahr 2010 wurden die Immissionswerte mit einer Ausnahme klar eingehalten.“ Entwicklung des Verkehrsaufkommens. Während der Bauphase werden zahlreiche Güter und die auf der Baustelle tätigen Menschen mit Kraftfahrzeugen zu und von der Baustelleben befördert. Auch während des Betriebes läuft ein Teil der Logistikkette über die umliegenden Straßen. Um die Auswirkungen des Neubaus auf den Straßenverkehr in der Umgebung zu erfassen, werden in festgelegten Abständen Verkehrszählungen durchgeführt. Im späteren Kraftwerksbetrieb erfolgen die Anlieferung der Kohle und der Abtransport eines großen Teils der Kraftwerksnebenprodukte über den Dortmund-Ems-Kanal. Alle Monitoringberichte können im Internet eingesehen werden unter: http://www.kraftwerk-datteln.com/pages/ ekw_de/Kraftwerk_Datteln/Mediencenter/Broschueren/ Broschueren_Umweltmonitoring/index.htm 6 Datteln Wissen 02.2011 Ganz genau hinsehen. Zentrallabor arbeitet als unabhängige Mess- und Prüfstelle. C hemiker, Chemielaboranten und Mineralogen arbeiten in dem einstigen Kraftwerkslabor von Scholven, das längst nicht mehr nur für den Gelsenkirchener Standort tätig ist, sondern unter anderem auch für Datteln. Ein wichtiger Auftrag der insgesamt 54 Mitarbeiter, von denen viele im Unternehmen ausgebildet wurden: die betriebliche Eigenüberwachung. Das Analytische Labor fungiert dabei – auch wenn es zum E.ONKonzern gehört – als unabhängige Mess- und Prüfstelle. „Das wird von der Behörde genau überprüft“, betont Dr. Johannes Mayer, Leiter des Bereichs Umweltanalytik im Labor. Die Behörde könne zudem zu „jeder Tages- und Nachtzeit“ Einblick in die Arbeit des Kraftwerks und des Labors nehmen. „Die Behörde“, das ist die für das jeweilige Kraftwerk zuständige Bezirksregierung. Bisher gab es noch keine größeren Beanstandungen. Was vermutlich daran liegt, dass das Analytische Labor penibel prüft. Das kann man hören, wenn man die einzelnen Arbeitsbereiche betritt, denn zu den 54 Mitarbeitern gesellt sich ein umfangreiches technisches Equipment aus Computern und Analyseapparaturen. Es brummt und surrt in fast jedem Raum. Man kann es aber auch deutlich sehen – zumindest wenn es darum geht, „was vorne reinkommt“: Das ist in der Regel Kohle, und die muss analysiert werden. Schwarzer Kohlenstaub auf den Geräten lässt sich dabei nicht vermeiden. Welchen Schwefelgehalt hat die Kohle? Welchen Stickstoffgehalt? Wie ist der Aschegehalt, wie das Schmelzverhalten? Das sind nur einige Eigenschaften, die es zu untersuchen gilt. Denn Kohle ist nicht gleich Kohle. „Das versteht nicht einmal ein Bergmann, wenn wir ihm erklären, dass diese oder jene Kohle zwar brennt, aber trotzdem für ein bestimmtes Kraftwerk nicht geeignet ist“, lacht Ralf Ertelt, Teamleiter im Bereich Brennstoff- und Schmierstoffanalytik. Doch es ist so: Nicht jede Kohle passt zu jedem Brennkessel. Deshalb müssen Proben des Brennstoffs analysiert werden. Dazu wird die Kohle getrocknet, gebrochen, gemahlen und schließlich genau untersucht. Ebenso gründlich nehmen die Mitarbeiter die Schmierstoffe, die in den Anlagen zum Einsatz kommen, unter die Lupe. Je nach Anforderung können bis zu 37 Parameter untersucht werden, etwa die Zähflüssigkeit (Viskosität). Der Zweck der Mühen: Das Kraftwerk soll möglichst effektiv arbeiten. „Betriebsoptimierung“ nennt Dr. Johannes Mayer das. Mit seinen Erfahrungen und Ergebnissen arbeite das Labor von E.ON New Build & Technology deshalb auch an Forschung und Entwicklung für den gesamten Konzern mit. Außerdem soll und muss das Kraftwerk natürlich die gesetzlichen Bestimmungen erfüllen, sprich: sauber arbeiten. Was zu der Frage führt, was denn nun „hinten rauskommt“. Abwasser zum Beispiel. „Viele Eigenschaften des Wassers, etwa die Temperatur, werden ohnehin permanent online überwacht“, erklärt Mayer. Doch einmal pro Monat steht im Kraftwerk der „große Rundumschlag“ an; dann rücken Mitarbeiter des Labors aus, ziehen Proben und wollen es ganz genau wissen. „Die Grenzwerte werden eingehalten und zum Teil sogar deutlich unterschritten“, weiß Mayer. Die Qualität sei gut, was nicht zuletzt an den ständigen Kontrollen liegt. Und sollte es doch mal Beschwerden von Nachbarn geben, ist das Labor ebenfalls zur Stelle; mit einem eigenen Messwagen kann zum Beispiel Lärm gemessen werden. All diese Erfahrungen helfen letztendlich, Abgase und Abwasser eines Kraftwerks noch effektiver zu reinigen und die Anlagen auch für zukünftige Anforderungen fit zu machen. Datteln Wissen 7 02.2011 Im Sturzflug schnell wie die Formel 1. Thorsten Thomas betreut seit 1998 ehrenamtlich Wanderfalken in den Kraftwerken Datteln, Scholven und Knepper. „D er Mai ist wirklich hart: Eine Schicht im Kraftwerk, beringen, schlafen und von vorn – drei, vier Wochen lang. Aber es ist ein gutes Gefühl, wenn man sieht, dass die Nisthilfen angenommen werden, die Jungvögel schlüpfen und ausfliegen. Oder wenn man die Tiere wiedererkennt.“ Thorsten Thomas kümmert sich um alles, was krumme Schnäbel hat, seit einigen Jahren vor allem um Wanderfalken. Neben seiner Arbeit in Scholven, wo der Kraftwerksmeister als Blockführer und Leitstandfahrer arbeitet, ist der 45-jährige ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im Naturschutzbund (NABU) und zuständig für den Bereich Ruhrgebiet/Münsterland/Niederrhein. Die Wanderfalken zählen zu den größten Vertretern der Familie der Falken und sind die am weitesten verbreitete Vogelart der Welt – sie besiedeln bis auf Antarktis alle Kontinente. Man sagt ihnen nach, dass sie im Sturzflug Geschwindigkeiten wie ein Formel-1-Wagen erreichen. Jedes Jahr 10.000 Kilometer und jede Menge Zeit. Wanderfalken brüten zwischen März und Ende Juni. In dieser Zeit kontrolliert Thorsten Thomas regelmäßig die Nistplätze: Ist ein Wanderfalkenpaar eingezogen und kennt er die Vögel schon? Wann beginnt das Paar zu brüten? Wie viele Eier sind es und wie viele Junge schlüpfen? Wie viele von ihnen fliegen auch aus? Rund 10.000 Kilometer legt er dabei in jedem Jahr zwischen den Nistplätzen zurück. Und bis zu fünf Stunden hat er schon am Fernrohr gewartet, bis einer seiner Schützlinge endlich das Bein ausgestreckt hat und er die Beschriftung des Ringes lesen konnte. Seit 1992 gibt es Wanderfalken im Kraftwerk Scholven. In einer Öffnung an einem der Kesselhäuser hatte sich ein Paar häuslich eingerichtet – eines der beiden Paare, die nach dem europaweiten Bestandseinbruch durch den Einsatz des Insektizid DDT erstmals wieder in NRW brüteten. Seit 1995 sind sie auch im Kraftwerk Datteln heimisch und seit 1998 im Kraftwerk Knepper. Insgesamt 74 Tiere schlüpften seitdem. „Einige von ihnen wurden schon als Brutvögel an anderen Brutplätzen festgestellt“, freut sich Thomas. Hohe Gebäude sind potenzieller Brutplatz. Wanderfalken sind eigentlich Felsenbrüter. Sie bauen keine eigenen Nester, sondern nutzen Höhlen oder ähnliches an schwer zugänglichen Stellen in großer Höhe, manchmal auch verlassene Horste anderer Vögel. Inzwischen aber eben auch „Kunstfelsen“ wie Gebäude in Kraftwerken oder Raffinerien, Autobahnbrücken, Sendemaste, Silos, Kirchen, sogar an einem in Betrieb befindlichen Abraumbagger wurden sie beobachtet. Mindestens 100 solcher potentieller Brutplätze, schätzt der Experte, gibt es in seinem Verantwortungsbereich mit den groben Eckpunkten Emmerich, Krefeld, Hamm und Osnabrück. „Wir sprechen mit den Betreibern der Anlagen, bringen Nistmöglichkeiten an und kontrollieren sie. Wenn keine hohen Kosten entstehen, sind die meisten sehr entgegenkommend.“ Aber nicht alle teilen diese Begeisterung für Wanderfalken, denn die sind hochspezialisierte Vogeljäger. Im freien Luftraum jagen sie kleine bis mittelgroße Vögel, Tauben beispielsweise passen perfekt in ihr Beuteschema. „Da kollidieren sozusagen die Interessen verschiedener Tierliebhaber“, beschreibt Thomas recht vorsichtig die Lage. Aber die „Beute“ hat eine echte Chance: Nur jeder zehnte Beuteflug der Falken ist erfolgreich. Bemerken die Vögel den herabstürzenden Falken rechtzeitig, fliegen sie sofort Bögen oder lassen sich wie ein Stein ein Stück fallen. Aufgrund seiner hohen Fluggeschwindigkeit ist der Falke außerstande, darauf zu reagieren und schießt an seinem Ziel vorbei. Auf die Frage, ob seine Arbeit erfolgreich ist, überlegt Thorsten Thomas kurz und rechnet dann vor: „Etwa 110 Brutpaare gibt es derzeit in NRW. 95 Prozent der etwa 60 Paare, die ich davon betreue, brüten in meinen Nisthilfen – das kann man, glaube ich, als Erfolg werten.“ 8 Datteln aktiv 02.2011 Kraftwerke im Morgengrauen – „Auch wenn das neue Kraftwerk das Bild der Umgebung sehr verändert, kann es auch schön aussehen“, schrieb neben.an Leserin Rosemarie Riley-Lange zu ihren stimmungsvollen Aufnahmen des neuen Kraftwerks Datteln 4 und des bestehenden Bahnstromkraftwerks. Energie erzeugen, Energie sparen. Kraftwerk Datteln unterstützt Energie-Unterricht für 14 vierte Klassen. „D as war ganz schön krass“, staunte ein Mädchen aus der 4a der Dattelner Gemeinschaftsgrundschule Albert Schweitzer. Gerade war sie Zeugin geworden wie das Modell einer Straßenlaterne aufleuchtete – mit Strom aus einem kleinen Generator, der von einer ebenso kleinen Dampfmaschine angetrieben wurde. Erst waren Temperatur und Druck angestiegen, dann hatte das Wasser wie verrückt geblubbert und die Lampe hell geflackert – und dann war plötzlich die Hälfte des Drucks schon wieder weg … Das Experiment war Höhepunkt des zweistündigen Energie-Unterrichts, den die Deutsche Umwelt-Aktion e. V. für Grundschulen anbietet. Mit Hilfe des Kraftwerks Datteln konnten 2011 14 vierte Klassen an fünf Dattelner Grundschulen diesen besonderen Sachkundeunterricht erleben. Dabei wird durch Spiele, Vorführungen und Experimente kindgerecht und anschaulich in das Thema Energie eingeführt: Wie wird Strom erzeugt? Was sind Erneuerbare Energien? Wie können wir Energie sparen? Schnell waren zahlreiche elektrische Geräte aufgezählt, die die Kinder von zu Hause kennen. Sie pantomimisch darzustellen und die Anderen raten zu lassen, war schon schwieriger, dafür aber umso lustiger. Wie Strom in einem Kraftwerk erzeugt wird, erklärte Ulrike Janoczek, Mitarbeiterin der Deutschen Umwelt-Aktion, für die Kinder im Vergleich mit der Stromerzeugung am Fahrrad, und verschiedene Spielzeuge wie Windräder oder solarbetriebene Autos machten Erneuerbare Energien erlebbar. Auch Themen wie der Klimawandel wurden angesprochen oder Möglichkeiten der Kinder, Energie zu sparen oder den CO2-Ausstoß zu verringern. Auch hier war schnell eine lange Liste guter Vorschläge beisammen: Licht aus in der Pause, mit dem Fahrrad zur Schule statt mit dem Auto, kein Papier verschwenden, weniger fernsehen und so weiter. Klassenlehrerin Christina Heemann freute sich über die Begeisterung ihrer Schüler: „So ein Projekt ist für die Kinder etwas Besonderes – die Abwechslung motiviert, es kommen Experten in die Schule und sie können einbringen, was sie woanders schon gelernt haben. Deshalb nutzen wir solche Angebote sehr gern.“ Die Deutsche Umwelt-Aktion e. V. wurde 1958 mit der Aufgabe gegründet, den Gedanken des Naturschutzes in den Schulbereich zu tragen. Seit dieser Zeit führen Umweltbeauftragte Umweltunterricht in Kindergärten, Grundschulen und teilweise auch an weiterführenden Schulen zu verschiedenen Themen durch. Das Kraftwerk Datteln trägt in der Kanalstadt seit fünf Jahren die Kosten des Energie-Unterrichts für vierte Klassen. Impressum Adresse E.ON, Erzeugung Deutschland Kraftwerk Datteln Standortkommunikation Zum Kraftwerk 5 45711 Datteln Redaktion Sabine Weichelt T.: 0209- 601-8367 F: 0209 – 601-5323 [email protected] Texte Stephan Lamprecht Sabine Weichelt Fotos Elmar Müller Jan Lamprecht Ausgabe 01.2011 neben.an Zeitung für die Nachbarn des E.ON-Kraftwerks Datteln. Orbitalschweißen – hochpräzise und materialsparend Fernwärme – wirtschaftlich und umweltschonend Lastwarte – seit 75 Jahren rund um die Uhr im Einsatz 02 04 06 2 Datteln aktuell 01.2011 Datteln aktuell 3 01.2011 Rohgas-Hauben Dachträger ReingasHaube + 30,75 m Gemeinsam etwas voranbringen. Montage der Elektrofilter und + 14,00 m ±0m Arbeiten auf einer Umlaufbahn. E.ON Anlagenservice entwickelt automatisches Schweißverfahren weiter. SprühelementeRahmenträger Sprühelemente Plattenklopferantriebe Bunkertrichter Niederschlagplatten der Hochdruckrohrleitungen ist Stahlstützen schon weit fortgeschritten. Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, die Katastrophe in Japan hat dazu geführt, dass sichere und umweltverträgliche Energieversorgung wieder „in aller Munde“, also ein gesamtgesellschaftliches Thema, ist. Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass die Ereignisse in Japan Verunsicherung und Sorge in der deutschen Bevölkerung auslösen. Auch uns haben die Geschehnisse und das Leid der japanischen Bevölker ung sehr betroffen gemacht, und wir dis kutieren, welche Konsequenzen wir daraus ziehen. Selbstverständlich kann man jetzt nicht ohne weiteres zur Tagesordnung überge hen. In jedem Falle notwendig ist eine sachliche Diskussion über den richtigen Energiemix. Eine unverzichtbare Voraus setzung für eine solche Diskussion ist Offenheit. In diesem Sinne haben wir Ihnen in der Vergangenheit unsere Nachbar schaftszeitung überreicht – und so wollen wir es auch in Zukunft halten. Sie sollen wissen, was bei uns passiert. Dass zum Beispiel jüngst die E-Filter für Datteln 4 montiert worden sind. Wir möchten Ihnen außerdem das Orbitalschweißen und einen unserer Partner, die E.ON Fern wärme GmbH, vorstellen. Beim Lesen der neuen Ausgabe unserer Zeitung wünsche ich Ihnen wie immer gute und informative Unterhaltung. Ihr Matthias Hube Kraftwerksleiter Laufend aktuelle Informationen zur Lage in Japan können Sie auch auf der Internetseite des Deutschen Atomforums unter www.kernenergie.de abrufen. „I ch mag Montage“, sagt Bernhard Dietz. „Man kann Dinge wachsen sehen und arbeitet mit Leuten zusammen, die gemeinsam etwas nach vorn bringen wollen.“ Der Schweißfachingenieur aus der Wetterau ist seit 2009 auf der Baustelle und ist der zuständige Bauleiter für die Montage der beiden Elektrofilter (E-Filter), die inzwischen sichtbar Gestalt angenommen haben. der 42 Dachträger, folgte die Montage der Roh- und Reingashauben, die als Verbindungsstücke zwischen den Rauchgaskanälen und den E-Filtern fungieren. Zwischen Ende Oktober und Mitte Dezember waren dafür mehrere Kräne mit einer Tragkraft von bis zu 750 Tonnen im Einsatz und leisteten Maßarbeit bei winterlichen Bedingungen. Elektrofilter dienen neben den Entstickungs- und Entstaubungsanlagen der Reinigung der Rauchgase. Mittels eines elektrostatischen Verfahrens scheiden sie über 99 Prozent der Steinkohlenflugasche aus dem Rauchgas ab. Dabei wird das Rauchgas durch eine große Zahl abwechselnd installierter Sprühdrähte und Niederschlagplatten hindurchgeleitet, zwischen denen eine hohe Spannung anliegt. Die Sprühdrähte senden Elektronen aus und laden so die Aschepartikel auf. Auf ihrem Weg durch die E-Filter lagern sich die jetzt negativ geladenen Ascheteilchen an den positiv geladenen Niederschlagplatten ab. Klopfwerke lassen diese in regelmäßigen Abständen vibrieren, der Staub fällt ab und wird mittels Luftförderung in das Aschesilo transportiert. Diese Steinkohlenflugasche wird fast vollständig in der Beton- und Betonwarenindustrie zur Verbesserung der Betoneigenschaften eingesetzt. Derzeit werden die Klopfwerke eingebaut und außerhalb des E-Filter-Gebäudes die Rahmen für die Sprüh- und Niederschlagelemente vorgefertigt. 1.188 solcher Rahmen müssen in beide E-Filter eingebaut werden. Außerdem laufen die Arbeiten für die Isolierung und die Elektro-Verkabelung der Anlagenteile. Wenn später noch das Dach montiert ist, wurden insgesamt rund 6.000 Tonnen Stahl verbaut. Die Montage der beiden E-Filter für Datteln 4 startete im November 2009. Zuerst mussten dafür 98 Stahlstützen gestellt und parallel die 72 Bunkertrichter vorgefertigt werden. Dann wurden die Stützen genau vermessen, die Trichter eingehoben und wieder wurde alles vermessen. Erst dann konnten die Stützen mit Fließbeton vergossen werden. Nach dem Schließen der Seitenwände, dem „Einheben“ Daneben ist Bernhard Dietz auch zuständig für die Montage der Hochdruckrohrleitungen, in denen der Dampf vom Kessel zur Turbine transportiert wird. „Mitte Februar haben wir mit dem Schließen der so genannten Turbinennaht – das ist die letzte Naht in der Frischdampfleitung vor der Turbine – ein wichtiges Etappenziel erreicht“, erinnert sich der erfahrene Schweißfachingenieur. „Diese tonnenschweren Rohrleitungen (Außendurchmesser ca. 550 mm, Wanddicke ca. 95 mm) zu verbinden, ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Man braucht dafür sehr gute Rohrleitungsmonteure zum Vorrichten der Rohrleitung an den Turbinenstutzen und natürlich auch sehr gute, erfahrene Schweißer, die dann paarweise mehrere Tage lang mit einer solchen Naht beschäftigt sind.“ Wichtig ist beim Turbinenanschluss, dass dieser spannungsfrei erfolgt – das Justieren vor dem Schweißen ist also das A und O. Das ist, trotz der heute zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, durchaus schwere körperliche Arbeit und erfordert höchste Präzision. Aber ich habe auf dieser Baustelle wirklich gute Mitarbeiter, einige kannte ich auch schon von früheren Projekten – mit den Leuten lassen sich diese Aufgaben gut bewerkstelligen.“ Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten an den Elektrofiltern, an denen im Schnitt 120 Personen beteiligt sind, weitgehend abgeschlossen sein. „W enn wir diese Handarbeit durch Automaten ersetzen können, haben wir viele der sprichwörtlichen Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, sagt Klaus Glasenapp, Projektleiter für das Los 27 – Hochdruckrohrleitungen, und meint das Verschweißen dieser Rohre. Mindestens 200.000 Betriebsstunden lang wird durch diese Rohrleitungen Dampf mit einer Temperatur von über 600 Grad und einem Druck von über 300 Bar vom Kessel zur Turbine geleitet. Insgesamt werden fast 4.000 Meter HD-Rohrleitungen verlegt. Mit etwa 1.500 Schweißnähten müssen die vorgefertigten Rohre – Spools genannt – aneinandergefügt werden. Davon werden 60 Schweißnähte mit Wandstärken von rund 100 Millimetern verarbeitet. Etwa eine Woche dauert die Bearbeitung einer solchen Naht, an der zwei Schweißer rund um die Uhr arbeiten. „Die Schweißer arbeiten dabei nicht unter idealen Bedingungen“, erläutert der Maschinenbau-Ingenieur, der bei E.ON Anlagenservice seit sechs Jahren als Leiter für den Bereich Rohrleitungen tätig ist. „Es ist oft eng und es ist heiß, denn die zu verbindenden Rohrenden müssen auf 250 Grad vorgewärmt werden. Außerdem ist beim Handschweißen erheblicher Aufwand erforderlich, um die Schweißer vor Rauch und UV-Licht zu schützen.“ Während der Vorbereitungen zum Projekt haben sich Klaus Glasenapp und sein Kollege Ralf Neven deshalb genauer mit einem automatischen Verfahren beschäftigt: dem Orbital-Engspalt-Schweißen. Dabei wird der Schweißkopf auf einem Spannring um das Rohr geführt. Die Drahtzufuhr erfolgt ebenfalls automatisch, und die Schweißparameter werden über einen angeschlossenen Computer eingestellt. Über mehrere Monate wurden in der Werkstatt des E.ON Anlagenservice Geräte verschiedener Anbieter getestet. Zudem wurde das Verfahren weiterentwickelt und auf die Bedingungen der Baustelle angepasst. Vier Schweißnähte wurden dann unter realistischen Bedingungen für Datteln 4 ausgeführt. Und das mit Erfolg: Alle Nähte wurden mit verschiedenen Verfahren zerstörungsfrei geprüft und ohne Befund durch den TÜV und den Auftraggeber abgenommen. „Es wird viel Vorbereitungszeit gebraucht – die Rohre müssen sehr genau aufeinander angepasst werden, damit der Automat problemlos arbeiten kann“, erklärt Klaus Glasenapp die Ergebnisse des Forschungs- und Entwicklungsprojektes. „Das frisst die beim reinen Schweißvorgang eingesparte Zeit, immerhin 25 Prozent im Vergleich zum Lichtbogen-Handschweißen, leider auch zum Teil wieder auf. Und man braucht wegen des Gerätes relativ viel Platz. Aber das sind eigentlich die einzigen ‚Nachteile’. Beim Materialverbrauch beispielsweise gibt es einen wesentlichen Vorteil: Statt 60 Kilogramm wie beim Handschweißen hat der Automat nur 15 Kilogramm benötigt. Das ist eine Einsparung von 75 Prozent.“ Außerdem könne der gesamte Prozess laufend mit Kameras überwacht werden, und alle Schweißparameter werden lückenlos dokumentiert. So wird der Vorgang reproduzierbar, und wenn später doch Schäden an einer solchen Naht auftreten, könne man anhand der Daten besser eventuelle Fehler suchen. Und natürlich seien trotz der großen Fähigkeiten der Schweißer die Nähte gleichmäßiger und damit von noch höherer Qualität. Die Schweißer können den Prozess aus sicherer Entfernung per Fern bedienung steuern, die physischen Belastungen werden ebenso reduziert wie auch der auftretende Schweißrauch. „Wir sind deshalb sehr zufrieden mit den Ergebnissen“, so der Projektleiter, „und können dieses Verfahren nun beispielsweise auch beim Kraftwerksbau in Maasvlakte anwenden oder künftigen Auftraggebern anbieten.“ 4 Datteln Partner 01.2011 Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz durch Kraft-Wärme-Kopplung. Rund 50 Prozent des Dattelner Wärmebedarfs werden von E.ON Fernwärme geliefert. D ie Wärme wird durch Kraft-Wärme-Kopplung er zeugt. Dem Dampfkreislauf, der die Turbinen zur Strom-erzeugung antreibt, wird dabei ein Teil seines Dampfes auf einer niedrigen Druckstufe entnommen. Dieser Dampf gibt seine Wärme über einen Heizkondensator an das Fernheizwasser ab. So wird durch die Entnahme von Dampf aus der Turbine die Stromerzeugung leicht reduziert, dafür aber Heizenergie gewonnen. Der Wirkungsgrad von rund 40 Prozent bei reiner Stromerzeugung lässt sich so auf einen Nutzungsgrad von bis zu 90 Prozent steigern. So können die eingesetzten Brennstoffe optimal ausgenutzt und auskömmliche Wärmeerzeugungskosten erzielt werden, die ein weit verzweigtes, kapitalintensives Verteilungsnetz tragen und die es erlauben, sich im Wettbewerb mit anderen Energieträgern auf dem Wärmemarkt zu behaupten. An das etwa 90 Kilometer lange Netz der E.ON Fernwärme in Datteln sind rund 1.800 Objekte wie Privathaushalte, städtische Einrichtungen und Industrie- und Gewerbebetriebe angeschlossen. Allein 2010 kamen 35 neue Objekte hinzu. An allen Kraftwerksstandorten der E.ON Kraftwerke GmbH im mittleren Ruhrgebiet wird die Möglichkeit der Kraft-Wärme-Kopplung genutzt: neben dem Kraftwerk Datteln auch in den Kraftwerksanlagen Scholven in Gelsenkirchen, Shamrock in Herne und Knepper auf der Grenze zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund. Fernwärme macht aber auch eine Vielzahl von Schornsteinen beim Endverbraucher überflüssig. Kraftwerke dagegen sind mit hochwirksamen Rauchgasreinigungsanlagen ausgerüstet. Außerdem werden die bei der Strom- und Wärmeerzeugung anfallenden Nebenprodukte in der Bau- und Baustoffindustrie nahezu vollständig verwertet. Da noch immer zahlreiche Öfen und Heizkessel große Mengen an Schadstoffen abgeben, was vor allem in dicht besiedelten Gebieten zu erheblichen Umweltbelastungen führt, baut E.ON Fernwärme ihre Fernwärmenetze konsequent aus. Service rund um die Uhr. Das rund 90 Kilometer lange Dattelner Fernwärmenetz besteht aus zwei parallel verlegten Rohrleitungen. Im Vorlauf gelangt bis zu 130 Grad Celsius aufgeheiztes Wasser zum Kunden. Es überträgt dort die Energie an die Gebäudeheizung. Anschließend strömt es abgekühlt über den Rücklauf in das Heizkraftwerk zurück. Dann beginnt der Kreislauf von neuem. Rund 1.800 Dattelner Gebäude werden so mit Wärme für die Heizung und warmem Brauchwasser versorgt. Die Wärmeübergabe aus dem Fernwärmenetz an den Heizungskreislauf erfolgt über eine von E.ON Fernwärme mitgelieferte Kompaktstation, die an geeigneter Stelle im Gebäude – in der Regel im Keller – aufgestellt und durch E.ON Fernwärme gewartet und ggf. instandgesetzt wird. So genießen Fernwärmekunden Vorteile wie hohe Versorgungssicherheit, Wartungsfreiheit, geringen Platzbedarf und einen 24-Stunden-Service. Strom statt Kohle für die Bahn. Die Idee für dieses Erfolgsmodell entstand eigentlich aus der Not heraus: Die ehemalige Hibernia AG besaß als bundeseigenes Unternehmen das Recht, die Deutsche Bundesbahn (heute Deutsche Bahn AG) außerhalb der Ruhrkohle-Verkaufsorganisation mit Kohle zu beliefern. Aus der Umstellung der DB von Dampf- auf Elektro- und Dieselbetrieb ergaben sich für das Unternehmen spürbare Absatzverluste. Die Bergbaugesellschaft Hibernia vereinbarte deshalb mit der Bundesbahn, einen Teil des ausfallenden Kohleabsatzes durch eine Beteiligung an der Erzeugung von 16 2/3-Hz-Bahnstrom auszugleichen. Auf der Basis dieses Vertrages entstand in den 60er Jahren das Kraftwerk Datteln. Fernwärme statt Einzelöfen für die Haushalte. Ebenfalls zu Beginn der 60er Jahre führte das damals preisgünstig verfügbare Heizöl zu einem drastischen Rückgang des Kohleabsatzes auf dem Hausbrandsektor und erfüllte die Bergbaustädte mit Sorge. In enger Kooperation mit den Städten sowie mit der Unterstütz ung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundes verfolgte deshalb die 1964 gegründete Fernwärme GmbH wie schon ihre Vorgängerin Hibernia über Jahrzehnte hinweg das ambitionierte Ziel einer flächendeckenden Fernwärmeversorgung. Heute hat E.ON Fernwärme einen mittleren Marktanteil von 35 Prozent in den Städten Castrop-Rauxel, Gelsenkirchen-Buer, Gladbeck, Recklinghausen und Wanne-Eickel, in Datteln sogar von 48 Prozent. Mit Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks würden von Datteln aus auch die Städte Recklinghausen, Herne und Bochum sowie optional Castrop-Rauxel über eine neu zu bauende Versorgungsleitung mit Fernwärme beliefert. Die Altanlagen Datteln und Shamrock in Herne würden abgelöst. Datteln Partner 5 01.2011 Kälte aus Fernwärme. Zufriedene Kunden. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Gelsenkirchen hat E.ON Fernwärme eine Pilotanlage zur Raumkühlung in ihrem Verwaltungsgebäude in Gelsenkirchen errichtet, getestet und seitdem störungsfrei betrieben. Inzwischen wird das Verfahren für Großanlagen auch kommerziell angewendet. Die erste Anlage wurde in der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln installiert. Das nächste Projekt wird die Kälteversorgung des Rathauses in Castrop-Rauxel sein. Weit über 90 Prozent der Kunden haben bei einer kürzlich durchgeführten Kundenbefragung E.ON Fernwärme mit gut bis sehr gut bewertet. Die Kälte wird in einer Absorptionskälteanlage, die mit Fernwärme betrieben wird, erzeugt. In der Vestischen Kinderklinik wird sie nicht nur zum Zweck der Raumkühlung, sondern auch zur Grundkühlung medizinischer Geräte und zur Rechnerkühlung eingesetzt. Zur energieeffizienten Optimierung des Gesamtprozesses werden über eine Wärmerückgewinnung zusätzlich das Schwimmbadwasser und das Brauchwasser sowie das demineralisierte Wasser zum Betrieb der Spülmaschinen vorgewärmt. Ökologisch und ökonomisch eine integrierte, ganzheitliche Lösung zur rationellen Energienutzung. Für 92,1 Prozent von ihnen waren die Beratung durch den Vertrieb und die Planung sowie die Verständlichkeit der dafür erstellten Unterlagen wie der Vertrag mehr als zufriedenstellend. 93,6 Prozent der befragten Kunden beurteilen die Anlageninstallation als gut bis sehr gut. Die Verständlichkeit der Rechnungsunterlagen und die Betreuung durch die Kundenabrechnung werden von 93,2 Prozent der Fernwärmekunden als gut bis sehr gut bewertet. Mehr als zufriedenstellend fanden 94,8 Prozent die Bearbeitung von Störungsmeldungen. Die Störungsbehebung wird von 94,3 Prozent der Befragten als gut bis sehr gut beurteilt. E.ON Fernwärme honorierte die Rücksendung jedes Fragebogens mit fünf Euro. Die so zusammengekommene Summe wird E.ON Fernwärme an die Organisation „Die Tafel“ spenden. Das Geld wird auf die „Tafeln“ in den von E.ON Fernwärme versorgten Städten Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Gladbeck, Wanne-Eickel, Gelsenkirchen-Buer und Datteln verteilt. E.ON Fernwärme GmbH. Die E.ON Fernwärme GmbH (EFW) gehört zu den großen Fernwärmeversorgungsunternehmen in Deutschland. Über ein eigenes Leitungsnetz mit einer Trassenlänge von mehr als 700 Kilometern versorgt das Unternehmen Kunden mit einer Anschlussleistung von rund 950 Megawatt mit Fernwärme. Das entspricht der Versorgung von circa 200.000 Wohnungen. Zum Versorgungsgebiet der E.ON Fernwärme im mittleren Ruhrgebiet gehören die Städte Recklinghausen, Gelsenkirchen-Buer, Wanne-Eickel, Gladbeck, Castrop-Rauxel und Datteln. Dort übernimmt EFW Wärmedienstleistungen für Privathaushalte, Wohnungsgesellschaften, städtische Einrichtungen sowie Industrie-, Handels- und Gewerbebetriebe. In fünf weiteren angrenzenden Stadtgebieten speist das Unternehmen Wärme in die Netze anderer Versorgungsunternehmen ein. E.ON Fernwärme E.ON Fernwärme: Versorgungsgebiet In Datteln Gesamt Anschlussleistung (MW) 74,6 950,4 Angeschlossene Objekte 1.799 13.235 Trassenlänge (km) 90,4 705,7 Wärmeabsatz (GWh) 122,7 1.804,6 Versorgungsgrad (%) 48 Mittlerer 35 Umsatz Mitarbeiter Rd. 82,4 Mio. Euro 124 Heizkraftwerke + Reserve Spitzenkessel Verwaltung Direkt versorgte Gebiete Von Vertriebspartnern versorgte Gebiete Fernwärmeverbundleitung 6 Datteln Wissen 01.2011 Datteln Wissen 7 01.2011 Strom nach Fahrplan. Energie sparen. Ein Besuch in der Lastwarte der RuhrEnergie. B lauen Himmel und viel Grün – das sieht Wolfgang sehbaren Ereignisse: Bei Block C, dem Knepper-Block, Holtkamp. Nach draußen schauen muss er dafür steht beim Ist-Wert eine 0, der Rohrschaden. Um die nicht. Der Schaltmeister und Schaltingenieur sitzt gewünschte Strommenge trotzdem zu liefern, könnte in der Gelsenkirchener Lastwarte der RuhrEnergie und der Schaltingenieur nun schauen, ob ein anderer Block, blickt auf einen der zahllosen Monitore. Der „blaue Himzum Beispiel im Kraftwerk Scholven, Kneppers Anteil mel“ zeigt dem 60-Jährigen den Soll-Wert an, die Leistung, übernehmen kann. Er könnte auch den fehlenden Strom die die Kraftwerke für die Vertragspartner liefern sollen. am Markt zukaufen. Doch Holtkamp bleibt gelassen, das Die grüne Kurve zeigt die derzeit produzierte Megawatt- „schwarze Loch“ auf dem Bildschirm beunruhigt ihn nicht: zahl (MW), den Ist-Wert. Wenn der grüne Balken den „16 MW Unterschuss – das ist innerhalb der Messungenaublauen Himmel berühren würde, das wäre der Idealfall. igkeit.“ Tut er heute aber nicht, ein kleines „schwarzes Loch“ hat sich aufgetan. In der ganzen Lastwarte ist es erstaunlich ruhig, wenn nicht gerade das Telefon klingelt oder eine Computer„Wenn alles reibungslos läuft, ist das natürlich stimme („Scholven F auf 510 MW“) Ereignisse meldet. am besten – aber nicht am interessantesten.“ Abgeschnitten von der Außenwelt ist man hier dennoch nicht. Im Gegenteil, man kann diese Welt anhand von Das hängt mit der Nachricht zusammen, die Holtkamp Diagrammen sehr genau beobachten. Man sieht, dass um kurz vor 8 Uhr erreichte: Rohrschaden im Kraftwerk gegen 6 Uhr die Menschen erwachen und die Industrie Knepper, aus Sicherheitsgründen läuft Block C nicht. wieder die Arbeit aufnimmt. Dann fahren die Kraftwerke Weiß hinterlegt sieht Holtkamp diese Nachricht auf Volllast. Anders sieht es ab 22 Uhr aus: Der Arbeitstag einem weiteren Monitor vor sich. Andere Nachrichten endet, die letzten Baumärkte schließen, Volllast ist nicht sind gelb oder rot, je nach Wichtigkeit. Wobei wirklich mehr notwendig. Entsprechend muss in der Lastwarte wichtige Informationen meist ohnehin schon vorab per der Einsatz der Kraftwerke koordiniert werden. Telefon reinkommen. Der Mann von RWE etwa, einem der Vertragspartner, entscheidet sich für einen Anruf, um zu Der Tagesbericht über die Stromerzeugung („der wichsagen, dass Block F in Scholven „nach Fahrplan“ laufen tigste Zettel“) wird heute wohl wieder positiv ausfallen. soll. Ebenso wie Holtkamps persönliche Arbeitsbilanz: Natürlich seien die Tage am besten, an denen alles reibungslos laufe. Aber nicht am interessantesten. Der Rohrschaden Diesen Fahrplan sieht Holtkamp – natürlich – auf einem in Knepper sei „höhere Gewalt“, aber er fordert die weiteren Computermonitor. Er gibt Auskunft, welche Männer – eine Schicht läuft immer zu zweit – in der Strommengen die Kunden von den einzelnen Blöcken Lastwarte. Das Problem muss richtig gehandhabt werden, fordern und was wirklich produziert wird. „Meistens wissen wir schon am Vortag, so gegen 14 Uhr, was der dann haben sie ihren Job gut gemacht. Diesen Job, den Kunde heute ordert“, erklärt Holtkamp. Spontane ÄndeWolfgang Holtkamp bereits seit 30 Jahren macht, der rungen sind jedoch nie ausgeschlossen, das Telefonat mit ihm noch immer Spaß bereitet, weil er „nicht so eintönig RWE hat’s gezeigt. Und dann sind da noch die unvorherist“. Denn in der Lastwarte wird nicht nur die Stromerzeugung kontrolliert, sondern zusätzlich das Dampf- und Luftverbundnetz sowie der 35-Kilovolt-Netzbetrieb. Dann ist da noch das Fernwärmenetz, das es ebenso zu führen gilt. „Ein sensibles Netz“, sagt Holtkamp, denn daran sind viele Privathaushalte angeschlossen. Menschen also, und „die meckern schon mal eher als Maschinen, wenn etwas nicht stimmt.“ Strom, Heizung und Wasser stehen uns wie selbstverständlich zur Verfügung und garantieren Tag für Tag hohen Lebenskomfort. Damit das so bleibt, ist ein verantwortungsvoller und sparsamer Um gang mit Energie nötig. Das schont unsere Ressourcen und hilft außerdem, Ihre Energierechnung zu senken. Konkrete Tipps zeigen, wie Sie mit geringem Auf wand überall im Haushalt Energie sparen können. Weitere Hinweise zum Energiesparen finden Sie unter www.eon-energiesparen.de • Zahlen und Fakten ie RuhrEnergie GmbH ist ein 100-prozentiges D Tochterunternehmen der E.ON Kraftwerke und sitzt in Gelsenkirchen an der Bergmannsglückstraße. Sie ist für den Handel und den Vertrieb der Produkte der E.ON Kraftwerke GmbH im Ruhrgebiet verantwortlich. Rund 70 Mitarbeiter kümmern sich um die E.ONVertragskraftwerke Scholven (Gelsenkirchen), Datteln, Knepper (Dortmund) und Shamrock (Herne) sowie Schkopau (Sachsen-Anhalt) und Kirchmöser (Brandenburg). Zu den Vertragspartnern zählen unter anderem RWE, Vattenfall, Deutsche Bahn, Evonik Steag und BP. • Die Lastwarte besteht bereits seit 75 Jahren. Der dama- lige Betreiber Hibernia AG besaß 1935 zwölf fördernde Schachtanlagen, fünf Kokereien, zwei Chemiebetriebe und neun Kraftwerke. Mit zunehmendem Umfang des Strom- und Gasverbundes wurde eine zentrale Leitstelle erforderlich. Ausgehend von rund 14 Megawatt im Jahr 1910 stieg die Stromerzeugerleistung in Abständen von 25 Jahren jeweils etwa um den Faktor 6. • Durchschnittlicher Energieverbrauch 11 % Heizung 78 % Welche Temperaturen sind zu empfehlen Temperaturen Kinderzimmer Schaltwarte ist zuletzt Ende 2004 aufwendig umDie gebaut und technisch auf den modernsten Stand gebracht worden. Insgesamt fünf Millionen Euro flossen unter anderem in neue Rechnertechnik und erforderliche Anpassungsmaßnahmen in den Schaltanlagen. nahme ist um das 30fache niedriger. Raumwärme richtig einstellen 22 °C Arbeits- und Regler 24 °C Badezimmer 5 4 20 °C Wohn- und 3 Esszimmer 12 °C Treppenhaus 1 6 °C Kellerräume • • • • In der Küche. Passen Sie Pfannen und Töpfe der Kochstelle an. So sparen Sie bis zu 15 Prozent Energie. Und kochen Sie mit dem Deckel auf dem Topf, sonst steigt der Energiebedarf auf das Zwei- bis Dreifache an. Auch Das-in-den-Topf-Gucken kostet Energie. Kochen Sie mit möglichst wenig Wasser. Zum Beispiel reicht schon eine Tasse Wasser zum Kochen von vier Portionen Kartoffeln. Nutzen Sie die Nachwärme der Herdplatte. Stellen Sie den Herd schon fünf Minuten vor Ablauf der Garzeit ab. Gusseisenplatten und Ceranfelder liefern genug Nachwärme. Viele Rezepte und Zubereitungen verlangen es, aber: Das Vorheizen Ihres Backofens ist nicht notwendig. Lediglich empfindliche Teige benötigen einen vorgeheizten Backofen. Außerdem gehen mit jedem Öffnen der Backofentür 20 Prozent der Wärme verloren. Besitzt der Backofen eine eingebaute Mikrowelle, sparen Sie bei gleichzeitiger Nutzung etwa 20 Prozent Strom und bis zu 50 Prozent Zeit. • • • • Quelle: Initiativkreis Erdgas und Umwelt Lampen im Vergleich Eine Energiesparlampe lebt so lange wie 15 Glühlampen und spart dabei 80 Prozent Kosten. Energie- Halogen- Glüh- sparlampe lampe lampe Lebensdauer (in Stunden) 15.000 3.000 1.000 Leistung/Lampe (in Watt) 11 40 60 Anzahl Lampen (bei 15.000 Stunden) 1 5 15 Kosten in Euro (Anschaffung, Strom) 45 140 215 Quelle: E.ON, Stand 3/2009 Im Arbeitszimmer. Desktops verbrauchen häufig über 50 Prozent mehr Strom als Laptops. Flachbildschirme arbeiten energiesparender als Röhrenmonitore – und zwar um bis zu 70 Prozent. Drahtloses Surfen mit Wireless LAN kostet im Jahr rund 22 Euro mehr als die kabelgebundene Variante. Schalten Sie auch Drucker, Faxgeräte und Spielkonsolen immer aus, wenn sie nicht benutzt werden, und trennen Sie Ladegeräte vom Netz. 2 16 °C Schlafzimmer Art • • • • Je größer der Fernsehbildschirm, desto größer auch sein Stromverbrauch. Außerdem benötigen LCD-Bildschirme wesentlich weniger Strom als Plasmafernseher. S • chalten Sie Geräte wie Fernseher, Videorecorder und DVD-Player ganz aus, wenn Sie sie nicht brauchen. So sparen Sie die Kosten für den Stand-by-Betrieb. M • it täglich zwei- bis dreimaligem Stoßlüften von zwei bis fünf Minuten tauschen Sie verbrauchte Raumluft am effektivsten aus. Drehen Sie dabei die Heizkörper ab. • Achten Sie darauf, dass Heizkörper frei stehen, damit sich die Wärme optimal im Raum verteilen kann. B • enutzen Sie zum Kühlen einen Ventilator statt eines Klimagerätes. Seine Leistungsauf- Quelle: ASUE, Stand 1/2004 28 °C Schwimmbad • Im Wohnzimmer. Beleuchtung 1 % Waschen, Kochen, Spülen 2,5 % Kühlen, Gefrieren 3 % Sonstige Elektrogeräte 4,5 % Warmwasser Im Bad. Ein Vollbad benötigt bei einer Wassertemperatur von 37 Grad Celsius das Dreifache an Energie und Wasser! Und Wasser aus beim Einseifen oder Zähneputzen – in drei Minuten kommen sonst schnell bis zu 20 Liter Wasser zusammen. Tropfende Wasserhähne können große Wirkung haben: Nur zehn Tropfen pro Minute summieren sich im Monat zu 170 Litern – das ist mehr als eine Badewanne voll! Warmwasserspeicher sollten nicht größer als notwendig sein, sonst müssen sie ständig zu viel warmes Wasser vorhalten. Die Temperatur sollte bei 60 Grad liegen. Elektronische Durchlauferhitzer arbeiten bis zu 20 Prozent sparsamer als hydraulische oder thermische Geräte, denn Sie können die Wassertemperatur aufs Grad genau einstellen. • 8 Datteln aktiv 01.2011 Hier wirkt Elektrizität. Rund 1.500 Besucher sahen Ausstellung zur Stromwerbung im Treffpunkt Energie Datteln. „E lektrisierend! – Werbung für Strom 1910 – 2010“ war der Titel einer Ausstellung, die seit Anfang Februar im Treffpunkt Energie Datteln (TED), Zur Seilscheibe 8, gezeigt wurde. Bis zum 30. April gaben zahlreiche Plakate und andere Exponate einen Überblick über die Werbung für Strom in Deutschland – von den Kindertagen der Elektrizität bis in die voll elektronisierte Gegenwart. Die Ausstellung war eine Leihgabe vom „Umspannwerk Recklinghausen – Museum Strom und Leben“ und wurde von rund 1.500 Gästen besucht. Heute eine Selbstverständlichkeit, war die Elektrizität gegen Ende des 19. Jahrhunderts purer Luxus. Seit die ersten Glühlampen brannten oder elektrische Motoren liefen, wurde für die neue Energie die Werbetrommel gerührt. Elektrizität war begehrt, in den frühen Jahren aber nahezu unerschwinglich. Erst allmählich wurden Strom und elektrische Geräte billiger und damit zum Alltagsgut. Bis dahin musste die Werbung die Menschen zum Kauf elektrischer Geräte für den Haushalt ermuntern. Und erst in den 60er Jahren wurde in Deutschland der weitgehend elektrifizierte Haushalt mit Kühlschrank, Waschautomat oder Radio- und Fernsehgerät Wirklichkeit. Mit der Zeit veränderten sich die Ziele der Werbung: Ging es anfangs schlicht darum, überhaupt elektrische Energie zu nutzen, traten in den 70er Jahren Aspekte des Umweltschutzes in den Vordergrund. Bis dahin wurden die Plakate auch noch von Künstlern gemalt, erst danach setzte sich die Fotografie durch. Neuer Rekord im Treffpunkt Energie Datteln. Impressum Adresse E.ON Kraftwerke GmbH Kraftwerk Datteln Zum Kraftwerk 5 45711 Datteln Acht Kinder der KiTa Pusteblume in der Beisenkampsiedlung waren Anfang Februar zu Gast im TED. Nach vielen Fragen, zum Beispiel wie der Strom für Bügeleisen und Bohrmaschine denn nun in die Steckdose kommt, war der Höhepunkt des Nachmittags eine kleine Dampfmaschine, mit deren Hilfe eine ModellStraßenlaterne zum Leuchten gebracht wurde. D er „E.ON-Würfel“, wie der Treffpunkt Energie Datteln (TED) von vielen Besuchern genannt wird, war 2010 ein beliebtes Ziel: Genau 12.542 Interessierte haben ihn 2010 besucht – das ist ein neuer Rekord. Der größte Anteil der Besucher kam aus dem Ruhrgebiet, allerdings zog es auch Interessierte aus Russland, Amerika, Japan und China nach Datteln. Und so multikulturell wie die Herkunft, so unterschiedlich war auch das Alter der Besucher. Höhepunkte des vergangenen Jahres waren die Aktion Schachtzeichen im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres „Ruhr.2010“ im Mai, die Kühlturmillumination im Dezember sowie die mehrmals angebotenen Busrundfahrten über die Baustelle des Kraftwerksneubaus. Seit der Eröffnung Ende des Jahres 2008 haben mehr als 25.300 Personen den TED besucht und sich rund um das Thema Energieerzeugung und den Kraftwerksneubau informiert. www.kraftwerk-datteln.com Redaktion E.ON Kraftwerke GmbH Öffentlichkeitsarbeit Regionaleinheit West Erzeugung Deutschland Alexander-von Humboldt-Straße 1 45896 Gelsenkirchen Sabine Weichelt T 02 09 - 601 - 83 67 F 02 09 - 601 - 53 23 [email protected] Texte Eva Dreckmeier Andreas Kahle Stephan Lamprecht Sabine Weichelt Fotos Andreas Kahle Jan Lamprecht Elmar Müller Realisation ENGELMANN & KRYSCHAK Werbeagentur GmbH