Ausgabe 04.2011 Sportlich Kraftwerksmeister Reinhard Elfert beim

Transcrição

Ausgabe 04.2011 Sportlich Kraftwerksmeister Reinhard Elfert beim
Ausgabe 04.2011
neben.an
Zeitung für die Nachbarn des E.ON-Kraftwerks Datteln.
Technisch
Dr. Stephan
Wegerich
im Porträt
Sportlich
Kraftwerksmeister
Reinhard Elfert
beim Ironman
Friedlich
Schulhund
Maggy sorgt für
Ruhe in der Klasse
02
06
08
2 Datteln aktuell
04.2011
Datteln aktuell 3
04.2011
Gute Handwerker
dämmen sechs Fußballfelder.
Isolierungen von Rohrleitungen und Behältern im Maschinen- und im Kesselhaus.
T
orsten Falk ist gelernter Instandhalter, studierter
Ingenieur für Werkstofftechnik und Materialprüfung
sowie Schweißfachingenieur. Lange Jahre war er
in der Qualitätssicherung tätig. Auf der Baustelle von
Datteln 4 ist der 50-Jährige derzeit als Bauleiter unter anderem zuständig für die Isolierungen von Rohrleitungen
und Behältern im Maschinen- und im Kesselhaus.
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,
wie sieht es eigentlich in Ihrem Wohnzimmer aus? Keine Sorge, Sie müssen mir
keine Geheimnisse verraten. Einiges kann
ich mir ja denken: Wahrscheinlich würde
ich in Ihrer Wohnstube eine Couch finden.
Und einen Tisch. Vielleicht auch den Fernseher und – zur Weihnachtszeit – den Tannenbaum.
Im Wohnzimmer von Dr. Stephan Wegerich
steht eine Turbine. Das muss auch so sein,
denn Dr. Wegerichs Wohnzimmer ist das
Maschinenhaus von Datteln 4. Zumindest
nennt der Ingenieur es so. Wie es dazu
gekommen ist, erfahren Sie in dieser Ausgabe der Nachbarschaftszeitung. Manchmal muss Dr. Wegerich sein Wohnzimmer
mit Torsten Falk teilen, der als Bauleiter
für den Bereich Isolierung zuständig ist.
In unserer Arbeitssprache heißt das
Maschinenhaus übrigens weder Maschinenhaus noch Wohnzimmer, sondern ganz
nüchtern „MH“. Eine eigene Sprache im
Kraftwerk? Ja, die gibt es – eigentlich
sogar zwei: das Anlagenkennzeichnungssystem (AKZ) und das Kraftwerk-Kennzeichensystem (KKS). In dieser Ausgabe erhalten Sie einen kleinen Einblick in diese
Welt der Kürzel.
Beim Lesen der Nachbarschaftszeitung
wünsche ich wie immer viel Vergnügen.
Ohne Kürzel, ganz unverschlüsselt und in
normalem Schriftdeutsch wünschen wir
Ihnen und Ihren Lieben ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins
Jahr 2012.
Ihr
Matthias Hube
Kraftwerksleiter
Wohnzimmer
mit Turbine.
Dr. Stephan Wegerich ist Technischer
Projektleiter beim Kraftwerksneubau
Datteln 4.
S
ystemtechnik des Wasser-Dampf-Kreislaufs, Ansicht
der Blockanlage, ein elektrischer Schaltplan und
der Vorhaben- und Entwicklungsplan. Lauter Papier
an den Wänden, viele unterschiedliche Details, aber
ein gemeinsames Thema: der Kraftwerksneubau in der
Kanalstadt. Dr. Stephan Wegerich ist in seinem Büro
umgeben von Datteln 4.
Unter all den Plänen ist auch der Lageplan. „Das ist sozusagen der Mutterplan des Kraftwerks“, erklärt der 38-Jährige. Als Fachprojektleiter für Planung hat der Mann aus
dem holsteinischen Wedel ab 2006 diesen Aufstellungsplan mitentwickelt. Wie soll das Kraftwerk aufgebaut
sein? Wo kann welche Komponente hin? Während dieser
Phase arbeitete Wegerich, der in Hamburg Energieanlagen- und Schiffsmaschinenbau studiert hat, eng mit
Aufstellungsplanern und Systemtechnikern zusammen.
Mit ihnen hat er auch das Maschinenhaus geplant. Hier
kenne er fast jede Rohrleitung. „Unser Wohnzimmer“
nennt Wegerich dieses Gebäude deshalb liebevoll. Dominieren daheim meist Sofas, Tische oder Schränke das
Erscheinungsbild, finden sich im „Wohnzimmer von
Datteln 4“ unter anderem Speisepumpen oder Vorwärmer. Alle für den Wasser-Dampf-Kreislauf wichtigen
Komponenten. Auch die Turbine und die Fernheizzentrale.
„In Datteln 4 ist die Kraft-Wärme-Kopplung wegen der
innovativen Schaltung besonders effizient“, sagt Stephan
Wegerich stolz. „Denn mehrere Anzapfungen an der
Turbine und eine zweistufige Aufheizung des Fernwärmewassers ermöglichen eine optimale Anpassung der
Dampfentnahme an den Fernwärmebedarf.“
Da auf der Dattelner Baustelle nicht ein Generalunternehmer tätig ist, sondern viele Unternehmen beschäftigt sind, ist genaues Koordinieren wichtig. Aus rund
50 Gewerken, sogenannten Losen, besteht Datteln 4. Seit
November 2010 ist Dr. Stephan Wegerich Technischer
Projektleiter. Bis zu 100 Leute arbeiten in seinem Bereich
an Datteln 4, allerdings sind nicht alle durchgängig mit
dem Projekt befasst. „Wir müssen sicherstellen, dass alle
Gewerke zusammenpassen. Dass die technischen Anforderungen erfüllt werden“, erklärt der Maschinenbauingenieur. Die technische Planung begleite das Vorhaben
Datteln 4 im Grunde vom Anfang bis zum Ende. Von der
ersten Idee über die Konzeptplanung bis hin zur Inbetriebnahme, Abnahme und abschließenden Dokumentation. Regelmäßig kontrolliert der Technische Projektleiter
auf der Baustelle die Umsetzung der Planung.
Im Moment unterstützt die Mannschaft um Stephan
Wegerich vor allem die Bauleitplanung und hilft bei der
Alternativenprüfung für den neuen Bebauungsplan. Dass
damit auch die „Mutter aller Pläne“, der Aufstellungsplan, den der Technische Projektleiter einst miterarbeitet
hat, wieder ins Blickfeld gerät, ist für Stephan Wegerich nachvollziehbar. Nun gehe es darum, im Dialog zu
zeigen, dass viele gewissenhafte Überlegungen in diesen
Plan geflossen sind. Viele dieser Gedanken kann der
begeisterte Radfahrer aus dem Kopf wiedergeben, die
langen Diskussionen, das Ringen um die beste Lösung.
Schöne Erinnerungen seien das, sagt er beim Blick auf
den Maschinenhausplan – sein „Wohnzimmer“.
Herr Falk, wie umfassend sind die Isolierarbeiten?
Wir sprechen hier über fast 42.000 Quadratmeter Isolierfläche. Das sind ungefähr sechs Fußballfelder. Also
schon eine ganze Menge, beziehungsweise eine riesige
Fläche. Bei einer ebenen Fläche mag man denken: Na
schön, alles einfach. Aber wir haben es im Kraftwerk mit
Rohrleitungen von 25 Millimetern bis 1,4 Metern und Behältern von 4 Metern Durchmesser und 50 Metern Länge zu
tun. Die Rohrleitungen sind nicht immer gerade verlegt,
sondern haben Bögen, Schellen für Halterungen, gehen
durch Gitterroste, Wände und Decken oder schließen an
Armaturen, Behältern und Pumpen an. Bei sehr engen
Platzverhältnissen kommt es schon vor, dass die Rohrleitungen ohne Anpassungsmaßnahmen mit anderen
Rohren, Behältern und Aggregaten et cetera kollidieren
würden. Dann wird geprüft, ob man die Dinge, die im
Weg stehen, zurückbauen oder ob eine Abflachung der
Isolation vorgenommen werden kann. Abflachen bedeutet: Man macht an der Kollisionsstelle die Isolierung
beispielsweise nicht 500 Millimeter stark, sondern nur
300 Millimeter. Das ist natürlich im Vorfeld zu berechnen
und unter wärmeleit- und isolierungstechnischen Gesichtspunkten zu prüfen. Im Ergebnis stehen dann zum
Beispiel Reduzierungen im Durchmesser oder ein- bis
mehrseitige Abflachungen.
Halterungen innerhalb und
außerhalb der Gebäude
isoliert. Aber auch Behälter
wie Speisewasserbehälter,
Hochdruckvorwärmer, Enthitzer, Niederdruckvorwärmer,
Heizkondensatbehälter und
Gebläse. Vor dem Aufbringen der Isolationswolle
ist es notwendig, Unterkonstruktionen – meistens
halbschalenförmig – an
den Rohren oder Behältern
anzubringen. Das ist erforderlich, um der Wolle Halt zu
geben und ein Verrutschen
zu verhindern – gerade
bei Bewegung im Betrieb.
Wichtig ist: Wenn eine Rohrleitung gedämmt werden
muss, darf die Isolierung an
keiner Stelle unterbrochen
werden. Gleichzeitig müssen
selbstverständlich die Schieber, Ventile oder Messinstrumente und so weiter voll
funktionsfähig bleiben. Es ist dann bei größeren Bauteilen
mitunter schon recht aufwendig, mehrteilige Kappen
herzustellen, die für spätere Wartungszwecke einfach deund remontierbar sind. Zusammenfassend könnte man
das so beschreiben, dass überall dort isoliert werden
muss, wo es aus verfahrenstechnischer Sicht zu keinem
Wärmeverlust des Mediums – in diesem Fall Dampf oder
Wasser – kommen darf.
Was wird denn alles isoliert in einem Kraftwerk?
Grundsätzlich gibt es Spezifikationen und technische
Vorschriften für Isolierungen. Hauptsächlich werden
natürlich die Rohrleitungen mit eingebauten Armaturen
verschiedenster Art wie Schieber, Ventile, Messblenden, Rückschlagklappen oder Kompensatoren und
Das klingt alles nach einer echten Herausforderung.
In der Tat. Alles beginnt mit viel Koordination im vorhergehenden Gerüstbau, bei den Materiallieferungen bis zu
den eigentlichen Isolierarbeiten. Gerade im Hochdruckrohrbereich haben wir Rohrabmessungen bis 800 Millimeter im Durchmesser und Temperaturen, die bis 620 Grad
Celsius reichen. Hier wächst der Gesamtdurchmesser der
Rohrleitung zum Beispiel inklusive der Isolierung auf 1,5
Meter. Um die Blechgewichte bei Fallhöhen von circa 40
bis 50 Meter abzufangen, wird mit Spezialhalterungen
gearbeitet. Diese einzelnen Teile sind aus Spezialstahl
und bis vier Meter lang. Da müssen wir entsprechende
Dämmstoffe einsetzen, um die Mediumtemperatur zu
halten und nachher an der Oberfläche, dem verzinkten
Blech, die geforderte Berührungstemperatur von 55 Grad
Celsius nicht zu überschreiten.
Wie schafft man das?
Dazu benutzen wir unterschiedliche Dämmmaterialien.
An erster Stelle die ganz normale Steinwolle, aber auch
keramische Wolle und Microtherm. Alles kommt je nach
Anforderung und Berechnung, kombiniert in unterschiedlichsten Dämmdicken, zum Einsatz. Spezielle, notwendige Abflachungen werden mit extra angefertigten
Materialien wie zum Beispiel Microtherm durchgeführt.
Diese Variante liefert auch bei kleinen Abmessungen
hervorragende Wärmeleit- und Dämmwerte. Jede Abflachung der Isolierung zum Beispiel muss zuvor genau
berechnet werden. Die Isolierwolle wird von Hand wie
ein versetzter Flickenteppich dicht mit Mattenhaken
an das Rohr angebracht. Abschließend wird mit einem
verzinkten Blech alles verschlossen. Es werden also gute
Handwerker gebraucht für eine funktionierende Isolierung. Und die haben wir hier auch.
Bislang haben wir über sehr hohe Temperaturen gesprochen. Aber an einigen Rohren werden zusammen mit der
Isolierung sogar Begleitheizungen montiert.
Richtig, das betrifft allerdings Rohrleitungen und Komponenten im Außenbereich. Zum Beispiel Versorgungstrassen, die Dampf, Kondensat-, Prozesswasser oder Suspensionen führen. Begleitheizungen setzt man ein, um zu
verhindern, dass mediumführende Leitungen im Winter
einfrieren. Um die Rohre werden Heizdrähte gewickelt.
Anschließend kommt die Isolierung drauf.
4 Datteln Einblicke
Datteln Partner 5
04.2011
Wenn LAB10 in R011 auf ASchi DrSE trifft.
Es gibt die Amtssprache und die Umgangssprache. Im Kraftwerk Datteln gibt es zudem das Anlagenkennzeichnungssystem und das Kraftwerk-Kennzeichensystem.
In diesem Berufsalltag steht der
Mensch dann vor Schildern wie
„4 0LAB10 AA 101 ASchi DrSe SpPp
1 4 0UMA10 R011“. Böhmische Dörfer
für den Laien, doch der Eingeweihte
weiß: Hier handelt es sich um das
Speisewassersystem im Block 4. 1.
Absperrschieber, denn Absperrschieber werden ab der Zahl 100 aufwärts
gezählt. Noch genauer um den
Absperrschieber auf der Druckseite
der Speisewasserpumpe 1. Das alles
befindet sich im Block 4 im Maschinenhaus, Ebene 12, Raum 011. Und
weil es sich beim Speisewassersystem
eben um Wasser handelt, hat das
Etikett zusätzlich grüne Farbmarkierungen. Geht es um Öl, ist das Etikett
braun.
„G
eh mal zu der grünen Pumpe an der Säule.“ Alles klar? Im ersten Moment bestimmt. Eine klare Arbeitsanweisung, ein einfacher, verständlicher Satz. Was nun
aber tun, wenn es zig grüne Pumpen gibt – und noch mehr Säulen? Wohin dann
gehen? Plötzlich wird der einfache Satz, die vermeintlich klare Anweisung sehr ungenau
und missverständlich.
Im Kraftwerk Datteln gibt es viele Leitungen, Motoren, Pumpen oder Armaturen. Nur eines
darf es nicht geben, wenn es im technischen Bereich um Kontrollen oder Reparaturen
geht: Missverständnisse. Um selbigen vorzubeugen, gibt es im Kraftwerk Datteln deshalb
eine eigene Sprache: das Anlagenkennzeichnungssystem, kurz AKZ.
Mit diesem System sind alle Betriebsmittel des Kraftwerks gekennzeichnet, das gesamte
technische Inventar. Also zum Beispiel die besagten Rohrleitungen, Motoren, Armaturen
und Pumpen, aber auch Steckdosen oder Beleuchtungen. Jedes Teil hat seine eigene, individuelle Kennzeichnung. Eine „grüne Pumpe an einer Säule“ gibt es in diesem System aus
Buchstaben und Zahlen nicht. „AKZ ist ganz präzise. Die Bezeichnungen sind eindeutig,
sodass Planer, Techniker, das Produktionsteam im Kraftwerk und Servicemitarbeiter eine
gemeinsame Sprache sprechen“, erklärt Rudolf Latislaw die Vorteile. Er koordiniert derzeit
die technische Dokumentation für Datteln 4. Ende der 1990er Jahre hat der Kraftwerksmeister das AKZ für Datteln 1–3 miterarbeitet. Große Industrieunternehmen wie Siemens
dienten dabei als Vorbild.
Knapp 15 Jahre später gehe die Anzahl der durch AKZ gekennzeichneten Dinge im
Kraftwerk „in die Tausende“, schätzt der 56-Jährige. Auswendig kann die sicher niemand.
Dennoch sei AKZ im Grunde einfach. Denn jedes Bauteil mag seine individuelle Bezeichnung haben, beliebig ist AKZ deshalb nicht. Im Gegenteil, es folgt klaren Regeln. Ein
Grundsatz lautet: vom Allgemeinen zum Detail. Zunächst kommt die Gesamtanlage, etwa
Block 3. Dann folgt die Funktion. Das Speisewassersystem hat zum Beispiel das Kürzel
LAB. Handelt es sich um den 10. Rohrstrang im Speisewassersystem, dann LAB10. Es folgen Angaben zum Aggregat, das könnte eine Turbine sein, und zum Betriebsmittel, etwa
einem Motor. Hinzu kommen Ortsangaben.
Einblick in diese Welt aus MB (Gasturbinenanlage), MBL (Ansaug-, Kaltgassystem), LV
(Schmiermediumversorgung) oder MA (Dampfturbinenanlage) erhalten Kraftwerksmitarbeiter durch das Studium eines Ordners. „Darin wird nicht jedes Teil aufgelistet, sondern
das allgemeine Funktionsprinzip dieser Sprache erklärt“, so Latislaw. Der Rest sei „Learning
by Doing“ im Alltag, eine Prüfung gebe es nicht.
Wer dieses Schild versteht, der kann
allerdings nicht nur AKZ, sondern
bereits KKS. Das ist das KraftwerkKennzeichensystem und kommt im
Neubau Datteln 4 zum Einsatz. „KKS funktioniert vom Prinzip her genauso wie das AKZ,
aber es ist noch detaillierter“, erklärt Rudolf Latislaw. Theoretisch könne man ein Bauteil
bis ins kleinste Detail, bis zur letzten Schraube bestimmen. Und: Anders als beim AKZ
gebe es verbindliche Vorgaben von der VGB PowerTech Service GmbH.
Noch detaillierter, doch in den Augen von Rudolf Latislaw immer noch einfach, wenn man
einmal das Prinzip verinnerlicht hat. KKS ist international, kommt es doch unter anderem
ebenso im niederländischen Kraftwerksneubau Maasvlakte zum Einsatz.
Mit den Holländern hätte Rudolf Latislaw also keine Verständigungsprobleme. Zumindest
im Kraftwerk. Weil KKS – einmal verstanden – eindeutig und simpel ist. Manchmal wünscht
sich der Essener deshalb sogar ein Kennzeichnungssystem für den heimischen Haushalt.
Immer dann, wenn er mal wieder etwas vergessen hat, und ihm seine Frau vorhält: „Du
kannst dir auch nichts merken – nur AKZ und KKS.“
Kein Licht und ohne die
üblichen Festpunkte.
Mehrmals im Jahr trainieren Höhenretter verschiedene Szenarien auf
der Baustelle.
D
er Bereich ist abgesperrt, der Dummy platziert, die
Übung kann beginnen: Ein Schweißer ist auf einem
Gerüst in einen senkrechten Abschnitt eines Frischluftkanals gestürzt. Er ist ansprechbar, kann sich aufgrund
einer Fraktur aber nicht selbst retten. Die Unfallstelle liegt
im Kesselhaus, zwischen den Ebenen +40 Meter und +60
Meter.
Das erfahren die Höhenretter der Feuerwehr Dortmund, als
sie auf dem Baustellengelände in Datteln eintreffen. Erstmals werden sie nun gemeinsam mit den Höhenrettern
der Betriebsfeuerwehr eine Sicherheitsübung absolvieren.
„Die besondere Herausforderung der Übung besteht darin“,
erklärt Sebastian Fieseler von der Höhenrettungsgruppe
der Baustelle, der die Übung geplant hat, „dass die Retter
in der völligen Dunkelheit des Frischluftkanals auf ihre
Helmlampen angewiesen sind und dass aufgrund der
örtlichen Gegebenheiten die üblichen Festpunkte zum
Anschlagen der Hilfsmittel nicht zur Verfügung stehen.“
Bis zu viermal pro Jahr sind die Dortmunder Höhenretter
unter der Leitung von Hauptbrandmeister Frank Schmidt
Leshoff für Übungen auf der Baustelle: „Da sich die
Baustelle ständig verändert, müssen auch wir uns immer
auf neue Situationen einstellen. Bei den Übungen lernen
wir die Gegebenheiten der Baustelle kennen und sind im
Ernstfall gut vorbereitet.“
Unterstützung erhalten die Dortmunder Feuerwehrleute
dabei von den Männern der Betriebsfeuerwehr auf der
Baustelle. Seit Mai 2009 sind ständig drei Feuerwehrleute
und ein Rettungsassistent vor Ort, erklärt Detlev Freynhagen, Objektleiter der Firma Dussmann, die auch das gesamte Personal für den Werkschutz stellt. Die Feuerwehrleute übernehmen im Brandfall die Erstbekämpfung. Die
meiste Zeit aber sind sie im vorbeugenden Brandschutz
und als Sicherheitsfachkräfte präventiv unterwegs. So wie
Andreas Dey: „Wir prüfen bei unseren Rundgängen unter
anderem die technischen Überwachungseinrichtungen,
die vorgeschriebene Schutzausrüstung der Mitarbeiter,
helfen als Sicherheitsposten bei der Verkehrslenkung,
kontrollieren Heißarbeiten und so weiter. Dadurch haben
wir natürlich hervorragende Ortskenntnis. Wir haben auch
eine Ausbildung als Höhenretter.“
Auf dem kürzesten Weg erreichen die Männer der Betriebsfeuerwehr deshalb gemeinsam mit den Dortmunder
Kollegen die Unfallstelle, jeder mit fast 20 Kilogramm
Ausrüstung am Körper: Gurte, Karabiner, Achterknoten,
Bandfalldämpfer …
Die Unfallstelle wird zuerst erkundet, danach werden die
Aufgaben verteilt: Die Männer müssen gegebenenfalls kontrolliert Gerüstteile entfernen, die Trage für die Personenrettung, einen so genannten Schleifkorb, zur Unfallstelle
bringen, Festpunkte schaffen, um ihn sicher anschlagen
zu können, den Patienten in den Schleifkorb heben und
sichern, dann den Schleifkorb transportieren und dabei
Höhenunterschiede und Hindernisse wie Leitbleche überwinden, also neue Anschlag- und Umlenkpunkte suchen
und so weiter.
Nach einer halben Stunde ist die Personenrettung abgeschlossen, der „Patient“ raus aus dem Frischluftkanal. Zwar
sieht man den Feuerwehrleuten die Anstrengung an, vor
allem aber sehen sie zufrieden aus: Sie haben die Übung
in einer guten Zeit absolviert und schneller als erwartet,
darüber sind sich alle einig. Eine Stunde hat die Übung mit
den Vor- und Nachbereitungen insgesamt gedauert. Auch
die Zusammenarbeit der beiden Teams sowie mit E.ON und
Hitachi Power Europe hat reibungslos funktioniert. „Die Sicherheitsvorkehrungen auf dieser Baustelle sind beispielhaft“, fasst Frank Schmidt Leshoff seine Eindrücke zusammen. „Die Sicherheitsleute hier haben von Anfang an
die Zusammenarbeit mit uns gesucht, fehlende Ausrüstung
zur Verfügung gestellt, und wir haben große Unterstützung
bei den Übungen. Solchen Aufwand betreibt leider nicht
jeder. Ich denke, das kriegen auch die Arbeiter mit. Sie wissen, dass sie sich darauf verlassen können, wenn wirklich
mal was passieren sollte. Für Höhenrettungen sind wir hier
wirklich gut vorbereitet.“
Frank Schmidt Leshoff ist auch für die Aus- und Weiterbildung der Höhenretter auf der Baustelle zuständig. 80
Stunden Fortbildung jährlich müssen die als Höhenretter
tätigen Feuerwehrleute absolvieren. Zweimal pro Monat
trainieren sie deshalb auch ohne die Dortmunder Kollegen
auf der Baustelle.
6 Datteln Porträt
04.2011
„Warum tust du dir das an?“
Kraftwerksmeister Reinhard Elfert hat den Ironman in Köln absolviert.
Datteln aktiv 7
04.2011
Kraftwerker radeln
für den guten Zweck.
Über 14.000 Kilometer für das Lacrima-Projekt in Datteln.
Fähigkeiten wecken
und fördern.
Z
um Frühstück sechs Brötchen, gerne mit Erdbeermarmelade. Mittags gibt’s Müsli. Abends, beim
Essen mit der Familie, kommen Nudeln, Kartoffeln
und Fleisch auf den Tisch, ordentliche Schweineschnitzel
zum Beispiel. Auch Fast Food schließt der Mann, der offen
zu Protokoll gibt, „kein Bewegungstalent“ zu sein, nicht
aus. Wenn man Reinhard Elfert nicht kennt, hat man
angesichts dieses Lebenswandels ziemlich schnell einen –
freundlich ausgedrückt – recht korpulenten Herrn vor
Augen.
Doch dann steht da dieser 40-jährige Mann im Raum: über
zwei Meter groß, fester Händedruck. 89 Kilo. Nicht korpulent, eher drahtig. Durchtrainiert. Einer, der zwar kein gutes
Ballgefühl hat, aber einen Hang zum Ausdauersport. Im
Raum steht Kraftwerksmeister Reinhard Elfert, der Anfang
September seinen ersten Ironman absolviert hat, Triathlon
in der Langversion: 3,8 Kilometer Schwimmen, dann 180
Kilometer auf dem Rad, gefolgt von einem Marathonlauf.
42 Kilometer und 195 Meter zu Fuß.
Cornelia Rotte-Szameitat ist als Sozialpädagogin an der
Meckinghover Grundschule tätig.
Disziplin. Und selbstverständlich hat Reinhard Elfert bei
Wettkämpfen schon mehrfach diesen Moment erlebt. Diesen Moment, in dem er sich selbst gefragt hat: Warum tust
du dir das an? Elfert überlegt. „Eine rationale Erklärung“,
sagt er schließlich, „gibt es eigentlich nicht.“
Warum also dieser Extremsport? Der Dattelner unterbricht, das Wort gefällt ihm nicht. „Ich bin Breitensportler“,
korrigiert er. Also Hobbyathlet, der sein Geld nicht mit
dem Sport verdient. Dieses Geld, angesichts des opulenten
Frühstücks kann man wohl besser sagen: seine Brötchen,
verdient Elfert im Kraftwerk Datteln. Dort ist er Kraftwerksmeister im Schichtdienst. Das bedeutet: mal um 22.30 Uhr
schlafen, mal um 0.30 Uhr. Oder um 6.30 Uhr. „Da braucht
man einen Ausgleich“, erklärt der Horneburger. Sport kann
helfen.
Wer einen Triathlon absolviert, der tut dies am Stück. Zwischen Schwimmen, Radfahren und Laufen liegen jeweils
nur zwei, vielleicht drei Minuten in so genannten Wechselzonen. Kleidung anpassen, etwas stärken mit Powerriegeln
und Getränken. Keine Pause.
Noch Fragen? Natürlich! Da ist die eine Frage. Elfert kennt
sie längst. Diese Frage ist immer da, wenn es um Triathlon
geht. Sie muss eigentlich gar nicht ausgesprochen werden:
Warum tut dieser Mann – berufstätig, verheiratet, Vater
zweier Kinder –, warum in aller Welt tut dieser Mann sich
das an?
Elfert überlegt. Er weiß, dass ein Langdistanztriathlon
nicht gesund ist. Er weiß, dass die acht bis elf Stunden
Training pro Woche auf Kosten des Familienlebens gehen.
Für den Ironman waren es gar bis zu 16 Stunden. Zusätzlich zur täglichen Arbeit. Das erfordert Disziplin. Große
Reinhard Elferts Weg bis zum Ironman indes war kein
Durchmarsch, verlief eher in Etappen. Mit Laufen fängt
er an. Aus Laufen wird Marathon. Dann, vor etwa sechs
Jahren, kommt der „Kohler Haardman“ in die Kanalstadt.
Elfert ist interessiert und hat ein Schlüsselerlebnis: Beim
Training trifft er Andreas Niedrig („Vom Junkie zum Ironman“). Ein Ausnahme-Triathlet. Dessen „positiv-verrückte
Ausstrahlung“ (Elfert) inspiriert den Kraftwerksmeister.
„Das möchte ich auch mal machen“, denkt er sich. Ironman,
das Ziel ist gesetzt. Reinhard Elfert holt sich das Okay von
seiner Ehefrau – und trainiert. Eine gute Vorbereitung ist
ihm wichtig, er möchte „kein Gekrampfe“ beim Wettkampf.
Schwimmen, das fällt ihm schwer. Weil man dafür eine
gute Technik braucht. Damit hatte er sich zuletzt als Jugendlicher befasst. Doch der Mann ohne Ballgefühl bleibt
am Ball.
Der große Tag kommt am 4. September: Ironman in Köln.
Durchhalten und ankommen, dieses Ziel hat der Novize.
Möglichst in elf Stunden. Der innere Schweinehund, er
meldet sich spät – auf der letzten Marathonrunde. Noch
700 Meter. Noch neun Minuten, um das selbstgesteckte
Zeitfenster einzuhalten. Elfert steht auf der Deutzer Brücke,
lehnt am Geländer. Eigentlich kann er nicht mehr. „Nicht
springen!“, ruft ein Teilnehmer. Der Dattelner hält durch. Im
Ziel jubeln Cheerleader, Reinhard Elfert nimmt sie gar nicht
wahr. Elf Stunden und zwei Minuten. Knapp vorbei. Aber
Platz 154 bei insgesamt 370 Herren. Kein „Gekrampfe“, die
gute Vorbereitung hat sich ausgezahlt. „Ein perfekter Tag“,
resümiert Elfert.
Ein Tag, von dem kurzzeitig schmerzende Beine zurückblieben, langfristig aber die Gewissheit, es geschafft zu
haben. Nicht mehr, nicht weniger. Elfert trainiert weiter,
doch der Ironman soll vorerst ein singuläres Ereignis
bleiben. Für das berühmte Pendant auf Hawaii reiche seine
Leistung schon in der Qualifikation nicht. Eine Leistung,
die Reinhard Elfert deshalb weder als heldenhaft noch als
herausragend empfindet. „Jeder, der nur zwei Kilometer
läuft“, sagt er, „hat schon viel getan.“ Da ist er dann doch
ganz Breitensportler.
D
as Auto blieb zu Hause, stattdessen benutzten sie das Rad: 48 Mitarbeiter der
E.ON-Kraftwerke Datteln, Knepper (Dortmund) und Shamrock (Herne) radelten im
Rahmen der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ bereits zum vierten Mal in Folge für
den guten Zweck.
Von Juni bis September legten die Teilnehmer genau 14.536 Kilometer zurück und vermieden dadurch den Ausstoß von rund 2,2 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2). Diese Menge wäre
bei der Nutzung ihrer Autos an die Atmosphäre abgegeben worden.
E.ON zahlte für jeden zurückgelegten Kilometer 10 Cent und verdoppelte den Betrag für
die Spende. Die Radfahrer bestimmten den Verwendungszweck selbst und entschieden
sich für „Lacrima“ in Datteln. Das Projekt der Johanniter-Unfall-Hilfe Ruhr-Lippe kümmert
sich um trauernde Kinder und Jugendliche und kann sich nun über 3.000 Euro freuen.
„Lacrima“ bedeutet „die fließende Träne“ und begleitet Kinder und Jugendliche im Trauerfall. Das Projekt bietet Hilfe in verschiedenen Trauerphasen. Tod und Trennung können
insbesondere Kinder in tiefe Trauer stürzen, die die Betroffenen allein und aus eigener
Kraft nicht überwinden. „Lacrima“ unterstützt die Kinder und Jugendlichen, berät Eltern
und bietet darüber hinaus Seminare und Vorträge zum Thema Trauer an.
Die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ wird von der Allgemeinen Ortskrankenkasse AOK
und dem „Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club“ organisiert. Jeder Teilnehmer soll dabei
mindestens zwanzig Mal mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren.
C
ornelia Rotte-Szameitat ist Schulsozialpädagogin an der Meckinghover Grundschule.
Seit dem Schuljahr 2007/2008 beschreitet die Grundschule mit Unterstützung von
E.ON damit einen neuen Weg, denn bis zu Beginn des nächsten Jahres das Bildungsund Teilhabepaket in Kraft tritt, sind Sozialpädagogen an Grundschulen unüblich.
„Meine Aufgabe ist es“, so Cornelia Rotte-Szameitat, „die Fähigkeiten der Kinder zu wecken
und zu fördern.“ Die Pädagogin ist dabei einerseits als Unterrichtsbegleitung vor allem
in den ersten Klassen tätig. „Bei bis zu 30 Kindern pro Klasse sind zwei Augen und zwei
Hände mehr sowohl für die Kinder als auch für die Lehrer eine echte Hilfe“, erklärt sie.
„Das sind anfangs oft noch ganz praktische Dinge, wenn zum Beispiel zur richtigen Zeit die
richtigen Arbeitsmittel parat sein müssen, das Stifthalten oder Schneiden noch nicht so
klappt.“ In enger Absprache mit den Lehrerinnen arbeitet sie zum anderen mit einzelnen
Kindern oder Kleingruppen in einem eigens dafür eingerichteten Förderraum vorwiegend
in den Bereichen Konzentration, Ausdauer, Wahrnehmung und Sprache. In jeder Klasse, so
die Erfahrung der Sozialpädagogin, gibt es im Schnitt drei oder vier Kinder, die besondere
Förderung benötigen.
Eine Stunde pro Woche ist in den ersten Klassen außerdem für das Ma(ch)x-BesserProgramm reserviert, das das Sozialverhalten der Kinder schult und ihr Selbstbewusstsein
stärken soll. Um das konfliktfreie Miteinander der Kinder zu fördern, bietet die engagierte
47-Jährige für Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klassen außerdem eine halbjährige
Streitschlichterausbildung an. Dabei lernen die Kinder, Konflikte selbständig und ohne die
Hilfe von Erwachsenen zu lösen. Nach dieser Ausbildung werden die Schüler auch in den
Pausen als Streitschlichter tätig.
Manchmal ist Cornelia Rotte-Szameitat auch bei Elterngesprächen dabei: „Durch meine
Arbeit habe ich häufig einen anderen Blick auf die Kinder. Während die Lehrer stärker
Wissen vernetzen müssen, kann ich mich auf die Persönlichkeit der Kinder konzentrieren.
Nach meiner Erfahrung wenden sich Eltern mit manchen Problemen auch eher an mich
als an eine Lehrerin. Öfter stelle ich Kontakt mit Ämtern her, gerade da, wo schnelle Unterstützung und Hilfe nötig ist.“
Cornelia Rotte-Szameitat kam vor mehr als acht Jahren an die Meckinghover Schule.
Zunächst arbeitete sie zwei Jahre in der Betreuung, anschließend wurde die Meckinghover
Schule Offene Ganztagsschule (OGS). Sie leitete die OGS ebenfalls zwei Jahre, bevor sie
die Stelle als Schulsozialpädagogin antrat. Derzeit absolviert sie eine Langzeitfortbildung
im Bereich Systemischer Beratung, so dass die Grundschule dann neben dem von Cornelia
Rotte-Szameitat geleiteten Elterncafé mit Vorträgen oder einfach der Gelegenheit zum
Austausch untereinander auch im Bereich Elternarbeit künftig weitere qualifizierte Angebote machen kann.
8 Datteln aktiv
04.2011
Maggy sorgt für Ruhe in der Klasse.
E.ON unterstützt Arbeit mit Labradorhündin an der Realschule Datteln.
D
ie Fünf Freunde haben Timmy, Jeff seine treue
Lassie und Tim seinen Struppi. Die Dattelner
Realschüler haben Maggy. Seit August 2008 ist der
dreieinhalb Jahre alte Vierbeiner im Schuldienst tätig. An
der Realschule wird Maggy zur „Tiergestützten Pädagogik“
eingesetzt. Der Labrador unterstützt die Arbeit der Lehrer
mit den Schülern zum Beispiel in den Bereichen Emotionalität und Sozialverhalten, Lern- und Arbeitsverhalten,
Sprache und Kommunikation. Und das alles mit Erfolg. „Die
Schüler kommen gerne zum Unterricht, sind durch Maggy
viel ruhiger und ausgeglichener“, erzählt Herrchen Martin
Bromm. Der Englisch- und Religionslehrer war durch einen
Fernsehbericht auf die Arbeit mit Schulhunden aufmerksam geworden.
Maggy wurde bereits im Welpenalter von der Züchterin
und einer Hundetrainerin gezielt für diese Aufgabe ausgesucht und absolvierte später eine entsprechende Ausbildung. Alle Schüler lernen nun immer wieder, richtig mit der
schwarzen Hündin umzugehen und auch deren Körpersprache korrekt zu deuten.
Maggy wiederum freut sich – neben den vielen Streicheleinheiten – über Hundefutter, Kauknochen, Pflegeutensilien und Spielzeug als Lohn für ihre Arbeit an der Schule.
Finanziert wird dieses „Hundegehalt“ durch eine Spende
von E.ON.
Kraftwerk in fünf Tagen.
Nach einem Besuch im Treffpunkt Energie bastelte Gabriel ein Modell der Anlagen.
Impressum
E
ine Woche lang arbeitete Gabriel im Kindergarten
St. Josef am Neubau des Kraftwerks, dem Treffpunkt Energie Datteln (TED) und dem alten Kraftwerk. Auch der Dortmund-Ems-Kanal und die blaue Brücke
für die Fernwärmeleitungen fehlen nicht. Den Fünfjährigen
hatte ein Besuch im TED mit seiner Kindergartengruppe
so beeindruckt, dass er das Gesehene in einem Modell
nachbaute.
Adresse
E.ON, Erzeugung Deutschland
Kraftwerk Datteln
Standortkommunikation
Zum Kraftwerk 5
45711 Datteln
Redaktion
Sabine Weichelt
T.: 02 09 – 6 01-83 67
F: 02 09 – 6 01-53 23
[email protected]
Gabriel hat aber auch ein Auge für die Menschen: In einer
Ecke sitzt eine lächelnde Figur: „Der Chef macht Pause“
steht darauf. Hinter dem TED steht „Herr Schlottmann“, der
mit den Kindern bei ihrem Besuch eine Entdeckungsreise
in die Welt der Stromerzeugung unternommen hatte.
Bis zum Jahreswechsel ist dieses ganz besondere Kunstwerk im TED ausgestellt. Werfen Sie doch mal einen Blick
drauf: immer mittwochs und samstags in der Zeit von 10
bis 17 Uhr. Bei Gabriel bedanken wir uns mit einem Spielund Experimentierkasten zum Thema „Neue Energie“.
Texte
Andreas Kahle
Stephan Lamprecht
Sabine Weichelt
Fotos
Andreas Kahle
Franziska Krasnici
Elmar Müller
Privat
Realisation
ENGELMANN & KRYSCHAK
Werbeagentur GmbH, Düsseldorf
Ausgabe 03.2011
neben.an
Zeitung für die Nachbarn des E.ON-Kraftwerks Datteln.
Koordinieren
Guido Schmoll
hält die Fäden der
Bauleitplanung in
der Hand
Kompensieren
E.ON unterstützt
Renaturierung der
Lippeauen in
Datteln-Ahsen
Kooperieren
Unterricht im
Kraftwerk für
Dattelner
Realschüler
02
04
06
2 Datteln aktuell
03.2011
Datteln aktuell 3
03.2011
Wer macht was bis wann?
Eigentlich ist Guido Schmoll Ingenieur für Schiffsbetriebstechnik, früher fuhr der 39-Jährige
zur See. Vor einigen Jahren jedoch heuerte der Hannoveraner bei E.ON an. „Weil Schiffe und
Kraftwerke ziemlich viele Parallelen haben“, findet der zweifache Familienvater. Seit April 2011
ist Guido Schmoll Koordinator der Bauleitplanung für Datteln 4.
Ziel ist es, die Vielzahl von Themen rund um die Bauleitplanung
verständlich aufzuarbeiten, damit auf dieser Basis die Abwägung
zum Bebauungsplan stattfinden kann. Wenn ich nach dem Gespräch mit neuen „Hausaufgaben“ nach Hannover zurückkomme,
heißt es: Wer macht was bis wann? Prioritäten müssen gesetzt,
Aufgaben verteilt und abgearbeitet werden. Dazu sind natürlich
viele Gespräche mit meinen Teammitgliedern notwendig.
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,
Wer gehört zu Ihrem Team?
sechs Wochen Sommerferien liegen hinter
uns. Ich hoffe, einige von Ihnen konnten,
sofern nicht der Arbeit verpflichtet, die
Zeit nutzen, um Kraft zu tanken. Vielleicht
haben Sie diese aber auch gleich wieder
abgegeben – beim Kanalfest, das erneut
ein voller Erfolg war.
Dann brauchen Sie neue Energie – und dafür sind wir bekanntlich Experten. Da man
neuen Schwung am besten in der freien
Natur tankt, möchte ich Sie einladen in die
ökologisch aufgewerteten Lippeauen. Dort
lernen Sie ganz spezielle „Mitarbeiter“
kennen: Aubrac-Rinder.
Weder Tier noch Mensch, aber wichtig für
unseren Kraftwerksbetrieb ist der Generatorstator. Was das ist? In der Nachbarschaftszeitung erfahren Sie mehr. Wenn
Sie dann noch etwas Zeit für uns haben,
lade ich Sie zu einem kurzen Besuch der
Rigips-Werke ein.
Apropos Besuch: Der Bürgermeister der
englischen Partnerstadt Cannock war
jüngst bei uns zu Gast und war – um mit
den Worten der Queen zu sprechen –
„very amused“. Liebe Nachbarn, ich hoffe,
das sind nun auch Sie bei der Lektüre der
neuen Nachbarschaftszeitung.
Das sind zehn Leute, überwiegend Genehmiger und Juristen. Ich
selbst bin Ingenieur, mag aber diese planungsrechtlichen Themen.
Dass ich Ingenieur bin, hat vielleicht den Charme, dass ich auf manche Dinge einen anderen, pragmatischeren Blick habe. Als Koordinator und Ansprechpartner bin ich da bei komplexen technischen
Angelegenheiten mitunter auch in der Rolle des Übersetzers.
Herr Schmoll, kannten Sie Datteln – den größten Kanalknotenpunkt
der Welt – bereits als Seefahrer?
Nein, ich war mit Containerschiffen auf großer Fahrt, nicht auf Binnenschiffen. Von Datteln beziehungsweise Datteln 4 habe ich das
erste Mal gehört, als ich 2006 aus dem Kraftwerk Scholven nach
Hannover gewechselt bin. Ich hätte mir damals nie träumen lassen,
dass ich hier fünf Jahre später für die Bauleitplanung verantwortlich sein würde. Das war so nicht planbar.
Apropos Plan: Wie viele Pläne zu Datteln 4 hatten Sie schon in der
Hand?
Weniger, als man wahrscheinlich denkt. Vielleicht eine Handvoll.
Im Moment erarbeiten wir den Vorhaben- und Erschließungsplan
(VEP). Der VEP ist ein mit der Stadt Datteln abgestimmter Plan
zur Durchführung des Bauvorhabens Datteln 4, der detailliert das
Vorhaben beschreibt und dann im Laufe des Verfahrens in den
vorhabenbezogenen Bebauungsplan einbezogen wird. Den habe
ich fast täglich in der Hand. Dazu kommen zahlreiche Pläne in
den Gutachten, die im Laufe des Verfahrens erstellt werden und
alle gelesen werden wollen.
Klingt nach Schreibtischarbeit. Was ist denn Ihre Aufgabe als
Koordinator?
Ihr
Matthias Hube
Kraftwerksgruppenleiter
Meine Aufgabe ist, das Zusammenspiel der zahlreichen Arbeitspakete zum neuen Bebauungsplan an einer Stelle im Projektteam
Datteln 4 zu managen und den Informationsfluss als zentraler Ansprechpartner zu lenken, sowohl gegenüber der Stadt Datteln als
auch innerhalb des Konzerns. Einmal in der Woche treffe ich mich
zum Beispiel mit der Stadtverwaltung Datteln zur Arbeitsgruppe
Technik, um aktuelle Fragen und Aufgaben durchzusprechen. Unser
Wie lässt sich denn für den Laien der Begriff Bauleitplanung
„übersetzen“?
Die Bauleitplanung ist das Instrument zur städtebaulichen Entwicklung und beinhaltet sowohl den Flächennutzungs- als auch
den Bebauungsplan. Im Bebauungsplan wird letztendlich festgeschrieben, wie das Vorhaben aussieht. Im Fall von Datteln 4 gibt
es einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan, das heißt, es wird
detailliert festgelegt, was wo steht, wie groß die Gebäude sind,
wo die Grünflächen hinkommen, wie die Anordnung ist. Außerdem wird im Rahmen des Bauleitplanverfahrens überprüft, wie
sich das Vorhaben auf die Umwelt, die sogenannten Schutzgüter,
auswirkt: Was ist mit Schall? Was mit Emissionen? Wie wird das
Landschaftsbild beeinträchtigt? Was bedeutet der Bau für Mensch,
Tier und Natur? Wir wollen detailliert erklären können, warum der
Kraftwerksbau genau so aussehen soll. Dafür werden sämtliche
Aspekte des Vorhabens im Laufe das Verfahrens untersucht, bevor
es dann zum Satzungsbeschluss kommen kann. Und dieser Prozess
ist relativ umfangreich.
Was bedeutet Bauleitplanung momentan in Bezug auf Datteln 4?
Wir gehen davon aus, dass wir hier grüne Wiese haben. Für uns
gibt es das Kraftwerk gar nicht. Um die Aufstellungsplanung für
den neuen Bebauungsplan festzulegen, wurden gemeinsam mit
der Stadt Datteln fünf relevante Themenfelder ausgewählt: die
Rauchgasreinigung, die Ammoniakversorgung, der Dampferzeuger,
die Rückkühltechnik und die Kohlelagerung. Für jedes dieser Felder
betrachten und bewerten wir und diverse Gutachter die Vor- und
Nachteile der möglichen Alternativen. Die Stadt legt dann auf
Basis dieser Untersuchungen die zukünftige Anlagenkonfiguration
fest. Anschließend muss dieser Vorschlag durch den Rat der Stadt
gebilligt werden und erst dann steht die Aufstellungsplanung fest,
die somit die Basis für das Öffentlichkeitsbeteiligungsverfahren im
kommenden Jahr bildet.
Logistisches
Highlight.
Innovatives
Dreieck.
Technikinteressierte beobachten
Neue Halterungen für Isolierung
Anlieferung des Reserve-
um die Fallrohre.
Generatorstators.
D
er Reserve-Generatorstator für Datteln 4
ist Ende August angeliefert worden.
Die 15 Meter lange und rund 440 Tonnen schwere Großkomponente ist neben dem
Maschinentransformator das Bauteil mit dem
höchsten Transportgewicht. Der Generator
wandelt die mechanische Energie, welche die
Turbine liefert, in elektrische Energie um.
Der in Wroclaw (Polen) gefertigte Generatorstator wurde mit einem Schwerlastschiff aus
Rotterdam am Kraftwerkshafen angeliefert
und umgeladen. Nach dem Verladen auf die
Transportfahrzeuge, die sogenannten Self
Propelled Modular Transporters (SPMT) erfolgte der Transport von der Schwerlastplatte
über das Baufeld bis zur endgültigen Lagerposition auf dem Kraftwerksgelände. 40
Technikinteressierte beobachteten vom Dach
des Treffpunkts Energie Datteln (TED) die Anlieferung der Reserve-Großkomponente.
„Nach der Lieferung des Generatorstators
erwarten wir nun noch mit dem Generatorrotor
eine weitere wichtige Reserve-Großkomponente für unsere hochmodernen KonvoiKraftwerke“, erklärt Christian Berndt, Bauleiter
Maschinentechnik der E.ON New Build &
Technology.
E
in Kraftwerksneubau wie Datteln 4
setzt Maßstäbe. Im Großen, etwa bei
der Kühlturmhöhe, aber auch im Kleinen, zum Beispiel bei Halterungen für die Isolierung um die Fallrohre. In diesen Rohren wird
Wasser auf seinem Weg durch den Dampferzeuger etwa mit Siedetemperatur nach unten
geführt. Sie müssen isoliert werden, damit
einerseits Wärmeverluste weitestgehend
minimiert und andererseits die Mitarbeiter
geschützt werden.
In der Vergangenheit wurde das Gewicht der
Isolierung an langen Fallrohren über sogenannte Doppelspannringe aufgenommen. Die Doppelspannringe wurden auf umlaufende, bereits
vorhandene Nocken, die an der Rohrleitung
angeschweißt sind, aufgelegt. Ein bewährtes
System, doch nicht mehr für ein Kraftwerk der
neuesten Generation wie Datteln 4.
„Bei der Erhöhung der Anwendungstemperaturen bis auf 620 Grad Celsius und den daraus
resultierenden Dämmschichtdicken von bis
zu 360 Millimetern sowie der erforderlichen
Lebensdauer von 200.000 Stunden sind die
Doppelspannringe nicht mehr geeignet“,
erklärt Jürgen Starke von G+H Isolierung.
Langfristig würden die Ringe versagen, die Isolierung könnte absacken, sodass die Isolierwirkung teilweise verloren ginge und erhebliche
Schäden aufträten.
Eine andere Lösung musste folglich her.
Leichter gesagt als getan, zwei Jahre dauerte es
von der Ausschreibung bis zum Ergebnis. Die
Lösung legte letztlich das Unternehmen G+H
Isolierung vor. Eine Neukonstruktion, inzwischen patentrechtlich geschützt und die einzige Haltekonstruktion, die die Anforderung an
die lange Lebensdauer erfüllt. Im Grunde, sagt
Jürgen Starke, sei die Halterungs-Innovation
aber „die simpelste Idee, Lasten zu verteilen“:
eine sich selbst tragende, hängende Konstruktion mit einem Dreieck, das auf eine Trägerplatte aufgesetzt wird. „Aufgrund der neuen
hängenden Konstruktion“, erklärt Starke, „kann
die Isolierwolle nun nicht mehr absacken.“
E.ON setzt die innovative Konstruktion bislang
in den Kraftwerksneubauten Datteln und
Maasvlakte (Niederlande) ein.
4 Datteln Umwelt
03.2011
Datteln Partner 5
03.2011
Aubrac-Rinder als
Landschaftsgärtner.
Auf dem Produktionsband
werden die beiden Rohmaterialien Gips und Karton zu einer
stabilen Rigips-Platte.
E.ON sorgt für ursprüngliche Natur in den Lippeauen
bei Datteln-Ahsen.
R
aum für die Natur, das bietet ein circa 25 Hektar großer Teil der
Lippeauen bei Datteln-Ahsen. Zwischen Herbst 2007 und Winter 2008
wurde das Areal ökologisch aufgewertet – als wertvoller Ersatz für die
im Bereich des Kraftwerksneubaus Datteln 4 in Anspruch genommenen Flächen.
„Oberstes Ziel ist dabei der Biotop- und Artenschutz“, erklärt Landschaftsarchitektin Stephanie Manhoff von der Haus Vogelsang GmbH (HVG). Die HVG hat
sowohl die Kompensationsflächen zur Verfügung gestellt als auch im Auftrag
von E.ON die Fläche umgestaltet. „Der Mensch als Besucher und Nutznießer
der Maßnahmen wird am Rand zu Gast sein können“, erklärt Frau Manhoff.
Neben der Bepflanzung von Waldrändern, der Umwandlung von Acker in Grünland und der Entfernung von Drainagen wurde im Rahmen der ökologischen
Aufwertung im Wesentlichen die Lippe entfesselt und renaturiert. „Wir haben
zum Beispiel Wasserbausteine entfernt, die dafür gesorgt haben, dass die Lippe
keinen Boden wegschwemmen konnte“, so Stephanie Manhoff. Das Areal war
zuvor landwirtschaftlich genutzt worden, Ufererosion deshalb unerwünscht.
Das hat sich nach der Umgestaltung zur naturnahen Auenlandschaft gründlich
geändert. „Jetzt ist dieser Effekt sogar erwünscht“, betont die Landschaftsarchitektin. Ziel sei schließlich der Urzustand, eine „ursprüngliche und dynamische
Natur“.
Und das gelingt: Im vergangenen Jahr hat das Ingenieur- und Planungsbüro
Lange GbR aus Moers die 25 Hektar große Fläche untersucht. Der inzwischen
vorliegende Monitoringbericht belegt die positive Entwicklung. Das Spektrum
der vorhandenen Vogelarten entspricht bereits den Erwartungswerten auf
Weideflächen. Mit dem Feldschwirl und dem Sumpfrohrsänger haben sich zwei
Leitarten angesiedelt. Im Bereich der Prall- und Gleithänge an den entfesselten
Ufern hat auch eine große Uferschwalbenkolonie ihren Lebensraum.
Das hohe Niveau des Landschaftsbildes wird durch die entfesselte Lippe, die
angelegten Flutmulden und vorhandenen Brachestadien auf den Flächen
erreicht. Die positive Entwicklung der Flutmulden zeigt sich vor allem durch
die dort inzwischen wachsenden charakteristischen Arten, die jetzt schon der
Zielsetzung für 2013 entsprechen. Die Neuansiedlung der Sumpf-Brenndolde,
die zentraleuropaweit als gefährdet und deutschlandweit als stark gefährdet
(Rote Liste Kategorie 2) gilt und in NRW eigentlich gar nicht vorkommt, kann
laut Bericht als floristische Besonderheit gedeutet werden. Die dauerhafte
und nachhaltige Entwicklung der Flächen wird durch die Vogelsang-Stiftung
sichergestellt.
Doch nicht nur Kleintiere fühlen sich in den Lippeauen heimisch, sondern ebenso eine inzwischen 13-köpfige Herde Aubrac-Rinder. Die sehr robusten Tiere
betätigen sich als natürliche „Landschaftsgärtner“. „Die Rinder fressen Pflanzen
oder vertreten Bereiche mit ihren Hufen. Dadurch können an diesen Stellen
neue Pflanzen wachsen“, erläutert Stephanie Manhoff.
Betreut wird die Herde von Andreas Lütke Brintrup. Täglich kontrolliert der
Landwirt, ob bei „Familie“ Aubrac alles in Ordnung ist. Was meist der Fall ist.
„Eigentlich“, sagt Lütke Brintrup, „muss ich mich wenig kümmern.“ Wenn sich
zum Beispiel ein Tier einen Fremdkörper in die Klaue getreten hat, muss der
Landwirt einen Tierarzt rufen. „Aber ansonsten ist der gesundheitliche Zustand
sehr gut“, sagt Lütke Brintrup. „Die Tiere sehen gut aus und fühlen sich wohl.“
So wohl, dass es bereits Nachwuchs gegeben hat: In den Jahren 2009 bis 2011
kamen insgesamt sieben junge Rinder zur Welt, und im April/Mai nächsten
Jahres wird es wahrscheinlich erneut Familienzuwachs geben.
Werner Weckowski (re.) bei der Abnahme eines Gerüstes im Maschinenhaus
Gut gerüstet.
Kraftwerksnebenprodukt ist
Rohstoff für andere.
Die Firma S&P Gerüstbau GmbH Marl hat Rahmen-
Kraftwerk Datteln liefert REA-Gips an die
vertrag mit E.ON Kraftwerken.
Saint-Gobain Rigips GmbH.
I
hren Sitz hat die Firma S&P Gerüstbau GmbH in Marl. Doch sieben bis
acht ihrer Beschäftigten sind fast immer im Kraftwerk Datteln unterwegs.
Seit rund fünf Jahren hat die Firma einen Rahmenvertrag mit E.ON Kraftwerke. Gerüste bauen nach dem jeweiligen Bedarf ist ihr Auftrag: stehend
oder hängend, außen oder innen liegend, klein oder richtig groß, für geplante und für nicht planbare Arbeiten, an normalen Arbeitstagen oder auch
am Wochenende.
Mal ist nur ein Ventil in geringer Höhe undicht, dann genügen ein sogenannter
Gerüststuhl und zwei bis drei Leute, die ihn in einer knappen Stunde aufbauen. Bei einer großen Revision aber wird zum Beispiel der gesamte Dampferzeuger bis in über 50 Meter Höhe eingerüstet, damit die Wände begutachtet
werden können. Daran arbeiten dann in zwei Schichten je zwölf Leute vier
Tage lang. „Neben Datteln arbeiten wir auch in den E.ON-Kraftwerken in
Gelsenkirchen-Scholven, Dortmund und Herne, etwa 25 unserer Mitarbeiter
sind mit diesen Aufträgen sehr gut ausgelastet“, rechnet Prokurist Peter
Liebisch vor. „E.ON Kraftwerke ist damit einer unserer großen Kunden.“ „Und
das Verhältnis zwischen Kunde und Firma stimmt auch“, sagt Oberbauleiter
Werner Weckowski, der eigentlich immer in einem der Kraftwerke anzutreffen ist. „Wir fühlen uns hier als Partner.“ Werner Weckowski baut seit 22
Jahren Gerüste in Kraftwerken: am Dampferzeuger, im Maschinenhaus oder
in den Rauchgasreinigungsanlagen. Inzwischen kennt er jede Ecke, da sind
nicht mehr viele Erklärungen der Kraftwerker nötig. „Ich arbeite gern hier in
solchen Anlagen“, erklärt der Oberbauleiter. „Industriegerüste sind vielseitiger
und anspruchsvoller als Fassadengerüste. Da ist jeder Auftrag anders.“
Insgesamt beschäftigt die S&P Gerüstbau GmbH Marl rund 100 Mitarbeiter
und hat ihren Schwerpunkt auf dem Gebiet der Industriegerüste. Zu ihren
Kunden gehören auch verschiedene große Chemieanlagenbetreiber.
R
igips – das ist heute ein fester Begriff für trockenen Innenausbau
wie „Tempo“ für Taschentücher oder „Polaroid“ für Sofortbildaufnahmen. Am Standort Gelsenkirchen-Scholven fertigt die Saint-Gobain
Rigips GmbH seit 1989 Gipskartonplatten – auch mit Gips aus dem Kraftwerk
Datteln. Die über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren und
vermarkten Rigipsplatten, die einer Fläche von mehreren Tausend Fußballfeldern pro Jahr entsprechen.
Wegen seines Standortes direkt neben dem Kraftwerk Scholven war das
Rigips-Werk in Scholven das erste in Deutschland, das seine Plattenproduktion
zu 100 Prozent mit REA-Gips speisen konnte. REA-Gips ist ein Kraftwerksnebenprodukt. Er entsteht bei der Rauchgasreinigung in den Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) von Steinkohlekraftwerken. Auf diese Weise
können Kraftwerksnebenprodukte verwertet und natürliche Gipsressourcen
geschont werden. Aus dem Kraftwerk Datteln werden jährlich rund 40.000
Tonnen Gips an das Unternehmen geliefert, das auch REA-Gips aus anderen
Kraftwerken wie Scholven oder Knepper verarbeitet.
Die Geschichte von Rigips reicht zurück bis ins Jahr 1933. Damals wurde in
Riga die erste Gipskartonplattenfabrik auf europäischem Boden errichtet.
Zwölf Jahre später entstanden die Vereinigten Baustoffwerke Bodenwerder und damit das erste Werk in der Westzone der Nachkriegszeit, dessen
Produkte ab 1948 deutschlandweit verkauft wurden und ab 1961 in Europa
unter dem Markennamen Rigips für Furore sorgten. Neben Gipskarton- und
Gipsfaserplatten bietet Rigips heute auch Trockenbauprofile und EPS-Dämmstoffe (besser bekannt als Styropor) sowie das Zubehör für Komplettlösungen
von Wand-, Decken- und Bodenkonstruktionen in Trockenbauweise. Dazu
umfasst das Sortiment zahlreiche Spezialprodukte für den Akustikbau und
Brandschutz.
Insgesamt beschäftigt die Saint-Gobain Rigips GmbH an elf Standorten in
Deutschland rund 800 Mitarbeiter.
6 Datteln Wissen
03.2011
Datteln Ausbildung 7
03.2011
Berufsinformationstag bei E.ON.
F
ür einen Berufsinformationstag öffnen die Ausbildungswerkstätten von E.ON in der
Bergmannsglückstraße 41–43 in Gelsenkirchen-Hassel am Samstag, 8. Oktober, ihre
Türen. Interessierte Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Eltern sind herzlich eingeladen, sich in der Zeit von 10 bis 15 Uhr im Aus- und Fortbildungszentrum umzuschauen
und sich aus erster Hand über Berufe, Ausbildungsinhalte, Voraussetzungen und Karrieremöglichkeiten bei E.ON zu informieren.
E.ON bietet Ausbildungsplätze für folgende Berufe an: Industriemechaniker/-in,
Anlagenmechaniker/-in, Elektroniker/-in für Betriebstechnik, Elektroanlagenmonteur/-in,
Industriekaufmann/-frau, Kaufmann/-frau für Bürokommunikation. Außerdem werden in
einer neuen Kooperation mit der Fachhochschule Gelsenkirchen folgende duale Studiengänge angeboten: Bachelor Elektrotechnik, Bachelor Maschinenbau und Bachelor Wirtschaft. Beim Berufsinformationstag stehen Ausbilder und Auszubildende von E.ON Rede
und Antwort. Wer selbst Hand anlegen möchte, kann dies in den Werkstätten tun: Metall-,
Bohr- oder Elektroarbeiten wie auch das Programmieren an Maschinen oder der Umgang
mit dem Lötkolben können ausprobiert werden.
Dabei sind auch die Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, die Fachhochschule Gelsenkirchen
und die IHK Nord Westfalen mit je einem Berufsberatungsstand. Über die Möglichkeiten,
die Ausbildung mit einem Studium zu begleiten, können sich Interessierte ebenfalls einen
Überblick verschaffen. Spannende Einblicke.
Realschüler verbringen einen Tag im Kraftwerk.
B
ereits seit fünf Jahren verlegen Schüler der jeweils achten Klasse der Städtischen Realschule
Datteln einen Unterrichtstag ins Kraftwerk Datteln 1–3. Serviceleiter Clemens Mecking hatte
damals die Idee und ist auch heute noch mit von der Partie. „Die Schüler bekommen so
Kontakt zur Arbeitswelt, sie können uns über die Schulter schauen und selber Hand anlegen“, sagt
Mecking. So durfte jeder Schüler in der Werkstatt das Löten eines Metallstückes selbst ausprobieren.
Nach der Begrüßung im Kraftwerk ging es den Dortmund-Ems-Kanal entlang zum Treffpunkt Energie
Datteln, wo die Schüler einen Überblick über die Erzeugung von Energie und den Standort Datteln
bekamen. Danach wurden die Besucher mit den einschlägigen Sicherheitsregeln vertraut gemacht
und mit der persönlichen Schutzausrüstung ausgestattet.
Aufgeteilt in vier Gruppen absolvierten die Schüler das weitere Programm: Während die eine Gruppe
lötete und die andere mit dem Messen von Drücken und Temperaturen beschäftigt war, machte die
dritte Gruppe einen Rundgang durchs Kraftwerk und die vierte erfuhr alles Wissenswerte über die
Umweltschutzeinrichtungen. Nach jeweils 45 Minuten wurde getauscht.
Nach den bereits traditionellen Spaghetti in der Mittagspause konnten sich die Schüler noch über
Ausbildungswege bei E.ON informieren.
Besuch aus der
Partnerstadt.
D
er Bürgermeister von Cannock, John Beddows, war im August zu Gast im Kraftwerk Datteln.
Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Sheila Smith sowie Andrea Hans von der Stadt
Datteln besuchte der Brite den Treffpunkt Energie Datteln (TED). Vor Ort informierte sich
Beddows zudem über den Stand der Arbeiten auf der Baustelle von Datteln 4.
Unter der Führung von E.ON-Mitarbeiter Andreas Kahle besichtigte die Gruppe unter anderem das
Maschinenhaus, das Kesselhaus und die Warte. Vor allem der Kühlturm und der Blick über das Ruhrgebiet vom Dach des Kesselhauses aus beeindruckten die Besucher.
Cannock ist seit 1971 Partnerstadt von Datteln. Bürgermeister John Beddows war bereits zum dritten Mal in Datteln und zum zweiten Mal bei E.ON.
Start in
die Ausbildung.
Einführungswoche erleichtert den Einstieg.
I
nsgesamt 74 Nachwuchskräfte haben im September ihre Ausbildung bei E.ON im
Ruhrgebiet begonnen. 56 neue Auszubildende des E.ON-Konzerns werden im Aus- und
Fortbildungszentrum Gelsenkirchen (AFZ) für verschiedene Tochtergesellschaften
auf das Berufsleben vorbereitet. Hinzu kommen 18 Auszubildende von Partnerfirmen wie
Steag, Vaillant, Pilkington und der Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhrgebiet.
Neben Ausbildungen im Metall- und Elektrobereich sowie in kaufmännischen Berufen
bietet das AFZ in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Gelsenkirchen dieses Jahr
erstmals ein duales Studium an. Zur Wahl stehen die Bachelorstudiengänge Elektrotechnik,
Maschinenbau und Wirtschaft, die mit einer Berufsausbildung bei E.ON kombiniert
werden können.
Da der Wechsel von der Schule in den Arbeitsalltag einen großen Einschnitt im Leben
junger Menschen darstellt, unterstützt E.ON diesen wichtigen Schritt seit vielen Jahren
mit einer speziell konzipierten Berufseinführungswoche. Vom 5. bis zum 9. September
trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Jugendherberge in Xanten.
Schwerpunkte in dieser Woche sind Informationen zum Ausbildungsunternehmen, zum
Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie zum Ausbildungsablauf. Gemeinschaftliche
Arbeiten und Freizeitaktivitäten stärken darüber hinaus die Sozialkompetenz. Wichtige
Themen sind außerdem Gesundheit und aktiver Sport.
Das Programm der Einführungswoche wird von Ausbildern, Betriebsräten, internen
Referenten sowie von der Jugend- und Auszubildendenvertretung gestaltet. „Die Woche
wird von den neuen Auszubildenden durchgehend dankend angenommen“, so Johannes
Dresenkamp, Leiter des Aus- und Fortbildungszentrums in Gelsenkirchen. „Sie erleichtert
ihnen den Einstieg in das Berufsleben sowie ins Unternehmen.“
8 Datteln aktiv
03.2011
Partystimmung beim
Kanalfestival.
München hat die Wiesn, Wien den Prater, Herne seine Cranger Kirmes.
Datteln hat vier Kanäle – und das passende Festival dazu. E.ON gehört
zu den Sponsoren der beliebten Veranstaltung.
Z
um mittlerweile 42. Mal lockten Maskottchen
„Kanello“ und ein attraktives Programm zahlreiche
Besucher zum Kanalknotenpunkt, der vom 19. bis
21. August zum „Partyknotenpunkt“ wurde. Nicht nur für
Einheimische, denn längst schallt der Ruf „Komm mal mit
zum Dattelner Kanal“ weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Knapp, aber äußerst positiv fällt das Fazit des Veranstalters, der Interessengemeinschaft Kanalfestival e. V., aus:
„Es ist wunderbar gelaufen“, so der 1. Vorsitzende Ludger
Grundmann. Einige Zehntausend hätten den Weg nach
Datteln gefunden. „Der Samstag war der besucherstärkste,
den wir je hatten.“ Zum Erfolg trugen das Sommerwetter
und liebgewonnene Standards wie Lampionkorso oder
Feuerwerk bei.
Aber vor allem die zahllosen Vereine und Künstler machten
mit ihren Darbietungen die Stippvisite am DortmundEms-Kanal lohnenswert.
Ein Höhepunkt in diesem Jahr: der Auftritt der „Münchener
Freiheit“ auf der E.ON-Bühne am Jahnplatz. Mit aktuellen
Songs und Hits wie „Tausendmal Du“ oder „Ohne Dich“
sorgten die Hitparadenstürmer für Stimmung und Gänsehaut. Doch nicht nur das Publikum genoss die Zeitreise
zurück in die Achtziger. „Auch die Band war von der Atmosphäre sehr angetan“, weiß Ludger Grundmann.
Tags zuvor hatten an gleicher Stelle bereits das Stuttgarter
Trio „Maila“ und die rockigen „Killerpilze“ mächtig eingeheizt.
Waltroper Pferde stärken.
E.ON unterstützt Förderverein für therapeutisches Reiten.
M
it einer Spende unterstützte E.ON den Verein
Waltroper-Pferde-stärken e. V. Die 110 Mitglieder
des 2005 gegründeten Vereins fördern das therapeutische Reiten für Menschen, die finanziell nicht in der
Lage sind, die Therapiekosten allein zu tragen.
Therapeutisches Reiten kann sowohl geistig behinderten
oder psychisch kranken Kindern und Erwachsenen als auch
verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen helfen. „In
der Arbeit mit den Pferden verbessern sich zum Beispiel
das Körperbewusstsein und die Körperbeherrschung“,
erläutert Vereinsvorsitzender und Reitpädagoge Heiner
Beisenbusch. „Das Selbstwertgefühl der Patienten steigt,
und nicht selten können Aggressionspotentiale abgebaut
werden. Für viele Menschen ist das therapeutische Reiten
sogar die einzige Möglichkeit, sich mitzuteilen oder zu
verwirklichen. So kann es ihre Lebensqualität erhöhen und
ihnen neue Perspektiven eröffnen.“
Seit das therapeutische Reiten vor etwa acht Jahren aus
dem Heilmittelkatalog der Krankenkassen gestrichen
wurde, können viele Patienten die Therapiekosten nicht
allein aufbringen. Rund 650 Euro fallen für die wöchentliche Therapiestunde pro Person und Jahr an. Der Verein
Waltroper-Pferde-stärken e. V. unterstützt deshalb jährlich
rund 80 bis 100 Personen.
Impressum
Adresse
E.ON, Erzeugung Deutschland
Kraftwerk Datteln
Standortkommunikation
Zum Kraftwerk 5
45711 Datteln
Redaktion
Sabine Weichelt
T.: 0209 – 601-8367
F: 0209 – 601-5323
[email protected]
Texte
Andreas Kahle
Stephan Lamprecht
Sabine Weichelt
Fotos
Andreas Kahle
Elmar Müller
Ausgabe 02.2011
neben.an
Zeitung für die Nachbarn des E.ON-Kraftwerks Datteln.
Gefragt
Baustellenleiter
Merkl im Porträt
Geprüft
Besuch im
Zentrallabor
Gesichtet
Falken nisten
am Kraftwerk
02
06
07
2 Datteln aktuell
02.2011
Die Klammer über allem.
Das Mängelwesen von Datteln 4.
Ob er nun nichts mehr zu tun habe? Diese Frage ringt Günter Merkl allenfalls ein mildes
Andreas Bork ist Fachbauleiter für Qualitätssicherung.
Lächeln ab. Der 53-Jährige ist Leiter der Baustelle Datteln 4 und kann sich auch jetzt, im Sommer
2011, über einen Mangel an Arbeit noch nicht beklagen – trotz des teilweisen Baustopps.
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,
sind Sie schon in Feierlaune? Vielleicht,
wenn Sie dieses Wort hören: Kanalfestival? Dattelns Traditionsveranstaltung steht
wieder vor der Tür – und E.ON ist dabei,
genauer gesagt mittendrin.
Auf der E.ON-Bühne werden zahlreiche
Künstler für Stimmung sorgen. Mit dabei
die Münchener Freiheit, die mit „Ohne
Dich“ einen unverwüstlichen Ohrwurm geschaffen hat. Ohne ihn, Günter Merkl,
würde vieles auch nicht laufen oder zumindest anders. Auf der E.ON-Bühne werden
Sie Günter Merkl, übrigens auch ein Bayer,
allerdings nicht finden. Als Baustellenleiter von Datteln 4 stellt er sich anderen
Aufgaben und Herausforderungen. Welchen, das erfahren Sie in dieser Ausgabe.
Da das Kanalfestival wie immer unter
freiem Himmel stattfindet, ist eines natürlich besonders wichtig: schönes Wetter.
„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, sagt der Volksmund. Aber die Chancen auf Sonnenschein stehen nach dem
bisherigen Jahresverlauf nicht schlecht.
Und, wer weiß, vielleicht müssen ja gar
keine Schwalben am Himmel sein, damit
die Sonne scheint. Vielleicht lässt sich Petrus auch von anderem Federvieh gnädig
stimmen. Von Falken zum Beispiel. Die
brüten gerade wieder bei uns am Kraftwerk.
Gutes Programm, gutes Wetter – nun fehlt
nur noch eines für ein rauschendes Fest:
gute Laune, die „Chemie muss stimmen“.
Beim Kanalfestival kann dazu jeder Besucher beitragen. Bei E.ON kümmert sich das
Zentrallabor in Gelsenkirchen-Scholven darum, dass die Werte korrekt sind. Auf den
folgenden Seiten lesen Sie mehr.
Liebe Nachbarn, ich hoffe, ich konnte Ihnen Lust auf die neue Ausgabe der Nachbarschaftszeitung machen. Und wenn Sie
nun Lust auf das Kanalfestival haben: E.ON
verlost in dieser Ausgabe Eintrittskarten.
Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg beim
Quiz wünscht
Ihr
Matthias Hube
Kraftwerksgruppenleiter
Datteln aktuell 3
02.2011
Günter Merkl auf der Baustelle
T
äglich zahlreiche E-Mails, manchmal klopft es alle paar
Minuten an der Bürotür, weil jemand einen Rat oder eine
Entscheidung braucht. Hinzu kommen die routinemäßigen
Zusammenkünfte: die allmorgendlichen Frühbesprechungen, die
Fachbesprechungen, die Gespräche mit Partnerfirmen. Als Leiter
der zurzeit rund 50 Mitarbeiter zählenden E.ON-Baustellenorganisation – unter ihnen für Teilbereiche verantwortliche Fachbauleiter
und Bauleiter – ist Günter Merkl ein gefragter Mann. Ein „TeamChef“, oder wie er sagt: „Die Klammer über allem.“
Noch immer gut zu tun.
Schätzungsweise zwei Drittel seines Arbeitstages bestehen aus
Gesprächen. Und solch ein Arbeitstag kann lang werden, Einsätze
am Wochenende sind keine Seltenheit, eher die Regel. Wenn der
Elektro- und Wirtschaftsingenieur montags in der Frühbesprechung kleine Verbesserungsvorschläge einbringt, dann wissen die
Kollegen: Günter Merkl hat am Samstag mal wieder einen ausgedehnten Gang über die Baustelle gemacht und war dabei „in Ecken,
die man sonst nicht so sieht“.
Untätigkeit, gar Beschäftigungslosigkeit sieht anders aus. Der
Baustellenleiter, er hat immer reichlich zu tun. „Wir bauen noch“,
entgegnet Merkl denn auch nüchtern, wenn man ihn jetzt auf den
Baustopp anspricht. Die zweite und dritte Teilgenehmigung sind
nicht betroffen. An Kühlturm, Rauchgasreinigung, Kessel- und Maschinenhaus wird gearbeitet, nach wie vor. Verkabelungen werden
vorgenommen, Rohrleitungen montiert. Aufgaben, die größtenteils
in den inzwischen geschlossenen Gebäuden erledigt werden, was
zu einer erstaunlichen Stille auf der Großbaustelle geführt hat.
Gleichwohl beeinflussen die gerichtlichen Entscheidungen zu
Datteln 4 die Abläufe auf der Baustelle. Waren zu Spitzenzeiten
vor rund zwei Jahren arbeitstäglich bis zu 1.700 Mitarbeiter aktiv,
sind es aktuell noch etwa 600. Sein Büro muss Günter Merkl gar
nicht verlassen, um die Veränderungen zu bemerken. Von seinem
Schreibtisch aus blickt er auf einen Plan: Datteln 4 wie es einmal
werden soll. Und wenn er aus dem Fenster guckt, dann schaut der
53-Jährige auf die Hilfskesselanlage samt Öltank.
Hier geht es derzeit nicht weiter, dieser Teil ist unter anderem vom
Baustopp betroffen. Frustrierend sei es, Gewerke halbfertig liegenlassen zu müssen, sagt Merkl. Auch ärgerlich, denn „man will solch
ein Gewerk doch zu Ende bringen“. Eine nüchterne, ruhige Analyse.
Kühlturm mit Schallschutz-Kulissen
Ruhig und analytisch, so sollte man in seiner Position auch arbeiten.
Seit knapp vier Jahren ist der Ingenieur in Datteln Baustellenleiter,
fast von Beginn an. Es sei seine bislang größte Herausforderung
in rund 30 Jahren bei E.ON bzw. dessen Vorgängerunternehmen.
Bereut hat der Vater eines Sohnes die Entscheidung nicht. Obwohl
der teilweise Baustopp Merkls Arbeit und die seiner Kollegen –
eine Baustelle sei Teamwork – verändert hat. Abläufe mussten
und müssen so umgeplant werden, dass in den vom Stopp nicht
betroffenen Bereichen reibungslos weitergearbeitet werden kann,
ohne dass es bei den einzelnen Gewerken zu Kollisionen kommt.
Neu ist die Frage, wie man die vom Baustopp betroffenen Gewerke
vor Schäden schützen kann. Schließlich wird dies aufgrund der
aktuellen Genehmigungslage in naher Zukunft auf die gesamte
Baustelle zukommen.
Sympathische Menschen, sympathische Region.
Dabei wäre Günter Merkls Aufgabe als Baustellenleiter in diesem
Jahr eigentlich erledigt gewesen – wenn alles nach dem ursprünglichen Fahrplan gelaufen wäre. Ist es aber nicht. Trotzdem: Günter
Merkl mag seinen Job – immer noch. Er mag den Umgang mit so
vielen, so verschiedenen Menschen, er mag die Eigenständigkeit in
seiner Position; und der gebürtige Bayer mag die Region. Nicht nur,
wenn er auf dem Kesselhausdach steht und den Ausblick genießt.
Er fühle sich wohl im Ruhrgebiet.
Wenn man im „Pott“ dazugehören will, geht man am Wochenende
auf den Fußballplatz. Das kommt auch den Interessen von Günter
Merkl entgegen. Schalke 04 gegen Bayern München hat er sich angeschaut. Für wen dann das bayrische Herz, das nun berufsbedingt
im Ruhrgebiet, genauer: in Recklinghausen wohnt, schlägt? „Ach“,
sagt Merkl, „eigentlich war’s mir egal. Hauptsache ein schönes
Spiel!“ Ohnehin liege ihm 1860 München näher. Ruhig, nüchtern
und analytisch. Das geht auch in der Freizeit – sogar in einem Fußballstadion im Revier.
D
en Job von Andreas Bork macht eigentlich jeder.
Wahrscheinlich sogar fast täglich. Wer zum Beispiel eine Pizza bestellt, der wählt zunächst ein
Restaurant seines Vertrauens und die gewünschte Speise
aus. An der Haustür wird dann geprüft, ob die Lieferung
wie angefordert und fehlerfrei erledigt wurde. Dieser
Vorgang hat einen Namen: Qualitätssicherung. Die gibt
es selbstverständlich auch für Datteln 4. Allerdings ist es
hier mit einem Blick in den Pappkarton nicht getan.
„Wir rechnen damit, dass wir zum Schluss des Projekts
200 laufende Meter Akten haben“, erklärt Andreas Bork,
seines Zeichens Fachbauleiter Qualitätssicherung für
Datteln 4. Wann ist wo welche Schweißnaht erstellt
worden? Welcher Schweißer war aktiv? Hatte dieser die
notwendigen Zeugnisse? Wann wurde die Naht geprüft?
Alles wird akribisch festgehalten. Für die Aktenordner
sind extra Räume vorgesehen. Hinzu kommen die digital
gespeicherten Daten. Wohlgemerkt: Aktenordner, Computerdateien – das alles deckt lediglich den Punkt „Dokumentation“ ab, der eher am Ende eines Bauabschnitts
steht. Die Qualitätssicherung an sich ist weitaus umfangreicher und hat bereits viel früher begonnen. Schon mit
den Planungen für Datteln 4.
Drei Buchstaben sind dabei von besonderer Bedeutung:
QIP, der „Qualitätsinspektionsplan“. Jeder Auftragnehmer
ist verpflichtet, solch einen Plan aufzustellen. In ihm
ist jeder Fertigungsschritt festgehalten. „Das beginnt
parallel mit der Materialbestellung und reicht bis zur
Montage des Bauteils“, erklärt Bork. Im QIP verbindlich
notiert sind auch so genannte Ankerpunkte. „Wenn diese
erreicht sind, müssen wir eingeladen werden“, erklärt
der Fachbauleiter. Bei Wärmetauschern zum Beispiel zur
Druckprobe. Wobei dieses „wir“ nicht nur E.ON-Mitarbeiter umfasst. Geht es um Druckteile, ist der TÜV mit an
Bord; den Bereich Stahlbau begutachten Experten der
Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt.
Neben den Ankerpunkten gibt es Inspektionsbesuche.
„Theoretisch können wir zu jeder Tages- und Nachtzeit
die Werkstatt eines Auftragsnehmers besuchen und die
Fertigung in Augenschein nehmen“, sagt Bork. In der
Praxis werden solche Besuche ein bis zwei Tage vorher
angekündigt. Das macht die Sache vielleicht fairer, aber
nicht einfacher, denn die beteiligten Firmen kommen aus
ganz Europa. Ein Besuch führte sogar nach China.
Da viele Gewerke inzwischen allerdings vor dem Abschluss und somit kurz vor der Abnahme stehen, sind
Andreas Bork und seine Mitarbeiter derzeit vor allem auf
der Baustelle im Einsatz – mit Erfolg. Da die Qualitätssicherung so früh eingebunden werde, habe man bislang
nie die Notbremse ziehen müssen, sagt der Fachbauleiter: „Wir sehen ja schon im Ansatz, wenn etwas nicht
korrekt läuft. Dadurch können wir größere Mängel
vermeiden.“
Eine „gewisse Herausforderung“ stellt allerdings der
teilweise Baustopp auf dem Gelände dar – auch für die
Qualitätssicherung. Die zum Teil halbfertigen Arbeiten
gemeinsam mit den Lieferanten vor Schäden zu schützen, sei mit einem „enormen Arbeitaufwand“ verbunden,
sagt Bork: Gruben werden abgedeckt, Stahlteile mit
Fett beschichtet, um Rost zu vermeiden, Pumpen wieder
demontiert und ins Lager zurückgebracht. Mit dem bisherigen Ergebnis ist Andreas Bork zufrieden: „Wir haben die
Bereiche optimal geschützt.“
Allerdings dürfe aufgrund des Baustopps nicht an allen
Stahlbauteilen ein Korrosionsschutz auftragen werden.
„Diese Teile“, schätzt Bork, „müssen später vermutlich
sandgestrahlt und neu beschichtet werden.“
Baustopp betrifft auch Partnerfirmen
Der teilweise Baustopp von Datteln 4 hat auch Auswirkungen
auf Partnerfirmen, die im Auftrage von E.ON auf der Baustelle aktiv sind. Die Firma GA Energieanlagenbau Süd GmbH
aus dem baden-württembergischen Fellbach ist für Elektroinstallationsarbeiten zuständig. Diese Arbeiten umfassen unter
anderem Erdung, Blitzschutz, Erstellen von Kabelwegen, die
Beleuchtungsverkabelung und die Starkstromverkabelung
sowie die 10kV-Verkabelung im Mittelspannungsbereich. Seit
dem 1. April 2009 ist das Unternehmen in Datteln tätig. Extra
für das Projekt wurde eine Kernmannschaft mit Fachleuten
aus der Umgebung zusammengestellt. Auch die Nachauftragnehmer haben ihren Sitz größtenteils im Ruhrgebiet
beziehungsweise in Nordrhein-Westfalen. Der teilweise Baustopp trifft GA Energieanlagenbau Süd hart, wie Projektleiter
Reiner Lischka sagt:
Andreas Bork bei Prüfungen auf der Baustelle.
„Datteln 4 gehört neben einem Projekt in Süddeutschland zu
den größten Aufträgen unseres Unternehmens, die eine gewisse Grundauslastung und Basis gebildet haben. Wir hätten
unsere Montage eigentlich Ende des letzten Jahres beenden
müssen. Wir haben aber bislang weniger als die Hälfte des
Auftragswertes abarbeiten können – bei fast 120 Prozent der
verwirkten Montagezeit. Die Ausführungstermine sind alle
verschoben beziehungsweise verstrichen. Unser Problem
ist, dass wir quer durch alle Gebäude operieren. Wir waren
also nicht in der Lage zu sagen: Okay, wir nehmen hier eine
Unterbrechung hin, ziehen unser Personal erst einmal ab
und erbringen unsere Leistung zu einem späteren Zeitpunkt.
Zumal dann andere Aufträge hätten frühzeitig akquiriert
werden müssen. Momentan stehen wir vor der Situation,
dass wir in Datteln zwar wenig zu tun haben, aber immer so
viel, dass wir beschäftigt sind. Ohne wirtschaftlichen Erfolg
zu spüren. Wir halten hier eine Manpower vor, die in keinem
günstigen Verhältnis zum wirtschaftlichen Ergebnis steht.“
4 Datteln Umweltmonitoring
Staubniederschlag-Sammelgefäße (Versuchsfläche Nord)
Getreideparzelle vor der Ernte (Versuchsfläche Süd)
02.2011
Datteln Umweltmonitoring 5
02.2011
Rapsparzelle (Versuchsfläche Nord)
Bodenprofil (Versuchsfläche Nord)
Maispflanzen (Versuchsfläche Nord)
Rapsblüte (Versuchsfläche Süd)
den beiden landwirtschaftlichen Versuchsflächen bestätigt.
Das Bodenuntersuchungsprogramm des Kreises Recklinghausen zeigte allerdings für einige Flächen im Süden
Dattelns höhere Belastung mit Cadmium in Garten- und
Ackerböden.“
Auswirkungen auf das lokale Klima.
Grundsätzlich kann das neue Kraftwerk mit seinen Gebäuden und den Betriebsauswirkungen Auswirkungen auf
verschiedene Elemente des lokalen Klimas haben. Dazu
gehören neben dem Einfluss auf die Dauer der Sonneneinstrahlung durch Beschattung auch Änderungen der
Lufttemperatur, der Luftfeuchte und des Niederschlags.
Zur Erfassung der wesentlichen Elemente des Lokalklimas
wurden auf den zwei landwirtschaftlichen Versuchsflächen
Agrarwetterstationen eingerichtet. Eine der Wetterstationen befindet sich im zukünftigen Einflussbereich des
Kraftwerkes (Versuchsfläche Nord), die zweite Station liegt
südlich, außerhalb einer zukünftigen Beeinflussung durch
Verschattung und Kühlturmschwaden (Versuchsfläche Süd).
Die installierten Agrarwetterstationen messen kontinuierlich alle relevanten Wetterdaten. Etwaige Auswirkungen
auf die Klimaelemente ergeben sich aus dem Vergleich der
Messdaten von der Versuchsfläche Nord mit den Daten von
der Referenzfläche Süd.
Reinhaltung der Luft.
Bereits seit 2007, also lange vor der Inbetriebnahme des
neuen Kraftwerks, wird in Messreihen die Schadstoffbelastung der Luft in der Umgebung des Kraftwerks dokumentiert. Weiterhin erfassen Messungen im Nahfeld des Kraftwerks mögliche Staubniederschläge auch schon während
der Bauphase. Drei Stationen messen zudem Schwebstaub
(PM10) und dessen Inhaltsstoffe. In einem Forschungsprojekt wird darüber hinaus versucht, durch detaillierte
Untersuchungen der Staubproben mithilfe eines Elektronenmikroskops Rückschlüsse auf deren Quellen zu ziehen.
Landwirtschaftliches Monitoring.
Durch detaillierte Untersuchungen wird geprüft, inwiefern
Kühlturmschwaden und Schattenwurf einen Einfluss auf
das Wachstum, den Ertrag und die Qualität bedeutsamer
landwirtschaftlicher Kulturen haben. Dazu wurden eigens
zwei landwirtschaftliche Versuchsflächen angelegt – innerhalb und außerhalb des potenziellen Einflussbereichs
des Kühlturmschwadens. Auf ihnen werden ortsübliche
Ackerkulturen angebaut und Grünland eingesät.
Kontrolle mit System.
Umwelt beim Neubau des Kraftwerksblocks Datteln 4.
M
enschen, Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser und Atmosphäre sowie Kultur- und Sachgüter – der Bau
und der Betrieb eines Kraftwerks kann Einfluss
auf viele Faktoren haben. E.ON hat sich deshalb zur Durchführung eines mehrjährigen und umfassenden Umweltmonitorings für das Projekt Datteln 4 verpflichtet. Bereits
seit dem Baubeginn im Februar 2007 werden Umweltdaten
zur Qualität von Luft, Boden, Wasser und Klima sowie zu
Belästigungen durch Lärm und Erschütterungen erhoben
und durch unabhängige Gutachter ausgewertet.
Der Neubau von Datteln 4 unterliegt einer strengen staatlichen Kontrolle. Die Bestimmungen dafür regelt insbesondere das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Dr.
Klaus Spona (Dr. Spona Umweltberatung) gehört zu den
fünf externen Unternehmen und Verbänden, die mit dem
Umweltmonitoring für Datteln 4 befasst sind. Der Naturwissenschaftler erstellt die halbjährlich erscheinenden
Umweltmonitoringberichte.
Lärm und Erschütterungen.
Die Errichtung eines Kraftwerks mit den umfangreichen
Bauarbeiten und Montagetätigkeiten ist mit einem unvermeidlichen Geräuschpegel verbunden. Dazu kommen Auswirkungen des erhöhten Verkehrsaufkommens im Umfeld
der Baustelle. Zum Schutz der Menschen sind in einschlägigen Regelwerken einzuhaltende Grenzwerte vorgegeben.
Um die entstehende Belastung durch Lärm und Erschütterungen genau zu erfassen, werden bereits seit der ersten
Phase der Bauaktivitäten begleitende Messungen durchgeführt. Diese wurden von der Bezirksregierung Münster
in den Nebenbestimmungen für den Vorbescheid und den
Teilgenehmigungen festgeschrieben.
Dr. Spona: „Bei den Messungen wurde deutlich, dass
die Rammarbeiten für die Gründung der Kühlturmfundamenteund der Spundwände des Hafens die lautesten
Einzelgeräusche, waren, die von der Baustelle ausgingen.
Daher wurde eine transportable, dreiseitig geschlossene
Abschirmwand errichtet. Die Arbeiten am Kühlturm stellten eine weitere wesentliche Lärmquelle dar. Hier wurde
der Einsatz der Flaschenrüttler nachts auf sechs Stunden
begrenzt. Während der Proberammarbeiten für die Kühlturmgründung wurden auch Erschütterungsmessungen an
zwei Messorten im Bereich des Meisterwegs durchgeführt.
Diese lagen deutlich unter der Spürbarkeitsgrenze.“
Schutz des Bodens.
Als Lebensraum für Pflanzen und Tiere ist der Boden ein
wesentlicher Bestandteil des Naturhaushaltes. Um die
aktuelle Schadstoffbelastung des Bodens zu ermitteln,
wurden das vom Kreis Recklinghausen durchgeführte umfangreiche Bodenuntersuchungsprogramm sowie Daten
von Bodenuntersuchungen von Ackerflächen ausgewertet.
Zusätzlich wurden Bodenproben auf den von E.ON angelegten landwirtschaftlichen Versuchsflächen genommen
und untersucht. Weitere Untersuchungen sind gegen Ende
der Bauphase und während der ersten drei Betriebsjahre
des Kraftwerkes Datteln geplant.
Dr. Spona: „Die Datenrecherche im Fachinformationssystem stoffliche Bodenbelastung des Landesamtes für
Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW ergab, dass
bisher keine Überschreitung von Prüfwerten der BundesBodenschutz- und Altlastenverordnung in Bodenproben
aus den umliegenden Ackerflächen vorhanden sind. Dieses
Ergebnis wurde auch durch die Bodenuntersuchungen auf
Güte von Grund- und Oberflächenwasser.
Im Umweltmonitoring wird auch untersucht, inwiefern der
Kraftwerksneubau Auswirkungen auf Oberflächengewässer
und das Grundwasser hat. Auf dem Grundstück des Kraftwerksneubaus verlief der Ölmühlenbach in der Nähe des
Dortmund-Ems-Kanals. Durch den Bau des Parallelhafens
am Kanal musste er umgeleitet werden. Der Bach hat sich
inzwischen in seinem neuen, mäanderförmig angelegten
Lauf ökologisch entwickelt. Um schädliche Auswirkungen
durch die Baustelle und durch eine bereits vor Baubeginn
auf dem Gelände befindliche Halde auszuschließen, wird
das Bachwasser in regelmäßigen Abständen auf Schadstoffe untersucht. Darüber hinaus wurde die Grundwassersituation im Rahmen der Baugrunderkundung und -beurteilung detailliert erfasst und wird weiterhin laufend
untersucht.
Dr. Spona: „Nach der Verlegung des Ölmühlenbaches
fanden bisher zwischen 2007 und 2010 über 30 Untersuchungsserien zur Bachwasserqualität statt. Eine Beeinträchtigung der Bachwasserqualität konnte nicht festgestellt werden. Für die Bauarbeiten an den Fundamenten
musste Grundwasser abgepumpt werden. Nach der Reduzierung der Wasserhaltung stieg der Grundwasserspiegel
wieder an, so dass sich nach Abschluss der Arbeiten die
ursprünglichen Grundwasserverhältnisse wieder einstellen
werden.“
Dr. Spona: „Nach Auswertung der Wetterdaten für den Zeitraum September 2007 bis Juni 2010 herrschte auf der Referenzfläche Süd im Jahresdurchschnitt eine leicht höhere
Temperatur (etwa + 0,2 °C) als auf der Versuchsfläche Nord.
Ebenso traten auf der Versuchsfläche Süd bisher etwas
höhere Niederschläge (10 – 40 millimeter in der Jahressumme) als an der Versuchsfläche Nord auf. Im Gegensatz
dazu wurde an der Versuchsfläche Nord eine geringfügig
höhere Sonneneinstrahlung (Globalstrahlung) und damit
auch eine höhere Anzahl an Sonnenscheinstunden im Jahr
(8 - 17 Stunden = circa 1 Prozent) gemessen.“
Dr. Spona: „Bereits seit 2005 bewegt sich die Konzentration
des Luftschadstoffes Schwefeldioxid auf einem niedrigen
Niveau, der Immissionsgrenzwert wird deutlich unterschritten. Auch die Konzentration von Stickstoffdioxid lag
im Messzeitraum zuverlässig unter dem Immissionsgrenzwert. Seit Beginn der Erhebungen für das aufwändige
Umweltmonitoring 2007 lagen die gemessenen Feinstaubkonzentrationen im Jahresmittel an allen drei Messstellen
unterhalb des Immissionsgrenzwertes der TA Luft. Seit
2006 lässt sich eine deutlich abnehmende Konzentration
an Arsen und verschiedenen Schwermetallen erkennen.
Im 1. Halbjahr 2010 lag die Belastung der Luft mit diesen
Schadstoffen im Feinstaub bereits deutlich unterhalb des
jeweiligen Immissionswertes. Auch beim Staubniederschlag und seinen Inhaltsstoffen ist eine Abnahme der
Konzentration in der Luft im Messzeitraum erkennbar. Im
1. Halbjahr 2010 wurden die Immissionswerte mit einer
Ausnahme klar eingehalten.“
Entwicklung des Verkehrsaufkommens.
Während der Bauphase werden zahlreiche Güter und die
auf der Baustelle tätigen Menschen mit Kraftfahrzeugen
zu und von der Baustelleben befördert. Auch während des
Betriebes läuft ein Teil der Logistikkette über die umliegenden Straßen. Um die Auswirkungen des Neubaus auf
den Straßenverkehr in der Umgebung zu erfassen, werden
in festgelegten Abständen Verkehrszählungen durchgeführt. Im späteren Kraftwerksbetrieb erfolgen die Anlieferung der Kohle und der Abtransport eines großen Teils der
Kraftwerksnebenprodukte über den Dortmund-Ems-Kanal.
Alle Monitoringberichte können im Internet eingesehen
werden unter: http://www.kraftwerk-datteln.com/pages/
ekw_de/Kraftwerk_Datteln/Mediencenter/Broschueren/
Broschueren_Umweltmonitoring/index.htm
6 Datteln Wissen
02.2011
Ganz genau hinsehen.
Zentrallabor arbeitet als unabhängige Mess- und Prüfstelle.
C
hemiker, Chemielaboranten und Mineralogen arbeiten in dem
einstigen Kraftwerkslabor von Scholven, das längst nicht
mehr nur für den Gelsenkirchener Standort tätig ist, sondern
unter anderem auch für Datteln. Ein wichtiger Auftrag der insgesamt
54 Mitarbeiter, von denen viele im Unternehmen ausgebildet wurden:
die betriebliche Eigenüberwachung.
Das Analytische Labor fungiert dabei – auch wenn es zum E.ONKonzern gehört – als unabhängige Mess- und Prüfstelle. „Das wird
von der Behörde genau überprüft“, betont Dr. Johannes Mayer, Leiter
des Bereichs Umweltanalytik im Labor. Die Behörde könne zudem
zu „jeder Tages- und Nachtzeit“ Einblick in die Arbeit des Kraftwerks
und des Labors nehmen. „Die Behörde“, das ist die für das jeweilige
Kraftwerk zuständige Bezirksregierung. Bisher gab es noch keine
größeren Beanstandungen.
Was vermutlich daran liegt, dass das Analytische Labor penibel prüft.
Das kann man hören, wenn man die einzelnen Arbeitsbereiche betritt, denn zu den 54 Mitarbeitern gesellt sich ein umfangreiches
technisches Equipment aus Computern und Analyseapparaturen. Es
brummt und surrt in fast jedem Raum. Man kann es aber auch deutlich sehen – zumindest wenn es darum geht, „was vorne reinkommt“:
Das ist in der Regel Kohle, und die muss analysiert werden. Schwarzer Kohlenstaub auf den Geräten lässt sich dabei nicht vermeiden.
Welchen Schwefelgehalt hat die Kohle? Welchen Stickstoffgehalt?
Wie ist der Aschegehalt, wie das Schmelzverhalten? Das sind nur
einige Eigenschaften, die es zu untersuchen gilt. Denn Kohle ist nicht
gleich Kohle. „Das versteht nicht einmal ein Bergmann, wenn wir
ihm erklären, dass diese oder jene Kohle zwar brennt, aber trotzdem
für ein bestimmtes Kraftwerk nicht geeignet ist“, lacht Ralf Ertelt,
Teamleiter im Bereich Brennstoff- und Schmierstoffanalytik. Doch es
ist so: Nicht jede Kohle passt zu jedem Brennkessel. Deshalb müssen
Proben des Brennstoffs analysiert werden. Dazu wird die Kohle getrocknet, gebrochen, gemahlen und schließlich genau untersucht.
Ebenso gründlich nehmen die Mitarbeiter die Schmierstoffe, die in
den Anlagen zum Einsatz kommen, unter die Lupe. Je nach Anforderung können bis zu 37 Parameter untersucht werden, etwa die
Zähflüssigkeit (Viskosität).
Der Zweck der Mühen: Das Kraftwerk soll möglichst effektiv arbeiten.
„Betriebsoptimierung“ nennt Dr. Johannes Mayer das. Mit seinen
Erfahrungen und Ergebnissen arbeite das Labor von E.ON New Build
& Technology deshalb auch an Forschung und Entwicklung für den
gesamten Konzern mit.
Außerdem soll und muss das Kraftwerk natürlich die gesetzlichen Bestimmungen erfüllen, sprich: sauber arbeiten. Was zu der Frage führt,
was denn nun „hinten rauskommt“. Abwasser zum Beispiel. „Viele
Eigenschaften des Wassers, etwa die Temperatur, werden ohnehin
permanent online überwacht“, erklärt Mayer. Doch einmal pro Monat
steht im Kraftwerk der „große Rundumschlag“ an; dann rücken Mitarbeiter des Labors aus, ziehen Proben und wollen es ganz genau wissen. „Die Grenzwerte werden eingehalten und zum Teil sogar deutlich
unterschritten“, weiß Mayer. Die Qualität sei gut, was nicht zuletzt an
den ständigen Kontrollen liegt. Und sollte es doch mal Beschwerden
von Nachbarn geben, ist das Labor ebenfalls zur Stelle; mit einem
eigenen Messwagen kann zum Beispiel Lärm gemessen werden.
All diese Erfahrungen helfen letztendlich, Abgase und Abwasser
eines Kraftwerks noch effektiver zu reinigen und die Anlagen auch
für zukünftige Anforderungen fit zu machen.
Datteln Wissen 7
02.2011
Im Sturzflug
schnell wie
die Formel 1.
Thorsten Thomas betreut seit 1998
ehrenamtlich Wanderfalken in den
Kraftwerken Datteln, Scholven und
Knepper.
„D
er Mai ist wirklich hart: Eine Schicht im Kraftwerk, beringen, schlafen und von vorn – drei, vier
Wochen lang. Aber es ist ein gutes Gefühl, wenn
man sieht, dass die Nisthilfen angenommen werden, die
Jungvögel schlüpfen und ausfliegen. Oder wenn man
die Tiere wiedererkennt.“ Thorsten Thomas kümmert
sich um alles, was krumme Schnäbel hat, seit einigen
Jahren vor allem um Wanderfalken. Neben seiner Arbeit
in Scholven, wo der Kraftwerksmeister als Blockführer
und Leitstandfahrer arbeitet, ist der 45-jährige ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im Naturschutzbund (NABU) und zuständig
für den Bereich Ruhrgebiet/Münsterland/Niederrhein.
Die Wanderfalken zählen zu den größten Vertretern der
Familie der Falken und sind die am weitesten verbreitete
Vogelart der Welt – sie besiedeln bis auf Antarktis alle
Kontinente. Man sagt ihnen nach, dass sie im Sturzflug
Geschwindigkeiten wie ein Formel-1-Wagen erreichen.
Jedes Jahr 10.000 Kilometer und jede Menge Zeit.
Wanderfalken brüten zwischen März und Ende Juni. In
dieser Zeit kontrolliert Thorsten Thomas regelmäßig die
Nistplätze: Ist ein Wanderfalkenpaar eingezogen und
kennt er die Vögel schon? Wann beginnt das Paar zu
brüten? Wie viele Eier sind es und wie viele Junge schlüpfen? Wie viele von ihnen fliegen auch aus? Rund 10.000
Kilometer legt er dabei in jedem Jahr zwischen den Nistplätzen zurück. Und bis zu fünf Stunden hat er schon am
Fernrohr gewartet, bis einer seiner Schützlinge endlich
das Bein ausgestreckt hat und er die Beschriftung des
Ringes lesen konnte.
Seit 1992 gibt es Wanderfalken im Kraftwerk Scholven.
In einer Öffnung an einem der Kesselhäuser hatte sich
ein Paar häuslich eingerichtet – eines der beiden Paare,
die nach dem europaweiten Bestandseinbruch durch
den Einsatz des Insektizid DDT erstmals wieder in NRW
brüteten. Seit 1995 sind sie auch im Kraftwerk Datteln
heimisch und seit 1998 im Kraftwerk Knepper. Insgesamt
74 Tiere schlüpften seitdem. „Einige von ihnen wurden
schon als Brutvögel an anderen Brutplätzen festgestellt“,
freut sich Thomas.
Hohe Gebäude sind potenzieller Brutplatz.
Wanderfalken sind eigentlich Felsenbrüter. Sie bauen
keine eigenen Nester, sondern nutzen Höhlen oder
ähnliches an schwer zugänglichen Stellen in großer
Höhe, manchmal auch verlassene Horste anderer Vögel.
Inzwischen aber eben auch „Kunstfelsen“ wie Gebäude in Kraftwerken oder Raffinerien, Autobahnbrücken,
Sendemaste, Silos, Kirchen, sogar an einem in Betrieb
befindlichen Abraumbagger wurden sie beobachtet. Mindestens 100 solcher potentieller Brutplätze, schätzt der
Experte, gibt es in seinem Verantwortungsbereich mit
den groben Eckpunkten Emmerich, Krefeld, Hamm und
Osnabrück. „Wir sprechen mit den Betreibern der Anlagen, bringen Nistmöglichkeiten an und kontrollieren sie.
Wenn keine hohen Kosten entstehen, sind die meisten
sehr entgegenkommend.“
Aber nicht alle teilen diese Begeisterung für Wanderfalken, denn die sind hochspezialisierte Vogeljäger. Im
freien Luftraum jagen sie kleine bis mittelgroße Vögel,
Tauben beispielsweise passen perfekt in ihr Beuteschema. „Da kollidieren sozusagen die Interessen verschiedener Tierliebhaber“, beschreibt Thomas recht vorsichtig
die Lage. Aber die „Beute“ hat eine echte Chance: Nur
jeder zehnte Beuteflug der Falken ist erfolgreich. Bemerken die Vögel den herabstürzenden Falken rechtzeitig,
fliegen sie sofort Bögen oder lassen sich wie ein Stein
ein Stück fallen. Aufgrund seiner hohen Fluggeschwindigkeit ist der Falke außerstande, darauf zu reagieren
und schießt an seinem Ziel vorbei.
Auf die Frage, ob seine Arbeit erfolgreich ist, überlegt
Thorsten Thomas kurz und rechnet dann vor: „Etwa 110
Brutpaare gibt es derzeit in NRW. 95 Prozent der etwa 60
Paare, die ich davon betreue, brüten in meinen Nisthilfen
– das kann man, glaube ich, als Erfolg werten.“
8 Datteln aktiv
02.2011
Kraftwerke im Morgengrauen – „Auch wenn das neue Kraftwerk das Bild der Umgebung sehr verändert, kann es auch schön aussehen“, schrieb neben.an Leserin Rosemarie Riley-Lange
zu ihren stimmungsvollen Aufnahmen des neuen Kraftwerks Datteln 4 und des bestehenden Bahnstromkraftwerks.
Energie erzeugen, Energie sparen.
Kraftwerk Datteln unterstützt Energie-Unterricht für 14 vierte Klassen.
„D
as war ganz schön krass“, staunte ein Mädchen
aus der 4a der Dattelner Gemeinschaftsgrundschule Albert Schweitzer. Gerade war sie Zeugin
geworden wie das Modell einer Straßenlaterne aufleuchtete – mit Strom aus einem kleinen Generator, der von einer
ebenso kleinen Dampfmaschine angetrieben wurde. Erst
waren Temperatur und Druck angestiegen, dann hatte
das Wasser wie verrückt geblubbert und die Lampe hell
geflackert – und dann war plötzlich die Hälfte des Drucks
schon wieder weg … Das Experiment war Höhepunkt
des zweistündigen Energie-Unterrichts, den die Deutsche
Umwelt-Aktion e. V. für Grundschulen anbietet.
Mit Hilfe des Kraftwerks Datteln konnten 2011 14 vierte
Klassen an fünf Dattelner Grundschulen diesen besonderen Sachkundeunterricht erleben. Dabei wird durch Spiele,
Vorführungen und Experimente kindgerecht und anschaulich in das Thema Energie eingeführt: Wie wird Strom
erzeugt? Was sind Erneuerbare Energien? Wie können wir
Energie sparen?
Schnell waren zahlreiche elektrische Geräte aufgezählt,
die die Kinder von zu Hause kennen. Sie pantomimisch
darzustellen und die Anderen raten zu lassen, war schon
schwieriger, dafür aber umso lustiger. Wie Strom in einem
Kraftwerk erzeugt wird, erklärte Ulrike Janoczek, Mitarbeiterin der Deutschen Umwelt-Aktion, für die Kinder im
Vergleich mit der Stromerzeugung am Fahrrad, und verschiedene Spielzeuge wie Windräder oder solarbetriebene
Autos machten Erneuerbare Energien erlebbar.
Auch Themen wie der Klimawandel wurden angesprochen
oder Möglichkeiten der Kinder, Energie zu sparen oder
den CO2-Ausstoß zu verringern. Auch hier war schnell eine
lange Liste guter Vorschläge beisammen: Licht aus in der
Pause, mit dem Fahrrad zur Schule statt mit dem Auto,
kein Papier verschwenden, weniger fernsehen und so
weiter. Klassenlehrerin Christina Heemann freute sich über
die Begeisterung ihrer Schüler: „So ein Projekt ist für die
Kinder etwas Besonderes – die Abwechslung motiviert, es
kommen Experten in die Schule und sie können einbringen,
was sie woanders schon gelernt haben. Deshalb nutzen
wir solche Angebote sehr gern.“
Die Deutsche Umwelt-Aktion e. V. wurde 1958 mit der Aufgabe
gegründet, den Gedanken des Naturschutzes in den Schulbereich
zu tragen. Seit dieser Zeit führen Umweltbeauftragte Umweltunterricht in Kindergärten, Grundschulen und teilweise auch an weiterführenden Schulen zu verschiedenen Themen durch.
Das Kraftwerk Datteln trägt in der Kanalstadt seit fünf Jahren die
Kosten des Energie-Unterrichts für vierte Klassen.
Impressum
Adresse
E.ON, Erzeugung Deutschland
Kraftwerk Datteln
Standortkommunikation
Zum Kraftwerk 5
45711 Datteln
Redaktion
Sabine Weichelt
T.: 0209- 601-8367
F: 0209 – 601-5323
[email protected]
Texte
Stephan Lamprecht
Sabine Weichelt
Fotos
Elmar Müller
Jan Lamprecht
Ausgabe 01.2011
neben.an
Zeitung für die Nachbarn des E.ON-Kraftwerks Datteln.
Orbitalschweißen –
hochpräzise und
materialsparend
Fernwärme –
wirtschaftlich und
umweltschonend
Lastwarte –
seit 75 Jahren
rund um die Uhr
im Einsatz
02
04
06
2 Datteln aktuell
01.2011
Datteln aktuell 3
01.2011
Rohgas-Hauben
Dachträger
ReingasHaube
+ 30,75 m
Gemeinsam
etwas
voranbringen.
Montage der Elektrofilter und
+ 14,00 m
±0m
Arbeiten auf einer Umlaufbahn.
E.ON Anlagenservice entwickelt automatisches Schweißverfahren weiter.
SprühelementeRahmenträger
Sprühelemente
Plattenklopferantriebe
Bunkertrichter
Niederschlagplatten
der Hochdruckrohrleitungen ist
Stahlstützen
schon weit fortgeschritten.
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,
die Katastrophe in Japan hat dazu geführt,
dass sichere und umweltverträgliche
Energieversorgung wieder „in aller Munde“,
also ein gesamtgesellschaftliches Thema,
ist. Wir haben vollstes Verständnis dafür,
dass die Ereignisse in Japan Verunsicherung
und Sorge in der deutschen Bevölkerung
auslösen. Auch uns haben die Geschehnisse
und das Leid der japanischen Bevölker­
ung sehr betroffen gemacht, und wir dis­
kutieren, welche Konsequenzen wir daraus
ziehen.
Selbstverständlich kann man jetzt nicht
ohne weiteres zur Tagesordnung überge­
hen. In jedem Falle notwendig ist eine
sachliche Diskussion über den richtigen
Energiemix. Eine unverzichtbare Voraus­
setzung für eine solche Diskussion ist
Offenheit. In diesem Sinne haben wir Ihnen
in der Vergangenheit unsere Nachbar­
schaftszeitung überreicht – und so wollen
wir es auch in Zukunft halten. Sie sollen
wissen, was bei uns passiert.
Dass zum Beispiel jüngst die E-Filter für
Datteln 4 montiert worden sind. Wir möchten
Ihnen außerdem das Orbitalschweißen
und einen unserer Partner, die E.ON Fern­
wärme GmbH, vorstellen.
Beim Lesen der neuen Ausgabe unserer
Zeitung wünsche ich Ihnen wie immer
gute und informative Unterhaltung.
Ihr
Matthias Hube
Kraftwerksleiter
Laufend aktuelle Informationen
zur Lage in Japan können Sie auch auf
der Internetseite des Deutschen
Atomforums unter
www.kernenergie.de abrufen.
„I
ch mag Montage“, sagt Bernhard Dietz. „Man kann Dinge wachsen sehen und arbeitet mit Leuten zusammen, die gemeinsam
etwas nach vorn bringen wollen.“ Der Schweißfachingenieur aus
der Wetterau ist seit 2009 auf der Baustelle und ist der zuständige
Bauleiter für die Montage der beiden Elektrofilter (E-Filter), die
inzwischen sichtbar Gestalt angenommen haben.
der 42 Dachträger, folgte die Montage der Roh- und Reingashauben, die als Verbindungsstücke zwischen den Rauchgaskanälen
und den E-Filtern fungieren. Zwischen Ende Oktober und Mitte
Dezember waren dafür mehrere Kräne mit einer Tragkraft von bis
zu 750 Tonnen im Einsatz und leisteten Maßarbeit bei winterlichen
Bedingungen.
Elektrofilter dienen neben den Entstickungs- und Entstaubungsanlagen der Reinigung der Rauchgase. Mittels eines elektrostatischen
Verfahrens scheiden sie über 99 Prozent der Steinkohlenflugasche
aus dem Rauchgas ab. Dabei wird das Rauchgas durch eine große
Zahl abwechselnd installierter Sprühdrähte und Niederschlagplatten hindurchgeleitet, zwischen denen eine hohe Spannung
anliegt. Die Sprühdrähte senden Elektronen aus und laden so die
Aschepartikel auf. Auf ihrem Weg durch die E-Filter lagern sich die
jetzt negativ geladenen Ascheteilchen an den positiv geladenen
Niederschlagplatten ab. Klopfwerke lassen diese in regelmäßigen
Abständen vibrieren, der Staub fällt ab und wird mittels Luftförderung in das Aschesilo transportiert. Diese Steinkohlenflugasche
wird fast vollständig in der Beton- und Betonwarenindustrie zur
Verbesserung der Betoneigenschaften eingesetzt.
Derzeit werden die Klopfwerke eingebaut und außerhalb des
E-Filter-Gebäudes die Rahmen für die Sprüh- und Niederschlagelemente vorgefertigt. 1.188 solcher Rahmen müssen in beide E-Filter
eingebaut werden. Außerdem laufen die Arbeiten für die Isolierung
und die Elektro-Verkabelung der Anlagenteile. Wenn später noch
das Dach montiert ist, wurden insgesamt rund 6.000 Tonnen Stahl
verbaut.
Die Montage der beiden E-Filter für Datteln 4 startete im November
2009. Zuerst mussten dafür 98 Stahlstützen gestellt und parallel die
72 Bunkertrichter vorgefertigt werden. Dann wurden die Stützen
genau vermessen, die Trichter eingehoben und wieder wurde alles
vermessen. Erst dann konnten die Stützen mit Fließbeton vergossen
werden. Nach dem Schließen der Seitenwände, dem „Einheben“
Daneben ist Bernhard Dietz auch zuständig für die Montage der
Hochdruckrohrleitungen, in denen der Dampf vom Kessel zur Turbine
transportiert wird. „Mitte Februar haben wir mit dem Schließen der
so genannten Turbinennaht – das ist die letzte Naht in der Frischdampfleitung vor der Turbine – ein wichtiges Etappenziel erreicht“,
erinnert sich der erfahrene Schweißfachingenieur. „Diese tonnenschweren Rohrleitungen (Außendurchmesser ca. 550 mm,
Wanddicke ca. 95 mm) zu verbinden, ist eine sehr anspruchsvolle
Aufgabe. Man braucht dafür sehr gute Rohrleitungsmonteure zum
Vorrichten der Rohrleitung an den Turbinenstutzen und natürlich
auch sehr gute, erfahrene Schweißer, die dann paarweise mehrere
Tage lang mit einer solchen Naht beschäftigt sind.“ Wichtig ist beim Turbinenanschluss, dass dieser spannungsfrei erfolgt – das Justieren vor dem Schweißen ist also das A und O. Das ist, trotz
der heute zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, durchaus schwere
körperliche Arbeit und erfordert höchste Präzision. Aber ich habe
auf dieser Baustelle wirklich gute Mitarbeiter, einige kannte ich
auch schon von früheren Projekten – mit den Leuten lassen sich
diese Aufgaben gut bewerkstelligen.“
Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten an den Elektrofiltern, an
denen im Schnitt 120 Personen beteiligt sind, weitgehend abgeschlossen sein.
„W
enn wir diese Handarbeit durch Automaten ersetzen
können, haben wir viele der sprichwörtlichen Fliegen mit
einer Klappe geschlagen“, sagt Klaus Glasenapp, Projektleiter für das Los 27 – Hochdruckrohrleitungen, und meint das
Verschweißen dieser Rohre. Mindestens 200.000 Betriebsstunden
lang wird durch diese Rohrleitungen Dampf mit einer Temperatur
von über 600 Grad und einem Druck von über 300 Bar vom Kessel
zur Turbine geleitet. Insgesamt werden fast 4.000 Meter HD-Rohrleitungen verlegt. Mit etwa 1.500 Schweißnähten müssen die
vorgefertigten Rohre – Spools genannt – aneinandergefügt werden.
Davon werden 60 Schweißnähte mit Wandstärken von rund 100
Millimetern verarbeitet. Etwa eine Woche dauert die Bearbeitung einer solchen Naht, an der zwei Schweißer rund um die Uhr
arbeiten.
„Die Schweißer arbeiten dabei nicht unter idealen Bedingungen“,
erläutert der Maschinenbau-Ingenieur, der bei E.ON Anlagenservice
seit sechs Jahren als Leiter für den Bereich Rohrleitungen tätig ist.
„Es ist oft eng und es ist heiß, denn die zu verbindenden Rohrenden
müssen auf 250 Grad vorgewärmt werden. Außerdem ist beim
Handschweißen erheblicher Aufwand erforderlich, um die Schweißer
vor Rauch und UV-Licht zu schützen.“
Während der Vorbereitungen zum Projekt haben sich Klaus Glasenapp und sein Kollege Ralf Neven deshalb genauer mit einem automatischen Verfahren beschäftigt: dem Orbital-Engspalt-Schweißen.
Dabei wird der Schweißkopf auf einem Spannring um das Rohr
geführt. Die Drahtzufuhr erfolgt ebenfalls automatisch, und die
Schweißparameter werden über einen angeschlossenen Computer
eingestellt. Über mehrere Monate wurden in der Werkstatt des
E.ON Anlagenservice Geräte verschiedener Anbieter getestet. Zudem
wurde das Verfahren weiterentwickelt und auf die Bedingun­gen
der Baustelle angepasst. Vier Schweißnähte wurden dann unter
realistischen Bedingungen für Datteln 4 ausgeführt.
Und das mit Erfolg: Alle Nähte wurden mit verschiedenen Verfahren zerstörungsfrei geprüft und ohne Befund durch den TÜV und
den Auftraggeber abgenommen. „Es wird viel Vorbereitungszeit
gebraucht – die Rohre müssen sehr genau aufeinander angepasst
werden, damit der Automat problemlos arbeiten kann“, erklärt
Klaus Glasenapp die Ergebnisse des Forschungs- und Entwicklungsprojektes. „Das frisst die beim reinen Schweißvorgang eingesparte
Zeit, immerhin 25 Prozent im Vergleich zum Lichtbogen-Handschweißen, leider auch zum Teil wieder auf. Und man braucht
wegen des Gerätes relativ viel Platz. Aber das sind eigentlich die
einzigen ‚Nachteile’. Beim Materialverbrauch beispielsweise gibt
es einen wesentlichen Vorteil: Statt 60 Kilogramm wie beim Handschweißen hat der Automat nur 15 Kilogramm benötigt. Das ist
eine Einsparung von 75 Prozent.“
Außerdem könne der gesamte Prozess laufend mit Kameras überwacht werden, und alle Schweißparameter werden lückenlos
dokumentiert. So wird der Vorgang reproduzierbar, und wenn
später doch Schäden an einer solchen Naht auftreten, könne man
anhand der Daten besser eventuelle Fehler suchen.
Und natürlich seien trotz der großen Fähigkeiten der Schweißer
die Nähte gleichmäßiger und damit von noch höherer Qualität. Die
Schweißer können den Prozess aus sicherer Entfernung per Fern­
bedienung steuern, die physischen Belastungen werden ebenso
reduziert wie auch der auftretende Schweißrauch.
„Wir sind deshalb sehr zufrieden mit den Ergebnissen“, so der
Projektleiter, „und können dieses Verfahren nun beispielsweise
auch beim Kraftwerksbau in Maasvlakte anwenden oder künftigen
Auftraggebern anbieten.“
4 Datteln Partner
01.2011
Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz
durch Kraft-Wärme-Kopplung.
Rund 50 Prozent des Dattelner Wärmebedarfs werden von E.ON Fernwärme geliefert.
D
ie Wärme wird durch Kraft-Wärme-Kopplung er­
zeugt. Dem Dampfkreislauf, der die Turbinen zur
Strom-erzeugung antreibt, wird dabei ein Teil seines Dampfes auf einer niedrigen Druckstufe entnommen.
Dieser Dampf gibt seine Wärme über einen Heizkondensator an das Fernheizwasser ab. So wird durch die Entnahme von Dampf aus der Turbine die Stromerzeugung
leicht reduziert, dafür aber Heizenergie gewonnen. Der
Wirkungsgrad von rund 40 Prozent bei reiner Stromerzeugung lässt sich so auf einen Nutzungsgrad von bis zu
90 Prozent steigern. So können die eingesetzten Brennstoffe optimal ausgenutzt und auskömmliche Wärmeerzeugungskosten erzielt werden, die ein weit verzweigtes,
kapitalintensives Verteilungsnetz tragen und die es erlauben, sich im Wettbewerb mit anderen Energieträgern
auf dem Wärmemarkt zu behaupten.
An das etwa 90 Kilometer lange Netz der E.ON Fernwärme
in Datteln sind rund 1.800 Objekte wie Privathaushalte,
städtische Einrichtungen und Industrie- und Gewerbebetriebe angeschlossen. Allein 2010 kamen 35 neue Objekte
hinzu.
An allen Kraftwerksstandorten der E.ON Kraftwerke
GmbH im mittleren Ruhrgebiet wird die Möglichkeit der
Kraft-Wärme-Kopplung genutzt: neben dem Kraftwerk
Datteln auch in den Kraftwerksanlagen Scholven in
Gelsenkirchen, Shamrock in Herne und Knepper auf der
Grenze zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund.
Fernwärme macht aber auch eine Vielzahl von Schornsteinen beim Endverbraucher überflüssig. Kraftwerke
dagegen sind mit hochwirksamen Rauchgasreinigungsanlagen ausgerüstet. Außerdem werden die bei der
Strom- und Wärmeerzeugung anfallenden Nebenprodukte in der Bau- und Baustoffindustrie nahezu vollständig verwertet. Da noch immer zahlreiche Öfen und
Heizkessel große Mengen an Schadstoffen abgeben, was
vor allem in dicht besiedelten Gebieten zu erheblichen
Umweltbelastungen führt, baut E.ON Fernwärme ihre
Fernwärmenetze konsequent aus.
Service rund um die Uhr.
Das rund 90 Kilometer lange Dattelner Fernwärmenetz
besteht aus zwei parallel verlegten Rohrleitungen. Im
Vorlauf gelangt bis zu 130 Grad Celsius aufgeheiztes
Wasser zum Kunden. Es überträgt dort die Energie an die
Gebäudeheizung. Anschließend strömt es abgekühlt über
den Rücklauf in das Heizkraftwerk zurück. Dann beginnt
der Kreislauf von neuem. Rund 1.800 Dattelner Gebäude
werden so mit Wärme für die Heizung und warmem
Brauchwasser versorgt.
Die Wärmeübergabe aus dem Fernwärmenetz an den
Heizungskreislauf erfolgt über eine von E.ON Fernwärme
mitgelieferte Kompaktstation, die an geeigneter Stelle
im Gebäude – in der Regel im Keller – aufgestellt und
durch E.ON Fernwärme gewartet und ggf. instandgesetzt
wird. So genießen Fernwärmekunden Vorteile wie hohe
Versorgungssicherheit, Wartungsfreiheit, geringen Platzbedarf und einen 24-Stunden-Service.
Strom statt Kohle für die Bahn.
Die Idee für dieses Erfolgsmodell entstand eigentlich
aus der Not heraus: Die ehemalige Hibernia AG besaß als
bundeseigenes Unternehmen das Recht, die Deutsche
Bundesbahn (heute Deutsche Bahn AG) außerhalb der
Ruhrkohle-Verkaufsorganisation mit Kohle zu beliefern.
Aus der Umstellung der DB von Dampf- auf Elektro- und
Dieselbetrieb ergaben sich für das Unternehmen spürbare Absatzverluste. Die Bergbaugesellschaft Hibernia
vereinbarte deshalb mit der Bundesbahn, einen Teil des
ausfallenden Kohleabsatzes durch eine Beteiligung an
der Erzeugung von 16 2/3-Hz-Bahnstrom auszugleichen.
Auf der Basis dieses Vertrages entstand in den 60er Jahren das Kraftwerk Datteln.
Fernwärme statt Einzelöfen für die Haushalte.
Ebenfalls zu Beginn der 60er Jahre führte das damals
preisgünstig verfügbare Heizöl zu einem drastischen
Rückgang des Kohleabsatzes auf dem Hausbrandsektor und erfüllte die Bergbaustädte mit Sorge. In enger
Kooperation mit den Städten sowie mit der Unterstütz­
ung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundes
verfolgte deshalb die 1964 gegründete Fernwärme GmbH
wie schon ihre Vorgängerin Hibernia über Jahrzehnte
hinweg das ambitionierte Ziel einer flächendeckenden
Fernwärmeversorgung. Heute hat E.ON Fernwärme einen
mittleren Marktanteil von 35 Prozent in den Städten
Castrop-Rauxel, Gelsenkirchen-Buer, Gladbeck, Recklinghausen und Wanne-Eickel, in Datteln sogar von 48 Prozent. Mit Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks würden
von Datteln aus auch die Städte Recklinghausen, Herne
und Bochum sowie optional Castrop-Rauxel über eine
neu zu bauende Versorgungsleitung mit Fernwärme
beliefert. Die Altanlagen Datteln und Shamrock in Herne
würden abgelöst.
Datteln Partner 5
01.2011
Kälte aus
Fernwärme.
Zufriedene
Kunden.
In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Gelsenkirchen hat E.ON Fernwärme eine Pilotanlage zur Raumkühlung in ihrem Verwaltungsgebäude in
Gelsenkirchen errichtet, getestet und seitdem störungsfrei betrieben. Inzwischen wird das Verfahren für Großanlagen auch kommerziell angewendet.
Die erste Anlage wurde in der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln
installiert. Das nächste Projekt wird die Kälteversorgung des Rathauses in
Castrop-Rauxel sein.
Weit über 90 Prozent der Kunden haben bei einer kürzlich durchgeführten
Kundenbefragung E.ON Fernwärme mit gut bis sehr gut bewertet.
Die Kälte wird in einer Absorptionskälteanlage, die mit Fernwärme betrieben
wird, erzeugt. In der Vestischen Kinderklinik wird sie nicht nur zum Zweck
der Raumkühlung, sondern auch zur Grundkühlung medizinischer Geräte
und zur Rechnerkühlung eingesetzt. Zur energieeffizienten Optimierung des
Gesamtprozesses werden über eine Wärmerückgewinnung zusätzlich das
Schwimmbadwasser und das Brauchwasser sowie das demineralisierte
Wasser zum Betrieb der Spülmaschinen vorgewärmt. Ökologisch und ökonomisch eine integrierte, ganzheitliche Lösung zur rationellen Energienutzung.
Für 92,1 Prozent von ihnen waren die Beratung durch den Vertrieb und die
Planung sowie die Verständlichkeit der dafür erstellten Unterlagen wie
der Vertrag mehr als zufriedenstellend. 93,6 Prozent der befragten Kunden
beurteilen die Anlageninstallation als gut bis sehr gut. Die Verständlichkeit
der Rechnungsunterlagen und die Betreuung durch die Kundenabrechnung
werden von 93,2 Prozent der Fernwärmekunden als gut bis sehr gut bewertet.
Mehr als zufriedenstellend fanden 94,8 Prozent die Bearbeitung von Störungsmeldungen. Die Störungsbehebung wird von 94,3 Prozent der Befragten
als gut bis sehr
gut beurteilt.
E.ON Fernwärme honorierte die Rücksendung jedes Fragebogens mit fünf Euro.
Die so zusammengekommene Summe wird E.ON Fernwärme an die Organisation „Die Tafel“ spenden. Das Geld wird auf die „Tafeln“ in den von E.ON
Fernwärme versorgten Städten Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Gladbeck,
Wanne-Eickel, Gelsenkirchen-Buer und Datteln verteilt.
E.ON Fernwärme GmbH.
Die E.ON Fernwärme GmbH (EFW) gehört zu den großen Fernwärmeversorgungsunternehmen in Deutschland. Über ein eigenes Leitungsnetz mit einer Trassenlänge von mehr als 700 Kilometern versorgt das Unternehmen Kunden mit einer Anschlussleistung von rund 950 Megawatt mit Fernwärme. Das entspricht der
Versorgung von circa 200.000 Wohnungen. Zum Versorgungsgebiet der E.ON Fernwärme im mittleren Ruhrgebiet gehören die Städte Recklinghausen, Gelsenkirchen-Buer, Wanne-Eickel, Gladbeck, Castrop-Rauxel und Datteln. Dort übernimmt EFW Wärmedienstleistungen für Privathaushalte, Wohnungsgesellschaften,
städtische Einrichtungen sowie Industrie-, Handels- und Gewerbebetriebe. In fünf weiteren angrenzenden Stadtgebieten speist das Unternehmen Wärme in
die Netze anderer Versorgungsunternehmen ein.
E.ON Fernwärme
E.ON Fernwärme: Versorgungsgebiet
In Datteln
Gesamt
Anschlussleistung (MW)
74,6
950,4
Angeschlossene Objekte
1.799
13.235
Trassenlänge (km)
90,4
705,7
Wärmeabsatz (GWh)
122,7
1.804,6
Versorgungsgrad (%)
48
Mittlerer 35
Umsatz
Mitarbeiter
Rd. 82,4 Mio. Euro
124
Heizkraftwerke +
Reserve
Spitzenkessel
Verwaltung
Direkt versorgte
Gebiete
Von Vertriebspartnern
versorgte Gebiete
Fernwärmeverbundleitung
6 Datteln Wissen
01.2011
Datteln Wissen 7
01.2011
Strom nach Fahrplan.
Energie sparen.
Ein Besuch in der Lastwarte der RuhrEnergie.
B
lauen Himmel und viel Grün – das sieht Wolfgang
sehbaren Ereignisse: Bei Block C, dem Knepper-Block,
Holtkamp. Nach draußen schauen muss er dafür
steht beim Ist-Wert eine 0, der Rohrschaden. Um die
nicht. Der Schaltmeister und Schaltingenieur sitzt
gewünschte Strommenge trotzdem zu liefern, könnte
in der Gelsenkirchener Lastwarte der RuhrEnergie und
der Schaltingenieur nun schauen, ob ein anderer Block,
blickt auf einen der zahllosen Monitore. Der „blaue Himzum Beispiel im Kraftwerk Scholven, Kneppers Anteil
mel“ zeigt dem 60-Jährigen den Soll-Wert an, die Leistung, übernehmen kann. Er könnte auch den fehlenden Strom
die die Kraftwerke für die Vertragspartner liefern sollen.
am Markt zukaufen. Doch Holtkamp bleibt gelassen, das
Die grüne Kurve zeigt die derzeit produzierte Megawatt- „schwarze Loch“ auf dem Bildschirm beunruhigt ihn nicht:
zahl (MW), den Ist-Wert. Wenn der grüne Balken den
„16 MW Unterschuss – das ist innerhalb der Messungenaublauen Himmel berühren würde, das wäre der Idealfall.
igkeit.“
Tut er heute aber nicht, ein kleines „schwarzes Loch“ hat
sich aufgetan.
In der ganzen Lastwarte ist es erstaunlich ruhig, wenn
nicht gerade das Telefon klingelt oder eine Computer„Wenn alles reibungslos läuft, ist das natürlich
stimme („Scholven F auf 510 MW“) Ereignisse meldet.
am besten – aber nicht am interessantesten.“
Abgeschnitten von der Außenwelt ist man hier dennoch
nicht. Im Gegenteil, man kann diese Welt anhand von
Das hängt mit der Nachricht zusammen, die Holtkamp
Diagrammen sehr genau beobachten. Man sieht, dass
um kurz vor 8 Uhr erreichte: Rohrschaden im Kraftwerk
gegen 6 Uhr die Menschen erwachen und die Industrie
Knepper, aus Sicherheitsgründen läuft Block C nicht.
wieder die Arbeit aufnimmt. Dann fahren die Kraftwerke
Weiß hinterlegt sieht Holtkamp diese Nachricht auf
Volllast. Anders sieht es ab 22 Uhr aus: Der Arbeitstag
einem weiteren Monitor vor sich. Andere Nachrichten
endet, die letzten Baumärkte schließen, Volllast ist nicht
sind gelb oder rot, je nach Wichtigkeit. Wobei wirklich
mehr notwendig. Entsprechend muss in der Lastwarte
wichtige Informationen meist ohnehin schon vorab per
der Einsatz der Kraftwerke koordiniert werden.
Telefon reinkommen. Der Mann von RWE etwa, einem der
Vertragspartner, entscheidet sich für einen Anruf, um zu
Der Tagesbericht über die Stromerzeugung („der wichsagen, dass Block F in Scholven „nach Fahrplan“ laufen
tigste Zettel“) wird heute wohl wieder positiv ausfallen.
soll.
Ebenso wie Holtkamps persönliche Arbeitsbilanz: Natürlich seien die Tage am besten, an denen alles reibungslos
laufe. Aber nicht am interessantesten. Der Rohrschaden
Diesen Fahrplan sieht Holtkamp – natürlich – auf einem
in Knepper sei „höhere Gewalt“, aber er fordert die
weiteren Computermonitor. Er gibt Auskunft, welche
Männer – eine Schicht läuft immer zu zweit – in der
Strommengen die Kunden von den einzelnen Blöcken
Lastwarte. Das Problem muss richtig gehandhabt werden,
fordern und was wirklich produziert wird. „Meistens
wissen wir schon am Vortag, so gegen 14 Uhr, was der
dann haben sie ihren Job gut gemacht. Diesen Job, den
Kunde heute ordert“, erklärt Holtkamp. Spontane ÄndeWolfgang Holtkamp bereits seit 30 Jahren macht, der
rungen sind jedoch nie ausgeschlossen, das Telefonat mit ihm noch immer Spaß bereitet, weil er „nicht so eintönig
RWE hat’s gezeigt. Und dann sind da noch die unvorherist“. Denn in der Lastwarte wird nicht nur die Stromerzeugung kontrolliert, sondern zusätzlich das Dampf- und
Luftverbundnetz sowie der 35-Kilovolt-Netzbetrieb. Dann
ist da noch das Fernwärmenetz, das es ebenso zu führen
gilt. „Ein sensibles Netz“, sagt Holtkamp, denn daran sind
viele Privathaushalte angeschlossen. Menschen also, und
„die meckern schon mal eher als Maschinen, wenn etwas
nicht stimmt.“
Strom, Heizung und Wasser stehen uns
wie selbstverständlich zur Verfügung
und garantieren Tag für Tag hohen Lebenskomfort. Damit das so bleibt, ist ein
verantwortungsvoller und sparsamer Um­
gang mit Energie nötig. Das schont unsere
Ressourcen und hilft außerdem, Ihre
Energierechnung zu senken. Konkrete
Tipps zeigen, wie Sie mit geringem Auf­
wand überall im Haushalt Energie sparen
können. Weitere Hinweise zum Energiesparen finden Sie unter
www.eon-energiesparen.de
•
Zahlen und Fakten
ie RuhrEnergie GmbH ist ein 100-prozentiges
D
Tochterunternehmen der E.ON Kraftwerke und sitzt
in Gelsenkirchen an der Bergmannsglückstraße.
Sie ist für den Handel und den Vertrieb der Produkte
der E.ON Kraftwerke GmbH im Ruhrgebiet verantwortlich. Rund 70 Mitarbeiter kümmern sich um die E.ONVertragskraftwerke Scholven (Gelsenkirchen), Datteln,
Knepper (Dortmund) und Shamrock (Herne) sowie
Schkopau (Sachsen-Anhalt) und Kirchmöser (Brandenburg). Zu den Vertragspartnern zählen unter anderem
RWE, Vattenfall, Deutsche Bahn, Evonik Steag und BP.
• Die Lastwarte besteht bereits seit 75 Jahren. Der dama-
lige Betreiber Hibernia AG besaß 1935 zwölf fördernde
Schachtanlagen, fünf Kokereien, zwei Chemiebetriebe
und neun Kraftwerke. Mit zunehmendem Umfang des
Strom- und Gasverbundes wurde eine zentrale Leitstelle
erforderlich. Ausgehend von rund 14 Megawatt im Jahr
1910 stieg die Stromerzeugerleistung in Abständen von
25 Jahren jeweils etwa um den Faktor 6.
•
Durchschnittlicher Energieverbrauch
11 %
Heizung
78 %
Welche Temperaturen sind zu empfehlen
Temperaturen
Kinderzimmer
Schaltwarte ist zuletzt Ende 2004 aufwendig umDie
gebaut und technisch auf den modernsten Stand gebracht worden. Insgesamt fünf Millionen Euro flossen
unter anderem in neue Rechnertechnik und erforderliche Anpassungsmaßnahmen in den Schaltanlagen.
nahme ist um das 30fache niedriger.
Raumwärme richtig einstellen
22 °C Arbeits- und
Regler
24 °C Badezimmer
5
4
20 °C Wohn- und
3
Esszimmer
12 °C Treppenhaus
1
6 °C Kellerräume
•
•
•
•
In der Küche.
Passen Sie Pfannen und Töpfe der Kochstelle an. So sparen Sie bis zu 15 Prozent
Energie. Und kochen Sie mit dem Deckel auf dem Topf, sonst steigt der Energiebedarf
auf das Zwei- bis Dreifache an. Auch Das-in-den-Topf-Gucken kostet Energie.
Kochen Sie mit möglichst wenig Wasser. Zum Beispiel reicht schon eine Tasse Wasser
zum Kochen von vier Portionen Kartoffeln.
Nutzen Sie die Nachwärme der Herdplatte. Stellen Sie den Herd schon fünf Minuten vor
Ablauf der Garzeit ab. Gusseisenplatten und Ceranfelder liefern genug Nachwärme.
Viele Rezepte und Zubereitungen verlangen es, aber: Das Vorheizen Ihres Backofens ist
nicht notwendig. Lediglich empfindliche Teige benötigen einen vorgeheizten Backofen.
Außerdem gehen mit jedem Öffnen der Backofentür 20 Prozent der Wärme verloren.
Besitzt der Backofen eine eingebaute Mikrowelle, sparen Sie bei gleichzeitiger Nutzung
etwa 20 Prozent Strom und bis zu 50 Prozent Zeit.
•
•
•
•
Quelle: Initiativkreis Erdgas und Umwelt
Lampen im Vergleich
Eine Energiesparlampe lebt so lange wie 15 Glühlampen
und spart dabei 80 Prozent Kosten.
Energie-
Halogen-
Glüh-
sparlampe
lampe
lampe
Lebensdauer (in Stunden)
15.000
3.000
1.000
Leistung/Lampe (in Watt)
11
40
60
Anzahl Lampen (bei 15.000 Stunden)
1
5
15
Kosten in Euro (Anschaffung, Strom)
45
140
215
Quelle: E.ON, Stand 3/2009
Im Arbeitszimmer.
Desktops verbrauchen häufig über 50 Prozent mehr Strom als Laptops.
Flachbildschirme arbeiten energiesparender als Röhrenmonitore – und zwar um bis zu
70 Prozent.
Drahtloses Surfen mit Wireless LAN kostet im Jahr rund 22 Euro mehr als die kabelgebundene Variante.
Schalten Sie auch Drucker, Faxgeräte und Spielkonsolen immer aus, wenn sie nicht
benutzt werden, und trennen Sie Ladegeräte vom Netz.
2
16 °C Schlafzimmer
Art
•
•
•
• Je größer der Fernsehbildschirm, desto größer auch sein Stromverbrauch. Außerdem
benötigen LCD-Bildschirme wesentlich weniger Strom als Plasmafernseher.
S
• chalten Sie Geräte wie Fernseher, Videorecorder und DVD-Player ganz aus, wenn Sie sie
nicht brauchen. So sparen Sie die Kosten für den Stand-by-Betrieb.
M
• it täglich zwei- bis dreimaligem Stoßlüften von zwei bis fünf Minuten tauschen Sie
verbrauchte Raumluft am effektivsten aus. Drehen Sie dabei die Heizkörper ab.
• Achten Sie darauf, dass Heizkörper frei stehen, damit sich die Wärme optimal im Raum
verteilen kann.
B
• enutzen Sie zum Kühlen einen Ventilator statt eines Klimagerätes. Seine Leistungsauf-
Quelle: ASUE, Stand 1/2004
28 °C Schwimmbad
•
Im Wohnzimmer.
Beleuchtung
1 %
Waschen, Kochen, Spülen 2,5 %
Kühlen, Gefrieren
3 %
Sonstige Elektrogeräte 4,5 %
Warmwasser
Im Bad.
Ein Vollbad benötigt bei einer Wassertemperatur von 37 Grad Celsius das Dreifache
an Energie und Wasser! Und Wasser aus beim Einseifen oder Zähneputzen – in drei
Minuten kommen sonst schnell bis zu 20 Liter Wasser zusammen.
Tropfende Wasserhähne können große Wirkung haben: Nur zehn Tropfen pro Minute
summieren sich im Monat zu 170 Litern – das ist mehr als eine Badewanne voll!
Warmwasserspeicher sollten nicht größer als notwendig sein, sonst müssen sie ständig
zu viel warmes Wasser vorhalten. Die Temperatur sollte bei 60 Grad liegen.
Elektronische Durchlauferhitzer arbeiten bis zu 20 Prozent sparsamer als hydraulische
oder thermische Geräte, denn Sie können die Wassertemperatur aufs Grad genau
einstellen.
•
8 Datteln aktiv
01.2011
Hier wirkt Elektrizität.
Rund 1.500 Besucher sahen Ausstellung zur Stromwerbung im Treffpunkt Energie Datteln.
„E
lektrisierend! – Werbung für Strom 1910 – 2010“ war der Titel einer
Ausstellung, die seit Anfang Februar im Treffpunkt Energie Datteln
(TED), Zur Seilscheibe 8, gezeigt wurde. Bis zum 30. April gaben
zahlreiche Plakate und andere Exponate einen Überblick über die Werbung
für Strom in Deutschland – von den Kindertagen der Elektrizität bis in die
voll elektronisierte Gegenwart. Die Ausstellung war eine Leihgabe vom
„Umspannwerk Recklinghausen – Museum Strom und Leben“ und wurde
von rund 1.500 Gästen besucht.
Heute eine Selbstverständlichkeit, war die Elektrizität gegen Ende des
19. Jahrhunderts purer Luxus. Seit die ersten Glühlampen brannten oder
elektrische Motoren liefen, wurde für die neue Energie die Werbetrommel
gerührt. Elektrizität war begehrt, in den frühen Jahren aber nahezu unerschwinglich. Erst allmählich wurden Strom und elektrische Geräte billiger
und damit zum Alltagsgut. Bis dahin musste die Werbung die Menschen
zum Kauf elektrischer Geräte für den Haushalt ermuntern. Und erst in
den 60er Jahren wurde in Deutschland der weitgehend elektrifizierte
Haushalt mit Kühlschrank, Waschautomat oder Radio- und Fernsehgerät
Wirklichkeit.
Mit der Zeit veränderten sich die Ziele der Werbung: Ging es anfangs schlicht
darum, überhaupt elektrische Energie zu nutzen, traten in den 70er Jahren
Aspekte des Umweltschutzes in den Vordergrund. Bis dahin wurden die
Plakate auch noch von Künstlern gemalt, erst danach setzte sich die Fotografie durch.
Neuer Rekord im
Treffpunkt Energie Datteln.
Impressum
Adresse
E.ON Kraftwerke GmbH
Kraftwerk Datteln
Zum Kraftwerk 5
45711 Datteln
Acht Kinder der KiTa Pusteblume in der Beisenkampsiedlung waren Anfang Februar
zu Gast im TED. Nach vielen
Fragen, zum Beispiel wie der
Strom für Bügeleisen und Bohrmaschine denn nun in die
Steck­dose kommt, war der
Höhepunkt des Nachmittags
eine kleine Dampfmaschine,
mit deren Hilfe eine ModellStraßenlaterne zum Leuchten
gebracht wurde.
D
er „E.ON-Würfel“, wie der Treffpunkt Energie Datteln (TED) von vielen Besuchern genannt wird, war 2010 ein beliebtes
Ziel: Genau 12.542 Interessierte haben ihn 2010 besucht – das ist ein neuer Rekord. Der größte Anteil der Besucher kam
aus dem Ruhrgebiet, allerdings zog es auch Interessierte aus Russland, Amerika, Japan und China nach Datteln. Und so
multikulturell wie die Herkunft, so unterschiedlich war auch das Alter der Besucher. Höhepunkte des vergangenen Jahres waren
die Aktion Schachtzeichen im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres „Ruhr.2010“ im Mai, die Kühlturmillumination im Dezember
sowie die mehrmals angebotenen Busrundfahrten über die Baustelle des Kraftwerksneubaus. Seit der Eröffnung Ende des
Jahres 2008 haben mehr als 25.300 Personen den TED besucht und sich rund um das Thema Energieerzeugung und den Kraftwerksneubau informiert.
www.kraftwerk-datteln.com
Redaktion
E.ON Kraftwerke GmbH
Öffentlichkeitsarbeit
Regionaleinheit West
Erzeugung Deutschland
Alexander-von Humboldt-Straße 1
45896 Gelsenkirchen
Sabine Weichelt
T 02 09 - 601 - 83 67
F 02 09 - 601 - 53 23
[email protected]
Texte
Eva Dreckmeier
Andreas Kahle
Stephan Lamprecht
Sabine Weichelt
Fotos
Andreas Kahle
Jan Lamprecht
Elmar Müller
Realisation
ENGELMANN & KRYSCHAK
Werbeagentur GmbH

Documentos relacionados