Hinweise für die tierschutzgerechte Schlachtung in Forellen

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Hinweise für die tierschutzgerechte Schlachtung in Forellen
Fortbildungstagung für Fischhaltung und Fischzucht, 12.-13. Januar 2016 in Starnberg
Hinweise für die tierschutzgerechte Schlachtung in Forellen- und Karpfenbetrieben
HINWEISE FÜR DIE TIERSCHUTZGERECHTE
SCHLACHTUNG IN FORELLEN- UND
KARPFENBETRIEBEN
Verena Jung-Schroers, Karina Retter, John Hellmann, Dieter Steinhagen
Abteilung Fischkrankheiten und Fischhaltung der Tierärztlichen
Hochschule Hannover
Fortbildungstagung für Fischhaltung und Fischzucht, 12.-13. Januar 2016 in Starnberg
Hinweise für die tierschutzgerechte Schlachtung in Forellen- und Karpfenbetrieben
Betäuben und Schlachten von Fischen
• Erfüllen rechtlicher Anforderungen
•
•
Verordnung (EG) Nr. 1099/2009
Tierschutz-Schlachtverordnung (TierSchlV)
• Betäubung und Schlachtung kann Einfluss haben auf:
•
•
Produktqualität
Akzeptanz durch Verbraucher
• Einflussfaktoren:
•
•
Vorbereitung
• Entnahme aus dem Teich
• Handling bis zur Schlachtung
• Transport
Arbeitsschritte beim Schlachten
• Betäuben
• Schlachten
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Hinweise für die tierschutzgerechte Schlachtung in Forellen- und Karpfenbetrieben
Rechtliche Anforderungen
• VO 1099/2009:
•
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Artikel 3 (1): „Bei der Tötung und damit zusammenhängenden Tätigkeiten werden
die Tiere von jedem vermeidbarem Schmerz, Stress und Leiden verschont.“
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Hinweise für die tierschutzgerechte Schlachtung in Forellen- und Karpfenbetrieben
Rechtliche Anforderungen
• Tierschutzschlachtverordnung
•
•
•
•
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§ 3 (1): „… sind die Tiere so zu betreuen, ruhigzustellen, zu betäuben, zu
schlachten oder zu töten, dass bei ihnen nicht mehr als unvermeidbare
Aufregung oder Schäden verursacht werden.“
§ 12 (1): „… sind Tiere so zu betäuben, dass sie schnell und unter Vermeidung
von Schmerzen oder Leiden in einen bis zum Tod anhaltenden Zustand der
Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit versetzt werden.“
§ 12 (10): „Wer einen Fisch schlachtet oder tötet, muss diesen unmittelbar
vor dem Schlachten oder Töten nach Maßgabe der Anlage 1 Nummer 9
betäuben.“
Anlage 1 Nr. 9: Betäubungsverfahren für Fische
• 9.1 Elektrobetäubung
• 9.2 stumpfer Schlag auf den Kopf
• 9.3 Kohlendioxidexposition bei Salmoniden
• 9.4 Verabreichung eines Stoffes mit Betäubungseffekt (…)
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Zugelassene Betäubungsmethoden
•
Verabreichung eines Stoffes mit Betäubungseffekt
•
In der EU kein Präparat für Speisefische zur
Schlachtung zugelassen
•
Kohlendioxidexposition bei Salmoniden
•
Langsame Reaktion
•
pH-Belastung (pH 4,5)
•
In Deutschland selten genutzt
•
Stumpfer Schlag auf den Kopf
•
Sofortige Betäubung bei ausreichender Intensität des
Schlags
•
Richtige Lokalisation: Fisch bewegungslos und keine
Hirnaktivität vorhanden
•
Bei fehlerhafter Durchführung: Erholung des Fisches,
Verletzungen
•
Ausführung: Manuell, (Forellen, Karpfen) oder
maschinell (Lachs)
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Zugelassene Betäubungsmethoden
• Elektrobetäubung
•
•
•
•
•
Niedrige Feldstärke:
• Muskelkontraktion
• Immobilisierung
• Kein Wahrnehmungsverlust
Hohe Feldstärken:
• Stimulierung / Dysfunktion höherer nervöser Zentren
• Erlöschen der Funktion oder Auslösen epileptiformer Anfälle
• Sofortiger Wahrnehmungsverlust
Einsetzbar: Gleichstrom und Wechselstrom
Entscheidend: Feldstärke, gleichmäßiges elektrisches Feld
Notwenige Feldstärke für Wahrnehmungsverlust abhängig von Fischart:
• Regenbogenforellen:
0,10 A /dm2 (~3 V /cm)
• Karpfen
0,73 A/dm2 (26 V/cm)
• Afrikanischer Wels
1,50 A/dm2 (300 V)
(Lamboij et al 2006,Aquaculture Research 37, 61-70)
•
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Dauer des Wahrnehmungsverlustes ist abhängig von der Dauer der Durchströmung
(für Aale in TierSchlV vorgegeben: 5 Minuten)
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Beurteilung der Betäubung
•
EEG Messungen:
•
Epileptiforme Hirnaktivität
•
Verlust von visuell evozierten Potentialen
Verlust von VER/ SER
Epileptiforme Hirnaktivität
Aus: Sattari et al. Aquaculture 302 (2010) 100-105
•
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Nur unter Laborbedingungen möglich
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Beurteilung der Betäubung
Verlust von VER/ SER
Nicht vorhanden
•
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Vorhanden
Praxis: Korrelation zwischen Ausbleiben von Hirnaktivität und Ausbleiben von
Reflexen (Augendrehreflex, Atemreflex) sowie anhand der Körperhaltung,
Bewegung, Körpertonus, Tonus der Barteln
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Beurteilung der Betäubung
Korrelation von Reflexen und
Verhaltensmerkmalen mit der
Wahrnehmungslosigkeit:
Anzahl Forellen
VER vor Betäubung
VER nach Betäubung
Regenbogenforellen:
Erholung
Atmung
•
Korrelation zwischen
Wahrnehmungsverlust und
Ausbleiben von Atem- und
Augendrehreflex
Augendrehreflex
Kiemendeckel-Zittern
Flossen-Zittern
Schnappatmung
Muskelkontraktionen
Aus: „Untersuchung zur Elektrobetäubung von Regenbogenforellen
(Oncorrhynchus mykiss)“; Dissertation von Uta Reimers, 2008
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Beurteilung der Betäubung
Korrelation von Reflexen und
Verhaltensmerkmalen mit der
Wahrnehmungslosigkeit:
Karpfen:
•
•
31 von 32 Karpfen zeigten
sofort nach Exposition VER im
EEG
Reizwahrnehmung
war noch gegeben
Atemreflex kann
ausbleiben auch wenn
Reizwahrnehmung noch
gegeben ist
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Aus: „Untersuchung zur Elektrobetäubung von Karpfen (Cyprinus carpio L.) “;
Dissertation von Karina Retter, 2014
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Modell und Demonstrationsvorhaben „Betäuben und
Schlachten“ (BLE)
ZIEL DES PROJEKTES:
Entwicklung und Verbreitung von tierschutzgerechten Methoden zum Betäuben
und Schlachten von Forellen und Karpfen
Ablauf:
•
Dokumentation der in Deutschland genutzten Betäubungs- und Schlachtmethoden für
Regenbogenforellen und Karpfen
•
Identifikation von optimalen Gerätschaften, Prozessen und Methoden für Teichwirtschaften
unterschiedlicher Größe
•
Erkennung von Indikatoren / Parametern für eine Eigenüberprüfung in der Teichwirtschaft
•
Ausrichten von Fortbildungen für Fischwirte und Tierärzte
•
Erstellen von Merkblättern und Filmen für unterschiedliche Zielgruppen
Projektpartner:
•
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Fischerei
•
Naturland e.V.
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Besuchte Teichwirtschaften
• Insgesamt 24 Teichwirtschaften
• 12 Teichwirtschaften mit Regenbogenforellen
• 5 Teichwirtschaften mit Karpfen
• 7 Teichwirtschaften mit Karpfen und Regenbogenforellen
• Größe der Teichwirtschaften (Jahresproduktion in Tonnen)
• 4 Teichwirtschaften mit einer Jahresproduktion von < 10 Tonnen
(„klein“)
• 9 Teichwirtschaften mit einer Jahresproduktion von < 50 Tonnen
(„mittel“)
• 11 Teichwirtschaften mit einer Jahresproduktion von > 50 Tonnen
(„groß“)
• Ökologisch und konventionell arbeitende Teichwirtschaften
• 4 ökologisch arbeitende Teichwirtschaften
• 4 teilweise ökologisch arbeitende Teichwirtschaften
• 16 konventionell arbeitende Teichwirtschaften
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Besuchte Teichwirtschaften
• Pink: Teichwirtschaften mit
Regenbogenforellen
• Blau: Teichwirtschaften mit Karpfen
• Grün: Teichwirtschaften mit Karpfen
und Regenbogenforellen
• Akkumulation in Regionen, in denen
intensive Aquakultur betrieben wird
• Teichwirtschaften über Deutschland
verteilt
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Vorgehen auf den Teichwirtschaften
• Dokumentation:
• Fische in der Hälterung
• Transport der Fische zur Betäubung
• Betäubung und Schlachtung
• Wasserproben aus Teichen, Hälterungsbecken, Transportbecken und Betäubungsbecken
• Temperatur, pH, Sauerstoff, Leitfähigkeit, Ammoniak, Nitrit, Nitrat, Gesamthärte, Karbonathärte, Cortisol,
CSB
• Blutproben von 6-10 Fischen je Spezies und Behandlung
• Hämatokrit, Cortisol, Glukose, Laktat, Gesamteiweiß, Natrium, Kalzium, Kalium, Magnesium
• Untersuchung von 6-10 Fischen je Spezies und Behandlung direkt nach Schlachtung
• Allgemein Verletzungen
• Verletzungen durch den Schlachtprozess
• Elektrobetäubung:
• Messung von Stromparametern (Volt und Ampere)
• Messung des Elektrodenabstandes
• Bestimmung der Stromstärke (Amparage (A/dm2) = Conductivity (S/dm) x Voltage / distance of electrodes (dm))
• Messung der Betäubungszeit
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Auswertung der Daten
• 24 Teichwirtschaften, aber in einigen Teichwirtschaften:
•
Schlachtung mehrerer Spezies
•
Unterschiedliche Betäubungsverfahren für eine Spezies
•
Unterschiedliche Abläufe des Betäubungs- und Schlachtprozesses
Daher 39 Auswertungen:
• 22 Forellen
• 17 Karpfen
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Betäubungsmethoden
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Wirksamkeit verschiedener Betäubungsmethoden
• Mit allen Methoden werden im
Mittel mindestens 95% der Forellen
betäubt
• Nur die Kombination aus
Elektrobetäubung und Kopfschlag
führt bei Karpfen zu einem
Betäubungserfolg von 100%
• Elektrobetäubung erweist sich bei
Karpfen als nicht geeignete Methode
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Wirksamkeit verschiedener Betäubungsmethoden
• 10% der Forellen zeigen Reflexe bei
der Schlachtung, wenn sie mittels
Kopfschlag oder Elektrobetäubung
betäubt wurden
• 25% der Karpfen zeigen Reflexe bei
der Schlachtung, wenn sie mittels
Kopfschlag oder Elektrobetäubung
betäubt wurden
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Wirksamkeit verschiedener Betäubungsmethoden
• Reflexe bei der Schlachtung:
•
Durch nicht ausreichende Betäubung im Vorfeld
•
Durch zu lange Zeitspanne zwischen Betäubung und Schlachtung
•
Durch fehlende Nachbetäubung nicht ausreichend betäubter Fische
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Verletzungen durch die Betäubung
• Häufiger bei Forellen und bei
Kopfschlag
• Problematisch bei nicht
ausreichender Betäubung
•
Falsche Kopfschlagstelle!
• Qualitätsproblem durch Blutungen
im Filet
Reimers, 2008
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Reimers, 2008
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Verletzungen durch die Betäubung
• Kopfschlag: Falsche Lokalisation und
Augenverletzungen
• Elektrobetäubung: Brandwunden,
Blutungen in der Bauchhöhle und in
der Muskulatur, Wirbelbrüche
Reimers, 2008
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Stressbelastung durch die Betäubung bei Forellen
Bei Betäubung mittels Kopfschlag sind der Cortisol- und der Glukosewert erhöht, während bei
Elektrobetäubung der Laktatwert erhöht ist.
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Stressbelastung durch die Betäubung bei Karpfen
Bei einer Kombination aus Kopfschlag und Elektrobetäubung treten die geringsten Gehalte für die
gemessenen Stressparameter auf.
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Elektrobetäubung: Einfluss von Leitfähigkeit und
Betäubungszeit
Optimale Leitfähigkeit
Betäubungszeit: 5 min / 2 min / 1 min / <1 min
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Elektrobetäubung: Einfluss von Leitfähigkeit und
Betäubungszeit
Bei optimaler
Leitfähigkeit sind
idR. 2 Minuten
Betäubungszeit
ausreichend
Betäubungszeit: 5 min / 2 min / 1 min / <1 min
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Elektrobetäubung: Einfluss von Leitfähigkeit und
Betäubungszeit
Bei geringfügig zu
niedriger
Leitfähigkeit kann
durch Verlängerung
der Betäubungszeit
auf 5 Minuten
dennoch eine
Betäubung erreicht
werden
Betäubungszeit: 5 min / 2 min / 1 min / <1 min
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Elektrobetäubung: Einfluss von Leitfähigkeit und
Betäubungszeit
Zu kurze
Betäubungszeiten führen
auch bei
optimaler
Leitfähigkeit
nicht zu einer
ausreichenden
Betäubung
Betäubungszeit: 5 min / 2 min / 1 min / <1 min
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Elektrobetäubung: Einfluss von Leitfähigkeit und
Betäubungszeit
Bei Leitfähigkeiten außerhalb des
Optimalbereichs, insbesondere
bei >1000µS/cm, kann keine
ausreichende Betäubung erreicht
werden
Betäubungszeit: 5 min / 2 min / 1 min / <1 min
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Weitere belastende Faktoren im Betäubungs- und
Schlachtprozess
• Hälterung, Transportbecken und
Betäubungsbecken:
• Wasserqualität
• Ammoniak
• Cortisol
• CSB
• Sortieren der Fische:
• Aufenthalt an der Luft über längere Zeit
• Werfen von Fischen
• Transport:
• Aufenthalt an der Luft oder in flachem
Wasser für längere Zeit
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Empfehlungen zur Schlachtung von Fischen allgemein
• Wasser:
•
Regelmäßige Wasserwechsel in Hälterungsbecken, Transportbehältern und insbesondere in
Betäubungsbecken
• Transport:
•
Nur im Wasser (Fische brauchen ausreichend Platz; alle Fische müssen von Wasser bedeckt
sein)
• Sortieren:
•
•
Soweit möglich Fische im Wasser belassen
Schonendes Umsetzen
• Handling:
•
•
Nur intakte, weiche Gerätschaften (Kescher usw.) benutzen
Berührungen der Fische auf ein Mindestmaß beschränken
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Empfehlungen zur Schlachtung von Fischen allgemein
• Wahrnehmungsverlust:
•
Verhaltensparameter nicht bei allen Fischarten gleich gut geeignet, um
Wahrnehmungsverlust sicher zu erkennen
• Betäubungsmethoden:
•
•
•
•
Unterschiedlich Anatomie und unterschiedliches Verhalten von Fischarten ist zu
berücksichtigen
Sofortige Kontrolle des Betäubungserfolgs (soweit möglich) für jeden Fisch
Sofortige Nachbetäubung (Kopfschlag) nicht ausreichend betäubter Fische ist erforderlich
Es gibt keine „perfekte“ Betäubungsmethode für Fische allgemein
• Elektrobetäubung:
•
•
•
•
Leitfähigkeit des Wassers hat entscheidenden Einfluss auf die Betäubung
• Ideal: 600-1000 µS/cm (Messung erforderlich!)
Dauer der Durchströmung entscheidend
Notwendige Feldstärke zum Erreichen eines Wahrnehmungsverlustes variiert zwischen
Fischarten sehr stark
Schlachtung:
•
Unmittelbar im Anschluss an die Betäubung
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Empfehlungen zur Schlachtung von Forellen
• Wahrnehmungsverlust:
•
•
Betäubung:
•
•
•
Wahrnehmungsverlust in der Praxis anhand der Reflexe (Augendrehreflex, Atemreflex) sicher
zu beurteilen
Bei korrekter Durchführung führt sowohl die Elektrobetäubung als auch der Kopfschlag zu
einer wirksamen Betäubung, Kombination aus beidem noch sicherer
Elektrobetäubung:
• Leitfähigkeit zwischen 600-1000 µS/cm, auf keinen Fall über 1000 µS/cm!
• Mindestens 2 Minuten Durchströmung
Schlachtung:
•
So schnell wie möglich nach der Betäubung durch Blutentzug
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Empfehlungen zur Schlachtung von Karpfen
• Wahrnehmungsverlust:
•
•
•
Betäubung:
•
•
•
•
Ausbleiben von Atem- oder Augendrehreflex spricht nicht zwangsläufig für einen
Wahrnehmungsverlust
In der Praxis ist es nicht möglich den Wahrnehmungsverlust zu beurteilen
Nur eine Kombination aus Elektrobetäubung und Kopfschlag führt bei korrekter
Durchführung sicher zum Ausbleiben von Reflexen
Elektrobetäubung:
• Leitfähigkeit zwischen 600-1000 µS/cm, auf keinen Fall über 1000 µS/cm!
• Mindestens 2 Minuten Durchströmung, evtl. länger
Kopfschlag:
• Sofort im Anschluss an die Elektrobetäubung
Schlachtung:
•
•
Unmittelbar nach der Betäubung durch Blutentzug
Ideal: sofortige Durchtrennung des Rückenmarks direkt hinter dem Gehirn
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Weiteres Vorgehen im Projekt
• Zweiter Besuch der teilnehmenden Teichwirtschaften:
•
•
•
Planung von Fortbildungsveranstaltungen:
•
•
•
•
•
Alle Ergebnisse inzwischen ausgewertet
Besprechung der Einzelauswertungen auf den Betrieben
Geplant sind Veranstaltungen in einem norddeutschen und einem süddeutschen Betrieb
Für Fischwirte und Tierärzte
Frühling / Frühsommer 2016
Durch einen Projektpartner auch spezielle Hinweise für ökologisch arbeitende Betriebe
Erstellung von Merkblättern und Ausbildungsfilmen:
•
Parallel zu den Fortbildungsveranstaltungen
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Ausblick
• Optimierung der Elektrobetäubung:
•
•
•
•
Modelle von Fischen können am Computer erstellt werden
Stromfluss im Fisch kann simuliert werden
Bereits vorhanden für Afrikanische Welse
Sinnvoll zum Beispiel für Karpfen und Aale
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