FIFA Weekly

Transcrição

FIFA Weekly
NR. 35, 20. JUNI 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
RUSSLAND
FABIO CAPELLOS
LAST UND LUST
KROATIEN
DAVOR SUKER
PACKT MIT AN
CHILE
OFFENSIV IN DIE
ACHTELFINALS
Brasilien 2014
METROPOLE
MANAUS
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
I N H A LT
6
19
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
“Rumble in the Jungle”
Zurückhaltende Freundlichkeit, atemberaubende
Natur und mitreissender Fussball – das ist
Manaus während der WM. Unser Autor Thomas
Renggli war in der Dschungelmetropole auf
Erkundungstour und erzählt die Geschichte einer
Stadt, in der die Hitze allgegenwärtig ist.
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
Sepp Blatter: Grosses Offensivspektakel
FIFA-Präsident Blatter schwärmt von dem
torreichen Turnierstart, lobt die Trainer für ihren
Mut, Risiken einzugehen, und ist überzeugt:
“Der Höhepunkt kommt erst!”
29
M omentaufnahmen aus Brasilien
Vier persönliche Eindrücke von der WM,
vier Momente, welche die Redaktion
beeindruckten: die WM-Splitter.
30
“ Ich möchte am liebsten eingreifen”
Davor Suker zuckt es noch immer in den Beinen,
wenn er ein Spiel sieht. Im Gespräch erzählt der
kroatische Verbandspräsident von seiner Zeit
als Spieler und von den Zielen des aktuellen
Nationalteams.
14
Chile
Alexis Sanchez und sein Team
schickten Titelver teidiger
Spanien mit einer 0:2-Nieder­
lage nach Hause.
Metropole Manaus
Unser Titelbild zeigt eine feiernde
Brasilianerin. Die Euphorie im Land
der Seleção ist ungebrochen.
WM-Gruppen A–C
Gruppe A
The-FIFA-Weekly-App
The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
erscheint jeden Freitag neu und in fünf
Sprachen – und ist auch auf Ihrem Tablet
verfügbar.
2
T H E F I FA W E E K LY
Gruppe B
Gruppe C
Brasilien
Spanien
Kolumbien
Kroatien
Niederlande
Griechenland
Mexiko
Chile
Elfenbeinküste
Kamerun
Australien
Japan
Getty Images
Guillaume Horcajuelo / EPA
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa
54 Mitglieder
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
24
Russland
Trotz des verhaltenen
Turnierstarts ist für
Coach Fabio Capello die
Achtelfinalqualifikation
das Minimalziel.
14
Deutschland
Thomas Müller fertigte
Portugal quasi im Alleingang
ab und feierte anschliessend
mit Bundeskanzlerin Merkel
in der Kabine.
17
Nigeria
Stephen Keshi ist bekannt
für Disziplin und Struktur.
Nach dem 0:0 gegen Iran
braucht sein Team diese
Eigenschaften umso mehr.
WM-Gruppen D–H
Gruppe D
Gruppe E
Gruppe F
Gruppe G
Gruppe H
Uruguay
Schweiz
Argentinien
Deutschland
Belgien
Costa Rica
Ecuador
Bosnien-Herzegowina
Por tugal
Algerien
England
Frankreich
Iran
Ghana
Russland
Italien
Honduras
Nigeria
USA
Korea
T H E F I FA W E E K LY
3
WELCOME TO
©2014 THE COCA-COLA COMPANY. COCA-COLA® AND THE CONTOUR BOTTLE
ARE REGISTERED TRADEMARKS OF THE COCA-COLA COMPANY.
OFFICIAL SPONSOR
UNCOVERED
Das Herz am rechten Fleck Der WM-Spielort Manaus lebt seine Liebe zum Fussball.
Im Fussball-Dschungel
“R
W
D
D
umble in the Jungle!” Vier Gruppenspiele werden
­m itten im brasilianischen Dschungel ausgetragen –
vier Begegnungen in Manaus. Was hat es mit dieser
sagenumwobenen Stadt auf sich? Unser Autor Thomas
Renggli hat sich in die Strassen der besonderen Metropole
gestürzt und eine grosse Herzlichkeit erlebt.
ie hohen Temperaturen sind Thema in der Kolumne von
FIFA-Präsident Blatter. “Es wurde viel darüber spekuliert, dass die speziellen Bedingungen in Brasilien wie
eine Handbremse wirken könnten.” Sepp Blatter fügt hinzu:
“Doch jetzt erleben wir das Gegenteil.”
U
ir schauen in die Camps: Motiviert durch das Aufwachen des Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher
aus dem Koma stürmte das deutsche Team zum
4:0-Sieg gegen Portugal. Chile ist bereits für die Achtel­finale
qualifiziert, Theofanis Gekas spielt im Trikot der Griechen
um den letzten grossen Vertrag seiner Karriere, und die
­n igerianische Mannschaft steht mit dem Rücken zur Wand.
ieses lässt sich über das spanische WM-Team nicht mehr
sagen. Den Titelverteidiger ereilte das Aus schon nach
zwei Spielen. Die Nachfolge bleibt offen ... Å
Sarah Steiner
Ivan Canabrava / Reuters
nter Druck steht der Italiener Fabio Capello mit seinem
russischen Team. Nichtsdestotrotz glaubt der Coach
ans Weiterkommen. Ein Blick auf den russischen
­ ussball – und ein Gespräch mit dem Erfolgstrainer.
F
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5
MANAUS
DschungelFussball
Kein Austragungsort erhitzte die Gemüter
mehr, keiner löste grössere Polemiken aus.
Dabei ist die Amazonas-Stadt Manaus
ein Ort zum Verlieben. Ein schweisstreibender
Ausflug in den WM-­Urwald.
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imago
MANAUS
Wasser!
Der Italiener Daniele De
Rossi erfrischt sich.
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7
MANAUS
Kalte Dusche
Den Engländern mit Wayne
Rooney blieb in Manaus eine
Niederlage nicht erspart.
Logische Konsequenz
Fussball in Ponta Negra
bei Manaus.
8
T H E F I FA W E E K LY
ie Weltmeisterschaft in Manaus
– das ist nichts für zartbesaitete
und hitzeempfindliche Seelen.
Das ist Fussball auf dem Siedepunkt – wie ein Saunabesuch mit
einer Gruppe finnischer Holzfäller oder wie ein Praktikum in
einer Stahlgiesserei. Nicht nur
für die direkt Betroffenen wird
ein Besuch in der Zwei-Millionen-Einwohner-Metropole zu
einer Grenzerfahrung. Allein die
Landschaft sprengt den Rahmen des Alltäglichen. Schon der Anflug raubt dem Besucher
den Atem. Der Amazonas wirkt aus der Vogelperspektive nicht wie ein Fluss, sondern wie
ein Ozean mitten im Wald. Die englischen Fans
lassen sich dadurch nicht beirren. Als das Flugzeug das Fahrgestell ausfährt, singen sie: “Football is coming home.”
Allerdings lauern im Regenwald andere
­Gefahren als in den Strassen von London oder
Manchester: Ortskundige Führer warnen den
Touristen vor bissigen Krokodilen, giftigen
Spinnen und hungrigen Piranhas. Eine Imp-
Nasses Haar
Nur kurzzeitige Senkung
des WM-Fiebers.
Barren Staples/Reuters, Guillermo Arias/Keystone, Pio Figueiroa (2)
D
Thomas Renggli, Manaus
MANAUS
fung gegen Gelbfieber wird dringend empfohlen. Auch die Gefahr einer Malaria-Infektion
ist deutlich höher als im übrigen Brasilien.
Wer diese medizinischen Bedenken hinter
sich lässt (und nicht gegen Andrea Pirlo und
Mario Balotelli Fussball spielen muss), erlebt in
Manaus die WM (und Brasilien) von einer
­überraschenden Seite. Im Vergleich mit der
mondänen und nach Aufmerksamkeit lechzenden Strandmetropole Rio de Janeiro mutet die
grösste menschliche Siedlung im Amazonas
wie ein Ort aus einer anderen Welt an. Die
­isolierte Lage scheint die Bewohner zu prägen
– statt der oft aufreizenden und schrillen
­brasilianischen Klischees schlägt einem eine
zurückhaltende Freundlichkeit entgegen. Alles
wirkt gedämpft und entschleunigt. Die Bevölkerung empfängt die Gäste mit schüchterner
Herzlichkeit – als wolle sie sich dafür entschuldigen, dass hier das Leben nicht rund um die
Uhr pulsiert.
Wie Ali gegen Foreman
“Rumble in the Jungle” – aber kein Boxkampf,
sondern Fussball. Nicht Foreman gegen Ali,
sondern England gegen Italien. Rooney g
­ egen
Pirlo. Und am Schluss jubelt der 35-jährige ita-
Andrea Pirlo
erteilte den
Engländern bei
32 Grad eine
Lektion.
lienische Jungsenior. Pirlo, der mit seinem
wilden Bart an das “Monster aus dem Sumpf”
erinnert, erteilt den Engländern eine Lektion
in Sachen Cleverness und Effizienz. Bei 32
Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent macht er keinen Schritt zu viel, ­dosiert
seine Energien auf das optimale Minimum,
aber setzt trotzdem die matchentscheidenden
Impulse. Sein Auftritt kann den nächsten vier
Mannschaften (USA, Portugal, Honduras und
Schweiz), die zum Dschungeltanz antreten
müssen, als Lehrstück dienen, wie man unter
diesen extremen Bedingungen erfolgreich
Fussball spielt. Als der Regisseur in der Nachspielzeit einen Freistoss mit einem kurzen
Fusszucken an die Latte schlenzt, sind die Engländer längst am Ende ihrer Kräfte und japsen
nach Luft. “Viele unserer Spieler waren von
Krämpfen geschüttelt, damit müssen wir uns
auseinandersetzen”, kommentiert Trainer Roy
Hodgson die physische Überforderung seines
Personals.
Im Gegensatz zu den englischen Spielern
wusste Hodgson, wie mit der drückenden Hitze
umzugehen ist. Während vor allem seine jugendlichen Offensivkräfte Sterling, Welbeck und Sturridge in einer Mischung aus Spielfreude, Übermut und Leichtsinn schon in der ersten Halbzeit
ihre Kräfte verpufften, setzte sich der 66-jährige
Trainer mit staatsmännischer Gelassenheit in
den Schatten und überliess den A
­ ktionismus in
der Coachingzone seinen Assistenten.
Trinkpausen sind wichtig
Wesentlich aktiver war Hodgsons italienischer
Berufskollege Cesare Prandelli. Doch auch der
Campingstimmung
Das brasilianische Logo
ist mit dabei.
T H E F I FA W E E K LY
9
Erfrischung
Der italienische Kapitän
Andrea Pirlo.
Sonnenschutz aus
Flaggen
Strassen in Manaus.
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T H E F I FA W E E K LY
Trainer der Siegermannschaft, der seine Spieler
in Florenz mit Saunasitzungen auf das Treibhausklima vorbereitet hatte, stiess an seine
Grenzen: “Wir mussten unseren Rhythmus zurückfahren, um wieder zu Atem zu kommen.
Glücklicherweise waren die Schiedsrichter weise genug, das Spiel für Trinkpausen gelegentlich zu unterbrechen. Aber Fussball unter diesen Bedingungen ist verrückt.” Selbst der
grösste italienische Hitzkopf – Mario Balotelli
– hätte sich eine Abkühlung gewünscht: “Ich
habe schon oft bei heissem Wetter gespielt.
Aber so heiss war es noch nie. Wenn die Bedingungen überall so wären, müsste man Timeouts einführen.”
Wie heiss darf es im Sport sein? Verbindliche Regeln gibt es im Fussball nicht. Sportfreunden mit gutem Gedächtnis kommt bei
diesem Thema das als “Hitzeschlacht von Lausanne” in die WM-Geschichte eingegangene
Spiel von 1954 zwischen der Schweiz und Österreich in den Sinn. Im Stade de la Pontaise waren die Spieler damals Temperaturen von 40
Grad und der gleissenden Sonne ausgesetzt.
Der österreichische Torhüter Kurt Schmied erlitt schon in der ersten Halbzeit einen Sonnenstich. Weil die Regeln noch keine Auswechs-
Üppige Vegetation
Zwei Händler warten auf
Kundschaft.
Fabrice Coffrini/Afp, Bruno Kelly/Reuters, Reinaldo Coddou H./fotogloria, Pio Figueiroa
MANAUS
MANAUS
lungen vorsahen, wurde er im Spiel belassen.
Wie in Trance taumelte Schmied zwischen den
Torpfosten umher und musste mit verdrehten
Augen mitansehen, wie die Schweizer innerhalb von acht Minuten drei Tore schossen.
Auf die Idee, den leidenden Spielern eine
Trinkpause zu gönnen, war niemand gekommen. Stattdessen stellte sich der österreichische Masseur hinter das Tor und versuchte,
den Keeper mit Schwämmen und Wasser abzukühlen. Dann ging auch den Schweizern die
Luft aus. Österreich glich innerhalb von vier
Minuten aus. In der Schlussphase brach der
Schweizer Roger Bocquet auf dem Platz zusammen. Die Gäste gewannen 7:5. Es ist bis
heute die torreichste Partie der WM-Geschichte. Dies dürfte sich auch in den nächsten dreieinhalb Wochen nicht mehr ändern. Urwald-Fussball hin oder her.
Grosse Herzlichkeit, aber keine Strasse
“In Manaus ist es immer 40 Grad – aber Hitze ist doch viel schöner als Kälte”, sagt Quanita beim Empfang am Flughafen. Die
22-Jährige arbeitet während der WM zusammen mit ihrer Mutter als Unterstützung für
die ausländischen Besucher. Sie begleitet die
Die Italiener
bereiteten sich
mit Sauna­
besuchen auf
Manaus vor.
WM-Gäste von der Ankunftshalle zur
Bus-Station. Es ist – angesichts der Überschaubarkeit des Airports und der guten Beschilderung – ein Service, der gar nicht nötig
wäre. Aber Quanita erfüllt den Auftrag mit
einer Herzlichkeit, dass man den Aufenthalt
am liebsten bis ans Ende der WM verlängern
würde – mindestens.
Dem wilden Charme von Manaus lag früher die halbe Welt zu Füssen. Während des
Kautschukbooms Ende des 19. Jahrhunderts
gehörte der Ort zu den reichsten Städten der
Welt – mit direkten Schiffsverbindungen nach
Liverpool und New York. Heute ist Manaus
aus Brasilien nur auf dem Luft- oder Wasserweg zu erreichen. Weder eine Eisenbahnlinie
noch eine Strasse führen hierher. Der einzige
asphaltierte Landweg führt nach Venezuela.
“Wir leben hier wie auf einer Insel. Ich bin in
Manaus geboren und aufgewachsen. In Rio de
Janeiro war ich noch nie”, sagt Elder. Wer mit
dem 26-jährigen Bürokaufmann spricht,
­begreift, weshalb die Weltmeisterschaft auch
an diesem mystischen Ort stattfindet.
Die Welt kommt normalerweise nicht nach
Manaus – Manaus muss die Welt einladen.
B etriebswirtschaftlich geschieht dies über
­
steuerliche Erleichterungen für Grosskonzerne: Beispielsweise betreiben Sony, Samsung,
Honda oder Yamaha Fabriken in Manaus. Dies
­erhöht die Jobsicherheit der Bevölkerung. Im
Stadtzentrum kann zollfrei eingekauft werden. Grundsätzlich sind die Lebenskosten aufgrund der abgelegenen Lage allerdings höher
als im restlichen Brasilien.
Das Opernhaus
Caruso soll nur in Herzogs Film
“Fitzcarraldo” dort gesungen haben.
T H E F I FA W E E K LY
11
Only eight countries have ever
lifted the FIFA World Cup Trophy.
Yet over 200 have been
winners with FIFA.
As an organisation with 209 member
associations, our responsibilities do not end
with the FIFA World Cup™, but extend to
safeguarding the Laws of the Game, developing
football around the world and bringing hope to
those less privileged.
Our Football for Hope Centres are one example
of how we use the global power of football to
build a better future.
www.FIFA.com/aboutfifa
MANAUS
Manaus steht quer in der Fussball-Landschaft – für den interessierten Besucher im
positiven Sinn. Kein WM-Ort ist aufregender
und überraschender als die Dschungel-Metropole, wo das helle Wasser des Rio Solimões mit
dem dunklen Wasser des Rio Negro zum majestätischen Amazonas zusammenfliessen.
Michael Regan/The FA/via Getty Images
Wie aus einer vergessenen Zeit
In der Blüte der Stadt war nur das Beste für
Manaus gut genug. Aus dieser Zeit stammt das
Teatro Amazonas, das Opernhaus, in denen die
grössten Tenöre jener Zeit auftraten. Ein
Grossteil der Baumaterialien für den Prachtbau stammte aus Europa. Die Kacheln der
Dachkuppeln wurden aus Deutschland eingeschifft, die Pflastersteine auf dem Vorplatz aus
Portugal. Die Metallgeländer auf der Galerie
und die Deckenmalereien sind Muster an italienischem Kunsthandwerk. Heute wirkt das
Bauwerk wie ein Relikt aus einer vergessenen
Zeit. In den Strassen regiert keine Opernatmosphäre, sondern das Schauspiel des Alltags –
bestimmt von den unzähligen Verkaufsständen, an denen es von Bananen über Jeans bis
zu Plastikspielzeug alles zu kaufen gibt, was
man braucht und nicht braucht.
Auf dem leidgeprüften WM-Rasen der Arena da Amazônia kommt die italienische Kunst
von Pirlo & Co zum Tragen. Tausende englische
Fans nehmen die Vorführung mit zunehmenden Schweissausbrüchen zur Kenntnis. Die
Aufschriften auf ihren Fahnen lassen erahnen,
dass das halbe Königreich in den Dschungel
gereist ist: Birmingham, Wigan, Tranmere, Lemington, Ellesmere Fort, Stoke (“Forgive Me
Delilah”) (“Stokies Here, Stokies There”), Wigston (“Where Your’e Smiling”), Sheffield United
(“Blades up the Amazon”).
Doch den Supportern scheint es ähnlich zu
gehen wie ihren Idolen auf dem Rasen. “God
Save The Queen” ertönt nur nach dem 1:1 mit
urenglischer Inbrunst. Dabei ist der einzige
medizinische Schadensfall nicht hitzebedingt.
Physiotherapeut Gary Lewin jubelte beim Treffer so überschwänglich, dass er sich den Knöchel ausrenkte und auf der Bahre hinausgetragen werden musste. Dies hätte ihm auch im
Nieselregen geschehen können.
Nur noch zwei Vorrundenspiele
Noch für zwei Vorrundenspiele bleibt Manaus im Zentrum der Fussballwelt – am Sonntag während der Partie USA - Portugal und
am Mittwoch während der Partie Schweiz Honduras. Dann verlassen die WM-Besucher
die Stadt so schnell wie sie gekommen sind,
und der Dschungel übernimmt wieder das
Kommando. Er holt sich alles zurück, was
nicht von ihm ferngehalten wird – wie die
Entkrampfte Situation
Die Italiener Giorgio Chiellini (l.) und Claudio
Marchisio helfen dem Engländer Raheem Sterling.
Der einzige
medizinische
Schadensfall ist
nicht hitze­
bedingt.
projektierte Schnellstrasse Transamazônica.
Sie war schon teilweise fertiggestellt – verschwindet jetzt aber wieder unter einem grünen Pflanzenteppich.
“Rumble in the Jungle” – Muhammad Ali
schickte George Foreman am 30. Oktober 1974
in Kinshasa in der achten Runde auf die Bretter
und holte sich den WM-Gürtel zurück. Auf eine
Revanche liess er sich nie ein. Im Fall von Italien und England dürfte sich diese Frage gar
nicht stellen. Die beiden Ex-Weltmeister könnten sich frühestens im Finale am 13. Juli in Rio
de Janeiro wieder begegnen. Nach Manaus werden sie für ein Länderspiel wohl nie mehr zurückkehren. Leider. Å
Englands Gruppenspiele
Italien (1:2), Uruguay (19.6.), Costa Rica (24.6.)
T H E F I FA W E E K LY
13
WM-CAMP
Siegen für Schumi
Sarah Steiner ist Redakteurin bei
The FIFA Weekly.
Selbst während der WM
kann Fussball auf einmal zur
Nebensache werden. Und dies
kurz vor einem wichtigen Spiel. Die deutsche
Nationalmannschaft stand nur wenige
Stunden vor ihrem ersten WM-Auftritt gegen
Portugal, als die freudige Nachricht das
Teamcamp erreichte: Michael Schumacher ist
aus dem Koma erwacht. Der Formel-1-Rekordweltmeister war im vergangenen Dezember
bei einem Skiunfall schwer gestürzt und lag
seitdem in einem Krankenhaus in Grenoble.
Der 45-Jährige wurde nun zur Rehabilitation
in die Schweiz verlegt.
Die deutschen Spieler reagierten mit grosser
Freude auf die Nachricht. Lukas Podolski
liess verlauten: “Was für grossartige Nachrichten! Gute Besserung, Schumi! Ich war so
glücklich, als ich davon hörte.” Das Team
hoffe, dass Michael eventuell noch das eine
oder andere Spiel sehen könne. “Wenn wir
den Titel gewinnen sollten, wäre das ein
Stück, womit man ihm eine Freude machen
kann”, so Podolski.
Die Nachricht hat den Deutschen tatsächlich
Auftrieb gegeben. In der “Todesgruppe” G
fegten sie Portugal 4:0 vom Platz. Thomas
Müller führte mit seinen drei Treffern das
Team zum Sieg. Cristiano Ronaldo und seine
Teamkollegen konnten der Übermacht der
Deutschen nichts entgegensetzen.
Auf der Tribüne verfolgte Bundeskanzlerin
Angela Merkel das Geschehen und jubelte
nach der Partie mit der Nationalelf in der
Kabine. Die Kanzlerin in Weiss-Rot passte
sich optisch optimal an das Mannschaftsdress
der Spieler an. Ein Selfie von Podolski und
Merkel ziert die Internet­portale. Die Euphorie
kennt keine Grenzen – das nächste Sommermärchen scheint zum Greifen nah.
T H E F I FA W E E K LY
“Chi, chi, chi!
Le, le, le!”
Jordi Punti ist Romanautor und
Verfasser zahlreicher Fussball-­
Features in den spanischen
Medien.
Der Teamslogan “Ein Land, eine Mannschaft,
ein Traum” wird gelebt. Und auch die Konkurrenz ist überzeugt, dass dieses Deutschland
sehr weit kommen kann. Diego Maradona
sagte im venezolanischen Fernsehen:
“Deutschland hat die Perfektion gestreift.”
Lionel Messi war überzeugt, dass “Deutschland das Beste war, das es bis jetzt zu sehen
gab.” Und R&B-Sängerin Rihanna twitterte:
“Deutschland ist so verdammt stark.”
Auch das deutsche Team glaubt an sich.
Dennoch üben sich die Akteure in
­Bescheidenheit. “Es ist ein guter Start, aber
absolut kein Grund zum Abheben”, sagte
Manager Oliver Bierhoff. Und Dreifachtorschütze Müller fügte an: “Wir brauchen nicht
so zu tun, als wenn wir hier als Übermannschaft gestartet wären. Im nächsten Spiel
wird wieder bei null angefangen.”
Der Weg ist noch lang, aber das Ziel ist klar –
sowohl für die deutsche Nationalmannschaft
als auch für Schumi. Å
Deutschlands Gruppenspiele
Portugal (4:0), Ghana (21.6.), USA (26.6.)
Fussball und Politik
“4:0-Sieg! Geiler Start!! Und hier
das versprochene Selfie mit der
Kanzlerin!”, twitterte Lukas Podolski.
14
Chile
Auf den Mannschaftsbussen,
mit denen die Spieler während der Weltmeisterschaft von A nach B gefahren werden, ist
für jedes Team ein individueller, motivierender Slogan angebracht, den die Fans durch
Abstimmung im Internet gewählt haben. Der
Slogan, den die chilenischen Fans ausgewählt
haben und den die Nationalspieler des Landes
jedes Mal lesen, wenn sie in den Bus steigen,
um zu einem Spiel zu fahren, lautet: “Chi, Chi,
Chi! Le, le, le! Viva Chile!” Für ein Land, in
dem die Menschen die Verse des Dichters
Pablo Neruda auswendig kennen, scheint dies
keine besonders ausgefeilte Botschaft zu sein,
aber es handelt sich um einen der beliebtesten Fangesänge der Chilenen. Ausserdem
spiegelt er die Bescheidenheit und Lebensfreude wieder, mit dem die chilenische Fussballgemeinde diese WM angeht.
Chile ist ein kleines Land, das sich zwischen
den Anden und dem Pazifischen Ozean erstreckt und sowohl geografisch als auch in
fussballerischer Hinsicht stark im Schatten des
grösseren Nachbarn Argentinien steht. Trotzdem waren die WM-Teilnahmen des Landes bis
jetzt nicht immer von Realismus geprägt. Das
mag daran liegen, dass Chile Ausrichter der
Turnierauflage von 1962 war und dort erst im
Halbfinale an Brasilien scheiterte, wobei
damals Garrincha und Vavá Furore machten.
Die Qualifikation für das Weltturnier war
seither immer ein heroischer Akt, der grosse
Siege zu versprechen schien, stattdessen jedoch
regelmässig grosse Enttäuschungen bereithielt.
Bei der aktuellen Auflage scheinen die Chilenen
jedoch weniger stark unter Druck zu stehen,
was vielleicht auch mit der jüngsten Erfahrung
bei der WM 2010 zu tun haben mag. In Südafrika mussten die damals von Marcelo Bielsa
trainierten Chilenen sich erst im Achtelfinale
geschlagen geben, und kurioserweise hiess der
Gegner erneut Brasilien (0:3). Die zweite
Qualifikation in Folge hat Chile eine Stabilität
verliehen, die man dort zuvor nicht kannte.
Dass sich das Team nun an der WM 2014 in
Brasilien bereits für die Achtelfinals qualifiziert hat, spricht Bände.
Diese Tatsache ist mehreren Aspekten zu
verdanken, vor allem aber dem Nationaltrainer Jorge Sampaoli, der im Übrigen Argentinier ist. Sampaoli ist bekennender Anhänger
Instagram
Deutschland
WM-CAMP
Nur an die Latte
Der griechische Stürmer
Theofanis Gekas im Pech.
Quinn Rooney / Getty Images
des Stils von Marcelo Bielsa und ein Verfech­
ter der offensiven Spielweise und des Kurz­
pass-Spiels. Er hat es hervorragend verstan­
den, seine Begeisterung von der Trainerbank
auf die Spieler zu übertragen. “Ich habe ein
sehr erfolgshungriges Team übernommen”,
sagte er nach seinem Amtsantritt. “Eine sehr
starke Mannschaft, die gegen Widrigkeiten
angekämpft hat und in der Kritik stand, mit
komplizierten Spielern.” Es galt, Probleme an
mehreren Fronten zu lösen. Unter anderem
beschloss er, den Magier Jorge Valdivia wieder
ins Team zu integrieren, der beim sogenann­
ten Bautizazo-Skandal im Jahr 2011 in Ungna­
de gefallen war. Damals waren fünf National­
spieler, unter ihnen Valdivia, gesperrt worden,
weil sie im Trainingslager zu spät ins Hotel
zurückgekehrt waren.
Ausserdem ist es Sampaoli gelungen, für
ausgewogene Verhältnisse im Team zu sorgen.
Er hat es geschafft, die Mehrheit der im
Ausland unter Vertrag stehenden Akteure
und die in der heimischen Liga aktiven
Leistungsträger unter einen Hut zu bringen.
Bei den Auslandsakteuren handelt es sich
oftmals um erstklassige Spieler, die bei
wichtigen Klubs unter Vertrag stehen, dort
jedoch nur eine zweitrangige Rolle spielen. Im
Nationalteam sind sie nun gezwungen, mehr
Verantwortung zu übernehmen. Das beste
Beispiel ist das “Wunderkind” Alexis Sánchez.
Er hat beim FC Barcelona eine gute Saison
gespielt, aber immer im Schatten von Spielern
wie Messi, Neymar oder Iniesta gestanden. Im
chilenischen Team ist Sánchez zu einem
Aushängeschild im Angriff avanciert und
konnte sich mit Vorlagen und eigenen Tref­
fern profilieren. Ähnlich verhält es sich mit
Spielern wie Valdivia (von Palmeiras São
Paulo), Mauricio Isla und Arturo Vidal (beide
bei Juventus Turin) sowie Torhüter Claudio
Bravo (Real Sociedad).
Die chilenischen Fans skandieren “Chi, chi,
chi!” und “Le, le, le!” und freuen sich auf das
Achtelfinale, wo ihr Team voraussichtlich
wieder auf den ewigen Rivalen bei Weltmeis­
terschaften treffen wird: Brasilien. Å
Chiles Gruppenspiele
Australien (3:1), Spanien (2:0),
Niederlande (23.6.)
Griechenland
“Am falschen
Turnier”
Sven Goldmann ist Fussball­
experte beim Tagesspiegel in
Berlin. Er weilt zurzeit an der WM
in Brasilien.
In seiner Zeit in der Bundes­
liga hat Theofanis Gekas mal erzählt, warum
er keine Lust habe, die deutsche Sprache zu
lernen: “Ich werde für das Toreschiessen
bezahlt und nicht für das Reden.” Diese Kunst
beherrscht er auch mit 34 Jahren immer noch
so gut, dass ihn Griechenlands portugiesischer
Trainer Fernando Manuel Costa Santos für die
Weltmeisterschaft nominierte.
Auch im WM-Camp von Aracaju im Nord­
osten Brasiliens gibt Gekas sich wortkarg.
Dabei hätte er durchaus etwas zu erzählen. Es
war Theofanis Gekas, der beim 0:3 im ersten
Vorrundenspiel gegen Kolumbien die grosse
Chance hatte, dem Lauf der Dinge eine
Wende zu geben. Zu diesem Zeitpunkt stand
es noch 0:2. Der Mann, der nicht so gern
redet, konnte dabei eigentlich nicht viel
falsch machen. Er stand fünf Meter vor dem
leeren Tor, der Ball kam in bester Höhe
T H E F I FA W E E K LY
15
emirates.com
Tomorrow
brings us
all closer
To new people, new ideas and new states of mind.
Here’s to reaching all the places we’ve never been.
Fly Emirates to 6 continents.
WM-CAMP
angeflogen, und Gekas drückte ihn mit der
Stirn an die Latte. Gleich danach war Schluss
für ihn, und Fernando Manuel Costa Santos
dürfte später deutliche Worte gefunden
haben. “Einige der Spieler haben vergessen,
bei welchem Turnier sie sind”, schimpfte der
Portugiese. Die vergebene Grosschance von
Belo Horizonte war Gesprächsthema Nummer
eins im griechischen WM-Camp in Aracaju.
Nigeria
Abenteuer mit
Struktur
Alan Schweingruber ist
Redakteur bei The FIFA Weekly
und weilt zurzeit an der WM in
Brasilien.
Dass er in der Nationalmannschaft nie ganz
unumstritten war, liegt an seinem gewöhnungsbedürftigen Stil. Als Fussballspieler
fällt Gekas nämlich in neunzig Minuten eher
selten auf, zeigt keine spektakulären Dribblings und seine Kollegen setzt er auch eher
selten in Szene. Gekas läuft nicht viel und
schwitzt nicht gern. So einen schleppt eine
Mannschaft nur dann mit durch, wenn er
etwas ganz Besonderes hat. Wie bei Gekas
eben das Toreschiessen.
Gekas hat in den vergangenen zwei Jahren
für fünf Vereine gespielt: Eintracht Frankfurt, Samsunspor, Levante, Akhisar Belediyespor und zuletzt Konyaspor. Allesamt keine
erste Adressen. Die WM ist für ihn eine
wichtige Bühne. Gekas spielt in Brasilien um
den letzten grossen Vertrag seiner Karriere. Å
Anesh Debiky / Afp
Griechenlands Gruppenspiele
Kolumbien (0:3), Japan (19.6.),
Elfenbeinküste (24.6.)
Ein Nationaltrainer braucht
den Rückhalt. Schliesslich soll er etwas
aufbauen, langfristige Ziele erreichen. Mit
guten Verträgen ausgestattet, bleibt der
Coach dann – wenn Erfolg und Sympathie
vorhanden sind – auch mal über mehrere
Jahre im Amt. Siehe Vincente del Bosque. Er
coacht die Spanier seit 2008.
Del Bosques Amtskollege Stephen Keshi muss
ein abenteuerlustiger Mensch sein. Im Jahr
2011 erklärte er sich nämlich bereit, das
Nationalteam von Nigeria zu übernehmen.
Davon hielten ihn auch harte Fakten aus der
Vergangenheit nicht ab. Zum Beispiel, dass
der Verband zuvor sechs Trainer in vier
Jahren verschlissen hatte. Darunter altbekannte wie Berti Vogts aus Deutschland oder
Lars Lagerbäck aus Schweden.
Die grosse Harmonie herrschte dann auch
mit Keshi nicht. Immer wieder gab es
­Unstimmigkeiten in den letzten Jahren.
Einmal wollte der Verband den Trainer
loswerden. Später drohte Keshi selbst mit
dem Rücktritt. Mit dem Gewinn der Afrikameisterschaft 2013 aber setzte sich der
52-jährige ehemalige Verteidiger ein kleines
Denkmal in Nigeria. Der Triumph machte
Hoffnung. Und schürte die Erwartungen. Die
grösste Nation Afrikas, mit zirka 160 Millionen Einwohnern dreimal so gross wie England, will den Weltmeistertitel.
Das nigerianische Team scheint den harten
Führungsstil zu mögen. Keshi ist bekannt für
Disziplin und Struktur. Er fällt auch gerne
Entscheidungen, die im ersten Moment nicht
bei allen gut ankommen. Als sich Elderson
Echiéjilé vor der WM eine leichte Muskelverletzung zuzog, ging Nigeria von einem baldigen Comeback aus. Keshi aber strich den
Verteidiger der AS Monaco aus dem Kader
und nominierte Ejike Uzoenyi nach. “Wir
haben nicht so viel Zeit”, meinte Keshi und
liess auch Argumente nicht gelten, wonach
die Verletzung nach zwei Wochen hätte
auskuriert sein können (der Deutsche Sami
Khedira, davon darf man ausgehen, hätte es
womöglich in 48 Stunden geschafft).
Der Traum vom Titel ist im Camp in Brasilien
vorerst in den Hintergrund gerückt. Nach dem
nervösen 0:0-Gekicke gegen die iranische
Nationalmannschaft kämpft Keshi und sein
Team um den Einzug ins Achtelfinale. Wie das
geht, weiss der Trainer selbst am besten. Er
wurde mit Nigeria 1994 WM-Gruppensieger
und scheiterte dann im Achtelfinale in der
Verlängerung an Italien. Å
Nigerias Gruppenspiele
Iran (0:0), Bosnien-Herzegowina (21.6.),
­A rgentinien (25.6.)
Entschlossen
Stephen Keshi will es mit dem
nigerianischen Team wissen.
T H E F I FA W E E K LY
17
DEBAT T E
Die Lust am
Toreschiessen
Der fliegende Holländer Robin van Persie trifft gegen Spanien (5:1) mit einem Hechtsprung zum 1:1.
Perikles Monioudis
R
echt gross drohten in den Medien die Befürchtungen auch diesmal zu werden, das
Eröffnungsspiel der Fussball-Weltmeisterschaft verlaufe dann doch eher langweilig.
Denn fast schon traditionell endet die
WM-Auftaktpartie mit einem torlosen
­Remis oder einem Sieg mittels eines einzigen
Treffers – nicht aber an der WM 2014 in Brasilien.
Offensiver Start
Gleich vier Treffer bekamen die Zuschauer in
São Paulo zum Start geboten, drei durch den
18
T H E F I FA W E E K LY
Gastgeber Brasilien, einen durch die Kroaten,
die in Führung gegangen waren.
Am Tag darauf gelang den entfesselten Niederländern ein 5:1-Sieg gegen den Weltmeister
Spanien, und die Chilenen trafen gegen Australien dreimal (zum 3:1-Sieg). Tags darauf e­ rzielten
Kolumbien (gegen Griechenland) und Costa Rica
(gegen Uruguay) ebenfalls drei Treffer – genauso
wie die Franzosen in ihrer Auftaktpartie (gegen
Honduras) wiederum einen Tag später.
Auch das 4:0 der Deutschen gegen Cristiano Ronaldo und die Portugiesen ist ein Ausdruck dessen, dass die Teams ihre Startpartien
offensiv angehen und mithin den Achtelfinal­
einzug so früh wie möglich anstreben.
Wie weiter?
Die zweiten Partien aber können auch anders
aussehen. Brasilien etwa, eben noch der strahlende Sieger im Eröffnungsspiel, verzweifelte
an Mexiko und dessen in Hochform befindlichen Torhüter Guillermo Ochoa. Neymar und
Co. blieb ein Treffer beim 0:0 versagt.
Coach Felipe Scolari sprach anschliessend davon, dass es nach einem Sieg zum
Auftakt darum geht, mit einem Sieg im zwei-
ten Gruppenspiel die Qualifikation für das
Achtelfinale (fast schon) zu sichern - das ist
Brasilien nicht geglückt, trotz dem engagierten Offensivspiel der Seleção.
Allerdings: Die Annahme, dass die Teams
nun ihre Angriffsbemühungen weniger intensiv vortragen würden, scheint nach dem fulminanten Beginn nicht allzu realistisch. Das
Spektakel geht weiter! Å
Die Weekly-Debatte.
Was brennt Ihnen unter den Nägeln?
Über welche Themen wollen Sie
diskutieren? Ihre Vorschläge an:
[email protected]
Fabrizio Bensch / Reuters
Gleich 5:1 bezwangen
die Niederlande den
­Titelverteidiger Spanien,
4:0 siegte Deutschland
­gegen Portugal. Ein WMStart mit Spielfreude!
DEBAT T E
PRESIDENTIAL NOTE
Die Meinungen der FIFA.com-User zur
ersten WM-Woche:
Applaus für Chile! Die Art und Weise, wie sie
an das Spiel gegen den Weltmeister Spanien
herangegangen sind, war weltklasse!
SArbabAhmed, Pakistan
Grossartiges Tor, grossartige Spieler und
ein Team, das niemals aufgibt! Wir werden
2018 zurück auf der Bühne des Weltfussballs
und alle werden be­geistert sein. Gut gemacht
Australien, ihr wart spitze!
skycrazy, Australien
“Herzlichen
Glückwunsch
Chile!”
Mir tut es wirklich leid für die Australier,
sie hätten es verdient gehabt, weiterzukommen. In der ersten Halbzeit waren sie eindeutig die bessere Mannschaft. Es ist schade,
dass sie nicht die Brillianz eines Van Gaal in
ihren Reihen haben. Es war klar, dass die
zweite Halbzeit orangefarben werden würde.
Aber, meine lieben Australier, ihr habt gegen
den zukünftigen Weltmeister verloren und ihr
habt ihn hart für diesen Titel rennen lassen.
Hut ab vor dieser Leistung! Ich hoffe, dass mit
einem Sieg gegen Spanien die WM für euch
mit einem Erfolgserlebnis enden wird und
dass ihr 2018 eine neue Chance bekommt.
Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg,
Chile! Ihr dürft euch jetzt aber nicht zurücklehnen. Nur weil ihr euch für die nächste
Runde qualifiziert habt, heisst das nicht,
dass ihr alles erreicht habt. Sorgt dafür, dass
ihr auch die Niederlande schlägt, um nicht
gegen Brasilien spielen zu müssen. Denn
diese werden sicher Gruppenerster werden.
steve201081, Indien
Auch wenn ihr es nicht schaffen solltet,
ihr habt Afrika stolz gemacht, Ghana Ihr
habt gut gespielt und solltet stolz auf euch
sein. Ghana wird Deutschland und Portugal
schlagen und sich für die nächste Runde
qualifizieren.
YeyeEagles, USA
Dies ist das Ende einer goldenen Ära und
hoffentlich auch der Anfang einer neuen. Ihr
seid wirklich wahre Champions und ich habe
noch immer grosses Vertrauen in euch. Ich bin
sicher, dass ihr euch mit ganzem Herzblut und
erhobenem Haupt in die letzte Partie gegen
Australien stürzen werdet. Die Leute sind
beunruhigt und es wird gemunkelt, dass das
Tiki-Taka verschwinden wird. Wie auch
immer, ich glaube an die baldige Auferstehung der neuen Goldenen Generation. Ich
hoffe, eine bessere spanische Mannschaft an
der Euro 2016 zu sehen. Und zu guter Letzt:
herzlichen Dank für eure Arbeit, Jungs! Ich
werde den brillanten, grossartigen und
aussergewöhnlichen Fussball der Roja in den
letzten Jahren niemals vergessen.
luckyfish81, Malaysia
Fenneks, aus Algerien, ihr solltet euch ein
Beispiel an Australien nehmen! Oder an
Costa Rica oder auch an Chile. Angriff ist die
beste Verteidigung. Verausgabt euch! Seid
euch selbst! Spielt so wie auch in euren Ligen!
Wir möchten Fussball sehen. Wir wollen
Leidenschaft und Kampf erleben.
dutchy1975, Grossbritannien
“Angriff ist die beste
­Verteidigung.”
wahrane, Frankreich
Das grosse
Offensivspektakel
“J
oga bonito!” Was haben wir vor der WM
nicht alles in diesen Ausdruck hinein­
interpretiert. Und jetzt erleben wir das
schöne Spiel in seiner Vollkommenheit – mit
Offensivspektakel, Variantenreichtum, Mut
zum Kreativen.
Es wurde viel darüber spekuliert, dass die
hohen Temperaturen und die speziellen Bedingungen in Brasilien wie eine Handbremse
­w irken könnten. Doch jetzt erleben wir das
Gegenteil. Die Trainer sind bereit, Risiken einzugehen und ihren Kreativspielern freien
­Auslauf zu gewähren. Das taktische Korsett
bleibt in den Kabinenschränken. Anders als
noch vor vier Jahren in Südafrika wollen die
Teams nicht das Unentschieden verwalten,
sondern spielen auf Sieg – ohne Wenn und
Aber. Allein der Kopfball von Robin van Persie
gegen Spanien zum 1:1 war schon die Reise
nach Brasilien wert. Solche – und nur solche –
Flugeinlagen wollen wir sehen.
Das offensive Freidenken hat auch mit der
Zusammensetzungen der Mannschaften und
der technischen Entwicklungen zu tun.
­Ausnahmekönner wie Neymar, Messi, Van Persie, Robben oder Müller können nicht an der
kurzen Leine gehalten werden. Sie stehen für
eine Spielergeneration, die immer kompletter
wird. Die heutigen Goalgetter sind nicht mehr
reine Stürmer – sondern gestalten das Spiel
aus dem offensiven Mittelfeld.
Allein in den ersten zwölf Spielen fielen
in Brasilien 41 Treffer – 3,42 im Durchschnitt.
Würde dieser Rhythmus bis zum Finale
­aufrechterhalten, könnten die Fans 219-mal
­jubeln. Rekord!
Die erste WM-Woche hat alle Erwartungen
übertroffen. Und das Schönste daran ist – der
Höhepunkt kommt erst. “Viva Brazil!”
Ihr Sepp Blatter
T H E F I FA W E E K LY
19
First Love
20
T H E F I FA W E E K LY
Ort: Oran, Algerien
Datum: 4. April 2013
Zeit: 18. 28 Uhr
Nick Hannes / laif
T H E F I FA W E E K LY
21
F I F A ’ S 11
FREE KICK
Die Spieler mit den
meisten WM-Partien
Ein Mädchen
namens Fifa
Thomas Renggli
E
in paar Brocken Portugiesisch öffnen in
Brasilien fast alle Türen: Mit einem
“Bom dia” (Guten Tag) beginnt der Tag
am Frühstücksbuffet garantiert mit
­einem Lächeln. Wer es knapper mag,
sagt: “Oi” (“Hallo”), wer das Glas hebt,
liegt mit “Saude” (“Prost”) nicht falsch – und
im Zweifelsfall kann ein “Obrigado” (“Danke”)
nie schaden.
Keine Sprachkenntnisse sind dagegen für
den Radiohörer erforderlich. Die brasiliani­
schen Reporter lassen kaum Raum für Zweifel
über Verlauf und Intensität des fussballeri­
schen Geschehens. Nur ein Rückpass zum
­Torhüter oder ein Einwurf der verteidigenden
Mannschaft werden in normaler Lautstärke
transportiert. Mit jedem Meter, den sich der
Ball dem gegnerischen Tor nähert, schwillt die
Lautstärke des Kommentators an – wie ein
­Crescendo in einem Musikstück. Kommen die
Spieler in Strafraumnähe, geht der Kommentar
an die Schmerzgrenze – und bei einem erfolg­
reichen Torschuss müssen Ohrenstöpsel ver­
teilt (oder die Lautsprecher zurückgefahren)
werden: Gooooooooooooooooooool!!!
Je nach Nationalität und Anzahl Vokal­
buchstaben im Mannschaftsnamen variieren
Intensität und Rhythmus. Während sich die
Stimmgewalt bei “Bélgica” im europäischen
Rahmen hält, brechen bei “Cooooooostaaaaaaa­
riiiiiiicaaaaaa” alle Dämme. Aber wer hätte
­gedacht, dass die Mittelamerikaner an der
WM mehr als einmal treffen?
Brasilianische Eltern scheinen schon
bei der Taufe daran zu denken, dass ihre Söh­
ne dereinst zu den Hauptdarstellern einer
Sport­
ü bertragung avancieren: Marcelinho,
Paulinho, Ronaldinho, Robinho sind dankbare
­Steilvorlagen für jeden Reporter – und Zico,
Cafú oder (last but not least) Pelé zweisilbige
Heldenverehrungen.
Dagegen war, wer dem aktuellen National­
spieler “Hulk” den Namen verpasst hat, seiner
Verantwortung nicht bewusst. Stattdessen
­berief er sich wohl auf das brasilianische Recht,
dass in der Namensgebung grenzenlose Frei­
heit besteht – sofern die Bezeichnung halbwegs
geläufig ist oder im Wörterbuch vorkommt. So
lebt in Brasilien beispielsweise ein Mann na­
mens “Oceano Indico Pacifico”. Bei Eltern mit
Flair für deutsches Kulturgut ist der Vorname
“Müller” sehr beliebt (allenfalls könnte diese
Tendenz während der WM aber abnehmen), bei
zahlengläubigen Brasilianern können es auch
nur Nummern sein: “Um Dois Três” ist nicht
eine Sendung im brasilianischen Schulfernse­
hen, sondern ein Männername.
Spätestens in neun Monaten ist von vielen
Brasilianern Fantasie gefordert. Denn ähnlich
wie jeweils im November – im Nachgang des
Karnevals – wird im April 2015 in Brasilien mit
einem Babyboom gerechnet. “Copa-Babys”
­nennen die Brasilianer diese Spätfolgen der
heissen Tage (und Nächte). Eine Umfrage an
der Copacabana kam zum Resultat, dass für
­Mädchen dann vor allem ein Name ganz hoch
im Kurs steht: Fifa. Å
Die wöchentliche Kolumne aus der
The-FIFA-Weekly-Redaktion
1
Lothar Matthäus: 25 Partien
Teams: BR Deutschland, Deutschland
Gespielte Minuten: 2047
Zeitraum: 1982–1998
2
Paolo Maldini: 23 Partien
Team: Italien
Gespielte Minuten: 2217
Zeitraum: 1990–2002
3
Uwe Seeler: 21 Partien
Team: BR Deutschland
Gespielte Minuten: 1980
Zeitraum: 1958–1970
Diego Maradona: 21 Partien
Team: Argentinien
Gespielte Minuten: 1938
Zeitraum: 1982–1994
Wladyslaw Zmuda: 21 Partien
Team: Polen
Gespielte Minuten: 1807
Zeitraum: 1974–1986
6
Grzegorz Lato: 20 Partien
Team: Polen
Gespielte Minuten: 1800
Zeitraum: 1974–1982
Cafú: 20 Partien
Team: Brasilien
Gespielte Minuten: 1638
Zeitraum: 1994–2006
8
Berti Vogts: 19 Partien
Team: BR Deutschland
Gespielte Minuten: 1770
Zeitraum: 1970–1978
Wolfgang Overath: 19 Partien
Team: BR Deutschland
Gespielte Minuten: 1764
Zeitraum: 1966–1974
Ronaldo: 19 Partien
Team: Brasilien
Gespielte Minuten: 1623
Zeitraum: 1998–2006
Miroslav Klose: 19 Partien
Team: Deutschland
Gespielte Minuten: 1511
Zeitraum: 2002–2010
Quelle: FIFA
(FIFA World Cup, Milestones & Super­
latives, Statistical Kit, 12.05.2014)
T H E F I FA W E E K LY
23
RUSSL AND
Schrei der Freude Alexander Kerschakow nach seinem Treffer zum 1:1-Ausgleich im Vorrundenspiel gegen Korea.
Der schlafende Riese
Thomas Renggli, Rio de Janeiro
H
undertvierzig Millionen Einwohner,
neun Zeitzonen und noch mehr Ethnien: ein Land zwischen Westeuropa und
dem fernen Osten – so vielseitig, unergründlich und faszinierend wie ein
ganzer Kontinent. Politisch stellt Russland die Ansprüche einer Weltmacht, und
sportlich stürmt man in der gleichen Pace
vorwärts. Nach den Olympischen Spielen in
Sotschi ist die Fussball-WM 2018 der nächste
prestige­t rächtige Termin in der Agenda. In Rio
de J­ aneiro präsentiert der russische Verband
im “Russland-Haus” seine kulturellen und
­k ulinarischen Vorzüge.
Spätestens in vier Jahren soll das grösste
Land der Welt auch fussballerisch alle ­Wünsche
24
T H E F I FA W E E K LY
erfüllen – und eine Auswahl stellen, die um den
bedeutendsten Titel mitspielen kann. In Brasilien vermochte die Sbornaja diesen Ansprüchen zum Turnierstart noch nicht gerecht zu
werden. Gegen die hartnäckigen Südkoreaner
fand sie nie zu ihrer spielerischen Linie und
drohte nach einem folgenschweren Fehler von
Torhüter Igor Akinfejew vorzeitig vom Kurs
abzukommen. Immerhin war Trainer Fabio
­Capello in diesem Moment auf der Höhe der
Aufgabe. In der 71. Minute wechselte er
A lexander Kerschakow, den Topskorer der
­
Qualifikation ein, fünf Minuten später traf der
Joker zum Ausgleich. “Kerschakow ist ein fantastischer Spieler – und immer für ein Tor gut”,
kommentiert Capello den Auftritt seines Retters. “Es war für unsere Mannschaft nach dem
Gegentreffer nicht einfach. Aber die Spieler
haben eine gute Reaktion gezeigt – so gesehen
können wir zufrieden sein.”
Unter dem Strich bleibt ein Punktgewinn –
aber auch die Erkenntnis, dass sich die Mannschaft deutlich steigern muss, will sie nicht wie
bei ihren vergangenen drei Endrunden-Teilnahmen (1990, 1994 und 2002) nach der Gruppenphase die Heimreise antreten.
Vor den Auftritten gegen Belgien (am Sonntag) und Algerien (am Donnerstag) wird sich
Capello vor allem zwei Überlegungen machen:
Kann er es sich leisten, seinen Goalgetter auf
der Ersatzbank zu lassen? Und wäre auf der
Torhüterposition nicht eine Rochade fällig?
Akinfejew war gegen Südkorea schon vor
­seinem kapitalen Fehler mehr Sicherheitsrisiko
als Lebensversicherung und liess praktisch
­jeden Ball abprallen. Immerhin bringt Capello
Felipe Dana / Keystone
Russland steht an der WM im Schatten der Favoriten.
Das 1:1 gegen Südkorea zeigt Steigerungspotenzial auf.
RUSSL AND
Mit Doppeladler und Pelzmütze Russische Fans in Cuiaba.
Alexey Filippov / Keystone
im Umgang mit fehleranfälligen Torhütern
eine gewisse Erfahrung mit – aus seiner Zeit
als N
­ ationaltrainer Englands.
Dabei möchte der Italiener in Brasilien eigentlich lieber von schöneren Dingen sprechen: “Unsere Mannschaft besitzt ein hohes
technisches Niveau und grosse spielerische Qualitäten. Kreativität und Inspiration sind unsere
Stärken.” Das Achtelfinale ist für Capello auch
nach dem verhaltenen Turnierstart das Minimalziel. Der Trainer begründet die Ambitionen mit den starken Leistungen in der
Qualifika­t ionsphase. Nachdem das russische
Team die WM-Endrunden 2006 und 2010 verpasst hatte, qualifizierte es sich nun als Gruppenerster für Brasilien und schickte Portugal
in die Barrage. Im Heimspiel in Moskau bezwang Russland die Portugiesen 1:0 – dank
einem Treffer von Kerschakow. “Die Tatsache,
dass wir eine der spielstärksten europäischen
Mannschaften hinter uns gelassen haben, spiegelt unsere Fortschritte”, sagt Capello.
Ohne Legionäre
Die Basis für den russischen Aufschwung
­l iefert die nationale Meisterschaft – finanziell,
logistisch, strukturell. Vor allem wirtschaftlich
gehört die russische Premjer-Liga schon jetzt
zur Topklasse im internationalen Vergleich. Es
Die Basis für den
russischen Aufschwung liefert
die nationale
Meisterschaft.
ist kaum ein Zufall, dass der russische Verband
an der WM-Endrunde die einzige Mannschaft
stellt, in der sämtliche Spieler in der heimischen Meisterschaft beschäftigt sind. Im russischen Fussball rollt der Rubel (beziehungs­
weise der Petrodollar) mittlerweile so schnell,
dass selbst die grössten europäischen Ligen
nicht mehr mithalten können.
Dabei erinnern die sportlichen Macht­
verhältnisse an die frühere Sowjetunion:
1. ZSKA Moskau, 2. Zenit St. Petersburg, 3. Lokomotive Moskau, 4. Dynamo Moskau. Von
den alten Grössen blickt nur Spartak Moskau
auf eine verkorkste Saison zurück und kam
nicht über den sechsten Platz hinaus.
Die Fäden laufen beim neuen Geldadel
­zusammen. Im Vordergrund stehen – wie früher auch – staatlich gesteuerte Grosskonzerne:
Lokomo­
t ive wird von der Eisenbahngesellschaft Rossijskie (RZD) alimentiert, Zenit von
Gazprom, Dynamo von der Bank VTB, Spartak
vom Ölkonzern Lukoil. Nur bei ZSKA, dem
­ehemaligen Klub der Roten Armee, sind die
­Besitzverhältnisse diffus. Zunächst engagierte
sich Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch,
dann flossen die Millionen vom baschkirischen
Mineralölunternehmen Bashneft. Seit diesem
Jahr heisst es, dass sich der Klub selber
finanziert. Allerdings lässt diese Aussage
I nterpretationsspielraum zu. Der aktuelle
­
Klubbesitzer Jewgeni Giner ist ein enger
­Vertrauter von Abramowitsch.
Aus den Verbandsgeschäften soll sich Multimilliardär Abramowitsch jedoch momentan
heraushalten. Zuvor hatte er über seine National Football Academy ungefähr 150 Millionen
Euro ins System gepumpt – und damit rund 130
neue Fussballplätze finanziert und die
Nachwuchs­ausbildung optimiert. Ausserdem
hatte er sich auch am Gehalt (fünf Millionen
Euro netto pro Jahr) des früheren Nationaltrainers Russlands, Guus Hiddink, beteiligt.
T H E F I FA W E E K LY
25
“Respekt macht mich glücklich”
Im Klubfussball gewann Fabio Capello so ziemlich alles, was es zu gewinnen gibt.
Nun will der 68-jährige Italiener mit Russland Triumphe erleben.
Name
dass einige Spieler Englisch und Spanisch
sprechen. Wenn es um vertrauliche Dinge
geht, dann ziehe ich auch mal einen
Freund heran.
Fabio Capello
Geburtstag, Geburtsort
18. Juni 1946, San Canzian
d’Isonzo (Italien)
Klubs als Spieler
Ferrara, AS Roma, Juventus,
AC Milan
Stationen als Trainer
AC Milan, Real Madrid,
AS Roma, Juventus,
England, Russland
Grösste Erfolge
Viermal italienischer
Meister (als Spieler),
fünfmal italienischer Meister,
zweimal spanischer Meister,
Champions-League-Sieger
(als Trainer)
Wie viel Respekt spüren Sie von Seiten der
Bevölkerung?
Viel. Das schätze ich sehr und macht
mich glücklich. Auch die Vorfreude auf die
Heim-WM 2018 ist schon zu spüren.
Was haben Sie von Russland gesehen?
Russland ist ein vielseitiges Land. Ich
habe viele Städte besucht und bin beeindruckt. Die Nation entwickelt sich gerade
in vielen Bereichen.
Was bedeutet Ihnen die Weltmeisterschaft
im Allgemeinen?
Jede WM ist einmalig. Es ist ein fantastischer Wettbewerb. Um Erfolg zu
haben, muss vieles zusammenstimmen.
Die Physis der Spieler. Die taktischen
Finessen. Als wichtigsten Faktor aber
stufe ich den psychologischen Aspekt ein.
Wenn die Spieler nicht zu 100 Prozent
bereit sind, Grosses zu leisten, wird es
schwierig an einem Turnier.
Wie viel kann man mit einer guten Vorbereitung bewirken?
Herr Capello, wo steht das russische
­Nationalteam?
Fabio Capello: Mein Team ist eines der
älteren an dieser Weltmeisterschaft. Aber
technisch befinden wir uns auf einem sehr
guten Niveau. Meine Spieler können auch
mit Kreativität gewinnen. Sie spielen
guten Fussball.
Sie arbeiten seit zwei Jahren in Russland.
Was war Ihre grösste Herausforderung?
Als ich hier mit meiner Arbeit begonnen habe, waren die Fans wütend auf die
Spieler. Das schlechte Abschneiden an der
EM in Polen und der Ukraine hatte seine
Spuren hinterlassen. Ein wichtiger Schritt
für mich war, die Leute dazu zu bringen,
wieder nach vorne zu blicken. Schliesslich
wollten wir etwas aufbauen. Das haben wir
gemeinsam geschafft in den letzten zwei
Jahren. Wir haben uns in einer schwierigen
26
T H E F I FA W E E K LY
Qualifikationsgruppe mit Portugal durchgesetzt und spielen nach 2002 erstmals
wieder an einer WM.
Sie waren an anderen Orten im
Gespräch. Warum haben Sie sich für
Russland entschieden?
Ich wollte etwas Neues erleben. Die
Sprache. Das Land. Der Lifestyle. Das alles
ist spannend. Deshalb habe ich Russland
gewählt.
Wie schwer wiegt es, dass Sie kein Russisch
sprechen?
Die Sprache ist eine Schwierigkeit. Ich
arbeite während der Camps immer mit
Dolmetschern. Trotzdem sind gewisse
Dinge nicht einfach zu übermitteln.
Manchmal braucht es gute Worte.
Zum Beispiel um einen frischen Spirit
zu schaffen. Es kommt mir entgegen,
Eine gute Vorbereitung ist sehr viel
Wert. Das fängt bei der Auswahl des
WM-Camps an. Es ist mir enorm wichtig,
dass ich die Spielfelder, die Trainingsmöglichkeiten, die Städte und sogar die Hotels
vorher sehen und prüfen kann.
Die Fragen stellte Alan Schweingruber
RUSSL AND
Kirill Kudryavtsev / Afp
Der Krösus
Die Verpflichtung des Niederländers bedeutete
2006 eine der wichtigsten Zäsuren in der Geschichte des russischen Fussballs: die Abkehr
vom heimischen Trainerschaffen und eine Öffnung hin zu neuen Systemen und Ideen. Dabei
werden keine Kosten gescheut: Mit einem
Jahres­salär von 8,29 Millionen Euro ist Capello
der bestverdienende Trainer am WM-Turnier.
Der Kapitalismus hat den russischen Fussball längst eingeholt. Und auch im Meisterschaftsbetrieb orientiert sich der Verband
­gegen Westen. Bis 2010 lief das Championat
von März bis November. Dann wurde das
­System angepasst. In diesem Frühling wurde
der Titel zum zweiten Mal im Mai vergeben.
Nur so haben die russischen Klubs in den
­europäischen Wettbewerben die gleiche Ausgangslage wie die Konkurrenz aus den europäischen Top 5.
Das Thema, das die Weltpolitik momentan
in Atem hält, ist auch im Fussball ein mass­
gebender Faktor – das Verhältnis zur Ukraine.
Zu Sowjetzeiten war Dynamo Kiew der Nabel
der nationalen Fussballszene – in der Sowjet­Auswahl, die an der EM 1988 bis ins Finale
­vorstiess, kam die Mehrheit der Spieler aus der
Ukraine. Dagegen standen nur drei Russen in
jener Mannschaft.
Seither haben sich die Kräfteverhältnisse
verschoben. Russland hat dem Nachbarn fuss-
ballerisch den Rang abgelaufen. ZSKA Moskau
(2005) und Zenit St. Petersburg (2008) sorgten
mit dem Gewinn der Europa League für
Auf­
­
sehen. Die Nationalmannschaft war vor
sechs Jahren ebenfalls nahe am grossen Coup.
Ausnahmekönner wie Arschawin, Pawljutschenko oder Schirkow verbreiteten an der
Euro 2008 schon fast brasilianisches Flair.
­Torschluss war erst im Halbfinale gegen den
späteren Turniersieger Spanien.
In Brasilien setzt Capello auf vier Spieler,
die schon damals dabei waren: Schirkow, Ignaschewitsch, Beresuzki und Akinfejew. Die ganz
grossen Namen aber fehlen – und beim Sieg
in der WM-Hauptprobe gegen Marokko (2:0)
zog sich Kapitän Roman Schirokow eine
­K nieverletzung zu und musste für die WM
­Forfait geben.
Gleichwohl bleibt Capello optimistisch: “Als
ich meinen Job 2012 antrat, waren die Menschen frustriert über das Ausscheiden an der
Euro. Es war sehr wichtig, dass ich zuerst
­d ieses Kapitel aufarbeitete und dann bedingungslos nach vorn blickte – und etwas Neues
begann. Und wir haben es geschafft.”
Die Sprachbarriere
In der Vergangenheitsbewältigung musste
der Italiener auch die sprachliche Barriere
überwinden. Weil er kein Russisch spricht,
kommuniziert er in der Kabine über Dolmet-
scher: “Das ist die grösste Schwierigkeit.
G efühle und Emotionen lassen sich nur
­
schwer übersetzen.” Capello, der als Klubtrainer mit Real Madrid und (vor allem) mit der
AC Milan die Trophäen serienweise gewonnen hat, scheint den Zugang zu seinen
­Spielern gefunden zu haben. Und eines weiss
er aus eigener Erfahrung ganz genau: Solange
er immer den richtigen Spieler einwechselt,
werden seine Kommunikationsfähigkeiten
nicht hinterfragt werden. Denn Tore bedeuten im Fussball mehr als alle Worte. Å
Russlands Gruppenspiele
Südkorea (1:1), Belgien (22.6.), Algerien (26.6.)
Dehnübungen in
São Paulo Capello
leitet das Training
der Sbornaja.
T H E F I FA W E E K LY
27
EVERY GASP
EVERY SCREAM
EVERY ROAR
EVERY DIVE
EVERY BALL
E V E RY PAS S
EVERY CHANCE
EVERY STRIKE
E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L
SHALL BE SEEN
SHALL BE HEARD
S H A L L B E FE LT
Feel the Beauty
BE MOVED
THE NEW 4K LED TV
“SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation.
WM-SPLIT TER
E
in Abpfiff ist ein Abpfiff. Jener im Spiel des Titelhalters Spanien gegen die Chilenen (0:2) aber galt vielleicht nicht nur dem Gruppenspiel
der WM 2014 in Brasilien, sondern auch der spanischen Auswahl, die mit ihrem Tiki-Taka jahrelang begeisterte und nun an ein Ende gekommen sein mag. Wie weiter mit der Furia Roja, nun, nach dem Aus bereits in der WM-Gruppenphase? Als der amerikanische Schiedsrichter Mark Geiger nach einer Nachspielzeit von sechs Minuten die Partie abpfiff – wie immer mit Verve –, liess sich diese Frage noch nicht
beantworten. Was aber feststand, war: Der WM-Pokal wird nun von einem anderen als vom ­spanischen Team gestemmt werden. Auch die
Spielernamen auf den spanischen Trikots werden wohl wechseln müssen. Denn ein A
­ bpfiff ist manchmal ein Anpfiff – für ein neues spanisches
Team, eine vielleicht neue Interpretation des Tiki-Taka, sicher aber für einen neuen Weltmeister. Å
Perikles Monioudis
Andres Kudacki/Keystone
D
ort rennt “Messi” dem Ball hinterher, versucht ein Dribbling. Hinter ihm kommt
“Ronaldo” herangestürmt, knapp auf ihn
folgt “Müller”. Ein weiterer “Messi” greift ins
Geschehen ein. Er reisst den ersten “Messi” von
den Füssen und krallt sich den Ball. “Müller”
grätscht dazwischen, “Ronaldo” fängt an zu
weinen – auch er hat einen Schlag abbekommen. Ein Chaos droht, und weit und breit kein
Schiedsrichter in Sicht.
Am Spielfeldrand ertönt Jubel: “Jaaaa!! Müller!” “Müller” dreht sich um, er versteht die Welt
nicht mehr. Seit wann jubelt man ihm zu? Dazu
noch, wenn er ein Foul begeht? “Ronaldo” weint
noch immer. Erst jetzt begreifen die Väter der
kleinen Fussballdoppelgänger den Ernst der Lage.
Sie stecken die Smartphones mit der Liveüber­
tragung von Deutschland - Portugal zurück in die
Hosentasche. Der fehlbare kleine “Müller” wird
zurechtgewiesen, der kleine “Ronaldo” getröstet.
Wenn Väter die echten Stars dem eigenen
Nachwuchs vorziehen, ist definitiv WM. Å
Sarah Steiner
W
enn die Weltmeisterschaft zum Catwalk
wird, muss es sich nicht nur um ein Schaulaufen der Fussballstars handeln. Längst
haben auch die Fans einen Weg gefunden, sich
wie Supermodels zu präsentieren. Für das eigene Team Farbe zu bekennen und Flagge zu zeigen, ist bei dieser WM zu einem Massensport
ohne Höchstleistungsanspruch geworden. Auf
der Rua Ronald de Carvalho in Rio de Janeiro
etwa, unweit des legendären Copacabana-Sandstrands, sind allabendlich heitere Selbstdarsteller zu bewundern. Dort paradieren kräftige
Mannsbilder im XXL-Trikot des schmächtigen
argentinischen Superstars Lionel Messi und
treffen auf junge Brasilianerinnen im Neymar-Look. Der Spass an der Verkleidung verbindet die modebewusste Fangemeinschaft. Zu
Weltmeisterschaften gehört spätestens seit
dem Jahr 2006 auch das heitere Spiel mit Symbolen: Jeder darf mal Messi sein. Die Basis hat
ihre Stars wieder. In Rio wird auch im Winter
Karneval gefeiert. Å
Roland Zorn
I
n Rio de Janeiro steigen die heissesten Fussballpartys in der “kalten” Jahreszeit: die
­Sonne im Gesicht, Sand unter den Füssen
und den Zuckerhut vor Augen. WM-Träume am
Traumstrand. Ein fliegender Händler verkauft
selbst gemixte Caipirinhas, die holländischen
Fussballtouristen setzen auf Robben, Van Persie und viel Bier – das Vuvuzela-Verbot wird aus
voller Brust kompensiert. Die Welle der Begeisterung trägt alle mit. Grauzonen gibt es nicht:
Gelb ist die Farbe! Brasilien feiert Neymar, die
Wiedergeburt des “Joga Bonito” und den sechsten Titel schon auf Vorrat. Auf der Grossleinwand wird der Text der Nationalhymne eingeblendet, das “Girl von Ipanema” ist überall, und
der japanische Schiedsrichter pfeift im richtigen Moment. Die Copacabana macht glücklich.
Fussball-WM am berühmtesten Sandstrand
der Welt ist wie eine Mischung aus Kinder­
geburtstag, Karaoke-Party und Karneval.
Besser wird das Fan-Dasein frühestens im
­
nächsten Leben. Å
Thomas Renggli
T H E F I FA W E E K LY
29
Name
Davor Suker
Geburtsdatum, Geburtsort
1. Januar 1968, Osijek, Jugoslawien
Spielposition
Stürmer
Körpergrösse
1,83 m
Stationen als Spieler
1984–1989 Osijek
1989–1991 Dinamo Zagreb
1991–1996 FC Sevilla
1996–1999 Real Madrid
1999–2000 Arsenal
2000–2001 West Ham United
2001–2003 1860 München
Nationalteam
1990–1991 Jugoslawien
1992–2002 Kroatien
Titel, Auszeichnungen (Auswahl)
Igor Kralj / Keystone
1996 EM-Team des Turniers
1997 Spanische Meisterschaft (Real Madrid)
1998 Champions League (Real Madrid)
1998 WM: Adidas Golden Boot
1998 2. Platz Ballon d’Or
2004 Eintrag in die FIFA-100-Liste
30
T H E F I FA W E E K LY
DAS INTERVIEW
“Ich möchte nach wie vor
das Spiel entscheiden”
Der kroatische Verbandspräsident Davor Suker zählte als Weltklassestürmer
zum herausragenden Team, das an der WM 1998 in Frankreich den
dritten Platz errang. Wie sieht der 46-Jährige sich und den Fussball heute?
Herr Suker, Sie sind der amtierende kroatische
Verbandspräsident. Was kann Ihr Team an der
WM reissen?
Klassespieler im Team zu haben und mit
ihnen gemeinsam hier ein Teil der kroatischen Fussballgeschichte zu werden.
Davor Suker: Unser Nationalteam besteht
aus Fussballern, die das Fussballspielen
genies­sen. Deswegen wollen wir die WM
auskosten – die exzellente Infrastruktur und
Organisation. Und wir wollen schön spielen.
Da ist die Geschichte, aber es gibt auch einen
Alltag. Was vermisst ein Weltklassetorjäger
wie Sie nach der aktiven Zeit?
Was heisst das?
Wir sind stolz, an der WM teilnehmen
zu können, und wir sind auch stolz auf
alle Fans, die schönen Fussball schätzen.
Kroatien ist eine Sportnation. Das ist wichtig für unser Spiel und auch dafür, an der
Weltspitze zu verbleiben.
Im 1:3 im Eröffnungsspiel gegen Brasilien war
Ihr Team in der Tat nicht destruktiv.
Was hatten wir schon zu verlieren? Wir
konnten nur gewinnen; indem wir uns präsentieren konnten. Eigentliche Finalspiele
sind für uns aber die Partien gegen Kamerun
(4:0) und Mexiko. Meine Spieler geben 150
Prozent.
So waren Sie als Spieler auch. An der WM
1998 erreichten Sie Platz 3 und errangen den
Adidas Golden Shoe. Wie begegnen Ihnen die
aktuellen Nationalspieler?
Nun, meine Generation hat das bisher
schönste WM-Ziel erreicht. Ich hoffe allerdings, dass auch das aktuelle Team so weit
kommt – wenn nicht noch weiter. Wir haben
sehr talentierte Spieler und mit Niko Kovac
einen guten Coach, insgesamt ein ausgezeichnetes Potenzial für diese WM. Die Spieler
haben uns vielleicht zugeschaut, damals, 1998,
im goldenen Jahr des kroatischen Fussballs
– sie sind nun selber dabei: Modric, Rakitic,
Srna, Mandzukic … es ist so schön, diese
Wenn ich ein Spiel sehe, möchte ich am
liebsten eingreifen. Ich möchte mich im Spiel
ausdrücken. Und ich möchte nach wie vor auf
dem Platz das Spiel entscheiden. Ich war
immer schon ein grosser Fan des Fussballs.
Heute aber sitze ich auf der Tribüne, auf dem
Stuhl des Präsidenten, in den Logen der Stadien. Ich helfe dem Fussball auf einer anderen
Ebene, ich fördere ihn, ich arbeite hart dafür
– für die Auswahlen U-15, U-17, U-19 und so
weiter, damit sie Europa- und Weltmeisterschaften erreichen.
Übergängen zwischen U-17, U-19, U-21 bis zum
Nationalteam Fachpersonen am Werk, so können die Spieler und Teams in ihrer Entwicklung begleitet werden.
Gilt das auch für die Frauenteams?
Ja. Wir investieren gerade in die U-17, U-19
und in die grosse Frauenauswahl. Ausserdem
haben wir ein neues Hauptquartier, und wir
planen eine Trainingsstätte für unsere Nationalteams. Die UEFA und die FIFA helfen uns
dabei sehr. Als nächstes werden wir vier
regionale Camps in Kroatien bauen.
Ganz neutral und rein sportlich betrachtet: Gibt
es ein Team an der WM, in dem Sie der exzellenten Mitspieler halber gern mitgetan hätten?
(Lacht) Ich würde gern für mein Land
spielen. Ich würde sogar dafür bezahlen, mit
den Jungs hier auf dem Platz stehen zu dürfen!
Mit Erfolg.
Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere
U-17 sich zuletzt für WM und EM, unsere U-18
und U-20 für die WM qualifiziert haben. Wir
investieren in die jungen Spieler, veranstalten
sehr viele Partien für sie. Wir haben keine
grosse Infrastruktur, aber die EU, die UEFA
und die FIFA unterstützen uns sehr. Ich
danke der FIFA. Infrastrukturmassnahmen
sind das nächste grosse Ziel für uns.
Mit Davor Suker sprach
Perikles Monioudis in São Paulo
Und strukturelle Veränderungen.
Ja. Die 10er-Liga hat die Zuschauerzahlen
im Vergleich zur früheren 16er-Liga verdoppelt. Ich empfehle jedem Land zwischen fünf
und zehn Millionen Einwohner, seine Liga auf
zehn Teams zu reduzieren.
Wo sehen Sie weitere neuralgische Punkte?
Teamwork zu lehren, ist sehr wichtig. Und
Kontinuität ist wichtig. Bei uns sind an allen
Kroatiens Gruppenspiele
Brasilien (1:3), Kamerun (4:0), Mexiko (23.6.)
T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Adidas-Fussballschuh mit Wechselstollen
WM 1954
Adidas
Das Wunder von Bern: Die deutsche Elf siegte im WM-Finale gegen Ungarn überaus überraschend 3:2.
Der damals neuartige Fussballschuh – oben der linke Fritz Walters – trug zur Standfestigkeit
der deutschen Spieler auf dem schlammigen Untergrund wesentlich bei.
32
T H E F I FA W E E K LY
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Adidas-Fussballschuh “adizero f50 Messi”
WM 2014
Adidas
Das federleichte Wunder: Nur gerade 165 Gramm wiegt der in den Farben
des argentinischen Kits gehaltene Fussballschuh, der als Bezeichnung den Namen
des vierfachen Weltfussballers Lionel Messi trägt.
T H E F I FA W E E K LY
33
DAS FIFA-R ANKING
Rang Team
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7
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9
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17
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20
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30
31
32
33
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35
36
37
38
39
40
41
42
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44
45
46
47
48
49
50
51
52
52
54
55
56
57
57
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
34
→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html
Rang­veränderung Punkte
Spanien
Deutschland
Brasilien
Portugal
Argentinien
Schweiz
Uruguay
Kolumbien
Italien
England
0
0
1
-1
2
2
-1
-3
0
1
1485
1300
1242
1189
1175
1149
1147
1137
1104
1090
Belgien
Griechenland
USA
Chile
Niederlande
Ukraine
Frankreich
Kroatien
Russland
Mexiko
Bosnien und Herzegowina
Algerien
Dänemark
Elfenbeinküste
Slowenien
Ecuador
Schottland
Costa Rica
Rumänien
Serbien
Panama
Schweden
Honduras
Tschechische Republik
Türkei
Ägypten
Ghana
Armenien
Kap Verde
Venezuela
Wales
Österreich
Iran
Nigeria
Peru
Japan
Ungarn
Tunesien
Slowakei
Paraguay
Montenegro
Island
Guinea
Sierra Leona
Norwegen
Kamerun
Mali
Republik Korea
Usbekistan
Burkina Faso
Finnland
Australien
Jordanien
Libyen
Südafrika
Albanien
Bolivien
El Salvador
Polen
Republik Irland
Trinidad und Tobago
Vereinigte Arabische Emirate
Haiti
Senegal
Israel
Sambia
Marokko
1
-2
1
-1
0
1
-1
2
-1
-1
4
3
0
-2
4
2
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6
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4
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2
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1
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3
1
6
-2
-6
0
-3
1
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1
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3
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-1
17
0
-6
2
-2
-6
1
-9
-3
1
-2
0
4
1
1
3
-4
3
-5
4
-11
3
3
-1
1074
1064
1035
1026
981
915
913
903
893
882
873
858
809
809
800
791
786
762
761
745
743
741
731
724
722
715
704
682
674
672
644
643
641
640
627
626
624
612
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566
565
562
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547
547
539
538
532
526
510
498
496
495
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481
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473
470
460
452
451
444
441
439
T H E F I FA W E E K LY
Rang
01 / 2014
02 / 2014
03 / 2014
04 / 2014
05 / 2014
06 / 2014
1
-41
-83
-125
-167
-209
78
79
80
81
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83
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85
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87
88
89
90
90
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94
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96
97
98
99
100
101
102
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106
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108
109
110
110
112
113
114
115
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116
118
119
120
120
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129
130
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133
134
134
136
137
137
139
140
140
142
143
144
Platz 1 Aufsteiger des Monats Bulgarien
Oman
EJR Mazedonien
Jamaika
Belarus
Aserbaidschan
DR Kongo
Kongo
Uganda
Benin
Togo
Gabun
Nordirland
Saudiarabien
Botsuana
Angola
Palästina
Kuba
Georgien
Neuseeland
Estland
Simbabwe
Katar
Moldawien
Äquatorial-Guinea
VR China
Irak
Zentralafrikanische Republik
Litauen
Äthiopien
Kenia
Lettland
Bahrain
Kanada
Niger
Tansania
Namibia
Kuwait
Liberia
Ruanda
Mosambik
Luxemburg
Sudan
Aruba
Malawi
Vietnam
Kasachstan
Libanon
Tadschikistan
Guatemala
Burundi
Philippinen
Afghanistan
Dominikanische Republik
Malta
St. Vincent und die Grenadinen
Guinea-Bissau
Tschad
Suriname
Mauretanien
St. Lucia
Lesotho
Neukaledonien
Syrien
Zypern
Turkmenistan
Grenada
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0
0
1
2
4
7
0
10
1
-2
-6
-15
-1
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14
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0
-10
9
6
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0
-7
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-11
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-3
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11
-2
-5
-4
-7
50
31
-5
2
-4
2
-2
-6
-12
13
-8
Absteiger des Monats
425
420
419
411
397
396
395
393
390
386
383
382
381
381
375
364
358
354
349
347
343
340
339
334
333
331
329
321
319
317
296
293
289
289
284
283
277
276
271
271
269
267
254
254
247
242
241
233
229
226
221
217
215
212
204
203
201
201
197
196
196
194
190
190
189
183
182
144
146
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149
149
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
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170
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172
173
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175
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176
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179
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187
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189
190
190
192
192
192
195
196
196
198
198
200
201
202
202
204
205
206
207
207
207
Madagaskar
DVR Korea
Malediven
Gambia
Kirgisistan
Thailand
Antigua und Barbuda
Belize
Malaysia
Indien
Singapur
Guyana
Indonesien
Puerto Rico
Myanmar
St. Kitts und Nevis
Tahiti
Liechtenstein
Hongkong
Pakistan
Nepal
Montserrat
Bangladesch
Laos
Dominica
Barbados
Färöer
São Tomé und Príncipe
Swasiland
Komoren
Bermudas
Nicaragua
Chinese Taipei
Guam
Sri Lanka
Salomon-Inseln
Seychellen
Curaçao
Jemen
Mauritius
Südsudan
Bahamas
Mongolei
Fidschi
Samoa
Kambodscha
Vanuatu
Brunei Darussalam
Osttimor
Tonga
Amerikanische Jungferninseln
Cayman-Inseln
Papua-Neuguinea
Britische Jungferninseln
Amerikanisch-Samoa
Andorra
Eritrea
Somalia
Macau
Dschibuti
Cook-Inseln
Anguilla
Bhutan
San Marino
Turks- und Caicos-Inseln
45
-9
6
-14
-3
-6
-9
-8
-8
-7
-8
-5
-5
-9
14
-7
-4
-12
-5
-5
-5
22
-5
5
-6
-9
-7
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10
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0
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163
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135
134
133
124
122
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102
102
99
98
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77
73
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28
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26
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21
18
18
16
11
8
8
6
5
3
0
0
0
Name
TURNING POINT
David Da Costa
“80 Prozent
ist Kopfsache,
der Rest ist
Talent”
Geburtsdatum, Geburtsort
19. April 1986, Zürich
Position
Torhüter
Vereine
2005–2008 FC Zürich U-21
2007–2008 Chiasso
2008–2009 Concordia Basel
2009–2010 Chiasso, Wohlen
2010–2012 Thun
seit 2012 FC Zürich
Vom Fan zum Spieler – vom
­undisziplinierten Talent zum
Spitzentorhüter. Der Portugal­Schweizer David da Costa fährt
auf der Achterbahn durchs
Fussballer-Leben.
Maurice Haas / 13 Photo
D
ie Identifikation mit meinem Arbeitgeber übersteigt bei mir das normale
Mass. Als Kind war ich ein glühender
Fan des FC Zürich und verpasste praktisch kein Heimspiel. Die Vorstellung,
einmal selber für den Klub auf höchstem Niveau s­ pielen zu können, war ein Traum.
Ich habe es geschafft. Darauf bin ich stolz –
und meine Kollegen sind stolz auf mich. Diese
Konstellation bringt aber auch zusätzlichen
Druck. Denn ich will die Zuschauer auf keinen
Fall enttäuschen. Ich weiss genau, wie sich die
Fans fühlen. ­D eshalb nehme ich mir immer
Zeit für sie, ­versuche, jeden Autogramm- und
Foto-Wunsch zu erfüllen. Schliesslich war ich
auch selbst einmal in der Lage des Fans. Noch
heute habe ich Autogramme von späteren
­M itspielern und Trainern zu Hause.
Trotz meiner grossen Verbundenheit zum
Publikum musste ich lernen, mich abzugrenzen. Schliesslich bin ich Profi – und damit ein
Vorbild. Aber ich bin ein gradliniger Mensch
und sage meine Meinung. Gelegentlich brachte mich das schon in Bedrängnis.
Wendepunkte in meiner Laufbahn gibt es
einige. Ein Schlüssel war der erste Transfer –
vom FC Zürich nach Chiasso in die Challenge
League. Eigentlich wollte ich ja nicht weg.
Aber mein Agent gab mir quasi einen Tritt in
den ­H intern. Und auch meine Familie motivierte mich zu diesem Schritt. Dafür bin ich
ihnen noch heute dankbar. Man merkt erst an
einem anderen Ort, wie schön es zu Hause ist.
Das ­
b eginnt beim Kochen, Waschen und
Staubsaugen in der eigenen Wohnung – und
reicht bis zum Sport. Ich realisierte, dass es
mit Talent allein nicht zu ­einer schönen Karriere reicht. Mein früherer Torhütertrainer,
Stefan Knutti, sagte immer: “80 Prozent ist
Kopfsache, 20 Prozent ist Talent.” Ich lernte,
auf vieles zu verzichten: Partys, Ausgang, ungesunde Ernährung. Nachträglich realisierte
ich, dass ich allerhand Mist gebaut und nicht
mit der Seriosität und Konsequenz eines Profis gelebt hatte. Heute ist mir bewusst, wie
wenig es braucht, damit eine Karriere zu Ende
gehen kann.
Auf Juniorenstufe spielte ich in den
Schweizer Auswahlen. Die Trainer sahen damals aber nicht unbedingt den Profi in mir –
sondern ­einen Spieler, der vor allem Flausen
im Kopf ­hatte. Mein Traum ist es, einmal für
eine Nationalmannschaft aufzulaufen – egal,
ob für die Schweiz oder für Portugal. Und seit
dem Cup-Sieg weiss ich, dass Träume in Erfüllung gehen können. Ich werde weiterhin angreifen. Das kann man auch als Torhüter.
Eine weitere Wende erlebte ich bei meinem
Gastspiel beim FC Wohlen im Frühling 2010.
Wir standen vor einem Spiel gegen Thun – und
hatten kaum mehr elf gesunde Spieler. Deshalb wollte mich der Trainer als Stürmer
nominieren. Dann verletzte sich auch der erste
Goalie – und ich musste ins Tor. Ich spielte
einen ­Supermatch, sicherte mir einen Vertrag
beim FC Thun – und damit mein erstes
­E ngagement in der Super L
­ eague.
Der dritte Wendepunkt ist sicher die
­Beziehung zu meiner Frau Daniela. 2006 lernten wir uns kennen – vor einem Jahr wurden
wir Eltern eines Sohnes. Nelio hat nochmals
alles verändert. Ich gehe jetzt eher schon um
23 Uhr als erst um 1 Uhr ins Bett. Nach den
Spielen ­spaziere ich zur aktiven Regeneration
mit dem Kinderwagen. Auch mein Partyverhalten hat sich verändert. Nach dem Meistertitel 2007 haben wir bis zum Morgengrauen
­gefeiert. Nach dem Cup-Sieg ging ich schon
am frühen Abend nach Hause … Å
Aufgezeichnet von Thomas Renggli
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen
von einem wegweisenden Moment in
ihrem Leben.
T H E F I FA W E E K LY
35
© 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
get ready
for the battle
#allin or nothing
Make a choice at adidas.com/allin
THE SOUND OF FOOTBALL
DAS OBJEK T
Perikles Monioudis
F
Eine federleichte Seleção
Hanspeter Kuenzler
Einsam daheim, der Kühlschrank leer und am TV nicht
der geringste Hauch von
Samba-Fussball? Da gibt’s
­
nur ein Heilmittel: brasilia­
nische Musik!
Sion Ap Tomos
E
s scheint logisch, dass es in
einem grossen Land, in dem
die Fussballverrücktheit
zum guten Ton gehört, auch
massenhaft euphorische Musikanten gibt, die ihrer ersten
grossen Liebe (Fussball) das
eine oder andere Lied gewidmet
haben. Die brasilianische
­Musik-Website Vagalume hat
deshalb eine überaus feine,
musikalische Seleção zusam­
mengestellt.
Dabei ist es nicht notwendig, der portugiesischen Sprache Herr zu sein, um sich auf
der Website zurechtzufinden.
Und schon beim allerersten
Schnuppern wird klar, wie
­facettenreich, breit und dynamisch das Panorama der
klangvollen Darbietungen ist.
Am einen Ende des Spektrums
steht das Duo Caju & Castanha
aus Recife. Seit vierzig Jahren
hat es sich einem Stil namens
Embolada verschrieben. Zur
Begleitung nur von Tambourinen deklamieren sie oft improvisierte, manchmal satirische,
manchmal sozialkritische, immer aber witzige Texte in einer
Art Sprechgesang, die an die
­Reggae-MCs aus Jamaika oder
auch an die westafrikanischen
Griots erinnern. Ihr Beitrag
zum Thema Fussball heisst
­“Futebol No Inferno” und handelt unter anderem auch von
Himmel und Hölle.
Ganz anders die Band
Skank. Das Quartett aus Belo
Horizonte kam einst zusammen, um den damals modischen Dancehall-Reggae mit
brasilianischer Melodik zu
kombinieren, mutierte dann
aber zur gehobenen IndieRock-Band britischen Stils
und war auch schon an europäischen und amerikanischen
Rock-Festivals zu erleben. Mit
“É Uma Partida de Futebol”
kredenzen sie eine beschwingte, elektrische Melange aus
Calypso, Ska und Rock.
Die feinen Mischungen
und Anlehnungen sind beachtlich. Chico Buarque, der Meister des subtilen Chansons, verbindet heiteren Bossa Nova mit
federleichtem Jazz-Piano zur
Hymne “O Futebol”. Er vergleicht die Arbeit des Fuss­
ballers mit der des Kunst­
malers oder des Komponisten.
Und die spleenige Brasil-Britpop-Band Pullovers zieht im
beschwingten “Futebol de óculos” Parallelen zwischen Fussball und Flirten.
Wer Lust zum Mitsingen
hat: Links mit der Beschriftung “Hinos de Futebol” führen zu den offiziellen Hymnen
der grossen brasilianischen
Vereine. Æ
ussball war nicht immer der gesellschaftlich
akzeptierte, ja breit geförderte Sport, der er
heute ist. Tatsächlich gab es einst zum
­Beispiel in Deutschland nicht wenige Bedenkenträger, die im Fussball eine blosse “Fusslümmelei” sahen und die “Englische Krankheit” am
liebsten gesetzlich verboten hätten – die Jugend
sollte sich besser in Gruppen synchroner Turnübungen befleissigen. Der individuelle Spieler
war bei den Verächtern des Fussballs also
nicht sehr gefragt. Sport treiben hiess damals
noch, einem Vorturner alles nachzumachen –
und ihm letztlich zu gehorchen.
Aber selbst in England war der Fussball
nicht unumstritten: Die oben abgebildete Karikatur (Coverillustration des französischen
Magazins “L’Assiette au Beurre”, 1902; FIFA­Sammlung) zeigt zwei wiewohl französische
Spieler. Der eine sagt: “Blöder Narr, schmutziger Lümmel – so bezeichnet der Dichter Kipling all jene, die das rohe Fussballspiel betreiben. Nun, der wird niemals Präsident von
Racing werden.”
Der Engländer Rudyard Kipling wurde
1865 in Indien geboren und kam mit fünf Jahren nach England. 37 Jahre später wurde ihm
der Nobelpreis für Literatur verliehen; sein
bekanntestes Werk ist “Das Dschungelbuch”,
das noch immer jedes Kind kennt.
Standesdünkel war Kipling soweit fremd,
er hatte den Adelstitel abgelehnt. Fussball aber,
das Spiel mit dem Ball am Fuss, ging ihm zu
weit. Nein, Racing Club de France, wie der 1882
gegründete Pariser Klub damals noch hiess,
hätte er niemals vorstehen mögen.
Fein war zu jener Zeit nur, den Ball mit der
Hand zu spielen. So mag es wie eine Ironie der
Sportgeschichte erscheinen, dass der heute
polysportive Racing Club seit einiger Zeit im
Rugby erfolgreicher ist als im Fussball. Å
http://tinyurl.com/pf6ohrx
T H E F I FA W E E K LY
37
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ist, wo jeder von uns sein will.
The FIFA Weekly
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football
Association (FIFA)
Internet:
www.fifa.com/theweekly
Herausgeberin:
FIFA, FIFA-Strasse 20,
Postfach, CH-8044 Zürich
Tel. +41-(0)43-222 7777
Fax +41-(0)43-222 7878
FIFA - R ÄT SEL - CUP
14 Gegentore in zwei WM-Einsätzen und ein Team
ohne Gegentor – raten Sie mit!
1
Präsident:
Joseph S. Blatter
Der Torhüter brachte es nur auf zwei WM-Einsätze und kassierte dabei 14 Tore – und er wurde
Weltmeister. Wer war der Trainer dieser Mannschaft?
S
K
W
B
Generalsekretär:
Jérôme Valcke
Direktor Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit:
Walter De Gregorio
Chefredakteur:
Perikles Monioudis
Redaktion:
Thomas Renggli (Autor),
Alan Schweingruber, Sarah Steiner
Art Direction:
Catharina Clajus
2
Was zeigt dieses Bild?
Bildredaktion:
Peggy Knotz, Andreas Wilhelm
A
I
O
E
Produktion:
Hans-Peter Frei
Layout:
Richie Krönert (Leitung),
Marianne Bolliger-Crittin,
Susanne Egli, Mirijam Ziegler
Korrektorat:
Nena Morf, Kristina Rotach
3
Ständige Mitarbeitende:
Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando,
Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler,
Jordi Punti, David Winner,
Roland Zorn
Den Grundstein des Home of FIFA in Zürich
Den WM-Pokal
Die Mauer der Ehrentribüne im Maracanã
Den Fair-Play-Pokal
Welches Land liess bei einer WM kein einziges Gegentor zu (ausser beim Elfmeterschiessen)?
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L
N
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lucia Clemens (Bild), Alissa Rosskopf
Redaktionssekretariat:
Honey Thaljieh
4
Welches Land wurde schon Weltmeister?
Projektmanagement:
Bernd Fisa, Christian Schaub
Übersetzung:
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www.sportstranslations.com
Druck:
Zofinger Tagblatt AG
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Der Nachdruck von Fotos und
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hergestellt und gedruckt.
Ansichten, die in The FIFA Weekly
zum Ausdruck gebracht werden,
entsprechen nicht unbedingt den
Ansichten der FIFA.
D
G
N
O
Ein Königreich nördlich von …
Eine Republik östlich des …
Eine Insel südlich von …
Eine Union westlich des …
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: PASS
Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly
Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 25. Juni 2014, an die E-Mail-Adresse [email protected]
Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung
einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil.
Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur
Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind:
http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf
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F R A G E N S I E T H E W E E K LY
UMFR AGE DER WOCHE
Welche zwei Teams aus der
Gruppe H qualifizieren sich
für die Achtelfinals?
Die 1:5-Niederlage Spaniens gegen
die Niederlande und das Aus des
Titelverteidigers waren die ersten
grossen Überraschungen des Turniers. Hat ein amtierender Weltmeister an einer WM je so hoch verloren?
Stefan Lehmann, Küsnacht (Schweiz)
13
Belgien, Algerien, Russland und Republik Korea: Wohl keine andere Gruppe ist so offen. Haben Sie einen
Favoriten? Welche beiden Teams setzen sich durch? Ihre Antwort bitte an: [email protected]
ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE
Welche zwei Teams aus der Gruppe D qualifizieren sich für die Achtelfinals?
55 %
26 %
Costa Rica und ein anderes Team
Italien, England
Italien, Uruguay
19 %
Z AHLEN DER WOCHE
140
Einsätze hat Gianluigi Buffon
für die Squadra Azzurra absol-
68
ist die Lieblingszahl von Mexikos
viert. Wegen einer Knöchel­
Torhüter Guillermo Ochoa. Sie ziert
verletzung konnte er an der
nicht nur sein Trikot, sondern steht
WM bis jetzt nicht mittun.
auch für den Tag im Datum seines
Nun ist er zurück im Training
ersten WM-Auftritts (13. Juni 2014).
und hofft auf einen baldigen
Im Gruppenspiel gegen Brasilien
Einsatz. Sein Ersatzmann
Sein Team schenkte ihm keinen Sieg,
zeigte er eine fast schon unglaubli-
Salvatore Sirigu weiss: “Wir
dennoch war der Italiener mit der
che Leistung und brachte die Brasili-
müssen realistisch bleiben,
Leistung zufrieden und sagte: “Vor
aner zur Verzweiflung. Am
es gibt keinen Konkurrenz-
allem die Reaktion meiner Mannschaft
13. Juli, dem Tag des Finals, feiert er
kampf zwischen Gigi und
nach dem Rückstand war wirklich gut,
Geburtstag. Was er sich wünscht,
mir. Er ist mehr als nur
das war das beste Geburtstagsgeschenk,
weiss er schon .
ein Spieler.”
das sie mir machen konnte.”
Jahre alt ist der russische Coach
Fabio Capello am Tag des Gruppenspiels gegen Korea (1:1) geworden.
Getty Images
Nein – noch nie. Und erst zum
fünften Mal startete ein Weltmeister mit einer Niederlage ins Turnier: nach Italien 1950 (2:3 gegen
Schweden), Argentinien 1982 (0:1
gegen Belgien) und 1990 (0:1 gegen
Kamerun) sowie Frankreich 2002
(0:1 gegen Senegal). Das letzte Mal,
als Spanien mindestens fünf Tore
kassierte, war genau 51 Jahre zuvor
– am 13. Juni 1963 beim 2:6 in
einem Freundschaftsspiel gegen
Schottland in Madrid. An einer
WM-Endrunde verlor Spanien nur
ein Mal höher – ebenfalls in Brasilien (1950). Damals unterlagen die
Iberer dem Gastgeber 1:6. (thr)

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