KompNet HIV-AIDS Bilanz Juni 2008
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KompNet HIV-AIDS Bilanz Juni 2008
HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 1 Bilanz 2008 Das HI-Virus hat viele Gesichter. Die deutsche Forschung auch. HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 2 Vorwort Vorwort Dr. Annette Schavan, MdB Bundesministerin für Bildung und Forschung 1 Prof. Dr. med. Norbert H. Brockmeyer Sprecher des Kompetenznetzes HIV/AIDS Forschungsverbund mit internationaler Vorbildfunktion „Im Kampf gegen Aids kommt der international gut vernetzten Forschung eine entscheidende Rolle zu. Unser Ziel ist es, die besten Köpfe über Ländergrenzen hinweg zusammenzubringen.“ Dr. Annette Schavan anlässlich des Welt-Aids-Tages 2007 25 Jahre nachdem Luc Montagnier und Robert Gallo das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) entdeckt haben, sind weltweit 33 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Besonders alarmierend ist die Entwicklung in Osteuropa, einer Weltregion mit einer der höchsten Raten an HIV-Neuinfektionen. Damit belegt die UNAIDS-Statistik von Juni 2008, dass die Immunschwächekrankheit noch lange nicht besiegt ist. Obwohl angesichts der Kürze der Zeit – Aids ist eine vergleichsweise „junge Krankheit“ – enorme Erkenntnisse zum Infektionsverlauf und der Therapie gewonnen worden sind, bleibt HIV ein unberechenbarer Gegner. Seit seiner Gründung im Jahr 2002 hat das deutsche Kompetenznetz HIV/AIDS der internationalen HIV-Forschung wertvolle Mosaiksteine geliefert, die das Bild des Virus klarer erscheinen lassen und wegweisend für zukünftige Strategien sind. Das Markenzeichen des Kompetenznetzes ist seine Patientenkohorte, in der der Infektionsverlauf von aktuell 8.200 HIV-Infizierten pseudonymisiert und mit hoher Qualität dokumentiert wird. Zu den halbjährlich aktualisierten Daten gehören bis zu 560 verschiedene Items – unter anderem Laborbefunde, Art und Menge der Medikamente sowie Begleiterkrankungen. Zur Kohorte gehören auch Materialbanken, in denen mehr als 46.000 Blut- und 14.000 DNA-Proben eingelagert sind. Die im letzten Jahr aufgrund geringerer Finanzierung notwendig gewordene Reduktion der Kohorte von 15.000 auf 8.200 Patienten war aufgrund des Ausscheidens von Zentren schmerzlich, hat aber auch zu einer deutlichen Erhöhung der Datenqualität um 19,9 Prozentpunkte geführt. Das Kompetenznetz konnte sich in den vergangenen Jahren international etablieren, unter anderem durch Kooperationen mit anderen internationalen Verbünden wie Network of European AIDS Treatment (NEAT), Mitochondrial Toxicity in Children (MITOC) und Collaboration of Observational HIV Epidemiological Research Europe (COHERE). KompNet-Forscher sind auf allen relevanten Kongressen präsent und von den Arbeitsgruppen sind zahlreiche Publikationen in hochrangigen Fachjournalen veröffentlicht worden. Nach Begutachtung durch ein internationales Expertengremium hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) dem nationalen Forschungsverbund für eine dritte Förderperiode bis September 2010 insgesamt 3,6 Millionen Euro zugebilligt. Dies ist deutlich mehr, als für die Kompetenznetze in dieser Phase vorgesehen war. Wir freuen uns, auch in dieser Förderperiode im Rahmen unserer wissenschaftlichen Förderung wieder drei hervorragende Low-Budget-Projekte durchführen lassen zu können. Das Netzwerk benötigt jedoch zirka 2,5 Millionen Euro jährlich, um die in Deutschland geschaffene neue Qualität der Aidsforschung, mit der Translationsforschung als Alleinstellungsmerkmal des Netzes, durch eigene Projekte zu gewährleisten und auszubauen. Zum Vergleich ein Blick ins Ausland: Eine dem Kompetenznetz ähnliche Struktur in Frankreich (ANRS) wird mit 45 Millionen Euro pro Jahr unterstützt. Und die HIV – Forschung in Großbritannien erhält ein Budget, das höher ist als das der Netze Frankreichs und Deutschlands zusammen. Die Bundesregierung hat in ihrem Aktionsplan zur Umsetzung der HIV/Aids-Bekämpfungsstrategie das Kompetenznetz in seiner Rolle für die Forschung in Deutschland an exponierter Stelle gewürdigt. Und das BMBF unterstützt das Kompetenznetz HIV/AIDS in seiner Projektförderung bis September 2010 in herausragender Weise. Eine Perspektive für die Zeit danach ist eine Stiftung mit einem benötigten Kapital von 50 Millionen Euro. Neben privaten Sponsoren sehen wir auch die öffentliche Hand verpflichtet, dieses für Deutschland wichtige Forschungsnetz finanziell so auszustatten, dass die erfolgreiche und international sichtbare Arbeit des Netzes mit der gleichen Energie wie bisher fortgesetzt werden kann. HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 2 Nationale Patientenkohorte 2 Nationale Patientenkohorte 3 Der Netzwerkgedanke funktioniert Seit Juli 2002 gibt es das Kompetenznetz HIV/AIDS. Ein Netzwerk, bestehend aus vielen verschiedenen Mitgliedern: den dokumentierenden Zentren, die jeweils mindestens einen Prüfarzt, einen Dokumentar und meist weitere Studienkoordinatoren und Labormitarbeiter umfassen. Die Geschäftsstelle des KompNets inklusive Sprecher, das HIV-Team des ZKS (Zentrum für Klinische Studien, vormals KKSK), die Patientenvertreter, die Deutsche AIDS-Hilfe, assoziierte Wissenschaftler, Beobachter und Kritiker der nationalen und internationalen Forschungslandschaft. Summa summarum: ein Zusammenschluss vieler autarker Gruppen und Persönlichkeiten, die sich in dieser Zeit organisierten und Konzepte entwickelten, um die benötigte Infrastruktur auf vielen verschiedenen Ebenen zu etablieren. Die Aktivitäten des vergangenen Jahres waren davon geprägt, die Organisation des Netzes entsprechend der Vorgaben des international besetzten Gutachtergremiums zu strukturieren und zu fokussieren. Trotz der damit einhergehenden schmerzhaften Einschnitte zeichnet sich eine motivierende Wirkung für die Gestaltung einer erfolgreichen Zukunft des Kompetenznetzes ab. Reduktion der Kohorte Eine zentrale Aufgabe war die Reduzierung der Patientenkohorte, deren statistische Umsetzung die Berücksichtigung vieler verschiedener Aspekte der Datenbank und deren Versionen bedeutete. Dazu wurde ein neues, umfassendes System zur Beurteilung der Vollständigkeit der Daten entwickelt. Hauptziel war es, ein repräsentatives Patientenkollektiv mit einer möglichst vollständigen Dokumentation zu identifizieren. Das Ergebnis: Es verbleiben 26 Zentren mit 8.160 Patienten (abzüglich Lost-to-follow-up und Verstorbener, Tabelle 2), hieraus resultiert eine Steigerung der Vollständigkeit der Daten um 19,9 Prozentpunkte. Die Patientenkohorte im KompNet weist wie vor der Reduktion einen Frauenanteil von rund 15 % auf (Tabelle 2). Häufigstes Transmissionsrisiko mit einem Anteil von 62,4 % war Sex unter Männern (MSM) (Tabelle 4). Bei einer Reduzierung der Gesamtkohorte um ca. 40 %, verringerte sich die Zahl der Hepatitis B- und C-Koinfizierten nur um 30 %, die von zugleich Hepatitis-B- und C-koinfizierte Patienten um nur 22 % (Tabelle 7). Die Daten der Patienten, die nicht mehr weiter geführt werden, sind für verschiedene retrospektive Fragestellungen von großer Bedeutung und werden weiterhin ausgewertet. Daneben umfasste die Umstrukturierung des Kompetenznetzes HIV/AIDS weitere Maßnahmen. Aufgrund der hohen wissenschaftlichen Bedeutung der Patientenkohorte wurde in der Geschäftsstelle die Stelle eines Kohortenmanagers installiert, der für alle wissenschaftlichen wie administrativen Belange bezüglich der Kohorte zuständig ist. Er fungiert als Bindeglied zwischen der Geschäftsstelle und dem ZKS, deren Zusammenarbeit sich weiter verstärkt hat. Neben der Patientenkohorte ist die Vernetzung von Wissenschaftlern im HIV/Aids-Bereich in Deutschland die zweite Säule der Arbeit des Kompetenznetzes. Um die wissenschaftliche Ausrichtung des Netzes in allen wichtigen Bereichen systematisch zu entwickeln und voranzutreiben, wurden die vier Scientific Boards gegründet. Das sind: 1. Basic and Translational Research, 2. Clinical Science, 3. Gender and Pediatric Studies und 4. Social Sciences and Public Health In diesen Boards vernetzen sich viele hervorragende Wissenschaftler aus Deutschland, unabhängig davon, ob sie Patienten in der Kohorte dokumentieren oder nicht. Alle in den Scientific Boards vertretenen Personen wurden auf einer Mitgliederversammlung des Kompetenznetzes gewählt. Fünf innovative Schwerpunkte In den letzten Monaten haben die Scientific Boards intensiv die weitere wissenschaftliche Ausrichtung des Kompetenznetzes diskutiert und hierzu bereits Forschungsansätze und -projekte entwickelt. In enger Abstimmung mit den Boards und dem Scientific Committee hat die Geschäftsstelle auf dieser Grundlage ein wissenschaftliches Konzept für das Kompetenznetz erarbeitet, das disziplinübergreifend fünf innovative Schwerpunkte für die zukünftige Forschung im Netz herausstellt, welche alle die Patientenkohorte des Kompetenznetzes einbeziehen: 1. Biomedizinische Forschung im Kontext von Prävention, 2. Altern und HIV, 3. Onkologische Erkrankungen im Kontext der HIV-Infektion, 4. Psychosoziale und neurologische Einschränkungen aufgrund von HIV/Aids sowie 5. Forschung zu Schwangerschaft und Kindern. Als wichtiges Beispiel möchten wir den Schwerpunkt altern mit HIV anführen. Aufgrund der hochaktiven Therapie (HAART) hat sich HIV zu einer chronischen Erkrankung entwickelt. Altersbedingte Ko-Morbiditäten, HAART-Nebenwirkungen und die HIV-Infektion beeinflussen sich langfristig gegenseitig, führen zu bisher unbekannten Problemstellungen und bieten ein neues, weites Forschungsfeld. Die Kohorte des Kompetenznetzes verfügt über eine große Anzahl älterer Patienten (26 %, Tabelle 3), womit eine sehr günstige Voraussetzung für die Arbeit innerhalb dieses Forschungsschwerpunktes gegeben ist. Sieben pädiatrische Zentren erfassen Daten Selbstverständlich wird der Fokus der geplanten Forschungsprojekte nicht nur auf der Erwachsenenkohorte liegen, sondern verstärkt auf dem Kindermodul. Mittlerweile erfassen sieben pädiatrische Zentren Daten von HIV exponierten und infizierten Kindern und bilden damit einen wichtigen Bestandteil der Kohorte. Es besteht die dringende Notwendigkeit, mehr Wissen über die Sicherheit und Effektivität der HIV-Therapie bei Kindern, Frauen und Schwangeren zu erlangen. Dazu können die erhobenen Daten einen bedeutenden Beitrag leisten. So beteiligt sich das Kompetenznetz mit Daten aus dem Kindermodul ab diesem Jahr an dem internationalen Forschungsprojekt MITOC (Mitochondrial Toxicity in Children). Für die zehn teilnehmenden Zentren des Schwangerenmoduls sind alle Grundsteine gelegt, sodass die Datenerfassung voran gehen kann. Die Reduktion der Kohorte musste aber auch sprachlich gefasst werden. So war im Verlauf des Prozesses von „vor Reduzierung der Kohorte“ und „nach Reduzierung der Kohorte“ die Rede, von „neuem“ und „altem Datensatz“. Pragmatisch hat sich nun die „alte“ und die „neue Kohorte“ durchgesetzt. Die neue Kohorte zeichnet sich damit aber nicht nur durch eine kleinere Anzahl von Patienten aus, sondern sie ist eingebettet in die zahlreichen, beschriebenen Umstrukturierungen des gesamten Netzes und seiner fokussierten wissenschaftlichen Ausrichtung. Viel Bewegung und große Motivation Die neue Kohorte ist somit vor allem ein Synonym für die entstandenen vielfältigen Aktivitäten und den großen Motivationsaufschwung im Kompetenznetz. Die Mitglieder sind sehr aktiv und engagieren sich beratend und mit konstruktiver Kritik in den verschiedenen Gremien. Insgesamt zeigt sich ein klarer Weg in die Zukunft, den es ständig weiter zu gestalten gilt. HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 4 Nationale Patientenkohorte 4 Claudia Michalik, M.A. Projektmanagerin Dipl.-Psych. Klaus Jansen, Kohortenmanager Zentrum für Klinische Studien Köln Kompetenznetz HIV/AIDS Neben den Aktivitäten der wissenschaftlichen Boards und laufender epidemiologischer Anträge gibt es weiterhin zahlreiche Anfragen zu Forschungskooperationen von internationalen Netzwerken sowie der Industrie zu Pharmakovigilanz, zu Fallzahlabschätzungen für klinische Studien oder Kohortenkooperationen. So konnte das Kompetenznetz in diesem Jahr erstmals Daten an den europäischen Kohortenzusammenschluss COHERE liefern. Es ist damit in internationale wissenschaftliche Projekte eingebunden, die nur auf Grundlage einer sehr großen Anzahl von Patientendaten durchgeführt werden können und für die ein solcher Zusammenschluss eine ideale Plattform bietet. Resistenzmodul Dass der Netzwerkgedanke greift und durch konstruktive Kooperationen schnelle Lösungen erzielt werden können, hat auch die Planung zur Etablierung eines Resistenzmoduls in den letzten Monaten gezeigt. Eine Arbeitsgruppe aus Virologen, der Deutschen AIDS-Hilfe, des Patientenbeirats, des Datenschutzes, des ZKS, Vertretern der Industrie und der Geschäftsstelle des KompNet hat gemeinsam inhaltliche, technische, rechtliche, juristische und ethische Belange klären können, sodass das Resistenzmodul 2008 implementiert werden kann. Das Pilotzentrum für dieses Projekt startet im September dieses Jahres mit der Dokumentation seiner Daten. Das Resistenzmodul ist damit ein gutes Beispiel für die Synergieeffekte, die das Kompetenznetz durch das stringente Einbeziehen aller relevantern Akteure im Hinblick auf eine effektive HIV/Aids-Forschung in Deutschland leisten kann. Inhaltliche Implausibilitäten werden aufgedeckt Ein weiteres – nach wie vor entscheidendes – Thema ist die Qualitätssicherung der Daten in der Patientenkohorte. Maßnahmen zur Sicherung und Steigerung der Datenqualität werden in Zukunft weiter verstärkt. Die im Rahmen der Kohortenreduktion durch den Dokumentationsreport aufgedeckten Lücken werden geschlossen. Dies gilt auch für inhaltliche Implausibilitäten, die durch die aktuellen Auswertungen und das systematische zentrale Monitoring aufgedeckt werden. Das ZKS-Team wird die Zentren verstärkt zur Ergänzung und Kontrolle auffordern, und es werden gezielte Monitorbesuche vor Ort erfolgen, um die Originaldaten abzugleichen. Auf Basis des neu entwickelten Evaluations-Systems werden die Zentren zukünftig regelmäßig detaillierte Auswertungen zur Dokumentationsvollständigkeit erhalten. Wir unterliegen einer ständigen Evaluation zur Verbesserung der Kohorte und möchten daher an dieser Stelle die hervorragende Arbeit und Mitarbeit der Ärzte und Dokumentare ausdrücklich hervorheben. Vor allem sie haben den Aufbauprozess der Kohorte mit seinen zahlreichen Änderungen unterstützt und flankiert, durch Flexibilität, konstruktive Kritik und Vorschläge, die zur stetigen Verbesserung der Dokumentation immer gebraucht werden. Die große fachliche Expertise der beteiligten Wissenschaftler in Kombination mit den schlanken Kooperations- und Entscheidungsstrukturen des Kompetenznetzes nach dessen Umstrukturierung bilden eine stabile Grundlage, um die HIV- Forschung in Deutschland weiter voranzutreiben und international einen wichtigen Beitrag hierzu zu leisten. Dipl.-Psych. Klaus Jansen (Kohortenmanager Kompetenznetz HIV/AIDS, Bochum) Claudia Michalik, M.A. (Projektmanagerin, ZKS, Köln) Ort Zentrum Art des Zentrums Klinik, Praxis Berlin Berlin Prof. Dr. Zeitz Dr. Lauenroth-Mai, Schlote, Schuler Drs. Moll, Gölz Dr. Freiwald-Rausch Drs. Dupke, Carganico, Baumgarten Drs. Köppe, Krauthausen Dr. Schürmann Prof. Dr. Brockmeyer Dr. Hower Dr. Reuter Prof. Dr. Harrer Dr. Esser Prof. Dr. Staszewski Drs. Plettenberg, Stöhr Dr. Fenske Drs. Buhk, Stellbrink Prof. Dr. Schmidt Dr. Kuhlmann Dr. Mosthaf Dr. Rieke Drs. Wiesel, Theisen Dr. Scholten Drs. Jaeger, Jaegel-Guedes Dr. Hartl Drs. Becker, Volkert Dr. Mutz Drs. Ulmer, Müller Klinik Praxis Berlin Berlin Bochum Dortmund Düsseldorf Erlangen Essen Frankfurt Hamburg Hamburg Hamburg Hannover Hannover Karlsruhe Koblenz Köln Köln München München München Osnabrück Stuttgart 5 Eckdaten der Kohorte Die folgende Zusammenstellung zeigt, dass die Verkleinerung der Kohorte bezüglich der hier dargestellten Kriterien zu keinen wesentlichen Veränderungen geführt hat. TABELLE 4: INFEKTIONSWEGE TABELLE 2: GRUNDLEGENDES Alte Kohorte Neue Kohorte Größe Eingabezentren Männer Frauen Erfassung retrospektiver Daten* 15.381 Datensätze 43 84.8 % 15.1 % 5.003 Datensätze 9.260 Datensätze 26 85 % 14.9 % 4.726 Datensätze Blutproben für DNA-Erfassung 85 % Praxis Praxis Praxis Praxis Klinik Klinik Klinik Klinik Klinik Klinik Klinik Praxis Praxis Praxis Klinik Praxis Praxis Klinik Praxis Praxis Praxis Praxis Praxis Klinik Praxis Alte Kohorte N = 15.738 < 15 Jahre 15-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-39 Jahre 40-49 Jahre 50-59 Jahre > 59 Jahre Alte Kohorte N=15.059 Neue Kohorte N=9.087 61.3 % 17.3 % 62.4 % 18.3 % 5.1 % 4.8 % 7% 7.5 % 0.2 % 0.1 % Blutprodukte 1.2 % Hämophilie, berufliche 2.4 % Exposition etc. 1.3 % 2.2 % Unbekannt 8.9 % MSM Heterosexuelle Kontakte Aus Hochprävalenzgebieten Intravenöser Drogengebrauch 94 % 0.1 1.1 4.4 26.9 41.6 16.3 9.5 Mutter-zu-KindÜbertragung 9.6 % TABELLE 5: KRANKHEITSSTADIEN TABELLE 3: ALTERSVERTEILUNG TABELLE 1: TEILNEHMENDE ZENTREN Berlin Berlin Berlin Zahlen & Fakten Neue Kohorte N = 9.258 --% % % % % % % ZU DEN FALLZAHLEN (N): N bedeutet jeweils inklusive Lost-to-follow-ups und Verstorbener, daher sind die Fallzahlen z.T. größer als die Anzahl von 8.162 aktuell eigeschlossenen Patienten. 0.6 0.2 % 1.1 % 4.2% 25.9% 42.5 % 15.9 % 9.6 % CDCKlassifikation A B C Alte Kohorte N=14.459 Neue Kohorte N=9.203 33.6 % 40.1 % 26.2 % 28.6 % 46.5 % 24.8 % TABELLE 6: THERAPIESTATUS Keine Therapie Initialtherapie Alte Kohorte N=15.381 Neue Kohorte N=9.260 12.3 % 03.8 % 14.6 % 04.8 % TABELLE 7: HEPATITIS-KOINFEKTION Insgesamt HBV HCV HBV+HCV Alte Kohorte N=15.381 Neue Kohorte N=9.260 44 % 2,6 % 4,9 % 0,5 % 51,2 % 2,9 % 5,8 % 0,6 % HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 6 Interview 6 Interview mit Prof. Dr. med. Hans Wolf, Chair Scientific Committee des Kompetenznetzes HIV/AIDS „Die Analyse der Kohorte hat Priorität“ Herr Professor Wolf, warum war es erforderlich, dem erfolgreich operierenden Kompetenznetz HIV/AIDS eine neue Struktur zu geben? Wolf: Nach der Gründung des Netzes in 2002 mussten zunächst die Strukturen und Rahmenbedingungen für den Aufbau eines solchen nationalen Forschungsverbundes geschaffen werden. Nachdem es innerhalb kürzester Zeit gelungen ist, auf Basis einer interaktiven Telematik-Plattform eine Patientenkohorte aufzubauen, die qualitativ und quantitativ internationalen Standards entspricht und als vorbildlich gilt, befinden wir uns jetzt in einer Phase, in der wir den Nutzen der etablierten Kohorte in den Vordergrund stellen. Welche Vorteile bietet die neue Struktur? Wolf: Das sind mehrere Faktoren. Zunächst einmal sind alle Personen, die mit einer Leitungsfunktion betraut sind, von den Mitgliedern des Kompetenznetzes demokratisch gewählt worden. Das erhöht die Akzeptanz der vier Scientific Boards und dem daraus resultierenden Scientific Committee unter den Kollegen erheblich. Schon nach den ersten Treffen fiel allen Beteiligten eine besonders intensive Gesprächskultur auf, die auch zu Kreuzvernetzungen bei zahlreichen wissenschaftlichen Fragestellungen führte. Und das ist genau der Zweck des Kompetenznetzes. Durch den verschärften internationalen Wettbewerb sind einzelne Akteure immer weniger in der Lage, sämtliche Fachkompetenzen, die für die Erforschung der Wirkung des HI-Virus und seiner Kontrolle erforderlich sind, allein abzudecken. Nur mit der Vernetzung von Ideen und unter Nutzung von Materialien und sorgfältig erarbeiteten Patientendaten kann der Erkenntnisgewinn in der HIV-Medizin vorangetrieben werden. ?! Welche Rolle hat dabei die Patientenkohorte? Wolf: Medizinische oder epidemiologische Veränderungen der HIV-Infektion und Konsequenzen neuer Behandlungsstrategien kann man frühzeitig und mit akzeptabler Sicherheit nicht aus Einzelbeobachtungen ableiten, sondern nur über die Aussagekraft der Statistik erkennen. Die Analyse der Kohorte hat daher für unsere jetzige Arbeit im Netz hohe Priorität. Können Sie Beispiele für Erfolge der HIV-Forschung im Kompetenznetz geben? Wolf: Sie betreffen alle Bereiche der HIV-Medizin, von der Prävention, und besonders auch über innovative Therapien, die Suche nach Resistenzmechanismen, das Screening und die Behandlung häufiger Begleiterkrankungen, wie dem Analkarzinom oder der Möglichkeit, durch pharmakogenetische Untersuchungen Nebeneffekte von Therapievarianten besser abschätzen und dadurch vermeiden zu können – um nur wenige Beispiele zu benennen. Mitglieder des Kompetenznetzes waren in den letzten Monaten weltweit auf führenden Kongressen mit Beiträgen vertreten. Außerdem arbeiten Forscher aus dem Kompetenznetz bei internationalen Programmen zur Entwicklung und klinischen Erprobung von präventiven und therapeutisch einsetzbaren Impfstoffen mit. 25 Jahre sind seit Erstbeschreibung von HIV im Fachmagazin Science vergangen. In diesem Zeitraum wurden erstaunliche Fortschritte der medikamentösen Therapie erreicht, die Impfstoffentwicklung hingegen musste herbe Rückschläge hinnehmen … Wolf: Die Entwicklung von Impfstoffen braucht Zeit, 47 Jahre hat es gedauert, bis man einen Impfstoff gegen Kinderlähmung gefunden hatte, und 42 Jahre bis man gegen Pocken impfen konnte. In Bezug auf eine HIV-Vakzine sind erhebliche Vorarbeiten geleistet, neue Techniken entwickelt und Interview 7 Prof. Dr. med. Hans Wolf Chair Scientific Comittee des Kompetenznetzes HIV/AIDS grundlegende Erkenntnisse gewonnen worden, die übrigens nicht nur der Impfstoffforschung, sondern auch der gesamten Infektionsforschung (TBC, Malaria) und Krebsbekämpfung zugute kommen. Warum sind Sie optimistisch, dass es gelingen wird, einen wirksamen Impfstoff anbieten zu können? Wolf: Weil wir viel gelernt haben in den vergangenen Jahren und jetzt andere Wege einschlagen. Wir warten nicht mehr nur auf Ergebnisse extrem teurer und langwieriger Impfversuche in Kohorten mit hohem Infektionsrisiko, die eigentlich nur in Afrika oder Asien mit vielen infizierten Personen durchgeführt werden können, sondern wir nutzen auch die Kohorte des Kompetenznetzes, um jene HIVInfizierten zum Vorbild zu nehmen, deren Virusmenge über viele Jahre nahe bei der Nachweisgrenze geblieben ist – manchmal sogar bis zu 25 Jahre (Science 2008; 320:760). Man kann im Blut und Gewebe dieser „Longtime-non-Progressors“ nach neuen, bisher nicht bekannten „Markern“ suchen, die diese Personen von solchen mit einem raschen, klinisch auffälligen Verlauf der HIV-Infektion unterscheiden. Wir sehen bereits erste interessante Hinweise, die uns helfen, Impfstoffe und deren Anwendung zu verbessern. Gibt es neben den virologischen Besonderheiten andere Hemmnisse, die der HIV-Vakzine-Forschung im Wege stehen? Wolf: Um die Impfstoffentwicklung zu beschleunigen, benötigt man nicht nur neue Konzepte und deren Testung. Darüber hinaus muss eine langfristige Finanzierung der Forschung gesichert sein. Anderenfalls sollte man, aus finanziellen und aus ethischen Gründen, erst gar nicht beginnen. Hier ist auch die Bundesregierung gefragt, die sich bisher im Bereich der Vakzineforschung weder im Bereich Forschung und Entwicklung, noch in der Anwendungsforschung in Entwicklungsländern finanziell adäquat engagiert hat. Herr Professor Wolf, wagen Sie einen Ausblick der HIV-Forschung auf die nächsten Jahre? Wolf: Die HIV-Therapie wird sich grundlegend ändern. Die Forschung wird weitere Medikamente mit ganz unterschiedlichen Möglichkeiten der Virushemmung und der Beeinflussung des Abwehrsystems der Zelle bereitstellen, und letztendlich bin ich davon überzeugt, dass wir in absehbarer Zeit einen Impfstoff-Kandidaten haben, der geeignet ist, in Hochprävalenzgebieten die HIV-Epidemie zu bremsen. Es werden viele neue Ansätze verfolgt – und ein Teil davon kommt auch aus Deutschland, auch wenn viele Ansätze hier nicht immer bis zu eigenständigen Lösungen verfolgt werden können. Dies ist durchaus ein Zeichen dafür, dass hierzulande eine exzellente HIV-Forschung betrieben wird, trotz der im Vergleich zu anderen Industrienationen wesentlich geringeren Förderung. Prof. Dr. med. Hans Wolf Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Universität Regensburg Franz-Josef-Strauss-Allee 11 93053 Regensburg HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 8 Forschung 8 Forschung 9 KOINFEKTION Mit körpereigenen Proteinen gegen HIV kämpfen Dr. med. Jacob Nattermann Medizinische Klinik und Poliklinik I Sigmund-Freud-Str. 25 53105 Bonn Deutsche Wissenschaftler erreichen mit zwei Arbeiten der Grundlagenforschung internationale Beachtung. Wie die Behandlung der Hepatitis-CKoinfektion durch Gene beeinflusst wird Die Erforschung der zellulären Immunantwort von HIV-infizierten Patienten, die gleichzeitig mit Hepatitis-C-Viren (HCV) infiziert sind, ist ein Schwerpunkt der immunologischen Ambulanz der Universitätsklinik Bonn. Trotz einer relativ geringen Konzentration an HI-Viren ist die Samenflüssigkeit hoch infektiös. Virologen aus Ulm und Hannover führen dies auf körpereigene Eiweiße zurück, die als HIV-Verstärker wirken sollen. Bisher gingen die Forscher davon aus, dass die Infektiosität allein durch die Konzentration der HI-Viren bestimmt wird. Dies scheint jedoch nur ein Teil der Wahrheit zu sein, wie die Arbeiten von Prof. Dr. Frank Kirchhoff von der Universität Ulm und Prof. Dr. Dr. Wolf-Georg Forssmann von IPF PharmaCeuticals in Hannover zeigen (Cell 2007; 131: 1059-71). Die beiden Forscher hatten nur wenige Wochen vorher durch eine andere Publikation (Cell 2007; 129:263-275) weltweit für Aufsehen gesorgt: Mithilfe einer neuen Technik, der Large-Scale-Chromatografie, hatten sie das menschliche Blut auf natürliche Substanzen durchsucht, die HIV in den Griff bekommen könnten. Schließlich gelang es ihnen (unter etwa einer Million Proteine aus 10.000 Litern Hämofiltrat), ein Eiweiß zu isolieren, das in Zellkulturen die Vermehrung von HIV unterbindet. Antivirale Aktivität erhöht Dieses 20 Aminosäuren umfassende Fragment von alpha-1Antitrypsin (VIRIP = virus-inhibitory peptide) hemmte auch Patientenisolate und HI-Viren, die bereits Resistenzen gegen Medikamente entwickelt haben. In den letzten beiden Jahren gelang es den Forschern durch gezielte Strukturänderungen des Moleküls (Basenaustausch), die antivirale Aktivität um mehrere Größenordnungen zu steigern. Schließlich fanden die Wissenschaftler den Wirkmechanismus heraus, mit dem das Protein das Virus lahm legt: Es verhindert wie ein Türsteher von vornherein das Eindringen des Virus in die Zelle, indem es das virale Oberflächenmolekül gp41 blockiert, das dem Virus normalerweise den Weg in die Wirtszelle öffnet. Mit diesem Blockademechanismus arbeitet VIRIP anders als die Fusionshemmer, die entweder die Bindung des Virus an den CD4-Rezeptor der Immunzelle verhindern, Interaktionen mit Korezeptoren unmöglich machen, oder die Mem- branfusion unterbinden sollen. „Dies ist ein großer Vorteil und macht VIRIP sehr interessant für die klinische Weiterentwicklung“, so Kirchhoff. Eiweiß in der Samenflüssigkeit steigert Infektiosität Nach dem erfolgreichen Fund im Blut lag es nahe, auch in der Spermienflüssigkeit nach ähnlichen Substanzen zu suchen. Doch statt einer HIV-inhibierenden Substanz stießen die Wissenschaftler auf ein Eiweiß, das die Infektiosität der HI-Viren deutlich verstärkte. Dieses Eiweiß entsteht im Ejakulat unter dem Einfluss des Enzyms Saure Prostataphosphatase. Seine enorme Effizienz überraschte die Forscher: In seiner Gegenwart sank die Konzentration, die im Laborversuch notwendig war, damit HI-Viren Zielzellen infizieren, um mehr als das Tausendfache. Bei dem Semenderived Enhancer of Virus Infection (SEVI) handelt es sich übrigens um amyloide Fibrillen – also Eiweiße, die mit jenen Ablagerungen verwandt sind, die im Gehirn degenerative Erkrankungen wie Morbus Alzheimer und Morbus Parkinson auslösen. Als „HIV-Verstärker“ wirken SEVI, weil sie Viruspartikel binden und dann die VirusZellinteraktion und das Verschmelzen der Virushülle mit der Wirtszelle verstärken. Dies trifft nicht nur auf HIV zu. Auch andere Krankheitserreger bedienen sich dieser körpereigenen Proteine, um in den Körper einzudringen. Einige Bakterien und Pilze bringen diese amyloiden Fibrillen sogar selbst mit, um ihre Infektiosität zu erhöhen, vermuten die Autoren. Die Entdeckung der deutschen Forscher verbessert nicht nur das Verständnis der sexuellen Übertragung von HIV. Sie könnte auch neue Möglichkeiten zur Prävention eröffnen. Denkbar sind Substanzen, die SEVI im Ejakulat binden und damit die Übertragungsrisiken verringern. Prof. Dr. rer. nat. et med. Frank Kirchhoff Institut für Virologie der Universität Ulm Albert-Einstein-Allee 11, 89081 Ulm Untersucht wird beispielsweise der Einfluss von Chemokinen, deren Rezeptoren und möglicher Genveränderungen (Polymorphismen) auf das Infektionsgeschehen. So ist beispielsweise unklar, ob Gen-Polymorphismen der Zytokine IL-6, IL-10, TNF-alpha, IFN-gamma und TGF-beta (Transforming Growth Factor-beta) den Verlauf der akuten HCVInfektion, aber auch die Ansprechrate auf eine frühzeitige Therapie mit der Kombination aus pegyliertem Interferon und Ribavirin beeinflussen. Eine aktuelle Untersuchung, deren Ergebnisse auf der Conference on Retroviruses and Oppartunstic Infections (CROI) 2008 in Boston vorgestellt worden ist, beschäftigte sich mit der Rolle der TGF-beta-Familie. Diese Proteingruppe ist ein zentraler Regulator des Immunsystems, es fördert die Proliferation bzw. Differenzierung von Mesenchymzellen, wohingegen die Proliferation von Epithelzellen gehemmt wird; zudem moduliert TGF-beta die Gefäßbildung (Angiogenese) und den natürlichen Zelltod (Apoptose). Aufgrund dieser vielfältigen und teilweise gegenläufigen Wirkungen hat eine Änderung der lokalen Aktivität von TGF-beta gravierende Auswirkungen auf die Funktion von Geweben. Folgerichtig findet man Modifikationen des TGF-beta-Systems bei Krebserkrankungen und Fehlsteuerungen des Immunsystems. Für ein vom Kompetenznetz HIV/AIDS unterstütztes Teilprojekt wurden die TGF-Genotypen von 60 HIV-HCV-koinfizierten Patienten bestimmt, die auf eine Behandlung mit pegyliertem Interferon-alpha eingestellt waren, und ihre Genprofile in zwei Gruppen („high-producer“ und „nonhigh-producer“) eingeteilt. Das Ausmaß der anhaltenden virologischen Antwort wurde verglichen mit dem von 100 gesunden Kontrollpersonen, 210 HIV-Monoinfizierten sowie 148 HCV-Monoinfizierten. Dabei zeigte sich, dass sich die TGF-beta-Genotypen zwischen den einzelnen Gruppen nicht wesentlich unterscheiden. Allerdings entwickelten die HIV/HCV-Koinfizierten mit „highproducer“-Genprofil eine ausgeprägtere virologische Antwort auf die Behandlung mit pegyliertem Interferon-alpha als die Patienten mit „Non-high-producer“-Genprofil (75 % versus 41,7 %; p = 0.039). Die Bonner Wissenschaftler kommen daher zu dem Schluss, dass die Reaktion des Körpers auf die Arzneimitteltherapie bei koinfizierten Patienten verstärkt ist, wenn sie mit einem High-producer-Genprofil von TGF ausgestattet sind. Quelle: 15. Conference on Retroviruses and Opportunstic Infections (CROI) 3. bis 6. Februar 2008 in Boston, Poster 1071 „The TGF-ß High-producer Genotype Is Associated with Response to HCV-specific Therapy in HIV+ Patients with Acute Hepatitis C“ Jacob Nattermann, M. Vogel, H. Nischalke, G. Ahlenstiel, M. Michalk, T. Sauerbruch, J. Rockstroh, U. Spengler and Kompetenznetz HIV/AIDS HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 10 Forschung 10 PHARMAKOGENETIK Ein schädliches Komplott Die Aufklärung der Zusammenhänge zwischen genetischen Prädispositionen und der Wirkung antiretroviraler Medikamente ermöglicht es den behandelnden Ärzten, ein Therapieversagen oder schwere Nebenwirkungen auszuschließen. Die Pharmakogenetik befasst sich mit dem Einfluss der unterschiedlichen genetischen Ausstattung von Patienten auf die Wirkung von Arzneimitteln. Sie erlaubt Vorhersagen über die fallspezifische Wirkung eines Arzneimittels, was eine näher an den individuellen Bedarf eines Patienten angepasste Dosierung ermöglicht und relative Überdosierungen vermeiden hilft. Forschungsziel ist, die genetische Variabilität der Arzneimittelwirkungen auf breiter Basis aufzuschlüsseln, um diese Erkenntnisse für die Medikamentenentwicklung und zur Individualisierung der Pharmakotherapie einzusetzen. Dass sich die Kohorte des Kompetenznetzes auch für pharmakogenetische Studien eignet, zeige eine Auswertung zum Zusammenhang ethnischer Herkunft und Metabolisation von antiretroviralen Medikamenten, berichtete Dr. med. Christoph Wyen (Universitätsklinikum Köln). Daten aus den USA, aus Afrika und der Schweiz belegen, dass vor allem bei Menschen afrikanischer Ethnität genetische Varianten des Cytochrom-2B6-Isoenzyms (CYP2B6) zu unterschiedlich hohen Plasmaspiegeln, vor allem des Wirkstoffs Efavirenz mit dementsprechenden Nebenwirkungen führen. 11 HUMANE PAPILLOMVIREN UND HIV Höhere Arzneimittelsicherheit Arzneimittel werden im menschlichen Körper mithilfe komplexer Enzymsysteme verstoffwechselt. Die Menge und die Art dieser Enzyme variieren von Individuum zu Individuum, da die Gene, von denen sie sich ableiten, in unterschiedlichen Varianten (Polymorphismen) auftreten. Je nach Ausmaß der genetischen Veränderung ergeben sich Aktivitätseinschränkungen oder aber der völlige Ausfall der Enzyme, sodass Arzneimittel eine geringere oder – im Extremfall – gar keine Wirkung entfalten können. Forschung Für die meisten HIV-Patienten in den Industrieländern hat die antiretrovirale Therapie zu einer deutlichen Verlängerung an Lebenszeit geführt. Diese positive Entwicklung hat für manchen Betroffenen allerdings zur Folge, dass er nunmehr zusätzlich mit Erkrankungen konfrontiert wird, die als Folge des Immundefektes oder als Nebenwirkung der Arzneimitteltherapie entstehen. Dr. med Christoph Wyen Junior-Prof. PD Dr. med. Alexander Kreuter Klinik I für Innere Medizin Klinikum der Universität zu Köln Kerpener Str. 62 50937 Köln Dermatologische Klinik der Ruhr-Universität Bochum St.-Josephs-Hospital Gudrunstraße 56 44791 Bochum Die Arbeitsgruppe um Wyen analysierte 146 Blutproben von HIV-Patienten afrikanischer Ethnität und zur Kontrolle 225 kaukasischer Ethnität aus der Kohorte des Kompetenznetzes. „Demzufolge findet man verschiedene CYP2B6-Genotypen im klinischen Alltag der Kohorte wieder“, sagte Wyen. Diese erklären nicht nur hohe Plasmaspiegel von Efavirenz, sondern auch von Neviparin; dies ist der zweite Vertreter aus der Medikamentenklasse Nicht-Nukleosidalen-Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI). „Die Allel-Frequenz von 7,6 % des C-Allels an Position 983 stimmt mit Daten aus den USA und Afrika überein. Erstmalig konnten homozygote C-AllelTräger identifiziert werden, die sehr hohe NNRTI-Spiegel auswiesen und die Medikamente kaum abbauen konnten“, sagte Wyen: „Diese Ergebnisse werden die medikamentöse Therapie von Patienten afrikanischer Herkunft mit NNRTI beeinflussen, wenn sich in weiteren Untersuchungen zeigen sollte, dass sich diese genetischen Varianten auch gehäuft bei Patienten wieder finden, die ihre NNRTI-Therapie aufgrund von Nebenwirkungen abbrechen mussten.“ Literatur: Impact of CYP2B6 983T>C polymorphism on non-nucleoside reverse transcriptase inhibitor plasma concentrations in HIV-infected patients Wyen C et al. for the German Competence Network for HIV/AIDS Department of Internal Medicine, University of Cologne, Köln, Germany J Antimicrob Chemother 2008; 61(4):914–8 So beachten die Ärzte heute wesentlich häufiger Tumorerkrankungen wie Hodgkin-Lymphome, Leukämien, Leberzellkarzinome, Mundhöhlen- sowie Bronchialkarzinome. Mit zunehmender Häufigkeit wird über Krebserkrankungen berichtet, die durch humane Papillomviren (HPV) verursacht werden – diese äußern sich bei Frauen als Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom), bei Männern als Analoder Peniskarzinom. Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) gehören weltweit zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Während das Immunsystem gesunder Personen HPV in der Regel nach einer bestimmten Zeitspanne wieder eliminiert, neigen immundefiziente Patienten zu chronischen HPVInfektionen. So können bei etwa 90 % der HIV-infizierten Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), Papillomviren im Anal- und Genitalbereich nachgewiesen werden – meist sogar unterschiedliche Virustypen gleichzeitig, wobei die Typen 16 und 18 die Tumorentstehung begünstigen. Dementsprechend treten HPV-assoziierte Malignome, wie das Anal- und das Peniskarzinom, gehäuft bei Patienten mit HIV-Infektion auf. Die Einführung der antiretroviralen Therapie (HAART) konnte diese Entwicklung leider nicht stoppen. Das heißt: HAART hat zwar einen begünstigenden Einfluss auf Infektionen mit HI-Viren, nicht aber auf solche mit humanen Papillomviren. Deshalb ist es das Bestreben der Ärzte, sowohl Vorläuferläsion des Gebärmutterhalskrebses (die zervikale intraepitheliale Neoplasie, CIN) als auch des Analkarzinoms (die anale Prof. Dr. med. Ulrike Wieland Institut für Virologie der Universität zu Köln Fürst-Pückler-Straße 56 50935 Köln intraepitheliale Neoplasie, AIN), frühzeitig zu entdecken. Aufgrund der biologischen Ähnlichkeiten von AIN und CIN sind Vorsorgeuntersuchungen bei Hochrisikopatienten sinnvoll, um Zellveränderungen (Dysplasien) in frühen Stadien diagnostizieren zu können. Ziele der Zukunft sind die flächendeckende Etablierung derartiger Screening-Untersuchungen für HIV-Infizierte in Deutschland sowie die Erstellung von Leitlinien zur Therapie der AIN. Beide Vorhaben werden durch das Kompetenznetz HIV/AIDS maßgeblich voran getrieben und unterstützt. Als therapeutische Maßnahmen kommen derzeit oberflächliche Behandlungen mit Trichloressigsäure, Podophyllotoxin, Imiquimod sowie die photodynamische Therapie in Betracht. Ausgeprägte Läsionen hingegen sollten aktiv entfernt werden (chirurgische Exzision, Laserablation, Infrarot-Koagulation oder elektrokaustische Abtragung), wobei kontrollierte Studien über den Erfolg dieser Maßnahmen bisher fehlen. Literatur: Anale intraepitheliale Neoplasie bei HIV-Infektion Alexander Kreuter, Norbert H. Brockmeyer, Peter Altmeyer, Ulrike Wieland für das Deutsche Kompetenznetzwerk HIV/AIDS JDDG 2008 epr 12 PMID:184 10393 Fortsetzung >> HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 12 Fortsetzung von Seite 11 12 Forschung 13 HIV-IMPFUNG Ein schädliches Komplott Forscher des Kompetenznetzes HIV/AIDS mit Privatdozent Dr. med. Alexander Kreuter von der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum konnten zeigen, dass der Wirkstoff Imiquimod in der Lage ist, die Vorläuferläsionen des Analkarzinoms bei Dreiviertel der behandelten HIV-Patienten langfristig zu eliminieren. Zwar traten bei etwa der Hälfte der Betroffenen nach einer gewissen Zeit neue Läsionen auf, allerdings an bisher unbehandelten Stellen. Literatur: Imiquimod Leads to a Decrease of Human Papillomavirus DNA and to a Sustained Clearance of Anal Intraepithelial Neoplasia in HIV-Infected Men Alexander Kreuter, Anja Potthoff, Norbert H. Brockmeyer, Thilo Gambichler, Markus Stücker, Peter Altmeyer, Jochen Swoboda, Herbert Pfister and Ulrike Wieland for the German Competence Network HIV/AIDS Journal of Investigative Dermatology advance online publication, 14 February 2008; doi:10.1038/jid.2008.24 Während das Wissen über die Entstehung des Analkarzinoms bei HIV-Patienten als Folge einer Koinfektion mit Humanen Papillomviren (HPV) in den letzten Jahren enorm zugenommen hat, mangelt es noch an Daten zum Peniskarzinom und seiner Vorläuferläsionen, den penilen intraepithelialen Neoplasien (PIN). Die Bochumer Wissenschaftler untersuchten daher 263 HIV-Patienten und fanden bei 156 (59,3 %) anale Vorläuferläsionen und bei elf Männern (4,2 %) penile Vorläuferläsionen. Analog zu den AIN waren auch bei den Vorläuferläsionen des Peniskarzinoms meist mehrere HPV-Typen nachweisbar. Die Bochumer Dermatologen leiten aus diesen Ergebnissen ab, dass alle HIV-infizierten Männer, die Sex mit Männern haben, routinemäßig auf PIN untersucht werden sollten. Literatur: Penile Intraepithelial Neoplasia Is Frequent in HIVPositive Men with Anal Dysplasia Alexander Kreuter, Norbert H. Brockmeyer, Soenke J. Weissenborn, Thilo Gambichler, Markus Stücker, Peter Altmeyer, Herbert Pfister and Ulrike Wieland for the German Competence Network HIV/AIDS Journal of Investigative Dermatology advance online publication 3 April 2008; doi:10.1038/jid.2008.72 Klinische Studien mit Regensburger Vakzinekandidat gestartet Das Humane Immunschwäche Virus (HIV) ist ein hartnäckiger Erreger und ein ziemlich wandelbarer noch dazu, sodass die Suche nach einem präventiven Impfstoff voller Hürden steckt. Die Forscher Prof. Hans Wolf und Prof. Ralf Wagner von der Universität Regensburg schöpfen nun neue Hoffnung. Unter dem Dach des Konsortiums „European Vaccine Effort against HIV/Aids“ (Eurovacc), in dem mehr als 20 Forschungsgruppen aus sieben europäischen Ländern arbeiten, haben eine Impfstrategie entwickelt, die einer ersten klinischen Prüfung an gesunden Freiwilligen unterzogen wurde. Die jetzt veröffentlichten Daten stimmen optimistisch: Bei den allermeisten Testpersonen wurde eine Immunreaktion ausgelöst. Die sonst übliche Impfmethode, eine stark abgeschwächte des jeweiligen Erregers zu benutzen, stellte sich bei HIV als nicht möglich heraus. „HIV ist ein leises Virus“, erläutert Wolf. „Es ruft zwar kurzzeitig Symptome wie bei einer Grippe hervor, aber es spornt das Immunsystem nicht zu Höchstleistungen an.“ Die meisten der in den vergangenen Jahren entwickelten Kandidaten beruhen auf gentechnischen Ansätzen, die eine künstliche HIV-Kopie mit bestimmten Eiweißen des Virus ausstatten und diese mithilfe unterschiedlicher Vehikel (Vektoren) in den Körper transportieren. Beide Komponenten – die Eiweiße und die Vektoren – sollen dabei eine Immunreaktion auslösen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt vor: „Mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen HIV/AIDS-Experten auszuweiten, gründete das BMBF 2002 das deutsche Kompetenznetz HIV/AIDS. Gegenstand des Netzwerks ist die Erarbeitung von Lösungen biomedizinischer und für das Gesundheitswesen relevanter Problemstellungen im Rahmen von Kooperationen zwischen Kliniken, Universitätskrankenhäusern, praktischen Ärzten und Selbsthilfegruppen. Wichtigste Grundlage der Forschung ist ein Pool mit klinischen, biomedizinischen sowie soziodemographischen Daten einer Patientenkohorte. Das Netzwerk selbst ist Partnerschaften mit anderen internationalen Netzwerken eingegangen; es repräsentiert einen entscheidenden Teil des deutschen Beitrags zum weltweiten Kampf gegen HIV/AIDS.“ Auch Wolf und Wagner verfolgen eine solche Strategie. Der Impfstoff soll nicht nur zur Bildung von Antikörpern führen, sondern auch weitere Teile der Immunabwehr wie spezielle Helfer- und Killerzellen (CD4 und CD8 T-Zellen) aktivieren. „Unser Ziel ist es, das Immunsystem großflächig in Aufruhr zu bringen“, erläutert Wolf. Die Basis für ihren Impstoff bildet der HIV-Subtyp C, der in China, Indien und in SubsaharaAfrika vorherrscht und mehr als 50 % der HIV-Neuinfektionen verursacht. In Kooperation mit der von Wolf und Wagner gegründeten Biotechnologie-Firma Geneart sowie dem Pharmaunternehmen Sanofi Pasteur MSD wurde eine künstliche Kopie dieses Subtyps mit vier viralen Antigenen ausgestattet, die sich gegen die Proteine Env, Gag, Pol und Nef richten. Um diese Konstruktion in den Körper einzuschleusen, werden zwei verschiedene Transportvehikel benutzt – rekombinante DNA sowie ein gentechnisch veränderter Pockenvirus. Diese Kandidaten (DNA–HIV-C und NYVAC-C) werden schließlich in zwei nacheinander folgenden Injektionen geimpft: Die erste Antigen-Dosis erfolgt mithilfe des DNAVektors und soll das Immunsystem vorbereiten (priming), während die zweite Injektion die gleiche Antigen-Dosis enthält, aber per abgeschwächtem Pockenvirus in den Körper transportiert wird. Diese zweite Injektion soll eine Immunreaktion verstärken (boosting). Hoffnungsvolle Ergebnisse Wie die Forscher nun gemeinsam mit ihren europäischen Kollegen berichten, scheint diese kombinierte Strategie besser zu funktionieren als die alleinige Gabe von NYVAC-C. Die Auswertung einer ersten klinischen Studie der Phase I ergab, dass bei der Mehrheit der beteiligten 40 gesunden Freiwilligen eine Immunreaktion ausgelöst wurde. „Kein Proband war negativ, alle haben reagiert“, freut sich Wolf. Mehr als ein Jahr lang blieben die Immunreaktionen bestehen. Dennoch bedeutet dies nicht, dass der Impfstoff die HI-Viren auch tatsächlich bekämpfen kann. Dass es jemals einen 100prozentigen HIV-Schutz geben wird, von dieser Idee haben sich die internationalen Wissenschaftler verabschiedet. „Wir sind für jeden Effekt dankbar“, so Wolf. Selbst ein 30-prozentiger Schutz wäre schon ein Erfolg. Dies können erst Studien an Personen zeigen, die aufgrund ihrer Lebensbedingungen ein hohes Ansteckungsrisiko haben und in Hochprävalenzregionen leben – wie zum Beispiel in Afrika. Dort müsste nachgewiesen werden, dass sich von einer Gruppe geimpfter Personen weniger infizieren als in einer nicht geimpften Kontrollgruppe. Hieran scheitern die meisten Kandidaten. Seit Anfang des Jahres laufen nun Folgestudien mit dem Regensburger Vakzinekandidaten mit 120 Testpersonen in Lausanne, London, Paris und Regensburg. Soeben ist eine Studie in Tansania gestartet worden. Literatur: Journal of Experimental Medicine 2008, Vol. 205, S. 634 – 77 Prof. Dr. med. Hans Wolf und Prof. Dr. med. Ralf Wagner Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Universität Regensburg Franz-Josef-Strauss-Allee 11 93053 Regensburg HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 14 Prävention 14 Kunsttherapie 15 SEXUELLE GESUNDHEIT Personen mit Risikoverhalten sollten sich testen lassen – nicht nur auf HIV! 760 000 Bürger der EU-Staaten sind inzwischen HIV-infiziert – Tendenz weiter steigend. Beunruhigend ist, dass das Virus bei 30 Prozent der Betroffenen erst in einem behandlungsbedürftigen Stadium der Infektionskrankheit entdeckt wird. Damit wird die Chance einer frühzeitigen antiretroviralen Therapie vertan, die vielen Patienten ein weitgehend „normales“ Leben ermöglicht. Zudem tragen eine schnelle Diagnose und rechtzeitige Therapie aus zwei Gründen zur Eindämmung der Infektion bei. Zum einen können sich Betroffene, die von ihrer Infektion wissen, verantwortungsvoll verhalten und zum Beispiel Safer-sex-Methoden anwenden. Zum anderen zeigen zahlreiche Studien, dass die Ansteckungsgefahr bei Menschen, die unter einer wirksamen HIV-Therapie stehen, entscheidend vermindert ist und in der Regel gegen Null geht. Das Kompetenznetz HIV/AIDS sieht angesichts dieser Tatsachen Handlungsbedarf. Der Sprecher des Netzes, Prof. Dr. med. Norbert H. Brockmeyer, fordert dazu auf, Personen mit Risikoverhalten verstärkt und proaktiv über Test- und Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären. Insbesondere auch über den sogenannten Schnelltest, bei dem nach 15 Minuten ein Ergebnis vorliegt. Das Netz niedrigschwelliger Testangebote sollte ausgeweitet und deren Akzeptanz bei Ärzteschaft und Bevölkerung durch intensivierte Aufklärungsanstrengungen verbessert werden. Die Anwendung im Internet angebotener HIV-Schnelltests hält Brockmeyer hingegen für problematisch. Denn zu jedem Test gehöre ein umfassendes Beratungsgespräch. „Die Bedeutung von Safer-sex-Praktiken und regelmäßigem Kondomgebrauch kann nicht genug hervorgehoben werden“, betont Brockmeyer und mahnt: „Gefährdete Personen sind es sich und anderen schuldig, auf ihre sexuelle Gesundheit zu achten.“ „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ Unterscheiden sich die Bilder, die von HIV-infizierten Personen gemalt werden, von denen der Allgemeinbevölkerung? Eine Studie des Kompetenznetzes geht dieser Frage nach. Die HIV–Infektion betrifft den ganzen Menschen und sein soziales Umfeld. Stressereignisse, depressive Verstimmungen, Hoffnungslosigkeit und Fatalismus zeigen einen deutlichen Zusammenhang mit der Krankheitsprogression. Deshalb kann es für die Betroffenen hilfreich sein, in Form von Kunsttherapie individuell geeignete Bewältigungsstrategien zu entwickeln – und das zu jedem Zeitpunkt der Erkrankung. In zwei Studienzentren des Kompetenznetzes HIV/AIDS, an den Universitätskliniken in Bochum und Essen, findet seit August 2006 eine klinische Studie zu Kunsttherapie und Aids statt. Es wird untersucht, ob HIV-spezifische Parameter in Patientenbildern sichtbar sind und wie sich diese interpretieren lassen. Wird der Bildausdruck parallel zur Krankheitsprogression direkter und unmittelbarer? Während sich die Abbildung der gesunden Kontrollperson stark an der Wirklichkeit orientiert, nimmt der persönliche expressive Ausdruck mit jedem Bild zu. Die Anzahl der Häuser auf der Warft variieren und auch der Weg zur Warft wandelt sich zu einem Wasserlauf. arme schon jetzt sichtbar. Die Teilnehmer der Verumgruppe bevorzugen klare, wenig gemischte Farben für den spontanen Ausdruck. Die so entstandenen Bilder wirken flächig und weisen wenig perspektivische Tiefe auf. Die Bilder haben einen sehr individuellen Bezug, besonders beim Thema Stilleben wird häufig eine Szene aus dem persönlichen Lebensumfeld gewählt. Zugunsten des individuellen Ausdrucks werden künstlerische Ansprüche vernachlässigt. Leere und Traurigkeit wird bewusst und unbewusst in den Bildern ausgedrückt. Den inneren Bildern auf die Spur kommen, das ist der erste Schritt zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Situation, die HIV-Infektion als chronische Krankheit zu begreifen und die Endlichkeit des eigenen Lebens anzunehmen. Ein Zusammenhang von Bildinhalt und Leben kann sichtbar werden. Die positive Resonanz der Teilnehmer der Studie bestätigt, dass Kunsttherapie eine äußerst sinnvolle Ergänzung der medizinischen Behandlung darstellt und deshalb gerade für Menschen mit HIV und Aids von den Krankenkassen bezahlt werden sollte. Regine Merz Der derzeitige Status der Studie lässt eine vollständige Auswertung für Ende des Jahres 2008 erwarten. In der Verumgruppe konnten mittlerweile 35 Patienten eingeschlossen werden, in der Vergleichsgruppe bisher acht Teilnehmer. Jedoch sind wesentliche Unterschiede der beiden Studien- Dipl. Kunsttherapeutin Lehrstuhl für Qualitative Forschung in der Medizin Universität Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 50, 58448 Witten [email protected] HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 16 Mutter-Kind-Übertragung 16 Mutter-Kind-Übertragung Die Leiterin des Scientific Boards „Gender & Pediatric Studies“ im Kompetenznetz HIV-AIDS betonte, dass auch in Deutschland noch Defizite hinsichtlich der Transmissionsprävention bestehen: Seit 1987 ist der freiwillige HIV-Test Bestandteil der Schwangerenvorsorge der gesetzlichen Krankenversicherung. Es werden jedoch nur circa 60 % der jährlich 700.000 schwangeren Frauen getestet. Die Folge: Allein im Jahr 2007 wurde bei 25 Neugeborenen eine HIV-Infektion diagnostiziert, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilt. Die Dunkelziffer nicht entdeckter HIV-Schwangerschaften schätzt das RKI auf 30 bis 60 Fälle pro Jahr. Damit ist die Rate der vertikalen Transmission in Deutschland wesentlich höher, als sie es bei adäquater medizinischer Betreuung ist. Diese liegt bei ein bis zwei Prozent. Die Mütter von in Deutschland mit HIV geborener Kinder kommen überwiegend aus Hochprävalenzländern. Bei den zwischen 2004 und 2007 insgesamt 59 durch vertikale Transmission infizierten Neugeborenen wurde bei 33 Müttern kein Schwangerschaftstest durchgeführt, bei 15 Frauen gab es Probleme beim Management der HIV-Infektion und Schwangerschaft, bei sechs Frauen versagte die medikamentöse Transmissionsprophylaxe. Im September 2007 wurden deshalb – auch auf Intervention des Kompetenznetzes HIV/AIDS hin – die Mutterschaftsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses aktualisiert. Die betreuenden Ärzte sind nunmehr verpflichtet, jeder schwangeren Frau den HIV-Antikörpertest im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen anzubieten. Dabei erfordert die Durchführung eine Information zum Test und die Einwilligung der Frau. Das Merkblatt „Ich bin schwanger. Warum wird allen Schwangeren ein HIV-Test angeboten?“ soll dabei Hilfestellung leisten. Empfohlen wurde, die Durchführung des Tests im Mutterpass zu dokumentieren, nicht jedoch das Testergebnis, um eine Stigmatisierung zu vermeiden. Die Industrieländer stehen in der Pflicht Jedes Jahr kommt es weltweit immer noch zu 600.000 HIV-Übertragungen von der Mutter auf ihr Kind. „Die Industrieländer stehen hier in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam mit Partnern in den Hochprävalenzländern Konzepte zu entwickeln, welche die vertikale Transmissionsrate reduzieren und die Gratwanderung zwischen mütterlichen und kindlichen Interessen – auch unter lokal schwierigen Bedingungen – erfolgreich in Einklang zu bringen“, so Dr. med. Annette E. Haberl, Leiterin der 8. Fachtagung „HIV&Schwangerschaft“, die im Januar 2008 in Schlangenbad stattfand. Dr. med. Annette Elisabeth Haberl HIVCENTER HIV-Schwerpunkt im Klinikum der Johann Wolfgang GoetheUniversität Theodor-Stern-Kai 7 60590 Frankfurt Die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Transmission korreliert mit der Viruslast. Daneben erhöhen Frühgeburt und vorzeitiger Blasensprung das Transmissionsrisiko. Die mütterliche Indikation für eine HIV-Therapie unterscheidet sich nicht bei schwangeren und nicht schwangeren Frauen. (Leitlinien der European AIDS Clinical Society www.eacs.eu/guide/). Wird die Patientin unter bestehender HIV-Therapie schwanger, sollten jedoch teratogene gegen unbedenkliche Medikamente ausgetauscht werden. Ist die Indikation einer schwangeren HIV-positiven Frau nicht dringend, sollte eine Therapie erst im zweiten Trimenon begonnen werden. Liegt keine mütterliche Indikation vor, sollte die Transmissionsprophylaxe zu Beginn der 28. Schwangerschaftswoche (SSW) eingeleitet werden. Stellt sich die Schwangere erst nach der 28. SSW vor, sollte die HIV-Therapie sofort begonnen werden. Ein Kaiserschnitt ist bei Frauen, deren Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt, nach der 34. SSW nicht mehr indiziert. 17 Nicht alle HIV-Medikamente eigen sich wegen der potenziellen Embryotoxizität und auch nicht wegen des veränderten hepatischen Metabolismus in der Schwangerschaft für die Therapie der schwangeren Frau. Um eventuelle Langzeitnebenwirkungen beim Kind zu erkennen, werden auch in Deutschland im Rahmen einer großen internationalen Studie (MITOC) die HIV-exponierten Kinder mehrere Jahre lang beobachtet. Kurzfristigere Effekte der antiretroviralen Therapie in der Schwangerschaft werden im „Schwangeren“ und „Kindermodul“ des Kompetenznetzes HIV/AIDS erfasst. Außerdem sollte jede HIV-exponierte Schwangerschaft prospektiv an das internationale HIV-Schwangerschaftsregister Antiretroviral Pregnancy Register (APR) gemeldet werden (www.apregistry.com) Andrea Warpakowski (Medizinjournalistin) HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 18 Internationale Kooperationen 18 Gelungene europäische Vernetzung Das Kompetenznetzwerk HIV/AIDS ist Mitglied im europäischen Exzellenznetzwerk „Network for European AIDS Treatment" (NEAT) und beteiligt im europäischen Kohortenzusammenschluss COHERE (Collaboration of Observational HIV Epidemiological Research Europe) sowie an den internationalen Projekten MITOC (Mitochondrial toxicity in children), ELITE (HIV Elite Controller Study), BBMRI (Biobanking and Biomolecular Resources Research Infrastructure) und CHAIN (Network on HIV and anti-HIV drug resistance). PD Dr. Adriane Skaletz-Rorowski Wissenschaftliche Koordinatorin und Geschäftsführerin Kompetenznetz HIV/AIDS E-Mail: a.skaletz@ klinikum-bochum.de Im 50. Jahr nach Unterzeichnung der „Römischen Verträge“, die als Geburtsurkunde der Europäischen Union erachtet werden, war Rom am 1. Februar 2007 wieder einmal Schauplatz für eine wegweisende europäische Kooperationsvereinbarung. An diesem Tag fiel der Startschuss für das „Network for European AIDS Treatment“ (NEAT), dem sich 41 Partner („core partners“) aus 16 Ländern sowie 350 angeschlossene Zentren verpflichtet haben. Es ist kein Zufall, dass das Akronym NEAT im Englischen auch für „gelungen“ steht. Denn als „äußerst gelungenen Ansatz für die Standardisierung und Harmonisierung der klinischen Forschung und der Versorgung von HV-Infizierten in Europa“ erachten es die vier deutschen Partner im Exzellenznetzwerk, Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer (Bochum) als Sprecher des Kompetenznetzes HIV/ADS, Prof. Dr. Jürgen Rockstroh (Bonn), Prof. Dr. Reinhard Schmid (Hannover) und Prof. Dr. Schlomo Staszewski (Frankfurt/Main). Ziel des Netzwerkes ist es, gemeinsam europaweit Voraussetzungen für die Durchführung von klinischen Studien zur Weiterentwicklung der antiretroviralen Therapie bei HIVPatienten zu schaffen und klinische Studien durchzuführen. Um dies zu ermöglichen, arbeiten Vertreter des Netzes intensiv in der NEAT-Arbeitsgruppe mit, die Standards zum Studienmanagement definiert und etabliert. Die Geschäftsstelle des Netzes und das Zentrum für Klinische Studien Köln (ZKS) sind weiterhin auch für die Implementierung der ersten NEAT-Studie in den Schwerpunktzentren in Deutschland und Österreich verantwortlich. NEAT wird durch die EU mit 12,5 Millionen Euro über eine Laufzeit von fünf Jahren aus Mitteln des 6. Forschungs-Rahmenprogramms gefördert. Koordinator des europäischen HIV-Exzellenznetzwerks ist Prof. Dr. Stefano Vella vom Instituto Superiore Di Sanità in Rom. Im Rahmen von NEAT sollen durch die Netzwerkpartner in allen europäischen Ländern – insbesondere in Osteuropa und den neuen Beitrittsstaaten – Kenntnisse über HIV und Aids an Ärzte und Pflegekräfte weitergeben, um dort die in Westeuropa zur Verfügung stehenden Therapiestandards und Behandlungsformen einzuführen. So wird das Kompetenznetz HIV/AIDS im Herbst 2008 in Kiew, in Kooperation mit dem Ukrainischen Zentrum für Aids-Prävention sowie weiteren Partnern aus der Ukraine und aus Deutschland, eine entsprechende Fortbildungsveranstaltung durchführen. Dabei soll die Expertise für die Etablierung einer eigenen ukrainischen Patientenkohorte vermittelt und die Zusammenarbeit mit der deutschen Patientenkohorte etabliert werden. Durch NEAT werden darüber hinaus bereits Mittel für einen Folge-Workshop im Jahr 2009 zur Verfügung gestellt. International sichtbar ist das Netz auch durch seine Mitarbeit im europäischen Kohortenzusammenschluss COHERE. So konnte das Netz in den letzten Monaten Daten an COHERE liefern, was zur Einbindung der deutschen Kohorte in wissenschaftliche Projekte geführt hatte, die nur auf Grundlage einer sehr großen Anzahl von Patientendaten durchgeführt werden können, beispielsweise in das epidemiologisch ausgerichtete Projekt zum Thema „Age/sex specific death rates in ART naive patients with CD4 count above 350 cells/ mm3 compared with the general population“, vorgestellt im Rahmen der CROI-Tagung in Boston 2008. Neben der Beteiligung des Netzes an internationalen Studien wie ELITE und MITOC (hier werden Datensätze der Kinderkohorte in eine europäische Erfassung der mitochondrialen Toxizität bei HAART-exponierten Kinder eingebracht), ist das Netz mit seinen Materialbanken Mitglied in dem europäischen Projekt BBMRI, welches die Schaffung einer europaweiten Standardisierung der Infrastruktur zur Handhabung von Biobanken zum Ziel hat. Und die nächste Herausforderung auf internationalen Parkett wartet bereits: demnächst wird das im Umfeld des 7. Forschungs-Rahmenprogramms geförderte europäische Netzwerk „Network on HIV and anti-HIV drug resistance“ starten. Hier ist das Kompetenznetz HIV/AIDS als deutscher Kooperationspartner eingeplant. PD Dr. Adriane Skaletz-Rorowski Deutsche AIDS Hilfe 19 Das Potenzial der Ärzte für die Prävention nutzen Die Deutsche AIDS-Hilfe und das Kompetenznetz HIV/AIDS erforschen die Qualität der ärztlichen Präventionsvermittlung von sexuell übertragbaren Erkrankungen Die Empfehlungen von Ärzt(inn)en haben einen wichtigen Einfluss auf das Gesundheitsverhalten ihrer Patient(inn)en. Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen erscheint es daher naheliegend, die Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten in der ärztlichen Praxis zu verstärken. Auch die Bundesregierung stellt in ihrem Strategiepapier zur Bekämpfung von HIV/Aids fest, dass die präventiven Potenziale im ärztlichen Bereich zu wenig genutzt werden. Jedoch: Für eine sinnvolle Prävention ist die offene Kommunikation über Sexualität unerlässlich – dies fällt nicht allen leicht. Die Deutsche AIDS-Hilfe e. V. (DAH) und das Kompetenznetz HIV/AIDS haben daher beim Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaft (IMG) der Universität Bayreuth ein Forschungsprojekt in Auftrag gegeben, das evaluieren soll, welche Informationen und welche praktischen Hilfestellungen sich Patient(inn)en und Ärzt(inn)en wünschen, welche Faktoren eine offene Kommunikation über sexuell übertragbare Erkrankungen behindern und unter welchen Voraussetzungen die Arztpraxis der richtige Ort für Prävention ist. „Dass individuelle ärztliche Empfehlungen zu den wichtigsten Gründen gehören, warum Menschen sich gesundheitsbewusst verhalten, wissen wir bereits aus den Bereichen der Krebsvorsorge oder der körperlichen Bewegung. Möglich ist, dass hier auch ein erhebliches Potenzial in der Prävention von HIV-Infektionen schlummert“, sagt Dr. med. Julika Loss (Bayreuth), die gemeinsam mit der Ethnologin Angelika Wolf ergründen möchte, welche Möglichkeiten und Grenzen es für die HIV/STD-Prävention in Klinik und Arztpraxis gibt. Für die Beratung zu HIV/Aids scheint die Arztpraxis bisher allerdings kaum genutzt zu werden. Man weiß wenig darüber, wie solche Gespräche überhaupt ablaufen – möglicherweise werden nur Basisinformationen vermittelt, ohne das persönliche Verhalten zu thematisieren. „Zwischen Laien und Ärzten bestehen häufig unterschiedliche Erklärungsmodelle für ein Krankheitsgeschehen, es wird eine unterschiedliche Sprache gesprochen, und es werden andere Bilder und Metaphern verwendet. Das kann die Kommunikation zwischen Patient und Arzt erheblich erschweren. Auch ein gewisses ‚Machtgefälle‘ zwischen Arzt und Patient spielt da mit hinein“, erläutert Angelika Wolf. Gespräche über Sexualität fallen schwer Dass die Arztpraxis oder Klinik tatsächlich nicht nur ein Ort der Behandlung ist, sondern auch Ideen der Prävention vermitteln kann, zeigt die aktuelle KABASTI-Studie des RobertKoch-Instituts (RKI). 58 % aller über HIV-Schwerpunktpraxen rekrutierter Befragten gaben an, dass der Arzt für sie eine wichtige Informationsquelle hinsichtlich sexuell übertragbarer Infektionen darstellt. Bei der parallel durchgeführten Befragung von Internetnutzern auf schwulen Portalen (Personen also, die nicht unbedingt HIV-positiv sind oder regelmäßig zum Arzt gehen) sind es hingegen nur knapp 30 %, für die der Arzt eine wichtige Informationsquelle darstellt. Dies zeigt, dass HIV-behandelnde Ärzt(inn)e bereits heute von ihren Patient(inn)en als wichtige Informationsquelle zu sexuell übertragbaren Infektionen erlebt werden. Die Zahlen können jedoch wenig darüber aussagen, wie die Gespräche ablaufen. Möglich ist, dass lediglich grundlegende Informationen über Hepatitis, Syphilis und Gonorrhö vermittelt werden. Die Schwierigkeiten, die Patient(inn)en mit der Einhaltung von Regeln der Prävention haben, bleiben möglicherweise wenig reflektiert. Möglich ist auch, dass Ärzt(inn)e nur mit bestimmten Patient(inn)en über STDs sprechen. In einer US-amerikanischen Untersuchung wurde zum Beispiel deutlich, dass Ärzt(inn)e Gespräche über Safer Sex häufiger mit Menschen führen, die ein geringeres Einkommen oder niedrigere Bildung haben. Möglicherweise wird aber auch das Wissen und die Handlungskompetenz der nicht beratenen Patient(inn)en überschätzt. Um zu erfahren, welche Bedürfnisse und Befürchtungen hinsichtlich der Gespräche zu Fragen der Prävention bestehen, treten die Bayreuther Wissenschaftlerinnen mit beiden Seiten in Kontakt: mit Ärzten in Gesprächsgruppen und mit Patienten in Einzelinterviews. Steffen Taubert Dipl.-Psych. Steffen Taubert Deutsche AIDS-Hilfe e.V. Wilhelmstraße 138, 10963 Belin HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 20 Forschung 20 HIV und Herz 21 ANGEBORENE IMMUNITÄT Wie das menschliche Abwehrsystem ausgetrickst wird HIV „erobert“ auch das Herz Mit modernen Kombinationstherapien kann die HIV-Infektion gut kontrolliert werden. Das HI-Virus ist jedoch in der Lage, die Arzneimittel auszutricksen, indem es sein Erbmaterial verändert und resistent gegen den pharmakologischen Angriff wird. HIV-HEART-Studie: Mit steigendem Alter der infizierten Patienten gewinnen kardiovaskuläre Erkrankungen und Arzneimittelnebenwirkungen an Bedeutung Wissenschaftler des Kompetenznetzes stellen sich die Frage, wie körpereigene Abwehrzellen, die zytotoxischen T-Zellen oder Killerzellen genannt werden, HI-Viren mit Resistenzmutationen aufspüren und zerstören können. Allerdings gibt es eine Hürde: Die Erkennung von resistenten Viren wird durch bestimmte Immungene (HLA-Gene) gesteuert, die sich zwischen den HIV-Infizierten stark unterscheiden. Durch systematische Untersuchungen versucht man, diese Prozesse aufzuklären – letztlich mit dem Ziel, die körpereigene „Zell-Armee“ zu verstärken. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen, dass das für die Immunantwort wesentliche (immundominante) Dank erweiterter Behandlungsoptionen – wie der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) – sind ein großer Teil der HIV-Infizierten aus Industrieländern mittlerweile in „vorgerücktem“ Alter. Auch in der Patientenkohorte des Kompetenznetzes spiegelt sich die veränderte Altersverteilung der HIV-Infizierten wider (siehe Seite 5: Eckdaten der Kohorte), hier sind ein Viertel der eingeschlossenen Personen älter als 50 Jahre. So sind Patienten im Alter von 50 bis 70 Jahren mit fast 20-jähriger HIV-Infektion in Schwerpunktpraxen und Kliniken heute keine Seltenheit mehr. Für die HIV-Behandler bedeutet das veränderte Gesicht der Infektionskrankheit, dass sie neben dem virologischen Geschehen (wie die Kontrolle der Viruslast und der CD4-Zellen) auch die Diagnostik und Therapie von „Alterserkrankungen“ und Arzneimittelnebenwirkungen im Blick haben müssen. HLA-B8-restringierte Epitop FL8 im Protein HIV1 Nef einen starken Selektionsdruck auf die zytotoxischen T-Zellen hat. Die Assoziation dieser Mutation mit einer geringen CD4Zellzahl ist ein Hinweis für das Fortschreiten der Erkrankung. Prof. Dr. Thomas Harrer Leiter der Klinischen Infektionsimmunologie Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Erlangen Krankenhausstr. 12, 91054 Erlangen Literatur: Role of Cytotoxic T-Lymphocyte-Mediated Immune Selection in a Dominant Human Leukocyte Antigen-B8-Restricted Cytotoxic T-Lymphocyte Epitope in Nef. Maurer K., Harrer EG., Goldwich A., Eismann K., Bergmann S., Schmitt-Haendle M., Spriewald B., Mueller SM., Harrer T.; for the German Competence Network for HIV/AIDS. J Acquir Immune Defic Syndr. March 27, 2008. So hatte die D:A:D-Studie (Data Collection on Adverse Events of Anti-HIV-Drugs) bereits vor Jahren gezeigt, dass Patienten, die langfristig antiretroviral behandelt werden, mit einer erhöhten Herzinfarktrate zu rechnen haben. „HIV-Infektionen werden zunehmend zur Herausforderung auch für Kardiologen“, prognostiziert PD Dr. med.Till Neumann vom Westdeutschen Herzzentrum in Essen und belegt seine Aussagen mit Ergebnissen der HIV-HEART-Studie – eine prospektive Multicenterstudie in Deutschland, die gemeinsam vom Kompetenznetz Herzinsuffizienz und dem Kompetenznetz HIV/AIDS durchgeführt wird. Diese breit angelegte Studie zur Erfassung kardialer Dysfunktionen und Herzinsuffizienz bei HIV-Infizierten umfasst 352 Patienten, davon sind 85,5 % männlichen und 14,4 % weiblichen Geschlechts. Die erstaunlichen Ergebnisse: • 50 % der HIV-infizierten Patienten haben eine messbare systolische oder diastolische Dysfunktion – ohne klinische Symptome. • Jeder fünfte HIV-Patient weist bereits klinische Zeichen der Herzinsuffizienz auf (meist NYHA II-III). • Hinzu kommt, dass kardiovaskuläre Risikofaktoren bei diesen Patienten weit verbreitet sind. So haben nach Neumanns Angaben 61 % der Patienten eine Hyperlipidämie, fast jeder Vierte einen arteriellen Bluthochdruck, 7 % Diabetes mellitus und drei von vier Patienten sind Raucher. „Im Gegensatz zu Studien vor Einführung der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) konnten in HIV-HEART keine Korrelationen zwischen dem Stadium der HIV-Infektion und dem Auftreten myokardialer Schädigungen festgestellt werden“, so Neumann. Als Ursachen der vermehrten myokardialen Dystfunktionen nach Einführung von HAART, nannte der Essener Kardiologe die verlängerte Exposition des HI-Virus am Myokard, Autoimmuneffekte, unerwünschte Wirkungen antiretroviraler Medikamente sowie die „klassischen“ Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen (Alter, Rauchen, Dyslipoproteinämie, Alkoholkonsum). „Bei steigendem Lebensalter und ausgeprägtem kardiovaskulären Risikoprofil sollten Prävention und Diagnostik der koronaren Herzkrankheit (KHK) zur Routine in der HIVBehandlung werden. Neumann empfiehlt eine regelmäßige nicht invasive Abklärung der kardialen Situation bei HIVinfizierten Personen. Dazu gehörten Anamnese, Ermittlung von Risikofaktoren, die körperliche Untersuchung, Labor inklusive BNP-Bestimmung, EKG, EKG-Belastungstest sowie die Echokardiografie. Bei Patienten mit ungünstigem Risikoprofil sollte mindestens einmal pro Jahr ein Ruhe-EKG gemacht werden. Bei ausgeprägtem Risikoprofil sind die Untersuchungsintervalle kürzer zu terminieren. Dies gilt auch für Patienten mit Beschwerden – die KHK manifestiert sich klinisch in der Regel erst bei kritischen Stenosen von über 75 %. PD Dr. med. Till Neumann Klinik für Kardiologie Westdeutsches Herzzentrum Essen Hufelandstrasse 55, 45122 Essen HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 22 Ukraine 22 Japan 23 3. DEUTSCH-JAPANISCHES HIV-SYMPOSIUM Warum sich das Kompetenznetz in der Ukraine engagiert Expertentreffen an denkwürdiger Stätte Die Ukraine mit fast doppelt so groß wie Deutschland, aber mit nur etwa halb so vielen Einwohnern – gilt als Epizentrum der Aids-Epidemie in Osteuropa. Über die Zahl der HIV-Infizierten gibt es nur grobe Schätzungen. Obwohl hinsichtlich der Epidemiologie als auch im klinischen Verlauf der HIV-Infektion sehr viele Ähnlichkeiten zwischen Japan und Deutschland bestehen, existieren kulturelle und genetische Unterschiede in beiden Bevölkerungspopulationen. Diese haben Auswirkungen auf das Präventionsverhalten, den klinischen Verlauf und die Wirkung von Medikamenten, die einer weiteren genaueren vergleichenden Analyse bedürfen. Die ukrainische Regierung hat sich mit internationalen Organisationen auf die Zahl 377.000 geeinigt, nach Angaben von UNAIDS sind es allerdings mittlerweile schon 410.000. Zu den am schwersten betroffenen Regionen gehören Odessa, Mikolajew, Dnjepropetrowsk und Donezk. Zudem geht die „International HIV/Aids Alliance in Ukraine“ davon aus, dass nur jeder Vierte in dem riesigen Land von seiner Infektion weiß. Inzwischen ist der Erreger derart weit in der Bevölkerung verbreitet, dass HIV mehrheitlich nicht mehr von Drogenabhängigen, sondern vor allem durch heterosexuelle Kontakte (in 35 % aller Fälle) und von Müttern bei der Geburt oder danach auf ihre Kinder übertragen wird (fast 20 %). Dramatischer Mangel an Ärzten und Pflegepersonal Prävention findet in der Ukraine bislang so gut wie nicht statt. Denn das wenige Geld, das der ukrainische Staat derzeit für die Bekämpfung von Aids zur Verfügung stellt (rund 100 Millionen Hriwna, das sind rund 15 Millionen Euro), fließt fast ausschließlich in die Anschaffung von antiretroviralen Medikamenten, mit denen Patienten in einigen Krankenhäusern unentgeltlich behandelt werden. Allein im Aids-Zentrum Kiew sind rund 4.600 HIV-Infizierte registriert, für die nur 45 stationäre Betten zur Verfügung stehen. Zudem herrscht in der Ukraine ein massiver Mangel an Ärzten und Pflegepersonal. Insbesondere infektiologisch erfahrene Ärzte sucht man vergeblich. Nicht nur finanzielle, sondern auch fachliche Unterstützung aus dem Ausland würden daher vor Ort begrüßt. Hier sehen sich die Industriestaaten in der Pflicht. Kompetenznetz stellt Expertise zur Verfügung Im Rahmen der Aktivitäten des europäischen Exzellenznetzwerkes „Network for European AIDS Treatment“ (NEAT, siehe auch Seite 18) sollen in Osteuropa und den neuen Beitrittsstaaten grundlegende Kenntnisse über die Infektionskrankheit an Ärzte und Pflegekräfte weitergeben werden. In diesem Rahmen wird das Kompetenznetz HIV/AIDS seine Expertise für die Gründung einer eigenen Patientenkohorte vermitteln. Zur Einleitung wird das Kompetenznetz HIV/AIDS mit dem Ukrainischen Zentrum für Aids-Prävention (Prof. Shcherbinskaya und Dr. Kruglov) vom 22. bis 24. September in Kiew einen wissenschaftlichen Workshop durchführen, bei dem die Surveillance der HIV-Infektion in der Ukraine unter epidemiologischen, klinischen und Versorgungsaspekten analysiert wird. Als Kooperationspartner sind das Robert Koch-Institut, die Weltbank, die AIDS-Foundation East-West und die Medizinische Hochschule Hannover eingebunden. Der Workshop wird durch das europäische Netzwerk NEAT mit einer Summe von 20.000 Euro finanziert. PD Dr. Adriane Skaletz-Rorowski Mit diesem Resümee verabschiedete Prof. Dr. Takashi Okamoto (Nagoya City University) die deutsche Delegation am Ende des 3. Deutsch-Japanischen Symposiums, welches vom 25. bis 29. November 2007 in der Kongresshalle der Stadt Hiroshima stattfand. Dieser denkwürdige historische Ort – Teil des Gedenkparks des ersten Atombombenabwurfes – war von den japanischen Gastgebern gewählt worden, um allen Teilnehmern den Besuch des sich anschließenden nationalen japanischen Aids-Kongresses zu ermöglichen. Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (NRW) hatte Finanzmittel bereitgestellt, sodass drei deutsche Nachwuchswissenschaftler mitreisen konnten, um ihre Daten zu präsentieren und zu diskutieren. Während des Symposiums haben sich folgende Fragestellungen herauskristallisiert, die jetzt in einzelnen Projekten erarbeitet werden sollen: Grundlagenforschung • Kristallstrukturanalysen von Tat-TAR-Zyklinkomplexen, Hexim-Analysen und Medikamentenuntersuchungen zur Inhibition der Bindungsstrukturen • Untersuchungen zur Neutralisation von HIV-1-enveloped V3 als additive Therapie zu Entry-Inhibitoren Translationsforschung • Zytochrom-P450-Polymorphismen, die die Pharmakokinetik und somit den Abbau von antiretroviralen Medikamenten wie z.B. Efavirenz beeinflussen • Wirtsfaktoren in der Pathogenese von Aids, HLA-Varianten und Vermittlung von HIV-Resistenz • Therapeutische Vakzinierung, Konzepte und Ansätze für klinische Studie Klinische Forschung • Epidemiologische Untersuchung zum durchschnittlichen Diagnosezeitpunkt der HIV-Infektion in beiden Ländern unter Einbeziehung von Gender- und Altersaspekten • Nebenwirkung antiretroviraler Therapie unter Genderund Altersaspekten Sozialwissenschaften • Untersuchung zu psychosozialen Faktoren des Risikoverhaltens bei MSM in Deutschland und Japan – ein Kulturvergleich • Entwicklung von Schulungen zur Einbeziehung von Präventionskomponenten in das Arzt-Patienten-Verhältnis Für diese gemeinsam durchgeführten Untersuchungen stellt das Kompetenznetz HIV/AIDS seine Expertise zur Verfügung. Zur Finanzierung der Projekte wurden Anträge bei der Japan Society for the Promotion of Science (JSPS), der Japanese Foundation for Aids-Prevention, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und beim Bundesforschungsministerium (BMBF) eingereicht. Dr. rer. pol. Viviane Brunne HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 24 EU – Heiligendamm Als kompetenter Partner für den internationalen Kampf gegen Aids vorgestellt HIV/Aids war Spitzenthema während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft und beim G-8-Gipfel in Heiligendamm. Mit dabei: Das Kompetenznetz HIV/AIDS 24 EU – Heiligendamm Die sieben führenden Industriestaaten und Russland (G-8) haben auf ihrem Gipfel in Heiligendamm vom 6. bis 8. Juni 2007 Beschlüsse gefasst, mit denen der dramatischen Situation einer armutsbedingten Ausbreitung von HIV/Aids in Afrika begegnet werden soll. Mehr als 4.000 internationale Journalisten haben rund um die Uhr Meldungen und Berichte zur Beherrschung der Immunschwächekrankheit in die ganze Welt geschickt. Für ihre Recherchen und Hintergrundinformationen hatte die Bundesregierung ein umfangreiches Informationspaket geschnürt. Mit dabei: das Kompetenznetz HIV/AIDS. Sowohl in der offiziellen Pressemappe der Bundesregierung als auch in der Deutschland-Broschüre „The Power of Ideas“ sowie auf der Internet-Medienseite des G-8-Gipfels stellt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsnetz seine Ergebnisse vor und bietet sich als kompetenter Partner für den internationalen Kampf gegen die Infektionskrankheit an. Die deutsche Bundesregierung hatte HIV/Aids bereits als gesundheitspolitisches Hauptthema ihrer EU-Ratspräsidentschaft 2007 gewählt. „Verantwortung und Partnerschaft“ – unter diesem Motto trafen sich im März 2007 europäische Regierungsvertreter, Hilfsorganisationen, Wissenschaftler und andere Akteure aus dem Bereich HIV/Aids bei einer Konferenz in Bremen unter Federführung des Bundesministeriums für Gesundheit. Neben der Rolle der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft wurde auch die Wissenschaft als wichtiger Akteur im Kampf gegen die weltweite Epidemie erwähnt. Im Forschungsbereich hat Deutschland mit dem Kompetenznetz HIV/AIDS ein Vorzeigeprojekt geschaffen und demonstriert, dass man gemeinsam mehr erreichen kann als in einer fragmentierten Forschungslandschaft. Die Vorteile vernetzter Forschung werden auch im „Aktionsplan zur Umsetzung der HIV/Aids-Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung“, der zur Konferenz vorgelegt wurde, gewürdigt: Bundeskanzlerin Angela Merkel mit europäischen Regierungsvertretern, Hilfsorganisationen, Wissenschaftlern und weiteren Akteure aus dem Bereich HIV/Aids in Bremen 25 • Die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung fließen schneller und besser in die Anwendung. • Die Daten und Befunde von Patientinnen und Patienten und die Daten der Grundlagenforschung werden für gemeinsame Projekte verwendet. • Epidemiologische, sozialwissenschaftliche und versorgungsrelevante Aids-Forschung wird gefördert. • Forschungsprojekte zur Epidemiologie, Therapie und Gesundheitsökonomie werden sektorenübergreifend durchgeführt. Weiter heißt es in dem Aktionsplan: „Die deutsche Forschung zu HIV hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend weiterentwickelt. Ein Motor für diese Entwicklung ist das Kompetenznetz HIV/AIDS. Es ist inzwischen zum Partner in EU-geförderten, in europäischen und auch in internationalen Forschungskonsortien geworden.“ Schon jetzt ist das Netz in zahlreichen europäischen Forschungskooperationen vertreten. Dabei zeigt sich: Um gezielt europäisch zusammen arbeiten zu können, müssen noch zahlreiche Hürden ausgeräumt werden. Noch immer sind die Forschungslandschaften nicht kompatibel, hier müsste eine Harmonisierung der europäischen Forschungsinstrumente stattfinden. Dabei sollte auch eine bessere zeitliche Abstimmung erreicht werden. Auch in der Prävention sollte man müßten sich verstärkt ein stärkerer Austausch austauschen und gemeinsame zielgruppenspezifische Ansätze entwickeltn werden. Schließlich müssen wir gemeinsam erreichen, dass in Europa auf europäischer Ebene das Budget für die gemeinsame Aids-Forschung aufgestockt wird, denn, wie Markos Kyprianou, der damalige Europäische Gesundheitskommissar, bemerkte: „Research is our best longterm hope in the fight against HIV/Aids.“ HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 26 Pharma-Industrie 26 Pharma-Industrie 27 Gobale Verbreitung der HIV-Infektion Das Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) hat im Juni 2008 die Zahlen zur globlen HIV-Verbreitung vorgelegt. Demnach waren Ende 2007 weltweit 33,2 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Region Infizierte Neuinfizierte Afrika (südl. der Sahara) 22,5 Mio. Naher Osten, Nordafrika 1,7 Mio. Tote 1,6 Mio. 380.000 35.000 25.000 Süd- und Ostasien 4 Mio. 340.000 270.000 Ostasien 800.000 92.000 32.000 Ozeanien 75.000 14.000 1.200 Lateinamerika 1,6 Mio. 100.000 58.000 Karibik 230.000 17.000 11.000 Osteuropa und Zentralasien 1,6 Mio. 150.000 55.000 West- und Zentraleuropa 760.000 31.000 12.000 Nordamerika 1,3 Mio. 46.000 21.000 33,2 Mio. 2,5 Mio. 2,1 Mio. Total Zugang zu antiretroviralen Medikamenten verbessert Im Mittelpunkt des G-8-Gipfeltreffens in Heiligendamm standen auch drängende Fragen Afrikas, darunter das Thema HIV/Aids. Bereits im Vorfeld des Gipfels hatte Boehringer Ingelheim den Zugang zu seinen antiretroviralen Medikamenten weiter verbessert. Seit Mai 2007 können alle Länder Afrikas, alle weiteren Länder niedrigen Einkommens und die am wenigsten entwickelten Länder von einer neuerlichen Preissenkung für Viramune® (Nevirapin) profitieren. In Ländern mittleren Einkommens wird das Produkt zu einem erheblich reduzierten Preis angeboten. Um den Zugang zu Viramune® auf eine wesentlich breitere Grundlage zu stellen, bietet Boehringer Ingelheim allen von der WHO präqualifizierten Generikaherstellern eine sogenannte Freistellungserklärung (non-assert declaration) an. Diese ermöglicht es den Generikaherstellern, Viramune® ohne Entrichtung von Lizenzgebühren und ohne Verfolgung der Patentrechte für alle Länder Afrikas, alle weiteren Länder niedrigen Einkommens und die am wenigsten entwickelten Länder zu produzieren und zu vertreiben. Alle acht Produzenten haben davon Gebrauch gemacht. Diese Schritte entsprechen der langjährigen Politik des Unternehmens, Zugang zu den antiretroviralen Medikamente in den ärmsten und armen Ländern zu ermöglichen. Dr. Dr. Andreas Barner, stellvertretender Sprecher der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim Auf neuen Wegen gegen HIV Als deutsches Tochterunternehmen der weltweit tätigen, forschenden Schering-Plough Corporation hat die essex pharma GmbH langjährige Erfahrung auf dem Gebiet schwerer chronischer Erkrankungen wie Infektionen und Krebs. In diesem Kompetenzfeld ist es unser erklärtes Ziel, auch neue Mittel gegen das HI-Virus zu finden. Die Kombinationsbehandlung mit mindestens drei antiretroviralen Medikamenten ist inzwischen der Standard für eine effektive Kontrolle der HIV-Infektion. Durch die lang- fristige Anwendung steigt der Bedarf nach neuen Medikamentenklassen, um immer komplexeren Dosisregimen, Langzeitnebenwirkungen und der Bildung von resistenten HIVMutanten entgegen zu treten. Schering-Plough beschreitet mit der Erforschung und klinischen Entwicklung des CCR5Antagonisten Vicriviroc neue Wege im Kampf gegen die Aids-Pandemie. Auch bei schwerwiegenden Komplikationen der HIV-Erkrankung können wir wichtige Beiträge leisten. Eine gleichzeitig auftretende chronische Hepatitis C, die unbehandelt gerade bei dualer Infektion zu rasch fortschreitendem Leberzerfall führt, kann mit pegyliertem Interferon und Ribavirin oftmals ausgeheilt werden. Liposomales Doxorubicin führt selbst in fortgeschrittenen Tumorstadien noch zu eindrucksvollen Rückbildungen eines Aids-assoziierten Kaposi-Sarkoms, und mit Posaconazol steht ein hochwirksames Antimykotikum zur Bekämpfung verschiedener invasiver Pilzinfektionen – insbesondere bei zugrunde liegender Immunschwäche – zur Verfügung. essex pharma ist Stifterin des Deutschen Aids-Preises, der alle zwei Jahre von der Deutschen AIDS-Gesellschaft für eine Forschungsarbeit vergeben wird, die sich in hervorragender Weise mit dem Themengebiet HIV/Aids auf klinischer oder grundlagenwissenschaftlicher Ebene auseinandersetzt und damit einen wegweisenden Beitrag zur Beherrschung der HIV-Infektion und ihrer Folgen leistet. Für die Zukunft der deutschen Aids-Forschung sehen wir im Kompetenznetz HIV/AIDS einen wichtigen Garanten. Durch gezielten Wissenstransfer, unter Einbindung der medizinischen Elite, ist es dem Kompetenznetz innerhalb eines kurzen Zeitraums gelungen, beeindruckende Strukturen aufzubauen, die für die nahe Zukunft international herausragende Forschungsergebnisse erwarten lassen. Beispielsweise wurden Material-, Serum- oder DNA-Banken eingerichtet, standardisierte Dokumentationen eingeführt und umfangreiche Patientenregister integriert. Wir begrüßen die Initiativen und Arbeitsziele des Kompetenznetzes HIV/AIDS, da wir der Auffassung sind, dass Forschungsqualität hier unmittelbar mit der Versorgungsqualität einhergeht und zu Fortschritten in Prävention, Prophylaxe und Therapieverbesserung der HIV-Erkrankten.ung führen wird Dr. Gudrun Tossing, Medical Field Manager Essex Pharma HIV und Aids: Prävention wichtiger denn je „Trotz des dynamischen medizinischen Wissenszuwachses, der Fortschritte in der Grundlagenforschung und deren klinische Anwendung sind wir noch weit davon entfernt, in unseren Anstrengungen nachzulassen, das Bewusstsein um die Aidsproblematik in Deutschland zu schärfen. Denn entgegen aller Mühen im Kampf gegen HIV/Aids haben sich im Jahr 2007 2,5 Millionen Menschen neu mit HIV, dem Auslöser der tödlichen Immunschwäche infiziert. Das geht aus dem Aidsprogramm UNAIDS der Vereinten Nationen hervor. Es rechnet mit 2,1 Millionen HIV/Aids-Todesfällen in diesem Jahr. Weltweit leben nach den neuesten Berechnungen Ende 2007 etwa 33,2 Millionen Menschen mit HIV/Aids. Der jüngste UN-Aidsbericht korrigiert damit die Schätzung der Gesamtzahl der HIV-Infizierten auf der Grundlage verbesserter Daten um 16 % verglichen mit der Vorjahresschätzung nach unten. Unter den Betroffenen sind 15,4 Millionen Frauen und 2,5 Millionen Kinder. Eine Infektion mit dem HIV-Virus ist bis heute nicht heilbar. Präventionsmaßnahmen sind nach wie vor das wichtigste Mittel im Kampf gegen die Erkrankung mit dem HIV-Virus. Auch wenn aufgrund der medizinischen Fortschritte der Ausbruch der Erkrankung verhindert bzw. deutlich verzögert werden kann, ist weitere Aufklärungsarbeit nötig. Sowohl bevölkerungsbezogene und zielgruppenspezifische Information und Motivation als auch die individuelle Prävention und Beratung gehören zu den Standardinterventionen in der Prävention. Die Erfolge im Bereich der Forschung und Entwicklung von neuen wirksamen Arzneimitteln gegen HIV/Aids sind beachtlich. Mit neu entwickelten Medikamenten lässt sich die Virenvermehrung im Körper fast vollständig unterdrücken. Dennoch tragen wir alle gesellschaftliche Verantwortung, uns weiter gegen die Ausbreitung des Aids-Virus HIV aktiv zu beteiligen. Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer BPI Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 28 News LANGE NACHT DER WISSENSCHAFTEN Publikums-Quiz der Kompetenznetze findet großen Anklang Fast ohne Pause mussten die beiden QUIVIVE- Moderatorinnen Sybille Seitz und Tanja Schink ran: Ununterbrochen fanden sich auf der Langen Nacht der Wissenschaften in Berlin quizbegeisterte „BesserWisser“, die ihr medizinisches Wissen unter Beweis stellen – oder auch erweitern wollten. Für die Quiz-Premiere am 9. Juni 2007 hatten die Kompetenznetze die Moderatorinnen der Gesundheitssendung QUIVIVE des rbb Fernsehens gewinnen können, die die Kandidaten kompetent und lebendig auch durch die schwierigsten Fragen begleiteten. Wegen des großen Erfolges wurde diese Aktion während der Langen Nacht der Wissenschaft am 14. Juni 2008 wiederholt. Zum sechsten Mal waren die Kompetenznetze in der Medizin in diesem Jahr bei 28 der Langen Nacht der Wissenschaften zu Gast im Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) auf dem Gelände der Charité, Campus Mitte. Mit mehr als 2.100 Besuchern war das Haus den ganzen Abend über stark frequentiert. Neben interaktiven Exponaten einzelner Kompetenznetze fand erneut das Angebot der „öffentlichen Sprechstunde“ zu verschiedenen Krankheitsbildern großen Anklang. So konnten sich alle Interessierten über den wissenschaftlichen Stand der Diagnose und Therapie von Demenzen, Depression, Hepatitis, Herzinsuffizienz, HIV/Aids, Krebs bei Kindern, Schizophrenie, Schlaganfall und Vorhofflimmern informieren. Vor allem aber war Zeit für Fragen und das Gespräch mit Experten aus dem jeweiligen Kompetenznetz vorgesehen – ein Angebot, das sehr gerne und intensiv genutzt wurde. Für das Kompetenznetz HIV/AIDS standen den zahlreichen interessierten Besuchern Dr. med. Jörg Gölz (HIVSchwerpunktpraxis, Berlin, 2008), Dr. med. Dirk Schürmann (Charité Berlin, 2007), Dr. med. Vera ZylkaMenhorn (Pressesprecherin Kompetenznetz HIV/AIDS), Steffen Taubert (DAH) und Ulrich Sporleder (DAH) Rede und Antwort. News 29 INTERNISTEN-KONGRESS SPONSORING HIVKONTROVERS Gemeinsame Pressekonferenz mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung MSD und Abbott: Erste Sponsoren der „Fördermitgliedschaft“ im Kompetenznetz Mut zum pointierten Dialog Wie gefährdete Personen auf ihre „sexuelle Gesundheit“ achten und wie Ärzte diese Präventionsmaßnahmen unterstützen können, war das Thema einer Pressekonferenz des Kompetenznetzes HIV/AIDS bei dem 114. Internistenkongress in Wiesbaden am Montag, 31. März 2008. Der Sprecher des Kompetenznetzes, Prof. Dr. med. Norbert H. Brockmeyer, und die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Prof. Dr. med. Elisabeth Pott, wiesen vor den Medien mit Nachdruck darauf hin, dass Prävention durch „Safer Sex“ die tragende Säule innerhalb der gesamten Aidspräventionsstrategie bleibt. Mit einem Betrag von jeweils 10.000 Euro sind die forschenden Arzneimittelhersteller Merck Sharp & Dohme (MSD) und Abbott die ersten Sponsoren im Bereich „Fördermitgliedschaft“. „Damit leisten MSD und Abbott einen wichtigen Beitrag für die Forschung im Kompetenznetz“, kommentierte Prof. Dr. med. Norbert H. Brockmeyer die Initiative der beiden Unternehmen. Unter dem Motto „Kontroversen Dialog ermöglichen – den Mut haben, ihn zu führen“ werden in Bochum am 11. Oktober 2008 die AIDSHilfe NRW, die Deutsche AIDS-Gesellschaft e.V. und das Kompetenznetz HIV/ AIDS zum ersten Mal die Kooperationsveranstaltung HIVKONTROVERS durchführen. Im Rahmen dieser Fachtagung werden aktuelle wissenschaftliche wie gesundheitspolitische Debatten rund um die HIV-Infektion aufgegriffen. Die in Deutschland verfügbare HIVMedikation führe zwar zu einer Verbesserung der Lebenssituation der Betroffenen. Das bedeute aber keineswegs, dass auf Schutz verzichtet werden könne, denn Nebenwirkungen der Therapie und Resistenzentwicklungen dürfen nicht unterschätzt werden. Die Direktorin der BZgA warnte ausdrücklich davor, die bessere Behandelbarkeit als Entwarnung für die Prävention zu missverstehen. „DESHALB IST GERADE JETZT DIE NATIONALE AIDSPRÄVENTION MIT DER AUFFORDERUNG ZUM SCHUTZ DURCH KONDOME UNVERZICHTBAR“, SO POTT. Beide Referenten warnten davor, die von der Schweizer Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen (EKAF) veröffentlichte Studie, wonach medikamentös gut eingestellte HIV-infizierte Menschen weniger infektiös sind, falsch zu interpretieren. Es sei zu befürchten, dass diese Veröffentlichung fälschlich als Entwarnung missverstanden wird und dadurch Menschen sich oder ihren Partner dem Risiko einer HIV-Infektion aussetzen. Eine finanzielle Förderung des Netzes ist auf verschiedenen Wegen möglich (siehe Seite 32). Neben Fördermitgliedschaft und Privatspende sind eine Materialbank-Patenschaft, eine institutionelle Förderung sowie eine Monitoring-Patenschaft möglich. Interessenten können sich somit ihr individuelles Sponsorenpaket schnüre. LOW BUDGET-PROJEKTE Als Low Budget-Projekte werden durch das Kompetenznetz gefördert • Prof. B. Behrens, Dr. Mohammad-Khani, Hannover: Sustained systemic immune activation in immunological non-responders after start of antiretroviral therapy. • Prof. P. Racz, Hamburg: Is restoration of immunomorphologic aspects and cytokine profile of secondary lymphoid organs possible in individuals undergoing antiretroviral therapy? • Dr. C. Wyen, Köln: Host susceptibility to EVF-associated treatment limiting toxicity in the German competence Network. (“KompNetGenTox-Study”) Auf dem Kongress debattieren ExpertInnen aus Wissenschaft, angewandter Medizin, öffentlichem Gesundheitsdienst und Aidshilfebezügen auf gleicher Augenhöhe pointiert, kritisch und kontrovers. Ziel ist es dabei, die kritische Reflexion und die Fortbildung zu zentralen Themen im HIV/Aids-Bereich zusammenzuführen und weiterzuentwickeln. Vor allem in der Prävention sieht man sich vor dem Hintergrund einer weiterhin steigenden Zahl von HIVNeudiagnosen, neuer Debatten wie zu „Serosorting“, „Seropositioning“ oder zur Bedeutung biomedizinischer Präventionsmöglichkeiten neuen Herausforderungen gegenüber. Konkret wird dieser Dialog durch pointierte Pro- und Contra-Positionen angeregt. Es finden acht thematische „Kontroversen“ statt, von denen jeweils zwei parallel veranstaltet werden. Die wichtigsten Ergebnisse der Veranstaltung werden von einem hochrangigen Podium diskutiert, das mit VertreterInnen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und der Kassen- und PatientInnenverbände besetzt sein wird. HIVKONTROVERS 2008 wird mit Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen und der pharmazeutischen Industrie realisiert. Es ist der Auftakt zu einer zweijährig in NRW stattfindenden Konferenzreihe. Weitere Informationen unter www.hivkontrovers.de HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:00 Uhr Seite 30 30 ✂ Förderung Kontakt Und so können Sie uns helfen: SPRECHER Das Kompetenznetz HIV/AIDS mit Sitz in Bochum wurde 2002 gegründet. Seit 2006 wird es von einem aktiven Förderverein unterstützt. Dürfen wir Sie bald bei uns begrüßen? Spendenkonto Kontaktformular SPK Bochum, Konto: 30 406 938, BLZ: 430 500 01 Unterstützen Sie uns mit einer Spende. Förderverein und Kompetenznetz sind auf freiwillige Zuwendungen angewiesen, die selbstverständlich steuerlich abzugsfähig sind. Wählen Sie Ihr Sponsorenpaket: MATERIALBANK-PATENSCHAFT: Mit 100.000 EUR gewährleisten Sie den kompletten Unterhalt der Materialbank für drei Jahre. INSTITUTIONELLE FÖRDERUNG: Mit 50.000 EUR/Jahr gewährleisten Sie die lückenlose Dokumentation von 500 Patienten in der Kohorte. Das entspricht einem HIV-Behandlungszentrum in einer mittelgroßen Stadt. ■ ■ ■ ■ MONITORING-PATENSCHAFT: Mit 44.000 EUR/Jahr finanzieren Sie eine von drei klinischen Monitor-Arbeitsstellen, die die Datenqualität und -sicherheit permanent überwachen. Klaus Jansen Klinik für Dermatologie und Allergologie Ruhr-Universität Bochum Gudrunstr. 56 44791 Bochum Claudia Michalik M.A. Zentrum für Klinische Studien (ZKS) der Universität zu Köln Gleueler Str. 269 50931 Köln Tel.: +49 (0) 234 509-3486 Fax: +49 (0) 234 509-3483 Tel.: +49 (0) 234 509 -3501 Fax: +49 (0) 234 509 -3475 Tel.: +49 (0) 221 478-88 138 Fax: +49 (0) 221 478-88 209 E-Mail: a.skaletz@ klinikum-bochum.de E-Mail: klaus.jansen@ klinikum-bochum.de E-Mail: claudia.michalik@ zks-koeln.de IMPRESSUM Verantwortliche Redakeurin: Dr. med.Vera Zylka-Menhorn, Köln Ich möchte das Kompetenznetz HIV/AIDS finanziell unterstützen. Bitte übersenden Sie mir einen Überweisungsträger. Druck: Labude.Kommunikation, Essen Ich möchte Mitglied im Förderverein des Kompetenznetzes HIV/AIDS werden. Bitte übersenden Sie mir ein Aufnahmeformular. PLZ ORT TELEFON ■ PROJEKTMANAGERIN Ich möchte zum Kompetenznetz HIV/AIDS Kontakt aufnehmen. Bitte rufen Sie mich an. STRASSE Sie können auch projektbezogen spenden und damit einzelne Studien unterstützen oder die Daten des Kompetenznetzes für Ihre eigenen Studien nutzen. Sprechen Sie uns an! 509-3471 509-3474 509-3472 509-3475 KOHORTEN-MANAGER Ich möchte über das Kompetenznetz HIV/AIDS mehr wissen. Bitte senden Sie mir Informationsmaterial zu. NAME PRIVATSPENDE: Mit 2.000 EUR gewährleisten Sie Ausstattung und Unterhalt eines Dokumentations-Arbeitsplatzes für ein Jahr. Tel.: +49 (0) 234 +49 (0) 234 Fax: +49 (0) 234 +49 (0) 234 E-Mail: n.brockmeyer@ klinikum-bochum.de VORNAME FÖRDERMITGLIEDSCHAFT: Mit 5.000 EUR/Jahr gewährleisten Sie die lückenlose Dokumentation von 50 Patienten in der Kohorte. Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer Klinik für Dermatologie und Allergologie Ruhr-Universität Bochum Gudrunstraße 56 44791 Bochum WISSENSCHAFTLICHE KOORDINATORIN/GESCHÄFTSFÜHRERIN PD Dr. Adriane Skaletz-Rorowski Klinik für Dermatologie und Allergologie Ruhr-Universität Bochum Gudrunstr. 56 44791 Bochum Entwurf & Gestaltung: Büro für Gestaltung, Stephanie Cremer, Köln STEERING COMMITTEE SCIENTIFIC COMMITTEE • Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer (Sprecher) • Dr. Stefan Esser • Dr. Hans Jäger • Siegfried Schwarze (Patientenvertreter) • Prof. Dr. Hans Wolf • • • • • • • • • • Beratend: • Klaus Jansen (Kohortenmanager) • Claudia Michalik (Zentrum für Klinische Studien Köln) • PD Dr. Adriane SkaletzRorowski (Wiss. Koordinatorin) Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer Prof. Dr. Gabriele Arendt Prof. Dr. Georg Behrens Dr. Stefan Esser Dr. Annette Haberl PD Dr. Osamah Hamouda Siegfried Schwarze Prof. Dr. Hans-Jürgen Stellbrink Prof. Dr. Matthias Stoll Prof. Dr. Hans Wolf (Sprecher) (Leiterin Clinical Science Board) (Vertreter der Projekte aus der 2. Förderphase) (Vertreter der Kliniken) (Leiterin Gender & Pediatric Studies Board) (Vertreter der Projekte aus der 2. Förderphase) (Patientenvertreter) (Vertreter niedergelassener Ärzte) (Leiter Social Science and Public Health Board) (Scientific Committee Chair; Leiter Basic and Translational Research Board) Als Gäste: Vertreter des Bundesforschungsministeriums (BMBF), des Projektträgers DLR, des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) und Deutschen AIDS-Hilfe e. V. TELEFAX SCIENTIFIC BOARD „BASIC AND TRANSLATIONAL RESEARCH“ SCIENTIFIC BOARD „SOCIAL SCIENCE AND PUBLIC HEALTH” SCIENTIFIC BOARD „CLINICAL SCIENCE” SCIENTIFIC BOARD „GENDER & PEDIATRIC STUDIES” E-MAIL Prof. Dr. Hans Wolf (Leiter) Prof. Dr. Georg Behrens Prof. Dr. Thomas Harrer Prof. Dr. Paul Racz Prof. Dr. Matthias Schwab Prof. Dr. Klaus Überla Dr. Hauke Walter Prof. Dr. Matthias Stoll (Leiter) Dr. Michael Bochow Prof. Dr. Martin Dannecker Dr. Phil Langer Dr. Ulrich Marcus Elfriede Steffan Anja Teltschik Prof. Dr. Jürgen Wasem Prof. Dr. Gabriele Arendt (Leiterin) Dr. Stefan Esser PD Dr. Osamah Hamouda Prof. Dr. Walter Lehmacher Prof. Dr. Andreas Plettenberg Prof. Dr. Ullrich Spengler Eva Wolf, Dipl. Phys., M.P.H. Dr. Annette E. Haberl (Leiterin) Dr. Ulrich Baumann Dr. Bernd Buchholz PD Dr. Markus Funk Dr. Andrea Gingelmaier Prof. Dr. Ilse Grosch-Wörner Christoph Königs Dipl.-Psych. Ulrike Sonnenberg-Schwan Dr. Susanne Usadel PD Dr. Uwe Wintergerst Ich möchte den regelmäßigen Newsletter des Kompetenznetzes HIV/AIDS erhalten. International Cooperations 33 Successful European networking The German research collaboration is a member in the European network of excellence “Network for European AIDS Treatment” (NEAT) and in the European cohort collaboration COHERE (Collaboration of Observational HIV Epidemiological Research Europe). Additionally, the collaboration participants in the international projects MITOC (Mitochondrial toxicity in children), ELITE (HIV Elite Controller Study), BBMRI (Biobanking and Biomolecular Resources Research Infrastructure), and CHAIN (Network on HIV and anti-HIV drug resistance). The network aims to create suitable conditions for clinical research studies and further development of antiretroviral therapy in HIV patients, and to conduct clinical studies, all at a European-wide level. In order to achieve this, network representatives are contributing to the NEAT working group, which defines and establishes standards for the management of studies. The network’s administrative office and the Centre for Clinical Studies are responsible for implementing the first NEAT study in the centres in Germany. NEAT is in receipt of Euro12.5m over five years from the European Union, in the context of the 6th research framework programme. The coordinator if the European HIV network of excellence is Professor Dr Stefano Vella from the Istituto[bitte korrekte Schreibung beachten] Superiore Di Sanità in Rome. In addition to participating in international studies – such as ELITE and MITOC (datasets from children’s cohorts are included in a European collection of mitochondrial toxicity in children exposed to HAART) – the network with its wealth of data is a member of the European BBMRI project, whose objective it is to standardise the infrastructure for handling biobanks Europe-wide. In addition to all these projects, the next challenge at the international level is already waiting: in the very near future, the “Network on HIV and anti-HIV drug resistance” will launch in the context of the 7th framework programme. The Competence Network HIV/AIDS will be Germany’s collaboration partner. PD Dr. Adriane Skaletz-Rorowski Seite 32 It is no coincidence that one of the meanings of the English acronym NEAT is “successful.” The four German partners in the network of excellence – Professor Dr Norbert H Brockmeyer (Bochum) as the speaker of the competency network HIV/ ADS; Professor Dr Jürgen Rockstroh (Bonn); Professor Dr Reinhard Schmid (Hannover); and Professor Dr Schlomo Staszewski (Frankfurt/Main) – regard the collaboration as an “extremely successful approach to the standardisation and harmonisation of clinical research and care provision of HIV infected people in Europe.” The network is internationally known also thanks to its participation in the European cohort collaboration COHERE. The network has been sending data to COHERE in recent months, which has resulted in the integration of the German cohort into scientific projects that can be conducted only on the basis of very large volumes of patient data – for example, the epidemiological project “Age/sex specific death rates in ART naïve patients with CD4 counts cells/mm3 compared with the general population,” which was presented during the CROI-conference in Boston in 2008. 22:00 Uhr In the 50th year after the treaties of Rome – the birth certificate of the European Union – were signed, Rome was once more the stage for a pioneering European cooperation agreement: On 1 February 2007, the Network for European AIDS Treatment“ (NEAT) was launched, and 41 core partners from 16 countries, as well as 350 affiliated centres, are participating. 25.07.2008 Wissenschaftliche Koordinatorin und Geschäftsführerin Kompetenznetz HIV/AIDS E-Mail: a.skaletz@ klinikum-bochum.de In the context of NEAT, network partners in all European countries – especially in eastern Europe and the newly accessed member states – are tasked with passing on information about HIV and AIDS to doctors and nursing staff, so as to introduce therapeutic standards and treatments that are available in western Europe into those countries. The competency network HIV/AIDS will conduct a training event in Kiev in the autumn of 2008, in cooperation with the Ukrainian centre for AIDS prevention and other partners from Ukraine and Germany. The aim is to provide expertise to set up Ukraine’s own patient cohort and to establish a collaboration with the German patient cohort. The funding for a follow-up workshop in the autumn of 2009 is already being provided by NEAT. HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 PD Dr. Adriane Skaletz-Rorowski www.kompetenznetz-hiv.de German patient cohort 35 Claudia Michalik M.A. Project manager Klaus Jansen (psychologist) Centre for Clinical Studies Cologne Competence Network HIV/AIDS The following tables show that reducing the cohort has not resulted in any major changes with regard to five pertinent criteria. Size Centres Men Women Collection of retrospective data* Old cohort New cohort 15.381 Datensätze 43 84.8 % 15.1 % 5.003 Datensätze 9.260 Datensätze 26 85 % 14.9 % 4.726 Datensätze City Center Clinic, Clinical practice Berlin Berlin Prof. Dr. Zeitz Dr. Lauenroth-Mai, Schlote, Schuler Drs. Moll, Gölz Dr. Freiwald-Rausch Drs. Dupke, Carganico, Baumgarten Drs. Köppe, Krauthausen Dr. Schürmann Prof. Dr. Brockmeyer Dr. Hower Dr. Oette Prof. Dr. Harrer Dr. Esser Prof. Dr. Staszewski Drs. Plettenberg, Stöhr Dr. Fenske Drs. Buhk, Stellbrink Prof. Dr. Schmidt Dr. Kuhlmann Dr. Mosthaf Dr. Rieke Drs. Wiesel, Theisen Dr. Scholten Drs. Jaeger, Jaegel-Guedes Dr. Hartl Drs. Becker, Volkert Dr. Mutz Drs. Ulmer, Müller Clinic Clinical practice 94 % Clinical practice Clinical practice Clinical practice Clinical Clinic Clinic Clinic Clinic Clinic Clinic Clinic Clinical Clinical Clinical Clinic Clinical Clinical Clinic Clinical Clinical Clinical Clinical Clinical Clinic Clinical practice practice practice practice Old cohort N = 15.738 < 15 years 15-19 Years 20-24 Years 25-29 Years 30-39 Years 40-49 Years 50-59 Years > 59 years New cohort N=9.087 61.3 % 17.3 % 62.4 % 18.3 % 5.1 % 4.8 % 7% 7.5 % Mother-to-child transmission 0.2 % 0.1 % Blood products Haemophilia, professional exposure, etc 1.2 % 2.4 % 1.3 % 2.2 % Unknown 9.6 % 8.9 % MSM Heterosexual contacts From high-prevalence areas TABLE 5: STAGE OF DISEASE 0.1 1.1 4.4 26.9 41.6 16.3 9.5 --% % % % % % % New cohort N = 9.258 CDCclassification A B C 0.6 0.2 % 1.1 % 4.2% 25.9% 42.5 % 15.9 % 9.6 % Old cohort N=14.459 New cohort N=9.203 33.6 % 40.1 % 26.2 % 28.6 % 46.5 % 24.8 % TABLE 6: THERAPEUTIC STATUS No therapy Initial therapy CASE NUMBERS (N): N includes lost-to-follow-up and deceased, so the case numbers may be higher than the number of 8162 currently included in the cohort. Old cohort N=15.381 New cohort N=9.260 12.3 % 03.8 % 14.6 % 04.8 % TABLE 7: HEPATITIS CONFECTION practice practice practice practice practice practice practice Total HBV HCV HBV+HCV Old cohort N=15.381 New cohort N=9.260 44 % 2,6 % 4,9 % 0,5 % 51,2 % 2,9 % 5,8 % 0,6 % practice Seite 34 Berlin Berlin Bochum Dortmund Düsseldorf Erlangen Essen Frankfurt Hamburg Hamburg Hamburg Hannover Hannover Karlsruhe Koblenz Köln Köln München München München Osnabrück Stuttgart 85 % TABLE 3: AGE DISTRIBUTION TABLE 1: PARTICIPATING SITES Old cohort N=15.059 Intravenous drug use Blood samples for DNA capture Berlin Berlin Berlin TABLE 4: RISK OF TRANSMISSION TABLE 2: FUNDAMENTALS 22:00 Uhr We are constant evaluated and we want to emphasise the Klaus Jansen (Cohort Manager of the Competence Network for HIV/AIDS, Bochum) Claudia Michalik (Project Manager, CCT, Cologne) Key data of the cohort 25.07.2008 Uncovering implausibilities Another – crucially important – subject is quality assurance of the data in the patient cohort. Measures to safeguard and increase data quality are going to be improved in the future. The gaps that were uncovered in the context of the cohort reduction by means of the documenta-tion report are filled. This also applies to subject related implausibilities that are uncovered by the current evaluations and systematic central monitoring. The CCT team is going to invite the centres increasingly to add to and control the data, and targeted monitoring visits will take place to adjust the original data. On the basis of the newly developed evaluation system, the centres will in future receive regular, detailed evaluations regarding the completeness of documentation. excellent work by and cooperation with doctors and documenting staff. It is mainly thanks to their support while the cohort was being established and underwent many changes – their flexibility, constructive criticism, and suggestions that are always welcomed for improving the documentation on an ongoing basis. The enormous technical expertise of the scientists, combined with the lean cooperation and decision making structures of the Competence Network after its restructuring, form a stable foundation from which to drive HIV research in Germany and make a valuable contribution in the international setting. 34 HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 Resistance module The fact that the network idea has caught on and that rapid solutions can be found through constructive cooperation has been proved by the planning process for a resistance module over the past few months. A working group consisting of virologist, the German AIDS Foundation, the patient advisory board, the data protection authorities, industry representatives, and the administrative office of CompNet have jointly clarified subject related, technical, legal, and ethical matters, so that it will be possible to implement the resistance module in 2008. The pilot centre for this project is starting in September 2008 by documenting its data. The resistance module is a good example for the synergistic effects that the Competence Network is able to offer thanks to including all relevant agencies with regard to effective HIV/AIDS research in Germany. Facts and figures German patient cohort 37 German patient cohort 36 The network idea is proving to be successful The Competence Network HIV/AIDS has been operational since July 2002. It consists of many different members. Firstly, there are the documenting centres, which have at least one investigator, one person documenting the findings, and usually several more study coordina-tors and laboratory technicians. Secondly, there are the network’s central office including a speaker, the HIV team at the the Centre for Clinical Studies (CCT), patients’ representatives, the German AIDS Foundation, associated scientists, observers, and critics of the national and international research landscape. Many excellent scientists in Germany have networked through these boards, independently of whether they are documenting patients in the cohort or not. All people represented on the scientific boards were elected at an assembly of the network members. Five innovative main research topics In the past months, the scientific boards have been discussing the scientific direction of the competency network and have developed research approaches and projects. In close coopera-tion with the boards and the scientific committee, the central office has developed a scientific concept for the As our most important example we wish to mention the main topic Ageing with HIV. Because of the highly active therapy (HAART), HIV has become a chronic disease. Age related comorbidities, side effects of HAART, and the HIV infection itself mutually influence one another in the long run and result in hitherto unknown problems, offering an extensive new research area. The Competence Network’s cohort includes a large number of older patients (26%, table 3 ) – a good basis for work related to this research topic. Seven paediatric centres are collecting data The focus of the planned research projects will be not only on the adult cohort but increasingly on the children’s module. Meanwhile, seven paediatric centres have been collecting data from children exposed to and infected with HIV, thus forming an important component of the cohort. An urgent need exists to gain more insights into the safety and efficacy of HIV treatments in children, women, and pregnant women. The collected data can make an important contribution in this respect. The Competence Network is participating in the MITOC (Mitochondrial Toxicity in Children and NRTI Exposure) study with data from the children’s module. For the ten participating centres of the pregnant women’s module, the foundations are in place for data collection to start. Seite 36 1. Basic and translational research, 2. Clinical science, 3. Gender and paediatric studies, and 4. Social sciences and public health. 1. Biomedical research in the context of prevention 2. Ageing and HIV 3. Oncological disorders in the context of HIV infection 4. Psychosocial and neurological limitations owing to HIV/AIDS, and 5. Research into pregnancy and children. The reduction of the cohort had to be captured linguistically. During the process, the terms used were “before reduction of the cohort” and “after reduction of the cohort”. Pragmatically, the “old” and “new” cohort have become established usage. The new cohort is characterised not only by a smaller number of patients but is embedded into the numerous described restructurings of the entire network and its focused scientific direction. Much movement and much motivation The new cohort is primarily synonymous with the varied activities that have arisen and the enormous rise in motivation in the Competence Network. The members are very active and are committed advisers and constructive critics in the various committees. The path into the future is clear; what it takes is shaping it on an ongoing basis. In addition to the activities of the various boards and running epidemiological applications, there are numerous requests for participating in research collaborations of international networks and from industry regarding pharmacovigilance, estimated numbers of cases for clinical studies, or cohort collaborations. The Competence Network was able to provide data to the cohort collaboration COHERE for the first time this year. It is thus part of international scientific projects that can be conducted only on the basis of a very large amount of patient data and for which such a collaboration is the ideal platform. 22:01 Uhr The proportion of women in CompNet’s patient cohort is about 15%, as before the reduction (table 2). The most common transmission risk was sex in men who have sex with men (MSM, 62.4%) (table 4). Reducing the overall cohort by 40% reduced the proportion of participants with hepatitis B and C coinfections by only 30% and the proportion of those coinfected with both hepatitis B and hepatitis C by only 22% (table 7). The data from patients who are no longer in the cohort are of great importance for diverse retrospective research questions and will continue to be evaluated. Additionally to the patient cohort, bringing scientists working in HIV/AIDS in Germany into the network is the second pillar of the network’s activities. To develop systematically and top advance the scientific direction of the network in all important areas, four scientific boards were founded. These are: network on this basis. The concept emphasises five innovative main research topics for future network research, in an interdisciplinary fashion, which include the net-work’s patient cohort: 25.07.2008 Reducing the cohort One central task was the reduction of the patient cohort, whose statistical implementation has had to take into consideration many different aspects of the database and its versions. Further, a comprehensive system was developed to assess completeness of the data. The main objective was to identify a representative cohort of patients whose documentation was as complete as possible. As a result, 26 centres with 8160 patients (minus lost to follow up and deceased, table 2) remained, resulting in an increase in data completeness by 19.9 percentage points. Restructuring the network has entailed further measures. Because of the great scientific im-portance of the patient cohort, a cohort manager’s post has been created in the central office, who has responsibility for all scientific and administrative affairs of the cohort. The cohort manager is the link between the central office and the Centre for Clinical Studies, and their collaboration has intensified further. HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 In sum, the network is a collaboration of many autonomous groups and personalities that have become organised and have developed concepts in order to establish the required infrastructure at many different levels. Last year’s activities aimed to structure and focus the network’s organisation according to the directives of the board of advisers (which consists of international experts). In spite of the painful faultlines that opened subsequently, a motivational effect for shaping a successful future for the competency network is becoming obvious. Interview 39 Interview with Professor Dr Hans Wolf, chair of the scientific committee of the Competence Network HIV/AIDS “Our priority is to analyse the cohort” Professor Wolf, why has it been necessary to impose a new structure on the Competence Network HIV/AIDS, when it was operating successfully? Wolf: After launching the network in 2002, the structures and framework conditions for such an national research collaboration had to be newly created. Within a very short time, using an interactive telematics platform, we succeeded in setting out a patient cohort that matches international standards quantitatively as well as qualitatively, and that is seen as exemplary. Now we have entered a phase in which our main attention is on the usefulness of the established cohort. What advantages does the new structure have? Wolf: Several factors are coming into play. Everyone with leadership responsibilities has been elected democratically by the members of the network. This has increased colleagues’ acceptance of the four scientific boards substantially. Even after the first meeting, it was obvious to participants that people had really intense talks that resulted in crossnetworking with regard to numerous scientific questions. And exactly that is the point of the Competence Network. Owing to increasing international competition, individuals are increasingly less able to cover single-handedly the expert competences that are required to research and control the HI virus. Networking ideas and using materials and carefully analysed patient data are the only way in which knowledge in HIV research can be increased. Interview ?! 38 Professor Hans Wolf MD Chair scientific committee of the Competence Network HIV/AIDS ne will be successful? Wolf: Medical or epidemiological changes of HIV infection and their consequences for treatment strategies cannot be deduced at an early stage and with an acceptable degree of reliability from individual observations. The only way towards knowledge creation is via statistical evaluation. Analysing the cohort therefore is a top priority for our current projects in the network. Can you give examples for successful HIV research within the Competence Network? Wolf: These concern all areas of HIV medicine, from prevention and innovative therapies to the search for resistance mechanisms, screening, and the treatment of common comorbidities, such as anal cancer, or the possibility that side effects of therapeutic variants can be more easily assessed – and avoided – by using pharmacogenetic investigations. These are just a few examples. In recent months, members of the Competence Network have been speaking at leading conferences worldwide. Researchers from the Competence Network are collaborating in international programmes for the development and clinical testing of preventive and therapeutically valuable vaccines. Since HIV was first described in the journal Science, 25 years have passed. Over this period of time, astonishing advances have been made in drug therapy; but vaccine development has been subject to serious setbacks ... Wolf: We have learnt a lot in recent years and have started to explore other avenues. We are not waiting any longer for the results from extremely expensive and lengthy vaccine trials in cohorts at a high risk of infection, which can really only be conducted in Africa or Asia, where large numbers of people are infected. We are now using the cohort of the Competence Network, in order to use as an example an HIV infected person whose viral load has remained close to the confirmation limit for many years – in some cases, up to 25 years (Science 320, 2008, 760). In the blood and tissues of these “long-term non-progressors,” we can look for new, hitherto unknown markers that distinguish such patients from others with rapid, clinically obviously progressing HIV infection. We are already seeing initial pointers that can help us to improve vaccines and their use. Further to virological particularities, what other factors stand in the way of HIV vaccine research? system. Finally, I am convinced that we will have a candidate vaccine that is suitable for slowing down the HIV epidemic in high-prevalence areas. Many approaches have been pursued – some even come from Germany, even though many approaches cannot be followed through to independent solutions. This is a sign that national HIV research is of an excellent standard, in spite of the fact that funding is very much lower than in with other industrialised nations. Prof. Dr. med. Hans Wolf Wolf: To accelerate vaccine development, more is needed than new concepts and testing these. Long-term funding of the research is essential; if that is not a given then no study should even be started, because of ethical and financial reasons. Germany’s federal government has thus far not shown any adequate financial commitment to vaccine research – neither in the research and development area nor in application research in developing countries. Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Universität Regensburg Franz-Josef-Strauss-Allee 11 93053 Regensburg Which role does the patient cohort have in this? Wolf: Developing a vaccine takes time; it took 47 years to find a vaccine for polio and 42 to find one for smallpox. Important preliminary studies have been done with regard to an HIV vaccine; new techniques have been developed and fundamental insights have been gained that have benefited not only vaccine research but infection research overall (tuberculosis, malaria) and cancer research. Professor Wolf, what is your prediction for HIV research for the coming years? Wolf: HIV therapy will change fundamentally. Research will provide further drugs with very different mechanisms of action in viral inhibition and influencing the cell’s defence Why are you optimistic that the attempts to develop a vacci- HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:01 Uhr Seite 38 Preface 40 Professor Norbert H Brockmeyer MD Speaker of the Competence Network HIV/AIDS Research collaboration sets example for international cooperation The Competence Network has established itself internationally in recent years, among others by cooperating with other international collaborations such as the Network of European AIDS Treatment (NEAT), Mitochondrial Toxicity in Children (MITOC), and the Collaboration of Observational HIV Epidemiological Research Europe (COHERE). CompNet researchers are present at all relevant confe- After approval by an international expert committee, Germany’s Federal Ministry of Education and Research (BMBF) granted a total of € 3.6m to the national research collaboration for a third research term up to September 2010. This is a distinct higher amount that it was envisaged for that research term. We are very glad to be able to conduct again three excellent low-budget research projects in the scope of our scientific support program. The network requires € 2.5m every year to safeguard the new quality of AIDS research created in Germany – as it is translational research as an exclusive feature of the CompNet – and to develop this further. To give a comparison, here is a glance abroad: a French structure that resembles the Competence Network (ANRS) receives € 45m annually, and HIV research in Great Britain receives funding that exceeds that of both the French and German networks together. The federal government, in its action plan for the implementation of the strategy to combat HIV/AIDS, fulsomely praised the Competence Network in its role for research in Germany. BMBF supported the Competence Network for HIV/AIDS in the scope of its research promotion in an outstanding way till 2010. A perspective regarding the time thereafter is a foundation, based on a stock of € 50m. Besides private sponsors, we see the public authority obliged to support this scientific network with its high impact for German research financially in a way that the successful and internationally evident work of the CompNet can be pursued on the same intense level as before. We appeal to Germany’s federal government to jointly work out a solution for how the nationally important infrastructure of the Competence Network HIV/AIDS can be put on a financially secure footing for longer than the third funding period. 22:01 Uhr Since its launch in 2002, the German Competence Network for HIV/AIDS has contributed valuable pieces of the mosaic towards international HIV research, which give a clearer image of the virus and point the way for future strategies. The Competence Network’s trademark is its patient cohort, in which the course of infection of 8,200 currently HIV participants is documented in an pseudonymised way in on a high quality level. The data are updated every six months and include up to 560 different items – laboratory findings, type and amount of medication, and comorbidities. The cohort also includes extensive biomaterial banks containing more than 46,000 serum and 14,000 DNA samples. In 2007, a reduction of the number of included patients from 15.000 to 8.200 was necessary due to a reduced financing of the cohort. This was a painful process because of the withdrawing of some documenting sites, concurrently the quality of data increased heavily by 19.9 percent. rences, and its working groups have had many publications in highly regarded scientific journals. 25.07.2008 Twenty-five years after Luc Montagnier und Robert Gallo discovered the human immunodeficiency virus (HIV), 33 people worldwide are infected with the virus. Developments in eastern Europe are particularly alarming – world region with one of the highest rates of new infections currently. The UNAIDS statistic of June 2008 confirms that no vicotory has been achieved over the immunodeficiency disorder. Although AIDS is a comparatively “young” disease, and enormous insights about the course of the infection and its therapy have been gained, HIV remains an unpredictable opponent. HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 Seite 40 41 HIV_Brosch_Bilanz_Juni08_def:Document 2 25.07.2008 22:01 Uhr Seite 42 HIV has many faces. Research in Germany, too. News 2008