Wissenstransfer in die Praxis - Landesbetrieb Forst Brandenburg

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Wissenstransfer in die Praxis - Landesbetrieb Forst Brandenburg
Forst
„Es läßt sich keine dauerhafte
Forstwirtschaft denken und erwarten,
wenn die Holzabgabe aus den Wäldern
nicht auf Nachhaltigkeit berechnet ist.“
G. L. HARTIG, 1795: „Anweisung zur Taxation der Forste“
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe
Band 55
53
Wissenstransfer in die Praxis
Beiträge zum 9. Winterkolloquium
am 27. Februar 2014 in Eberswalde
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE)
EBERSWALDER FORSTLICHE SCHRIFTENREIHE BAND 55
Wissenstransfer in die Praxis
Beiträge zum 9. Winterkolloquium
am 27. Februar 2014 in Eberswalde
Impressum
Herausgeber:
Landesbetrieb Forst Brandenburg
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE)
Redaktion:
J. Engel, LFE
Gesamtherstellung: DRUCKZONE GmbH & Co. KG, Cottbus
1. Auflage:
Fotos:
Titelbild:
1.200 Exemplare, gedruckt auf PEFC-Papier
Von den Autoren der Beiträge, wenn nicht anders vermerkt.
links: Holzstich, unbez., Georg Ludwig Hartig (1764 – 1837) – Aus: Illustrierte Zeitung, 5. Bd.,
Nr. 106, Leipzig (J.J.Weber) 12. Juli 1845, S. 24.
rechts: Jan Engel
Eberswalde, im Juni 2014
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Landesbetriebs Forst Brandenburg kostenlos abgegeben
und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern während des Wahlkampfes zum
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Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung Brandenburgs zugunsten einzelner
Gruppen verstanden werden könnte.
3
Inhaltsverzeichnis
Der Blick zurück
Zu den Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
Prof. Dr. habil. RALF KÄTZEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
Vorträge
Die neue Betriebsanweisung Forsteinrichtung – Ziele und Wege zur mittelfristigen
Betriebsplanung im Landeswald
BERND ROSE, Dr. GERNOD BILKE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage
für die forstliche Planung
Prof. Dr. WINFRIED RIEK, ALEXANDER RUSS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
20
Bedeutung der Klimawandelanpassung für die Waldbewirtschaftung in Brandenburg –
(K)ein Problem unter vielen?
Dr. JENS SCHRÖDER, NICOLE LINKE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
31
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebes Forst Brandenburg
MARTIN GRÜLL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
49
Waldschutz – Management mit mehr Risiken und weniger Möglichkeiten
Dr. KATRIN MÖLLER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
59
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
FRANK BECKER, Prof. Dr. habil. RALF KÄTZEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
66
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzten
Baumart in Brandenburg
STEFAN PANKA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Von ertragskundlichen Versuchen zur interdisziplinären Waldforschung
Dr. ANNETT DEGENHARDT, TORSTEN HASS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
88
Ausgewählte Posterpräsentationen
Kohlenstoffbindung in brandenburgischen Waldböden
– BZE-Ergebnisse zu Status und Dynamik
WINFRIED RIEK, ALEXANDER RUSS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
98
Kohlenstoffbindung in brandenburgischen Waldböden
– Regionalisierung auf der Grundlage von BZE-Daten
WINFRIED RIEK, ALEXANDER RUSS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
99
Eine Lichtbaumart beendet ihr Schattendasein – Entwicklung von innovativen
Bewirtschaftungsverfahren für Robinienbestände
JAN ENGEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
Flächenschärfe im Überblick – Arbeitsstand der forstlichen Standortskartierung in Brandenburg
ALEXANDER KONOPATZKY . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
Analyse einer markanten Rotfärbung im Holz von Eschen-Ahorn (Acer negundo L.)
ROBERT MERKEL, CHRISTINE DAHMS, PAUL HEYDECK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
4
Waldschutzmeldewesen – Monatlicher Meldedienst, aktueller Stand
Dr. KATI HIELSCHER, KARIN KARLSTEDT, ANNELIESE BRAUNSCHWEIG, Dr. BERND LEHMANN,
KLAUS SCHWABE, MATTHIAS WENK und ANTJE KRÜGER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Das Testbetriebsnetz Forstwirtschafft des BMEL in Brandenburg – Ergebnisse für 2012 (1)
ANDRÉ JANDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Das Testbetriebsnetz Forstwirtschafft des BMEL in Brandenburg – Ergebnisse für 2012 (2)
ANDRÉ JANDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Überwachung der Nonne (Lymantria monacha L.) in Brandenburg
Dr. KATRIN MÖLLER, MATTHIAS WENK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
Riesen-Lebensbaum: Flaschenwuchs und Stammfäule
STEFAN PANKA, SIBYLLE WENK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
Publikationen des LFE in den Jahren 2012 und 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
Bisher erschienene Bände der Eberswalder Forstlichen Schriftenreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
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Das Jahr 2013 – Der Blick zurück
Prof. Dr. habil. RALF KÄTZEL
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrte Leser,
in den drei Fachbereichen des Landeskompetenzzentrum
Forst Eberswalde (LFE) wurden im Jahr 2013 mehr als 70
Produkte im Auftrag des Landesbetriebes Forst Brandenburg und des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft bearbeitet. Ergänzt wurde das Aufgabenspektrum
durch mehrere von Bundesbehörden und der Europäischen
Union finanzierte Forschungsprojekte.
Der überwiegende Teil der
Dienstleistungs-,
Monitoring- und
Forschungsaufgaben
wurde erfolgreich weitergeführt – einige wenige fanden ihren Abschluss. Eine Reihe von Publikationen und Berichten,
viele Vorträge anlässlich von Workshops, Exkursionen und
Tagungen sowie Medienberichte geben Zeugnis der Aktivitäten und erzielten Ergebnisse.
Wohl wissend, dass das alljährliche Eberswalde Winterkolloquium und die daraus hervorgegangenen, nun
vorliegenden acht Beiträge nur einen Blick durch das
Schlüsselloch in die Eberswalder Dienstleistungs- und Forschungswerkstatt gewähren können, möchten wird mit dem
ersten Beitrag dieses Heftes die Tür weiter aufstoßen. Die
nachfolgenden Abschnitte sind ein Blick in den Rückspiegel – eine kurze Reflexion der wesentlichen Schwerpunkte,
Fakten und Zahlen aller Fachteams des Jahres 2013.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE)
Rationalisierungen im internen und
externen Rechnungswesen
Eine der wichtigsten Aufgaben des Fachbereichs Dokumentation und Datenmanagement war und ist die Erarbeitung einer Schnittstelle zwischen dem IT-Verfahren des
internen Rechnungswesens (FBMS) und dem IT-Verfahren
des externen Rechnungswesens (SAP). Durch die Realisierung dieses Vorhabens können die Geschäftsabläufe
im Rechnungswesen wesentlich rationalisiert werden.
Der Landesbetrieb Forst Brandenburg nutzt für das operative Buchungsgeschäft im internen Rechnungswesen
das forstwirtschaftliche Fachverfahren Forstbetriebsmanagementsystem (FBMS). Es verfügt als fachbezogenes
Informationssystem über eine forstlich geprägte KostenLeistungs-Rechnung. Das System hat sich im internen
Rechnungswesen bewährt und besitzt bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine hohe Akzeptanz. Aus ihm werden u. a. monatlich Controllingberichte zur Unterstützung
der operativen Steuerung im LFB erzeugt.
Sämtliche operativen Buchungen sollen weiterhin im
FBMS vorgenommen und über eine Schnittstelle an die
SAP-Finanzbuchhaltung übergeben werden.
Der primäre Buchungsstoff entsteht somit im FBMS aus
dem täglichen Geschäftsbetrieb des LFB und umfasst Informationen zu Belangen aus der Zahlungsbelegverarbeitung. Die Schnittstelle wird in Form von Überleitungsverknüpfungen entwickelt, die nach festzulegenden Kriterien
die buchungsrelevanten FBMS-Informationen in NFM-konformen, kaufmännischen Buchungsstoff umsetzen. Den
Normen des Neuen Finanzmanagement (NFM) des Landes
Brandenburg kann somit ohne nochmaliges Buchen entsprochen werden.
Liegenschafts-Informations- und
Verwaltungssystem (LIVIS)
Auf Grundlage des Datenbestandes des Liegenschaftsinformations- und -Verwaltungssystems werden regelmäßig die
Inventuren des immobilen Vermögens des LFB vorgenommen sowie die Veränderungsmeldungen zum Landesgrundbesitzverzeichnis fortgeführt.
Darüber hinaus bietet es Informationen zu den Waldbesitzverhältnissen in Brandenburg. Aus dem Datenbestand
des LIVIS werden verschiedene Berichte abgeleitet. Eine
Dokumentation von Waldumwandlungs- und Erstaufforstungsverfahren sowie die Errichtung eines Jagdkatasters
für den landeseigenen Grundbesitz sind 2013 neu konzipiert und vorbereitet worden. Umfangreiche Vorbereitungsarbeiten Im Zusammenhang mit der Umstellung des Katasterdatenbestandes auf ALKIS sind erfolgt.
Waldflächennachweis (WFN)
Der jährliche Waldflächennachweis wurde auf Basis der ITFachdatenbanken sowie anhand von Zuarbeiten der Oberförstereien zu den genehmigungspflichtigen Flächenzu- und
-abgängen erarbeitet.
Abb. 1: Schema Datenlauf FBMS – SAP
6
Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
IT-Systemverwaltung
Insgesamt werden durch das LFE 1.300 IT-Nutzer betreut.
Im vergangenen Jahr konnte die Umstellung der IT-Arbeitsplätze auf Server basiertes Arbeiten unter Nutzung von Thin
Clients auf 900 ausgebaut werden.
Aufgrund fehlender performanter terrestrischer Anbindung an das Internet sind 120 Standorte mit LTE ausgestattet worden.
Der gestiegenen Verantwortung des Rechenzentrums
wurde und wird durch Konsolidierung der Server Rechnung
getragen. Alle IT-Verfahren sowie Datenbanken sind auf aktuelle MS-Produkte umgestellt worden.
Aufgetretene technische Probleme konnten im Rahmen
der Vorgaben der IT-Sicherheitsdokumentation behoben
werden. An der Verbesserung der Performance und Verfügbarkeit der zentralen Systeme wird kontinuierlich gearbeitet.
Aktualisierung IT-Sicherheitsdokumentation
des LFB
Im Jahr 2013 fand eine umfassende Bearbeitung der ITSicherheitsdokumente des LFB statt. Neben der Zusammenführung und Aktualisierung dieser Dokumente lag das
Hauptaugenmerk auf der Erstellung eines zentralen ITSicherheitskonzepts für das Rechenzentrum des LFB am
Standort Groß Glienicke des LFE.
Das IT-Sicherheitskonzept basiert auf den IT-Grundschutz-Standards 100-1, 100-2 und 100-3 sowie den ITGrundschutz-Katalogen des Bundesamtes für Sicherheit
in der Informationstechnik. Auf Grundlage der Standards
und Kataloge wurden die vor Ort befindlichen IT-Systeme,
Komponenten, deren Zusammenspiel und Schutzbedarfe
sowie die im Einsatz befindlichen Fachverfahren analysiert
und dokumentiert.
Die ermittelten Sachverhalte stellten die Basis für den darauf folgenden Soll-/Ist-Vergleich, die Gefahrenbewertung
und die Risikoanalyse dar. Ziele waren die Dokumentation
und Schaffung von Transparenz über den Status Quo, das
Aufzeigen von Schwachstellen und die Ableitung möglicher
Handlungsschritte für deren Beseitigung.
Geodatenverabeitung
Im Bereich der Geodatenbearbeitung wurden im Jahr 2013
u. a. Waldfunktionenkarten im Umfang von insgesamt 5.200
Stück gerechnet, geplottet und ausgeliefert.
Alle Plotprogramme sind in Zusammenarbeit mit einem
IT-Dienstleister auf veränderte IT-Rahmenbedingungen,
insbesondere das Update der ArcSDE-Geodatenbank auf
die Version 10.1 und der Desktop-Software ArcGIS auf die
Version 10.2, umgestellt worden.
Die in der SDE-Geodatenbank gehaltenen Forstgrunddaten sind über das Jahr kontinuierlich auf der Grundlage
von permanent eingehenden Änderungsmeldungen aus
den Oberförstereien sowie von Projekten der Forsteinrichtung aktualisiert worden. Die wichtigsten Projekte waren
die Überarbeitung der Waldeinteilung im ehemaligen Amt
für Forstwirtschaft Fürstenberg, die auch noch 2014 ihre
Fortsetzung findet, sowie die Übernahme der Stadtwaldeinrichtung in Wittstock.
Ein großes Volumen bei der Geodatenbearbeitung nimmt
z. Z. die Homogenisierung der forstlichen Standortdaten
ein. Für ca. 70 % der Waldfläche des Landes Brandenburg
konnten die Homogenisierung der Standortsdaten abgeschlossen und die Daten in die Geodatenbank übernommen werden.
Weiterentwicklung geografischer
Informationssysteme (GIS)
Im Bereich des Internetauftrittes des LFB gab es zahlreiche
Erweiterungen des im Jahre 2012 in Betrieb gegangen Geoportals mit der Adresse http://www.brandenburg-forst.de.
Forstfachliche Themen, wie landesweite Waldfunktionen
und Standortsinformationen konnten das Informationsspektrum des Geoportals ergänzen. Die erzeugten Dienste
sind nach den kartographischen Anforderungen gestaltet
worden. Zusätzlich konnten Funktionen zur Editierung von
Geometrien freigeschaltet werden.
Im Rahmen der geplanten Serverumstellung wurden Softwareprodukte, wie das betriebsinterne WEBGIS den neuen
Anforderungen angepasst. Es wurden WEB basisierte Verfahren zur Aufnahme und Korrektur von Waldbrandschutzwegen, Löschwasserentnahmestellen und Jagdkatasterflächen bereitgestellt. Im Ergebnis einer Praktikumsarbeit
wurden Outdoor – Mobilgeräte in Vorbereitung bevorstehender Ausschreibungen getestet. Eine HTML5 basierende Applikation wurde zur Unterstützung des Waldbranddienstes
in den Oberförstereien zur Verfügung gestellt. Die Umstellung der Landesvermessung und Geobasisinformation
Brandenburg auf das bundeseinheitliche AAA-Datenmodel
machte eine Koordinatensystemumstellung des gesamten
Geodatenbestandes des LFB vom System ETRS89 BB auf
ETRS89 international notwendig und wurde bis Ende des
Jahres vollzogen.
Datenspeicher WALD2 (DSW2)
Im Jahr 2013 haben über 280 Kolleginnen und Kollegen
unter anderem mehr als 25.000 Wirtschaftsmaßnahmen im
DSW verarbeitet und über 39.000 Änderungen an den Zustandsdaten z. B. durch Nachtaxation vorgenommen.
Nach intensiven Tests erfolgte im September 2013 der
Umstieg von MS SQL Server 2005 auf MS SQL Server
2008R2 sowie auf Windows 7 / Server 2008. Dafür wurde
eine neue Programmversion des DSW2 mit einer Reihe an
Verbesserungen für die Nutzerbedienung und die Auswertbarkeit der Daten sowie die Stabilität und Performance des
Programms bereitgestellt.
Während der Jahresumstellung wurden mehr als 524.000
Bestände (BHE) auf den Stichtag zum 1. Januar fortgeschrieben, die Adressen und Flächen mit der Forstgrundkarte abgeglichen sowie die Verschnitte mit dem Kataster,
dem Erntezulassungsregister sowie allen Schutzgebieten
neu importiert.
Waldbau und Waldwachstum
Die aktuelle Waldbauforschung ist im Wesentlichen auf
die Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen
zum Waldumbau großflächiger Kiefernreinbestände u. a.
Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
mit den Laubbaumarten Trauben-Eiche und Rot-Buche
ausgerichtet. Gleichzeitig wurde begonnen, den Erfolg unterschiedlicher Verjüngungsverfahren der letzten beiden
Jahrzehnte im Land Brandenburg einer genauen Analyse
zu unterziehen.
Abb. 2: Beobachtungsfläche „Hähersaat“ (links) und Versuchsanlage Nester-/Trupppflanzung (rechts)
Die Untersuchungen zur Sekundärsukzession nach großen
Waldbrandereignissen wurden fortgesetzt (Abb. 3) und umfassende Ergebnisse zur ungelenkten natürlichen Wiederbesiedlung von Brandflächen und deren waldwirtschaftliche
Bewertung veröffentlicht.
Neben den Forschungsaufgaben hat die Beratungstätigkeit für Waldbesitzer zu waldbaulichen Fragen im Berichtszeitraum weiter zugenommen. Grundlage hierfür waren
u. a. waldbauliche Bewirtschaftungs- und Handlungsempfehlungen sowie Behandlungskonzepte für wichtige Wirtschaftsbaumarten des Landesbetriebes. Beispielhaft sind
nachfolgend einige Problembereiche herausgestellt, die für
die forstliche Praxis von besonderem Interesse waren:
(1) Praktische Bewirtschaftungsvorschläge für die
• standörtliche (Ackeraufforstung, starke Degradationen, Kippenstandorte),
• waldwirtschaftliche (Waldwirtschaft auf Grenzstandorten, vernässten Böden oder mit Naturverjüngung),
• waldbauliche Fragen zur Baumartenwahl, „alternativer“ Waldumbau, Durchforstungsstrategien, Pflegeturni, Sortimentaushaltung, waldbauliche Bewertung von
Wildschäden – waldbauliche Perspektiven geschälter/verbissener Bestände, waldbauliche Konzepte und
Maßnahmen auf forstsanitär geschädigten Flächen
[Abb. 4]),
• bestandesstrukturelle Sondersituationen (Verlichtung,
strukturierte Bestände, Baumartenkombinationen)
(2) Fachanfragen der Bewilligungsstelle zu förderfähigen
Maßnahmen im Privatwald,
(3) Stellungnahmen für die Leitung des Landesbetriebes
Forst Brandenburg,
(4) Waldbauberatung für die LFE-Fachteams, fachübergreifende waldbauliche Schussfolgerungen aus den Untersuchungsergebnissen,
(5) Empfehlungskatalog im Ergebnis der BFV-Eichentagung,
(6) Evaluierung der Waldbaurichtlinie.
Abb. 3: Sekundärsukzession nach Waldbrand auf altpleistozänem Standort in Südbrandenburg
Die waldwirtschaftlich-waldökologische Bewertung der
Schadenssituation im Oberspreewald nach der Überflutung
der Erlen- und Eschenbestände wurde abgeschlossen. Im
Ergebnis wurden waldbaulicher Konzepte und Sonder-Bestandeszieltypen (BZT) für die vom Erlensterben betroffenen
potenziell bewirtschaftungsfähigen Flächen des Oberspreewaldes entwickelt. Nach dem großflächigen Absterben der
Bestände wurde das stehendes Totholz als eigene Datenzeilen für den Datenspeicher Wald 2 durch den Fachbereich
Forstplanung taxiert und dokumentiert.
7
Abb. 4: Bestandesstrukturell erheblich geschädigter
Coloradotannenbestand (CTA)
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Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
Anlässlich der Jahrestagung des Brandenburgischen Forstvereins (BFV) am 23. Mai in Eberswalde zum Thema „Die
Eiche – Chancen und Risiken einer Charakterbaumart im
nordostdeutschen Tiefland“ wurden die waldbaulichen Fragen zur Thematik sowohl in Vorträgen als auch in zwei Exkursionen behandelt.
Die waldwachstumskundlichen Forschungsarbeiten
konzentrierten sich 2013 auf fünf Schwerpunkte:
Das Wachstumsmodell BWINPro Brandenburg wurde
zum einen an den Datenspeicher Wald 2 geknüpft und zum
anderen im Rahmen der Projekte INKA-BB und ForseenPOMERANIA (EU-Interreg IVA) für die Baumarten Eiche
und Buche weiterentwickelt. Für die Anpassung des Simulators BWINPro wurden im Projekt INKA-BB vorhandene
Mischbestands-Versuchsflächen erneut aufgenommen und
ausgewertet. Im Ergebnis konnten die Schätzfunktionen des
Modells auf eine breitere Datengrundlage gestellt werden.
Die Arbeiten am Ökologischen Wuchsmodell Eiche wurden
2013 fortgesetzt.
Ergebnisse aus dem Drittmittelprojekt ForseenPOMERANIA „Biomasseschätzung mittels Fernerkundung“ wurden 2013 sowohl in mehreren Fachpublikationen als auch
auf Fachtagungen präsentiert.
Von besonderer Bedeutung war die waldwachstumskundliche Endauswertung langfristiger Versuchsflächen
(Abb. 5), deren Ergebnisse auf Fachtagungen und Exkursionen vorgestellt wurden. Der vorerst abschließenden Bewertung der zahlreichen Brandenburger Anbauversuche der
nordamerikanischen Baumart Thuja plicata ist ein eigener
Beitrag in der dieser Schrift gewidmet.
Das EFRE-Projekt „Aufbereitung der Forstlichen Versuchsflächen für das Geoportal des Landesbetriebes
Forst Brandenburg“ fand 2013 seinen Abschluss. Diese
Informationsplattform ist sowohl für die Organisation des
Forstlichen Versuchswesens als auch für die Behandlung
von Versuchsflächen von großer praktischer Bedeutung.
Sie wird ebenfalls in dieser Schrift detailliert vorgestellt.
Entwicklung von innovativen Bewirtschaftungsverfahren für Robinienbestände
In diesem Drittmittel-Projekt erfolgte die Ermittlung des
jährlich durchschnittlichen Gesamtzuwachses (dGZ) der
Robinienbestände auf den Untersuchungsstandorten (siehe Abb. 5) in Abhängigkeit von der Rotationsdauer und ein
Abb. 5: Ergebnisse der Zuwachsermittlungen auf den
Versuchsvarianten der neun fastWOOD-Versuchflächen
(dGZ von ein- bis vierjährigen Robinienbeständen)
Vergleich der Oberhöhen vierjähriger Robinienbestände mit
den Mittelhöhen der 2011 ausgewählten Z-Baumanwärter.
Zudem wurden vergleichende Betrachtungen vierjähriger
Robinienbestände mit dem Ausgangsbestand hinsichtlich
der Oberhöhenbonität (Ertragsklasse) angestellt und phänologische Untersuchungen zur Intensität des Blühvorgangs
bei ausgewählten Z-Bäumen der neun Untersuchungsstandorte durchgeführt. Es wurde eine Zwischenrevision
der Robinienwurzelstecklinge bekannten Genotyps und die
Identifizierung geeigneter Robinienbestände in Brandenburg zur Weiterführung der Bewirtschaftung in kurzen Umtriebszeiten vorgenommen.
Holzernte Entscheidungshilfe Brandenburg (HEEB)
Der Entwurf einer Betrieblichen Anweisung mit Grundsätzen, Praxisleitfaden und Entscheidungshilfe zum vorsorgenden Bodenschutz bei der Holzernte wurde erarbeitet
und zur abschließenden Inkraftsetzung vorbereitet. Anlässlich der KWF-Thementage am 1. und 2. Oktober 2013 im
Forstamt Schuenhagen (Mecklenburg-Vorpommern) wurde
das Bodenschutzkonzept des LFB mit Schautafeln vorgestellt. Auf Wunsch des KWF wurden alle im Tagungsführer
beschriebenen Holzernteverfahren nach dem Brandenburger Modell hinsichtlich ihrer standörtlichen und technischen
Einsatzeignung bewertet (Abb. 6, folgende Seite).
Waldschutz
Das gleichzeitige bestandesgefährdende Auftreten von
Nadelfressern an Kiefer und Blattfressern an Eiche blieb
eine anhaltende Herausforderung für den Brandenburger
Waldschutz. In den Kiefernbeständen wurde 2013 die intensive Überwachung der Nonne und auch beginnend des
Kiefernspinners begleitet. In den Eichenbeständen standen weiterhin Eichenprozessionsspinner und Frühjahrsfraßgemeinschaft im Mittelpunkt.
Für alle Schaderreger wurden die Anleitungen zu den konkreten Überwachungsverfahren an die aktuelle Situation angepasst und den Oberförstereien im Rahmen der „Aktuellen
Waldschutzinformationen“ zur Verfügung gestellt. Die Untersuchung und Bewertung des Winterbodensuchmaterials
2012/13 wurde für 2.395 Suchflächen realisiert, die stichprobeweise Gesundheitsuntersuchung zur Vitalitätseinschätzung der Schadinsekten durchgeführt und eine komplexe
Bewertung der Fraßgesellschaft der Kiefer gewährleistet.
Zur Vorbereitung der Insektizideinsätze (Hubschrauber)
wurden die Grundlagen für die Erstellung der Befalls- und
Arbeitsflugkarten in den Oberförstereien erarbeitet. Kurzfristig wurde hierfür das GIS-Projekt „Befliegung 2013“ für
den Spatial Commander (SC) zur Darstellung von Überwachungsdaten und Bekämpfungsflächen entwickelt. Zeitnah wurden alle landesweit erfassten Überwachungsdaten
(Zählstammgruppen Nonnen, Eisuchen Nonne, Fraßkartierung Kiefer, Fraßkartierung Eiche, Eigelegesuche EPS,
Leimringwerte Frostspanner) durch das LFE im SC eingepflegt (Abb. 7). Gemeinsam mit der Firma BlackBridge
wurde die Eignung von Satelliten-Rasterdaten für die Dokumentation der Fraßschäden. Gleichzeitig war das Waldschutzteam intensiv in die Durchsetzung der Ausnahmegenehmigung für den Einsatz von Karate und Dipel beim BLV
eingebunden.
Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
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Abb. 6: Brandenburger Modell zur Bewertung der Standortangepasstheit von Holzerntemaßnahmen (Schautafel der
LFE-Präsentation bei den KWF-Thementagen 2013 in Schuenhagen)
Eine wesentliche Grundlage für die Prognose von Schäden
und die Früherkennung von Risiken liefern die WEB-Programme des Waldschutzmeldewesens im Intranet der
Landesforstverwaltung. Das betrifft insbesondere den Monatlichen Meldedienst und das Mäusemonitoring. Die mit
den WEB-Programmen landesweit erfassten Daten werden
im LFE ausgewertet und sind eine Grundlage für die „Aktuelle Waldschutzschutzinformation“ für die Länder Brandenburg und Berlin einschließlich der Bundesforstflächen.
Die Oberförstereien und Reviere erhalten dadurch eine
umfassende Analyse und Prognose zum Schadgeschehen,
Anleitungen für weiterführende Überwachungsmaßnahmen
und Empfehlungen für Gegenmaßnahmen.
Die Waldbrandberichterstattung (Abb. 8) dient der
landesweiten Datensammlung zur Erfüllung von Berichtspflichten gegenüber dem Bund und der EU.
Diagnosearbeiten und die Beratung der forstlichen
Praxis runden das Dienstleistungsspektrum des Waldschutzes ab. Im Berichtszeitraum wurden 101 Pflanzenproben mit 164 Einzelbestimmungen auf Krankheitserreger und
abiotische Schadfaktoren untersucht. Bei dem 2013 untersuchten Pflanzenmaterial standen folgende Baumgattungen
Abb. 7: Beispiel aus dem SC-Projekt „Befliegung 2013“,
dargestellt sind die Ergebnisse der Fraßkartierung 2013
und die Gefährdungsprognose für die Nonne 2014 (Bewertung Zählstammgruppen und Eisuchen 2013)
Abb. 8: Entwicklung der Waldbrände des Jahres 2013 im
Vergleich zum Referenzzeitraum
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Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
im Mittelpunkt: Kiefer, Eiche, Ahorn, Tanne und Pappel. Den
Hauptanteil der Diagnosen bildeten mykologische Bestimmungsarbeiten (53 %). Circa 38 % der Analysen entfielen
auf die Determination von Insekten. Abiotische Faktoren und
sonstige Schadursachen wurden in 9 % der Fälle erkannt.
Die Schwerpunkte der Diagnostik pilzlicher Pathogene
lagen 2013 bei den Trieberkrankungen. An erster Stelle ist
hierbei das Diplodia-Triebsterben (Erreger: Diplodia pinea)
anzuführen (Abb. 9). Ein Teil der Befallsflächen wurde vor
Ort besichtigt. Die Schwerpunkte der Waldschutzberatung
und -diagnostik in Bezug auf tierische Schäden konzentrierten sich 2013 auf Nonne, Kiefernnadelscheiden-Gallmücke, Eichenprozessionsspinner und andere blattfressende
Schmetterlingsraupen an Eiche.
Spezielle Forschungsleistungen des Fachteams Waldschutz sind sowohl auf phytopathologische als auch auf
entomologische Fragestellungen ausgerichtet.
Noch immer verursacht der Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum s. l.) – speziell in der Bergbaufolgelandschaft Südbrandenburgs – umfangreiche Schäden in Kie-
fern-Erstaufforstungen auf Kippenböden. Im Mittelpunkt der
2013 durchgeführten Arbeiten zur Abwehr dieses bedeutungsvollen Krankheitserregers stand die Qualifizierung des
Verfahrens zur maschinellen Stubbenbehandlung. Um die
Effektivität der Applikation weiter zu erhöhen, wurde in Kooperation mit dem Forstmaschinenhof Doberlug-Kirchhain
und dem Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften
Finsterwalde e.V. ein neues Behandlungskonzept entwickelt. Dieses Vorhaben berücksichtigt neben eigenen Erkenntnissen auch Erfahrungen aus anderen Bundesländern
und schließt die Anwendung von Harnstoff ein. Hervorzuheben sind außerdem Studien zum Einfluss praxisrelevanter
Störfaktoren im Betriebsablauf.
Im Fokus der Untersuchungen zum Eschentriebsterben (Erreger: Hymenoscyphus pseudoalbidus) stand 2013
die Auswahl und Beprobung vitaler, vermutlich resistenter
Einzelbäume. Zurzeit ist nur ein kleiner Teil der Eschen in
der Lage, den aggressiven Krankheitserreger abzuwehren.
Berücksichtigt wurden sowohl Bäume in Waldbeständen als
auch solche in der offenen Landschaft. Das entnommene
Zweigmaterial wird in Kooperation mit der Humboldt-Universität Berlin auf Resistenz geprüft. Ferner wurden 2013 die
schon seit mehreren Jahren laufenden Untersuchungen zu
den Folgepathogenen des Eschentriebsterbens fortgeführt.
Dabei hat sich gezeigt, dass neben dem Hallimasch (Armillaria mellea s. l.) zahlreiche weitere Pilzarten bedeutungsvoll sein können (Abb. 10).
Im Jahr 2013 wurden mit dem Ziel einer späteren, in den
Bundesländern einheitlichen Nutzung der Nonnen-Pheromonköder weitere vergleichende Untersuchungen angestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Standardisierung
der Lockstoffe weitere Versuche erfordert.
Die Untersuchungen zur Regeneration von Kiefernbeständen nach massiven Nadelverlusten wurden fortgesetzt.
Hierzu erfolgten wiederholte Aufnahmen in bereits seit 2009
vom Kiefernbuschhornblattwespenfraß betroffenen Beständen.
Forschungsstelle für Wildökologie
und Jagdwirtschaft
Abb. 9: Diplodia-Triebsterben an Gemeiner Kiefer
(Foto: P. HEYDECK)
Abb. 10: Fruchtkörper des Samtfußrüblings (Flammulina
velutipes) an einer vorgeschädigten Esche
(Foto: P. HEYDECK)
Im Jahr 2013 wurden die Jagdstrecken und Wildverbisserhebungen in den am Projekt „Zielorientierte Jagdausübung im Landeswald“ beteiligten Oberförstereien ausgewertet. Die Aktivitäten sind darauf gerichtet, einerseits die
jagdliche Effizienz zu steigern und andererseits die Jagdzeiten in den Verwaltungsjagdbezirken einzuschränken, um
dem Wild im Winter und während der Zeit der Jungenaufzucht mehr Ruhe zu gewähren.
Wichtige Erkenntnisse wurden bei den Erfolgskontrollen
zum Nachweis der Funktionalität von Grünbrücken über
Brandenburgs Autobahnen erzielt. Die im Grünbrückenbericht erstmals vorgelegten Ergebnisse der Videoüberwachung unterstreichen die Bedeutung der Maßnahmen
zur Wiedervernetzung von Waldlebensräumen für größere
Säugetiere.
Im Damwildforschungsgatter Rädikow wurden u. a. Infrarot-Fernerkundungsverfahren auf ihre Tauglichkeit zur
Ermittlung von Wildbestandshöhen geprüft. Für die Firma
Vectronic Aerospace erfolgte die Testung korrespondierender Sendertechnik an Damwild. Mittels Vaginalsender konnte die Geburt eines Damkalbes überwacht und das Kalb
anschließend mit einem mitwachsenden Senderhalsband
Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
11
wie auch das Alttier ausgestattet werden (Abb. 12). Die miteinander korrespondierenden Geräte sollen zukünftig die
Untersuchung von Interaktionen zwischen Wildtieren unterstützen.
Abb. 13: Genetische Beprobung eine Winterlinde im Naturwald Fauler Ort im Jahr 2013 (F. BECKER & O.RÜFFER)
Abb. 11: Rothirsche auf der Grünbrücke über die BAB 12.
Abb. 12: Damtier mit Sendehalsband
Umfangreiche Aktivitäten der Forschungsstelle für Wildtierökologie und Jagdwirtschaft mündeten in der Vorlage eines
Jagdberichtes, der Jäger, Behörden und Öffentlichkeit, aber
auch Verbände und Medien über die Entwicklung der Jagd
in Brandenburg informiert. Der stetig anwachsende Wolfsbestand und seine Ausbreitung birgt zunehmend Konfliktpotenzial hinsichtlich der Bewirtschaftung bzw. Bejagung
von Schalenwildbeständen in Brandenburg, was 2013 zum
Anlass genommen wurde, um Untersuchungen zum Einfluss von Wölfen auf die Bewirtschaftung von Schalenwildbeständen zu konzipieren.
Naturwaldforschung und Waldnaturschutz
Im Rahmen der Brandenburger Waldnaturschutzforschung
wurde der Naturwald Jerischke als repräsentatives Beispiel
eines Beerkraut-Kiefernwaldes eingerichtet. Hierzu gehörte
u. a. die Erstinventur der Bestockung und die bodenkundliche Bewertung der Standorte. Eine weitere Erstinventur
wurde für den Traubeneichen-Winterlinden-Hainbuchenwald
auf ausgewählten Repräsentationsflächen im Naturwald
Heidekrug vorgenommen. Die Ersteinrichtung für den Naturwald Grosssee (Beerkraut-Kiefern-Traubeneichenwald)
konnte abgeschlossen werden. Damit verfügt Brandenburg
über 15 inventarisierte Naturwälder für die Beobachtung
einer weitgehend ungestörten Waldentwicklung. Laufende
Arbeiten konzentrierten sich auf die Vorbereitung der rechtlichen Sicherung von zwölf weiteren Naturwäldern, die genetische Beprobung von Buchen und Linden im Naturwald
Fauler Ort sowie Recherchen zur Bestandesgeschichte,
insbesondere für den Naturwald Breitefenn.
Beratungsschwerpunkte auf dem Gebiet des Waldnaturschutzes waren 2013 u. a.:
• Anfragen zum Sachstand und Rechtseinordnung für Projektvorhaben der Waldweide
• Erstaufforstungseignung von Niedermoorstandorten (Barnim)
• Biotopbewertungsgutachten für Planflächen von Windkraftanlagen
• Konzeptbewertung „Sturmwurf Choriner Endmoräne“
• LFB-Vertretung beim Gewässerforschungsprojekt ReWaM
• Bewirtschaftungsempfehlungen für Kiefern-Flechtenwälder
• Fachbegleitung des temporären Projektes Waldmoorschutz
Ebenso wurden die Übersichten zu nichtbewirtschafteter
Waldflächen für das bundesweite Projekt NWE5 abgeschlossen (http://www.nw-fva.de/nwe5/).
Forstgenetik
Die Erhaltung des Genpools unserer Forstgehölze ist u. a.
ein wichtiger Beitrag für die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie des BMU mit dem Ziel der Sicherung der Anpassungsfähigkeit und Artenvielfalt der Brandenburgischen
Wälder.
Im Jahre 2013 fand das dreijährige Forschungsprojekt
des BMVEL zur bundesweiten Erfassung seltener Baumarten, das vom LFE koordiniert wurde, seinen Abschluss.
Die für Brandenburg relevanten Ergebnisse sind in diesem
Band dargestellt. Als künftige strategische Grundlage wurde
2013 ein neues Konzept zur Erhaltung forstlicher Genressourcen erarbeitet, das den neuen Herausforderungen naturaler und umweltpolitischen Rahmenbedingungen Rechnung trägt.
Als praktische Generhaltungsmaßnahmen wurden neue
Erhaltungsbestände für die Elsbeere, Wild-Apfel und WildBirne angelegt. Die Kartierung der mehr als 2500 Alt-Eichen
der Hudewald-Relikte der Schorfheide wurde ebenso abgeschlossen wie die Wiederholungsaufnahmen der SchwarzPappel-Auewaldinitialisierungsanpflanzungen im Nationalpark Unteres Odertal. Auf den vier Erhaltungsflächen
waren zum Aufnahmezeitpunkt von 3678 Pflanzen noch
475 Bäume der Rote-Liste-Art vorhanden (13 %). Während
die aus Steckhölzern, Setzstangen und Baumschulpflanzen
12
Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
angezogenen Pappeln in den ersten Jahren vor allem unter der hohen Konkurrenz der Begleitflora der ehemaligen
Grünlandflächen litten, sind die aktuellen Verluste der nun
zwischen 6 – 8 m hohen Bäume vor allem auf Biberschäden
zurückzuführen.
Abb. 15: Startseite der Internetpräsentation der forstlichen
Umweltkontrolle (www.forstliche-umweltkontrolle-bb.de)
Abb. 14: Wild-Birnen für Anlage eines Generhaltungsarchivs (ex situ) im Revier Wucker
Das Verhalten unterschiedlicher Herkünfte der Straucharten Hasel und Schlehe unter Brandenburger Standortbedingungen wird in einem von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) finanzierten Projekt untersucht.
Im Jahr 2013 wurden die Anpflanzungen von jeweils sechs
Herkünften beider Straucharten erstmals hinsichtlich ihres
phänologischen Blattaustriebs und ihrer Vitalität untersucht. Trotz des witterungsbedingten späten Austriebsbeginns im Frühjahr 2013 zeigten sich bereits eindeutige
Unterschiede im Abschluss des Blattaustriebs zwischen
den süd(ost)euroäischen (Ungarn, Italien) und deutschen
Herkünften.
Abb. 16: Bohrgestänge und Entnahme des Bodenmonolithen zum Einbau eines Bodenwasserschachtes an der
Level II-Fläche Beerenbusch.
Forstliche Umweltkontrolle
Der Bedarf an Informationen über den Wald, seinen Zustand und der nachhaltigen Sicherung seiner Leistungen
ist in den vergangenen Jahrzehnten enorm gewachsen.
Die Überwachung der nachhaltigen Bewahrung und Entwicklung von Wäldern, ihrer Vielfalt, Funktionen, Leistungen
und Gefährdungen ist die zentrale Aufgabe des Waldmonitorings. Hierzu wurde 2013 eine Konzeption erarbeitet,
nach der künftig eine Synthese der vielfältig entwickelten
Monitoringverfahren in eine gemeinsame Informations- und
Wissensbasis zur nachhaltigen Waldwirtschaft in Brandenburg entwickelt wird.
Ein wichtiger Teil der Informationsstrategie zum Waldzustand ist die Internetpräsentation der forstlichen Umweltkontrolle, die bereits zum Winterkolloquium 2013 vorgestellt
wurde. Sie gibt tagesaktuell Einblick in die Daten der Waldzustandskontrolle und macht den Klimawandel und seine
Auswirkungen auf den Wald für die Öffentlichkeit transparent (Abb. 15).
Im Fachteam Forstliche Umweltkontrolle wurde die Ausrüstung der Intensiv-Beobachtungsflächen mit neuen Anlagen zur Sickerwassergewinnung abgeschlossen. Diese
Investition ist für eine störungsarme, repräsentative Beobachtung des Wasser- und Stoffhaushaltes der beispielhaft
ausgewählten Waldökosysteme notwendig. Hier werden die
wesentlichen ökologischen Gratisleistungen der Wälder,
eingebunden in das nationale Waldmonitoring wie auch auf
Abb. 17: Blick in den Bodenschacht mit Sammelflaschen
zur Sickerwasserentnahme in verschiedenen Bodentiefen
sowie in den ungestörten Boden eingebrachte Sonden zur
kontinuierlichen Messung der Bodenfeuchte
internationaler Ebene abgestimmt quantifiziert und Grundlagen für Modelle zur Anpassung oder Vermeidung von Klimawandel und Stoffeinträgen erhoben.
Im Waldzustandsbericht wurde erstmals eine integrierte
Bewertung der Aufnahmemerkmale der jährlichen Waldzustandsinventur vorgestellt. Damit soll künftig neben der international verankerten Schadstufenbewertung eine klarere
Einordnung und Bewertung des Vitatlitätszustandes der
Waldbäume nach einem 5-stufigen Waldzustands-Index erfolgen. Er umfasst neben den bekannten Schadstufen 2 – 4
auch die Mortalität, die biotischen Schäden durch Insekten
und Pilze, die Intensität der Fruktifikation, die Blattfläche
und die Bestandesdichte und bewertet die Merkmale wie
die Merkmalskombination in Vitalitätsstufen von gesund bis
bestandesgefährdet.
Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
Bodenzustandserhebung
Flächenrepräsentative Informationen zum Zustand der
Waldböden und deren Veränderung im Laufe der Zeit zu
liefern, ist das Ziel der zweiten Bodenzustandserhebung
im Wald (BZE-2). Diese ist integraler Bestandteil der Forstlichen Umweltkontrolle in Brandenburg und eingebunden
in bundes- und europaweite Bodeninventuren. Kernpunkte
bilden unter anderem Stickstoffstatus der Böden und Sensitivität gegenüber weiteren N-Einträgen, Kohlenstoffspeicherung, Bodenversauerung und Nährstoffverarmung, Schadstoffbelastung sowie Wasserhaushalt unter veränderten
Klimabedingungen.
Der BZE-Datenpool eröffnet umfassende Auswertungsmöglichkeiten von hoher forstpraktischer und wissenschaftlicher Relevanz. Ein Beispiel ist die Kohlenstoffakkumulation
im Waldboden. Hier zeigt sich, dass die brandenburgischen
Waldböden seit der Durchführung der ersten Bodenzustandsinventur (1992/93) in unerwartet hohem Maß als
Kohlenstoffsenke wirksam waren und so zur Reduktion des
Treibhausgases CO2 aus der Luft beitrugen. Ursachen hierfür werden in einer humusschonenderen Bewirtschaftung
der Bestände und im Unterbau mit Laubholzarten gesehen,
aber auch in der Zunahme der Bodenversauerung sowie
häufigeren Trockenperioden, da sich diese Faktoren hemmend auf den mikrobiellen Humusabbau auswirken.
13
Vor diesem Hintergrund besteht das Ziel des Projektes Dynamische Regionalisierung in der Neubewertung der forstlichen Wuchsräume und Darstellung von Störungspotenzialen unter Verwendung regionalisierter Standortsdaten und
Klimaszenarien. Im Ergebnis soll ein dynamisches, das heißt
den Standortswandel berücksichtigendes Planungsinstrument für waldbauliche Entscheidungen auf Landschaftsebene geschaffen werden. Im Berichtszeitraum wurden hierzu
erste statistische Modellansätze zur flächenhaften Empfehlung von „dynamischen Bestandeszieltypen“ entwickelt. Ergebnisse hierzu finden Sie im Beitrag auf Seite 20.
Abb. 19: Pflanzenverfügbares Bodenwasser – regionalisiert für die Waldfläche Brandenburgs
Risikoforschung
Abb. 18: Bodengrube am BZE-Punkt 12006 (Bodentyp:
reliktische Gley-Braunerde)
Dynamische Regionalisierung
Die im Zuge des regionalen Klimawandels erwarteten Veränderungen des Wasser- und Wärmehaushalts werden
auch Auswirkungen auf die Entwicklung und Stabilität der
Waldökosysteme in Brandenburg haben. Neben der räumlichen Verschiebung von bestehenden Naturraumgrenzen
wird es zu einem Wandel der Vegetationstypen und Veränderungen von Waldfunktionen und Risiken kommen.
Der lange, kalte Winter 2012/2013 ließ das Interesse der Öffentlichkeit an den Risiken des Klimawandels sinken. Wetter
und Klima sind jedoch zwei verschiedene Betrachtungsebene. Der neue IPCC-Bericht belegt, dass der Klimawandel – zuweilen auch unbemerkt von unserer Wahrnehmung
– weiter Fahrt aufnimmt. Hierfür sind die phänologischen,
physiologischen und dendrochronologischen Reaktionen
der Waldbäume sensible Weiser.
Vor diesem Hintergrund ist eine solide Vorsorgeforschung, die die Risiken bewertet und Anpassungsstrategien
mit verschiedenen Zeithorizonten entwickelt, eine wichtige
Grundlage einer verantwortungsvollen Waldpolitik.
Im Berichtsjahr wurden die Untersuchungen im Rahmen
des BMBF-Projektes Nachhaltige Landnutzung im Klimawandel (NaLaMa-nt) in den beiden Schwerpunktbereichen
„Grenzen der baumphysiologischen Anpassung“ und „Populationsentwicklung der Kieferngroßschädlingen“ fortgesetzt und erste Zwischenergebnisse auf Fachtagungen
präsentiert. Die Freilanduntersuchungen in vier deutschen
Schwerpunktregionen (davon zwei in Brandenburg) zum
Anpassungspotenzial von Buchen-, Eichen-, Kiefern- und
Douglasien-Beständen wurden mit Trockenstressversuchen
kombiniert. Für die Bewertung der biotischen Risiken wurde
nach der Erstellung einer einheitlichen Datengrundlage für
langjährige Zeitreihen mit der kausalanalytischen Auswertung der räumlichen und zeitlichen Varianz des Massenwechsels begonnen.
14
Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
Mittelfristige Betriebsplanung und Forsteinrichtung
Im Frühjahr 2013 trat nach intensiver Vorarbeit die neue
Betriebliche Anweisung zur Forsteinrichtung des Landeswaldes im Land Brandenburg (BA FE) in Kraft. Diese steht
allen Interessenten als Druckfassung sowie als PDF-Version (http://forst.brandenburg.de/sixcms/detail.php/621412)
zur Verfügung. Auf Grundlage des Verfahrens der summarischen Planung nach der neuen BA FE wurde zur Erstellung eines Gesamt-Betriebsplanes für den Landeswald eine
Konzeption für die rechentechnische Ableitung mittelfristiger
Planungen erarbeitet und deren Programmierung als Erweiterungsmodul für den Datenspeicher Wald 2 in Auftrag gegeben. Weitere Informationen sind in einem eigenen Beitrag
von ROSE und BILKE in diesem Band (S. 16) veröffentlicht.
Wie in den Vorjahren wurde für die Abteilung Landeswaldbewirtschaftung im Landesbetrieb Forst Brandenburg
auf Basis des aktuellen Waldzustandes eine Kalkulation der
nachhaltig verfügbaren Holznutzungsmengen sowie des erforderlichen Umfangs der Waldverjüngungsmaßnahmen als
Grundlage für die Jahresplanung 2014 erarbeitet.
Forst
mark, Abb. 22) sowie die Bereitstellung von Biotopkartierungsunterlagen für Planungszwecke und Konsultationen
der Forstdienststellen zu Einzelbiotopen ausgerichtet.
Abb. 22: Waldmoor in Reiersdorf
Verfahren Standortserkundung (StOE)
Methodische Arbeiten betrafen die Erfassung von Grundwasserstandsveränderungen in der Standortkarte, die
Entwicklung von Standardprofilen für Karteneinheiten, die
Ausgrenzung von Standortseinheiten unter Anwendung von
GIS-Methoden, die Erstellung einer Moorkarte für Brandenburg sowie die Aktualisierung der Arbeitsanleitung zur
Standortskartierung in Zusammenarbeit mit den Ländern
Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen (Abb. 23).
Betriebsanweisung zur
Forsteinrichtung
Abb. 20: Titelblatt der BA
Forsteinrichtung
Abb. 21: BHD-Messung mit
Bitterlichstab
In stichprobenweise selektierten Waldgebieten erfolgten
Aufnahmen zur Überprüfung der im Datenspeicher Wald 2
abgelegten Waldzustandsdaten für den Landeswald. Dies
dient unmittelbar der qualitativen Datensicherung zur Vorbereitung auf die 2014/15 anstehende Erstellung eines mittelfristigen Gesamt-Betriebsplanes.
Im Bereich des ehemaligen Amtes für Forstwirtschaft Fürstenberg wurden die Waldeinteilung sowie die Bestockungsinformationen im Landeswald überarbeitet. Wichtigstes Ziel
war die erstmalige Ausweisung von Behandlungseinheiten
in der digitalen Forstgrundkarte für dieses Gebiet. Geländearbeiten erfolgten dazu auf insgesamt 6.000 Hektar.
Fachliche Unterstützung im Hoheitsbereich des LFB
wurde insbesondere bei der Aufnahme von Kahlschlagsverdachtsflächen geleistet. Zum Einsatz gelangten die
rechnergestützte Auswertung hemisphärischer Fotos zur
Ermittlung des Strahlungshaushaltes, Vollkluppungen für
die Vorrats- und Schlussgradermittlung sowie Aufnahmen
zur Erfassung des Verjüngungsgeschehens.
Waldbiotopkartierung
Die Waldbiotopkartierung war auf die Erfassung geschützter
Biotope im Landeswald der Oberförsterei Reiersdorf (Ucker-
Abb. 23: Entscheidungsmöglichkeiten auf Grundlage aktueller Humusszustandsermittlungen
Datenerhebung und erste landesweite
Waldinventur (LWI)
Die Waldaufnahmen der LWI wurden Anfang des Jahres
2014 abgeschlossen. Zuvor erfolgte die Einrichtung der
bis dahin fehlenden 3.335 Waldtraktecken im Rahmen des
2 × 2 km-Quadratverbands. Das Waldaufnahmeverfahren
entspricht dem der 3. Bundeswaldinventur. Seit 2012 sind
damit im Land Brandenburg insgesamt 8.397 Waldtraktecken zusätzlich zum 4 × 4 km-Netz der 3. Bundeswaldinventur aufgenommen worden. Im Jahr 2013 waren bis zu 11
Aufnahmetrupps (je Trupp zwei Mitarbeiter des Landesbetriebes Forst Brandenburg) im Wald im Einsatz (Abb 24).
Ein Kontrolltrupp prüfte stichprobenweise die erhobenen
Arbeitsergebnisse des LFE im Jahr 2013
Daten. Somit sind mit dem Abschluss des Kalenderjahres
2013 die Voraussetzungen geschaffen worden, dass mit der
Auswertung und Interpretation der Daten gemeinsam mit
dem Thünen-Institut im Jahr 2014 begonnen werden kann.
Abb. 24: Datenaufnahme durch einen Inventur-Trupp für
die landeweite Waldinventur (LWI)
Praxistest eines MDE-Gerätes mit fotooptischer
Vermessungsfunktion
Die fotooptische Poltervermessung sScale (Messeinheit ist
auf einem KFZ installiert) wurde in vier Oberförstereien des
LFB schrittweise eingeführt. Mittlerweile erfolgt die Poltervermessung von Industrieholz und LAS in diesen Oberförstereien ausschließlich fotooptisch. Die Tagesleistung beträgt
mit sScale durchschnittlich 1.000 fm Rohholz. Aufgrund der
sich rasant in Entwicklung befindlichen Anwendungen zur fotooptischen Holzvermessung für Mobilfunkgeräte wurde im
Herbst 2013 mit einem vom LFE wissenschaftlich begleiteten
Test eines entsprechenden MDE-Gerätes in der Oberförsterei
Groß Schönebeck begonnen. Dabei werden die vermessenen
Rohholzpolter gleichzeitig sowohl mit dem System sScale
als auch händisch gemessen. Ziel ist es, mittelfristig den Prozess der Holzvermessung einschließlich der Verarbeitung der
Ergebnisse bis hin zur Rechnungslegung und DSW-Pflege
weitestgehend zu automatisieren, diesen Prozess kostengünstig zu gestalten und die Akzeptanz der Holzkunden für
die fotooptische Holzvermessung zu bekommen.
15
Darüber hinaus wendeten sich mehrere fach- und themenspezifsche Fortbildungsveranstaltungen und Exkursionen
an die forstliche Praxis. Schwerpunkte bildeten Schulungen
zur:
• Interpretation und Anwendung der Standortskarten
• Einführung in die Holzernte Entscheidungshilfe Brandenburg (HEEB)
• FFH- und Biotopmanagement im Wald
Im Rahmen mehrtägiger Schulungen für alle Leiter der
Landeswaldreviere sowie der Qualifizierung von Forstwirtschaftsmeistern zum „Sachbearbeiter Forstbetriebe“ wurde
praxisnah Kenntnisse zur Waldinventur, Dateneingabe und
Forsteinrichtung vermittelt.
Mit vier Bänden der Eberswalder Forstlichen Schriftenreihe
erreichte das LFE wieder einen breiten Leserkreis aus Praxis und Wissenschaft.
• Band 51: Wissenstransfer in die Praxis – Tagungsband
zum 8. Eberswalder Winterkolloquium
• Band 52: Zur Entwicklung und waldökologischen Bedeutung von neun Baumarten bei unterschiedlicher Nährstoffversorgung auf degradierten, nährstoffärmeren Sandstandorten
• Band 53: Die Eiche–Chancen und Risiken einer Charakterbaumart im nordostdeutschen Tiefland
• Band 54: Wälder und Forsten Nordostdeutschlands
Im Internet-Portal www.waldwissen.net, mit monatlich mehr
als 60.000 Nutzern, wurden sieben Beiträge veröffentlicht,
30 Beiträge des LFE sind insgesamt online verfügbar.
Zudem wurden 12 Forst-Pressemitteilungen vom LFE erarbeitet bzw. sind unter maßgeblicher Beteiligung des LFE
entstanden. Die gute Medienresonanz auf LFE-Themen
zeigte sich in fünf Fernseh-Beiträgen, 45 Presseartikeln und
10 Radiointerviews.
Abb. 26: Wald-Themen sind bei den Medien häufig gefragt,
wie hier bei einem Drehtermin mit dem RBB-Fernsehen
Abb. 25: Foto-Optische Poltervermessung durch iPad mit
FOVEA-App
Wissenstransfer und Öffentlichkeitsarbeit
Wichtige Veranstaltungen waren das 8. Eberswalder Winterkolloquium am 21.02.2013 mit 220 Teilnehmern und die
Ausgestaltung der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung rund 40.000 Gästen sowie die Unterstützung der
Eichentagung des Brandenburgischen Forstvereins mit 250
Teilnehmern und der „Waldwoche“ auf der LAGA in Prenzlau am 15.09.2013 mit 3.500 Besuchern.
Anlässlich der 300 jährigen Wiederkehr der Herausgabe
des Buches Sylvicultura oeconomica von Hans Carl von
Carlowitz nahm die forstpolitische Debatte über das Leitbild der Nachhaltigkeit einen breiten Raum im Jahr 2003
ein. Das ursprüngliche Wirtschaftsprinzip hat sich zu einem
globalen und gesamtgesellschaftlichen Zielsystem für verantwortliches Handeln entwickelt. Zu einem umfassenden
Nachhaltigkeitskonzept gehört auch eine mittel- und langfristig ausgerichtete Waldentwicklungsstrategie die auf abgesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt und damit
Fehlentwicklungen vermeidet.
Die nachfolgenden Beiträge zeigen hierfür Ausschnitte
des aktuellen Wissensstandes, die anlässlich des 9. Eberswalder Winterkolloquiums vorgestellt wurden.
16
Die neue Betriebliche Anweisung zur Forsteinrichtung …
Die neue Betriebliche Anweisung zur Forsteinrichtung – Ziele
und Wege zur mittelfristigen Betriebsplanung im Landeswald
BERND ROSE, Dr. GERNOD BILKE
wirtschaftlich erforderlichen Nutzungen werden in wenigen
Jahren den Zuwachs in zunehmendem Maße übersteigen
(müssen). Ein langfristiger Ausgleich der Altersstruktur erfordert neben heutigen Vorausverjüngungen und künftig der
verzögerten Einleitung eines Anteils der Waldverjüngungsmaßnahmen auch eine zeitliche Streckung der damit einhergehenden Nutzungseingriffe. Einschlagsmaßnahmen,
die weder der Waldstrukturentwicklung und Bestandespflege noch der nachhaltigen Waldverjüngung zuzurechnen
sind, gehören bezüglich einer eventuellen verzögerten Ausführung auf den Prüfstand. Zu beachten ist hierbei vor allem
die Entwicklung des Wertzuwachses (vgl. Abb. 1). Dieser
kulminiert (typisch) deutlich nach den Zuwachsgrößen des
Vorrates und zeigt auch für höhere Alter regelmäßig noch
vergleichsweise große Werte. Nutzungen ohne klare Indikation (waldbaulich, ökologisch, forstsanitär) sind vor Erreichen des optimalen Wertzuwachses zu vermeiden.
Wertzuwachs des Einzelbaumes je Dekade
(Gemeine Kiefer, Kraft'sche Klasse 2, Bestandesbonität HG 26)
18
16
14
Wertzuwachs [Euro]
Der Direktor des Landesbetriebes Forst Brandenburg setzte
im April 2013 die neue Betriebliche Anweisung zur Forsteinrichtung im Landeswald des Landes Brandenburg (BA
Forsteinrichtung) auf Basis des Forsteinrichtungserlasses
der obersten Forstbehörde des Landes Brandenburg (MIL
2011) in Kraft. Im Sinne der Prämisse des Forsteinrichtungserlasses, dass Forsteinrichtung die „Grundlage für eine umfassende mittelfristige naturale und ökonomische Planung,
Steuerung und Kontrolle der Waldressourcen des Landes“
ist, zeichnet sich das neue Forsteinrichtungsverfahren für
den Landeswald Brandenburgs durch einen modernen modularen Aufbau aus, welcher flexibel für unterschiedlichste
Anwendungsszenarios effektive Verfahrenskomponenten
bereithält.
Auf dem 5. Eberswalder Winterkolloquium im Jahr 2010
stellte die mit der Verfahrensentwicklung betraute Arbeitsgruppe bereits vorab Besonderheiten der in der BA Forsteinrichtung beschriebenen Inventurverfahren vor (ROSE 2010).
Im Folgenden steht der Themenkomplex der mittelfristigen
Betriebsplanung im Fokus.
Aus Sicht des Landesbetriebes Forst Brandenburg kommt
der mittelfristigen Betriebsplanung der Forsteinrichtung eine
wesentliche Steuerfunktion für die nachhaltige Waldentwicklung des Landeswaldes zu. Nachhaltigkeit wird in diesem
Zusammenhang im umfassenden Sinne verstanden: Eine
multifunktionale Waldbewirtschaftung sowie auf ausgewählten Flächen ein konsequenter Prozessschutz sollen unter
Beachtung der naturalen Grundlagen die Eigentümerinteressen der Bürger des Landes Brandenburg mit weiteren
Ansprüchen an den Wald dauerhaft und in mindestens
gleichbleibender Qualität optimierend ausgleichen. Künftige Entwicklungen (Klimawandel, veränderte Gewichtung
von Eigentümerzielen, Holzmarktveränderungen) sind im
Rahmen der Möglichkeiten zu antizipieren und gemäß ihren
Eintrittswahrscheinlichkeiten durch hinreichend flexible bzw.
mit großer Anpassungsspreite ausgestattete Planungsansätze zu berücksichtigen.
Bei retrospektiver Betrachtung der Waldentwicklung im
Landeswald Brandenburgs ist festzustellen, dass sich die
Bestockungsverhältnisse derzeit auf dem besten Stand seit
dem Ende des 2. Weltkrieges befinden. Dies betrifft nicht
nur den mittleren Vorrat (in den letzten 60 Jahren auf ca.
300 Vfm/ha verdreifacht) und die Art der nutzbaren Sortimente, sondern vor allem auch die ökologische und gesellschaftliche Wertigkeit der Waldflächen. Hieraus leitet sich
eine große Verantwortung für die künftige Steuerung der
Waldentwicklung ab.
Unverzichtbar ist es, die infolge Dominanz der Nachkriegsaufforstungen extrem unausgeglichene Altersstruktur
der Bestockung bei allen Überlegungen zu berücksichtigen.
Nach Jahrzehnten der Wirtschaft in einem (Vorrats-)Aufbaubetrieb steht der Übergang zu einem (Vorrats-)Abbaubetrieb
in naher Zukunft bevor, d. h. die waldbaulich und betriebs-
12
10
8
6
4
2
0
Ij
0–9
Ia
10 – 19
IIj
20 – 29
IIa
30 – 39
IIIj
40 – 49
IIIa
50 – 59
IVj
60 – 69
IVa
70 – 79
Vj
80 – 89
Va
90 – 99
VIj
100 –
109
VIa
110 –
119
VIIj
120 –
129
Altersstufen und zugehörige Dekaden [Jahre]
Abb. 1: Beispielhafte Entwicklung des Wertzuwachses von
Bäumen
Für die Festlegung von Rahmenvorgaben für die mittelfristige Planung der Waldbewirtschaftung dominieren in
der forstlichen Praxis zwei gegenläufige Herangehensweisen: Der waldbauliche Ansatz geht von einem waldbaulichen Modell (Umtriebszeiten bzw. Zieldurchmesser,
Zielschlussgradentwicklungen) aus. Nutzungsmengen und
Verjüngungsflächen ergeben sich als abhängige Werte der
waldbaulichen Zielgrößen. Alternativ lassen sich über einen betriebswirtschaftlichen Ansatz Nutzungsmengen und
Verjüngungsflächen vorgeben, für die anschließend ein
waldbauliches Modell gesucht wird, mit welchem sich diese
Zielvorgaben erfüllen lassen.
Da wirtschaftende Forstbetriebe regelmäßig weder waldbaulich noch betriebswirtschaftlich vollkommen frei in ihren
Entscheidungen sind, muss bei beiden Herangehensweisen
ggf. so lange iterativ durch Modelländerungen nachgeregelt werden, bis die jeweils abhängigen Größen ebenfalls
im Zielbereich liegen. (Sofern eine Kompatibilität überhaupt
Die neue Betriebliche Anweisung zur Forsteinrichtung …
herstellbar ist.) Verfahrensbedingt sind die führenden Steuergrößen im Ergebnis „noch optimal“, während die abhängigen Größen lediglich „noch akzeptabel“ sind. Weitere
Iterationen führen i. d. R. zu einer Angleichung beider Varianten. Eine solche ist regelmäßig als Verschlechterung
anzusehen, da üblicherweise bestimmte Steuergrößen für
einen Forstbetrieb prioritäre Bedeutung haben.
Der Landesbetrieb Forst Brandenburg verfügt mit der
Waldvision 2030 sowie seinen betrieblichen Anweisungen
(insbesondere den Waldbauanweisungen des „Grünen
Ordners“) über klare Ziele für die künftige Waldentwicklung.
Diese lassen sich für alle Bestockungssituationen in waldbauliche Steuergrößen für Waldentwicklungsmodelle übertragen. Damit ist für den Landesbetrieb Forst Brandenburg
der waldbauliche Ansatz als vorrangig anzusehen.
Wichtige Unterschiede zwischen den beiden Herangehensweisen zeigt die folgende Beispielrechnung:
Waldbaulicher Ansatz:
• Umtriebszeiten, Zielschlussgrade gemäß Waldbaustrategie, z. B.: UGKI = 100 … 140 Jahre;
Ziel-SGGKI_Pflege = 0,91 (0,85 mit US)
Æ ergibt Nutzung für 2014…2023: 950 TEfm/a
• identische waldbauliche Vorgaben im
Folge-Planzeitraum
Æ ergeben Nutzung für 2024…2033: 933 TEfm/a
• Waldzustand entspricht nachhaltig der Waldbaustrategie; Nutzungspotenziale stellen sich im betrachteten
Zeitraum als stabil dar
Nutzungsvorgabe:
• Vorgabe einer Nutzungsmenge, z. B.: 1.200 TEfm/a
(erfordert u. a. Senkung UGKI um ca. 5 Jahre)
Æ ergibt 2023 SGGKI_Pflege = 0,82 (0,77 mit US)
• identische Zielvorgaben im Folge-Planzeitraum
Æ ergeben 2033 SGGKI_Pflege = 0,79 (0,74 mit US)
• Umschwenken auf den oben genannten waldbaulichen
Ansatz
Æ ergibt Nutzung für 2024…2033: 660 TEfm/a
• Waldzustand weicht 2023 (und ggf. 2033) deutlich von
den betrieblichen Zielvorgaben ab bzw. ist ein extremer
Einbruch bei den Nutzungsmöglichkeiten zu verzeichnen
Der gleiche waldbauliche Zustand am Ende der zweiten Dekade wird somit bei erhöhter Nutzung im ersten Planungszeitraum mit einer deutlich verringerten Nutzungsmöglichkeit im zweiten Planungszeitraum „erkauft“. Zudem sinkt in
diesem Fall (durch die frühe Nutzung von Zuwachsträgern)
die Gesamtnutzungsmenge beider Dekaden um 230 TEfm.
Das alternative Vorgehen über eine weiterhin erhöhte Nutzung in der zweiten Dekade führt hingegen zu einer merklichen Aufzehrung des Betriebsvermögens. (Dokumentiert
im mittleren Schlussgrad.)
Die verringerte Nutzung der zweiten Dekade im waldbaulichen Ansatz ist vor allem auf den altersstrukturabhängigen
Übergang zum (Vorrats-)Abbaubetrieb zurückzuführen. Monetär könnte diese Minderung allerdings durch eine höhere
Wertleistung der nutzbaren Sortimente zumindest teilweise
aufgefangen werden.
Damit die Forsteinrichtung in ihrem Arbeitsgefüge aus
Inventur, Planung und Kontrolle der Waldentwicklung die
Entwicklung der Waldressourcen im Sinne der vorstehend
beispielhaft angerissenen Überlegungen tatsächlich optimal
befördern kann, stellt der Landesbetrieb Forst Brandenburg
17
folgende Grundanforderungen an den Forsteinrichtungsprozess:
– Verbindlichkeit
– Wahrhaftigkeit
– Stimmigkeit
– Anpassungsfähigkeit
– Finanzierbarkeit
Es ist auffällig, dass selbst solche allgemeinen Prämissen
teilweise antagonistisch auftreten und somit ihrerseits einer Optimierung bedürfen. So können z. B. Wahrhaftigkeit
und Stimmigkeit (d. h. die kontextbezogen eingeschätzte
Realitätstreue von Informationen und Modellen sowie die
interne Passfähigkeit des gesamten Informationsgefüges)
nur auf Kosten der Finanzierbarkeit maximiert werden. Entsprechend verringert sich die Verbindlichkeit, sobald eine
erhöhte Anpassungsfähigkeit erwartet wird.
Projektbezogen ist von veränderten Gewichtungen der
vorstehend genannten Grundanforderungen auszugehen.
Die BA Forsteinrichtung beschreibt daher mit der einzelflächenweisen waldbaulichen Planung und der rechnerbasierten summarischen Planung zwei Verfahren, die sich im
Hinblick auf die Intensität der Umsetzung der Grundanforderungen unterscheiden.
Die einzelflächenweise waldbauliche Planung ermöglicht
(unterstützt mit deduktiven Kontrollrechnungen) sehr differenzierte Anpassungen an örtliche Besonderheiten. Sie ist
allerdings mit vergleichsweise hohen Aufwendungen, insbesondere dem vollständigen Flächenbegang durch den
Planungsverantwortlichen verbunden.
Dem gegenüber reicht dem Planungsverantwortlichen zur
rechnergestützten Ableitung von summarischen Planungen
auch ein Überblickswissen über die zu beplanenden Flächen. Detailinformationen liefern in diesem Fall eine Datenbank der Waldzustandsdaten (der Datenspeicher Wald 2)
sowie Verknüpfungen mit weiteren planungsrelevanten Informationen (Standort, Waldfunktionen usw.). Damit sinkt der
Bearbeitungsaufwand, während prinzipbedingt lokale Besonderheiten weitgehend unberücksichtigt bleiben müssen.
Beide Verfahrensansätze lassen sich koppeln. Hierdurch
ist es möglich, für Waldbestände mit einer hohen Auftretenswahrscheinlichkeit von Sondersituationen oder mit
hohen Anforderungen an die Plan-Vollzugs-Treue (z. B. für
Waldbestände, die als FFH-Lebensraumtypen ausgewiesen
sind) einzelflächenweise Planungen zu erstellen, während
Waldbestände mit einfacheren Waldstrukturen bzw. geringeren Wirtschaftseinschränkungen summarisch beplant
werden. Die Nachhaltigkeit der Waldentwicklung wird bei
kombinierten Planungsansätzen verfahrensübergreifend
abgesichert.
Beide Planungsverfahren berücksichtigen nicht nur identische Eingangsgrößen (Waldzustand, rechtliche Vorgaben,
Betriebsstrategie, Waldfunktionen usw.). Auch im Ergebnis
liefern sie gleichermaßen einen mittel- bis langfristigen
Forsteinrichtungsplan mit Aussagen zum vorgesehenen
Verjüngungs-, Pflege- und Nutzungsgeschehen, zu möglichen Wert verbessernden Maßnahmen usw. Unterschiede
finden sich v. a. im erzielbaren Grad der Verbindlichkeit der
Planungsansätze. Während die summarische Planung prinzipbedingt Aussagen vorwiegend auf großer Fläche trifft
und den Revierleitern für die einzelflächenweise Umsetzung
erweiterte Befugnisse und Verantwortung überträgt, ist die
einzelflächenweise waldbauliche Planung sehr viel stärker
festgeschrieben.
18
Die neue Betriebliche Anweisung zur Forsteinrichtung …
Die rechentechnische Ableitung von Planungsansätzen in
der summarischen Planung erfordert von den Beteiligten
am Planungsprozess ein erhöhtes Abstraktionsvermögen.
Zudem muss ein Teil des im Planungsprozess zu berücksichtigenden Expertenwissens rechnerverarbeitbar algorithmisch gefasst werden. Dies betrifft u. a. die Abbildung von
waldbaulichen Konzepten, Nutzungsstrategien sowie der
Verjüngungsdringlichkeit. Bereits frühzeitig wurde deutlich,
dass die Integration der summarischen Planung zu einer
erheblichen Erweiterung des Datenspeichers Wald 2 führt.
Es wurde ein eigenständiges Planungsmodul konzipiert und
entwickelt, welches die rechentechnische Unterstützung der
Forsteinrichtungsplanung auf ein qualitativ neues Niveau
hebt (vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Informationstechnik in der Forsteinrichtung
Der Datenspeicher Wald 2 musste hierzu um eine Vielzahl
an Steuer-, Ergebnis- und Hilfstabellen sowie umfangreichen Programmcode erweitert werden. Eine Benutzeroberfläche war zu entwickeln, welche dem Nutzer einerseits
einen hohen Wiedererkennungswert zu bisherigen Funk-
Abb. 3: Benutzeroberfläche des Planungsmoduls
tionalitäten des Datenspeichers Wald 2 und andererseits
einen effektiven Zugriff auf die spezifischen Planungswerkzeuge bietet. Abb. 3 vermittelt hierzu einen Eindruck.
Eine grundlegende neue Anforderung an Forsteinrichtungsplanungen ist die Beständigkeit der Planvorgaben
über Änderungen der forstbetrieblichen Strukturen. Es wurde festgelegt, dass im Landeswald des Landes Brandenburg künftig nur noch ein Gesamt-Forsteinrichtungswerk
vorliegen soll. In strukturunabhängigen unveränderlichen
Raumeinheiten (so genannten Nachhaltsregionen) ist jeweils die nachhaltige Waldentwicklung zu überprüfen und
abzusichern. Aufgrund ihrer vorrangig naturräumlich-topographischen Abgrenzung wurden die im Jahre 2011 oberhalb der Abteilung als stabiler flächendeckender Teil der
Waldortadresse neu eingeführten Waldgebiete als Grundlage für alle Nachhaltsbetrachtungen festgelegt. Sofern
einzelne Waldgebiete zu wenig Landeswald aufweisen,
werden sie gemeinsam mit naturräumlich vergleichbaren
benachbarten Waldgebieten betrachtet.
Innerhalb einer Nachhaltsregion erfolgt bei der summarischen Planung die Aufteilung aller Planungsvorgaben rechnerisch über den Flächenanteil der jeweiligen
Bestockungssituation. Liegen beispielsweise 20 % aller
voll geschlossenen mittelalten Kiefernbestände ohne Bewirtschaftungseinschränkungen einer Nachhaltsregion in
einem Landeswaldrevier, dann wird dieses Revier mit 20 %
der erforderlichen Pflegemaßnahmen beauflagt. Verringert
sich der betreffende Flächenanteil, z. B. nach einer Strukturreform, denn vermindert sich zugleich der Planansatz,
während er sich in benachbarten Revieren mit steigendem
Flächenanteil adäquat erhöht.
Die Beziehungen zwischen Behandlungseinheit („Waldbestand“ – kleinste Einheit der Forsteinrichtungsplanung),
Planungsgebiet (i. d. R. ein Landeswaldrevier) und Nachhaltsregion zeigt Abb. 4.
Das Ergebnis der rechnerischen Ableitung wird maßgeblich durch vorab festzulegende sehr detaillierte Steu-
Die neue Betriebliche Anweisung zur Forsteinrichtung …
Abb. 4: Bezugsebenen des Planungsprozesses
ergrößen (Schlussgrad-Entwicklungsmodelle, standortsbezogene Verjüngungsvorgaben usw.) reguliert. Vielfältige
Einflussfaktoren, wie z. B. bestimmte Waldfunktionen, finden unmittelbare Berücksichtigung am Einzelbestand. Ungeachtet dessen sieht das Verfahren eine manuelle Prüfung
der Realisierungsfähigkeit der Planung vor. Im Planungsgespräch können so die einzelbestandesweise rechnerisch
zugeordneten forstlichen Maßnahmen betrachtet und ggf.
manuell korrigiert werden. Zudem ermöglicht das Planungsmodul die Berechnung verschiedener Planungsvarianten
mit differierenden Steuergrößen sowie die Extrapolation des
Bestockungszustandes unter Annahme des Vollzugs aller
geplanten Maßnahmen auf das Ende des Planzeitraumes.
Planungen lassen sich in einem Simulationsmodus mit
editierten Ausgangswerten, z. B. manuell veränderten Ausgangsschlussgraden, testen und (durch Übernahme von
Planergebnis-Extrapolationen in den Ausgangszustand)
über mehrere Planzeiträume fortführen.
Die Visualisierung der Planungsergebnisse ist derzeit
noch kein Bestandteil des Planungsmoduls. Hier wird in
absehbarer Zeit weiter auf bestehende Lösungen zurückgegriffen.
Das Expertensystem „Planungsmodul für den Datenspeicher Wald 2“ wird in den Jahren 2014/15 in der Erstellung
einer mittelfristigen Planung für den Landeswald Brandenburgs praktisch erprobt. Es soll aber auch anderen Nutzern
des Datenspeichers Wald 2 für ihre Forsteinrichtungsplanungen zur Verfügung stehen.
Literatur
LFB – Landesbetrieb Forst Brandenburg (2013):
Betriebliche Anweisung zur Forsteinrichtung des Landeswaldes im Land Brandenburg (BA FE), Potsdam
MIL – Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (2011):
Forsteinrichtung im Landeswald des Landes Brandenburg (FE-Erlass), Potsdam.
ROSE, B. (2010):
Das neue Forsteinrichtungsverfahren im Landeswald
Brandenburgs. In: Eberswalder Forstliche Schriftenreihe,
Band 44, Wissenstransfer in die Praxis – Beiträge zum
5. Winterkolloquium am 25. Februar 2010 in Eberswalde:
14 – 22.
19
20
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
Regionalisierung des Bodenwasserhaushalts für
Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
WINFRIED RIEK, ALEXANDER RUSS
1 Einleitung
Vor dem Hintergrund des regionalen Klimawandels wird
am Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde in Kooperation mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung
(FH) Eberswalde seit mehreren Jahren an einem forstlichen
Planungsinstrument gearbeitet, das die für Brandenburg zu
erwartenden Veränderungen von Standortseigenschaften
explizit bei der Baumartenwahl mit einbeziehen soll. Im Zentrum steht hierbei die Frage nach der Dynamisierung von
forstlichen Wuchsräumen auf der Grundlage szenarischer
Klimadaten und regionalisierter Parameter zum Wärme-,
Wasser- und Nährstoffhaushalt. Der konzeptionelle Ansatz
dieses Vorhabens und die verwendete Ausgangsdatenbasis
wurden im Winterkolloquium 2010 erstmals präsentiert und
sind bei RIEK (2010) im Einzelnen beschrieben.
Erstes Etappenziel dieses Projektes war die Schaffung flächendeckender Rasterdaten zur Kennzeichnung
des Wärme- und Wasserhaushaltes für den Zeitraum
2000 – 2100 unter Verwendung des statistischen Regionalmodells WettReg und des IPCC-Szenario A1B. Umfangreiche statistische Auswertungen dieses Datensatzes zur
Analyse der Hauptkomponenten des Wärmehaushaltes
und deren mögliche Veränderungen wurden von RIEK et al.
(2013) publiziert. Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrags
stehen nun die Berechnung der Komponenten des Bodenwasserhaushalts und die raum-zeitliche Analyse von szenarischen Wassermangelsituationen für die Gesamtwaldfläche
Brandenburgs. Darauf aufbauend wird ein erster Modellansatz zur Entscheidungsfindung bei der Baumartenwahl im
Hinblick auf die Anpassung der Wälder an den Klimawandel
vorgestellt.
2 Datengrundlage und
Regionalisierungsansätze
Die Regionalisierung der standörtlichen Daten erfolgte
– ausgehend vom Maßstab der Forstlichen Standortskarte
sowie praktischen Überlegungen hinsichtlich Datenumfang
und Rechenzeiten – auf der Grundlage eines kontinuierlichen Punkterasters mit einer Rasterweite von 100 × 100 m.
Flächenrepräsentative Informationen zu Wuchsräumen
(forstliche Wuchsgebiete, Wuchsbezirke und ggf. Teilwuchsbezirke) wie auch kleinräumigere Aussagen auf Abteilungsebene lassen sich durch stratifizierte Mittelwertbildung und
Angabe von Streuungsmaßen auf der Grundlage dieses
Punkteraster gut realisieren.
Insgesamt wurden für die Waldfläche Brandenburgs
1.076.222 Rasterpunkte definiert, für welche nachfolgend
ein Überblick der aktuell vorliegenden Standortsinformationen in Bezug auf die Modellierung des Wasserhaushalts
gegeben wird. Die Erweiterung dieser bestehenden Daten-
basis um bodenchemische Eigenschaften und Kennwerte
des Nährstoffhaushalts ist zeitnah geplant. Hierfür sind
noch adäquate Regionalisierungsansätze zu entwickeln
und zu testen. Die Grundlage dafür sollen im Wesentlichen
die Ergebnisse der zweiten Bodenzustandserhebung im
Wald bilden.
2.1 Klimadaten
Verwendung fanden regionalisierte Angaben zu Niederschlag und potenzieller Verdunstung auf Tagesbasis sowie
tägliche Minimum-, Maximum- und Mitteltemperaturen, die
mit Hilfe des statistischen Regionalmodells WettReg für
die IPCC-Szenarien A1B, A2 und B1 erzeugt wurden. Im
vorliegenden Beitrag werden für zeitliche Vergleiche die
Daten des Szenarios A1B für die Dekaden 2000 – 2010,
2050 – 2060 sowie 2090 – 2100 – nachfolgend als D2005,
D2055 und D2095 bezeichnet – verwendet.
Das WettReg-Modell geht von der Beziehung zwischen
Großwetterlagen und der regionalen Ausprägung meteorologischer Kenngrößen aus und schließt von den Ergebnissen der Globalmodelle auf regionale Klimaänderungen
(SPEKAT et al. 2007, ENKE et al. 2005a, b). Die Übertragung
der Klimadaten von Stationswerten in die Fläche erfolgte
durch abstandsgewichtete und höhenabhängige Interpolation (KREIENKAMP und SPEKAT 2009). Methodische Details
und eine kritische Würdigung dieser Daten finden sich bei
RIEK et al. (2013).
Die mittleren Jahresniederschläge für Brandenburg werden sich nach diesem Modellszenario bis 2100 kaum verändern (Tab.1). Die Niederschläge im Winter steigen leicht
an, die im Sommer verringern sich geringfügig. Deutlicher
verändert sich dagegen die potenzielle Verdunstung. Sie
steigt im Vergleich der Dekaden D2005 und D2095 im
Sommerhalbjahr um durchschnittlich 60 mm an. Als Differenz von Niederschlag und Verdunstung ergibt sich für
die Klimatische Wasserbilanz auf das Jahr gesehen eine
Abnahme. Diese ist auf das stark erhöhte Wasserdefizit im
Sommerhalbjahr zurückzuführen; im Winterhalbjahr nimmt
die Klimatische Wasserbilanz indes infolge der erhöhten
Niederschläge leicht zu. Zusammenfassend ist also mit
einem deutlich stärkeren Wassermangel während der Vegetationszeit zu rechnen. Dieses zeigt sich nicht nur in den
durchschnittlichen Ausprägungen der Wasserbilanz sondern
auch in den regionalen Extremen. So liegt das 90-Perzentil
der sommerlichen Klimatischen Wasserbilanz der Dekade
D2095 mit -192 mm noch weiter im negativen Bereich als
das 10-Perzentil der Dekade D2005 (-173 mm); das heißt:
die feuchtesten Gebiete Brandenburgs im Jahr 2100 werden trockener sein als die trockensten heute. Diese Aussage ist allerdings nur in Bezug auf reine Klimakenngrößen zutreffend. Da der Bodenwasserspeicher als Puffer für
21
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
Wassermangel wirksam ist, wird diesem insbesondere vor
dem Hintergrund ansteigender Winterniederschläge eine
zunehmende Bedeutung zukommen. Böden mit erhöhten
Wasserspeicherkapazitäten, wie zum Beispiel humusreiche
Böden und Böden aus bindigem Ausgangssubstrat (aber
auch Feinsande im Vergleich zu gröberen Sanden) sind
bevorteilt, weil sie hohe Mengen des Winterniederschlages
speichern und in der Vegetationszeit bei reduzierten Sommerniederschlägen und erhöhten potenziellen Verdunstungsraten den Pflanzen zur Verfügung stellen können. Aus
diesem Grund erscheint es besonders wichtig, nicht allein
die klimatische Wasserbilanz zur Einschätzung von Wassermangel heranzuziehen, sondern den Bodenwasserhaushalt
berücksichtigende integrierende Trockenstresskennwerte
zu berechnen (vgl. Abschn.3). Ein geeignetes Werkzeug
für die großflächige Berechnung solcher Kennwerte stellen
statistische Wasserhaushaltsmodelle dar.
2.2 Daten zum Grundwasserflurabstand
Die Angaben zum Flurabstand des oberflächennahen
Grundwassers wurden aus Daten von Grundwassermessstellen und Oberflächenwasserpegeln unter Verwendung
eines digitalen Höhenmodells geostatistisch für vier ausgewählte Stichzeiträume ermittelt (HANNAPPEL et al. 2009).
Neben den terminbezogen gemessenen Grundwasser- und
Pegelständen wurden weitere Archivdaten in die Bearbeitung integriert, die auf die gesuchten Zeiträume mittels
eines statistischen Verfahrens transformiert wurden. Je
nach Stichzeitraum konnten somit brandenburgweit 15.733
bis 16.609 Stützstellen mit Angaben zu Grund- bzw. Oberflächenwasserständen bei der Regionalisierung berücksichtigt werden. Die verwendeten Regionalisierungsansätze und
Datengrundlagen sind bei HANNAPPEL und RIEK (2011) ausführlich dargelegt. Die Berechnung der Grundwasserflurabstände erfolgte mit dieser Methode für alle Punkte, die sich
in Gebieten mit ungespanntem, oberflächennahem Grundwasser befinden. In den Grund- und Endmoränenbereichen
mit gespanntem Grundwasser können Vernässungen lokal und saisonal begrenzt durch Schichten-, Stau- und
Hangzuschusswasser auftreten. Diese Bereiche wurden
mit Hilfe von Angaben aus der Forstlichen Standortskarte
unter Verwendung des Höhenmodells identifiziert. In den
Übergangsbereichen von gespanntem und ungespanntem
[mm]
Nd
PET
KWB
Grundwasser erfolgte ein räumlicher Abgleich der beiden
Ansätze (RUSS und RIEK 2011a, c).
2.3 Standortsformen nach SEA 95
Methodisch sind bei der Ermittlung der Standortsform für die
Punkte des 100 × 100 m-Rasters vier Fälle zu unterscheiden (Tab.2). Im einfachsten Fall 1 lässt sich die punktuelle
Angabe zur Standortsform unmittelbar dem entsprechend
eindeutig definierten Polygon der Forstlichen Standortskarte entnehmen. Im zweiten und dritten Fall handelt es
sich um sogenannte Wechselkartierungen. Diese weisen
auf kleinflächige Standortswechsel hin. In den Polygonen
der Standortskarte sind in diesem Fall zwei oder drei unterschiedliche Standortsformen mit Anteilzehnteln ihres
flächenhaften Auftretens ausgewiesen. Die punktgenaue
Schätzung der Standortsform erfordert eine Disaggregierung dieser Angaben. Für Wechselformen im grundwasserbeeinflussten Bereich erfolgte diese durch Verschneidung
von Standortskarte und Digitalem Höhenmodell (Fall 2).
Für Wechselkartierungen im grundwasserfernen Bereich
(Fall 3) wurden Zusammenhänge zwischen verschiedenen
aus dem Digitalen Höhenmodell abgeleiteten Reliefkennwerten. Dabei wurde das statistische Verfahren der linearen
Diskriminanzanalyse eingesetzt. Verwertbare Angaben aus
der Forstlichen Standortskarte liegen für 70 % der brandenburgischen Waldfläche vor. Für die nicht abgedeckte Fläche
(Fall 4) wurde die Feinbodenform nach einem statistischen
Entscheidungsmodell (CHAID-Analyse; KASS 1980) aus den
Legendeneinheiten von Bodenübersichtskarte und geologischer Karte, dem Grundwasserflurabstand, Klimadaten
sowie aus Reliefattributen nach dem Digitalen Höhenmodell
geschätzt.
Die Entwicklung der Regionalisierungsansätze ist Gegenstand eines Promotionsvorhabens an der HNEE und TU
Berlin (RUSS et al. 2013). Im Rahmen dieses Vorhabens wurden für sämtliche Feinbodenformen im Nordostdeutschen
Tiefland auf der Grundlage des „Feinbodenformenkatalogs“
der SEA (SCHULZE 2005) und unter Berücksichtigung bereits
bestehender Merkmalsspiegel (KONOPATZKY 1998, KOPP und
JOCHHEIM 2002, KONOPATZKY 2012) Profilabfolgen zu Horizontbezeichnung, Bodenart, Grobboden- und Carbonatgehalten
abgeleitet. Zur Bestimmung der Schichtmächtigkeiten der
oft an periglaziären Lagen und Perstruktionszonen orien-
D2005
D2055
D2095
-0,1
Med
-0,9
-0,1
Med
-0,9
-0,1
Med
-0,9
Jahr
499
543
594
508
545
588
478
538
570
So
272
315
373
263
295
331
231
281
315
Wi
206
224
247
231
250
272
234
255
273
Jahr
530
570
605
553
594
632
584
631
674
So
420
447
471
441
471
497
474
507
535
Wi
110
122
135
111
122
135
110
125
142
Jahr
-84
-21
35
-98
-45
10
-149
-94
-50
So
-173
-129
-75
-211
-172
-139
-262
-223
-192
Wi
79
102
130
105
128
154
103
130
157
Tab.1: Median, 10- und 90-Perzentil von Niederschlag (Nd), potenzieller Verdunstung (PET) und Klimatischer Wasserbilanz (KWB) jeweils für Gesamtjahr, Sommer- und Winterhalbjahr der Dekaden D2005, D2055 und D2095 (n=1.076.222)
22
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
tierten Definitionen des Feinbodenformenkataloges wurden
ergänzende Angaben aus der Standortserkundungsanleitung sowie von ALTERMANN et al. (2008) herangezogen.
Anhand der punktuell ermittelten Feinbodenformen lassen sich Aussagen zu deren regionaler Verbreitung treffen,
wenn für jeden Rasterpunkt eine Fläche von 1 ha angesetzt
wird. In Brandenburg finden sich 539 Feinbodenformen,
die in Tab. 3 nach ihrem flächenhaften Auftreten stratifiziert
wurden. Aus dieser Darstellung geht hervor, dass die Flächenanteile der Feinbodenformen einer logarithmischen
Häufigkeitsverteilung unterliegen: wenige unterschiedliche
Feinbodenformen decken einen Großteil der Waldfläche ab,
während zahlreiche Feinbodenformen eher selten auftreten.
Die häufigsten 10 Feinbodenformen sind in der Reihenfolge ihres Anteils an der Waldfläche (Bezeichnungen nach
SCHULZE 2005) die folgenden:
BäS Bärenthorener Sand-Braunerde (201.064 ha)
NeS Nedlitzer Sand-Braunerde (98.822 ha)
GmS Grubenmühler Sand-Braunerde (93.282 ha)
LwS Lienewitzer Sand-Braunerde (74.863 ha)
FtS Finowtaler Sand-Braunerde (37.866 ha)
KdS Kersdorfer Sand-Ranker (36.176 ha)
BoS Bodenseichener Sand-Braunerde (35.491 ha)
SoS Sonnenburger Bändersand-Braunerde (26.719 ha)
BgS Bergrader Sand-Braunerde (22.497 ha) und
RüS Rüthnicker Sand-Rumpfrosterde (20.267 ha).
In Summe decken die genannten Feinbodenformen 647.047
ha, d. h. ca. 60 % der Waldfläche Brandenburgs ab.
2.4 Nutzbare Feldkapazität und verfügbares
Bodenwasser
Die nutzbare Feldkapazität (nFK) wurde mit Hilfe einer für
den Untersuchungsraum validierten Pedotransferfunktion
(PTF) tiefenstufenweise berechnet (RUSS und RIEK 2011b).
Abb.1 zeigt die Häufigkeitsverteilung der bis 0,80 m Bodentiefe aufsummierten Werte. Die Grundlage für die verwendete PTF bilden zum einen bodenphysikalische Kennwerte
der typisierten Profilabfolgen aller Feinbodenformen (RUSS
et al. 2013) und zum anderen tiefenstufenweise regionalisierte Humusgehalte und Bodendichten.
Für die Schätzung der Humusgehalte und Bodendichten
(TRD) wurde in einem ersten Schritt ein Regressionsmodell
zur Schätzung der Kohlenstoffvorräte im gesamten Solum
auf Grundlage vorliegender Inventurdaten (BZE) ermittelt.
Als Prädiktoren konnte ein umfangreiches Spektrum an
bodenbildenden Faktoren (Klima, Vegetation, Relief, Ausgangsmaterial, Zeit) orientierten Kennwerten eingesetzt
werden. Diese wurden zuvor aus Klimadaten, Datenspeicher Wald, DGM, forstlicher Standortskarte und Grundwasserkarten abgeleitet. In Anlehnung an das durch MCBRATNEY
et al. (2003) erweiterte Modell der bodenbildenden Faktoren
(„SCORPAN“) wurde im Anschluss an die Modellentwicklung der Einfluss der räumlichen Lage mit geostatistischen
Methoden getestet.
Den zweiten Schritt bildet die Regionalisierung der Kohlenstoffvorräte in den einzelnen Bodentiefen. Dieses erfolgte
in Anlehnung an KEMPEN et al. (2011) auf Grundlage natür-
Datenherkunft
Regionalisierungsverfahren
Anzahl der Punkte
Fall 1
Standortskarte enthält Polygon mit
eindeutiger Angabe der Standortsform
Unmittelbare Verwendung der
Angabe der Standortskarte
556.330 (52%)
Fall 2
Standortskarte weist Wechselkartierung im grundwasserbeeinflussten Bereich aus
Disaggregierung durch Verschneidung mit Geländehöhen des Digitalen Geländemodells (DGM)
30.775 (3%)
Fall 3
Standortskarte weist Wechselkartierung im grundwasserfernen
Bereich aus
Diskriminanzanalyse (Prädiktoren:
44 aus dem DGM abgeleitete - mit
bodenbildenden Faktoren assoziierte – Reliefattribute)
156.702 (15%) davon zwei
Wechselformen: 129.248 (12%),
drei Wechselformen: 27.454 (3%)
Fall 4
Keine verwendbare Angabe aus
der Standortskarte verfügbar
(Altkartierung, Komplexstandorte,
Sonderstandorte, nicht kartierte
Fläche)
Prognose mittels CHAID-Analyse
(Prädiktoren: Legendeneinheiten
der Bodenübersichtskarte und
Geologischen Übersichtskarte,
Grundwasserflurabstände, Klimakennwerte sowie Reliefattribute)
332.415 (30%)
Tab.2: Ableitung der Feinbodenformen für die Rasterpunkte auf der Grundlage der Forstlichen Standortskarte
Fläche der einzelnen Feinbodenform [ha]
Anzahl der betroffenen
Feinbodenformen [n]
Gesamtfläche der betroffenen Feinbodenformen
[ha]
Flächenanteil der Feinbodenformen an der Gesamtwaldfläche [%]
1 – 10
121
529
0,05
10 – 100
184
7.389
0,69
100 – 1.000
143
49.121
4,56
1.000 – 10.000
70
239.105
22,22
> 10.000
21
780.078
72,48
Tab.3: Flächenanteile der Feinbodenformen in Brandenburg
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
licher Tiefengradiententypen, welche mittels Clusteranalyse
(WARD) ermittelt und anschließend mit Hilfe eines optimal
beschnittenen Klassifikationsbaummodells (CART; BREIMAN
et al. 1984) regionalisiert wurden. Dafür konnte wieder auf
die gleichen Prädiktoren zurückgegriffen werden, welche
bereits bei der Regionalisierung der Vorräte verwendet wurden. In Abhängigkeit von der jeweiligen Tiefenstufe, konnten
bei der Vorhersage der Kohlenstoffvorräte Bestimmtheitsmaße im Bereich von 0,20 bis 0,55 erreicht werden.
Die für die eingesetzte nFK-PTF benötigten Humusgehalte und Bodendichten konnten abschließend anhand der
etablierten Umrechnungsfaktoren der ARBEITSGRUPPE BODEN
(2005) sowie auf Grundlage der für die brandenburgische
BZE-Stichprobe rekalibrierten TRD-PTF von ADAMS (1973)
ermittelt werden.
23
Grundwasser anhand von Grundwasserflurabstand zur Untergrenze des effektiven Wurzelraums, der Bodenart, der
nutzbaren Wasserspeicherkapazität im effektiven Wurzelraum sowie potenzieller Verdunstung und Niederschlag im
Sommerhalbjahr abschätzen.
Die Summe aus nutzbarer Feldkapazität und kapillarem
Aufstieg (= pflanzenverfügbares Bodenwasser Wpfl) ist als
Mittelwert der brandenburgischen forstlichen Wuchsbezirke nach Rängen aufsteigend sortiert in Abb.2 dargestellt.
Vor allem die aufgrund ihrer erhöhten Lage grundwasserfernen Platten- und Endmoränengebiete weisen sehr geringe Durchschnittswerte um 100 mm auf. Dabei handelt
es sich meist um Standorte mit Geschiebesanden, da die
bindigeren Substrate eher unter Ackernutzung stehen. Beispiele sind die Wuchsgebiete Lausitzer Grenzwall, Beeskower Platte, Jüterboger Flämingrücken und Zauche Platte.
Weiterhin zeichnen sich die grobkörnigen Sanderbereiche,
wie Gadower Sander oder Rüthnicker Sander im Durchschnitt durch sehr geringe pflanzenverfügbare Wasserspeicherfähigkeiten aus. Demgegenüber weisen die Wuchsgebiete im Grundwassereinflussbereich der Niederungen mit
beträchtlichen kapillaren Aufstiegsraten und einem teilweise
erhöhten Anteil an Mooren sehr hohe pflanzenverfügbare
Wassermengen auf. Dabei handelt es sich häufig um sehr
kleinflächige bzw. wenig bewaldete Wuchsbezirke, wie
Uckerseenrinne, Rhinluch sowie Unter- und Oberspreewaldniederung mit nutzbaren Wassermengen von durchschnittlich mehr als 220 mm.
Abb.1: Häufigkeitsverteilung der nutzbaren Feldkapazität
bis 0,80 m Bodentiefe
Für die Anwendung im Wasserhaushaltsmodell wurde die
nFK tiefenstufenweise bis zur effektiven Durchwurzelungstiefe aufsummiert. Zur Abschätzung des effektiven Wurzelraums wurde auf die Tiefenfunktionen für die Berechnung
der ausschöpfbaren Bodenwassermenge nach RIEK (1995)
zurückgegriffen. Diese Funktionen erlauben die Abschätzung der durch den Bestand in jeder Bodentiefe effektiv
ausschöpfbaren Bodenwassermenge in Abhängigkeit von
Bestandesalter und hydrischen Anreizen zur Tiefendurchwurzelung. In Anlehnung an die Zuwachsentwicklung der
meisten Hauptbaumarten wurde davon ausgegangen, dass
die vertikale Erschließung des Wurzelraumes im Alter von
40 Jahren i. d. R. abgeschlossen und der Einfluss des Bestandesalters entsprechend limitiert ist. Auf Grundlage dieser für jeden Punkt ermittelten Tiefenfunktion konnte der
effektive Wurzelraum dann entsprechend dem Ansatz von
RENGER und STREBEL (1980) ermittelt werden.
Im Fall von grundwasserbeeinflussten Böden erfolgte eine
Begrenzung des berechneten effektiven Wurzelraums auf
die jeweilige Grundwasserspiegeltiefe. Als minimaler Wurzelraum wurde hierbei unabhängig vom Grundwasserflurabstand eine Durchwurzelungstiefe von 30 cm unterstellt.
Bei Grundwasseranschluss trägt zusätzlich zur nutzbaren
Feldkapazität der kapillare Aufstieg aus dem Grundwasser
zur Wasserversorgung der Pflanzen bei. Für die Schätzung der kapillaren Aufstiegsraten wurden die Tabellen und
Gleichungen von WESSOLEK et al. (2009) verwendet. Auf
deren Grundlage lässt sich der kapillare Aufstieg aus dem
Abb.2: Rangfolge der brandenburgischen Wuchsbezirke
(n=94) nach dem Mittelwert der pflanzenverfügbaren Bodenwassermenge (Wpfl)
3 Wasserhaushaltsmodellierung
Bei der Wasserhaushaltsmodellierung werden Kenngrößen des Klimas (Niederschlag, potenzielle Verdunstung)
und physikalischen Bodeneigenschaften (Wasserspeicherkapazität, kapillare Leitfähigkeit und Grundwasserflurabstand) rechnerisch miteinander verknüpft. Als integrierende
Kenngrößen des Wasserhaushalts liefert das Modell die
Sickerwasserraten und die reale Verdunstung (aktuelle
Evapotranspiration AET) pro Zeiteinheit. Letztere dient in
Verbindung mit der potenziellen Verdunstung (PET) in Form
des Quotienten AET/PET oder der Differenz AET-PET zur
Quantifizierung von Wassermangel und ggf. Trockenstress
bei Waldbäumen.
Die Wasserhaushaltsmodellierung erfolgte mit dem Simulationsmodell TUB-BGR (WESSOLEK et al. 2008, WESSOLEK et
al. 2009). Eingangsgrößen sind Bodenart, nutzbare Feldkapazität im effektiven Wurzelraum, Grundwasserflurabstand,
Bestandestyp, Niederschlag und potenzielle Evapotranspiration. Alle benötigten Angaben konnten flächendeckend
für die Punkte des 100 × 100 m-Rasters mit den genannten
Regionalisierungansätzen geschätzt werden. Dabei kamen
24
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
sowohl die aktuellen Klimadaten (Dekade D2005) als auch
szenarische Daten (D2055, D2095) zum Einsatz. Problematisch ist die Festlegung von Grundwasserständen für die
Szenarien der Dekaden D2055 und D2095. Hier wurden
vorläufig die regionalisierten niedrigsten Grundwasserstände der Zeitreihe 1960 – 2010 verwendet (HANNAPPEL und RIEK
2011). Es wird jedoch angestrebt mit weiteren szenarischen
Varianten zu rechnen, wenn belastbare Informationen zu
klimabedingten Grundwasserabsenkungen aus Fallstudien
vorliegen, die dann anhand der stichtagsbezogenen Flurabstandskarte in die Fläche übertragen werden können.
Die für die Modellierung von AET-PET abgeleiteten Eingangsgrößen sowie die für deren Ermittlung verfügbaren
Datengrundlagen sind schematisch in Abb.3 dargestellt.
Alle Verbindungspfeile zwischen den Boxen stehen für Ursache-Wirkungszusammenhänge, die bei der Modellierung
bzw. Regionalisierung berücksichtigt worden sind.
darüber hinaus aber auch, dass es eine nicht unerhebliche
Überschneidung der Verteilungskurven der verschiedenen
Dekaden gibt. Betrachtet man die grundwasserfernen
Standorte, weisen ca. 142.000 Rasterpunkte in der Dekade
D2005 Wasserdefizite auf, die innerhalb der Wertespanne
(10- bis 90-Perzentil) der Dekade D2095 liegen. Dieses
zeigt, dass heute auf einem Flächenanteil von ca. 16 % der
grundwasserfernen Standorte Ausprägungen von Wassermangel auftreten, wie sie klimawandelbedingt zukünftig verbreitet sein werden. Dieses ermöglicht die Ausweisung von
Flächen, die für ein „prognostizierendes Klima-Monitoring“
(RIEK et al. 2013), d. h. für die Beobachtung artspezifischer
Reaktionsnormen im laufenden Witterungsgeschehen und
Projektion in die Zukunft, besonders geeignet sind.
Abb.3: Datenquellen und Ursache-Wirkungsbeziehungen
bei der Wasserhaushaltsmodellierung und Regionalisierung
AET = aktuelle Evapotranspiration; BÜK = Bodenübersichtskarte;
DGM = digitales Geländemodell; GÜK = Geologische Übersichtskarte; vkap = kapillarer Aufstiegsrate aus dem Grundwasser;
nFK = nutzbare Feldkapazität; nFKWE = nutzbare Feldkapazität
im effektiven Wurzelraum; PET = potenzielle Evapotranspiration;
WE = effektiver Wurzelraum
Die Häufigkeitsverteilungen der jährlichen Wasserdefizite
(AET-PET) sind für die ausgewählten Dekaden in Abb. 4
dargestellt. Für die Modellierung der Szenarien wurden die
Bestandesdaten (Alter, Bestockung) aus Vergleichbarkeitsgründen konstant gehalten. Die zweigipfelige Verteilung dieser Wasserdefizite ist auf die Differenzierung des Kollektivs
in grundwassernahe und -ferne Standorte zurückzuführen.
Bei den grundwassernahen Rasterpunkten ist eine positive
Bilanz zu verzeichnen. Die tatsächliche Verdunstung liegt
hier über der Grasreferenzverdunstung, bei der es sich um
die Verdunstung einer Grasdecke auf standardisiertem Boden handelt. Wälder können aufgrund ihrer größeren Verdunstungsoberfläche die Grasreferenzverdunstung übertreffen, wenn die Transpiration der Bäume bei optimalen
Grundwasserflurabständen nicht durch die Bodenwasserverfügbarkeit limitiert wird.
Für die grundwasserfreien Flächen liegt das Wasserdefizit indes schon heute (D2005) deutlich im negativen Bereich. Die Modellierung mit den szenarischen Klimadaten
(D2055, D2095) weist auf eine Zunahme der zu erwartenden Wasserdefizite. Der Vergleich der Diagramme zeigt
Abb.4: Häufigkeitsverteilungen der Differenzen aus aktueller und potenzieller Evapotranspiration (Wasserdefizit)
modelliert für die Dekaden D2005 (oben), D2055 (Mitte)
und D2095 (unten) für konstante Bestandesdaten
Für den in Tab. 4 dargestellten Vergleich der Wasserdefizite in den Dekaden D2005, D2055 und D2095 wurde zwischen grundwasserfernen und grundwassernahen Standorten unterschieden. Als Grenzkriterium dienten kapillare
Aufstiegsraten größer bzw. kleiner als 10 mm/a. Bei den
grundwasserfernen Standorten nimmt das Wasserdefizit im
Szenarienzeitraum (2000 – 2100) von durchschnittlich 98
mm auf 165 mm zu. Auch die 10- und 90-Perzentile aller
Szenarien weisen hier negative Werte auf. Bei den vom
Grundwasser beeinflussten Standorten sind nur die 10-Perzentile negativ. Im Durchschnitt (Median) ist die Differenz
AET-PET bei diesen Standorten positiv. Insbesondere wird
durch den regionalen Klimawandel zunehmend Wasser
über die Grasreferenzverdunstung hinausgehend aus dem
Grundwasserspeicher entnommen, so dass die Bilanzwerte
für die Grundwasserstandorte ansteigen. Voraussetzung
hierfür ist allerdings die bislang unterstellte Modellannahme, dass das Grundwasser in Zukunft nicht unter die minimalen Grundwasserstände des Zeitraums 1960 bis 2010
fällt (s. o.).
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
Jahr
2005
2055
2095
Flächen mit kap.
Aufstiegsraten
Wasserdefizit (AET
– PET)
n
10 %
Med
90 %
vkap < 10 mm/a
-140
-98
-53
940.324
vkap > 10 mm/a
-82
53
79
135.898
vkap < 10 mm/a
-166
-128
-93
949.924
vkap > 10 mm/a
-109
65
96
126.298
vkap < 10 mm/a
-207
-165
-131
946.515
vkap > 10 mm/a
-137
80
105
129.707
Tab.4: Wasserdefizite (AET-PET) für die Dekaden D2005,
D2055 und D2095 differenziert nach Grundwassernähe
(kapillare Aufstiegsraten vkap kleiner / größer 10 mm/a)
Für eine erste Abschätzung und regionale Darstellung des
Störungspotenzials infolge verschlechterter Wasserhaushaltsbedingungen wurde für die grundwasserfernen Standorte die Veränderung des Wasserdefizits Δ (AET-PET)2005,2095
wie folgt berechnet:
Δ (AET-PET)D2005,D2095 = [(AET-PET)D2005 - (AET-PET)D2095]*(-1)
Umso negativer die berechneten Werte, desto größer ist
das zu erwartende Störungspotenzial für die Waldbestände,
da davon auszugehen ist, dass diese mehr oder weniger an
die aktuelle Wasserverfügbarkeit angepasst sind. Zwischen
den Dekaden D2005 und D2095 nimmt das Wasserdefizit
im Mittel aller grundwasserfernen Rasterpunkte um 71 mm
zu (Minimum: 8 mm, Maximum: 171 mm). Die regionale
Verteilung der Werte geht aus dem Kartogramm in Abb.5
hervor. Danach findet die stärkste Veränderung des Wasserdefizits (AET-PET) im Südosten Brandenburgs statt und
umfasst das Wuchsgebiet Düben-Niederlausitzer Altmoränenland sowie die Wuchsbezirke Beskower Platte und
östlicher Berlin-Fürstenwalder Talsand. Eine überdurchschnittliche Verschlechterung des Wasserhaushalts ist ferner auch im Osten des Wuchsgebiets Nordbrandenburger
25
Jungmoränenland insbesondere in den Wuchsbezirken Angermünder-Strasburger Grundmoräne sowie Eberswalder
Talabschnitt und Kienschorfheide zu erwarten
4 Anwendung in Forstplanung und -praxis
Im Ergebnis der flächendeckenden Szenariorechnungen
wird deutlich, dass durch den Klimawandel bedeutende
Veränderungen des Wasserhaushalts der brandenburgischen Waldökosysteme zu erwarten sind. Insgesamt
wird die Wahrscheinlichkeit für Wassermangel und damit
verbundenen Trockenstress während der Vegetationsperiode zunehmen. Bedingt durch großräumige Unterschiede
der klimatischen Parameter und durch die Variabilität der
bodenphysikalischen und -hydraulischen Standortseigenschaften zeichnen sich regionale und lokale Muster der
Wasserhaushaltskenngrößen und deren Veränderung bis
zum Jahr 2100 ab. Analoge Befunde zu den zu erwartenden
Veränderungen des Wärmehaushalts wurden bereits publiziert (RIEK et al. 2013). Insgesamt ist davon auszugehen,
dass sich im Zuge des regionalen Klimawandels die Grenzen zwischen den derzeitigen Wuchsgebieten verschieben
und sich neue räumliche Strukturen herausbilden werden.
Die Dynamisierung ökologisch begründeter Wuchsräume
und deren waldbauliche Neuinterpretation erscheinen vor
diesem Hintergrund zwingend erforderlich, um die Gefahr
von Fehlentscheidungen in der forstlichen Planung gering
zu halten.
Um sowohl die dargelegten Befunde zum Wasserhaushalt
als auch die Ergebnisse abgeschlossener Auswertungen
zur Veränderung des Wärmehaushalts praktisch umsetzen
und für die Forstplanung nutzbar machen zu können, sollten
diese in den Entscheidungsprozess bei der Ableitung von
Bestandeszieltypen einfließen. Hierzu wurde ein Ansatz auf
der Grundlage statistischer Klassifikationsmodelle entwickelt. Durch diesen sollen einerseits die wissenschaftlichen
Erkenntnisse aus Szenariorechnung, Modellierung und
Regionalisierung und andererseits das empirische Wissen
der vor Ort agierenden Forstpraktiker, das sich im derzeit
ausgewiesenen Bestandeszieltyp manifestiert, miteinander
verknüpft werden. Konkret waren hierzu zunächst die im
Datenspeicher Wald ausgewiesenen Bestandesszieltypen
als Funktion der regionalisierten Standortseigenschaften
darzustellen und darauf aufbauend Schätzer für Bestandeszieltypen in die Fläche zu übertragen. Eine dynamische
Komponente erhalten diese Zieltypen anschließend durch
die Verwendung von szenarischen Klimadaten bei der Berechnung der berücksichtigten Standortsparameter.
4.1 Statistische Ableitung von
„dynamischen Bestandeszieltypen“
Abb.5: Kartogramm der Veränderung des Wasserdefizits
(AET-PET) zwischen den Dekaden D2005 und D2095 für
grundwasserferne Standorte
Gegenwärtig erfolgt die Ableitung eines standörtlich geeigneten Bestandeszieltyps anhand der qualitativen Angaben
aus der Forstlichen Standortskarte zu Nährkraft, Feuchte
und Klima unter Verwendung des Bestandeszieltypenerlasses des Landes Brandenburg (MLUV 2006). Die Zuordnung zwischen Standort und Zieltyp basiert dabei auf den
Prämissen der Standortsgerechtigkeit, Naturnähe sowie
einer Wirtschaftszielorientierung, die sich an der Wert- und
Volumen-Leistungserwartung der Bestände bemisst. Im
Bestandeszieltypenerlass finden sich in Abhängigkeit von
26
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
Nährkraft-, Feuchte- und Klimastufe meist zwischen 5 bis
15 (von insgesamt 46) definierten Bestandeszieltypen, die
für den Einzelfall prinzipiell als möglich erachtet werden. Die
konkrete bestandesweise Einzelplanung der Bestandeszieltypen erfolgt im Zuge der Forsteinrichtung. Hierbei stellt
der Forsteinrichter zunächst seine Empfehlung aus dem
Pool möglicher Bestandeszieltypen vor. Der Revierleiter
hat dann in einem nächsten Schritt die Möglichkeit auf diese Empfehlung Einfluss zu nehmen und Einwände geltend
zu machen. Insbesondere bei diesem Schritt fließen Erfahrungen des ortskundigen Revierleiters in den Entscheidungsprozess ein, die unter anderem auch durch standörtliche lokale Gegebenheiten empirisch begründet sind. Der
daraus abgeleitete Bestandeszieltyp wird im Datenspeicher
Wald abschließend dokumentiert und in der Regel alle 10
Jahre überprüft und ggf. neu festgelegt.
Im Bestandeszieltyp manifestiert sich somit ganz wesentlich das empirische Wissen der Forsteinrichter und Revierleiter. Mit Hilfe von Diskriminanz- und Klassifikationsbaummodellen (KASS 1980) lässt sich dieses Wissen numerisch
fassen, vereinheitlichen und zielgerichtet so bündeln, dass
alle lokalspezifischen Standortsbedingungen anschließend
im Entscheidungsprozess der Baumartenwahl flächendeckend und in standardisierter Form berücksichtigt werden
können. In einem ersten Schritt wurden mit dem Klassifikationsverfahren der Diskriminanzanalyse Modelle zur Schätzung der derzeit im Datenspeicher Wald dokumentierten
Bestandeszieltypen anhand von regionalisierten Standortseigenschaften der Gesamtwaldfläche Brandenburgs entwickelt. Dabei konnten Angaben zum Bestandeszieltyp für
268.796 Rasterpunkte verwendet werden. Für maximale
Stichprobenumfänge innerhalb der zu schätzenden Gruppen wurden die Bestandeszieltypen zunächst nach den
Hauptbaumarten Buche, Eiche (TEi), Kiefer und Sonstige
zusammengefasst. Ausschlaggebend für die Gruppierung
der Bestandeszieltypen war die dominierende Baumart, die
nach der Betriebsregelungsanweisung zur Forteinrichtung
im Landeswald BRA-Brandenburg (LFE 2000) mit mehr als
geschätzt (n)
Buche
tatsächlich
ja
nein
195.081
52.333
78,8
ja
4.983
16.399
76,7
geschätzt (n)
ja
nein
139.594
82.735
62,8
ja
17.969
28.498
61,7
geschätzt (n)
korrekt [%]
nein
ja
nein
64.145
35.384
64,4
ja
41.177
128.090
75,7
Sonstige Baumarten
tatsächlich
korrekt [%]
nein
Kiefer
tatsächlich
korrekt [%]
nein
Eiche
tatsächlich
50 % am Bestandeszieltyp beteiligt ist. Es wird angestrebt
in zukünftigen Auswertungen die Gruppe der sonstigen
Baumarten noch weiter zu unterteilen, was hinsichtlich des
Stichprobenumfangs prinzipiell möglich erscheint. Auch
soll das Verfahren später auf die Nebenbaumarten der Bestandeszieltypen ausgeweitet werden.
Nach Ermittlung der Diskriminanzmodelle wurden in
einem zweiten Schritt für die Fläche ohne Angaben zum
Bestandeszieltyp (807.426 Rasterpunkte) diese bzw. deren
Hauptbaumarten aus den diskriminierenden Standortsparametern geschätzt. Schließlich flossen in einem dritten
Schritt die Daten der Klimaszenarien für die Dekaden
D2055 und D2095 in die Entscheidungsmodelle ein, um erneut Hauptbaumarten der Bestandeszieltypen zu schätzen.
Bei der Wasserhaushaltsmodellierung und Anwendung von
Pedotransferfunktionen wurde bei diesem Schritt einheitlich
ein Bestandesalter von 100 Jahren angenommen. Zudem
erfolgte die Modellierung an jedem Punkt sowohl für einen
Laubbaum- als auch für einen Nadelbaumbestand. Der
Vergleich der ermittelten Zuordnungswahrscheinlichkeiten
für die Bestandeszieltypen bzw. Hauptbaumarten erfolgte
dann ausschließlich für die jeweils passenden Modelltypen
(Laubbaum-Modell: Eiche, Buche, Sonstige Laubbaumarten; Nadelbaummodell: Kiefer, Sonstige Nadelbaumarten).
Als diskriminierende Parameter wurden das Wasserdefizit – berechnet aus AET-PET – sowie die von RIEK et al.
(2013) abgeleiteten Hauptkomponenten des Wärmehaushalts als Kovariaten verwendet. Bei letzteren handelt es
sich um diverse aus täglichen Temperaturangaben berechnete Durchschnittswerte, Über- und Unterschreitungen von
Temperaturschwellenwerten, Wärmesummen usw., die mit
dem Verfahren der Hauptkomponentenanalyse verdichtet
worden waren.
Damit erscheint der Einfluss des Wasser- und Wärmehaushalts hinreichend berücksichtigt. Da die Regionalisierung von
Kennwerten des Nährstoffhaushalts bislang noch nicht erfolgt
ist, wurde dieser vorläufig vereinfacht durch die Nährkraftstufen nach SEA 95 (SCHULZE 2005) berücksichtigt. Die Nährkraft
geschätzt (n)
korrekt [%]
nein
ja
nein
209.470
27.373
88,4
ja
12.695
19.258
60,3
korrekt gesamt [%]
78,6
korrekt gesamt [%]
62,6
korrekt gesamt [%]
71,5
korrekt gesamt [%]
85,1
Tab.5: Vergleich von tatsächlichen und vorhergesagten Gruppenzugehörigkeiten für die Hauptbaumarten Buche, Eiche,
Kiefer und Sonstige in der Dekade D2005
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
der Standorte wurde anhand der Feinbodenformen in Form
von insgesamt 25 rangskalierten Stufen von reich bis arm
(R1, R2, … A4, A5) semiquantitativ parametrisiert.
Mit den Daten der Dekade D2005 wurden insgesamt vier
Diskriminanzanalysen, d. h. für jede Hauptbaumart eine eigenständige Analyse auf der Grundlage der 268.796 Rasterpunkte umfassenden Stichprobe durchgeführt. Die Baumarten Buche, Eiche, Kiefer und Sonstige gehen jeweils
als dichotomisierte Zielvariablen in die Analyse ein. Für
ihre Gruppenzuordnung werden in Abhängigkeit von den
Standortseigenschaften Zuordnungswahrscheinlichkeiten
geschätzt.
4.2 Modellergebnisse und Interpretation
Bei allen Diskriminanzanalysen erwiesen sich das Wasserdefizit AET-PET und die Nährkraftstufe als signifikante Diskriminanzparameter. Von den berücksichtigten Kennwerten
des Wärmehaushaltes besitzen die folgenden drei voneinander stochastisch unabhängigen Kennwerte die höchste
Trennkraft zwischen den Hauptbaumarten und wurden im
finalen Modell als Dekadenmittelwerte berücksichtigt:
1) Temperatursumme bis zum Zeitpunkt 15.04., ermittelt
durch Addition der gewichteten Tagesmitteltemperaturen
> 0 °C ab Jahresbeginn (Gewichtung im Januar mit Faktor
0,5; im Februar mit Faktor 0,75; ab März mit Faktor 1)
2) Minimale Tagesmitteltemperatur in der Nichtvegetationszeit; alternativ: Anzahl „kalter Tage“ (= Tage mit Tagesmitteltemperatur < 10 °C)
3) „Spätfrostsumme“ (= Summe der Tagesminimumtemperaturen aller Tage mit Tagesminimumtemperatur < 0 °C in
den Monaten April und Mai)
Durch das entwickelte Diskriminanzmodell werden aufgrund
der genannten Standortparameter zwischen 62 % und 85 %
der Gruppenzugehörigkeiten korrekt klassifiziert. Bei der
Baumart Eiche ist die Vorhersagegenauigkeit im Vergleich
zu den anderen Baumarten am schlechtesten (Tab. 5). Insgesamt erscheint die Trefferquote aber befriedigend, wenn
berücksichtigt wird, dass der Standort bei der Findung des
Bestandeszieltyps vor Ort nicht das alleinige Entscheidungskriterien darstellt.
Da bei dieser Analyse lineare Diskriminanzmodelle verwendet wurden, kommt es beim Einsatz der szenarischen
Klimadaten teilweise zu ausreißenden Diskriminanzwerten,
27
welche die Gruppenzuordnung dann fraglich erscheinen
lassen. Daher wurde für die Schätzung der Bestandeszieltypen für die Dekaden D2055 und D2095 das Klassifikationsbaumverfahren der CHAID-Analyse (KASS 1980)
verwendet. Bei der Entwicklung des Klassifikationsbaums
gingen die Gruppenzugehörigkeiten aller Punkte der Dekade D2005 und dieselben Prädiktoren wie bei der vorausgegangenen Diskriminanzanalyse ein. Die Modellbewertung
erfolgte durch Kreuzvalidierung.
Die Anwendung der szenarischen Klimadaten wirkt sich
maßgeblich auf die Kennzeichnung des standörtlichen Wasser- und Wärmehaushalts aus und führt zu entsprechend
abweichenden Wahrscheinlichkeiten bei der Gruppenzuordnung. Am Beispiel der Buche zeigt dies Abb.6 vergleichend
für die drei Dekaden. Auffallend ist hier, dass die prozentuale Zuordnungswahrscheinlichkeit für Buche zwischen den
Dekaden D2005 und D2055 regional ansteigt, dann aber
bis zur Dekade 2095 insgesamt sehr deutlich abnimmt.
Die dargestellten Zuordnungswahrscheinlichkeiten an
jedem Rasterpunkt sind im statistischen Sinne als durchschnittliche Bestandeszieltypempfehlung aller in Brandenburg am Entscheidungsprozess beteiligten Akteure zu interpretieren und stehen für deren auf standörtlicher Grundlage
objektiviertes und standardisiertes Erfahrungswissen.
Die Anteile der Bestandeszieltypen mit den Hauptbaumarten Buche, Kiefer, Eiche und Sonstige innerhalb der
Wuchsbezirke sind in Abb. 7 für die Dekaden D2005, D2055
und D2095 vergleichend dargestellt. Für jeden Rasterpunkt
wurde hierbei die Hauptbaumart mit der höchsten Zuordnungswahrscheinlichkeit zugrunde gelegt. Die Quantitäten
sind als vorläufig anzusehen und sollten hier in erster Linie
dazu dienen, die prinzipiellen Möglichkeiten des verwendeten Ansatzes zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen.
Gleichwohl lassen sich aus den vorläufigen Ergebnissen
Trends erkennen, wonach die Buche als Hauptbaumart des
Bestandeszieltyps langfristig flächenmäßig eine geringere
Bedeutung einnehmen wird und dieses vor allem zugunsten
der Hauptbaumart (Trauben-)Eiche. Es ist ausdrücklich zu
betonen, dass hierbei das genetische und physiologische
Anpassungspotenzial der Baumarten möglicherweise nicht
hinreichend berücksichtigt ist, da das entwickelte Entscheidungsmodell ausschließlich auf dem bislang vorliegenden
Wissen zu den Standorts-Leistungsbezügen der Baumarten,
wie sie aktuell bei der Baumartenwahl zugrunde gelegt werden, basiert. Es gilt nun das Wissen über die Anpassungs-
Abb.6: Wahrscheinlichkeit für die Zuordnung von Bestandeszieltypen mit der Hauptbaumart Buche in den Dekaden
D2005, D2055 und D2095 (die Werte von 0 bis 1 entsprechen 0 – 100 % Zuordnungswahrscheinlichkeit)
28
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
fähigkeiten der Baumarten in ausgewählten Gebieten, die
sich für ein Klimamonitoring besonders eignen, zu vertiefen.
Hierzu wurden anhand der Wärmehaushaltskomponenten
bereits Vorschläge unterbreitet (RIEK et al. 2013), die unter
Berücksichtigung der regionalen Ausprägung von Kennwerten zum Wasserhaushalt weiter zu konkretisieren sind.
Darüber hinaus zeigen die vorliegenden Befunde aber
auch, dass es in der Dekade D2095 Flächen geben wird,
die sich für Bestandeszieltypen mit Buchendominanz eignen werden. Die Aufgabe der aktuellen Waldumbauplanung
sollte es daher sein, diese Areale beim Waldumbau mit Buche prioritär zu behandeln.
5 Ausblick
Der Klimawandel hat fundamentale Unsicherheiten bei der
forstlichen Planung zur Folge. Ein transdisziplinärer Ansatz
für die Anpassung lokaler waldbaulicher Entscheidungen an
die derzeit als am wahrscheinlichsten geltenden Klimaszenarien wurde aufgezeigt. Die Herausforderung der Zukunft
wird darin bestehen, einerseits die Regionalisierungsansätze auf eine noch bessere Datengrundlage zu stützen und
zum zweiten die Ergebnisse verstärkt in die Praxis zu integrieren und als festen Bestandteil der nachhaltigen Forstplanung zu etablieren.
Perspektivisch sind in diesem Zusammenhang nachstehende Schritte zielführend:
1) Parametrisierung der Nährstoffverfügbarkeit und Regionalisierung
2) Integration des neu verfügbaren DGM2, welches mit einer Höhenauflösung von +/- 15 cm fundamental verbesserte Genauigkeiten der hier entwickelten maßgeblich
auf Reliefkennwerten basierenden Regionalisierungsmodelle ermöglichen wird
3) Verwendung verbesserter Klimaregionalmodelle sowie
aktualisierter Klimaszenarien
4) Integration aktualisierter Bestandeszieltypen aus dem
Datenspeicher Wald und fortgesetzte Verbesserung des
transdisziplinären Entscheidungsmodells in einem iterativen Prozess
Auf die beständige Ausweisung von Bestandeszieltypen ist
dabei besonderer Wert zu legen, denn über diese fließt das
aktuelle Praxis- und Erfahrungswissen kontinuierlich in den
iterativen Prozess der Modellentwicklung ein. Umgekehrt
werden sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Baumarteneignung im Bestandeszieltypenkatalog niederschlagen. In dieser Form der Rückkopplung sehen die Autoren
in besonderem Maße Möglichkeiten den Forschungs- und
Entwicklungsprozess voranzubringen und praxisrelevante
Handlungs- und Lösungsstrategien für die nachhaltige
Waldnutzung im Klimawandel zu entwickeln.
Darüber hinaus und parallel gilt es, ein Konzept für das
Klimamonitoring weiterzuentwickeln, das der Überwachung
von Reaktionen der Baumarten in klimatischen Extremjahren und auf hinsichtlich ihrer Klimasensitivität besonders exponierten Standorten dient. Bei den Häufigkeitsverteilungen
der AET-PET-Werte der Dekaden D2005 und D2095 zeigte
sich, dass es einen Überlappungsbereich der Merkmalsausprägungen gibt (Abschn.2.4). Hierin besteht die Chance für ein „prognostizierendes Klimamonitoring“, da sich
zukünftige Störungen des Wasserhaushaltes und Adaptionsprozesse in diesen „Weisergebieten“ in situ bereits jetzt
beobachten lassen. Ähnliches wurde auch hinsichtlich der
Kennwerte des Wärmehaushalts beschrieben (RIEK et al.
2013). Das bestehende Monitoring und Versuchsflächendesign stellt daher auch in diesem Zusammenhang weiterhin
ein unverzichtbares Werkzeug der Forstplanung dar.
Zusammenfassend sind in Abb.8 die essentiellen Grundlagen für die Ableitung „dynamischer Bestandeszieltypen“
schematisch illustriert.
Abb.8: Forstliche Planung im Klimawandel als transdisziplinärer Prozess
Abb.7: Anteile der Bestandeszieltypen nach Hauptbaumarten in den forstlichen Wuchsbezirken für die Dekaden D2005,
D2055 und D2095 (die Größe der Tortendiagramme korrespondiert mit der Waldfläche im jeweiligen Wuchsbezirk)
Regionalisierung des Bodenwasserhaushaltes für Klimaszenarien als Grundlage für die forstliche Planung
6 Zusammenfassung
Im vorgestellten Projekt soll ein dynamisches, d. h. den Klima- und Standortswandel auf der Gesamtwaldfläche Brandenburgs berücksichtigendes Planungsinstrument für nachhaltige forstliche Planungsprozesse im Landschaftsmaßstab
entstehen. Hierzu wurde ein Ansatz zur Ableitung der Hauptbaumart von „dynamischen Bestandeszieltypen“ entwickelt.
Grundlage dafür bilden einerseits flächendeckend regionalisierte Standorteigenschaften für die Dekaden 2000 – 2010,
2050 – 2060 und 2090 – 2100 und andererseits aktuell im
Datenspeicher Wald ausgewiesene Bestandeszieltypen, die
mittels eines statistischen Klassifizierungsansatzes miteinander verknüpft werden. In diesem Ansatz verschmelzen
somit wissenschaftliches Wissen in Form von Szenariorechnungen und multivariat-statistischen Regionalisierungsmodellen mit relevantem Praxiswissen, wie es die empirischen
Erkenntnisse zur Baumarteneignung an konkreten Standorten darstellen und im Bestandeszieltyp zum Ausdruck kommen. Der Ansatz kann insofern als Beispiel für eine explizit
transdisziplinäre methodische Herangehensweise an das
vor dem Hintergrund regionaler Klimaveränderungen zunehmend komplexer werdende Problem der nachhaltigen
forstlichen Planung betrachtet werden.
Der vorliegende Beitrag widmet sich in erster Linie den
Ergebnissen zur Veränderung des Wasserhaushalts durch
Klimawandel. Es werden auf der Grundlage von Szenariorechnungen mit dem Regionalmodell WettReg und dem
Wasserhaushaltsmodell TUB-BGR raum-zeitliche Muster
des Wasserdefizits (AET-PET = Differenz von aktueller und
potenzieller Evapotranspiration) präsentiert. Das Wasserdefizit wird demnach bis zum Jahr 2100 regional in unterschiedlichem Ausmaß zunehmen und zu erhöhtem Trockenstress in der Vegetationszeit führen.
Aufbauend auf diesen Befunden werden mögliche Konsequenzen für die Baumartenwahl räumlich differenziert für
die Gesamtwaldfläche auf statistischer Basis quantifiziert.
Im Ergebnis von Diskriminanz- und Klassifikationsbaumanalysen werden Empfehlungswahrscheinlichkeiten für die
Hauptbaumarten von „dynamischen Bestandeszieltypen“
vorgelegt.
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Selbstverlag, S. 66 – 80.
Danksagung
Unser besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Gerd Wessolek,
TU Berlin, für die Beratung beim Einsatz des TUB-BGRWasserhaushaltsmodells und Frau Rea Schneider, HNEE,
für die Erstellung von kartografischen Abbildungen.
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
31
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung
in Brandenburg – (k)ein Problem unter vielen?
JENS SCHRÖDER, NICOLE LINKE, MARTIN GUERICKE – Hochschule für nachhaltige Entwicklung (FH) Eberswalde
1 Einleitung
Im Rahmen des Verbundprojektes „Innovationsnetzwerk
Klimaanpassung Brandenburg-Berlin (INKA-BB)“ wurden
von 2009 – 2014 Anpassungsoptionen an den Klimawandel
für die unterschiedlichen Landnutzungssektoren der Region
Berlin-Brandenburg entwickelt und umgesetzt. Koordiniert
wurde das vom BMBF geförderte Projekt am Zentrum für
Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg. Aufgeteilt in 24 Teilprojekte konzentrierte sich die Arbeit im Süden
Brandenburgs auf die Planungsregion „Lausitz-Spreewald“
und im Norden auf die Planungsregion „Uckermark-Barnim“.
Der regionale Fokus in der Arbeit des Gesamtverbundes
begründet sich in den unterschiedlichen klimatisch-geographischen Gegebenheiten in Brandenburg. Während der
Norden des Bundeslandes generell etwas feuchter und kühler ist, herrschen im Süden tendenziell trockenere und wärmere Bedingungen vor (2010). Wichtige Grundprinzipien
von INKA BB waren die Orientierung auf die Aufbereitung
vorhandenen Wissens und dessen praxisnahe Umsetzung,
ein hohes Maß an Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer
sowie die Partizipation und Vernetzung zwischen Akteuren
aus Wissenschaft und Praxis, zwischen Forschungseinrichtungen, Interessenverbänden und Unternehmen.
Das INKA-BB-Teilprojekt 15 „Adaptation durch zielgerichtete Entwicklung von Mischwäldern“ wurde am Fachbereich
für Wald und Umwelt an der Hochschule für Nachhaltige
Entwicklung Eberswalde geleitet. Sein Oberziel war es,
in Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben der Forstpraxis
Strategien zur Sicherung nachhaltiger Waldbewirtschaftung
unter sich verändernden Klimabedingungen zu erarbeiten,
umzusetzen und erste Ergebnisse abzuleiten. Neben der
Hochschule waren das Thünen Institut für Waldökosysteme
(TI) in Eberswalde, das Landeskompetenzzentrum Forst
Eberswald (LFE) und das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg (ZALF) als Projektpartner
in das wissenschaftliche Netzwerk involviert (GUERICKE et al.
2010). Inhaltlich wurde im Projekt auf zwei Ebenen gearbeitet: Zum einen wurden mit regionalem Fokus die Folgen des
Klimawandels in Form von Risikokarten und Soll-Ist-Vergleichen auf Betriebsebene sichtbar gemacht, zum anderen
dienten lokale Versuchsflächen (Demonstrationsflächen)
der beispielhaften Erarbeitung konkreter waldbaulicher
Handlungsoptionen. Auf beiden Ebenen kamen Simulations- und Prognoseprogramme zur Wirkungsabschätzung
der empfohlenen Maßnahmen zur Anwendung.
Darüber hinaus spielte der Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerkarbeit mit anderen Teilprojekten des Verbundes eine große Rolle im Teilprojekt.
2 Mögliche Folgen des Klimawandels
im Untersuchungsgebiet
Bereits während der vergangenen Jahrzehnte haben sich
die Witterungsverhältnisse in Brandenburg nachweisbar
verändert. Beispielhaft sind in Abb. 1 die Zeitreihen der jährlichen Niederschlagssummen und Temperaturmitteln nach
den Aufzeichnungen dreier Klimastationen in Brandenburg
dargestellt. Den ansteigenden Mitteltemperaturen stehen
demnach relativ gleich bleibende Jahresniederschläge
gegenüber, was bereits für die jüngere Vergangenheit auf
zunehmende Probleme bei der Wasserversorgung für die
Wälder hindeutet.
Abb. 1: Jahreswerte der Witterung an drei Klimastationen
in Süd- (Lieberose), Nord- (Friedrichswalde) und Mittelbrandenburg (Potsdam) 1951 – 2009 (Quelle: DWD)
Von den sich abzeichnenden Klimaänderungen in den kommenden Jahrzehnten und ihren regionalen Folgen werden
das nordostdeutsche Tiefland und hier speziell die Bundesländer Berlin und Brandenburg besonders stark betroffen
sein. So zählt Brandenburg mit einem durchschnittlichen
Jahresniederschlag von 600 mm und Durchschnittstemperaturen zwischen 7,8 °C und 9,5 °C bereits jetzt zu den
trockensten Regionen Deutschlands (LISCHEID 2010). Zudem herrschen in vielen Teilen des Bundeslandes sandige
Böden mit geringer Wasserspeicherfähigkeit vor. Regionale
Projektionen von Szenarien, die mit Hilfe von Klimamodellen errechnet wurden, lassen eine weitere Verschärfung der
klimatischen Rahmenbedingungen erwarten (GERSTENGARBE et al. 2003, LUA 2010). Neben dem Anstieg der Durch-
32
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
schnittstemperaturen um mindestens 2 Grad bis Mitte des
Jahrhunderts wird auch eine merkliche Verschiebung der
Niederschlagsmengen vom Sommer- in das Winterhalbjahr
hinein erwartet. Die Vegetationsperiode wird sich um weitere
2 – 3 Wochen verlängern. Zudem werden demnach häufiger
Witterungsextreme wie Hitzewellen in Verbindung mit Dürreperioden oder Starkregenereignisse eintreten (MEISER et
al. 2013). Diese Annahmen zur regionalen Klimaentwicklung in Brandenburg / Berlin basieren auf dem Modell STAR
II des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung nach dem
globalen Szenario A1B bzw. dem Repräsentativen Konzentrationspfad 8,5 (RCP 8.5; NAKIĆENOVIĆ und SWART 2000, VAN
VUUREN et al. 2011). Die Zunahme von Extremereignissen
muss insofern berücksichtigt werden, als sie wesentlich größeren Einfluss auf die Vitalität und Baumwachstum haben
können als sich langsam ändernde, mittlere Bedingungen
(GRUNDMANN 2009).
Unter den sich ändernden Klimabedingungen und der
infolgedessen zunehmenden Konkurrenz um die Ressource Wasser gerät das Ökosystem Wald stärker als bislang
unter Stress, speziell nach mehreren ungünstigen, das
heißt niederschlagsdefizitären Jahren. Die waldbaulichen
Spielräume, die in Brandenburg allein schon standörtlich
bedingt sehr eng sind, werden in Folge abnehmender Vitalität, damit einhergehender Zuwachsdepressionen und
erhöhter Mortalität zusätzlich eingeengt. Wälder sind auf
Grund ihrer langen Lebens- und Produktionszeiten in besonderem Ausmaß von Klimaänderungen betroffen (BOLTE
und DEGEN 2010). Die auf großen Flächen in Brandenburg
vorhandenen Kiefernreinbestände sind a priori als relativ
labil gegenüber witterungsbedingten Einflüssen und den
damit verbundenen Gefährdungen (Insektenkalamitäten,
Dürreperioden usw.) einzustufen (MÖLLER 2007). So führten
bereits in der Vergangenheit in den großen Kiefernreinbeständen Massenvermehrungen von Kiefernschadinsekten
zu großflächigen Waldverlusten (u. a. SCHÖNFELD 2007, GRÄBER 2013). Seit 2010 steigt in Brandenburg landesweit die
Gefährdung der Kiefernbestände durch Massenvermehrungen von Kiefernspinner, Kiefernspanner und Nonne wieder an (MIL 2011). Auch Laubbäume werden zunehmend
von pilzlichen Schaderregern wie dem Eschentriebsterben
oder Schadinsekten wie dem Eichenprozessionsspinner
bedroht. Nach Berechnungen des „Fire Weather Index“
(FLECK und MEESENBURG 2013) zeichnet sich außerdem ein
deutlicher Anstieg des Waldbrandrisikos ab, insbesondere
in Nordostdeutschland. Für die Region wird eine Zunahme
des Waldbrandrisikos von etwa 20 kritischen Tagen im Jahr
2010 auf 50 Tage im Jahr 2070 vorhergesagt.
Neben den ökologischen Folgen sind auch die ökonomischen Effekte des Klimawandels auf die Forstwirtschaft
zu beachten. Nach globalen Szenariorechnungen (PEREZGARCIA et al. 2002) werden bis zum Jahr 2040 allgemein
schwach positive „Wohlfahrtseffekte“, basierend auf den
kumulativen Effekten eines höheren Holzzuwachses, größeren Erntemengen sowie daraus resultierender Preisanpassungen erwartet. Regionale Studien in Brandenburg
ergeben bis zum Jahr 2050 einen Anstieg der Biomasseproduktion in Folge des CO2- und Temperatureffektes (JOCHHEIM
et al. 2009). Erst danach (bis zum Jahr 2100) ist mit Produktivitätseinbußen zu rechnen. LASCH et al. (2002) schätzen,
dass die Produktivität der brandenburgischen Wälder langfristig, d. h. in den nächsten 110 Jahren, abnimmt und die
Biomasse je Hektar, je nachdem wie die Forstwirtschaft auf
den Wandel reagiert, auf durchschnittlich 53 % bis 67 % ge-
genüber heute zurückgeht. Auf Grund der Veränderungen
des Klimas und im Waldbestand selbst wird zudem auch
eine um 33 % bis 37 % verminderte Grundwasseranreicherung erwartet, woraus sich Konsequenzen für die Wasserversorgung, insbesondere des Ballungsraums Berlin, ergeben können.
3 Praxispartner und Fragestellungen
Die skizzierten Konsequenzen der anzunehmenden klimatischen Veränderungen zeigen, dass neben den unmittelbaren Produktionsverlusten auch die Gemeinwohlleistungen
des Ökosystems Wald grundsätzlich gefährdet sind. Es wird
aber auch deutlich, dass die möglichen Auswirkungen des
Klimawandels in ihrer Intensität und Tragweite durch die
forstliche Praxis in erheblichem Maße beeinflusst werden
können. Für Forstpraktiker ist – bei aller Akzeptanz neuer Forschungsansätze – entscheidend, welche Maßnahmen mit ihren jeweils verfügbaren Ressourcen und ihren
standörtlich-waldbaulichen Spielräumen durchführbar sind.
Neben der Forderung nach stabilen politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen für die zukünftige Waldbewirtschaftung werden immer auch praktische und für die
jeweilige Region aussagefähige Beispiele nachgefragt, die
belegen, dass ökologisch nachhaltiges Handeln im Wald
sich auch ökonomisch lohnen kann. Das Projekt INKA BB
setzte hier an, indem adaptive Maßnahmen auf der Ebene
der Forstbetriebe und gemeinsam mit der forstlichen Praxis
zur Umsetzung gebracht und konkrete Schlussfolgerungen
für die zukünftige Waldbewirtschaftung gezogen wurden.
Bei der Planung und Umsetzung des Projektes wurde
wegen dieser Rahmenbedingungen darauf geachtet, Praxispartner mit unterschiedlichen ökonomischen Voraussetzungen bzw. Zielsetzungen zu integrieren In beiden
Planungsregionen konnte eine Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben aus dem Landes-, Kommunal- und Privatwald
realisiert werden (Abb. 2 und Tab. 1). Bei der Wahl geeigneter Anpassungsstrategien waren deshalb neben den unterschiedlichen standörtlichen Voraussetzungen auch die
ökonomischen Rahmenbedingungen des jeweiligen Part-
Abb. 2: Standorte der Praxispartner des Teilprojekts 15 im
Verbund „INKA BB“ (Grafik: U. Heinrich, ZALF)
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
nerbetriebes sowie die gesellschaftlichen Ansprüche der
lokalen Bevölkerung an den Wald zu berücksichtigen. In
engem Zusammenhang zu diesen Rahmenbedingungen
stehen die spezifischen Ziele der einzelnen Betriebe, die
zu Beginn der gemeinsamen Arbeit in die Formulierung
der Forschungsfragen bzw. Handlungsoptionen eingingen.
Der Komplex „Standortsverhältnisse – ökonomische Rahmenbedingungen – waldbauliche Ziele“ beeinflusste daher,
welche Bestände beziehungsweise welche waldbaulichen
Ausgangsbedingungen vom einzelnen Partnerbetrieb als
prioritär für Anpassungsmaßnahmen angesehen wurde und
wird und welche Mittel der Betrieb für entsprechende Optionen aufzuwenden bereit ist. Auf den gemeinsam eingerichteten „Demonstrationsflächen“ sind diese Fragen umgesetzt in dem Sinne, dass der entsprechende Waldbestand
in seiner Struktur und seinem Entwicklungsstand ein für den
Partnerbetrieb jeweils prägendes, in den Überlegungen zur
Klimawandelanpassung relevantes Problem widerspiegelt
und erste Ansätze zu seiner Lösung während der Projektlaufzeit umgesetzt wurden.
Die Betriebe „Stiftung August Bier für Ökologie und Medizin“ (Forstbetrieb Sauen) und „Stift Neuzelle“ liegen im
Osten Brandenburgs und dienten vor allem der Sammlung
zusätzlicher Daten zur Kalibrierung von Simulationsmodellen. Die konkreten Betriebe mit ihren spezifischen Fragestellungen sind in Tab. 1 dargestellt.
4 Umsetzungsbeispiele
Im Folgenden wird die praktische Umsetzung der Abfolge
von der Problemdefinition über die Anlage der Demonstrationsflächen bis hin zu ersten Auswertungen und Schlussfolgerungen für die einzelnen Praxispartner dargestellt. Naturgemäß konnten in der kurzen zur Verfügung stehenden
Zeit nur zum Teil aussagekräftige Ergebnisse aus den Versuchsflächendaten abgeleitet werden. Mindestens genauso
wichtig sind jedoch die methodischen Erkenntnisse, die in
diesem Prozess mit allen dabei festgestellten Vorteilen wie
Defiziten gewonnen werden konnten.
4.1 Landeswald-Oberförsterei Chorin,
Revier Schönholz1
Die Landschaft der Oberförsterei Chorin ist geprägt durch
eiszeitliche Ablagerungen aus dem mecklenburgischen Stadium der Weichselvereisung. Für die Waldbewirtschaftung
liegt ein breites Spektrum von Waldstandorten vor. Auf den
Endmoränen und den lehmhaltigen Grundmoränen gibt
es nährstoffreiche Böden, auf den die Rot-Buchen- und
Trauben-Eichen-Wälder dominieren. Durchschnittlich nährstoffreiche Böden sind auf den Sanderflächen anzutreffen.
Hier dominieren die Kiefernwälder. Auch arme Sandstandorte kommen vor. In den wasserbeeinflussten Niederungen
sind Erlenstandorte typisch und landschaftsprägend.
Verlängerungen der Vegetationsperiode um bis zu 20
Tage (vor allem durch früheren Beginn) sind bereits nachweisbar, ebenso witterungsbedingte Schäden (HAGGENMÜLLER und LUTHARDT 2009, LUFT, pers. Mitt. 2010, LÖFFLER
2011). So ereigneten sich beispielsweise im Jahr 2006 infolge eines sehr trockenen Frühjahrs auf 16 Hektar großflächig
Waldbrände. Vermehrte Insektenkalamitäten, wie die Massenvermehrung der Nonne (Lymantria monacha L.) 2003
in der Schorfheide werden als Klimawandelfolge befürchtet. Als geeignete Anpassungsstrategie wird das verstärkte
Schaffen von Vielfalt angesehen. Entsprechende Maßnahmen befinden sich im Gebiet der Oberförsterei bereits in der
Umsetzung. Außerdem erfolgt eine verstärkte Fokussierung
auf Wiedervernässungsprojekte.
Praxispartner
Eigentumsform
Leitthema der Zusammenarbeit
Oberförsterei Chorin, Revier
Schönholz
Landeswald
Waldbauliche Steuerung des Übergangs von
Rot-Buche aus Unterstand in den Hauptbestand
Oberförsterei Peitz, Reviere
Preilack und Kleinsee
Landeswald
Stabilisierung und Strukturierung von Kiefernreinbeständen durch Z-Baum-orientierte Behandlungskonzepte
Stadtwald Eberswalde
Kommunalwald
Umbau instabiler Kiefernreinbestände durch Einbringung standortgerechter allochthoner Baumarten am
Beispiel der Rot-Eiche
Stadtwald Lieberose
Kommunalwald
Nutzung natürlicher Verjüngungspotentiale zur
Vergrößerung der Baumartenvielfalt in Kiefernwäldern
Märkische Wald Energie
GmbH
Privatwald
Umbau instabiler Kiefernreinbestände durch Einbringung standortgerechter allochthoner Baumarten am
Beispiel der Rot-Eiche
Stiftung „August Bier“
(Forstbetrieb Sauen)
Privatwald (Wald einer Stiftung
öffentlichen Rechts)
Waldbauliche Steuerung des Übergangs von
Rot-Buche aus Unterstand in den Hauptbestand
Stiftung „Stift Neuzelle“
Privatwald (Wald einer Stiftung
öffentlichen Rechts)
Bewirtschaftung von Eichen-Kiefern-Mischbeständen
unter subkontinentalen Standortsbedingungen
Tab. 1: Partnerbetriebe des Teilprojekts 15 im Verbund „INKA BB“
1
33
Bis 2012 gehörte die Demonstrationsfläche zum Revier Eberswalde.
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
34
Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit mit INKA BB steht die
weitere Behandlung des bisherigen Buchenunterbaus.
Ende 2011 erfolgte die Entnahme von bisher die Schirmschicht bildenden Kiefern. Diese erfolgte auf der Parzelle
1 nach dem Prinzip der mäßigen Hochdurchforstung nach
Gesichtspunkten der Ertrags- und Qualitätsentwicklung. Auf
der Parzelle 2 wurden alle Kiefern entnommen (Abb. 3). In
der Buchenschicht wurden Auslesebäume ausgewählt und
mit markiert, die hochdurchforstungsartig begünstigt wurden. Auf der Versuchsparzelle des LFE soll im Vergleich
die Entwicklung des Bestandes bei Beibehaltung der Kiefer
im Schirm und stufenweiser Auflockerung beobachtet werden.
Waldbauliche Planung
Die nährstoffreicheren End- und Grundmoränenstandorte
werden durch Laub- und Laubmischwaldbestände geprägt,
die erhalten und in Vielfalt und Größe möglichst noch erweitert werden sollen. Hier stehen die pflegliche Behandlung in
Richtung hoher Einzelbaum- und Bestandesstabilität sowie
die erfolgreiche Naturverjüngung der Rot-Buche und der
Edellaubholzarten Berg-Ahorn und Ulme sowie der Eiche
im Mittelpunkt. Auf den Finowtaler Talsandterassen wird
Kiefernverjüngung betrieben, die seit Beginn der 1990er
Jahren kein waldbaulicher Schwerpunkt mehr war. Verstärkt
wird jedoch wieder eine Enttabuisierung und Akzeptanz der
Kiefernverjüngung wahrgenommen. Auf Grund der Stadtnähe zu Eberswalde ist etwa ein Drittel der Oberförstereiflächen als Erholungswald ausgewiesen. Ein generelles Problem für den Waldbau, speziell den Waldumbau, stellt der
Wildverbiss durch die sehr hohen Besatzdichten dar.
Zusammenarbeit mit INKA BB
Bei der Zusammenarbeit zwischen der Oberförsterei Chorin und INKA BB stehen waldbaulich-methodische Fragen
im Vordergrund. Die für die Behandlung der Demonstrationsfläche entscheidende Frage betrifft den Umgang mit
älteren Waldumbaustadien. Im Detail geht es darum, wann
der richtige Zeitpunkt für die Entnahme des älteren Schirmbestands gegeben ist und wie die Behandlung der in den
Hauptbestand rückenden zweiten Schicht zu gestalten ist,
um stabile und leistungsfähige Bestände zu entwickeln.
Der Bestand der Demonstrationsfläche „EW45“ in der Abteilung 45 des Revieres Schönholz wurde 1904 mit Kiefer
begründet, 1938 erfolgte ein Unterbau mit Rot-Buche. Nach
mehreren Eingriffen in den Buchenunterbau wurde die Fläche von 1964 – 1990 nicht weiter bewirtschaftet, da sie in
der Sperrzone im Gebiet eines russischen Schießplatzes
lag. Erst 1977 erfolgte die erste Forsteinrichtung für diese
Fläche.
Abb. 3: Ansicht der Demonstrationsfläche EW45 von
Osten. Rechts die Parzelle 2 nach Entnahme des Kiefernschirms 2011 (Grafik: BWINPro).
Ergebnisse
Die Datenaufnahme auf den beiden Versuchsparzellen hat
gezeigt, dass die Unterbauschicht in ihrem Wachstum gehemmt ist, vor allem hinsichtlich der BHD-Entwicklung. Nach
dem Mitteldurchmesser ergibt sich eine relative Bonität von
2,5 (Oberhöhe 26 m im Alter 100), nach der Oberhöhe sind
die Werte 0,5 bzw. 34 m im Alter 100 (DITTMAR et al. 1986).
Die ertragskundlichen Kennwerte enthält Tab. 2.
Art
Alter
N/ha
d100
h100
dg [cm]
hg [m]
G/ha [m²]
Vfm [m³]
GKI
107
165
47,7
34,1
42
32,4
22,8
321
RBU
71
526
30,8
29,4
19,8
23,4
16,2
194
Tab. 2: Bestandeskennwerte der Demonstrationsfläche EW45 auf Basis der Parzelle 2, Stand 01.01.2012 (Gesamtbestand vor Entnahme der Kiefernschicht und Durchforstung der Buche)
N = Stückzahl, d100 = Oberdurchmesser (Grundflächenmitteldurchmesser der 100 stärksten Stämme je ha), h100 = Oberhöhe (Wert für
d100 aus der Bestandeshöhenkurve), dg = Grundflächenmitteldurchmesser, hg = Mittelhöhe (Wert für dg aus der Bestandeshöhenkurve),
G = Grundfläche, Vfm = Vorratsfestmeter
JRB [mm] des dg-Stammes
4,0
GKI
3,5
RBU
ET GKI 1,0
ET RBU 1,0
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
1915
1920
1925
1930
1935
1940
1945
1950
1955
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
2010
2015
Abb. 4: Verlauf der Jahrringbreiten bezogen auf den Mitteldurchmesser für Kiefer (GKI) und Rot-Buche (RBU) auf EW45.
Zum Vergleich sind die Ertragstafelverläufe für die erste Bonität dargestellt (LEMBCKE et al. 1975 für GKI und DITTMAR et al.
1986 für RBU).
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
Die Entwicklung der beiden Bestandesschichten lässt sich
an den Jahrringbreiten ablesen, die als mittlere Verläufe aus
dendrochronologischen Auswertungen der Bohrkerne von
je 25 Bäumen auf Parzelle 2 bezogen auf die Mitteldurchmesser der beiden Baumarten in Abb. 4 dargestellt sind.
Während die Baumart Kiefer mehr oder weniger konstant
am Ertragstafelverlauf entlang wächst, zeigt die Buche eine
zögerliche Annäherung an die Ertragstafel (die jedoch, da
sie für Buchenreinbestände entwickelt wurde, nur begrenzt
vergleichbar ist).
Schlussfolgerungen / Ausblick
Die langfristige Schirmstellung der Buche unter Kiefer ist
in den waldbaulichen Leitlinien des Landes Brandenburg
(MLUR 2004) keine relevante Option. Als Erbe historischer
Anstrengungen zum Waldumbau und zur Ertragsoptimierung sind ähnliche Bestände jedoch immer wieder anzutreffen. Für deren zukünftige Behandlung wird interessant
sein, wie stark die freigestellte Rot-Buche auf Parzelle 2 im
Wachstum auf die verstärkte Ressourcenzufuhr reagiert.
Wichtig sind ebenso mögliche Schäden an den plötzlich
in vollem Licht stehenden Bäumen wie Rindenbrand, aber
auch Schaft- und Kronenschäden durch Winddruck oder
Schnee. In der Bilanz wird sich zeigen, ob die komplette
Freistellung die erhoffte Wuchsbeschleunigung sowie das
Entstehen stabiler, großkroniger Buchen tatsächlich gefördert hat. Mit Blick auf die Holznutzung ist die Entwertung
der Kiefern durch den Baumschwamm Phellinus pini zu
verfolgen. Bei der Entnahme Ende 2011 waren nur sehr
wenige Bäume davon betroffen2.
Waldbaulich sollte man sich auf die gekennzeichneten
Auslesebäume konzentrieren, deren ungehinderte Kronenentwicklung zu fördern ist. Der Vergleich mit der Buchen-Entwicklung mit Kiefernschirm ist mittelfristig möglich,
bis der Oberstand in 10 – 20 Jahren auch auf Parzelle 1
geräumt ist. Langfristig sollte im Vergleich der beiden Parzellen beobachtet werden, welche Verjüngungsdynamik
sich eventuell in den oder an den Rändern der Parzellen
einstellt. Die Schirmräumung in Verbindung mit der hiebsschadensbedingten Auflichtung der Buche in Parzelle 2
könnte dazu führen, dass sich hier durch das natürliche
Aufkommen anderer Baumarten auf Grund des größeren
Ressourcenangebots eher ein Trend in Richtung Mischbestand einstellt als in der dichteren Parzelle 1.
4.2 Landeswaldoberförsterei Peitz,
Reviere Großsee und Preilack
Hauptbaumart der Oberförsterei in der Niederlausitz im
Südosten Brandenburgs ist die Kiefer, durch kontinuierlichen Waldumbau wird jedoch seit mehr als zwei Jahrzehnten der Anteil an Laub- und Mischwald erhöht. Nördlich angrenzend befindet sich der Truppenübungsplatz
Lieberose. Eine Besonderheit und landesweit bekannt sind
auch die „Tauerschen Eichen“, ein Eichenwaldrefugium mit
ausgedehnten naturnahen Trauben-Eichen-und TraubenEichen-Kiefern-Wäldern. Im Bereich der Oberförsterei zeigt
1
35
sich eine besondere Art der Gefährdung von Waldflächen
durch Klimawandel: In der Region war der Bau eines 1.300
ha großen Solarkraftwerks (als Erweiterung eines bereits
bestehenden Photovoltaik-Geländes von etwa 580 ha) geplant, wozu rund 600 ha bestockte Waldfläche vernichtet
werden sollten. Auf Grund starken Widerstands engagierter
lokaler Forstleute und Naturschützer steht das Vorhaben
mit heutigem Stand (Ende 2013) nicht mehr unmittelbar vor
der Realisierung.
Waldbauliche Planung
Die Oberförsterei ist durch eine weite Verbreitung von
gleichaltrigen homogenen Kiefernreinbeständen gekennzeichnet. Als waldbauliche Behandlungsmethode in Jungbeständen ist das Z-Baum-Verfahren etabliert (DITTMAR 1991,
MLUR 2004). Dabei werden 20 – 40 Z-Bäume ausgewählt
und auf eine Höhe bis zu sechs Metern geastet. Zusätzlich
werden 60 – 80 Auslesebäume ausgewählt, die ebenfalls
besonders herausgepflegt, jedoch nicht geastet werden.
Dies wird als „Z-A-Konzept“ bezeichnet. Die Hauptkriterien
der Z-Baum-Auswahl sind Vitalität, Qualität und Verteilung
im Bestand, die Auswahl trifft somit nicht zwangsläufig die
stärksten Bestandesmitglieder. Die Behandlung nach dem
Z-A-Konzept soll zum einen durch die geasteten Z-Bäume
ein Sortiment hoher Qualität erzeugen. Zum anderen sollen
dadurch, dass die besonders wüchsigen Z-Bäume zeitiger
aus dem langsamer wachsenden Restbestand entnommen
werden können, Ansatzpunkte für eine Diversifizierung der
horizontalen Waldstruktur entstehen. Dort könnten aktive
Verjüngungsmaßnahmen zum Beispiel zur Einbringung von
Laubholz erfolgen, außerdem kann sich Naturverjüngung
leichter etablieren und entwickeln.
Zusammenarbeit mit INKA BB
Als Untersuchungsansatz wurde die Erfassung der Freistellungseffekte bei unterschiedlicher Standortnährkraft und
verschiedener Freistellungsstärke formuliert. Die Quantifizierung erfolgte auf Grundlage von Bohrkernen aus Kiefern,
die seit fünf Jahren in unterschiedlichen Konstellationen
wachsen (freigestellte Z Bäume und nicht freigestellte „Vergleichsbäume“ mit ähnlichem BHD), und deren Auswertung
hinsichtlich der mittleren sowie baumindividuellen der Radialzuwächse unter Berücksichtigung der konkreten Konkurrenzsituation. Dazu sind in den Untersuchungsbeständen Probekreise mit festen und variablen Radien um die
Z-Bäume angelegt und Aufnahmen von BHD und Höhe an
den „Vergleichsbäumen“ durchgeführt worden. Für die Untersuchungen wurden zwei Kiefern-Jungbestände im Alter
von etwa 30 – 35 Jahren ausgewählt, beide mit fünf Jahre
zurückliegender Freistellung (Abb. 5). Die Datengrundlage
fasst Tab. 3 zusammen.
a) Revier Preilack, Teilfläche 4211 a5 (PR4211)
Die Fläche befindet sich auf einem ziemlich nährstoffarmen, relativ trockenen (Z2-) Standort, im Bestand ist
eine deutliche Differenzierung im Brusthöhendurchmesser der Bäume zu beobachten. Im Jahr 2006 erfolgte
eine starke Freistellung der Z-Bäume. Neben 49 Z-Bäu-
Auf der Demonstrationsfläche im Forst Sauen, wo die Kiefern gut 30 Jahre älter waren, wiesen jedoch mehr als die
Hälfte aller Bäume im Erdstammstück Fäuleschäden auf.
36
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
men auf der gesamten Fläche wurden 25 Vergleichsbäume ohne Freistellung untersucht.
b) Revier Kleinsee, Teilfläche 128 a1 (KS128)
Die Fläche im Revier Kleinsee befindet sich auf einem
M2-Standort. Dementsprechend sind hier auch bessere
Wuchsleistungen und Qualitäten als in Preilack zu erkennen. Das Z-A-Konzept wurde auf der Fläche zwar
konsequent umgesetzt, die Stammzahl liegt bei diesem Bestand aber noch relativ hoch, vor allem weil die
Freistellung deutlich schwächer erfolgte als im Revier
Preilack. Im Herbst 2012 wurden deswegen die Z-BaumFreistellung vergrößert, die Auswahl der Auslesebäume
überprüft und auch letztere stärker freigestellt. In die
Analysen gingen 32 Z- und 25 Vergleichsbäume ein.
Ergebnisse
Zur Bestimmung der Zuwachsreaktion auf die Durchforstung
2006 erfolgte an allen untersuchten Z- und Vergleichsbäumen die Entnahme von Bohrkernen, an denen die Jahrringbreiten gemessen wurden. Die Konkurrenzsituation der ZBäume ließ sich durch Messung der Stammfußpositionen
aller Bäume in Probekreisen mit dem festen Radius von
5,64 m (= 100 m²) erfassen. Für die Quantifizierung der Konkurrenz kamen ein abstandsbasierte und ein abstandsunabhängiger Index auf Basis der Stammquerschnittsflächen
auf Brusthöhe zur Anwendung (HEGYI 1974). Zwischen den
mittleren Jahrringbreiten der begünstigten Z- und der nicht
begünstigten Vergleichsbäume bestehen nur auf der Fläche
in Preilack signifikante Unterschiede (Abb. 7). In Kleinsee
war die Freistellung der Z-Bäume 2006 noch zu gering, um
nachweisbar höhere Durchmessersteigerungen bei den
Z-Bäumen im Vergleich zu nicht begünstigten Bäumen zu
erzielen. Der Unterschied im „Zuwachssprung“ zwischen
den beiden Untersuchungsflächen kann auch so interpre-
tiert werden, dass die Konkurrenz vor allem um Wasser und
Nährstoffe in Preilack auf dem schwächeren Standort schärfer ist als in Kleinsee. Dort sind Lehmunterlagerungen zu
vermuten, die Ressourcen für ein ansprechendes Wachstum sind deswegen auch bei höherer Bestandesdichte zumindest für die untersuchten dominanten Bäume in ausreichendem Maß vorhanden.
Schlussfolgerungen / Ausblick
Die stärkere Differenzierung der Bäume auf der schwächeren Fläche in Preilack belegt, dass die stärkere Freistellung 2006 die Z-Bäume bereits wirksamer begünstigt
hat als in Kleinsee. Ein erster Vergleich der noch nicht abgeschlossenen Szenariorechnungen mit BWINPro zeigt,
dass der flächenhafte Volumenzuwachs je Hektar ohne die
Z-Baum-Freistellungen höher läge, dass dann aber das
BHD-Wachstum der vorherrschenden Bäume gebremster
verlaufen wäre.
Der Mehrzuwachs im Brusthöhendurchmesser, der durch
die Freistellung bei den Z-Bäumen im Vergleich zu gleich
starken Bäumen ohne Begünstigung seit 2006 entstanden
ist, beläuft sich in Preilack auf insgesamt etwa 0,55 mm. In
den fünf Jahren nach der Durchforstung haben die Z-Bäume etwa 60 % mehr Radialzuwachs im Vergleich zu den
fünf Jahren davor geleistet, bei den Vergleichsbäumen liegt
dieser Wert bei rund 15 %. Die Absenkung der Stammzahl
auf der Gesamtfläche hat also auch den herrschenden Bestand insgesamt gefördert. In Kleinsee lagen beide Untersuchungskollektive etwa gleichauf.
Die örtlichen Wirtschafter streben an, bei möglichst konstanter Kronenansatzhöhe die Kronen der Z-Bäume optimal
zu entwickeln, um ein Maximum an Holzzuwachs zu erzielen. Ob dieser Ansatz erfolgreich ist, sollte durch wiederholte Messungen des Kronenansatzes der Z-Bäume geprüft
werden. Bereits heute lässt sich jedoch sagen, dass erneu-
Abb. 5: Die Versuchsbestände in der Oberförsterei Peitz: Teilfläche 4211 a5 im Revier Preilack (links) und Teilfläche 128
a1 im Revier Kleinsee (rechts).
Revier + Abt.
Alter [a]
N/ha
Standort
dg [cm]
hg [m]
Bon.
Vfm [m³/ha]
Kleinsee 128*
31
3200
M2
13
15,1
-0,5
174
21,5
17,9
11
10,9
2,1
105
18,3
13,6
Z-Bäume
Preilack 4211
Z-Bäume
25
36
4000
30
Z2
Tab. 3: Kennwerte der Demonstrationsflächen in der Oberförsterei Peitz (Stand 01.01.2012)
* Die erste Zeile enthält jeweils die Angaben für den Gesamtbestand, die zweite die für die Z-Bäume. Bon. = relative Bonität nach
Bezugsertragstafel: LEMBCKE et al. (1975)
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
te und (im Fall Kleinsee) deutlich stärkere Entnahmen von
Bedrängern nötig wären, um den Beginn der grünen Krone
auf dem Zielwert von rund einem Drittel der angestrebten
Endhöhe des Baumes „festzuhalten“. Der Zuwachs des Einzelbaums ist bei den Z-Bäumen beider Flächen, also auch
bei der stärkeren Freistellung in Preilack, von der Konkurrenz durch die Nachbarn abhängig: Dimensionsbereinigt ergaben sich statistisch bedeutsame Korrelationen zwischen
den Konkurrenzindizes und der mittleren Jahrringbreite fünf
Jahre nach der Durchforstung. Das deutet darauf hin, dass
bei der Wuchsbeschleunigung noch ein gewisser Spielraum
nach oben besteht, dass also noch stärkere Bedrängerentnahmen zu noch höheren Radialzuwächse führen. Zu beachten ist hier jedoch die mit dem Alter deutlich nachlassende Reaktionsfähigkeit der Kiefer, wie sie z. B. STÄHR und
HAINKE (2009) beschreiben.
37
4.3 Stadtwald Eberswalde
Waldbauliche Planung
Aus ihrer Lage und Entstehung heraus verfügt der rund
1.800 ha umfassende Waldbesitz der Stadt Eberswalde
über relativ gute standörtliche Voraussetzungen. Geologisch ist das Gebiet geprägt durch die letzte Eiszeit in Form
der Weichselvereisung. Nördlich des Eberswalder Urstromtales befinden sich ausgedehnte Sanderflächen, die teilweise durch Schmelzwasserabflüsse bis auf Grundmoränenschichten abgeschwemmt wurden. Im südlichen Bereich
überwiegen Endmoräneneinflüsse mit kräftigen Laubholzstandorten. Aufgrund der Baumartenzusammensetzung und
der guten standörtlichen Voraussetzungen im Stadtwald hat
sich Eberswalde frühzeitig mit dem Waldumbauprogramm
des Landes Brandenburg identifiziert. Dies und die Aner-
Abb. 6: Schematische Darstellung eines Ausschnitts der Demonstrationsfläche PR4211 mit BWINPro. Links: Zustand vor
dem Pflegeeingriff, rechts: nach dem Eingriff zur Förderung der Z-Bäume. Sichtbar sind die waagerechten Rückelinien
und die durch die Freistellung der hellgrün hervorgehobenen Z-Bäume entstandenen Freiräume.
Jahrringbreiten [mm] PR 4211
6
Jahrringbreiten [mm] KS 128
6
Z-B äume
Vergleich
5
5
4
4
3
3
2
2
1
1
0
0
1980
1990
2000
2010
Z-B äume
Vergleich
1980
1990
2000
2010
Abb. 7: Vergleich der Jahrringentwicklung auf den Flächen in den Revieren Preilack (links) und Kleinsee für die untersuchten Z-Bäume (Z-B.) und Vergleichsbäume (V-B.). Der Zeitpunkt des Pflegeingriffs ist durch eine senkrechte durchbrochene Linie gekennzeichnet.
38
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
kennung der Schutz-und Erholungsfunktion der Wälder für
die Eberswalder Bevölkerung bestimmen die Ausrichtung
der Bewirtschaftungsgrundsätze. Im Wesentlichen schlägt
sich das in der Fortführung des Waldumbaus zu laubbaumdominierten Beständen, der Erhöhung der Attraktivität der
Waldflächen für die örtliche Bevölkerung, in Schutz und
Pflege besonderer Waldstandorte sowie in der Öffentlichkeitsarbeit und der Vernetzung mit Lehre und Forschung
am Hochschulstandort Eberswalde nieder.
Zusammenarbeit mit INKA BB
Thema der Zusammenarbeit zwischen dem Stadtwald
Eberswalde und INKA BB ist der Anbau und die Bewirtschaftung von Rot-Eiche (Quercus rubra). Diese nichtheimische
Art ist auf mehreren Flächen des Stadtwaldes bereits in höheren Altersklassen vertreten und soll wegen ihrer trockenheitstoleranten und waldbrandhemmenden Eigenschaften
Teil des Baumartenspektums im Stadtwald bleiben. Schwerpunkt ist die Einmischung dieser Baumart über Pflanzung
in Kiefernbestände auf trockenen und relativ nährstoffarmen
Standorten, wo man sich im Vergleich zu den heimischen
Eichenarten ein vitaleres Wachstum verspricht.
Auf der Demonstrationsfläche in der Teilfläche 502 b3
sind etwa 0,75 ha für die Rot-Eichen-Pflanzung gezäunt und
streifenweise gepflügt worden. Der Oberstand aus knapp
90-jähriger Kiefer (Pinus sylvestris) war vorher variabel aufgelichtet worden und hat einen Schlussgrad von etwa 0,5
(2012). Die Bäume zeigen deutliche Kronendeformationen,
hervorgerufen durch die Überdüngung als Folge von Stickstoffimissionen aus dem benachbarten Schweinemastbetrieb. Durch das Überangebot an Stickstoff kam es zu verstärktem Kronenwachstum und ungenügender Verholzung,
sodass in Folge der verminderten Stabilität der Kronen verstärkt Astbrüche, Knickwuchs und Zwiesel zu finden sind.
Vereinzelt kommen Eichen (Quercus petraea) und Birken
(Betula pendula) aus Naturverjüngung vor, auch eine WildBirne (Pyrus pyraster) hat sich eingefunden.
Im Herbst 2011 sind nach Anlage von Pflugstreifen zweijährige (2/0) Rot-Eichen per Spatenpflanzung eingebracht
worden. Die Anwuchsrate war nach einer ersten Aufnahme
mit Höhenmessung an einer Stichprobe im Sommer 2012
sehr hoch (Ausfälle bei etwa 5 %).
Neben der Erfassung der Wuchsdynamik auf dieser Fläche erlaubt ein Parallelversuch im Süden Brandenburgs
(siehe 4.5) den Vergleich des Wuchsverhaltens auf beiden
Standorten. Näher untersucht werden auf beiden Flächen
unter anderem das Anwuchsverhalten von Rot-Eiche unter
Kiefernschirm, das Jugendwachstum in Abhängigkeit des
Lichtangebotes, der Einfluss der Roteichenstreu auf den
Bodenzustand, sowie die Entwicklung der Bestandesstruktur. Durch das Teilprojekt 15 sind seit Etablierung der Fläche alle wichtigen waldwachstumskundlichen Daten aufgenommen worden.
Über die reine Versuchsflächenarbeit hinaus diente die
Versuchsfläche EW 502 auch in besonderem Maße der Öffentlichkeitsarbeit des Teilprojektes. Neben der Einbindung
in diverse Exkursionen erfolgten auf der Fläche eine Befliegung mit ferngesteuertem „Octocopter“ (Kameradrohne),
eine Befahrung zur automatisierten Erfassung von Bestandesstrukturen, zwei Messkampagnen mit verschiedenen
GPS-Geräten und Aufnahmen zu einem Filmprojekt der
DAA-Medienakademie Berlin über die Arbeit des TP 15.
Auch der zweite Waldtag des Teilprojekts und die „Heidereise“ der Eberswalder Stadtverordneten 2012 nutzten
die Fläche als Exkursionspunkt.
Ergebnisse
Der große Anwuchserfolg und die positive Entwicklung der
Pflanzen sprechen für das gewählte Pflanzverfahren und
belegen das dynamische Jugendwachstum der Rot-Eiche.
Die mittlere Höhe betrug nach dem ersten Jahr 36,4 cm und
nach dem zweiten Jahr 61,3 cm. Nennenswerte Schäden
sind nicht zu beobachten. Die Begleitvegetation auf der Fläche wirkt bisher nicht hemmend und muss in absehbarer
Abb. 8: Entwicklung der mittleren Jahrringbreiten im Kiefernbestand der Demonstrationsfläche EW502. Zum Vergleich
sind die Verläufe für den Mittelstamm der Ertragstafel LEMBCKE et al (1975) für die erste und die dritte Bonität beziehungsweise Ertragsklasse dargestellt. Die senkrechten Fehlerbalken stehen für die Standardabweichung innerhalb der
ausgewerteten Stichprobe.
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
Zeit bis auf vereinzelte Brombeernester nicht bekämpft werden. Die Kiefern im Schirmbestand sind auf Basis ihrer Höhenleistung nach der Ertragstafel in die dritte Bonität einzuordnen, was einer zu erwartenden Höhe von 20 m im Alter
100 entspricht. In der Jahrringbreitenentwicklung (Abb. 8)
zeigt sich deutlich seit Anfang der 1980 Jahre ein Absinken,
bis die Werte seit 1990 wieder steigen und sich seitdem
auf Ertragstafelniveau eingependelt haben. Die Grundlage
dieser Zeitreihe ist die Auswertung von Bohrkernproben an
rund 30 Bäumen, die auf beide Parzellen verteilt waren.
Schlussfolgerungen / Ausblick
Soweit dies bisher beurteilt werden kann, zeigt die Rot-Eiche auf dem gegebenen Standort ein sehr vitales Jugendwachstum. Dazu haben einerseits die sorgfältige Pflanzung
in Pflugstreifen, die die Konkurrenz durch vorhandene Vegetation verringert, andererseits vermutlich die langjährigen Stickstoffeinträge in den Oberboden beigetragen.
Auch die Witterungsverhältnisse in den Jahren 2012 und
2013 mit überdurchschnittlichen Niederschlägen haben sich
begünstigend ausgewirkt. Die Behandlung der Rot-Eiche
in späteren Phasen sollte im Einklang mit den Beobachtungen auf anderen Flächen im Stadtwald erfolgen und die
Erfahrungen in Brandenburg und anderen Bundesländern
berücksichtigen3. Zur Qualitätssicherung sind rechtzeitige
Läuterungen als Protzenentnahme nötig, die gleichzeitig die
Z-Baum-Auswahl in Anlehnung an die Zahlen für Rot-Buche (Fagus sylvatica) vorbereiten. Ab 14 – 15 m Oberhöhe
sollten dann starke bis mäßige Hochdurchforstungen erfolgen (BAUER 1953, NAGEL 2011). Um zu beurteilen, inwiefern sich der Bestand auch ohne Kiefernschirm in Richtung
eines Mischbestands entwickeln könnte, ist das Wuchsverhalten der wenigen vorwüchsigen Trauben-Eichen und der
punktuell bereits vorhandenen Kiefern-Naturverjüngung zu
beobachten.
Der Kiefernbestand auf der Demonstrationsfläche zeigt
qualitativ und auch vorratsbezogen deutliche Effekte der
Stickstoff-Überdüngung in der Vergangenheit. Die Altdurchforstung 2011 hat zwar die am schlechtesten geformten
Bäume entnommen, im verbleibenden Bestand sind aber
noch immer Kronenschäden und krummschäftige Stämme weit verbreitet. Da waldästhetische Gesichtspunkte
im Stadtwald eine hohe Priorität haben, sollte jedoch eine
lichte Schirmschicht aus den am wenigsten geschädigten
Kiefern so lange wie möglich erhalten bleiben. Zuwachsverluste der Rot-Eiche bei höheren Bestockungsgraden als
0,5 im Schirm sind ausreichend belegt (BAUER 1953, BACHMANN et al. 1994, SEIDEL und KENK 2003). Auf einer Hälfte
von EW502 sollte deshalb untersucht werden, wie sich eine
geringe, aber langfristige Schirmstellung auswirkt, während
auf der anderen Hälfte in näherer Zukunft der Schirm komplett entnommen werden könnte. Außerdem bietet es sich
an, die Rot-Eiche mit der Entwicklung eines direkt neben
der Demonstrationsfläche liegenden Rot-Buchen-Unterbaus
ebenfalls unter Kiefer zu vergleichen. In der Literatur werden
Mischungen von Rot-Eiche und Rot-Buche empfohlen, dies
könnte auf geeigneten Standorten im Stadtwald eine weitere Option der Mischwaldentwicklung sein (GAUER 2013).
3
39
4.4 Stadtwald Lieberose
Für Geschichte und Gegenwart des Kommunalwaldes der
Stadt Lieberose ist neben den charakteristischen eher trockenen und sandigen Standorten der ehemalige Truppenübungsplatz Lieberose besonders prägend gewesen. Er hat
für viele Jahrzehnte große Teile des Stadtwaldes eingenommen und ist heute Gegenstand großräumiger Schutzgebietsplanungen. Nach seiner Rückgabe Anfang der 1990er Jahre ist die Stadt heute einer der größeren Waldeigentümer
in Brandenburg und erwirtschaftet so gut wie jedes Jahr
einen Gewinn. Dies ist auch der langjährigen Betreuung
durch den Landeswald zu verdanken, die seit 2012 durch
die Hoheits-Oberförsterei Lieberose erfolgt.
Standörtlich liegt der Kommunalwald im Bereich des
Brandenburger Stadiums der Weichselvereisung. Die
Landschaft ist geprägt durch ausgedehnte Moränenund Sanderflächen, aufgelockert von kleineren Senken,
Schmelzwasserseen und Entwässerungsrinnen. Der Oberbodenzustand ist gerade in den Kiefernbeständen geprägt
von degradierten Humusformen und teilweise großen Rohhumusanreicherungen. Lieberose liegt im südmärkischen
Klimabereich in der Klimastufe „t“ (trockenes, kontinental
getöntes Tieflandklima) mit einer Jahresmitteltemperatur von 8,6 °C und jährlichen Niederschlägen zwischen
470 – 540 mm (1961 – 1990). Die menschliche Nutzung hat
die natürlichen Waldgesellschaften (Trauben-Eichen-Kiefernwälder mit Birke und Eberesche) immer weiter zurückgedrängt, bis vielerorts Heidegesellschaften mit einzelnen
buschigen Kiefern und Wachholder zu finden waren. Später
entstanden auf über 95 % der Fläche Kiefernforsten. Die
historische Waldstreunutzung hat die Nährkraft der Böden
zusätzlich verringert.
Waldbauliche Planung
Die Holzeinschlagssummen sind an die Bedürfnisse der
Stadt angepasst und schwanken dementsprechend. Eingriffe in den Wald im Sinne einer Holzernte werden hauptsächlich durch Selbstwerber durchgeführt; das Energieholzsortiment ist von großer Bedeutung. Naturverjüngung wurde
in der Forsteinrichtung meist nicht mit aufgenommen, ist
aber vorhanden. Fehlender Jagddruck und daraus resultierend zu hohe Wildbestände sind ein Problem, vor allem in
dem Teil des Stadtwaldes, der an die Jagdgenossenschaft
verpachtet ist. Die 1995 durchgeführte Forsteinrichtung wird
erst im Jahr 2014 erneuert werden. Bei der Bewirtschaftung
stehen neben dem Gewinn aus dem Stadtwald auch die
Verbesserung der Erholungsmöglichkeiten und des ökologischen Zustands des Waldes im Vordergrund. Momentan
wird aktiver Waldumbau um die noch vorhandenen Moore
betrieben und eine Erhöhung des Anteils von Laubwäldern
angestrebt. Verfolgt werden auch soziale Ziele, wie zum
Beispiel eine Bevorzugung heimischer Unternehmer beim
Holzeinschlag.
Zusammenarbeit mit INKA BB
Zentrales Thema der Zusammenarbeit ist angesichts der
möglichen Folgen fortschreitender Klimaänderungen die Ri-
Für Niedersachsen hat zum Beispiel NAGEL (2011) den Stand des Wissens zusammengefasst.
40
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
sikominderung für die dominierenden Kiefern-Reinbestände. Eine Maßnahme dazu wäre die Beimischung weiterer
(vor allem Laub-) Baumarten bevorzugt in Beständen, die
an der Schwelle zur Erntenutzungsphase stehen (Alter 80
und darüber). Da Pflanzung oder Saat im Stadtwald auf
Grund der nur in geringem Umfang verfügbaren finanziellen
Ressourcen jedoch keine Aussicht auf großflächige Umsetzung haben, soll der Fokus auf Naturverjüngung liegen. Das
Potential für natürliche Verjüngung vor allem durch Kiefer,
Birke und Eiche („Hähersaat“) ist großflächig vorhanden.
Der Erfolg bleibt jedoch auf Grund hohen Wilddrucks sowie
wegen der Konkurrenz um Wasser mit dem Schirmbestand
oft aus.
Die Demonstrationsfläche „LR11“ ist ein Hektar groß und
liegt in einem ausgedehnten Kiefern-Altbestand auf einem
nährstoffarmen („A2“-) Standort in der Abteilung 11 des Reviers Damme, der vereinzelt Naturverjüngungsbereiche mit
Kiefer aufweist (Abb. 9 links). Eine Hälfte (0,5 ha) wurde im
Rahmen des Projekts mit einem Wildschutzzaun umgeben,
auf der zweiten Hälfte gibt es keinen Zaun. Jede Verjüngungspflanze (außer Kiefer) wurde mit Art und Höhe aufgenommen und markiert (Abb. 9 rechts).
Ergebnisse
Der Kiefernschirm auf der Demonstrationsfläche spiegelt in
seinen Wuchsleistungen die kargen Standortbedingungen
(Tab. 4). Die geringe Höhe der herrschenden Bäume von
etwa 20 m ist auch ein Resultat der Standort-Degradation infolge menschlicher Nutzung von Laub und Nadeln als
Einstreu für die Nutztierhaltung bis in das 20. Jahrhundert
hinein.
Die an einer Stichprobe der Kiefern gemessenen Kronengrößen ergeben nach Hochrechnung auf die gesamte Demonstrationsfläche einen nicht von Kronen bedeckten Flächenanteil von etwa 18 %. Die mittlere Kronenlänge beträgt
10,8 m. Daraus ergibt sich ein mittlerer Kronenanteil an der
Abb. 9: Teilansicht der Demonstrationsfläche LR11 im Stadtwald Lieberose (links) und markierte Verjüngungspflanze (rechts)
Abb. 10: Höhen der Naturverjüngungspflanzen nach Arten (siehe Text) auf LR11 im Jahr 2013. Eberesche (EES) und
Faulbaum (FBA) wurden auf der ungezäunten Parzelle nicht gefunden. Dargestellt sind als „fette“ waagerechte Linien die
mittleren Höhen (Median) sowie in den „Boxes“ der Bereich zwischen 25 und 75 % der Häufigkeitsverteilung der Höhenwerte. Kreise markieren „Ausreißer, also ungewöhnlich hohe oder niedrige Werte.
Alter
N/ha
dg [cm]
hg [m]
G/ha [m²]
Vfm [m³]
Bon. (abs.)*
Bon. (rel.)
109
562
26,8
18,9
31,6
280,4
18,2
3,4
Tab. 4: Waldwachstumskundliche Parameter der Kiefer auf LR11 (Stand August 2012)
* Bon. = Bonität nach Bezugsertragstafel: LEMBCKE et al. (1975), abs. = absolut (Mittelhöhe in Metern im Alter 100), rel. = relativ
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
Baumhöhe von knapp 43 % – ein im gegebenen Alter relativ
hoher Wert, der positiv für die Einzelbaumstabilität ist. Trotz
des Bestockungsgrades von 1,0 ist die aufkommende Naturverjüngung vielfältig. Es finden sich Kiefern, Trauben-Eichen (TEI), Birken (GBI), Rot-Eichen (REI), vereinzelt auch
Ebereschen (EES), Rot-Buchen (RBU), Faulbaum (FBA)
und Spätblühende Traubenkirschen (TKI). Für die weitere
Auswertung wurden nur die Laubbaumarten betrachtet, die
Kiefer stellt ihr hohes Verjüngungspotential auf großen Flächen im Stadtwald und in den angrenzenden LandeswaldRevieren deutlich unter Beweis. Der Verbißschutz durch den
Zaun, der vor Beginn des Winters 2011/12 errichtet wurde,
zeigt sich in durchschnittlich größeren Pflanzenhöhen auf
der gezäunten Parzelle (Abb. 10). Außerhalb des Zaunes
waren 72 % aller Pflanzen verbissen.
Schlussfolgerungen / Ausblick
Im Kiefern-Altbestand auf LR11 stehen gemäß seinem Alter
die ersten Eingriffe zur Endnutzung an. Die Maßnahmen
sollten so gestaltet werden, dass die natürliche Ansiedlung
und weitere Entwicklung von Laubbaumarten gefördert wird.
Das ausreichende Samenangebot und seine Keimfähigkeit
sind auf der Demonstrationsfläche sichtbar geworden. Die
Zäunung sollte auf Grund ihrer hohen Kosten jedoch keine
Dauerlösung mit Beispielcharakter sein. Um den Verbissdruck zu mindern, sollte zum einen dauerhaft eine stärkere
Bejagung durchgesetzt werden. Die Verbesserung des Äsungsangebotes im Stadtwald insgesamt und darüber hinaus
würde ebenfalls den Druck auf einzelne in Verjüngung stehende Flächen verringern.
Die Entwicklung der Verjüngung ist ebenfalls von der Konkurrenz um Wasser durch den Schirmbestand abhängig. Um
einen Vergleich zwischen verschiedenen Überschirmungsdichten zu ermöglichen, ist Ende 2013 auf einem Teil der
Demonstrationsfläche der Bestockungsgrad auf etwa 0,7
abgesenkt worden. Als räumliches Muster wurde ein 50 m
breiter Streifen an der Südgrenze des gezäunten Bereichs
umgesetzt (25 m im Zaun und 25 m außerhalb des Zaunes).
Vergleichend zwischen den beiden Dichtebereichen sowie
zwischen den Flächen mit und ohne Zaun sollte ferner die
Entwicklung der Laubholzverjüngung jährlich aufgenommen
und dokumentiert werden.
4.5 Märkische Wald Energie GmbH /
Forstbetriebsgemeinschaft Südbrandenburg
Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Südbrandenburg wurde 2007 gegründet und besteht aus 230 Mitgliedern (Stand
Mai 2014) mit Flächengrößen von 1,5 bis 2.500 ha. Insgesamt verwaltet die größte Betriebsgemeinschaft in Brandenburg eine Fläche von rund 13.000 ha mit jährlich gut
70.000 m³ Holzeinschlag. Eigentümer des Forstbetriebes
im Revier Schlieben, in dem die Versuchsfläche liegt, ist die
Märkische Wald Energie GmbH (MWE) mit einer Gesamtbetriebsfläche von knapp 190 ha. Das Gebiet der MWE war
ursprünglich Bauernwald, der einer intensiven Streunutzung
unterlag. Im 19. Jahrhundert fand durch Acker- bzw. Ödlandaufforstung eine Umwandlung zu Waldflächen statt.
Waldbauliche Planung
Die älteren, teils weit über 100-jährigen Bestände mit
schlechten Qualitäten und unbefriedigender Wuchsleistung
stellen waldbaulich das größte Problem dar. An vielen Stel-
41
len findet sich natürliche Verjüngung, die jedoch aufgrund
des hohen Verbissdrucks nicht als gesichert gelten kann.
Das Wild ist der entscheidende Faktor hinsichtlich der Möglichkeiten, Natur- oder Kunstverjüngung zu etablieren. Dazu
kommt die hohe Gefahr der Vergrasung.
Als geeignete Baumart zur Steigerung des Laubholzanteils unter den Bedingungen in Schlieben wurde zum Anbau auf kleinen Flächen unter lichtem Schirm die Rot-Eiche
ausgewählt. Sie wird lediglich aus ökologischen Gründen
und als Waldbrandvorbeugung für einen Anbau in Betracht
gezogen. Unter den gegebenen Standortsbedingungen liegt
ihr wirtschaftlicher Wert im Brenn-oder Industrieholz. Nach
Erfahrungen der örtlichen Wirtschafter ist die Rot-Eiche im
Jugendstadium der Trauben-Eiche hinsichtlich Wuchskraft
überlegen, mit zunehmendem Alter verläuft das Wachstum
beider Arten aber immer ähnlicher. Die Anreicherung der
Kiefernnaturverjüngung mit Rot-Eiche, ggf. auch TraubenEiche soll zur ökologischen Aufbesserung und Risikostreuung hinsichtlich Waldbrand-und Kalamitätsgefahren beitragen. Um den Laubholzanteil auf nährstoffarmen, trockenen
Grenzstandorten zu steigern, wird dort auch Robinie (Robinia pseudoaccacia) angebaut.
Zusammenarbeit mit INKA BB
Entscheidend für das weitere Vorgehen sind die Prioritäten
des Waldbesitzers. Diesem geht es vor allem darum, die
Altbestände zu verjüngen, da die Vergrasung sonst voranschreitet und sich – vor allem gesehen aus der größeren
Perspektive der FBG insgesamt – die Versorgungslücke
bzw. das Problem der unzureichend vorhandenen ersten
Altersklassen weiter verschärft. Im Fokus der Zusammenarbeit steht die Frage nach der Entwicklung von Rot-Eiche
und Robinie im Voranbau unter aufgelichtetem Kiefernschirm auf nährstoffarmen, trockenen Standorten. Dabei
sollen die beiden allochthonen Arten hinsichtlich ihrer Entwicklung auf der Fläche in Schlieben beobachtet und im
Fall der Rot-Eiche mit der Fläche im Stadtwald Eberswalde
(siehe 4.3) verglichen werden. Einzelne ältere Robinien,
Birken und Trauben-Eichen mit Verjüngungsinseln deuten
ein ergänzendes Potential an, das genutzt werden könnte.
Nach der Auflichtung wurden auf der rund 0,7 ha großen
Fläche Mulchstreifen angelegt. In diese wurden mit dem
Anbaugerät „Kulla-Kultivator“ Pflanzplätze angelegt, in die
im Herbst 2011 die Pflanzung mit Robinienstecklingen und
zweijähriger Rot-Eiche erfolgte. Aus Datenaufnahmen im
zeitigen Frühjahr 2012 liegen detaillierte Angaben zum
Schirmbestand und den gepflanzten Bäumen vor, die Quervergleiche zur Fläche in Eberswalde ermöglichen.
Ergebnisse
Es wurde davon ausgegangen, dass die Fläche gegen
Wildverbiss geschützt war, da die Liegenschaft großflächig
eingezäunt ist. Trotzdem hatte es Rehwild geschafft, in den
Zaun zu wechseln, wodurch etwa ein Drittel der Rot-Eichen
im April 2012 verbissen wurden. Knapp 40 % dieser Pflanzen sind bis zum August 2012 abgestorben. Zum selben
Zeitpunkt ist ein Anteil von 50 % der Robinien als tot angesprochen worden. Dazu hat ein Spätfrost im Frühjahr 2012
beigetragen (obwohl einige der geschädigten Bäume später
neu ausgetrieben haben), außerdem sind Ausfälle infolge
Verbiss, Trockenheit oder auch Pflanzfehlern aufgetreten.
Im Vergleich mit der Fläche in Eberswalde zeigte sich eine
deutlich negativere Entwicklung für die Rot-Eiche. Zum einen liegt das an den unterschiedlichen Pflanzverfahren: Die
42
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
Pflanzung in Pflugstreifen, das heißt direkt in den Mineralboden, ist mit günstigeren Startbedingungen für die Pflanzen
verbunden als die in Schlieben angewandte Pflanzung in
Mulchstreifen. Die Nachteile kommen besonders bei Wassermangel zum Tragen. Zum anderen ist der mangelnde
Schutz vor Wildverbiss zu nennen, der zu wesentlich höheren Ausfällen in Schlieben führte. Als dritte Ursache sind
die langjährigen Stickstoffeinträge in Eberswalde zu vermuten, die das Wachstum der Pflanzen dort begünstigt haben
könnten. Die stärkere Überschirmung dort schafft außerdem
durch die Abpufferung extremer Temperaturen und die Windberuhigung ein Mikroklima, das für die Entwicklung der RotEichen förderlicher ist als der Quasi-Freistand in Schlieben.
Die Bohrkernauswertung für die Kiefer im Oberstand
belegt eine differenzierte Entwicklung des Bestandes
(Abb. 11). Nach einer zuwachsschwachen Phase von 1930
bis 1950 zeigen sich bis 1975 steigende Jahrringbreiten,
die dann bis etwa 2006 stagnieren und aktuell wieder zunehmen.
Schlussfolgerungen / Ausblick
Für Waldbesitzer mit geringen Flächengrößen wie die MWE
sind Voranbauten gerade mit Laubholz ein beträchtliches finanzielles Risiko, das – nicht nur in Schlieben – nur in einem
Wildschutzzaun Erfolg haben kann. Die Baumart Rot-Eiche
wird ihr Potenzial auf der Demonstrationsfläche nicht erkennen lassen können, da sie zu großen Teilen verbissen und
im trockenen Frühjahr 2012 durch Wassermangel zusätzlich
geschädigt wurde. Der Waldbesitzer plant nach dem weitgehenden Ausfall einen erneuten Voranbau mit der gleichen
Baumart. Gerade unter Bedingungen wie in Schlieben (nährkraftschwache, trockene Standorte mit Kiefernaltbestand)
sollten derartige Anstrengungen zur künstlichen Laubholzeinbringung als Risikovorsorge durch Förderung forstpolitisch
unterstützen werden. Hinsichtlich des Pflanzverfahrens ist vor
allem für die Rot-Eiche die Pflanzung in den Mineralboden zu
empfehlen. Da der Mulchstreifen relativ schnell austrocknet,
können Pflanzen, deren Wurzeln sich ausschließlich darin
befinden, nur schlecht Fuß fassen und das erste Standjahr
überstehen. Ein alternativer Weg in Richtung Mischbestand,
der jedoch mehr Zeit brauchte, wäre das Sich-selbst-Überlassen der Fläche, bis aus Kiefern-Naturverjüngung und
Birkenanflug in Verbindung mit den verbliebenen Robinien
und Rot-Eichen eine wenigstens halbwegs geschlossene
Verjüngungsschicht entsteht. Die Schirmkiefern haben zwar
zum größten Teil eine Zielstärke von 35 cm erreicht, sollten
aber wegen ihrer positiven Wirkung auf das Mikroklima wenigstens auf Teilen der Fläche so lange wie möglich erhalten
werden. Interessant für vergleichbare Bestände wird sein, ob
sich die in den Bohrkernauswertungen erkennbare Tendenz
zu steigenden Jahrringbreiten auch in Zukunft fortsetzt.
4.6 Zusätzliche Partner in Ost-Brandenburg
a) Stiftung August Bier für Ökologie und Medizin/
Forst Sauen
Der Forst Sauen liegt im Osten Brandenburgs zwischen
den Orten Beeskow und Frankfurt (Oder). Das deutlich
kontinental beeinflusste Klima der Region zeichnet sich
durch Frühjahrstrockenheit, Sommerdürren und Spätfröste
aus. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 8,8 °C, die durchschnittlichen Jahresniederschläge liegen etwa bei 560 mm
(1961 – 1990). In der wellig- hügeligen Landschaft herrschen Höhen von 40 bis 135 m über NN vor. Aus der Lage
zwischen einer Hochfläche und dem Flusstal der Spree ergibt sich eine hohe standörtliche und geomorphologische
Vielfalt, so sind neben Sand- und Kiesflächen auch einige
lehmige sowie tonhaltige Böden vorzufinden.
Der Mediziner und Forstmann August Bier kaufte 1912
das Gut Sauen mit seiner 500 ha großen Waldfläche, die
in den darauf folgenden Jahren auf 800 ha erweitert wurde. Er ließ den durch großflächige Streu- und Waldweidenutzung degradierten und übernutzten Wald nach seinen
ökologischen und nachhaltigen Grundsätzen in artenreiche Mischbestände umwandeln. So wurden die vorherrschenden Kiefernbestände nach und nach mit mindestens
drei Laubholzarten unterbaut. Nach einigen Besitzerwechseln übernahm 1994 schließlich die „Stiftung August Bier für
Ökologie und Medizin“ die Bewirtschaftung. Heute stellt der
struktur- und artenreiche Sauener Wald im Gegensatz zu
1912 ein völlig anderes Bild dar und dient als Musterbeispiel
für ökologischen und nachhaltigen Waldbau.
Waldbauliche Planung
Die Stiftung möchte auch in Zukunft an Forschungsvorhaben und Experimenten gerade mit Bezug zu klimatischen
Abb. 11: Mittlerer Verlauf der Jahrringbreite für Kiefer auf der Demonstrationsfläche Sch7142 von 1895 bis 2011
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
Änderungen festhalten und allgemein die Arbeit August
Biers fortsetzen. Das schließt die Erhaltung und Entwicklung gemischter, strukturreicher Wälder sowie die weitere
Verbesserung des Bodens mit ein. Herauszuhebendes
Hauptproblem des Forstes Sauen ist vor allem das Wild,
das für hohe Investitionskosten in den Bau und die Instandhaltung von Zäunen sorgt. Weiterhin wird die mangelhafte
und inkonsequente Förderung von Waldumbau seitens der
Politik als großes finanzielles Problem gesehen. Außerdem
sei es schwierig, Fachfirmen zu finden, die qualitativ hochwertigen und nachhaltig „überlebensfähigen“ Waldumbau
ausführen.
Zusammenarbeit mit INKA BB
In der Problemklärungsphase sind – auch auf Grund der
vorliegenden Versuchsflächen – mit den Vertretern der
Stiftung die waldbaulichen Fragen auf das Problem der
Weiterbehandlung von aus Unterbau hervorgegangenen
Buchenbeständen eingegrenzt worden. In der Ausgangssituation geht es häufig um 120 – 140jährige Kiefernbestände
auf mittleren bis kräftigeren Standorten mit qualitativ guter
und wüchsiger Buche (70 – 80jährig). Die nachschiebende
Buche wächst in die Kronen der Altkiefern ein, die überwiegend die Zielstärke (> 45 cm) erreicht haben. Dadurch
kommt es zu Zuwachsdepressionen bei der Kiefer. Der
hohe Anteil an qualitativ guten Buchen legt nahe, diese zu
übernehmen. Werden die Kiefern entnommen, so entwickelt
sich der Bestand aber automatisch zu einem Buchenreinbestand. Abhängig von der Reaktionsfähigkeit der Buchen und
dem davon abhängigen Durchmesserzuwachs ist mit einer
einzelstammweisen und/oder truppweisen Zielstärkennutzung und Verjüngung der Buche sowie anderer Baumarten
in etwa 40 – 60 Jahren zu rechnen. Untersucht werden sollen zwei Behandlungsalternativen:
43
(1) Optimierung von Qualität und Volumen am Einzelbaum
mit Fokus auf ein stammzahlenmäßig kleines Kollektiv
qualitativ besserer Buche. Dazu erfolgt eine stärkere
Freistellung dieser Bäume. Dabei müsste man einen
Massenverlust auf der Fläche in Kauf nehmen, allerdings könnte ein höherer Werteertrag in kürzerer Zeit
und somit ein früher einsetzendes Verjüngungsstadium
zu erwarten sein.
(2) Schwache bis mäßige Hochdurchforstung und Optimierung des Massenertrages auf der Fläche, wobei eine
Orientierung am Konzept der optimalen Grundflächenhaltung möglich ist. Diese Variante benötigt einen längeren Zeitraum, in dem das Risiko des Verkernens der
Buche steigt.
Die beiden Varianten wurden im Projekt auf separaten Parzellen im selben Bestand etabliert und für die weitere Beobachtung vorbereitet. Bei der dafür ausgewählten Demonstrationsfläche „Sa3511“ in der Abteilung 3511, Teilfläche d,
handelt es sich um zwei Parzellen von jeweils etwa 0,25 ha
eines langfristigen Versuches, der vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) seit 1984 betreut wird. Der
grundwasserferne Standort weist eine mittlere Nährstoffversorgung auf, das Relief ist leicht wellig, und es gibt kaum
Bodenvegetation Im März 2011 erfolgten die vollständige
Entnahme der Kiefern und ein Pflegehieb in der Buche. In
der nördlicher gelegenen Parzelle 1 folgt die Durchforstung
der Buche dabei dem Vorgehen, wie es oben unter (1) skizziert wurde und als „starke Hochdurchforstung“ zu bezeichnen ist (Abb. 12). Dabei lag das Hauptaugenmerk auf ausgewählten „Auslesebäumen“, die nicht dauerhaft markiert
wurden. Der Hieb auf Parzelle 2 entspricht dem unter (2)
beschriebenen Vorgehen und ist als „mäßige Hochdurchforstung“ einzuordnen.
Abb. 12: Parzelle 1 der Demonstrationsfläche Sa3511 im Forst Sauen. Links: Zustand vor Entnahme der Kiefern, rechts:
Ansicht nach dem Eingriff im Frühjahr 2011.
Parz.
Art
Alter
N
dg [cm]
hg [m]
d100
h100
G [m²]
Vfm [m³]
1
1
RBU
89
368
24,3
28,2
40,3
30,4
17,1
239,4
GKI
146
72
45,4
31,2
45,4
31,2
11,6
158,2
2
RBU
89
452
24,4
27,2
38,1
31,4
21,2
294,1
2
GKI
146
76
46
31,5
46
31,5
12,6
172,7
Tab. 5: Bestandeskennwerte des Kiefern-Rot-Buchen-Mischbestands der Demonstrationsfläche Sa3511,
Stichtag 01.01.2011.
Parz. = Parzelle, alle Ertragskennwerte je Hektar (siehe auch Tab. 2). Die Kiefer wurde Anfang März 2011 entnommen, für die Buche ist
der verbleibende Bestand nach der anschließend durchgeführten Durchforstung angegeben.
44
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
Ergebnisse
Der Zustand der Buchen ist auf Grund der waldbaulichen
Pflege trotz jahrzehntelanger Schirmstellung sehr gut. Die
Angaben zur Oberhöhe in Tab. 5 (siehe vorige Seite) zeigen, dass die wüchsigsten Buchen mit ihren Kronen auf
einer Höhe mit den Kiefern liegen (Abb. 12 links). Sie legen
eine Einordnung in die 1. Bonität der Ertragstafel nach DITTMAR et al. (1986) nahe. Die Stammzahlen je Hektar liegen
ebenfalls in diesem Bereich, die Grundflächen und Vorratsvolumina jedoch deutlich darunter. Dies resultiert aus der
starken Differenzierung „nach unten“ in der Buchenschicht:
Neben den in die Oberschicht vorgestoßenen Bäumen gibt
es eine ganze Reihe von Individuen, die im Höhen- und vor
allem im Durchmesserzuwachs zurückgeblieben sind
Die Analyse der Jahrringbreitenentwicklung (Abb. 13) auf
der Basis von Bohrkernproben zeigt seit mehreren Jahrzehnten steigende Werte sowohl für die Buche (hier etwas
stärker), aber auch für die Kiefer. Zum einen ist dies als Effekt der Durchforstungen zu werten, gerade im Fall der Buche. Zum anderen wirkt sich wahrscheinlich die langfristige
Standortaufbesserung als Folge der Bucheneinmischung
aus. Neben den Effekten von Stickstoffimmissionen kann
letztlich auch vermutet werden, dass die zum Beispiel durch
LÖFFLER (2011) in Brandenburg belegten Verlängerungen
der Vegetationszeit und die in den letzten Jahrzehnten zu
beobachtenden Temperatursteigerungen zu den höheren
Jahrringbreiten beigetragen haben.
Schlussfolgerungen / Ausblick
Waldbaulich bleibt es eine spannende und über den konkreten Betrieb hinausweisende Frage, wie und mit welchem
Zeithorizont in den aus erfolgreichem Waldumbau hervorgegangenen Buchenreinbeständen der eigentlich für Sauen
prägende Mischbestandscharakter wieder hergestellt werden
kann. Möglicherweise bewirkt die starke Hochdurchforstung
eine höhere Wuchsbeschleunigung, so dass sich hier früher
Chancen zur Einbringung von Mischbaumarten ergeben.
Mit Blick auf den ökonomischen Ertrag bieten sich dafür die
Baumarten Douglasie und Küstentanne an. Zur Optimierung
der ökologischen Vorteile sollte auch die natürliche Verjüngung gefördert werden, vornehmlich in gering oder nicht
überschirmten Bereichen, wo die Chancen auf eine erfolgreiche Entwicklung besonders hoch sind. Gemischte Wälder
auf großen Flächen als ein prioritäres Ziel der Stiftung als
Waldeigentümerin lassen sich auch durch ein mosaikartiges
Nebeneinander verschiedener Mischungsformen, aber auch
kleiner artenreiner Partien erzeugen. Insgesamt sollte daran
gearbeitet werden, die positiven Erfahrungen mit der Mischwaldbewirtschaftung in Sauen weiter bekannt zu machen und
unter ähnlichen Bedingungen noch breiter anzuwenden.
b) Stift Neuzelle
Die Wälder der Stiftung werden seit Beginn der Rückübertragung 1996 durch die „Ostdeutsche Gesellschaft für
Forstplanung“ (OGF) bewirtschaftet. Bis 2010 stand eine
Reihe von Flächen noch unter Bewirtschaftung durch die
Reviere Fünfeichen und Schernsdorf in der Oberförsterei
Müllrose des ehemaligen Amtes für Forstwirtschaft Müllrose. Das Gebiet am nördlichen Ende des Schlaubetals ist ein
Kernwaldgebiet, in dem es seit Jahrhunderten Wald gibt, der
sich durchweg durch erhebliche Anteile von Eiche auszeichnete (HÖHNE und MARQUARDT 2007). Die Rückübertragung
der Waldgebiete an das Stift Neuzelle hat sich über viele
Jahre hingezogen. In dieser Zeit haben die bis dahin mit der
Bewirtschaftung Betrauten zum Teil aus Vorsicht Maßnahmen nicht mehr oder nur noch in ungenügendem Umfang
durchgeführt, was teilweise zu überdichten Beständen mit
unverhältnismäßig kleinen Kronen und zum Absterben von
Bäumen bei Konkurrenznachteilen geführt hat. Die Region ist klimatisch geprägt durch geringe Niederschläge bei
relativ hohen Temperaturen während der Vegetationszeit,
entsprechend häufig kommt es zu Situationen mit negativer
klimatischer Wasserbilanz. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich verbreitet Symptome des „Eichensterbens“ in den Beständen der Reviere gezeigt.
Waldbauliche Planung
Das Stift Neuzelle setzt auch in Zukunft dort, wo die standörtlichen Gegebenheiten es zulassen, auf vitale und leistungsfähige Eichen(misch)bestände mit überdurchschnittlichen
Schaftqualitäten als waldbauliches Leitbild (Abb. 14). Nach
einer Untersuchung von BÄUCKER et al. (2009) sind jedoch
die Holzqualitäten in den relativ weit verbreiteten Mischbeständen gerade bei Trauben-Eiche deutlich schlechter als
in vergleichbaren Reinbeständen.
Abb. 13: Verlauf der Jahrringbreite im Mittel des herrschenden Bestands für Kiefer (GKI) und Rot-Buche (RBU) auf der
Demonstrationsfläche im Forst Sauen von 1900 bis 2006.
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
Zusammenarbeit mit INKA BB
Im Stift Neuzelle wie in vielen vergleichbaren Beständen
Brandenburgs steht die Frage im Vordergrund, wie die Bewirtschaftung von Eichen-Kiefern-Mischbeständen in Zukunft gestaltet werden kann, wenn die Erziehung stabiler
Abb. 14: Demonstrationsfläche im Revier Schernsdorf,
TF 156 b3 (125-jähriger Mischbestand aus Trauben-Eiche
und Kiefer)
45
Bestände mit vitalen Einzelbäumen als Anpassung an den
Klimawandel zunehmend in den Mittelpunkt rückt. Im Detail ging es darum, Daten aus beobachteten Beständen zur
Modellierung der altersabhängigen Konkurrenzverhältnisse
zwischen Eiche und Kiefer zu nutzen. Indem lokale und regionale Informationen zur Witterungsentwicklung hinzugezogen werden, wurde außerdem das zukünftige Wachstum
beider Baumarten unter den Bedingungen des klimatischen
Wandels abgeschätzt werden. Die Zusammenarbeit stützt
sich vor allem auf die Kontakte zwischen den damaligen
Landeswaldrevieren Fünfeichen und Schernsdorf und der
Landesforstanstalt (heute Landeskompetenzzentrum Forst)
Eberswalde, die im Zuge von Untersuchungen zum Eichensterben sowie vor allem durch das Projekt „OakChain“ (ELMER et al. 2009) etabliert wurden. Nach dem Eigentümerwechsel zum Stift Neuzelle wurde mit der OGF die weitere
Nutzung der meisten Versuchsflächen vereinbart.
Die Teilfläche Schernsdorf 156 b3 („Sch156“, Abb. 14)
wurde auf Grund ihrer Vorgeschichte, ihres Charakters als
Mischbestand und ihrer Repräsentativität für die Wälder der
Stiftung ausgewählt. Es handelt sich um einen Mischbestand
von Trauben-Eichen und Kiefern im Alter von 120 – 130 Jah-
Abb. 15: Verteilungen der Einzelbaumwerte für die prozentuale Kronenverlichtung der Trauben-Eichen auf der Demonstrationsfläche Sch156 in den Jahren 2006 – 2013. Die waagerechten Linien in den „boxes“ stellen die Medianwerte, die
verbundenen Punkte die arithmetischen Mittel dar.
Abb. 16: Verlauf der Jahrringbreite im Mittel des herrschenden Bestands für Kiefer (GKI) und Trauben-Eiche (TEI) auf
der Demonstrationsfläche Sch156 von 1900 bis 2006
46
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
ren. Die bis vor kurzem vorhandenen etwa achtzigjährigen
Eichen-Zwischenständer sind in den vergangenen zehn Jahren auf Grund zu starker Konkurrenz durch den Oberstand
mehrheitlich abgestorben. Der mäßig nährstoffversorgte Boden zeichnet sich durch wasserhaltende Lehmbänder in ca.
1,5 m Tiefe aus (ELMER et al. 2009).
Ergebnisse
Die in der Teilfläche 156 etablierte Versuchsfläche von 1 ha
Größe dient seit 2006 der jährlichen Ansprache der Kronenstrukturstufen nach KÖRVER et al. (1999) im Winter und der
prozentualen Laubverluste nach WZE-Verfahren im Sommer an allen oberständigen Eichen (SCHRÖDER 2012). Aus
den bisherigen Aufnahmen zum Beispiel im Projekt „OakChain“ (siehe oben) liegt eine Fülle von Ergebnissen zum
Waldwachstum, zur Ernährungssituation, zum Standort,
aber auch zur Genetik und zum Jahrringverlauf vor. Beispielhaft sind im Folgenden die Zeitreihe der Kronenverlichtung im Sommer (Abb. 15, siehe vorige Seite) sowie die
Jahrringbreiten-Zeitreihen für Kiefer und Eiche aufgeführt
(Abb. 16, siehe vorige Seite).
Die prozentuale Kronenverlichtung bewegt sich im Untersuchungszeitraum 2006 – 2013 für den Großteil der
oberständigen Eichen zwischen 10 und 20 %, in einzelnen
Jahren mit deutlichen Trockenperioden (2006) oder starkem
Insektenfraß (2013) liegen die Werte auch höher. In der Gesamtbetrachtung zeigt sich jedoch ein relativ stabiler Verlauf.
Anhand der Jahrringbreiten lässt sich die unterschiedliche Wuchsdynamik von Kiefern und Trauben-Eichen mit
zunehmendem Alter erkennen: Während die Kiefer als klassische Lichtbaumart nach maximalen Zuwächsen in der Jugend eine abnehmende Tendenz zeigt, weist die Eiche nach
zögerndem Beginn (auf Grund der Konkurrenz durch die
Kiefer) in diesem Mischbestand in den letzten Jahrzehnten
ein deutlich stärkeres Wachstum auf.
Schlussfolgerungen / Ausblick
Aus den Untersuchungen auf Waldflächen des Stifts Neuzelle lässt sich ableiten, dass Mischbestände aus TraubenEiche und Kiefer eine wichtige, zukunftsfähige Option für
den Waldbau im subkontinental beeinflussten nordostdeutschen Tiefland bilden. Struktur- und Konkurrenzanalysen
belegen unterschiedliche Wachstumsdynamiken, die bei
der Mischungsregulierung zu beachten sind: Während in
der Jugend die Eichen vor zu starker Konkurrenz durch die
Kiefer zu schützen sind, kehren sich die Verhältnisse ab
dem Alter von etwa 80 Jahren um; die Kiefer zeigt niedrigere Jahrringbreiten als die Eiche und reagiert negativ
auf zu hohen Konkurrenzdruck. Für die Vitalität der Eiche
sind große, gut entwickelte Kronen von hoher Bedeutung,
die Bestandesdichte sollte entsprechend reguliert werden.
Hohe Schaftqualitäten lassen sich in der Mischung der
beiden Lichtbaumarten nur in Ausnahmefällen erreichen.
Hinsichtlich geeigneter Standorte können Faktoren, die die
Wasserhaltefähigkeit steigern, auch bei unterdurchschnittlicher Nährkraft („Z“-Standorte) ein befriedigendes Eichenwachstum bewirken. Analysen der Witterungseffekte auf
das Wachstum haben gezeigt, dass Eiche und Kiefer in
unterschiedlicher Stärke und zeitlich versetzt auf Extrembedingungen reagieren und sich auch aus diesem Grund
gut zur Mischung eignen (SCHRÖDER und BECK 2009).
5 Fazit
Die Zusammenarbeit mit den Partnerbetrieben der Forstpraxis bedurfte einer zeitlich aufwendigen, aber wichtigen
Anlauf- bzw. Orientierungsphase zur Klärung der gegenseitigen Erwartungen und realistischen Möglichkeiten. Mit
allen letztlich integrierten Praxispartnern verlief die weitere
Kooperation gerade auch auf der Ebene konkreter Demonstrationsvorhaben insgesamt sehr produktiv und von einer
kollegialen Atmosphäre geprägt. Vieles wurde gemeinsam
bzw. in Absprache entschieden, von der Flächenauswahl
über die gemeinsame Festlegung von Zielen für die spezifische Fläche bis zu konkreten Maßnahmen und Auswertungen. Grundsätzlich bestand eine große Bereitschaft auf
Seiten der beteiligten Forstpraxis, sich auf das Thema Klimawandelanpassung einzulassen und neue waldbauliche
Wege unter dieser Maßgabe zu diskutieren.
Entsprechend der Komplexität des Waldes und seiner
Bewirtschaftung kamen in der gemeinsamen Arbeit auch
Themen zum Tragen, die im engeren Sinne nicht sofort
unter den Begriff Klimawandelanpassung zu fallen scheinen. Dazu gehört der Faktor Wild – überhöhte Wilddichten
und der resultierende Verbiss limitieren in so gut wie allen
Partnerbetrieben die waldbaulichen Möglichkeiten. Von den
örtlichen Wirtschaftern wurde immer wieder betont, dass
gerade die Erziehung von Mischbeständen als zentrale Anpassungsoption an ihre Grenzen stößt, wenn die nötigen
Baumarten nicht zum Aufwuchs kommen. Eine für den Wald
dauerhaft vorteilhaftere Balance Wald/Wild auf großer Fläche würde sowohl allgemein forstlich als auch im Sinne des
Projekts INKA BB ein entscheidender Fortschritt sein.
Ein weiteres Thema, das nur indirekt die Projektthemen
berührt, aber für die Praktiker von großer Bedeutung ist, betrifft die Personalsituation im Landesbetrieb Forst Brandenburg. Die mehrstufige Forstreform hat mit der Orientierung
auf drastisch niedrigere Mitarbeiterzahlen und den Abschied
von der Einheitsforstverwaltung eine weit verbreitete Verunsicherung bis hin zur Demotivation bei vielen Försterinnen
und Förstern auf der Fläche erzeugt. Beim Stellenabbau
steigt außerdem die Arbeitsbelastung für die Verbleibenden.
Auch die obligatorische Forderung nach ökonomisch effizientem Handeln (Stichwort „Schwarze Null“ als Betriebsergebnis) wirkt nachteilig auf ergebnisoffene Diskussionen um
optimale Anpassungsoptionen. All das führt das dazu, dass
das Thema Klimawandelanpassung partiell in den Hintergrund rückt und vor allem dann bedacht wird, wenn diese
drängenderen Probleme bearbeitet sind.
Die auf den Demonstrationsflächen umgesetzten Beispiellösungen brauchen in der Regel längere Zeit, bis sich ihre
Tauglichkeit für eine erfolgreiche Anpassung an Klimawandelfolgen herausstellt. Im Rahmen von INKA BB konnten
nur intensive Ersterfassungen und die wesentlichen waldbaulichen Schritte zur Einleitung langfristigerer Prozesse
durchgeführt werden. Um die Bearbeitung und adäquate
Auswertung dieser Flächen, aber auch die Überleitung der
gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis weiter zu gewährleisten, ist eine kontinuierliche wissenschaftliche Begleitung
durch eine zentrale Institution oder entsprechende Projekte
mit ausreichenden Kapazitäten unerlässlich. Nachfragen
von Seiten der Praxispartner richteten sich häufig darauf,
was Einrichtungen wie die HNEE oder das LFE zur langfristigen Begleitung der Anpassungsprozesse durch anwendungsorientierte Forschung beitragen könnten, wenn die
Projektfinanzierung ausläuft. Auf diese Fragen konnten wir
Klimawandelanpassung der Waldbewirtschaftung in Brandenburg – (K)ein Problem unter vielen?
keine befriedigenden Antworten geben und sehen es deshalb als keineswegs gegeben an, dass die Partnerbetriebe
zukünftig allein die Demonstrationsbeispiele fortführen können. Prinzipiell beurteilen wir die Arbeit in Netzwerken wie
dem im Teilprojekt entstandenen als sehr günstig für die
Behandlung komplexer Themen wie der Klimafolgenanpassung. Als zentrale Knoten darin eignen sich Fachhochschulen wie die HNEE als institutionalisierte Verbindung
von Wissenschaft und Praxis ganz besonders. Im Sinne
der Projektnachhaltigkeit wäre es zweifellos günstiger, die
entstandenen Netzwerke nicht zerfallen zu lassen, sondern
aufzugreifen und zu verstetigen. Ohne den politischen Willen dazu, der verbunden ist mit der Bereitstellung der nötigen personellen bzw. finanziellen Ressourcen, wird dies
aber nicht gelingen.
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Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebs Forst Brandenburg
49
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept
des Landesbetriebs Forst Brandenburg
MARTIN GRÜLL
1 Einleitung
Mit Inkrafttreten des BUNDESBODENSCHUTZGESETZES (BBodSchG) 1998 hat der Gedanke des vorsorgenden Bodenschutzes auch für die Forstwirtschaft an Bedeutung gewonnen. Bei der Novellierung einzelner Landeswaldgesetze
sind die Grundsätze ordnungsgemäßer Forstwirtschaft
daher auch um deklaratorische Bodenschutzforderungen
ergänzt worden. Eine für alle Waldeigentumsarten rechtlich
verbindliche Konkretisierung von Mindeststandards für den
Bodenschutz im Wald ist jedoch bisher weder im Bundesnoch im Landesforstrecht erfolgt. Die im Rahmen der Forstzertifizierung formulierten Bodenschutzstandards orientieren sich am Stand der Technik und zielen vorrangig auf eine
Schadensbegrenzung in der Fläche und auf Toleranzwerte
für zulässige Bodenbeeinträchtigungen.
Für ein Vorsorgekonzept zum bestmöglichen Bodenschutz, mit gezielter Minimierung negativer Nebenwirkungen beim Einsatz moderner Holzerntetechnik, ist ein
Bewertungsansatz erforderlich, mit dem die unter Rechtsschutz gestellten Bodenfunktionen nicht-monetär „in Wert
gesetzt“ werden können.
Die Ergebnisse der forstlichen Standortskartierung bieten
die geeignete Datenbasis zur Wertklassifizierung von ökonomischen, ökologischen, sozio-ökologischen und technischen Bodenfunktionen.
2 Bodenpfleglichkeitsstrategien
Mit der Mechanisierung der Forstwirtschaft wurden auch die
Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge der Bodenbefahrung
mit Forstspezialmaschinen seit den 1950er Jahren wissenschaftlich untersucht. Die mit der Maschinenbefahrung verbundenen Risiken und Nebenwirkungen und das dadurch
geschaffene, bodenökologische Gefährdungspotenzial sind
daher im Wesentlichen bekannt.
Auf Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse können
Bodenpfleglichkeitsstandards definiert werden, um den Eintritt schädlicher Bodenveränderungen zu vermeiden oder
unvermeidbare Bodenschäden zu verringern (sog. vorsorgender Bodenschutz). Obwohl die durch Maschinenbefahrung verursachten, teilweise gravierenden Bodenfunktionsbeeinträchtigungen als Problem (an)erkannt sind, lassen
sich vorsorgeorientierte Rücksichtnahmen auf den Boden
gegen kurzfristige ökonomische, logistische oder technische
Sachzwänge nur schwer durchsetzen.
Je nach Ausprägung der Bodenschutzmotivation und des
Vorsorgedenkens können drei verschiedene Stufen des vorsorgenden Bodenschutzes unterschieden werden:
• Mindestvorsorge
• Erhöhte Vorsorge
• Spezielle Vorsorge
Nachfolgend soll versucht werden diese drei Vorsorgestufen zu definieren und deren wesentliche Unterschiede zu
verdeutlichen.
2.1 Gesetzlicher Mindeststandard (Mindestvorsorge)
Auf Grund der sog. konkurrierenden Gesetzgebung im
Forst-, Natur-, Umwelt- und Bodenschutzrecht erscheint
es auf den ersten Blick kaum möglich einen allgemein gültigen, rechtlichen Mindeststandard für den vorsorgenden
Bodenschutz im deutschen Wald zu definieren. Trotz verschiedener, bodenschutzrelevanter Rechtsquellen können
jedoch einige wesentliche Elemente zur Kennzeichnung
gesetzlicher Bodenschutzmindeststandards identifiziert
werden.
In Abb. 1 (siehe nächste Seite) werden die drei wesentlichen Rechtsgrundlagen für den Bodenschutz im Wald
dargestellt. Als zusätzliche, neue Rechtsquelle wird das
Umweltschadensrecht für die Forstwirtschaft zukünftig an
Bedeutung gewinnen.
Im Forstrecht des Bundes und der Länder werden mit den
Grundsätzen der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft bestimmte, deklaratorische Anforderungen an die nachhaltige,
pflegliche und sachgemäße Waldbewirtschaftung gestellt.
Von unmittelbarer Bedeutung für den Bodenschutz beim
Forstmaschineneinsatz sind folgende Grundsätze:
• Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
• Erhaltung der natürlichen Bodenfunktionen
• Boden- und bestandesschonende Bewirtschaftung unter
Berücksichtigung der natürlichen Lebensräume von Tierund Pflanzenarten
• Bedarfsgerechte, naturschonende Walderschließung
unter Berücksichtigung des Landschaftsbildes und der
Waldfunktionen
Bei genauerer Betrachtung dieser forsttechnisch relevanten
Bodenschutzvorgaben fällt auf, dass zu deren Umsetzung
keine expliziten Gebote und Verbote formuliert werden. Damit wird die rechtliche Beurteilung von Grundsatzverstößen
erheblich erschwert bzw. unmöglich gemacht. Die fehlende,
unmittelbare Sanktionsbedrohung von Verstößen gegen
Bodenschutzvorgaben im Forstrecht stellt ein erhebliches
Durchsetzungsproblem dar.
Die Grundsätze des Bodenschutzrechts verpflichten
alle Bodenbewirtschafter zur Vorsorge gegen nachteilige
Einwirkungen und zur Abwehr schädlicher Bodenveränderungen. Hierunter fallen auch physikalische Bodenverdichtungen und Bodenstrukturschäden, die durch den Einsatz
von Forstmaschinen verursacht werden.
In §17 BBodSchG konkretisiert der Gesetzgeber die
Vorsorgeanforderung für den Bodenschutz in der Landwirtschaft und formuliert einen detaillierten Anforderungskatalog für die sog. Gute fachliche Praxis (GfP) der land-
50
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebs Forst Brandenburg
wirtschaftlichen Bodennutzung. Bemerkenswert ist, dass
Verstöße gegen diese Detailregeln nicht sanktionsbedroht
sind. Die Grundsätze des vorsorgenden Bodenschutzes
sollen vielmehr durch Fortbildung der Landwirte und durch
Überzeugungsarbeit im Rahmen der amtlichen Landwirtschaftsberatung durchgesetzt werden.
Für die forstwirtschaftliche Bodennutzung trifft das Bundesbodenschutzgesetz keine vergleichbaren Detailregelungen, sondern verweist hinsichtlich der Anforderungen
an den vorsorgenden Bodenschutz im Wald zurück auf die
im Forstrecht bestehenden Regelungen zur ordnungsgemäßen Forstwirtschaft (§3 (1) Nr. 6 BBodSchG).
Die verstärkte öffentliche Wahrnehmung der Bodenschutzproblematik i. Z. m. der zunehmenden Mechanisierung der Waldarbeit hat die Landesforstverwaltungen veranlasst spezielle Richtlinien für den Bodenschutz im Wald
(Feinerschließung, Maschinenbefahrung, Forsttechnikeinsatz) zu erstellen. Das Bodenschutzrecht hat über diese
Vollzugsrichtlinien somit zumindest im öffentlichen Wald seine ursprünglich beabsichtigte Wirkung in Teilen erreicht.
Die umweltpolitischen Bestrebungen zu einer stärkeren,
naturschutzorientierten Reglementierung der Forstwirtschaft sind bei den Initiativen zur Novellierung des Bundesnaturschutz- und des Bundeswaldgesetzes offensichtlich
geworden.
Als Parallelbegriff zu den rechtlich unbestimmten Grundsätzen ordnungsgemäßer Forstwirtschaft wird die sog. Gute
Fachliche Praxis (GfP) eingeführt und diese mit einem detaillierten Anforderungskatalog (WINKEL & VOLZ 2003) untersetzt.
Dieser GfP-Anforderungskatalog enthält auch Extensivierungs- und Minimierungsgebote für die Maschinenbefahrung:
Abb. 1: Rechtliche Grundlagen für den Bodenschutz im Wald
• Verbot der flächigen Bodenbefahrung bei der Holzernte
• Gebot der systematischen Feinerschließung der Waldbestände
• Gebot der ausschließlichen Maschinenbefahrung auf dauerhaft angelegten Fahrgassen.
Da die Initiativen zur Novellierung des Naturschutz- und
Forstrechts nicht erfolgreich zum Abschluss gebracht werden konnten, haben auch die neuen Anforderungen der
Guten fachlichen Praxis keine bindende Wirkung für die
Forstwirtschaft erlangt.
Obwohl es in Deutschland nicht gelungen ist allgemein
verbindliche Qualitätsstandards für den bodenschonenden
Forstmaschineneinsatz per Gesetz durchzusetzen, zeichnet
sich in der Forstpraxis zunehmend folgender Minimalkonsens ab:
• Unterlassung der flächigen Befahrung auf technisch und
ökologisch sensiblen Feucht- und Nassstandorten
• Maschinenbefahrung bei der regulären Bestandespflege
(Durchforstung) auf festen Fahrgassen
• Einhaltung des nach dem derzeitigen Stand der Technik
möglichen Mindestgassenabstands (doppelte Kranreichweite = max. 20 m)
• Reisigarmierung der Fahrgassen bei der vollmechanisierten Holzernte zur Verringerung von Gassenschäden
2.2 Forstzertifizierungstandard (Erhöhte Vorsorge)
Parallel zu den Versuchen die Forstwirtschaft mit strengeren,
gesetzlichen Regelungen auf eine erhöhte Sozialpflichtigkeit
und verbesserte Umwelt- und Naturschutzstandards zu verpflichten, haben sich in Deutschland seit Mitte der 1990er
Jahre zunehmend internationale Forstzertifizierungssys-
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebs Forst Brandenburg
teme (PEFC 2009, FSC 2010) mit weitgehend vergleichbaren Anforderungen und Standards für eine nachhaltige
Waldbewirtschaftung etabliert.
Zur Gewährleistung einer gegenüber der konventionellen
Forstwirtschaft erhöhten Bodenschutzvorsorge werden in
den Forstzertifizierungsstandards explizite Gebote und
Verbote für den Forsttechnikeinsatz formuliert, die inhaltlich den forsttechnischen Mindestanforderungen der Guten
fachlichen Praxis (GfP) weitgehend entsprechen, teilweise
aber noch darüber hinausgehen.
Die Zertifizierungsanforderungen zum Forsttechnikeinsatz sind deutlich durch die zunehmende Mechanisierung
der Waldarbeit beeinflusst und reglementieren v. a. die Maschinenbefahrung. Trotz Formulierungsunterschieden der
einzelnen Systeme sind folgende Merkmale für die erhöhte
Bodenschutzvorsorge der zertifizierten Forstwirtschaft
kennzeichnend:
• Grundsätzliches Verbot der flächigen Maschinenbefahrung1 bei der Holzernte
i. V. m. dem
• Gebot der ausschließlichen Maschinenbefahrung auf
festgelegten Fahrgassen
• Eingeschränktes Verbot der flächigen Bodenbearbeitung
bei der Bestandesbegründung und somit auch eingeschränktes Verbot der flächigen Maschinenbefahrung
außerhalb der Holzernte
• Gebot der systematischen Feinerschließung der Waldbestände als wichtige Voraussetzung für eine Bewirtschaftung
i. V. m. dem
• Gebot der schonenden Gassenbefahrung zur dauerhaften
Erhaltung der technischen Funktionsfähigkeit des Feinerschließungssystems
• Zeitliche Befahrungseinschränkung möglichst auf Trocken- oder Frostperioden
• Festlegung von Mindestgassenabständen zur messbaren
Einschränkung der Maschinenbefahrungsfläche in zwei
unterschiedlichen Restriktionsvarianten:
a) Obligat 40 m Gassenabstand auf allen Standorten
oder
b) Obligat 20 m Gassenabstand auf allen Standorten
und
Fakultativ 40 m Gassenabstand auf empfindlichen
Standorten
• Vorgabe bestimmter, technischer Auflagen für Forstmaschinen:
– Verwendung von Breitreifen mit geringem Reifeninnendruck
– Einsatz von biologisch schnell abbaubaren Hydraulikölen
– Mitführung von Notfallsets zur Schadensbegrenzung
bei Ölunfällen
51
Zusätzlich wird die bevorzugte Auftragsvergabe an zertifizierte Forstunternehmen gefordert, um zu gewährleisten,
dass der Guten fachlichen Praxis beim Forsttechnikeinsatz
– im Sinne handwerklich guter Arbeit – eine bessere Durchsetzung verschafft wird.
Die Forstzertifizierungsstandards sind das Ergebnis eines
Aushandlungsprozesses zwischen den Zielvorstellungen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und den Interessen
der Waldeigentümer. Diese Standards konkretisieren somit
die nach dem Stand der Technik möglichen und in der Praxis
umsetzungsfähigen Rücksichtnahmen. Da die wirtschaftlichen Interessen der Waldeigentümer im Rahmen der Verhältnismäßigkeitsabwägung eine wesentliche Rolle spielen,
können über eine freiwillige Selbstbeschränkung in Form der
Forstzertifizierung keine absoluten Ziele verwirklicht werden.
So verwundert es nicht, dass von Zertifizierungskritikern der
Vorwurf geäußert wird, die Forstzertifizierungssysteme haben
die Mechanisierung der Waldarbeit nicht beschränkt, sondern
durch technikfreundliche Standards eher begünstigt.
Trotz Kontrollen und Sanktionen kommt es auch in zertifizierten Forstbetrieben zu (vermeidbaren) Bestandes- und
Bodenschäden beim Forstmaschineneinsatz. Im Rahmen
der alle fünf Jahre stattfindenden Revisionsprozesse werden daher auch die Forsttechnikstandards immer wieder
kritisch überprüft.
Die Konkurrenz der Forstzertifizierungssysteme, aber
auch die umweltpolitischen Kontroversen zwischen stärkerer freiwilliger Selbstverpflichtung und gesetzlich verordneter, erhöhter Sozialpflichtigkeit werden dazu beitragen,
dass die Umwelt-/ Bodenschutzstandards – und damit auch
die Anforderungen an die Forsttechnik – in einem fortlaufenden Prozess immer wieder neu ausgehandelt werden.
2.3 Optimalstandard (Spezielle Vorsorge)
Im LÖWE-Programm2 1991 für die niedersächsischen Landesforste findet sich als Bestandteil einer naturnahen Waldbewirtschaftung auch die Grundsatzforderung nach einem
ökologisch verträglichen Einsatz der Forsttechnik. Diese
programmatische Forderung wird im LÖWE-Grundsatz 13
wie folgt beschrieben:
„Die Pflege des Waldes soll behutsam die natürlichen
dynamischen Prozesse steuern. Der biologischen Rationalisierung ist also Vorrang einzuräumen. Die Forsttechnik
hat sich an den ökologischen Erfordernissen auszurichten.
Es sind Verfahren anzuwenden, die die Waldböden und die
Waldbestände in ihrer Struktur- und Artenvielfalt schonen.“
In den Erläuterungen wird hervorgehoben, dass die Forsttechnik „ein unverzichtbares Mittel zur Gestaltung und Pflege des Waldes“ darstellt, aber zukünftig „die ökologischen
Belange“ stärker berücksichtigt werden müssen. Der forsttechnische Fortschritt muss „besonders den Bodenschutz
1
Als sog. „flächige Befahrung“ werden die Abweichung von der festgelegten Rückegasse und die Unterschreitung des
Mindestgassenabstands von 20 m verstanden.
2
Das niedersächsische Regierungsprogramm „Langfristige ökologische Waldentwicklung in den Landesforsten“ (LÖWE
1991) beschreibt in Form von 13 Grundsätzen die Ziele und Aufgaben der Landeswaldbewirtschaftung. Im Rahmen
dieses Waldbauprogramms sind die Landesforste „…in nachhaltiger und wirtschaftlicher Weise durch eine umfassende
Pflege der Waldökosysteme so fortzuentwickeln, dass im Interesse des Allgemeinwohles ihre Leistungsfähigkeit und
Nutzbarkeit dauerhaft gesichert ist.“
52
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebs Forst Brandenburg
im Auge haben und sich den vielfältigen Strukturen des
Waldes weiter anpassen.“
Damit werden drei den Forsttechnikeinsatz bestimmende
Anforderungen formuliert, die in den folgenden Ausführungen weiter präzisiert werden sollen:
1. Die Waldpflege ist der Zweck und die Forsttechnik ist
das Mittel
2. Die (Wald)Ökologie gibt den Rahmen vor, in den sich die
(Forst)Technik einfügen muss
3. Die Schonung von Boden, Bestand und Biotop ist bestimmend für die Wahl des Arbeitsverfahrens
Der dem LÖWE-Programm entlehnte Begriff wird zur besonderen ökologischen Verträglichkeit erweitert, um damit
den nach dem aktuellen Stand von (Forst)Wissenschaft und
(Forst)Technik erreichbaren Optimalstandard beim umweltverträglichen Forsttechnikeinsatz zu kennzeichnen.
Zentrales Oberziel der besonderen ökologischen Verträglichkeit ist das Prinzip starker Nachhaltigkeit. Neben der
langfristigen Sicherung der natürlichen Produktionsgrundlagen bzw. der Leistungsfähigkeit des Naturkapitals bedeutet dies insbesondere die Sicherung der ökosystemaren
Selbstregulations- und Regenerationsmechanismen. Um
die sog. Resilienz3 eines Waldökosystems bei Nutzungseingriffen nicht zu überschreiten, müssen bestimmte Vorkehrungen zur Schadensprävention und zur Minimierung
negativer Nebenwirkungen getroffen werden.
Das Kernproblem bildet dabei die nicht nur von Naturwissenschaftlern und Technikern, sondern zunehmend auch
von Juristen gestellte Frage:
„Ab welchem Grenzwert wird ein (Wald)Ökosystem oder
eines seiner Kompartimente durch einen Nutzungseingriff
in seinem Zustand so beeinträchtigt, dass von einer Schädigung gesprochen werden kann?“
Im Regelfall wird diese Frage erst dann gestellt, wenn es
eigentlich schon zu spät ist, d. h. wenn ein Umweltschaden
eingetreten ist. Zahlreiche weitere Fragen nach Schadensursache und Schadensausmaß sowie nach Schadensverantwortung und Schadensersatz schließen sich an.
Unzweifelhaft ist die Schadensprävention die bessere Alternative als die Schadenssanierung. Insbesondere wenn
es sich um monetär nur schwer quantifizierbare Natur-/ Bodenfunktionswerte oder um sehr langfristig wirkende, evtl.
sogar irreversible Natur-/ Bodenschäden handelt.
Dieser vorsorgemotivierte Ansatz erfordert bestimmte,
auch subjektive Wertentscheidungen des Naturnutzers.
Die Entscheidung, welche Ökosystemzustände oder Funktionen als wertvoll erachtet werden, beruht auf menschlicher
Festlegung und kann nicht allein durch objektive wissenschaftliche Erkenntnis bestimmt werden.
Das Wertesystem der besonderen ökologischen Verträglichkeit wird daher mit Hilfe des folgenden Zielsystems operationalisiert und mit Beurteilungskriterien untersetzt:
Teilziel 1 – Naturverträglichkeit
• Sensitivitätsabgestufte Feinerschließung, Maschinenbefahrung und Mechanisierung
3
• Festlegung forsttechnischer Restriktionen in Abhängigkeit
von
– Empfindlichkeit und Befahrbarkeit des Bodens
– Bodenfunktionswert
– Waldfunktion
– Naturschutz- oder Waldbiotopstatus
Teilziel 2 – Schadensvorbeugung
• Inkaufnahme von Mehrkosten zur Risikovorsorge und
Schadensminderung
• Inkaufnahme von Nutzungs-, Befahrungs- und Mechanisierungseinschränkungen
• Vermeidung von unwägbaren „ökologischen Hypotheken“
für die Zukunft
Teilziel 3 – Forsttechnik in dienender Funktion
• Primat der biologischen vor der technischen Produktion
(„Waldbau vor Technik“)
• Minimierung unerwünschter negativer Nebenwirkungen
durch Optimierung des Forsttechnikeinsatzes
Teilziel 4 – Operationale Planungs-, Organisations- und
Entscheidungshilfen
• Verzicht auf die Auflistung von Verboten zu Gunsten des
Aufzeigens von Möglichkeiten und Freiheitsgraden
• Standortsindividuelle Empfehlung ökologisch und technisch geeigneter Holzernteverfahren
• Qualifizierung von Forsttechnikkompetenz, Umweltbewusstsein und Entscheidungsverantwortung der Mitarbeiter („Überzeugen statt Verordnen“)
Für die in diesem Zusammenhang entstehende Frage der
Honorierung besonders umweltverträglicher Forstwirtschaft
bietet sich ein einfacher Wertfindungsansatz an: Die Differenz zwischen den Verfahrenskosten des unter den jeweiligen Einsatzbedingungen technisch geeigneten, „ordnungsgemäßen“ Holzernteverfahrens (Mindestvorsorge)
und des „besonders umweltverträglichen“ Holzernteverfahrens (Optimalvorsorge).
Da eine Zahlungsbereitschaft für Leistungen der Forstwirtschaft trotz hoher, umweltpolitischer Sozialpflichtigkeitsforderungen nicht besteht, sind ökologisch optimierte
Bewirtschaftungsstandards derzeit nur über eine freiwillige
Selbstverpflichtung der Waldeigentümer (Forstzertifizierung) umsetzbar.
3 Bodenfunktionsbewertung
Das BBodSchG orientiert auf den Schutz natürlicher, wirtschaftlicher und natur-/ kulturhistorischer Bodenfunktionen
und verpflichtet jeden Bodennutzer zur Vorsorge gegen
nachteilige Einwirkungen sowie zur Abwehr schädlicher
Bodenveränderungen (§1 BBodSchG).
Im Vollzug des Bodenschutzrechts ist eine Bewertung gesetzlich geschützter Bodenfunktionen vorgesehen, wenn
Resilienz ist die Fähigkeit eines Ökosystems Störungen zu tolerieren ohne dass sich langfristig ein qualitativ veränderter
Systemzustand einstellt, der von anderen Prozessen geregelt wird. Resilienz wird häufig auch synonym für Elastizität
verwendet, als Maß für die Geschwindigkeit, mit der ein Ökosystem, das von einer Störung ausgelenkt wurde, in seinen
Ausgangszustand zurückkehrt.
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebs Forst Brandenburg
a) eine Überschreitung kritischer Belastungsgrenzen zu
befürchten ist
b) ein Interessenausgleich für das Schutzgut Boden bei
konkurrierenden Nutzungsansprüchen gefunden werden muss
c) eine flächige Beanspruchung von Böden für Bau- oder
Erschließungsvorhaben geplant ist.
Eine Funktionsbewertung von Waldböden erfolgt daher im
Regelfall erst, wenn die Umwandlung in andere Nutzungsarten geplant und die Ressource Boden ein regional knappes, wertvolles Gut ist.
Mit der Mechanisierung der Holzernte und dem Einsatz
bodengebundener Forstspezialmaschinen muss ein Teil des
Waldbodens immanent für technische Zwecke beansprucht
werden (Bestandeserschließung mit Fahrgassen). Dabei
besteht ein hohes Risiko für langfristige, physikalische
Beeinträchtigungen oder irreversible Schädigungen des
Waldbodens. Es liegt daher nahe die für technische Zwecke
dauerhaft umgewidmete Produktionsfläche als Kriterium in
forsttechnische Entscheidungssysteme zu integrieren. Die
flächenhaft vorliegenden Ergebnisse der Standortserkundung können mit etablierten Methoden der Bodenfunktionsbewertung für eine modifizierte, forsttechnische Standortsklassifizierung verwendet werden.
In Abb. 2 sind die für Waldböden als bedeutsam betrachteten Bodenfunktionen und die standörtlichen Eingangsgrößen zu deren Bewertung dargestellt. Die Unterscheidung
von (sozio)ökologischen, ökonomischen und technischen
Bodenfunktionen wurde bewusst gewählt, um für unterschiedlich motivierte Bodenschutzzielsetzungen getrennte
Wertmaßstäbe zur Verfügung stellen zu können.
3.1 Bewertung natürlicher Bodenfunktionen
Die Bewertung der natürlichen Bodenfunktionen Regelung,
Lebensraum und Produktion, und deren Zuordnung zu
fünf Bodenfunktions(wert)klassen von 1 (sehr gering) bis 5
(sehr hoch), steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der
Flächenbeanspruchung für die permanente Feinerschließung. Zur Risikominimierung wird mit steigendem Bodenfunktionswert eine Verringerung der Befahrungsfläche empfohlen. Jeder der fünf Bodenfunktions(wert)klassen wird
daher ein maximal zulässiges Flächenbefahrungsprozent
bzw. ein bestimmter Mindestgassenabstand zugeordnet
(Kl. 1: <20 m, Kl. 2: 20 m, Kl. 3: 40 m, Kl. 4: >40 – 60 m, Kl. 5:
keine Gasse4).
Mit der Regelungsfunktion wird das gesellschaftliche Interesse an intakten Böden als Filter-, Puffer-, Speicher- und
Austauschmedium gekennzeichnet. Die Lebensraumfunktion verdeutlicht den unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem vorsorgendem Bodenschutz und den Interessen
des Naturschutzes. Die Produktionsfunktion spiegelt das
wirtschaftliche Interesse des Waldbesitzers an der nachhaltigen Wertsicherung seines Bodenkapitals wider.
Abb. 2: Forstliche Bodenfunktionsbewertung zur Ableitung von (sozio)ökologischen, ökonomischen und technischen
Bodenfunktionsklassen
4
53
keine Gasse = keine Maschinenbefahrung des Waldbodens. Der Einsatz von Holzerntetechnik erfolgt hier nur vom
Maschinenweg oder auf Seiltrassen (Seilwinden-/Seilkranverfahren).
54
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebs Forst Brandenburg
3.1.1 Regelungsfunktion (R-Klasse)
3.2 Bewertung technischer Bodenfunktionen
Wesentliche Grundlage für die Zuordnung von Wertstufen
zu einzelnen Regelungsteilfunktionen sind ausgewählte,
physikalische und chemische Merkmale der Feinbodenform (Bodenart, Ton-Schluff-Gehalt, Humusgehalt, Karbonatgehalt, Basenverfügbarkeit, pH-Wert). GELDMACHER et al.
(2002) haben in einer rd. 500 Feinbodenformen umfassenden Tabelle die Regelungsteilfunktionen von Waldböden
in Brandenburg mit Wertstufen von 1 (sehr hoch) bis 5 (sehr
gering) bewertet.
Aus den Wertstufen der Teilfunktionen Säurepufferung,
Schadstoffbindung und Nährstoffkapazität wird für jede
Feinbodenform ein Regelungsfunktionsmittelwert errechnet.
Die Zuordnung eines Waldstandorts zu einer Regelungsfunktionsklasse erfolgt über den Wertstufenmittelwert der
flächendominierenden Feinbodenform.
Neben den Bodenfunktionen nach BBodSchG muss in ein
auf die technische Anwendung ausgerichtetes Bewertungssystem auch die Funktion des Bodens als Widerlager für die
Befahrung mit Forstmaschinen integriert werden.
Mit der Konzentration der Maschinenbefahrung auf ein
System unbefestigter Gassen müssen dessen Funktionsfähigkeit dauerhaft erhalten und Überlastungsschäden sicher vermieden werden. Neben Maschinenparametern wird
die technische Bodenbelastbarkeit maßgeblich von der
Bodenfeuchte zum Befahrungszeitpunkt beeinflusst. Die
Bodenfeuchtestufen der Standortserkundung bieten sich
für die Klassifizierung der technischen Befahrbarkeit an
(STAATSBETRIEB SACHSENFORST 2006). Die Feuchtestufen (trocken, frisch, feucht, nass, sumpfig) werden fünf Befahrbarkeitsklassen (T-Klassen) von 1 (befahrbar) bis 5 (unbefahrbar) zugeordnet. Witterungsbedingte Veränderungen der
Bodenfeuchte (Nass- oder Trockenphase) können durch
einstufigen Zu- oder Abschlag berücksichtigt werden.
Den Befahrbarkeitsklassen werden bestimmte „Verkehrsregeln“ in Form zeitlicher, technischer oder organisatorischer
Restriktionen zugeordnet. Insbesondere zur Gewährleistung
des Gassenschonungsgebotes ist eine „Ampelregelung“ zur
Vermeidung von Befahrungsschäden erforderlich. Mit Hilfe
von vier definierten Spurtypen (siehe 4.) können die ökologische und technische (Un)Verträglichkeit der Befahrung
treffsicher beurteilt und nicht tolerierbare Gassenschäden
vermieden werden.
Die Klassifizierung der zweiten technischen Kategorie
Geländetyp, zur Bewertung der durch Hangneigung und
Oberflächenform verursachten Befahrungsbehinderung,
erfolgt mit Hilfe der konventionellen forsttechnischen Geländeklassifizierung. Die möglichen Kombinationen von
Hangneigungsstufen und Oberflächenausformungen werden aus technischem Blickwinkel zu fünf Oberflächenklassen (S-Klassen) gruppiert. Jeder S-Klasse wird ein bevorzugt geeignetes Feinerschließungsmittel (Rückegasse in
drei Varianten, Maschinenweg, Seiltrasse) zugeordnet.
3.1.2 Lebensraumfunktion (L-Klasse)
Beurteilungskriterium für die Bewertung der Lebensraumfunktion ist das standörtliche Entwicklungspotenzial für ökologisch wertvolle Waldbiotope/ -gesellschaften. Als wertvoll
werden Waldstandorte betrachtet, die über eine sehr hohe
oder eine sehr geringe natürliche Bodenfruchtbarkeit verfügen. Das eine Standortsextrem mit sehr geringer Bodenfruchtbarkeit ist – weitgehend nährkraftunabhängig – regelmäßig auf sehr trockenen oder sehr nassen Standorten
gegeben, während das andere Standortsextrem mit sehr
hoher Bodenfruchtbarkeit auf nährstoffreiche, sehr frische
bis feuchte Standorte beschränkt ist. Waldstandorte mit
durchschnittlicher Bodenfruchtbarkeit haben bei diesem
Bewertungsansatz nur ein geringes Entwicklungspotenzial
für wertvolle Vegetationsbestände.
3.1.3 Produktionsfunktion (P-Klasse)
Durch die Bewertung des natürlichen Leistungspotenzials
der Waldstandorte wird das essentielle Naturkapital eines
Forstbetriebes, unabhängig von der aktuellen Bestockung,
deutlich gemacht. Vergleichbar dem landwirtschaftlichen
Bodenbewertungssystem (Acker-, Grünlandzahl) steigt
auch bei Waldstandorten der potenzielle Produktionswert
mit zunehmender Bodenfruchtbarkeit.
Mit Hilfe von Bodenfruchtbarkeitsziffern (SCHULZE 1997)
kann die Dendromasseproduktivität der verschiedenen
Standortseinheiten (Standortsgruppen) gekennzeichnet und
damit der Produktionswert der verschiedenen Waldstandorte klassifiziert werden. Mit steigendem Produktionswert
wird eine Verringerung der Befahrungsfläche bzw. eine Erweiterung des Rückegassenabstands empfohlen.
Im allgemeinen forstlichen Verständnis wird dem „Verlust“
von biologischer Produktionsfläche, die für die dauerhafte
Bestandeserschließung beansprucht wird, keine Bedeutung
beigemessen und die Fahrgassen weiterhin als Holzbodenfläche betrachtet. Im Rahmen der langfristigen, betrieblichen
Nachhaltigkeitssicherung sollte der Waldbesitzer jedoch ein
Eigeninteresse an der Wertsicherung seines Bodenkapitals
haben und mit zunehmender Bodenfruchtbarkeit die Beanspruchung von wertvoller Produktionsfläche für die Feinerschließung reduzieren.
3.3 Ergebnisse der Bodenfunktionsbewertung
im Landeswald
Das in Abb. 3.1 zusammengefasste Ergebnis der Bodenfunktionsbewertung für die Standorte im Landeswald beruht auf
dem kontroversen Wertfindungsdiskurs einer Expertengruppe des Landesforstbetriebs. Es hat sich gezeigt, dass die Abgrenzung von fünf Wertklassen („Was ist wertvoll?“) nicht absolut objektivierbar ist. Die von der Landesumweltverwaltung
Brandenburg für Planungsverfahren empfohlene Funktionswertklassifizierung von Waldböden, die auf öffentliche Bodenschutzziele abstellt, kommt daher zu teilweise abweichenden
Ergebnissen (LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG 2003).
Die aus forstbetrieblicher Sicht wichtigste Wertkategorie
ist die Produktionsfunktion. Die Waldböden der Wertklassen
≥P 3 werden als so wertvoll betrachtet, dass hier auf eine
technisch optimale Feinerschließung (Gassenabstand 20 m)
verzichtet und die Befahrungsfläche durch Erweiterung des
Gassenabstands auf ≥ 40 m verringert werden soll. Der Flächenanteil von 18 % (ca. 43 Tha Landeswald), auf dem das
Holz nicht mehr vollmechanisiert geerntet werden kann,
wird von der Expertengruppe als vertretbar angesehen.
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebs Forst Brandenburg
Beim Vergleich mit der Regelungsfunktion wird deutlich,
dass mit der forstbetrieblichen Vorsorge für den Schutz des
eigenen Produktionskapitals auch das gesellschaftliche Interesse am Schutz des Bodens gewährleistet bzw. sogar
übererfüllt wird (Wertklassen ≥R 3: 10 % Flächenanteil).
55
Das Bewertungsergebnis für die Lebensraumfunktion, die
auf das standörtliche Entwicklungspotenzial für wertvolle Biotope abstellt, verdeutlicht die ökologische Erwartungshaltung
an den Bodenschutz, die durch ökonomisch motivierte Vorsorge allein nicht erfüllt werden kann (Wertklassen ≥L 3: 43 %
Abb. 3.1: Ergebnis der Bewertung natürlicher Bodenfunktionen (Produktion, Lebensraum, Regelung) im Landeswald
Abb. 3.2: Ergebnis der Bewertung technischer Bodenfunktionen (Befahrbarkeit) im Landeswald
56
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebs Forst Brandenburg
Flächenanteil). Eine an der potenziellen Lebensraumfunktion
orientierte Bodenschutzvorsorge wird wegen des hohen Flächenanteils mit extensiver Feinerschließung und der damit
verbundenen Mehrkosten bei der Holzernte als wirtschaftlich
nicht zumutbar angesehen. Stattdessen wird als Kompromiss
eine Berücksichtigung der aktuellen Lebensraumfunktion
(Fläche gesetzlich geschützter Waldbiotope) vorgeschlagen.
Diese Variante der kombinierten, ökonomisch und ökologisch
motivierten Bodenschutzvorsorge ergibt summarisch einen
Flächenanteil von 23 % (ca. 58 Tha Landeswald) für die
Feinerschließung im erweiterten Gassenabstand ≥ 40 m.
In Abb. 3.2 (siehe vorige Seite) sind die auf Basis von
DSW-Informationen ermittelten Ergebnisse der forsttechnischen Gelände- und Befahrbarkeitsklassifizierung im Landeswald bilanziert5. Auf ca. 84 % der Fläche liegen keine
geländebedingten und auf ca. 78 % keine bodenfeuchtebedingten Einschränkungen für den Einsatz von Holzerntetechnik vor. Auf ca. 5 % der Fläche ist durch zu hohe Bodenfeuchte die Bodentragfähigkeit so stark eingeschränkt, dass
bei Regen – auch bei Ausschöpfung aller technischen Möglichkeiten – keine gassenschonende Maschinenbefahrung
mehr möglich ist. Auf insgesamt weniger als 10 % der Fläche
können wegen Geländebehinderung oder Vernässung nur
Seilverfahren ohne Bodenbefahrung verwendet werden.
4. Bodenschutz durch schonende
Gassenbefahrung
Vorsorgender Bodenschutz beim Einsatz von Holzerntetechnik lässt sich vereinfacht auf die Formel „Bodenschutz
= Flächenbefahrungsverbot + Gassenschonungsgebot“
bringen.
Das Unterlassen flächiger Maschinenbefahrung und die
Fahrzeugbindung an ein (dauerhaft) festgelegtes Fahrgassensystem ist in Deutschland – unabhängig vom Gassenabstand – eine bei der Holzernte allgemein anerkannte
Konvention.
Hinsichtlich der praktischen Umsetzung des Gassenschonungsgebots lassen jedoch unterschiedliche, als tolerierbar angesehene Spurtiefengrenzwerte (10 – 40 cm)
oder zulässige Grenzwertüberschreitungen (Gleisbildung
auf 10 % des Gassensystems) keinen einheitlichen Standard erkennen.
Im Rechtsrahmen ordnungsgemäßer Forstwirtschaft wird
eine Gassenbefahrung bis zur Grenze der technischen Befahrbarkeit toleriert; erst bei Fahrzeugimmobilität wird die
(forstrechtlich nicht sanktionsbedrohte) Grenze des ordnungsgemäßen Forsttechnikeinsatzes erreicht. Auch die
Forstzertifizierungssysteme (PEFC 2009, FSC 2010) tolerieren vermeidbare Gassenschäden und verzichten auf die
Präzisierung eines wirksamen Gassenschonungsgebots.
Beide Ansätze ignorieren, dass die technische Befahrbarkeitsgrenze moderner Forstspezialmaschinen deutlich
über der bodenmechanischen Belastbarkeitsgrenze liegt.
Um die dauerhafte Funktionsfähigkeit eines unbefestigten
Gassensystems als Widerlager für die einwirkenden Maschinenkräfte zu gewährleisten, muss Überlastungsschäden zuverlässig vorgebeugt werden. Zur Umsetzung des
ausnahmslos auf allen Standorten und unter allen Einsatzbedingungen geltenden Gassenschonungsgebots wird mit
Abb. 4 eine Beurteilungshilfe zur Unterscheidung von tolerierbaren und nicht tolerierbaren Bodenverformungen
auf der Gasse gegeben.
Abb. 4 veranschaulicht
mit den hinterlegten Ampelfarben in vereinfachter Form
die Abgrenzung zwischen:
• ökologisch verträglicher
Befahrung bei elastischer
Bodenverformung ohne
Sackungsverdichtung
(Spurtyp 1)
• physikalisch verträglicher
Befahrung bei plastischer
Bodenverformung mit
Sackungsverdichtung
(Spurtyp 2)
Abb. 4: Beurteilungsschema für die Maschinenbefahrung in ebenem bis
schwach geneigtem Gelände (ohne Erosionsgefahr),
Bildquelle: © JÖRN ERLER
TU DRESDEN 2009
5
Im DSW (Stand 2009) sind für 10 % der Landeswaldfläche keine Geländeinformationen und für 5 % der Landeswaldfläche keine Standortsinformationen verfügbar.
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebs Forst Brandenburg
• physikalisch unverträglicher Befahrung
– bei plastischer Bodenverformung mit Sackungsverdichtung und sekundärer Spurvernässung (Spurtyp 3)
oder
– bei viskoplastischer Bodenverformung mit Spurbildung
und seitlicher Spurrandaufwölbung (Spurtyp 4).
Da die Grenze zur bodenphysikalischen Unverträglichkeit
standorts-, witterungs-, technik- und verfahrensabhängig
variabel ist, wird auf die pauschale Festlegung eines Grenzwertes für die (noch) zulässige Fahrspurtiefe sowie eines
Prozentwertes für die (noch) zulässige Funktionsschädigung des Gassensystems verzichtet. Maßgebliches Kriterium zur Beurteilung der ökologischen oder technischen
Verträglichkeit der Maschinenbefahrung ist der Spurtyp
auf der Fahrgasse (BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WALD UND
FORSTWIRTSCHAFT 2007). Nur bei Ausbildung von Spurtyp 1
und 2 ist die dauerhafte Funktionsfähigkeit des Feinerschließungssystems bzw. eine schonende Maschinenbefahrung
gewährleistet. Mit beginnender (auch nur partieller) Ausbildung von Spurtyp 3 oder 4 wird ein optisches Warnsignal
für die Überschreitung der Bodentragfähigkeit und damit für
die akute Beeinträchtigung der technischen Gassenfunktion angezeigt. Bei Missachtung dieses Warnsignals und
Verzicht auf technisch-organisatorische Gegenmaßnahmen
ist mit schweren Gassenfunktionsschäden und hohem Gassensanierungsbedarf zu rechnen.
57
5. Technische Produktionsplanung auf
standörtlicher Grundlage
Der latente Konflikt zwischen biologischer Produktion (naturnaher Waldbau) und technischer Produktion (mechanisierte Holzernte) ist lösbar, wenn ein einheitlicher Beurteilungsmaßstab für beide Bereiche verwendet wird. Hierzu
bietet sich das Prinzip der Standortsgerechtigkeit an. Vergleichbar der Anbaueignungsbeurteilung der unterschiedlichen Baumarten lässt sich auch die Einsatzeignung der
verschiedenen technischen Arbeitsmittel in vereinfachter
Form mit Hilfe von sog. Ökogrammen6 bewerten. Ähnlich
wie ein biologisches System hat jedes Arbeitsverfahren – in
Abhängigkeit von definierten technischen Parametern – ein
Optimum, ein Suboptimum, einen Grenz- und eine Ausschlussbereich.
Die zwei Kriterien zur vereinfachten Eignungsbewertung
verschiedener Arbeitsmittel/ -verfahren sind die Feinerschließungsdichte (Gassenabstand) und die technische
Befahrbarkeit (Bodentragfähigkeit).
Die Abb. 5 veranschaulicht in stark vereinfachter Form
die Übertragbarkeit der Ökogrammbewertung auf die technische Produktionsplanung. Ähnlich der standortsabhängigen Anbaueignung einer Baumart („ökologische Nische“)
kann jedem Arbeitsmittel auf Grund technischer Merkmale
(Fahrwerk, Zusatzausrüstung, Kranreichweite, Seilwinde,
etc.) ein bestimmter Einsatzbereich („technische Nische“)
zugeordnet werden. Häufig beruhen Technikfolgeschäden
auf der Unkenntnis oder der Nichtbeachtung der technischen Eignung des eingesetzten Arbeitsmittels.
Abb. 5: Biologische und technische Produktionsplanung auf standörtlicher Grundlage
6
Mit Hilfe von Ökogrammen, in denen die komplexe Natur stark vereinfacht auf die Standortsfaktoren Nährstoffgehalt und
Bodenfeuchte reduziert wird, veranschaulicht die forstliche Vegetationskunde die Standortsansprüche, die Konkurrenzstärke und die Eignungsgrenzen der verschiedenen Baumarten (ELLENBERG 1986).
58
Grundlagen für ein Bodenschutzkonzept des Landesbetriebs Forst Brandenburg
6. Resümee
Der Einsatz moderner Holzerntetechnik ist immer mit dem
Risiko nicht intendierter Nebenwirkungen verbunden. Neben dem Schutzgut Boden sind in zunehmendem Maße
auch die Integrität von Arten, Biotopen und Lebensräumen
sowie essentieller Ökosystemfunktionen betroffen. Bei der
Auswahl geeigneter Holzernteverfahren müssen daher neben technischen und wirtschaftlichen auch ökologische Kriterien beachtet werden.
Ähnlich wie die Bewirtschaftungszielsetzung variiert auch
die individuelle Bodenschutzmotivation der verschiedenen
Waldeigentümer. Daher müssen für unterschiedliche Vorsorgestufen (minimale, erhöhte, optimale Vorsorge) operationale Entscheidungshilfen gegeben werden.
Die Erweiterung der konventionellen forsttechnischen
Standortsklassifizierung um eine Wertklassifizierung natürlicher Bodenfunktionen (Produktion, Lebensraum,
Regelung) bietet die Möglichkeit zur Berücksichtigung
unterschiedlich motivierter Bodenschutzinteressen bei technischen Entscheidungen. Mit diesem methodischen Ansatz
können für jeden Standort Empfehlungen für Feinerschließung, Maschinenbefahrung und Holzernteverfahren gegeben werden, die eine Risikominimierung beim Forsttechnikeinsatz ermöglichen.
Literatur
BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WALD UND FORSTWIRTSCHAFT
(2007):
LWF-Merkblatt 22, Bodenschutz beim Forstmaschineneinsatz
BGBL I (1998, 502):
Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundesbodenschutzgesetz) in der Fassung vom 17.3.1998
ELLENBERG, H. (1986):
Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, Verlag Eugen
Ulmer, Stuttgart, 4. Auflage
FSC (2010):
Revidierter deutscher FSC-Standard, FSC Arbeitsgruppe
Deutschland, Fassung vom 1.10.2010
GELDMACHER, K., JESSEL, B., KNOTHE, D. (2002):
Bewertung von Bodenfunktionen für Forststandorte
– Herleitung von Bewertungsvorschriften für das Land
Brandenburg, AFZ-Der Wald Nr. 11, 572 – 575
LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG (2003):
Handlungsanleitung Bodenschutz – Anforderungen des
Bodenschutzes bei Planungs- und Zulassungsverfahren
im Land Brandenburg, Fachbeiträge des Landesumweltamtes (Hrsg.), Titelreihe Heft Nr. 78, Eigenverlag, Potsdam, 68 S.
LÖWE (1991):
Programm der Landesregierung Niedersachsen zur
Langfristigen ökologischen Waldentwicklung (LÖWE) in
den Landesforsten
PEFC (2009):
PEFC-Standards für Deutschland - Leitlinie für nachhaltige Waldbewirtschaftung zur Einbindung des Waldbesitzers in den regionalen Rahmen, Fassung vom
30.11.2009
SCHULZE, G. (1997):
Anleitung für die forstliche Standortserkundung im nordostdeutschen Tiefland, Teil C – Forstliche Auswertung,
interne Arbeitsanleitung (unveröffentlicht), 164 S.
STAATSBETRIEB SACHSENFORST (2006):
Holzerntetechnologien – Richtlinie zur Anwendung im
Staatswald des Freistaates Sachsen, Eigenverlag, Pirna,
44 S.
WINKEL, G., VOLZ, K.-R. (2003):
Naturschutz und Forstwirtschaft. Kriterienkatalog zur „guten fachlichen Praxis“. Ergebnisse aus dem F+E-Vorhaben 80084001 des Bundesamtes für Naturschutz, Angewandte Landschaftsökologie (Heft 52), Münster 2003
Klimawandel und integrierter Waldschutz – Risikomanagement mit mehr Unbekannten und weniger Möglichkeiten
59
Klimawandel und integrierter Waldschutz – Risikomanagement
mit mehr Unbekannten und weniger Möglichkeiten
KATRIN MÖLLER
Mehr unbekannte oder schwerer zu
kalkulierende Risiken im Waldschutz?
Eine genaue Vorhersage der Entwicklung der Waldschutzprobleme ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Für langjährig im Waldschutz Tätige verstärkt sich aber das Gefühl,
dass immer häufiger gängiges Lehrbuchwissen nicht mehr
kritiklos hingenommen werden kann. Das hängt sowohl mit
den jetzt schon spürbaren Folgen der Klimaänderung, wie
der Verlängerung der Vegetationsperiode, aber auch der
unsicheren Prognose der weiterhin zu erwartenden Witterungsextreme als auch mit den in einem sehr komplexen
Ökosystem zu betrachtenden Folgen zusammen. Nicht
nur Schaderreger, sondern auch deren Gegenspieler und
natürlich die Wirtsbäume werden beeinflusst und wirken
wiederum selbst auf das Ökosystem. Eine Zunahme der
Häufigkeit von Witterungsextremen wie Dürreperioden,
Starkregen, Früh- und Spätfröste oder Hagel beeinflusst
u. a. Verlauf und Auswirkungen von Komplexkrankheiten
der Waldbäume, deren Regeneration nach intensiven Fraßschäden und auch die Sekundärschädlinge. Entsprechend
des Trends der Zunahme der Jahresmitteltemperaturen
muss auch mit der Arealausweitung thermophiler Insekten
gerechnet werden. Ein Beispiel ist der Wärme liebende Eichenprozessionsspinner (Abb. 1 und 2), der in den letzten
Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat. Fläche und
Intensität haben beispielsweise in Brandenburg seit 2003
stetig zugenommen, erst unterbrochen durch den flächigen
Einsatz von Insektiziden 2013 (Abb. 3). Dabei stand auf
Grund der massiven Beschwerden der Bevölkerung 2012
der Gesundheitsschutz im Vordergrund, wurde also außerhalb des Waldes entsprechend Biozidgesetz gehandelt.
Auch für die sogenannten Kieferngroßschädlinge sind
Veränderungen der Populationsdynamik zu erwarten bzw.
schon nachweisbar. Für den Kiefernspinner z. B. ist das
Massenwechselgeschehen im nordostdeutschen Tiefland
für die letzten 70 Jahre gut dokumentiert. Auffällig ist in jüngerer Zeit eine Häufung der Gradationsereignisse mit deut-
Abb. 1: Zunahme der Befallsflächen des Eichenprozessionsspinners in Brandenburg seit 2004 (Meldungen der Revierförster)
60
Klimawandel und integrierter Waldschutz – Risikomanagement mit mehr Unbekannten und weniger Möglichkeiten
lich kürzer werdenden Latenzphasen (GRÄBER et al. 2012).
Die Art profitiert von warmen, trockenen Sommern (MAJUNKE
2000, ZIESCHE in Vorbereitung). Zu erwarten ist auch, dass
z. B. Kiefernbuschhornblattwespen unter der Voraussetzung
warmer, trockener Frühjahre häufiger statt nur einer, eine
zweite Generation ausbilden werden.
Die durch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
e.V. prognostizierte Zunahme von Witterungsextremen wird
vielfältige Folgen für den Wald haben. Das betrifft nicht nur
die Gefährdung durch Waldbrände und Stürme. Unter Umständen lässt eine witterungsbedingt rasant ablaufende Populationszunahme der Schädlinge den Wirtspflanzen keine
Chance für Abwehr-Reaktionen und/oder die Regeneration
der Fraßschäden. Ein eindrucksvolles Beispiel wie nach flächigem Kahlfraß durch Kiefernspinnerraupen ein folgender
Dürresommer zu Totalverlusten führt, musste 2006 im Bereich des Bundesforstamtes Potsdam dokumentiert werden
(Abb. 4). Entscheidungen über Insektizideinsätze zur Vermeidung von Bestandesschäden werden – trotz vieler neuer Untersuchungsergebnisse zum Regenerationsvermögen
von Kiefern nach Kahlfraß – vor diesem Hintergrund auch
immer schwieriger.
Auch die Ausprägung pathogener Eigenschaften von
Pilzen ist u. a. von der Witterung abhängig. Vitalitätsbeeinträchtigungen der Wirtsbäume, wie z. B. Wassermangel,
können die pathogene Wirkung begünstigen. Die Häufung
ungewöhnlich warmer und trockener Sommer seit 1990
hat beispielsweise dazu geführt, dass das Diplodia-Triebsterben an Kiefern, hervorgerufen durch den Pilz Diplodia
pinea (= Sphaeropsis sapinea), stärker in Erscheinung tritt
(HEYDECK & DAHMS 2012). Auch das erst seit wenigen Jahren
beobachtete Eschen-Triebsterben, wird in Verbindung mit
veränderten klimatischen Bedingungen diskutiert (SCHUMACHER et al. 2011). Jährlich über 100 allein am Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde zu bearbeitende Anfragen
zur Diagnostik schwer bestimmbarer Schäden und Schaderreger (auch Anfragen aus Mecklenburg-Vorpommern,
Thüringen, Sachsen u. a.) widerspiegeln die Vielfalt der
Waldschutzprobleme und sind gleichzeitig Zeiger für das
Auftreten neuartiger Schäden (HEYDECK & DAHMS 2013).
Abb. 2: Raupen des Eichenprozessionsspinners – Problem für Eichen und Menschen
Ein zusätzlicher Gefährdungsfaktor für Wälder ist das mit
der Ausweitung des globalen Handels und Verkehrs enorm
gestiegene Risiko der Einschleppung von Organismen.
Beispiele sind der Gefährliche Kiefernholznematode, der
Asiatische Laubholzbockkäfer oder der Schwarze Nutzholzborkenkäfer. Klima und Witterung sind mit entscheidend, ob
sich ein eingeschleppter Schädling etabliert und wie groß
das Schadausmaß wird.
Konsequenzen für Überwachung und
Prognose – oder was liegt in unserer Hand
Seit den 1930er Jahren hat sich die Gefährdung der Wälder
nicht verringert. Aber Überwachungs- und Prognoseverfahren wurden entwickelt bzw. qualifiziert, die Möglichkeiten
des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und deren Wirksamkeit verbesserten sich. Damit ist sicherlich auch kontinuierlich der Anspruch der Forstverwaltungen und Waldbesitzer gewachsen: Bestandesschäden im Wald können
in der Regel verhindert werden. Und vielleicht ist es aber
auch etwas zu selbstverständlich geworden, dass großflächige „Verheerungen“ durch Bestandesschädlinge dank des
Systems von Überwachung, Prognose und Bekämpfung unter Anleitung der Waldschutzteams der Länder kaum noch
stattfinden. Wobei die politischen Rahmenbedingungen natürlich immer Einfluss hatten und haben.
Auf Grund der besonderen Gefährdungssituation in den
Kiefernwäldern Brandenburgs ist hier auch der Bedarf der
Evaluierung und Rationalisierung der entsprechenden
Überwachungsverfahren besonders hoch. So wurden die
Winterbodensuchen (SCHWERDTFEGER 1941), die alle im Winter im Boden überwinternden Entwicklungsstadien der Kieferngroßschädlinge (außer Nonne) erfassen und eine Prognose der Schäden erlauben, regelmäßig auf den Prüfstand
gestellt. Ende der 1990er Jahre erfolgte nach statistischen
Analysen aller gängigen Suchverfahren die Umstellung auf
ein Muster von 10 × 0,5 m² je Suchfläche (BÖHME & HAFFELDER
1999). 2004 wurde die Verteilung aller Suchflächen im Land
unter Nutzung von ArcGIS neu geregelt und die Staffelung
Abb. 3: Dokumentation der Fraßschäden des Eichenprozessionsspinners, 2013 wurde der Trend der stetigen
Zunahme mit den flächigen Insektizideinsätzen unterbrochen. Die Größe der Eichenbestände mit Kahlfraß bzw.
schweren Fraßschäden blieben auf dem Niveau von 2010
(Meldungen der Revierförster)
Klimawandel und integrierter Waldschutz – Risikomanagement mit mehr Unbekannten und weniger Möglichkeiten
in Standard- bzw. Zusatzsuchflächen eingeführt (APEL et al.
2006). Die Anzahl der regelmäßig in die Winterbodensuchen einzubeziehenden Bestände wurde so deutlich reduziert. Bei angezeigter Gefährdung wird das Suchraster nach
Empfehlung der Hauptstelle für Waldschutz für betroffene
Reviere bzw. Oberförstereien verdichtet. Vor dem Hintergrund sich in Folge des Klimawandels verändernder Schadgebiete und die Veränderung der Relevanz der einzelnen
Schaderregerarten soll auch dieses Verfahren erneut auf
den Prüfstand, was im Rahmen von Drittmittelprojekten in
den nächsten Jahren vorgesehen ist.
Wie erwähnt, ist zu erwarten, dass Kiefernbuschhornblattwespen (Abb. 5) wahrscheinlich statt einer, häufiger
eine zweite Generation ausbilden werden. Für die Prognose der Fraßschäden dieser Sommergeneration gibt es aktuell kein standardisiertes Überwachungsverfahren, denn
die Verpuppung der Frühjahrsgeneration findet in der Krone
und nicht im Boden statt. Auch hier gilt es, Abhängigkeiten
zum Witterungsverlauf im Frühsommer zu analysieren und
abgeleitet von der Gefährdungssituation eine stufige Überwachung zu etablieren.
Im Fokus intensiver wissenschaftlicher Untersuchungen
müssen auch die „kritischen Zahlen“ stehen, die artabhängig Richtwert für die Einschätzung einer Bestandesgefährdung und damit unter Umständen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sind (RICHTER 1960, BÖHME & HAFFELDER
1999b). Vor dem Hintergrund zunehmend zu erwartender
Witterungsextreme muss die Wirkung von Fraßschäden im
Komplex mit beispielsweise Dürresommern oder Spätfrösten analysiert werden und letztlich zu einer Neubewertung
von Schadschwellen führen. Für Entscheidungen über Insektizideinsätze zur Vermeidung von Bestandesschäden
müssen so – den Veränderungen des Klimas und somit den
Populationsentwicklungen folgend – angepasste wissenschaftliche Grundlagen geschaffen werden.
Betrachtet man die Möglichkeiten des Pheromoneinsatzes für die Überwachung von Forstschadinsekten in der
Praxis, ist auch hier sicher das Potenzial des Einsatzes auf
Grund fehlender intensiver Forschungen u. a. zu Kausalitäten zwischen Fallenfängen und Populationsdichten nicht
ausgeschöpft (BAIER et al. 2012). In der Praxis etabliert ist
die Überwachung der Nonne (MOREWOOD et al. 1999). Die
„Alarmfunktion“ der Fallen bildet beginnende Massenvermehrungen gut ab. Rationalisierungen zu Dauer und Frequenz der Fallenkontrollen wurden in Brandenburg 2011
nach umfangreichen retrospektiven Datenanalysen eingeführt (HIELSCHER & ENGELMANN 2012). Ursachen für auffällige
lokale Abweichungen von diesem Muster müssen noch untersucht werden.
Aber was grundlegend wichtig ist: Eine aussagefähige
Überwachung als Voraussetzung für eine gesicherte Prognose (Abb. 6) erfordert ausreichendes und geschultes Personal auf der Fläche. Daneben können nur gut ausgebildete
und erfahrene Waldschutz-Spezialisten die Vorleistungen
für eine weiterhin funktionierende Überwachung und Prognose von Waldschäden erbringen.
tioniert, zeigt der 2013 veröffentlichte „Nationale Aktionsplan
für die nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln“.
Der Aktionsplan schreibt messbare Ziele für den Einsatz
von Pflanzenschutzmitteln fest. Die langfristigen Ziele sind
in der Forstwirtschaft heute häufig Standard oder werden
deutlich überboten, z. B. die Erhöhung des Anteils der Behandlungen mit notwendigem Maß; die Verstärkung der
Abb. 4: Kahlfraß durch den Kiefernspinner 2005 führte
nach dem Dürresommer 2006 zu Totalverlusten
Abb. 5: Profitieren evtl. auch von einem früheren Vegetationsbeginn, die Kiefernbuschhornblattwespen – hier
Diprion pini
Kriterium für einen flächigen Pflanzenschutzmitteleinsatz aus der Luft ist eine
Bestandesgefährdung, also Waldverlust
Dass der forstliche Pflanzenschutz in Deutschland im Vergleich zu anderen Landnutzern gegenwärtig vorbildlich funk-
61
Abb. 6: Beispiel für die Dokumentation umfangreicher
Überwachungsdaten in Vorbereitung von Insektizidmaßnahmen (GIS/Wenk)
62
Klimawandel und integrierter Waldschutz – Risikomanagement mit mehr Unbekannten und weniger Möglichkeiten
Abb. 7: Fläche mit Insektizidapplikationen (Hubschraubereinsatz) gegen Kieferngroßschädlinge in Bezug auf die
Gesamtkiefernwaldfläche (Land Brandenburg)
Abb. 8: Insektizideinsatz und Fraßschäden während der
Massenvermehrung von Nonne und Kiefernspinner in
Brandenburg. Ziel der Insektizideinsätze ist die Verhinderung von Bestandesschäden (= Prognose Kahlfraß). Prognostizierte bis zu starke Fraßschäden werden toleriert. Die
Grafik dokumentiert die hohe Qualität der Überwachung
und Prognose (mit Offizialberatung) sowie die damit verbundene Minimierung großflächiger Insektizidmaßnahmen
auf das notwendige Maß.
PSM-Einsatz 2008: Planung & Behandlung
12000
Dipel ES
Dimilin oder Karate
Karate WG Forst
Dimilin 80 WG
Fläche in Hektar
10000
8000
Offizialberatung der Länder für großflächige Applikationen
oder die Erhöhung des Anteils der Betriebe, die nach Leitlinien des integrierten Pflanzenschutzes arbeiten (Abb. 7 und
8). Leider fehlt diese anerkennende Feststellung und damit
natürlich auch die Formulierung, dass die Forstwirtschaft
dieses vorbildliche Niveau halten sollte. Diese Anerkennung
würde auch wichtige Argumente liefern, u. a. für die personelle Absicherung der flächigen Überwachung oder auch
die Bedeutung der Waldschutzspezialisten für die Beratung
der Praxis.
Prämisse für die Entscheidung über einen flächigen Insektizideinsatz mit dem Hubschrauber ist die Bestandesgefährdung. Für Kiefernbestände entspricht das in der Regel
der Prognose Kahlfraß, für Eichenbestände sogar erst die
Prognose wiederholter starker Fraßschäden. In die Entscheidungen einbezogen werden u. a. die waldbaulichen
Möglichkeiten der weiteren Bestandesbehandlung, die Vitalität der Bestände, die Waldfunktionen und natürlich Ausweisungen als FFH-, Naturschutz- oder Wasserschutzgebiet. In
jedem Fall erfolgt auch die Einbeziehung ökosystemarer Zusammenhänge. Bei den Winterbodensuchen geben z. B. die
Laboruntersuchungen der Puppen wertvolle Informationen
zur Mortalität, insbesondere die Parasitierung der Schädlinge, und damit wertvolle Aussagen zu Populationsentwicklung sowohl der Schadinsekten als auch der natürlichen
Gegenspieler (MÖLLER 2002). Ein deutlicher Anstieg von
Nützlingen auf der Fläche spricht in jedem Fall gegen einen
Insektizideinsatz, da Parasitoide (Raupenfliegen, Schlupf-,
Brack- und Erzwespen) wesentlich effektiver, nachhaltiger
und in die Nachbarbestände ausstrahlend Schädlingspopulationen reduzieren als Insektizide.
Der Wert der Offizialberatung zeigt sich nicht nur hier.
In den vergangenen Jahren konnte mehrfach kurzfristig
(MÖLLER & BEMMANN 2009) auf mehreren Tausend ha nach
anfänglichem Nachweis der Bestandesgefährdung noch
kurz vor dem geplanten Beginn der Befliegung auf diese
verzichtet werden, z. B. im Herbst 2005 nach dem Nachweis hoher Parasitierungsraten der Eier des Kiefernspinners durch Zwergwespen oder im Sommer 2008 der Eier
des Kiefernspanners durch Erzwespen (Abb. 9). In jedem
Fall erfolgte die Bestimmung der winzigen parasitischen
Wespen und die Empfehlung zum Insektizidverzicht durch
die Spezialisten des Waldschutzteams.
Von hohem Wert ist die seit 2002 mit GIS-Programmen
unterstützte und seitdem laufend qualifizierte Planung und
Dokumentation der flächigen Insektizidapplikationen gegen
Bestandesschädlinge. Das erleichtert die Dokumentation
aller Überwachungsdaten, die Einbeziehung weiterer Flächeninformationen, die Nachweisführung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und auch den Informationsaustausch
innerhalb der Forstverwaltung sowie mit den beteiligten Behörden (Abb. 6).
6000
Die aktuelle Zulassungssituation bei
Insektiziden erschwert die Handlungsfähigkeit im forstlichen Pflanzenschutz
4000
2000
0
01.04.2008
06.07.2008
13.07.2008
Behandlung
Datum
Abb. 9: Planung des Insektizideinsatzes gegen den Kiefernspanner 2008, deutliche Reduzierung der Fläche nach
Feststellung hoher Parasitierungsraten der Eier durch
Erzwespen
Welche Möglichkeiten hat der Waldschutz – Waldbesitzer,
Forstverwaltungen – aktuell, um großflächige Bestandesverluste, also Waldverlust mit allen Waldfunktionen, zu vermeiden? Welche Möglichkeiten bestehen, nach den Prinzipien
Guter Fachlicher Praxis im Pflanzenschutz, im Besonderen
dem allgemeinen Grundsatz „...den Befall durch Schador-
Klimawandel und integrierter Waldschutz – Risikomanagement mit mehr Unbekannten und weniger Möglichkeiten
ganismen durch geeignete Maßnahmen so zu reduzieren,
dass kein wirtschaftlicher Schaden entsteht...“ zu handeln?
Dabei muss auch immer wieder betont werden, dass die
Schadensschwelle dabei mit dem Kriterium „Bestandesverlust“ im Forst ausgesprochen hoch liegt.
Der Rahmen der Zulassung bei Insektiziden für die Applikation mit Hubschraubern wurde 2009 durch die EU neu
festgelegt. In der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 über das
Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln ist ein grundsätzliches Verbot von Luftfahrzeugen formuliert. Ausnahmen sind
laut EG-Verordnung nur möglich, wenn keine Alternativen bestehen und eine besondere Bewertung des Risikos erfolgt ist.
Erst 2012 wurden im neuen Pflanzenschutzgesetz (6. Februar 2012, BGBl. I S. 148, 1281) als Ausnahmen für den Einsatz von Hubschraubern Wald und Steillagen im Weinbau
für Deutschland festgeschrieben. Die geforderte besondere
Bewertung des Risikos hat große Hürden aufgebaut.
Während der langen Wartezeit auf eine Regelung in
Deutschland endeten im Forstbereich 2 der 3 für 10 Jahre
geltenden Zulassungen von Insektiziden für die Luftfahrzeugapplikation. Neuanträge der Zulassungsinhaber in diesem Zeitraum waren nicht erfolgreich.
Offiziell zugelassen für die Applikation von Insektiziden
gegen freifressende Schmetterlingsraupen mit dem Hubschrauber waren bis 2010 Mittel aus 3 Wirkstoffsegmenten:
ein selektives Bakterienpräparat (Dipel ES), ein teilselektiver
Häutungshemmer (Dimilin) und ein schnell wirkendes, unselektives Kontaktinsektizid (Karate WG Forst). Damit bestand
die Möglichkeit, den entsprechend guter fachlicher Praxis
im Pflanzenschutz für Schädlingsart, Schädlingsdichte und
Bestandessituation am besten geeigneten Wirkstoff auszuwählen – unter Beachtung ökonomischer und ökologischer
Kriterien. Dabei eröffnete die Verfügbarkeit des Kontaktinsektizids Karate die Möglichkeit, unter Umständen bis zu
starke Fraßschäden in Kiefernbeständen zu tolerieren, da
Bäume mit wenig Nadelmasse bei anhaltender Gefährdung
auch noch im Folgejahr behandelt werden konnten. Damit
erhielten die natürlichen Gegenspieler länger die Chance,
ausreichend wirksam zu werden. In der Regel reduzieren
die Antagonisten erst nach Erreichen des Höhepunktes einer Massenvermehrung die Schadinsekten nachhaltig. Stehen nur Fraßgifte (z. B. Dimilin und Dipel) zur Verfügung,
besteht diese Chance nicht. Damit ist u. a. folgendes Prinzip
des integrierten Pflanzenschutzes schwerer durchsetzbar:
„die bewusste Ausnutzung natürlicher Begrenzungsfaktoren“ (FRANZ & KRIEG 1982), wie Parasitoide und Räuber.
Offiziell zugelassen für die Applikation von Insektiziden
gegen freifressende Schmetterlingsraupen mit dem Hubschrauber ist aktuell allein der Häutungshemmer Dimilin
(bis 31.12.2014). Damit besteht für die Forst nur noch eingeschränkt die Möglichkeit, entsprechend der Kriterien einer
guten fachlichen Praxis im Pflanzenschutz zu agieren.
So besteht seit 2011 auch nicht mehr die Möglichkeit, allein in Abstimmung mit den Landesbehörden im Forst auf
das selektive Bakterienpräparat Dipel ES zu setzen, das
in den meist sehr artenreichen Eichenwäldern als selektivstes Insektizid das Mittel der Wahl sein sollte. Dimilin ist
auf Grund von Abstandsauflagen (100 m) und Wiederbetretungsverboten (48 h) für Waldrandbereiche in der Nähe
von Siedlungen, Straßen und Oberflächengewässern nicht
einsetzbar. Dort sind in der Regel die Populationsdichten
des Eichenprozessionsspinners am höchsten. Das ist hoch
problematisch hinsichtlich der – neben der Gefahr für die
Eichen – bestehenden hohen Gesundheitsgefährdung für
63
den Menschen. Der Einsatz von Dipel als Pflanzenschutzmittel bei Waldgefährdung einerseits und als Biozid zum
Zweck des Schutzes der menschlichen Gesundheit anderseits unterliegt differenzierten Genehmigungsverfahren und
abweichenden Auflagen. Damit gestaltet sich der Einsatz im
Bezug auf eine effektive Reduzierung der Schädlingsdichten für die Anwender kompliziert.
Heute ist der administrative Aufwand für den Einsatz von
Dipel ES oder Karate per Hubschrauber im Wald hoch. 2011
bis 2013 erfolgten durch mehrere Bundesländer umfangreich
fachlich begründete Anträge auf Ausnahmegenehmigung
nach Artikel 53 Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 (Notfallsituationen im Pflanzenschutz) zum Einsatz gegen Eichenprozessionsspinner bzw. Nonne und Kiefernspinner bei der
zuständigen Bundesbehörde (BVL). Strenge Auflagen zu
Abständen und Wiederbetretung sowie Flächenbeschränkungen verhinderten eine effektive Bekämpfung der Schadinsekten. Trotz Widersprüchen der Länder Niedersachsen
und Brandenburg gegen die Auflagen sowohl 2011 als auch
2012 durften durch die Forst die an Siedlungen und Straßen
angrenzenden Waldgebiete nicht gegen den Eichenprozessionsspinner behandelt werden, da eine sinnvolle Abwägung zwischen den Nebenwirkungen des Mittels und den
Wirkungen der Raupen auf den Menschen nicht stattfand.
Den umfangreich fachlich begründeten Argumenten der
Waldschutzspezialisten wird seit über 4 Jahren durch die zuständigen Bundesbehörden nur sehr eingeschränkt gefolgt.
Das massive Auftreten der Raupen im Sommer 2012 hatte
endlich zu einem Beginn des Umdenkens bei den beteiligten
Behörden geführt. 2013 erfolgte die Zulassung von Dipel ES
als Biozid, konnten Waldränder so mitbehandelt werden.
Für den Einsatz von Dipel ES und Karate Forst flüssig
im Frühsommer 2014 wurden bereits Ende 2012 Anträge durch das Land Brandenburg entsprechend § 18 (5)
PflSchG beim BVL gestellt. Vor allem die ansteigenden Populationsdichten des Kiefernspinners und die anhaltende
Massenvermehrung von Nonne und Frostspanner waren
ausschlaggebend für diese zeitigen Anträge. Lange Bearbeitungszeiten und Auflagen, die Widersprüche notwendig
machten, haben erneut die Vorbereitung der Insektizidmaßnahmen beeinträchtigt.
Verbessern lässt sich die Situation nur, wenn alle beteiligten Bundesbehörden (UBA, BfR, BVL) die Notwendigkeit
des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln als letztes Mittel des Waldschutzes akzeptieren und die hohe Qualität
von Monitoring und Prognose, einschließlich ökologischer
Kompetenzen, anerkennen. Das schließt die Akzeptanz des
Hubschraubereinsatzes ein, der im Vergleich zur Bodenapplikation wesentlich mehr Vorteile als Nachteile hat, ökonomisch und auch ökologisch. Die Fragen des Einflusses
von Insektizideinsätzen auf Nicht-Ziel-Organismen müssen
u. a. vor dem Hintergrund der Komplexität der Waldökosysteme, der weiteren Waldfunktionen (Wasserhaushalt, CO2Bindung, Holz als nachwachsender Rohstoff, Erholung...),
und auch der Abwägung im Vergleich zum Einfluss durch
andere Störungen (zum Bsp. Kahlfraß oder Waldverlust,
u. a. MÖLLER 2002b) diskutiert werden.
Neuzulassungen wird es zukünftig eher auf Sonderwegen
geben müssen, da auf Grund der geringen Menge der eingesetzten Mittel – die zudem den Massenwechseln folgend
jährlich stark schwankt – und den gleichzeitig wachsenden
Anforderungen der Genehmigungsbehörden die Forst für
potenzielle Antragsteller, die Pflanzenschutzmittelhersteller,
zunehmend unattraktiv wird.
64
Klimawandel und integrierter Waldschutz – Risikomanagement mit mehr Unbekannten und weniger Möglichkeiten
Ausblick
Die Anforderungen an das Risikomanagement in Wäldern
wachsen zunehmend. Unter keinen Umständen sollte deshalb in Zukunft eine Einschränkung des Waldschutz-Monitorings aus – kurzfristig kalkulierten – ökonomischen Gründen
erfolgen. Damit würde einer fundierten Prognose, die heute
sowohl ökonomischen als auch ökologischen Ansprüchen
gerecht werden muss, jegliche Basis entzogen (u. a. auch
MÖLLER 2009, 2013).
Daneben wachsen die Anforderungen an die Waldschutzspezialisten. Waldschutzverfahren müssen evaluiert, neue
Verfahren entwickelt werden – weniger aufwändig, aber weiter treffsicher. Der Wissenstransfer Richtung Praxis muss
dringend verstärkt werden, wie auch der wissenschaftliche
Austausch zwischen den Bundesländern und auf europäischer Ebene.
Gleichzeitig gewinnt die Notwendigkeit umfangreicher
stabilisierender Waldumbau-Maßnahmen in gefährdeten
Wäldern stetig an Bedeutung. Großflächige Verluste von
Kiefernbeständen nach Kahlfraß durch Kiefernspinnerraupen und den folgenden Dürresommer im Jahr 2006 unterstreichen das beispielhaft. Sowohl Waldschutz als auch
Waldbau werden unter den Bedingungen des Klimawandels immer anspruchsvoller. Umso wichtiger ist auch, dass
beide Fachdisziplinen wieder stärker abgestimmte Konzepte verwirklichen. Die Euphorie um die Douglasie zeigt
beispielsweise die Notwendigkeit der kritischen Betrachtung waldbaulicher Konzepte auch aus Waldschutzsicht.
Waldbaustrategien werden auch in Zukunft maßgeblich das
Schadgeschehen beeinflussen. In viel höherem Maße als
bisher praktiziert, muss das Optimum standörtlicher Ansprüche für jede Baumart angestrebt werden, um Wäldern vor
dem Hintergrund der erwarteten Zunahme von Klimaextremen und der Gefahr der Einschleppung neuer Schadorganismen ein höchstmögliches Maß an Vitalität und Stabilität
mitzugeben.
Literatur
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65
66
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
Vorkommen und Erhaltung seltener
und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
FRANK BECKER und RALF KÄTZEL
Seltene Baumarten –
Juwelen unserer Wälder
Meist unbeachtet, häufig verdrängt, vielerorts gefährdet und
gewöhnlich schwer zu finden: seltene Baumarten sind dort,
wo sie vorkommen, ein wertvoller Bestandteil unserer Wälder. Bislang fehlte jedoch eine Übersicht zu den Vorkommen und dem tatsächlichen Gefährdungszustand dieser
Arten, die eine Grundlage für gezielte und effektive Erhaltungsmaßnahmen wäre.
Im Rahmen der von der Bundesanstalt für Landwirtschaft
und Ernährung (BLE) im Auftrag des Bundesministeriums
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
(BMELV) geförderten Verbundprojekte zur „Erfassung
und Dokumentation genetischer Ressourcen seltener und
gefährdeter Baumarten in Deutschland“ (2005 bis 2013)
wurden auch im Land Brandenburg wertvolle Vorkommen
von Schwarz-Pappel, Feld-, Flatter- und Berg-Ulme, WildApfel, Wild-Birne, Elsbeere, Speierling, Eibe, Flaum-Eiche,
Feld-Ahorn, Trauben-Kirsche sowie Grau- und Grün-Erle
kartiert und charakterisiert (KÄTZEL et al. 2011, SCHRÖDER et
al. 2013).
Verantwortlich für die praktische Durchführung war das
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) in Kooperation mit der Humboldt- Universität zu Berlin in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Amt für forstliche Saat- und
Pflanzenzucht (ASP), dem Forstbüro Ostbayern und den
Forstlichen Versuchsanstalten der Bundesländer.
Ziel war die Evaluierung und Inventarisierung von genetischen Ressourcen sowie die Bestimmung des Gefährdungsgrades noch lebender Populationen und Baumarten
zur Festlegung und Durchsetzung von geeigneten Maßnahmen zu deren Erhaltung.
Da nicht jedes Vorkommen einer Art die Anforderungen
an die Kategorie einer genetischen Ressource erfüllt, war
die Kartierung auf Populationen mit einer Mindestgröße
ausgerichtet. Populationen bieten die beste Gewähr für
die Erhaltung der Funktionsfähigkeit des „genetischen Systems“ über mehrere Waldgenerationen hinweg. (Anm.: Das
„genetische System“ sichert die Erzeugung, Modifikation,
Bewahrung und Weitergabe der genetischen Information an
die jeweils nächste Generation. Es verbindet den „Genpool“
einer Population mit dem sexuellen System der Reproduktion und sichert somit eine hohe genetische Variabilität von
Populationen über Generationen hinweg.) Mit der Erhaltung
forstlicher Genressourcen soll daher nicht nur die bestehende genetische Diversität erhalten werden, sondern ebenso
die Mechanismen, die zur Erzeugung derselben führen und
folglich die Anpassungsfähigkeit von Pflanzenpopulationen
für die Zukunft sichern (z. B. PAPAGEORGIOU und DROUZAS
2010).
Im Sinne des Projektzieles wurde ein Generhaltungsobjekt als eine potenziell überlebensfähige Population einer
Art mit mindestens fünf Individuen definiert, die sich durch
einen Abstand von mindestens einem Kilometer zur nächsten artgleichen Population abgrenzt. Letztendlich war
festzulegen, ob die Erhaltung dieser genetischen Ressourcen über ex-situ-Maßnahmen erfolgen muss, oder ob eine
langfristige Überlebensfähigkeit am Ort (in-situ) mit hoher
Wahrscheinlichkeit gegeben ist. Für die Bewertung der insitu-Überlebensfähigkeit wurden u. a. die Größe, die Vitalität, die demografische und genetische Struktur der dieser
Populationen ermittelt.
Arbeitsprogramm und Methoden
Die Erfassung der seltenen Baumarten erfolgte in vier Phasen. In der ersten Bearbeitungsphase wurde nach bereits
bekannten Vorkommen im Wald genauso wie im Offenland
in verschiedenen Quellen recherchiert, zum Beispiel bei
forstlichen Versuchsanstalten, Forstbetrieben, Naturschutzbehörden, Forstsaatgutstellen, Botanischen Vereinen und
Privatwaldbesitzern. Zur Datengewinnung wurden zusätzlich Betriebsinventuren, die Bundeswaldinventur und die Biotopkartierungen der Länder ausgewertet. Am ergiebigsten
waren dabei die Rückmeldungen aus den Forstbetrieben
und den Forstlichen Versuchsanstalten sowie die Biotopkartierungen.
1
Gehölzart
Art, bereits ausgewiesenes
Genobjekt (in-situ, ex-situ)
2
Lage
Bundesland, Landkreis, Gemeinde, Revier, Koordinaten,
Bundeswuchsgebiet
3
Schutzstatus
NSG, Biosphärenreservat,
FFH-Gebiet etc.
4
Eigentümer
Eigentumsart
5
Anzahl der
Individuen
ggf. geschätzt
6
Fläche
Größe in ha, Anteil der
Zielbaumart an vorhandenen
Mischbaumarten
7
Alter
Durchmesserstruktur,
Verjüngung, Altbäume
8
Begründungsart
Pflanzung, Naturverjüngung,
Stockausschlag, Wurzelbrut, etc.
9
Vitalität
Stufe 0-4, Baumkronenansprache nach Roloff (2001)
10 Beschreibung
Besonderheiten, Schäden,
Gefährdungen
Tab. 1: Aufnahmeparameter bei der Kartierung im Gelände
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
In der zweiten Projektphase erfolgte nach einheitlichen Kartiervorgaben in den Vegetationsperioden 2005 und 2006
bzw. 2010 und 2011 die bundesweite Kartierung im Gelände, u. a. unter Berücksichtigung von Ortsangaben aus den
vorhergehenden Recherchen. Neben der Artansprache und
den räumlichen Lageparametern wurden auch die Populationsgrößen, die Durchmesserstruktur, die Begründungsart
und die Vitalität der Bäume getrennt nach Durchmessergruppen sowie die Verjüngung erfasst und in eine einheitliche Datenbank übertragen (Tab. 1).
Da das genaue Alter der Bäume im Rahmen des Projektes nicht bestimmt werden konnte, wurden für die Ermittlung der demografischen Struktur die Stammdurchmesser
erfasst. Hierzu wurden die Bäume nach drei Klassen des
Brusthöhendurchmessers (BHD) eingeteilt (BHD < 7 cm,
BHD 7 cm – 20 cm, BHD > 20 cm). Für eine potentiell überlebensfähige Population wurde von einer pyramidalen Durchmesserstruktur mit großer Verjüngungsstufe ausgegangen.
Je größer die Abweichung von dieser ist, desto ungünstiger
erfolgte die Einstufung der Vorkommen für die Bewertung
der in-situ-Überlebensfähigkeit.
Die Vitalität ist der entscheidende Parameter zur Einschätzung des aktuellen Gesundheitszustandes der Vorkommen. Sie wurde für jede der drei Durchmesserstufen
getrennt auf der Grundlage des Kronenzustandes der Einzelbäume in vier Stufen bewertet.
Pro Vorkommen wurde ein Koordinatenpunkt aufgenommen, der den Punkt der größten Individuendichte innerhalb
seiner Gesamtfläche markiert. Zusätzlich wurde eine Lageskizze des potenziellen Genobjektes in analoger Form abgelegt. Zur Qualitätskontrolle wurden die Kartierergebnisse
durch die Projektkoordination stichprobenartig kontrolliert
und mehreren Plausibilitätsroutinen unterzogen.
Die dritte Phase widmete sich der genetischen Charakterisierung der Vorkommen, verteilt über 13 Bundesländer auf
der Basis von Isoenzymen bzw. Kern-Mikrosatelliten.
In einem abschließenden vierten Schritt wurden die
Daten hinsichtlich der räumlichen Konzentration bzw. der
Isolation von Vorkommen und ihres daraus resultierenden
Gefährdungsgrades ausgewertet. Zur Gesamtbewertung
der Vorkommen wurden die Parameter Abundanzklasse,
Altersstrukturqualitätsklasse und die durchschnittliche Vitalität verwendet. Die Aggregation der Daten mündete in
der Ableitung der spezifischen „in-situ-Erhaltungsfähigkeit“
(Abb. 1). Die Bewertung erfolgte von sehr gut (1) über gut
(2), geschwächt (3) und bedroht (4) bis absterbend (5).
Darüber hinaus wurden mit Hilfe von Modulen des Programms QGIS, die die Lagekoordinaten und die Populationsgrößen so verknüpfen, dass sich daraus Informationen
zur räumlichen Dichte in Form von „Kerneldichtekarten“
(BORNMANN 2011) ableiten ließen, die genetischen Zentren
der Baumarten ermittelt.
67
Vorkommen in Brandenburg
Im Ergebnis der Kartierung konnten für Brandenburg 649
Vorkommen der gesuchten Baumarten auf einer Fläche von
68.000 Hektar mit einer Individuenzahl von fast 180.000
Stück aufgenommen werden (Tab. 2, Abb. 2).
Im Zuge der genetischen Untersuchen sowie der Kerneldichte-Analysen ergaben sich im bundesweiten Vergleich
für Brandenburg einige Besonderheiten. So wurden für die
Baumarten Wild-Apfel, Wild-Birne, Feld-Ahorn, Feld-Ulme
und weitere vor allem in Nord-Ost-Brandenburg sogenannte Genzentren von nationaler Bedeutung bestätigt. Diese
unterscheiden sich von den übrigen Vorkommen der Baumarten im Bundesgebiet deutlich und spielen somit für die
forstliche Generhaltung eine zentrale Rolle.
Nachfolgend werden ausgewählte Ergebnisse für die
Baumarten Wild-Apfel, Wild-Birne, Feld-Ahorn und Eibe
vorgestellt.
Baumart
Feld-Ahorn
Grau-Erle
Wild-Apfel
Gewöhnl.-Traubenkirsche
Wild-Birne
Elsbeere
Eibe
SchwarzPappel
Berg-Ulme
Flatter-Ulme
Feld-Ulme
Summen:
Anzahl der
Vorkommen
40
20
29
Flächengröße in ha
131
230
5736
113
1807
42964
61
10
9
56652
611
57
6012
654
1181
31
858.1
10486
68
185
83
210.2
1590
161.7
12852
58158
38800
649
68045
178346
Individuen
4527
2034
678
Tab. 2: Vorkommen und Flächengröße seltener Baumarten in Brandenburg
Abb. 1: Parameter für die Bewertung der Erhaltungsfähigkeit sowie Erhaltungsdringlichkeit
Abb. 2: Räumliche Verteilung seltener Baumarten in Brandenburg
68
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
Beispiel Wild-Apfel (Malus sylvestris)
In Brandenburg wurden 29 Vorkommen mit insgesamt 668
Individuen des Wild-Apfels (Malus sylvestris MILL.) kartiert.
Zum Vergleich zu den anderen Bundesländern eignet sich
der Bezug kartierter Vorkommen zur Landesfläche. Berechnet wurden dazu die Anzahl der Vorkommen sowie die der
Einzelindividuen pro 1.000 km² (ohne Berücksichtigung der
ex-situ-Bestände). Die mit Abstand größte Vorkommensdichte des Wild-Apfels wurde in Mecklenburg-Vorpommern
mit etwa 2,25 Vorkommen je 1.000 km² Landesfläche erfasst, gefolgt von Baden-Württemberg, Brandenburg (ca.
ein Vorkommen je 1.000 km²), Sachsen-Anhalt und Niedersachen mit jeweils etwa einem Vorkommen je 1.000 km²
Landesfläche. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei
das Wuchsgebiet „Ostmecklenburg-Nordbrandenburger
Jungmoränenland (Nordbrandenburger Jungmoränenland)“
mit 448 Genobjekten. Charakteristischerweise handelt es
sich um stammzahlarme Vorkommen, dies zeigt sich darin,
dass die Abundanzklassen 1 und 2, d. h. maximal bis 20
Individuen, ca. 79 % der Population ausmachen (Übersicht
bei KÄTZEL et al. 2013).
Abb. 3: Geographische Lage der Vorkommen des WildApfels, klassifiziert nach der Individuenanzahl (BLE 2013)
Abb. 4: Demografische Struktur
der Wild-Apfel Vorkommen in
Brandenburg auf der Grundlage
der Durchmesserverteilung
Durchmesserstruktur
Die Wild-Apfel-Vorkommen sind in Brandenburg deutlich
überaltert. Dies zeigt eine auf dem Kopf stehende „Altersbzw. Durchmesserpyramide“. Der Berechnung liegt die Anzahl der Einzelindividuen zugrunde. Die Verjüngungsklasse
(< 7 cm) ist mit 18 % am schwächsten vertreten. Hier wird
die mangelnde Verjüngung des Wild-Apfels ersichtlich. So
konnte lediglich in zwei Beständen Naturverjüngung festgestellt werden.
Vitalität
Bundesweit wurden 80 % der Wild-Äpfel mit den Vitalitätsstufen sehr gut (0) und gut (1) bonitiert. Die durchschnittliche
Vitalität der Bestände in Brandenburg liegt bei 0,8, also im
normalen Bereich der leicht geschwächten Bestände.
Genetische Strukturen
Die Ergebnisse der genetischen Charakterisierung hinsichtlich der Zugehörigkeit zu den Gattungen Malus und Pyrus
sowie die Differenzierung der Apfelproben nach „wilden“
und „kulturnahen“ oder zumindest „kulturbeeinflussten“ Formen sind in Tab. 3 dargestellt.
Das Ergebnis zeigt, dass auch in überwiegend wildnahen
Vorkommen immer wieder kulturbestimmte Individuen auftreten können. Für Generhaltungsmaßnahmen sind genetische Untersuchungen deshalb eine wichtige Grundlage
um wildnahe Formen gezielt vermehren und kulturnahe
Individuen ausschließen zu können.
Über 6 Genloci wurden diverse genetische Parameter
berechnet. So zeigte der Bestand BB-2 sowohl eine hohe
genetische Diversität als auch eine gute Repräsentativität
für den ostdeutschen Genpool. Mit einer Clusteranalyse
wurden die Populationen nach ihrer genetischen Ähnlichkeit
gruppiert. Aus dem Dendrogramm lässt sich zumindest teilweise ein Zusammenhang zwischen genetischem Abstand
und geografischer Verteilung erkennen. Während die drei
Vorkommen BB-2 bis BB-4 einen genetisch abgegrenzten
Genpool bilden, weicht das Vorkommen Rassmannsdorfer
Werder (BB-1) deutlich von den drei anderen Populationen
ab. Eine Ursache hierfür könnte auch an der kleinen Stichprobe liegen (Abb. 5).
Geografisch abgrenzbare Vorkommen wurden mit Hilfe der Kernel-Dichte berechnet und dargestellt (Abb. 6).
Danach bestehen in Deutschland für den Wild-Apfel fünf
Vorkommensschwerpunkte mit jeweils bis zu vier Teilbereichen. Die mit Abstand wichtigste Schwerpunktregion ist
der Bereich 3a im Gebiet der mittleren Elbe.
Aber auch in Brandenburg bestehen zwei bedeutende
Genzentren: 2a „Uckermark-Barnim“ und 2b „Havelland“.
Ort / Name
Abkürz.
Anz. Indiv. gesamt (n)
Anz. Indiv. kulturnah
Anz. Indiv. wildnah
Rassmannsdorfer Werder
BB-1
12
3
9
Brieselang
BB-2
30
1
29
Altenhof
BB-3
50
1
49
Zehdenick
BB-4
31
1
30
Tab. 3: Artreinheit der untersuchten Einzelbäume des Wild-Apfels
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
Darüber hinaus bestehen in Brandenburg kleine, isolierte
Vorkommen. Sie sind erhaltungsdringlich, wenn sie einen
guten Grad der Erhaltungsfähigkeit aufweisen. Mittelfristig
wäre es erforderlich, die Lücken zwischen isolierten Populationen über Biotop- und Populationsverbünde auf standörtlich geeigneten Flächen soweit zu schließen, so dass ein
Genaustausch wieder möglich wird.
Bewertung der in-situ-Erhaltungsfähigkeit
Wie auch in anderen Bundesländern sind 85 % der Wild-Apfel-Vorkommen in ihrer Existenz bedroht, dies kann v. a. auf
die ungünstige Durchmesser- bzw. Altersstruktur sowie auf
das Fehlen von Naturverjüngung zurückgeführt werden. Bei
dem als „gut“ eingestuften Vorkommen handelt es sich um
den stammzahlreichen Bestand in der Nähe von Eichhorst
in der Schorfheide (Tab. 4).
69
Maßnahmen
Bereits im Jahr 2007 wurde eine einzelbaumweise Beerntung der wildnahesten Individuen in dem Vorkommen Zehdenick (BB-4,„Wolfsluch“)
durchgeführt. Nach Aufbereitung des Saatgutes in
der Samendarre Jatznick
erfolgte die Anzucht in der
landeseigenen Forstbaumschule „Stadtsee“. Im Jahr
2009 konnte das Vorkommen Altenhof (BB-2, „Eichhorst“) beerntet werden.
Die angezogenen Wild-Äpfel wurden in verschiedene
Reviere ausgebracht und
in einer Wild-Obst Samenplantage bei Waldsieversdorf gesichert.
Abb. 7: Anzucht in der FBS
Stadtsee
in-situ Erhaltungsfähigkeit
Anzahl der Vorkommen
absterbend
1
bedroht
22
geschwächt
2
gut
1
sehr gut
0
Tab. 4: In-situ Erhaltungsfähigkeit der Wild-Apfel-Vorkommen
Abb. 5: Dendrogramm der Wild-Apfel Vorkommen in
Deutschland, rot hervorgehoben die Brandenburger Vorkommen (BLE 2013)
Abb. 6: Darstellung der Kerneldichte unter Berücksichtigung der Baumzahl (ohne ex-situ-Bestände) mit gekennzeichneten Genzentren (BLE 2013)
70
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
Beispiel Wild-Birne (Pyrus pyraster)
In Brandenburg wurden 61 von bundesweit 227 Vorkommen
der Wild-Birne (Pyrus pyraster L.) mit insgesamt 56.652 Individuen kartiert. Häufungen von Vorkommen der Wild-Birne befinden sich im Nordosten Brandenburgs, in SachsenAnhalt im Bereich der Elbe, im Nordwesten Bayerns und im
Nordosten Baden-Württembergs. Besonders erwähnenswert ist ein Vorkommen der Wild-Birne auf der Insel Vilm in
Mecklenburg-Vorpommern mit ca. 800 Individuen.
Zum Vergleich zu den anderen Bundesländern eignet sich
der Bezug kartierter Vorkommen zur Landesfläche. Berechnet wurden dazu die Anzahl der Vorkommen sowie die der
Einzelindividuen pro 1.000 km² ohne Berücksichtigung der
ex-situ-Bestände. Die mit Abstand größte Vorkommensdichte der Wild-Birne wurde in Brandenburg mit etwa 2,1 Vorkommen je 1.000 km² Landesfläche erfasst, gefolgt von Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg.
Wie auch beim Wild-Apfel bildet dabei das Wuchsgebiet
„Ostmecklenburg-Nordbrandenburger Jungmoränenland
(Nordbrandenburger Jungmoränenland)“ einen besonderen
Schwerpunkt mit 3.562 Individuen, gefolgt vom „Mittleren
Nordostdeutschem Altmoränenland“ (2.599 Individuen).
Bezogen auf die durchschnittliche Populationsgröße
der Vorkommen (resp. Gesamtzahl der Individuen eines
Vorkommens, Abundanz) wurden die Vorkommen für die
Bewertung ihrer in-situ-Überlebensfähigkeit nach zehn Abundanzklassen klassifiziert (SCHULZE et al. 2013) (Tab. 5).
Knapp drei Viertel der Wild-Birnen-Vorkommen belegen
die drei ersten Abundanzklassen bis maximal 50 Individuen
je Vorkommen. Populationen mit einer Stammzahl größer
100 Einzelbäume finden sich nur selten.
Abundanzklasse
1
Individuenzahl
von
5
Anzahl der
Vorkommen
Anteil %
10
18
31
bis
2
11
20
10
17
3
21
50
14
24
4
51
75
6
10
5
76
100
1
2
6
101
150
3
5
7
151
200
0
0
8
201
300
2
3
10
401
>402
4
7
Vitalität
Die Vitalität der kartierten Birnen war bezogen auf den Kronenzustand überraschend gut. Bundesweit wurden 88 %
der Wild-Birnen mit den Vitalitätsstufen sehr gut (0) und gut
(1) bonitiert. Die durchschnittliche Vitalität der Bestände in
Brandenburg liegt bei 0,5. Lediglich zwei Bestände weisen
eine Vitalität von 1,5 auf.
Genetische Zentren
Geografisch abgrenzbare Vorkommen wurden wie beim
Wild-Apfel mit Hilfe der Kernel-Dichte berechnet und dargestellt (Abb. 10). Danach bestehen in Deutschland für die
Wild-Birne vier Vorkommensschwerpunkte mit jeweils bis
zu zwei Teilbereichen. In den Brandenburger Regionen 2a
„Uckermark-Barnim“ und 2b „Märkische Schweiz“ konzentriert sich ein wesentlicher Teil der bundesweit kartierten
Vorkommen.
Abb. 9: Trennung von Wild- und Kulturbirnen als Ergebnis
der Hauptkomponentenanalyse im bundesweiten Vergleich (BLE 2013)
Tab. 5: Verteilung der Wild-Birne in Brandenburg nach
Abundanzklassen
Abb. 8: Demografische Struktur
der Wild-Birnen-Vorkommen in
Brandenburg auf der Grundlage
der Durchmesserverteilung
Durchmesserstruktur
Nicht ganz so ungünstig wie beim Wild-Apfel stellt sich die
Alters- bzw. Durchmesserstruktur der Wild-Birne dar, wenn
auch hier die Alterspyramide auf dem Kopf steht.
In 22 Vorkommen konnte Naturverjüngung festgestellt
werden, dies entspricht ca. 38 % der in-situ Bestände. In
drei Beständen betrug der Anteil der Naturverjüngung 50 %
und mehr.
Abb. 10: Darstellung der Kerneldichte unter Berücksichtigung der Baumzahl (ohne ex-situ-Bestände) mit gekennzeichneten Genzentren
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
71
Genetische Strukturen
Bei der Wild-Birne ist die Trennung der Vorkommen in wildnahe und kulturbestimmte Formen auch auf der Grundlage
genetischer Marker schwieriger als beim Wild-Apfel. In die
Hauptkomponentenanalyse wurden bekannte Kultursorten
zum Vergleich herangezogen (Abb. 9).
Eine Durchdringung des Wildbirnen-Genpools durch Kulturbirnen-Gene scheint hier viel intensiver stattgefunden zu
haben als beim Wild-Apfel, was sich möglicherweise in einer
weniger scharfen genetischen Gruppenbildung zeigt. ENDTMANN (1999) geht bei den heute noch vorhandenen „wilden“
Birnen von einem „hybridogenen Formenschwarm“ aus.
Von den 61 Brandenburger Wild-Birnenpopulationen wurden die sieben größten Vorkommen genetisch hinsichtlich
ihrer Artzuordnung, genetischen Diversität und Differenziertheit untersucht.
Bei der genetischen Variabilität zeigt die Wild-Birne in
Brandenburg wie auch im bundesweiten Trend geringere
Werte als der Wild-Apfel. Dies gilt sowohl für die Anzahl der
insgesamt gefundenen Allele (93 bei Wild-Birne gegenüber
134 bei Wild-Apfel) als auch für die Diversitätsmaße. So
beträgt die mittlere Diversität über sechs Loci bei der Birne
3,05; beim Apfel ist sie mehr als doppelt so hoch (6,20).
Die Clusteranalyse zeigt, dass die Brandenburger Vorkommen gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen,
Sachsen und Sachsen-Anhalt eine östliche Metapopulation
bildet, die sich deutlich von den meisten westdeutschen
Vorkommen abgrenzt. Innerhalb Brandenburgs differenzieren sich die Vorkommen BB 1, 3, 7 von den Vorkommen BB
2, 4, 6 (Abb. 11).
Bewertung der in-situ-Erhaltungsfähigkeit
Wie auch in anderen Bundesländern sind 81 % der Wild-Birnen-Vorkommen in ihrer Existenz bedroht. Diese Einschätzung beruht wie beim Wild-Apfel fast ausschließlich auf der
ungünstige Durchmesser- bzw. Altersstruktur sowie auf das
Fehlen der Naturverjüngung (Tab. 7).
Bestände mit „sehr gutem“ Erhaltungszustand findet man
sonst nur noch in Sachsen-Anhalt und Bayern. Hessen
weist einen großen Anteil an Beständen mit „gutem“ Erhal-
Abb. 11: Dendrogramm der Wild-Birnen Vorkommen in
Deutschland (farbige Darstellung zur Unterscheidung der
großen genetischen Gruppen) (BLE 2013)
In-situ Erhaltungsfähigkeit
Anzahl der Vorkommen
absterbend
1
bedroht
47
geschwächt
1
Gut
4
sehr gut
5
Tab. 7: In-situ Erhaltungsfähigkeit der Wild-Birnen-Vorkommen
Ort / Name des Vorkommens
Kurzbez.
Anz. Indiv. gesamt (n)
Anz. Indiv. kulturnah
Anz. Indiv. wildnah
Rassmannsdorf
BB1
30
1
29
Müllerberge
BB2
15
0
15
Parsteiner See
BB3
33
3
30
Kasel-Golzig
BB4
15
3
12
Dannewitz
BB5
15
12
3
Paulinenaue
BB6
18
2
16
Märkische Schweiz
BB7
20
2
18
Tab. 6: Artreinheit der untersuchten Populationen
72
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
tungszustand auf. Bundesländer wie Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und das Saarland verfügen ausschließlich
über Bestande mit „bedrohter“ bzw. „absterbender“ in-situ
Erhaltungsfähigkeit.
Maßnahmen
Anders als bei der beim Wild-Apfel angewandten generativen Vermehrung wurde bei der Wild-Birne eine vegetative
Vermehrungsstrategie für den ex-situ Erhalt umgesetzt.
Vorrangig wurden dabei die im Rahmen des Projektes genetisch untersuchten Vorkommen für eine klonale Vermehrung ausgesucht. Als kulturnah identifizierte Bäume wurden
von der Vermehrung ausgeschlossen. Insgesamt konnten
rund 1.000 Wildbirnen aus ca. 50 Klonen vermehrt werden.
Diese werden bis Ende 2014 in „Klonmischungen“ in verschiedenen Revieren Brandenburgs als Erhaltungsklonarchiv gepflanzt.
Abb. 13: Lage der kartierten Bestände des Feld-Ahorns
mit Größenklassen der kartierten Baumzahlen (BLE 2013)
Abb. 12: Wild-Birnen Klonsammlung vor dem Auspflanzen
im Landeswaldrevier Wucker
Beispiel Feld-Ahorn (Acer campestre)
Im Gegensatz zu den vorgenannten Arten ist der Anteil des
Feld-Ahorns Brandenburg mit 40 kartierten Vorkommen und
4.527 Individuen am Gesamtvorkommen in der Bundesrepublik Deutschland deutlich geringer. Die meisten kartierten
Vorkommen liegen in Bayern (251), Thüringen weist mit 5
Vorkommen je 1.000 km² die höchste Dichte auf.
Abundanzklasse
Individuenzahl
von
bis
Anzahl der
Vorkommen
Anteil %
1
5
10
6
15
2
11
20
4
10
3
21
50
8
20
4
51
100
13
33
5
101
200
2
5
6
201
500
7
18
Tab. 8: Verteilung der Feld-Ahorn Vorkommen in Brandenburg nach Abundanzklassen
Weniger als die Hälfte der Feld-Ahorn Vorkommen fällt in die
stammzahlarmen Klassen bis 50 Individuen, fast ein Viertel
weist Stammzahlen von 100 und mehr Bäumen auf.
Durchmesserstruktur
Der Feld-Ahorn weist nahezu eine ideale Alters- bzw. Durchmesserstruktur auf, diese wurde im Mittel auch bundesweit
beobachtet. Auf einer breiten Basis der Verjüngung bauen
sich die stärkeren Durchmesserklassen auf. Ein Bestand
mit breiter Verjüngungsbasis und einer ausreichenden Zahl
an fruktifizierenden Altbäumen benötigt in der Regel keine
zusätzlichen Maßnahmen zur Generhaltung (Abb. 14).
In 55 % der Bestände konnte Naturverjüngung gefunden
werden, in 15 Beständen mit Naturverjüngung war der überwiegende Teil der Verjüngung bereits höher als 1,50 Meter
und somit dem Wildverbiss entwachsen.
Abb.14 : Demografische Struktur der Feld-Ahorn-Vorkommen in Brandenburg auf der Grundlage der Durchmesserverteilung
Vitalität
Etwa drei Viertel der kartierten Bestände in Deutschland befinden sich in den Vitalitätsstufen 0 und 1. Die durchschnittliche Vitalität des Feld-Ahorns liegt in Brandenburg bei 0,47,
bei einer Spannweite von 0 (keine Schäden, 7 Bestände)
bis 2 (merklich geschädigt, 1 Bestand).
Genetische Strukturen
Bundesweit wurden die genetischen Strukturen von 12 Vorkommen untersucht, davon ein Bestand aus Brandenburg
(Vorkommen „Alt-Döbern“). Von den 6 getesteten Mikrosatelliten-Genmarkern des Berg-Ahorns erwiesen sich beim
Feld-Ahorn nur drei als polymorph und somit für populationsgenetische Untersuchungen als geeignet.
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
Bundesweit auffällig war die hohe Diversität sowohl innerhalb der Populationen als auch zwischen den Populationen.
Allerdings weisen die Bestände Alt-Döbern (ALT) und Gorschendorf (GOR, Mecklenburg-Vorpommern) die geringsten Werte der effektiven genetischen Diversität mit 2,95
bzw. 3,70 effektiven Allelen auf. Im Gegensatz dazu ist die
genetische Differenzierung (d. h. die Abgrenzung zu den
anderen Vorkommen in Deutschland) überdurchschnittlich.
Beide Befunde sind Indizien für eine besondere evolutive
Anpassung der Populationen an die jeweiligen Standortbedingungen (Abb. 15).
Auch bei den genetischen Abständen (d0-Wert) liegen
im Vergleich zu anderen windbestäubten Baumarten vergleichsweise hohe Werte vor, welche eine erhöhte reproduktive Isolation vermuten lassen. So weist der Bestand
Alt-Döbern einen d0-Wert von 0,5 auf. Im Vergleich dazu
erreicht z. B. die Stiel-Eiche d0-Werte von maximal 0,265
(DEGEN et al. 2010).
73
nördliche Brandenburg ist Teil der zentralnördlichen Verbreitungsgrenze. Dies zeigt sich auch an der Dichte und
am Zustand der Vorkommen. Das trotz scheinbar günstiger
Durchmesserstruktur und guter Vitalität 87,5 % der Bestände der Kategorie „bedroht“ zugeordnet, liegt einerseits an
dem geringen Anteil von Altbäumen in vielen Brandenburger
Beständen und andererseits daran, dass 78 % der Bestände
zu geringe Populationsgrößen aufweisen (Abundanzklassen
1 – 4). Für die nächst bessere Erhaltungsstufe „geschwächt“
müssten nach bundesdeutscher Klassifizierung beim FeldAhorn mindestens 101 – 200 Individuen eine Population bilden (Abundanzklasse 5).
Maßnahmen
Der Feld-Ahorn unterliegt nicht den Regelungen des Forstvermehrungsgutgesetzes (FoVG). Für die Herkunftssicherung der gebietsheimischen Gehölze in Brandenburg
wurden fünf Populationen zur Beerntung von Saatgut
ausgewiesen. Die Maßnahmen zur Förderung des Genpools des Feld-Ahorns müssen schwerpunktmäßig auf die
gezielte Verjüngung der 40 Populationen in-situ und des
Erhaltes alter Individuen ausgerichtet sein. Aber auch die
häufigere Verwendung an Waldrändern und im Offenland
würde die Baumart fördern.
Beispiel Eibe (Taxus baccata)
Abb. 15: Genetische Differenzierung Dj der einzelnen
Bestände (orange: Brandenburg, blaue Linie: mittlere
genetische Gesamtdifferenzierung)
Bewertung der in-situ-Erhaltungsfähigkeit
Das bundesweite Konzept zur Erhaltung forstgenetischer
Ressourcen empfiehlt die Erhaltung in-situ, dafür sind
vorrangig vitale, individuenreiche und mit einem entsprechenden Verjüngungsmuster ausgestattete Populationen
geeignet, die sich auch ohne größere (ex-situ-) Aufwendungen langfristig erhalten lassen. Vor diesem Hintergrund
sind die Anteile erhaltungsfähiger Bestände in fünf Bewertungsstufen dargestellt (Tab. 9)
In-situ Erhaltungsfähigkeit
Anzahl der Vorkommen
absterbend
0
bedroht
35
geschwächt
4
gut
1
sehr gut
0
Die Eibe gehört in Deutschland zu den gefährdeten Baumarten. Von insgesamt 342 kartierten Vorkommen der Eibe
wurden in Brandenburg neun Bestände mit 1.181 Bäumen
gefunden, das entspricht einem Anteil von knapp drei Prozent. In Bayern liegen mit 128 kartierten Vorkommen die
meisten Bestände und etwa ein Viertel aller Bäume (14.761
Individuen). Über die stärkste Eiben-Dichte mit 2,5 Vorkommen je 1.000 km² Landesfläche verfügt das Bundesland
Thüringen.
Die Aufteilung in Abundanzklassen der Brandenburger
Vorkommen zeigt Tabelle 10.
Abundanzklasse
Individuenzahl
von
bis
Anzahl der
Vorkommen
Anteil %
1
5
10
1
11
2
11
20
2
22
3
21
50
3
33
4
51
100
0
0
5
101
200
0
0
6
201
500
3
33
Tab. 10: Verteilung der Eiben Vorkommen in Brandenburg
nach Abundanzklassen
Tab. 9: In-situ Erhaltungsfähigkeit der Feld-Ahorn Vorkommen in Brandenburg
Von besonderer Bedeutung für das nordostdeutsche Tiefland sind drei Bestände der Abundanzklasse 6 mit Stammzahlen bis zu 500 Eiben (Abb. 14). Der Bestand Chorin besteht aus bis zu 500 Individuen, die Bestände Criewen und
Prötzel aus bis zu 300 Einzelbäumen.
Mit seinen zentralen und osteuropäischen Verbreitungsschwerpunkten gehört der Feld-Ahorn nicht zu den gefährdeten europäischen Baumarten. Die Art bevorzugt wärmebegünstigte Standorte und meidet saure Böden. Das
Durchmesserstruktur
Die meisten Eiben (48,6 %) in Deutschland sind zwischen
7 und 10 m hoch und liegen in der Durchmesserstufe 7 bis
20 cm bei einem durchschnittlichen Alter von etwa 100 Jah-
74
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
duen umfassten auf der Grundlage von Isoenzymmarkern
untersucht. Für Brandenburg ging der wertvollste Bestand
„Chorin“ in die Untersuchungen mit 50 Proben ein.
Insgesamt wurden an den vierzehn untersuchten Genorten 40 Genvarianten (Allele) nachgewiesen. Drei der 14
untersuchten Genorte (AAT-A, LAP-A und PEPCA) waren
in allen Flächen monomorph und somit für populationsgenetische Untersuchungen nicht geeignet.
Am Genort IDH-B war eine Nord-Süd-Trennung innerhalb
Deutschlands zu beobachten. Während z. B. vier Populationen aus Bayern an diesem Genort auf das Allel IDH-B3
fixiert sind, zeigen die Populationen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen einen
Majorpolymorphismus mit den häufigen Varianten IDH-B2
und IDH-B3. Als einzige Vorkommen weisen Chorin (CHO)
und Jasmund (JAS) den Genort IHD-B9 (blau markiert) auf
und grenzen sich damit von den mitteldeutschen und süddeutschen Vorkommen ab (Abb. 18).
Abb. 16: Lage der kartierten Bestände der Eibe mit Größenklassen der kartierten Baumzahlen (BLE 2013)
ren. Rund 28 % der Eiben weisen einen Durchmesser über
20 cm auf und sind meist älter als 100 Jahre. Ebenso gibt es
Eiben-Bestände, die nicht stärker als 7 cm sind.
Dieser bundesweite Trend spiegelt sich auch in Brandenburg wieder, lediglich die Klasse größer als 20 cm BHD ist
deutlich schwächer als im bundesweiten Durchschnitt besetzt. Die Durchmesserstrukturverteilung ist zum einen auf
das langsame Wachstum der Eibe aber auch auf die mangelnde Förderung und starke Entnahmen in der Vergangenheit zurückzuführen. Lediglich in zwei Brandenburger
Beständen konnte Naturverjüngung vorgefunden werden,
allerdings mit einem geringen Anteil bis zu einem Prozent.
Abb. 18: Allelhäufigkeiten am Genort IDH-B (BLE 2013)
Abb. 17: Demografische Struktur der Eiben-Vorkommen in
Brandenburg auf der Grundlage der Durchmesserverteilung
Vitalität
Bis auf Sachsen-Anhalt, Sachsen und Rheinland-Pfalz
weisen die Bestände in den Bundesländern überwiegend
die Vitalitätsstufen 0 und 1 auf. Die Verteilung der Vitalitätsstufen innerhalb der Bundesländer ist dabei sehr unterschiedlich. Dies spiegelt sich auch in der durchschnittlichen
Vitalität von 0,72 mit einer Spannweite von 0,08 bis 1,8 in
Brandenburg wider, die angesichts der Seltenheit der Baumart für Brandenburg positiv zu bewerten ist.
Genetische Strukturen
Für die genetische Analyse wurden Stichproben aus 14 Vorkommen in acht Bundesländern, die insgesamt 596 Indivi-
Im Gegensatz zu den mitteldeutschen Vorkommen sind die
süddeutschen nahezu identisch. Die Unterschiede in den
Allelhäufigkeiten (Diversität) zwischen den untersuchten
Populationen sind als sehr hoch einzuschätzen. Dies ist ein
wichtiger Hinweis auf die große genetische Verschiedenheit
der Eibe in Deutschland.
Bewertung der in-situ-Erhaltungsfähigkeit
Drei Viertel der Eiben-Vorkommen in Brandenburg wurden
in die Stufe „bedroht“ eingestuft, etwas weniger als im Bundestrend (84 %) (Tab. 11). Die beiden besten und dennoch
„geschwächten“ Vorkommen finden sich in Chorin (ca. 450
Eiben auf 3 Hektar) und Prötzel (ca. 300 Individuen auf 30
Hektar). Bei den bedrohten Vorkommen handelt es sich um
überwiegend stammzahlarme, kleine Populationen.
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
In-situ Erhaltungsfähigkeit
Anzahl der Vorkommen
absterbend
0
bedroht
7
geschwächt
2
gut
0
sehr gut
0
Tab. 11: In-situ Erhaltungsfähigkeit der Eiben Vorkommen
in Brandenburg
Fazit
Die Erhaltung forstgenetischer Ressourcen ist im Land
Brandenburg sowohl auf Wirtschaftsbaumarten als auch auf
seltene und gefährdete Baum- und Straucharten ausgerichtet. Während bei den Wirtschaftsbaumarten die langfristige
Erhaltung der Anpassungsfähigkeit durch die Sicherung der
genetischen Vielfalt und der geeigneten Herkunft im Vordergrund steht, richten sich die Maßnahmen zur Erhaltung seltener Baum- und Straucharten nach dem jeweiligen Gefährdungsstatus. In den vergangenen Jahren wurden am LFE
Indikatoren und Verfahren entwickelt, die die Bewertung der
Gefährdungssituation von Gehölzpopulationen erleichtern
und objektivieren.
Im Rahmen mehrerer vom LFE im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) koordinierter bundesweiter Verbundprojekte
zur „Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen
seltener und gefährdeter Baumarten in Deutschland“ wurde die „in-situ Überlebensfähigkeit“ von mehr als 4000 Vorkommen untersucht. Vorangegangen waren umfangreiche
Kartierungen von 14 Baumarten. Nach Auswertung der
erfassten Daten wurden mit Hilfe von Kernel-Dichte-Analysen mehrere baumartenspezifische Schwerpunktegebiete
herausgearbeitet.
Vorgestellt werden für Brandenburg wichtige Vorkommensschwerpunkte für vier ausgewählte Baumarten (WildBirne (Pyrus pyraster), Wild-Apfel (Malus sylvestris), FeldAhorn (Acer campestre) und Eibe (Taxus baccata). Neben
den genauen Standorten und Populationsstrukturen ist der
„Wert“ der lokalen genetischen Ressourcen zu bestimmen,
um den Status eines Generhaltungsobjektes von regionalen, nationalem oder europäischem Rang festlegen zu
können. Hierfür spielen die genetische Diversität (Anpassungsfähigkeit) und Differenziertheit (Abgrenzung zu anderen Vorkommen) der Population eine wichtige Rolle, die
nur durch genetische Analysen zu bestimmen sind. Die vorgestellten Beispiele zeigen, dass sich aufgrund besonderer
Standortbedingungen auch spezifische populationsgenetische Strukturen entwickelt haben, die über die Grenzen
Brandenburgs hinaus bedeutsam sind. Dies unterstreicht
die Bedeutung der genetischen Herkunft für die Verwendung gebietsheimischer Gehölze und der Einhaltung der
Herkunftsempfehlungen bei künstlicher Verjüngung.
Um baumartenspezifische Erhaltungsmaßnahmen gezielt
planen zu können, ist eine möglichst genaue Gefährdungsabschätzung der Vorkommen notwendig, die verschiedene
Indikatoren für die Überlebensfähigkeit berücksichtigt und
objektiv nach festgelegten Kriterien bewertet. Informationen
zur Populationsgröße, zur Vitalität, zur demografischen und
genetischen Populationsstruktur, zur Bastardierung, zu den
75
standörtlichen Bedingungen, zum Schutzstatus und zu populationsgenetischen Parametern bieten hierfür eine wichtige Grundlage. Die vorgestellten Beispiele zeigen, dass
eine Vielzahl der natürlichen Vorkommen von Wild-Birne,
Wild-Apfel und weiteren, hier nicht vorgestellten, seltenen
Baumarten in Brandenburg (wie auch in den meisten anderen Bundesländern) häufig durch Überalterung, mangelnde
Vitalität und Verjüngung in ihrer in-situ-Überlebensfähigkeit
gefährdet sind. Gezielte Maßnahmen zur Förderung dieser
Baumarten sind unabdingbar, um die Vielfalt der heimischen
Gehölzarten in Brandenburg zu erhalten.
Literatur
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, BLE
(2013):
Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen
des Feld-Ahorns (Acer campestre) und der Eibe (Taxus
baccata) in Deutschland.
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (2013):
Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen
seltener und gefährdeter Baumarten in Deutschland, Teillos 2: Wild-Apfel (Malus sylvestris) und Wild-Birne (Pyrus
pyraster).
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76
Vorkommen und Erhaltung seltener und gefährdeter Baumarten in Brandenburg
SCHRÖDER, J. KÄTZEL, R.; SCHULZE, T.; KAMP, Th.; HUBER, G.;
HÖLTKEN, A.; STEINER, W.; KONNERT, M. (2013):
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SCHULZE, T; KÄTZEL, R.;. SCHRÖDER, J. (2013):
Die Wild-Birne (Pyrus pyraster) in Deutschland - Ergebnisse einer bundesweiten Inventur. Archiv für Forstwesen
und Landschaftsökologie 05/13: online: www.archiv-forstwesen-landschaftsökologie.de
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzen Baumart in Brandenburg
77
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata Donn ex D. Don) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzten Baumart in Brandenburg
STEFAN PANKA
Einführung
Abb. 1: Fm. Walter Boden (aus MILNIK 2004)
Den Reichtum an Beständen mit fremdländischen Baumarten in unserer Gegend haben wir in erster Linie Forstmeister
BODEN (1847 – 1930) zu verdanken. Bis 1883 war er Oberförster in Grünheide (Zielonka) in der Nähe des heutigen
Poznań, wo er auf Veranlassung von Forstinspektor MORTZFELD von 1880 bis 1883 seine ersten Bestände mit ausländischen Baumarten begründete (BODEN 1923). Im November
1883 übernahm BODEN die Oberförsterei Freienwalde (MILNIK
2004) und wurde zunächst durch DANCKELMANN für die Anlage von zahlreichen Beständen mit ausländischen Baumarten eingesetzt (BODEN 1924). Im Frühjahr 1885, also noch
vor SCHWAPPACH, begründete Boden im Revier Breitefenn
den ersten Thuja-Bestand. Für SCHWAPPACH, der 1886 aus
Gießen (hier war er nach Tuisko von Lorey der 2. Lehrer für
die forstlichen Fächer) kam, begann eine 35-jährige Zeit in
Eberswalde (WUDOWENZ 2001), von wo aus er die Forschung
um die ausländischen Baumarten lenkte. In Eberswalde war
1891 die erste Phase der Begründung von Beständen mit
Thuja plicata im Wesentlichen abgeschlossen. 1910 wurden
im damaligen Preußen insgesamt 71 Bestände auf fast 27
ha mit Riesen-Lebensbaum registriert (SCHWAPPACH 1911).
Allein in der Obf Freienwalde waren nach Abschluss der
Einführung von Thuja plicata 2,76 ha mit dieser Baumart
ausgewiesen (SCHWAPPACH 1896).
Schon nach 25jähriger Beobachtungszeit hält SCHWAPPACH
Thuja plicata der Einführung in die Forsten Norddeutsch-
lands für würdig und bezeichnet dabei diese neue Baumart
als „geeignetes Mischholz“ in den jungen Buchenbeständen. Eine sehr wichtige Arbeit über ausländische Baumarten publizierte PENSCHUCK (1935 und 1937). Sich auf Daten
aus 58 Beständen stützend, von denen die meisten aus
Eberswalde, dem heutigen Polen und Nordrhein-Westfalen
stammten, beurteilte PENSCHUCK (1935) das Höhenwachstum der 25 – 45jährigen Thuja-Bestände als sehr differenziert, wobei der Unterschied zwischen den schlechtesten
und besten Beständen 12 m betrug. Bei einem Vergleich
des Riesen-Lebensbaums mit der Japanischen Lärche (Larix kaempferi) und der Sitka-Fichte (Picea sitchensis) stellte er eine deutlich geringere Höhenwachstumsenergie der
Thuja in der Jugend fest.
Nach 1945 zerbrach in Folge der Festlegung neuer Grenzen in Europa das von SCHWAPPACH begründete Versuchsflächennetz mit den ausländischen Baumarten. Dank dem
Einsatz von Forstleuten mehrerer Nationen, die zum Teil
mit Eberswalde kooperierten, konnte die wissenschaftliche
Arbeit fortgesetzt werden. So erschienen, was die ThujaBestände betrifft, weitere Publikationen: in der Sowjetunion
von CINOVSKIS (1983) und in Polen von TUMIŁOWICZ (1988). In
der DDR stammen die wichtigsten Arbeiten über die Thuja
von LEMBCKE und NIEFNECKER. LEMBCKE untersuchte im Rahmen seiner Promotion (LEMBCKE 1959) auch die Thuja-Bestände. Ihm und NIEFNECKER ist es zu verdanken, dass in den
Beständen mit ausländischen Baumarten Versuchsflächen
mit nummerierten Bäumen angelegt und in den regulären
Versuchsflächenaufnahmeturnus aufgenommen wurden.
Zudem erfolgte die Anlage der ersten Durchforstungs- und
Unterbauversuche mit dieser Baumart. Auf die beiden erwähnten Wissenschaftler gehen die ersten Volumengleichungen für Derbholz (1) und Schaftholz (2) für Thuja
plicata zurück (NIEFNECKER 1989).
(1)
(Ausgleich durch DEGENHARDT 2001)
(2)
(Ausgleich durch DEGENHARDT 2001)
Die letzten Arbeiten über den Riesen-Lebensbaum im Untersuchungsgebiet erschienen nach der Wiedervereinigung
Deutschlands. 2002 publizierte LOCKOW einen Beitrag über
ausländische Baumarten in Brandenburg, in dem er bei der
Thuja nach dem Zusammenhang zwischen Feinbodenform
und Zuwachs sucht. Der von ihm ermittelte durchschnittliche Gesamtzuwachs von 12,55 m³ im Alter zwischen 80
und 110 Jahren untermauert Lembckes Erkenntnis über
das hohe Leistungsvermögen des Riesen-Lebensbaumes
78
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzen Baumart in Brandenburg
im Anbaugebiet. Außerdem berichtet er auch schon über
die hohe Wurzelenergie und gute Streuzersetzung in den
Thuja-Beständen. 2013 erschien eine Arbeit von PANKA
über die Entwicklung von unter unterschiedlich dichtem
Kiefern-Schirm gewachsener Thuja plicata. Anknüpfend an
die Arbeit von NIEFNECKER (1992) wird dort das Leistungsvermögen gleichaltriger Thuja-Bestände aus Unterbau und
Reinbestand einander gegenübergestellt.
Der Riesen-Lebensbaum in seiner Heimat
Das Herkunftsgebiet dieser nordamerikanischen Baumart
teilt sich in ihrer Heimat in zwei Areale. Der westliche Teil,
der sich an der Pazifikküste von Alaska bis Nordkalifornien
erstreckt, ist von dem östlich liegenden, etwas kleineren
Teil durch einen etwa 100 km breiten Streifen trockenen
Klimas getrennt (Abb. 2). Schon allein die Ausbreitung dieser Baumart auf der 2000 km langen Nord-Süd-Achse und
deren vertikalen Amplitude, die in Extremfällen bis 2290 m
ü.NN (SMITH 1988) reicht, zeugt von ihrer enormen Anpassungsfähigkeit.
Ein weiteres Indiz dafür sind die extremen Temperaturen
(Abb. 3 und 4) und die stark schwankenden Niederschläge im Jahr (Abb. 5 und 6), denen die Art in ihren beiden
Herkunftsarealen ausgesetzt ist. Entscheidend aber ist die
Verteilung dieser Werte im Jahr.
Aus den Abb. 3 und 4 können wir deutlich erkennen, dass
die meisten Niederschläge sowohl im Osten (bis 6000 mm/
Jahr) als auch im Westen (bis 1200 mm/Jahr) in den Wintermonaten fallen. In der Vegetationszeit treten dort entsprechend Niederschlagsmengen von 200 – 250 mm und
200 – 800 mm auf. Die Jahresmitteltemperaturen im Osten
schwanken zwischen 4,7 und 8,7 °C, im Westen zwischen
7,1 und 11,5 °C (MINORE 1990). Die Sommer im Osten
(14 – 17 °C) sind im Durchschnitt um 2 °C wärmer als die im
Westen (12 – 15 °C), jedoch die absoluten Extremwerte im
Winter erreichen entsprechend -47 °C bzw. -30 °C (MINORE
1990).
In den Grenzen seines natürlichen Vorkommens wächst
der Riesen-Lebensbaum am besten auf frischen, skelettreichen Böden, in Flussschluchten im Seitenschutz der Hänge und des sich lange haltenden Nebels, der noch weit in
den Tag hinein eine hohe Luftfeuchtigkeit bewahrt (FOWELLS
1965). Reine Thuja-Bestände sind nach SCHENCK (1939) außerhalb Alaskas selten, einzeln- oder gruppenweises Vorkommen in Rein- bzw. Mischbeständen sind die häufigste
Form des Auftretens dieser Baumart. Die wichtigsten Begleitbaumarten sind Tsuga heterophylla (RAF.) SARG., Picea
sitchensis (BONG.) CARRIÈRE, Abies grandis (DOUGLAS ex D.
DON) LINDL., Pinus monticola DOUGLAS, Pseudotsuga menziesii (MIRBEL) FRANCO, Picea engelmannii PARRY ex ENGELM.
sowie Abies lasiocarpa (HOOK.) NUTT. (SCHENCK 1939).
Abb. 2: Das Gebiet des natürlichen Vorkommens vom
Riesen-Lebensbaum (THOMPSON et al 1999)
Abb. 3: Verteilung der Monatsmittelwerte der Temperaturen im westlichen Areal des natürlichen Vorkommens
von Thuja plicata Lt. Daten ausgewählter Wetterstationen
Abb. 4: Verteilung der Monatsmittelwerte der Temperaturen im östlichen Areal des natürlichen Vorkommens von
Thuja plicata Lt. Daten ausgewählter Wetterstationen
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzen Baumart in Brandenburg
Untersuchungsgebiet und
Untersuchungsmaterial
Die Wuchsbedingungen im Untersuchungsgebiet sind durch
das mäßig trockene Neubrandenburger Klima in der Ausprägung des Ostmecklenburg-Nordbrandenburger Jungmoränenlandes bestimmt (Abb. 7).
Abb. 5: Verteilung der Niederschlags-Monatssummen im
westlichen Areal des natürlichen Vorkommens von Thuja
plicata Lt. Daten ausgewählter Wetterstationen
79
Der Jahresniederschlag beträgt hier im Mittel 550 mm und
die Jahresmitteltemperatur erreicht fast 8 °C. In der Vegetationszeit fallen 280 mm Niederschlag und das langjährige Jahresmittel der Temperaturen in dieser Zeit beträgt
14,9 °C.
Alle Flächen befinden sich in der OF Chorin, schwerpunktmäßig in den Revieren Breitefenn, Maienpfuhl und
Sonnenburg (Abb. 8, siehe folgende Seite).
Abb. 6: Verteilung der Niederschlags- Monatssummen im
östlichen Areal des natürlichen Vorkommens von Thuja
plicata Lt. Daten ausgewählter Wetterstationen
Abb. 7: Das Untersuchungsgebiet im Kontext der naturräumlichen Einordnung (MÜLLER und LUTHARDT 2009)
80
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzen Baumart in Brandenburg
Alle 21 untersuchten Bestände gehen auf Boden bzw.
Schwappach zurück und haben bereits (01.01.2014) das
Alter von 123 – 133 Jahren erreicht. Sie sind über fast das
gesamte Standortspektrum (Tab. 1) verteilt.
Methodisches Vorgehen,
Eingangskomponenten
Weil Schwappach mit zahlreichen Versuchsparzellen
möglichst viele Standortvarianten abdecken wollte, ist die
Standortinformation eine sehr wichtige Eingangskomponente. Überall dort, wo es noch notwendig war, wurden anhand
von Bodengruben und Bodenstichen Standortdiagnosen
durchgeführt, die durch naturräumliche Zuordnung als ökologische Koordinaten vervollständigt wurden. Weiterhin
erfolgten stammweise Qualitäts- und Vitalitätsansprachen.
Um die Wuchsleistung zu beurteilen, wurden – wie auf langfristigen Versuchsflächen üblich – auch die Ertragskennwerte der Bestände aller Aufnahmen überprüft und nach
den Vorgaben von WIEDEMANN (1930) und ERTELD (1958)
durch Neuaufnahmen aktualisiert. In Einzelfällen wurden
auch Stammanalysen durchgeführt. Der Vergleich erfolgt
mit der Kiefer-Ertragstafel (LEMBCKE et al. 1975), dem Brotbaum der brandenburgischen Forstleute.
Abb. 8: Lage der Versuchsflächen mit Thuja plicata im
Untersuchungsgebiet
Ergebnisse
Die Entwicklung der Grundflächenmittelhöhe (HG) aller
untersuchten Versuchsflächen im Vergleich mit dem ETModell für Kiefer von LEMBCKE, KNAPP und DITTMAR (1975),
MEN (= Mittleres Ertragsniveau) zeigt uns, dass die Kurven in ihrem Verlauf dem Bonitätsfächer folgen (Abb. 9).
Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass das Ganze sich in
dessen oberer Hälfte abspielt. Die beste Leistung erreicht
die Fläche 115 [JhtL, iMM, K1m] im Revier Maienpfuhl und
am schlechtesten schneidet die Fläche 14 [BgS, mRHMo,
TZv2m] im Revier Sonnenburg ab.
Die gleiche Tendenz zeigt uns die Entwicklung des
Grundflächenmitteldurchmessers (DG) der untersuchten
Bestände (Abb. 10). An der Spitze stehen hier wieder die
Flächen aus Maienpfuhl, Horst 115 und Horst 124 [BgS,
iMo, TM1m]. Die Sonnenburger Fläche 47 [SoS, iMo+ - MM,
TK1m] aus der Gegend des Baa-Sees erzielt ebenfalls eine
sehr gute Leistung. Das Schlusslicht bildet die Fläche 7
[BgS, mMo, TM2m].
Die DG-Differenz zwischen der schlechtesten und der besten Fläche beträgt 24 cm. Bei einem theoretischen Zeitvergleich der Durchmesserleistung mit derjenigen der besten,
vollbestockten Kiefern-Bestände würde sich herausstellen
(Abb. 10), dass diese hier durch die beste Thuja-Fläche
schon fast 30 Jahre früher erreicht wird!
Sehr interessant ist die Entwicklung der Bestandeskreisgrundfläche (G) der untersuchten Thuja-Bestände (Abb. 11,
siehe folgende Seite). Die Linien verlassen fast gänzlich
den durch das Kiefer-Modell beschriebenen Rahmen. Die
besten Flächen übertreffen die bonitätsbesten Kiefern-Bestände um rund 40 m²/ha!
Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass die Parzellen Chorin 208.1 [JhtL, (mfr) – mtro, TK2m] und Maienpfuhl 132
[GrS, mMM, TK2m], obwohl standortmäßig sehr gut ausgestattet, hier das Schlusslicht bilden. Ursache dafür sind
die vielen Bruch- und Wurfstämme in diesen Flächen, die
in der Choriner Parzelle vor allem 1989 zu einer starken
Stammzahl-Dezimierung führten.
Angesichts dieser Entwicklung bei der Bestandeskreisfläche (G) erscheinen uns die hohen Volumenwerte in der
Abb. 12 (siehe folgende Seite) wie selbstverständlich. Hier
wird das hohe Ertragsniveau des Riesen-Lebensbaumes
Tabelle 1: Standortspektrum der untersuchten langfristigen Versuchsflächen von Schwappach mit Thuja plicata – Teilergebnisse der morphologisch durchgeführten Standortsdiagnose (MARTIN GRÜLL, LFE 2013)
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzen Baumart in Brandenburg
81
Abb. 9: Entwicklung der Grundflächenmittelhöhe (HG) des verbleibenden Bestandes der untersuchten Thuja-Bestände
im Vergleich mit der Kiefern-Ertragstafel (LEMBCKE et al., 1975), MEN. Leistungsentwicklung in Abhängigkeit von Alter und
Stamm-Nährkraftstufe (pink –„Z“, orange – „M“, grün – „K“, rot – „R“).
Abb. 10: Entwicklung des Grundflächenmitteldurchmessers (DG) des verbleibenden Bestandes der untersuchten ThujaBestände im Vergleich mit der Kiefern-Ertragstafel (LEMBCKE et al., 1975), MEN. Leistungsentwicklung in Abhängigkeit
von Alter und Stamm-Nährkraftstufe (pink –„Z“, orange – „M“, grün – „K“, rot – „R“).
82
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzen Baumart in Brandenburg
Abb. 11: Entwicklung der Bestandeskreisgrundfläche (G) der untersuchten Thuja-Bestände im Vergleich mit der KiefernErtragstafel (LEMBCKE et al., 1975), MEN. Leistungsentwicklung in Abhängigkeit von Alter und Stamm-Nährkraftstufe (pink
–„Z“, orange – „M“, grün – „K“, rot – „R“).
Abb. 12: Vorratsentwicklung an Derbholzvolumen der untersuchten Thuja-Bestände im Vergleich mit der Kiefern-Ertragstafel (LEMBCKE et al., 1975), MEN. Leistungsentwicklung in Abhängigkeit von Alter und Stamm-Nährkraftstufe (pink –„Z“,
orange – „M“, grün – „K“, rot – „R“).
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzen Baumart in Brandenburg
auch im Alter von 130 Jahren noch einmal sehr deutlich.
Zögen wir entsprechend der Umtriebszeit bei der Kiefer den
Strich (A) bei 120 Jahren, so offenbarte sich uns die hohe
Volumenleistung der besten Thuja-Bestände gegenüber
den bonitätsbesten, vollgeschlossenen Kiefern-Beständen.
Im Schnitt leisten die besten untersuchten Thuja-Bestände ~300 m³/ha mehr als die hier modellhaft abgebildeten,
hiebsreifen, vollbestockten besten Kiefern-Bestände Brandenburgs. An der Spitze stehen wieder die beiden Flächen
aus Maienpfuhl. Am schlechtesten schneidet die Parzelle
208.1 ab – eine Rechnung, die uns hier durch die Stammzahlarmut, bedingt durch den Bruch- und Wurfschaden von
1989, gestellt wird.
Die als Nächstes zu stellende Frage wäre nun die nach
der Entwicklung der Gesamtwuchsleistung dieser ältesten
Thuja-Bestände Brandenburgs. Diese Größe als Summe
aller Vorerträge und des zu gegebenem Zeitpunkt festgestellten Vorrats ist der beste Weiser für die Produktivität eines Bestandes. Da die Datenlage in diesem Fall für
die Ermittlung der Gesamtwuchsleistung nicht ausreicht,
habe ich ein anderes Beispiel ausgesucht (PANKA 2013).
Die Abb. 13 zeigt die Gesamtwuchsleistung einer 55-jährigen Thuja-Reinbestandsfläche (Freienwalde 199/2) und
dazu den Vergleich mit zwei weiteren Flächen (Kahlenberg
96/1 – dichte Schirmstellung; Freienwalde 171/3 – lichtere
Schirmstellung), die unter dem Kiefern-Schirm aufgewachsen sind. Alle drei Thuja-Bestände – die beiden unter dem
Kiefern-Schirm und einer ohne Schirm – sind gleich alt. Das
Alter der Kiefer beträgt im Schnitt ~100 Jahre.
Im Fall der Kiefer mussten noch die fehlenden Vornutzungen (die beiden Unterbau-Flächen wurden erst im Alter
der Kiefer von entsprechend 82 und 65 Jahren angelegt)
aus den Kiefern-Ertragstafeln (LEMBCKE et al, 1975) modellhaft ergänzt werden. Der Bereich des waagerecht verlaufenden Balkens markiert die Gesamtwuchsleistung der
besten Kiefern-Bestände laut Kiefern-Ertragstafel (LEMBCKE
et al., 1975) im Alter von 120 Jahren. Erst jetzt wird uns
die hohe Gesamtwuchsleistung eines 55-jährigen ThujaReinbestandes, der auf einem K-Standort gewachsen ist,
bewusst. Interessant ist dabei nicht nur die Tatsache, dass
die Gesamtwuchsleistung des Thuja-Reinbestandes bereits
nach 55 Jahren fast 1000 m³/ha an Schaftholz erreicht und
damit nur um ca. 250 m³/ha hinter der Gesamtwuchsleis-
Abb. 13: Thuja plicata – Gesamtwuchsleistung an Schaftholz im Vergleich. Thuja-Unterstand mit Kiefer-Oberstand:
Kahlenberg 96/1 (dichte Schirmstellung), Freienwalde
171/3 (lichtere Schirmstellung); Thuja-Reinbestand: Freienwalde 199/2.
83
tung der besten brandenburgischen Kiefern-Bestände im
Alter von 120 Jahren liegt, sondern auch die Beobachtung,
wie stark der Zuwachs unter dem Lichtentzug in einem Thuja-Bestand zurück gehen kann. In unserem Beispiel leisten
Abb. 14: Ergebnis der Qualitätsansprache der Krone und
des Schaftes nach MITSCHERLICH. Stammeigenschaft Kronenform (Baumklassen 1 – 3 (KRAFT 1884)).
Abb. 15: Ergebnis der Qualitätsansprache der Krone und
des Schaftes nach MITSCHERLICH. Stammeigenschaft Ästigkeit (Baumklassen 1 – 3 (KRAFT 1884)).
Abb. 16: Ergebnis der Qualitätsansprache der Krone
und des Schaftes nach MITSCHERLICH. Stammeigenschaft
Schaftform (Baumklassen 1 – 3 (KRAFT 1884)).
84
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzen Baumart in Brandenburg
die beiden Thuja-Flächen aus dem Unterbau in Abhängigkeit von der Schirmdichte nur 20 – 33 % der Gesamtwuchsleistung an Schaftholz eines Thuja-Reinbestandes!
Bislang wurden in den alten Thuja-Beständen noch keine
Qualitätsuntersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse der
stammweise durchgeführten Qualitätsansprache der Krone
und des Schaftes nach MITSCHERLICH (ERTELD 1958) werden
in den Abb. 14 – 16 (siehe vorige Seite) dargestellt, wobei
aus Gründen der Übersichtlichkeit nur die Häufigkeitspolygone dieser Parzellen abgebildet sind, welche die Grenzen
der Streuung des jeweiligen Merkmals beschreiben. Die
arithmetischen Mittelwerte dieser Häufigkeitspolygone verdeutlichen also den Bereich, in dem das jeweilige Merkmal
streut.
Unregelmäßige und einseitig deformierte Kronen sind in
den alten Schwappach-Beständen (Abb. 14) sehr häufig.
Dieses Ergebnis kann man mit der Fähigkeit der schnellen Einnahme von Freiraum durch die Kronenzweige der
Thuja erklären. Das Ergebnis der Ästigkeitseinschätzung
(Abb. 15) der Stammbereiche bis zu ihren Kronenansätzen
bestätigt die alte Wahrheit über die ausgesprochen schlechte natürliche Astreinigung bei Thuja. Auffallend ist dabei,
dass nicht nur die trocken gewordenen Äste sehr lange am
Schaft verbleiben, sondern auch, dass überall dort, wo zu
den Schäften genügend Licht durchdringt, neue Äste (Klebäste) entstehen, die als sekundäre Krone in der Konkurrenz
um das Licht bei den Bäumen für Vorteile sorgen.
Die Schäfte der alten Thuja-Bestände sind meistens
einschnürig und im Stammfußbereich stark abholzig ausgebildet. Mit dem Alter nehmen sichtlich die Probleme mit
der Stammfußfäule und dem Wurzelschwamm zu. Da der
Befund an stehenden Bäumen nur okular vorgenommen
werden konnte, ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer des
Befalls durch Stammfußfäule in diesen alten Beständen mit
Sicherheit etwas größer ist.
Die Neigung zur Seitenast- und Zwieselbildung begleitet uns in den Thuja-Beständen ständig und muss bei den
Durchforstungen korrigiert werden. Nur gelegentlich begegnen uns in den alten Schwappach-Beständen auch Säbelwuchs und Flaschenwuchs (Ausbauchungen im bodennahen Stammbereich).
Bei näherer Betrachtung dieser Erscheinung an den Thuja-Bäumen entsteht der Eindruck, dass es sich um eine zusätzliche Sicherung der Standfestigkeit der Bäume handelt.
Ein Zusammenhang mit dem Auftreten von Stammfußfäule
konnte nicht bestätigt werden.
Abb. 17: Befall der untersuchten Thuja-Bestände durch
Stammfußfäule
Waldbauliche Empfehlungen
Weil die Thuja auf exponierten Stellen durch Windwurf gefährdet ist und Trockenheit schlecht verträgt, sollte man, wie
auch BODEN (1923) empfiehlt, für sie Schluchten, Nord- und
Nord-West-Hänge mit tiefgründigen, skelettreichen und frischen Böden wählen. Dort verspricht man sich, dass die
Thuja länger als irgendwo anders von der Luftfeuchtigkeit
profitieren kann und damit die Niederschlagsengpässe
besser verträgt. Wünschenswert sind auch Lokalisierungen
in der Nähe von Gewässern, jedoch sollten Standorte mit
Staunässe wegen Wurfgefahr und Hemmung des Wachstums unbedingt vermieden werden. Wichtig ist es, die Thuja
unter Schirm zu begründen. Ähnlich wie die Douglasie ist
sie besonders in der Jugend gegen Frost empfindlich. Bei
Erreichen des Kronenschlusses sollte aber der Schirm bei
ausreichender Schneedecke entfernt werden. Ein weiter
Pflanzenverband (etwa 2 × 2 m; 2 × 3 m) soll frühzeitig das
H-/D-Verhältnis der Thuja verbessern, um auf diese Weise in der Jugend dem Schneedruck besser entgegen zu
wirken und die Standfestigkeit gegen den Wind zu erhöhen. Nach möglichst früh beginnender negativer Auslese
(Entfernen von Zwieseln, Exemplare mit Steilästen) sollte
eine mäßige Hochdurchforstung folgen. Wegen ihrer hohen
Schattenverträglichkeit eignet sich die Thuja hervorragend
als Mischholz. Als temporäre Mischung in den betroffenen
Kiefern-Beständen ist sie unsere Hoffnung im Kampf gegen
die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina). Bei
der Durchführung von Hiebsmaßnahmen sollte man nicht
vergessen, dass Thuja sehr empfindlich auf Fäll- und Rückeschäden reagiert und die beschädigten Stellen schnell
durch Fäule erfasst werden.
Schließlich möchte der Autor auf einige wichtige waldbaulich-ökologische Eigenschaften dieser Baumart hinweisen.
Überall in den Thuja-Beständen überraschen eine sehr gute
Streuzersetzung, ein guter Humuszustand sowie eine hohe
Wurzelenergie. Eine große Schattenverträglichkeit eröffnet
dem Waldbauer unzählige Einsatzmöglichkeiten für diese
Baumart. Von großer Bedeutung ist auch ihre Neigung zur
Bildung von Naturverjüngung. Die Thuja-Bestände geben
dem Wild gute Deckung und bieten ausgezeichnete Lebensbedingungen für Kleinlebewesen.
Abb. 18: Auftreten von Flaschenwuchs in den untersuchten Thuja-Beständen
Der Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) – Wuchsleistung einer bisher unterschätzen Baumart in Brandenburg
85
Herkunftsempfehlung
Dank
Bis heute wissen wir nicht genau, woher unsere ältesten
Thuja-Bestände stammen. Es ist lediglich bekannt, dass
BODEN bis 1890 sein ausländisches Saatgut fast ausschließlich von der Firma John Both aus Hamburg bezog (SCHWAPPACH 1891, LEMBCKE 1959). LEMBCKE (1959) gibt nach BOOTH
(1882) an, dass das meiste Saatgut von Thuja plicata in
Kalifornien erworben wurde, die besten Herkünfte dieser
Baumart sollen jedoch aus den nördlichen Gebieten ihres
natürlichen Vorkommens stammen. Da infolge der teilweise unkontrollierten Abholzung dieser Urwälder heute so
gut wie nichts davon übrig geblieben ist, können wir davon
ausgehen, dass es außerhalb Deutschlands keine wirklich
gesicherten Herkünfte gibt!
Das Projekt hätte ohne die Hilfe zahlreicher Kolleginnen und
Kollegen nicht in diesem Umfang realisiert werden können.
Sie alle hier zu nennen ist an dieser Stelle nicht möglich.
Es sei mir verziehen, wenn ich nur einige meiner Helfer hier
namentlich erwähne. Meine besondere Dankbarkeit gilt
meinen Kollegen in der Praxis. Ohne die tatkräftige Unterstützung des Leiters der Oberförsterei Chorin, Obf. Eberhard Luft, und Dr. Lubomír Blaško sowie ihres Arbeitsteams
wäre die Durchführung zahlreicher Arbeiten im Gelände gar
nicht möglich gewesen. Sehr große Unterstützung bekam
ich auch von den Revierförstern. Stellvertretend seien hier
genannt Ulf Nösel (Revier Sonnenburg) und Martin Krüger
(Revier Breitefenn), auf deren Waldarbeiter stets Verlass
war. Ebenso herzlich danke ich Herrn Martin Grüll für die
wertvollen Lehrstunden vor den Bodenprofilen und seine
Unterstützung bei der Durchführung von Standortsdiagnosen, die er bei jedem Wetter gern leistete. Für die zahlreichen Berechnungen und die Anfertigung von Grafiken
sowie die zeitraubenden Recherchen in den Archiven bin
ich meinen beiden langjährigen Kolleginnen Sibylle Wenk
und Ines Höhne zu großem Dank verpflichtet.
Literatur
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Die Anbauversuche mit ausländischen Holzarten im
akademischen Lehrrevier Freienwalde a. O. in den Jahren 1883/1921. Zeitschrift für Forst und Jagdwesen 55:
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Abb. 19: Lehroberförsterei Chorin, Revier Maienpfuhl, Abt.
162, Horst Nr. 115. Standort: Skelettreiche Johannisberger
Tieflehm-Fahlerde in frischer Lage. Baum Nr. 5, d1,3 =
103 cm, h = 40,5 m im Alter von 125 Jahren.
Der beste Weg, gutes Saatgut zu bekommen, ist also der
Rückgriff auf die Bestände, die sich im Verlaufe der letzten
130 Jahre bei uns bewährt haben. Berücksichtigen wir die
ertragskundliche Leistung und die Qualität der hier untersuchten Bestände, können wir die Herkünfte Maienpfuhl
115, Maienpfuhl 124, Maienpfuhl 131 und Sonnenburg 47
für die qualitative Überprüfung des Saatguts empfehlen.
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87
88
Von ertragskundlichen Versuchen zur interdisziplinären Waldforschung
Von ertragskundlichen Versuchen zur
interdisziplinären Waldforschung
ANNETT DEGENHARDT und TORSTEN HASS
1 Versuchsflächendaten aus mehr als
100 Jahren Beobachtungszeit
Für die Bearbeitung forstlicher Fragestellungen betreut und
verwaltet das Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde
(LFE) als Betriebsteil des Landesbetriebes Forst Brandenburg fast 1000 Versuche mit über 2500 häufig sehr langfristig beobachteten Einzelflächen (teilweise seit 1870), von
denen mehr als 800 Flächen noch unter aktueller Beobachtung stehen.
Zur Erfassung der zeitlichen Entwicklung der Versuchsflächen erfolgen Beobachtungen, Messungen bzw. Analysen in Abständen von einem Jahr bis zu 20 Jahren. Je nach
Aufgabenstellung werden dabei verschiedenste forstlich relevante Parameter erhoben.
Über die langen Beobachtungszeiträume von teilweise
weit mehr als 100 Jahren wechselten notwendigerweise
mehrmals die Bearbeiter. Außerdem haben sich im Laufe
der Zeit die konkreten Zielstellungen der Waldbewirtschaftung bzw. forstlichen Forschung immer wieder verändert.
Um den jeweils aktuellen Zielstellungen in der praktischen
Waldbewirtschaftung gerecht zu werden, mussten Versuche
angepasst bzw. bei Bedarf auch neue Versuchsflächen an-
Abb. 1: Aufnahmebogen aus dem Jahr 1887
gelegt sowie neue Untersuchungsmethoden und Messtechniken eingesetzt werden. Die Einführung modernerer Verfahren führte in der Folge immer wieder dazu, dass größere
Datenmengen erhoben, die Daten genauer bestimmt, aber
auch zusätzliche Größen erfasst werden konnten (Abb. 1
und 2). Damit verbunden ist dementsprechend ein kontinuierlich steigender Aufwand für die Ablage, Verwaltung und
Pflege der erhobenen Daten.
Fernerhin erfordert die zunehmende Komplexität der
forstlichen Fragestellungen einerseits die Bearbeitung durch
hochspezialisierte Fachteams, andererseits aber auch eine
verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit über die Institutsgrenzen hinaus. Die Bearbeitung durch drittmittelgeförderter Projekte führt verstärkt dazu, dass unterschiedlichste
Akteure verschiedenster Institutionen meist aber nur für
sehr kurze Zeit auf den Flächen tätig sind. Ohne strukturierte Datenverarbeitungsstandards musste nach Ablauf der
Projektlaufzeiten immer wieder sehr aufwändig nach den
erhobenen Daten gesucht, im schlimmsten Fall sogar mit
Verlusten gerechnet werden.
Aktuelle, schnell verfügbare systematische Datenübersichten sind jedoch eine wichtige Grundlage für die Zusammenarbeit mit der Forstpraxis und der Forstpolitik, aber
auch für zukünftige Forschungskooperationen.
So ist man bei der Bearbeitung der Versuchsflächen dringend auf die Unterstützung durch die örtlichen Bewirtschafter angewiesen. Um gemeinsame Maßnahmen auf den Flächen zu planen, sind neben der genauen Lage der Fläche
auch Informationen aus den bisherigen Untersuchungen
Abb. 2: Moderne Messtechnik auf Level II-Flächen (Foto:
R. Barth 2008)
Von ertragskundlichen Versuchen zur interdisziplinären Waldforschung
notwendig. Andererseits dienen die Versuchsflächen als
gemeinsame Demonstrationsobjekte, an denen sich Forschungsergebnisse direkt in die Praxis übertragen lassen.
Aussagekräftige Versuchsflächenstatistiken dienen immer häufiger auch als Argumentationsgrundlage bei politischen Entscheidungen wie beispielsweise aktuell bei der
Genehmigung von Windkraftanlagen im Wald.
Nicht zuletzt bilden die Versuchsflächen die Grundlage
für eine interdisziplinäre Forschung und tragen wesentlich
dazu bei, die Kooperationsfähigkeit mit anderen Einrichtungen zu sichern.
Auf Grund der Komplexität der Daten war es jedoch nicht
mehr möglich, alle auf den Versuchsflächen erhobenen
Messwerte so zu verwalten und zu systematisieren, dass
sie den an den Untersuchungen beteiligten Fachteams,
aber auch den unterschiedlichsten potentiellen Nutzern
über zentrale Datenbanksysteme zur Verfügung gestellt
werden konnten.
Aus diesem Grund hat man sich für die Entwicklung eines
zentralen Metadatensystems entschlossen, das nur allgemein beschreibende Informationen zu Versuchsflächen und
den auf ihnen erhobenen Daten, wie beispielsweise die Art
der Messungen, die Zeitpunkte der Untersuchung, den Ort
bzw. die Art der Ablage der Messreihen sowie den jeweiligen Ansprechpartner, einbezieht. Ohne jeden Messwert
digital verfügbar zu machen, kann somit dennoch eine
schnelle Abfrage darüber garantiert werden, wer wann welche Daten auf den Versuchsflächen erhoben hat und wo
diese abgelegt sind.
Mit der Digitalisierung und Georeferenzierung der zu den
Versuchsflächen vorliegenden Lageinformationen sollten
Abb. 3: Struktur der Metadatenbank
89
diese Daten schließlich über das Geoportal des Landesbetriebs Forst Brandenburg allen interessierten Nutzern internetweit in einfacher Weise zur Verfügung gestellt werden.
Finanziert wurde dieses Vorhaben durch Mittel aus dem
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und
der Förderung von Landesprojekten zum Aufbau der Geodateninfrastruktur Brandenburg.
2 Die Versuchsflächen – Metadatenbank
Wie auch in anderen forstlichen Institutionen (RÖHLE et al.
2000, WEISS 2002) hatte man in Eberswalde vor mehr als
10 Jahren begonnen, alle Versuchsflächendaten in zentralen Datenbanken auf einem MS SQL-Server zusammenzufassen (DEGENHARDT 2005). Dabei bestand des Ziel,
alle bisher in Text- und Tabellen-Dateien abgelegten Versuchsflächendaten in diese Datenbanken zu übertragen,
noch analog erfasste Informationen wie z. B. Bestandesbeschreibungen, Literaturquellen und Fotos zu digitalisieren
sowie Verfahren zu entwickeln, mit denen Daten aus elektronischen Messgeräten automatisch in die Datenbanken
übernommen werden können.
Beispielsweise lassen sich Daten der Forstlichen Umweltkontrolle über Datenlogger direkt in Datenbanken schreiben
(BARTH et al. 2001), Daten aus elektronischen Kluppen und
Feldrechnern werden mit angepassten Programmen übertragen.
Dennoch ist es nicht gelungen, die sehr vielfältigen, in
verschiedensten Datenstrukturen vorliegenden Messwerte
aus sich immer wieder ändernden Untersuchungsmethoden
90
Von ertragskundlichen Versuchen zur interdisziplinären Waldforschung
in diese Datenbanken vollständig einzuarbeiten. Aufgrund
der Komplexität der Versuchsflächendaten schien schließlich nur zweckmäßig, zu den vielfältigen Untersuchungen
ausschließlich das gemessene Merkmal zu beschreiben,
das Messdatum anzugeben sowie die Anzahl der dazu
vorliegenden Messwerte zu ermitteln und geeignet in einer Metadatenbank zu verwalten. Trotz des Verzichts auf
vollständige Messreihen sollte die Datenbank so aufgebaut
werden, dass eine fachgerechte Versuchsflächenrecherche
möglich bleibt.
Beim Entwurf der Datenbankstruktur (Abb. 3) sowie bei
der Entwicklung der Algorithmen und Programme zur Datenverwaltung und zur Datenabfrage war insbesondere zu
beachten, dass die interessierenden Informationen sehr
unterschiedlich strukturiert sind. Es sollten einerseits Merkmale berücksichtigt werden, die für alle Versuchsflächen
vorliegen, einmal bestimmt wurden und über den gesamten
Beobachtungszeitraum unverändert bleiben. Dazu zählen
beispielsweise die Versuchsflächenbezeichnung, eine Versuchsflächen-Charakteristik, die Größe der Fläche oder das
Jahr der Begründung. Demgegenüber sind andere Merkmale zwar für alle Flächen verfügbar, aber oftmals zeitlich
veränderlich wie z. B. die auf der Fläche stockenden Baumarten, der Ansprechpartner oder der Beobachtungsstatus
der Fläche. Schließlich sollten auch Informationen darüber
abgelegt werden, die die verschiedensten auf den Versuchsflächen durchgeführten Beobachtungen, Messungen
und Analysen beschreiben. Diese sind sehr vielfältiger Art,
werden je nach Versuchszielstellung für die einzelne Versuchsfläche ausgewählt, können einmalig aber auch mehrmalig durchgeführt worden sein, erfassen Bestandes- oder
Einzelbaummerkmale und können sowohl einzelne Werte als auch umfangreiche Messreihen beinhalten. Zu den
schon sehr lange und auch heute noch sehr häufig auf den
Versuchsflächen erhobenen Merkmalen zählen vor allem
waldwachstumskundliche Parameter wie Baumdurchmesser, Höhen, Baumkoordinaten, Kronenansätze, Kronenradien, Sektionsmessungen. Zunehmend spielen Parameter zur
Charakterisierung der Qualität und Vitalität von Beständen
eine Rolle wie beispielsweise Wasserhaushalts- und Witterungsparameter, aber auch Boden-, Nadel-, und Blattanalysen. Zu großen Datenmengen führen dagegen die immer
häufiger eingesetzten Verfahren der Fernerkundung. Nicht
zuletzt tragen auch verbale Beschreibungen der Flächen
und Fotos zum Gesamtbeurteilung der Flächen bei.
Um die Metadaten nicht vollständig neu erfassen zu müssen, sind Algorithmen entwickelt worden, die die gewünschten Informationen aus den existierenden Datenbanken
extrahieren bzw. aggregieren und automatisiert in die Metadatenbank übertragen. Mit Hilfe solcher Algorithmen sollen
zukünftig auch die Datenbankaktualisierung vorgenommen
werden.
Für noch analog oder nicht systematisiert vorliegende Daten wurden zusätzlich Programme entwickelt, die eine Ergänzung von Metadaten auch per Hand ermöglichen (Abb. 4).
Neben der Übertragung, Pflege und manuellen Eingabe
von Versuchsflächendaten waren mit der Metadatenbank
nun auch verschiedene Möglichkeiten der Abfrage von Versuchsflächeninformationen geschaffen.
Beispielsweise lassen sich katalogartige detaillierte Beschreibungen der einzelnen Versuchsflächen anzeigen oder
Flächen nach speziellen Merkmalen selektieren. Tabelle 5
Abb. 4: Oberfläche zur manuellen Ergänzung von Analysedaten
Von ertragskundlichen Versuchen zur interdisziplinären Waldforschung
zeigt beispielsweise das Ergebnis einer Suche nach Versuchsflächen, auf denen die Kronen von Buchen vermessen wurden.
Durch die einfache Verknüpfung aller Versuchsflächeninformationen wird diese Datenbank insbesondere zur Suche
nach passenden Daten und Flächen bei neuen Aufgabenstellungen bzw. Forschungsprojekten eingesetzt, so dass
oft aufwändige Neuanlagen und Wiederholungsaufnahmen
weitgehend vermieden werden können.
3. Bereitstellung im Geoportal des LFB
Der Landesbetrieb Forst verfügt über einen thematisch
vielfältigen und technisch großen Fundus an raumbezogenen Daten, der über das seit 2005 in Betrieb befindliche,
browserbasierte GIS-Viewersystem WEBGIS (AHRNDT und
HASS 2006) in mehr als 20 verschiedenen Geo- und Sachdatenebenen intranetweit zur Verfügung steht. Neuere
Technologien ermöglichten jetzt auch eine internetweite
Bereitstellung dieser Informationen.
Motiviert durch die Möglichkeit einer Förderung aus dem
Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zum
Aufbau einer Geodateninfrastruktur in Brandenburg hatte
man sich für den Aufbau eines Geodatenportals des Landesbetriebes Forst Brandenburg entschieden, über das die
oben beschriebene Geodaten des LFB in intuitiver Weise
barrierefrei, kartografisch ansprechend präsentiert und über
OGC-konforme Dienste wie WMS, WFS und WCS anderen
Applikationen innerhalb und außerhalb der Forstverwaltung
angeboten werden können.
Nach Abschluss der Projekte 2013 bietet das Portal neben der Forstgrundkarte und der Standortskarte umfang-
Parameter
Baumart
Kronenradien
RBU
Kronenradien
RBU
Kronenradien
Versuchsfläche
91
reiche raumbezogene Informationen zu den Waldgebieten
und den Waldfunktionen in Brandenburg. Integriert sind
ebenfalls historische Daten wie die Schmettauschen Karten
(1767 – 1787) oder die Karten der Preußischen Landesaufnahme (1879 – 1902) (VERCH et al. 2013).
Ziel war es daher, die Versuchsflächen – Metadaten über
dieses Portal ebenfalls externen Nutzern verfügbar zu machen.
Mögliche praktikable Lösungen wurden beispielsweise
schon durch das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft Wien (BFW)
(NEUMANN et al. 2006) (Abb. 6, siehe folgende Seite) bzw.
das Projekt „Establishment of a European information system on forest genetic resources (EUFGIS)“ (KOSKELA 2007)
(Abb. 7, siehe folgende Seite) aufgezeigt. Verbunden mit
geografischen Informationen werden Daten, Beschreibungen, Fotos oder Ergebnisse in einfacher Form über das
Internet dargeboten.
Um die Versuchsflächeninformationen im Geoportal integrieren zu können, war zunächst der geografische Bezug herzustellen. Zu den älteren Versuchsflächen lagen
dazu meist per Hand gefertigte Lageskizzen vor (Abb. 8,
siehe folgende Seiten), die im Einzelnen digitalisiert werden mussten. Zu den neueren Flächen existierten teilweise
schon exaktere Informationen aus GPS-Messungen, Luftbildern oder Kartenausschnitten.
Insgesamt wurden die geografischen Koordinaten von
mehr als 2500 Versuchsflächen erfasst, mit den zugehörigen Metadaten verknüpft und über OGC-konforme Dienste
im Portal integriert (Abb. 9, siehe folgende Seiten). Durch
die spezielle Anpassung der Bedienoberfläche des Geoportals können nun spezielle Versuchsflächenabfragen direkt
über das Internet zur Verfügung gestellt werden.
Datum
Anzahl Bäume
mittlerer Kronenradius
CHORIN 73
22.11.2000
25
2,38
CHORIN 73
27.04.2012
29
3,47
RBU
EBERSWALDE 16/17 (1)
20.10.1997
60
3,06
Kronenradien
RBU
EBERSWALDE 16/17 (4)
20.10.1997
57
3,27
Kronenradien
RBU
EBERSWALDE 45 (1)
31.03.2010
27
3,33
Kronenradien
RBU
EBERSWALDE 45 (2)
31.03.2011
34
3,16
Kronenradien
RBU
FREIENWALDE 34 (1)
15.03.1932
9
3,64
Kronenradien
RBU
GROß ZIETHEN 220b2
30.06.1998
12
1,59
Kronenradien
RBU
GROß ZIETHEN 220b3
30.06.1998
1
7,33
Kronenradien
RBU
KAHLENBERG 74
16.04.2012
5
1,76
Kronenradien
RBU
KAHLENBERG 75
11.04.2000
53
2,43
Kronenradien
RBU
KAHLENBERG 86
21.10.1999
84
3,65
Kronenradien
RBU
KAHLENBERG 86
10.02.2011
39
3,8
Kronenradien
RBU
LYCHEN 155c1
15.03.2012
31
2,91
Kronenradien
RBU
LYCHEN 23a1
28.02.2012
32
3,43
Kronenradien
RBU
LYCHEN 23c2
28.02.2012
34
1,27
Kronenradien
RBU
LYCHEN 6b2
15.03.2012
31
1,61
Kronenradien
RBU
MAIENPFUHL 166a3 (305)
17.04.2012
29
2,41
Kronenradien
RBU
ZERPENSCHLEUSE 3274a2
12.04.2012
32
2,85
Kronenradien
RBU
ZERPENSCHLEUSE 3298a5
11.04.2012
30
2,62
Tabelle 5: Auswahl von Versuchsflächen, auf denen Kronenradien für die Buche gemessen wurden
92
Von ertragskundlichen Versuchen zur interdisziplinären Waldforschung
Abb. 6: Das Online-Informationsystem der österreichweiten Dauerversuchsflächen (http://bfw.ac.at/ rz/bfwcms.web?dok=4477)
Abb. 7: Das EUFGIS-Portal (http://portal.eufgis.org /maps.html)
Von ertragskundlichen Versuchen zur interdisziplinären Waldforschung
Neben der Bereitstellung einfacher Informationen zur Versuchsfläche über ein Popup-Fenster lassen sich alle in der
Metadatenbank zusammengeführten Versuchsflächendaten
über „Steckbriefe“ anzeigen. Diese Steckbriefe gliedern sich
in Abhängigkeit vom vorhandenen Datenumfang in maximal
sechs Teilbereiche. Beim Öffnen eines Steckbriefes zu einer ausgewählten Fläche werden in einem ersten Bereich
(Abb. 10.1, siehe folgende Seite) immer allgemeine Informationen zur Versuchsfläche, wie die Bezeichnung, Beschreibungen und Charakteristiken, die Größe, das Anlagejahr, der Status, die Baumarten, aber auch das Sachgebiet
sowie der Verantwortliche als Ansprechpartner aufgelistet.
Daneben können in einem weiteren Teilbereich (Abb. 10.2,
siehe folgende Seite) verbale Angaben zu den Versuchsflächen, die beispielsweise als Bestandesbeschreibungen
oder Bewirtschaftungsmaßnahmen notiert wurden, eingesehen werden. Die Berichtsseite „Analysen im Bestand“
(Abb. 10.3, siehe folgende Seite) enthält eine Auflistung
93
aller für die gesamte Versuchsfläche vorgenommenen Untersuchungen wie beispielsweise Messungen zur Witterung,
zum Wasserhaushalt, zum Boden oder zum Streufall. Zusammengefasst sind die Analysen je Jahr. Dazu werden
die gemessenen Merkmale, die Anzahl der Messungen und
Messwertaggregationen dargestellt. Ähnlich aufgebaut ist
die Seite „Analysen an Bäumen“ (Abb. 10.4, siehe folgende
Seite), auf der die für Einzelbäume erfassten Messungen
dargestellt werden. Gegliedert nach dem Analysejahr und
der untersuchten Baumarten werden die erfassten Merkmale, die Anzahl der zugehörigen Messungen sowie ein
aggregierter Messwert aufgelistet.
Wenn Bilddaten vorliegen, werden auf zwei weiteren Seiten des Steckbriefes Fotos und Lageskizzen angezeigt.
Neben den Steckbriefen, die Informationen zu jeder
Versuchsfläche liefern, sind auch verschiedenen Filterfunktionen integriert. Standardmäßig lassen sich dadurch
Flächen nach Sachgebieten, nach den auf den Flächen erhobenen Parametern und dem Status der Fläche auswählen (Abb. 11, siehe folgende Seiten).
Zusätzlich besteht aber auch die Möglichkeit, individuell
Filter zu erzeugen, die nach Versuchsflächen mit ganz speziellen Merkmalen suchen.
Durch die Möglichkeit der einfachen Kombination mit den
im Geoportal standardmäßig bereitgestellten Datenthemen
(Abb. 12, siehe folgende Seiten) sind die Grundlagen für
interdisziplinäre Datenanalysen gegeben. Zusätzlich lassen
sich aber auch eigene Dienste oder andere öffentlich zugängliche Dienste in das Portal laden.
Mit der Integration der Versuchsflächen in das Geoportal des LFB steht ein modernes Werkzeug zur effektiveren
Planung und Auswertung der Versuche zur Verfügung.
Abb. 8: Lageskizze zum Versuch Eberswalde 16/17
Abb. 9: Einbindung der Versuchsflächen in das Geoportal des LFB
94
Von ertragskundlichen Versuchen zur interdisziplinären Waldforschung
Abb. 10.1: Steckbrief – allgemeine Informationen
Abb. 10.2: Steckbrief – verbale Informationen
Abb. 10.3: Steckbrief – Analysen im Bestand
Abb. 10.4: Steckbrief – Analysen an Bäumen
Abb. 11: Filterung entsprechend des Status der Versuchsflächen
Von ertragskundlichen Versuchen zur interdisziplinären Waldforschung
Die überall und jederzeit verfügbare Flächenübersicht vereinfacht die Kommunikation mit den Partnern in der Praxis,
der Forschung und Politik. Es erleichtert einerseits die Recherche nach fachbezogenen Daten und ermöglicht andererseits die Nachfrage nach den zu den Versuchsflächen
detailliert vorliegenden Messreihen.
Mit der Bereitstellung von Versuchsflächendaten auch für
externe Nutzer wird das Portal dazu beitragen können, Synergien zwischen einzelnen Sachgebieten, Behörden bzw.
Institutionen aufzuzeigen, Forschungsaufgaben besser zu
koordinieren sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu
fördern.
Bei erfolgreicher Nutzung des Portals erhofft man sich
aber auch eine Beispielwirkung, die andere forstliche Versuchs- und Forschungseinrichtungen motiviert, ihre Versuchsflächen in ähnlicher Weise zu präsentieren bzw. deren
Messreihen zur Verfügung zu stellen.
Das Geoportal des LFE ist unter der Adresse http://www.
brandenburg-forst.de aufzurufen.
Die Dienste zu den Versuchsflächen sind unter folgender
Serveradresse http://www.brandenburg-forst.de:8080/geoserver/Versuchsflaechen_LFE/wms? erreichbar. Sie können in alle, die OGC-Norm unterstützenden kommerziellen
und Opensource GIS-Desktop oder GIS-Mobilsysteme
eingebunden und für individuelle Fragestellungen oder
Druckausgaben verwendet werden. Die Beschreibungen
der erstellten Geodatensätze und Geodatendienste (Metadaten gemäß Artikel 3 Nr. 6 der INSPIRE-Richtlinie) sind im
PortalU erfasst und darüber nutzbar.
95
Literatur
BARTH, R.; BECKER, F.; BÖTTIGER, A.; EINERT, P.; HÄUSSLER, D.;
KALLWEIT, R.; KÄTZEL, R.; KONOPATZKY, A.; LESSNER, C.; NAGEL,
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Forstliche Umweltkontrolle – Ergebnisse aus zehnjährigen Untersuchungen zur Wirkung von Luftverunreinigungen in Brandenburgs Wäldern. Landesforstanstalt
Eberswalde (Hrsg.), Henrik Bäßler Verlag, Berlin, 2001
DEGENHARDT, A.:
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und Informatik des DVFFA, Freiburg, 26. – 28.09.2005,
Tagungsbericht, S. 34 – 39, 2005
AHRNDT, J.; HASS, T.:
Informationen zum Karten- und Geodatenwerk der Landesforstverwaltung Brandenburg. Eberswalder Forstliche
Schriftenreihe, Band XXVI, S. 39 – 44, 2006
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Stand 20.05.2012, 2007
NEUMANN, M.; KRISTÖFEL, F.; RÖSSLER, G.; RUHM, W.:
Online-Informationen der österreichweiten Dauerversuchsflächen.
URL: http://bfw.ac.at/rz/bfwcms.web?dok=4477, Stand:
06.06.2012, 2006
Abb. 12: Kombination von Forstgrundkarte, Standortskarte, Waldfunktionen und Versuchsflächen
96
Von ertragskundlichen Versuchen zur interdisziplinären Waldforschung
RÖHLE, H.; GEROLD, D.; KÖRNER, K.:
Interaktive waldwachstumskundliche Auswertung mit
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VERCH, C.; GROSS, J.; AHRNDT, J.:
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Brandenburg im Spiegel der Zeit, Eberswalder Forstliche
Schriftenreihe, Band XXXXI, S. 74 – 80, 2013
WEISS, M.:
Aufbau einer Datenbank für die ertragskundlichen Versuchsflächen in Bayern. Deutscher Verband Forstlicher
Forschungsanstalten, Sektion Forstliche Biometrie und
Informatik, Tharandt, 03. – 05.04.02, Tagungsbericht,
S. 161 – 167, 2002
Ausgewählte Posterpräsentationen
98
Posterpräsentationen
Posterpräsentationen
99
100
Posterpräsentationen
Posterpräsentationen
101
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Posterpräsentationen
Posterpräsentationen
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Posterpräsentationen
Posterpräsentationen
105
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Posterpräsentationen
Posterpräsentationen
107
108
Publikationen 2012
109
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde
Publikationen 2012
Forstpolitik, Planung und Betriebswirtschaft
ENGEL, J. (2012):
Wissenschaft muss Wissen schaffen – Wege des Wissenstransfers in die Forstpraxis.
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe 49: 90 – 98
GRÜLL, M. (2012):
Vorsorgender Bodenschutz durch standortsgerechte
Holzernteverfahren–Entscheidungsempfehlungen des
Landesbetriebs Forst Brandenburg.
In: Tagungsführer 16. KWF-Tagung 13. – 16.6.2012:
132 – 135.
GRÜLL, M. (2012):
Vorsorgender Bodenschutz durch standortsgerechte
Holzernteverfahren – Entscheidungsempfehlungen
des Landesbetriebs Forst Brandenburg.
AFZ/Der Wald 10 – 11/2012: 59 – 61.
HERRIGEL, D., GROSS, J. (2012):
Handlungsrahmen für den Waldumbau - ein Werkzeug
der Waldentwicklungsplanung unter sich ändernden
Klimabedingungen.
Archiv für Forstwesen und Landschaftsökologie 2/2012:
51 – 56
HÖPPNER, K. (2012):
Die Eberswalder Kiefernsamendarre – vor 175 Jahren
errichtet.
Eberswalder Jahrbuch 2012: 222 – 232; Druckhaus Eberswalde
MÜLLER, J. (2012):
Holznutzungs- und Walderneuerungsintensität im Gesamtwald Brandenburgs – eine Analyse mit Schlussfolgerungen.
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe 50: 44 – 50
Waldbau/Waldwachstum
DEGENHARDT, A. (2012):
Durchforsten nach Zahlen - Mit heuristischen Verfahren zur optimalen Waldbehandlung.
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe 49: 83 – 89
DEGENHARDT, A. (2012):
Ein Datenbankmanagementsystem zur Verwaltung der
Sach- und Geodaten von forstlichen Versuchsflächen
als Grundlage für die Integration in ein Geodatenportal
Sektion Ertragskunde, Ottenstein (Österreich),
21. – 23.06.2012, Tagungsbericht, S. 164 – 170
ENGEL, J. (2012):
Hochwasserschäden und weitere Waldbehandlung:
Wie weiter im Spreewald?
AFZ. Der Wald v. 67(23): 31 – 33
KNOCHE, D.; ENGEL, J. (2012):
Robinie: Lichtbaumart beendet ihr Schattendasein.
Holz-Zentralblatt 2012 (1):16 – 17
KNOCHE, D.; ENGEL, J. (2012):
Pilotprojekt zum Kurzumtrieb der Robinie (Robinia
pseudoacacia L.) in Brandenburg
Pilot project concerning coppice management of
Black Locust (Robinia pseudoacacia L.) in the Federal
State of Brandenburg.
Beiträge aus der NW-FVA, Band 8: 143 – 164
NOACK, M. (2012):
Der Sauener Wald – 100-jähriges Waldumbau-Experiment.
AFZ-Der Wald 67 (1): 22 – 24.
NOACK, M. (2012):
Der langfristige Durchforstungsversuch „PEITZ 150“:
Forschungsbeitrag zum Wachstum der Gemeinen
Kiefer auf nährkraftschwachen Böden im Land Brandenburg unter dem Einfluss von Standortswandel und
Durchforstung.
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe 49: 56 – 72.
NOACK, M. (2012):
Entscheidungsgrundlagen für die Kiefernwirtschaft im
Land Brandenburg – Wachstum und Zuwachs unter
dem Einfluss von Standortwandel und Durchforstung.
www.waldwissen.net.
NOACK, M. (2012):
Ein mehrdimensionaler Ansatz zur standortökologischen Vitalitätsanalyse von Sitka-Fichte (Picea
sitchensis) in Mecklenburg-Vorpommern.
Tagungsband der Sektion Ertragskunde im Deutschen
Verband Forstlicher Forschungsanstalten anlässlich der
Jahrestagung vom 21. bis 26. Mai 2012 in Peygarten/
Ottenstein (Österreich): 160 – 163.
NOACK, M. (2012):
Die Grüne Douglasie (Pseudotsuga menziesii var.
viridis) im nordost-deutschen Tiefland.
www.waldwissen.net.
110
Publikationen 2012
PANKE, S. (2012):
Gatunki drzew obcego pochodzenia na leśnych
powierzchniach doświadczalnych Brandenburgii.
(Fremdländische Baumarten auf langfristigen Versuchsflächen Brandenburgs).
Rocznik Polskiego Towarzystwa Dendrologicznego, Vol.
60: 21 – 42.
ROSE. B. (2012):
Bitterlichstab – Einführung in die Handhabung
Landesbetrieb Forst Brandenburg http://forst.brandenburg.
de/sixcms/media.php/4055/bitterli.pdf
Waldschutz
BAIER, U.; BEMMANN, M.; ENGELMANN, A.; KRÜGER, F.; LOBINGER,
G.; MATSCHULLA, F; MÖLLER, K.; NIESAR, M.; OTTO, L.-F. (2012):
Pheromongestützte Überwachung forstschädlicher
Schmetterlinge.
AFZ-Der Wald 9: 30 – 34.
DAHMS, C.; CHRISTOPH, M.; MERKEL, R. & P. HEYDECK (2012):
Ursache einer markanten Holzverfärbung an EschenAhorn (Acer negundo L.).
Poster, 58. Deutsche Pflanzenschutztagung, Braunschweig,
10. – 14.09.2012. Julius-Kühn-Archiv, Bd. 438: 359.
DAHMS, C.; CHRISTOPH, M.; MERKEL, R.; GROSSER, S. & P.
HEYDECK (2012):
Holzverfärbungen an Waldbäumen.
Poster zum 7. Winterkolloquium des LFE am 23.02.2012
in Eberswalde. Eberswalder Forstliche Schriftenreihe 49:
106.
DAHMS, C.; GROSSER, S. & P. HEYDECK (2012):
Zunahme von Wund- und Schwächeparasiten an
vorgeschädigten Eschen (Fraxinus excelsior L.).
Poster, 58. Deutsche Pflanzenschutztagung, Braunschweig,
10. – 14.09.2012. Julius-Kühn-Archiv, Bd. 438: 358.
ERTLE, C.; KNOCHE, D.; HEYDECK, P.; GOTTSCHALK, J. & A.
KLAUSNITZER (2012):
Kiefernwurzelschwamm – Schadensvorbeugung
durch vollmechanische Stubbenbehandlung mit
Biopräparaten.
Tagungsführer zur 16. KWF-Tagung in Bopfingen,
13. – 16.06.2012: 145 – 147.
ERTLE, C.; KNOCHE, D.; HEYDECK, P.; RAKEL, T.; GOTTSCHALK,
J.; KLAUSNITZER, A. & DUHR, M. (2012):
Biologische Abwehr des Wurzelschwammes (Heterobasidion annosum) in Kiefern-Erstaufforstungen auf
Kippenstandorten im Süden Brandenburgs mithilfe
des saprotrophen Pilzes Phlebiopsis gigantea –
maschinelle Stubbenbehandlung.
Poster zur 16. KWF-Tagung, Bopfingen, 13. – 16.06.2012.
GRÄBER, J.; ZIESCHE, T.; MÖLLER, K.; KÄTZEL, R. (2012):
Gradationsverlauf der Kiefernschadinsekten im
Norddeutschen Tiefland.
AFZ-Der Wald 9/2012: 1 – 4
HEYDECK, P. & C. DAHMS (2012):
Trieberkrankungen an Waldbäumen im Brennpunkt
der forstlichen Phytopathologie.
7. Winterkolloquium des LFE am 23.02.2012 in Eberswalde. Eberswalder Forstliche Schriftenreihe 49: 47 – 55.
HEYDECK, P. & C. DAHMS (2012):
Zunahme von Erkrankungen durch Fusarium-Arten an
Waldbäumen im nordostdeutschen Tiefland?
Vortrag zur 58. Deutschen Pflanzenschutztagung, Braunschweig, 10. – 14.09.2012. Kurzfassung in: Julius-KühnArchiv, Bd. 438: 95 – 96.
HEYDECK, P.; KNOCHE, D.; DAHMS, C.; ERTLE, C.; RAKEL, T.;
BIELER, T. & DUHR, M. (2012):
Biologische Abwehr des Wurzelschwammes (Heterobasidion annosum) in Kiefern-Erstaufforstungen auf
Kippenstandorten im Süden Brandenburgs mithilfe
des saprotrophen Pilzes Phlebiopsis gigantea.
Poster zur 16. KWF-Tagung, Bopfingen, 13. – 16.06.2012.
HIELSCHER, K.; BEITZ, R.; WENK, M.; GROSSER, S.; MERKEL, R.;
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Waldschutzmeldewesen: „Waldbrandbericht
Brandenburg“ – Programmänderungen.
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe 49: 105.
HIELSCHER, K. & ENGELMANN, A. (2012):
Operational monitoring of the nun moth Lymantria
monacha L. (Lepidoptera: Lymantriidae) using
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Waldschutzsituation 2011/2012 in Brandenburg und
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MÖLLER, K. (2012):
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MÖLLER, K.; LEHMANN, M.; HEINITZ, M.; MÜLLER, C. (2012):
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MÖLLER, K. (2012):
Der Eichenprozessionsspinner – Problem für Bäume
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Wildökologie und Jagdwirtschaft
BLAŠKO, L.; DOBIÁŠ, K. (2012):
Využívání zelenych mostů zvěří.
Svět myslivosti 6, 60.
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Biuletyn RDLP w Toruniu 1 (62), 16 – 17.
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Neue Grünbrücken verbinden Waldlebensräume in
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ENGEL, J. (2012):
Blei oder nicht Blei – das ist die Frage.
AFZ. Der Wald v. 66(2): 18 – 20
GLEICH, E. (2012):
Untersuchungen zur Lebensraumnutzung von Damwild (Cervus dama L. 1758) in einem durch Verkehrswege fragmentierten Wald-Feldhabitat.
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111
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Eberswalder Forstliche Schriftenreihe 49: 73 – 82 + 24 S.
pdf-Anhang.
KOWALKOWSKI, A., SCHWANECKE, W., JÄGER, K.-D., KONOPATZKY,
A., ALTERMANN, M. (2012):
Dietrich Kopp - sein grundlegendes Wirken zur ostdeutschen forstlichen Standorts- und zweigübergreifenden Naturraumerkundung.
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125 – 165.
Genetik/Ökophysiologie
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Zehn Jahre genetisches Monitoring in Eichenbeständen Brandenburgs.
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125 – 132
KÄTZEL, R.; BECKER, F.; SCHRÖDER, J.; GLATTHORN, J. (2012):
Flaum- und Zerr-Eiche in Brandenburg – Alternative
Baumarten im Klimawandel?
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe 49: 23 – 36
LEINEMANN, L.; STEINER, W.; HOSIUS, B. KUCHMA, O.; ARENHÖVEL, W.; FUSSI, B.; HAASE, B. KÄTZEL, R.; ROGGE, M.;
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112
Publikationen 2013
113
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde
Publikationen 2013
Forstpolitik, Planung und Betriebswirtschaft
ENGEL, J. (2013):
Blei oder nicht Blei? Eine diskursanalytische
Betrachtung
AFZ-Der Wald 68 (14): 25 – 27.
ENGEL, J. (2013):
Anforderungen an Forstliche Forschung und Dienstleistung in den Netzwerken des Waldmanagements
AFZ-Der Wald 68 (17): 41 – 42.
NAFFIN, C.; ENGEL, J. (2013):
Dialog als unverzichtbare Aufgabe
Landesbetrieb Forst Brandenburg, Geschäftsbericht 2012:
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GROSS, J. (2013):
Waldfunktionen im Land Brandenburg
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 51: 88 – 89.
GRÜLL, M. (2013):
Standortsangepasstheit von Holzernteverfahren
AFZ-Der Wald 2013 (18): 30 – 32.
KRÜGER, L. (2013):
Neue Energien, neue Herausforderungen an den Wald
– Stand und Perspektiven für Brandenburg
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 51: 81 – 84.
MÜLLER, J.; GROSS, J. (2013):
Waldfunktionen – Konfliktpotential mit Dynamik
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 51: 68 – 73.
VERCH, C.; GROSS; J. AHRNDT, J. (2013):
Waldentwicklung online – Die Waldflächen des Landes
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Waldbau/Waldwachstum
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Remote Sensing Estimation of Wood Biomass within
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KÄRGEL, S.; KLINNER, S. (2013):
Estimation of above-ground biomass in forest of Euroregion POMERANIA, based on remote sensing and
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Konferenzbeitrag für die „21st European Biomass Conference & Exhibition 2013“ – Kopenhagen
KÖRNER, M.; KÄRGEL, S.; KLINNER, S; DEGENHARDT, A. (2013):
Informationssystem „Holzbiomasse“ für Wälder der
Region POMERANIA
AFZ-Der Wald 68 (5): 32 – 34.
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Zur Anwendung von Fernerkundungsverfahren für die
Forstwirtschaft Nordostdeutschlands
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 51: 50 – 57.
KÖRNER, M. (2013):
Informationsgehalt der Laserscandaten für die Forstwirtschaft. In: Lenkungsgruppe für die Erstellung
eines landesweiten DGM2
Ministerium des Innern (Hrsg.): Digitales Geländemodell
und ausgewählte Anwendungen, LGB Potsdam: 22 – 27.
KLINNER, S.; KÖRNER, M. (2013):
Ableitung forstlicher Kenngrößen mithilfe amtlicher
Laserdaten – Ein Ansatz zur Regionalisierung von
Großrauminventuren
DVFFA Sektion Ertragskunde, Jahrestagung 2013,
Tagungsband: S. 56 – 64
KNOCHE, D.; ENGEL, J. (2013):
Die Robinie – eine „kurzumtriebige“ Baumart mit hohem Nutzungspotenzial
In: Energieholz aus Kurzumtriebsplantagen-Leitfaden für
Produzenten und Nutzer im Land Brandenburg (Energietechnologie Initiative Brandenburg ETI): 45 – 47.
NOACK, M. (2013):
Neue waldkundliche Erkenntnisse zur Trauben-Eiche
im Nordostdeutschen Tiefland und Schlussfolgerungen für die forstliche Praxis
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 53: 33 – 57.
NOACK, M. (2013):
Waldbaulich-standortökologische Untersuchungen
zur Sitka-Fichte (Picea sitchensis [BONGARD] CARRIÈRE) im Ostseeraum des Landes MecklenburgVorpommern als Beitrag für eine zukunftsgerechte
forstliche Ressourcennutzung
Dissertation, TU Dresden. 304 S.
PANKA, S. (2013):
Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata Donn ex. D. Don)
in langfristiger Schirmstellung.
DVFFA Sektion Ertragskunde, Jahrestagung 2013,
Tagungsband, http://sektionertragskunde.fvabw.de/:
154 – 164.
SCHRÖDER, J.; KÖRNER, M.; KÄRGEL, S.; KLINNER, S.; DEGENA. (2013):
Biomasseschätzung durch Fernerkundung.
AFZ-Der Wald 68 (5): 12 – 13.
HARDT,
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Publikationen 2013
STÄHR, F. und HAINKE, K. 2013:
Standraum-Krone-Ertrag: Wieviel Standraum braucht
die Gemeine Kiefer?
www.waldwissen.net
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Prognose Bestandesgefährdung - Bedeutet Kahlfraß
das Todesurteil für Kiefernbestände?
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 51: 9 – 14.
STÄHR, F. (2013):
Raum-Zeit-Dynamik der sukzessiven Wiederbesiedlung nach großflächigem Waldbrand auf altpleistozänem Standort im Nordostdeutschen Tiefland
Archiv-forstwesen-landschaftsökologie.de, Hrsg.: Landeskompetenzzentr. Forst Ebw. (LFE) und Hochschule f.
nachhalt. Entwicklung Ebw. (HNEE), 02/2013, 20 S.
WENK, M. (2013):
Kurzschwanzmaus-Auftreten in Brandenburgs Wäldern
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 51: 90.
STÄHR, F. und OLDORFF, S. (2013):
Ist Eichenwirtschaft im nordostdeutschen Tiefland
zukunftsfähig? – Erfahrungen und aktuelle waldbauliche Ziele
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 46: 58 – 66.
Waldschutz
DAHMS, C.; BORN, B. & K. SCHWABE (2013):
5 Jahre Myzelsuspension zur Abwehr des KiefernWurzelschwammes in Brandenburg
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 51: 92.
HEYDECK, P. & C. DAHMS (2013):
In einem Schritt zur Reinkultur – vereinfachte Methode
zur Pilzisolierung
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 51: 93.
HIELSCHER, K; KARLSTEDT, K.; BORN, B.; BRAUNSCHWEIG, A.;
LEHMANN, B.; SCHWABE, K.; WENK, M. (2013):
Waldschutzmeldewesen: Monatlicher Meldedienst
– aktuelle Hinweise
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 51: 91.
METZLER, B.; BAUMANN, M.; BAIER, U.; HEYDECK, P.; BRESSEM,
U. & H. LENZ (2013):
Handlungsempfehlungen beim Eschentriebsterben
AFZ-Der Wald 68: 17 – 20.
METZLER, B.; LANGER, G.; HEYDECK, P.; PETERS, F.; SCHAM, J.;
RENFER, A. & E. LANGER (2013):
Survey on Heterobasidion species and perspectives
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Proc. IUFRO Working Party 7.02.01, XIII Conference
„Root and Butt Rot of Forest Trees“. Firenze, September
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MÖLLER, K.; HEYDECK, P.; HIELSCHER, K.; DAHMS, CH.; WENK, M.
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Waldschutzsituation 2012/2013 in Brandenburg und
Berlin
AFZ-Der Wald 68: 35 – 38.
MÖLLER, K. (2013):
Eichenprozessionsspinner und Frühjahrsfraßgemeinschaft – Gefährdungspotenzial und Risikomanagement
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 53: 35 – 46.
WENK, M. (2013):
Prognose Bestandesgefährdung – Bedeutet Kahlfraß
das Todesurteil für Kiefernbestände?
www.waldwissen.net
ZIESCHE, T. (2013):
Zum Einfluss der Strukturvielfalt auf das Arteninventar
der Trauben-Eichen am Beispiel der Coleopteren
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 53: 85 – 101.
Wildökologie und Jagdwirtschaft
DOBIÁŠ, K. (2013):
Lebensraumvernetzung durch Wildtierpassagen - Wissenschaftliche Untersuchungen zur Funktionalität der
Grünbrücke über die Autobahn A 11
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin.
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DOBIÁŠ, K. (2013):
Erfolgskontrolle an neuen Grünbrücken angelaufen
Mitteilungsblatt des LJV Brandenburg e.V. 7, 1.
DOBIÁŠ, K. (2013):
Streckenstatistik: Fast alle Wildarten erreichen neue
Rekorde
Mitteilungsblatt des LJV Brandenburg e.V. 12: 1 – 2.
Bodenkunde
RIEK, W., KALLWEIT, R., RUSS, A. (2013):
Analyse der Hauptkomponenten des Wärmehaushalts
brandenburgischer Wälder auf der Grundlage von
regionalen Klimaszenarien. – Abgrenzung von Risikogebieten und Schlussfolgerungen für ein Klima-Monitoring
Waldökologie, Landschaftsforschung und Naturschutz. 13:
17 – 32.
RUSS, A., RIEK, W., WESSOLEK, G. (2013):
Regionalisierung bodenphysikalischer Kennwerte auf
Grundlage forstlicher Standortskarten. In: Ausgleichsund Reaktorfunktionen von Waldböden im Stoff- und
Wasserkreislauf
Gemeinsames Kolloquium des DBG-Arbeitskreises Waldböden, der Sektion Wald und Wasser im DVFFA und der
Deutschen Hydrologischen Gesellschaft in Freiburg am
4. – 5. Oktober 2012.
Freiburger Forstliche Forschung, Freiburg 96: 113 – 127.
Publikationen 2013
Genetik/Ökophysiologie
HUBER, G.; KÄTZEL, R.; STEINER, W. (2013):
Verbreitung, Genetik und Erhaltungsstrategien des
Wildapfels in Deutschland und in Bayern
LWF Wissen 73: 14 – 27.
KÄTZEL, R.; LÖFFLER, S.; SCHRÖDER, J. (2013):
Sterben vor der Zeit – Das Eichensterben als
Komplexkrankheit
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 53: 21 – 34.
KÄTZEL, R.; SCHULZE, T.; SCHRÖDER, J. (2013):
Der Wild-Apfel (Malus sylvestris) in Deutschland
AFZ-Der Wald 68 (12): 7 – 10.
115
SCHNECK, D. (2013):
Eichensaatgut von heute für die Wälder von morgen
Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 53: 17 – 20
SCHRÖDER, J. KÄTZEL, R.; SCHULZE, T.; KAMP, TH.; HUBER, G.;
HÖLTKEN, A.; STEINER, W.; KONNERT, M. (2013):
Seltene Baumarten in Deutschland – Zustand und
Gefährdung
AFZ-Der Wald 68 (12): 4 – 6.
SCHULZE, T; KÄTZEL, R.; SCHRÖDER, J. (2013):
Die Wild-Birne (Pyrus pyraster) in Deutschland –
Ergebnisse einer bundesweiten Inventur
Archiv für Forstwesen und Landschaftsökologie 05/13:
online: www.archiv-forstwesen-landschaftsökologie.de
116
In der Eberswalder Forstlichen Schriftenreihe sind bisher erschienen
117
In der Eberswalder Forstlichen Schriftenreihe
sind bisher erschienen:
Band 1
PAUL-MARTIN SCHULZ: „Biographie Walter Pfalzgraf,
des ersten Leiters des Zentralforstamtes in der
Sowjetischen Besatzungszone von 1945 – 1948“
ISBN 3-933352-02-9
Band 12 CHRISTIAN BRUECK u. a.: „Zertifizierung von Forstbetrieben. Beiträge zur Tagung vom 5. November 1999 in Fürstenwalde/Spree (Brandenburg)“
ISBN 3-933352-34-7
Band 2
HORST MILDNER/EKKEHARD SCHWARTZ: „Waldumbau
in der Schorfheide, zum Andenken an Oberlandforstmeister Dr. phil. Erhard Hausendorff “
ISBN 3-933352-06-1
Band 13 DIETER HEINSDORF, Joachim-Hans Bergmann:
„Sauen 1994 – ein gelungener Waldumbau ...“
ISBN 3-933352-35-5
Band 3
DIETER HEINSDORF u. a.: „Forstliche Forschung im
Nordostdeutschen Tiefland (1992–1997)“
ISBN 3-933352-07-X
Band 4
HANS HOLLENDER u a.: „Planung der Waldentwicklung im Land Brandenburg, Vorträge zur Fachtagung am 4. November 1998 in Eberswalde“
ISBN 3-933352-10-X
Band 5
RALF KÄTZEL u. a.: „Forstsaatgutprüfung in Eberswalde 1899–1999, Grundlage für eine nachhaltige Forstwirtschaft“ ISBN 3-933352-12-6
Band 6
DIETER HEINSDORF: „Das Revier Sauen – Beispiel
für erfolgreichen Waldumbau“
ISBN 3-933352-22-3
Band 7
KLAUS HÖPPNER u. a.: „Ökologische und ökonomische Gesichtspunkte der Waldbewirtschaftung
im südlichen Brandenburg“
ISBN 3-933352-24-X
Band 8
Band 9
HUBERTUS KRAUT/REINHARD MÖCKEL: „Forstwirtschaft
im Lebensraum des Auerhuhns, ein Leitfaden für
die Waldbewirtschaftung in den Einstandsgebieten im Lausitzer Flachland“
ISBN 3-933352-23-1
RALF KÄTZEL u. a.: „Die Birke im Nordostdeutschen
Tiefland; Eberswalder Forschungsergebnisse
zum Baum des Jahres 2000“
ISBN 3-933352-30-4
Band 10 Sonderband; Abteilung Forstwirtschaft des Ministeriums für Landwirtschaft, Umweltschutz und
Raumordnung des Landes Brandenburg: „Landeswaldbericht 1997 und 1998, mit einem Sonderkapitel zur Naturalplanung in Brandenburg“
ISBN 3-933352-31-2
Band 11 HANS-FRIEDRICH JOACHIM: „Die Schwarzpappel (Populus nigra L.) in Brandenburg“
ISBN 3-933352-32-0
Band 14 Sonderband; Abteilung Forstwirtschaft des Ministeriums für Landwirtschaft, Umweltschutz und
Raumordnung des Landes Brandenburg: „Landeswaldbericht 1999 mit einem Sonderkapitel
,Regionaler Waldbericht für die Zertifizierung der
Waldbewirtschaftung in Brandenburg‘“
ISBN 3-933352-37-1
Band 15 WINFRIED RIEK u. a.: „Funktionen des Waldes und
Aufgaben der Forstwirtschaft in Verbindung mit
dem Landschaftswasserhaushalt“
ISBN 3-933352-47-9
Band 16 JÖRG MÜLLER u. a.: „Privatwald in Brandenburg
– Entwicklung, Rahmenbedingungen und aktuelle Situation“ ISBN 3-933352-48-7
Band 17 AUTORENKOLLEKTIV: „Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) im nordostdeutschen Tiefland“ ISBN 3-933352-52-5
Band 18 AUTORENKOLLEKTIV: „Zertifizierung nachhaltiger
Waldbewirtschaftung in Brandenburg“
ISBN 3-933352-53-3
Band 19 WINFRIED RIEK, FALK STÄHR u. a.: „Eigenschaften
typischer Waldböden im Nordostdeutschen Tiefland unter besonderer Berücksichtigung des
Landes Brandenburg – Hinweise für die Waldbewirtschaftung“ ISBN 3-933352-56-8
Band 20 AUTORENKOLLEKTIV: „Kommunalwald in Brandenburg – Entwicklung, Rahmenbedingungen und
aktuelle Situation“ ISBN 3-933352-57-6
Band 21 AUTORENKOLLEKTIV: „Naturverjüngung der Kiefer
– Erfahrungen, Probleme, Perspektiven“
ISBN 3-933352-58-4
Band 22 JÖRG MÜLLER u. a.: „Die zweite Bundeswaldinventur (BWI2) – Ergebnisse für Brandenburg und
Berlin“ ISBN 3-933352-59-2
Band 23 AUTORENKOLLEKTIV: „Zukunftsorientierte Waldwirtschaft: Ökologischer Waldumbau im nordostdeutschen Tiefland“
118
In der Eberswalder Forstlichen Schriftenreihe sind bisher erschienen
Band 24 GERHARD HOFMANN/ULF POMMER: Potentielle Natürliche Vegetation von Brandenburg und Berlin mit
Karte im Maßstab 1:200.000
ISBN 3-933352-62-2
Band 37 Hohenlübbichow: Naturgemäße Waldwirtschaft
zwischen Verklärung und Realität– Natur- und
Landschaftsschutz im Gebiet um Bellinchen/Bielinek und Hohenlübbichow/Lubiechów Górny
Band 25 AUTORENKOLLEKTIV: Aktuelle Ergebnisse und Fragen zur Situation der Eiche und ihrer Bewirtschaftung in Brandenburg ISBN 3-933352-63-0
Band 38 HEINSDORF, D.; KRAUSS, H.-H.: Herleitung von
Trockenmassen und Nährstoffspeicherungen in
Buchenbeständen
Band 26 Wissenstransfer in die Praxis, Tagungsband zum
1. Eberswalder Winterkolloquium am 2. März
2006 ISBN 3-933352-64-9
Band 39 HOFMANN, G. et al. Wildökologische Lebensraumbewertung für die Bewirtschaftung des wiederkäuenden Schalenwildes im nordostdeutschen
Tiefland
Band 27 Die Schwarz-Pappel, Fachtagung zum Baum
des Jahres 2006 ISBN 3-933352-63-0
Band 28 Naturschutz in den Wäldern Brandenburgs Beiträge der Naturschutztagung vom 2. November
2006 in Eberswalde ISBN 3-933352-97-8
Band 29 Wissenstransfer in die Praxis-Beiträge zum zweiten Winterkolloquium am 1. März 2007 in Eberswalde
Band 30 A UTORENKOLLEKTIV : Waldwachstumskundliche
Grundlagen für eine effektive Waldbewirtschaftung Zum 100. Geburtstag von Professor Dr.
habil. Werner Erteld
Band 31 AUTORENKOLLEKTIV: 100 Jahre Naturschutzgebiet
Plagefenn. Ein Beispiel für erfolgreiches Zusammenwirken von Forstwirtschaft und Naturschutz.
Tagungsband zur Tagungs- und Exkursionsveranstaltung vom 11. – 12. Mai 2007 in Chorin
Band 32 AUTORENKOLLEKTIV: Die Kiefer im nordostdeutschen Tiefland. Ökologie und Bewirtschaftung
Band 33 Wald, Forstwirtschaft, Förster und Gesellschaft
– Wälder schaffen Wachstum und sichern Lebensgrundlagen. Tagungsbericht der gemeinsamen Forstpolitischen Jahrestagung vom 14.
Juni 2007 in Paaren/Glien
Band 40 Wissenstransfer in die Praxis-Beiträge zum
vierten Winterkolloquium am 26. Februar 2009
in Eberswalde
Band 41 LOCKOW, K.-W. Die Hainbuche im nordostdeutschen Tiefland-Wuchsverhalten und Bewirtschaftungshinweise
Band 42 AUTORENKOLLEKTIV: Risikomanagement im Forstbetrieb
Band 43 AUTORENKOLLEKTIV: Die Douglasie im nordostdeutschen Tiefland. Chancen und Risiken in Klimawandel
Band 44 Wissenstransfer in die Praxis-Beiträge zum fünften Winterkolloquium am 25. Februar 2010 in
Eberswalde
Band 45 AUTORENKOLLEKTIV: Aktuelle Beiträge zur Wildökologie und Jagwirtschaft in Brandenburg
Band 46 AUTORENKOLLEKTIV: Naturnahe WaldwirtschaftDauerwald heute?
Band 47 Wissenstransfer in die Praxis-Beiträge zum
sechsten Winterkolloquium am 24. Februar 2011
in Eberswalde
Band 34 JOACHIM GROSS: Waldfunktionen im Land Brandenburg
Band 48 AUTORENKOLLEKTIV: Technik für den Wald – Eine Retrospektive zur Entwicklung der forstlichen Verfahrenstechnik und Mechanisierung in der DDR
Band 35 Wissenstransfer in die Praxis-Beiträge zum dritten Winterkolloquium am 28. Februar 2008 in
Eberswalde
Band 49 Wissenstransfer in die Praxis-Beiträge zum siebten Winterkolloquium am 23. Februar 2012 in
Eberswalde
Band 36 Biodiversität-Lebensversicherung des Waldes
– Tagungsband zur gemeinsamen Jahrestagung
des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz und des Brandenburgischen Forstvereins e.V. am 24.04.2008
Band 50 Nachhaltige Waldbewirtschaftung − Realität
oder visionärer Anspruch? Tagungsband zur
gemeinsamen Jahrestagung mit dem Brandenburgischen Forstverein e.V. am 10. Mai 2012 in
Rangsdorf
In der Eberswalder Forstlichen Schriftenreihe sind bisher erschienen
Band 51 Wissenstransfer in die Praxis-Beiträge zum achten Winterkolloquium am 21. Februar 2013 in
Eberswalde
Band 52 Heinsdorf, D.: Zur Entwicklung und waldökologischen Bedeutung von neun Baumarten bei
unterschiedlicher Nährstoffversorgung auf trockenen Sandstandorten Ergebnisse einer Langzeitstudie (1968-2012) im Süden Brandenburgs
(Forstrevier Preschen)
Band 53 Die Eiche – Chancen und Risiken einer Charakterbaumart im nordostdeutschen Tiefland
Tagungsband zur gemeinsamen Vortrags- und
Exkursionsveranstaltung mit dem Brandenburgischen Forstverein am 23. Mai 2013 in Eberswalde
Band 54 Hofmann, G. et al.: Die Waldvegetation Nordostdeutschlands
119
120
Landesbetrieb Forst Brandenburg
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE)
Alfred-Möller-Straße 1
16225 Eberswalde
Telefon: 03334 2759-205
Fax: 03334 2759-206
E-Mail: [email protected]
Internet: www.forst.brandenburg.de

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