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Titanic
Programmschwerpunkt zum 100. Jahrestag des Untergangs
Fiktionaler Mehrteiler, "Terra X"-Dokumentation, "ZDF-History"-Dokudrama
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Eine erschreckende Aktualität
Vorwort von Axel Laustroer und Klaus Bassiner
3
Der Programmschwerpunkt im Überblick
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Titanic
Stab, Besetzung, Inhalt
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Vierteilige Fassung in ZDFneo
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Zweiteilige Fassung im ZDF
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Eine neue Version der Tragödie
Produktionsnotizen von Drehbuchautor Julian Fellowes
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"Wir wollten keinen sterben lassen"
Produzent Nigel Stafford-Clark über seine
neue Titanic-Verfilmung
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"Die Titanic ist ein Spiegel der heutigen Gesellschaft"
Interview mit Regisseur Jon Jones
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Biografie Julian Fellowes
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Begleitende "Terra X"-Dokumentation
Stab, Inhalt
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Warum noch eine Titanic-Dokumentation?
Von Peter Arens
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"Der Glaube an den Fortschritt ist mit untergegangen"
Interview mit Titanic-Experte Wolf Schneider
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Begleitendes ZDF-History-Dokudrama
Stab, Inhalt
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Die virtuelle Titanic
Begleitendes ZDF-Onlineangebot
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Bildhinweis, Kontakt, Impressum
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z.presse
21. Februar 2012
Eine erschreckende Aktualität
Anlässlich des hundertsten Jahrestags am 15. April hat der britische
Sender ITV in Koproduktion mit dem ZDF den Untergang der RMS
Titanic neu verfilmt. Die Drehbücher schrieb Oscar- und Emmy-Preisträger Julian Fellowes ("Gosford Park", "Downton Abbey"), der im Gegensatz zu der berühmten Verfilmung von James Cameron, in der eine
Liebesgeschichte im Mittelpunkt stand, in dieser neuen Version eine
ganzheitliche Betrachtung wählt: Vom Heizer, der im Maschinenraum
von einem besseren Leben in der Neuen Welt träumt, über einen gesuchten Polizistenmörder auf der Flucht und der unausgelebten Liebe
zweier Dienstboten bis hin zu der aufmüpfigen Tochter einer Adelsfamilie, die gegen die altmodischen Vorstellungen ihrer Eltern rebelliert,
erzählt "Titanic" den Untergang einer überholten Klassengesellschaft
vor dem Hintergrund der wohl "populärsten" Katastrophe der Weltgeschichte.
Hierbei entschied sich Julian Fellowes für eine ungewöhnliche Erzählweise: Jede Folge (bzw. beide Teile) beginnt mit den Vorbereitungen
der Hauptfiguren dieses Ensemble-Stücks für die Reise und zeigt die
subjektive Wahrnehmung der Ereignisse an Bord aus der Sicht der
einzelnen Charaktere auf. Jede Figur hat ihr eigenes Schicksal, aber
durch Begegnungen und Verknüpfungen an Bord kreuzen und verändern sich die Lebenslinien aller Beteiligten. Dadurch setzen sich sukzessive die Geschichten zusammen, bis sie schließlich im Untergang
des Schiffes kulminieren und alle Personen – unabhängig von Stand
und Herkunft – denselben einfachen Wunsch haben: zu überleben.
Auch wenn der Untergang der Titanic zahlreiche Maßnahmen und Bestimmungen zur Verbesserung der Sicherheit auf See zur Folge hatte
(zum Beispiel die ausreichende Ausstattung mit Rettungsbooten, Besetzung der Funkstation rund um die Uhr, die Errichtung der Internationalen Eispatrouille sowie den Abschluss des ersten Internationalen
Abkommens zum Schutze des menschlichen Lebens auf See), erinnert
nicht zuletzt das schreckliche Unglück der Costa Concordia im Januar
2012 daran, dass auch nach hundert Jahren alle Sicherheitsbestimmungen zwei Gefahren nicht verhindern können: die Unkontrollierbarkeit der Natur und den menschlichen Faktor.
Axel Laustroer, Klaus Bassiner
Redaktion Reihen und Serien (Vorabend)
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21. Februar 2012
Der Programmschwerpunkt im Überblick
Vierteilige Fassung in ZDFneo
Samstag, 31. März 2012, 20.15 Uhr
Titanic – Episode 1: Die erste Klasse
Samstag, 31. März 2012, 21.00 Uhr
Titanic – Episode 2: Die zweite und die dritte Klasse
Sonntag, 1. April 2012, 20.15 Uhr
Titanic – Episode 3: Die Besatzung
Sonntag, 1. April 2012, 21.00 Uhr
Titanic – Episode 4: Der Untergang
Zweiteilige Fassung im ZDF-Hauptprogramm
Freitag, 6. April 2012, 17.30 Uhr
Titanic – Teil 1
Montag, 9. April 2012, 17.30 Uhr
Titanic – Teil 2
Begleitdokumentation in der Reihe "Terra X"
ZDFneo:
Samstag, 31. März 2012, 21.45 Uhr
Terra X
Titanic – 100 Jahre nach der Katastrophe
ZDF:
Sonntag, 1. April 2012, 19.30 Uhr
Terra X
Titanic – 100 Jahre nach der Katastrophe
Begleitendes Dokudrama in der Reihe "ZDF-History"
Sonntag, 8. April 2012, 23.45 Uhr
ZDF-History
mit Guido Knopp
Die Helden der Titanic
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21. Februar 2012
Ab Samstag, 31. März 2012, 20.15 Uhr
Titanic
Buch
Regie
Kamera
Musik
Produzent
Produktion
Redaktion
Länge
Julian Fellowes
Jon Jones
Adam Suschitzky
Jonathan Goldsmith
Nigel Stafford-Clark / Chris Thompson /
Simon Vaughan
ITV Global Entertainment/Lookout Point
Klaus Bassiner, Axel Laustroer
4 x ca. 45' in ZDFneo
2 x ca. 90' im ZDF
Die Rollen und ihre Darsteller
Hugh, Earl of Manton
Louisa, Countess of Manton
Georgiana Grex
Barnes
Watson
John Batley
Muriel Batley
Grace Rushton
Joseph Rushton
Harry Widener
2. Offizier Lightoller
Kapitän Smith
Thomas Andrews
Bruce Ismay
Benjamin Guggenheim
Annie Desmond
Paolo Sandrini
Mario Sandrini
Peter Lubov
Mary Maloney
Jim Maloney
Dorothy Gibson
J.J. Astor
1. Offizier Murdoch
Bruce Ismay
u. v. a.
Linus Roache
Geraldine Somerville
Perdita Weeks
Lee Ross
Lyndsay Marshal
Toby Jones
Maria Doyle Kennedy
Celia Imrie
Peter Wight
Noah Reid
Steven Waddlington
David Calder
Stephen Campbell
James Wilby
David Eisner
Jenna-Louise Coleman
Glen Blackhall
Antonio Magro
Dragos Bucur
Ruth Bradley
Peter McDonald
Sophie Winkleman
Miles Richardson
Brian McCardie
James Wilby
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21. Februar 2012
Vierteilige Fassung in ZDFneo
Zum hundertsten Jahrestag des Untergangs der Titanic zeigt das ZDF
eine neue Verfilmung der schicksalhaften Ereignisse aus der Feder
des Oscar- und Emmy-Preisträgers Julian Fellowes ("Gosford Park",
"Downton Abbey"), dessen Erzählung den Schwerpunkt auf die Betrachtung der unterschiedlichen Klassen an Bord legt. Während die
ersten drei Folgen die subjektive Wahrnehmung der Geschehnisse aus
Sicht unterschiedlicher Klassenangehöriger erzählen, laufen die
Handlungsfäden im vierten Teil, dem Untergang, zusammen.
Samstag, 31. März 2012, 20.15 Uhr, ZDFneo
Titanic
Episode 1: Die erste Klasse
Southampton, 10. April 1912: Mit Spannung wird das Ablegen der
Titanic erwartet, des luxuriösesten Passagierschiffs der renommierten
White Star Line, das seine Jungfernfahrt von Southampton nach New
York antritt.
Hugh (Linus Roache), Earl of Manton, ist es im letzten Moment gelungen, noch eine Kabine für seine Tochter Georgiana (Perdita Weeks)
zu bekommen, die nach ihrer Verhaftung bei einer Suffragetten-Demonstration aus dem Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit
genommen werden soll. So landet Georgiana Grex an Bord eines
Kreuzfahrschiffes, das ihrer Meinung nach genau das dekadente Klassensystem repräsentiert, das sie so ablehnt, weil es dem Untergang
geweiht ist. Ihre Mutter Louisa (Geraldine Somerville) kann die politischen Ambitionen der Tochter nicht teilen. Die Idee, dass Frauen das
Wahlrecht erhalten sollten, erscheint ihr genauso bizarr wie die Mitreisenden – zum großen Teil Neureiche und Amerikaner.
Auch Watson (Lyndsay Marshal) und Barnes (Lee Ross), Zofe und
Butler der Mantons, haben mit dem Klassensystem zu kämpfen: Ist es
wirklich notwendig, dass sich die Dienstboten der britischen Adligen
den Speisesaal mit denen der Amerikaner teilen?
Lady Georgiana empfindet unterdessen die Reise als weitaus angenehmer, als sie dachte. Sie genießt die Nähe von Harry Widener
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(Noah Reid), dem amerikanischen Millionärsspross, der ihr den Hof
macht.
Als die Titanic in der Nacht vom 14. auf den 15. April nach der Kollision mit einem Eisberg sinkt und sich herausstellt, dass es zu wenig
Rettungsboote gibt, verbinden und kreuzen sich die Lebenslinien aller
in unvorhergesehener Weise. Ein Kampf ums Überleben über die
Klassengrenzen hinaus beginnt …
Samstag, 31. März 2012, 21.00 Uhr, ZDFneo
Titanic
Episode 2: Die zweite und dritte Klasse
Belfast, März 1912: Jim Maloney (Peter McDonald) kann sein Glück
kaum fassen: Um zu gewährleisten, dass die Arbeit an den elektrischen Leitungen der Titanic rechtzeitig zur Jungfernfahrt des neuen
Luxusliners fertig gestellt werden, verspricht Schiffsarchitekt Thomas
Andrews (Stephen Campbell) ihm und seiner fünfköpfige Familie eine
3. Klasse-Kabine auf der Passage von Southampton nach New York!
Mary (Ruth Bradley), seine Frau, steht dem Unterfangen skeptisch
gegenüber: Auch wenn sie als Katholiken in Irland diskriminiert werden – wer weiß, ob sie in Amerika wirklich Besseres erwartet?
John Batley (Toby Jones), der Anwalt des Earl of Manton (Linus
Roache), muss geschäftlich nach New York und wird von seiner Frau
(Maria Doyle Kennedy) begleitet. Muriel macht kein Geheimnis aus
ihrer Abneigung darüber, wie enttäuscht sie von ihrem Leben und von
ihrem Mann ist, der sich in seiner Mittelmäßigkeit eingerichtet hat: In
der zweiten Klasse zu reisen ist eine Sache, sich zweitklassig zu fühlen eine andere. Als von ihr Dankbarkeit erwartet wird, weil sie von
den Mantons zum Tee in die erste Klasse geladen werden, macht sie
ihrem Unmut Luft – und konfrontiert Lady Manton (Geraldine
Somervile) mit einem dunklen Geheimnis in der Vergangenheit des
Earls. Eine Information, die nicht nur das Leben der Mantons in
Scherben hinterlässt.
Schiffsarchitekt Thomas Andrews genießt die Jungfernfahrt der
Titanic. Auch wenn die Arbeiten erst in letzter Minute fertig wurden
und die Anzahl der Rettungsboote – um den Platz auf dem Promenadendeck zu erhöhen – zwar den gesetzlichen Bestimmungen, nicht
aber der Anzahl der Passagiere entspricht, so ist er doch stolz auf
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"sein Werk" und lässt sich von den mitreisenden Passagieren, allen
voran der Bridgerunde mit der Schauspielerin Dorothy Gibson (Sophie
Winkleman) und dem Milliardär J.J. Astor (Miles Richardson), gebührend feiern.
Als die Titanic in der Nacht vom 14. auf den 15. April nach der Kollision mit einem Eisberg sinkt und sich herausstellt, dass es zu wenig
Rettungsboote gibt, verbinden und kreuzen sich die Lebenslinien aller
in unvorhergesehener Weise. Ein Kampf ums Überleben über die
Klassengrenzen hinaus beginnt …
Sonntag, 1. April 2012, 20.15 Uhr
Titanic
Episode 3: Die Besatzung
London, 1911: Die Belagerung der Sidney Street wurde durch einen
Brand beendet, der mehrere russische Anarchisten das Leben kostete.
Innenminister Winston Churchill (Colm Gormley) macht sich persönlich
ein Bild der Lage und erkennt, dass Peter Piatkov, dem Anführer und
mehrfachen Polizistenmörder, die Flucht gelungen ist. Er schreibt ihn
landesweit zur Fahndung aus.
Southampton, 1912: Durch einen Trick ist es dem Heizer Mario
Sandrini (Antonio Magro) gelungen, seinem Bruder Paolo (Glen
Blackhall) einen Job als Steward im Speiseraum der ersten Klasse auf
der Jungfernfahrt der Titanic zu besorgen. Beide träumen davon, in
New York ein neues Leben zu beginnen und es zu etwas zu bringen.
Ein Traum, über den die Stewardess Annie Desmond (Jenna-Louise
Coleman) nur lächeln kann. Sie ist zufrieden damit, für die White Star
Line zu arbeiten, den Passagieren der zweiten Klasse zur Hand zu
gehen und sich um die Dienstboten der ersten Klasse zu kümmern.
Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensentwürfe sind sich Annie und
Paolo auf Anhieb mehr als sympathisch. Aber kann ihre zarte Liebe
unter diesen Voraussetzungen eine Zukunft haben?
Jim Maloney (Peter McDonald) kommt im Speisesaal der dritten
Klasse mit dem russischen Emigranten Peter Lubov (Dragos Bucur)
ins Gespräch. Lubov, frustriert von vergeblichen Versuchen, das politische System in Europa zu ändern, macht sich auf in die Neue Welt,
um dort sein Glück zu suchen. Ein Traum, den Jim Maloney teilt.
Allerdings ahnt er nicht, dass es eine geheime Verbindung zwischen
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seiner Frau (Ruth Bradley) und Lubov gibt – und dass Lubov in Wirklichkeit der landesweit gesuchte Polizistenmörder ist.
Als die Titanic in der Nacht vom 14. auf den 15. April nach der Kollision mit einem Eisberg sinkt und sich herausstellt, dass es zu wenig
Rettungsboote gibt, verbinden und kreuzen sich die Lebenslinien aller
in unvorhergesehener Weise. Ein Kampf ums Überleben über die
Klassengrenzen hinaus beginnt …
Sonntag, 1. April 2012, 21.00 Uhr
Titanic
Episode 4: Der Untergang
Sonntag, 14. April 1912: Der letzte Abend der Titanic. Weder Besatzung noch Passagiere ahnen, welcher Katastrophe das "sicherste
Schiff der Welt" entgegensteuert.
In Gatti’s À-la-carte-Restaurant diniert die Tischgesellschaft von Mrs.
Widener (Diana Kent), die mit Genugtuung zur Kenntnis nimmt, wie
gut sich ihr Sohn Harry (Noah Reid) mit Georgiana Grex (Perdita
Weeks), der Tochter des Earl of Manton (Linus Roache) versteht.
Diese Verbindung wäre die lang ersehnte Möglichkeit für die amerikanische Industriellenfamilie, in den britischen Hochadel einzuheiraten. Auch Georgianas Mutter (Geraldine Somerville) wäre der amerikanische Millionenerbe als Schwiegersohn lieber als einer von
Georgianas politisch aktiven Freunden.
Zur gleichen Zeit nimmt sich Paolo Sandrini (Glen Blackhall) ein Herz
und macht Annie Desmond (Jenna-Louise Coleman) einen Heiratsantrag. Annie hält das für einen Scherz, schließlich kennen sie sich noch
keine drei Tage! Als ihr klar wird, dass Paolo es ernst meint, steht sie
vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens.
Mary Maloney (Ruth Bradley) ist es gelungen, ihrem Mann (Peter
McDonald) gegenüber den Kuss von Peter Lubov (Dragos Bucur) zu
bagatellisieren. Jim ist zwar beruhigt, aber Mary weiß, dass das "neue
Leben" in New York für sie anders aussehen kann, als er sich das für
ihre Familie vorstellt.
Auf der Brücke erhöht Offizier Murdoch (Brian McCardie) die Geschwindigkeit. In Anbetracht der eingegangenen Warnungen vor
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Eisbergen und den fehlenden Fernrohren im Ausguck fühlt er sich unwohl bei diesem Manöver, kann sich aber dem Befehl Kapitän Smiths
(David Calder) nicht widersetzen.
John Batley (Toby Jones) ist klar geworden, dass er in einer einzigen
Lüge gelebt hat und seine Ehe am Ende ist. Auf der Steuerbordseite
des Promenadendecks harrt er seines Schicksals – als er Zeuge der
Kollision des Eisbergs mit der Titanic wird, während im Maschinenraum Mario Sandrini (Antonio Magro) und die weiteren Heizer bereits
gegen die einströmenden Wassermassen kämpfen.
Irritiert über die kurze Erschütterung, verlässt Schiffsarchitekt Thomas
Andrews (Stephen Campbell) seine Bridgerunde, um nach der Ursache
zu suchen. Erst im Maschinenraum wird ihm das Ausmaß der Katastrophe klar: Die Titanic wird sinken, es bleiben zwei Stunden Zeit. Und:
Nicht alle werden überleben …
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Zweiteilige Fassung im ZDF
Freitag, 6. April 2012, 17.30 Uhr
Titanic
Folge 1
Southampton, 10. April 1912: Mit Spannung wird das Ablegen der
Titanic erwartet, des luxuriösesten Passagierschiffs der renommierten
White Star Line, das seine Jungfernfahrt von Southampton nach New
York antritt.
Hugh (Linus Roache), Earl of Manton, ist es im letzten Moment gelungen, noch eine Kabine für seine Tochter Georgiana (Perdita Weeks)
zu bekommen, die nach ihrer Verhaftung bei einer Suffragetten-Demonstration aus dem Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit
genommen werden soll; und so landet Georgiana Grex an Bord eines
Kreuzfahrtschiffes, das ihrer Meinung nach genau das dekadente
Klassensystem repräsentiert, das sie so ablehnt, weil es dem Untergang geweiht ist. Ihre Mutter Louisa (Geraldine Somerville) kann die
politischen Ambitionen der Tochter nicht teilen. Die Idee, dass Frauen
das Wahlrecht erhalten sollten, erscheint ihr genauso bizarr wie die
Mitreisenden – zum großen Teil Neureiche und Amerikaner.
Auch Watson (Lyndsay Marshal) und Barnes (Lee Ross), Zofe und
Butler der Mantons, haben mit dem Klassensystem zu kämpfen: Ist es
wirklich notwendig, dass sich die Dienstboten der britischen Adligen
den Speisesaal mit denen der Amerikaner teilen müssen? Als eine als
Neckerei gedachte Aktion von Barnes Watson zum Gespött macht,
trifft diese einen waghalsigen Entschluss ...
Lady Georgiana empfindet unterdessen die Reise als weitaus angenehmer, als sie dachte. Sie genießt die Nähe von Harry Widener
(Noah Reid), dem amerikanischen Millionärssohn, der ihr den Hof
macht.
John Batley (Toby Jones), der Anwalt des Earl of Manton, muss geschäftlich nach New York und wird von seiner Frau (Maria Doyle
Kennedy) begleitet. Muriel macht kein Geheimnis aus ihrer Abneigung
darüber, wie enttäuscht sie von ihrem Leben und von ihrem Mann ist,
der sich in seiner Mittelmäßigkeit eingerichtet hat: zweite Klasse zu
reisen ist eine Sache, sich zweitklassig zu fühlen eine andere. Als von
ihr Dankbarkeit erwartet wird, weil sie von den Mantons zum Tee in die
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erste Klasse geladen werden, macht sie ihrem Unmut Luft – und konfrontiert Lady Manton mit einem dunklen Geheimnis in der Vergangenheit des Earls. Eine Information, die nicht nur das Leben der
Mantons in Scherben hinterlässt ...
Als die Titanic in der Nacht vom 14. auf den 15. April nach der Kollision mit einem Eisberg sinkt und sich herausstellt, dass es zu wenig
Rettungsboote gibt, verbinden, kreuzen und bedingen sich die Lebenslinien aller in unvorhergesehener Weise. Ein Kampf ums Überleben über die Klassengrenzen hinaus beginnt …
Montag, 9. April 2012, 17.30 Uhr
Titanic
Teil 2
London, 1911: Die Belagerung der Sidney Street wurde durch einen
Brand beendet, der mehrere russische Anarchisten das Leben gekostet hat. Innenminister Winston Churchill (Colm Gormley) macht sich
persönlich ein Bild der Lage und erkennt, dass Peter Piatkov, dem
Anführer und mehrfachen Polizistenmörder, die Flucht gelungen ist. Er
schreibt ihn landesweit zur Fahndung aus.
Belfast, März 1912: Jim Maloney (Peter McDonald) kann sein Glück
kaum fassen: Um zu gewährleisten, dass die Arbeit an den elektrischen Leitungen der Titanic rechtzeitig zur Jungfernfahrt des neuen
Luxusliners fertig gestellt werden, verspricht Schiffsarchitekt Thomas
Andrews (Stephen Campbell) ihm und seiner fünfköpfige Familie eine
3. Klasse-Kabine auf der Passage von Southampton nach New York.
Mary (Ruth Bradley), seine Frau, steht dem Unterfangen skeptisch
gegenüber: Auch wenn sie als Katholiken in Irland diskriminiert werden – wer weiß, ob sie in Amerika wirklich Besseres erwartet?
Southampton, 10. April 1912: Durch einen Trick ist es dem Heizer
Mario Sandrini (Antonio Magro) gelungen, seinem Bruder Paolo (Glen
Blackhall) einen Job als Steward im Speiseraum der ersten Klasse auf
der Jungfernfahrt der Titanic zu besorgen. Beide träumen davon, in
New York ein neues Leben zu beginnen und es zu etwas zu bringen.
Ein Traum, über den die Stewardess Annie Desmond (Jenna-Louise
Coleman) nur lächeln kann. Sie ist zufrieden damit, als für die White
Star Line zu arbeiten, den Passagieren der zweiten Klasse zur Hand
zu gehen und sich um die Dienstboten der ersten Klasse zu kümmern.
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Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensentwürfe sind sich Annie und
Paolo auf Anhieb mehr als sympathisch. Aber kann ihre zarte Liebe
unter diesen Voraussetzungen eine Zukunft haben?
Thomas Andrews genießt die Jungfernfahrt der Titanic. Auch wenn die
Arbeiten erst in letzter Minute fertig wurden und die Anzahl der Rettungsboote – um den Platz auf dem Promenadendeck zu erhöhen –,
zwar den gesetzlichen Bestimmungen, nicht aber der Anzahl der Passagiere entspricht, so ist er doch stolz auf "sein Werk" und lässt sich
von den mitreisenden Passagieren, allen voran der Bridgerunde mit
der Schauspielerin Dorothy Gibson (Sophie Winkleman) und dem Milliardär J.J. Astor (Miles Richardson), gebührend feiern.
Jim Maloney kommt im Speisesaal der dritten Klasse mit dem russischen Emigranten Peter Lubov (Dragos Bucur) ins Gespräch. Lubov,
frustriert von vergeblichen Versuchen, das politische System in Europa
zu ändern, macht sich auf in die Neue Welt, um dort sein Glück zu suchen. Ein Traum, den Jim Maloney teilt. Allerdings ahnt er nicht, dass
es eine geheime Verbindung zwischen seiner Frau und Lubov gibt –
und dass Lubov in Wirklichkeit der landesweit gesuchte Polizistenmörder ist.
Sonntag, 14. April 1912: Der letzte Abend der Titanic. Weder Besatzung noch Passagiere ahnen, welcher Katastrophe das "sicherste
Schiff der Welt" entgegensteuert.
In Gatti’s À-la-carte-Restaurant diniert die Tischgesellschaft von Mrs.
Widener (Diana Kent), die mit Genugtuung zur Kenntnis nimmt, wie
gut sich ihr Sohn Harry (Noah Reid) mit Georgiana Grex (Perdita
Weeks), der Tochter des Earl of Manton (Linus Roache) versteht.
Diese Verbindung wäre die lang ersehnte Möglichkeit für die amerikanische Industriellenfamilie, in den britischen Hochadel einzuheiraten. Auch Georgianas Mutter (Geraldine Somerville) wäre der amerikanische Millionenerbe als Schwiegersohn lieber als einer von
Georgianas politisch aktiven Freunden.
Auf der Brücke erhöht Offizier Murdoch (Brian McCardie) die Geschwindigkeit. In Anbetracht der eingegangenen Warnungen vor Eisbergen und den fehlenden Fernrohren im Ausguck fühlt er sich unwohl
bei diesem Manöver, kann sich aber dem Befehl Kapitän Smiths
(David Calder) nicht widersetzen.
John Batley (Toby Jones) ist klar geworden, dass er in einer einzigen
Lüge gelebt hat und seine Ehe am Ende ist. Auf der Steuerbordseite
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21. Februar 2012
des Promenadendecks harrt er seines Schicksals – als er Zeuge der
Kollision der Titanic mit einem Eisberg wird, während im Maschinenraum Mario Sandrini und die weiteren Heizer bereits gegen die einströmenden Wassermassen kämpfen.
Irritiert über die kurze Erschütterung, verlässt Schiffsarchitekt Thomas
Andrews seine Bridgerunde, um nach der Ursache zu suchen. Erst im
Maschinenraum wird ihm das Ausmaß der Katastrophe klar: Die
Titanic wird sinken, es bleiben zwei Stunden Zeit.
In diesen Stunden verbinden, kreuzen und bedingen sich die Lebenslinien aller in unvorhergesehener Weise. Ein Kampf ums Überleben
über die Klassengrenzen hinaus mit tödlichem Finale beginnt …
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21. Februar 2012
Eine neue Version der Tragödie
Produktionsnotizen von Drehbuchautor Julian Fellowes
Der Autor der britischen Erfolgsserie "Downton Abbey" und des Oscarprämierten Drehbuchs zu "Gosford Park" (2001) erfuhr durch einen
Anruf von Produzent Nigel Stafford-Clark von dessen Titanic-Projekt.
Ob ich daran interessiert wäre, das Drehbuch zu schreiben? Beängstigenderweise war ich es, denn ich war schon immer von der Geschichte der Titanic fasziniert. Magisch angezogen. Der Reiz bestand
für mich darin, eine ganz eigene Version dieser Tragödie zu erschaffen. Also musste ich nicht lange überredet werden.
Sein Verhältnis zu den anderen Titanic-Verfilmungen
Ich denke, unser Porträt von dem Schiff ist ganz anders als die anderen Verfilmungen. "A Night to Remember" ("Die letzte Nacht der
Titanic", 1958) ist ein wunderbarer Film, aber er handelt hauptsächlich
von den Offizieren. Die Passagiere sind dabei eher zweitrangig.
James Camerons Film war ein weiterer, fantastischer Film. Aber er ist
eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Untergangs der
Titanic.
Wir hingegen hatten uns von Anfang an vorgenommen, die Geschichte
des ganzen Schiffes zu erzählen. Wir haben Charaktere und Erzählstränge unter den Heizern und der ersten Klasse, den Offizieren und
den Kellnern und Kellnerinnen, der zweiten Klasse, der dritten Klasse
und den Dienern der ersten Klasse. Ich denke, alles in allem bekommt
man ein rundes Bild des Schiffs. Das war zumindest meine Absicht.
Eine Struktur miteinander verwobener Geschichten
Nigel Stafford-Clark und ich arbeiteten die ganze Zeit sehr eng miteinander. Wir entschieden uns für eine Struktur mit verschiedenen
verschachtelten, miteinander verwobenen Geschichten. Man kommt zu
den gleichen Szenen mehrmals zurück, aber jedes Mal aus einer anderen Perspektive.
Uns war klar, dass wir etwas noch nicht Dagewesenes machen wollten
und dass es uns mehr um die menschlichen Geschichten als um das
Auseinanderbrechen eines Schiffes gehen müsste.
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z.presse
21. Februar 2012
Nicht auf eine Figur fixieren
Unsere Figuren setzen sich zusammen aus realen Menschen, die
wirklich mit dem Schiff fuhren, und erfundenen Charakteren, die als
Repräsentanten für andere stehen, die auf der Jungfernfahrt dabei
waren. Die Zuschauer sollten nicht zu sehr auf einen Charakter fixiert
sein. Deshalb gibt es gleich mehrere Hauptpersonen und jede Menge
Nebenfiguren. Die Geschichte jedes Einzelnen könnte genau die sein,
die der Zuschauer am spannendsten findet. Das wollte ich den Zuschauern offenhalten.
Ich freue mich zum Beispiel besonders, wenn der Zuschauer die Geschichte von John und Muriel Batley von Anfang bis Ende verfolgt. Ich
mag dieses Paar sehr gerne, vor allem weil normalerweise die Schicksale der Passagiere der Zweiten Klasse vernachlässigt werden. Meistens steht der Zauber und die Erhabenheit des Erste-Klasse-Speisesaals im Gegensatz zu den Zuständen in der Dritten Klasse. Dazwischen wird nichts erzählt. Die Geschichte der Batleys ist auch deshalb
eine meiner Favoriten, weil die beiden immer eher Pech hatten und
sich selbst als unglücklich empfinden. Paradoxerweise, abgesehen
davon, dass sie auf einem sinkenden Schiff sind, sind sie letztlich aber
weniger unglücklich, als sie eigentlich dachten.
Dann gibt es da noch die Mantons – Hugh und Louisa – die eine mustergültige aristokratische Ehe führen, die auf gewisse Art sehr erfolgreich ist, denn sie haben zwei gesunde Kinder. Aber am Ende begreifen sie, dass sie – anders als die Batleys, weniger glücklich sind, als
sie ursprünglich dachten.
Bei den Menschen, die auf der Titanic waren, haben wir es mit einer
Generation zu tun, die darauf getrimmt war, ihre Emotionen zu verbergen – vor allem die Briten. Diesen Hintergrund muss man verstehen.
Denn wenn sie etwas tun, das für uns völlig normal erscheint, war das
für sie ein großer Schritt weg von ihrer Erziehung.
Zu den Herausforderungen der Dramaturgie
Ich habe bereits einige dieser Dramen mit parallelen Erzählsträngen
verwirklicht. Die Herausforderung ist immer die, dass man den Zuschauer von einer zur nächsten Geschichte mitnehmen muss. Der Zuschauer muss neugierig auf die nächste Geschichte sein, ohne zu
denken "Oh, ich wünschte wir wären bei den anderen Figuren geblieben!" Sie müssen mit dir mitgehen wollen.
Aus der ITV-Pressemappe übersetzt von Kathrin Wiederhold
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z.presse
21. Februar 2012
"Wir wollten keinen sterben lassen"
Produzent Nigel Stafford-Clark über seine neue Titanic-Verfilmung
Alles begann im Sommer 2008, als Lookout Point Gründer Simon
Vaughn sich mit dem britischen Film- und Fernsehproduzenten Nigel
Stafford-Clark in Verbindung setzte und ihn fragte, ob er sich vorstellen könne, für den 100. Jahrestag des Titanic-Unglücks 2012 ein
Fernsehdrama zu entwickeln.
Nigel Stafford-Clark verneinte sofort: "Titanic und Jack the Ripper sind
wahrscheinlich die bekanntesten Legenden, die wir in Großbritannien
haben. Die Menschen werden ihrer nie müde. Angesichts der omnipräsenten James Cameron-Verfilmung erschien es mir dennoch wenig
verlockend, ein solches Projekt in Angriff zu nehmen."
Bei näherer Überlegung änderte Nigel Stafford-Clark jedoch seine
Meinung. "Es gibt tatsächlich eine Möglichkeit, so einen Film zu machen, überlegte ich. Eigentlich hatte ich sogar schon länger mit dem
Gedanken gespielt, eine Serie über das Großbritannien des Jahres
1912 zu machen, denn es war ein außergewöhnlicher Moment in unserer Geschichte."
Stafford-Clark sieht eine Analogie zwischen dem mächtigen Großbritannien vor dem Ersten Weltkrieg und der Titanic vor ihrem Untergang:
"Der Erste Weltkrieg würde unsere Vormachtsstellung in der Welt abrupt beenden. Wir steuerten ungebremst auf einen Eisberg zu, der uns
zum Sinken bringen würde. Und keiner ahnte, dass das passieren
würde. Zu diesem Zeitpunkt waren alle sozialen Schichten in Bewegung. Die gesellschaftlichen Strukturen begannen langsam zu bröckeln. In ganz Europa versetzten die Ideen von Sozialismus und
Kommunismus die Arbeiterklasse in Aufruhr. In Großbritannien war der
Kampf für das Frauenwahlrecht in vollem Gange. Der unaufhaltsame
Aufstieg des Finanzwesens und der Industrie sägte gleichzeitig an der
Macht der traditionellen Upper Class. Eine wunderbare Gelegenheit,
eine Momentaufnahme einer ganzen Gesellschaft quer durch alle
Schichten zu machen. Und wo bietet sich das mehr an als auf einem
Schiff? Hier hat man all diese Leute zusammen an einem Ort."
Von dieser Grundidee aus entwickelte sich die Geschichte für ihn ganz
schnell: "Bei Titanic weiß jeder genau, wie die Sache ausgeht. Also
überlegte ich, dass wir jede Folge damit beenden, dass das Schiff
sinkt. Der Zuschauer lernt in jeder Folge bestimmte Figuren kennen,
wer sie sind, was ihre Hintergründe sind und dann sinkt das Schiff.
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z.presse
21. Februar 2012
Nach diesem Cliffhanger springt die nächste Folge wieder an den Anfang der Geschichte, konzentriert sich dann aber auf andere Figuren.
Ihre Geschichten sind verwoben mit denen der Charaktere, die der
Zuschauer in den vorangegangen Folgen schon kennengelernt hat.
Doch erst in der letzten Folge findet er heraus, wer überlebt und wer
stirbt. Julian und ich waren uns einig, dass wir erst entscheiden würden, wer am Ende der vierten Folge überlebt und wer nicht, wenn er
die ersten drei Folgen geschrieben hatte. Erst wenn alle Charaktere
am Rande des Cliffs standen, würden wir uns entscheiden. Als wir
schließlich an diesem Punkt angekommen waren, stellten wir fest,
dass wir keinen sterben lassen wollten. Ich sagte zum Beispiel: Die
und die Person könnten wir sterben lassen. Dann hielt Julian dagegen:
Ich finde nicht. Was hältst Du von der oder der Person? Es dauerte
eine Weile, bis wir uns einigen konnten."
Aus der ITV-Pressemappe übersetzt von Kathrin Wiederhold
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z.presse
21. Februar 2012
"Die Titanic ist ein Spiegel der heutigen Gesellschaft"
Interview mit Regisseur Jon Jones
"Achtung – wir drehen!" Panische Passagiere streben zu den Rettungsbooten während der Kamerakran über ihren Köpfen schwebt, um
die Szene einzufangen. Regisseur Jon Jones beobachtet das TitanicSchiffsdeck, vollgestopft mit Leuten, und scheint der ruhigste Mann an
Bord zu sein.
Wie konnten Sie während der Dreharbeiten so ruhig bleiben?
Ich denke, man wächst mit seinen Aufgaben" (lacht). Außerdem vergisst du die ganze Arbeit auch schnell wieder, weil du dich darauf konzentrieren musst, was noch vor dir liegt.
Was war die größte Herausforderung beim Dreh?
Die größte Herausforderung, während sich so wahnsinnig viel vor der
Kamera tat, war, sich genau auf die Person zu fokussieren, deren
kleine Geschichte in diesem Moment erzählt werden sollte. Mit all ihren Hoffnungen, Ängsten und Träumen. Emotionale, menschliche Momente einzufangen, während 18 Meter Kamerakräne sich über das Set
schieben und man selbst sich in einem nassen Taucheranzug im Wasserbecken befindet.
Wie haben Sie sich am Set der Titanic gefühlt?
Große Sets vermitteln einem ein überwältigendes Gefühl. Ich bin
gerne sehr früh am Morgen gekommen, wenn sonst noch keiner dort
war und ich alleine durch diese magischen Räume laufen konnte.
Wie haben Sie den Dreh an Bord umgesetzt?
Die technischen Herausforderungen waren außergewöhnlich. Wir
wollten ein Gefühl für das Schiff aus verschiedenen Perspektiven herstellen. Auch das Sinken des Schiffs und die damit verbundene Konfrontation mit dem Wasser. Aber gerade das war natürlich auch das
Aufregende daran. Wir haben das größte innen liegende Wasserbecken Europas gebaut. Die Verwendung von wasserdichten Kameras
war kompliziert und zeitaufwändig. Auch geht Equipment kaputt, Lampen machen Dinge, die sie nicht sollen im Wasser, und so weiter. Am
Ende haben wir all diese Schwierigkeiten gemeistert.
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Besonders aufwändig und schwierig war es, jede Szene aus verschiedenen Perspektiven wieder und wieder zu filmen.
Das Drama der Titanic ist doch schon lange her …
… aber von großer Aktualität. Die Titanic ist ein Spiegel unserer heutigen Gesellschaft. Viele emotional mitreißende Geschichten des Films
handeln von ganz normalen Menschen, die völlig schuldlos in das Unglück geraten. Ihre Heimat zu verlassen und nach Amerika zu gehen,
ihre Liebesgeschichten, ihre zerbrochene Ehen, der Beginn von Beziehungen … all diese Geschichten darüber, wie Beziehungen funktionieren und was die einsetzende Katastrophe aus Menschen macht und
wie verrückt zum Teil ihre Hauptsorgen waren. In dem Zusammenhang
bietet sich die fabelhafte Gelegenheit, auch die Verfassung der Menschen heute genauer unter die Lupe zu nehmen, das, was gerade jetzt
mit uns passiert, wie wir uns im Moment im Widerstreit mit wirtschaftlichen Gegebenheiten und unseren Sehnsüchten befinden und welche
Vorstellungen wir von der Art und Weise haben, wie wir unser Leben
leben wollen.
Aus der ITV-Pressemappe übersetzt von Kathrin Wiederhold
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21. Februar 2012
Biografie Julian Fellowes
(Autor)
Julian Fellowes kam 1949 in Kairo (Ägypten) in einer britischen Diplomatenfamilie zur Welt. Kurz nach seiner Geburt kehrte die Familie
nach London zurück, wo er seine Kindheit verbrachte. Nach seinem
Collegeabschluss in Cambridge studierte Julian Fellowes Schauspiel
an der Londoner Webber Douglas Academy of Dramatic Art. Seine
ersten Rollen hatte er an Londoner Theaterbühnen und in britischen
Film- und Fernsehproduktionen. 1981 stand er in "Der Bunker" ("The
Bunker") als deutscher Luftwaffenadjutant Nicolaus von Below vor der
Kamera. Dem jüngeren Kinopublikum ist er als britischer Verteidigungsminister in "James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie" (1997)
bekannt. Von 2000 bis 2005 war er durchgehend in der britischen
Fernsehserie "Monarch of the Glen" zu sehen.
Auch als Drehbuchautor und Filmregisseur hat sich Julian Fellowes
einen Namen gemacht. Mitte der 1990er Jahre schrieb er die Drehbücher für die BBC-Serien "Little Lord Fauntleroy" (1995) und "The
Prince and the Pauper" (1996). Ein bekanntes Werk ist auch der Krimi
"Gosford Park" (2001), der für das Kino von Robert Altman inszeniert
wurde. 2002 wurde Julian Fellowes dafür mit dem Oscar in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch ausgezeichnet, und war für den Golden
Globe Award und dem BAFTA Award nominiert. Sein Regiedebüt hatte
Julian Fellowes mit dem Drama "Geliebte Lügen" ("Separate Lies",
2005), es folgte die Inszenierung der Kinderbuchverfilmung "From
Time to Time" (2009). 2010 konzipierte und schrieb Julian Fellowes
die 16-teilige Serie "Downton Abbey". Die Geschichten um die englische Adelsfamilie Crawley Anfang des 20. Jahrhunderts war ein großer Fernseherfolg und wurde unter anderem mit vier Emmys ausgezeichnet, darunter der Preis für das Beste Drehbuch. Als Co-Autor war
er an Florian Henckel von Donnersmarcks Kinofilm "The Tourist"
(2010) mit Angelina Jolie und Johnny Depp in den Hauptrollen beteiligt. Sein neuestes Drehbuch "Romeo & Juliet" (Arbeitstitel) nach
William Shakespeare wird gerade unter der Regie von Carlo Carlei
gedreht.
Julian Fellowes erster Roman "Snobs" ("Snobs") erschien 2004. Es
folgte 2008 "Eine Klasse für sich" ("Past Imperfect").
Julian Fellowes ist seit Januar 2011 unter seinem Titel Lord Fellowes
of West Stafford für die Conservative Party Mitglied im britischen
House of Lords.
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Samstag, 31. März 2012, 21.45 Uhr, ZDFneo
Sonntag, 1. April 2012, 19.30 Uhr, ZDF
Terra X
Titanic – 100 Jahre nach der Katastrophe
Film von Katja Schröder und Peter Pippig
Kamera
Redaktion
Länge
Jürgen Rehberg
Claudia Moroni
ca. 43'
Am 14. April 2012 jährt sich zum hundertsten Mal das tragische Unglück der RMS Titanic. Der seinerzeit größte und modernste Luxusliner der Welt versank nach der Kollision mit einem Eisberg auf seiner
Jungfernfahrt innerhalb weniger Stunden in den Fluten des Atlantik.
Niemand rechnete mit dem Untergang des Stahlkolosses, denn die
Titanic galt als unsinkbar. Noch heute gilt ihr Ende als das schwerste
Schiffsunglück aller Zeiten.
Nicht nur Havarien wie die des Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia
wecken sofort wieder die Erinnerung an die Titanic. Sie hält sich seit
einhundert Jahren als überlebensgroßer Mythos hartnäckig in den
Köpfen der Menschen. Die Titanic ist ebenso ein Symbol für die fatale
Technikgläubigkeit des frühen 20. Jahrhunderts wie für den Verlust
einer besseren Welt. Wissenschaftler und Schriftsteller wie Hans
Magnus Enzensberger sagen, die Geschichte der Titanic besitze universelle Gültigkeit – auch jenseits der historischen Ereignisse. Ein
Grund dafür sei, dass die Ereignisse auf dem Luxusliner das Format
einer griechischen Tragödie erfüllten. Im Jubiläumsjahr hat der Hype
einen neuen Höhepunkt erreicht. Anlässlich des Jahrestages erzählt
die Dokumentation "Titanic – 100 Jahre nach der Katastrophe", warum
das Schiff bis heute unsere Fantasie und Leidenschaft befeuert.
Dass dieser Mythos entstehen konnte, haben wir vor allem dem Amerikaner Ed Kamuda zu verdanken. Nachdem das Schiff 43 Jahre weitgehend unbeachtet auf dem Grund des Atlantik ruhte, sollte ein Zufallsfund den Titanic-Kult entfachen. Kamuda entdeckte bei einer
Haushaltsauflösung in einem Vorort von New York den Fahrschein und
andere persönliche Gegenstände eines Titanic-Überlebenden. Seine
Neugier war geweckt, und Kamuda begann die Jagd nach dem wohl
größten Schatz des Schiffs – den Geschichten der Überlebenden.
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Kamudas "Titanic Historical Society" hütet heute Interviews mit Überlebenden auf Tonband und unersetzliche Dokumente wie den berühmten Funkspruch "Eisberg voraus".
Doch die Arbeit von Kamuda und weiteren Titanic-Gesellschaften
rückte nicht nur Glanz und Gloria des Luxusliners wieder ins kollektive
Gedächtnis – sie heizte auch immer neue Verschwörungstheorien über
seinen Untergang an. Verschwörungstheorien, die auch deshalb
prachtvoll gedeihen konnten, weil es zwar Hunderte von Aussagen der
Überlebenden gibt – aber lange Zeit kein Wrack, das man objektiv
hätte untersuchen können.
Der amerikanische Meeresgeologe Robert Ballard nahm sich vor, das
zu ändern. Er machte sich in den 1980er Jahren auf, die Titanic zu
finden. Doch erst jüngst verriet er, wie ihm das gelang. Ballard besaß
zwar Forscherdrang und Pioniergeist, aber weder genügend Geld noch
das passende Equipment. An beidem wiederum fehlte es der US-Marine nicht. Bar jeder Titanic-Romantik schlug sie ihm einen Deal vor,
und Ballard schlug ein. So klärte er zunächst streng geheim das
Schicksal von zwei versunkenen Atom-U-Booten, bevor er mit Hilfe der
Navy nach der Titanic tauchte – und sie tatsächlich entdeckte. Der
Welt bescherte Ballard verzaubernde Bilder und dem Hollywood-Regisseur James Cameron die Idee für seine erfolgreichste Kinoproduktion. Während die Entdeckung des Wracks für neuen Wirbel um das
Schicksal der Titanic und seiner Passagiere sorgte, begann fast
gleichzeitig das große Geschäft mit den Andenken von der Titanic.
Über 5500 Relikte wurden seither vom Meeresgrund geborgen. Ab
April 2012 dürfen sie verkauft werden. Der geschätzte Gesamtwert
liegt bei 190 Millionen Dollar. Die Angehörigen der Opfer versuchen
auf ihre Weise, die persönlichen Erinnerungen an die Verstorbenen zu
bewahren – schwer genug! Die ZDF-Dokumentation begleitet den
Großneffen des Dritten Offiziers Herbert Pitman auf eine Auktion, bei
der er einige persönliche Gegenstände seines berühmten Vorfahren zu
ersteigern versucht.
Wie lange das Wrack der Arbeit der Forscher und den Fantasien des
Publikums in Zukunft noch dient, ist mehr als fraglich. Wissenschaftler
haben an mehreren Stellen des Schiffskörpers ein aggressives Bakterium entdeckt, das den Stahl der Titanic langsam, aber sicher zerfrisst.
Ein Szenario, das Pioniere und Außenseiter auf den Plan ruft, die mit
Ballons oder Tischtennisbällen das Wrack bergen wollen. Wie viel Zeit
dem versunkenen Luxusliner tatsächlich noch bleibt, erläutern Forscher, die den dramatischen Verfall in einem Experiment
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demonstrieren und keinen Zweifel lassen: Der Titanic droht tatsächlich
ein zweiter Untergang.
Viele persönliche Schicksale hingegen bleiben weiterhin ungeklärt. Bis
heute sind Dutzende Leichname noch immer nicht identifiziert. Auf
dem größten Titanic-Friedhof im kanadischen Halifax liegen ihre Gräber. Die Toten zu exhumieren ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn
Grundwasser bedroht die sterblichen Überreste. Die "Terra X"-Dokumentation zeigt, wie Forscher das Schicksal des jüngsten geborgenen
Titanic-Opfers klären – ein 19 Monate alter Junge, dessen Grab nur
die Inschrift "unknown child" trägt. Doch die Arbeit von Historikern und
Forensikern hat Erfolg. 100 Jahre nach der Katastrophe reisen Nachfahren seiner Familie nach Halifax, um der letzten Ruhestätte des Kindes endlich einen Namen zu geben.
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Warum noch eine Titanic-Dokumentation?
Von ZDF-Kulturchef Peter Arens
Hundert Jahre nach der Katastrophe scheint es so, als sei alles über
den tragischen Untergang der Titanic erzählt. Am 14. April 1912
schrammte das damals modernste Passagierschiff seiner Zeit einen
Eisberg und versank nur zwei Stunden und vierzig Minuten später
südöstlich von Neufundland in den eisigen Fluten des Atlantik. Von
den rund 2200 Passagieren an Bord – die genauen Zahlen lassen sich
wohl nie mehr ermitteln – verloren über 1500 Menschen ihr Leben,
etwa 700 konnten gerettet werden.
Schon wenige Tage nach dem Unglück nahmen ein Untersuchungsausschuss in New York und ein zweiter in London die Arbeit auf. Hunderte Augenzeugen wurden befragt, Tausende Protokollseiten erstellt,
jedes noch so kleine Detail unter die Lupe genommen, um Ursache,
Verlauf und Schuldfrage zu klären. Die Ausschüsse verschleierten jedoch ihre wahre Absicht, denn sie verfolgten offensichtlich die wirtschaftlichen Interessen der Reederei White Star Line. Durch Manipulation der Befragten und geschickte Verschleierungstaktik konnte der
Vorwurf der Fahrlässigkeit von den Verantwortlichen abgewendet werden. So lautete das abschließende Urteil: "Für das Unglück waren ungewöhnliche äußere Umstände verantwortlich." Die gesamte Untersuchung war ein Persilschein für die White Star Line.
Heute zweifelt niemand mehr daran, dass die Titanic zu schnell und
streckenweise auf der für die Jahreszeit verbotenen Nordroute fuhr.
Doch ob die Verkettung beider Faktoren letztlich den Untergang des
Luxusliners herbeiführte, ließ sich nicht beweisen, mochte die Auswertung der historischen Tatsachen noch so akribisch sein. Die Katastrophe auf hoher See bleibt ein Mysterium, genährt aus verworrenen Fakten und widersprüchlichen Aussagen.
Als wir uns dazu entschlossen, zum Jahrestag eine Dokumentation
über die Titanic zu produzieren, hatten wir keine weitere Darstellung
möglicher Untergangsszenarien im Sinn. Zu viele davon sind im Umlauf, und die Erkenntnisse letztlich dünn. Spannender erschien uns
das Phänomen Titanic: Warum wurde ausgerechnet dieses Schiff zu
einem Mythos? Von Anfang an hat eine besondere Aura die Titanic
umgeben: triumphalistische Technikbegeisterung auf der einen Seite
und düstere Vorahnungen auf der anderen, illustre Namen der HighSociety und arme Auswanderer auf dem Weg in eine bessere Welt,
mutige Frauen und allein gelassene Kinder. Der Kult um die Titanic
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hat nie aufgehört, immer war jemand zur Stelle, den Mythos weiter am
Leben zu erhalten, ihn um neue Facetten zu ergänzen.
Die sensationelle Entdeckung des Wracks Mitte der 1980er Jahre bescherte dem "Schiff der zerplatzten Träume" enorme Aufmerksamkeit.
Die gespenstischen Unterwasserbilder waren von suggestiver Kraft:
der majestätische Bug, das riesige Treppenhaus oder die getäfelten
Salons. Schon kurze Zeit später boomte der Titanic-Tauchtourismus,
und der Meeresgrund wurde zur Pilgerstätte einer distinguierten Fangemeinde. James Cameron erkannte das außergewöhnliche Potential
der Schiffskatastrophe und setzte mit seinem Melodrama der Extraklasse noch einen drauf. Zwölf Jahre lang galt sein Film als der erfolgreichste aller Zeiten. Als die letzte Überlebende der Katastrophe am
31. Mai 2009 im Alter von 97 Jahren starb, war auch das der Weltpresse eine Schlagzeile wert. Und nach wie vor berührt das havarierte
Schiff die Gemüter: Noch immer warten Nachfahren der zweiten und
dritten Generation auf die Identifizierung ihrer Verwandten. Sie wollen,
dass die Toten einen Grabstein mit ihrem Namen erhalten und endlich
in Frieden ruhen können.
Die Dokumentation erzählt eindrücklich, was 1912 aller Wahrscheinlichkeit nach im Nordatlantik passierte, wie dieser Mythos entstehen
konnte, der uns noch heute fasziniert. Wer sich näher mit dem Stoff
befasst, merkt schnell, dass sich noch so mancher Film daraus erzählen lässt. Und wahrscheinlich wird das noch geraume Zeit so bleiben.
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"Der Glaube an den Fortschritt ist mit untergegangen"
Interview mit Titanic-Experte Wolf Schneider
Wie sind Sie zu dem Thema Titanic gekommen?
Ich hatte schon als Kind davon gehört, denn 1943 lief ein Film unter
Nazi-Regie (Anm. d. Red. Titel: "TITANIC", Regisseur: Herbert Selpin,
der Film wurde Teil der NS-Propagandamaschine) mit dem Tenor natürlich, dass die bösen Kapitalisten den guten Kapitän in den Untergang gejagt hätten, das war zwar historisch falsch, beflügelte aber
mein Interesse. Dieses Interesse wuchs dann gewaltig, als 1985 das
Wrack der Titanic entdeckt wurde. Das Ereignis ging groß durch die
Medien, und es tauchten die ersten Fotos auf, was ich hoch dramatisch fand. Ich begann, meine Fühler auszustrecken.
Wie ging für Sie die Verarbeitung des Themas dann weiter?
Ich studierte die vorhandene Literatur und stellte zu meiner Überraschung fest, dass es ein Minutenprotokoll der Katastrophe über das,
was in diesen 160 Minuten des Untergangs passiert war, nicht gab.
Die meisten Bücher zu diesem Thema waren mehr oder weniger erfunden oder reine Romane. Ich wusste, dass im Amerikanischen Senat
ein Protokoll von 1200 Seiten lag mit den Berichten der Überlebenden,
was wann wie geschah. 100 Menschen schilderten darin der Reihe
nach die Ereignisse aus ihren Erinnerungen, aber die Zeiten gingen
darin vollkommen durcheinander. Mühsam musste ich die Aufzeichnungen erst in einen dramatischen Minutenablauf übersetzen. Es war
ein Drama, wie es kaum ein anderes gegeben hat in der Weltgeschichte.
Was hat Sie beim Durcharbeiten dieser 1200 Seiten so
gefesselt?
Erstens war die Titanic das größte technische Produkt, das die
Menschheit bis dahin zustande gebracht hatte. Zweitens war sie der
Stolz des britischen Weltreichs, das die Meere beherrschte und
drittens: Dieses Schiff ist nur fünf Tage auf See, und dann geht es
unter. Es gab an Bord zu wenig Rettungsboote, das war damals keine
Sensation, aber dann bleiben auch noch fast 500 Plätze leer, weil der
Kapitän nicht imstande war, die Rettungsaktion zu koordinieren. Viele
Passagiere wollten die Titanic in der ersten Stunde nach dem Zusammenstoß überhaupt nicht verlassen. Sie lag ja vollkommen ruhig im
spiegelglatten Atlantik. Sie hatte in einer sternenklaren Nacht, als das
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Meer glatt wie ein Dorfteich war, einen Eisberg gestreift, und nur ganz
langsam fing sie an zu sinken.
Warum haben die Passagiere erst gar nicht reagiert?
Die Passagiere haben nichts gehört und gesehen, denn in der ersten
halben Stunde nahm man kaum wahr, dass das Schiff vorne ein bisschen tiefer lag. Erst nach einer Stunde merkten sie es, hatten aber
immer noch keine Lust, in dieser eisigen Nacht 20 Meter tief an Seilen
aufs Meer hinuntergelassen zu werden. Das Schiff war hell erleuchtet
und lag noch immer vollkommen ruhig da. Erst nach anderthalb Stunden wurde es dramatisch, und nach zwei Stunden und vierzig Minuten
war die Titanic weg.
Welche Geschichte erzählen Sie besonders gern von der Titanic?
Es gibt anekdotische Zuspitzungen über den Milliardär John Jacob
Astor, den Erben der Hotelkette. Während viele Männer der zweiten
und dritten Klasse gerettet werden, drängelt er sich nicht in ein Boot,
sondern sieht zu, wie seine Frau in ein Boot steigt und davonfährt. Er
stirbt den unheimlichsten aller Tode: Als die Titanic sich so schräg
stellt, dass man sich nicht mehr auf dem Bootsdeck halten kann, gleitet auch er ins Wasser – und wird von einem funkensprühenden
Schornstein der Titanic, 24 Tonnen schwer, erschlagen. Seine Leiche
war zerschmettert und man konnte ihn nur mit Hilfe von Tausend-Dollar-Noten in der Hosentasche identifizieren.
Welche Bedeutung hatte die Titanic 1912?
Einerseits war sie ein Auswandererschiff; viele Ozeandampfer fuhren
ja hauptsächlich zugunsten der gewaltigen Auswandererwelle aus Europa in die USA. Aber dieses Schiff sollte darüber hinaus den größten
Luxus bieten, den es auf See je gegeben hat. Man hatte keinesfalls
den Ehrgeiz, das blaue Band zu gewinnen, das ist eine Legende. Das
Schiff sollte reichen Leuten aus Großbritannien und den USA den
Gipfel an irdischem Komfort bieten. Da gab es Suiten mit eigenem
Balkon, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Badezimmer, die 5000 Dollar
kosteten, das muss man sich vorstellen: Nach heutigem Wert sind das
etwa 100 000 Euro. Es reisten also auch Milliardäre mit, die diesen
Luxus genossen, und sie gingen genauso unter wie die anderen auch.
Was ist für Sie der Mythos der Titanic?
Sie war das größte technische Produkt der Menschheit. Der Stolz der
größten Seemacht auf Erden. Nach nur fünf Tagen auf See rammt sie
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einen Eisberg. Eine solche Katastrophe der Technik hat es nie zuvor
und auch danach nicht mehr gegeben. Häufig wird der Untergang der
Titanic auch mit dem Ende des Glaubens an den Fortschritt assoziiert
– und damit ist der Glaube, dass es mit der Menschheit immer nur
aufwärts geht, gestorben.
Das Interview führte Katja Schröder
*
Wolf Schneider, geboren 1925, Journalist und Buchautor, ist einer
der wichtigsten deutschen Titanic-Experten. Er hat aus den
unsortierten Aufzeichnungen der Überlebenden der Titanic einen
Minutenablauf der dramatischen Ereignisse erstellt. Auf diese Weise
hat er die Geschichten der Menschen, die mit dem Schicksal der
Titanic verbunden sind, lebendig gemacht und den Mythos um die
Titanic entscheidend mitgeprägt. In der "Terra X"-Dokumentation
kommt er als Titanic-Experte zu Wort.
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Sonntag, 8. April 2012, 23.40 Uhr
ZDF-History mit Guido Knopp
Die Helden der Titanic
Dokudrama
Buch
Regie
Kamera
Darsteller
Schnitt
Produzenten
Deutsche Bearbeitung
Leitung
Länge
Colin Heber-Percy / Lyall Watson
Maurice Sweeney
Richard Kendrick
David Wilmot (Joseph Bell), Owen
McDonnell (Thomas Dillon), Ciaran
McMenamin (Fred Barrett)
Mick Mahon
Stephen Rooke, Reinhardt Beetz
Ralf Peter Piechowiak, Steffi Schöbel
Guido Knopp, Annette Tewes
ca. 45'
Sie war der ganze Stolz der White Star Line – und stolz waren auch
die Männer, die 1912 auf der Titanic anheuerten, dem größten Passagierschiff seiner Zeit, ein Wunderwerk der Technik, luxuriös, modern
und angeblich "unsinkbar". Doch schon die erste Fahrt führte in der
Katastrophe. Am 14. April 1912, um 23.40 Uhr, kollidierte der Luxusliner mit einem Eisberg. Das vermeintlich sichere Schiff schlug leck.
Während sich die ahnungslosen Passagiere auf den Oberdecks noch
amüsierten, nahm das Drama in den Maschinenräumen seinen Lauf:
Ingenieure, Elektriker und Heizer ließen nichts unversucht, die Titanic
über Wasser und die Technik an Bord funktionstüchtig zu halten. Sie
alle wussten, was von ihrer Arbeit abhängt: Ohne Strom konnten die
Rettungsboote nicht gefiert und die Hilferufe per Funk nicht durchgegeben werden. Vor allem aber hätten die Passagiere ohne Licht ihren
Weg an Deck nicht gefunden. Durch ihren selbstlosen Einsatz retteten
die Männer im Maschinenraum Hunderten Menschen das Leben. Es
heißt, das Licht auf der Titanic sei erst ausgegangen, als sie endgültig
in die Tiefe gerissen wurde.
Mit historischem Filmmaterial, Fotos und aufwändig gedrehten Spielszenen rekonstruiert "ZDF-History" die bewegende Rettungsaktion tief
im Innern der Titanic. Die Geschichte, die hier zum ersten Mal erzählt
wird, basiert auf den Aussagen überlebender Crew-Mitglieder.
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21. Februar 2012
Die virtuelle Titanic
Begleitendes ZDF-Onlineangebot zum Programmschwerpunkt
Zu den ZDF-Sendungen rund um das Thema "Titanic" gibt es auf
ZDF.de ein umfangreiches Onlineangebot. Herzstück ist dabei die
virtuelle Titanic. Hier können die Internet-Nutzer einen individuellen
Schiffsrundgang machen, die luxuriösen Räume der ersten Klasse
erkunden oder auch sehen, wie man als Passagier der dritten Klasse
untergebracht war. In allen Räumen sind Hintergrundinformationen
zum Schiff verlinkt, die zeigen, dass die Titanic in vielerlei Hinsicht ein
Schiff der Superlative war.
Die Nutzer haben auch die Möglichkeit, die Fahrt der Titanic anhand
einer Zeitleiste zu verfolgen. Sie können sehen, wie es zum Crash
kommen konnte und was nach dem Zusammenstoß mit dem Eisberg
passierte.
Viele bekannte Persönlichkeiten waren bei der Jungfernfahrt des
Luxusdampfers an Bord. Aber auch einfache Leute gehörten zu den
Passagieren – auf dem Weg in ein neues Leben in Amerika. Auf der
virtuellen Titanic werden ausgewählte Reisende der verschiedenen
Klassen und Mitglieder der Crew vorgestellt.
Neben der virtuellen Titanic gibt es online unter www.zdf.de auch
Informationen und Hintergründe zu den verschieden ZDF-Sendungen
des Programmschwerpunkts zum 100. Jahrestag des Untergangs..
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21. Februar 2012
Kontakt ZDF-Pressestelle:
Magda Huthmann
Telefon: 06131 – 70-12149
E-Mail: [email protected]
Bildhinweis:
Fotos sind erhältlich über den ZDF-Bilderdienst,
Telefon: 06131 – 70-16100, und unter
http://bilderdienst.zdf.de/presse/titanic
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Verantwortlich: Alexander Stock
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