Möckern-Magdeburgerforth Landkreis: Jerichower Land (JL

Transcrição

Möckern-Magdeburgerforth Landkreis: Jerichower Land (JL
Möckern-Magdeburgerforth
Jerichower Land (JL)
Beschl. BT Magdeburg v. 15.1.1975, S. 9 (NR. 95-14 (VI)/75)
25 680 ha
LSG0017JL_
Landkreis:
Verordnung:
Größe:
Codierung:
Im LSG liegen die Gebiete:
Gebiet
EU-Nr.
Name
FFH0055
DE 3738 301
Ringelsdorfer-, Gloine- und Dreibachsystem im
Vorfläming
NSG0145___
Ringelsdorf
Anteil (%)
55.92
100.00
Gebietsbeschreibung
Das LSG erfaßt einen Ausschnitt des Südlichen Landrückens im westlichen Fläming zwischen Burg
und Loburg. Es erstreckt sich größtenteils im Landkreis Jerichower Land, ragt aber im Süden in den
Landkreis Anhalt-Zerbst hinein. Das LSG repräsentiert die Landschaftseinheit Burger Vorfläming,
kleine Teile gehören zu den Landschaftseinheiten Hochflämig und Zerbster Ackerland.
Das Gebiet ist eine hügelige Landschaft. Die höchste Erhebung ist der Thümerberg bei Lübars mit 107
m über NN. An der Nordgrenze im Übergang zum Fiener Bruch fällt es bis auf 40 m über NN ab. Das
Gebiet ist mit zahlreichen Mulden, Muldentälchen, Quellmulden und Talniederungen ausgestattet. Es
weist mit etwa 50% eine hohe Waldbestockung auf. Dabei überwiegen wenig strukturierte
Kiefernforste, in die bei Räckendorf, Lübars, Wüstenjerichow, Magdeburgerforth und Loburg Laubund Mischwaldbestände aus Stiel-Eiche, Hänge-Birke und teils auch Rot-Buche eingestreut sind. In
den feuchten Quellmulden stocken Erlen-Bruchwälder, teilweise auch Birken-Bruchwälder mit MoorBirken sowie Erlen- und Kiefernanteilen. In den Bachauen befinden sich ausgedehnte Grünländer, die
meistens intensiv, auch durch Beweidung, genutzt werden. In den Niederungen von Ihle, Ehle, Gloine
und Dreibach sind Restvorkommen von Erlenbruchwäldern anzutreffen. Das LSG schließt aber auch
große Ackerflächen ein, auf denen vorwiegend Getreide und Kartoffeln sowie Mais und Raps
angebaut werden. Stellenweise werden die durch die Feldflur führenden Wege durch verwilderte
Obstbaumbestände, vorwiegend Pflaumen, gesäumt.
Landschafts- und Nutzungsgeschichte
Während der mittleren Steinzeit gelangten die Sammler, Jäger und Fischer auf der Suche nach
Nahrung am Fiener Bruch entlang nach Osten, wo sie die Talsandinseln aufsuchten. Funde der
mesolithischen Bevölkerung ließen sich nicht weit vom LSG entfernt bei Fienerode nachweisen, doch
sind aus dieser Zeit auch Funde aus Klein Lübars bekannt.
Die frühesten Bauern der Linienbandkeramikkultur bewirtschafteten die Schwarzerdeböden und waren
auf dem Gebiet des LSG nicht anzutreffen. Dies gilt auch für die jüngeren Perioden der Jungsteinzeit,
wobei die Vertreter der Trichterbecherkultur während der mittleren Jungsteinzeit bis nahe an Möckern
heranrückten. Sie errichteten aus riesigen eiszeitlichen Geschieben ihren Toten Großsteingräber, von
denen um 1800 östlich der Elbe noch insgesamt 37 Anlagen vorhanden waren. Davon ist nur noch
das Grab von Gehrden erhalten. Großsteingräber standen aber einstmals auch am westlichen Rand
des LSG bei Tryppehna, Wallwitz, Vehlitz und Ziepel. Wie die einzelnen im LSG gefundenen
Steingeräte zu beurteilen sind, entzieht sich noch der Kenntnis. Vermutlich nutzten die Siedler damals
die Waldgebiete als Wirtschaftsraum. Während der Bronzezeit zeichneten sich
Besiedlungsschwerpunkte um Grabow und Tuchheim ab. In Tuchheim ist aus der Bronzezeit eine
Befestigung belegt, die einen Kristallisationspunkt der Besiedlung bildete. Von dort aus drangen
Siedler flußaufwärts vor. Die Siedlungsdichte war aber vergleichsweise gering. Dies trifft auch für die
frühe Eisenzeit zu. Die Besiedlung verlagerte sich von Tuchheim westwärts nach Gladau und
Hohenseeden, wo sich eine Befestigung der frühen Eisenzeit befand. Während der jüngeren Eisenzeit
nahm die Siedlungsdichte vor allem im Raum um Grabow zu. Aus der römischen Kaiserzeit sind
Siedlungen aus der Umgebung von Grabow und Möckern bekannt; östlich dieser Linie sind Spuren
der Besiedlung selten. Aus der Völkerwanderungszeit gibt es keine Funde.
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Für das Frühmittelalter führt der Mitteldeutsche Heimatatlas eine geschlossene Walddecke an, die nur
wenige Lücken für eine Besiedlung bei Möckern und am Oberlauf der Ihle bei Lübars freiläßt, von wo
slawische Funde bekannt sind. Das Gebiet zählte zum Siedlungsgebiet der Liutizen, an die noch die
slawischen Ortsnamen erinnern. Für die Orte Gladau, Grabow, Möckern, Lüttgenziatz und Tuchheim
sind für das 10. Jahrhundert Burgwarde urkundlich bezeugt. Zu diesen gehörten die zu Diensten
verpflichteten Bewohner der umliegenden slawischen Dörfer. Im 12. Jahrhundert wurden verstärkt
deutsche Bauern ins Land geholt, um durch Rodungen neue Äcker zu gewinnen. Unter Erzbischof
Wichmann wurden zudem Flamen in das Fiener Bruch gebracht, um nach Holländer Sitte das Land zu
entwässern und urbar zu machen.
Wie im gesamten Fläming wechselten im Verlauf der Besiedlung auch im Gebiet des LSG Perioden
der Waldentwicklung mit denen der Waldrodung und nachfolgender landwirtschaftlichen Nutzung.
Mehrere Wüstungen künden vom wechselvollen Verlauf der Besiedlung des Gebietes.
Charakteristisch für das Gebiet sind die zahlreichen Gutsparke aus dem 19. Jahrhundert, von denen
zum Beispiel die Parke Möckern und Brandenstein zu nennen sind.
In der heutigen Zeit stehen die land- und die forstwirtschaftliche Nutzung im Vordergrund, die vor
allem in der zurückliegenden Zeit intensiv betrieben wurden. Im Gebiet befinden sich vorwiegend
kleinere ländliche Siedlungen mit bis zu 800 Einwohnern, lediglich Möckern und Loburg sind
Kleinstädte mit 6 000 bis 7 000 Einwohnern. Die Wälder werden zunehmend von Erholungsuchenden
auf Wochenendausflügen beziehungsweise von Pilzsammlern aufgesucht. Einige Fischteiche bei
Lochow, Wüstenjerichow und Hohenziatz wurden zumindest in der Vergangenheit für die
Fischproduktion genutzt. Das Gewässer bei Bomsdorf wurde als Kleinspeicher künstlich angelegt und
zeichnet sich heute durch eine reiche Vogelwelt aus.
Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima
Das LSG reicht von den lehmigen und sandigen Platten des nördlichen Vorfläming über die sandigen
Endmoränen der Fläminghochfläche bis in die Ehle-Niederung im Süden, die bereits Teil des
Leitzkauer Hügellandes ist. Der nördliche Vorfläming beinhaltet die Burger Geschiebelehm-Platten im
Norden, an die sich die sandige Endmoräne der Schermen-Buckauer Eisrandlage und die Reesdorfer
Niederung nach Süden anschließen. An die Reesdorfer Niederung grenzt die sandige
Endmoränenlandschaft der Fläminghochfläche mit deutlichem Anstieg. Diese beinhaltet die IhleNiederung, auf die nach Süden die Hohenlobbeser Endmoräne folgt. Die südliche Grenze wird durch
die Ehle-Niederung gebildet. Die Endmoränenzüge wurden während der Wartheeiszeit gebildet. Die
Schermen-Buckauer Randlage verläuft von Schermen über den Galgenberg bei Grabow, den
Kellerberg bei Ziegelsdorf, den Galgen- und Weinberg bei Krüssau und die Eichberge bei
Magdeburgerforth bis Dreetzen und Buckau; die Hohenlobbeser Endmoräne von Möser über Stegelitz
und Lübars bis Belzig. Sie bildet die Wasserscheide.
Damit zeigt das LSG einen reichgegliederten Querschnitt durch eine Region pleistozäner
Landschaften. Weiterhin befinden sich hier zwei erwähnenswerte geologische Naturdenkmale: die
Findlinge „Wetterstein“ bei Waldrogäsen in der Nähe der Autobahn und die „Heimchensteine“ bei
Klein-Lübars am Weg Hohenziatz-Glinike.
Die Schichtenfolge besteht aus 30 bis 90 m, in Rinnen bis über 150 m mächtigen, quartären
Sedimenten über tertiären Quarz-, Glaukonit- und Glimmersanden. In einer tiefen Erosionsrinne
zwischen Theeßen und Wendgräben bei Loburg lagern die quartären Sedimente über Rupelton.
Entsprechend der Verbreitung der warthezeitlichen bis holozänen Sedimente finden sich die
folgenden Böden im LSG: Braunerde-Fahlerden, erodierte oder podsolige Braunerde-Fahlerden, lokal
und insgesamt gering verbreitet pseudovergleyte Braunerde-Fahlerden bis Pseudogley-Braunerden
aus lehmigem Geschiebedecksand über Geschiebelehm; Pseudogley-Tschernoseme bis
Humuspseudogleye aus Geschiebedecksand bis Decklehm über Geschiebemergel in der EhleNiederung; Braunerden aus lehmigem Geschiebedecksand bis Lößsand über Bändersand in den
Randlagen der Geschiebelehmplatten; Acker- und Sauerbraunerden, podsolige Braunerden bis
Braunerde-Podsole aus Geschiebedecksand über Schmelzwassersand; Regosole bis Podsole aus
Dünensand. Gley-Braunerden, Gleye, Anmoorgleye und Moorböden sind in den Niederungen
ausgebildet. In der Reesdorfer Niederung haben sich durch die Grundwasserabsenkung verbreitet
eisenreiche Gleye und Anmoorgleye entwickelt.
Das Grundwasser steht teilweise oberflächennah an und ist infolge der sandigen Deckschichten
gegenüber Kontaminationen gefährdet, teilweise stehen Grundwasserleiter mit reicher Wasserführung
in größerer Tiefe an. Einige Talniederungen des Gebietes werden von Niederungsbächen wie Ihle,
Abschnitten der Ehle, Gloine, Großem Mühlenbach und Ringelsdorfer Bach durchflossen. Außer der
Ehle, die direkt zur Elbe fließt, entwässern die anderen Bäche nach Norden über den Elbe-HavelKanal in die Elbe. An den Grenzen zwischen der Grundmoräne und den ihr auflagernden Endmoränen
sind Quellaustritte zu finden, die entsprechend des Standortes auch Quellmoore bilden. Stehende
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Gewässer sind im Gebiet nur in geringer Zahl und geringer Größe anzutreffen, sie sind überwiegend
durch Anstau von Wasserläufen künstlich entstanden.
Das Klima des Vorflämings ist mit 480-560 mm Jahresniederschlag recht trocken und mit 8,2°C
mittlerer Jahrestemperatur und einem Julimittel von 17,5°C gegenüber dem übrigen Fläming
geringfügig thermisch begünstigt. Mit mittleren Januartemperaturen von 0°C bis -1°C wird es durch
mäßig kalte Winter charakterisiert.
Pflanzen- und Tierwelt
Die potentiell natürliche Vegetation des Gebietes wird geprägt durch die feuchten Pfeifengras-BirkenEichenwälder und Geißblatt-Stieleichen-Hainbuchenwälder sowie durch die grundwasserferneren
Straußgras-Eichenwälder und ärmere lindenreiche Traubeneichen-Hainbuchenwälder. Im Bereich des
Flämings sind Schattenblümchen-Buchenwälder vorherrschend.
Gegenwärtig werden die trockenen Standorte überwiegend von artenarmen Kiefernforsten
eingenommen, deren Krautschicht weitestgehend vom Land-Reitgras gebildet wird. Wenige offene
Stellen sind von kleinflächigen Magerrasen mit Gemeiner Grasnelke, Kleinem Sauerampfer,
Zypressen-Wolfsmilch, Berg-Jasione und Silber-Fingerkraut bestanden. Auf feuchteren Standorten
stocken bodensaure Buchenwälder aus Rot-Buchen mit Stiel-Eichen und Hänge-Birken, an lichteren
Stellen mit Wald-Wachtelweizen sowie auch mesophile Eichenwälder aus Stiel-Eichen. Teilweise stark
entwässerte Birken-Bruchwälder aus Moor-Birke mit Faulbaum, Heidelbeere, Kleinblütigem
Springkraut, Gemeinem Frauenfarn und Wald-Sauerklee zeigen inmitten umgebender Kiefernforste
nasse Standorte an. In den feuchten Bachauen finden sich Erlen-Bruchwälder aus Schwarz-Erle mit
Winkel-Segge und Pfeifengras oder bachbegleitende Erlenbestände sowie Feuchtwiesen mit SumpfKratzdistel, Flatter-Binse, Scharfem Hahnenfuß, Bertram-Schafgarbe, Schlank-Segge, Echtem
Mädesüß, Wald-Simse und Sumpf-Storchschnabel. Kleine Stillgewässer weisen geringmächtige
Röhrichte aus Schilf und Breitblättrigem Rohrkolben mit Ufer-Wolfstrapp, Schwarzfrüchtigem
Zweizahn, Gemeinem Blutweiderich und Sumpf-Hornklee auf. An besonderen Arten werden
Maiglöckchen bei Räckendorf und bei Schopsdorf, Gemeiner Wacholder bei Pabsdorf und bei
Räckendorf, Königsfarn bei Pabsdorf, Märzenbecher und Sumpf-Porst in der Kienlake bei
Brandenstein, Sumpf-Calla und Sprossender Bärlapp genannt, die teilweise aktueller Bestätigung
bedürfen.
In den Waldgebieten leben Rothirsch, Reh, Wildschwein, Rotfuchs und Dachs. Das Artenspektrum der
Kleinsäuger und Fledermäuse ist nur teilweise bekannt. Von den Vogelarten sind Mäusebussard,
Habicht, Sperber, Rotmilan, Schwarzmilan, Baumfalke, Waldohreule, Schwarz- und Buntspecht,
Ringeltaube, Amsel, Singdrossel, Kohl-, Blau- sowie Haubenmeise, Kleiber, Buchfink, Fitis und Star
als typische Vertreter zu nennen. Die Hohltaube kommt vereinzelt in den Buchenwäldern vor. Auch
Einzelvorkommen vom Schwarzstorch sind bekannt. Der Fischadler ist seit 1992 Brutvogel. Auf den
Feuchtwiesen kommen selten Bekassine und Wiesenpieper vor, in den lichteren Bruchwäldern wurde
der Kranich festgestellt. In der Feldflur sind Feldlerche und Goldammer, in Gebieten mit Gebüschen
und Hecken auch Neuntöter vertreten. Im nördlichen Bereich westlich von Tuchheim halten die
Großtrappen aus dem Fiener Bruch regelmäßig ihren Wintereinstand. Es ist das derzeit stabilste
Großtrappeneinstandsgebiet Sachsen-Anhalts.
In den recht naturnah erhaltenen Fließgewässern Ihle, Ehle, Gloine und Ringelsdorfer Bach lebt eine
typische Fischfauna mit Bachforelle, Schmerle und Dreistachligem Stichling, hier wird auch vereinzelt
der Eisvogel angetroffen, an der Ihle auch die Gebirgsstelze. Eine Graureiherkolonie befindet sich bei
Wüstenjerichow. In den feuchten Erlenbeständen der Bachtäler kommt der Moorfrosch vor.
Die unterschiedlichen Lebensräume werden von einer artenreichen Wirbellosenfauna bewohnt.
Insbesondere auf den Wiesen leben zahlreiche Tagfalterarten wie Schwalbenschwanz,
Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Damebrett, Großes Ochsenauge und diverse Weißlinge und Bläulinge
sowie Heuschreckenarten, auf den Magerrasen auch die Blauflügelige Ödlandschrecke. Auf einigen
Feuchtwiesen lebt die markante Wespenspinne und in den trockenen Landreitgras-Beständen wurde
die einzige Giftspinne Mitteleuropas, die Dornfingerspinne, gefunden.
Entwicklungsziele
Das Entwicklungsziel für dieses LSG besteht in der Erhaltung einer harmonischen, ländlich geprägten
Kulturlandschaft mit einem vielseitigen Landschaftsmosaik aus Wald, Grünland, Acker und
Fließgewässern. Die Wälder werden nachhaltig genutzt, ihre ökologische Funktion ist zu erhalten und
zu verbessern. Dazu könnten entsprechend der differenzierten Standortverhältnisse vorhandene
Kiefern- und Laubwaldforste in naturnahe Laubwaldbestände, insbesondere in Traubeneichen- und
Stieleichen-Hainbuchen-Wälder, Rotbuchen-Wälder, Erlen-Eschen-Wälder, Erlen- und BirkenBruchwälder, schrittweise umgewandelt werden.
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Die Quellmoor- und Bruchwaldbereiche wären dadurch zu sichern, daß jegliche weitere
Entwässerungen verhindert und ehemals durchgeführte Entwässerungsmaßnahmen wieder
rückgängig gemacht werden.
Der Grünlandanteil ist zu erhalten und nach Möglichkeit zu vergrößern. Hierbei sind besonders die
feuchten Wiesen, das heißt Sumpfdotterblumen- und Pfeifengraswiesen, sowie die nährstoffarmen,
trockenen Wiesen, die Magerrasen, zu bevorzugen. Die Grünlandbewirtschaftung sollte schrittweise
extensiviert werden. Auch die Ackerwirtschaft sollte den ökologischen Belangen Rechnung tragen.
Die offenen Feldfluren könnten durch Anlegen von flächen- und linienhaften Flurgehölzen strukturiert
und ökologisch aufgewertet werden, ohne den erhaltungswürdigen Offenlandcharakter mit seinen
Sichtbeziehungen zu zerstören.
Die naturnahen Oberläufe der Fließgewässer sind unbedingt zu erhalten. Durch Renaturierungen der
Unterläufe und Aufhebung bestehender Querverbauungen sollte möglichst die ökologische
Durchgängigkeit dieser Bäche für alle aquatisch lebenden Organismen hergestellt werden.
Zur weiteren Erschließung für die naturbezogene Erholung ist das vorhandene Wanderwegenetz
weiter auszubauen, ebenso die Beschilderung von Wanderwegen.
Exkursionsvorschläge
Insbesondere die Waldgebiete bieten sich für ausgedehnte Wanderungen an. Auf derartigen
Wanderungen können die unterschiedlichen Waldgesellschaften und -strukturen wie EichenMischwälder, Rotbuchenwälder, Erlen-Bruchwälder, Birken-Bruchwälder, aber auch monotone
Kiefernforste kennengelernt und verglichen werden.
Aber auch die im LSG gelegenen Dörfer lohnen eine nähere Betrachtung, wie beispielsweise
Ringelsdorf, Theesen oder Hohenziatz mit spätromanischen Feldstein-Dorfkirchen aus dem 13.
Jahrhundert mit massiven Türmen.
In der angrenzenden Kleinstadt Möckern ist die Pfarrkirche St. Laurentius mit dem spätromanischen
Westturm und seinem hölzernem Tonnengewölbe eine Besichtigung ebenso wert wie das neugotische
Schloß auf dem Gelände der mittelalterlichen Burg, von der nur noch der Bergfried erhalten ist.
Schließlich kann eine Wanderung im LSG auch mit dem Besuch von Loburg verbunden werden, einer
Stadt, die durch Fachwerkbauten, die Kirche St. Laurentius, die Ruine der Kirche Unserer Lieben
Frauen, den Turm des Mönchentores und auch den Storchenhof interessant ist.
Von hier aus bietet sich auch ein Besuch des Schlosses Wendgräben mit seiner ausgedehnten
englischen Parklandschaft an. Das 1912 errichtete ehemalige Herrenhaus derer von Wulfen/Anhalt,
am Dreiecksgiebel befindet sich die Abbildung des Wolfes als Wappentier dieser Familie, wird nach
einer wechselvollen Nutzung jetzt als Bildungs- und Tagungszentrum mit attraktiver Gastronomie und
Übernachtungsmöglichkeit genutzt.
Verschiedenes
Ökologische Durchgängigkeit der Fließgewässer
Im LSG befinden sich mit Ihle, Ehle, Gloine und Ringelsdorfer Bach kleine Fließgewässer, die in ihren
Oberläufen eine naturnahe Gewässermorphologie und eine natürliche Fischfauna aufweisen. So
kommen im Oberlauf der Gloine bis zum Zusammenfluß mit dem Ringelsdorfer Bach Bachforelle,
Schmerle, Gründling und Dreistachliger Stichling vor, während weiter abwärts im Großen Mühlenbach
Gründling, Schleie, Flußbarsch, Drei- und Neunstachliger Stichling nachgewiesen wurden. Noch
weiter unterhalb, außerhalb des LSG im Tuchheim-Parchener Bach, sind nur noch wenige ubiquitäre
Arten wie Hecht, Schleie und Flußbarsch anzutreffen. Auch in der Ihle kommen im Oberbeziehunggsweise Mittellauf etwa bis Grabow mit Bachforelle, Schmerle, Gründling, Hasel und Döbel
typische Fließgewässerarten mit rheophilen Ansprüchen vor, während der Unterlauf bis zur Mündung
mit Gründling und Hasel stark artenverarmt ist.
Fische und zum Teil auch benthale Organismen benötigen während ihrer einzelnen Lebensphasen
unterschiedliche Lebensraumstrukturen, die sie mittels ihrer Mobilität auch erreichen können. So
müssen im Fließgewässer Terrainverluste durch strömungsbedingte Verdriftungen wieder
ausgeglichen werden. Andererseits führen Fische jahres- und tagesperiodische Wechsel zwischen
Ruhe- und Nahrungshabitaten durch oder verbringen verschiedene Entwicklungsphasen in
unterschiedlichen Lebensräumen. Dazu gehören auch Laichwanderungen, da die Eiablage einiger
Fischarten vorwiegend in den sauerstoffreichen Kiesbetten der Oberläufe erfolgt. Eine extreme
Ausbildung dieses Verhaltens findet sich bei den sogenannten diadromen Wanderfischarten (zum
Beispiel Lachs, Meerforelle, Stör und andere), die bei diesen Laichwanderungen einen Wechsel
zwischen marinen und limnischen Lebensräumen durchführen. Schließlich müssen auch
Wanderungen zum Ausgleich unterschiedlicher Besiedlungsdichten (genetischer Austausch)
durchgeführt werden. Wichtig sind diese Wanderungen beispielsweise auch für die Verbreitung einiger
Süßwassermuschelarten, deren Larven in den Kiemen oder Flossensäumen bestimmter Fischarten
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
parasitieren und von Wirtstieren über weite Strecken im Gewässer mitgeführt werden, bevor sie sich
fallenlassen und seßhaft werden.
Diese Verhaltensweisen bedingen, daß Fließgewässer durchgängig sein müssen, damit solche
Wanderungen erfolgen können.
Querverbauungen bis zu einer bestimmten Höhe können nur von leistungsfähigen Fischarten
(Salmoniden) überwunden werden, während Kleinfische und alle Benthosorganismen bereits durch
Sohlabstürze über 10 cm Höhe an einer stromaufwärts gerichteten Wanderung gehindert werden.
Daher ist die ökologische Durchgängigkeit der Fließgewässer durch den Rückbau derartiger
Staueinrichtungen oder durch die Errichtung von Passiermöglichkeiten (Umgehungsgerinne,
Sohlenrampen und -gleiten oder Fischrampen oder technische Fischaufstiegsanlagen) wieder
herzustellen und weitere Verbauungen sind zu vermeiden (gesetzliche Forderung durch das
Landesfischereigesetz und das Wassergesetz des Landes Sachsen-Anhalt). Im
Fließgewässerprogramm Sachsen-Anhalt finden sich Schritte zur Umsetzung dieser Forderung.
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt

Documentos relacionados