business summit - GO

Transcrição

business summit - GO
Nummer 1/2011
4 201130 091005
GO AHEAD!
leading responsibly
www.go-ahead.at
DAS MAGA ZIN FÜR VISIONÄRE DENKER UND ANDERE
Die Kernschmelze
Des Finanzsystems
Kongress zur Österreichischen Schule
Schulle der Nationalökonomie
Nationalökonom
Seite 30
GO AHEAD!
Das Magazin für visionäre Denker und andere
DIE KERNSCHMELZE DES FINANZSYSTEMS
NUMMER 1/2011
Hannes Zipfel
Gutes Geld und schlechtes Geld Seite 12
Rahim Taghizadegan
Politischer Wandel Seite 8
Ralf Flierl
Eine „österreichische Welt“ Seite 56
DJ Euro Stoxx 50 Aktienindex
100
Quelle: Bloomberg, Monatskurse,
31.10.2007 - 29.07.2011
Kursentwicklung in EUR
(indexiert, Basis 100)
APM Gold & Resources Fund (EUR)
Goldaktienindex XAU
40
Nov 2007
Nov 2008
Nov 2009
Nov 2010
Anlagestrategie
Gold- und Goldaktienfonds mit
aktivem Risikomanagement
Wertpapierart
Österr. Investmentfonds,
UCITS III konform
ISIN
AT0000A07HE7
(thesaurierend, AUT)
AT0000A07HF4
(vollthesaurierend, GER)
Fondswährung
EUR
Handelbarkeit
täglich
Vertriebszulassung Deutschland, Österreich
Jul 2011
Gold – Die ultimative Währung
Gold ist heute unverzichtbarer Por tfolio-Bestandteil als Schutz vor Instabilitäten des Finanzsystems.
Physisches Gold und Goldaktien sind allerdings hochvolatil.
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Editorial
Die Kernschmelze des Finanzsystems
WIR HÄTTEN ES NICHT EXAKTER TREFFEN KÖNNEN AUCH WENN WIR WEDER
VERURSACHER NOCH PANIKMACHER DER TURBULENZEN AN DEN FINANZMÄRKTEN SIND. DAS GEGENTEIL IST WAHR, WIR VERSUCHEN MIT DEM DRITTEN KONGRESS ZUR ÖSTERREICHISCHEN SCHULE DER NATIONALÖKONOMIE,
LICHT IN DAS DUNKLE GEDANKENGEBÄUDE DER MEISTEN
MARKTTEILNEHMER ZU BRINGEN.
Mag. Nikolaus Kimla
Herausgeber
Der Unverstand und das mangelnde Wissen über die Zusammenhänge unseres Finanzsystems machen erst diese Krise in
ihrem vollen Ausmaß so gefährlich. Leider fehlt es am gesunden Menschverstand und am Erkennen der dahinterliegenden Ideen mancher wirtschaftswissenschaftlicher Lösungsansätze.
tigen Autoren eine spannende und aufschlussreiche Lektüre
– und Ihnen als Besucher des Kongresses neue Impulse und
Perspektiven.
Dass die Zufriedenheit mit den bisherigen Erklärungsansätzen für die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise und vor allem
mit den bisherigen „Exit“-Strategien eine überaus enden wollende ist, zeigt sich auch an den medialen und öffentlichen
Wellen, die das Thema eines möglichen Staatsbankrottes
schlägt.
Lassen wir uns von den Gedanken unseres Hauptreferenten
des letzten Kongresses Ron Paul inspirieren: „Ideen spielen
bei der Formierung der Gesellschaft eine große Rolle. Ja,
sie sind bei weitem mächtiger als Bomben oder Armeen oder
Gewehre. Das liegt daran, dass Ideen sich über alle Grenzen
hinweg ausbreiten können. Sie stecken hinter allen Entscheidungen, die wir treffen. Sie können die Welt in eine Weise
verändern, wie es Regierungen und Armeen nicht können.
Mit Ideen für die Freiheit zu kämpfen, ergibt für mich sehr
viel mehr Sinn, als mit Gewehren oder mit Politik oder politischer Macht zu kämpfen. Mit Ideen können wir tatsächliche
Veränderungen bewirken, die auch bleiben“. «
In der Tat sind die Handlungserfordernisse seit dem Sommer
dieses Jahres um ein wesentliches gestiegen. Noch größere
Schuldenberge in den reichsten Ländern der westlichen Welt
verstellen uns den Blick in die Zukunft. Über die Zukunft der
europäischen Währung wird mehr denn je gemunkelt. Unsicherheit und auch Angst vor Radikalisierung machen sich in
einigen Städten breit.
Vor diesem Hintergrund will der Dritte Kongress zur Schule
der Österreichischen Nationalökonomie mit kritischen Analysen neue Perspektiven für die Zukunft eröffnen. Denn wer
die Ursachen der Krise nicht verstanden hat – und das haben
in der Politik viele nicht -, der wird wohl kaum dazu in der
Lage sein, die richtigen Lösungsperspektiven zu entwickeln.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen mit der aktuellen Ausgabe unseres Kongressmagazins und mit seinen hochkarä-
5
Ohne
Industrie
kein
Genie.
www.iv-net.at
eich so viele
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, warum es in Österr
gute Ideen gibt?
und
• Die Industrie investiert annähernd 1 Milliarde Euro im Jahr in AusWeiterbildung.
ausgaben
• Bis zu 60 Prozent aller heimischen Forschungs- und Entwicklungs
kommen von der Industrie.
DIE INDUSTRIE MACHT’S …
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Inhalt
Cover-Story
EINE „ÖSTERREICHISCHE WELT“
WENN MAN SICH ALL DIE PUNKTE VERGEGENWÄRTIGT, DIE IN DIESER AUSGABE
BEZÜGLICH „GUTEN GELDES“ BESCHRIEBEN WERDEN, SO STELLT SICH NATÜRLICH
DIE ENTSCHEIDENDE FRAGE: WIE SÄHE DENN EINE SOLCHE GESELLSCHAFT AUS, IN
DER ES KEIN VON STAATSWEGEN AUFGEZWUNGENES, SONDERN EIN WETTBEWERBLICHES GELD GÄBE. WÄRE DIESE WELT ANDERS, EINFACHER ODER GAR BESSER ALS
DIE JETZIGE?
Ralf Flierl Seite 56
08
Politischer Wandel
Politischer Wandel
12
Gutes Geld und schlechtes Geld
Rahim Taghizadegan
18
Die Renaissance der Österreichischen Schule
der Nationalökonomie
26
Wenn Währungen scheitern
„Geldanlage in der Hyperinflation“
30
Die Kernschmelze des Finanzsystems
56
Eine „österreichische Welt“
Wie sähe eine Gesellschaft aus, die über eine
wettbewerbliche Geldordnung verfügt?
64
Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus
70
Österreich: Mit privatem Wachstumskapital
durchstarten
74
Zeit für GO AHEAD
80
Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik
oder: WIR sind „der Balkan“
86
GO AHEAD! Die Wirtschaftsplattform
Seite 08
Gutes Geld und schlechtes Geld
Hannes Zipfel
Seite 12
Eine „österreichische Welt“
Ralf Flierl
Seite 56
Zeit für GO AHEAD
Nikolaus Kimla
Seite 74
7
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Politischer Wandel
Rahim Taghizadegan
Politischer Wandel
8
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Politischer Wandel
GESELLSCHAFT, WIRTSCHAFT UND STAAT BETRACHTET DIE ÖSTERREICHISCHE SCHULE NICHT ALS MYSTISCHE,
SELBSTSTÄNDIGE WESEN, DAHER AUCH NICHT ALS BESTIEN, DENEN WIR AUSGELIEFERT SIND, SONDERN ALS KOMPLEXE ERGEBNISSE DES HANDELNS DER MENSCHEN. DIE ERSTE KONSEQUENZ DIESES GEDANKENS LIEGT DARIN,
DIE GROSSEN WORTE, DIE S CHÖNEN ABSICHTEN UND INSBESONDERE DIE POLITIK ETWAS WENIGER ERNST ZU NEHMEN. ES GILT DIE MAHATMA GANDHI ZUGESCHRIEBENE EMPFEHLUNG: SEI SELBST DIE VERÄNDERUNG, DIE DU IN DER
WELT SEHEN WILLST.
Veränderung ist niemals kostenlos und daher selten bequem. Die Ausreden, man könne nichts verändern, weil es dafür nicht genügend Zustimmung, Geld,
Zeit gäbe, sind allzu bequeme Vorwände. Ludwig von
Mises erkannte: „Aller Fortschritt der Menschheit
vollzog sich stets in der Weise, dass eine kleine Minderheit von den Ideen und Gebräuchen der Mehrheit
abzuweichen begann, bis schließlich ihr Beispiel die
anderen zur Überzeugung der Neuerung bewog. Wenn
man der Mehrheit das Recht gibt, der Minderheit vorzuschreiben, was sie denken, lesen und tun soll, dann
unterbindet man ein für alle Male allen Fortschritt.“
Die Betonung des Unternehmertums durch die Österreichische Schule drückt eine nüchterne Bevorzugung des Bessertuns anstelle des bloßen Besserwissens aus.
unbedeutende, aber in Summe so bedeutsame Möglichkeiten
zum Handeln offen, dass jeder an seinem kleinen Stück Welt
üben kann. Gerade weil in der Zukunft eine neue Praxis,
ein neues Handeln erforderlich sein wird, ist es wesentlich
praktischer, sich die Muße zur Theorie zu gönnen, als den
widersprüchlichen Rezepten der Gegenwart zu folgen. Um
uns unsere entfremdete Welt wieder anzueignen, müssen wir
mit den Augen eines Kindes oder Philosophen durch die Welt
gehen lernen. Es gibt so vieles zu entdecken, zu hinterfragen,
auszuprobieren!
Weil jeder von uns nur über einen kleinen Ausschnitt des
Wissens verfügt und wir im Vorhinein nicht wissen, was sich
bewähren wird, sind die Wissensteilung und die Fähigkeit
zu lernen von so großer Wichtigkeit. Daraus leiten sich die
politischen Empfehlungen der Österreichischen Schule ab.
Anstelle der Zentralisierung von Entscheidungen bei wenigen, die weit entfernt von den konkreten Verhältnissen sind,
betonen die Österreicher die persönliche Verantwortung, die
sich darauf beschränkt, was reale Menschen absehen können.
Und dennoch misst die Österreichische Schule dem Wissen
ganz entscheidende Bedeutung bei. Gemeint ist allerdings
weniger die Anhäu fung von Fakten, sondern es geht darum,
das zu sehen, was andere übersehen. Wir sind letztlich geistige Wesen. Ideen – unsere Vorstellungen von der Welt – prägen unser Handeln. Darum stellt den ersten Schritt zum Bessertun ein besseres Verständnis der Realität dar. Das bedeutet
nicht, dass man alles wissen muss, bevor man handeln kann.
Zum Glück stehen uns so viele, für sich genommen scheinbar
Die Konsequenz wären wesentlich kleinere politische Einheiten. Womöglich – und das erhoffen viele der jüngeren „Austrians“ – könnten solche Einheiten vollkommen auf der freiwilligen Einsicht der Menschen beruhen, weil sie sich mit
ihnen identifizieren können, und würden gänzlich ohne die
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Politischer Wandel
Initiierung von Zwang auskommen. Hier ist von „Initiierung
die Rede, weil auch kein aktueller Vertreter der Österreichischen Schule so unrealistisch ist, anzunehmen, dass es unter
Menschen jemals ausschließlich Freundschaft und Frieden
geben wird. Reale Menschen neigen zu allerlei Lastern und
Schwächen und eben auch zur Gewalt. Der komplizierten
Frage des politischen Zusammenlebens können wir uns hier
leider nur am Rande widmen. Dieses Buch ist der ökonomischen Tradition der Österreichischen Schule gewidmet und
kann die zahlreichen politischen, ethischen, psychologischen,
erkenntnistheoretischen und historischen Exkurse, die aus
dieser Tradition hervorgegangen sind, nur streifen.
üblichen Folgen, die wir aus der Wirtschaft kennen: Die Qualität der Leistungen nimmt ab, während die Kosten dafür steigen. Auch der Steuerwettbewerb folgt diesem Prinzip. Den
Hochsteuerländern ist es ein Gräuel, dass es „Steueroasen“
gibt, die attraktivere Steuersätze aufweisen und dadurch Besserverdienende anziehen. Doch wie Fürst Hans-Adam II. von
Liechtenstein, der übrigens wie auch sein Sohn und Nachfolger die Österreichische Schule gut kennt und schätzt, es so
schön auf den Punkt bringt: Von Steueroasen kann nur dann
die Rede sein, wenn sie im Vergleich zu Steuerwüsten stehen. Im Grunde drängen die europäischen Steuerwüsten zu
einem Steuerkartell, das sie vor unangenehmem Wettbewerb
bewahren soll, indem den Bürgern noch weniger Alternativen verbleiben. Die Folge eines solchen Steuerkartells wäre
freilich verheerend: Die Verwüstung des Kontinents durch
kurzfristige Politik würde noch rasanter vor sich gehen.
Kleinere politische Einheiten
Unabhängig davon, wie die politischen Einheiten verfasst
sind, betonen die „Österreicher“ auch in diesem Bereich die
Vorzüge des Wettbewerbs. Dabei geht es ihnen nicht um
einen rastlosen Wettlauf, wie er etwa im Wettrüsten zutage
tritt. Das Prinzip des Wettbewerbs versteht die Österreichische Schule als die Möglichkeit, Angebote abzulehnen. Die
Weil das Handeln der Menschen das Entscheidende ist, reicht
es nicht aus, bloß mehr Markt und weniger Staat zu fordern,
wie dies manche Kleinere politische Einheiten „Austrians“ in
ideologischem Überschwang tun. Der
Markt ist keine Lösung, sondern bloß
die Bezeichnung für die Koordination
Weil das Handeln der Menschen das Entscheizwischen freiwillig tauschenden Mendende ist, reicht es nicht aus, bloß mehr Markt
schen, die Angebote ablehnen dürfen.
In der aktuellen wirtschaftlichen und
und weniger Staat zu fordern, wie dies manche
politischen Unordnung zeigen sich die
Kleinere politische Einheiten „Austrians“ in ideo- Verzerrungen als so groß, dass auch
den Märkten gegenüber eine gewisse
logischem Überschwang tun.
Skepsis angebracht ist. Und doch besitzen wir noch die entscheidende Freiheit
Staaten unserer Tage würden freilich wenig erfreut reagieund damit Verantwortung, die Angebote auf den Märkten
ren, wenn wir ihnen schrieben, wir wären nach gewisseneben auch zurückzuweisen.
hafter Prüfung zum Entschluss gelangt, dass wir ihr freundLudwig von Mises betonte diese Verantwortung des Konsuliches Angebot ablehnen müssen und das Abonnement ihrer
Leistungen gerne zum nächstmöglichen Termin kündigen
menten lange, bevor sie ins allgemeine Bewusstsein drang.
möchten. Die jüngeren „Austrians“ betonen, dass die Staaten
Er verglich den Markt mit einer Demokratie, „bei der jeder
ebenso reagieren würden wie jede andere kriminelle OrganiPfennig einen Stimmzettel darstelle. Die demokratische
sation: mit Waffengewalt.
Wahlordnung mag eher als ein unzulänglicher Versuch angesehen werden, im politischen Leben die Marktverfassung
Je größer die politischen Einheiten, desto schwieriger wird
nachzubilden. Auf dem Markt geht keine Stimme verloren.
es, ihren „Angeboten“ auszuweichen. Selbst wenn man das
Jeder verausgabte Betrag, er mag noch so klein sein, übt seine
gar nicht möchte, sondern sich trotz aller Ärgernisse zu
Wirkung auf die Produktion. Die Entscheidung des Verbrauchers setzt sich mit dem ganzen Gewicht, das er ihr durch die
Hause ganz wohlfühlt, hat der Mangel an Wettbewerb die
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Politischer Wandel
Aufwendung des Geldbetrages gibt, bis in die entferntesten
Bezirke des gesellschaftlichen Produktionsapparates durch.“
Wem die bestehende Wirtschaftsstruktur nicht zusagt, erinnere sich daran, dass er mit jedem Kaufentscheid daran beteiligt ist, diese hervorzubringen. Der Ökonom beobachtet, dass
dieselben Menschen, die über das Verdrängen der kleinen
Läden durch die großen Ketten jammern, es selbst ebenso
vorziehen, ihre Shoppingtouren in Einkaufszentren durchzuführen. Ludwig von Mises hat das etwas gehässig als neurotischen Zug gedeutet: „Der Neurotiker kann das Leben in
seiner wahren Gestalt nicht ertragen. Es ist ihm zu roh, zu
grob, zu schlecht. Um es sich erträglich zu gestalten, […]
flüchtet [er] in eine Wahnidee.“
umgänglich zu bleiben, und nicht in blinde Wut oder utopische Wahnideen zu verfallen.
Medianwähler
Darf man von der Österreichischen Schule zumindest wirtschaftspolitische Empfehlungen erwarten? Zunächst wird die
Vorstellung abgelehnt, dass sich Wirtschaft nach Belieben
politisch steuern lässt. Entscheidend ist die klare Zuschreibung von Verantwortung, und diese bedeutet größtmögliche
Freiheit innerhalb klarer Grenzen. Für Fehler und Schäden,
die sein Handeln hervorbringt, hat der Verantwortliche die
vollen Kosten zu tragen. Das umfasst notwendigerweise auch
Folgeschäden für die Umwelt. Die meisten heutigen „Austrians“ beurteilen die Haftungsbegrenzung und die Möglichkeit, mittels Insolvenzanmeldung für das eigene Scheitern
andere zahlen zu lassen, als problematisch.
Die nüchterne Analyse der Politik lässt von dieser nicht
allzu viel erwarten. Veränderungen gehen selten von Politikern aus, besonders heute, wo diese in einem massenmedial
orchestrierten Zustimmungsregime bloß auf gesellschaftlichen Trends reiten. Die ökonomische Analyse der Massendemokratie zeigt, dass es im Machtinteresse konkurrierender
Parteien liegt, sich immer stärker am sogenannten Medianwähler zu orientieren: Parteien mit größeren Stammwählerschichten setzen sich so weit durch, bis sich zwei Blöcke
gegenüberstehen. Diese Blöcke können ihre Machtbasis nur
noch durch ein Hinauswachsen über ihre Stammwählerschaft
vergrößern. Dazu müssen sie genau jene Wähler ansprechen,
die gerade am Rand ihrer Klientel liegen und ebenso der Konkurrenz zuneigen. Das sind natürlich exakt dieselben Wähler, die auch die Konkurrenz anzusprechen versucht. Diese
Medianwähler liegen genau im Bevölkerungsdurchschnitt.
Parteien müssen, um zu überleben, durchschnittliche Politik machen; jede allzu große Entfernung vom Durchschnitt
lässt die Medianwähler zur Konkurrenz abwandern. Leider
aber glauben Herr und Frau Durchschnitt heute das eine und
morgen dessen Gegenteil. Was noch vor kurzem als absurder Extremismus galt, der sich allenfalls in Satirezeitungen
fand, ist heute bereits Mainstream, also Durchschnitt. Die
Österreichische Schule legt es nahe, sich vom Wahnsinn der
Masse zu lösen und Hypes nicht mitzumachen. Ohne Fernsehen und Tageszeitung lebt es sich besser. Die Meinungen
unserer Mitmenschen müssen wir respektieren, aber nicht
allzu ernst nehmen. Die alten Vertreter der Österreichischen
Schule zeigten allesamt die Gabe, inmitten des allergrößten
Wahnsinns einen kühlen Kopf zu bewahren, freundlich und
Wenn die Österreichische Schule politisch ausgelegt wird,
dann erweckt sie den Eindruck, eigentlich gegen alles zu
sein. In der Politik gibt es so viele falsche Ideen, dass man
schon alle Hände voll damit zu tun hätte, nur den Schaden
einzugrenzen, der laufend ausgebrütet wird, und vergangene
Fehler zu reparieren. „Österreicher“ erscheinen daher in aller
Regel als nüchterne Nein-Sager und Spielverderber. Wenn
ein Kind das erste Mal „Nein!“ sagt, wird es sich allerdings
seiner Freiheit bewusst: Darin liegt die Essenz des Entscheidens. Wir können uns bewusst dagegen entscheiden, jeden
Unsinn mitzumachen. «
Rahim Taghizadegan
Wirtschaft wirklich verstehen
ISBN 978-3-89879-624-8
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Gutes Geld und schlechtes Geld
Hannes Zipfel
Gutes Geld
und schlechtes Geld
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Gutes Geld und schlechtes Geld
GELD IST NICHT ALLES – ABER OHNE GELD IST BEKANNTLICH ALLES NICHTS. DIESE ERFAHRUNG MACHEN IMMER
MEHR HOCH VERSCHULDETE STAATEN DER WESTLICHEN HEMISPHÄRE. GRIECHENLAND, GROSSBRITANNIEN, ITALIEN
UND SELBST DIE USA LEIDEN UNTER HOHEN STAATSSCHULDEN, DIE ZU UNPOPULÄREN SPARMASSNAHMEN ZWINGEN
UND JEDEN ANSATZ VON WIRTSCHAFTLICHER PROSPERITÄT IM KEIM ZU ERSTICKEN DROHEN. ABER AUCH JAPAN, DER
EINSTIGE WACHSTUMSSTAR ASIENS, LEIDET MITTLERWEILE UNTER EINER ENORM HOHEN STAATSVERSCHULDUNG
JENSEITS DER 200%-MARKE GEMESSEN AM BRUTTOINLANDSPRODUKT.
Bei der Frage, wie man der Überschuldung entgegenwirken kann und wie sich die schuldenbedingte
Wachstumslethargie überwinden lässt, gehen die
Meinungen stark auseinander. Die Anhänger der
keynesianischen Konjunkturtheorie fordern noch
mehr billiges Geld, um die Kreditkosten tragbar
zu halten und massive Konjunkturstimuli, um aus
den Schulden herauszuwachsen. Als Nebeneffekt
akzeptiert man eine stark steigende globale Geldmenge einhergehend mit steigenden Rohstoff- und
Vermögenspreisen, die im Zeitverlauf zu realer
Konsumgüterteuerung führen, jedoch den Vorteil
einer schleichenden Gläubigerenteignung mit sich
bringen. Ein großer Verfechter dieses Lösungsweges aus der Schuldenfalle ist der US Notenbankchef Ben Shalom Bernanke. Dementsprechend sieht
auch die Geldpolitik der USA aus, die man getrost
als ultralax bezeichnen kann. Neben auf zwei Jahre
festgeschriebenen Nullzinsen kauft die US-Noten-
ABB. 1
Solange der Rest der Welt dynamisch wuchs war
dies für das stark exportorientierte Land kein Problem, doch nun ist die halbe Welt von einer möglichen
Schuldendeflation und in der Folge wirtschaftlicher
Kontraktion bedroht. Daher machen sich neben Japan
auch die wachstumsstarken Emerging Markets und
die rohstoffexportierenden Länder langsam Sorgen
um die Absatzchancen ihrer Exportgüter in Europa
und Nordamerika.
bank auch weiterhin mit Einnahmen aus Bestandsanleihen
neue Staatsanleihen auf und finanziert so das Staatsdefizit
der USA zu großen Teilen selbst. Dadurch bläht sich die
Bilanz der Notenbank extrem auf und gibt ein Gefühl für
die Dynamik der Geldschwemme.
Doch auch auf der anderen Seite des Atlantiks sind die Währungshüter längst von der Tugend der Stabilitätspolitik abgekommen und stolpern von einer unkonventionellen Krisen-
US-NOTENBANKGELDMENGE (M0)
US-$ Geldbasis explodiert
Quelle: US FED, Thomson Reuters
Grafik: Solit Kapital GmbH
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Gutes Geld und schlechtes Geld
maßnahme zur nächsten. Zuletzt kaufte die Europäische
Zentralbank (EZB) mit Geld aus dünner Luft (selbst erzeugt)
italienische und spanische Staatsanleihen im Volumen von
22 Mrd. Euro, um die Zinsen der Papiere unter Kontrolle zu
halten und ohne diesen Offenmarktgeschäften ausreichende
Sterilisationsmaßnahmen entgegenzusetzen. Insgesamt gab
die EZB seit Ausbruch der Staatsschuldenkrise im Mai 2010
bereits fast 100 Mrd. Euro für Staatsanleihekäufe aus – ein
Vielfaches ihres Eigenkapitals.
auch die Gegenmaßnahmen ausfallen. Doch noch scheuen
sich die gewählten Volksvertreter, sich selbst und ihren Wählern das volle Ausmaß der Überschuldung einzugestehen.
Ohne Schäden für die Weltwirtschaft und das globale Währungssystem ist diese Krise in Anbetracht ihrer Dimension
nicht mehr zu lösen. Eine sehr unangenehme Wahrheit. Sie
zu ignorieren führt aber garantiert in die Katastrophe. Umso
eher die Politik diese bittere Wahrheit akzeptiert, umso größer ist die Chance, eine Weltwirtschaftskrise à la 1929 doch
noch zu vermeiden.
Diametral entgegengesetzt zur Geldpolitik sucht derzeit die
Fiskalpolitik in Europa und den USA ihr Heil in Sparmaßnahmen, der sogenannten Austeritätspolitik.
Während wir darauf warten, ob die Fiskalpolitiker rechtzeitig das Ausmaß der Krise verstehen und gemeinsam mit den
Notenbankern an einem Strang ziehen, sollten wir uns über
unser Geld Gedanken machen und welche Auswirkungen
eine Schuldendeflation oder eben das Weginflationieren der
Schulden auf die Kaufkraft unserer offiziellen Zahlungsmittel hat.
Die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahmen sind darf angesichts
der extremen Verschuldung bezweifelt werden. In normalen Zeiten ist eine auf ausgeglichene Haushalte ausgerichtete
Politik unbedingt zu begrüßen. Aber nicht, wenn das Kind
bereits in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen ist. Jetzt
wirken die Sparmaßnahmen in Griechenland, Spanien, ItaEs ist zwar davon auszugehen, dass vor allem in Hinblick auf
lien und Großbritannien wie Brandbeschleuniger der Krise.
den US-Präsidentenwahlkampf und den nackten ExistenzStatt die Haushalte zu sanieren, führen die Ausgabenkürzunkampf der Eurozone neue schuldenfinanzierte Konjunkturgen zu steigender Arbeitslosigkeit, sinkenden Investitionen, geringeren Steuereinnahmen, höheren Sozialausgaben und
Das Problem ist, dass der Großteil der politieinem beschleunigten Anstieg der Schulschen Klasse noch nicht verstanden hat, dass
den. Man kann Austeritätsprogramme in
dieser Phase der Überschuldung als volles bereits fünf nach Zwölf ist und der Point of
kommen kontraproduktiv bezeichnen. Es
no Return in Sachen Staatsverschuldung längst
sei denn, das Ziel wäre eine deflationäre
Depression wie in der Weimarer Republik
überschritten wurde.
unter Reichskanzler Brüning. Die aktuell
abstürzenden Konjunkturindikatoren und
der Börsencrash im August geben einen Vorgeschmack darprogramme auf die Agenda kommen, getarnt als intelligente
auf, was passiert, wenn die Fiskalpolitik auf dem AusteritätsInfrastrukturmaßnahmen zur Wiederherstellung der Wettbepfad fortschreitet.
werbsfähigkeit und mit dem eigentlichen Ziel, die Schulden
weg zu inflationieren, die Arbeitslosigkeit unter Kontrolle zu
Das Problem ist, dass der Großteil der politischen Klasse
halten und den Entschuldungsprozess für die breite Masse
noch nicht verstanden hat, dass es bereits fünf nach Zwölf
so erträglich wie möglich zu gestalten. Ob es so kommt, ist
jedoch in Anbetracht der ideologisch verhärteten Fronten
ist und der Point of no Return in Sachen Staatsverschuldung
längst überschritten wurde. Die Illusion von der Belastung
noch nicht sicher.
der kommenden Generationen ist naiv. Die Schuldenkrise
bedroht alle jetzt lebenden Generationen unmittelbar. DemAber wie auch immer, in beiden Szenarien stehen wir vor
dem totalen Vertrauens- und Wertverlust in unser heutiges
entsprechend unkonventionell und pragmatisch müssen jetzt
14
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Gutes Geld und schlechtes Geld
Währungssystem. Vor allem aber in die Esperantowährung
Euro und die Noch-Weltleitwährung US-Dollar. Entweder
erfolgt der Wertverlust schleichend oder auf einen Schlag
durch Staatsbankrotte und Währungsschnitte. Wir haben es
bei allen großen ungedeckten Währungen schon lange nicht
mehr mit voll funktionstüchtigem Geld im eigentlichen Sinne
zu tun.
einem negativen Realzins von 3,9% hat sie bereits öffentlich angekündigt, die britische Wirtschaft weiterhin mittels Notenpresse zu unterstützen. Spätestens ab dem dritten
Quartal dieses Jahres wird wohl auch die US-Notenbank
unter dem Druck verfallender Vermögenspreise und schlechter Arbeitsmarktdaten diesem Beispiel wieder folgen. Die
EZB kämpft zudem noch gegen das Auseinanderbrechen der
Eurozone. Die Konsequenz wird eine beschleunigte Erosion
der Kaufkraft und des Vertrauens in das staatlich sanktionierte, ungedeckte Digitalbuchgeld und Kreditgeldsystem in
Europa sein.
Gutes Geld zeichnet sich durch die Attribute beliebige Teilbarkeit, natürliche Knappheit, allgemeine Akzeptanz sowie
Wertstabilität aus. Bei genauer Betrachtung erfüllen alle großen Währungen (die sogenannten Major Currencies) lediglich den Punkt der beliebigen Teilbarkeit vollständig. Alle
anderen Anforderungen an eine Währung werden nur noch
eingeschränkt oder gar nicht erfüllt. Das passiert, wenn Planwirtschaftler die Kontrolle über das Geldsystem übernehmen und an die eigene Hybris glauben, alles vorhersehen und
steuern zu können. Man hätte vom Untergang des Ostblocks
lernen können, jetzt ist es zu spät. Der freie Markt und seine
Bürger werden die Planwirtschaftler in den Zentralbanken
auf brutale Weise in ihre Schranken weisen, in dem sie den
staatlich sanktionierten Währungen das Vertrauen entziehen.
Sieger dieses Währungskrieges
sind die vom ökonomischen und
politischen Establishment gehassten
Rohstoffwährungen Gold und Silber.
Gehasst, weil sie nicht auf Dauer manipulierbar und steuerbar sind und sich größtenteils ihrer Kontrolle entziehen.
Doch Gold und Silber erfüllen eine wichtige Funktion während dieser Phase der ökonomischen Zäsur – als Parallel- und
Reservewährungen. Die Tatsache, dass der Goldpreis zuletzt
sogar während er Eskalation der Staatsschuldenkrise in
einem Umfeld stark fallender Vermögenspreise neue Höchststände erklomm, zeigt, dass es für das Schicksal von Euro,
US-Dollar und Yen keine Rolle spielt, ob diese Schuldenkrise
in einem deflationären Kollaps oder in einer Hyperinflation
ABB. 2
In Anbetracht der sich abzeichnenden konjunkturellen
Abkühlung in Nordamerika und großen Teilen Europas, trotz
historisch einmaliger „unkonventioneller“ Konjunkturstimuli, ist auch für die Zukunft nicht davon auszugehen, dass
die für den Euro und den US-Dollar verantwortlichen Geldpolitiker ihrer Aufgabe des „Währungshütens“ nachkommen
können. Im Gegenteil tobt gerade ein unerbittlicher
EUROSTÄRKE?
Abwertungswettlauf zum Erhalt außenwirtschaftliQuelle: Bloomberg
cher Wettbewerbsvorteile. Dies ist genau das GegenGrafik: Solit Kapital GmbH
teil weltwirtschaftlicher Koordination und lässt die
geldpolitischen Zentralplaner an ihren eigenen Maßstäben scheitern. In diesem Zusammenhang muss
die Manipulation des Schweizer Franken erwähnt
werden und die absurde Drohung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) den Franken an den
untergehenden Euro zu koppeln. Damit wird auch
der Schweizer Franken als Währungsalternative
untragbar.
Aber auch die Bank of England (BoE) fährt einen
desperaten Kurs gegen die eigene Währung. Neben
15
ABB. 3
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Gutes Geld und schlechtes Geld
Noch dramatischer fällt die Negativbilanz des Euro
gegenüber der Rohstoffreservewährung Gold aus.
Hier hat der Euro sogar Dreiviertel seines Wertes
eingebüßt, und das in nur 11 Jahren (Abb. 3).
EUROSTÄRKE?
Quelle: Thomson Reuters
Grafik: Solit Kapital GmbH
Aber nicht nur gegenüber solider Währungen wertet der Euro massiv ab, auch gegenüber dem Wert
von Waren und Dienstleistungen. Die Kaufkraft
des Euro sinkt mit zunehmender Dynamik, ebenso
wie die der Weltleitwährung US-Dollar (Abb. 4).
Verwunderlich ist diese Entwicklung nicht, wenn
man bedenkt, mit welcher Geschwindigkeit die
digitalen Notenpressen der Zentralbanken in Japan,
Großbritannien, China und vor allem den USA heiß
laufen, um Geld in das Finanzsystem zu pumpen,
das diese Überschussliquidität dann u.a. in Rohstoffe umleitet und schlussendlich die Güter- und
Dienstleistungspreise in die Höhe treibt.
In jüngster Zeit wird in den Medien oft von
„Eurostärke“ gesprochen. Gemeint ist die Währungsrelation zu anderen ungedeckten Papierwährungen wie zum Beispiel dem US-Dollar oder
dem Britischen Pfund. Allerdings wird hier eine
unsolide Währung mit noch schlechteren Währungen verglichen – bezogen auf Staatsverschuldung, Defizite und Strukturprobleme. Schaut man
sich aber zum Beispiel den Euro im Vergleich zum
Schweizer Franken an, einer klassischen Krisenwährung, dann wird an der Entwicklung der eidgenössischen Valuta die massive Fluchtbewegung
aus dem Euroraum sichtbar. Schon seit Monaten
fliehen Griechen, Iren, Portugiesen, Spanier und
sogar Deutsche aus der Gemeinschaftswährung
in den relativ kleinen Währungsraum Franken. In
griechischen Bankenkreisen ist bereits von Panik
und „Bank-Run“ die Rede.
ABB. 4
endet. Das Vertrauen in diese Währungen erodiert in atemberaubendem Tempo, was zu einer Renaissance der monetären Edelmetalle führt – ungeachtet der entgegengerichteten medialen Stimmungsmache. Ein Leistungsnachweis in
Sachen Kaufkraftstabilität über mehrere Jahrtausende lässt
sich eben nicht einfach wegdiskutieren.
Je mehr die Menschen in den nächsten Monaten und Quartalen diese Tatsachen begreifen, umso intensiver wird die
Flucht in die letzten verbliebenen soliden Währungen sein
– Gold und Silber «
KAUFKRAFTVERLUST US-DOLLAR UND EURO
beschleunigt sich wieder
Quelle: Thomson Reuters
Grafik: Solit Kapital GmbH
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
Eugen Maria Schulak / Herbert Unterköfler
Die Renaissance
der Österreichischen Schule
der Nationalökonomie*
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
DIE BEWEGTE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DER LETZTEN JAHREN HAT DIE VERWENDUNGSHÄUFIGKEIT DES
WORTES „KRISE“ DRASTISCH STEIGEN LASSEN. WAR ANFANGS NOCH ALLGEMEIN VON EINER „BANKENKRISE“ DIE
REDE, SPRACH MAN BALD VON EINER „KREDITKRISE“ BZW. „LIQUIDITÄTS-“ ODER „REFINANZIERUNGSKRISE“. DIESE
SEIEN, SO WAR SPÄTER IN DEN FEUILLETONS ZU LESEN, FOLGE EINER „REGULIERUNGSKRISE“, EINER „VERTRAUENSKRISE“ ODER GAR EINER UMFASSENDEN „BANKENSYSTEM-KRISE“.
Später, als die symbiotischen Beziehungen zwischen
den kreditfinanzierenden Banken und den überstrapazierten Staatshaushalten noch deutlicher zu Tage
traten, wurde das Krisen-Vokabularium nochmals
erheblich erweitert. Heute werden bereits „Staatsund Staatsfinanzierungskrisen“, „Wirtschafts- oder
Wachstumskrisen“ oder überhaupt eine „Krise des
Wohlfahrtsstaates“ konstatiert. Die Liste dieser
Komposita ließe sich leicht fortsetzen. Dass sie
laufend länger wird, dokumentiert unter anderem
auch die Ratlosigkeit der wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Akteure. Nimmt
man deren Anspruch, wirtschaftliche Zusammenhänge und Abläufe zu verstehen und in diese allenfalls steuernd eingreifen zu können, für bare Münze,
dann ist die Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008
vor allem auch eine ernsthafte Krise der heutigen
Wirtschaftswissenschaften. Vor diesem Hintergrund
wird verständlich, warum das Interesse an alternativen Forschungsprogrammen im Allgemeinen und an
der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
im Besonderen so deutlich zugenommen hat.
zum herrschenden Zeitgeist gestellt sah. Heilsversprechende,
kollektivistische Ideologien von rechts oder links bestimmten zusehends die Politik, die Gesellschaft und das intellektuelle Leben in Europa. Selbst in de-mokratisch gebliebenen
Staaten war dieser Trend derart wirkmächtig, dass der anmaßende Anspruch von John Maynard Keynes (1883-1946), das
künftige Wohl der Menschheit sichern zu können, eine eifrige Anhängerschaft fand. Als nach dem Anschluss 1938 die
Österreichi-sche Schule schließlich unter äußerer Gewalteinwirkung zerfiel, befand sie sich bereits in einer akademischen
Außenseiterrolle. Nach dem Zweiten Weltkrieg schienen die
Ideen der Schule jegliche Strahlkraft und Aktualität verloren zu haben. Die Politik in den westlichen Ländern orientierte sich an den Ideen des Wohlfahrtsstaates und wurde
von Volkswirtschaftern sekundiert, die eine Gesellschaft im
Überfluss (Galbraith 1959) versprachen.
Heyek und Mises
Es waren Friedrich A. von Hayek und vor allem Ludwig von
Mises, die das Erbe der Österreichischen Schule in der neuen
(amerikanischen) Umgebung nicht bloß am Leben zu erhalten vermochten, sondern mit einigen Mitstreitern und neuen
Schülern sogar weiterentwickeln konnten. Hayek gewann
in seiner Zeit an der London School of Economics Ludwig
Lachmann (1906-1990) und George L.S. Shackle (1903-1992)
als Schüler. Als er 1949 nach Chicago berufen wurde, wandte
er sich jedoch vor allem dem Studium der institutionellen
Rahmenbedingungen einer freien Gesellschaft zu und wurde
den „Social Thoughts“ und nicht mehr den Wirtschaftswissenschaften zugerechnet (vgl. Boettke 1994, 613).
In einem Rückblick ist daran zu erinnern, dass sich die Schule
nach einer langen, annähernd 50jährigen wissenschaftlichen
Blüte in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts mit ihren
theoretischen Grundannahmen immer mehr im Widerspruch
) Der folgende Beitrag ist die gekürzte und überarbeitete Wiedergabe eines Kapitels aus Eugen Maria Schulak / Herbert Unterköfler, Die Wiener Schule der Nationalökonomie. Eine Geschichte ihrer Ideen, Vertreter und Institutionen, herausgegeben
von Hubert Christian Ehalt für die Wiener Vorlesungen, Dialogforum der Stadt Wien,
Verlag Bibliothek der Provinz, 2. Auflage, Weitra 2010
*
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
Im Unterschied dazu arbeitet Ludwig von Mises nach seiner
Ankunft in den USA in seinem angestammten Metier weiter. Als 64-Jähriger erhielt er 1945 eine Gastprofessor an der
New York University, die er bis ins hohe Alter von 87 Jahren
aktiv ausübte. Die Resonanz auf seine ersten beiden in den
USA verlegten Bücher (Omnipotent Government, 1944 und
Bureaucracy, 1944) war bescheiden. Human Action (1949)
wurde jedoch ein großer Erfolg (vgl. Hülsmann 2007, 883888). Wie schon 25 Jahre zuvor in Wien, gelang es Mises in
New York abermals, einen nachhaltig wirksamen Schülerkreis um sich zu versammeln. Aus diesem ging etwa Israel
M. Kirzner (geb. 1930) hervor, der in Market Theory and the
Price System (1963), Methodological individualism, Market
Equilibrium, and Market Process (1967) und Competition
and Entrepreneurship (1973) eine umfassende Markt- und
Unternehmertheorie vorlegte, welche die endogene Tendenz
einer Volkswirtschaft zum Gleichgewicht mit Hilfe des
unternehmerischen Handelns erklärte. Ein anderer Schüler,
Hans F. Sennholz (1922-2007), übersetzte viele Schriften von
Mises ins Englische und trug so zur frühen Verbreitung der
geldtheoretischen Positionen der „Österreicher“ in den USA
bei.
wurde so zu einem radikalen Vertreter der libertären Bewegung.
Ungeachtet der wachsenden Schülerzahl galten bis Mitte
der 60er Jahre die Austrians, vertreten durch Hayek oder
Mises, den meisten etablierten Ökonomen bloß als historisches Relikt. Für die Vertreter der Schule waren die 50er
und 60er Jahre „years in the wilderness“ (Zijp 1993, 73).
Sie waren eine kleine Minderheit im akademischen Leben,
deren wissenschaftliche Denkweise mit dem neoklassischen
Paradigma inkompatibel war. Die drei Grundannahmen der
Neoklassik (rationales Optimierungsverhalten, fixe Präferenzordnung und Gleichgewicht), standen damals wie heute
den Ausgangspositionen der Austrians (zweckgerichtetes
Handeln, individuelle Präferenzen und dynamische Prozesse) diametral entgegen (vgl. Boettke 1994, 602 und 604).
Darüber hinaus lehnten die Austrians eine mathematische
Behandlung nationalökonomischer Probleme grundsätzlich
ab, denn „im Gebiete des Handelns“ gäbe es „keine Maßeinheit und kein Messen“ (vgl. Mises 1953, 663).
Bei der Wiedergeburt der
Österreichischen Schule als
Modern Austrian Economics
spielten eine Reihe von historischen
Rückbesinnungen auf die zentralen
Protagonisten und die wesentlichen
Themen der Schule eine nicht
geringe Rolle.
Murray N. Rothbard
Der bedeutendeste Mises-Schüler in der Neuen Welt wurde
Murray N. Rothbard (1926-1995), später Professor an der
University of Nevada in Las Vegas. Bereits mit seinem zweibändigen Frühwerk Man, Economy and State (1962) konnte
Rothbard die Ansätze seines Lehrers insbesondere in der
Geldtheorie, der Monopoltheorie und der Zins- und Kapitaltheorie weiter vertiefen. In America’s Great Depression
(1963) legte er mit fundierten wirtschaftstheoretischen und
historischen Kenntnissen dar, über welche Kanäle die für den
künstlichen Boom in den „Goldenen 20ern“ verantwortlich
zeichnende Inflationierung vonstatten ging, die dann unvermeidlich im Börsencrash von 1929 mündete. Diese Deutung
widerspricht bis heute der vorherrschenden, keynesianisch
gefärbten Interpretation des „Schwarzen Donnerstags“. Mit
seinem dogmenhistorischen Werk An Austrian Perspective
on the History of Economic Thought (1995) legte Rothbard
eine umfassende ökonomische Theoriegeschichte aus dem
Blickwinkel der „Austrians“ vor. Immer wieder kritisierte
er die aggressive Außenpolitik der USA, die Ausdehnung
des Staates sowie die Beschneidung der Freiheitsrechte und
So erinnerte 1967 der einflussreiche englische Ökonom John
Richard Hicks (1904-1989) an die entscheidenden Auseinandersetzungen zwischen Hayek und Keynes zu Beginn der
30er Jahre, die er als „wirkliches Drama“ bezeichnete, und
rehabilitierte Hayeks damals unterlegene Position (Hicks
1967, 203). Ein Jahr später gab Hayek die gesammelten
Schriften von Carl Menger in vier Bänden heraus (Hayek
1968). Die 100-Jahr-Feier zur Veröffentlichung von Carl Mengers Grundsätze 1971, die Würdigungen von Mises’ Lebenswerk anlässlich seines Todes 1973 sowie Hayeks Nobelpreis
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für Wirtschaftswissenschaften 1974 zogen ein wachsendes
Interesse für die reichhaltige Hinterlassenschaft der Österreichischen Schule nach sich. Diese Rückbesinnung auf die
Wurzeln leitete eine völlige Neubewertung von Carl Menger ein, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist (vgl. Jaffe
1976; zuletzt Hagemann et al. 2010). In weiterer Folge wurden auch die Differenzen innerhalb der „alten“ Österreichischen Schule klarer herausgearbeitet, so etwa die methodologischen Unterschiede zwischen Menger und Böhm-Bawerk
(1851-1914) (vgl. Gloria-Palermo 1999, 39-50) sowie zwischen
Menger und Friedrich von Wieser (1851-1926) (vgl. Hoppe/
Salerno 1999). Seit den 1990er Jahren wird zudem eine Kontroverse darüber geführt, ob Hayek zur Theorie von Mises
in Opposition oder in Übereinstimmung steht (vgl. Salerno
2002, 119f. und Boettke 1994, 613).
Auflage eines weltweit verbreiteten Lehrbuchs zu lesen, dass
eine Planwirtschaft theoretisch und praktisch durchaus funktionsfähig sei (Samuelson/Nordhaus 1989, 837).
Austrian Economics
Vor diesem Hintergrunde wuchs das akademische Netzwerk der Austrians in den letzten Jahrzehnten beständig an
und strahlt seit den 80er Jahren von den USA aus in alle
Welt. Eigene Lehrstühle für „Austrian Economics“ wurden
zuerst an der New York University und an der George Mason
University in Fairfax (Virginia) eingerichtet; später folgten
andere Universitäten und Lehranstalten1 oder es wirkten an
ihnen Ökonomen im Sinne der „Österreicher“.2 Im Jahre 1982
inititiierte Llewellyn H. Rockwell, Jr. (*1944) mit Unterstützung von Margit von Mises und Murray N. Rothbard die
Gründung des Ludwig von Mises Institutes (heute mit Sitz
in Auburn/Alabama). Als wissenschaftliche Fachzeitschrift
standen von 1987-1997 das Review of Austrian Economics,
und als dessen Nachfolger bis heute The Quarterly Journal
of Austrian Economics und Review of Austrian Economics
zur Verfügung.
Zur wachsenden Attraktivität der Austrians trug auch der
Umstand bei, dass ab den 1970er Jahren das neoklassischkeynesianische Paradigma angesichts der realwirtschaftlichen Entwicklung mehrfach in eine veritable Interpretationskrise geriet und folglich alternative Erklärungsmodelle
wieder mehr Gehör fanden. Entgegen den Annahmen der
neoklassischen Lehrbücher etwa sahen sich die IndustrielänAußerhalb der USA wirkten bzw. wirken Wirtschaftswisdern gleichzeitig mit einer Inflation und einer hohen Arbeitssenschafter, Philosophen und Publizisten in der Tradition
losigkeit konfrontiert. Die Austrians konnten darauf hinweider Austrians in Großbritannien (Stephan Littlechild, Norsen, dass es der Neoklassik mit ihrem Gleichgewichtsmodell,
man B. Barry †), in Holland (Gerrit Meijer, Auke Leen), in
ihrer Vernachlässigung dynamischer Marktprozesse, ihrer
Italien (Raimondo Cubeddu, Enrico Collombatto, Michele
Außerachtlassung von subjektiven Informationen, von Wissen und von Lernen
Im Unterschied dazu stünde den Austrians ein
sowie ihrem uneingeschränkten Gebrauch
makroökonomischer Aggregate gar nicht
„sehr viel realistischeres, kohärenteres und
möglich sein könne, zu einem fundierreicheres Paradigma“ zur Verfügung
ten Verständnis der realen Wirtschaft zu
gelangen. Im Unterschied dazu stünde
Cangiani), in Frankreich (Jörg Guido Hülsmann, Pascal
den Austrians ein „sehr viel realistischeres, kohärenteres
Salin, Jacques Garello, Gerard Bramoulle, Philippe Nataf,
und reicheres Paradigma“ zur Verfügung (Huerta de Soto
2007, 120f.). Als dann im Jahre 1989 die kommunistischen
Antoine Gentier, Georges Lane, Nikolay Gertchey, Richard
Regime Osteuropas in sich zusammenbrachen, war dies eine
Arena), in Portugal (Jose Manuel Moreira), in Spanien (Jesus
weitere Bestätigung der „Österreicher“, die seit den 20er
Huerta de Soto, Rubio de Urquia, Jose Juan Franch, Angel
Jahren die Verwirklichung des Sozialismus für eine logi1) Loyola University (New Orleans), University of Missouri in Columbia (Missouri),
Pace University (New York), Florida State University in Tallahassee (Florida), Auburn
sche Unmöglichkeit hielten (vgl. Mises 1922, 443). Obwohl
University (Alabama), University of Nevada (Las Vegas), University of Buffalo sowie
Grove City College in Pennsylvania.
Hayek und Mises in der so genannten „Kalkulationsdebatte“
2) So etwa Don Lavoie, Sanford Ikeda, George Selgin, Roger Garrison, Bruce Caldwell, Richard Langlois, Stephan Boehm, Uskali Maki, Frederic Sautet, David Harper,
diese Position über mehrere Jahrzehnte hinweg mit überzeuMario J. Rizzo, Peter Boettke, Don Boudreaux, Karen I. Vaughn, Walter Block, Thomas DiLorenzo, Peter G. Klein, Joseph T. Salerno, Jeffrey Herbener, Bruce Benson,
genden Argumenten vertreten hatten, war just in der 1989er
Randal Holcombe, Roger Garrison, Roderick Long, Mark Thornton u.a.
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
Rodriquez, Oscar Vara, Javier Aranzadi del Cerro, Gabriel
Calzada), in Tschechien (Josef Šima, Dan Stastny, Jan Havel)
sowie in Japan (Yukuhiro Ikeda, Kiichiro Yagi, Jun Kobayashi, Tamotso Nishizawa, Tsutomu Hashimoto). In Deutschland besteht kein eigener „österreichischer“ Lehrstuhl, doch
eine Reihe von Fachleuten und Publizisten identifizieren sich
mit dem Forschungsprogramm der Austrians (vgl. Auflistung
bei Baader 2007, 120; anzuführen ist zusätzlich noch Thorsten Polleit). In Österreich wurden in den letzten Jahren zur
Österreichischen Schule Beiträge vor allen von Karl Milford
und Hansjörg Klausinger und eigenständige Publikationen
von Rahim Taghizadegan (Wirtschaft wirklich verstehen,
2011), Gregor Hochreiter (Krankes Geld – kranke Welt, 2010)
sowie von den Autoren dieses Artikels verfasst.
Aggression gegen das Eigentum, als ein zutiefst unmoralisches Gesellschaftssystem, das keinesfalls einer „natürlichen
Ordnung“ entspreche. Dieser Grundgedanke wurde in Demokratie, der Gott der keiner ist (2003, engl. 2001) weiter ausgebaut und um eine grundlegende Demokratiekritik erweitert.
Hoppe schrieb zahlreiche Bücher und Artikel zu theoretischen Fragestellungen der Austrians sowie zur Naturrechtsethik, aber auch wider die vorherrschenden ökonomischen
Irrtümer mit den Schwerpunkten „Geldtheorie“ und „öffentliche Güter“. 2006 begründete er die Property and Freedom
Society, die sich der intellektuellen Radikalitat in der MisesRothbard-Tradition verpflichtet fühlt.
Der an der Universite d’Angers lehrende deutschstämmige
Ökonom Jörg Guido Hülsmann (geb. 1966) wies mit A TheFührenden Vertreter der „revitalisierten“ Österreiory of Interest (2002) die Zinsdebatte in eine neue Richtung.
chischen Schule
So spiegle der Zins die sich aus der Logik des Handelns ergeDie führenden Vertreter der „revitalisierten“ Österreichibende Wertdifferenz zwischen Zielen und Mitteln wider. Im
Unterschied zu Böhm-Bawerk und Mises führte Hülsmann
schen Schule im Gewande der Austrian School of Economics in Europa sind heute Hans-Hermann Hoppe, Jörg Guido
den Zins somit nicht mehr auf den Faktor Zeit zurück. In
Hülsmann und Jesus Huerta de Soto.
seinen Arbeiten zum Geldproblem betont Hülsmann, dass
die Vertreter der subjektivistischen Wertlehre bislang zu sehr
Hans-Hermann Hoppe (geb. 1949), ein gebürtiger Deutscher,
den materiellen Aspekt, d.h. das Ökonomische im engeren
der seine Dissertation in Philosophie bei Jürgen Habermas
Sinne, herausgestrichen hatten. In Die Ethik der Geldpro(geb. 1929) schrieb, ging bereits früh zu Studienzwecken in
duktion (2007) definierte er Inflation demnach als jenen Teil
die USA. Er war langjähriger Schüler Murray N. Rothbards
der Geldproduktion, der der Verletzung von Eigentumsrechten entspringt, und siedelte die Problematik vorrangig in der Ethik an. Ganz
Bekannt wurde Huerta de Soto auch für seine
generell, so Hülsmann, würden StaatsThese, dass die spanische Spätscholastik als Vor- eingriffe in das Geldwesen eine stets
perverse Eigendynamik erzeugen, die
läufer der Österreichischen Schule zu gelten habe letztlich entweder zur Zerstörung der
Währung oder in die völlige Staatsaufund lehrte von 1986 bis 2008 an der University of Nevada. In
sicht führt. Mit The Last Knight of Liberalism (2007) legte
seiner Kritik der kausalwissenschaftlichen Sozialforschung
er unter Verwendung bisher nicht zugänglicher Quellen eine
(1983) legte er dar, dass kausalwissenschaftliche Sozialforumfassende Biographie von Ludwig von Mises vor.
schung logisch unmöglich sei, da sie mit der von jedem WisAn der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid lehrt Jesus
senschafter implizit als gültig anerkannten und argumentativ nicht wider-spruchsfrei zu bestreitenden Aussage, man
Huerta de Soto (geb. 1956), ein führender Ökonom in der
könne lernen, unvereinbar ist. Die Ökonomie könne daher
Tradition Hayeks. Der studierte Wirtschaftswissenschafkeine empirische Sozialwissenschaft sein, sondern müsse als
ter, Jurist und Versicherungsmathematiker verfasste ein
apriorische Handlungswissenschaft begriffen werden. In A
umfassendes Grundlagenwerk zur österreichischen GeldTheory of Socialism and Capitalism (1989) definierte Hoppe
und Konjunkturtheorie (Geld, Bankkredit und Konjunkturden Sozialismus als ein institutionalisiertes Verfahren der
zyklus, 2011, span. 1998). Ein weiterer Schwerpunkt seiner
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
Arbeit liegt bei der Erforschung kreativer, unternehmerisch
getriebener Marktprozesse (The Theory of Dynamic Efficiency, 2008). Bekannt wurde Huerta de Soto auch für seine
These, dass die spanische Spätscholastik als Vorläufer der
Österreichischen Schule zu gelten habe, blieb das entscheidende „missing-link“ zwischen der scholastischen Tradition
und den „Österreichern“ allerdings bislang schuldig.
Recht und Ethik (vgl. Huerta de Soto 2007 [2000], 124-127
und Boettke 1994, 608-611). Ungeachtet der Vielfältigkeit
und Diversität dieser Beiträge lässt das aktuelle Forschungsprogramm der Modern Austrians den ursprünglichen Themenkanon der „alten“ Österreichischen Schule immer noch
deutlich erkennen. Allein dies ist ein nachdrücklicher Beweis
für dessen erstaunliche Langlebigkeit und Frische. «
Das neuerwachte Interesse an der Österreichischen Schule
und an ihrer modernen Spielart, der Austrian School of
Economics, hat in den letzten Jahren zu einer Vervielfachung diesbezüglicher Publikationen, Vorträge und Kongresse sowie zur Gründung einschlägiger Foschungsinstitute, Gesellschaften und Diskussionszirkeln geführt. Die
Stellungsnahmen der Austrians zur Theorie des Geldes, des
Kredites und der Finanzmärkte sind von besonderer Aktualität. Weitere Schwerpunkte der Untersuchungen gelten der
Theorie des institutionellen Zwanges, der Preistheorie, der
Monopol- und Wettbewerbstheorie-, sowie der Wohlfahrtsökonomie und ihren Folgen. Andere fruchtbare Betätigungsfelder liegen in der Neuen Institutionenökonomik, in der Subdisziplin „Recht und Ökonomie“ sowie in der Analyse von
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[email protected]
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Wenn Währungen scheitern „Geldanlage in der Hyperinflation“
Andreas Otto
Wenn Währungen scheitern
„Geldanlage in der Hyperinflation“
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Wenn Währungen scheitern „Geldanlage in der Hyperinflation“
WER AN HYPERINFLATION DENKT, HAT DICKE GELDBÜNDEL UND EINE GELDSCHWEMME VOR AUGEN. TATSÄCHLICH
BLEIBT DAS GELD IN EINER HYPERINFLATION KNAPP. DIESER SCHEINBARE WIDERSPRUCH LÖST SICH AUF, SOBALD
MAN VERSTEHT, DASS MIT EXZESSIV GEDRUCKTEM GELD DIE SCHULDEN EINES ÜBERSCHULDETEN STAATES BEGLICHEN WERDEN. ERST DER GELDMANGEL AUF STAATSEBENE FÜHRT ZUM ANWERFEN DER NOTENPRESSE. ANDERNFALLS KÄME ES ZUM STAATSBANKROTT.
Die Aufblähung der Geldmenge führt zur allgemeinen
Teuerung. Löhne und Gehälter passen sich den steigenden Preisen an, doch immer mit Verzögerung. Die
Kaufkraft der Bevölkerung geht zurück. Irgendwann
beginnen die Menschen einen immer schnelleren Verfall der Währung zu antizipieren und geben ihr Geld so
schnell wie möglich wieder aus. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt. Letztlich steigen die Preise
sogar schneller als die Geldmenge, was Ökonomen oft
in Erstaunen versetzt. Der Teufelskreis wird erst nach
dem Zusammenbruch der Währung mit einer Währungsreform beendet.
Währungsreform hinüberzuretten, um für den Neuanfang
möglichst gute Karten zu haben. Um beide Anlageziele zu
erfüllen, müssen Geldanlagen nicht nur wertbeständig sondern auch fungibel (handelbar) sein.
Aktien
Aktien verkörpern Miteigentum an Unternehmen, also auch
Miteigentum an Industrieanlagen, Bodenschätzen usw. In
diesem Sinne besitzen sie Sachwertcharakter und sind entsprechend wertbeständig. Solange die Börsen nicht geschlossen sind, sind Aktien fungibler als viele andere Anlagen. Die
Kursfeststellung erfolgt vergleichsweise transparent. In der
Hochinflation zählt fast ausschließlich der materielle Substanzwert eines Unternehmens. Klassische Bewertungskriterien wie KGV oder FCF, die sich an Gewinnen und Dividenden orientieren, werden vorübergehend außer Kraft gesetzt.
Minengesellschaften und Industrieunternehmen sollten im
Inflationsportfolio höher gewichtet sein, Finanzwerte und
Handelsunternehmen entsprechend niedriger. Die Gefahr
einer Konfiszierung ist bei inländischen Aktien gering, bei
ausländischen allerdings höher. Bei einigen Branchen (Versorger) besteht die Gefahr der Verstaatlichung mit unzureichender Entschädigung der Aktionäre. Da die Realwirtschaft
unter der inflationären Depression leidet, können die Kurse
inflationsbereinigt auch nachgeben. Zwar schlugen deutsche
Aktien 1923, im letzten Inflationsjahr, sogar Gold, doch nur
weil Aktien mangels Alternativen als kurzfristiges Wertaufbewahrungsmittel dienten. Edelmetalle waren so gut
wie nicht im Umlauf, ihr Besitz zuletzt unter Strafe gestellt.
Aktien konnte man problemlos kaufen und wenn man Geld
brauchte, auch schnell wieder verkaufen. Die aus diesem
Grunde höhere Nachfrage war für deutsche Aktien 1923 der
Kurstreiber. In den Inflationen der neueren Zeit, z.B. denen
in Argentinien oder Osteuropa, übernahmen Dollars oder
D-Mark diese Funktion. Aktien schlugen sich nicht so gut.
Aufgrund ihrer hohen Fungibilität und des geringen Konfis-
Hyperinflationen führen zu einer Verschiebung der Preisverhältnisse. Nominal verteuern sich alle Waren, doch einige
Preise steigen viel schneller als andere. Nahrungsmittel und
Energie, die zum Leben unbedingt notwendig sind, werden
immer nachgefragt und bleiben nicht nur nominal sondern
auch real teuer. Auf Luxusgüter können die Menschen in
schlechten Zeiten dagegen verzichten. Deren Preise steigen
nominal zwar ebenfalls, doch real, d.h. inflationsbereinigt,
fallen sie. Da kaum jemand bereit ist, noch Kredite zu vergeben, die in wertlosem Geld zurückgezahlt werden, sinkt
die Nachfrage nach Gütern, die normalerweise kreditfinanziert werden. Die Preise für diese Güter fallen real ebenfalls.
Staatliche Preis- und Kapitalkontrollen verzerren das Preisgefüge noch zusätzlich.
Eine Anlagestrategie, die sich an einem Hyperinflationsszenario ausrichtet, sollte berücksichtigen, dass Einkommen aus
Vergütung für Arbeit ebenso wie Einkommen aus investiertem Kapital (Dividenden, Zinsen, Mieterträge) real schrumpfen werden. Eine Ergänzung des Einkommens durch Verkäufe während der Inflationszeit kann dann hilfreich sein
oder sogar notwendig werden. Die andere Herausforderung
besteht darin, Vermögen (Kaufkraft) in die Zeit nach der
27
ABB.
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Wenn Währungen scheitern „Geldanlage in der Hyperinflation“
INFLATIONSMATRIX





Nicht geeignet
1) Bei funktionierenden Märkten
Wenig geeignet
2) Höher, wenn Silber temporär als Geld funktioniert
Bedingt geeignet
Gut geeignet
Ausgezeichnet geeignet
Erhalt der
Kaufkraft
während der
Inflation
Kaufkrafterhalt bis nach
Währungsreform
Fungibilität
Erträge zur
Einkommensergänzung
Konfiszierungsrisiko
Günstigster
K-Zeitpunkt
Günstigster
VK-Zeitpunkt
1)
durch Verkauf,
Dividenden
gering (inländische A.) mittel
(ausländische A.)
Von der Infl ation, während
der I. als Liquiditätsspeicher
Während
und nach der
Infl ation
Von der
Infl ation
(heute)

Aktien
( in
der Endphase
möglich)


gering bis
negativ
gering
Während der
Infl ation oder
nach erfolgreicher Währungsreform
(Schnäppchen)


durch Verkauf
gering-mittel
Während
und nach
der Infl ation
(Schnäppchen)
Während der
Infl ation



durch Verkauf
möglich, aber
nicht empflehlenswert
mittel
Von der
Infl ation
Nach erfolgreicher Währungsreform


 2)
durch Verkauf
gering-mittel
Von der
Infl ation
Während der
Infl ation
 1)
Rendite
bleibt unter
Kursverlusten
nicht vorhanden (inländische), mittel
(ausländische)
Papiere
Nach erfolgreicher Währungsreform
Von der
Infl ation
(heute)
/
/
(eigengenutzt
/ vermietet,
fremdfinanziert)
(eigengenutzt
/ vermietet,
fremdfinanziert)
Kunst,
Schmuck,
Antiquitäten,
Sammlungen

Gold
Silber
Immobilien

Anleihen

( bei
nach einer
Währungsreform gekauften
Anleihen)
zierungsrisikos eignen sich Aktien besonders zur Aufbesserung des Einkommens während der Inflation, weniger als
langfristiges Mittel zum Kaufkrafterhalt. Sie gehören unbedingt in ein diversifiziertes Inflationsportfolio.
basierte Nachfrage nach Immobilien ein, was Druck auf die
inflationsbereinigten Preise bedeutet. Eine staatlich verordnete Deckelung der Mieten, die Wohnraum für Geringverdiener erschwinglich halten soll, bedeutet bei hohen Inflationsraten sinkende reale Mieteinnahmen. Notwendige
Instandhaltungskosten und Versicherungen unterliegen der
Teuerung aber in vollem Umfang. So können sogar reale Verluste entstehen. Die Immobilie, die Einkommen generieren
sollte, entwickelt sich dann zur Kostenfalle. Sind Immobilien
generell schon nicht sehr fungibel, so ist eine Immobilie mit
Sanierungsstau während einer Hyperinflation gar nicht mehr
verkäuflich. Mit Lastenausgleich, Vermögens- und Hypothekengewinnabgaben, wie sie die Währungsreformen 1923/24
und 1948 jeweils nach sich zogen, wurden Immobilienbesit-
Immobilien
„Betongold“ gilt vielen Deutschen als Inflationsanlage
schlechthin. Den größten Vorteil bieten abbezahlte, eigengenutzte Immobilien, die einen frei gestaltbaren Ort zum
Leben bieten und deren Garten zur ergänzenden Nahrungsversorgung in Krisenzeiten genutzt werden kann. Kreditfinanzierte, vermiete Immobilien haben dagegen viele Nachteile. Da Darlehn in Zeiten hoher Inflation entweder nicht
erschwinglich oder nicht verfügbar sind, bricht die kredit-
28
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Wenn Währungen scheitern „Geldanlage in der Hyperinflation“
zer auch noch Jahre später belastet. Für viele Menschen ist
die Immobilie der größte Vermögensposten. Für sie entsteht
ein Klumpenrisiko und eine ausbalancierte Streuung des Vermögens wird verhindert. Aufgrund der geringen Fungibilität
und ihres relativ hohen, nicht teilbaren Wertes sind Immo-
geförderten Goldes, macht den Goldpreis unabhängig von
Schwankungen in Produktion oder industrieller Nachfrage.
Nur relativ wenig Gold kommt jährlich zu sehr viel schon
vorhandenem Gold hinzu, was einer monetären Verwendung entgegenkommt. Aus historischer Sicht ist das Risiko
einer Konfiszierung für Gold allerdings
höher als für Silber. Silber eignet sich
Gold und Silber gelten zu Recht seit Jahrtausenvorzüglich zur Einkommensaufbesserung während der Inflation. Gold ist das
den als die Anlagen, mit denen man einen Wähbeste Vehikel, um Kaufkraft bis in die
rungszusammenbruch am besten übersteht.
Zeit nach der Inflation zu transportieren. Im Inflationsportfolio haben beide
bilien für die Supplementierung des Einkommens während
ihre Berechtigung.
der Inflationszeit kaum geeignet. Wegen der zu erwartenden
realen Wertverluste und der Gefahr eines Lastenausgleichs
Ein diversifiziertes Portfolio, das sowohl Aktien als auch
eignen sie sich aber auch nicht besonders gut, um VermöEdelmetalle enthält, sollte in Zeiten hoher Inflation nicht nur
die Kaufkraft erhalten, sondern auch ausreichend Liquidigen bis in die Zeit nach der Währungsreform zu erhalten.
Besonders kreditfinanzierte, vermietete Immobilien sind als
tät generieren können. Nur wer handlungsfähig bleibt, kann
Inflationsschutz fragwürdig. Diejenigen, die es schaffen, ihre
auch Chancen nutzen. «
Kaufkraft zu erhalten, können allerdings während und nach
WERBUNG
einer Hochinflationszeit Immobilien zu Schnäppchenpreisen erwerben. Hier bieten sich Chancen bei richtigem Timing.
$1'5($6817(5%(5*(5DW
Edelmetalle
Gold und Silber gelten zu Recht seit Jahrtausenden als
die Anlagen, mit denen man einen Währungszusammenbruch am besten übersteht. Doch zwischen den beiden
Metallen, die oft in einem Atemzug genannt werden,
gibt es wichtige Unterschiede. Silber, das Gold des kleinen Mannes, wird länger für die Massen erschwinglich
sein als Gold. Silber wird stark von der Industrie nachgefragt, was momentan die Kurse stützt, sich bei einem
Konjunkturabschwung aber negativ bemerkbar machen
wird. Zumindest in der Frühphase einer galoppierenden
Inflation sollte Silber Gold outperformen. In der Endphase einer Hyperinflation und nach einer Währungsreform wird sich Silber aber voraussichtlich viel schlechter
schlagen als Gold. Im Gegensatz zu Silber hat Gold heute
noch monetären Charakter und in Zukunft vielleicht
sogar die Chance, wieder in ein neues Weltwährungssystem integriert zu werden. Das außergewöhnlich hohe
Stock-to-Flow-Ratio, also das Verhältnis des neu geförderten bzw. verarbeiteten Goldes zur Menge allen jemals
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29
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Haute Couture des Wohnens
www.boehm-stoffe.at
GO AHEAD! business summit ‘11
Felix Zulauf
DIE KERNSCHMELZE DES FINANZSYSTEMS
Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie
Wien, 30. September und 1. Oktober 2011
James Turk
im Palais Niederösterreich
2011
1919
1929
1939
1949
49
49
1959
9
1969
1979
1989
9
99
9
1871
1914
1919
19291999
Carl Menger
In Zusammenarbeit mit
Böhm Bawerk
Ludwig von Mises
Friedrich A. von Hayek
PROGR AMM
v
Programm: Freitag, 30. September
09.00 - 10.00
Kick-Off (Rückblick & Ausblick)
10.00 - 10.45
VORTRAG
durch Nikolaus Kimla
Felix Zulauf
Anlagepolitische Großwetterlage. Strukturelle Herausforderungen in der Weltwirtschaft und im globalen
Finanzsystem. Standortbestimmung zum laufenden Zyklus.
10.45 - 11.30
DIALOG mit Hanno Bästlein, Christoph Neumayer, Felix Zulauf
MODERATION: Andreas Lampl (Chefredakteur FORMAT)
11.30 - 12.30
WORLD CAFE METHODIK
Auf den Punkt gebracht:
Staatsbankrott aus der Sicht „Problem sucht Lösung“. Bei diesen Foren werden die wichtigsten Probleme, Themen
und Herausforderungen in der zukünftigen Herausforderung aus Sicht der Teilnehmer diskutiert und aufbereitet.
Panel A: Staatsbankrott - Auswirkungen auf die Banken MODERATION: Jochen Ressel
Panel B: Staatsbankrott - Auswirkungen auf die Politik MODERATION: Johannes Thun-Hohenstein
Panel C: Staatsbankrott - Auswirkungen auf die Gesellschaft MODERATION: Saskia Wallner, Ketchum Publico
In diesen drei parallelen Panels haben die KongressteilnehmerInnen die Möglichkeit, ihre Fragen und Beiträge zum
Thema auf den Punkt zu bringen. Für einen strukturierten und produktiven Ablauf werden die einzelnen Panels von
versierten ModeratorInnen geleitet. Nach 20 Minuten wechseln die TeilnehmerInnen zum nächsten Panel und können
so bei jedem Thema mitwirken.
12.30 - 13.00
ZUSAMMENFASSUNG WORLD CAFE:
Felix Zulauf
13.00 - 14.30
MITTAGESSEN & NETWORKING
14.30 - 15.30
PARALLEL FOREN – BOOM AND BUST
MODERATION: Saskia Wallner (Ketchum Publico)
Grundlagen der Österreichische Schule [der Nationalökonomie] - die Geld- und Konjunkturtheorie
KEYNOTE: Gregor Hochreiter PODIUM: Margarete Kriz-Zwittkovits, Michael Lehofer MODERATION: Jochen Ressel
Crack-up-Boom: Theorie, Status-Quo und die weitere Entwicklung, so wie sie von Smart Investor eingeschätzt wird
KEYNOTE: Ralf Flierl PODIUM: Steffen Krug, Raimund Dietz MODERATION: Fabian Grummes
Was die Konzepte der Austrians in der aktuellen Krise bringen
KEYNOTE: Barbara Kolm PODIUM: Stefan Zapotocky, Jürgen Marchart
MODERATION: Boehringer Simone (Süddeutsche Zeitung)
Neue Geschäftschancen für Kriminelle - statt „Abbau von Schulden? Unsere Wirtschafts- und Sozialpolitik bietet
Mafiosi zig Chancen Milliarden zu verdienen! – schröpfen wir Kriminelle um Staatschulden zu reduzieren.
KEYNOTE: Maximilian Burger Scheidlin PODIUM: Hans-Georg Kantner, Georg Zanger
MODERATION: Oliver Tanzer (Ressortleiter Wirtschaft & Politik, DIE FURCHE)
15.30 - 16.00
PAUSE & NETWORKING
16.00 - 16.45
VORTRAG
Markus C. Kerber
Die Krise des Euro und die Revolte der Bürger. Anmerkungen zur Dekadenz der EWU und ihren Verursachern.
16.45 - 17.30
DIALOG mit Rainer Münz, Peter Brandner, Markus C.Kerber
MODERATION: Karl-Peter Schwarz (FAZ)
17.30 - 18.00
VORTRAG
Manfred Kastner
Wurzeln und Auswege aus der Sackgasse. Kreative Zerstörung und Neuanfang – möge sich fern
von Altem Neues entfalten.
1919
1929
1939
1949
1959
1969
GO AHEAD! business summit ‘11
Programm: Samstag, 1. Oktober
09.00 - 09.30
RÜCKBLICK & AUSBLICK Johannes Thun-Hohenstein
09.30 - 10.15
VORTRAG
Philipp Vorndran
Jede Krise kann auch als Chance verstanden werden: Sachwerte stehen vor einer großen Renaissance, es gilt in
volatilen Zeiten die Nerven zu bewahren
10.15 - 10.45
DIALOG mit Constantin Veyder-Malberg, Philipp Vorndran, Reinhard Backhausen
MODERATION: Lukas Sustala (Der STANDARD)
10.45 - 11.00
PAUSE & NETWORKING
11.00 - 11.30
VORTRAG James
Turk
Gold’s Price will Rise Because Gold is Money. Though its monetary features have often been overlooked in recent
decades, gold has not lost the unique and inimitable attributes that make it money. Ongoing problems with national
currencies are leading to a greater reliance on gold worldwide, with the inevitable result that gold will soon return to
its traditional and rightful role as international money.
11.30 - 12.00
DIALOG mit Hannes Zipfel, James Turk, Martin Siegel
MODERATION: Patricia Helletzgruber
12.00 - 12.30
VORTRAG Ralf
Flierl
Gutes Geld: Wie Geld in die Welt kommt, woran das herrschende System krankt und was eine gesunde Geldordnung
ausmacht.
12.30 - 13.00
DIALOG mit Ralf Flierl, Andreas Böger, Joachim Rene Zyla
MODERATION: Fabian Grummes
13.00 - 14.00
VORTRAG
Thorsten Polleit
Die Kraft der guten Ideen. Werk und Wirkung der Österreichischen Schule der Nationalökonomie - Wichtige Beiträge
und Erkenntnisse der Österreichischen Schule der Nationalökonomie.
14.00 - 14.15
SCHLUSSWORT Nikolaus Kimla
14.15 - 16.00
MITTAGESSEN & NETWORKING
Von anderen ökonomischen Zugängen unterscheidet sich die Österreichische
Schule der Nationalökonomie insbesondere darin, dass sie ein wesentlich
realistischeres Menschenbild zulässt.
1979
1989
1999
2009
2019
NOTIZEN
Felix Zulauf
Anlagepolitische Großwetterlage.
NOTIZEN
Strukturelle Herausforderungen in der Weltwirtschaft und im globalen Finanzsystem. Standortbestimmung zum laufenden Zyklus.
1919
1929
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1969
PAR ALLEL FOREN – BOOM AND BUST
GO AHEAD! business summit ‘11
Grundlagen der Österreichische Schule [der Nationalökonomie] - die Geld- und Konjunkturtheorie
Crack-up-Boom
Was die Konzepte der Austrians in der aktuellen Krise bringen
FOREN
NOTIZEN
Neue Geschäftschancen für Kriminelle - statt „Abbau von Schulden?
1979
1989
1999
2009
2019
NOTIZEN
Markus C. Kerber
Die Krise des Euro und die Revolte der Bürger.
NOTIZEN
Anmerkungen zur Dekadenz der EWU und ihren Verursachern.
1919
1929
1939
1949
1959
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GO AHEAD! business summit ‘11
Manfred Kastner
Wurzeln und Auswege aus der Sackgasse.
NOTIZEN
Kreative Zerstörung und Neuanfang – möge sich fern von Altem Neues entfalten.
1979
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2009
2019
NOTIZEN
Philipp Vorndran
Jede Krise kann auch als Chance verstanden werden:
NOTIZEN
Sachwerte stehen vor einer großen Renaissance, es gilt in volatilen Zeiten die Nerven zu bewahren
1919
1929
1939
1949
1959
1969
GO AHEAD! business summit ‘11
James Turk
Gold’s Price will Rise Because Gold is Money
NOTIZEN
Though its monetary features have often been overlooked in recent decades, gold has not lost the
unique and inimitable attributes that make it money. Ongoing problems with national currencies are
leading to a greater reliance on gold worldwide, with the inevitable result that gold will soon return to
its traditional and rightful role as international money.
1979
1989
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NOTIZEN
Ralf Flierl
Gutes Geld:
NOTIZEN
Wie Geld in die Welt kommt, woran das herrschende System krankt und was eine gesunde Geldordnung ausmacht.
1919
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GO AHEAD! business summit ‘11
Thorsten Polleit
Die Kraft der guten Ideen.
NOTIZEN
Werk und Wirkung der Österreichischen Schule der Nationalökonomie - Wichtige Beiträge und Erkenntnisse der Österreichischen Schule der Nationalökonomie.
1979
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REFERENTEN UND DIALOGPARTNER
Ing. Reinhard
Backhausen
Dr.
Hanno M. Bästlein
Präsident des Fachverbandes der Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie sowie seit
1997 Geschäftsführer der Firma Backhausen
Seit April 2006 Vorsitzender des Vorstands der
Constantia Packaging GmbH. Nach Banklehre
und Studium der Wirtschaftswissenschaften
interior textiles. Backhausen ist außerdem u.a. Vorstandsmitglied der EURATEX (Dachverband der Europäischen
Textilindustrie), Vorstandsmitglied des Österreichischen
Chemiefaserinstitutes (MFI) und Präsident des Österreichischen Institutes für Ökologie, Technik und Innovation (ÖTI).
2007 wurde er vom Österreichischen Gewerbeverein zum
„Unternehmer des Jahres 2007, Kategorie Familienunternehmen“ ausgezeichnet.
in Deutschland und Kalifornien Start der beruflichen
Laufbahn bei einem mittelständischem Anlagenbauer. 1994
Wechsel zur Hochtief AG. In leitender Position insbesondere für die Internationalisierung des Konzerns zuständig.
Nach Station als Finanzchef eines internationalen Einzelhandelsunternehmens erfolgte 2004 die Bestellung zum
Finanzvorstand der VA Technologie AG. Vorsitz und Mitglied
in diversen Aufsichtsräten sowie u.a. Mitglied des Bundesvorstands der Industriellenvereinigung Österreich.
Andreas Böger
Mag.
Peter Brandner
Seit Oktober 2007 Portfolio Manager des APM
Gold & Resources Fund, ein auf den Edelmetallsektor spezialisierter UCITS III Investmentfonds
Peter Brandner ist als Fachexperte für empirische
Wirtschafts- und Finanzmarktforschung im Bundesministerium für Finanzen tätig. Davor war er
mit aktivem Risikomanagement. Der Fonds soll als kapitalmarktgebundenes Produkt eine höhere risikobereinigte
Rendite als passive Investments in Gold und Goldaktien
erwirtschaften. Das Management erfolgt unter Berücksichtigung der Lehren der Österreichischen Nationalökonomie,
hier insbesondere die unterschiedliche Behandlung von
Theorie und Geschichte des menschlichen Handelns. Herr
Böger, CAIA Mitglied, ist nach Abschluss seines Medizinstudiums in die Finanzbranche gewechselt, in der er seit 10
Jahren tätig ist.
wirtschaftspolitischer Berater im Kabinett von Finanzminister Grasser, Wirtschaftswissenschafter sowohl am
Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO),
als auch am Institut für Höhere Studien (IHS), der Universität Wien und in der Österreichischen Nationalbank (OENB).
Seine Forschungsschwerpunkte und Publikationen umfassen unter anderem die Gebiete Geld- und Fiskalpolitik
sowie Finanzmärkte. Er fungiert außerdem als Experte des
Staatsschuldenausschusses.
1919
1929
1939
1949
1959
1969
GO AHEAD! business summit ‘11
Dipl. Volkswirt Dr.
Raimund Dietz
Dr. Max
Burger-Scheidlin
Studium der Wirtschaftswissenschaften, Politik
und Mathematik in Innsbruck und Berlin, wissenschaftlicher Assistent an der Freien und
Geschäftsführer von ICC Austria - Internationale
Handelskammer; Experte für Globalisierung, AntiKorruption, Produktpiraterie, Wirtschaftskrimina-
Technischen Universität (1969-74), Mitarbeiter am Wiener
Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (1975-97),
Konsulent osteuropäischer Regierungen im Auftrag der EU
und OECD, Aufsichtsrat in etlichen Firmen. Coach, Trainer,
Ökonom und Systemanalytiker, Konsulent Business Angel,
Finanzmarktspezialist. Autor mehrerer Bücher, u.a. „Geld
und Schuld - eine ökonomische Theorie der Gesellschaft“.
lität, Wirtschaft und Ethik; führende Stimme zu: „Wie finanzieren wir – unfreiwillig – Kriminelle, Mafiosi, Menschenschmuggler, Terroristen?“. Mitglied der ICC Anti-Corruption
Commission, Paris; Partner von Commercial Crime Services,
London; Lehrbeauftragter „Prävention von Wirtschaftskriminalität“: Donau Universität Krems, MCI Innsbruck; Seit
35 Jahren Beratung von Unternehmen bei Internationalisierung; Auslandsaufenthalte in Sudan, Saudi Arabien, Kuwait,
Australien, Japan, Korea, Philippinen, Malaysia; Beratungstätigkeiten in 85 Staaten. Ko-Autor zahlreicher Bücher.
Dipl-Kfm. Ralf Flierl
Mag. Gregor
Hochreiter, M.Sc.
Gründer und Geschäftsführer der in München
ansässigen Smart Investor Media GmbH sowie
Chefredakteur des Magazins Smart Investor.
Gründer und Vorstand des „Institut für Wertewirtschaft“. Das Institut widmet sich u.a. der Forschung
und Vermittlung einer realistischen Ökonomie in
Zudem verantwortlich für den wöchentlich erscheinenden
Börsen-Letter Smart Investor Weekly. Das Smart Investor
Magazin vermittelt fernab vom Mainstream interessantes
Börsen-Know-how und ist ein kompetenter Ratgeber bei
Investmententscheidungen. Vor seiner jetzigen Tätigkeit
war er unter anderem Wertpapieranalyst bei der FINANZWOCHE in Pullach bei München und Leiter des Research bei
der GoingPublic Media AG in Wolfratshausen.
der Tradition der „Wiener Schule der Ökonomie“. Lehraufträge an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Hochschule
Liechtenstein. Autor von „Langfristig Werte sichern“, KoAutor von „Der Anti-Steingart“ und „The Regulation Race“.
Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien, sowie einer postgradualen Ausbildung an der
Universität Aalborg (Dk) für das CEPS (Centre for European
Policy Studies), einem Brüsseler Think Tank tätig.
1979
1989
1999
2009
2019
REFERENTEN UND DIALOGPARTNER
Dr. Hans-Georg
Kantner
Mag.
Manfred Kastner
Seit 1995 beim Kreditschutzverband, wo er seit
1996 den Bereich Insolvenz leitet. Nach seinem
Studium der Rechtswissenschaften langjährige
Vorsitzender des Vorstands des Gasdienstleistungsunternehmens C.A.T. oil AG. Gründungspartner von Model Management.com und Partner
Tätigkeit im Kommerzkreditgeschäft einer österreichischen
Großbank. Seine beruflichen Aufgaben spannen den Bogen
von Firmensanierungen in und außerhalb von Insolvenzverfahren bis zu Insolvenzursachenforschung und Fragen des
Datenschutzes. Er publiziert laufend zu diesen Themen und
ist auch Referent bei Wirtschaftssymposien.
von Production Paradise.com und Kay Kim Haute Couture. In verschiedenen sozialen Projekten involviert und
u.a. Partner und Präsident des Verwaltungsrat des Vision
Microfinance Fonds, der 2005 gegründet wurde und aktuell
über 100 Millionen US$ Darlehen an die Armen in über 20
Ländern vergeben hat. Kastner ist Förderer und Vorstandsmitglied der Antara Stiftung. Seine Studienschwerpunkte
waren Volkswirtschaft, Kapitalmärkte und Sprachen und er
hat die Wirtschaftsuniversität Wien abgeschlossen.
Prof. Dr.
Markus C. Kerber
Mag.
Nikolaus Kimla
ist Professor für öffentliche Finanzwirtschaft und
Wirtschaftspolitik an der Technischen Universität
Berlin. Seit 2006 ist er Gastprofessor für Verteidi-
Ursprünglich Evangelischer Theologe, Mitgründer
und geschäftsführender Gesellschafter der uptime ITechnologies GmbH. Initiator der 2004
gungsökonomie am I.E.P., Paris. Von 1991 – 2001 war er
Gastdozent an der Führungsakademie der Bundeswehr. Seit
1991/92 ist Kerber Rechtsanwalt und Unternehmensberater
in Berlin, Paris und London. Zu seinen Tätigkeiten zählen
ebenfalls leitende Posten für Investmentbanken in Paris
und London. Kerber veröffentlicht zahlreiche Schriften zur
öffentlichen Finanzwirtschaft, Unternehmensfinanzierung
sowie Gesellschaftsrecht, Kartellrecht und Europarecht.
2011 erschien „Der Verfassungsstaat ist ohne Alternative“.
gegründeten unabhängigen Wirtschafts- und ContentPlattform GO-AHEAD!, die sich u.a. an den Grundsätzen der
freien Marktwirtschaft im Sinne einer liberalen und sozial
eingestellten Verantwortlichkeit orientiert. Veranstalter des
Kongresses GO AHEAD! business summit als Initiative, um
Lehre, Prinzipien und Perspektiven der österreichischen
Schule der Nationalökonomie in Österreich im wirtschaftspolitischen Diskurs zu verankern und ihre Lösungsansätze
für den Anleger, den Unternehmer und den Manager sowie
die politisch Verantwortlichen nutzbar zu machen.
1919
1929
1939
1949
1959
1969
GO AHEAD! business summit ‘11
Mag. Dr.
Barbara Kolm
Margarete
Kriz-Zwittkovits
Generalsekretärin das Friedrich August v. Hayek
Institut in Wien, das als „Großhändler von Ideen“
marktwirtschaftliche Lösungen in den Bereichen
Seit 2008 (ehrenamtliche) Präsidentin des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV) und damit die
erste Frau an der Spitze des Vereins seit dessen
Bildung, Gesundheit, Sicherung des Arbeits- u. Wirtschaftsstandortes und Armutsbekämpfung anbietet, sowie die
Lehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
verbreitet. Gründerin des Austrian Economics Center, das
sich der Forschung und Politikberatung im Bereich der
gesellschaftlichen Verantwortung von Individuen in Kombination mit ökonomischen Fragen widmet. Mitglied der Mont
Pélerin Society und Präsidentin der European Coalition for
Economic Growth. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre
an der Universität Innsbruck und der UCLA.
Gründung im Jahre 1839. Sie ist außerdem Geschäftsführerin von zwei Unternehmen - der „Margarete Zwittkovits
GmbH“ sowie der „Zwittkovits Immobilien Verwertungsgesellschaft Gesellschaft m.b.H.“. Neben einer Unternehmerehrung des Österreichischen Gewerbevereins im Jahr 2003
wurde sie 2009 zur Kommerzialrätin ernannt.
Dipl. Volksw.
Steffen Krug
Prim.
Univ.-Prof. DDr.
Michael Lehofer
Gründete 2009 das Institut für Austrian Asset
Management (ifAAM-Institut). Krug studierte
Volkswirtschaftslehre an der Uni Heidelberg,
ist ärztlicher Leiter der Landesnervenklinik Sigmund Freud in Graz, wo er davor elf Jahre lang die
Psychiatrische Abteilung leitete.
ESC Reims in Frankreich und an der Europa-UniversitätViadrina in Frankfurt an der Oder. Er war zwei Jahre lang
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr.
Jan Winiecki, einem Vertreter der Österreichischen Schule
der Ökonomie. Nach einem Traineeprogramm bei der Vereins- und Westbank in Hamburg war er dort anschließend
als Wertpapierspezialist am Alten Wall tätig. 2001 machte
er sich als Anlageberater und Finanzmakler selbständig
(Lacruche Brokerage).
Er ist selbst Führungskraft und Vorgesetzer von mehreren
hundert Mitarbeitern,Psychologe, Psychiater und Psychotherapeut. Er ist Autor von zwei Gedichtbänden, Vortragender und anerkannter Führungskräftecoach.
1979
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1999
2009
2019
REFERENTEN UND DIALOGPARTNER
Univ.-Prof. Dr.
Rainer Münz
Dr. Jürgen Marchart
Seit Januar 2007 Geschäftsführer der AVCO, war
Akademischer Direktor der Erste School of Banzuvor in der Österreichischen Forschungsfördeking and Finance (Erste Group) und Senior Fellow
rungsgesellschaft (FFG) tätig, wo er ein Programm am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut
zur Finanzierung von Start-up Unternehmen leitete. Neben
der Tätigkeit im Bereich der Unternehmensfinanzierung
konnte er auch wertvolle Erfahrung in der Leitung und im
Management von FTI-Programmen und der Entwicklung
von Evaluierungskonzepten sammeln. Davor war er in zwei
Start-Up’s in Deutschland (München) und Österreich (Wien)
tätig.
(HWWI). Von 2008 - 2010 Mitglied der Reflexionsgruppe
„Horizont 2020 – 2030“ der Europäischen Union (sogenannter EU-„Weisenrat“). Derzeit Lehramt an der Universität St.
Gallen. Münz ist ein Experte zu Fragen von Bevölkerungsentwicklung, internationale Migration und demographischer Alterung sowie deren Auswirkungen auf Wirtschaft,
soziale Sicherungssysteme und das Bankgeschäft.
Mag. Christoph
Neumayer
Prof. Dr.
Thorsten Polleit
Seit April 2011 Generalsekretär der Industriellenvereinigung, davor war Neumayer u.a. als Bereichsleiter Marketing & Kommunikation,
Seit Oktober 2000 Chief German Economist bei
Barclays Capital. Davor für ABN AMRO in Frankfurt am Main, London und Amsterdam tätig und
Leiter des IV-Newsroom sowie Chefredakteur des „Pressedienst der Industrie“ in der Industriellenvereinigung aktiv.
1995 erhielt Neumayer, als Mitarbeiter der ORF-Minderheitenredaktion, den „Claus Gatterer Journalistenpreis“. Er ist
außerdem seit 2002 als Lektor am Institut für Publizistik
Universität Salzburg und am Institut für Publizistik und
Kommunikationswissenschaft, Universität Wien, tätig.
ab März 1998 Chief German Economist von ABN AMRO
Deutschland AG. Mitglied der Friedrich-August-von-HayekGesellschaft und des Forschungs-Netzwerks Research on
Money in the Economy (ROME). Sein Hauptinteressengebiet
liegt in den Bereichen monetäre Ökonomik, Geldtheorie
und -politik, sowie Kapitalmarktheorie. Er gründete im Jahr
2000 die ECB Observer, eine unabhängige Beobachtergruppe der Europäischen Zentralbank. 2003 erhielt er einen Ruf
als Honorarprofessor an die Frankfurt School of Finance &
Management.
1919
1929
1939
1949
1959
1969
GO AHEAD! business summit ‘11
Martin Siegel
Mag. Johannes
Thun-Hohenstein
Berater des Stabilitas Pacific Gold + Metals (Bester Goldminenfonds 2009) sowie tägliche Marktberichte und Analysen auf www.goldhotline.de.
Seit 2002 selbstständiger Berater im Medienbereich, führt Thun-Hohenstein als Trainer und
Coach Entscheidungsträger zu neuen Leistungen.
Gründer der Goldhandelsfirma Westgold. Seit 1987 gab
er über drei Jahre den Börsebrief „Der Goldmarkt“ heraus
und verfasste sechs Bücher über die Analyse des Goldmarktes und Goldminenaktien. Er war Berater des Fonds
PEH –Q – Goldmines und gründete 2006 schließlich seine
eigene Goldhandelsfirma „Westgold“. Seit 2007 ist Siegel Berater des Stabilitas Pacific Gold + Metals. Tägliche
Marktberichte und Analysen auf www.goldhotline.de und
www.goldseiten.de.
Zu seinen Kunden zählen Medien- und Kommunikationsunternehmen in Österreich, Deutschland, UK und Irland. Er
verfügt über umfangreiche Medienerfahrung durch Tätigkeiten als Geschäftsführer eines Spartenkanals, Gründer
von Radio Energy in Wien, Geschäftsführer eine Filmdistributionsfirma, die Übernahme von ATV in Österreich durch
Dr. Kloiber, den Start von TV2 in Ungarn. Gründer des IAB Internet Advertising Bureau; bis 1995 Führung des Management Club in Wien; davor im Kabinett des Bundesministers
für Wissenschaft und Forschung Dr. Erhard Busek.
James Turk, B.A.
Mag. Constantin
Veyder-Malberg
Gründer der Edelmetall-Handelsplattform GoldMoney und Vorstand der GoldMoney Foundation.
Turk begann seine Karriere nach Abschluss
Mitglied im Vorstand der Capital Bank - GRAWE
Gruppe AG. In dieser Funktion für die Bereiche
Private Banking, Investment Services und Treasury
des Studiums in internationaler Wirtschaft im Jahr 1969 bei
der Chase Manhattan Bank, wechselte bald in die Edelmetall-Branche und war von 1983 bis 1987 Manager der Rohstoffabteilung der Investmentbehörde von Abu Dhabi. Er
ist Autor zweier Bücher, sowie verschiedener Monografien
und Artikel über Geld und das Bankwesen. Des Weiteren ist
er Co-Autor des Buches The Coming Collapse of the Dollar,
welches in einer neu veröffentlichten Taschenbuchversion
aktualisiert wurde und nun den Titel The Collapse of the
Dollar trägt.
zuständig. Daneben ist er Vorstand in der Brüll Kalmus Bank
AG. Die Capital Bank Gruppe ist Teil des Versicherungskonzerns der Grazer Wechselseitigen und verwaltet über die
KAG rund 2,5 Mrd. € Konzerngelder, sowie rund 4 Mrd. an
Kundengeldern. Veyder-Malberg verfügt über mehr als 20
Jahre Erfahrung im Wertpapiergeschäft, davon 15 Jahre
als Bank bzw. KAG-Vorstand. Seine Stationen waren das
Bankhaus Spängler, die Focus Wertpapierverwaltungs- und
FinanzberatungsgmbH, die Schoellerbank, die Austro-Bavaria Investment AG sowie SKWB Schoellerbank Invest AG.
1979
1989
1999
2009
2019
REFERENTEN UND DIALOGPARTNER
Philipp Vorndran
Dr. Georg Zanger
verstärkt als Kapitalmarkt Stratege seit Anfang
2009 das Investment Team von Flossbach & von
Storch. Er begleitet die Flossbach & von Storch
Seit 1975 selbständiger Rechtsanwalt in Wien mit
Schwerpunkt auf kreativen Lösungen für Wirtschaftsunternehmen. Lektor für Wettbewerbsrecht,
AG zuvor bereits seit 2005 als Aufsichtsrat. Davor von
1997 bis 2008 bei der Credit Suisse Gruppe in verschiedenen Funktionen. Unter anderem als globaler Chefstratege
im Asset Management sowie von 2004 bis 2006 CEO der
Credit Suisse Asset Management GmbH in Deutschland.
Seinen beruflichen Werdegang startete er bei Julius Bär in
Frankfurt und Zürich. Leitete dort von 1992 bis 1996 unter
anderem den Bereich Derivative von Julius Bär Asset Management.
Urheberrecht und Medienrecht an den Universitäten Salzburg und Wien, sowie Vortragender am Universitätslehrgang
für Rechtsinformatik an der Universität Wien. Absolvierte
2004 und 2005 das internationale und europäische Wirtschaftsrechtstudium an der Hochschule St. Gallen und
bekam den „Master of Business Law“ verliehen.
DI Dr. tech.
Stefan Zapotocky
Hannes Zipfel
Vorstand der BAST AG Value & Invest DevelopSeit Jänner 2011 Vorstand & Chefökonom VSP Fiment sowie der BAST Investment AG und Genancial Services AG sowie Edelmetall- und Wähschäftsführer der BAST Unternehmensbeteiligung rungsexperte der Solit Kapital GmbH.
GmbH. Von 1975-1988 Leitung der Bereiche Strategische
Unternehmensplanung und Kapitalmarktemissionen der
ERSTE BANK AG. 1988-2000 Aufbau und Leitung der LB
Capital Markets, Österreichische Länderbank AG; zudem
stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrates der LB, später BA
Industrieholding und der BA Investmentbank sowie Leiter
des Ressorts Wertpapiere bzw. Asset Management der BACA AG. 2000 Berufung in den Vorstand der Wiener Börse AG.
Aufsichtsrat der ÖIAG, Wien und Capital Leben Versicherungs AG, Liechtenstein.
1919
1929
1939
Im Anschluss an das Studium der Volkswirtschaftslehre zunächst als Financial Adviser bei dem Discountbroker Consors tätig. Später am Aufbau des Bereiches Anlageberatung
maßgeblich beteiligt. Zusätzlich Mitglied des Anlageausschusses und Fachreferent für Finanzmarktthemen. Autor
der Monatspublikation „Finanzmärkte aktuell – Konjunktur,
Märkte Portfolio“. Ab 2008 Vorsitzender des Asset Management Ausschuss der Top Ten Portfolio Management GmbH,
2009 Chefökonom bei der MK Luxinvest.
1949
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GO AHEAD! business summit ‘11
Felix W. Zulauf
Dr.
Joachim Rene Zyla
Inhaber der von ihm gegründeten Zulauf Asset
Management AG, Zug / Schweiz. Seine Laufbahn
führte ihn vorher bei der UBS in Zürich durch
Zählt zu den erfahrensten europäischen Analytikern des Wirtschaftslebens mit dem Schwerpunkt Senior Management-Evaluierung.
verschiedene Positionen, unter anderem als Fondsmanager, globaler Anlagestratege und Leiter des institutionellen
Portfolio Managements. Dazwischen dienten ihm Auslandeinsätze bei renommierten Börsenfirmen in New York und
Paris zur Vertiefung der Fachkenntnisse globaler Finanzmärkte. 1990 gründete er die Zulauf Asset Management
AG, um seine Anlagephilosophie frei von konventionellen
institutionellen Restriktionen umsetzen zu können. Er ist
verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.
Nach Studien in Wien, Paris und an der Harvard Business
School in Boston verfolgte er zunächst seine Karriere im
internationalen Investment Banking, u.a. bei Credit Suisse
First Boston Ltd. in London. 1990 Wechsel in die Managementberatung, ab 1997 CEO von Odgers Berndtson Central
Europe, einem der größten Executive Search Unternehmen
in Zentraleuropa. Im Sinne eines „Knowledge Sharing“
hält Zyla hochspezialisierte Seminare für Manager in ganz
Europa.
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R AHMENPROGR AMM & RÜCKBLICK BUSINESS SUMMIT 2009 UND 2010
Rahmenprogramm
Um über den Kongress hinausgehenden Mehrwert zu schaffen, bietet GO AHEAD! für die Sprecher
und Teilnehmer des Kongresses auch in diesem Jahr wieder besondere Side-Events.
Freitag, 30. September
Beginn 19.00 Uhr
„Kabarett- Cocktail“
Kabarett mit Werner Brix
Palais Esterhazy
Wallnerstraße 4/1
A-1010 Wien
Samstag, 1. Oktober
„Lange Nacht der Museen“
Eine Veranstaltung des ORF für kulturinteressierte
Nachtschwärmer. Eintritt 13,- EUR
Von 18.00 bis 01.00 Uhr Früh.
Information und Ticketbestellung:
http://langenacht.orf.at
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GO AHEAD! business summit ‘11
Rückblick business summit 2009 und 2010
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KONGRESSORT
Palais Niederösterreich
Landtagssaal
Palais Niederösterreich
Rittersaal
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GO AHEAD! business summit ‘11
Palais Niederösterreich
Prälatensaal
Palais Niederösterreich
Herrensaal
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PARTNERS & SPONSOREN
Veranstalter
In Zusammenarbeit mit
Mit freundlicher Unterstützung von
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GO AHEAD! business summit ‘11
Partner
CLUB UNABHÄNGIGER LIBERALER
FÜR LIBERALE ALLER RICHTUNGEN UND AUS ALLEN PARTEIEN
Medienpartner
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Eine „österreichische Welt“
Ralf Flierl
Eine „österreichische Welt“
Wie sähe eine Gesellschaft aus, die über eine
wettbewerbliche Geldordnung verfügt?
56
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Eine „österreichische Welt“
WENN MAN SICH ALL DIE PUNKTE VERGEGENWÄRTIGT, DIE IN DIESER AUSGABE BEZÜGLICH „GUTEN GELDES“ BESCHRIEBEN WERDEN, SO STELLT SICH NATÜRLICH DIE
ENTSCHEIDENDE FRAGE: WIE SÄHE DENN EINE SOLCHE GESELLSCHAFT
AUS, IN DER ES KEIN VON STAATSWEGEN AUFGEZWUNGENES, SONDERN
EIN WETTBEWERBLICHES GELD GÄBE. WÄRE DIESE WELT ANDERS, EINFACHER ODER GAR BESSER ALS DIE JETZIGE?
Einige wichtige Aspekte, insbesondere hinsichtlich
der Finanzindustrie und der Börse, hatten wir bereits
in der Titelgeschichte der Ausgabe 8/2010 beschrieben (dort im Artikel „Durch die österreichische Brille“
auf S. 51). Der hier vorliegende Beitrag soll eine Weiterführung in den Bereichen Gesellschaft, Sozialwesen und Politik bringen. Da es sich um eine utopische
– und aus Sicht des Autors wünschenswerte – Welt
handelt, wurde vornehmlich im Konjunktiv formuliert.
minimal, eine Verschuldung wäre ihm obendrein kaum möglich. Dies hätte zur Folge, dass den Menschen ein ungleich
höherer Betrag (z.B. 90%) von ihrem Einkommen verbliebe
als dies heute der Fall ist. Der finanzielle Gestaltungsspielraum wäre also dementsprechend sehr viel größer, was mehr
Freiheit bedeutet. Allerdings wären die Menschen damit
gezwungen, sich um bisher staatlicherseits organisierte
Angelegenheiten selbst zu kümmern, z.B. um Bildung oder
Vorsorge für den Krankheitsfall. Das bedeutet: Die Menschen müssten das Mehr an finanziellen Mitteln selbständig so einsetzen, dass sie und ihr Eigentum (auch Körper,
Seele und Geist sind Eigentum des Menschen) maximalen
Nutzen davon haben. Dieser Gedanke klingt für die meisten von uns recht befremdlich, aber mal ganz ehrlich: Wer
weiß denn besser um seine eigenen Bedürfnisse Bescheid als
ein Mensch selbst? Ein übergeordneter, unpersönlicher Staat
bestimmt nicht!
Freiheit und Eigentum
In einer solchen „österreichischen Welt“ könnten die Menschen maximale Freiheit und absoluten Schutz ihres Eigentums genießen. Dies klingt erst einmal fabelhaft. Wer will
denn nicht frei sein und Eigentum haben? Aber ganz so einfach ist das nicht. Denn für Freiheit muss man auch bereit
sein und mit Eigentum muss man auch umgehen können, was
an folgender Überlegung verdeutlicht werden soll:
Sozialwesen
Wäre denn eine solche Gesellschaft nicht von Egoismus und
Asozialität2 geprägt? Hierzu gilt es zu beachten, dass die
Freiheit jedes einzelnen Menschen immer dort endet, wo die
Freiheit des anderen Menschen beginnt. Wenn also staatliche
Vorschriften für das Zusammenleben so gering und so einfach wie möglich ausgestaltet sind, so werden die Menschen
Steuern und Sozialabgaben
Der Staat würde in einer solchen Welt vermutlich auf ein
Minimum reduziert sein, d.h. die Einkommensteuern wären
auf einem niedrigen Satz (z.B. 10%) und Konsumsteuern und
Sozialabgaben gäbe es vermutlich gar nicht1. Damit wäre der
Anteil des Staates am gesamten Wirtschaftsgeschehen nur
1) Konsumsteuern (wie z.B. Mehrwertsteuer) treffen übrigens in erster Linie die
untere Sozialschicht, weil dort der Anteil des Konsums am Gesamteinkommen sehr
hoch ist.
2) Unter Asozialität wird ein von der geforderten oder anerkannten gesellschaftlichen Norm abweichendes Individualverhalten verstanden.
57
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Eine „österreichische Welt“
Die weit verbreiteten Phänomene wie Sozialbetrug,
Schwarzarbeit, Steuerflucht und -hinterziehung
werden in unserer Zeit zu den schlimmsten Auswüchsen des Egoismus und der Asozialität gezählt.
Wenn aber die Einkommensteuersätze sehr niedrig
wären und Konsumsteuern und Sozialabgaben gar
nicht existierten, dann hätten sowohl Arbeitnehmer
als auch -geber sowie reiche und arme Menschen
gar keine Anreize mehr, (riskante und komplizierte)
Vermeidungs- oder Erschleichungsstrategien zu
verfolgen. Dies wiederum aber würde einen positiven Effekt auf die Steuereinnahmen des Staates haben. Jeder – Konsument, Bürger, Unternehmen, Staat –, alle wüssten genau, woran sie sind.
Und dies ist die beste Voraussetzung für effiziente
Anreize.
ABB. 1
zwangsläufig umsichtiger und sozialer mit ihren Mitmenschen umgehen. Beispiel 1: Einige kleinere Städte in Mitteleuropa hatten versuchsweise alle Verkehrsampeln abgeschaltet, woraufhin die Vorsicht unter den Autofahrern deutlich
zunahm und die Zahl der Unfälle zurückging. Zwar stellt
auch die Rechts-vor-Links-Regel eine staatliche Vorgabe
dar, allerdings eine, welche doch sehr viel mehr persönlichen
Gestaltungsspielraum zulässt als eine Ampel. Beispiel 2: In
den USA, wo das staatliche soziale Netz weitaus weniger ausgefeilt ist, sind die Privatinitiativen zur Hilfe von Bedürftigen
deutlich ausgeprägter als in Europa. Hier verlässt man sich in
Sachen Soziales regelmäßig auf den Staat.
regionalen Strukturen zusammenleben*. Ein recht treffendes Beispiel hierfür ist die kleine Schweiz mit ihrem Subsidiaritätsprinzip. Was dort nicht unbedingt auf Bundesebene
geregelt werden muss, das gestalten die 26 Kantone jeweils
nach ihrem entsprechenden Umfeld und Bedürfnissen. Und
was noch eine Ebene tiefer erledigt werden kann, wird dann
in den über 2.700 Gemeinden beschlossen. Dort aber ist jeder
Bürger aufgerufen, an den ihn direkt betreffenden Entscheidungen mitzuwirken.
Geld und Zins
In einer „österreichischen Welt“ würde die Geldmenge relativ konstant bleiben (siehe Abb. 1) bzw. sich nur recht lang-
FIAT-MONEY-SYSTEM VERSUS „ÖSTERREICHISCHE WELT“
Quelle: Smart Investor
Fiat-Money-System
25
BIP
Geldmenge
Preise
20
15
10
5
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Die "österreichische Welt"
5,5
5
4,5
4
3,5
All dies bedeutet übrigens nicht, dass unser Uto3
2,5
pie-Staat ohne Sozialwesen auskommen müsste. Es
2
wäre eben nur auf Gemeindeebene oder sogar auf
freiwilliger privater Ebene organisiert. So wäre der
Anreiz auch viel größer, „Sozialfälle“ nicht nur zu
verwalten, sondern in einer adäquaten Weise wieder in die
Gesellschaft einzugliedern.
Nähe und Transparenz
Ein effizienter und verantwortungsvoller Umgang mit Freiheit und Eigentum ist jedoch nur in einer Umgebung möglich, in der Nähe (gemeint ist ein persönlicher Bezug) und
Transparenz herrscht. Dieser Anreiz würde dazu führen,
dass die Menschen vermutlich in möglichst überschaubaren
58
BIP
Geldmenge
Preise
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
sam verändern.
Erstens würden Finanzierungen deutlich weniger auf Fremdkapitalbasis (= Kredite) erfolgen, sondern auf Eigenkapitalbasis (= Erspartes). Damit aber ist davon auszugehen, dass
nur ein kleiner Anteil des umlaufenden Geldes wirklich Kreditgeld und damit zinstragend wäre – alleine schon deshalb,
weil der heutige Staat als mit Abstand größter und laufender
„Aufschuldner“ ausfiele. Denn kreditwürdig wäre nur derjenige, der das geliehene Kapital für Investitionen verwendet
Hayek und Mises...
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Eine „österreichische Welt“
Preis(-Inflation)
Wenn das Preisniveau nicht automatisch regelmäßig steigt,
sondern tendenziell sogar leicht sinkt, dann hat dies natürlich
enorme Folgen für das Wirtschaftsleben. Heutzutage bestehen die Anreize für den Konsum oftmals darin, möglichst
viele Güter für wenig Geld zu erstehen (quantitative Vorgehensweise). Darüber hinaus muss man auch schnell kaufen, denn in der Zukunft ist der Preis aufgrund der Teuerung
schon höher. Slogans wie „Geiz ist geil“ oder „Zahle einmal,
bekomme zwei Stück“ („Buy one, get one free“) sind heute
völlig normal. Die Qualität des betreffenden Gutes bleibt aber
bei solchen Überlegungen außen vor.
und somit überhaupt realistischerweise zu einer Rückzahlung
fähig ist. Demnach würde also der Treibsatz für eine nachhaltig stark steigende Geldmenge fehlen.
Zweitens stünden den wenigen Krediten, die dennoch vergeben werden (tendenziell an Unternehmen), die Bankrotte
gegenüber, die natürlich auch in einer österreichischen Welt
vorkommen und die dort auch zugelassen werden.
Bezogen auf die letzte Krise würde dies bedeuten: Die Großbanken der heutigen Zeit hätten in einer „Austrian World“
keine staatliche Hilfe in der Krise von 2008 bekommen. Sie
wären demnach gleichsam den Dinosauriern untergegangen,
weil sie sich in Geschäfte gewagt hatten, deren negative Konsequenzen sie nicht bedenken wollten (der heutige Grundsatz
„too big to fail“ würde nicht gelten). Die mit den Bankrotten
verbundene Reduktion der bestehenden Kreditmenge würde
also auch die Geldmenge verringern. Damit könnte die Geldmenge in einer österreichischen Welt – trotz der Existenz von
Zinsen – nachhaltig relativ konstant bleiben (siehe Abb. 1).
In einer „österreichischen Welt“ wäre der Druck auf die Konsumenten, (unnötige und nicht dringliche) Dinge zu kaufen,
deutlich geringer. Man könnte und würde sich auch mehr
Zeit mit der Kaufentscheidung lassen. Schließlich würden
einem die Preise nicht ständig davonlaufen. Dieses Mehr an
Zeit würde genutzt werden können, um sich verstärkt auf die
Produktqualität zu konzentrieren.
Die Sache mit dem Wachstum
Gemäß dem heutigen Mainstream-Verständnis kann Wachstum nur erfolgen, wenn es durch eine steigende Geldmenge
unterfüttert ist. Der Preis, den man für diese Konstellation zu
zahlen hat, ist die Teuerung. D.h. das regelmäßige Zuviel an
Geld (gegenüber den Gütern) wird über die Zeit in steigende
Preise transformiert. Abb. 1 (oben: Fiat-Money-System) verdeutlicht diesen Sachverhalt schematisch.
Kritiker der Austrian Economics wenden gerne ein, dass
sich bei laufend sinkendem Preisniveau eine Abwartehaltung
(Attentismus) unter den Konsumenten breit machen würde,
weshalb die Gefahr eine Deflationsspirale drohe. Aber auch
diese Kritik greift nicht.
Unternehmen und Übernahmen
Auch die Unternehmen würden sehr viel weniger Übernahmeaktivitäten starten. Erstens wäre ja der Fremdkapitalmarkt
nicht gut entwickelt, zweitens würde eine sehr viel höhere
Risikoaversion bestehen. Und drittens wären „Mergers &
Acquisitions“ nicht so angesagt, weil der Teuerungseffekt
nicht genutzt werden kann. Schließlich werden heute viele
Übernahmen nur deshalb getätigt, weil billiges Geld in großem Maße zur Verfügung steht, welches man zum Marktanteil- und damit Margenausbau verwenden kann (schon wieder
eine rein quantitative Überlegung!). Die Intention dabei ist,
die Schulden für den Kaufpreis später mit entwertetem Geld
zurückzubezahlen.
In einer Welt mit minimalem Staat und wettbewerblichem
Geld (Abb. 1, unten: „österreichische Welt“) dagegen würden die Geldmenge und auch die Wirtschaftsleistung jeweils
einigermaßen konstant bleiben. Entscheidend hierbei ist, dass
sich Kostenvorteile durch technischen Fortschritt und Effizienzsteigerungen dann aber in sinkenden Preisen niederschlagen3. Schließlich fehlt in dieser Welt der konterkarierende Zins- und Zinseszinseffekt weitgehend. Wenn also bei
gleichbleibender nominaler Wirtschaftsleistung die Güterpreise sinken, dann steigt dementsprechend die reale Wirtschaftsleistung (= Preis mal Gütermenge), d.h. es findet reales
(aber kein ausgeprägtes nominales) Wachstum statt.
Dabei weisen nahezu alle Studien zu diesem Thema eindeutig auf, dass Firmenübernahmen fast immer in qualitativer
Hinsicht (Stichwort „Culture Clash“, z.B. bei DaimlerChrys-
3) Warum trotz technischen Fortschritts und Effizienzsteigerungen in unserer heutigen Zeit dennoch regelmäßig Teuerung herrscht, kann die Mainstream-Ökonomik
nicht schlüssig erklären.
61
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Eine „österreichische Welt“
ler) kontraproduktiv sind und längerfristig – also nachdem
die „Synergieeffekte“ über Massenentlassungen „gehoben“
wurden – auch quantitativ/finanziell nicht den erwünschten
Erfolg bringen. Schließlich entstehen durch Übernahmen
Reibungsverluste wegen zu großer, schlecht zu steuernder
Strukturen.
allerdings gehen die Menschen heute damit völlig verantwortungslos und damit unkritisch gegenüber deren Ergebnissen
um. Beispiel 1: Die Industrie erkauft sich über Anzeigenschaltungen eine genehme Berichterstattung in den Medien,
welche von den meisten Menschen dennoch ernst genommen
wird; Beispiel 2: Die Ratingagenturen werden für ihre Einschätzungen von den Kreditnehmern (z.B. Anleihe-Emittenten) bezahlt. Hier sind entgegen dem gesunden Menschenverstand die Anreize völlig falsch gesetzt. Richtig wäre es,
wenn die Menschen bereit wären, für wirklich unabhängige
und in ihren Diensten stehende Medien höhere Preise zu zahlen. Und richtig wäre es auch, wenn der Kreditgeber für die
Bewertung des Kreditnehmers bezahlt. Nur so sind effiziente
und wirkungsvolle Anreizstrukturen denkbar.
Löhne und Gewerkschaften
Heutzutage organisieren sich viele Arbeitnehmer in Gewerkschaften, welche meist jährlich aktiv werden, auf die Arbeitgeber zugehen und mehr Lohn verlangen – in der Regel mit
dem Argument des Teuerungsausgleichs. An diesem Hauptargument lässt sich schon erkennen, dass in einer absolut
freiheitlichen Welt mit tendenziell sinkendem Preisniveau
Gewerkschaften eigentlich überflüssig wären. Denn wenn die
Preise tendenziell stetig fallen, dann steigen die Reallöhne
im gleichen Maße von selbst. Die Unternehmer müssten also
regelmäßig auf jeden Arbeitnehmer einzeln zugehen (also
umgekehrt zu heute) und mit ihm seine individuelle Leistung besprechen und daraus Konsequenzen ziehen. Eine nur
mittelmäßige Arbeitsleistung würde demnach zu einer Her-
Geld und Gold
Eine wettbewerbliche Geldordnung würde zuallererst bedeuten, dass die Menschen Geld nicht als staatsgegeben ansehen,
sondern sich laufend über dessen Eigenschaften und Qualität
Gedanken machen müssen. Dies impliziert, dass hinsichtlich
des zu verwendenden Geldes immer eine gewisse Grundskepsis angebracht ist. Schnell würden
sich im Marktprozess Güter als Geld
Es sollte klar geworden sein, dass die maximale
etablieren können, welche schon immer
Freiheit für die Menschen zugleich erfordert, dass einen gewissen Geldcharakter hatten,
sie bewusst, eigen-verantwortlich und damit auch allen voran Edelmetalle wie z.B. Gold.
Entscheidend dabei ist jedoch, dass
nachhaltig handeln.
das zu verwendende Geld nicht staatlicherseits vorgeschrieben wird. Insofern besteht auch nicht die Gefahr der Hortung durch einige
absetzung des Lohns in Höhe des realen Wachstums führen,
womit der Reallohn stagniert (etwas anderes ist bei einer mitwenige reiche Parteien. Schließlich würde sich am Markt
telmäßigen Leistung auch nicht vertretbar). Die Ausgangssofort ein anderes Geld als gängig etablieren.
und Anreizsituation wäre also genau umgekehrt zu heute.
Pflicht und Kür der Staatsaufgaben
Informationen und Ratings
Die wirklich einzige Aufgabe, die der Staat in unserer UtoEs sollte klar geworden sein, dass die maximale Freiheit für
pie-Welt erfüllen müsste, wäre die Gewährleistung der innedie Menschen zugleich erfordert, dass sie bewusst, eigen-verren und äußeren Sicherheit sowie der Schutz von Freiheit und
antwortlich und damit auch nachhaltig handeln. Dazu aber
Eigentum. Natürlich wären zusätzlich auch andere Aufgaben
bedarf es regelmäßiger Informationen über die Entwicklunwie die Bereitstellung von Bildungseinrichtungen (Schulen)
gen in der Welt, mit denen sich die Menschen eingehend ausoder Infrastruktur (Straßen) denkbar, allerdings würden dies
einandersetzen müssen (statt in „Brot-und-Spiele“-Manier
die entsprechenden staatlichen Institutionen selbstständig
Kulturschrott zu konsumieren). Solche Informationen könnund von Fall zu Fall entscheiden können. Was nicht unbeten die Presse oder aber spezielle (Rating-)Agenturen liefern.
dingt der Staat erledigen muss, könnten auch private UnterAber diese gibt es doch jetzt schon, möchte man meinen. Ja,
nehmen bewerkstelligen. Die Umsetzung durch den Staat
62
Ralf Flierl
Ralf Flierl ist Gründer und Geschäftsführer der Smart
Investor Media GmbH sowie Chefredakteur des Magazins Smart Investor. Zudem ist er verantwortlich für
den wöchentlich erscheinenden Börsen-Letter Smart
Investor Weekly. Vor seiner jetzigen Tätigkeit war er
unter anderem Wertpapieranalyst bei der FINANZWOCHE (Dr. Jens Ehrhardt). Der 1965 in der Nähe von
Regensburg geborene Flierl ist verheiratet und lebt
seit 1986 in München, wo er auch sein Studium der
Betriebswirtschaft absolvierte.
Ralf Flierl
Chefredakteur des Smart
Investor
würde dann nicht zuletzt davon abhängen, inwieweit die
Finanzierung gewährleistet werden kann. Aber wie schon
gesagt: Die Möglichkeit des Staates, Fiat Money zu kreieren, bestünde dann nicht mehr. Oder anders ausgedrückt: Der
Staat kann dann nur das ausgeben, was er einnimmt.
listisch erscheinen. Sobald aber unser jetziges Finanz- und
Gesellschaftssystem definitiv gescheitert sein wird – der
Autor rechnet damit spätestens in fünf Jahren –, werden solche alternativen Überlegungen auch im Mainstream zunehmend Gehör finden. Es waren immer die Utopisten und die
„Spinner“, die lange vor den eigentlichen Entdeckungs- und
Wissenssprüngen den gedanklichen Boden für die zukünftigen Entwicklungen bereiteten. Oftmals um den Preis, dass
sie zu ihren Lebzeiten verlacht wurden.
Ein Hauptunterschied zu heute läge auch darin, dass ein
wuchernder Staat mit einer Warfare- oder Wellfare-Ausrichtung nicht denkbar wäre. Mit Warfare-Staat sind in erster
Linie die USA gemeint, die über die Hälfte ihrer Steuereinnahmen für die kriegerische Aufrechterhaltung ihres Imperiums verwenden. Mit Wellfare sind Wohlfahrtsstaaten wie
v.a. in Westeuropa gemeint, die sich im politischen Sinne fast
nur noch über die schuldenfinanzierte Umverteilung definieren.
Die hier vorgestellte Welt ergibt sich teilweise logisch aus der
Konstellation eines Geldsystems, welches nicht auf staatlichem Zwang beruht. Bei einigen Punkten wurden vom Autor
Annahmen getroffen, die aufgrund der fehlenden Überprüfbarkeit anhand eines konkreten realen Beispiel-Staates nicht
als gesichert gelten können. Eine weiterführende Diskussion hierzu wäre sicherlich hilfreich. Als Literatur zu diesem Thema sei das Buch „Krankes Geld, kranke Welt“ von
Gregor Hochreiter und die Smart Investor-Ausgabe 8/2010
empfohlen. «
Ein „österreichischer Staat“ wäre dagegen sehr schlank, was
aber nicht heißt, dass er auch schwach wäre. Ganz im Gegenteil: Recht wird durchgesetzt und Unrecht wird bestraft –
ohne Wenn und Aber.
Fazit
Die hier vorgestellte Utopie mag dem einen oder anderen
Leser als weltfremd, weit hergeholt oder als völlig unrea-
63
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus
Barbara Kolm
Keynes ist tot
nicht der Kapitalismus
64
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus
DAS LEBEN AUF PUMP HAT EIN ENDE. DIESE SCHMERZHAFTE, ABER OFFENSICHTLICHE TATSACHE LEGTEN „DIE
MÄRKTE“ IN DEN LETZTEN WOCHEN UND MONATEN BEINHART OFFEN. EINEM MITGLIEDSSTAAT DER EU NACH DEM
ANDEREN WIRD DAS VERTRAUEN IN DIE BONITÄT ENTZOGEN. REGIERUNGEN KÖNNEN NICHT MEHR ÜBER IHRE VERHÄLTNISSE LEBEN UND MÜSSEN IHRE STAATSFINANZEN ENDLICH IN DEN GRIFF BEKOMMEN. POLITISCHE FEHLENTSCHEIDUNGEN – WIE DIE VERTUSCHUNG VERGANGENER KRISEN DURCH UNFINANZIERBARES „DEFICIT SPENDING“
UND KÜNSTLICH NIEDRIGGEHALTENE ZINSEN – LIEGEN NUN IN FORM VON SCHULDENBERGEN AUF DEM TISCH. SIE
KÖNNEN NICHT LÄNGER VON DER POLITIK WEGGELEUGNET WERDEN.
Die künftige Entwicklung der Steuerlast ist davon
abhängig wie die Politik die Problematik der zunehmenden Staatsverschuldung zu lösen versucht.
Die Anhebung von Massensteuern würde zu einer
Beschneidung der Kaufkraft der Bevölkerung führen und damit das künftige Wirtschaftswachstum
gefährden. Eine Anhebung der Körperschaftsteuersätze hätte negative Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und damit auch auf
die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskraft.
Die Senkung der Lohnsteuer würde die Nettoeinkommen der Arbeitnehmer erhöhen, deren Leistungsbereitschaft anregen und auch die Nachfrage nach
Arbeitskräften ankurbeln und so zu einer Entlastung
der Situation auf dem Arbeitsmarkt führen. Die Höhe
der Personalkosten ist zudem ein wichtiger Standortfaktor im internationalen Wettbewerb.
wird, die Schulden, die einer nächsten Generation aufgebürdet werden, auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Wirtschaftswachstum und Anreize für Innovationen und Bildung versprechen den Erhalt der Kaufkraft, konstante Beschäftigung
und eine nachhaltige Konsolidierung des Budgets.
Dies kann nur gelingen, wenn die Aufgaben des Staates und
damit der Politik im neuen Jahrtausend endlich kritisch hinterfragt werden. Dies ist unbequem - da eine Reduktion des
staatlichen Einflusses auf die Wirtschaft, viele um ihre politische Existenz bringen würde - aber dringend von Nöten.
Nennen wir das Kind beim Namen: Der Wohlfahrtsstaat, der
über Jahrzehnte einfache Regeln (z.B. nicht mehr auszugeben
als einzunehmen oder für seine eigenen Handlungen Verantwortung zu übernehmen) außer Kraft gesetzt hat, ist an seine
Grenzen gestoßen und hat in seiner jetzigen Form ausgedient.
Es reicht nicht mehr diverse Reformarbeitsgruppen einzusetzen. Reformen müssen endlich tatsächlich angegangen
werden. Geschieht dies nicht, verschiebt sich der Tax Freedom Day in den nächsten Jahren noch weiter nach hinten –
aus einem einzigen Grund: Da es für die Politik leichter ist,
die Eigentumsrechte „der Reichen“ (=große Teile der Mittelschicht, durch Inflation) durch noch höhere Besteuerung zu
beschneiden, als notwendige Maßnahmen anzugehen!
Stattdessen könnte der Staat Kostensenkungen forcieren; einerseits um Kaufkraft und Wirtschaftswachstum zu
sichern (nicht durch Mehrausgaben!) und andererseits um
Generationengerechtigkeit zu gewährleisten indem versucht
65
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus
Kurz gesagt: Reformen anstatt der üblichen politischen Sonntagsreden
Wir fordern:
✓ Radikale Ausgabenkürzungen des Staates
✓ Steuersenkungen, um die Attraktivität Österreichs als
Wirtschaftsstandort und die Leistungsbereitschaft der
Bürger zu erhöhen
✓ Flexibilisierung des Arbeitsmarktes
✓ Endlich eine echte Pensionsreform, um die Generationengerechtigkeit wieder herzustellen
▫ Weg vom Umlageverfahren hin zu einem Kapitaldeckungsverfahren
✓ Mehr Konkurrenz innerhalt der EU und innerhalb
Österreichs durch „echten“ Föderalismus à la Schweiz
▫ Keine weiteren Zentralisierungsschritte auf
EU-Ebene
✓ Gesundheitsreform
✓ Bildungsreform
Tax Freedom Day 2011 - 213 Tage schuften für den
Staat
In diesem Jahr fiel der Tax Freedom Day auf den 31. Juli, und
damit auf den 213. Tag des Jahres 2011. Den Berechnungen
des Austrian Economics Center zufolge mussten die Österreicher rechnerisch bis zu diesem Tag arbeiten, um für sämtliche Steuern und Abgaben aufzukommen. Erst von diesem
Tag an kann der Steuerzahler sein Einkommen zur Finanzierung seiner täglichen Ausgaben, Investitionen und der privaten Vorsorge verwenden. Zur Berechnung des Tax Freedom Day wird hierbei die gesamte Steuer- und Abgabenlast
einer Volkswirtschaft ins Verhältnis zum Volkseinkommen
- die Summe aller von Inländern erzielten Lohn- und Kapitaleinkünfte - gesetzt. Die Steuerbelastung umfasst dabei
alle direkten Steuern, wie Lohn- und Körperschaftssteuer,
die Kapitalertragssteuer ,als auch die indirekten Steuern, wie
Umsatzsteuer und Normverbrauchsabgabe.
Kurz gesagt: Reformen anstatt der üblichen politischen Sonntagsreden
Veranschaulichung der Entwicklung der Steuer- und
Abgabenlast in Österreich ab 1976
Dr. Barbara Kolm
Generalsekretärin das Friedrich August v. Hayek Institut in Wien, das als „Großhändler von Ideen“ marktwirtschaftliche Lösungen in den Bereichen Bildung,
Gesundheit, Sicherung des Arbeits- u. Wirtschaftsstandortes und Armutsbekämpfung anbietet, sowie
die Lehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie verbreitet. Gründerin des Austrian Economics Center, das sich der Forschung und Politikberatung im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung
von Individuen in Kombination mit ökonomischen Fragen widmet. Mitglied der Mont Pélerin Society und Präsidentin der European Coalition for Economic Growth.
Sie studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck und der UCLA.
Dr. Barbara Kolm, Director
Austrian Economics Center
(AEC)
[email protected]
www.austriancenter.com
www.taxfreedomday.at
66
Das Konzept des Tax Freedom Day geht auf die in
Washington DC ansässige Tax Foundation zurück,
die den Tax Freedom Day für die USA seit 1948
berechnet. Mittlerweile haben sich mehrere Wirtschaftsinstitute derartiger Projekte angenommen,
darunter das britische Adam Smith Intitute und das
Karl-Bräuer Institut des Bundes der Steuerzahler
Deutschland.
ABB. 1
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus
TAX FREEDOM DAY
die Entwicklung des Tax Freedom Day in Österreich seit dem Jahr 1976
Quelle: Austrian Economics Center (AEC)
Ziel dieser Berechnungen ist die Veranschaulichung der Steuerbelastung und die Schaffung eines
Bewusstseins in der Bevölkerung für die Steuerbelastung, auch in Hinblick auf die historische Entwicklung der Steuer- und Abgabenquote.
Steuerlast im internationalen Vergleich
Im internationalen Vergleich offenbart sich die hohe Belastung der österreichischen Steuerzahler. In Deutschland wurde
der Tax Freedom Day vom Karl-Bräuer-Institut für den 6. Juli
errechnet, womit die deutschen Steuerzahler durchschnittlich
etwa drei Wochen weniger für den Staat arbeiten müssen.
In anderen Ländern treten im Vergleich zu Österreich noch
deutlichere Unterschiede zu Tage; in Großbritannien fiel der
Tax Freedom Day auf den 30. Mai, in den USA gar auf den
12. April, den 102. Tag des Jahres.
ABB. 2
In den vergangenen Jahrzehnten vollzog sich eine Entwicklung zunehmender Steuerbelastung, die zur Folge hatte,
dass der Tax Freedom Day, der im Jahre 1976 noch auf den
23. Juni gefallen war, bis zum Jahr 2001 den 22. August
erreichte. Besonders in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs,
wie im Jahr 2001, nach dem Platzen der New-Economy-Blase
oder im Jahr 2008, in dem die globalen Folgen der aktuellen Finanzkrise immer deutlicher spürbar wurden,
TAX FREEDOM DAY
wirkten sich aufgrund steigender Staatsausgadie Entwicklung des Tax Freedom Day im Vergleich zu A/D/GB/USA
ben und rückläufiger Einkommen negativ auf das
Quelle: Quelle: Austrian Economics Center (AEC)
Datum des Tax Freedom Day aus.
In den letzten Jahren stellte sich ein Rückgang der
Steuerbelastung ein, weshalb sich der Tax Freedom
Day – entgegen der langfristigen Entwicklung –
wieder um etwa einen Monat nach vorne verschob.
Seit 1976 stieg das Volkseinkommen um durchschnittlich 14%, die Steuern und Sozialabgaben
jedoch um 17%, wodurch das Verhältnis von Steuern und Sozialabgaben zum Volkseinkommen von
49% auf über 57% anstieg. Angesichts der in jüngster Zeit stark angestiegenen Staatsverschuldung und
der krisenbedingt erhöhten Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung, darf zumindest bezweifelt werden, dass
diese Entwicklung eine nachhaltige ist.
All diesen Berechnungen liegt das Volkseinkommen
zugrunde, weshalb eine gute Vergleichbarkeit der Werte
gegeben ist. Die Betonung der Eigenverantwortlichkeit des
einzelnen Individuums und die damit einhergehenden vergleichsweise geringen Ausgaben für das Sozialsystem sind
Die nachfolgende Grafik bildet die Entwicklung des Tax
Freedom Day in Österreich seit dem Jahr 1976 ab (Abb.1).
67
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus
als Ursachen für eine geringere Steuerbelastung in Großbritannien und den USA zu nennen. Dass die in Österreich
anfallenden Ausgaben für Sozialleistungen letztlich der
Bevölkerung zu Gute kommen, steht außer Frage, jedoch
sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Leistungen mit Steuern finanziert werden, die wiederum von
Unternehmen und Privatpersonen über Steuern bezahlt werden müssen. Überdies ist zu bezweifeln, dass der Staat ein
besserer (Um-)Verteiler ist, als die Bürger selbst. Das der
Wirtschaft entzogene Kapital hätte ohne staatliche Eingriffe
effizienter eingesetzt und somit die Wohlfahrt der gesamten
Bevölkerung (zB. durch mehr Arbeitsplätze, höhere Löhne,
weniger Steuern…) gesteigert werden können.
dukt von Verzerrungen, wie beispielsweise Abschreibungen
nicht berührt ist und demnach auch die geeignetere Größe
zur Berechnung einer Steuer und Abgabenquote auf Einkommen ist. Aus diesem Grund führen viele bedeutende Wirtschaftsinstitute wie die Tax Foundation und das Adam Smith
Institute ihre Berechnungen anhand des Volkseinkommens
durch.
Österreich
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Österreich ein
Hochsteuerland in Europa ist und die letzte substanzielle
Steuerreform im Jahr 2004/05 erfolgte (Senkung der Körperschaftssteuer von 34% auf 25%) und die Abschaffung
der Erbschafts- und Schenkungssteuer im Jahr 2008. Um
die Wettbewerbsfähigkeit und die langfristige Sicherung des
Arbeits- und Wirtschaftsstandortes zu garantieren, müssen
Steuersenkungen, Ausgabenreduktionen und Strukturreformen erfolgen. «
Volkseinkommen als Basis der Berechnung
Die Auswahl des Volkseinkommens an Stelle des Bruttoinlandsprodukts zur Berechnung des Tax Freedom Day erfolgt
aus der Überlegung, dass das Volkseinkommen ein besseres Maß für die Summe der Einkommen einer Volkswirtschaft ist, da dieses im Gegensatz zum Bruttoinlandspro-
68
Buchempfehlungen!
Die Konstruktion der EU ist das Resultat des Ringens zweier Visionen für Europa. Die liberale Vision
vertritt eine freie Marktwirtschaft in einem Europa der offenen Grenzen. Auf der anderen Seite
steht die sozialdemokratische Vision Europas.
Der Euro reizt zum Schuldenmachen. Unabhängige
Regierungen können sich einer Zentralbank bedienen, um ihre Haushaltsdefizite zu bezahlen. Das
Ganze ähnelt einer Notenpresse mit verschiedenen
Eigentümern.
In seinem grundlegenden Werk zeigt der Wirtschaftsphilosoph Rahim Taghizadegan, welche Faktoren für
eine Fortsetzung der Forschung in der Tradition
von Carl Menger, Eugen von Böhm-Bawerk, Ludwig
van Mises und Friedrich August von Hayek sprechen.
Philipp Bagus
Die Tragödie des €uro
Ein System zerstört sich selbst
192 Seiten | 18,50 Euro
ISBN 978-3-89879-670-5
Er plädiert für ein Umdenken und die Rückbesinnung
auf die Östereichische Schule – und damit auf den
gesunden Menschenverstand.
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Rahim Taghizadegan
Wirtschaft wirklich verstehen
Einführung in die Österreichische Schule
288 Seiten | 25,70 Euro
ISBN 978-3-89879-624-8
Das lang erwartete Buch von Frank Schäffler!
Die Krise des Euro ist in erster Linie eine Überschuldungskrise von Staaten und Banken. Ihre Ursache
liegt im staatlichen Scheingeldmonopol, das über
Jahrzehnte ein Schneeballsystem aus ungedeckten
Zahlungsverpflichtungen aufgebaut hat, inzwischen
seinen Zenit erreicht hat und nun vor dem Zusammenbruch steht.
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Nicht mit unserem Geld!
Die Überwindung der Überschuldungskrise von Staaten und Banken
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für die Shortlist!
Das Buch fordert einen marktwirtschaftlichen
Befreiungsschlag in Deutschland, Europa und in
der Welt.
Die jüngste Finanzkrise von 2007 brachte das Weltfinanzsystem fast zum Einsturz. Aus der Finanzkrise
wurde eine Banken-, Wirtschafts-, Staatschulden- und
jetzt zunehmend eine Euro-Krise. »Fällt« im Zuge
dieser Krisen sogar unsere Währung, der Euro? Und
falls ja, wäre das so schlimm?
Ulrich Horstmann
Die Währungsreform kommt!
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retten, fehlgeleitete Finanzmärkte und wie
Sie Ihr Vermögen trotzdem sichern
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Der Autor macht in diesem Werk eindrücklich klar, wie
es um die Zukunft unserer Währung steht.
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Österreich: Mit privatem Wachstumskapital durchstarten
Jürgen Marchart
Österreich:
Mit privatem Wachstumskapital
durchstarten
70
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Österreich: Mit privatem Wachstumskapital durchstarten
ÖSTERREICHISCHE BETEILIGUNGSGESELLSCHAFTEN SIND NACH WIE VOR STARKE PARTNER DER KLEINEN UND MITTELSTÄNDISCHEN UNTERNEHMEN. DURCH FEHLENDE RAHMENBEDINGUNGEN IST ES JEDOCH SCHWER, INTERNATIONALE INSTITUTIONELLE INVESTOREN ZU GEWINNEN.
Österreichische Private-Equity- und Venture-CapitalFonds investierten – im letzten zur Verfügung stehenden Berichtszeitraum – im Jahr 2010 insgesamt
127 Millionen Euro an privatem Wachstumskapital in
86 kleine und mittlere Unternehmen im In- (82 Millionen Euro) und Ausland (45 Millionen Euro).
Start-up und Later Stage Venture) blieben erfreulicherweise
mit knapp 23 Prozent aller getätigten Investments auf fast
dem gleichen Niveau wie 2009. Allerdings hat sich innerhalb
der Frühphaseninvestments der Fokus auf den Later-StageVenture-Bereich verschoben. Die Branche „Gewerbe- und
Industrieprodukte“ führt das Ranking der Investments auch
diesmal wieder an, gefolgt von den Branchen „Kommunikation“, „Computer und Unterhaltungselektronik“, „Life Sciences“ und „Gewerbe- und Industriedienstleistungen“.
ABB.
Das Gesamtinvestitionsvolumen der österreichischen Beteiligungskapitalgeber lag damit lediglich 8 Prozent unter dem
Vorjahreswert und zeigt, dass privates Wachstumskapital
nach wie vor ein starker Partner für kleine und mittlere Unternehmen ist und in nationale und internationale Wachstumsmärkte investiert. Damit rangiert Österreich im europäischen
Vergleich bei den Schlusslichtern, gemessen am Prozentanteil der Investments am BIP (siehe Abb.). 2010 stiegen nicht
nur die Buy-outs an, die nun 45 Prozent aller Investments
ausmachen, sondern auch die Frühphaseninvestments (Seed,
Hälfte der Investments im Ausland
Die Mittelbeschaffung für zukünftige Beteiligungsinvestitionen ist auch nach der Finanz- und Wirtschaftskrise nach wie
vor eine große Herausforderung, wie in allen Teilen Europas
zu beobachten ist. Konnten Beteiligungskapitalgeber mit Sitz
in Österreich 2009 286 Millionen Euro an frischem Kapital
einwerben, so ist 2010 mit 268 Millionen Euro frischem Kapital für zukünftige Investments in vielversprechende Wachstumsmärkten im deutschsprachigen Raum sowie in Mittelund Osteuropa ein leichter Rückgang um 6 Prozent
zu verzeichnen. Nachdem im Vorjahr in weiten Teilen Europas die öffentliche Hand die Hauptinvestorengruppe war, hat der in Österreich vor der Krise
sehr dominant vertretene Bankensektor mit 23 Prozent der kommittierten Mittel wieder Interesse an
der Assetklasse Private Equity und Venture Capital
gefunden und Kapital für Mezzaninfinanzierungen
bereitgestellt. Es ist jedoch durch fehlende, international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen
nach wie vor besonders schwer, internationale institutionelle Investoren für den Standort Österreich zu
gewinnen. Rund die Hälfte (48 Prozent) des österreichischen Beteiligungskapitals über 268 Millionen wurden in Mittel- und Osteuropa investiert.
INVESTMENTS ANTEIL AM BIP 2010 (in %)
Quelle: PEREP_Analytics / EVCA Yearbooks
Industry statistics (by ountry of private equity firm)
Mit 52 Millionen Euro (at cost) ist das Deinvestiti-
71
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Österreich: Mit privatem Wachstumskapital durchstarten
onsvolumen gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent gesunken. Der Anteil an Abschreibungen (2009: 43 Prozent) hat
sich jedoch auf 30 Prozent des gesamten Exitvolumens reduziert. Die Beteiligungsfonds haben also mit dem Exit gewartet und die Unternehmen durch die Krise zu begleiten. Das
stellte sich auch im Jahr 2011 wieder als Vorteil für so manches Portfoliounternehmen heraus, da diese mit dem PrivateEquity- und Venture-Capital-Investor über einen starken
Miteigentümer verfügen, der mit Know-how, ManagementUnterstützung und zusätzlichem Kapital durch die Krise half.
der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) und der österreichischen Private-Equity- und
Venture-Capital-Branche ebenfalls ein Anliegen sind. Die
vorliegende Guideline unterscheidet jedoch nicht zwischen
den verschiedenen Anlageklassen und dem damit verbundenen, variierenden Risiko für den Finanzmarkt und hat daher
im Zuge der Implementierung der AIFM in nationales Recht
noch großes Optimierungspotential, um die genannten Ziele
tatsächlich zu erreichen.
Nur wenn durch internationale Regelungen sowohl die EU als
auch Österreich zu attraktiven Finanz- und Wirtschaftsplätzen ausgebaut werden, ist auch in Zukunft die Eigenkapitalausstattung kleiner und mittlerer österreichischer Unternehmen garantiert. Damit wären diese Firmen gut gerüstet, um
ihren Wachstumskurs fortzusetzen. «
Rahmenbedingungen im Wandel
Sowohl national wie auch auf EU-Ebene sind die rechtlichen Rahmenbedingungen zurzeit im Umbruch. In Österreich fehlt nach wie vor ein international wettbewerbsfähiges Private-Equity-Gesetz. Auf EU-Ebene wurde Ende 2010
die Alternative Investment Fund Manager (AIFM) Guideline beschlossen, die zum Ziel hat, systematische Risiken des
Finanzmarkts zu kontrollieren, die Interessen der Investoren
zu schützen und für mehr Transparenz zu sorgen. Ziele, die
Über die AVCO
(Austrian Private Equity and
Venture Capital Organisation)
Autor:
Dr. Jürgen Marchart
Geschäftsführer
Lothringerstraße 12
1030 Wien
Die AVCO ist als Dachorganisation der österreichischen
Beteiligungskapitalindustrie Ansprechpartner für alle
Fragen zu Private Equity und Venture Capital in Österreich. Sie verfügt derzeit über 18 ordentliche und 27
assoziierte Mitglieder, die die Arbeit der AVCO auch mit
Expertise und inhaltlichem Engagement unterstützen.
Tel.: +43/1/526 38 05
Email: [email protected]
Internet: www.avco.at
72
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Zeit für GO AHEAD
Nikolaus Kimla
Zeit für GO AHEAD
Es braucht mehr Unternehmertum und wieder mehr
Freiheit und weniger Gleichmacherei: Was jetzt Not tut ist
eine Anleitung zum neuen „Mindset“.
74
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Zeit für GO AHEAD
IMMOBILIENKRISE, KIRCHENKRISE, POLITIKKRISE, EUROKRISE, MANAGERKRISE, SCHULDENKRISE:
MAN KÖNNTE DIE LISTE ENDLOS FORTSETZEN, MIT EINEM WORT: KRISEN HABEN HOCHKONJUNKTUR. UND ES
SCHEINT KEIN ENDE IN SICHT. UNBESTRITTEN IST: ES LÄUFT ETWAS SCHIEF IN UNSEREM WIRTSCHAFTSSYSTEM. VIELEN BÜRGERN STÖSST DIESE AHNUNGSLOSIGKEIT DER VERANTWORTLICHEN UNANGENEHM AUF. PANIK AN MANCHEN
ORTEN VERBREITET SICH UND ES DÄMMERT VIELEN, DAS ETWAS FAUL IST IM SYSTEM. DOCH WAS TUN? WEN FRAGEN?
UNTERSCHIEDLICHER KÖNNTEN DIE KOMMENTARE IN DEN VERSCHIEDENEN MEDIEN GAR NICHT SEIN.
Die Problemverlagerung zu einer speziellen Gruppe
könnte ein bekannter, doch in einer Sackgasse endender, Lösungsansatz sein. Einst eine Volksgruppe,
heute eine ökonomische Gruppierung. Zu einfach und
nicht plausibel, denn das Problem liegt tiefer. Es liegt
an unserem Mindset, und dafür sind wir ALLE mitverantwortlich.
Gerechtigkeit sei eine Funktion der Gleichheit. Je gleicher
eine Gesellschaft – in der politischen Praxis übersetzt mit:
je weniger wir den „Wohlhabenden“ lassen, desto gerechter ist die Gesellschaft. Gemessen am Gini-Koeffizient, der
Gleichheit misst (Lister der Länder nach Einkommensverteilung – siehe Wikipedia), müssten wir in Österreich freilich in einem der gerechtesten Länder der Welt leben. Denn
Österreich ist eines der am meisten umverteilenden Länder.
Aber Gleichheit hat eben nicht viel mit Gerechtigkeit zu tun.
Warum eigentlich Gleichheit? Rahim Taghizadegan bringt
dies auf den Punkt: „Die Gleichheit wurde zum zentralen
Ideal unserer Zeit. Sogar das große Wort der Gerechtigkeit
wird heute fast nur noch synonym mit Gleichheit verwendet.
Ungleichheit gilt als Inbegriff der Ungerechtigkeit. Die willkürliche Ungleichbehandlung und damit schlechtere Behandlung einzelner Menschen oder Volksgruppen, bis hin zum
Massenmord, gab der Ungleichheit einen schlechten Namen.
Als einzig akzeptabler Gegenpol erschient dabei die Gleichheit. Dabei wird jedoch stets die gleiche Würde des Menschen mit gleichen Ergebnissen verwechselt. Schließlich ist
es gerade die Achtung der gleichen Würde der Menschen, die
Respekt vor deren Verschiedenheit gebietet.“*.
Wir sind in wesentlichen Bereichen unserer Gesellschaft
mangelhaft oder gar falsch „geprägt“. Wenn es uns jetzt nicht
gelingt, die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Irrtümer zu überwinden, wird die Krise kein bzw. ein schreckliches Ende haben.
Es gibt immer die Möglichkeit zu Handeln, eine Tat zu setzen, die notwendige Umkehr anzutreten, Verantwortung zu
übernehmen für die ungewisse Zukunft. Vier Ansatzpunkte
könnten ein Ausgangspunkt sein, um konkrete Schritte einzuleiten.
➛ Go ahead: Gleichheit ist die Zwillingsschwester
der Gerechtigkeit
Thomas Mann schrieb, „Freiheit ist die Zwillingsschwester
der Verantwortung“, es ist ein gesellschaftlicher Irrtum dies,
auf die Gleichheit und Gerechtigkeit übertragen zu wollen.
Den Grundgedanken eines gerechten Systems in der von der
Politik gesteuerten Umverteilung zu verankern, ist zu einer
der politischen Hauptantworten in der Finanz-, Wirtschaftsund Eurokrise geworden. Mit höheren bzw. neuen Steuern
will man die „Wohlhabenden“ und alle anderen treffen,
denen Schuld an der Krise gegeben wird – und so Gerechtigkeit schaffen. Dass dies allen Ernstes Resonanz findet, hat
nicht nur mit einer hochgezüchteten Neidkultur zu tun, sondern auch damit, dass uns jahrzehntelang eingebläut wurde,
Der zentrale Wert für eine positive gesellschaftliche Entwicklung ist und bleibt jedenfalls die Freiheit. Sie braucht Vielfalt
und nicht Gleichheit. Statt Ungleiches zwangsweise zu nivellieren, müssen wir einen produktiven, klugen gesellschaftlichen Umgang mit Ungleichheit finden. Ungleichheit bringt
uns weiter. Denn aus der Ungleichheit speisen sich jene dynamischen Veränderungs- und Entwicklungsprozesse, die für
Wachstum und Wohlstand unverzichtbar sind. „Die Ökonomen der Österreichischen Schule waren etwas realistischer
in ihren Annahmen. Sie lassen sich nicht dadurch verwirren, dass der Mensch gleich an Würde ist (oder sein sollte),
75
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Zeit für GO AHEAD
um daraus zu folgern, Menschen seien sich tatsächlich völlig
gleich. Gerade unsere Unterschiede sind doch interessant und
werten uns auf. Die berechtigte und lobenswerte Sorge um
den Schwächeren hat in der Ökonomie oft zu Scheuklappen
geführt“*.
Ludwig von Mises. Dieses Handeln manifestiert sich im
Menschenbild des freien Unternehmers. Freies und eigenverantwortliches Unternehmertum zu fördern und zu fordern
ist daher mehr denn je ein Gebot der Zukunft.
Zum freien Unternehmertum gehört auch ein verantwortungsvoller und ehrlicher Umgang mit dem Risiko – ganz
im Sinn der Tugenden des traditionellen Kaufmannes, der
weiß, dass sich große Geschäfte nicht mit kleinen Risiken
machen lassen. „Erfolgreiche Unternehmer sind alles andere
als übermütig; meist sind sie sogar extrem vorsichtig – eben
weil sie Eigenes aufs Spiel setzen. Vorsicht und Mut wiedersprechen sich nicht.“*
➛ Go ahead: „homo oeconomicus“ als Ausgangspunkt für Wirtschaftsdynamik
Julius Friedrich Gans von Ludassy war der erste Ökonom der
den Begriff des „homo oeconomicus“ prägte, „um vor einer
unrealistischen Volkwirtschaftslehre zu warnen die sich mit
Scheinmenschen befasst“. Woher kam dieses Denken, das
einen Scheinmenschen erschuf und ein Kunstobjekt kreierte.
In der Menschheitsgeschichte erscheint nämlich der einzelne
Mensch nicht ins Gewicht zu fallen. „Auch heute haben viele
das Gefühl, einzeln kaum etwas bewegen zu können. Die
Massengesellschaften unserer Zeit erwecken den Eindruck,
wir wären alle bloß entbehrliche Zahnrädchen in einem großen Getriebe. ...Manche mögen sich nur noch als Mitläufer
empfinden, doch diese Vorstellung ist eine selbsterfüllende
Prophezeiung: Das Leugnen der Freiheit beseitigt auch ihre
letzten Reste.“
Mehr freies und eigenverantwortliches unternehmerisches
Denken und Handeln in allen gesellschaftlichen Bereichen
zu fördern und zu fordern ist wohl die wichtigste Lehre aus
allen Krisen. Dies verstärkt zu propagieren und deutlich zu
machen, liegt heute mehr denn je in der Verantwortung von
Meinungsbildnern und Entscheidungsträgern. Nur eine realistische Einschätzung des Handelns von Menschen schafft
Wachstum.
➛ Go ahead: Konsumiere dich REICH
Wir leben in einer „instant society“, die dazu erzogen wurde
auf Knopfdruck, jeden Wunsch zu erhalten. Das lässt sich
durch viele gesellschaftliche Bereiche hindurch beobachten.
In kaum einem anderen Bereich hat es aber so gravierende
Folgen wie in der boomenden Kreditwirtschaft. Was auch
immer wir uns an materiellen Gütern wünschen: der billige
Kredit macht´s möglich!. „In nur 10 Minuten zum Geld –
Herzenswunsch – in 10 Minuten erfüllt! Der Superschnell –
Kredit. (Auszug aus der neuen BAWAG P.S.K )“
Unserer – mit einer Sozialquote um die 30 Prozent äußerst
sozialen - Marktwirtschaft ordnen ihre Kritiker gerne ein
überaus fragwürdiges Menschenbild zu: den gierigen, dummen und rücksichtslosen Ökonomie-Menschen. Wir sollten
das nicht hinnehmen. Über Werthaltungen und Menschenbilder braucht es in der Tat eine breite Diskussion – und
zwar eine, die realistische Paradigmata zu bieten hat. Die
Österreichische Schule der Ökonomie kann dafür Orientierungspunkte bieten. Denn sie formuliert jenseits des vielbeschworenen, aber nie realen „homo oeconomicus“ ein realistischeres Menschenbild. Sie versteht unter Ökonomie die
Lehre vom menschlichen Handeln. Sie eröffnet einen humanen Zugang, der sich am persönlichen Handeln und den
persönlichen Zielen des Menschen orientiert. Der einzelne
Mensch ist Ausgangspunkt. Das Handeln, als die konkrete
Entscheidung zwischen gegebenen Möglichkeiten, ist Gegenstand ihrer Forschung. „Handeln ist bewusstes Verhalten.
Handeln ist Wollen, das sich in Tat und Wirken umsetzt und
damit verwirklicht. Handeln liegt in der Natur des Menschen
und seiner Welt, Handeln- Müssen ist dem Menschen durch
die Bedingungen, unter denen er lebt, vorgeschrieben“, so
Konsumieren auf Pump stand am Beginn der amerikanischen
Finanzmarktkrise, und an der dahinter stehenden Mentalität hat sich nichts geändert. Sie prägt auch heute das politische Handeln. Die Ergebnisse werden nur dramatischer:
Wir leben in einer unverantwortlichen Weise von den Schulden, die wir den nächsten Generationen aufbürden. Europa
und die USA haben über Jahrzehnte über ihre Verhältnisse
gelebt. Es ist absurd, aber wahr, dass die reichsten Staaten
der Welt die meisten Schulden angehäuft haben. Innerhalb
der letzten 30 Jahre hat sich die österreichische Schulden-
76
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Zeit für GO AHEAD
quote von 18,8 Prozent auf 72,3 Prozent fast vervierfacht.
Die Zinszahlungen werden höchst wahrscheinlich bis zum
Jahr 2015 auf über zehn Mrd. Euro ansteigen. Doch nicht nur
die Staatsschulen plagen uns. Diese Haltung hat sich nahtlos
auf den Bürger übertragen. Es gilt am sogenannten schönen
Leben teilzuhaben, doch wer die Zeche zahlen wird, meist
der Schuldennehmer selbst am wenigsten und die Banken
unterstützen diese Grundhaltung. Die Schulden bei uns, und
hier schließt sich der Kreis zum Gleichheitsirrtum, sind das
Ergebnis der hohen Umverteilung. Die Schulden, die Österreich jahrzehntelang auf den Finanzmärkten aufgenommen
hat, wurden vor allem für Sozialleistungen und Förderungen
verwendet. Für Zukunftsinvestitionen blieb und bleibt kein
wieder ein „Arbeitsplatz“ zur Verfügung steht.“ Das funktioniert heute nur nicht mehr, es ist auch unsozial, Menschen das
abzunehmen, was sie – gewiss mit Ausnahmen – selbst können: aktiv und tätig zu werden, sich eine Arbeit zu suchen.
➛ Go ahead: Vertraue dem System der Wohlstandsversorgung
Nicht nur die Schuldenberge, die der Staat verursacht, sollten uns davon abhalten, seinen Umfang und seine Aktivitäten in Frage zu stellen. Das Mindset, dass „der Staat“ voll
und ganz für die soziale Sicherheit seiner Bürgerinnen und
Bürger sorgt, hat ebenso wenig Zukunft, wie die individuelle
Vorstellung, dass man sich in jeder Lebenslage auf den „Vater
Staat“ verlassen kann. Staatsgläubigkeit macht abhängig.
Um solche Fragen beantworten zu können, müssen wir
umdenken, was unser mentales Verhältnis zum Staat betrifft:
Staatlicher Interventionismus be- und verhindert vielfach die
Freisetzung unternehmerischer Kraft für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Um sie muss es jedoch
gehen. Die große Herausforderung liegt heute darin, eine
Kultur der Freiheit zu entfesseln, die ihren Namen auch verdient. Wir müssen in jeder Hinsicht unternehmerischer werden, um Krisenresistenz zu gewinnen. Gelingt das nicht, sind
dramatische ökonomische und soziale Verwerfungen vorprogrammiert. «
Der Sozialstaat muss Aktivität und Eigenverantwortung fördern, statt sie zu hemmen. Die Ökonomen der Österreichischen Schule sind anti-kapitalistisch, „wenn damit die Ablehnung der herrschenden Unordnung gemeint ist, und dennoch
dem anmaßenden Antikapitalismus unserer Tage abgeneigt.
Denn seit den frühesten Anfängen der Moderne haben all
die ahnungslosen Interventionen die Lage immer nur noch
schlimmer gemacht. ...Eben weil sich die Österreichische
Schule des Moralismus enthält, überlasst sie es den Einzelnen, sich selbst
Mehr freies und eigenverantwortliches unternehzum Bessern zu verändern und andemerisches Denken und Handeln in allen gesellren ein Vorbild zu sein, anstatt darauf
zu warten, dass eine bessere Gesellschaftlichen Bereichen zu fördern und zu fordern
schaft oder ein besserer Staat den
ist wohl die wichtigste Lehre aus allen Krisen
neuen Menschen hervorbringt, wie
ihn die Moralisten gerne hätten“. Die
Geld mehr. Nach Berechnungen der Industriellenvereinigung
ehemalige deutsche Grün-Politikerin Adrienne Goehler fragt
sind die öffentlichen Ausgaben für Investitionen in Österzu Recht: „Ist denn das Soziale beim Staat überhaupt nur
reich in den vergangenen 35 Jahren um über 2 Prozentpunkte
am Besten oder auch nur leidlich gut aufgehoben? Welche
des BIP zurückgegangen, während die Ausgaben für TransBedingungen braucht es, damit das soziale Engagement vom
Staat an die Gesellschaft zurückgegeben werden kann? Welfers im gleichen Zeitraum um fast 9 Prozentpunkte des BIP
che gesellschaftlichen Transformationen brauchen wir, damit
anstiegen. Schulden machen eben nicht heute reich, sondern
morgen arm. Haushaltspolitische Vorsicht darf nicht bestraft,
das Subjekt von Verantwortung erkennbar wird, und wer solsondern muss belohnt werden – von der ganzen Gesellschaft.
len diese Subjekte sein?“
Mathias Horx hat das „Angebot“ des Sozialstaats sehr klar
charakterisiert*: „Wenn es dir schlecht geht, musst du gar
nichts tun. Du kannst dich vor den Fernseher setzen und
beruhigt abwarten, bis die Konjunktur wieder anspringt und
* Wirtschaft wirklich verstehen. Einführung in die Österreichische Schule der Ökonomie, FinanzBuch Verlag 2011.
77
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Capital Bank
Nach Hoffnungslosigkeit kommt
die Neuorientierung
zerstörerischen Entwicklung der Eurokrise. In solchen
Phasen kann es von Vorteil sein, nicht zur Gänze investiert zu sein, um das trockene Pulver bei günstigsten
Bewertungen zu investieren. So erwachsen Sie aus
der Krise als Gewinner dank Immobilien- und Wertpapierinvestitionen zu Schnäppchenpreisen. Also ist gut
beraten wer heute noch nicht alles Bares langfristig
investiert. Wer aber sein gesamtes Vermögen zu lange
auf Warteposition in Cash hält, der nimmt unfreiwillig
an der Umverteilung der Vermögenden auf die (Staats-)
Schuldner teil. Denn die Inflationsrate und die Steuern
führen zu realer Wertvernichtung. Nur naive Geister
können sich dann noch an den nominalen Steigerungen von Sparbuchsalden freuen.
In Goethes Faust spricht Margarete die berühmten
Worte: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“.
Es ist schon erstaunlich mit welcher Dynamik sich der
Goldpreis von einem Zwischenhoch in das nächste
hochschaukelt. Gold steht als die einzige nicht künstlich vermehrbare Währung dem schwindenden Vertrauen in Zentralbanken und Staaten gegenüber, die
zu beschwichtigen suchen, was nicht zu beschwichtigen ist. In Analogie zu den vier Phasen der Krisenbewältigung aus der Psychologie können wir ausmachen
wo wir heute stehen und wie es wohl weiter gehen wird.
Während die Politik noch immer in der ersten Phase der
Verleugnung verharrt, hat sie die Bevölkerung bereits
in die nächste Phase der Hoffnungslosigkeit überholt.
Erst wenn beide in der dritten Phase der Neuorientierung ankommen werden die harten, unpopulären und
länderübergreifenden Maßnahmen zur Stabilisierung
des Euros möglich.
Vermögen sichern bis zur Neuorientierung
Also bliebt nur das älteste Rezept zu Sicherung des
Vermögens: die Diversifikation. Neben dem taktischen
Halten von trockenem Pulver für Krisenkäufe ist eine
breite Streuung auf Aktien und Anleihen die empfohlene Lösung. Bei der Auswahl der Titel müssen sich
die Investoren auf ein Szenario einstellen: Die aktuelle Hoffnungslosigkeit als Grundstimmung dämpft
sowohl Investitions- als auch Konsumfreude nicht nur
in der europäischen Volkswirtschaft. Was folgt ist eine
erneute Rezession oder zumindest Jahre stagnierender Ökonomien. Die Capital Bank hat ein Portfolio für
ein ebensolches Szenario stagnierender Volkswirtschaften und überbordender Staatsschulden beidseits
des Atlantiks konzipiert.
Erst dann werden sich die Märkte beruhigen. Bis dahin
werden wir vor allem eines sehen: Stark schwankende
Kurse verbunden mit manipulativen Eingriffen der
Politik und Notenbanken. Staatsanleihen und Währungen schwanken zwischen den freien Marktkräften
und staatlich veranlasster Manipulation wie dem Leerverkaufsverbot, den Fixierungsversuch des Schweizer Franken oder die Stützungskäufe italienischer
Staatsanleihen. Prognosen werden in diesem Umfeld
zum Glücksspiel. Aber je länger es dauert bis wir in die
Phase der koordinierten Neuorientierung kommen,
desto größer wird die Gefahr einer unkontrollierten
Es handelt sich um ein Wertpapierportfolio mit einem
ausgewogenen Verhältnis von Aktien und Anleihen mit
78
WWW.CAPITALBANK.AT
einer Beimischung ausgewählter Rohstoffe. Es beinhaltet insbesondere reife Unternehmen mit Produkten
des täglichen Bedarfs. Diese erzielen heute im Wesentlichen ihr Wachstum in den aufstrebenden Märkten der
Schwellenländer, wohingegen den gesättigten Märkten
der Industriestaaten hinsichtlich Umsatzsteigerungen
kaum mehr Bedeutung zukommt. Während der Nestlé
Konzern beispielsweise in Europa zwischen den Jahren
2005 und 2010 Umsatzrückgänge von 15% verzeichnen musste, erzielte dieser in derselben 5 Jahresperiode in Asien, Ozeanien und Afrika Umsatzsteigerungen
von über 20%. Wie bedeutsam ist also das fehlende
Wirtschaftswachstum in einigen Ländern Europas für
diesen globalen Konzern? Wir sind der Meinung, dass
diesbezüglich kein großer Einfluss besteht und haben
infolge 15 weitere Unternehmen identifiziert, für die
dies ebenfalls zutrifft. Aktien alleine machen jedoch
noch kein diversifiziertes Portfolio, schon gar nicht für
ein Szenario stagnierender Volkswirtschaften. Unternehmensanleihen betrachten wir daher als sinnvolle
Beimischung, denn anders als für den Aktionär spielen für den Anleihegläubiger Gewinnsteigerungen eine
untergeordnete Rolle.
Vertrauen, dass auch von vielen Banken in der Vergangenheit schändlich missbraucht wurde.
Die individuell passende Lösung mit wirklich
unabhängiger Beratung finden
Wie immer man sich für die Positionierung seines Vermögens entscheidet, die ständig ändernde Faktenlage
erfordert eine laufende Überprüfung und Anpassung.
Eine ehrliche und faire Beratung ist wichtiger denn je.
Die Capital Bank hat daher vor einigen Jahren die sogenannte Unabhängigkeitsgarantie eingeführt. Diese bildet die rechtliche Basis zur Sicherung einer unabhängigen Beratung bzw. Vermögensverwaltung. Sie befreit
die Bank von allen Interessenkonflikten, die aus versteckten Produktprovisionen herrühren können. Die
Unabhängigkeitsgarantie ist Bestandteil in unseren
Beratungs- und Verwaltungsverträgen. Darin wird festgelegt, dass die Bank sich verpflichtet alle an die Bank
gezahlten Bestandsprovisionen, die sie für die jeweils
vertragsgegenständlichen Vermögenswerte erhält, zu
berechnen, zu berichten und auch den Kunden gutzuschreiben.
Im Gegenteil, fremdfinanzierte Wachstumsprogramme
erhöhen die Risiken für Anleihegläubiger, nicht aber
deren Ertragspotentiale. Sie sind daher an stabilen
Bilanzen und stetigen Zahlungsströmen („Cash Flows“)
zur Bedienung der Anleihen interessiert. Da kommt es
gerade recht, dass viele Unternehmen in den vergangenen Jahren ihre Bilanzstrukturen in Schuss gebracht
haben. Für Rohstoffe gilt gerade jetzt: Es ist nicht
alleine Gold, das glänzt. Damit sind wir wieder beim
Capital Bank, GRAWE Gruppe AG
Palais Esterhazy, Wallnerstraße 4/1, A-1010 Wien
offi[email protected]
Tel.: + 43 1 316 14 - 0
79
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik
Paul Christian Jezek
Die Kernschmelze
der Wirtschaftsethik
oder: WIR sind „der Balkan“
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik
ZUGEGEBEN, MIT DER AUSSAGE, ÖSTERREICH WÄRE DER BALKAN (ODER DERSELBE WÜRDE ZUMINDEST IN WIEN
BEGINNEN), TUT MAN DER „ÖSTLICHSTEN DER DREI IN MITTELMEER RAGENDEN SÜDEUROPÄISCHEN HALBINSELN“ IN
ZEITEN WIE DIESEN EIGENTLICH ZIEMLICH UNRECHT. DENN IMMER MEHR ENTWICKELT SICH DIE ANGEBLICHE „INSEL
DER SELIGEN“ ZUM VERITABLEN SÜNDENPFUHL, ZU SODOM & GOMORRHA, ODER AUCH NUR ZUM GG-STAAT, WAS
DENN WAHLWEISE ALS REPUBLIK DER GEGENGESCHÄFTE ODER AUCH „LAND DER GRASSERS UND GORBACHS“ INTERPRETIERT WERDEN KÖNNTE.
Denn Boni hin und Nationalökonomie her, wenn man wie der
Autor dieser Zeilen zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses Tag für Tag um nicht zu schreiben Stunde um Stunde
mit neuen Details zur Telekom-Austria-Affäre konfrontiert
wurde, war und ist man doch einigermaßen versucht, anzunehmen, SO schlimm sei es um geschäftliche Sitte und pekuniäre Moral hierzulande noch nie gestanden. Die Vorwürfe
gegen den ehemaligen Infrastrukturminister Hubert Gorbach seien lediglich die „Spitze des Eisbergs“, auch wenn es
immerhin um ein paar hunderttausend Euro geht, die angeblich als Gegenleistung für eine Verordnung bezahlt wurden,
die Gorbach seinerzeit erlassen hatte.
lionen Euro verlangt haben, schlussendlich habe er dann eine
Mio. Euro in bar bekommen. Um die Geldflüsse zu verschleiern, sollen mit Wissen und Einverständnis von Fischer und
Colombo Scheinaufträge an den Lobbyisten Peter Hochegger
vergeben worden sein.
Peter Hochegger?
An dieser Stelle könnte man versuchsweise (auch) über
semantische Feinheiten philosophieren, nicht „nur“ über
Wirtschaftsethik und den (Ver-)Fall derselben. Denn der
62jährige Steirer wird zwar inzwischen seit Monaten nur
noch als „Lobbyist“ (bestenfalls als „PR-Berater“ (allerbestenfalls als Unternehmer (was ja auch einiges über die Wertigkeit bestimmter Berufsbezeichnungen aussagt („Journalist“ kam erfreulicherweise noch nicht vor)))) bezeichnet,
immerhin war Hochegger aber AUCH einmal Politiker, nämlich Landtagsabgeordneter. Klammer: für die ÖVP, im steirischen Landtag. Klammer zu.
Ein paar 100.000 Euro?
Eigentlich ein Klacks im Vergleich zu den neun Millionen,
die 2004 ganz offensichtlich widerrechtlich als Boni für rund
100 Telekom-Manager bezahlt wurden. Hier hatte der frühere
Telekom-Vize-Finanzvorstand Gernot Schieszler gegenüber
der Staatsanwaltschaft Wien seine Verwicklung in die Manipulation des Telekom-Aktienkurses zugegeben und damit
gleichzeitig drei der vier früheren Vorstände, Heinz Sundt,
Stefano Colombo und Rudolf Fischer schwer belastet. Einzig
Ex-TA-Boss Boris Nemsic soll nicht direkt involviert gewesen sein. Schieszler hätte demnach im Auftrag des Vorstands
bereits Wochen vor dem Stichtag für einen Aktienoptionsplan Kontakt zum Broker Johann Wanovits aufgenommen.
Am Stichtag selbst, dem 26. Februar 2004, sollen Colombo
und Fischer ihn in einer Telefonkonferenz dazu gedrängt
haben, Wanovits mit der Manipulation des Aktienkurses zu
beauftragen, was dieser auch getan habe. Wanovits soll laut
Schieszler dafür eine „Risikoprämie“ in Höhe von zwei Mil-
In diesem heißen Herbst 2011 nun gilt Hochegger aber
„nur noch“ als Schlüsselfigur zahlreicher undurchsichtiger
Geschäfte. So sollen über ihn in den Jahren 2000 bis 2006 in der Ära der Schwarz-Blauen-Koalition - mehr als 40 Millionen Euro an Honoraren und Provisionen geflossen sein,
wobei das Geld überwiegend von staatsnahen Betrieben wie
ÖBB und eben Telekom Austria gekommen sein soll.
Beispielhaft ist auch die BUWOG-Affäre: 2004 erhielten
Hochegger und Walter Meischberger (Sie verzeihen: zu diesem Herren fällt GOAHEAD! nichts ein) im Zuge der umstrittenen Privatisierung der Bundeswohnungen (BUWOG) vom
erfolgreichen Käufer Immofinanz 9,6 Millionen Euro. Laut
81
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik
Berichten sollen die beiden mittels Scheinrechnungen über
eine zypriotische Briefkastenfirma bezahlt worden sein.
an ein Konsortium, an dem auch die TA beteiligt war. Dieser
Auftrag war dem Betreiber mastertalk in der Ära des damaligen Innenministers Ernst Strasser entzogen und dann dem
TA-Konsortium gegeben worden.)
Zypern ... Bulgarien ... Liegt übrigens Bulgarien (auch)
am Balkan?
Geographisch gesehen ist das eine dumme Frage. Der Hauptkamm des Balkangebirges befindet sich IN Bulgarien (bulgarisch: Stara Planina). Der bulgarischen Regierung waren
Hocheggers Dienste 1,5 Millionen Euro für eine Imagekampagne „Reinforcing the Positive Image of the Republic of
Bulgaria in the European Union“ wert. Dabei soll es laut
Hochegger um die „Einschätzung“ des Bulgarien-Images in
der EU gegangen sein. Ein Teil des Geldes landete übrigens
bei Ex-ÖVP-Innenminister Ernst Strasser. Dieser sagte aus,
für die Beseitigung eines Problems eines ausländischen Kunden 100.000 Euro erhalten zu haben.
(Hier schließt sich einer von mehreren Kreisen, die zum
Redaktionsschluß noch nicht ganz rund waren. Ende August
wollte die Staatsanwaltschaft (noch?) nicht bestätigen, dass
„in Sachen Telekom Austria“ auch Ermittlungen gegen
den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly laufen. Angeblich hätte die TA unter dem Projekttitel „Infotech“ rund 1,1
Millionen Euro an Mensdorff-Pouilly bezahlt, und zwar im
Zusammenhang mit der Vergabe der Blaulichtfunktechnik
Kaum noch in Erinnerung ist dagegen die Linzer Terminal
Tower Affäre: 2005 erhielten Hochegger und Meischberger
von der zur Porr AG gehörenden UBM-Realitätenentwicklung-AG ein Beraterhonorar von (nur!) 200.000 Euro, um
„Hindernisse in Zusammenhang mit einem von der Porr in
Linz entwickelten Büroprojekt aus dem Weg zu räumen“.
Kurz darauf sprach sich der damalige Finanzminister KarlHeinz Grasser für die Übersiedlung der Finanzlandesdirektion Oberösterreich in den neuen Terminal Tower aus,
wohingegen er aufgrund der hohen Mietkosten wiederholt
gegenteilig argumentiert hatte.
Karl-Heinz Grasser?
Vergessen wir nicht: Der Mann war Finanzminister. Über
mehrere Jahre hinweg.
BUWOG-Affäre und Linzer Terminal Tower wurden schon
erwähnt. Die Homepage-Geschichte ist uns inzwischen
zu mickrig. Unterm Strich bleibt hier und heute, dass die
Paul Christian Jezek
buch für Export, Logistik und Auslandsinvestitionen“,
PR-Aktivitäten für diverse Firmen, BBJ-Wein-Newsletter, Geschäftsberichte u. a. für börsennotierte Unternehmen (neunziger Jahre bis incl. 2011), Unternehmerhandbuch 2010 sowie „Investieren in Österreich“ (mit
anderen, 2010) und „Leading Business Champions Austria“ (2010).
Paul Christian Jezek, 47, ist Chefredakteur des KMUMagazins UNTERNEHMER und gilt als einer der profundesten Kenner und Förderer der heimischen KMUund EPU-“Szene“. Mitarbeiter u. a. von Börse Express,
Glocal Visyon, LexPress, Logistik Express, Österreichs
Wirtschaft, Pharma-Time, PKA-Journal, Sharaka,
SOLID. 1995 Gründungsmitglied des WirtschaftsBlatts, 2010 Mitgründer der UIK-austria. Zahlreiche
(auch literarische) Veröffentlichungen, u. a. „Der Fall
Libro“, „Ethik in der Wirtschaft“, „Communication goes
Europe“, „Das Geheimnis der privaten Universitäten“,
„So kommt mein Unternehmen in die Medien“, „Hand-
Es gilt (fast) immer und ewig Kants
Kategorischer Imperativ: „Handle
so, dass die Maxime Deines Willens
jederzeit zugleich als Prinzip einer
allgemeinen Gesetzgebung gelten
könnte.“
82
GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik
österreichische Justiz den ehemaligen Finanzminister der
Republik verdächtigt, über ein Netzwerk von Firmen und
Stiftungen in Liechtenstein, Zypern und der Karibik dubiose Gelder kassiert zu haben. Grasser hatte im Herbst 2010
Selbstanzeige bei der Finanz erstattet, weil er von 2002 bis
2008 - auch in der Zeit seiner Tätigkeit als Finanzminister
- Einkünfte aus Spekulationsgewinne und Dividenden nicht
versteuert hat. (Er hat DIESE Steuerschuld von 18.000 Euro
mittlerweile beglichen, mögliche Steuerschulden von vor
2002 sind inzwischen verjährt.) Gegen Grasser wird weiters
wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch und Bruch des Amtsgeheimnisses sowie wegen Verdachts auf Untreue ermittelt - laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom 14. 7. 2010
beziehen sich die Untersuchungen (auch) auf die Privatisierungen von Postsparkasse, Staatsdruckerei, Flughafen Wien,
Dorotheum, Siemens Österreich, Voestalpine Stahl, Strohal
Rotationsdruck, Österreichischer Postbus, Böhler-Uddeholm,
VA Erzberg und Austria Tabak. Nur rudimentär können wir
uns daran erinnern, dass Grasser den in die BAWAG-Affäre
involvierten Wolfgang Flöttl mehrmals getroffen hat und u.
a. mit ihm gemeinsam mehrere Tage auf einer Yacht von
Julius Meinl V. verbracht hat. (Helmut Elsner? Wir haben
zu wenig Platz.)
im Konzern der GRAWE (Grazer Wechselseitige Versicherung AG) befindet? Im Jahr 2000 gab es hier einen Skandal wegen geplatzter Kredite im Ausmaß von reschen zwei
Milliarden Schilling (ca. 146 Millionen Euro), der zu vorgezogenen Landtagswahlen und zum Rücktritt von Landeshauptmann Karl Stix führte. (2003 wurde im Landtag der
„rasche“ Verkauf der Bank beschlossen, der sich jedoch in
die Länge zog, da der erste Verkaufsversuch an die Kärntner
Hypo Alpe Adria Bank AG (!) scheiterte.) Der zweite scheiterte ebenfalls, als im August 2005 die Bank an den Industriellen Mirko Kovats bzw. dessen A-Tec Industries verkauft
werden sollte.
Mirko Kovats und A-Tec? Wir haben keinen Platz ...
... übrigens auch nicht für Karl Petrikovics ... alles schon so
lange her ...
Lange her?
Gab es da nicht Mitte der 1970er Jahre in der Bundeshauptstadt eine ganz bestimmte gemeindeeigene Wohnbaugesellschaft? Ein Schulbeispiel für die These des „Alles schon
einmal dagewesen“! Die aus fünf Firmen durch Fusion hervorgegangene Wohnbaugesellschaft Wiener Bauring führte
trotz eines Verbotes der Durchführung von Auslandsprojekten zahlreiche Bauvorhaben im arabischen Raum durch.
Durch schwere Managementfehler, Korruption und Betrug
entstand bis 1973 ein Schuldenstand von nicht weniger als
1,4 Milliarden Schilling (ca. 100 Mio. Euro) anstelle eines
geplanten Plus von 700 Millionen. Im Juni 1974 beschuldigte
ein Prüfungsbericht des Kontrollamtes der Stadt Wien die
beiden Ex-Direktoren des Baurings Wawowetz und Zöllner,
durch fahrlässiges Verhalten bei Arabiengeschäften 550 Millionen Schilling Verlust eingefahren zu haben. Bürgermeister
Gratz versprach, den Bericht an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten, schloss jedoch kategorisch aus, dass Rückflüsse
in Arabien geleisteter Provisionen der heimischen Parteienfinanzierung gedient haben könnten. Der folgende Prozeß
endete am 23. 12. 1976 mit Freisprüchen für die Manager,
denen im Urteil erschütternde Ahnungslosigkeit und Sorglosigkeit bis hin zur Unfähigkeit bescheinigt wurde. Einzig ein
Architekt, der versucht hatte, sich durch komplizierte Serienkreditkonstruktionen um 60 Mio. (immerhin „nur“ Schilling) zu bereichern, wurde rechtskräftig zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.
Haben wir alles?
Ach ja, Grasser soll auch am umstrittenen Verkauf der Hypo
Group Alpe Adria mitverdient = sich während seiner Amtszeit mit einer halben Million Euro indirekt über die Schweizer Treuhandgesellschaft Ferint AG an der von Tilo Berlin geleiteten Investorengruppe beteiligt und damit gegen
das Unvereinbarkeitsgesetz verstoßen haben. Im Zuge des
Prüfberichtes der Nationalbank leitete die Finanzmarktaufsicht (FMA) Sonderermittlungen wegen möglichen Verstoßes gegen Geldwäschebestimmungen ein: Geprüft wird, ob
Grasser bei der Beteiligung am Verkauf der Hypo Group
Alpe Adria gegen den Paragraf 40 des Bankwesengesetzes
verstoßen hat - in diesem sind die „Sorgfaltspflichten zur
Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung“ festgeschrieben.
Hypo?
Da war doch NOCH etwas ...
Ja, da war noch etwas. Erinnern Sie sich an die HYPOBANK Burgenland AG, die sich seit dem Sommer 2006
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik
Bau-Skandal(e)?
Da fällt uns doch ein three-letter acronym ein, das uns auch
im Herbst 2011 skandalös häufig begegnet: AKH. Der Bau
des Allgemeinen Krankenhauses in Wien wurde bereits 1955
beschlossen (projektierte Kosten: eine Milliarde Schilling,
geplante Bauzeit: zehn Jahre), aber erst Anfang der 1970er
Landes. Der Beamte leitete u. a. die Präsidialkanzlei der Landesregierung, die Rechnungsabteilung und schließlich auch
die Ernährungsabteilung. Er genoss das uneingeschränkte
Vertrauen des Landespräsidenten (der ihm sogar BlankoUnterschriften gab) und unterschlug vor allem Gelder aus
dem Notstandsbudget (für Brand- und Hochwasserkatastrophen), die er auf einem Privatkonto veranlagte, das er als „Invalidenfonds“ tarnte.
Ein hochrangiger Landesbeamte hatte durch
Es kam zu Demonstrationen (!) in einer
jahrelange Unterschlagungen ein Privatverder größten Städte Österreichs gegen den
Beamten (und „seinen“ Präsidenten), der
mögen von umgerechnet mehr als 30 Millionen
schließlich wenige Stunden vor seiner
Euro erlangt
geplanten Flucht in Wien verhaftet wurde.
Der Beamte war in der Haft geständig und
Jahre in Angriff genommen. Das Großprojekt wurde mit ca.
beging schließlich in seiner Zelle Selbstmord. Zwei seiner
45 Milliarden Schilling (heute 3,3 Milliarden Euro) zu EuroUntergebenen wurden zu Haftstrafen verurteilt, auf höherer
pas teuerstem Krankenhausbau und konnte erst 1994 vollEbene hatte die Affäre hingegen keine Konsequenzen.
ständig in Betrieb genommen werden. Schon vierzehn Jahre
Der Mann hieß Eduard Rambousek und lebte bis zu seinem
vorher hatte das AKH immerhin für einen bis heute immer
wieder gern zitierten österreichischen „All-Time-Sager“
Freitod 1918 in Salzburg.
gesorgt: Der damalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger prägte in seiner Rede zur Eröffnung der Welser Messe im
Ach ja, für alle gelten alle denk- und vorstellbaren UnschuldsAugust 1980 das geflügelte Wort „Trockenlegung der Sümpfe
vermutungen.
und sauren Wiesen“.
Und wir waren immer schon der Balkan und werden es auch
Alles schon mal dagewesen?
bleiben. Paul Jezek der Österreicher sagt: Alle Österreicher
Ein hochrangiger Landesbeamte hatte durch jahrelange
sind Lügner. «
Unterschlagungen ein Privatvermögen von umgerechnet
mehr als 30 Millionen Euro erlangt - nicht zuletzt aufgrund
Paul Christian Jezek
seiner guten Kontakte zu einem der höchsten Herren des
Chefredakteur UNTERNEHMER
Stichwort: Größenordnungen
*) Den im Rahmen der bisher erfolgten Vergleiche erzielten Entschädigungen bei den Bilanzfälschungen der Firma Enron (2001) in Höhe von 7,1 Milliarden
US-Dollar steht ein durch die Insolvenz vernichteter Börsenwert von 60 Milliarden USD gegenüber.
*) Bei dem im Dezember 2008 vom FBI verhafteten Bernard L. Madoff geht es bei dem über Jahrzehnte durchgeführten Schneeballsystem um rund 50 Milliarden Dollar, also rund 38 Milliarden Euro.
*) „Wirtschaftskriminalität im ganzen Land? Das kann man nur grob abschätzen - rund 3 bis 4 Milliarden Euro jährlich durch Geldanlagebetrug, 2,5 bis 3
durch internen Betrug (also durch Mitarbeiter), etwa 3 Milliarden durch „Schutz“ der Wirtschaft vor Importen, Zollbarrieren und dergleichen; dazu kommen
noch etwa 1,5 Milliarden Euro durch Produktpiraterie und etwa 1 Milliarde durch Projektfinanzierungsbetrug. In Summe geht es um etwa 15 Milliarden Euro
Schaden - pro Jahr.“ (Maximilian Burger-Scheidlin, Geschäftsführer der Internationalen Handelskammer ICC Austria)
Stichwort: „Alles schon mal dagewesen“
In Huldigung der Ikone Helmut Gustav Friedrich Qualtinger (starb vor einem Vierteljahrhundert am 29. 9. 1986, gab einer Gasse und einem Hof in Wien den
Namen): „Der Papa wird‘s schon richten“ ist eine kritische Kabarettnummer, deren Titel in Österreich als Synonym für Protektions- und Vetternwirtschaft
sprichwörtlich geworden ist. Das Lied wurde am 22. Oktober 1958 in der TV-Live-Sendung „Spiegel vorm Gsicht“ präsentiert. Es nimmt die zynische Haltung
einer gelangweilten und überheblichen Jeunesse dorée aufs Korn, die sich in der in den 1950er-Jahren „angesagten“ Wiener Eden Bar trifft („der Gießhübl,
der Puntigam und i“) und sich allfällige Schwierigkeiten von den wohlhabenden und prominenten Vätern beiseiteräumen lässt. Ein Job bei der Atomkommission mit (damals horrenden) „monatlich dreizehntausend Schlei als Lohn“ erscheint hier trotz mangelnder Ausbildung ebenso wenig als Problem wie die
„Applanierung“ des „Fauxpas“ eines Verkehrsunfalls mit Todesfolge. Es sei „nix passiert“, der Porsche sei schon repariert, äußert sich der Erzähler zynisch.
(„Nur leider is mir ein Passant, bevor er g‘storbn is, eineg‘rannt.“) Der Vater wisse ja so viele G‘schichten, die andere Leute stör‘n ...
http://www.youtube.com/watch?v=hTS6-lt9UBo
84
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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ GO AHEAD! Die Wirtschaftsplattform
Die Wirtschaftsplattform
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adegan, Herbert Unterköfler, Hannes Zipfel
90
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