business summit - GO
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Nummer 1/2011 4 201130 091005 GO AHEAD! leading responsibly www.go-ahead.at DAS MAGA ZIN FÜR VISIONÄRE DENKER UND ANDERE Die Kernschmelze Des Finanzsystems Kongress zur Österreichischen Schule Schulle der Nationalökonomie Nationalökonom Seite 30 GO AHEAD! Das Magazin für visionäre Denker und andere DIE KERNSCHMELZE DES FINANZSYSTEMS NUMMER 1/2011 Hannes Zipfel Gutes Geld und schlechtes Geld Seite 12 Rahim Taghizadegan Politischer Wandel Seite 8 Ralf Flierl Eine „österreichische Welt“ Seite 56 DJ Euro Stoxx 50 Aktienindex 100 Quelle: Bloomberg, Monatskurse, 31.10.2007 - 29.07.2011 Kursentwicklung in EUR (indexiert, Basis 100) APM Gold & Resources Fund (EUR) Goldaktienindex XAU 40 Nov 2007 Nov 2008 Nov 2009 Nov 2010 Anlagestrategie Gold- und Goldaktienfonds mit aktivem Risikomanagement Wertpapierart Österr. Investmentfonds, UCITS III konform ISIN AT0000A07HE7 (thesaurierend, AUT) AT0000A07HF4 (vollthesaurierend, GER) Fondswährung EUR Handelbarkeit täglich Vertriebszulassung Deutschland, Österreich Jul 2011 Gold – Die ultimative Währung Gold ist heute unverzichtbarer Por tfolio-Bestandteil als Schutz vor Instabilitäten des Finanzsystems. Physisches Gold und Goldaktien sind allerdings hochvolatil. Der APM Gold & Resources Fund ist durch seine flexible Allokation beweglicher als reine Goldinvestments. Sein Anlageuniversum umfasst Gold-, Silber- und Rohstoffaktien, sowie indirekte Investments in Gold und Silber. Sein Absolute Return-Ansatz steht für aktives Risikomanagement: mehr Sicherheit bei fallenden Kursen ohne Aufgabe der Partizipation an steigenden Kursen. Absolute Portfolio Management GmbH, Wallnerstraße 3/17, A - 1010 Wien, Tel.: +43 (1) 533 59 76, www.absolutepm.at Diese Anzeige dient ausschließlich Werbe- und Marketingzwecken und stellt kein Angebot dar. Ein rechtlich gültiges Angebot kann erst nach Übereinstimmung mit dem jeweils anzuwendenden Recht und in Verbindung mit dem jeweils aktuellen Fondsprospekt gelegt werden. Der veröffentlichte Prospekt des hier genannten Fonds in seiner aktuellen Fassung inklusive sämtlicher Änderungen seit Erstverlautbarung (Kundmachung im „Amtsblatt zur Wiener Zeitung”) steht Interessenten bei der CPB Kapitalanlage GmbH und der Semper Constantia Privatbank Aktiengesellschaft, beide A-1010 Wien, Bankgasse 2, kostenlos zur Verfügung und ist auch unter www.absolutepm.at abrufbar. Sie sollten, soweit nötig, Ihre eigenen, unabhängigen und kompetenten Rechts- und Finanzberater sowie sonstige professionelle Berater konsultieren, um sicherzustellen, dass jede Entscheidung, die Sie treffen, für Sie in Anbetracht Ihrer Umstände und finanziellen Lage geeignet ist. Wenden Sie sich in Hinblick auf die jeweils steuerliche Situation an Ihren Steuerberater, da sich diese durch Rechtsprechung oder Gesetzgebung ändern kann. Diese Anzeige dient lediglich als Grundlage für ausführliche Informationsgespräche eines professionellen Beraters mit seinen Kunden. Investitionen in Fremdwährungen unterliegen Kursschwankungen. Kurse und Erträge können steigen und fallen. Erträge der Vergangenheit sind kein Indiz für die Zukunft. Die hier verwendeten Daten und Informationen basieren auf zuverlässigen Quellen. Absolute Portfolio Management GmbH und die mit ihr verbundenen Gesellschaften übernehmen trotz sorgfältiger Ermittlung keinerlei Garantie für die Richtigkeit aller Daten sowie eine allfällige Haftung aus Nachteilen, die direkt oder indirekt aus der Verwendung dieser Anzeige oder ihres Inhaltes entstehen. ✓ Mehr Effizienz Performance-Boost ✓ Weniger Administration ✓ Bessere Ergebnisse pipeliner - die innovative Vertriebssteuerungs-Software. 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Leider fehlt es am gesunden Menschverstand und am Erkennen der dahinterliegenden Ideen mancher wirtschaftswissenschaftlicher Lösungsansätze. tigen Autoren eine spannende und aufschlussreiche Lektüre – und Ihnen als Besucher des Kongresses neue Impulse und Perspektiven. Dass die Zufriedenheit mit den bisherigen Erklärungsansätzen für die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise und vor allem mit den bisherigen „Exit“-Strategien eine überaus enden wollende ist, zeigt sich auch an den medialen und öffentlichen Wellen, die das Thema eines möglichen Staatsbankrottes schlägt. Lassen wir uns von den Gedanken unseres Hauptreferenten des letzten Kongresses Ron Paul inspirieren: „Ideen spielen bei der Formierung der Gesellschaft eine große Rolle. Ja, sie sind bei weitem mächtiger als Bomben oder Armeen oder Gewehre. Das liegt daran, dass Ideen sich über alle Grenzen hinweg ausbreiten können. Sie stecken hinter allen Entscheidungen, die wir treffen. Sie können die Welt in eine Weise verändern, wie es Regierungen und Armeen nicht können. Mit Ideen für die Freiheit zu kämpfen, ergibt für mich sehr viel mehr Sinn, als mit Gewehren oder mit Politik oder politischer Macht zu kämpfen. Mit Ideen können wir tatsächliche Veränderungen bewirken, die auch bleiben“. « In der Tat sind die Handlungserfordernisse seit dem Sommer dieses Jahres um ein wesentliches gestiegen. Noch größere Schuldenberge in den reichsten Ländern der westlichen Welt verstellen uns den Blick in die Zukunft. Über die Zukunft der europäischen Währung wird mehr denn je gemunkelt. Unsicherheit und auch Angst vor Radikalisierung machen sich in einigen Städten breit. Vor diesem Hintergrund will der Dritte Kongress zur Schule der Österreichischen Nationalökonomie mit kritischen Analysen neue Perspektiven für die Zukunft eröffnen. Denn wer die Ursachen der Krise nicht verstanden hat – und das haben in der Politik viele nicht -, der wird wohl kaum dazu in der Lage sein, die richtigen Lösungsperspektiven zu entwickeln. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen mit der aktuellen Ausgabe unseres Kongressmagazins und mit seinen hochkarä- 5 Ohne Industrie kein Genie. www.iv-net.at eich so viele Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, warum es in Österr gute Ideen gibt? und • Die Industrie investiert annähernd 1 Milliarde Euro im Jahr in AusWeiterbildung. ausgaben • Bis zu 60 Prozent aller heimischen Forschungs- und Entwicklungs kommen von der Industrie. DIE INDUSTRIE MACHT’S … GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Inhalt Cover-Story EINE „ÖSTERREICHISCHE WELT“ WENN MAN SICH ALL DIE PUNKTE VERGEGENWÄRTIGT, DIE IN DIESER AUSGABE BEZÜGLICH „GUTEN GELDES“ BESCHRIEBEN WERDEN, SO STELLT SICH NATÜRLICH DIE ENTSCHEIDENDE FRAGE: WIE SÄHE DENN EINE SOLCHE GESELLSCHAFT AUS, IN DER ES KEIN VON STAATSWEGEN AUFGEZWUNGENES, SONDERN EIN WETTBEWERBLICHES GELD GÄBE. WÄRE DIESE WELT ANDERS, EINFACHER ODER GAR BESSER ALS DIE JETZIGE? Ralf Flierl Seite 56 08 Politischer Wandel Politischer Wandel 12 Gutes Geld und schlechtes Geld Rahim Taghizadegan 18 Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie 26 Wenn Währungen scheitern „Geldanlage in der Hyperinflation“ 30 Die Kernschmelze des Finanzsystems 56 Eine „österreichische Welt“ Wie sähe eine Gesellschaft aus, die über eine wettbewerbliche Geldordnung verfügt? 64 Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus 70 Österreich: Mit privatem Wachstumskapital durchstarten 74 Zeit für GO AHEAD 80 Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik oder: WIR sind „der Balkan“ 86 GO AHEAD! Die Wirtschaftsplattform Seite 08 Gutes Geld und schlechtes Geld Hannes Zipfel Seite 12 Eine „österreichische Welt“ Ralf Flierl Seite 56 Zeit für GO AHEAD Nikolaus Kimla Seite 74 7 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Politischer Wandel Rahim Taghizadegan Politischer Wandel 8 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Politischer Wandel GESELLSCHAFT, WIRTSCHAFT UND STAAT BETRACHTET DIE ÖSTERREICHISCHE SCHULE NICHT ALS MYSTISCHE, SELBSTSTÄNDIGE WESEN, DAHER AUCH NICHT ALS BESTIEN, DENEN WIR AUSGELIEFERT SIND, SONDERN ALS KOMPLEXE ERGEBNISSE DES HANDELNS DER MENSCHEN. DIE ERSTE KONSEQUENZ DIESES GEDANKENS LIEGT DARIN, DIE GROSSEN WORTE, DIE S CHÖNEN ABSICHTEN UND INSBESONDERE DIE POLITIK ETWAS WENIGER ERNST ZU NEHMEN. ES GILT DIE MAHATMA GANDHI ZUGESCHRIEBENE EMPFEHLUNG: SEI SELBST DIE VERÄNDERUNG, DIE DU IN DER WELT SEHEN WILLST. Veränderung ist niemals kostenlos und daher selten bequem. Die Ausreden, man könne nichts verändern, weil es dafür nicht genügend Zustimmung, Geld, Zeit gäbe, sind allzu bequeme Vorwände. Ludwig von Mises erkannte: „Aller Fortschritt der Menschheit vollzog sich stets in der Weise, dass eine kleine Minderheit von den Ideen und Gebräuchen der Mehrheit abzuweichen begann, bis schließlich ihr Beispiel die anderen zur Überzeugung der Neuerung bewog. Wenn man der Mehrheit das Recht gibt, der Minderheit vorzuschreiben, was sie denken, lesen und tun soll, dann unterbindet man ein für alle Male allen Fortschritt.“ Die Betonung des Unternehmertums durch die Österreichische Schule drückt eine nüchterne Bevorzugung des Bessertuns anstelle des bloßen Besserwissens aus. unbedeutende, aber in Summe so bedeutsame Möglichkeiten zum Handeln offen, dass jeder an seinem kleinen Stück Welt üben kann. Gerade weil in der Zukunft eine neue Praxis, ein neues Handeln erforderlich sein wird, ist es wesentlich praktischer, sich die Muße zur Theorie zu gönnen, als den widersprüchlichen Rezepten der Gegenwart zu folgen. Um uns unsere entfremdete Welt wieder anzueignen, müssen wir mit den Augen eines Kindes oder Philosophen durch die Welt gehen lernen. Es gibt so vieles zu entdecken, zu hinterfragen, auszuprobieren! Weil jeder von uns nur über einen kleinen Ausschnitt des Wissens verfügt und wir im Vorhinein nicht wissen, was sich bewähren wird, sind die Wissensteilung und die Fähigkeit zu lernen von so großer Wichtigkeit. Daraus leiten sich die politischen Empfehlungen der Österreichischen Schule ab. Anstelle der Zentralisierung von Entscheidungen bei wenigen, die weit entfernt von den konkreten Verhältnissen sind, betonen die Österreicher die persönliche Verantwortung, die sich darauf beschränkt, was reale Menschen absehen können. Und dennoch misst die Österreichische Schule dem Wissen ganz entscheidende Bedeutung bei. Gemeint ist allerdings weniger die Anhäu fung von Fakten, sondern es geht darum, das zu sehen, was andere übersehen. Wir sind letztlich geistige Wesen. Ideen – unsere Vorstellungen von der Welt – prägen unser Handeln. Darum stellt den ersten Schritt zum Bessertun ein besseres Verständnis der Realität dar. Das bedeutet nicht, dass man alles wissen muss, bevor man handeln kann. Zum Glück stehen uns so viele, für sich genommen scheinbar Die Konsequenz wären wesentlich kleinere politische Einheiten. Womöglich – und das erhoffen viele der jüngeren „Austrians“ – könnten solche Einheiten vollkommen auf der freiwilligen Einsicht der Menschen beruhen, weil sie sich mit ihnen identifizieren können, und würden gänzlich ohne die 9 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Politischer Wandel Initiierung von Zwang auskommen. Hier ist von „Initiierung die Rede, weil auch kein aktueller Vertreter der Österreichischen Schule so unrealistisch ist, anzunehmen, dass es unter Menschen jemals ausschließlich Freundschaft und Frieden geben wird. Reale Menschen neigen zu allerlei Lastern und Schwächen und eben auch zur Gewalt. Der komplizierten Frage des politischen Zusammenlebens können wir uns hier leider nur am Rande widmen. Dieses Buch ist der ökonomischen Tradition der Österreichischen Schule gewidmet und kann die zahlreichen politischen, ethischen, psychologischen, erkenntnistheoretischen und historischen Exkurse, die aus dieser Tradition hervorgegangen sind, nur streifen. üblichen Folgen, die wir aus der Wirtschaft kennen: Die Qualität der Leistungen nimmt ab, während die Kosten dafür steigen. Auch der Steuerwettbewerb folgt diesem Prinzip. Den Hochsteuerländern ist es ein Gräuel, dass es „Steueroasen“ gibt, die attraktivere Steuersätze aufweisen und dadurch Besserverdienende anziehen. Doch wie Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein, der übrigens wie auch sein Sohn und Nachfolger die Österreichische Schule gut kennt und schätzt, es so schön auf den Punkt bringt: Von Steueroasen kann nur dann die Rede sein, wenn sie im Vergleich zu Steuerwüsten stehen. Im Grunde drängen die europäischen Steuerwüsten zu einem Steuerkartell, das sie vor unangenehmem Wettbewerb bewahren soll, indem den Bürgern noch weniger Alternativen verbleiben. Die Folge eines solchen Steuerkartells wäre freilich verheerend: Die Verwüstung des Kontinents durch kurzfristige Politik würde noch rasanter vor sich gehen. Kleinere politische Einheiten Unabhängig davon, wie die politischen Einheiten verfasst sind, betonen die „Österreicher“ auch in diesem Bereich die Vorzüge des Wettbewerbs. Dabei geht es ihnen nicht um einen rastlosen Wettlauf, wie er etwa im Wettrüsten zutage tritt. Das Prinzip des Wettbewerbs versteht die Österreichische Schule als die Möglichkeit, Angebote abzulehnen. Die Weil das Handeln der Menschen das Entscheidende ist, reicht es nicht aus, bloß mehr Markt und weniger Staat zu fordern, wie dies manche Kleinere politische Einheiten „Austrians“ in ideologischem Überschwang tun. Der Markt ist keine Lösung, sondern bloß die Bezeichnung für die Koordination Weil das Handeln der Menschen das Entscheizwischen freiwillig tauschenden Mendende ist, reicht es nicht aus, bloß mehr Markt schen, die Angebote ablehnen dürfen. In der aktuellen wirtschaftlichen und und weniger Staat zu fordern, wie dies manche politischen Unordnung zeigen sich die Kleinere politische Einheiten „Austrians“ in ideo- Verzerrungen als so groß, dass auch den Märkten gegenüber eine gewisse logischem Überschwang tun. Skepsis angebracht ist. Und doch besitzen wir noch die entscheidende Freiheit Staaten unserer Tage würden freilich wenig erfreut reagieund damit Verantwortung, die Angebote auf den Märkten ren, wenn wir ihnen schrieben, wir wären nach gewisseneben auch zurückzuweisen. hafter Prüfung zum Entschluss gelangt, dass wir ihr freundLudwig von Mises betonte diese Verantwortung des Konsuliches Angebot ablehnen müssen und das Abonnement ihrer Leistungen gerne zum nächstmöglichen Termin kündigen menten lange, bevor sie ins allgemeine Bewusstsein drang. möchten. Die jüngeren „Austrians“ betonen, dass die Staaten Er verglich den Markt mit einer Demokratie, „bei der jeder ebenso reagieren würden wie jede andere kriminelle OrganiPfennig einen Stimmzettel darstelle. Die demokratische sation: mit Waffengewalt. Wahlordnung mag eher als ein unzulänglicher Versuch angesehen werden, im politischen Leben die Marktverfassung Je größer die politischen Einheiten, desto schwieriger wird nachzubilden. Auf dem Markt geht keine Stimme verloren. es, ihren „Angeboten“ auszuweichen. Selbst wenn man das Jeder verausgabte Betrag, er mag noch so klein sein, übt seine gar nicht möchte, sondern sich trotz aller Ärgernisse zu Wirkung auf die Produktion. Die Entscheidung des Verbrauchers setzt sich mit dem ganzen Gewicht, das er ihr durch die Hause ganz wohlfühlt, hat der Mangel an Wettbewerb die 10 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Politischer Wandel Aufwendung des Geldbetrages gibt, bis in die entferntesten Bezirke des gesellschaftlichen Produktionsapparates durch.“ Wem die bestehende Wirtschaftsstruktur nicht zusagt, erinnere sich daran, dass er mit jedem Kaufentscheid daran beteiligt ist, diese hervorzubringen. Der Ökonom beobachtet, dass dieselben Menschen, die über das Verdrängen der kleinen Läden durch die großen Ketten jammern, es selbst ebenso vorziehen, ihre Shoppingtouren in Einkaufszentren durchzuführen. Ludwig von Mises hat das etwas gehässig als neurotischen Zug gedeutet: „Der Neurotiker kann das Leben in seiner wahren Gestalt nicht ertragen. Es ist ihm zu roh, zu grob, zu schlecht. Um es sich erträglich zu gestalten, […] flüchtet [er] in eine Wahnidee.“ umgänglich zu bleiben, und nicht in blinde Wut oder utopische Wahnideen zu verfallen. Medianwähler Darf man von der Österreichischen Schule zumindest wirtschaftspolitische Empfehlungen erwarten? Zunächst wird die Vorstellung abgelehnt, dass sich Wirtschaft nach Belieben politisch steuern lässt. Entscheidend ist die klare Zuschreibung von Verantwortung, und diese bedeutet größtmögliche Freiheit innerhalb klarer Grenzen. Für Fehler und Schäden, die sein Handeln hervorbringt, hat der Verantwortliche die vollen Kosten zu tragen. Das umfasst notwendigerweise auch Folgeschäden für die Umwelt. Die meisten heutigen „Austrians“ beurteilen die Haftungsbegrenzung und die Möglichkeit, mittels Insolvenzanmeldung für das eigene Scheitern andere zahlen zu lassen, als problematisch. Die nüchterne Analyse der Politik lässt von dieser nicht allzu viel erwarten. Veränderungen gehen selten von Politikern aus, besonders heute, wo diese in einem massenmedial orchestrierten Zustimmungsregime bloß auf gesellschaftlichen Trends reiten. Die ökonomische Analyse der Massendemokratie zeigt, dass es im Machtinteresse konkurrierender Parteien liegt, sich immer stärker am sogenannten Medianwähler zu orientieren: Parteien mit größeren Stammwählerschichten setzen sich so weit durch, bis sich zwei Blöcke gegenüberstehen. Diese Blöcke können ihre Machtbasis nur noch durch ein Hinauswachsen über ihre Stammwählerschaft vergrößern. Dazu müssen sie genau jene Wähler ansprechen, die gerade am Rand ihrer Klientel liegen und ebenso der Konkurrenz zuneigen. Das sind natürlich exakt dieselben Wähler, die auch die Konkurrenz anzusprechen versucht. Diese Medianwähler liegen genau im Bevölkerungsdurchschnitt. Parteien müssen, um zu überleben, durchschnittliche Politik machen; jede allzu große Entfernung vom Durchschnitt lässt die Medianwähler zur Konkurrenz abwandern. Leider aber glauben Herr und Frau Durchschnitt heute das eine und morgen dessen Gegenteil. Was noch vor kurzem als absurder Extremismus galt, der sich allenfalls in Satirezeitungen fand, ist heute bereits Mainstream, also Durchschnitt. Die Österreichische Schule legt es nahe, sich vom Wahnsinn der Masse zu lösen und Hypes nicht mitzumachen. Ohne Fernsehen und Tageszeitung lebt es sich besser. Die Meinungen unserer Mitmenschen müssen wir respektieren, aber nicht allzu ernst nehmen. Die alten Vertreter der Österreichischen Schule zeigten allesamt die Gabe, inmitten des allergrößten Wahnsinns einen kühlen Kopf zu bewahren, freundlich und Wenn die Österreichische Schule politisch ausgelegt wird, dann erweckt sie den Eindruck, eigentlich gegen alles zu sein. In der Politik gibt es so viele falsche Ideen, dass man schon alle Hände voll damit zu tun hätte, nur den Schaden einzugrenzen, der laufend ausgebrütet wird, und vergangene Fehler zu reparieren. „Österreicher“ erscheinen daher in aller Regel als nüchterne Nein-Sager und Spielverderber. Wenn ein Kind das erste Mal „Nein!“ sagt, wird es sich allerdings seiner Freiheit bewusst: Darin liegt die Essenz des Entscheidens. Wir können uns bewusst dagegen entscheiden, jeden Unsinn mitzumachen. « Rahim Taghizadegan Wirtschaft wirklich verstehen ISBN 978-3-89879-624-8 11 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Gutes Geld und schlechtes Geld Hannes Zipfel Gutes Geld und schlechtes Geld 12 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Gutes Geld und schlechtes Geld GELD IST NICHT ALLES – ABER OHNE GELD IST BEKANNTLICH ALLES NICHTS. DIESE ERFAHRUNG MACHEN IMMER MEHR HOCH VERSCHULDETE STAATEN DER WESTLICHEN HEMISPHÄRE. GRIECHENLAND, GROSSBRITANNIEN, ITALIEN UND SELBST DIE USA LEIDEN UNTER HOHEN STAATSSCHULDEN, DIE ZU UNPOPULÄREN SPARMASSNAHMEN ZWINGEN UND JEDEN ANSATZ VON WIRTSCHAFTLICHER PROSPERITÄT IM KEIM ZU ERSTICKEN DROHEN. ABER AUCH JAPAN, DER EINSTIGE WACHSTUMSSTAR ASIENS, LEIDET MITTLERWEILE UNTER EINER ENORM HOHEN STAATSVERSCHULDUNG JENSEITS DER 200%-MARKE GEMESSEN AM BRUTTOINLANDSPRODUKT. Bei der Frage, wie man der Überschuldung entgegenwirken kann und wie sich die schuldenbedingte Wachstumslethargie überwinden lässt, gehen die Meinungen stark auseinander. Die Anhänger der keynesianischen Konjunkturtheorie fordern noch mehr billiges Geld, um die Kreditkosten tragbar zu halten und massive Konjunkturstimuli, um aus den Schulden herauszuwachsen. Als Nebeneffekt akzeptiert man eine stark steigende globale Geldmenge einhergehend mit steigenden Rohstoff- und Vermögenspreisen, die im Zeitverlauf zu realer Konsumgüterteuerung führen, jedoch den Vorteil einer schleichenden Gläubigerenteignung mit sich bringen. Ein großer Verfechter dieses Lösungsweges aus der Schuldenfalle ist der US Notenbankchef Ben Shalom Bernanke. Dementsprechend sieht auch die Geldpolitik der USA aus, die man getrost als ultralax bezeichnen kann. Neben auf zwei Jahre festgeschriebenen Nullzinsen kauft die US-Noten- ABB. 1 Solange der Rest der Welt dynamisch wuchs war dies für das stark exportorientierte Land kein Problem, doch nun ist die halbe Welt von einer möglichen Schuldendeflation und in der Folge wirtschaftlicher Kontraktion bedroht. Daher machen sich neben Japan auch die wachstumsstarken Emerging Markets und die rohstoffexportierenden Länder langsam Sorgen um die Absatzchancen ihrer Exportgüter in Europa und Nordamerika. bank auch weiterhin mit Einnahmen aus Bestandsanleihen neue Staatsanleihen auf und finanziert so das Staatsdefizit der USA zu großen Teilen selbst. Dadurch bläht sich die Bilanz der Notenbank extrem auf und gibt ein Gefühl für die Dynamik der Geldschwemme. Doch auch auf der anderen Seite des Atlantiks sind die Währungshüter längst von der Tugend der Stabilitätspolitik abgekommen und stolpern von einer unkonventionellen Krisen- US-NOTENBANKGELDMENGE (M0) US-$ Geldbasis explodiert Quelle: US FED, Thomson Reuters Grafik: Solit Kapital GmbH 13 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Gutes Geld und schlechtes Geld maßnahme zur nächsten. Zuletzt kaufte die Europäische Zentralbank (EZB) mit Geld aus dünner Luft (selbst erzeugt) italienische und spanische Staatsanleihen im Volumen von 22 Mrd. Euro, um die Zinsen der Papiere unter Kontrolle zu halten und ohne diesen Offenmarktgeschäften ausreichende Sterilisationsmaßnahmen entgegenzusetzen. Insgesamt gab die EZB seit Ausbruch der Staatsschuldenkrise im Mai 2010 bereits fast 100 Mrd. Euro für Staatsanleihekäufe aus – ein Vielfaches ihres Eigenkapitals. auch die Gegenmaßnahmen ausfallen. Doch noch scheuen sich die gewählten Volksvertreter, sich selbst und ihren Wählern das volle Ausmaß der Überschuldung einzugestehen. Ohne Schäden für die Weltwirtschaft und das globale Währungssystem ist diese Krise in Anbetracht ihrer Dimension nicht mehr zu lösen. Eine sehr unangenehme Wahrheit. Sie zu ignorieren führt aber garantiert in die Katastrophe. Umso eher die Politik diese bittere Wahrheit akzeptiert, umso größer ist die Chance, eine Weltwirtschaftskrise à la 1929 doch noch zu vermeiden. Diametral entgegengesetzt zur Geldpolitik sucht derzeit die Fiskalpolitik in Europa und den USA ihr Heil in Sparmaßnahmen, der sogenannten Austeritätspolitik. Während wir darauf warten, ob die Fiskalpolitiker rechtzeitig das Ausmaß der Krise verstehen und gemeinsam mit den Notenbankern an einem Strang ziehen, sollten wir uns über unser Geld Gedanken machen und welche Auswirkungen eine Schuldendeflation oder eben das Weginflationieren der Schulden auf die Kaufkraft unserer offiziellen Zahlungsmittel hat. Die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahmen sind darf angesichts der extremen Verschuldung bezweifelt werden. In normalen Zeiten ist eine auf ausgeglichene Haushalte ausgerichtete Politik unbedingt zu begrüßen. Aber nicht, wenn das Kind bereits in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen ist. Jetzt wirken die Sparmaßnahmen in Griechenland, Spanien, ItaEs ist zwar davon auszugehen, dass vor allem in Hinblick auf lien und Großbritannien wie Brandbeschleuniger der Krise. den US-Präsidentenwahlkampf und den nackten ExistenzStatt die Haushalte zu sanieren, führen die Ausgabenkürzunkampf der Eurozone neue schuldenfinanzierte Konjunkturgen zu steigender Arbeitslosigkeit, sinkenden Investitionen, geringeren Steuereinnahmen, höheren Sozialausgaben und Das Problem ist, dass der Großteil der politieinem beschleunigten Anstieg der Schulschen Klasse noch nicht verstanden hat, dass den. Man kann Austeritätsprogramme in dieser Phase der Überschuldung als volles bereits fünf nach Zwölf ist und der Point of kommen kontraproduktiv bezeichnen. Es no Return in Sachen Staatsverschuldung längst sei denn, das Ziel wäre eine deflationäre Depression wie in der Weimarer Republik überschritten wurde. unter Reichskanzler Brüning. Die aktuell abstürzenden Konjunkturindikatoren und der Börsencrash im August geben einen Vorgeschmack darprogramme auf die Agenda kommen, getarnt als intelligente auf, was passiert, wenn die Fiskalpolitik auf dem AusteritätsInfrastrukturmaßnahmen zur Wiederherstellung der Wettbepfad fortschreitet. werbsfähigkeit und mit dem eigentlichen Ziel, die Schulden weg zu inflationieren, die Arbeitslosigkeit unter Kontrolle zu Das Problem ist, dass der Großteil der politischen Klasse halten und den Entschuldungsprozess für die breite Masse noch nicht verstanden hat, dass es bereits fünf nach Zwölf so erträglich wie möglich zu gestalten. Ob es so kommt, ist jedoch in Anbetracht der ideologisch verhärteten Fronten ist und der Point of no Return in Sachen Staatsverschuldung längst überschritten wurde. Die Illusion von der Belastung noch nicht sicher. der kommenden Generationen ist naiv. Die Schuldenkrise bedroht alle jetzt lebenden Generationen unmittelbar. DemAber wie auch immer, in beiden Szenarien stehen wir vor dem totalen Vertrauens- und Wertverlust in unser heutiges entsprechend unkonventionell und pragmatisch müssen jetzt 14 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Gutes Geld und schlechtes Geld Währungssystem. Vor allem aber in die Esperantowährung Euro und die Noch-Weltleitwährung US-Dollar. Entweder erfolgt der Wertverlust schleichend oder auf einen Schlag durch Staatsbankrotte und Währungsschnitte. Wir haben es bei allen großen ungedeckten Währungen schon lange nicht mehr mit voll funktionstüchtigem Geld im eigentlichen Sinne zu tun. einem negativen Realzins von 3,9% hat sie bereits öffentlich angekündigt, die britische Wirtschaft weiterhin mittels Notenpresse zu unterstützen. Spätestens ab dem dritten Quartal dieses Jahres wird wohl auch die US-Notenbank unter dem Druck verfallender Vermögenspreise und schlechter Arbeitsmarktdaten diesem Beispiel wieder folgen. Die EZB kämpft zudem noch gegen das Auseinanderbrechen der Eurozone. Die Konsequenz wird eine beschleunigte Erosion der Kaufkraft und des Vertrauens in das staatlich sanktionierte, ungedeckte Digitalbuchgeld und Kreditgeldsystem in Europa sein. Gutes Geld zeichnet sich durch die Attribute beliebige Teilbarkeit, natürliche Knappheit, allgemeine Akzeptanz sowie Wertstabilität aus. Bei genauer Betrachtung erfüllen alle großen Währungen (die sogenannten Major Currencies) lediglich den Punkt der beliebigen Teilbarkeit vollständig. Alle anderen Anforderungen an eine Währung werden nur noch eingeschränkt oder gar nicht erfüllt. Das passiert, wenn Planwirtschaftler die Kontrolle über das Geldsystem übernehmen und an die eigene Hybris glauben, alles vorhersehen und steuern zu können. Man hätte vom Untergang des Ostblocks lernen können, jetzt ist es zu spät. Der freie Markt und seine Bürger werden die Planwirtschaftler in den Zentralbanken auf brutale Weise in ihre Schranken weisen, in dem sie den staatlich sanktionierten Währungen das Vertrauen entziehen. Sieger dieses Währungskrieges sind die vom ökonomischen und politischen Establishment gehassten Rohstoffwährungen Gold und Silber. Gehasst, weil sie nicht auf Dauer manipulierbar und steuerbar sind und sich größtenteils ihrer Kontrolle entziehen. Doch Gold und Silber erfüllen eine wichtige Funktion während dieser Phase der ökonomischen Zäsur – als Parallel- und Reservewährungen. Die Tatsache, dass der Goldpreis zuletzt sogar während er Eskalation der Staatsschuldenkrise in einem Umfeld stark fallender Vermögenspreise neue Höchststände erklomm, zeigt, dass es für das Schicksal von Euro, US-Dollar und Yen keine Rolle spielt, ob diese Schuldenkrise in einem deflationären Kollaps oder in einer Hyperinflation ABB. 2 In Anbetracht der sich abzeichnenden konjunkturellen Abkühlung in Nordamerika und großen Teilen Europas, trotz historisch einmaliger „unkonventioneller“ Konjunkturstimuli, ist auch für die Zukunft nicht davon auszugehen, dass die für den Euro und den US-Dollar verantwortlichen Geldpolitiker ihrer Aufgabe des „Währungshütens“ nachkommen können. Im Gegenteil tobt gerade ein unerbittlicher EUROSTÄRKE? Abwertungswettlauf zum Erhalt außenwirtschaftliQuelle: Bloomberg cher Wettbewerbsvorteile. Dies ist genau das GegenGrafik: Solit Kapital GmbH teil weltwirtschaftlicher Koordination und lässt die geldpolitischen Zentralplaner an ihren eigenen Maßstäben scheitern. In diesem Zusammenhang muss die Manipulation des Schweizer Franken erwähnt werden und die absurde Drohung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) den Franken an den untergehenden Euro zu koppeln. Damit wird auch der Schweizer Franken als Währungsalternative untragbar. Aber auch die Bank of England (BoE) fährt einen desperaten Kurs gegen die eigene Währung. Neben 15 ABB. 3 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Gutes Geld und schlechtes Geld Noch dramatischer fällt die Negativbilanz des Euro gegenüber der Rohstoffreservewährung Gold aus. Hier hat der Euro sogar Dreiviertel seines Wertes eingebüßt, und das in nur 11 Jahren (Abb. 3). EUROSTÄRKE? Quelle: Thomson Reuters Grafik: Solit Kapital GmbH Aber nicht nur gegenüber solider Währungen wertet der Euro massiv ab, auch gegenüber dem Wert von Waren und Dienstleistungen. Die Kaufkraft des Euro sinkt mit zunehmender Dynamik, ebenso wie die der Weltleitwährung US-Dollar (Abb. 4). Verwunderlich ist diese Entwicklung nicht, wenn man bedenkt, mit welcher Geschwindigkeit die digitalen Notenpressen der Zentralbanken in Japan, Großbritannien, China und vor allem den USA heiß laufen, um Geld in das Finanzsystem zu pumpen, das diese Überschussliquidität dann u.a. in Rohstoffe umleitet und schlussendlich die Güter- und Dienstleistungspreise in die Höhe treibt. In jüngster Zeit wird in den Medien oft von „Eurostärke“ gesprochen. Gemeint ist die Währungsrelation zu anderen ungedeckten Papierwährungen wie zum Beispiel dem US-Dollar oder dem Britischen Pfund. Allerdings wird hier eine unsolide Währung mit noch schlechteren Währungen verglichen – bezogen auf Staatsverschuldung, Defizite und Strukturprobleme. Schaut man sich aber zum Beispiel den Euro im Vergleich zum Schweizer Franken an, einer klassischen Krisenwährung, dann wird an der Entwicklung der eidgenössischen Valuta die massive Fluchtbewegung aus dem Euroraum sichtbar. Schon seit Monaten fliehen Griechen, Iren, Portugiesen, Spanier und sogar Deutsche aus der Gemeinschaftswährung in den relativ kleinen Währungsraum Franken. In griechischen Bankenkreisen ist bereits von Panik und „Bank-Run“ die Rede. ABB. 4 endet. Das Vertrauen in diese Währungen erodiert in atemberaubendem Tempo, was zu einer Renaissance der monetären Edelmetalle führt – ungeachtet der entgegengerichteten medialen Stimmungsmache. Ein Leistungsnachweis in Sachen Kaufkraftstabilität über mehrere Jahrtausende lässt sich eben nicht einfach wegdiskutieren. Je mehr die Menschen in den nächsten Monaten und Quartalen diese Tatsachen begreifen, umso intensiver wird die Flucht in die letzten verbliebenen soliden Währungen sein – Gold und Silber « KAUFKRAFTVERLUST US-DOLLAR UND EURO beschleunigt sich wieder Quelle: Thomson Reuters Grafik: Solit Kapital GmbH 16 substanzoptimiert liquide transparent Gold und Silber das beste Geld seit über 5.000 Jahren! Mit SOLIT in Gold & Silber investieren heißt: • Gold- & Silberbarren mit institutionellem Einkaufsvorteil erwerben • Silbererwerb ohne Mwst. • Extrem sicher anlegen in einem der renommiertesten Lager der Schweiz • Kursgewinne nach 12 Monaten steuerfrei mitnehmen • Vermögen sichern und jederzeit physisch ausliefern lassen • Auch als Sparplan ab 50 € pro Monat e al.d t i p -ka t i l o w.s w n: w 20 e r 2 ie rm 004 o f n -4 zt i 800 t e 0 J er od GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Eugen Maria Schulak / Herbert Unterköfler Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie* 18 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie DIE BEWEGTE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DER LETZTEN JAHREN HAT DIE VERWENDUNGSHÄUFIGKEIT DES WORTES „KRISE“ DRASTISCH STEIGEN LASSEN. WAR ANFANGS NOCH ALLGEMEIN VON EINER „BANKENKRISE“ DIE REDE, SPRACH MAN BALD VON EINER „KREDITKRISE“ BZW. „LIQUIDITÄTS-“ ODER „REFINANZIERUNGSKRISE“. DIESE SEIEN, SO WAR SPÄTER IN DEN FEUILLETONS ZU LESEN, FOLGE EINER „REGULIERUNGSKRISE“, EINER „VERTRAUENSKRISE“ ODER GAR EINER UMFASSENDEN „BANKENSYSTEM-KRISE“. Später, als die symbiotischen Beziehungen zwischen den kreditfinanzierenden Banken und den überstrapazierten Staatshaushalten noch deutlicher zu Tage traten, wurde das Krisen-Vokabularium nochmals erheblich erweitert. Heute werden bereits „Staatsund Staatsfinanzierungskrisen“, „Wirtschafts- oder Wachstumskrisen“ oder überhaupt eine „Krise des Wohlfahrtsstaates“ konstatiert. Die Liste dieser Komposita ließe sich leicht fortsetzen. Dass sie laufend länger wird, dokumentiert unter anderem auch die Ratlosigkeit der wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Akteure. Nimmt man deren Anspruch, wirtschaftliche Zusammenhänge und Abläufe zu verstehen und in diese allenfalls steuernd eingreifen zu können, für bare Münze, dann ist die Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008 vor allem auch eine ernsthafte Krise der heutigen Wirtschaftswissenschaften. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum das Interesse an alternativen Forschungsprogrammen im Allgemeinen und an der Österreichischen Schule der Nationalökonomie im Besonderen so deutlich zugenommen hat. zum herrschenden Zeitgeist gestellt sah. Heilsversprechende, kollektivistische Ideologien von rechts oder links bestimmten zusehends die Politik, die Gesellschaft und das intellektuelle Leben in Europa. Selbst in de-mokratisch gebliebenen Staaten war dieser Trend derart wirkmächtig, dass der anmaßende Anspruch von John Maynard Keynes (1883-1946), das künftige Wohl der Menschheit sichern zu können, eine eifrige Anhängerschaft fand. Als nach dem Anschluss 1938 die Österreichi-sche Schule schließlich unter äußerer Gewalteinwirkung zerfiel, befand sie sich bereits in einer akademischen Außenseiterrolle. Nach dem Zweiten Weltkrieg schienen die Ideen der Schule jegliche Strahlkraft und Aktualität verloren zu haben. Die Politik in den westlichen Ländern orientierte sich an den Ideen des Wohlfahrtsstaates und wurde von Volkswirtschaftern sekundiert, die eine Gesellschaft im Überfluss (Galbraith 1959) versprachen. Heyek und Mises Es waren Friedrich A. von Hayek und vor allem Ludwig von Mises, die das Erbe der Österreichischen Schule in der neuen (amerikanischen) Umgebung nicht bloß am Leben zu erhalten vermochten, sondern mit einigen Mitstreitern und neuen Schülern sogar weiterentwickeln konnten. Hayek gewann in seiner Zeit an der London School of Economics Ludwig Lachmann (1906-1990) und George L.S. Shackle (1903-1992) als Schüler. Als er 1949 nach Chicago berufen wurde, wandte er sich jedoch vor allem dem Studium der institutionellen Rahmenbedingungen einer freien Gesellschaft zu und wurde den „Social Thoughts“ und nicht mehr den Wirtschaftswissenschaften zugerechnet (vgl. Boettke 1994, 613). In einem Rückblick ist daran zu erinnern, dass sich die Schule nach einer langen, annähernd 50jährigen wissenschaftlichen Blüte in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts mit ihren theoretischen Grundannahmen immer mehr im Widerspruch ) Der folgende Beitrag ist die gekürzte und überarbeitete Wiedergabe eines Kapitels aus Eugen Maria Schulak / Herbert Unterköfler, Die Wiener Schule der Nationalökonomie. Eine Geschichte ihrer Ideen, Vertreter und Institutionen, herausgegeben von Hubert Christian Ehalt für die Wiener Vorlesungen, Dialogforum der Stadt Wien, Verlag Bibliothek der Provinz, 2. Auflage, Weitra 2010 * 19 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Im Unterschied dazu arbeitet Ludwig von Mises nach seiner Ankunft in den USA in seinem angestammten Metier weiter. Als 64-Jähriger erhielt er 1945 eine Gastprofessor an der New York University, die er bis ins hohe Alter von 87 Jahren aktiv ausübte. Die Resonanz auf seine ersten beiden in den USA verlegten Bücher (Omnipotent Government, 1944 und Bureaucracy, 1944) war bescheiden. Human Action (1949) wurde jedoch ein großer Erfolg (vgl. Hülsmann 2007, 883888). Wie schon 25 Jahre zuvor in Wien, gelang es Mises in New York abermals, einen nachhaltig wirksamen Schülerkreis um sich zu versammeln. Aus diesem ging etwa Israel M. Kirzner (geb. 1930) hervor, der in Market Theory and the Price System (1963), Methodological individualism, Market Equilibrium, and Market Process (1967) und Competition and Entrepreneurship (1973) eine umfassende Markt- und Unternehmertheorie vorlegte, welche die endogene Tendenz einer Volkswirtschaft zum Gleichgewicht mit Hilfe des unternehmerischen Handelns erklärte. Ein anderer Schüler, Hans F. Sennholz (1922-2007), übersetzte viele Schriften von Mises ins Englische und trug so zur frühen Verbreitung der geldtheoretischen Positionen der „Österreicher“ in den USA bei. wurde so zu einem radikalen Vertreter der libertären Bewegung. Ungeachtet der wachsenden Schülerzahl galten bis Mitte der 60er Jahre die Austrians, vertreten durch Hayek oder Mises, den meisten etablierten Ökonomen bloß als historisches Relikt. Für die Vertreter der Schule waren die 50er und 60er Jahre „years in the wilderness“ (Zijp 1993, 73). Sie waren eine kleine Minderheit im akademischen Leben, deren wissenschaftliche Denkweise mit dem neoklassischen Paradigma inkompatibel war. Die drei Grundannahmen der Neoklassik (rationales Optimierungsverhalten, fixe Präferenzordnung und Gleichgewicht), standen damals wie heute den Ausgangspositionen der Austrians (zweckgerichtetes Handeln, individuelle Präferenzen und dynamische Prozesse) diametral entgegen (vgl. Boettke 1994, 602 und 604). Darüber hinaus lehnten die Austrians eine mathematische Behandlung nationalökonomischer Probleme grundsätzlich ab, denn „im Gebiete des Handelns“ gäbe es „keine Maßeinheit und kein Messen“ (vgl. Mises 1953, 663). Bei der Wiedergeburt der Österreichischen Schule als Modern Austrian Economics spielten eine Reihe von historischen Rückbesinnungen auf die zentralen Protagonisten und die wesentlichen Themen der Schule eine nicht geringe Rolle. Murray N. Rothbard Der bedeutendeste Mises-Schüler in der Neuen Welt wurde Murray N. Rothbard (1926-1995), später Professor an der University of Nevada in Las Vegas. Bereits mit seinem zweibändigen Frühwerk Man, Economy and State (1962) konnte Rothbard die Ansätze seines Lehrers insbesondere in der Geldtheorie, der Monopoltheorie und der Zins- und Kapitaltheorie weiter vertiefen. In America’s Great Depression (1963) legte er mit fundierten wirtschaftstheoretischen und historischen Kenntnissen dar, über welche Kanäle die für den künstlichen Boom in den „Goldenen 20ern“ verantwortlich zeichnende Inflationierung vonstatten ging, die dann unvermeidlich im Börsencrash von 1929 mündete. Diese Deutung widerspricht bis heute der vorherrschenden, keynesianisch gefärbten Interpretation des „Schwarzen Donnerstags“. Mit seinem dogmenhistorischen Werk An Austrian Perspective on the History of Economic Thought (1995) legte Rothbard eine umfassende ökonomische Theoriegeschichte aus dem Blickwinkel der „Austrians“ vor. Immer wieder kritisierte er die aggressive Außenpolitik der USA, die Ausdehnung des Staates sowie die Beschneidung der Freiheitsrechte und So erinnerte 1967 der einflussreiche englische Ökonom John Richard Hicks (1904-1989) an die entscheidenden Auseinandersetzungen zwischen Hayek und Keynes zu Beginn der 30er Jahre, die er als „wirkliches Drama“ bezeichnete, und rehabilitierte Hayeks damals unterlegene Position (Hicks 1967, 203). Ein Jahr später gab Hayek die gesammelten Schriften von Carl Menger in vier Bänden heraus (Hayek 1968). Die 100-Jahr-Feier zur Veröffentlichung von Carl Mengers Grundsätze 1971, die Würdigungen von Mises’ Lebenswerk anlässlich seines Todes 1973 sowie Hayeks Nobelpreis 20 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie für Wirtschaftswissenschaften 1974 zogen ein wachsendes Interesse für die reichhaltige Hinterlassenschaft der Österreichischen Schule nach sich. Diese Rückbesinnung auf die Wurzeln leitete eine völlige Neubewertung von Carl Menger ein, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist (vgl. Jaffe 1976; zuletzt Hagemann et al. 2010). In weiterer Folge wurden auch die Differenzen innerhalb der „alten“ Österreichischen Schule klarer herausgearbeitet, so etwa die methodologischen Unterschiede zwischen Menger und Böhm-Bawerk (1851-1914) (vgl. Gloria-Palermo 1999, 39-50) sowie zwischen Menger und Friedrich von Wieser (1851-1926) (vgl. Hoppe/ Salerno 1999). Seit den 1990er Jahren wird zudem eine Kontroverse darüber geführt, ob Hayek zur Theorie von Mises in Opposition oder in Übereinstimmung steht (vgl. Salerno 2002, 119f. und Boettke 1994, 613). Auflage eines weltweit verbreiteten Lehrbuchs zu lesen, dass eine Planwirtschaft theoretisch und praktisch durchaus funktionsfähig sei (Samuelson/Nordhaus 1989, 837). Austrian Economics Vor diesem Hintergrunde wuchs das akademische Netzwerk der Austrians in den letzten Jahrzehnten beständig an und strahlt seit den 80er Jahren von den USA aus in alle Welt. Eigene Lehrstühle für „Austrian Economics“ wurden zuerst an der New York University und an der George Mason University in Fairfax (Virginia) eingerichtet; später folgten andere Universitäten und Lehranstalten1 oder es wirkten an ihnen Ökonomen im Sinne der „Österreicher“.2 Im Jahre 1982 inititiierte Llewellyn H. Rockwell, Jr. (*1944) mit Unterstützung von Margit von Mises und Murray N. Rothbard die Gründung des Ludwig von Mises Institutes (heute mit Sitz in Auburn/Alabama). Als wissenschaftliche Fachzeitschrift standen von 1987-1997 das Review of Austrian Economics, und als dessen Nachfolger bis heute The Quarterly Journal of Austrian Economics und Review of Austrian Economics zur Verfügung. Zur wachsenden Attraktivität der Austrians trug auch der Umstand bei, dass ab den 1970er Jahren das neoklassischkeynesianische Paradigma angesichts der realwirtschaftlichen Entwicklung mehrfach in eine veritable Interpretationskrise geriet und folglich alternative Erklärungsmodelle wieder mehr Gehör fanden. Entgegen den Annahmen der neoklassischen Lehrbücher etwa sahen sich die IndustrielänAußerhalb der USA wirkten bzw. wirken Wirtschaftswisdern gleichzeitig mit einer Inflation und einer hohen Arbeitssenschafter, Philosophen und Publizisten in der Tradition losigkeit konfrontiert. Die Austrians konnten darauf hinweider Austrians in Großbritannien (Stephan Littlechild, Norsen, dass es der Neoklassik mit ihrem Gleichgewichtsmodell, man B. Barry †), in Holland (Gerrit Meijer, Auke Leen), in ihrer Vernachlässigung dynamischer Marktprozesse, ihrer Italien (Raimondo Cubeddu, Enrico Collombatto, Michele Außerachtlassung von subjektiven Informationen, von Wissen und von Lernen Im Unterschied dazu stünde den Austrians ein sowie ihrem uneingeschränkten Gebrauch makroökonomischer Aggregate gar nicht „sehr viel realistischeres, kohärenteres und möglich sein könne, zu einem fundierreicheres Paradigma“ zur Verfügung ten Verständnis der realen Wirtschaft zu gelangen. Im Unterschied dazu stünde Cangiani), in Frankreich (Jörg Guido Hülsmann, Pascal den Austrians ein „sehr viel realistischeres, kohärenteres Salin, Jacques Garello, Gerard Bramoulle, Philippe Nataf, und reicheres Paradigma“ zur Verfügung (Huerta de Soto 2007, 120f.). Als dann im Jahre 1989 die kommunistischen Antoine Gentier, Georges Lane, Nikolay Gertchey, Richard Regime Osteuropas in sich zusammenbrachen, war dies eine Arena), in Portugal (Jose Manuel Moreira), in Spanien (Jesus weitere Bestätigung der „Österreicher“, die seit den 20er Huerta de Soto, Rubio de Urquia, Jose Juan Franch, Angel Jahren die Verwirklichung des Sozialismus für eine logi1) Loyola University (New Orleans), University of Missouri in Columbia (Missouri), Pace University (New York), Florida State University in Tallahassee (Florida), Auburn sche Unmöglichkeit hielten (vgl. Mises 1922, 443). Obwohl University (Alabama), University of Nevada (Las Vegas), University of Buffalo sowie Grove City College in Pennsylvania. Hayek und Mises in der so genannten „Kalkulationsdebatte“ 2) So etwa Don Lavoie, Sanford Ikeda, George Selgin, Roger Garrison, Bruce Caldwell, Richard Langlois, Stephan Boehm, Uskali Maki, Frederic Sautet, David Harper, diese Position über mehrere Jahrzehnte hinweg mit überzeuMario J. Rizzo, Peter Boettke, Don Boudreaux, Karen I. Vaughn, Walter Block, Thomas DiLorenzo, Peter G. Klein, Joseph T. Salerno, Jeffrey Herbener, Bruce Benson, genden Argumenten vertreten hatten, war just in der 1989er Randal Holcombe, Roger Garrison, Roderick Long, Mark Thornton u.a. 21 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Rodriquez, Oscar Vara, Javier Aranzadi del Cerro, Gabriel Calzada), in Tschechien (Josef Šima, Dan Stastny, Jan Havel) sowie in Japan (Yukuhiro Ikeda, Kiichiro Yagi, Jun Kobayashi, Tamotso Nishizawa, Tsutomu Hashimoto). In Deutschland besteht kein eigener „österreichischer“ Lehrstuhl, doch eine Reihe von Fachleuten und Publizisten identifizieren sich mit dem Forschungsprogramm der Austrians (vgl. Auflistung bei Baader 2007, 120; anzuführen ist zusätzlich noch Thorsten Polleit). In Österreich wurden in den letzten Jahren zur Österreichischen Schule Beiträge vor allen von Karl Milford und Hansjörg Klausinger und eigenständige Publikationen von Rahim Taghizadegan (Wirtschaft wirklich verstehen, 2011), Gregor Hochreiter (Krankes Geld – kranke Welt, 2010) sowie von den Autoren dieses Artikels verfasst. Aggression gegen das Eigentum, als ein zutiefst unmoralisches Gesellschaftssystem, das keinesfalls einer „natürlichen Ordnung“ entspreche. Dieser Grundgedanke wurde in Demokratie, der Gott der keiner ist (2003, engl. 2001) weiter ausgebaut und um eine grundlegende Demokratiekritik erweitert. Hoppe schrieb zahlreiche Bücher und Artikel zu theoretischen Fragestellungen der Austrians sowie zur Naturrechtsethik, aber auch wider die vorherrschenden ökonomischen Irrtümer mit den Schwerpunkten „Geldtheorie“ und „öffentliche Güter“. 2006 begründete er die Property and Freedom Society, die sich der intellektuellen Radikalitat in der MisesRothbard-Tradition verpflichtet fühlt. Der an der Universite d’Angers lehrende deutschstämmige Ökonom Jörg Guido Hülsmann (geb. 1966) wies mit A TheFührenden Vertreter der „revitalisierten“ Österreiory of Interest (2002) die Zinsdebatte in eine neue Richtung. chischen Schule So spiegle der Zins die sich aus der Logik des Handelns ergeDie führenden Vertreter der „revitalisierten“ Österreichibende Wertdifferenz zwischen Zielen und Mitteln wider. Im Unterschied zu Böhm-Bawerk und Mises führte Hülsmann schen Schule im Gewande der Austrian School of Economics in Europa sind heute Hans-Hermann Hoppe, Jörg Guido den Zins somit nicht mehr auf den Faktor Zeit zurück. In Hülsmann und Jesus Huerta de Soto. seinen Arbeiten zum Geldproblem betont Hülsmann, dass die Vertreter der subjektivistischen Wertlehre bislang zu sehr Hans-Hermann Hoppe (geb. 1949), ein gebürtiger Deutscher, den materiellen Aspekt, d.h. das Ökonomische im engeren der seine Dissertation in Philosophie bei Jürgen Habermas Sinne, herausgestrichen hatten. In Die Ethik der Geldpro(geb. 1929) schrieb, ging bereits früh zu Studienzwecken in duktion (2007) definierte er Inflation demnach als jenen Teil die USA. Er war langjähriger Schüler Murray N. Rothbards der Geldproduktion, der der Verletzung von Eigentumsrechten entspringt, und siedelte die Problematik vorrangig in der Ethik an. Ganz Bekannt wurde Huerta de Soto auch für seine generell, so Hülsmann, würden StaatsThese, dass die spanische Spätscholastik als Vor- eingriffe in das Geldwesen eine stets perverse Eigendynamik erzeugen, die läufer der Österreichischen Schule zu gelten habe letztlich entweder zur Zerstörung der Währung oder in die völlige Staatsaufund lehrte von 1986 bis 2008 an der University of Nevada. In sicht führt. Mit The Last Knight of Liberalism (2007) legte seiner Kritik der kausalwissenschaftlichen Sozialforschung er unter Verwendung bisher nicht zugänglicher Quellen eine (1983) legte er dar, dass kausalwissenschaftliche Sozialforumfassende Biographie von Ludwig von Mises vor. schung logisch unmöglich sei, da sie mit der von jedem WisAn der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid lehrt Jesus senschafter implizit als gültig anerkannten und argumentativ nicht wider-spruchsfrei zu bestreitenden Aussage, man Huerta de Soto (geb. 1956), ein führender Ökonom in der könne lernen, unvereinbar ist. Die Ökonomie könne daher Tradition Hayeks. Der studierte Wirtschaftswissenschafkeine empirische Sozialwissenschaft sein, sondern müsse als ter, Jurist und Versicherungsmathematiker verfasste ein apriorische Handlungswissenschaft begriffen werden. In A umfassendes Grundlagenwerk zur österreichischen GeldTheory of Socialism and Capitalism (1989) definierte Hoppe und Konjunkturtheorie (Geld, Bankkredit und Konjunkturden Sozialismus als ein institutionalisiertes Verfahren der zyklus, 2011, span. 1998). Ein weiterer Schwerpunkt seiner 22 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Renaissance der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Arbeit liegt bei der Erforschung kreativer, unternehmerisch getriebener Marktprozesse (The Theory of Dynamic Efficiency, 2008). Bekannt wurde Huerta de Soto auch für seine These, dass die spanische Spätscholastik als Vorläufer der Österreichischen Schule zu gelten habe, blieb das entscheidende „missing-link“ zwischen der scholastischen Tradition und den „Österreichern“ allerdings bislang schuldig. Recht und Ethik (vgl. Huerta de Soto 2007 [2000], 124-127 und Boettke 1994, 608-611). Ungeachtet der Vielfältigkeit und Diversität dieser Beiträge lässt das aktuelle Forschungsprogramm der Modern Austrians den ursprünglichen Themenkanon der „alten“ Österreichischen Schule immer noch deutlich erkennen. Allein dies ist ein nachdrücklicher Beweis für dessen erstaunliche Langlebigkeit und Frische. « Das neuerwachte Interesse an der Österreichischen Schule und an ihrer modernen Spielart, der Austrian School of Economics, hat in den letzten Jahren zu einer Vervielfachung diesbezüglicher Publikationen, Vorträge und Kongresse sowie zur Gründung einschlägiger Foschungsinstitute, Gesellschaften und Diskussionszirkeln geführt. Die Stellungsnahmen der Austrians zur Theorie des Geldes, des Kredites und der Finanzmärkte sind von besonderer Aktualität. Weitere Schwerpunkte der Untersuchungen gelten der Theorie des institutionellen Zwanges, der Preistheorie, der Monopol- und Wettbewerbstheorie-, sowie der Wohlfahrtsökonomie und ihren Folgen. Andere fruchtbare Betätigungsfelder liegen in der Neuen Institutionenökonomik, in der Subdisziplin „Recht und Ökonomie“ sowie in der Analyse von Literaturhinweise Baader (2007): Baader, Roland, Geld, Gold und Gottspieler. Am Vorabend der nächsten Weltwirtschaftskrise. Resch Verlag, 2. Auflage 2005 [2004], Neudruck 2007 Boettke (1994): Boettke, Peter J., Alternative path forward for Austrian economics, in: ders. (Hrsg.), The Elgar Companion to Austrian Economics, Edward Elgar, Chaltenham UK - Northhampton USA 1994, 601-615 Galbraith (1959): Galbraith, John Kenneth, Gesellschaft im Überfluß. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., Müchen-Zürich 1959 Gloria-Palermo (1999): Gloria-Palermo, Sandye, The Evolution of Austrian Economics. From Menger to Lachmann, Rout-legde Press, London-New York 1999 Hagemann et alt (2010), Hagemann, Harald, Nishizawa Tamotsu, Ikeda Yukihiro (eds), Austrian Economics in Transition: From Carl Menger to Friedrich Hayek, Palgrave Macmillan, New York 2010 Hayek (1935): Hayek, Friedrich A., The Nature and History of the Problem, in: ders. (Hrsg.), Collectivist Economic Planning, Routledge Press, London 1935, 1-40 Hayek (1968): Hayek, Friedrich A., Einleitung, in: ders. (Hrsg.), Carl Menger,Gesammelte Werke, Bd.1, Grundsätze der Volkswirtschaftslehre (1871), J.C.B. Mohr, 2. Aufl., Tübingen 1968, VII-XXXVI Dr. Eugen Maria Schulak [email protected] Dr. Herbert Unterköfler herbert_unterkoefl[email protected] Hoppe (1989): Hoppe, Hans-Hermann, A Theory of Socialism and Capitalism. Kluwer Academic Publishers, Norwell 1989 Hoppe (2003) : Hoppe, Hans-Hermann, Demokratie. Der Gott der keiner ist, aus dem Amerikanischen von Robert Grötzinger, Edition Sonderwege bei Manuscriptum, Leipzig 2003 Hoppe/Salerno (1999): Hoppe, Hans-Hermann u. Salerno, Joseph T., Friedrich Wieser und die moderne Österreichische Schule der Nationalökonomie, in: Hax, Herbert (Hrsg.), Vademecum zu einem Klassiker der Neuen Österreichischen Schule, Verlag Wirtschaft und Finanzen, Dusseldorf 1999, 105-134 Huerta de Soto (2007): Huerta de Soto, Jesus, Die Österreichische Schule der Nationalökonomie – Markt und unternehmerische Kreativität, Friedrich August v. Hayek Institut, Wien 2007 (span. 2000) Huerta de Soto (2007): Huerta de Soto, Jesus, The Theory of Dynamic Efficiency. Routledge, New York 2008 Hülsmann (2002): Hülsmann, Jorg Guido, A Theory of Interest, in: The Quarterly Journal of Austrian Economics, Bd.5, Nr.4, Winter 2002, 77-110 Hülsmann (2007a): Hülsmann, Jorg Guido, The Last Knight of Liberalism. 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DIESER SCHEINBARE WIDERSPRUCH LÖST SICH AUF, SOBALD MAN VERSTEHT, DASS MIT EXZESSIV GEDRUCKTEM GELD DIE SCHULDEN EINES ÜBERSCHULDETEN STAATES BEGLICHEN WERDEN. ERST DER GELDMANGEL AUF STAATSEBENE FÜHRT ZUM ANWERFEN DER NOTENPRESSE. ANDERNFALLS KÄME ES ZUM STAATSBANKROTT. Die Aufblähung der Geldmenge führt zur allgemeinen Teuerung. Löhne und Gehälter passen sich den steigenden Preisen an, doch immer mit Verzögerung. Die Kaufkraft der Bevölkerung geht zurück. Irgendwann beginnen die Menschen einen immer schnelleren Verfall der Währung zu antizipieren und geben ihr Geld so schnell wie möglich wieder aus. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt. Letztlich steigen die Preise sogar schneller als die Geldmenge, was Ökonomen oft in Erstaunen versetzt. Der Teufelskreis wird erst nach dem Zusammenbruch der Währung mit einer Währungsreform beendet. Währungsreform hinüberzuretten, um für den Neuanfang möglichst gute Karten zu haben. Um beide Anlageziele zu erfüllen, müssen Geldanlagen nicht nur wertbeständig sondern auch fungibel (handelbar) sein. Aktien Aktien verkörpern Miteigentum an Unternehmen, also auch Miteigentum an Industrieanlagen, Bodenschätzen usw. In diesem Sinne besitzen sie Sachwertcharakter und sind entsprechend wertbeständig. Solange die Börsen nicht geschlossen sind, sind Aktien fungibler als viele andere Anlagen. Die Kursfeststellung erfolgt vergleichsweise transparent. In der Hochinflation zählt fast ausschließlich der materielle Substanzwert eines Unternehmens. Klassische Bewertungskriterien wie KGV oder FCF, die sich an Gewinnen und Dividenden orientieren, werden vorübergehend außer Kraft gesetzt. Minengesellschaften und Industrieunternehmen sollten im Inflationsportfolio höher gewichtet sein, Finanzwerte und Handelsunternehmen entsprechend niedriger. Die Gefahr einer Konfiszierung ist bei inländischen Aktien gering, bei ausländischen allerdings höher. Bei einigen Branchen (Versorger) besteht die Gefahr der Verstaatlichung mit unzureichender Entschädigung der Aktionäre. Da die Realwirtschaft unter der inflationären Depression leidet, können die Kurse inflationsbereinigt auch nachgeben. Zwar schlugen deutsche Aktien 1923, im letzten Inflationsjahr, sogar Gold, doch nur weil Aktien mangels Alternativen als kurzfristiges Wertaufbewahrungsmittel dienten. Edelmetalle waren so gut wie nicht im Umlauf, ihr Besitz zuletzt unter Strafe gestellt. Aktien konnte man problemlos kaufen und wenn man Geld brauchte, auch schnell wieder verkaufen. Die aus diesem Grunde höhere Nachfrage war für deutsche Aktien 1923 der Kurstreiber. In den Inflationen der neueren Zeit, z.B. denen in Argentinien oder Osteuropa, übernahmen Dollars oder D-Mark diese Funktion. Aktien schlugen sich nicht so gut. Aufgrund ihrer hohen Fungibilität und des geringen Konfis- Hyperinflationen führen zu einer Verschiebung der Preisverhältnisse. Nominal verteuern sich alle Waren, doch einige Preise steigen viel schneller als andere. Nahrungsmittel und Energie, die zum Leben unbedingt notwendig sind, werden immer nachgefragt und bleiben nicht nur nominal sondern auch real teuer. Auf Luxusgüter können die Menschen in schlechten Zeiten dagegen verzichten. Deren Preise steigen nominal zwar ebenfalls, doch real, d.h. inflationsbereinigt, fallen sie. Da kaum jemand bereit ist, noch Kredite zu vergeben, die in wertlosem Geld zurückgezahlt werden, sinkt die Nachfrage nach Gütern, die normalerweise kreditfinanziert werden. Die Preise für diese Güter fallen real ebenfalls. Staatliche Preis- und Kapitalkontrollen verzerren das Preisgefüge noch zusätzlich. Eine Anlagestrategie, die sich an einem Hyperinflationsszenario ausrichtet, sollte berücksichtigen, dass Einkommen aus Vergütung für Arbeit ebenso wie Einkommen aus investiertem Kapital (Dividenden, Zinsen, Mieterträge) real schrumpfen werden. Eine Ergänzung des Einkommens durch Verkäufe während der Inflationszeit kann dann hilfreich sein oder sogar notwendig werden. Die andere Herausforderung besteht darin, Vermögen (Kaufkraft) in die Zeit nach der 27 ABB. GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Wenn Währungen scheitern „Geldanlage in der Hyperinflation“ INFLATIONSMATRIX Nicht geeignet 1) Bei funktionierenden Märkten Wenig geeignet 2) Höher, wenn Silber temporär als Geld funktioniert Bedingt geeignet Gut geeignet Ausgezeichnet geeignet Erhalt der Kaufkraft während der Inflation Kaufkrafterhalt bis nach Währungsreform Fungibilität Erträge zur Einkommensergänzung Konfiszierungsrisiko Günstigster K-Zeitpunkt Günstigster VK-Zeitpunkt 1) durch Verkauf, Dividenden gering (inländische A.) mittel (ausländische A.) Von der Infl ation, während der I. als Liquiditätsspeicher Während und nach der Infl ation Von der Infl ation (heute) Aktien ( in der Endphase möglich) gering bis negativ gering Während der Infl ation oder nach erfolgreicher Währungsreform (Schnäppchen) durch Verkauf gering-mittel Während und nach der Infl ation (Schnäppchen) Während der Infl ation durch Verkauf möglich, aber nicht empflehlenswert mittel Von der Infl ation Nach erfolgreicher Währungsreform 2) durch Verkauf gering-mittel Von der Infl ation Während der Infl ation 1) Rendite bleibt unter Kursverlusten nicht vorhanden (inländische), mittel (ausländische) Papiere Nach erfolgreicher Währungsreform Von der Infl ation (heute) / / (eigengenutzt / vermietet, fremdfinanziert) (eigengenutzt / vermietet, fremdfinanziert) Kunst, Schmuck, Antiquitäten, Sammlungen Gold Silber Immobilien Anleihen ( bei nach einer Währungsreform gekauften Anleihen) zierungsrisikos eignen sich Aktien besonders zur Aufbesserung des Einkommens während der Inflation, weniger als langfristiges Mittel zum Kaufkrafterhalt. Sie gehören unbedingt in ein diversifiziertes Inflationsportfolio. basierte Nachfrage nach Immobilien ein, was Druck auf die inflationsbereinigten Preise bedeutet. Eine staatlich verordnete Deckelung der Mieten, die Wohnraum für Geringverdiener erschwinglich halten soll, bedeutet bei hohen Inflationsraten sinkende reale Mieteinnahmen. Notwendige Instandhaltungskosten und Versicherungen unterliegen der Teuerung aber in vollem Umfang. So können sogar reale Verluste entstehen. Die Immobilie, die Einkommen generieren sollte, entwickelt sich dann zur Kostenfalle. Sind Immobilien generell schon nicht sehr fungibel, so ist eine Immobilie mit Sanierungsstau während einer Hyperinflation gar nicht mehr verkäuflich. Mit Lastenausgleich, Vermögens- und Hypothekengewinnabgaben, wie sie die Währungsreformen 1923/24 und 1948 jeweils nach sich zogen, wurden Immobilienbesit- Immobilien „Betongold“ gilt vielen Deutschen als Inflationsanlage schlechthin. Den größten Vorteil bieten abbezahlte, eigengenutzte Immobilien, die einen frei gestaltbaren Ort zum Leben bieten und deren Garten zur ergänzenden Nahrungsversorgung in Krisenzeiten genutzt werden kann. Kreditfinanzierte, vermiete Immobilien haben dagegen viele Nachteile. Da Darlehn in Zeiten hoher Inflation entweder nicht erschwinglich oder nicht verfügbar sind, bricht die kredit- 28 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Wenn Währungen scheitern „Geldanlage in der Hyperinflation“ zer auch noch Jahre später belastet. Für viele Menschen ist die Immobilie der größte Vermögensposten. Für sie entsteht ein Klumpenrisiko und eine ausbalancierte Streuung des Vermögens wird verhindert. Aufgrund der geringen Fungibilität und ihres relativ hohen, nicht teilbaren Wertes sind Immo- geförderten Goldes, macht den Goldpreis unabhängig von Schwankungen in Produktion oder industrieller Nachfrage. Nur relativ wenig Gold kommt jährlich zu sehr viel schon vorhandenem Gold hinzu, was einer monetären Verwendung entgegenkommt. Aus historischer Sicht ist das Risiko einer Konfiszierung für Gold allerdings höher als für Silber. Silber eignet sich Gold und Silber gelten zu Recht seit Jahrtausenvorzüglich zur Einkommensaufbesserung während der Inflation. Gold ist das den als die Anlagen, mit denen man einen Wähbeste Vehikel, um Kaufkraft bis in die rungszusammenbruch am besten übersteht. Zeit nach der Inflation zu transportieren. Im Inflationsportfolio haben beide bilien für die Supplementierung des Einkommens während ihre Berechtigung. der Inflationszeit kaum geeignet. Wegen der zu erwartenden realen Wertverluste und der Gefahr eines Lastenausgleichs Ein diversifiziertes Portfolio, das sowohl Aktien als auch eignen sie sich aber auch nicht besonders gut, um VermöEdelmetalle enthält, sollte in Zeiten hoher Inflation nicht nur die Kaufkraft erhalten, sondern auch ausreichend Liquidigen bis in die Zeit nach der Währungsreform zu erhalten. Besonders kreditfinanzierte, vermietete Immobilien sind als tät generieren können. Nur wer handlungsfähig bleibt, kann Inflationsschutz fragwürdig. Diejenigen, die es schaffen, ihre auch Chancen nutzen. « Kaufkraft zu erhalten, können allerdings während und nach WERBUNG einer Hochinflationszeit Immobilien zu Schnäppchenpreisen erwerben. Hier bieten sich Chancen bei richtigem Timing. $1'5($6817(5%(5*(5DW Edelmetalle Gold und Silber gelten zu Recht seit Jahrtausenden als die Anlagen, mit denen man einen Währungszusammenbruch am besten übersteht. Doch zwischen den beiden Metallen, die oft in einem Atemzug genannt werden, gibt es wichtige Unterschiede. Silber, das Gold des kleinen Mannes, wird länger für die Massen erschwinglich sein als Gold. Silber wird stark von der Industrie nachgefragt, was momentan die Kurse stützt, sich bei einem Konjunkturabschwung aber negativ bemerkbar machen wird. Zumindest in der Frühphase einer galoppierenden Inflation sollte Silber Gold outperformen. In der Endphase einer Hyperinflation und nach einer Währungsreform wird sich Silber aber voraussichtlich viel schlechter schlagen als Gold. Im Gegensatz zu Silber hat Gold heute noch monetären Charakter und in Zukunft vielleicht sogar die Chance, wieder in ein neues Weltwährungssystem integriert zu werden. Das außergewöhnlich hohe Stock-to-Flow-Ratio, also das Verhältnis des neu geförderten bzw. verarbeiteten Goldes zur Menge allen jemals gVWHUUHLFKVPXWLJVWH+RPHSDJH gVWHUUHLFKVPHLVWJHOHVHQHU,QWHUQHW%ORJ 'LHZLFKWLJVWHOLEHUDONRQVHUYDWLYH3ODWWIRUP 'DVVSDQQHQGVWH7DJHEXFKGHV/DQGHV 0DOSUR0RQDWDQDO\VLHUWXQGNRPPHQWLHUWGHUODQJMlK ULJH&KHIUHGDNWHXUYRQÅ3UHVVH´XQGÅ:LHQHU=HLWXQJ´GLH 9RUJlQJHLQ:LUWVFKDIW3ROLWLNXQG*HVHOOVFKDIW9|OOLJXQDE KlQJLJ9|OOLJXQYHUEOPW,PPHUEHVWHQVLQIRUPLHUW]XHLQHU EUHLWHQ3DOHWWHYRQ7KHPHQ 'LHJHKHLPHQ/FNHQLQ)D\PDQQV/HEHQVODXI 'LHZDKUHQ8UVDFKHQXQG)ROJHQGHU.ULVH 'LH,QWULJHQLQGHU6WDDWVDQZDOWVFKDIW 'LHZLUNOLFKHQ=XVDPPHQKlQJHGHU.RUUXSWLRQ gVWHUUHLFKVEHVWH:LVVHQVFKDIWOHUVFKUHLEHQGHQVFLHQFHEORJ 'LHZLFKWLJVWHQ=DKOHQXQG'DWHQ]X:LUWVFKDIWXQG3ROLWLN 29 ZZZDQGUHDVXQWHUEHUJHUDW Haute Couture des Wohnens www.boehm-stoffe.at GO AHEAD! business summit ‘11 Felix Zulauf DIE KERNSCHMELZE DES FINANZSYSTEMS Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie Wien, 30. September und 1. Oktober 2011 James Turk im Palais Niederösterreich 2011 1919 1929 1939 1949 49 49 1959 9 1969 1979 1989 9 99 9 1871 1914 1919 19291999 Carl Menger In Zusammenarbeit mit Böhm Bawerk Ludwig von Mises Friedrich A. von Hayek PROGR AMM v Programm: Freitag, 30. September 09.00 - 10.00 Kick-Off (Rückblick & Ausblick) 10.00 - 10.45 VORTRAG durch Nikolaus Kimla Felix Zulauf Anlagepolitische Großwetterlage. Strukturelle Herausforderungen in der Weltwirtschaft und im globalen Finanzsystem. Standortbestimmung zum laufenden Zyklus. 10.45 - 11.30 DIALOG mit Hanno Bästlein, Christoph Neumayer, Felix Zulauf MODERATION: Andreas Lampl (Chefredakteur FORMAT) 11.30 - 12.30 WORLD CAFE METHODIK Auf den Punkt gebracht: Staatsbankrott aus der Sicht „Problem sucht Lösung“. Bei diesen Foren werden die wichtigsten Probleme, Themen und Herausforderungen in der zukünftigen Herausforderung aus Sicht der Teilnehmer diskutiert und aufbereitet. Panel A: Staatsbankrott - Auswirkungen auf die Banken MODERATION: Jochen Ressel Panel B: Staatsbankrott - Auswirkungen auf die Politik MODERATION: Johannes Thun-Hohenstein Panel C: Staatsbankrott - Auswirkungen auf die Gesellschaft MODERATION: Saskia Wallner, Ketchum Publico In diesen drei parallelen Panels haben die KongressteilnehmerInnen die Möglichkeit, ihre Fragen und Beiträge zum Thema auf den Punkt zu bringen. Für einen strukturierten und produktiven Ablauf werden die einzelnen Panels von versierten ModeratorInnen geleitet. Nach 20 Minuten wechseln die TeilnehmerInnen zum nächsten Panel und können so bei jedem Thema mitwirken. 12.30 - 13.00 ZUSAMMENFASSUNG WORLD CAFE: Felix Zulauf 13.00 - 14.30 MITTAGESSEN & NETWORKING 14.30 - 15.30 PARALLEL FOREN – BOOM AND BUST MODERATION: Saskia Wallner (Ketchum Publico) Grundlagen der Österreichische Schule [der Nationalökonomie] - die Geld- und Konjunkturtheorie KEYNOTE: Gregor Hochreiter PODIUM: Margarete Kriz-Zwittkovits, Michael Lehofer MODERATION: Jochen Ressel Crack-up-Boom: Theorie, Status-Quo und die weitere Entwicklung, so wie sie von Smart Investor eingeschätzt wird KEYNOTE: Ralf Flierl PODIUM: Steffen Krug, Raimund Dietz MODERATION: Fabian Grummes Was die Konzepte der Austrians in der aktuellen Krise bringen KEYNOTE: Barbara Kolm PODIUM: Stefan Zapotocky, Jürgen Marchart MODERATION: Boehringer Simone (Süddeutsche Zeitung) Neue Geschäftschancen für Kriminelle - statt „Abbau von Schulden? Unsere Wirtschafts- und Sozialpolitik bietet Mafiosi zig Chancen Milliarden zu verdienen! – schröpfen wir Kriminelle um Staatschulden zu reduzieren. KEYNOTE: Maximilian Burger Scheidlin PODIUM: Hans-Georg Kantner, Georg Zanger MODERATION: Oliver Tanzer (Ressortleiter Wirtschaft & Politik, DIE FURCHE) 15.30 - 16.00 PAUSE & NETWORKING 16.00 - 16.45 VORTRAG Markus C. Kerber Die Krise des Euro und die Revolte der Bürger. Anmerkungen zur Dekadenz der EWU und ihren Verursachern. 16.45 - 17.30 DIALOG mit Rainer Münz, Peter Brandner, Markus C.Kerber MODERATION: Karl-Peter Schwarz (FAZ) 17.30 - 18.00 VORTRAG Manfred Kastner Wurzeln und Auswege aus der Sackgasse. Kreative Zerstörung und Neuanfang – möge sich fern von Altem Neues entfalten. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 Programm: Samstag, 1. Oktober 09.00 - 09.30 RÜCKBLICK & AUSBLICK Johannes Thun-Hohenstein 09.30 - 10.15 VORTRAG Philipp Vorndran Jede Krise kann auch als Chance verstanden werden: Sachwerte stehen vor einer großen Renaissance, es gilt in volatilen Zeiten die Nerven zu bewahren 10.15 - 10.45 DIALOG mit Constantin Veyder-Malberg, Philipp Vorndran, Reinhard Backhausen MODERATION: Lukas Sustala (Der STANDARD) 10.45 - 11.00 PAUSE & NETWORKING 11.00 - 11.30 VORTRAG James Turk Gold’s Price will Rise Because Gold is Money. Though its monetary features have often been overlooked in recent decades, gold has not lost the unique and inimitable attributes that make it money. Ongoing problems with national currencies are leading to a greater reliance on gold worldwide, with the inevitable result that gold will soon return to its traditional and rightful role as international money. 11.30 - 12.00 DIALOG mit Hannes Zipfel, James Turk, Martin Siegel MODERATION: Patricia Helletzgruber 12.00 - 12.30 VORTRAG Ralf Flierl Gutes Geld: Wie Geld in die Welt kommt, woran das herrschende System krankt und was eine gesunde Geldordnung ausmacht. 12.30 - 13.00 DIALOG mit Ralf Flierl, Andreas Böger, Joachim Rene Zyla MODERATION: Fabian Grummes 13.00 - 14.00 VORTRAG Thorsten Polleit Die Kraft der guten Ideen. Werk und Wirkung der Österreichischen Schule der Nationalökonomie - Wichtige Beiträge und Erkenntnisse der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. 14.00 - 14.15 SCHLUSSWORT Nikolaus Kimla 14.15 - 16.00 MITTAGESSEN & NETWORKING Von anderen ökonomischen Zugängen unterscheidet sich die Österreichische Schule der Nationalökonomie insbesondere darin, dass sie ein wesentlich realistischeres Menschenbild zulässt. 1979 1989 1999 2009 2019 NOTIZEN Felix Zulauf Anlagepolitische Großwetterlage. NOTIZEN Strukturelle Herausforderungen in der Weltwirtschaft und im globalen Finanzsystem. Standortbestimmung zum laufenden Zyklus. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 PAR ALLEL FOREN – BOOM AND BUST GO AHEAD! business summit ‘11 Grundlagen der Österreichische Schule [der Nationalökonomie] - die Geld- und Konjunkturtheorie Crack-up-Boom Was die Konzepte der Austrians in der aktuellen Krise bringen FOREN NOTIZEN Neue Geschäftschancen für Kriminelle - statt „Abbau von Schulden? 1979 1989 1999 2009 2019 NOTIZEN Markus C. Kerber Die Krise des Euro und die Revolte der Bürger. NOTIZEN Anmerkungen zur Dekadenz der EWU und ihren Verursachern. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 Manfred Kastner Wurzeln und Auswege aus der Sackgasse. NOTIZEN Kreative Zerstörung und Neuanfang – möge sich fern von Altem Neues entfalten. 1979 1989 1999 2009 2019 NOTIZEN Philipp Vorndran Jede Krise kann auch als Chance verstanden werden: NOTIZEN Sachwerte stehen vor einer großen Renaissance, es gilt in volatilen Zeiten die Nerven zu bewahren 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 James Turk Gold’s Price will Rise Because Gold is Money NOTIZEN Though its monetary features have often been overlooked in recent decades, gold has not lost the unique and inimitable attributes that make it money. Ongoing problems with national currencies are leading to a greater reliance on gold worldwide, with the inevitable result that gold will soon return to its traditional and rightful role as international money. 1979 1989 1999 2009 2019 NOTIZEN Ralf Flierl Gutes Geld: NOTIZEN Wie Geld in die Welt kommt, woran das herrschende System krankt und was eine gesunde Geldordnung ausmacht. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 Thorsten Polleit Die Kraft der guten Ideen. NOTIZEN Werk und Wirkung der Österreichischen Schule der Nationalökonomie - Wichtige Beiträge und Erkenntnisse der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. 1979 1989 1999 2009 2019 REFERENTEN UND DIALOGPARTNER Ing. Reinhard Backhausen Dr. Hanno M. Bästlein Präsident des Fachverbandes der Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie sowie seit 1997 Geschäftsführer der Firma Backhausen Seit April 2006 Vorsitzender des Vorstands der Constantia Packaging GmbH. Nach Banklehre und Studium der Wirtschaftswissenschaften interior textiles. Backhausen ist außerdem u.a. Vorstandsmitglied der EURATEX (Dachverband der Europäischen Textilindustrie), Vorstandsmitglied des Österreichischen Chemiefaserinstitutes (MFI) und Präsident des Österreichischen Institutes für Ökologie, Technik und Innovation (ÖTI). 2007 wurde er vom Österreichischen Gewerbeverein zum „Unternehmer des Jahres 2007, Kategorie Familienunternehmen“ ausgezeichnet. in Deutschland und Kalifornien Start der beruflichen Laufbahn bei einem mittelständischem Anlagenbauer. 1994 Wechsel zur Hochtief AG. In leitender Position insbesondere für die Internationalisierung des Konzerns zuständig. Nach Station als Finanzchef eines internationalen Einzelhandelsunternehmens erfolgte 2004 die Bestellung zum Finanzvorstand der VA Technologie AG. Vorsitz und Mitglied in diversen Aufsichtsräten sowie u.a. Mitglied des Bundesvorstands der Industriellenvereinigung Österreich. Andreas Böger Mag. Peter Brandner Seit Oktober 2007 Portfolio Manager des APM Gold & Resources Fund, ein auf den Edelmetallsektor spezialisierter UCITS III Investmentfonds Peter Brandner ist als Fachexperte für empirische Wirtschafts- und Finanzmarktforschung im Bundesministerium für Finanzen tätig. Davor war er mit aktivem Risikomanagement. Der Fonds soll als kapitalmarktgebundenes Produkt eine höhere risikobereinigte Rendite als passive Investments in Gold und Goldaktien erwirtschaften. Das Management erfolgt unter Berücksichtigung der Lehren der Österreichischen Nationalökonomie, hier insbesondere die unterschiedliche Behandlung von Theorie und Geschichte des menschlichen Handelns. Herr Böger, CAIA Mitglied, ist nach Abschluss seines Medizinstudiums in die Finanzbranche gewechselt, in der er seit 10 Jahren tätig ist. wirtschaftspolitischer Berater im Kabinett von Finanzminister Grasser, Wirtschaftswissenschafter sowohl am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), als auch am Institut für Höhere Studien (IHS), der Universität Wien und in der Österreichischen Nationalbank (OENB). Seine Forschungsschwerpunkte und Publikationen umfassen unter anderem die Gebiete Geld- und Fiskalpolitik sowie Finanzmärkte. Er fungiert außerdem als Experte des Staatsschuldenausschusses. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 Dipl. Volkswirt Dr. Raimund Dietz Dr. Max Burger-Scheidlin Studium der Wirtschaftswissenschaften, Politik und Mathematik in Innsbruck und Berlin, wissenschaftlicher Assistent an der Freien und Geschäftsführer von ICC Austria - Internationale Handelskammer; Experte für Globalisierung, AntiKorruption, Produktpiraterie, Wirtschaftskrimina- Technischen Universität (1969-74), Mitarbeiter am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (1975-97), Konsulent osteuropäischer Regierungen im Auftrag der EU und OECD, Aufsichtsrat in etlichen Firmen. Coach, Trainer, Ökonom und Systemanalytiker, Konsulent Business Angel, Finanzmarktspezialist. Autor mehrerer Bücher, u.a. „Geld und Schuld - eine ökonomische Theorie der Gesellschaft“. lität, Wirtschaft und Ethik; führende Stimme zu: „Wie finanzieren wir – unfreiwillig – Kriminelle, Mafiosi, Menschenschmuggler, Terroristen?“. Mitglied der ICC Anti-Corruption Commission, Paris; Partner von Commercial Crime Services, London; Lehrbeauftragter „Prävention von Wirtschaftskriminalität“: Donau Universität Krems, MCI Innsbruck; Seit 35 Jahren Beratung von Unternehmen bei Internationalisierung; Auslandsaufenthalte in Sudan, Saudi Arabien, Kuwait, Australien, Japan, Korea, Philippinen, Malaysia; Beratungstätigkeiten in 85 Staaten. Ko-Autor zahlreicher Bücher. Dipl-Kfm. Ralf Flierl Mag. Gregor Hochreiter, M.Sc. Gründer und Geschäftsführer der in München ansässigen Smart Investor Media GmbH sowie Chefredakteur des Magazins Smart Investor. Gründer und Vorstand des „Institut für Wertewirtschaft“. Das Institut widmet sich u.a. der Forschung und Vermittlung einer realistischen Ökonomie in Zudem verantwortlich für den wöchentlich erscheinenden Börsen-Letter Smart Investor Weekly. Das Smart Investor Magazin vermittelt fernab vom Mainstream interessantes Börsen-Know-how und ist ein kompetenter Ratgeber bei Investmententscheidungen. Vor seiner jetzigen Tätigkeit war er unter anderem Wertpapieranalyst bei der FINANZWOCHE in Pullach bei München und Leiter des Research bei der GoingPublic Media AG in Wolfratshausen. der Tradition der „Wiener Schule der Ökonomie“. Lehraufträge an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Hochschule Liechtenstein. Autor von „Langfristig Werte sichern“, KoAutor von „Der Anti-Steingart“ und „The Regulation Race“. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien, sowie einer postgradualen Ausbildung an der Universität Aalborg (Dk) für das CEPS (Centre for European Policy Studies), einem Brüsseler Think Tank tätig. 1979 1989 1999 2009 2019 REFERENTEN UND DIALOGPARTNER Dr. Hans-Georg Kantner Mag. Manfred Kastner Seit 1995 beim Kreditschutzverband, wo er seit 1996 den Bereich Insolvenz leitet. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften langjährige Vorsitzender des Vorstands des Gasdienstleistungsunternehmens C.A.T. oil AG. Gründungspartner von Model Management.com und Partner Tätigkeit im Kommerzkreditgeschäft einer österreichischen Großbank. Seine beruflichen Aufgaben spannen den Bogen von Firmensanierungen in und außerhalb von Insolvenzverfahren bis zu Insolvenzursachenforschung und Fragen des Datenschutzes. Er publiziert laufend zu diesen Themen und ist auch Referent bei Wirtschaftssymposien. von Production Paradise.com und Kay Kim Haute Couture. In verschiedenen sozialen Projekten involviert und u.a. Partner und Präsident des Verwaltungsrat des Vision Microfinance Fonds, der 2005 gegründet wurde und aktuell über 100 Millionen US$ Darlehen an die Armen in über 20 Ländern vergeben hat. Kastner ist Förderer und Vorstandsmitglied der Antara Stiftung. Seine Studienschwerpunkte waren Volkswirtschaft, Kapitalmärkte und Sprachen und er hat die Wirtschaftsuniversität Wien abgeschlossen. Prof. Dr. Markus C. Kerber Mag. Nikolaus Kimla ist Professor für öffentliche Finanzwirtschaft und Wirtschaftspolitik an der Technischen Universität Berlin. Seit 2006 ist er Gastprofessor für Verteidi- Ursprünglich Evangelischer Theologe, Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter der uptime ITechnologies GmbH. Initiator der 2004 gungsökonomie am I.E.P., Paris. Von 1991 – 2001 war er Gastdozent an der Führungsakademie der Bundeswehr. Seit 1991/92 ist Kerber Rechtsanwalt und Unternehmensberater in Berlin, Paris und London. Zu seinen Tätigkeiten zählen ebenfalls leitende Posten für Investmentbanken in Paris und London. Kerber veröffentlicht zahlreiche Schriften zur öffentlichen Finanzwirtschaft, Unternehmensfinanzierung sowie Gesellschaftsrecht, Kartellrecht und Europarecht. 2011 erschien „Der Verfassungsstaat ist ohne Alternative“. gegründeten unabhängigen Wirtschafts- und ContentPlattform GO-AHEAD!, die sich u.a. an den Grundsätzen der freien Marktwirtschaft im Sinne einer liberalen und sozial eingestellten Verantwortlichkeit orientiert. Veranstalter des Kongresses GO AHEAD! business summit als Initiative, um Lehre, Prinzipien und Perspektiven der österreichischen Schule der Nationalökonomie in Österreich im wirtschaftspolitischen Diskurs zu verankern und ihre Lösungsansätze für den Anleger, den Unternehmer und den Manager sowie die politisch Verantwortlichen nutzbar zu machen. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 Mag. Dr. Barbara Kolm Margarete Kriz-Zwittkovits Generalsekretärin das Friedrich August v. Hayek Institut in Wien, das als „Großhändler von Ideen“ marktwirtschaftliche Lösungen in den Bereichen Seit 2008 (ehrenamtliche) Präsidentin des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV) und damit die erste Frau an der Spitze des Vereins seit dessen Bildung, Gesundheit, Sicherung des Arbeits- u. Wirtschaftsstandortes und Armutsbekämpfung anbietet, sowie die Lehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie verbreitet. Gründerin des Austrian Economics Center, das sich der Forschung und Politikberatung im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung von Individuen in Kombination mit ökonomischen Fragen widmet. Mitglied der Mont Pélerin Society und Präsidentin der European Coalition for Economic Growth. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck und der UCLA. Gründung im Jahre 1839. Sie ist außerdem Geschäftsführerin von zwei Unternehmen - der „Margarete Zwittkovits GmbH“ sowie der „Zwittkovits Immobilien Verwertungsgesellschaft Gesellschaft m.b.H.“. Neben einer Unternehmerehrung des Österreichischen Gewerbevereins im Jahr 2003 wurde sie 2009 zur Kommerzialrätin ernannt. Dipl. Volksw. Steffen Krug Prim. Univ.-Prof. DDr. Michael Lehofer Gründete 2009 das Institut für Austrian Asset Management (ifAAM-Institut). Krug studierte Volkswirtschaftslehre an der Uni Heidelberg, ist ärztlicher Leiter der Landesnervenklinik Sigmund Freud in Graz, wo er davor elf Jahre lang die Psychiatrische Abteilung leitete. ESC Reims in Frankreich und an der Europa-UniversitätViadrina in Frankfurt an der Oder. Er war zwei Jahre lang wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Jan Winiecki, einem Vertreter der Österreichischen Schule der Ökonomie. Nach einem Traineeprogramm bei der Vereins- und Westbank in Hamburg war er dort anschließend als Wertpapierspezialist am Alten Wall tätig. 2001 machte er sich als Anlageberater und Finanzmakler selbständig (Lacruche Brokerage). Er ist selbst Führungskraft und Vorgesetzer von mehreren hundert Mitarbeitern,Psychologe, Psychiater und Psychotherapeut. Er ist Autor von zwei Gedichtbänden, Vortragender und anerkannter Führungskräftecoach. 1979 1989 1999 2009 2019 REFERENTEN UND DIALOGPARTNER Univ.-Prof. Dr. Rainer Münz Dr. Jürgen Marchart Seit Januar 2007 Geschäftsführer der AVCO, war Akademischer Direktor der Erste School of Banzuvor in der Österreichischen Forschungsfördeking and Finance (Erste Group) und Senior Fellow rungsgesellschaft (FFG) tätig, wo er ein Programm am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut zur Finanzierung von Start-up Unternehmen leitete. Neben der Tätigkeit im Bereich der Unternehmensfinanzierung konnte er auch wertvolle Erfahrung in der Leitung und im Management von FTI-Programmen und der Entwicklung von Evaluierungskonzepten sammeln. Davor war er in zwei Start-Up’s in Deutschland (München) und Österreich (Wien) tätig. (HWWI). Von 2008 - 2010 Mitglied der Reflexionsgruppe „Horizont 2020 – 2030“ der Europäischen Union (sogenannter EU-„Weisenrat“). Derzeit Lehramt an der Universität St. Gallen. Münz ist ein Experte zu Fragen von Bevölkerungsentwicklung, internationale Migration und demographischer Alterung sowie deren Auswirkungen auf Wirtschaft, soziale Sicherungssysteme und das Bankgeschäft. Mag. Christoph Neumayer Prof. Dr. Thorsten Polleit Seit April 2011 Generalsekretär der Industriellenvereinigung, davor war Neumayer u.a. als Bereichsleiter Marketing & Kommunikation, Seit Oktober 2000 Chief German Economist bei Barclays Capital. Davor für ABN AMRO in Frankfurt am Main, London und Amsterdam tätig und Leiter des IV-Newsroom sowie Chefredakteur des „Pressedienst der Industrie“ in der Industriellenvereinigung aktiv. 1995 erhielt Neumayer, als Mitarbeiter der ORF-Minderheitenredaktion, den „Claus Gatterer Journalistenpreis“. Er ist außerdem seit 2002 als Lektor am Institut für Publizistik Universität Salzburg und am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Universität Wien, tätig. ab März 1998 Chief German Economist von ABN AMRO Deutschland AG. Mitglied der Friedrich-August-von-HayekGesellschaft und des Forschungs-Netzwerks Research on Money in the Economy (ROME). Sein Hauptinteressengebiet liegt in den Bereichen monetäre Ökonomik, Geldtheorie und -politik, sowie Kapitalmarktheorie. Er gründete im Jahr 2000 die ECB Observer, eine unabhängige Beobachtergruppe der Europäischen Zentralbank. 2003 erhielt er einen Ruf als Honorarprofessor an die Frankfurt School of Finance & Management. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 Martin Siegel Mag. Johannes Thun-Hohenstein Berater des Stabilitas Pacific Gold + Metals (Bester Goldminenfonds 2009) sowie tägliche Marktberichte und Analysen auf www.goldhotline.de. Seit 2002 selbstständiger Berater im Medienbereich, führt Thun-Hohenstein als Trainer und Coach Entscheidungsträger zu neuen Leistungen. Gründer der Goldhandelsfirma Westgold. Seit 1987 gab er über drei Jahre den Börsebrief „Der Goldmarkt“ heraus und verfasste sechs Bücher über die Analyse des Goldmarktes und Goldminenaktien. Er war Berater des Fonds PEH –Q – Goldmines und gründete 2006 schließlich seine eigene Goldhandelsfirma „Westgold“. Seit 2007 ist Siegel Berater des Stabilitas Pacific Gold + Metals. Tägliche Marktberichte und Analysen auf www.goldhotline.de und www.goldseiten.de. Zu seinen Kunden zählen Medien- und Kommunikationsunternehmen in Österreich, Deutschland, UK und Irland. Er verfügt über umfangreiche Medienerfahrung durch Tätigkeiten als Geschäftsführer eines Spartenkanals, Gründer von Radio Energy in Wien, Geschäftsführer eine Filmdistributionsfirma, die Übernahme von ATV in Österreich durch Dr. Kloiber, den Start von TV2 in Ungarn. Gründer des IAB Internet Advertising Bureau; bis 1995 Führung des Management Club in Wien; davor im Kabinett des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung Dr. Erhard Busek. James Turk, B.A. Mag. Constantin Veyder-Malberg Gründer der Edelmetall-Handelsplattform GoldMoney und Vorstand der GoldMoney Foundation. Turk begann seine Karriere nach Abschluss Mitglied im Vorstand der Capital Bank - GRAWE Gruppe AG. In dieser Funktion für die Bereiche Private Banking, Investment Services und Treasury des Studiums in internationaler Wirtschaft im Jahr 1969 bei der Chase Manhattan Bank, wechselte bald in die Edelmetall-Branche und war von 1983 bis 1987 Manager der Rohstoffabteilung der Investmentbehörde von Abu Dhabi. Er ist Autor zweier Bücher, sowie verschiedener Monografien und Artikel über Geld und das Bankwesen. Des Weiteren ist er Co-Autor des Buches The Coming Collapse of the Dollar, welches in einer neu veröffentlichten Taschenbuchversion aktualisiert wurde und nun den Titel The Collapse of the Dollar trägt. zuständig. Daneben ist er Vorstand in der Brüll Kalmus Bank AG. Die Capital Bank Gruppe ist Teil des Versicherungskonzerns der Grazer Wechselseitigen und verwaltet über die KAG rund 2,5 Mrd. € Konzerngelder, sowie rund 4 Mrd. an Kundengeldern. Veyder-Malberg verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Wertpapiergeschäft, davon 15 Jahre als Bank bzw. KAG-Vorstand. Seine Stationen waren das Bankhaus Spängler, die Focus Wertpapierverwaltungs- und FinanzberatungsgmbH, die Schoellerbank, die Austro-Bavaria Investment AG sowie SKWB Schoellerbank Invest AG. 1979 1989 1999 2009 2019 REFERENTEN UND DIALOGPARTNER Philipp Vorndran Dr. Georg Zanger verstärkt als Kapitalmarkt Stratege seit Anfang 2009 das Investment Team von Flossbach & von Storch. Er begleitet die Flossbach & von Storch Seit 1975 selbständiger Rechtsanwalt in Wien mit Schwerpunkt auf kreativen Lösungen für Wirtschaftsunternehmen. Lektor für Wettbewerbsrecht, AG zuvor bereits seit 2005 als Aufsichtsrat. Davor von 1997 bis 2008 bei der Credit Suisse Gruppe in verschiedenen Funktionen. Unter anderem als globaler Chefstratege im Asset Management sowie von 2004 bis 2006 CEO der Credit Suisse Asset Management GmbH in Deutschland. Seinen beruflichen Werdegang startete er bei Julius Bär in Frankfurt und Zürich. Leitete dort von 1992 bis 1996 unter anderem den Bereich Derivative von Julius Bär Asset Management. Urheberrecht und Medienrecht an den Universitäten Salzburg und Wien, sowie Vortragender am Universitätslehrgang für Rechtsinformatik an der Universität Wien. Absolvierte 2004 und 2005 das internationale und europäische Wirtschaftsrechtstudium an der Hochschule St. Gallen und bekam den „Master of Business Law“ verliehen. DI Dr. tech. Stefan Zapotocky Hannes Zipfel Vorstand der BAST AG Value & Invest DevelopSeit Jänner 2011 Vorstand & Chefökonom VSP Fiment sowie der BAST Investment AG und Genancial Services AG sowie Edelmetall- und Wähschäftsführer der BAST Unternehmensbeteiligung rungsexperte der Solit Kapital GmbH. GmbH. Von 1975-1988 Leitung der Bereiche Strategische Unternehmensplanung und Kapitalmarktemissionen der ERSTE BANK AG. 1988-2000 Aufbau und Leitung der LB Capital Markets, Österreichische Länderbank AG; zudem stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrates der LB, später BA Industrieholding und der BA Investmentbank sowie Leiter des Ressorts Wertpapiere bzw. Asset Management der BACA AG. 2000 Berufung in den Vorstand der Wiener Börse AG. Aufsichtsrat der ÖIAG, Wien und Capital Leben Versicherungs AG, Liechtenstein. 1919 1929 1939 Im Anschluss an das Studium der Volkswirtschaftslehre zunächst als Financial Adviser bei dem Discountbroker Consors tätig. Später am Aufbau des Bereiches Anlageberatung maßgeblich beteiligt. Zusätzlich Mitglied des Anlageausschusses und Fachreferent für Finanzmarktthemen. Autor der Monatspublikation „Finanzmärkte aktuell – Konjunktur, Märkte Portfolio“. Ab 2008 Vorsitzender des Asset Management Ausschuss der Top Ten Portfolio Management GmbH, 2009 Chefökonom bei der MK Luxinvest. 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 Felix W. Zulauf Dr. Joachim Rene Zyla Inhaber der von ihm gegründeten Zulauf Asset Management AG, Zug / Schweiz. Seine Laufbahn führte ihn vorher bei der UBS in Zürich durch Zählt zu den erfahrensten europäischen Analytikern des Wirtschaftslebens mit dem Schwerpunkt Senior Management-Evaluierung. verschiedene Positionen, unter anderem als Fondsmanager, globaler Anlagestratege und Leiter des institutionellen Portfolio Managements. Dazwischen dienten ihm Auslandeinsätze bei renommierten Börsenfirmen in New York und Paris zur Vertiefung der Fachkenntnisse globaler Finanzmärkte. 1990 gründete er die Zulauf Asset Management AG, um seine Anlagephilosophie frei von konventionellen institutionellen Restriktionen umsetzen zu können. Er ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Nach Studien in Wien, Paris und an der Harvard Business School in Boston verfolgte er zunächst seine Karriere im internationalen Investment Banking, u.a. bei Credit Suisse First Boston Ltd. in London. 1990 Wechsel in die Managementberatung, ab 1997 CEO von Odgers Berndtson Central Europe, einem der größten Executive Search Unternehmen in Zentraleuropa. Im Sinne eines „Knowledge Sharing“ hält Zyla hochspezialisierte Seminare für Manager in ganz Europa. 1979 1989 1999 2009 2019 R AHMENPROGR AMM & RÜCKBLICK BUSINESS SUMMIT 2009 UND 2010 Rahmenprogramm Um über den Kongress hinausgehenden Mehrwert zu schaffen, bietet GO AHEAD! für die Sprecher und Teilnehmer des Kongresses auch in diesem Jahr wieder besondere Side-Events. Freitag, 30. September Beginn 19.00 Uhr „Kabarett- Cocktail“ Kabarett mit Werner Brix Palais Esterhazy Wallnerstraße 4/1 A-1010 Wien Samstag, 1. Oktober „Lange Nacht der Museen“ Eine Veranstaltung des ORF für kulturinteressierte Nachtschwärmer. Eintritt 13,- EUR Von 18.00 bis 01.00 Uhr Früh. Information und Ticketbestellung: http://langenacht.orf.at 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 Rückblick business summit 2009 und 2010 1979 1989 1999 2009 2019 KONGRESSORT Palais Niederösterreich Landtagssaal Palais Niederösterreich Rittersaal 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 Palais Niederösterreich Prälatensaal Palais Niederösterreich Herrensaal 1979 1989 1999 2009 2019 PARTNERS & SPONSOREN Veranstalter In Zusammenarbeit mit Mit freundlicher Unterstützung von 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘11 Partner CLUB UNABHÄNGIGER LIBERALER FÜR LIBERALE ALLER RICHTUNGEN UND AUS ALLEN PARTEIEN Medienpartner 1979 1989 1999 2009 2019 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Eine „österreichische Welt“ Ralf Flierl Eine „österreichische Welt“ Wie sähe eine Gesellschaft aus, die über eine wettbewerbliche Geldordnung verfügt? 56 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Eine „österreichische Welt“ WENN MAN SICH ALL DIE PUNKTE VERGEGENWÄRTIGT, DIE IN DIESER AUSGABE BEZÜGLICH „GUTEN GELDES“ BESCHRIEBEN WERDEN, SO STELLT SICH NATÜRLICH DIE ENTSCHEIDENDE FRAGE: WIE SÄHE DENN EINE SOLCHE GESELLSCHAFT AUS, IN DER ES KEIN VON STAATSWEGEN AUFGEZWUNGENES, SONDERN EIN WETTBEWERBLICHES GELD GÄBE. WÄRE DIESE WELT ANDERS, EINFACHER ODER GAR BESSER ALS DIE JETZIGE? Einige wichtige Aspekte, insbesondere hinsichtlich der Finanzindustrie und der Börse, hatten wir bereits in der Titelgeschichte der Ausgabe 8/2010 beschrieben (dort im Artikel „Durch die österreichische Brille“ auf S. 51). Der hier vorliegende Beitrag soll eine Weiterführung in den Bereichen Gesellschaft, Sozialwesen und Politik bringen. Da es sich um eine utopische – und aus Sicht des Autors wünschenswerte – Welt handelt, wurde vornehmlich im Konjunktiv formuliert. minimal, eine Verschuldung wäre ihm obendrein kaum möglich. Dies hätte zur Folge, dass den Menschen ein ungleich höherer Betrag (z.B. 90%) von ihrem Einkommen verbliebe als dies heute der Fall ist. Der finanzielle Gestaltungsspielraum wäre also dementsprechend sehr viel größer, was mehr Freiheit bedeutet. Allerdings wären die Menschen damit gezwungen, sich um bisher staatlicherseits organisierte Angelegenheiten selbst zu kümmern, z.B. um Bildung oder Vorsorge für den Krankheitsfall. Das bedeutet: Die Menschen müssten das Mehr an finanziellen Mitteln selbständig so einsetzen, dass sie und ihr Eigentum (auch Körper, Seele und Geist sind Eigentum des Menschen) maximalen Nutzen davon haben. Dieser Gedanke klingt für die meisten von uns recht befremdlich, aber mal ganz ehrlich: Wer weiß denn besser um seine eigenen Bedürfnisse Bescheid als ein Mensch selbst? Ein übergeordneter, unpersönlicher Staat bestimmt nicht! Freiheit und Eigentum In einer solchen „österreichischen Welt“ könnten die Menschen maximale Freiheit und absoluten Schutz ihres Eigentums genießen. Dies klingt erst einmal fabelhaft. Wer will denn nicht frei sein und Eigentum haben? Aber ganz so einfach ist das nicht. Denn für Freiheit muss man auch bereit sein und mit Eigentum muss man auch umgehen können, was an folgender Überlegung verdeutlicht werden soll: Sozialwesen Wäre denn eine solche Gesellschaft nicht von Egoismus und Asozialität2 geprägt? Hierzu gilt es zu beachten, dass die Freiheit jedes einzelnen Menschen immer dort endet, wo die Freiheit des anderen Menschen beginnt. Wenn also staatliche Vorschriften für das Zusammenleben so gering und so einfach wie möglich ausgestaltet sind, so werden die Menschen Steuern und Sozialabgaben Der Staat würde in einer solchen Welt vermutlich auf ein Minimum reduziert sein, d.h. die Einkommensteuern wären auf einem niedrigen Satz (z.B. 10%) und Konsumsteuern und Sozialabgaben gäbe es vermutlich gar nicht1. Damit wäre der Anteil des Staates am gesamten Wirtschaftsgeschehen nur 1) Konsumsteuern (wie z.B. Mehrwertsteuer) treffen übrigens in erster Linie die untere Sozialschicht, weil dort der Anteil des Konsums am Gesamteinkommen sehr hoch ist. 2) Unter Asozialität wird ein von der geforderten oder anerkannten gesellschaftlichen Norm abweichendes Individualverhalten verstanden. 57 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Eine „österreichische Welt“ Die weit verbreiteten Phänomene wie Sozialbetrug, Schwarzarbeit, Steuerflucht und -hinterziehung werden in unserer Zeit zu den schlimmsten Auswüchsen des Egoismus und der Asozialität gezählt. Wenn aber die Einkommensteuersätze sehr niedrig wären und Konsumsteuern und Sozialabgaben gar nicht existierten, dann hätten sowohl Arbeitnehmer als auch -geber sowie reiche und arme Menschen gar keine Anreize mehr, (riskante und komplizierte) Vermeidungs- oder Erschleichungsstrategien zu verfolgen. Dies wiederum aber würde einen positiven Effekt auf die Steuereinnahmen des Staates haben. Jeder – Konsument, Bürger, Unternehmen, Staat –, alle wüssten genau, woran sie sind. Und dies ist die beste Voraussetzung für effiziente Anreize. ABB. 1 zwangsläufig umsichtiger und sozialer mit ihren Mitmenschen umgehen. Beispiel 1: Einige kleinere Städte in Mitteleuropa hatten versuchsweise alle Verkehrsampeln abgeschaltet, woraufhin die Vorsicht unter den Autofahrern deutlich zunahm und die Zahl der Unfälle zurückging. Zwar stellt auch die Rechts-vor-Links-Regel eine staatliche Vorgabe dar, allerdings eine, welche doch sehr viel mehr persönlichen Gestaltungsspielraum zulässt als eine Ampel. Beispiel 2: In den USA, wo das staatliche soziale Netz weitaus weniger ausgefeilt ist, sind die Privatinitiativen zur Hilfe von Bedürftigen deutlich ausgeprägter als in Europa. Hier verlässt man sich in Sachen Soziales regelmäßig auf den Staat. regionalen Strukturen zusammenleben*. Ein recht treffendes Beispiel hierfür ist die kleine Schweiz mit ihrem Subsidiaritätsprinzip. Was dort nicht unbedingt auf Bundesebene geregelt werden muss, das gestalten die 26 Kantone jeweils nach ihrem entsprechenden Umfeld und Bedürfnissen. Und was noch eine Ebene tiefer erledigt werden kann, wird dann in den über 2.700 Gemeinden beschlossen. Dort aber ist jeder Bürger aufgerufen, an den ihn direkt betreffenden Entscheidungen mitzuwirken. Geld und Zins In einer „österreichischen Welt“ würde die Geldmenge relativ konstant bleiben (siehe Abb. 1) bzw. sich nur recht lang- FIAT-MONEY-SYSTEM VERSUS „ÖSTERREICHISCHE WELT“ Quelle: Smart Investor Fiat-Money-System 25 BIP Geldmenge Preise 20 15 10 5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Die "österreichische Welt" 5,5 5 4,5 4 3,5 All dies bedeutet übrigens nicht, dass unser Uto3 2,5 pie-Staat ohne Sozialwesen auskommen müsste. Es 2 wäre eben nur auf Gemeindeebene oder sogar auf freiwilliger privater Ebene organisiert. So wäre der Anreiz auch viel größer, „Sozialfälle“ nicht nur zu verwalten, sondern in einer adäquaten Weise wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Nähe und Transparenz Ein effizienter und verantwortungsvoller Umgang mit Freiheit und Eigentum ist jedoch nur in einer Umgebung möglich, in der Nähe (gemeint ist ein persönlicher Bezug) und Transparenz herrscht. Dieser Anreiz würde dazu führen, dass die Menschen vermutlich in möglichst überschaubaren 58 BIP Geldmenge Preise 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 sam verändern. Erstens würden Finanzierungen deutlich weniger auf Fremdkapitalbasis (= Kredite) erfolgen, sondern auf Eigenkapitalbasis (= Erspartes). Damit aber ist davon auszugehen, dass nur ein kleiner Anteil des umlaufenden Geldes wirklich Kreditgeld und damit zinstragend wäre – alleine schon deshalb, weil der heutige Staat als mit Abstand größter und laufender „Aufschuldner“ ausfiele. Denn kreditwürdig wäre nur derjenige, der das geliehene Kapital für Investitionen verwendet Hayek und Mises... Bestellen Sie jetzt zwei kostenlose Test-Ausgaben von „Smart Investor“ und wagen Sie eine andere Sicht auf die Finanzmärkte. ...würden Smart Investor lesen. Ê ABONNEMENT Ja, Bitte einsenden an: bitte senden Sie mir den Smart Investor ab der kommenden Ausgabe für ein Jahr (12 Ausgaben) zum Preis von 48,- EUR* zu. Das Abonnement verlängert sich um jeweils ein Jahr, wenn es nicht bis sechs Wochen vor Ablauf gekündigt wird. KOSTENLOSES KENNENLERN-ANGEBOT Ja, ich möchte den Smart Investor gerne testen und nehme Ihr kostenloses Kennenlern-Abonnement an. Bitte senden Sie mir die kommenden zwei Ausgaben an die unten stehende Adresse zu. Überzeugt mich die Qualität des Magazins, beziehe ich den Smart Investor anschließend zum Preis von 48,- EUR* pro Jahr (12 Ausgaben). Andernfalls kündige ich mein Kennenlern-Abonnement bis zwei Wochen nach Erhalt der zweiten Ausgabe, und mir entstehen keine weiteren Verpflichtungen. Smart Investor Media GmbH Abo-Verwaltung Hofmannstr. 7a D-81379 München Telefon: +49 (0) 89- 2000 339-0 Fax-Order: +49 (0) 89- 2000 339-38 oder online unter www.smartinvestor.de/abo *) 48,- EUR bei Lieferung innerhalb Deutschland, 60,- EUR Luftpost innerhalb Europa, 80,- EUR Luftpost Rest Welt Name, Vorname: ____________________________________________________________________________ Postfach/Straße: ____________________________________________________________________________ PLZ, Ort, Land: _____________________________________________________________________________ Telefon, Fax: ________________________________________________________________________________ E-Mail-Adresse: _____________________________________________________________________________ Ort, Datum, Unterschrift: _____________________________________________________________________ Go Ahead! 2011 Widerrufsgarantie: Dieser Auftrag kann binnen zwei Wochen widerrufen werden. Rechtzeitiges Absenden genügt. Dem Mainstream den Rücken kehren. FORUM 21 WISSENSPLATTFORM Trends vermitteln, diskutieren und entwickeln. In der Denkschule FORUM21 treffen sich alle, die sich mit Büro, Organisation und Management ganzheitlich auseinandersetzen und sich mit Interessierten und Experten darüber austauschen wollen. Das zukunftsweisende BLAHA BÜRO IDEEN ZENTRUM bildet hierfür mit seiner einladend offenen Architektur den perfekten Rahmen. Kommende Veranstaltungen: 6. Oktober 2011 / Das Managementgeheimnis der neuen Erfolgselite: Kybernetik Das Wissen um die komplexen Zusammenhänge von Leben, Arbeiten und Wirtschaften als entscheidender Erfolgsfaktor. Referentin: Maria Pruckner Gesponsert durch Blaha Office 11. Oktober 2011 / Rhetorik Crash II Erlebnisseminar mit Kerntechniken und Erkenntnissen aus 2000 Jahren Rhetorik. Referent: Mag. Peter Erik Czak, Geschäftsführer Czak Managementseminare GmbH Seminarkosten: € 890,– (zzgl. MwSt.) 20. Oktober 2011 / Führungspersönlichkeit sein! 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Slogans wie „Geiz ist geil“ oder „Zahle einmal, bekomme zwei Stück“ („Buy one, get one free“) sind heute völlig normal. Die Qualität des betreffenden Gutes bleibt aber bei solchen Überlegungen außen vor. und somit überhaupt realistischerweise zu einer Rückzahlung fähig ist. Demnach würde also der Treibsatz für eine nachhaltig stark steigende Geldmenge fehlen. Zweitens stünden den wenigen Krediten, die dennoch vergeben werden (tendenziell an Unternehmen), die Bankrotte gegenüber, die natürlich auch in einer österreichischen Welt vorkommen und die dort auch zugelassen werden. Bezogen auf die letzte Krise würde dies bedeuten: Die Großbanken der heutigen Zeit hätten in einer „Austrian World“ keine staatliche Hilfe in der Krise von 2008 bekommen. Sie wären demnach gleichsam den Dinosauriern untergegangen, weil sie sich in Geschäfte gewagt hatten, deren negative Konsequenzen sie nicht bedenken wollten (der heutige Grundsatz „too big to fail“ würde nicht gelten). Die mit den Bankrotten verbundene Reduktion der bestehenden Kreditmenge würde also auch die Geldmenge verringern. Damit könnte die Geldmenge in einer österreichischen Welt – trotz der Existenz von Zinsen – nachhaltig relativ konstant bleiben (siehe Abb. 1). In einer „österreichischen Welt“ wäre der Druck auf die Konsumenten, (unnötige und nicht dringliche) Dinge zu kaufen, deutlich geringer. Man könnte und würde sich auch mehr Zeit mit der Kaufentscheidung lassen. Schließlich würden einem die Preise nicht ständig davonlaufen. Dieses Mehr an Zeit würde genutzt werden können, um sich verstärkt auf die Produktqualität zu konzentrieren. Die Sache mit dem Wachstum Gemäß dem heutigen Mainstream-Verständnis kann Wachstum nur erfolgen, wenn es durch eine steigende Geldmenge unterfüttert ist. Der Preis, den man für diese Konstellation zu zahlen hat, ist die Teuerung. D.h. das regelmäßige Zuviel an Geld (gegenüber den Gütern) wird über die Zeit in steigende Preise transformiert. Abb. 1 (oben: Fiat-Money-System) verdeutlicht diesen Sachverhalt schematisch. Kritiker der Austrian Economics wenden gerne ein, dass sich bei laufend sinkendem Preisniveau eine Abwartehaltung (Attentismus) unter den Konsumenten breit machen würde, weshalb die Gefahr eine Deflationsspirale drohe. Aber auch diese Kritik greift nicht. Unternehmen und Übernahmen Auch die Unternehmen würden sehr viel weniger Übernahmeaktivitäten starten. Erstens wäre ja der Fremdkapitalmarkt nicht gut entwickelt, zweitens würde eine sehr viel höhere Risikoaversion bestehen. Und drittens wären „Mergers & Acquisitions“ nicht so angesagt, weil der Teuerungseffekt nicht genutzt werden kann. Schließlich werden heute viele Übernahmen nur deshalb getätigt, weil billiges Geld in großem Maße zur Verfügung steht, welches man zum Marktanteil- und damit Margenausbau verwenden kann (schon wieder eine rein quantitative Überlegung!). Die Intention dabei ist, die Schulden für den Kaufpreis später mit entwertetem Geld zurückzubezahlen. In einer Welt mit minimalem Staat und wettbewerblichem Geld (Abb. 1, unten: „österreichische Welt“) dagegen würden die Geldmenge und auch die Wirtschaftsleistung jeweils einigermaßen konstant bleiben. Entscheidend hierbei ist, dass sich Kostenvorteile durch technischen Fortschritt und Effizienzsteigerungen dann aber in sinkenden Preisen niederschlagen3. Schließlich fehlt in dieser Welt der konterkarierende Zins- und Zinseszinseffekt weitgehend. Wenn also bei gleichbleibender nominaler Wirtschaftsleistung die Güterpreise sinken, dann steigt dementsprechend die reale Wirtschaftsleistung (= Preis mal Gütermenge), d.h. es findet reales (aber kein ausgeprägtes nominales) Wachstum statt. Dabei weisen nahezu alle Studien zu diesem Thema eindeutig auf, dass Firmenübernahmen fast immer in qualitativer Hinsicht (Stichwort „Culture Clash“, z.B. bei DaimlerChrys- 3) Warum trotz technischen Fortschritts und Effizienzsteigerungen in unserer heutigen Zeit dennoch regelmäßig Teuerung herrscht, kann die Mainstream-Ökonomik nicht schlüssig erklären. 61 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Eine „österreichische Welt“ ler) kontraproduktiv sind und längerfristig – also nachdem die „Synergieeffekte“ über Massenentlassungen „gehoben“ wurden – auch quantitativ/finanziell nicht den erwünschten Erfolg bringen. Schließlich entstehen durch Übernahmen Reibungsverluste wegen zu großer, schlecht zu steuernder Strukturen. allerdings gehen die Menschen heute damit völlig verantwortungslos und damit unkritisch gegenüber deren Ergebnissen um. Beispiel 1: Die Industrie erkauft sich über Anzeigenschaltungen eine genehme Berichterstattung in den Medien, welche von den meisten Menschen dennoch ernst genommen wird; Beispiel 2: Die Ratingagenturen werden für ihre Einschätzungen von den Kreditnehmern (z.B. Anleihe-Emittenten) bezahlt. Hier sind entgegen dem gesunden Menschenverstand die Anreize völlig falsch gesetzt. Richtig wäre es, wenn die Menschen bereit wären, für wirklich unabhängige und in ihren Diensten stehende Medien höhere Preise zu zahlen. Und richtig wäre es auch, wenn der Kreditgeber für die Bewertung des Kreditnehmers bezahlt. Nur so sind effiziente und wirkungsvolle Anreizstrukturen denkbar. Löhne und Gewerkschaften Heutzutage organisieren sich viele Arbeitnehmer in Gewerkschaften, welche meist jährlich aktiv werden, auf die Arbeitgeber zugehen und mehr Lohn verlangen – in der Regel mit dem Argument des Teuerungsausgleichs. An diesem Hauptargument lässt sich schon erkennen, dass in einer absolut freiheitlichen Welt mit tendenziell sinkendem Preisniveau Gewerkschaften eigentlich überflüssig wären. Denn wenn die Preise tendenziell stetig fallen, dann steigen die Reallöhne im gleichen Maße von selbst. Die Unternehmer müssten also regelmäßig auf jeden Arbeitnehmer einzeln zugehen (also umgekehrt zu heute) und mit ihm seine individuelle Leistung besprechen und daraus Konsequenzen ziehen. Eine nur mittelmäßige Arbeitsleistung würde demnach zu einer Her- Geld und Gold Eine wettbewerbliche Geldordnung würde zuallererst bedeuten, dass die Menschen Geld nicht als staatsgegeben ansehen, sondern sich laufend über dessen Eigenschaften und Qualität Gedanken machen müssen. Dies impliziert, dass hinsichtlich des zu verwendenden Geldes immer eine gewisse Grundskepsis angebracht ist. Schnell würden sich im Marktprozess Güter als Geld Es sollte klar geworden sein, dass die maximale etablieren können, welche schon immer Freiheit für die Menschen zugleich erfordert, dass einen gewissen Geldcharakter hatten, sie bewusst, eigen-verantwortlich und damit auch allen voran Edelmetalle wie z.B. Gold. Entscheidend dabei ist jedoch, dass nachhaltig handeln. das zu verwendende Geld nicht staatlicherseits vorgeschrieben wird. Insofern besteht auch nicht die Gefahr der Hortung durch einige absetzung des Lohns in Höhe des realen Wachstums führen, womit der Reallohn stagniert (etwas anderes ist bei einer mitwenige reiche Parteien. Schließlich würde sich am Markt telmäßigen Leistung auch nicht vertretbar). Die Ausgangssofort ein anderes Geld als gängig etablieren. und Anreizsituation wäre also genau umgekehrt zu heute. Pflicht und Kür der Staatsaufgaben Informationen und Ratings Die wirklich einzige Aufgabe, die der Staat in unserer UtoEs sollte klar geworden sein, dass die maximale Freiheit für pie-Welt erfüllen müsste, wäre die Gewährleistung der innedie Menschen zugleich erfordert, dass sie bewusst, eigen-verren und äußeren Sicherheit sowie der Schutz von Freiheit und antwortlich und damit auch nachhaltig handeln. Dazu aber Eigentum. Natürlich wären zusätzlich auch andere Aufgaben bedarf es regelmäßiger Informationen über die Entwicklunwie die Bereitstellung von Bildungseinrichtungen (Schulen) gen in der Welt, mit denen sich die Menschen eingehend ausoder Infrastruktur (Straßen) denkbar, allerdings würden dies einandersetzen müssen (statt in „Brot-und-Spiele“-Manier die entsprechenden staatlichen Institutionen selbstständig Kulturschrott zu konsumieren). Solche Informationen könnund von Fall zu Fall entscheiden können. Was nicht unbeten die Presse oder aber spezielle (Rating-)Agenturen liefern. dingt der Staat erledigen muss, könnten auch private UnterAber diese gibt es doch jetzt schon, möchte man meinen. Ja, nehmen bewerkstelligen. Die Umsetzung durch den Staat 62 Ralf Flierl Ralf Flierl ist Gründer und Geschäftsführer der Smart Investor Media GmbH sowie Chefredakteur des Magazins Smart Investor. Zudem ist er verantwortlich für den wöchentlich erscheinenden Börsen-Letter Smart Investor Weekly. Vor seiner jetzigen Tätigkeit war er unter anderem Wertpapieranalyst bei der FINANZWOCHE (Dr. Jens Ehrhardt). Der 1965 in der Nähe von Regensburg geborene Flierl ist verheiratet und lebt seit 1986 in München, wo er auch sein Studium der Betriebswirtschaft absolvierte. Ralf Flierl Chefredakteur des Smart Investor würde dann nicht zuletzt davon abhängen, inwieweit die Finanzierung gewährleistet werden kann. Aber wie schon gesagt: Die Möglichkeit des Staates, Fiat Money zu kreieren, bestünde dann nicht mehr. Oder anders ausgedrückt: Der Staat kann dann nur das ausgeben, was er einnimmt. listisch erscheinen. Sobald aber unser jetziges Finanz- und Gesellschaftssystem definitiv gescheitert sein wird – der Autor rechnet damit spätestens in fünf Jahren –, werden solche alternativen Überlegungen auch im Mainstream zunehmend Gehör finden. Es waren immer die Utopisten und die „Spinner“, die lange vor den eigentlichen Entdeckungs- und Wissenssprüngen den gedanklichen Boden für die zukünftigen Entwicklungen bereiteten. Oftmals um den Preis, dass sie zu ihren Lebzeiten verlacht wurden. Ein Hauptunterschied zu heute läge auch darin, dass ein wuchernder Staat mit einer Warfare- oder Wellfare-Ausrichtung nicht denkbar wäre. Mit Warfare-Staat sind in erster Linie die USA gemeint, die über die Hälfte ihrer Steuereinnahmen für die kriegerische Aufrechterhaltung ihres Imperiums verwenden. Mit Wellfare sind Wohlfahrtsstaaten wie v.a. in Westeuropa gemeint, die sich im politischen Sinne fast nur noch über die schuldenfinanzierte Umverteilung definieren. Die hier vorgestellte Welt ergibt sich teilweise logisch aus der Konstellation eines Geldsystems, welches nicht auf staatlichem Zwang beruht. Bei einigen Punkten wurden vom Autor Annahmen getroffen, die aufgrund der fehlenden Überprüfbarkeit anhand eines konkreten realen Beispiel-Staates nicht als gesichert gelten können. Eine weiterführende Diskussion hierzu wäre sicherlich hilfreich. Als Literatur zu diesem Thema sei das Buch „Krankes Geld, kranke Welt“ von Gregor Hochreiter und die Smart Investor-Ausgabe 8/2010 empfohlen. « Ein „österreichischer Staat“ wäre dagegen sehr schlank, was aber nicht heißt, dass er auch schwach wäre. Ganz im Gegenteil: Recht wird durchgesetzt und Unrecht wird bestraft – ohne Wenn und Aber. Fazit Die hier vorgestellte Utopie mag dem einen oder anderen Leser als weltfremd, weit hergeholt oder als völlig unrea- 63 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus Barbara Kolm Keynes ist tot nicht der Kapitalismus 64 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus DAS LEBEN AUF PUMP HAT EIN ENDE. DIESE SCHMERZHAFTE, ABER OFFENSICHTLICHE TATSACHE LEGTEN „DIE MÄRKTE“ IN DEN LETZTEN WOCHEN UND MONATEN BEINHART OFFEN. EINEM MITGLIEDSSTAAT DER EU NACH DEM ANDEREN WIRD DAS VERTRAUEN IN DIE BONITÄT ENTZOGEN. REGIERUNGEN KÖNNEN NICHT MEHR ÜBER IHRE VERHÄLTNISSE LEBEN UND MÜSSEN IHRE STAATSFINANZEN ENDLICH IN DEN GRIFF BEKOMMEN. POLITISCHE FEHLENTSCHEIDUNGEN – WIE DIE VERTUSCHUNG VERGANGENER KRISEN DURCH UNFINANZIERBARES „DEFICIT SPENDING“ UND KÜNSTLICH NIEDRIGGEHALTENE ZINSEN – LIEGEN NUN IN FORM VON SCHULDENBERGEN AUF DEM TISCH. SIE KÖNNEN NICHT LÄNGER VON DER POLITIK WEGGELEUGNET WERDEN. Die künftige Entwicklung der Steuerlast ist davon abhängig wie die Politik die Problematik der zunehmenden Staatsverschuldung zu lösen versucht. Die Anhebung von Massensteuern würde zu einer Beschneidung der Kaufkraft der Bevölkerung führen und damit das künftige Wirtschaftswachstum gefährden. Eine Anhebung der Körperschaftsteuersätze hätte negative Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und damit auch auf die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskraft. Die Senkung der Lohnsteuer würde die Nettoeinkommen der Arbeitnehmer erhöhen, deren Leistungsbereitschaft anregen und auch die Nachfrage nach Arbeitskräften ankurbeln und so zu einer Entlastung der Situation auf dem Arbeitsmarkt führen. Die Höhe der Personalkosten ist zudem ein wichtiger Standortfaktor im internationalen Wettbewerb. wird, die Schulden, die einer nächsten Generation aufgebürdet werden, auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Wirtschaftswachstum und Anreize für Innovationen und Bildung versprechen den Erhalt der Kaufkraft, konstante Beschäftigung und eine nachhaltige Konsolidierung des Budgets. Dies kann nur gelingen, wenn die Aufgaben des Staates und damit der Politik im neuen Jahrtausend endlich kritisch hinterfragt werden. Dies ist unbequem - da eine Reduktion des staatlichen Einflusses auf die Wirtschaft, viele um ihre politische Existenz bringen würde - aber dringend von Nöten. Nennen wir das Kind beim Namen: Der Wohlfahrtsstaat, der über Jahrzehnte einfache Regeln (z.B. nicht mehr auszugeben als einzunehmen oder für seine eigenen Handlungen Verantwortung zu übernehmen) außer Kraft gesetzt hat, ist an seine Grenzen gestoßen und hat in seiner jetzigen Form ausgedient. Es reicht nicht mehr diverse Reformarbeitsgruppen einzusetzen. Reformen müssen endlich tatsächlich angegangen werden. Geschieht dies nicht, verschiebt sich der Tax Freedom Day in den nächsten Jahren noch weiter nach hinten – aus einem einzigen Grund: Da es für die Politik leichter ist, die Eigentumsrechte „der Reichen“ (=große Teile der Mittelschicht, durch Inflation) durch noch höhere Besteuerung zu beschneiden, als notwendige Maßnahmen anzugehen! Stattdessen könnte der Staat Kostensenkungen forcieren; einerseits um Kaufkraft und Wirtschaftswachstum zu sichern (nicht durch Mehrausgaben!) und andererseits um Generationengerechtigkeit zu gewährleisten indem versucht 65 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus Kurz gesagt: Reformen anstatt der üblichen politischen Sonntagsreden Wir fordern: ✓ Radikale Ausgabenkürzungen des Staates ✓ Steuersenkungen, um die Attraktivität Österreichs als Wirtschaftsstandort und die Leistungsbereitschaft der Bürger zu erhöhen ✓ Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ✓ Endlich eine echte Pensionsreform, um die Generationengerechtigkeit wieder herzustellen ▫ Weg vom Umlageverfahren hin zu einem Kapitaldeckungsverfahren ✓ Mehr Konkurrenz innerhalt der EU und innerhalb Österreichs durch „echten“ Föderalismus à la Schweiz ▫ Keine weiteren Zentralisierungsschritte auf EU-Ebene ✓ Gesundheitsreform ✓ Bildungsreform Tax Freedom Day 2011 - 213 Tage schuften für den Staat In diesem Jahr fiel der Tax Freedom Day auf den 31. Juli, und damit auf den 213. Tag des Jahres 2011. Den Berechnungen des Austrian Economics Center zufolge mussten die Österreicher rechnerisch bis zu diesem Tag arbeiten, um für sämtliche Steuern und Abgaben aufzukommen. Erst von diesem Tag an kann der Steuerzahler sein Einkommen zur Finanzierung seiner täglichen Ausgaben, Investitionen und der privaten Vorsorge verwenden. Zur Berechnung des Tax Freedom Day wird hierbei die gesamte Steuer- und Abgabenlast einer Volkswirtschaft ins Verhältnis zum Volkseinkommen - die Summe aller von Inländern erzielten Lohn- und Kapitaleinkünfte - gesetzt. Die Steuerbelastung umfasst dabei alle direkten Steuern, wie Lohn- und Körperschaftssteuer, die Kapitalertragssteuer ,als auch die indirekten Steuern, wie Umsatzsteuer und Normverbrauchsabgabe. Kurz gesagt: Reformen anstatt der üblichen politischen Sonntagsreden Veranschaulichung der Entwicklung der Steuer- und Abgabenlast in Österreich ab 1976 Dr. Barbara Kolm Generalsekretärin das Friedrich August v. Hayek Institut in Wien, das als „Großhändler von Ideen“ marktwirtschaftliche Lösungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Sicherung des Arbeits- u. Wirtschaftsstandortes und Armutsbekämpfung anbietet, sowie die Lehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie verbreitet. Gründerin des Austrian Economics Center, das sich der Forschung und Politikberatung im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung von Individuen in Kombination mit ökonomischen Fragen widmet. Mitglied der Mont Pélerin Society und Präsidentin der European Coalition for Economic Growth. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck und der UCLA. Dr. Barbara Kolm, Director Austrian Economics Center (AEC) [email protected] www.austriancenter.com www.taxfreedomday.at 66 Das Konzept des Tax Freedom Day geht auf die in Washington DC ansässige Tax Foundation zurück, die den Tax Freedom Day für die USA seit 1948 berechnet. Mittlerweile haben sich mehrere Wirtschaftsinstitute derartiger Projekte angenommen, darunter das britische Adam Smith Intitute und das Karl-Bräuer Institut des Bundes der Steuerzahler Deutschland. ABB. 1 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus TAX FREEDOM DAY die Entwicklung des Tax Freedom Day in Österreich seit dem Jahr 1976 Quelle: Austrian Economics Center (AEC) Ziel dieser Berechnungen ist die Veranschaulichung der Steuerbelastung und die Schaffung eines Bewusstseins in der Bevölkerung für die Steuerbelastung, auch in Hinblick auf die historische Entwicklung der Steuer- und Abgabenquote. Steuerlast im internationalen Vergleich Im internationalen Vergleich offenbart sich die hohe Belastung der österreichischen Steuerzahler. In Deutschland wurde der Tax Freedom Day vom Karl-Bräuer-Institut für den 6. Juli errechnet, womit die deutschen Steuerzahler durchschnittlich etwa drei Wochen weniger für den Staat arbeiten müssen. In anderen Ländern treten im Vergleich zu Österreich noch deutlichere Unterschiede zu Tage; in Großbritannien fiel der Tax Freedom Day auf den 30. Mai, in den USA gar auf den 12. April, den 102. Tag des Jahres. ABB. 2 In den vergangenen Jahrzehnten vollzog sich eine Entwicklung zunehmender Steuerbelastung, die zur Folge hatte, dass der Tax Freedom Day, der im Jahre 1976 noch auf den 23. Juni gefallen war, bis zum Jahr 2001 den 22. August erreichte. Besonders in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs, wie im Jahr 2001, nach dem Platzen der New-Economy-Blase oder im Jahr 2008, in dem die globalen Folgen der aktuellen Finanzkrise immer deutlicher spürbar wurden, TAX FREEDOM DAY wirkten sich aufgrund steigender Staatsausgadie Entwicklung des Tax Freedom Day im Vergleich zu A/D/GB/USA ben und rückläufiger Einkommen negativ auf das Quelle: Quelle: Austrian Economics Center (AEC) Datum des Tax Freedom Day aus. In den letzten Jahren stellte sich ein Rückgang der Steuerbelastung ein, weshalb sich der Tax Freedom Day – entgegen der langfristigen Entwicklung – wieder um etwa einen Monat nach vorne verschob. Seit 1976 stieg das Volkseinkommen um durchschnittlich 14%, die Steuern und Sozialabgaben jedoch um 17%, wodurch das Verhältnis von Steuern und Sozialabgaben zum Volkseinkommen von 49% auf über 57% anstieg. Angesichts der in jüngster Zeit stark angestiegenen Staatsverschuldung und der krisenbedingt erhöhten Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung, darf zumindest bezweifelt werden, dass diese Entwicklung eine nachhaltige ist. All diesen Berechnungen liegt das Volkseinkommen zugrunde, weshalb eine gute Vergleichbarkeit der Werte gegeben ist. Die Betonung der Eigenverantwortlichkeit des einzelnen Individuums und die damit einhergehenden vergleichsweise geringen Ausgaben für das Sozialsystem sind Die nachfolgende Grafik bildet die Entwicklung des Tax Freedom Day in Österreich seit dem Jahr 1976 ab (Abb.1). 67 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Keynes ist tot – nicht der Kapitalismus als Ursachen für eine geringere Steuerbelastung in Großbritannien und den USA zu nennen. Dass die in Österreich anfallenden Ausgaben für Sozialleistungen letztlich der Bevölkerung zu Gute kommen, steht außer Frage, jedoch sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Leistungen mit Steuern finanziert werden, die wiederum von Unternehmen und Privatpersonen über Steuern bezahlt werden müssen. Überdies ist zu bezweifeln, dass der Staat ein besserer (Um-)Verteiler ist, als die Bürger selbst. Das der Wirtschaft entzogene Kapital hätte ohne staatliche Eingriffe effizienter eingesetzt und somit die Wohlfahrt der gesamten Bevölkerung (zB. durch mehr Arbeitsplätze, höhere Löhne, weniger Steuern…) gesteigert werden können. dukt von Verzerrungen, wie beispielsweise Abschreibungen nicht berührt ist und demnach auch die geeignetere Größe zur Berechnung einer Steuer und Abgabenquote auf Einkommen ist. Aus diesem Grund führen viele bedeutende Wirtschaftsinstitute wie die Tax Foundation und das Adam Smith Institute ihre Berechnungen anhand des Volkseinkommens durch. Österreich Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Österreich ein Hochsteuerland in Europa ist und die letzte substanzielle Steuerreform im Jahr 2004/05 erfolgte (Senkung der Körperschaftssteuer von 34% auf 25%) und die Abschaffung der Erbschafts- und Schenkungssteuer im Jahr 2008. Um die Wettbewerbsfähigkeit und die langfristige Sicherung des Arbeits- und Wirtschaftsstandortes zu garantieren, müssen Steuersenkungen, Ausgabenreduktionen und Strukturreformen erfolgen. « Volkseinkommen als Basis der Berechnung Die Auswahl des Volkseinkommens an Stelle des Bruttoinlandsprodukts zur Berechnung des Tax Freedom Day erfolgt aus der Überlegung, dass das Volkseinkommen ein besseres Maß für die Summe der Einkommen einer Volkswirtschaft ist, da dieses im Gegensatz zum Bruttoinlandspro- 68 Buchempfehlungen! Die Konstruktion der EU ist das Resultat des Ringens zweier Visionen für Europa. Die liberale Vision vertritt eine freie Marktwirtschaft in einem Europa der offenen Grenzen. Auf der anderen Seite steht die sozialdemokratische Vision Europas. Der Euro reizt zum Schuldenmachen. Unabhängige Regierungen können sich einer Zentralbank bedienen, um ihre Haushaltsdefizite zu bezahlen. Das Ganze ähnelt einer Notenpresse mit verschiedenen Eigentümern. In seinem grundlegenden Werk zeigt der Wirtschaftsphilosoph Rahim Taghizadegan, welche Faktoren für eine Fortsetzung der Forschung in der Tradition von Carl Menger, Eugen von Böhm-Bawerk, Ludwig van Mises und Friedrich August von Hayek sprechen. Philipp Bagus Die Tragödie des €uro Ein System zerstört sich selbst 192 Seiten | 18,50 Euro ISBN 978-3-89879-670-5 Er plädiert für ein Umdenken und die Rückbesinnung auf die Östereichische Schule – und damit auf den gesunden Menschenverstand. Empfehlung Rahim Taghizadegan Wirtschaft wirklich verstehen Einführung in die Österreichische Schule 288 Seiten | 25,70 Euro ISBN 978-3-89879-624-8 Das lang erwartete Buch von Frank Schäffler! Die Krise des Euro ist in erster Linie eine Überschuldungskrise von Staaten und Banken. Ihre Ursache liegt im staatlichen Scheingeldmonopol, das über Jahrzehnte ein Schneeballsystem aus ungedeckten Zahlungsverpflichtungen aufgebaut hat, inzwischen seinen Zenit erreicht hat und nun vor dem Zusammenbruch steht. Jetzt vorbestellen Frank Schäffler Nicht mit unserem Geld! Die Überwindung der Überschuldungskrise von Staaten und Banken 256 Seiten | 20,60 Euro ISBN 978-3-89879-652-1 Nominiert für die Shortlist! Das Buch fordert einen marktwirtschaftlichen Befreiungsschlag in Deutschland, Europa und in der Welt. Die jüngste Finanzkrise von 2007 brachte das Weltfinanzsystem fast zum Einsturz. Aus der Finanzkrise wurde eine Banken-, Wirtschafts-, Staatschulden- und jetzt zunehmend eine Euro-Krise. »Fällt« im Zuge dieser Krisen sogar unsere Währung, der Euro? Und falls ja, wäre das so schlimm? Ulrich Horstmann Die Währungsreform kommt! Über Versuche der Politiker den Euro zu retten, fehlgeleitete Finanzmärkte und wie Sie Ihr Vermögen trotzdem sichern 256 Seiten | 17,50 Euro ISBN 978-3-89879-654-5 Der Autor macht in diesem Werk eindrücklich klar, wie es um die Zukunft unserer Währung steht. FinanzBuch Verlag Nymphenburger Str. 86 80636 München www.finanzbuchverlag.de Telefon: 089 651285-0 | Fax: 089 652096 | E-Mail: bestellung@finanzbuchverlag.de GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Österreich: Mit privatem Wachstumskapital durchstarten Jürgen Marchart Österreich: Mit privatem Wachstumskapital durchstarten 70 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Österreich: Mit privatem Wachstumskapital durchstarten ÖSTERREICHISCHE BETEILIGUNGSGESELLSCHAFTEN SIND NACH WIE VOR STARKE PARTNER DER KLEINEN UND MITTELSTÄNDISCHEN UNTERNEHMEN. DURCH FEHLENDE RAHMENBEDINGUNGEN IST ES JEDOCH SCHWER, INTERNATIONALE INSTITUTIONELLE INVESTOREN ZU GEWINNEN. Österreichische Private-Equity- und Venture-CapitalFonds investierten – im letzten zur Verfügung stehenden Berichtszeitraum – im Jahr 2010 insgesamt 127 Millionen Euro an privatem Wachstumskapital in 86 kleine und mittlere Unternehmen im In- (82 Millionen Euro) und Ausland (45 Millionen Euro). Start-up und Later Stage Venture) blieben erfreulicherweise mit knapp 23 Prozent aller getätigten Investments auf fast dem gleichen Niveau wie 2009. Allerdings hat sich innerhalb der Frühphaseninvestments der Fokus auf den Later-StageVenture-Bereich verschoben. Die Branche „Gewerbe- und Industrieprodukte“ führt das Ranking der Investments auch diesmal wieder an, gefolgt von den Branchen „Kommunikation“, „Computer und Unterhaltungselektronik“, „Life Sciences“ und „Gewerbe- und Industriedienstleistungen“. ABB. Das Gesamtinvestitionsvolumen der österreichischen Beteiligungskapitalgeber lag damit lediglich 8 Prozent unter dem Vorjahreswert und zeigt, dass privates Wachstumskapital nach wie vor ein starker Partner für kleine und mittlere Unternehmen ist und in nationale und internationale Wachstumsmärkte investiert. Damit rangiert Österreich im europäischen Vergleich bei den Schlusslichtern, gemessen am Prozentanteil der Investments am BIP (siehe Abb.). 2010 stiegen nicht nur die Buy-outs an, die nun 45 Prozent aller Investments ausmachen, sondern auch die Frühphaseninvestments (Seed, Hälfte der Investments im Ausland Die Mittelbeschaffung für zukünftige Beteiligungsinvestitionen ist auch nach der Finanz- und Wirtschaftskrise nach wie vor eine große Herausforderung, wie in allen Teilen Europas zu beobachten ist. Konnten Beteiligungskapitalgeber mit Sitz in Österreich 2009 286 Millionen Euro an frischem Kapital einwerben, so ist 2010 mit 268 Millionen Euro frischem Kapital für zukünftige Investments in vielversprechende Wachstumsmärkten im deutschsprachigen Raum sowie in Mittelund Osteuropa ein leichter Rückgang um 6 Prozent zu verzeichnen. Nachdem im Vorjahr in weiten Teilen Europas die öffentliche Hand die Hauptinvestorengruppe war, hat der in Österreich vor der Krise sehr dominant vertretene Bankensektor mit 23 Prozent der kommittierten Mittel wieder Interesse an der Assetklasse Private Equity und Venture Capital gefunden und Kapital für Mezzaninfinanzierungen bereitgestellt. Es ist jedoch durch fehlende, international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen nach wie vor besonders schwer, internationale institutionelle Investoren für den Standort Österreich zu gewinnen. Rund die Hälfte (48 Prozent) des österreichischen Beteiligungskapitals über 268 Millionen wurden in Mittel- und Osteuropa investiert. INVESTMENTS ANTEIL AM BIP 2010 (in %) Quelle: PEREP_Analytics / EVCA Yearbooks Industry statistics (by ountry of private equity firm) Mit 52 Millionen Euro (at cost) ist das Deinvestiti- 71 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Österreich: Mit privatem Wachstumskapital durchstarten onsvolumen gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent gesunken. Der Anteil an Abschreibungen (2009: 43 Prozent) hat sich jedoch auf 30 Prozent des gesamten Exitvolumens reduziert. Die Beteiligungsfonds haben also mit dem Exit gewartet und die Unternehmen durch die Krise zu begleiten. Das stellte sich auch im Jahr 2011 wieder als Vorteil für so manches Portfoliounternehmen heraus, da diese mit dem PrivateEquity- und Venture-Capital-Investor über einen starken Miteigentümer verfügen, der mit Know-how, ManagementUnterstützung und zusätzlichem Kapital durch die Krise half. der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) und der österreichischen Private-Equity- und Venture-Capital-Branche ebenfalls ein Anliegen sind. Die vorliegende Guideline unterscheidet jedoch nicht zwischen den verschiedenen Anlageklassen und dem damit verbundenen, variierenden Risiko für den Finanzmarkt und hat daher im Zuge der Implementierung der AIFM in nationales Recht noch großes Optimierungspotential, um die genannten Ziele tatsächlich zu erreichen. Nur wenn durch internationale Regelungen sowohl die EU als auch Österreich zu attraktiven Finanz- und Wirtschaftsplätzen ausgebaut werden, ist auch in Zukunft die Eigenkapitalausstattung kleiner und mittlerer österreichischer Unternehmen garantiert. Damit wären diese Firmen gut gerüstet, um ihren Wachstumskurs fortzusetzen. « Rahmenbedingungen im Wandel Sowohl national wie auch auf EU-Ebene sind die rechtlichen Rahmenbedingungen zurzeit im Umbruch. In Österreich fehlt nach wie vor ein international wettbewerbsfähiges Private-Equity-Gesetz. Auf EU-Ebene wurde Ende 2010 die Alternative Investment Fund Manager (AIFM) Guideline beschlossen, die zum Ziel hat, systematische Risiken des Finanzmarkts zu kontrollieren, die Interessen der Investoren zu schützen und für mehr Transparenz zu sorgen. Ziele, die Über die AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation) Autor: Dr. Jürgen Marchart Geschäftsführer Lothringerstraße 12 1030 Wien Die AVCO ist als Dachorganisation der österreichischen Beteiligungskapitalindustrie Ansprechpartner für alle Fragen zu Private Equity und Venture Capital in Österreich. Sie verfügt derzeit über 18 ordentliche und 27 assoziierte Mitglieder, die die Arbeit der AVCO auch mit Expertise und inhaltlichem Engagement unterstützen. Tel.: +43/1/526 38 05 Email: [email protected] Internet: www.avco.at 72 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Zeit für GO AHEAD Nikolaus Kimla Zeit für GO AHEAD Es braucht mehr Unternehmertum und wieder mehr Freiheit und weniger Gleichmacherei: Was jetzt Not tut ist eine Anleitung zum neuen „Mindset“. 74 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Zeit für GO AHEAD IMMOBILIENKRISE, KIRCHENKRISE, POLITIKKRISE, EUROKRISE, MANAGERKRISE, SCHULDENKRISE: MAN KÖNNTE DIE LISTE ENDLOS FORTSETZEN, MIT EINEM WORT: KRISEN HABEN HOCHKONJUNKTUR. UND ES SCHEINT KEIN ENDE IN SICHT. UNBESTRITTEN IST: ES LÄUFT ETWAS SCHIEF IN UNSEREM WIRTSCHAFTSSYSTEM. VIELEN BÜRGERN STÖSST DIESE AHNUNGSLOSIGKEIT DER VERANTWORTLICHEN UNANGENEHM AUF. PANIK AN MANCHEN ORTEN VERBREITET SICH UND ES DÄMMERT VIELEN, DAS ETWAS FAUL IST IM SYSTEM. DOCH WAS TUN? WEN FRAGEN? UNTERSCHIEDLICHER KÖNNTEN DIE KOMMENTARE IN DEN VERSCHIEDENEN MEDIEN GAR NICHT SEIN. Die Problemverlagerung zu einer speziellen Gruppe könnte ein bekannter, doch in einer Sackgasse endender, Lösungsansatz sein. Einst eine Volksgruppe, heute eine ökonomische Gruppierung. Zu einfach und nicht plausibel, denn das Problem liegt tiefer. Es liegt an unserem Mindset, und dafür sind wir ALLE mitverantwortlich. Gerechtigkeit sei eine Funktion der Gleichheit. Je gleicher eine Gesellschaft – in der politischen Praxis übersetzt mit: je weniger wir den „Wohlhabenden“ lassen, desto gerechter ist die Gesellschaft. Gemessen am Gini-Koeffizient, der Gleichheit misst (Lister der Länder nach Einkommensverteilung – siehe Wikipedia), müssten wir in Österreich freilich in einem der gerechtesten Länder der Welt leben. Denn Österreich ist eines der am meisten umverteilenden Länder. Aber Gleichheit hat eben nicht viel mit Gerechtigkeit zu tun. Warum eigentlich Gleichheit? Rahim Taghizadegan bringt dies auf den Punkt: „Die Gleichheit wurde zum zentralen Ideal unserer Zeit. Sogar das große Wort der Gerechtigkeit wird heute fast nur noch synonym mit Gleichheit verwendet. Ungleichheit gilt als Inbegriff der Ungerechtigkeit. Die willkürliche Ungleichbehandlung und damit schlechtere Behandlung einzelner Menschen oder Volksgruppen, bis hin zum Massenmord, gab der Ungleichheit einen schlechten Namen. Als einzig akzeptabler Gegenpol erschient dabei die Gleichheit. Dabei wird jedoch stets die gleiche Würde des Menschen mit gleichen Ergebnissen verwechselt. Schließlich ist es gerade die Achtung der gleichen Würde der Menschen, die Respekt vor deren Verschiedenheit gebietet.“*. Wir sind in wesentlichen Bereichen unserer Gesellschaft mangelhaft oder gar falsch „geprägt“. Wenn es uns jetzt nicht gelingt, die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Irrtümer zu überwinden, wird die Krise kein bzw. ein schreckliches Ende haben. Es gibt immer die Möglichkeit zu Handeln, eine Tat zu setzen, die notwendige Umkehr anzutreten, Verantwortung zu übernehmen für die ungewisse Zukunft. Vier Ansatzpunkte könnten ein Ausgangspunkt sein, um konkrete Schritte einzuleiten. ➛ Go ahead: Gleichheit ist die Zwillingsschwester der Gerechtigkeit Thomas Mann schrieb, „Freiheit ist die Zwillingsschwester der Verantwortung“, es ist ein gesellschaftlicher Irrtum dies, auf die Gleichheit und Gerechtigkeit übertragen zu wollen. Den Grundgedanken eines gerechten Systems in der von der Politik gesteuerten Umverteilung zu verankern, ist zu einer der politischen Hauptantworten in der Finanz-, Wirtschaftsund Eurokrise geworden. Mit höheren bzw. neuen Steuern will man die „Wohlhabenden“ und alle anderen treffen, denen Schuld an der Krise gegeben wird – und so Gerechtigkeit schaffen. Dass dies allen Ernstes Resonanz findet, hat nicht nur mit einer hochgezüchteten Neidkultur zu tun, sondern auch damit, dass uns jahrzehntelang eingebläut wurde, Der zentrale Wert für eine positive gesellschaftliche Entwicklung ist und bleibt jedenfalls die Freiheit. Sie braucht Vielfalt und nicht Gleichheit. Statt Ungleiches zwangsweise zu nivellieren, müssen wir einen produktiven, klugen gesellschaftlichen Umgang mit Ungleichheit finden. Ungleichheit bringt uns weiter. Denn aus der Ungleichheit speisen sich jene dynamischen Veränderungs- und Entwicklungsprozesse, die für Wachstum und Wohlstand unverzichtbar sind. „Die Ökonomen der Österreichischen Schule waren etwas realistischer in ihren Annahmen. Sie lassen sich nicht dadurch verwirren, dass der Mensch gleich an Würde ist (oder sein sollte), 75 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Zeit für GO AHEAD um daraus zu folgern, Menschen seien sich tatsächlich völlig gleich. Gerade unsere Unterschiede sind doch interessant und werten uns auf. Die berechtigte und lobenswerte Sorge um den Schwächeren hat in der Ökonomie oft zu Scheuklappen geführt“*. Ludwig von Mises. Dieses Handeln manifestiert sich im Menschenbild des freien Unternehmers. Freies und eigenverantwortliches Unternehmertum zu fördern und zu fordern ist daher mehr denn je ein Gebot der Zukunft. Zum freien Unternehmertum gehört auch ein verantwortungsvoller und ehrlicher Umgang mit dem Risiko – ganz im Sinn der Tugenden des traditionellen Kaufmannes, der weiß, dass sich große Geschäfte nicht mit kleinen Risiken machen lassen. „Erfolgreiche Unternehmer sind alles andere als übermütig; meist sind sie sogar extrem vorsichtig – eben weil sie Eigenes aufs Spiel setzen. Vorsicht und Mut wiedersprechen sich nicht.“* ➛ Go ahead: „homo oeconomicus“ als Ausgangspunkt für Wirtschaftsdynamik Julius Friedrich Gans von Ludassy war der erste Ökonom der den Begriff des „homo oeconomicus“ prägte, „um vor einer unrealistischen Volkwirtschaftslehre zu warnen die sich mit Scheinmenschen befasst“. Woher kam dieses Denken, das einen Scheinmenschen erschuf und ein Kunstobjekt kreierte. In der Menschheitsgeschichte erscheint nämlich der einzelne Mensch nicht ins Gewicht zu fallen. „Auch heute haben viele das Gefühl, einzeln kaum etwas bewegen zu können. Die Massengesellschaften unserer Zeit erwecken den Eindruck, wir wären alle bloß entbehrliche Zahnrädchen in einem großen Getriebe. ...Manche mögen sich nur noch als Mitläufer empfinden, doch diese Vorstellung ist eine selbsterfüllende Prophezeiung: Das Leugnen der Freiheit beseitigt auch ihre letzten Reste.“ Mehr freies und eigenverantwortliches unternehmerisches Denken und Handeln in allen gesellschaftlichen Bereichen zu fördern und zu fordern ist wohl die wichtigste Lehre aus allen Krisen. Dies verstärkt zu propagieren und deutlich zu machen, liegt heute mehr denn je in der Verantwortung von Meinungsbildnern und Entscheidungsträgern. Nur eine realistische Einschätzung des Handelns von Menschen schafft Wachstum. ➛ Go ahead: Konsumiere dich REICH Wir leben in einer „instant society“, die dazu erzogen wurde auf Knopfdruck, jeden Wunsch zu erhalten. Das lässt sich durch viele gesellschaftliche Bereiche hindurch beobachten. In kaum einem anderen Bereich hat es aber so gravierende Folgen wie in der boomenden Kreditwirtschaft. Was auch immer wir uns an materiellen Gütern wünschen: der billige Kredit macht´s möglich!. „In nur 10 Minuten zum Geld – Herzenswunsch – in 10 Minuten erfüllt! Der Superschnell – Kredit. (Auszug aus der neuen BAWAG P.S.K )“ Unserer – mit einer Sozialquote um die 30 Prozent äußerst sozialen - Marktwirtschaft ordnen ihre Kritiker gerne ein überaus fragwürdiges Menschenbild zu: den gierigen, dummen und rücksichtslosen Ökonomie-Menschen. Wir sollten das nicht hinnehmen. Über Werthaltungen und Menschenbilder braucht es in der Tat eine breite Diskussion – und zwar eine, die realistische Paradigmata zu bieten hat. Die Österreichische Schule der Ökonomie kann dafür Orientierungspunkte bieten. Denn sie formuliert jenseits des vielbeschworenen, aber nie realen „homo oeconomicus“ ein realistischeres Menschenbild. Sie versteht unter Ökonomie die Lehre vom menschlichen Handeln. Sie eröffnet einen humanen Zugang, der sich am persönlichen Handeln und den persönlichen Zielen des Menschen orientiert. Der einzelne Mensch ist Ausgangspunkt. Das Handeln, als die konkrete Entscheidung zwischen gegebenen Möglichkeiten, ist Gegenstand ihrer Forschung. „Handeln ist bewusstes Verhalten. Handeln ist Wollen, das sich in Tat und Wirken umsetzt und damit verwirklicht. Handeln liegt in der Natur des Menschen und seiner Welt, Handeln- Müssen ist dem Menschen durch die Bedingungen, unter denen er lebt, vorgeschrieben“, so Konsumieren auf Pump stand am Beginn der amerikanischen Finanzmarktkrise, und an der dahinter stehenden Mentalität hat sich nichts geändert. Sie prägt auch heute das politische Handeln. Die Ergebnisse werden nur dramatischer: Wir leben in einer unverantwortlichen Weise von den Schulden, die wir den nächsten Generationen aufbürden. Europa und die USA haben über Jahrzehnte über ihre Verhältnisse gelebt. Es ist absurd, aber wahr, dass die reichsten Staaten der Welt die meisten Schulden angehäuft haben. Innerhalb der letzten 30 Jahre hat sich die österreichische Schulden- 76 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Zeit für GO AHEAD quote von 18,8 Prozent auf 72,3 Prozent fast vervierfacht. Die Zinszahlungen werden höchst wahrscheinlich bis zum Jahr 2015 auf über zehn Mrd. Euro ansteigen. Doch nicht nur die Staatsschulen plagen uns. Diese Haltung hat sich nahtlos auf den Bürger übertragen. Es gilt am sogenannten schönen Leben teilzuhaben, doch wer die Zeche zahlen wird, meist der Schuldennehmer selbst am wenigsten und die Banken unterstützen diese Grundhaltung. Die Schulden bei uns, und hier schließt sich der Kreis zum Gleichheitsirrtum, sind das Ergebnis der hohen Umverteilung. Die Schulden, die Österreich jahrzehntelang auf den Finanzmärkten aufgenommen hat, wurden vor allem für Sozialleistungen und Förderungen verwendet. Für Zukunftsinvestitionen blieb und bleibt kein wieder ein „Arbeitsplatz“ zur Verfügung steht.“ Das funktioniert heute nur nicht mehr, es ist auch unsozial, Menschen das abzunehmen, was sie – gewiss mit Ausnahmen – selbst können: aktiv und tätig zu werden, sich eine Arbeit zu suchen. ➛ Go ahead: Vertraue dem System der Wohlstandsversorgung Nicht nur die Schuldenberge, die der Staat verursacht, sollten uns davon abhalten, seinen Umfang und seine Aktivitäten in Frage zu stellen. Das Mindset, dass „der Staat“ voll und ganz für die soziale Sicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger sorgt, hat ebenso wenig Zukunft, wie die individuelle Vorstellung, dass man sich in jeder Lebenslage auf den „Vater Staat“ verlassen kann. Staatsgläubigkeit macht abhängig. Um solche Fragen beantworten zu können, müssen wir umdenken, was unser mentales Verhältnis zum Staat betrifft: Staatlicher Interventionismus be- und verhindert vielfach die Freisetzung unternehmerischer Kraft für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Um sie muss es jedoch gehen. Die große Herausforderung liegt heute darin, eine Kultur der Freiheit zu entfesseln, die ihren Namen auch verdient. Wir müssen in jeder Hinsicht unternehmerischer werden, um Krisenresistenz zu gewinnen. Gelingt das nicht, sind dramatische ökonomische und soziale Verwerfungen vorprogrammiert. « Der Sozialstaat muss Aktivität und Eigenverantwortung fördern, statt sie zu hemmen. Die Ökonomen der Österreichischen Schule sind anti-kapitalistisch, „wenn damit die Ablehnung der herrschenden Unordnung gemeint ist, und dennoch dem anmaßenden Antikapitalismus unserer Tage abgeneigt. Denn seit den frühesten Anfängen der Moderne haben all die ahnungslosen Interventionen die Lage immer nur noch schlimmer gemacht. ...Eben weil sich die Österreichische Schule des Moralismus enthält, überlasst sie es den Einzelnen, sich selbst Mehr freies und eigenverantwortliches unternehzum Bessern zu verändern und andemerisches Denken und Handeln in allen gesellren ein Vorbild zu sein, anstatt darauf zu warten, dass eine bessere Gesellschaftlichen Bereichen zu fördern und zu fordern schaft oder ein besserer Staat den ist wohl die wichtigste Lehre aus allen Krisen neuen Menschen hervorbringt, wie ihn die Moralisten gerne hätten“. Die Geld mehr. Nach Berechnungen der Industriellenvereinigung ehemalige deutsche Grün-Politikerin Adrienne Goehler fragt sind die öffentlichen Ausgaben für Investitionen in Österzu Recht: „Ist denn das Soziale beim Staat überhaupt nur reich in den vergangenen 35 Jahren um über 2 Prozentpunkte am Besten oder auch nur leidlich gut aufgehoben? Welche des BIP zurückgegangen, während die Ausgaben für TransBedingungen braucht es, damit das soziale Engagement vom Staat an die Gesellschaft zurückgegeben werden kann? Welfers im gleichen Zeitraum um fast 9 Prozentpunkte des BIP che gesellschaftlichen Transformationen brauchen wir, damit anstiegen. Schulden machen eben nicht heute reich, sondern morgen arm. Haushaltspolitische Vorsicht darf nicht bestraft, das Subjekt von Verantwortung erkennbar wird, und wer solsondern muss belohnt werden – von der ganzen Gesellschaft. len diese Subjekte sein?“ Mathias Horx hat das „Angebot“ des Sozialstaats sehr klar charakterisiert*: „Wenn es dir schlecht geht, musst du gar nichts tun. Du kannst dich vor den Fernseher setzen und beruhigt abwarten, bis die Konjunktur wieder anspringt und * Wirtschaft wirklich verstehen. Einführung in die Österreichische Schule der Ökonomie, FinanzBuch Verlag 2011. 77 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Capital Bank Nach Hoffnungslosigkeit kommt die Neuorientierung zerstörerischen Entwicklung der Eurokrise. In solchen Phasen kann es von Vorteil sein, nicht zur Gänze investiert zu sein, um das trockene Pulver bei günstigsten Bewertungen zu investieren. So erwachsen Sie aus der Krise als Gewinner dank Immobilien- und Wertpapierinvestitionen zu Schnäppchenpreisen. Also ist gut beraten wer heute noch nicht alles Bares langfristig investiert. Wer aber sein gesamtes Vermögen zu lange auf Warteposition in Cash hält, der nimmt unfreiwillig an der Umverteilung der Vermögenden auf die (Staats-) Schuldner teil. Denn die Inflationsrate und die Steuern führen zu realer Wertvernichtung. Nur naive Geister können sich dann noch an den nominalen Steigerungen von Sparbuchsalden freuen. In Goethes Faust spricht Margarete die berühmten Worte: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“. Es ist schon erstaunlich mit welcher Dynamik sich der Goldpreis von einem Zwischenhoch in das nächste hochschaukelt. Gold steht als die einzige nicht künstlich vermehrbare Währung dem schwindenden Vertrauen in Zentralbanken und Staaten gegenüber, die zu beschwichtigen suchen, was nicht zu beschwichtigen ist. In Analogie zu den vier Phasen der Krisenbewältigung aus der Psychologie können wir ausmachen wo wir heute stehen und wie es wohl weiter gehen wird. Während die Politik noch immer in der ersten Phase der Verleugnung verharrt, hat sie die Bevölkerung bereits in die nächste Phase der Hoffnungslosigkeit überholt. Erst wenn beide in der dritten Phase der Neuorientierung ankommen werden die harten, unpopulären und länderübergreifenden Maßnahmen zur Stabilisierung des Euros möglich. Vermögen sichern bis zur Neuorientierung Also bliebt nur das älteste Rezept zu Sicherung des Vermögens: die Diversifikation. Neben dem taktischen Halten von trockenem Pulver für Krisenkäufe ist eine breite Streuung auf Aktien und Anleihen die empfohlene Lösung. Bei der Auswahl der Titel müssen sich die Investoren auf ein Szenario einstellen: Die aktuelle Hoffnungslosigkeit als Grundstimmung dämpft sowohl Investitions- als auch Konsumfreude nicht nur in der europäischen Volkswirtschaft. Was folgt ist eine erneute Rezession oder zumindest Jahre stagnierender Ökonomien. Die Capital Bank hat ein Portfolio für ein ebensolches Szenario stagnierender Volkswirtschaften und überbordender Staatsschulden beidseits des Atlantiks konzipiert. Erst dann werden sich die Märkte beruhigen. Bis dahin werden wir vor allem eines sehen: Stark schwankende Kurse verbunden mit manipulativen Eingriffen der Politik und Notenbanken. Staatsanleihen und Währungen schwanken zwischen den freien Marktkräften und staatlich veranlasster Manipulation wie dem Leerverkaufsverbot, den Fixierungsversuch des Schweizer Franken oder die Stützungskäufe italienischer Staatsanleihen. Prognosen werden in diesem Umfeld zum Glücksspiel. Aber je länger es dauert bis wir in die Phase der koordinierten Neuorientierung kommen, desto größer wird die Gefahr einer unkontrollierten Es handelt sich um ein Wertpapierportfolio mit einem ausgewogenen Verhältnis von Aktien und Anleihen mit 78 WWW.CAPITALBANK.AT einer Beimischung ausgewählter Rohstoffe. Es beinhaltet insbesondere reife Unternehmen mit Produkten des täglichen Bedarfs. Diese erzielen heute im Wesentlichen ihr Wachstum in den aufstrebenden Märkten der Schwellenländer, wohingegen den gesättigten Märkten der Industriestaaten hinsichtlich Umsatzsteigerungen kaum mehr Bedeutung zukommt. Während der Nestlé Konzern beispielsweise in Europa zwischen den Jahren 2005 und 2010 Umsatzrückgänge von 15% verzeichnen musste, erzielte dieser in derselben 5 Jahresperiode in Asien, Ozeanien und Afrika Umsatzsteigerungen von über 20%. Wie bedeutsam ist also das fehlende Wirtschaftswachstum in einigen Ländern Europas für diesen globalen Konzern? Wir sind der Meinung, dass diesbezüglich kein großer Einfluss besteht und haben infolge 15 weitere Unternehmen identifiziert, für die dies ebenfalls zutrifft. Aktien alleine machen jedoch noch kein diversifiziertes Portfolio, schon gar nicht für ein Szenario stagnierender Volkswirtschaften. Unternehmensanleihen betrachten wir daher als sinnvolle Beimischung, denn anders als für den Aktionär spielen für den Anleihegläubiger Gewinnsteigerungen eine untergeordnete Rolle. Vertrauen, dass auch von vielen Banken in der Vergangenheit schändlich missbraucht wurde. Die individuell passende Lösung mit wirklich unabhängiger Beratung finden Wie immer man sich für die Positionierung seines Vermögens entscheidet, die ständig ändernde Faktenlage erfordert eine laufende Überprüfung und Anpassung. Eine ehrliche und faire Beratung ist wichtiger denn je. Die Capital Bank hat daher vor einigen Jahren die sogenannte Unabhängigkeitsgarantie eingeführt. Diese bildet die rechtliche Basis zur Sicherung einer unabhängigen Beratung bzw. Vermögensverwaltung. Sie befreit die Bank von allen Interessenkonflikten, die aus versteckten Produktprovisionen herrühren können. Die Unabhängigkeitsgarantie ist Bestandteil in unseren Beratungs- und Verwaltungsverträgen. Darin wird festgelegt, dass die Bank sich verpflichtet alle an die Bank gezahlten Bestandsprovisionen, die sie für die jeweils vertragsgegenständlichen Vermögenswerte erhält, zu berechnen, zu berichten und auch den Kunden gutzuschreiben. Im Gegenteil, fremdfinanzierte Wachstumsprogramme erhöhen die Risiken für Anleihegläubiger, nicht aber deren Ertragspotentiale. Sie sind daher an stabilen Bilanzen und stetigen Zahlungsströmen („Cash Flows“) zur Bedienung der Anleihen interessiert. Da kommt es gerade recht, dass viele Unternehmen in den vergangenen Jahren ihre Bilanzstrukturen in Schuss gebracht haben. Für Rohstoffe gilt gerade jetzt: Es ist nicht alleine Gold, das glänzt. Damit sind wir wieder beim Capital Bank, GRAWE Gruppe AG Palais Esterhazy, Wallnerstraße 4/1, A-1010 Wien offi[email protected] Tel.: + 43 1 316 14 - 0 79 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik Paul Christian Jezek Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik oder: WIR sind „der Balkan“ 80 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik ZUGEGEBEN, MIT DER AUSSAGE, ÖSTERREICH WÄRE DER BALKAN (ODER DERSELBE WÜRDE ZUMINDEST IN WIEN BEGINNEN), TUT MAN DER „ÖSTLICHSTEN DER DREI IN MITTELMEER RAGENDEN SÜDEUROPÄISCHEN HALBINSELN“ IN ZEITEN WIE DIESEN EIGENTLICH ZIEMLICH UNRECHT. DENN IMMER MEHR ENTWICKELT SICH DIE ANGEBLICHE „INSEL DER SELIGEN“ ZUM VERITABLEN SÜNDENPFUHL, ZU SODOM & GOMORRHA, ODER AUCH NUR ZUM GG-STAAT, WAS DENN WAHLWEISE ALS REPUBLIK DER GEGENGESCHÄFTE ODER AUCH „LAND DER GRASSERS UND GORBACHS“ INTERPRETIERT WERDEN KÖNNTE. Denn Boni hin und Nationalökonomie her, wenn man wie der Autor dieser Zeilen zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses Tag für Tag um nicht zu schreiben Stunde um Stunde mit neuen Details zur Telekom-Austria-Affäre konfrontiert wurde, war und ist man doch einigermaßen versucht, anzunehmen, SO schlimm sei es um geschäftliche Sitte und pekuniäre Moral hierzulande noch nie gestanden. Die Vorwürfe gegen den ehemaligen Infrastrukturminister Hubert Gorbach seien lediglich die „Spitze des Eisbergs“, auch wenn es immerhin um ein paar hunderttausend Euro geht, die angeblich als Gegenleistung für eine Verordnung bezahlt wurden, die Gorbach seinerzeit erlassen hatte. lionen Euro verlangt haben, schlussendlich habe er dann eine Mio. Euro in bar bekommen. Um die Geldflüsse zu verschleiern, sollen mit Wissen und Einverständnis von Fischer und Colombo Scheinaufträge an den Lobbyisten Peter Hochegger vergeben worden sein. Peter Hochegger? An dieser Stelle könnte man versuchsweise (auch) über semantische Feinheiten philosophieren, nicht „nur“ über Wirtschaftsethik und den (Ver-)Fall derselben. Denn der 62jährige Steirer wird zwar inzwischen seit Monaten nur noch als „Lobbyist“ (bestenfalls als „PR-Berater“ (allerbestenfalls als Unternehmer (was ja auch einiges über die Wertigkeit bestimmter Berufsbezeichnungen aussagt („Journalist“ kam erfreulicherweise noch nicht vor)))) bezeichnet, immerhin war Hochegger aber AUCH einmal Politiker, nämlich Landtagsabgeordneter. Klammer: für die ÖVP, im steirischen Landtag. Klammer zu. Ein paar 100.000 Euro? Eigentlich ein Klacks im Vergleich zu den neun Millionen, die 2004 ganz offensichtlich widerrechtlich als Boni für rund 100 Telekom-Manager bezahlt wurden. Hier hatte der frühere Telekom-Vize-Finanzvorstand Gernot Schieszler gegenüber der Staatsanwaltschaft Wien seine Verwicklung in die Manipulation des Telekom-Aktienkurses zugegeben und damit gleichzeitig drei der vier früheren Vorstände, Heinz Sundt, Stefano Colombo und Rudolf Fischer schwer belastet. Einzig Ex-TA-Boss Boris Nemsic soll nicht direkt involviert gewesen sein. Schieszler hätte demnach im Auftrag des Vorstands bereits Wochen vor dem Stichtag für einen Aktienoptionsplan Kontakt zum Broker Johann Wanovits aufgenommen. Am Stichtag selbst, dem 26. Februar 2004, sollen Colombo und Fischer ihn in einer Telefonkonferenz dazu gedrängt haben, Wanovits mit der Manipulation des Aktienkurses zu beauftragen, was dieser auch getan habe. Wanovits soll laut Schieszler dafür eine „Risikoprämie“ in Höhe von zwei Mil- In diesem heißen Herbst 2011 nun gilt Hochegger aber „nur noch“ als Schlüsselfigur zahlreicher undurchsichtiger Geschäfte. So sollen über ihn in den Jahren 2000 bis 2006 in der Ära der Schwarz-Blauen-Koalition - mehr als 40 Millionen Euro an Honoraren und Provisionen geflossen sein, wobei das Geld überwiegend von staatsnahen Betrieben wie ÖBB und eben Telekom Austria gekommen sein soll. Beispielhaft ist auch die BUWOG-Affäre: 2004 erhielten Hochegger und Walter Meischberger (Sie verzeihen: zu diesem Herren fällt GOAHEAD! nichts ein) im Zuge der umstrittenen Privatisierung der Bundeswohnungen (BUWOG) vom erfolgreichen Käufer Immofinanz 9,6 Millionen Euro. Laut 81 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik Berichten sollen die beiden mittels Scheinrechnungen über eine zypriotische Briefkastenfirma bezahlt worden sein. an ein Konsortium, an dem auch die TA beteiligt war. Dieser Auftrag war dem Betreiber mastertalk in der Ära des damaligen Innenministers Ernst Strasser entzogen und dann dem TA-Konsortium gegeben worden.) Zypern ... Bulgarien ... Liegt übrigens Bulgarien (auch) am Balkan? Geographisch gesehen ist das eine dumme Frage. Der Hauptkamm des Balkangebirges befindet sich IN Bulgarien (bulgarisch: Stara Planina). Der bulgarischen Regierung waren Hocheggers Dienste 1,5 Millionen Euro für eine Imagekampagne „Reinforcing the Positive Image of the Republic of Bulgaria in the European Union“ wert. Dabei soll es laut Hochegger um die „Einschätzung“ des Bulgarien-Images in der EU gegangen sein. Ein Teil des Geldes landete übrigens bei Ex-ÖVP-Innenminister Ernst Strasser. Dieser sagte aus, für die Beseitigung eines Problems eines ausländischen Kunden 100.000 Euro erhalten zu haben. (Hier schließt sich einer von mehreren Kreisen, die zum Redaktionsschluß noch nicht ganz rund waren. Ende August wollte die Staatsanwaltschaft (noch?) nicht bestätigen, dass „in Sachen Telekom Austria“ auch Ermittlungen gegen den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly laufen. Angeblich hätte die TA unter dem Projekttitel „Infotech“ rund 1,1 Millionen Euro an Mensdorff-Pouilly bezahlt, und zwar im Zusammenhang mit der Vergabe der Blaulichtfunktechnik Kaum noch in Erinnerung ist dagegen die Linzer Terminal Tower Affäre: 2005 erhielten Hochegger und Meischberger von der zur Porr AG gehörenden UBM-Realitätenentwicklung-AG ein Beraterhonorar von (nur!) 200.000 Euro, um „Hindernisse in Zusammenhang mit einem von der Porr in Linz entwickelten Büroprojekt aus dem Weg zu räumen“. Kurz darauf sprach sich der damalige Finanzminister KarlHeinz Grasser für die Übersiedlung der Finanzlandesdirektion Oberösterreich in den neuen Terminal Tower aus, wohingegen er aufgrund der hohen Mietkosten wiederholt gegenteilig argumentiert hatte. Karl-Heinz Grasser? Vergessen wir nicht: Der Mann war Finanzminister. Über mehrere Jahre hinweg. BUWOG-Affäre und Linzer Terminal Tower wurden schon erwähnt. Die Homepage-Geschichte ist uns inzwischen zu mickrig. Unterm Strich bleibt hier und heute, dass die Paul Christian Jezek buch für Export, Logistik und Auslandsinvestitionen“, PR-Aktivitäten für diverse Firmen, BBJ-Wein-Newsletter, Geschäftsberichte u. a. für börsennotierte Unternehmen (neunziger Jahre bis incl. 2011), Unternehmerhandbuch 2010 sowie „Investieren in Österreich“ (mit anderen, 2010) und „Leading Business Champions Austria“ (2010). Paul Christian Jezek, 47, ist Chefredakteur des KMUMagazins UNTERNEHMER und gilt als einer der profundesten Kenner und Förderer der heimischen KMUund EPU-“Szene“. Mitarbeiter u. a. von Börse Express, Glocal Visyon, LexPress, Logistik Express, Österreichs Wirtschaft, Pharma-Time, PKA-Journal, Sharaka, SOLID. 1995 Gründungsmitglied des WirtschaftsBlatts, 2010 Mitgründer der UIK-austria. Zahlreiche (auch literarische) Veröffentlichungen, u. a. „Der Fall Libro“, „Ethik in der Wirtschaft“, „Communication goes Europe“, „Das Geheimnis der privaten Universitäten“, „So kommt mein Unternehmen in die Medien“, „Hand- Es gilt (fast) immer und ewig Kants Kategorischer Imperativ: „Handle so, dass die Maxime Deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“ 82 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik österreichische Justiz den ehemaligen Finanzminister der Republik verdächtigt, über ein Netzwerk von Firmen und Stiftungen in Liechtenstein, Zypern und der Karibik dubiose Gelder kassiert zu haben. Grasser hatte im Herbst 2010 Selbstanzeige bei der Finanz erstattet, weil er von 2002 bis 2008 - auch in der Zeit seiner Tätigkeit als Finanzminister - Einkünfte aus Spekulationsgewinne und Dividenden nicht versteuert hat. (Er hat DIESE Steuerschuld von 18.000 Euro mittlerweile beglichen, mögliche Steuerschulden von vor 2002 sind inzwischen verjährt.) Gegen Grasser wird weiters wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch und Bruch des Amtsgeheimnisses sowie wegen Verdachts auf Untreue ermittelt - laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom 14. 7. 2010 beziehen sich die Untersuchungen (auch) auf die Privatisierungen von Postsparkasse, Staatsdruckerei, Flughafen Wien, Dorotheum, Siemens Österreich, Voestalpine Stahl, Strohal Rotationsdruck, Österreichischer Postbus, Böhler-Uddeholm, VA Erzberg und Austria Tabak. Nur rudimentär können wir uns daran erinnern, dass Grasser den in die BAWAG-Affäre involvierten Wolfgang Flöttl mehrmals getroffen hat und u. a. mit ihm gemeinsam mehrere Tage auf einer Yacht von Julius Meinl V. verbracht hat. (Helmut Elsner? Wir haben zu wenig Platz.) im Konzern der GRAWE (Grazer Wechselseitige Versicherung AG) befindet? Im Jahr 2000 gab es hier einen Skandal wegen geplatzter Kredite im Ausmaß von reschen zwei Milliarden Schilling (ca. 146 Millionen Euro), der zu vorgezogenen Landtagswahlen und zum Rücktritt von Landeshauptmann Karl Stix führte. (2003 wurde im Landtag der „rasche“ Verkauf der Bank beschlossen, der sich jedoch in die Länge zog, da der erste Verkaufsversuch an die Kärntner Hypo Alpe Adria Bank AG (!) scheiterte.) Der zweite scheiterte ebenfalls, als im August 2005 die Bank an den Industriellen Mirko Kovats bzw. dessen A-Tec Industries verkauft werden sollte. Mirko Kovats und A-Tec? Wir haben keinen Platz ... ... übrigens auch nicht für Karl Petrikovics ... alles schon so lange her ... Lange her? Gab es da nicht Mitte der 1970er Jahre in der Bundeshauptstadt eine ganz bestimmte gemeindeeigene Wohnbaugesellschaft? Ein Schulbeispiel für die These des „Alles schon einmal dagewesen“! Die aus fünf Firmen durch Fusion hervorgegangene Wohnbaugesellschaft Wiener Bauring führte trotz eines Verbotes der Durchführung von Auslandsprojekten zahlreiche Bauvorhaben im arabischen Raum durch. Durch schwere Managementfehler, Korruption und Betrug entstand bis 1973 ein Schuldenstand von nicht weniger als 1,4 Milliarden Schilling (ca. 100 Mio. Euro) anstelle eines geplanten Plus von 700 Millionen. Im Juni 1974 beschuldigte ein Prüfungsbericht des Kontrollamtes der Stadt Wien die beiden Ex-Direktoren des Baurings Wawowetz und Zöllner, durch fahrlässiges Verhalten bei Arabiengeschäften 550 Millionen Schilling Verlust eingefahren zu haben. Bürgermeister Gratz versprach, den Bericht an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten, schloss jedoch kategorisch aus, dass Rückflüsse in Arabien geleisteter Provisionen der heimischen Parteienfinanzierung gedient haben könnten. Der folgende Prozeß endete am 23. 12. 1976 mit Freisprüchen für die Manager, denen im Urteil erschütternde Ahnungslosigkeit und Sorglosigkeit bis hin zur Unfähigkeit bescheinigt wurde. Einzig ein Architekt, der versucht hatte, sich durch komplizierte Serienkreditkonstruktionen um 60 Mio. (immerhin „nur“ Schilling) zu bereichern, wurde rechtskräftig zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Haben wir alles? Ach ja, Grasser soll auch am umstrittenen Verkauf der Hypo Group Alpe Adria mitverdient = sich während seiner Amtszeit mit einer halben Million Euro indirekt über die Schweizer Treuhandgesellschaft Ferint AG an der von Tilo Berlin geleiteten Investorengruppe beteiligt und damit gegen das Unvereinbarkeitsgesetz verstoßen haben. Im Zuge des Prüfberichtes der Nationalbank leitete die Finanzmarktaufsicht (FMA) Sonderermittlungen wegen möglichen Verstoßes gegen Geldwäschebestimmungen ein: Geprüft wird, ob Grasser bei der Beteiligung am Verkauf der Hypo Group Alpe Adria gegen den Paragraf 40 des Bankwesengesetzes verstoßen hat - in diesem sind die „Sorgfaltspflichten zur Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung“ festgeschrieben. Hypo? Da war doch NOCH etwas ... Ja, da war noch etwas. Erinnern Sie sich an die HYPOBANK Burgenland AG, die sich seit dem Sommer 2006 83 GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik Bau-Skandal(e)? Da fällt uns doch ein three-letter acronym ein, das uns auch im Herbst 2011 skandalös häufig begegnet: AKH. Der Bau des Allgemeinen Krankenhauses in Wien wurde bereits 1955 beschlossen (projektierte Kosten: eine Milliarde Schilling, geplante Bauzeit: zehn Jahre), aber erst Anfang der 1970er Landes. Der Beamte leitete u. a. die Präsidialkanzlei der Landesregierung, die Rechnungsabteilung und schließlich auch die Ernährungsabteilung. Er genoss das uneingeschränkte Vertrauen des Landespräsidenten (der ihm sogar BlankoUnterschriften gab) und unterschlug vor allem Gelder aus dem Notstandsbudget (für Brand- und Hochwasserkatastrophen), die er auf einem Privatkonto veranlagte, das er als „Invalidenfonds“ tarnte. Ein hochrangiger Landesbeamte hatte durch Es kam zu Demonstrationen (!) in einer jahrelange Unterschlagungen ein Privatverder größten Städte Österreichs gegen den Beamten (und „seinen“ Präsidenten), der mögen von umgerechnet mehr als 30 Millionen schließlich wenige Stunden vor seiner Euro erlangt geplanten Flucht in Wien verhaftet wurde. Der Beamte war in der Haft geständig und Jahre in Angriff genommen. Das Großprojekt wurde mit ca. beging schließlich in seiner Zelle Selbstmord. Zwei seiner 45 Milliarden Schilling (heute 3,3 Milliarden Euro) zu EuroUntergebenen wurden zu Haftstrafen verurteilt, auf höherer pas teuerstem Krankenhausbau und konnte erst 1994 vollEbene hatte die Affäre hingegen keine Konsequenzen. ständig in Betrieb genommen werden. Schon vierzehn Jahre Der Mann hieß Eduard Rambousek und lebte bis zu seinem vorher hatte das AKH immerhin für einen bis heute immer wieder gern zitierten österreichischen „All-Time-Sager“ Freitod 1918 in Salzburg. gesorgt: Der damalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger prägte in seiner Rede zur Eröffnung der Welser Messe im Ach ja, für alle gelten alle denk- und vorstellbaren UnschuldsAugust 1980 das geflügelte Wort „Trockenlegung der Sümpfe vermutungen. und sauren Wiesen“. Und wir waren immer schon der Balkan und werden es auch Alles schon mal dagewesen? bleiben. Paul Jezek der Österreicher sagt: Alle Österreicher Ein hochrangiger Landesbeamte hatte durch jahrelange sind Lügner. « Unterschlagungen ein Privatvermögen von umgerechnet mehr als 30 Millionen Euro erlangt - nicht zuletzt aufgrund Paul Christian Jezek seiner guten Kontakte zu einem der höchsten Herren des Chefredakteur UNTERNEHMER Stichwort: Größenordnungen *) Den im Rahmen der bisher erfolgten Vergleiche erzielten Entschädigungen bei den Bilanzfälschungen der Firma Enron (2001) in Höhe von 7,1 Milliarden US-Dollar steht ein durch die Insolvenz vernichteter Börsenwert von 60 Milliarden USD gegenüber. *) Bei dem im Dezember 2008 vom FBI verhafteten Bernard L. Madoff geht es bei dem über Jahrzehnte durchgeführten Schneeballsystem um rund 50 Milliarden Dollar, also rund 38 Milliarden Euro. *) „Wirtschaftskriminalität im ganzen Land? Das kann man nur grob abschätzen - rund 3 bis 4 Milliarden Euro jährlich durch Geldanlagebetrug, 2,5 bis 3 durch internen Betrug (also durch Mitarbeiter), etwa 3 Milliarden durch „Schutz“ der Wirtschaft vor Importen, Zollbarrieren und dergleichen; dazu kommen noch etwa 1,5 Milliarden Euro durch Produktpiraterie und etwa 1 Milliarde durch Projektfinanzierungsbetrug. In Summe geht es um etwa 15 Milliarden Euro Schaden - pro Jahr.“ (Maximilian Burger-Scheidlin, Geschäftsführer der Internationalen Handelskammer ICC Austria) Stichwort: „Alles schon mal dagewesen“ In Huldigung der Ikone Helmut Gustav Friedrich Qualtinger (starb vor einem Vierteljahrhundert am 29. 9. 1986, gab einer Gasse und einem Hof in Wien den Namen): „Der Papa wird‘s schon richten“ ist eine kritische Kabarettnummer, deren Titel in Österreich als Synonym für Protektions- und Vetternwirtschaft sprichwörtlich geworden ist. Das Lied wurde am 22. Oktober 1958 in der TV-Live-Sendung „Spiegel vorm Gsicht“ präsentiert. Es nimmt die zynische Haltung einer gelangweilten und überheblichen Jeunesse dorée aufs Korn, die sich in der in den 1950er-Jahren „angesagten“ Wiener Eden Bar trifft („der Gießhübl, der Puntigam und i“) und sich allfällige Schwierigkeiten von den wohlhabenden und prominenten Vätern beiseiteräumen lässt. Ein Job bei der Atomkommission mit (damals horrenden) „monatlich dreizehntausend Schlei als Lohn“ erscheint hier trotz mangelnder Ausbildung ebenso wenig als Problem wie die „Applanierung“ des „Fauxpas“ eines Verkehrsunfalls mit Todesfolge. Es sei „nix passiert“, der Porsche sei schon repariert, äußert sich der Erzähler zynisch. („Nur leider is mir ein Passant, bevor er g‘storbn is, eineg‘rannt.“) Der Vater wisse ja so viele G‘schichten, die andere Leute stör‘n ... http://www.youtube.com/watch?v=hTS6-lt9UBo 84 WAS AUCH IMMER SIE PRÄSENTIEREN, WIR LIEFERN DIE NÖTIGE TECHNIK DAFÜR. EINFACH WEBGES! SOFTWARE & DIENSTLEISTUNGEN FÜR KONGRESSVERANSTALTER 5\ZZKVYMLYZ[YHLÇ( =PLUUHÇ7OVUL! Ç-H_! ÇL4HPS!VMÄJL'^LINLZJVT^^^^LINLZJVT GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ GO AHEAD! Die Wirtschaftsplattform Die Wirtschaftsplattform GOAHEAD! 86 GO AHEAD! ist eine unabhängige Wirtschaftsplattform die Unternehmer zusammenbringt. Angesprochen sind all diejenigen, die als Unternehmer Klein- und Mittelbetriebe führen, als Manager Führungsverantwortung tragen oder als Mitarbeiter eines Unternehmens ihre Aufgabe als Teil des Ganzen verantwortungsbewusst wahrnehmen. GO AHEAD! sieht sich als Initiator eines positiven Gegentrends, der Mut zu selbst bestimmtem Handeln macht. GO AHEAD! bietet aktuelle und maßgeschneiderte Inhalte und Services und steht für Themen, die bewegen. Aktuell, vielfältig und durchaus kontrovers. 87 www.go-ahead.at präsentiert sich als leistungsfähige Servicedrehscheibe. Sie bildet die erste Anlaufstelle für Interessenten und liefert als Content-orientierte Plattform alle Details zu GO AHEAD! sowie Video-Mitschnitte aller GO AHEAD! Veranstaltungen. og.www www.go-ahead.at Durch Kooperationen mit hervorragenden Medien und Journalisten ist GO AHEAD! eine einzigartige und leistungsfähige Wissens- und Informationsplattform mit ausgewählten und stets aktuellen News aus dem Finanz- und Wirtschaftsbereich. Exklusive Events, laufende Information zu kommenden wie auch vergangenen Veranstaltungen, Literaturempfehlungen und ein regelmäßig erscheinender Newsletter runden das Angebot ab. GO-AHEAD! MOVIES Aktuelle Themen und exzellente Referenten machen jede GO AHEAD!-Veranstaltung zu einem einzigartigen Event - per Videomitschnitt dokumentiert und jederzeit online abrufbar. GO-AHEAD! SUBSCRIPTIONS Ein weiteres interessantes und nützliches Service für alle Mitglieder und Interessenten, ein vielfältiges Angebot von Rundbriefen und Aboservices aus dem Finanz- und Börsebereich. GO-AHEAD! INFO & SERVICE Eine ausgewählte Zusammenstellung interessanter Infos und Termine - bestimmt durch Aktualität, Relevanz und Nachhaltigkeit, eingebettet in den Kontext des täglichen Business und immer am Puls der Zeit. GO AHEAD! erreicht inzwischen weit mehr als 4.000 Unternehmer und Führungskräfte, die als registrierte Mitglieder die Angebote und Services von GO AHEAD! aktiv und regelmäßig nutzen. Impressum Verlag Gestaltung GO AHEAD! Die Wirtschaftsplattform Milos Krocian, Petra Jurencakova Eine Initiative der uptime ITechnologies GmbH Schwarzenbergplatz 8/10, 1030 Wien Druck Telefon: +43 1 713 61 80 Bernsteiner Print Company GmbH Fax: +43 1 713 61 80-10 eMail: [email protected] Redaktions-, Herausgeber-, Verwaltungsadresse Internet: www.go-ahead.at Schwarzenbergplatz 8/10, 1030 Wien Telefon: +43 1 713 61 80, Fax: +43 1 713 61 80-10. Redaktion Haftung und Hinweise Nikolaus Kimla (Chefredakteur) Artikeln, Empfehlungen und Tabellen liegen Quellen zugrunde, Freie Mitarbeiter welche die Redaktion für verlässlich hält. Eine Garantie für die Claudia Kimla-Stern, Jochen Ressel, Martha Neumeister Richtigkeit kann allerdings nicht übernommen werden. Gast-Autoren Ralf Flierl, Paul Jezek, Nikolaus Kimla, Barbara Kolm, Jürgen Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach Marchart, Andreas Otto, Eugen Maria Schulak, Rahim Taghiz- § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. adegan, Herbert Unterköfler, Hannes Zipfel 90 UNTERNEHMER Ihr österreichisches Wirtschafts- & Lifestylemagazin Der UNTERNEHMER – das österreichische Wirtschafts- & Lifestylemagazin für innovative Entscheider in mittelständischen Unternehmen. 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