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Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd„ 52 (11), S. 265-273, 2000, ISSN 0027-7479. © Eugen Ulmer GmbH & Co. , Stuttgart Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Institut für Ökotoxikologie im Pflanzenschutz Kleinmachnow 1), Institut für Unkrautlorschung Braunschweig 2) , Institut für ökologische Chemie Berlin-Dahlem 3), Institut für integrierten Pflanzenschutz Kleinmachnow 4 ) Einfluss von Butisan S (Metazachlor) auf Dehydrogenaseaktivität und Kurzzeitatmung sowie Algen im Boden in Beziehung zu den Herbizidrückständen unter Winterraps lnfluence of Butisan S (metazachlor) on dehydrogenase activity, short-term respiration and algae in soil as related to herbicide residues under oilseed rape Wilfried Neuhaus 1), Hans-Peter Malkomes 2 ), Gabriela Reese-Stähler3 ) und Bernhard Pallutt 4 ) Zusammenfassung In einem langjährigen Freilandversuch zur Integrierten Unk.rautbekämpfung auf sandigem Lehmboden in Glaubitz (Freistaat Sachsen) wurde das Herbizid Butisan S (Metazachlor) innerhalb einer mehrgliedrigen Fruchtfolge zwei Jahre lang im Herbst zu Winterraps angewendet. Vorwiegend während der drei darauffolgenden Monate wurden aus 0-5 cm Tiefe Bodenproben gezogen und hinsichtlich ihrer Metazachlor-Rückstände sowie verschiedener .m ikrobieller Messgrößen untersucht. In 0-5 cm Bodentiefe waren die Metazachlor-Konzentrationen nach 206 Tagen auf 5 % ihrer Anfangskonzentration gesunken, wobei der wasserextrahierbare Anteil von anfänglichen 30-40 % auf etwa 10 % abnahm. Die beiden Biomasse-bezogenen mikrobiellen Aktivitäten Dehydrogenaseaktivität und Substrat-induzierte Kurzzeitatmung wurden kaum beeinflu sst, woran auch der Grad der Veru nkrautung der als Bezugsbasis dienenden Kontrollparzelle n nichts änderte. Die Gesamtalgendichte wurde ebenfalls nicht wesentlich beeinflusst, während einzelne Algenarten zeitweise davon abwichen. In ergänzenden Laborversuchen hemmte das Herbizid die aus dem Boden isolierte Grünalge Tetradesnws wisconsinensis allerdings bereits mit niedrigere n Aufwandmengen sehr stark. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, kritische Laborwerte unter Freilandbedingungen zu überprüfen. Stichwörter: Feldversuch, Boden , Herbizid, Herbizidrückstände, Herbi zidabbau, Metazachlor, mikrobielle Aktivität, Mikroorganismen, Algen Abstract In a long-term field trial on integrated weed management in a crop rotation the influence of the autumn-applied herbicide Butisan S (metazachlor) on rnicrobial ac tivities and soil algae in a sandy Joarn soil under oilseed rape was inves tigated for two years. Mostly soil samples from 0-5 cm depth were taken within three rnonths after application and analyzed for metazachlor residues and microbial pararneters. In the upper soil layer me tazachlor concentrations decreased to 5 % of the initial values after 206 days. Its wate r-extractable part also decrcasecl from 30-40 % to finally about 10 %. The two biomass-related rni crobial activities dehydrogenase and substrate-induced short-te rm respiration were hardly influe nced, an effect which remained stable over Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 52. 2000 various degrees of weediness in the untreated control plots which servecl as a basis of refere nce. The overall algae density was also not notably influenced while the effects in individual algae species temporarily deviated from the overall trencl. In additional laboratory trials, however, the green alga Tetradesmus wisco11si11e11sis isolated from the soil was even strongly inhibited by lower dosages. This highlights the need to verify critical laboratory values under field conditions. Key words: Field trial, soil , herbicide, herbicide resiclues, herbicide degradat ion , metazac hlor, microbial activity, microorganisms, algae 1 Einleitung Die Herbizidanwendung ist seit vielen Jahren eine wichtige Kulturmaßnahme in verschiedenen Anbausystemen und steht - zumindest unter mitteleuropäischen Verhältnissen - hinsichtlich des Pflanzenschutzmitteleinsatzes meistens an erster Stelle. Ausgehend von Fragen nach der Umweltverträglichkeit von Pflanzenschutzmitteln wird an der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) deshalb seit vielen Jahren zulass ungsbegleitende Forschung betrieben, um Gefahren des Pflanze nschutzmi tteleinsatzes für den Naturhaushalt zu erkennen und zu minimieren. Diesem Zweck dienten auch di e Untersuchungen mehrerer BEA-Institute, die von 1993 bis 1996 am Standort Glaubitz (Freistaat Sachse n) mit dem Herbiz id Fenikan (Diflufenican + Isoproturon) in Getreide durchgeführt wurden (MALKOMES , 1999: mikrobie lle Aktivität; NEUHAUS , 1999: Bodenalgen; Süss und VON Voss , 1999: Bodenmesofauna; REESE-STÄHLER et al., l 999: Herbizidrückstände ). Danach ergab sich die Möglichkeit, diese zur integrie rten Unkrautbekämpfung angelegte Versuchsanlage zwei weitere Vegetationsperioden für zusätzliche ökotoxikologische Fragestellungen zu nutzen. Ziel dieser Experimente war die Klärung der Frage, ob mikrobielle Aktivitäten und Bodenalgen auch von de m in Winterraps angewendeten He rbi zid Butisan S (Metazachlor) beeinflusst werden und in welcher Beziehung diese E rgebnisse zur Ri.ickstandsdynamik von Metazachlor stehen. Dies erschien auch deshalb wichtig, da DoMSCH bereits 1992 in seiner Literaturübersicht auf Forschungsdefizite bei diesem He rbi zid hinweist . 266 WILFRIED NEUHAUS u. a., Einfluss von Butisan S (Metazachlor) 2 Material und Methoden 2. 1 Al/gemeine Angaben zur Versuchsdurchführung Der Versuchsstandort Glaubitz liegt auf einem sandigen Lehmboden (Tab. 1). Weitere Angaben zur Versuchsanlage sind bei REESE-STÄHLER et al. ( 1999) zu finden. Der Winterraps stand in der Futterbaufruchtfolge nach Winterweizen. so dass mögliche Vorfruchtwirkungen in beiden Versuchsjahren gleich gewesen sein dürften. Die Anlage erfolgte in vie1facher Wiederholung nur auf den gepflügten Großteilstücken (3 x 50 m). Diese waren in fünf Parzellen von 3 x 10 111 unterteilt. In der unbehandelten Kontrolle wurden die Unkräuter im Rosettenstadium mittels Schere bzw. Messer entfernt. Im zweiten Versuchsjahr erfolgte eine Teilung der unbehandelten Kontrollparzellen . Die Unkräuter wurden jetzt nur noch auf einer Hälfte entfernt, um eine zusätzliche Vergleichsbasis fü r die Herbizid variante zu haben. Tab. 1. Standort- und Bodencharakterisierung Standortcharakterisierung Höhenlage über NN Jahresniederschlag Ackerzahl Bodenart Bodentyp Bodenzusammensetzung Ton Schluff Sand organische Substanz pH-Wert Glaubitz Güterfelde 1> 75m 574 mm (20-jähr. 0) 46-48 sandiger Lehm Braunerde/ Pseudogley 42m 590mm (30-jähr. 0 Potsdam) 33--38 anlehmiger Sand Salm -SandtieflehmFahlerde 14 % 38 % 48% 2,5-3,5 % 4,2-6,2% 3% 19 % 76% 2,0 % 6,3-6,6 % 1 ) Hier wurde nur der Boden für den ergänzenden Algenversuch entnommen Die Applikation von Butisan S (Metazachlor) erfolgte wenige Tage nach dem Auflaufen des Rapses mittels e iner Parzellenspritze (Typ Agrotop PL 1) auf einer Parzellenbreite von 3 m in 2501 · ha·1 Wasser. ·weitere Maßnahmen sind als konstanter Faktor auf allen Parzellen einheitlich durchgeführt worden. Dazu gehörte bei Bedaif auch der Einsatz des Herbizids Fusilade 2000 (107 g · 1 1 Fluazifop-P) und des Insektizids Karate (50 g · 1· 1 lambda-Cyhalothrin) . Alle Daten zum Versuchsabl auf, einschließlich der Probenahmetermine, sind der Tabelle 2 zu entnehmen. In Abbildung 1 sind die aktuellen Witterungsdaten des Untersuchungszeitraums zusammengefasst. Die Niederschlagsintensitäten wurden mit Hilfe eines Regensammlers in der Nähe der Versuchsstation Glaubitz ermittelt. Die Temperaturverläufe wurden mit einem Thermohygrographen aufgezeichnet. Die Probenahme zur Untersuchun g der Metazachlorrückstände, der mikrobiellen Akti vitäten und der Bodenal gen erfolgte gemeinsam für alle Versuchsansteller auf eine m über die Kernparzelle (8 x 1,5 m) gelegten 'S-Mu ster' unter Verwendung eines Bohrstockes (0 3 cm) aus einer Bodentiefe von 0- 5 cm, in welcher der überwiegende Teil der Herbizidrückstände zu erwarten war. Je Parzelle wurden 16 Einstiche entnommen und zu einer Mischprobe (etwa 1 kg ) vereinigt. Die fe ldfeuchten Proben wurden schonend bis zur Siebfähigkeit (2-mm-Sieb) getrocknet und danach auf die Arbeitsgruppen verteilt. Der Transport vom Fe ld zur Aufbereitung und danach zu den Versuchsanstellern erfolgte in Kühltaschen . Für die Rückstandsbestimmung wurden die Analysenproben sofort eingefroren und bis zur Aufarbeitung bei etwa -20 °C gelagert. 2.2 Herbizidrückstände Die Eigenschaften des Herbizids Butisan S mit dem Wirkstoff Metazachlor sind in der Tabelle 3 zusammengefasst. In den Bodenproben wurden zum einen die mit organischen Lösungsmittel-Wasser-Gemischen extrahierbaren Gesamt-Rückstände und zum anderen die nur mit Wasser extrahierbaren Rückstände - di e Tab. 2. Daten zum Versuchsablauf auf den ausgewählten Parzellen mit Winterraps 1996/97 (Flurstück 18) 1997/98 (Flurstück 11) Faktor Maßnahmen K Vorfrucht Winterweizen p Herbizidanwendung in der Vorfrucht (Wirkstoff) Concert (Metsulfuron + Thifensulfuron) 90 g · ha·1 Frühjahr Concert (Metsulfuron + Thifensulfuron) 90 g. ha-' K Grunddüngung 80 kg P,0 5 · ha-' 80 kg K2 0· ha·1 27. 09. 96 nach Auflauf 0,6 t·ha·1 05.08.97 (6 % N, 20 % P,0 5 , 30 % K2 0) K Stickstoffgabe zur Strohdüngung Pflugfurche 20-25 cm 30. 08. 96 11. 08. 97 K Aussaat Auflauf 30.09. 96 12.09.96 22.08.97 28.08. 97 p Applikation Butisan S® (Metazachlor) 1,5 I · ha- 1 19.09. 96 01 . 09. 97 K lnsektizidanwendung (Wirkstoff) Karate (A-Cyhalothrin) 0,2 l · ha·' 0,3 l · ha·1 18.04. 97 07.05. 97 p K Vernichtung von Ausfallgetreide (Wirkstoff) K Probenahmetermine Winterwei zen 30 kg N · ha· 1 1. vor Applikation 2. nach Applikation 3. 7 Tage 4. 13 Tage 5. 28 Tage 6. 56 Tage 7. 81 Tage 19.09. 96 19.09. 96 26.09. 96 02. 10. 96 17.10.96 14. 11. 96 09 . 12. 96 Frühjahr 05. 08.97 Karate (A-Cyhalothrin) 0,381 · ha- 1 18.09. 97 Fusilade 2000 (Fluazifop-P) 1,25 I · ha·1 30.09. 97 1. vor Applikation 2. nach Applikation 3 . 14.Tage 4. 28 Tage 5. 56 Tage 6. 84 Tage 7. 206 Tage 01.09.97 01.09. 97 15. 09. 97 29. 09. 97 27. 10. 97 24.11 . 97 26. 03. 98 K = konstanter Faktor; P = Prüffaktor Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd . 52. 2000 WILFRIED NEUHAUS u. a., Einfluss von Butisan S (Metazachlor) Abb. 1. Niederschlags- und Temperaturverläufe (Dekadenwerte) während der Versuchszeit 1996 bis 1998 am Standort Glaubitz. 25 70 z 267 20 60 (D' 15 -1 a. <1> <1> .., 3 50 (/) "C - 10 ~ 0 ::r iii' I» ..,c: 40 UJ 3 5 'Cl 2. (") 30 D 0 20 -5 10 41„<' 41.,,I ..;ql .Se.o l\tov ..;<JIJ 41„<' Untersuchungszeitraum [Sept. 1996 - März 1998] als potenziell pflanzenve1fi.igbarer Anteil definiert werden können bestimmt. Die Gesamtrückstände wurden mit einem Methanol-WasserGemisch (90 + 10; V + V) auf einem Horizontalschüttler extrahiert. Bei der Wasserzugabe wurde die jeweils in den Proben bereits enthaltene Wassermenge berücksichtigt. Die Rohextrakte wurden nach Zusatz von Natriumchlorid einer dreimaligen Flüssig/Flüssig-Verteilung mit Dichlormethan unterw01fen. anschließend die vereinigten Extrakte konzentriert und in Toluol aufgenommen. Die wasserextrahierbaren Rückstände wurden nach der Methode von STALDER und PESTEMER (1980) mit bidestilliertem Wasser extrahiert. Der Rohextrakt wurde nach Zusatz von Methanol und Natriumchlorid in gleicher Weise wie die Extrakte für die Bestimmung der Gesamtrückstände aufgearbeitet. Die Messung von Metazachlor in den Extrakten und Standards erfolgte an einem HP 5890A-Gaschromatographen mit Elektroneneinfangdetektor (ECD) unter den in Tabelle 4 angegebenen Tab. 3. Angaben zum Herbizid Butisan S Hersteller Aufwandmenge in Winterraps Wirkstoff Wirkstoffgruppe Wirkungsmechanismus Wasserlöslichkeit (bei 20 °C)') Verteilungskoeffizient') n-Octanol/Wasser log P0 .., Adsorptionskoeffizient Koc 3 ) Dampfdruck (bei 20°C) 1) Abbau im Boden') BASF-Aktiengesellschaft 1,51 · ha- 1 Metazachlor 500 g .1· 1 Chloracetamide Hemmung von Zellteilung und -wachstum 430 mg·l· 1 Geräte- und Messparametern. Die Auswertung erfolgte quantitativ nach der Methode des internen Standards (Tetradifon) unter Verwendung von mit Metazachlor-Standardlösung versetzten Bodenextrakten der unbehandelten Kontrollen. Die Bestimmung der Trockensubstanz erfolgte nach der Trockenschrankmethode bei 105 °C (ANONYM, 1991). Zur Validierung der Methode wurden Zusatzversuche mit Boden der unbehandelten Kontrolle (gepflügt) in den Konzentrationen 0,005; 0,05; 0,5 und 1,0 mg · kg· 1 Boden-Trockensubstanz (=TS) durchgeführt. Die Wiederfindungsraten lagen bei 67, 78, 88 bzw. 95 % mit relativen Standardabweichungen von 5, 1; 2,9; 8,4 und 3,6 %. Tab. 4. Geräte-, Arbeits- und Auswerteparameter zur gaschromatographischen Bestimmung von Metazachlor GC-Parameter Gerät HP 5890 A Injektion • lnjektionstechnik • lnjektionstemperatur • lnjektionsart • lnjektionsvolumen Splitless, Obis 0,75 min 250°C Autosampler (HP 7673 A) 1 µI Trennung •Säule •Trägergas • Temperaturprogramm Fused-silica-Kapillare DB-5, 30 m, i. d.: 0,32 mm Filmdicke: 0,25 µm (Fa. J & W) Stickstoff, 103 kPa 90 °C .... 8 °C/min .... 300 °C, 10 min Detektion • Detektortyp • Detektortemperatur •Spülgas ECD 300°C 30 ml N2 • min- 1 2,13 92 13x10·8 hPa DT50 = 1-3 Monate (in Abhängigkeit von der Bodenfeuchtigkeit) Freiland 2 ): mittlere DT 50 = 6 Tage (3-9) mittlere DT90 = 65 Tage (35-97) Algentoxizität des Präparates bzw. Wirkstoffes (EC 50 ): Pseudokirchneriella 0,02 mg .1· 1 subcapitata 2) Chlorella fusca 1) 1,63 mg · I" • Gesamtrückstände: 4-6 Messpunkte Konzentration (ng · µ1· 1): 0, 1-3,0 • wasserextrahierbare Rückstände: 4-6 Messpunkte Konzentration (ng · µ1· 1): 0, 1-2,5 ')Nach PERKOW und PLoss (1994); 2 ) Herstellerangaben; 3) nach NICHOLLS (1994); der K00 -Wert bezieht sich auf einen C0 r9-Gehalt von 1 • untere Grenze des praktischen Arbeitsbereiches: 0,005 mg. kg· 1 • Ergebniseingabe: in mg · kg· 1 TS Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 52. 2000 Auswertung (HP ChemStation) • relative Flächen • interner Standard: Tetradifon • Kalibrierung: Bodenextrakte der unbehandelten Kontrollen versetzt mit Standardlösungen 268 W1LFRIED NEU HAUS u. a„ Einfluss von Butisan S (Metazachlor) Die untere Grenze des praktischen Arbeitsbereiches wurde auf 0,005 mg · kg-1 Boden (TS) festgelegt. 2.3 Mikrobielle Aktivität Die gemeinsam aufbereiteten Bodenproben wurden für die mikrobiellen Aktivitätsuntersuchungen zur Vermeidung von Biomasseverlusten und weiteren Veränderungen aufgrund eigener Erfahrungen (MALKOMES, 1989) möglichst nicht länger als zwei Wochen bei +4 °C gelagert. Für die Aktivitätsuntersuchungen wurden mit der Dehydrogenaseaktivi tät sowie der Substrat-indu zierten Kurzzeitatmung zwei Messgrößen gewählt, die von der mikrobiellen Biomasse im Boden abhängen und als relativ empfindliche Indikatoren für ökotoxische Einflüsse von Pflanzenschutzmitteln gelten (MALKOMES, 1987). Die Dehydrogenaseaktivität (DHA; Reduktion von TTC = Triphenylformazan) wurde nach Zentrifugation spektralphotometrisch (546 nm) im AcetonExtrakt nach MALKOMES (1993) gemessen. Wegen der geringen mikrobiellen Aktivität des sandigen Glaubitz-Bodens musste hier die Bodeneinwaage jedoch von dem üblichen l g auf 2 g Trockenmasseäquivalent erhöht werden. Die Glucose-induzierte Kurzzeitatmung (KZA ; im Englischen als SIR bezeichnet) wurde mittels eines Infrarotgasanalysators (URAS 2 T, Hartmann und Braun, Frankfurt/M.) bis zu 48 h gemessen , wobei sowohl die ersten 6 h als auch 12 h für die nachfolgende Auswertung herangezogen wurden (MALKOMES, 1986). Die Messung des von 100 g Trockenmasseäquivalent Boden produzierten C0 2 erfolgte bei 20 °C und 60 % WK 01 " , ( = maximale Wasserkapazität). In den Abbildungen und teilwei se auch in den Tabellen werden die Standardabweichungen angegeben. 2.4 Bodenalgen Die bereitgestellten Bodenproben wurden in Glasflaschen gefüllt und für eine Stunde in einen Üherkopfschüttler gespannt, um den Boden zu homogenisieren. Anschließend wurden aus jeder Mischprobe je Parzelle 3 x 50 mg Boden entnommen, in jeweils 10 ml Bolds Basalmedium(= BBM) (N ICHOLS, 1973) gegeben und in einem Reagenzglas 5 Minuten lang mi t Ultraschall behandelt, um die Bodenkrümel zu zerteilen . Unter sterilen Bedingungen wurde 1 ml dieser Bodensuspension (entsprechend 5 mg Boden) gleichmäßig auf der Oberfläche des BBM-Agars verteilt. Nach Antrocknung des Belages erfolgte 1996 eine Bebrütung der Petrischalen (3 Petrischalen je Parzelle) für 4 Wochen ( 10 °C) bzw. 1997 für 3 Wochen (15 °C) in einer Klimakammer mit 12-stündigem Licht-Dunkel-Wechsel bei 60 rtmol · m-2 • s-1 (etwa 3000 Lux). Die Auswertung der Algenkolonien wurde unter Zuhilfenahme eines Stereomikroskopes (Leica MZ 12 mit 8- bis 160facher Vergrößerung) durch Auszählung der Gesamtalgendichte (Su mme über alle Arte n) sowie der Dichte einzelner Arten vorgenommen. Ergänzend dazu erfolgte eine mikroskopische Betrachtung einzelner Taxa bei 400- bis lOOOfacher Vergrößerung. Dies war auch bei der taxonomischen Zuordnung der Diatomeen der Fall, die anhand ihrer Kieselschalen bestimmt wurden (HAHN und NEUHAUS, 1997). Die Daten von jeweils 12 Petrischalen pro Prüfglied und Probenahrnetermin wurden einer Varianzanalyse unterworfen und die Mittelwerte mit dem Tukey-Test auf Signifikanz geprüft. Vor der Verrechnung erfolgte ein Test zur Eli minierung von Ausreißern nach SACHS ( 1969) bei a = 0,05. Ergänzend zu den Parzellenversuchen wurden drei Laborversuche mit Boden aus Glaubitz und einem leichteren Boden (Güterfelde) durchgefüh rt (Tab. 1). Dazu wurde der Boden nach dem Sieben auf 50 % WK 111„, eingestellt, autoklaviert und 2 cm hoch in Gefäße (10 x 7 x 9 cm) mit lichtdurchlässigem Deckel gegeben . Anschließend erfolgte eine Inokulation der Bodenoberfläche mit einer vom Versuchsfeld Güterfelde isolierten Grünalge (Tetradesmus wisco11si11e11sis G. M. SMITH 1973). Nach einer 2- bis 3-wöchigen Bebrütung des Bodens in einem Klimaschrank bei 15 °C mit 12-stündigem Licht-Dunkel-Wechsel (60 runol · m-2 • s- 1) erfolgte die Applikation von Buti san S in verschiedenen Dosierungen mit vier Wiederholungen auf die Bodenoberfläche. Vier Wochen später wurden mittels Bohrstock (0 1,6 cm) Bodenproben aus 0-2 cm Tiefe gezogen und acht Einstiche pro Gefäß zu einer Mischprobe vereinigt. Die weitere Aufarbeitung des Bodens und die Auswertung entsprachen den Angaben für die Parzellenversuche. 3 Ergebnisse 3. 1 Herbizidrückstände Die in den drei Versuchsjahren ermittelten Metazachlor-Gesamtrückstände sind in der Tabelle 5 zusammengefasst. Für das Versuchsjahr 1997/98 sind die Mittelwerte der Ergebni sse aus den vier Versuchsparzellen angegeben. Die Variationskoeffizienten (V%) liegen zwischen 7 und 17 %. Im ersten Versuchsjahr 1996/97 wiesen - vermutlich aufgrund eines Applikationsfehlers Tab. 5. Gesamtrückstände von Metazachlor in der 0-5-cm-Bodenschicht bei 100 % der Aufwandmenge Datum (Tage nach Applikation) 19.06.96 vor Applikation 19. 09. 96 1 h nach Applikation 26.09.96 7 02. 10.96 13 17. 10.96 28 14. 11. 96 56 09. 12.96 81 1996/97 Metazachlor (%vom (mg · kgAnfangsgehalt) 1 ) 1997/98 Metazachlor (%vom (mg ·kg- ) (V%) Anfangsgehalt) (V%) Datum (Tage nach Applikation) 1 01.09. 97 n. a. 0,002 70,7 vor Applikation 1,343 0,894 66,7 n. a. n. a. 0,183 n. a. 13,6 01.09. 97 1 h nach Applikation 15. 09.97 14 29.09. 97 28 27. 10. 97 56 24. 11. 97 84 26.03. 98 206 1,325 8,2 0,571 9,4 0,302 7,2 0,196 16,6 0,216 17,2 0,070 16,4 43,9 19,5 22,9 9,7 15,0 23,2 16,4 22,9 5,3 14,9 n. a. = nicht analysiert; V%= Variationskoeffizient Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 52. 2000 W1LFRIED NEUHAUS u. a., Einfluss von Butisan S (Metazachlor) 269 Tab. 6. Wasserextrahierbare Rückstände von Metazachlor in der 0-5- cm-Bodenschicht bei 100 % der Aufwandmenge im Jahr 1997/98 Datum (Tage der Applikation) (mg-kg· 1) (V%) 80 12 h c s"' "O 60 ~ 01.09. 97 vor Applikation n. a. 01 . 09.97 1 h nach Applikation 0,396 22, 1 0,245 4,3 0,127 15,8 15.09.97 14 29.09. 97 28 27. 10. 97 56 24. 11.97 84 26.03. 98 206 Metazachlor (% der Gesamtrückstände) (V %) öü 0,068 28,6 0,019 35, 1 0,007 17,4 40 E 30,0 22,6 43,0 5,6 41 ,7 10,8 35,2 28,6 9,0 31,2 10,4 8,2 20 0 25 50 75 100 125 150 175 200 225 Tage nach Behandlung 100 - 80 c 0 "O <'i (l) n. a. = nicht analysiert; V% = Variationskoeffizient 0 CO - nur zwei der vier Versuchsparzellen Herbizidmengen im Bereich der theoretisch zu erwartenden Konzentration auf. Die Analyse der Bodenproben von zwei weiteren Beprobungstenninen untermauerte diesen Anfangsbefund, so dass keine umfassende ri.ickstandsanalytische Untersuchung aller gezogenen Bodenproben dieses Versuchsjahres vorgenommen wurde. Im Versuchsjahr 1997/98 wurden in den eine Stunde nach Applikation gezogenen Bodenproben Metazachlor-Anfangsgehalte von 1,325 mg · kg· 1 TS (V% = 8,2) ermittelt. Nach 14 Tagen konnten noch 0,571 mg · kg· 1 entsprechend 44 % der Aus- "-"'OJ öü 60 Kontrolle/6 h - -6 - Butisan S/6 h - D ai 0 ai Kontrolle/12 h - -<> - Butisan S/12 h ~~-------< ~ 40 2- - - 20 n---~ E -10 0 10 - tl 6 h 20 30 40 50 60 70 80 90 Tage nach Behandlung Abb. 3. Einfluss des Herbizids Butisan S auf die über 6 h und 12 h gemessene Substrat-induzierte Ku rzzeitatmung in 0-5 cm Bodentiefe unter Winterraps in zwei Anbauperioden. 140 1997/98 !o Kontrolle 121Butisan S 1 120 c 100 "'0 "O CO 80 Oi u.; 0.. fOl :i 60 40 20 0 vorher 14 84 56 28 206 Tage nach Behandlung 140 1996 120 fü 17.1 0. 100 3.2 Mikrobielle Aktivität "O 0 CO Oi u. 0.. f- 80 60 O> :i gangskonzentration gemessen werden. Über Herbst und Winter war eine weitere Abnahme der Wirkstoffgehalte zu beobachten. In den Ende März genommenen Proben war die MetazachlorKonzentration in der Bodentiefe von 0-5 cm des Ap-Horizontes bis auf 0,070 mg · kg·' gesunken. Damit waren 206 Tage nach Applikation noch etwa 5 % der Anfangskonzentration messbar. Die Ergebnisse belegen die geringe Persistenz dieses Herbizids im Boden (WALKER und BROWN, 1985). In der Tabelle 6 sind die mit Wasser extrahierbaren, potenziell pflanzenverfügbaren Metazachlor-Anteile der Gesamtrückstände im Versuchsjahr 1997/98 aufgeführt. Über den Untersuchungszeitraum hinweg ist eine zeit- und konzentrationsabhängige Abnahme des wasserextrahierbaren Anteils an den Gesamtri.ickständen zu erkennen. In den ersten Wochen nach Applikation lag dieser Anteil bei 30-40 %, im weiteren Verlauf der Untersuchung sank er auf etwa 10 % ab. 40 20 0 vorher 13 28 56 81 Tage nach Behandlung Abb. 2. Einfluss des Herbizids Butisan S auf die Dehydrogenaseaktivität in 0- 5 cm Bodentiefe unter Winterraps in zwei Anbauperioden. TPF = Triphenylformazen. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 52. 2000 Die mikrobiellen Untersuchungen erstreckten sich im Wesentlichen auf die ersten drei Monate nach der Herbizidanwendung im Herbst. Trotz unterschiedlicher Klimabedingungen lag die Dehydrogenaseaktivität während dieser Zeit in beiden Versuchsjahren auf einem annähernd ähnlichen konstanten Niveau (Abb. 2). Im Vergleich zu den verunkrauteten Kontrollparzellen verursachte das Herbizid - unabhängig von der 1997 beobachteten großen Streuung der Ergebnisse - in beiden Jahren keine deutlichen Effekte. Auch die Substrat-induzierte Kurzzeitatmung lag während der Beobachtungszeit auf gleichem Niveau, wobei allerdings 1996 mit der Zeit eine leichte Abnahme zu beobachten war (Abb. 3). Sowohl bei der üblichen 6-h- als auch bei der ver- W1LFRIED NEUHAUS u. a., Einfluss von Butisan S (Metazachlor) 270 so dass die Verunkrautung im vorliegenden Fall auch keinen Einfluss auf die Herbizidwirkungen haben dürfte. Gesamtalgendichte 700 c 600 " CJ Kontrolle ..~..-~~~-~~-~ ~ .. 3.3 Bodenalgen "O 0 17.10, "' 14.11. 09.12. 500 O> 19.09. 'O 26.09. 400 c " ~ :c: 300 200 "' N ~ 100 vor Behandlung 7 56 28 13 81 Tage nach Behandlung Xanthomonas spp. 25 c " "O 0 "' ~"' 20 15 Im ersten Versuchsjahr war weder nach den ersten drei Beprobungen (7, 13 und 28 Tage nach Applikation) noch zu den fo lgenden Terminen eine gesicherte Wirkung von Butisan Sauf die Gesamtalgendichte nachweisbar (Abb. 4). Auch die Abundanz von Xa11tho11e111a spp., es handelt sich dabei überwiegend um X. debile (Vischer) Silva 1979, ließ nur geringe Herbizidwirkungen erkennen, die außerdem wegen der ho hen Streuungen der Werte im Zufallsbereich blieben. Bei Navirnla spp. war lediglich 28 Tage nach Applikation eine deutliche Verminderung der Abundanz festzustellen. Die Wiederholung des Versuches im Jahre 1997 (Abb. 5) bestätigte die Ergebnisse des Vorjahres. Lediglich bei Xanthonema spp. war zu zwei Terminen ei ne Abundanzminderung durch Butisan S nachweisbar. Navicula spp. reagierte auf das Herbizid an vier Terminen tendenziell sogar mit einer Zunahme der Abundanz. Die Zusammensetzung der Diatomeenflora wurde zu zwei Terminen an jeweils 1000 Schalen pro Prüfglied bestimmt (Tab. 7). Die mikroskopische Auswertung ergab sechs Arten. c " ~ 10 Gesamtalgendichte ~ .;: vor Behandlung 56 28 13 81 Tage nach Behandlung ~ 400 0 Kontrolle ~·--~~~~~~- 5 -- 0, 300 --- - O.to~-' S 27.10. 24.11. 26.03. 56 84 206 ~ Navicu/a spp. vor Behandlung c ~ 14 20 CD "' ~ 15 "c " ~10 :c: ~ ~ 28 Tage nach Behandlung Xanthomonas spp. ------------------ -------------=~ 1-· -9 0 111 1 ..L1----"2!2!__J~~1--1..--1"""~_J__.L;.:.J...~-'---""'"'-----'~-'-"""-1 vor Behandlung 13 28 56 81 Tage nach Behandlung Abb. 4. Einfluss des Herbizids Butisan S auf die Anzahl terrestrischer Algen in 0-5 cm Bodentiefe unter Winterraps 1996. * = signifikanter Unterschied (a= 0,05). vor Behandlung 14 28 56 84 206 Tage nach Behandlung Navicula spp. längerten 12-h-Messzeit, aus der sich üblicherweise zusätzliche Hinweise auf durch biozide Effekte freigesetzte leicht verwertbare organische Verbindungen sowie mineralischen Stickstoff ableiten lassen, traten keine Herbizideinflüsse auf. Auch die Durchschnittswerte der in beiden Jahren gemessenen Dehydrogenaseaktivität ließen keinen Herbizideinfluss erkennen. Die hier offensichtlich empfindlichere Kurzzeitatmung wies jedoch eine geringe Hemmtendenz von Butisan S auf. Da ein Pflanzenbesatz die mikrobielle Aktivität oft positiv beeinflusst, was beim Vergleich mit einer unkrautfreien Herbizidparzelle möglicherweise eine andere ökologische Ausgangssituation bedeutet, wurden im zweiten Versuchsjahr zusätzlich mechanisch unkrautfrei gehaltene Kontrollparzellen in den Vergleich einbezogen. Die mikrobiellen Aktivitäten im Boden dieser beiden Kontrollvarianten unterschieden sich nicht merklich, ~ s 10 8 vor Behandlung 14 28 56 84 206 Tage nach Behandlung Abb. 5. Einfluss des Herbizids Butisan S auf die Anzahl terrestischer Algen in 0-5 cm Bodentiefe unter Winterraps 1997/98. • = signifikanter Unterschied (a = 0,05) Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 52. 2000 W1LFRIED NEUHAUS u. a., Einfluss von Butisan S (Metazachlor) 271 Tab. 7. Qualitative und quantitative Zusammensetzung der Diatomeenflora unter Winterraps 1997/98. (Es wurden jeweils 1000 Diatomeenschalen ausgewertet.) T1 T2 Diatomeenschalen (% der Gesamtzahl) Navicu/a Navicu/a Hantzschia /acunolaciniata mutica amphioxys T1 T1 T2 T2 T1 T2 31,5 29,3 17,7 11 ,6 67,4 66,3 Behandlung Navicula atomus Kontrolle Butisan S 78,1 83,2 2,3 3,5 0,2 2,4 0,7 1,8 Nitzschia pa/ea, N. pusilla T1 T2 1,9 1,1 0,2 0,2 0,0 0,6 T1 = Probenahme am 24. 11. 1997 (84 Tage nach der Applikation); T2 = Probenahme am 26. 03. 1998 (206 Tage nach der Applikation) Tab. 8. Abundanz der Alge Tetradesmus wisconsiensis und Größe der Metazachlor-Rückstände in einem lehmigen Sandboden (Güterfelde) und in einem sandigen Lehmboden (Glaubitz) 28 Tage nach der Applikation von Butisan S im Gefäßversuch Butisan-SBehandlung (ml/ha) Güterfelde 1 Metazachlor (mg. kg· 1) Algen (%von K) Od 28 d (x 10 · g· ) Güterfelde 2 Algen (x 10 ·g·1) (% von K) Glaubitz Algen (x 10 ·g·1) (%von K) Kontrolle 12 60 300 1500 436,77a 125,40b 11 ,59c 5,74c 2,34c 1868,27a 1065,2 1b 196,49c 19,83c 15,33c 115,24a 130,54a 73,04b 1,27c 0,42c 3 1 100,0 28,7 2,7 1,3 0,5 0,05 0,23 0,64 2,68 0,01 0,05 0,18 0,74 3 100,0 57,0 10,5 1, 1 0,8 3 100,0 11 3,3 63,4 1,1 0,4 Signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungen sind durch unterschiedliche Buchstaben gekennzeichnet; K = Kontrolle Davon waren Navicula atomus (Kützing) Grunow var. atomus mit l l ,6 bis 3 1,5 % und N. lac11110/aci11iata Lange Bertalot et Bonik mit 66,3 bis 83,2 % stark dominant. Das Herbizid hatte weder bei der Beprobung im Herbst 1997 noch im Frühjahr 1998 einen erkennbaren Einfluss auf die relative Häufigkeit der vorkommenden Arten. Die weitgehende Wirkungslosigkeit von Butisan Sauf Bodenalgen war An lass für die Anlage von drei Laborversuchen mit zwei autoklavierten Böden (Tab. 8). D ie Auswertung der Versuche ergab für beide Bodenarten bei 300 und 1500 rnl · ha-1 Butisan Seine Abundanzminderung von 99 %. Auch bei niedrigeren Dosierungen reagierte die Grünalge Tetrades111us wisco11sine11sis noch auf das Herbizid, wobei die Reaktion auf dem leichteren Boden deutlicher war. 3.4 Gegenüberstellung der Ergebnisse von MetazachlorRückständen, mikrobieller Aktivität und Algendichte Die in Abbildung 6 exemplarisch für die Anbauperiode 1997 /98 durchgefü hrte Gegenüberstellung zeigt, dass offensichtlich weder zwischen den Gesamtrückständen von Metazachlor noch de- 1,4 -,--------------------~ 140 1,2 . -~ "' .§. 0 120 ~ 100 ~ 1. x- - - -x- - - - x 0,8 ~-~ ~GeR ü :c ~ 0,6 WllWaRü !'! ~ 0,4 -.- DHA -u-KZA - :-:- Algen 0,2 14 28 56 84 206 Tage nach Beh andlung Abb. 6. Gegenüberstellung der Rückstände von Metazachlor (GeRü; WaRü), der mikrobiellen Aktivität (DHA; KZA) sowie der Gesamtalgenzahl der Herbizidparzellen (%zur Kontrolle) für die Anbauperiode 1997/98. GeRü = Gesamtrückstände; WaRü = wasserextrahierbare Rückstände; DHA = Dehydrogenaseaktivität; KZA = über 6 h gemessene Substrat-induzierte Kurzzeitatm ung; K = Kontrolle Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 52. 2000 ren wasserlöslichem Anteil und den nur geringen Herbizideffekten auf die beiden mikrobiellen Aktivitäten DHA und KZA sowie die Gesamtalgendichte ein Zusammenhang besteht. Dies gilt auch für die hier nicht dargestellten Ergebnisse von 1996. Dort sind jedoch zwei Teilparzellen nicht mit dem Herbizid behandelt worden. 4 Diskussion Mit den Rückstandsdaten des zweiten Versuchsjahrs wurde durch Anpassung einer Abbaukurve (Best fit = 2nd Order) mit dem Kurvenanpassungsprogramm von TtMME et al. (1986) die Halbwertszeit für Metazachlor ermittelt. Auf der Basis dieser Ergebnisse resultierte eine Halbwertszeit von etwa 14 Tagen. Die im Hinblick auf das Abbauverhalten von Metazachlor ennittelten Werte und die daraus zu berechnende mittlere Halbwertszeit liegen im Bereich anderer publizierter Ergebnisse. So ermittelten ALLEN und WALKER (1987) im Laborversuch die Verlustraten von dre i Herbiziden (Metamitron, Metazachlor, Metribuzin) in 12 verschiedenen Böden und setzten diese in Korrelation zu den Bodeneigenschaften. Die Ergebnisse zeigten, dass der Abbau von Metazachlor besonders schnell in Böden abläuft, die eine hohe mikrobielle Aktivität und eine hohe Bioverfügbarkeit des Wirkstoffs in der Bodenlösung aufweisen. Vergleichbare Abbauraten sind auch zu erwarten, wenn einer der beiden genannten Faktoren hoch, der andere dagegen niedrig ist. In derart charakterisierbaren Böden wurden Halbwertszeiten von lO bzw. 14 Tagen berechnet. Schnellere Verlustraten von Metazachlor in leichteren Böden könnten nach Ansicht der Autoren teil weise auf einen besseren Gasaustausch und demzufolge verbesserte Bedingungen für die aeroben Mikroorganismen zurlickzuführen sein. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigten zusammenfassend, dass die Abbauraten fü r die untersuchten Herbizide im Boden von der Aktivität von Bodenorganismen , der Biove1fügbarkeit von Herbiziden in der Bodenlösung und einer Komponente der Korngrößenverteilung im Boden (Sand, Schluff, Ton) oder einer Kombination dieser Faktoren abhängen. In den hier berichteten Untersuchungen war in beiden Versuchsjahren ein relativ hoher Verlust von Metazachlor auf etwa 15 % des Anfangsgehaltes innerhalb von 56 Tagen nach Appli- 272 WJLFRJED NEUHAUS u. a„ Einfluss von Butisan S (Metazachlor) ka tion in der untersuchten Bodenschicht zu verzeichnen. Dies setzte sich auch in den Wintermonaten fo rt, so dass Ende März nur noch 0 ,07 mg · kg- 1 e ntsprechend 5 % des Anfangsgehaltes in der 0-5 cm Bodenschicht gemessen werden konnten. Der potenziell pflanzenverfüg bare (wasserextrahierbare) Metazachlor-Anteil an den Gesamtrückständen war in den ersten Wochen nach Applikation aufgrund der guten Wasserlöslichkeit des Wirks toffs mit 30-40 % relati v hoch , im wei teren Verl auf der Untersuchung sank er auf etwa 10 % ab . In Feldversuchen mit verschiedenen Kulturpflan ze n wurde für Metazachlor eine Halbwertszeit von zwei Monate n im Boden ermittelt (RoucHAUD et al „ 1989). Starke Regenfäll e in den ersten drei Monaten des Jahres nach Applikation im Winter (03. 12. 87) hatten eine Veränderun g des DT 50 -Wertes auf etwa einen Monat zur Folge. Trotz der geringeren Temperaturen fand ein schnellerer Bioabbau statt. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass der N iederschlag einen größeren Einfluss auf die Bioabbaurate des Wirkstoffs im Boden und damit auf die mikrobielle Aktivität des Bodens hat als die Temperatur. RoUC HAUD et al. (1992) ermitte lten darüber hinaus für Metazachlor eine Halbwerts ze it von 2 bis 3 Monaten im Boden von Rapsfeldern. Generell gilt auch für Metazac hlor, dass der Abbau im Boden im Winter geringer ist als im Frühling und Sommer. Die niedrigen Temperaturen im Winter korrespondieren mi t der geringeren Metabolisrnusrate von Metazachl or im Boden. Höhere Temperaturen und höhere Bode nfeuchti gkeit ste igern dagegen die Rate des Wirkstoffabbaus im Boden (ALLEN und WALKER , 1987). In Feldversuchen mit Sommergerste, Lauch und Rosenkohl lagen nach 56 Tagen noch etwa 40- 50 % der Anfa ngsgehalte vor. Aus den Ergebnissen resultierte in der 0- 10 cm Schicht eine Halbwertszeit für Metazachlor von 1- 3 Monaten. In einer zweij ährigen Studie zur Bestinmrnng der Verteilung von Metazachlor im Boden wurden die höchsten HerbizidGehalte in der obersten Bodenschicht (0- 5 cm) gefu nden , woran sich auch im weiteren Verlauf nichts änderte (PIERRE et al. , 1996). Untersuchungen zur Beeinflussung des biologischen Abbaus von Herbi ziden im Boden durch Zusatz von orga ni schem Dünger (Stallmist) zeigten, dass der Abbau von Metazachlor in einem derart behandelten Boden - trotz erhöhter mikrobieller Aktivität - herabgesetzt war, bedingt durch eine stärkere Adsorption des Wirkstoffs an die organische Bodensubstanz (ROUCHA UD et al„ 1995). BEULKE ( 1998) ermittelte den Verlust von Metazachlor unter Freilandbedingungen auf lO verscl1iedene n Parzellen mit Böden, die eine weite Spanne hinsichtlich der C 0 0 ,-Gehalte ( 1,5-6,6 % ) aufwiesen. Die DT 50-Werte von Metazachl~r in di esen Böden Jagen zwischen 25 und 43 Tagen, wo bei die Verlu ste mit zune hmenden C"",-Gehalten geringer wurden. Die Dehydrogenaseaktivität wies während der Probenahme 1996 die höchsten Werte im Oktober auf, 1997 lag diese Aktivität annähernd gleichbleibend auf einem etwas niedrigeren Niveau. Bei der Substrat-induzierten Kurzzeitatmung waren die Niveauunterschiede etwas geringer. Signifikante Einflüsse des Herbizids Butisan S auf diese Biomasse- bezogenen Aktivitäten konnten weder kurz nac h der Anwendung noch zu einem späteren Stadium festgestellt werden. Auch die Differenzierung der beiden Messzeiten der Kurzzeitatmung (6 h, 12 h) , die Hinweise auf eine Nährstofffreisetzu ng aus abgetöteter Biomasse ges tattet, ergab keine zusätzlichen Hinweise auf biozide Effekte . Dies bestätigt die weni gen bisher aus Feld- und Laborversuchen zum Einfluss auf die Dehydrogenaseaktivität und Kurzzeitatmung sowie den Zellulose- und Strohabbau vorliegenden Ergebnisse weitgehend, die teilweise sogar mit höheren Dosierungen (5x, IOx) erzielt wurden (WElNERT, 1991 , MALKOMES et al„ 1996, BEULKE und MALKOM ES, 2000). Auf Petrischalen wurden Populationen von Bakterien, Aktinomyzeten und Pilzen sogar ers t durch 500 ppm gehemmt (WEINERT, 199 1). In wässrige n Systemen, in denen der Faktor Boden ausgeschaltet war, wurde di e Aldehyd-Dehyd roge nase ab 0,9 mg · 1-1 Metazachlor verringert, wo bei allerdings > 25 mg · 1- 1 ei ne l00%ige Hemmun g verursachten (Wt EGANDRosr NUS et al„ 1990). Sowe it e in Vergle ich wege n der unte rschiedlichen DHA-Bestimmungsvarianten überhaupt möglich ist, würde er aufgrund der Laboru ntersuchungen wegen der rel ati v geringen Metazachlor-Konzentrationen im Boden (etwa< 5 mg · kg-1 in 1 cm, etwa< 1 mg · kg-1 in 0-5 cm Tiefe) im Frei land kau m Hemmungen erwarten Jassen. Bei Betrachtung der be iden nlikrobiell en Aktivitäten fällt auf, dass die Dehydrogenaseaktivität- vor allem 1997/98 - e ine wesentlich größere Standardabweichung aufwies als die Kurzzeitatmung. Neben dem zunächst für beide Messungen gleichen Einfluss der Heterogenität der Vers uchsfläche dürfte dies vor allem auf der größeren Störa nfälligkeit einer geringe ren Probeneinwaage für die Enzymmessung (2 g im Vergleich nlit 100 g für die KZA) beruhen . Die 1996 versehentlich unterbliebene Herbizidbehandlung auf zwei Te ilparzel len wirkte sich wegen der geringen Effe kte offensichtlich nicht auf die Ergebnisse aus. Die Gesamtalgendichte wies .in beiden Jahren annähernd den gleichen zeitli chen Verlauf au f, wobei jeweils im Oktober mi t über 400 000 Algen pro g Boden die höchsten Werte erreicht wurden. Eine Wirkung von Butisan S war in beiden Vegetationsperioden nicht erkennbar. M it Ausnahme von drei Beprobungsterminen traf dies auch für Xa11tho11e111a spp. und Navicula spp. zu. Diese Befunde stehen im Gegensatz zu den Ergebni ssen aus den drei Laborversuchen mit der terrestrischen Grünalge Tetmdesmus wisco11si11e11sis, die auf dem leichteren Boden noch bei 12 ml · ha- 1 Butisan S mit deutlichen Abundanzminderungen reagierte. Die bei der niedri gs ten Dosierung gleichzeitig ermittelten Rückstände im ersten Laborversuch ergaben 28 Tage nach Applikation Metazachlorgehalte von 0,01 mg · kg-1 Boden. Dieser Wert en tspricht in der Größenordnung den Angaben des Herstellers (Tab. 3 ), der für die aquatische Alge Pseudokirch11eriella subcap itata in Flüssigku ltur einen EC 50-Wert von 0,02 mg · 1-1 Buti san S angibt. FAUST et al. (1994) errechneten in einem 24-hFlüssigkulturtest mit einer weiteren Grünalge (Chlorella .fitsca) einen EC 50 -Wert von 0,058 mg · 1-1• Ein Grund für die geringe Algentoxizität von Metazachlor in den Feldversuchen könnte auf dem Niederschlagsfaktor beruhen, der in den Laborversu chen ausgeschaltet war. Durch di e Niederschläge zwischen Applikation und erster Probenahme ( 1996: 14 mm, 1997: 26,5 mm) ist der leicht wasserlösliche Wirkstoff möglicherweise aus den oberen 10 mm des Bodens, wo die Hauptmasse der lichtabhängige n Algen lebt (DREW und ANDERSON, 1977), bereits weitgehend ausgewaschen. Auch die für das zweite Versuchsjahr in G laubitz ermittelte kurze Halbwerts zeit von 14 Tagen spricht für einen schnellen Abbau von Metazachlor. HESS et al. ( l 990) haben zudem bei Mefenacet (einem mi t Metazachlor chemisch verwandten Herbizid) in einer Flüssigkultur mit der Grünalge Ch/a111ydo111011a.1· sp. festgestellt, dass die Hemmung der Zellteilung nach Entfernung des Wirkstoffs reversibel war. Dies könnte in de n Feldversuchen ebenfalls möglich gewesen sein. Eine ungenüge nde Biove1fügbarkeit scheidet als Ursache sicherlich aus, wie die hohe Wasserlöslichkeit, der hohe Antei l de r wasse rex trahierbaren Rückstände und die Niederschlagsdaten andeuten. Wie die Gegenüberstellung der Metazachlor-Rückstandswerte und der mikrobiellen Messgrößen zeigt, wirkt sich der Abbau des Herbizids selbst sowie die Verringerung der Rückstände offensichtlich nicht auf Boden mikroorganismen aus. Bei den insgesamt äußerst geringen Effekten des Herbizids auf Bodenmikroorganismen war dies al.lerdings kaum anders zu erwarten. Auch Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 52. 2000 WILFRIED NEUHAUS u. a., Einfluss von Butisan S (Metazachlor) der in Spritzfolgen gelegentlich beobachtete Effekt zusätzlicher Pflanzenschutzm ittel (MALKOMES und PESTEMER, 1981 ) konn te in den vorliegenden Untersuchungen nicht fe stgestellt werden. Aus Untersuchungen von POHL und MALKOMES (1990) sowie von WEINERT ( 1991) ist bekannt, dass mikrnbi elle Aktivitäten (DHA, KZA ) im Boden unter verunkrauteten Kontrollparzellen deutlich höher sein können als in mechani sch unkrautfrei gehaltenen Flächen. In den vorliegenden Untersuchungen erbrachte eine ähnliche Unterteilung der Kontrollparzellen weder einen Hinweis auf eine Beeinflussung der beiden mikrobiellen Akti vitäten noch der Bodenalgen. Generell ist es unter heterogenen Freilandbedingungen mit ihren wechselnden Einflüssen von Boden, Klima und Pflanzenwachstum schwieriger als im Labor, geringe Effekte von Pflanzenschutzmitteln festzustellen. Aus den vorliegenden Untersuchungen sowie den Literaturangaben geht hervor, dass Metazachlor offensichtlich nur eine geringe Wirkung auf verschiedene mikrobielle Akti vitäten und Algen im Boden aufweist. Allerdings reichen die wenigen Literaturangaben derzeit nicht fiir eine endgültige Beurteilung aus. Zukünftig sollten deshalb vor allem ergänzende Untersuchungen unter kontrollierten Bedingungen und unter Ermittlung von Dosis-Wirkungs-Beziehungen du rchgeführt werden. Danksagung Wir danken dem technischen Personal der beteiligten Institute für die ausgezeichnete Unterstützung sowie den Mitarbeitern des Versuchsfelds Kleinmachnow für die sorgfältige Betreuung der Feldversuche in Glaubitz. Literatur ALLEN, R., A. WALKER, 1987: The influence of so.il properties on the rate of degradation of rnetamitron, metazachlor and rnetribuzin. Pestic. Sc1. 18, 95-11 l . Anonym, 1991: Die Untersuchung von Böden. In : VDLUFA-Methodenbuch Bd . I, Kap. 2.1.1. VDLUFA-Verlag, Darmstadt. 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