HIER - Schauspielhaus

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Schauspielhaus Wien 15/16
Rubrik
Liebes Publikum,
liebe Freund*innen des Schauspielhauses,
wir freuen uns sehr, Ihnen den Spielplan unserer ersten
Saison vorzustellen! Vieles wird sich ändern und doch ist
es ein Programm, das in großem Respekt vor der Vergangenheit des Hauses entwickelt wurde. Das Schauspielhaus
bleibt ein Autorentheater und wird sich den vielfältigen
Schattierungen dessen widmen, was man heute unter
diesem Begriff verstehen kann. Wir führen damit eine
große Tradition weiter, wollen aber auch neue Wege gehen. Ein neues, junges Ensemble wird das spiel- und ausdrucksstarke Gesicht unseres Theaters sein.
Unser Spielplan beschäftigt sich mit der aktuellen gesellschaftlichen Wirklichkeit und ihren drängenden Fragen, versucht Analysen der gegenwärtigen Krise Europas und denkt humorvoll über Zukunftsvisionen nach.
Er untersucht Mechanismen von Gemeinschaftsbildung,
wagt sich immer wieder in den spannenden Grenzbereich von Realität und Fiktion vor und versucht Brücken
zu schlagen zwischen virtueller Realität und der Bühne.
Do it yourself! Das Motto des Punk spielt nicht nur in unserer Eröffnungsproduktion eine Rolle, sondern prägt auch
die Struktur des Hauses: während überall outgesourced
wird, verwandelt sich das Schauspielhaus in eine kleine,
feine, familiäre Manufaktur. Künftig werden eine Kostümbildnerin, ein Musiker und ein Bühnenbildner fest engagiert am Haus arbeiten und als Teil einer erweiterten Dramaturgie das Profil des Hauses in den nächsten Jahren
mitprägen. Die Entwicklung des Corporate Designs wird
von einer Grafikerin & Illustratorin am Haus übernommen,
die ebenfalls integraler Teil des künstlerischen Teams ist.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Rubrik
Es ist eine Ehre, schon in der ersten Woche der neuen
Saison einen so poetischen Sprachvirtuosen und scharfen politischen Kopf wie Chris Thorpe (UK) erstmals auf
einer deutschsprachigen Theaterbühne präsentieren zu
dürfen. »Möglicherweise gab es einen Zwischenfall« ist
ein »klassischer« Theatertext, »klassisches Autorentheater«: ein abgeschlossenes, kunstvoll verdichtetes Werk,
dem sich das Team um Regisseur Marco Štorman in diesen Tagen bereits mit großer Phantasie und Freude stellt.
Auf der anderen Seite ist das Stück aber auch genau das
Gegenteil von allem, was man als »klassisch« bezeichnen könnte, und seine Entstehungsgeschichte repräsentiert in weiten Teilen das Theaterverständnis, von dem unsere Arbeit geprägt ist: Denn Chris Thorpe ist nicht nur
Autor, er ist genauso Performer und Musiker und seine
Texte entstanden bisher nie als hermetische Literatur, nie
losgelöst vom Produktionsprozess, sondern immer in einer gemeinsamen Arbeitsbegegnung und im Austausch
mit seinem Ensemble.
weitere Entwicklung man sich in den nächsten Jahren
nur freuen kann, ihre ersten Regiearbeiten in Österreich
vorlegen. Mit Jan-Christoph Gockel kehrt ein bereits für
den Nestroy-Preis nominierter und unserem Publikum
von mehreren Inszenierungen bekannter Regisseur nach
einigen Jahren Wien-Abstinenz ans Schauspielhaus zurück. In Koproduktion mit den Wiener Festwochen konnten wir außerdem mit Falk Richter und Nir de Volff zwei
sehr erfahrene, international renommierte Künstler für
ein Projekt an das Schauspielhaus locken.
Mit Thomas Köck werden wir mit einem der vielversprechendsten Jung-Autoren Österreichs zusammenarbeiten und haben ihn eingeladen, gemeinsam mit Tomas
Schweigen ein Projekt zu entwickeln. Diese Arbeit wird
der Beginn einer Reihe von Experimenten mit kollektiver Autorschaft, die wir in den kommenden Jahren am
Schauspielhaus vorhaben.
Wir sind stolz auf all die aufregenden Regisseur*innen
und ihre jeweiligen Teams, die wir für das Schauspielhaus gewinnen konnten. Mit Lucia Bihler und Thomas
Bo Nilsson werden zwei im besten Sinne verstiegene,
kompromisslose und gleichzeitig ästhetisch gänzlich
unterschiedliche junge Theatermacher*innen, auf deren
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Eine wichtige Neuerung, die an die Historie des Schauspielhauses anknüpft, ist die Tatsache, dass zukünftig wieder im En-Suite-System gespielt wird. Die Vorstellungen
werden also blockweise gezeigt und in der Regel nach
ca. einem Monat abgespielt. Diese Veränderung ermöglicht es uns, den wunderbaren Raum an der Porzellangasse wieder in aller Variabilität zu nutzen und auf diese
Weise unerwartete Bühnenlösungen zu verwirklichen.
Wir wollen ein Theater zum Anfassen sein und möchten Sie sehr herzlich ermutigen, mit uns ins Gespräch
zu kommen. Deshalb sind sämtliche Mitarbeiter*innen
des Hauses mit Fotos in diesem Spielzeitheft vorgestellt.
Sprechen Sie uns gerne an und teilen Sie Ihre Eindrücke,
Ihre Kritik aber bitte auch Ihr Lob mit uns.
Wir freuen uns auf eine aufregende erste Saison mit Ihnen!
Im Namen unseres Ensembles und des gesamten Teams
des Schauspielhauses
Tomas Schweigen
Künstlerischer Leiter
& Geschäftsführer
Tobias Schuster
Leitender Dramaturg
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Cellar Door
von Thomas Bo Nilsson
URAUFFÜHRUNG
Künstlerische Leitung Thomas Bo Nilsson
Premiere 14. April 2016 Schauspielhaus
Punk & Politik
von Tomas Schweigen & Ensemble
URAUFFÜHRUNG
Regie Tomas Schweigen
Premiere 31. Oktober 2015 Schauspielhaus
Möglicherweise gab es einen Zwischenfall
von Chris Thorpe
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Marco Štorman
Premiere 6. November 2015 Schauspielhaus
Der grüne Kakadu
nach Arthur Schnitzler
In einer neuen Version mit Texten von Bernhard Studlar
URAUFFÜHRUNG
Regie Lucia Bihler
Premiere 14. Jänner 2016 Schauspielhaus
Imperium
Città del Vaticano
von Falk Richter & Nir de Volff
URAUFFÜHRUNG
Regie Falk Richter Choreographie Nir de Volff
Premiere Mai 2016 Schauspielhaus
Spam
von Rafael Spregelburd
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Kathrin Herm
Premiere 7. Jänner 2016 Nachbarhaus
Confirmation
von & mit Chris Thorpe
URAUFFÜHRUNG
Regie Rachel Chavkin
Gastspiel 15. November 2015 Schauspielhaus
nach dem Roman von Christian Kracht
ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Jan-Christoph Gockel
Premiere 25. Februar 2016 Schauspielhaus
Islam für Christen:
Ein Crashkurs (Level A1)
Strotter
Illegale Helfer
ein Projekt von Thomas Köck & Tomas Schweigen
URAUFFÜHRUNG
Text Thomas Köck Regie Tomas Schweigen
Premiere 1. April 2016 Wien, Österreich
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Konzept & Performance Antje Schupp & Beatrice Fleischlin
Gastspiel März 2016 Nachbarhaus
von Maxi Obexer
URAUFFÜHRUNG
Regie Peter Arp
Gastspiel Schauspielhaus Salzburg Juni 2016
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PRODUKTIONEN
von Tomas Schweigen & Ensemble
URAUFFÜHRUNG
Regie Tomas Schweigen
Bühne Stephan Weber
Kostüme Anne Buffetrille
Musik Jacob Suske
Dramaturgie Tobias Schuster, Anna Laner
Premiere am 31. Oktober 2015
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Produktionen
Turbulente Zeiten: Flüchtlingsströme in nie gekanntem
Ausmaß drängen in die Europäische Union, eine menschenwürdige Versorgung der Asylwerber kann kaum
mehr gewährleistet werden, die Krise der Staatsschulden bleibt ungelöst, Rechtspopulismus und gewalttätige
Übergriffe grassieren, während an den Außenrändern der
Union Kriege und Terror wüten. Bisher hat Europa kein
Rezept gefunden, die politischen Probleme wirksam zu
lösen. Seit den Verhandlungen über die Schuldenkrise
Griechenlands wird sogar über ein Auseinanderbrechen
der Gemeinschaft spekuliert. Die Auseinandersetzungen
um die Verteilung der Flüchtlingsströme zeigt zudem,
dass sich die Solidarität zwischen den EU-Staaten in irritierend engen Grenzen bewegt. Obwohl also die Herausforderungen immens sind, scheint das allgemeine Vertrauen in die EU gering: 2014 nahmen im europaweiten
Schnitt nur 42% der Wähler überhaupt an der Wahl zum
Europäischen Parlament teil. Wäre nicht in diesen Tagen
ein Neuanfang und ein neuer Typus Politiker gefragt? Einer, der sich integer und pragmatisch der Probleme annimmt, ohne Populist zu sein? Einer, der endlich wieder
Identifikationsfigur und Sympathieträger ist? Einer, der
selbst trockene, unpopuläre Inhalte vermitteln kann und
das mit Humor und Herz?
tenlose Handtücher für die Besucher? Mehr noch: Das
Parteiprogramm kombinierte laut Gnarr einfach »die Highlights aller anderen Parteiprogramme«. Die Unzufriedenheit der Bürger war so groß, dass die Umfrageergebnisse
der »Besten Partei« in die Höhe schnellten, bis ein Wahlerfolg tatsächlich möglich erschien. Gnarr musste sich
zwischen Satire und Verantwortung entscheiden, wählte
die Verantwortung: und gewann! 2010 wurde er zum Bürgermeister von Reykjavik gewählt. Entgegen aller Erwartungen gelang es ihm mit gesundem Menschenverstand
und dem Mut, sich von Experten beraten zu lassen, die
desaströsen Finanzen zu sanieren und so der Hauptstadt
wieder politische Stabilität zu bringen. Obwohl seine
Arbeit in der Bevölkerung weithin geschätzt wurde und
seine Wiederwahl als sicher galt, zog er sich jedoch 2014
aus der Politik zurück.
»Do it yourself!«: Brauchen wir das Motto des Punk als
Leitspruch für eine neue Politik, in der »Amateure« (wie
Jón Gnarr sich immer bezeichnet) Verantwortung übernehmen? Menschen, die sich nicht mehr mit der Kritik an
verkrusteten Strukturen begnügen, sondern mit bürgerschaftlichem Engagement im Kleinen beginnen?
In Reykjavik trat 2008 jemand auf den Plan, den niemand
auf der politischen Bühne erwartet hatte. Resigniert vom
Versagen der Arrivierten gründete der Punk, Anarchist
und Comedian Jón Gnarr eine neue Partei mit einem so
satirischen wie schlagend einleuchtenden Namen, der
schon Programm genug war: »Die Beste Partei« sollte
es sein. Was sonst? Denn wer anders konnte schon mit
dem Wahlversprechen aufwarten, nicht nur freien Eintritt
in öffentliche Badeanstalten zu bieten sondern auch kos-
Beispiele gibt es viele und es scheint lohnend, auf diesen Ansätzen aufzubauen: durch die Aufbrüche der Indignados in Spanien oder Occupy könnten Plätze in Städten
plötzlich wieder zum Ort des öffentlichen Diskurses werden, per Crowdfunding werden neu entstandene Parteien
finanziert, die aus basisdemokratischen Protestgruppen
hervorgehen und die äußerst vielfältige Szene der Initiativen, die über die sozialen Netzwerke verbreitet werden,
entfaltet zwischenzeitlich einige Schlagkraft.
In der gegenwärtigen Krise wirkt es zudem beinahe zwingend,
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Produktionen
über Reformperspektiven der institutionellen Architektur
Europas nachzudenken. Der Autor Robert Menasse hat
mit seinem »Europäischen Landboten« begonnen, sich
der Szene in Brüssel und Straßburg anzunähern. Was ursprünglich als Recherche für einen Roman begann, motivierte ihn dazu, sein eigenes Konzept für unseren Kontinent zu entwickeln: eine Europäische Republik. Liegt
der Schlüssel zur Lösung der gegenwärtigen Probleme
in der Überwindung von nationalen Interessen? Müssen
wir zu einem post-nationalen Gemeinwesen werden?
Tomas Schweigen, geboren 1977 in Wien, studierte Schauspiel in Wien und Regie an der Zürcher Hochschule der
Künste (ZHdK). Seither arbeitet er sowohl in der freien
Szene mit seiner Compagnie »Far A Day Cage« als auch
am Schauspielhaus Wien, Schauspiel Frankfurt, Theaterhaus Jena, an den Münchner Kammerspielen, dem Schauspiel Hannover, Staatstheater Karlsruhe und am Theater
Basel, dessen Schauspielsparte er von 2012-15 gemeinsam mit Martin Wigger leitete.
»Punk & Politik« eröffnet seine Intendanz am Schauspielhaus. Ein Abend, in dem sich alle neuen Ensemblemitglieder dem Wiener Publikum vorstellen und lustvoll über die
Rolle des Theaters in Zeiten des Umbruchs nachdenken.
Ein Abend über Künstler, die den abseitigen Weg in die
Politik probieren und mit frischen Ideen und unorthodoxer Arbeitsweise den Betrieb aufmischen.
Sophia Löffler
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von Chris Thorpe
Deutsch von Katharina Schmidt
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Marco Štorman
Bühne Anna Rudolph
Kostüme Anne Buffetrille
Musik Thomas Seher
Dramaturgie Tobias Schuster
Premiere am 6. November 2015
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Produktionen
Schicksalssekunden: Vier Menschen vor existentiellen Entscheidungssituationen. Vier Menschen, die mehr als das
eigene Leben in der Hand haben. Vier Menschen, aus deren individuellen Wegweisungen sich vielleicht später einmal zusammensetzt, was man Weltgeschichte nennt. Was
wäre, wenn sich in solchen Momenten die Zeit anhalten
ließe? Chris Thorpe mikroskopiert die Entscheidungen
seiner Figuren und erzählt elektrisierend über Politik und
Privatheit, über die Kosten der Macht, über die Brutalität, dass dem Menschen erfahrungsgemäß noch immer
das eigene Leben wichtiger ist als das anderer. Über die
tödliche Kraft von Ideologie und Verblendung.
Gleichzeitig muss sich ein Mann in einem Verhör für seine
Taten rechtfertigen. Er, der doch nur ein friedliches Europa
für seine Kinder wollte. Doch dafür hatte die nächste Generation einen hohen Preis zu zahlen.
Eine Politikerin auf dem Balkon ihrer Residenz, unter ihr
tausende Demonstranten. Vor Jahren war sie als siegreiche Oppositionelle in den Palast der ehemaligen Herrscher eingezogen, um die Welt zu verbessern, humaner
zu machen. Doch nun richtet sich die Wut der Menschen
gegen die Bürgerrechtlerin, die zur Diktatorin wurde.
Während sich Panzer und Bevölkerung gegenüberstehen, muss sie handeln…
Ein Mann, bepackt mit Einkaufstüten, inmitten einer Demonstration. Was, wenn jemand aus der Masse heraustreten und der Staatsgewalt die Stirn bieten würde, einer
allein gegen die Panzer? Was, wenn jemand an diesem
Sommertag zu einem Helden werden würde?
Eine Frau im Ausnahmezustand: Alles hat sie hinter sich
gelassen und sitzt nun im Flugzeug auf dem Weg in
ein neues Leben. Während sie mit ihrem Schritt hadert,
kommt alles anders: bei der Landung verunglückt die Maschine. Sie hat Glück und überlebt – doch plötzlich steht
sie wieder vor einer einschneidenden Entscheidung. Was
ist wichtiger: ihr eigenes Leben oder das eines mitreisenden Kindes zu retten?
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Spannend und kunstvoll verwebt Chris Thorpe vier faszinierende Geschichten zu einem rätselhaften Panorama.
Gibt es eine Verbindung zwischen den Episoden? Ihm gelingt ein brillantes Kaleidoskop von Menschen, die vor
Entscheidungen stehen, deren Tragweite sie nicht überblicken können. Wie kaum ein Autor der Gegenwart fasst er
das Unbehagen an einer Zeit, in der die Weltlage explosiv
und unübersichtlich wie selten scheint, in einem atmosphärisch dichten Theatertext. Mit der deutschsprachigen Erstaufführung von »Möglicherweise gab es einen
Zwischenfall«, die gleichzeitig am Schauspielhaus Wien
in der Regie von Marco Štorman und am Staatstheater
Saarbrücken stattfindet, gelangt erstmals ein Werk von
Chris Thorpe auf eine deutschsprachige Theaterbühne.
Marco Štorman, geboren 1980 in Slowenien, aufgewachsen
in Graz und Hamburg, studierte Regie an der Otto-Falckenberg Schule in München und assistierte danach Regisseuren wie Christoph Schlingensief, Jossi Wieler und
Stephan Kimmig in Hannover und Berlin. Seit 2009 ist er
freier Regisseur und wurde 2013 für seine Inszenierung
von Elfriede Jelineks »Winterreise« am Stadttheater Klagenfurt zum Festival radikal jung in München eingeladen, dem renommiertesten Festival für junge Regie im
deutschsprachigen Raum. Seitdem inszenierte er u. a. am
Hamburger Thalia Theater, Staatstheater Kassel, Theater
Luzern, Staatsoper Stuttgart, Theater Lübeck, Staatstheater Hannover, Theater Bremen und im Rahmen der Münchener Biennale für neues Musiktheater.
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Produktionen
Chris Thorpe, geboren 1969 in Manchester, ist Autor, Performer und Musiker, der laut seinem Autoren-Kollegen Simon Stephens wie ein »beängstigend intelligenter Noel
Gallagher« klingt. Wesentlich geprägt wurde er vom sogenannten »Devised Theatre«, das Dramatik eher als etwas versteht, das in kollektiver Autorschaft für ein spezifisches Ensemble entsteht. Er ist Kopf der Compagnie
»Unlimited Theatre«, deren Arbeiten international touren
und in den wichtigen Aufführungsstätten der Freien Szene
in Großbritannien gastieren. Auftragsstücke verfasste er
für das »Unicorn Theatre« in London und das »Royal Exchange« in Manchester. In seinem jüngsten Stück »Confirmation« untersucht Thorpe hochspannend, wie schmal
der Grad zwischen Common Sense der politischen Debatte und dem rassistischen Fanatismus eines Extremisten wie Anders Breivik ist. Die hochbrisante Solo-Performance, mit der Chris Thorpe seit 2014 weltweit auf Tour
ist, wird ebenfalls am Schauspielhaus Wien zu erleben
sein. Der Text wurde kürzlich mit Corinna Harfouch als
Hörspiel für den deutschen Südwestrundfunk produziert.
2014 wählte der weltweit renommierte Dramatiker Simon
Stephens Chris Thorpe als richtungsweisenden Theaterkünstler aus, der im Rahmen des Stückemarkts des Berliner Theatertreffens auch der deutschsprachigen Szene
vorgestellt werden müsse, denn, so Simon Stephens:
»seine Stücke haben den Anstrich des Vertrauten, während darunter ständig präsent der mögliche Alptraum
liegt. Er schreibt von Gewalt und Einsamkeit, von Verzweiflung und Liebe und Schrecken, und er schreibt inspirierend zart und wahrhaftig. Die Synthese formalen
Wagemuts, theatraler Erfindungsgabe, präzisen und rastlosen Denkens sowie großmütiger, glühender Ehrlichkeit
ist außerordentlich.«
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Simon Bauer
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nach Arthur Schnitzler
In einer neuen Version mit Texten von Bernhard Studlar
URAUFFÜHRUNG
Regie Lucia Bihler
Bühne & Kostüme Josa David Marx
Musik & Dramaturgie Jacob Suske
Premiere am 14. Jänner 2016
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Produktionen
Ein exklusiver Spaß für die Oberschicht: Ein Pariser Nachtklub am Vorabend der Revolution. Aufrührerische Reden
werden auf der Straße geschwungen, das Klima ist explosiv.
Für die herrschende Klasse, die keineswegs auf ihr standesgemäßes Amüsement verzichten möchte, hat man
einen ganz speziellen Nervenkitzel erfunden: Wirt Prospére betreibt ein Etablissement, in dem sich die Adligen
im geschützten Rahmen gefahrlos mit einer Prise der ansonsten verdrängten, bedrohlichen Wirklichkeit der Außenwelt konfrontieren können. Eine Schauspieltruppe hält,
von den Adligen bezahlt, revolutionäre Reden und jeden
Abend geschieht zudem ein eigens für die zahlungskräftigen Zuschauer inszeniertes Verbrechen. Eines Tages jedoch beginnen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Spiel zu verwischen und Schauspieler wie
Zuschauer verlieren den Überblick. Plötzlich scheinen
nicht mehr alle Darsteller Herr der Lage zu sein und während draußen die Verhältnisse explodieren, kollabieren
auch im vermeintlich sicheren »Grünen Kakadu« alle Gewissheiten bis Blut fließt.
gen innerhalb Europas selbst reagieren soll, stellt sich
in diesen Tagen vielleicht drängender denn je. Wer sind
also heute diejenigen, die sich von der Außenwelt abkapseln? Um in Schnitzlers Bild zu bleiben: Wer sind die Adligen, wer die Schauspieler? Wie kann Systemkritik in einer Gesellschaft aussehen, die keine wirkliche Alternative
zu den bestehenden Verhältnissen mehr kennt?
Schnitzlers Einakter von 1899 wurde schon zur Entstehungszeit als Parabel auf die Wirklichkeitsvergessenheit
einer dekadenten Wiener Oberschicht gelesen, die wie in
einem hermetischen Kokon lebend in Freude an Kunst
und Luxus schwelgte, während sich politische Umbrüche und mithin die Katastrophe des Ersten Weltkriegs
bereits anzudeuten begannen. Dementsprechend nahm
die Zensur großen Anstoß an seinem – bis heute selten
gespielten – Stück, das Schnitzler in seinen Tagebüchern
Jahre später als eines seiner Meisterwerke bezeichnete.
Regisseurin Lucia Bihler gilt wegen ihrer formstrengen,
bildgewaltigen Arbeiten als eines der größten Talente am
Regie-Institut der Berliner Hochschule für Schauspielkunst
»Ernst Busch«, aus dem in den letzten Jahren viele Regisseur*innen hervorgingen, die das deutschsprachige
Theater maßgeblich prägen.
Sie wird Schnitzlers »Grünen Kakadu« gemeinsam mit
dem Wiener Dramatiker Bernhard Studlar in einer neuen
Bearbeitung auf die Bühne bringen, die dem Stoff eigene
zeitgenössische Texte gegenüberstellt und Fragen nach
der Veränderbarkeit unserer Welt, nach dem Widerstreit
von Realität und Fiktion, nach Eskapismus und Aufbegehren aufwirft.
Die Frage, wie das Theater auf die verheerenden Verhältnisse an den Grenzen und die zunehmenden Verwerfun-
Lucia Bihler, geboren 1988 in München, studiert seit 2010
Regie in Berlin, seit 2014 auch Choreographie. 2011 gründete sie die freie Kompanie »gold&hiebe«, mit der sie bislang fünf Inszenierungen erarbeitet hat. Als Grundlage
dienten Stoffe von Kafka, Kleist, Fleißer und Heiner Müller. Zuletzt hatte »†I†U$« nach Titus Andronicus von Shakespeare am Ballhaus Ost in Berlin Premiere. Bisher realisierte sie Projekte am bat-Studiotheater Berlin, am Maxim
Gorki Theater Berlin, am Deutschen Theater Göttingen,
am Residenztheater München und bei der Architektur
Biennale in Venedig.
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Produktionen
Bernhard Studlar, geboren 1972 in Wien, begann seine
Laufbahn gemeinsam mit Andreas Sauter als Autorenkollektiv. Für das Stück »A. ist eine andere« wurden sie
mit dem Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker ausgezeichnet. Mit dem Stück »Transdanubia Dreaming« gewann Bernhard Studlar den Hauptpreis des Heidelberger
Stückemarkts. Seine Werke wurden u. a. am Burgtheater, dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, dem
Schauspielhaus Graz und dem Schauspiel Leipzig uraufgeführt, wo sein jüngstes Werk »Die Ermüdeten« die
aktuelle Spielzeit eröffnete. Seit 2005 ist er gemeinsam
mit Hans Escher künstlerischer Leiter des interkulturellen Autorenprojekts »Wiener Wortstaetten«.
Vassilissa Reznikoff
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nach dem Roman von Christian Kracht
Bühnenfassung von Jan-Christoph Gockel &Tobias Schuster
ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Jan-Christoph Gockel
Bühne & Kostüme Julia Kurzweg
Musik Jacob Suske
Dramaturgie Tobias Schuster
Premiere am 25. Februar 2016
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Produktionen
Das letzte Jahrhundert war das Jahrhundert der Träumer. Zu Beginn war es eine Zeit, die geprägt war durch
Aufbrüche und Irrwege, Avantgarden in Kunst und Architektur und nicht zuletzt die vielfältige, bunte Szene
derer, die in der heute als »Lebensreform« bekannten
Bewegung zum erfüllten Leben finden wollten. Es war
das Jahrhundert der Utopisten und Korrumpierten, der
Visionäre und Fanatiker, der Kommunarden und Asketen,
der Aufklärer und Faschisten.
ren Wilhelminismus der heimatlichen Gefilde. Schnell
erfreuen sie sich in ganz Europa großen Interesses und
zahlreiche Besucher wollen sich dem Orden anschließen.
Doch so schnell die Gemeinschaft wächst, so schnell verschärfen sich auch die Konflikte.
Scharfsinnig und humorvoll wie kaum ein anderer Autor
hat der Schweizer Romancier Christian Kracht diese Träumer unter die Lupe genommen. Für »Imperium« wählt er
den historischen August Engelhardt als Protagonisten: Einen Lebensreformer aus Nürnberg, einen messianischen
Vegetarier, der wie ein anderer berühmter Vegetarier des
20. Jahrhunderts ein grundsätzliches neues, vermeintlich
utopisches Zusammenleben unter den Menschen zu stiften versuchte – mit blutigem Ausgang.
»Imperium« ist eine gleichermaßen komische wie bittere
Geschichte über die Erfahrung, dass im menschlichen Naturell Idealismus und Irrsinn nicht weit voneinander entfernt zu liegen scheinen und darüber, dass aufklärerische
Visionen von Menschen immer wieder in brutale Barbarei umschlagen. Daraus entspinnt Kracht in seinem Roman mit dem ihm eigenen bissigen Humor und außerordentlich kunstvoller Sprache eine schrille, politische
Komödie über religiösen Wahn und die rassistische Weltsicht einer Gruppe dekadenter Kolonialisten. Die Kokovoren werden gleichzeitig zur Chiffre für den Fetisch eines globalen Welthandels, der seine Produkte zu Ikonen
erhebt, zu Götzen, denen es zu huldigen gilt. Kracht erzählt aber auch über das Scheitern eines utopischen Weltentwurfs und das in einer Gegenwart, die neue Utopien
gut gebrauchen könnte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte sich August Engelhardt auf, um eine Kokosplantage auf der Pazifikinsel Kabakon zu betreiben, in jener Küstenregion vor
dem damaligen Deutsch-Neuguinea, die skurrilerweise
bis heute Bismarcksee genannt wird. Doch die triste
Landwirtschaft braucht ein quasi-religiöses Heilsversprechen! Das Produkt muss zum Heiligtum werden! Nackter Kokovorismus ist Gottes Wille! Und so entschließt
er sich bald nach der Ankunft, einen Orden der Kokovoren zu gründen, dessen Mitglieder sich durch den
ausschließlichen Verzehr von Kokosnüssen spirituelle
Erfüllung erhoffen. Gleichzeitig versprechen der Nudismus und das ausgiebige Sonnenbad den Kokovoren und
ihren geschundenen Körpern Befreiung vom autoritä-
Jan-Christoph Gockel, geboren 1982 in Gießen, studierte
Regie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst
»Ernst Busch« und inszenierte im Anschluss an der Berliner Schaubühne. Regelmäßig verwirklichte er Uraufführungen in Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Autoren,
u.a. auch Jörg Albrechts »Harry Lime lebt!« am Schauspielhaus Wien (2010). Im selben Jahr wurde seine Wiener Performance »Psychatrie!« für den Nestroy nominiert.
Eine kontinuierliche Zusammenarbeit verbindet ihn mit
dem Schauspieler und Puppenbauer Michael Pietsch, mit
dem er seit 2009 immer wieder Projekte mit Marionetten
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Produktionen
realisiert. In den letzten Jahren inszenierte er u.a. am
Staatstheater Karlsruhe, Theater Bonn und regelmäßig
am Staatstheater Mainz, dessen Leitungsteam er seit 2014
als Hausregisseur angehört. Zuletzt beschäftigte er sich in
mehreren Arbeiten mit den Nachwirkungen des Kolonialismus: etwa bei seiner Bearbeitung von Conrads »Herz der
Finsternis« am Theater Bonn (2014) oder in den dokumentarischen Projekten »Kongo Müller« (2014) und »Coltan
Fieber« (2015), die er im Kongo und Burkina Faso entwickelte. In dieser Spielzeit inszenierte er zur Eröffnung
der neuen Intendanz am Schauspielhaus Graz mit großem Erfolg Tankred Dorsts »Merlin«. »Imperium« ist
seine zweite Beschäftigung mit einem Werk von Christian
Kracht: 2012 brachte er am Theater Bern »Ich werde hier
sein im Sonnenschein und im Schatten« auf die Bühne.
Christian Kracht, 1966 in der Schweiz geboren, wurde
Mitte der 90er-Jahre bekannt mit seinem Debüt »Faserland«, einem Portrait einer orientierungslosen Jugendkultur. Später veröffentlichte er seine Romane »1979«
(2001), in dem er den Vorabend der Revolution in Teheran beleuchtet, sowie die Dystopie »Ich werde hier sein
im Sonnenschein und im Schatten« (2008). 2012 erschien dann mit dem gleichermaßen gefeierten wie angefeindeten Roman »Imperium« Christian Krachts jüngstes Werk, das wegen seines drastischen Humors an der
Grenze der politischen Korrektheit wahrscheinlich sein
umstrittenstes ist.
Steffen Link
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ein Projekt von Thomas Köck & Tomas Schweigen
URAUFFÜHRUNG
Text Thomas Köck
Regie Tomas Schweigen
Bühne Stephan Weber
Kostüme Anne Buffetrille
Musik Jacob Suske
Dramaturgie & Produktionsleitung Anna Laner
Premiere am 1. April 2016
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Produktionen
Die Wiener Unterwelt begann schon Ende des 19. Jahrhunderts eine Weltkarriere. Schon immer fast mythisch
aufgeladen, wurde das ausgeklügelte Kanalsystem schnell
zum Rückzugsraum derer, die nicht mit dem Tempo der Industriegesellschaft mithalten konnten. Die Ausgeschlossenen zogen sich in den Untergrund zurück und wühlten
dort in Abfällen und Abwässern: Der Strotter war geboren!
sie nicht als Konkurrenz um Arbeitsplätze und Wohnraum
zu begreifen, könnte einigen sozialen Sprengstoff bergen.
In Krisenzeiten musste alles von Nutzen sein, Rückstände
von Fett im Abwasser wurden zu Seife verarbeitet und
von Zeit zu Zeit verirrten sich Wertgegenstände, Münzen
oder Schmuck in den unterirdischen Wasserstrom und
ließen sich ebenfalls zu Geld machen. Der Strotter sammelte alles, was ihm in die Finger kam und versuchte es
nutzbar zu machen, um den Anschluss nicht gänzlich zu
verlieren an eine Gesellschaft, die nicht daran interessiert war, durch sozialen Aufstieg ihre geordnete Klassenstruktur zu gefährden.
Mehr als ein Jahrhundert später ist der Alt-Wiener-Begriff
»Strotter« nicht mehr überall geläufig und doch gibt es
sie noch, die modernen Erniedrigten und Beleidigten, die
am Rand der Gesellschaft leben. Weithin ist das Klima
von der Angst vor sozialem Abstieg geprägt. In der aktuellen Flüchtlingskrise stellt sich immer schärfer die Frage,
inwieweit ein Gemeinwesen langfristig bereit sein wird,
Hilfsbedürftige aufzunehmen.
Obwohl eine Vielzahl von Menschen mit großem Engagement versucht, die Situation der Geflohenen zu verbessern,
dürfte uns die Flüchtlingskrise als größte gesellschaftliche Herausforderung seit vielen Jahren wohl noch eine
Weile begleiten. Die anstehende Aufgabe, Asylwerber als
Bürger zu integrieren, die langfristig im Land bleiben und
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Gleichzeitig stellen Klimawandel und Naturkatastrophen
unsere Art zu leben immer nachdrücklicher in Frage. Über
40 Jahre, nachdem der »Club of Rome« sein alarmierendes Zukunftsbild gezeichnet hat, ist eine wirksame Reduktion des CO2-Ausstoßes bestenfalls Zukunftsmusik,
denn die westlichen Gesellschaften setzen immer noch
weitgehend ungebrochen auf das Konzept wirtschaftlichen Wachstums. Wird das Leben unter der Erde ein Konzept der Zukunft und der moderne Strotter ein Mensch
des 21. Jahrhunderts?
Thomas Köck, geboren 1986 in Steyr, studierte Philosophie und Literatur in Wien und Berlin sowie seit 2012 Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste.
Er gilt zurzeit als einer der vielversprechendsten jungen
Autoren Österreichs und war mit seinem jüngsten Stück
»paradies fluten (verirrte sinfonie)«, in dem er sich mit
den Auswirkungen der Erderwärmung beschäftigt, zum
renommierten Heidelberger Stückemarkt 2015 eingeladen.
Für sein erstes Stück »jenseits von fukuyama«, in dem
er mit ungeheurem Sprachwitz das Ende des Endes der
Geschichte ausruft, wurde er 2013 mit dem ersten Osnabrücker Dramatikerpreis ausgezeichnet. Kurz darauf ließ
er in seinem zweiten Werk »Isabelle H.« eine Geflüchtete
und einen traumatisierten Afghanistansoldaten aufeinander treffen. Das Stück wurde mit dem Else-Lasker-Schüler-Preis ausgezeichnet und am Pfalztheater Kaiserslautern uraufgeführt. Im Frühjahr 2016 wird es am Wiener
Volkstheater zu sehen sein. In der aktuellen Spielzeit ist
Thomas Köck Hausautor am Nationaltheater Mannheim.
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Produktionen
Für die Stückentwicklung »Strotter« arbeitet er erstmals
mit dem Schauspielhaus Wien zusammen und wird gemeinsam mit Tomas Schweigen einen Abend entwickeln,
der in einer abgründig-versponnenen Science-Fiction-Vision einen Blick in eine mögliche Zukunft Wiens wirft und
seinen Zuschauern gänzlich neue Perspektiven ermöglicht.
Das Ensemble verlässt seine angestammte Bühne in
der Porzellangasse und bespielt den öffentlichen Raum,
die übliche Relation von Bühne und Zuschauerraum zerbricht und mit ihr vermeintliche Gewissheiten: Was ist
echt? Was gespielt? Wer sind Darsteller und wer Passanten? Was ist Inszenierung, was Zufall?
Sebastian Schindegger
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von Thomas Bo Nilsson
URAUFFÜHRUNG
Künstlerische Leitung Thomas Bo Nilsson
Regie Thomas Bo Nilsson, Jens Lassak, Julian Wolf Eicke
Bühne & Kostüme Thomas Bo Nilsson, Julian Wolf Eicke
Premiere am 14. April 2016
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»Sprache ist eine Waffe«: Tucholskys Lebensweisheit
könnte als Satz der Stunde taugen oder auf den Startseiten von Webbrowsern und Smartphones ein Motto
unserer schönen neuen Kommunikation abgeben, in diesen Zeiten, in denen Internet und Soziale Medien sich zu
einer Arena entwickeln, in der Worte wie Waffen eingesetzt werden. Die Anonymität von Online-Pseudonymen
verspricht den Schutz einer Maske, hinter der man sicher versteckt in den Meinungskampf ziehen kann. Wo
sich das Leben zunehmend in die Sphäre des Virtuellen verlagert, wird das Netz zum Schauplatz einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung, die in der Realität
kaum noch stattfindet.
fährliche Schattenseite des Pluralismus: Befreit von jeder regulierenden Konvention blühen im Netz Ressentiments gegen Flüchtlinge, Migrant*innen, Minderheiten.
So verdienstvoll »Refugees welcome«-Banner auf Millionen von Facebook-Seiten sein mögen – der virtuelle Raum
hat sich zu einer schwer kontrollierbaren neuen Front im
Kampf gegen Hass und Rassismus entwickelt, zu einem
Grenzland, in dem man sich von der verunglimpften »Political Correctness« in Sprache und Gedanken längst verabschiedet hat und dies als Befreiung empfindet.
Internetforen, Webblogs, Kommentarspalten und Facebook-Seiten: sie alle bieten die Gelegenheit, Gedanken
jeglicher Coleur in aller Schärfe kundzutun, ohne öffentlich dazu stehen zu müssen: Der »Shitstorm« ist die kulturelle Innovation der letzten Jahre. Ursprünglich aus
dem amerikanischen Militärslang stammend, hat sich
der Begriff im Deutschen schnell eingebürgert für diese
virtuellen Aufwallungen des Volkszorns. Sogar eine neue
Disziplin in der Meteorologie hat sich gegründet und klassifiziert die Online-Umwelterscheinung in Analogie zu realen Meeresstürmen.
Vielfach ist die Wut der Kommentatoren von der Annahme gekennzeichnet, dass man bestimmte »Wahrheiten« nicht mehr öffentlich aussprechen dürfe, dass im Gegenteil die schützende Anonymität des Internets sogar
unerlässlich sei, um endlich alles das äußern zu können,
»was man doch wohl noch wird sagen dürfen«. Gleich
zum Anglizismus des Jahres 2011 gewählt, beschreibt der
Shitstorm somit ein wesentliches Phänomomen des ins
virtuelle verlagerten öffentlichen Diskurses und eine ge-
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Wo Menschen leben, beobachten sie einander. Wahrscheinlich war das schon immer so und nicht erst im 21.
Jahrhundert eine Konstante des Zusammenlebens. Gleichermaßen gibt es den urbürgerlichen Hang zu Systemen
sozialer Kontrolle vermutlich so lange wie es Menschen
gibt. Die wechselseitige Überwachung obliegt heute allerdings nicht mehr übergriffigen Nachbarn, sondern wird
von einer Vielzahl von Menschen selbst mit Freude freiwillig über das Internet veranlasst. Die gesellschaftlichen
Folgen dieses digitalen Exhibitionismus sind gegenwärtig nicht abzuschätzen.
Was passiert eigentlich, wenn sich die virtuelle Aggression der vermeintlich unerhörten Empörten nicht mehr
in Egoshootern auf dem PC oder in den Kommentarspalten der Blogs und Onlinemagazine bahnbricht, sondern
plötzlich auf der Straße? Was brodelt eigentlich jenseits
der Häuserfassaden, hinter den Stirnen der Leute, unter den Masken?
Der schwedische Theatermacher Thomas Bo Nilsson bespielt mit »Cellar Door« das gesamte Gebäude des Schauspielhauses und kreiert im Theaterraum sowie weiten Be-
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Schauspielhaus Wien 15/16
Produktionen
reichen hinter den Kulissen einen Bühnenkosmos, der
seinen Besuchern über verschiedene Perspektiven einen
faszinierenden Blick auf Fragmente einer konstruierten
Realität erlaubt. Seit 2013 arbeitet Nilsson zusammen
mit Julian Wolf Eicke und Jens Lassak. 2014 erweckte ihre
erste Arbeit »MEAT« an der Berliner Schaubühne große
Aufmerksamkeit mit einem Format an der Schnittstelle
von Theater, Bildender Kunst und Performance. Kern seiner Arbeit ist es, Architektur unter Einbezug von Theatermitteln sinnlich erfahrbar zu machen.
Thomas Bo Nilssons Theaterlaufbahn im deutschsprachigen Raum begann mit der Produktion »Die Erscheinung
der Martha Rubin« am Schauspiel Köln, die er mit dem
dänischen Performance-Kollektiv SIGNA erarbeitete und
die 2008 zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde.
In der Folge wurde er für seine Raumkonzepte u. a. an
der Berliner Volksbühne und bei den Salzburger Festspielen mehrfach von Theater heute als »Bühnenbildner des
Jahres« nominiert. Im Rahmen von »Cellar Door« werden der spanische Transmedia-Produzent Ricard Gras und
der amerikanische Filmregisseur Matt Lambert die Produktion unterstützen.
Vera von Gunten
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von Falk Richter & Nir de Volff
URAUFFÜHRUNG
Text & Regie Falk Richter
Choreographie Nir de Volff / TOTAL BRUTAL
Ausstattung Falk Richter, Nir de Volff
Dramaturgie Tobias Schuster
Eine Produktion des Schauspielhauses Wien in Koproduktion mit den Wiener Festwochen und weiteren Partnern.
Premiere im Mai 2016
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Schauspielhaus Wien 15/16
Produktionen
Wie prägen Religion und Kirche unsere Art zu leben? Inwieweit haben wir uns in unseren Vorstellungen von Gesellschaft, Familie und Beziehungen von den seitens des
Vatikans über Jahrhunderte tradierten Werten emanzipiert? Wollen wir das überhaupt? Wie könnte 2015 eine
Familie aussehen? Wie können Begriffe wie Herkunft, Heimat oder Zuhause in einer globalisierten Welt neu belebt
werden? Welche Beziehungen machen uns aus? Wie soll
ein Mann, eine Frau heute sein?
Text und Tanz treffen sich. Welche Geschichten sind eingeschrieben in die individuellen Körper der Darsteller: Was
erzählt der Körper vom gelebten Leben? Wie hat sich ein
männlicher, wie hat sich ein weiblicher Körper im öffentlichen und privaten Raum zu bewegen?
Im Rahmen von »Cittá del Vaticano« beginnt eine Gruppe
aus Ensemblemitgliedern des Schauspielhauses und jungen
Performer*innen, die Autor und Regisseur Falk Richter
und Choreograph Nir de Volff bei zwei intensiven Workshopphasen im Rahmen der Biennale di Venezia kennenlernten, eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen
von Zugehörigkeit, Identität und kulturellem Erbe.
Das Ensemble repräsentiert eine junge Generation Europas, die ihre eigene Verwurzelung in einer vom Christentum geprägten Tradition hinterfragt. Dabei erzählen sie
ganz persönlich von sich, ihrem Leben, ihren Geschichten, berichten von ihren Erfahrungen: Wie sah die Ehe
meiner Eltern aus, welche Vorstellung von Beziehung
haben meine Eltern mir vermittelt, welche Beziehungen
lebe ich heute selbst. Wie spielen meine unterschiedlichen kulturellen Hintergründe hinein in mein tägliches
Leben, was bedeutet Religion für mich, was Europa, ist
es eine identitätstiftende Größe, wie definiere ich eigentlich mein Zuhause? Was für ein Mann, was für eine Frau
bin ich und in wie weit kollidiert meine Art Frau, meine
Art Mann zu sein mit den gängigen Vorstellungen, die in
unserer Gesellschaft kursieren und nach wie vor maßgeblich von der Kirche beeinflusst sind.
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Der Choregraph Nir de Volff nimmt die individuelle Körperlichkeit der Darsteller zum Ausgangspunkt für sehr
persönliche Bewegungschoreographien, durch die uns
jeder der Menschen auf der Bühne nahe rückt und seine
ganz persönliche Geschichte, sein ganz persönliches
Drama erfahrbar wird.
Falk Richter gilt als einer der wichtigsten Autoren und
Regisseure seiner Generation. Langjährige Arbeitsbeziehungen als Autor und Regisseur verbanden ihn mit dem
Schauspielhaus Zürich, der Schaubühne Berlin, dem Düsseldorfer Schauspielhaus und jüngst dem Maxim Gorki
Theater Berlin, wo seine Stücke zumeist in seiner Regie
zur Uraufführung kommen. Sie kreisen einerseits um die
Auswirkungen einer neoliberalen Ökonomie auf die Lebensweise unserer westlichen Gesellschaften und verfolgen dieses Spannungsfeld bis in die intimsten Verästelungen unserer (Liebes-)beziehungen. In seinen jüngsten
Werken stand die Beschäftigung mit persönlicher und nationaler Identität sowie sozialer Diversität im Zentrum.
Regelmäßig sucht er in gemeinsamen Arbeiten mit Choreograph*innen wie Anouk van Dijk und Nir de Volff nach
einer Verbindung von Schauspiel, Tanz und Musik. Seit
2013 arbeitet er gemeinsam mit Nir de Volff. Der israelische Choreograph war über Jahre Teil von Constanza
Macras’ Gruppe »Dorky Park« und gründete 2007 seine
eigene Compagnie »TOTAL BRUTAL«, mit deren Produk-
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Schauspielhaus Wien 15/16
Produktionen
tionen er seither weltweit tourt. Im Team mit Falk Richter arbeitete er bei den Produktionen »Never Forever« an
der Berliner Schaubühne (2013) und »Small Town Boy«
am Maxim Gorki Theater (2014).
Das Arbeiten an der Grenze von Genres und die Untersuchung von Wechselbeziehungen zwischen den künstlerischen Disziplinen zeichnet die gemeinsame Arbeit von
Falk Richter und Nir de Volff ebenso aus, wie die intensive Beschäftigung mit den Biographien ihrer Darsteller,
die gleichermaßen Eingang in die Produktionen finden
wie gedankliche Impulse aus Soziologie und Philosophie.
Für »Città del Vaticano« kreieren sie eine experimentelle
Arbeitsweise, die auf Improvisationen aufbaut und stetig
»Work in Progress« bleibt. Sie fokussiert auf die Persönlichkeiten, Geschichten und Sehnsüchte der Darsteller
und ihr Nachdenken über Religion, Kultur und Identität.
Jesse Inman
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Schauspielhaus Wien 15/16
Produktionen
Black Out in Malta: Ein Mann findet sich ohne Erinnerung
in einem Hotelzimmer wieder, die einzigen Anhaltspunkte
zu seiner Identität: ein Smoking, eine Schachtel mit Puppen und ein Laptop. Über die Verlaufsgeschichte seines
Browsers versucht Mario Monti seine Geschichte wiederzufinden, dabei muss er schnell feststellen, dass er
nichts mit seinem Namensvetter, dem ehemaligen italienischen Ministerpräsident gemein hat, sondern Professor der Linguistik ist, der vor Plagiaten nicht zurückschreckt und durch die Antwort auf eine Spam-Mail zu 5
Mio. Dollar auf seinem PayPal-Konto gekommen ist. Leider
ist aber auch eine mafiöse malaiische Bande an dem
Geld interessiert…
In 31 Szenen, deren Reihenfolge das Los bestimmen kann,
beschreibt Spregelburd mit aberwitziger Komik den
Versuch zwischen Google-Translator, Spam-Mails, Skype-Chats, Fernsehdokumentationen und fluchenden Puppen ein Leben, eine Biographie zu rekonstruieren.
von Rafael Spregelburd
Deutsch von Klaus Laabs
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
Regie Kathrin Herm
Bühne & Kostüme N.N.
Dramaturgie Anna Laner
Premiere am 7. Jänner 2016 im Nachbarhaus
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Rafael Spregelburd, 1970 in Buenos Aires geboren, ist
einer der wichtigsten südamerikanischen Autoren und
Theatermacher der Gegenwart. In der Uraufführung von
»Spam« stand er selbst auf der Bühne. Im deutschsprachigen Raum waren seine Stücke u. a. am Schauspielhaus Hamburg, an der Schaubühne Berlin, am Theater
Basel und an den Münchner Kammerspielen zu sehen.
Kathrin Herm, 1986 in Berlin geboren, studierte zunächst
sowohl Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien
als auch Politikwissenschaft in Berlin. Danach begann sie
ihr Regiestudium am Mozarteum in Salzburg, währenddessen entstanden u. a. die Inszenierungen »Miss Sara
Sampson«,»Anatomie Europa«, »Wir sind Salzbürger«,
»Eiszeit« und zuletzt »Grillenparz« von Thomas Arzt.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Gastspiele
Wie weit geht Ihre Toleranz? Wie weltoffen sind Sie tatsächlich? Können Sie sich in politischen Diskussionen in
die Argumentationsweise Ihres Gegenübers hinein denken, um sie zu widerlegen? Oder sind Sie auch bereit,
sich von berechtigten Argumenten überzeugen zu lassen?
von Chris Thorpe
Entwickelt in Zusammenarbeit mit Rachel Chavkin
URAUFFÜHRUNG
Regie Rachel Chavkin
Mit Chris Thorpe
In englischer Sprache.
Gastspiel am 15. November 2015 im Schauspielhaus
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Chris Thorpe wagt in seinem neuen Stück, einem Monolog, in dem er selbst auf der Bühne steht, ein gleichermaßen heikles wie aufregendes Experiment. Er begab sich
in der Vorbereitung auf vermintes Terrain und führte Gespräche mit einem bekennend rassistischen Rechtsextremen und Holocaust-Leugner. Gibt es ein gemeinsames Fundament, von dem aus die Theoriegebäude von
Antisemiten in die radikale Rechte abdriften? Wie groß
könnte dieses Fundament sein? Ist es vielleicht größer
als es mancher wahrhaben möchte?
Thorpe entwickelt einen hochspannenden Abend, in dem
er mit großer Präzision die gefährliche Argumentation
rechter Rattenfänger oder sogar von Gewalttätern wie
Anders Breivik nachzeichnet. Damit führt er seine Zuhörer
in eine verstörende Situation, in der sich unangenehme
Fragen aufdrängen: Klingen einzelne Sätze des extremistischen Gedankenguts von Terroristen plötzlich gefährlich
nah am Common Sense der politischen Debatte? Muss
ich Momente erleben, in denen mir plötzlich für Sekunden jemand einleuchtet, dessen Einstellung ich doch
gänzlich ablehne? Wann kommt endlich der Augenblick,
der befreiende Distanzierung von den Parolen zulässt?
Mit Chris Thorpe betritt ein gleichermaßen poetischer
wie politischer Autor und Performer die deutschsprachige Theaterbühne. Seine Performance »Confirmation«
ist weltweit auf Tour: erstmals und einmalig ist sie nun
in Österreich zu erleben.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Konzept & Performance Antje Schupp & Beatrice Fleischlin
Raum Thomas Giger
Kostüme Diana Ammann
Koranlehrerin Dr. Riham Galal
Wie viel wissen wir tatsächlich über die Religion des Islam? Sind deren Werte wirklich unvereinbar mit denen
der westlichen Welt? Es ist Zeit für einen Crashkurs und
eine künstlerische Gegenbewegung zur zunehmenden
Abschottungstendenz gegen Muslime und der damit verbundenen Betonung »westlicher Werte«, zu denen der Islam angeblich nicht passt.
Gastspiele
von Maxi Obexer
URAUFFÜHRUNG
Regie Peter Arp
Die Festung Europa fordert Opfer. Nicht nur von den Menschen, die in Nußschalen Meere überqueren, wie flüchtige Räuber übers Land ziehen oder im Versteckten in
ständiger Angst vor Entdeckung leben müssen. Sondern
auch von jenen innerhalb der Festung, die diese Zustände
nicht akzeptieren wollen und sich mit ihrem Helfen selbst
in die Illegalität vorwagen. »Illegale Helfer« basiert auf
den Erzählungen und Berichten von Menschen, die etwas
anderes wollen als eine Gesellschaft, in der menschliche
Unterstützung eine Straftat werden kann.
Eine Produktion von Antje Schupp & Beatrice Fleischlin
in Koproduktion mit der Kaserne Basel. Mit freundlicher
Unterstützung durch den Fachausschuss Tanz und Theater BS/BL, der Nestlé Fondation pour l'Art, der GGG Basel, der Ernst Göhner Stiftung und der Markthalle Basel.
Maxi Obexer hat sich großes Renommee als politische
Dramatikerin erworben. Mehrfach beschäftigte sie sich in
ihren Texten mit dem Schicksal von Flüchtlingen.
Gastspiel im Frühjahr 2016 im Nachbarhaus
Gastspiel im Rahmen der Theaterallianz im Juni 2016
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Eine Produktion des Schauspielhauses Salzburg.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Das Hörspiel ist heute ein sehr attraktives Medium für junge
Autor*innen: Professionelle Aufnahmetechnik wird immer leichter zugänglich und moderne Software vereinfacht die Postproduktion enorm. Schnell und unkompliziert kann man so im Hörspiel eine Form finden, in der die
eigenen Ideen ausgestaltet und einer breiten Masse im
Netz zur Verfügung gestellt werden können. Im Rahmen
des »Hörspielhauses« wollen wir auch in der kommenden Spielzeit diesen Autor*innen wieder eine Plattform
bieten. Autor Andreas Jungwirth wird weiterhin Gastgeber dieser Reihe sein und zum gemeinsamen Hören und
Diskutieren einladen. Das Programm der Reihe wird verstärkt Bezüge zum Spielplan der Hauptbühne herstellen,
indem er präsentiert, was die Autoren der Produktionen
des Schauspielhauses im Bereich der Hörkunst umtreibt.
Außerdem werden wir im Rahmen von Kooperationen mit
Ö1, der »Schule für Dichtung« und dem Max Reinhardt
Seminar die lokale Hörspielszene vorstellen.
7.12.2015: »Illegale Helfer« Hörspiel von Maxi Obexer
25.1.2016: »Ö1 – Track 5´- Juryauswahl #1«
1.2.2016: »Ö1 – Track 5´- Juryauswahl #2«
Mit freundlicher Unterstützung von
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Sonderveranstaltungen
»Fitness«
von Stefanie Sargnagel
Buchpräsentation
10. November 2015 im Schauspielhaus
»Binge Living«, das erste Buch von Stefanie Sargnagel
sorgte bei seinem Erscheinen Ende 2013 für Furore. Ihre
Aneinanderreihung skurriler Anekdoten aus dem Alltag einer »Callcenter-Sklavin« wurde zum Überraschungsbestseller des österreichischen Buch-Weihnachtsgeschäfts 2013.
Zwei Jahre später folgt nun »Fitness« und setzt nahtlos
fort, was »Binge Living« begonnen hat. Live supported
von »Müde« liest Stefanie Sargnagel im Schauspielhaus
erstmals aus ihrem neuen Werk.
»Ob das Leben auch so oft über uns
nachdenkt, wie wir über das Leben?«
Leseperformance von und mit Jürg Halter
1. Dezember 2015 im Nachbarhaus
Jürg Halter 1980 in Bern geboren, ist Dichter und Performancekünstler. 2005 erschien als Debüt sein Gedichtband
»Ich habe die Welt berührt«, 2005-2015 veröffentlichte er
zudem als Mundart-Rapper Kutti MC fünf Alben. In diesem Jahr wurde er zum Ingeborg-Bachmann-Preis eingeladen und schreibt aktuell an seinem ersten Roman. Im
Dezember kommt Jürg Halter für eine spartenübergreifende Lesung ans Schauspielhaus, im Gespräch mit Xaver Bayer und musikalischer Interaktion von Jacob Suske
werden die drei über das Leben sinnieren.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Autor*innenförderung
Das Schauspielhaus fühlt sich weiterhin der Förderung
von Nachwuchsautor*innen in besonderer Weise verpflichtet. Deshalb wird das in Zusammenarbeit mit der
Literar Mechana vergebene Stipendium weiterentwickelt, das seit 2007 bereits renommierte Autor*innen
hervorgebracht hat.
Die Zusammenarbeit des Schauspielhauses mit uniT
Graz, einer der wichtigsten Ausbildungsstätten für Szenisches Schreiben im deutschsprachigen Raum wird fortgesetzt und intensiviert. In einem großen neuen Kooperationsprojekt entwickeln uniT und Schauspielhaus ein
mehrjähriges Programm, das in den kommenden Spielzeiten verstärkt mit Formen kollektiver Autorschaft zwischen Autor*innen und Regisseur*innen experimentiert.
In diesen Tagen stellt sich die Frage nach der politischen
Positionierung des Theaters und seiner Autor*innen mehr
denn je. Deswegen soll zukünftig das Hans-Gratzer-Stipendium mit einer thematischen Ausschreibung verbunden werden. Autor*innen werden eingeladen, Entwürfe
über die Zukunft Europas und seiner Identität in den
nächsten Jahrzehnten einzureichen.
Nach einer ersten Auswahl werden fünf Autor*innen die
Gelegenheit haben, in einem Workshop unter Leitung des
Autors Falk Richter an ihren Texten zu arbeiten und mit
Expert*innen über ihre Themen ins Gespräch zu kommen.
Im Anschluss an den Workshop werden die Entwürfe öffentlich präsentiert und ein Sieger gekürt, der den mit
dem Hans-Gratzer-Stipendium verbundenen Werkauftrag gewinnt. Der Schreibprozess wird intensiv durch die
Dramaturgie des Schauspielhauses begleitet. Das Siegerstück soll in der Spielzeit 16/17 uraufgeführt werden.
Daneben entsteht mit »Infiziert!« ein neues Forum für den
Autorennachwuchs, der noch am Anfang seiner Schreibkarriere steht.
Infiziert! - Schreibworkshop
Du bist vom Schreibvirus befallen, hast erste Gehversuche unternommen: ein Gedicht, eine Geschichte, eine
Szene ist entstanden? Du bist ab und zu an einem Theaterstück gesessen und hast Dir gedacht: das würde ich
gerne weiterentwickeln? Du hast Lust daran, dir Dinge
auszudenken? Dann bist Du bei uns genau richtig. Die
Gruppe wendet sich an alle, die Lust auf ein Forum haben, in dem man gemeinsam über Texte spricht, sich Anregungungen fürs Schreiben holt und vielleicht auch genauer verstehen lernt, was alles ein Theatertext sein kann.
Eine detaillierte Ausschreibung mit Teilnahmekriterien
wird im November 2015 veröffentlicht.
Mit freundlicher Unterstützung von
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In Zusammenarbeit mit
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Schauspielhaus Wien 15/16
Autor*innenförderung
Sprachwelten erobern: Es herrscht die Meinung vor, dass
man eine Sprache sehr gut beherrschen muss, damit es
Sinn macht, eine Lesung zu besuchen. Wir treten den
Gegenbeweis an! Wir wenden uns mit »Sprachwelten«
an Menschen, die in zwei oder mehreren Sprachwelten
Zuhause sind, die Lust an der Sprache haben und Prosa
zeitgenössischer Autor*innen kennenlernen wollen.
Die »Theaterallianz« bündelt ihre Kräfte und vergibt in
der Spielzeit 2015/16 erstmals einen Preis für zeitgenössische österreichische Dramatik. Ein ausgeschriebener Wettbewerb beschäftigt sich mit dem 200. Jahrestag
des Wiener Kongresses.
Ab Januar 2016 im Nachbarhaus
In Zusammenarbeit mit
Unter dem Motto »Der Kongress tanzt!« wurden junge
Autorinnen und Autoren eingeladen, über den Kongress,
seine Auswirkungen auf das politische Klima des frühen
19. Jahrhunderts und mögliche Bezüge zu unserer Gegenwart nachzudenken.
Bis Ende des Jahres 2015 wird ein Siegerstück gekürt. In
der Spielzeit 2016/17 wird dieses Werk dann von einem
der Partnertheater zur Uraufführung gebracht und im Rahmen der »Theaterallianz« auf Tournee gehen.
Das Schauspielhaus Wien ist Mitglied der »Theaterallianz« fünf freier österreichischer Theaterhäuser, jedes von
ausgewiesener Qualität und besonderer Bedeutung in
seinem Bundesland. Mitglieder sind neben dem Schauspielhaus Wien das Theater KOSMOS Bregenz, das klagenfurter ensemble, Theater Phönix Linz und das Schauspielhaus Salzburg. Durch die Theaterallianz entsteht eine
bundesweite Plattform für das zeitgenössische Theater
in Österreich. Im Zentrum der gemeinsamen Aktivitäten
steht der Austausch von ausgewählten Inszenierungen
zeitgenössischer Dramatik.
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ENSEMBLE
Ensemble
Simon Bauer wurde 1981 geboren und wuchs in Überlingen am Bodensee (D) auf. Er absolvierte sein Schauspielstudium an der Universität der Künste in Berlin, welches er 2009 abschloss. Während des Studiums gastierte
er am Deutschen Theater Berlin und am Maxim Gorki
Theater Berlin. Gemeinsammit Antu Romero Nunes und
Nils Kahnwald erarbeitete er das Projekt »Don't wanna
die watching Spiderman 3«, das am bat-Studiotheater
der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«, auf
verschiedenen internationalen Festivals und später am
Staatstheater Karlsruhe lief. Seine festen Engagements
führten ihn bereits von 2009-11 an das Theater Heidelberg sowie von 2011-14 an das Badische Staatstheater
Karlsruhe, bevor er zum Theater Basel wechselte. Bisher arbeitete er u.a. mit Regisseuren wie René Pollesch,
Pedro Martins Beja, Jan-Christoph Gockel, Simon Solberg, Robert Gerloff und Tomas Schweigen zusammen.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Ensemble
Vera von Gunten ist in Bern (CH) aufgewachsen und studierte von 2000-04 an der Zürcher Hochschule der Künste.
Nach dem Studium gründete sie gemeinsam mit Tomas
Schweigen die freie Theatergruppe »Far A Day Cage« (FADC)
mit der sie mehr als 15 Projekte realisierte. Diese Stücke
waren an vielen Theatern in der Schweiz und im Ausland
zu sehen und zu den wichtigsten Festivals der Freien
Szene des deutschsprachigen Raums eingeladen. 2007
erhielt Vera von Gunten für ihr eigenes Projekt »Loba
Town« den »Echos«-Preis der Schweizerischen Kulturstiftung »Pro Helvetia«. 2008-10 war sie Ensemblemitglied
am Theaterhaus Jena. Dort arbeitete sie u. a. mit Markus
Heinzelmann, Eike Hannemann und Meret Matter. 2012
wechselte sie an das Theater Basel, wo sie u. a. in Inszenierungen von Calixto Bieito, Thom Luz, Florian Fiedler
und Niklaus Helbling zu sehen war.
Jesse Inman, geboren 1977, stammt aus Birmingham (UK).
2003 ist er nach Deutschland übersiedelt und hat seither als freier Schauspieler an den verschiedensten Häusern in ganz Europa gespielt – sowohl in deutschsprachigen als auch in englischen Produktionen. Seit 2006
war er Mitglied in Tomas Schweigens Kompagnie »Far A
Day Cage« (FADC), und wirkte u. a. in den Produktionen
»Der Pate I-III« (2009-11), »My State« (2010) oder »Hamlet. Anschließend Publikumsgespräch« (2011) mit. Außerdem spielte er in Inszenierungen von Boris Nikitin und
Bernhard Mikeska. 2012-15 war er Ensemblemitglied am
Theater Basel und arbeitete dort u. a. mit Barbara Weber,
Florian Fiedler und Niklaus Helbing. Neben seiner Theaterarbeit hat er auch in zahlreichen Filmen gespielt, wie
beispielsweise Julie Delpys »Countess« und Lars von
Triers »Nymphomaniac«.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Ensemble
Steffen Link, geboren 1989 in Darmstadt (D), begann nach
seinem Abitur zunächst ein Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik. 2010 nahm er sein Schauspielstudium an der Hochschule der Künste Bern und der Zürcher
Hochschule der Künste auf, das er 2015 abschloss. Bereits
während des Studiums spielte er am Theater Basel, am
Theater der Künste Zürich und am Schauspielhaus Zürich, wo er in der Spielzeit 2014/15 im Schauspielstudio
engagiert war. Er arbeitete u. a. mit Barbara Frey, René
Pollesch, Volker Lösch, Ingo Berk, Antje Schupp, Daniela
Kranz und Mélanie Huber. Darüber hinaus entwickelte er
eigene Projekte für das Sprungturmfestival Darmstadt
und das HKB-Theater Bern. Seit vielen Jahren ist er musikalisch aktiv, spielt diverse Instrumente und leitete in
Darmstadt ein freies Orchester.
Sophia Löffler wurde 1985 in Potsdam (D) geboren. Von
2007 bis 2011 studierte sie Schauspiel an der Leipziger
Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn
Bartholdy«. Ab der Spielzeit 2009/10 gehörte sie zum
Schauspielstudio des Staatsschauspiels Dresden, wo
sie in Arbeiten von Tilman Köhler und Simon Solberg zu
sehen war. Danach wechselte sie ins Ensemble des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, wo sie bis 2015 engagiert war. Dort arbeitete sie unter anderem mit Anna
Bergmann, Simone Blattner, Martin Nimz und Sebastian
Schug. Im Rahmen des Projekts »Supermen KA« begann in
Karlsruhe ihre Zusammenarbeit mit Tomas Schweigen.
Außerdem war sie unter der Regie von Jan-Christoph Gockel
in der Titelrolle in Tschechows »Die Möwe« zu sehen und
als Beate Zschäpe in »Rechtsmaterial«. Regelmäßig war
und ist sie darüber hinaus als Sprecherin für Arte und
den SWR tätig.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Ensemble
Vassilissa Reznikoff, geboren 1990, ist in Cachan (F) aufgewachsen, einer Pariser Vorstadt, die Teil der sogenannten
Banlieue ist. Zunächst hatte sie in Hamburg und an der
Berliner Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«
Bühnentanz studiert. Ab 2011 absolvierte sie schließlich
ihr Schauspielstudium am Mozarteum in Salzburg. Beim
»Young Directors Project« der Salzburger Festspiele war
sie in einer Inszenierung von Hans-Werner Kroesinger zu
sehen. In ihrem Studium arbeitete sie u. a. mit Volker
Lösch und Herbert Fritsch. Ab 2015 tritt sie ihr erstes Festengagement am Schauspielhaus Wien an.
Sebastian Schindegger ist 1976 in Wien geboren und
aufgewachsen. Von 1997 bis 2000 studierte er Schauspiel am Franz-Schubert-Konservatorium. Von 2001-04
war er am Thalia Theater in Halle an der Saale engagiert.
In der Saison 2004/05 war er Gast beim Akko-Theater in
Israel. Von 2005-09 war er im Ensemble des Schauspiels
Frankfurt, wo er erstmals mit Tomas Schweigen zusammenarbeitete. Ab 2009 war er am Staatstheater Hannover engagiert. Wichtige Arbeitsbegegnungen verbanden
ihn mit den Regisseuren Florian Fiedler, Simon Solberg,
Tomas Schweigen, Armin Petras, Lars-Ole Walburg, Tom
Kühnel, Thomas Dannemann. 2015 kehrt er nach 15 Jahren Abwesenheit in seine Heimatstadt zurück.
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TEAM
Team
TOMAS SCHWEIGEN
Künstlerische Leitung & Geschäftsführung
Tomas Schweigen, geboren 1977 in Wien, studierte Schauspiel in Wien und Regie an der Zürcher Hochschule der
Künste. 2004 gründete er die Kompagnie »Far A Day Cage«
(FADC). Zahlreiche Arbeiten sowohl in der freien Szene,
wie auch an Stadt- und Staatstheatern in Deutschland,
Österreich und der Schweiz, wiederholt u. a. am Schauspiel Frankfurt, den Münchner Kammerspielen, am Schauspiel Hannover, Theaterhaus Jena, Theater Heidelberg, am
Badischen Staatstheater Karlsruhe und am Schauspielhaus Wien. Seine Inszenierungen wurden vielfach ausgezeichnet, zu zahlreichen Festivals eingeladen und waren auch außerhalb des deutschen Sprachraums u. a. in
Frankreich, Portugal, den Niederlanden und im Iran zu sehen. Mehrfach war er in der Kritikerumfrage von »Theater
heute« als Nachwuchsregisseur des Jahres nominiert. Von
2012-15 war er Co-Schauspieldirektor am Theater Basel.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Team
RITA KELEMEN
Kaufmännische Leitung & Geschäftsführung
Rita Kelemen ist seit 2002 im Schauspielhaus tätig, anfangs im Bereich Buchhaltung, Controlling und Personalverrechnung. Seit Mai 2011 leitet sie als Kaufmännische
Leiterin & Geschäftsführerin mit Umsicht und Obacht die
kaufmännischen Vorgänge. Sie hat nicht nur stets alle
Zahlen im Blick, sondern auch die Personen. Mit allen,
die irgendeine noch so kleine Aufgabe im Haus erfüllen,
ist sie in ihrer Arbeit in Kontakt. Von ihrem Vorleben erzählt sie nicht gerne, weil ihr das zu viel Zeit in Anspruch
nehmen würde. Nur soviel wird verraten: sie hat das Licht
der Welt im Burgenland erblickt. Nach der Ausbildung hat
sie den Sprung nach Wien gewagt, den sie bisher nie bereut hat. Aus Sicht einer ehemaligen Kollegin ist sie »der
schöne Beweis dafür, dass menschlicher Umgang und
Loyalität nicht hinderlich sind in Führungspositionen.«
MICHAEL ZERZ
Technische Leitung
Michael Zerz kennt das Schauspielhaus wie kein anderer:
Seit 1981 ist er am Haus engagiert. Begonnen hat er als
Bühnenarbeiter und Kleindarsteller und wurde nach und
nach auch mit Aufgaben in den Bereichen Lichtdesign und
Bühnenbild betraut. 1985 erhielt er – als Teil der »gruppe
finnish« – den Förderungspreis zur Kainz-Medaille, der
seit 2000 als »Nestroy-Theaterpreis« verliehen wird. Seit
2001 ist er Technischer Leiter und koordiniert mit Liebe
und Akribie sein Team. Daneben verwirklicht er immer
wieder auch Arbeiten als Bühnenbildner, die zuletzt »17%
Körpergewicht«, »Karaoke Box« und »Aller Tage Abend«
umfassten. Seit 2004 ist er im Rahmen des Studiengangs
Bühnen- und Filmgestaltung unter der Leitung von Bernhard Kleber Lehrbeauftragter für Lichtgestaltung an der
Hochschule für angewandte Kunst.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Team
TOBIAS SCHUSTER
Leitung Dramaturgie
Tobias Schuster, geboren 1983 im Ruhrgebiet (D), studierte
Theaterwissenschaft, Politik und Arts Administration in
Bochum und Zürich. Von 2006-09 war er als Dramaturgieassistent an der Berliner Schaubühne engagiert. Ab
2009 arbeitete er als freier Dramaturg u. a. mit dem Theaterkollektiv »copy&waste«, am Schauspielhaus Graz
und leitete das Freie-Szene-Festival »unithea« in Frankfurt (Oder) und Słubice. 2009 & 10 war er Koordinator und
Jurymitglied des Kleist-Förderpreises für junge Dramatiker*innen. 2011 wechselte er ans Staatstheater Karlsruhe,
wo er den Start der Intendanz von Peter Spuhler mitgestaltete. 2013 wurde er Leitender Dramaturg am Theater
Lübeck. Er arbeitete u. a. mit Regisseur*innen wie Anna
Bergmann, Pedro Martins Beja, Jan-Christoph Gockel, Gernot Grünewald, Hansgünther Heyme, Carina Riedl, Dominique Schnizer, Patrick Schlösser und Marco Štorman.
JACOB SUSKE
Musik & Dramaturgie
Jacob Suske, geboren 1980 bei Graz, studierte zunächst
Jazz in Bern und Luzern und nahm Unterricht am »Bass
Collective« in New York. Als Theaterkomponist arbeitete
er bereits u. a. am Deutschen Theater Berlin, der Schaubühne Berlin, dem Schauspiel Frankfurt und dem Staatsschauspiel Dresden sowie am Residenztheater München,
Düsseldorfer Schauspielhaus, Thalia Theater Hamburg,
Staatstheater Hannover und Theater Basel. Suske ist eine
Hälfte der Theatergruppe »Tuschy/Suske« und Mitglied im
Kollektiv »gold&hiebe«. 2015 gab er sein Regiedebüt mit
der von ihm komponierten elektronischen Kammeroper
»Orpheus.Factory.« am Luzerner Theater.
Als Bassist spielt er u. a. mit »Bonaparte«, »One Shot Orchestra«, »Lunik«, Julian Sartorius oder Sophie Hunger
und produziert Künstler wie »Kutti MC«, »Lily Yellow«.
Ausserdem betreibt er sein Ein-Mann-Orchester »Zachov«.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Team
STEPHAN WEBER
Bühnenbild & Programmdramaturgie
Stephan Weber, geboren 1978 in Winterthur (CH), besuchte
1999 den Vorkurs an der Schule für Gestaltung Basel und
absolvierte danach eine einjährige Hospitanz am Theater
Basel. Von 2001-04 Bühnenbildstudium an der Norwegischen Theater Akademie in Fredrikstad. Diverse Arbeiten als
Bühnen- und Kostümbildner führten ihn an Stadttheater
in Norwegen, Deutschland, Portugal und der Schweiz, u. a.
mit Simone Eisenring, Meret Matter, Morten Traavik, Vania
Gala und Morten Joachim, mit dem er seit 2013 kontinuierlich zusammenarbeitet. Ausserdem Ausstattung für
Gabriel Vetters‘s Mini Serie »Güsel« (Staffel 1 und 2) fürs
Schweizer Fernsehen. Seit 2005 verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit mit der Compagnie »Far A Day
Cage« (FADC) und Tomas Schweigen, mit dem er u. a.
am Schauspiel Frankfurt, Schauspiel Hannover, Theaterhaus Jena und Theater Basel arbeitete.
ANNE BUFFETRILLE
Kostümbild & Programmdramaturgie
Anne Buffetrille, geboren 1973 in St Germain en Laye (F),
studierte Germanistik in Paris. Danach war sie freie Regie- und feste Ausstattungsassistentin an diversen Bühnen in Deutschland. Ab 2002 folgten erste eigene Arbeiten als Bühnen- und Kostümbildnerin in Konstanz, Linz
und Salzburg. 2004-05 war sie Assistentin in Paris bei
der französischen Modedesignerin Barbara Loison. Neben Oper, Ballett und Kurzfilmen hat sie in den vergangenen Jahren zunehmend als Kostümbildnerin für Schauspiel gearbeitet, u. a. am Schauspielhaus Hamburg, am
Theaterhaus Jena, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am
Maxim-Gorki-Theater Berlin, Staatstheater Wiesbaden,
Schauspiel Hannover, Theater Basel. Seit 2011 arbeitet sie
regelmäßig mit Tomas Schweigen zusammen. Zusätzlich
gibt sie seit 2013 Workshops für »Mode et Stylisme« an
der Kunsthochschule IMAD in Caen.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Team
ANNA LANER
Produktionsleitung & Dramaturgie
Anna Laner, geboren 1988 in Oberösterreich, studierte
Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Paris und
Wien. 2010-2013 war sie als Regieassistentin an der Garage X, Wien tätig. Nach dem Studium Regieassistenzen
u.a. beim aktionstheater ensemble in Bregenz, bei Angela
Richter auf Kampnagel Hamburg und bei Gustav Rueb am
Theater Lübeck. In der Spielzeit 2013/14 erarbeitete sie
zusammen mit Christine Eder eine Bühnenfassung von
»Unendlicher Spaß« von David Foster Wallace für die Garage X. 2015 assistierte sie Christine Eder für »Proletenpassion 2015ff« und war als Produktionsdramaturgin bei
der Romanadaption »Depeche Mode« von Serhij Zhadan
in der Regie von Julia Burger im Werk X Eldorado tätig.
Zuletzt inszenierte sie beim Nachwuchs-Theater-Wettbewerb im Theater Drachengasse.
GIOVANNA BOLLIGER
Grafik & Illustration
Giovanna Bolliger, 1987 in Basel (CH) geboren, studierte
in Bern Visuelle Kommunikation und arbeitete anschließend zwei Jahre als Bühnenbildassistentin am Theater
Basel. Hier realisierte sie während und nach ihrer Assistenz u. a. ein Bühnenbild für Simon Solberg (»Der Park«),
Illustrationen für Volker Lösch (»Biedermann und die
Brandstifter«) und Tomas Schweigen (»Die Propellerinsel«), außerdem am Riks Theater und am norwegischen
Nationaltheater in Oslo Animationen für Morten Joachim
(»Doktor Proktors Prompepulver«). Neben Ihrer Festanstellung als Grafikerin am Schauspielhaus Wien ist sie
freischaffend in den Bereichen Grafik, Illustration und
Bühnenbild tätig. 84
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Schauspielhaus Wien 15/16
Team
Mercedes Wallner
Buchhaltung & Controlling, Personal
Ein Ruhepol im Theaterchaos:
genau, konsequent, engagiert.
Jürgen Gemeinböck
Leitung Kartenvertrieb & Controlling
Website-Redaktion
Der theateraffine Plattensammler
kam von der Boku zum Kulturmanagement; seit 2001 am Haus.
HUBERT WEINHEIMER
Öffentlichkeitsarbeit
Hubert Weinheimer wurde 1983 im ländlichen Oberösterreich geboren und übersiedelte 2003 nach Wien, um
hier Soziologie zu studieren. Seit 2007 ist er Texter, Sänger und Gitarrist von »Das Trojanische Pferd«. Die Band
hat bisher drei Alben veröffentlicht und ein Theaterstück
vertont (»Der Weltuntergang« von Jura Soyfer am Wiener Rabenhoftheater 2012). 2013 erschien mit der Kurzgeschichte »Reusen« seine erste literarische Arbeit. 2014
folgte der Debütroman »Gui Gui oder Die Machbarkeit
der Welt«. Nachdem er 2008 sein Studium abgeschlossen hatte, arbeitete er erst einige Jahre in der Forschung
ehe er von 2011-14 in einer PR-Agentur das Handwerkszeug der Öffentlichkeitsarbeit erlernte und im Anschluss
als freier Berater im Medienbereich vertiefte. Seit Mai
2015 ist er Pressesprecher und Marketingbeauftragter
am Schauspielhaus Wien.
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Brigitte Auer
Dramaturgin im Referat der
Geschäftsführung
Seit acht Jahren am Schauspielhaus tätig und derzeit in
Elternteilzeit.
Eva Lepold
Assistenz der kaufmännischen
Geschäftsleitung
Die Performerin und Singer-/
Songwriterin hält im Haus alle
Fäden zusammen, so sich diese
erwischen lassen.
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Schauspielhaus Wien 15/16
Team
Kathrin Kölsch
Carolyn Amann
Lichttechnik
Regieassistenz
Die Beleuchtungsmeisterin
arbeitet gerade an ihrem bisher
wichtigsten Projekt.
Schreibt selbst und inszenierte
jüngst beim Nachwuchs-Theater-Wettbewerb im Theater
Drachengasse.
Oliver Mathias Kratochwill
Anna Panzenberger
Lichttechnik
Kostümbetreuung/Garderobiere
Wer sich selbst zu ernst nimmt,
sieht nicht das Ganze.
Die gelernte Modistin aus der
Modeschule Hetzendorf, auch als
Kostümbildnerin tätig, bewahrt
den Überblick im Kostümchaos.
Dominik Mayr
Tamara Holzweber
Tontechnik
Kostümbetreuung/Garderobiere
Der Bassist mit eigenem Tonstudio sorgt auch im Schauspielhaus für den perfekten Sound.
Auch sie ist Nachwuchs-Kostümbildnerin von der Modeschule
Hetzendorf.
Noemie Steffen
Andrea Fischer
Regieassistenz
Kostümfundus
Hat Regie studiert, schreibt und
fährt leidenschaftlich zur See.
Die Kostümbildnerin wacht
liebevoll über den Fundus!
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Schauspielhaus Wien 15/16
Team
Sophie Schmeiser
Sheri Avraham
Mitarbeiterin der Tages- und
Theaterbuffet im Nachbarhaus
Abendkassa
Arbeitet als Produktionsleiterin
in der Freien Szene.
Ist selbst bildende Künstlerin
und Leiterin des Bereichs Theater
in der Brunnenpassage.
Laura Pudelek
Valerie Tiefenbacher
Mitarbeiterin der Tages- und
Theaterbuffet im Nachbarhaus
Abendkassa
Musikerin; spielt und unterrichtet
Cello.
Malerei-Studium an der Angewandten; ist freischaffende Illustratorin und bildende Künstlerin.
Valerie Jarolim
Mitarbeiterin der Tages- und
Abendkassa
Seit 10 Jahren hier: hat ihr Boku-Studium abgeschlossen, arbeitet aber so gerne am Theater!
Ljiljana Marinkovic
Reinigungspersonal
Perle des Hauses, sorgt mit
ihrem Kollegen Zoran Ivicic
für Ordnung, was bei so vielen
Künstlern eine Leistung ist!
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Schauspielhaus Wien 15/16
Team
Autor*innen:
Thomas Köck
Christian Kracht
Maxi Obexer
Falk Richter
Schauspielhaus-Ensemble
Tomas Schweigen
Arthur Schnitzler
Rafael Spregelburd
Bernhard Studlar
Chris Thorpe
Regie:
Bühnentechnik
Gudarz Mordai, Martin Hotter, Samuel Schaab, Bruno Hoffmann
Lucia Bihler
Beatrice Fleischlin
Jan-Christoph Gockel
Kathrin Herm
Thomas Bo Nilsson & Team
Falk Richter
Antje Schupp
Tomas Schweigen
Marco Štorman
Nir de Volff
Ausstattung:
Publikumsdienst
Michael Grabner, Monika Humer, Amelie Jarolim, Larissa Kramarek,
Alexandra Ziegler, Magdalena Schönauer
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Anne Buffetrille
Julian Wolf Eicke
Julia Kurzweg
Josa David Marx
Thomas Bo Nilsson
Anna Rudolph
Stephan Weber
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Schauspielhaus Wien 15/16
Service
SERVICE
KONTAKT
Schauspielhaus Wien GmbH
Porzellangasse 19
1090 Wien
Tel: +43 1 317 01 01
Fax: +43 1 317 01 01 99 00
[email protected]
www.schauspielhaus.at
www.facebook.com/schauspielhauswien
www.twitter.com/schauspielhwien
ANFAHRT
Straßenbahnlinie D und Autobus 40A:
Station Bauernfeldplatz
U4 Rossauer Lände
Parkgarage am Bauernfeldplatz
(Ermäßigungen an der Schauspielhaus-Kassa)
KARTEN
Reservierungen
Tel.: +43 1 317 01 01 18 bzw. [email protected]
Tageskassa im Schauspielhaus:
Mo - Fr (werktags): 16 bis 18 Uhr
Abendkassa im Schauspielhaus:
2 Stunden vor Vorstellungsbeginn
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KARTENPREISE
Service
FRÜHBUCHERBONUS
nur gültig für Schauspielhaus-Eigenproduktionen1
Kartenpreise Großer Saal
Normalpreis
Senior*innen
Student*innen
Kaufen (telefonisch mit Kreditkarte oder direkt an der
Tages-/Abendkassa) Sie Ihre Karte bis spätestens
sieben Tage vor dem gewünschten Vorstellungstermin,
so erhalten Sie diese um 25% ermäßigt:
20 €
15 €
10 €
Ermäßigungen über Abonnements und Frühbucherbonus
Premierenpreise Großer Saal
(kein Frühbucherbonus bei Premieren)
Normalpreis
Senior*innen
Student*innen
25 €
18 €
12,50 €
Normalpreis
Senior*innen
Student*innen
15 € (statt 20 €)
11,50 € (statt 15 €)
7,50 € (statt 10 €)
ABONNEMENTS
Ermäßigungen über Abonnements
10% Ermäßigung für Club Ö1-Abonnent*innen.
»HAUSFREUND*IN«
Sehen Sie für ein Jahr ab Kaufdatum alle regulären
Schauspielhaus-Vorstellungen, so oft Sie wollen!2
15% Ermäßigung für Standard-Abonnent*innen
Aktion »Hunger auf Kunst und Kultur«:
Freier Eintritt für Kulturpass-Inhaber*innen
(Gastspiele und Premieren ausgenommen)
Dieses Theater akzeptiert die Kultur Card Alsergrund.
Kartenpreise Nachbarhaus/Lesungen
Normalpreis/Senior*innen 12 €
Student*innen
10 €
Normalpreis
Senior*innen
Student*innen
99 €
74 €
49 €
»HAUSFREUND*IN Gold« 299 €
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1 Der Frühbucherbonus gilt nicht, wenn Sie die Tickets nur reservieren!
Premierentermine ausgenommen.
2 Premieren, Gastspiele, Einmietungen ausgenommen.
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4 Premieren zum Preis 4 regulären Vorstellungen
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Senior*innen
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79 € (statt 100 €)
59 € (statt 72 €)
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4 Vorstellungen zum Preis von 3
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Senior*innen
Student*innen
59 € (statt 80 €)
44 € (statt 60 €)
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Jede Woche.
1 Premieren, Gastspiele, Einmietungen ausgenommen
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IMPRESSUM
»WERDEN SIE HAUSFREUND*IN«
Herausgeber
Schauspielhaus Wien GmbH
Porzellangasse 19, 1090 Wien, Spielzeit 2015/16
Künstlerische Leitung/Geschäftsführung
Tomas Schweigen
Kaufmännische Leitung/Geschäftsführung
Rita Kelemen
Leitung Dramaturgie/Redaktion
Tobias Schuster
Grafik und Illustration
Giovanna Bolliger
Fotos
Matthias Heschl
Druck
Walla Druck
Website
JART, www.jart.at
Stand
30.9.2015, 13.47 Uhr
Die Dauerkarte für Theater-Aficionados:
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