Ohne Moos nix „Ohne Moos nix

Transcrição

Ohne Moos nix „Ohne Moos nix
„Ohne
Moos
nix
Fachtagung
„Ohne Moos„Ohne
nix los?!”
Moos nix
los?!”
Über bezahltes und unbezahltes Ehrenamt in Frankfurt
los?!”
„Ohne Moos nix los?!”
Dienstag,
2. September 2008
• 13:30-17:00
Uhr
„Ohne
Moos
nix
los?!”
Frankfurt am Main, im Plenarsaal des Römers
„Ohne Moos nix los?!” „Ohne
Moos nix los?!”
„Ohne Moos nix
los?!”„Ohne Moos nix
los?!”„Ohne
los?!”„Ohne
Moos nix
ON
I
T
A
T los?!”
Moos N
nix
E
M
U
K
„OhneDOMoos
nix
IMPRESSUM
Herausgeber:
Referat Bürgerengagement
-Ehrenamt und StiftungenBethmannstraße 3
60311 Frankfurt / Main
[email protected]
www.buergerengagement.frankfurt.de
und LandesEhrenamtsagentur Hessen
Otto-Fleck-Schneise 4
60528 Frankfurt / Main
[email protected]
www.gemeinsam-aktiv.de
Redaktion:
Stephan Würz
Markus Bürgel
Gestaltung:
Christel Presber
Fotos:
Markus Bürgel
Frankfurt, November 2008
INHALT
Inhaltsverzeichnis
VORWORT ........................................................................................................................................................ 2
GRUßWORT...................................................................................................................................................... 4
Uwe Becker
WIE VIEL BEZAHLUNG VERTRÄGT DAS BÜRGERSCHAFTLICHE ENGAGEMENT? .............................. 6
Input von Prof. Dr. Adalbert Evers
EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT UND ENTGELT IM CARITASVERBAND FRANKFURT .................. 13
Hartmut Fritz
EHRENAMTLICHE MITARBEIT BEIM DEUTSCHEN ROTEN KREUZ ........................................................ 16
Oliver Backhaus
EHRENAMTLICHE ARBEIT IN DIAKONISCHEN EINRICHTUNGEN .......................................................... 18
Dr. Michael Frase
DISKUSSIONSGRUPPE 1.............................................................................................................................. 24
Geld macht pünktlich!? - Wie verändert Geld die Motivation der Freiwilligen?
DISKUSSIONSGRUPPE 2.............................................................................................................................. 25
Immer die üblichen Verdächtigen - Kann Geld ein Mittel sein, neue Zielgruppen für das Ehrenamt
zu gewinnen?
DISKUSSIONSGRUPPE 3.............................................................................................................................. 27
Eine neue Währung? - Welche Vereinbarungen könnte es zwischen den Trägern von
Ehrenamt geben, um jenseits von Geld den besonderen Charakter ehrenamtlicher Tätigkeit zu sichern?
OHNE MOOS NIX LOS?!................................................................................................................................ 31
Schlussfolgerungen von Dr. Ralf Vandamme
STIMMEN AUS DEN AUSWERTUNGSBÖGEN ............................................................................................ 35
"Mein praktischer Vorschlag für Frankfurt"
1
VORWORT
Vorwort
diesem Feld tätig ist, ganz gleich ob als
Liebe Leserinnen und Leser,
Haupt- oder Ehrenamtlicher, nicht umhin
am 2. September 2008 fand die Fachtagung
kommen, eine Haltung zu diesem Thema zu
„Ohne Moos nix los?!“ der Stadt Frankfurt in
entwickeln. Die Fachtagung hat hierzu eine
Kooperation
Vielzahl wichtiger Anregungen geliefert. Beim
mit
der
LandesEhrenamts100
Lesen der Beiträge werden sie feststellen,
unterschied-
dass es eine generelle, für alle verbindliche
lichsten Feldern der Freiwilligenarbeit sind
Lösung, nicht geben kann. Jede Organisation
der Einladung in den Römer gefolgt. Als
hat
Veranstalter wollten wir mit der Tagung auf
Erfordernisse und Notwendigkeiten. Gefahr
monetäre
ist dann in Verzug, wenn, wie es Prof. Evers
agentur
Hessen
Teilnehmer/innen
machen,
statt.
aus
den
Entwicklungen
die
sich
Knapp
an
aufmerksam
vielen
Stellen
so
ihre
eigenen
prägnant
Kriterien
ausdrückt,
es
aber
zu
auch
einer
ehrenamtlichen und freiwilligen Engagements
„Verlohnarbeiterung“ freiwilliger Tätigkeiten
abzeichnen. Dabei spielt es kaum eine Rolle,
kommt. Es bleibt mit Spannung abzuwarten,
in
und
wie sich die Ehrenamtslandschaft unter dem
betätigt.
Einfluss des Geldes weiterentwickelt. Die
Immer wieder wird man, wenn auch durchaus
Beiträge der Dokumentation deuten an,
in unterschiedlicher Ausprägung, mit Formen
wohin die Reise gehen wird.
welchen
Zusammenhängen
Organisationsformen
man
sich
finanzieller Entlohnung konfrontiert. Neben
Aufwandspauschalen gibt es Auslagenersatz,
Stundenvergütungen,
Eine anregende Lektüre wünschen Ihnen
honorarähnliche
Entlohnungen und vergleichbares mehr. Dies
hat
Auswirkungen
Engagement
sowohl
auf
auf
das
freiwillige
Seiten
der
Organisationen als auch der Ehrenamtlichen
selbst.
Denken
Konkurrenzen
veränderte
sie
nur
zwischen
Motivationen
an
mögliche
Trägern
oder
seitens
der
Regina Fehler
Leiterin des Hauptamtes
der Stadt Frankfurt am Main
Stephan Würz
Geschäftsführer
der LandesEhrenamtsagentur Hessen
Ehrenamtlichen. Man wird, sofern man in
2
„Ohne Moos nix los ?!“
Über bezahltes und unbezahltes Ehrenamt in Frankfurt
Dienstag, 2. September 2008, 13.30 bis 17.00 Uhr
Plenarsaal des Römers, Frankfurt am Main
13.45 Uhr
Begrüßung
Uwe Becker, Stadtkämmerer der Stadt Frankfurt am Main
14.00 Uhr
Wie viel Bezahlung verträgt das bürgerschaftliche Engagement?
Prof. Dr. Adalbert Evers, Justus-Liebig Universität Gießen
Mitglied der Enquete-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“
des Deutschen Bundestages
14.30 Uhr
Bezahltes und unbezahltes Ehrenamt in Frankfurter Organisationen
Hartmut Fritz, Caritasdirektor, Caritasverband Frankfurt/Main e.V.
Oliver Backhaus, Geschäftsführer DRK, Bezirksverband Frankfurt/Main
Dr. Michael Frase, Leiter Diakonisches Werk Frankfurt/Main
15.15 Uhr
Kaffeepause
15.30 Uhr
Diskussionsgruppe 1:
Geld macht pünktlich!? – Wie verändert Geld die Motivation der Freiwilligen?
Moderation: Julia Sipreck, Leiterin der Freiwilligenagentur im Bürgerinstitut
Frankfurt/Main
15.30 Uhr
Diskussionsgruppe 2:
Immer die üblichen Verdächtigen – Kann Geld ein Mittel sein, neue
Zielgruppen für das Ehrenamt zu gewinnen?
Moderation: Dr. Martin Nörber, Hessisches Sozialministerium
15.30 Uhr
Diskussionsgruppe 3:
Eine neue Währung? – Welche Vereinbarungen könnte es zwischen den
Trägern von Ehrenamt geben, um jenseits von Geld den besonderen
Charakter ehrenamtlicher Tätigkeiten zu sichern?
Moderation: Dr. Christa Perabo, LandesEhrenamtsagentur Hessen
16.30 Uhr
Schlussfolgerungen für Frankfurt
Dr. Ralf Vandamme, Fachberater Bürgerschaftliches Engagement des Städtetages
Baden-Württemberg
mit Moderatorinnen/Moderator der 3 Diskussionsgruppen
17.00 Uhr
Ende der Fachtagung
Gesamtmoderation
Barbara Bussfeld, Hessische Staatskanzlei
3
GRUßWORT
Grußwort
Uwe Becker
Engagement
Ich möchte gerne einsteigen mit einem Zitat
von
Oliver
Hassencamp
1921
-
1988,
Kabarettist, Schauspieler sowie Jugendbuch-
ausgezahlt
und
zahlt
sich
täglich aus und zwar für die Engagierten und
für unsere Stadtgesellschaft.
Für die ehrenamtlich Engagierten – und das
ist immerhin jeder/jede Dritte! – ist das
und Romanautor:
Engagement eine persönliche Bereicherung:
„Tun Sie gelegentlich etwas, womit Sie
Man kann Kontakt zu anderen Menschen
knüpfen, erfährt neuen Lebenssinn, gewinnt
weniger oder gar nichts verdienen. Es
neue Kompetenzen gerade im Umgang mit
zahlt sich aus.“
anderen Menschen und erhält Anerkennung.
Diesen Gedanken haben sich Frankfurter
Bürgerinnen und Bürger seit jeher zu Herzen
genommen, denn groß wurde Frankfurt durch
die Kraft der Bürgerinnen und Bürger. Seit
Jahrhunderten
leisten
sie
einen
unverzichtbaren Beitrag zum Wohl unserer
Gesellschaft. Dabei ist Frankfurt am Main wie
kaum eine andere Stadt in Deutschland
geprägt von Stiftungen, Stifterinnen und
Stiftern oder von Mäzeninnen und Mäzenen.
Aber die Bandbreite des Engagements geht
weiter
sie
reicht
von
Jugendleitern
in
Sportvereinen, Lesepatinnen und Lesepaten
in Kindertagesstätten und Schulen über
Besuchsprogramme für ältere Menschen, der
Organisation
von
Kinder-
und
Jugendfreizeiten bis hin zu Ehrenamtlichen
die den Museumsshop betreuen oder als
Paten Schulabgängern beim Berufseinstieg
zur Seite stehen. In nahezu allen Bereichen
des
kommunalen
Alltags
spielt
bürgerschaftliches Engagement eine wichtige
Rolle. Und wenn wir uns Frankfurt heute
anschauen hat sich dieses bürgerschaftliche
Erfahrungen durch das Ehrenamt können
zudem
einen
persönlichen
Nutzen
zum
Beispiel für die berufliche Entwicklung durch
den
Erwerb
sozialer
Kompetenzen
Verantwortungsbewusstsein,
kations-
und
wie
Kommuni-
Teamfähigkeit
haben.
Engagement schafft darüber hinaus einen
Mehrwert: Engagement schafft soziale und
gesellschaftliche Bindungen, denn jeder und
jede
der/die
sich
freiwillig
engagiert,
identifiziert sich stärker mit der Gesellschaft
und
entwickelt
ein
stärkeres
Solidaritätsgefühl. Bürgerinnen und Bürger
erbringen wertvolle Angebote und Leistungen
für das Gemeinwesen, welches sie aktiv
Mitgestalten.
Engagement
Sie
auf
machen
mit
soziale
ihrem
und
gesellschaftliche Probleme aufmerksam und
erarbeiten gemeinsam mit der Kommune,
Vereinen und Initiativen neue Wege zur
Problembearbeitung zum Beispiel in der
Hospizarbeit.
Zusammenfassend
trägt
Bürgerschaftliches Engagement dazu bei,
dass sich die Lebensqualität jedes und jeder
4
GRUßWORT
Einzelnen verbessert und damit gewinnt die
Initiativen
Kommune an Attraktivität als Wohn- und
vorstellen
Lebensort. Gerade weil wir alle von diesem
ehrenamtlichen Engagements in Frankfurt
freiwilligen Engagement profitieren sehe ich
informieren. Somit können direkt persönliche
es als Aufgabe der Stadt Frankfurt dieses
Kontakte geknüpft werden und auch die
Engagement
wert-
Organisationen und Träger freiwilliger Arbeit
zuschätzen und den Beteiligten für ihren
werden stärker in das Bewusstsein der
Einsatz zu danken. Zweitens ist es unsere
Öffentlichkeit gerückt. Gleichzeitig werden
Aufgabe durch Strukturen, Gelegenheiten
besonders
und Rahmenbedingungen das Engagement
Fotowettbewerb „Mach dir ein Bild vom
zu erhalten, aktiv zu fördern und es zu
Bürgerengagement“
stärken. Drittens und das ist Gegenstand der
ausgezeichnet
heutigen Fachtagung müssen wir uns mit der
gewürdigt. Eine weitere Maßnahme das
Frage beschäftigen ob bürgerschaftliches
Engagement
Engagement finanziell zu vergüten ist und wo
Ehrenamts-Card. Frankfurt hat bereits zum
eine solche Vergütung überhaupt beginnt.
dritten Mal 1000 Karten vergeben und
Wodurch
möchte damit ein Zeichen des Dankes und
erstens
würde
bewusst
sich
bei
einer
sich
durchsetzenden Entlohnung ehrenamtlicher
der
Tätigkeit
intensives
diese
von
bezahlter
Arbeit
mit
interessanten
und
über
durch
Projekten
Möglichkeiten
den
Frankfurter
engagierte
und
ihr
Engagement
wertzuschätzen
Anerkennung
für
Personen
ist
langjähriges
bürgerschaftliches
die
und
Engagement
unterscheiden? Welche Konsequenzen hat
setzen.
eine solche Vergütung – für die Engagierten
Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit
und
nutzen
deren
Organisationen
Motivation
und
und
Vereine
für
und
die
damit
den
ehrenamtlich
engagierten
Bürgerinnen und Bürgern im Namen der
letztlich wieder für unsere Stadtgesellschaft?
Stadt Frankfurt und der Oberbürgermeisterin
Diese drei Aufgaben werden in Frankfurt
Petra Roth für ihren Einsatz zu danken.
federführend
Referat
Danken möchte ich auch Frau Fehler und
Bürgerengagement, Ehrenamt und Stiftungen
Frau Jaeckel, die diese Veranstaltung heute
wahrgenommen. Zum ersten Bereich also
mit großem Einsatz organisiert haben.
vom
der Etablierung einer Dankeskultur zählen
beispielsweise Auszeichnungen, Ehrungen
oder Dankeschön-Veranstaltungen und ich
möchte gerne folgende Initiativen der Stadt
Dieses Jahr findet am 13. September unter
dem Motto „Meine Zeit – Deine Zeit“ bereits
zweiten
Mal
der
Tag
des
Bürgerengagements statt. Dort werden sich
wieder
ansprechen
möchte:
Die
erforderlichen
Strukturen und Rahmenbedingungen. Hierzu
zählt eine Infrastruktur für Ehrenamt und
hervorheben:
zum
Damit komme ich zum zweiten Punkt, den ich
zahlreiche
Organisationen
und
damit
auch
lokale
Anlaufstellen.
Unser
Referat für Bürgerengagement ist so eine
Anlaufstelle. Hier finden Bürgerinnen und
Bürger
sowie
Organisationen
Ansprech-
partner. Projekte – auch in Kooperation mit
den Freiwilligenagenturen – werden hier
5
GRUßWORT
entwickelt,
Netzwerke
und
kommt die materielle Vergütung nur einem
Engagementtätigkeiten gebündelt. Aber auch
kleinen Teil der Engagierten zugute und
die Organisationen und Vereine sind gefragt,
Untersuchungen
wenn es um die Infrastruktur fürs Ehrenamt
Engagierten selbst eine nachhaltig finanzielle
geht: Freiwilligenmanagement muss in die
Verbesserung
Konzepte verankert sein, denn Engagierte
Infrastruktur
dürfen nicht einfach nur mitlaufen. Es muss
monetäre Anreize für Bürgerengagement. Es
also in den Einrichtungen einen Kern von
gilt
Hauptamtlichen
als
Ehrenamts zu fragen und zu schauen wie
Ansprechpartner zur Verfügung steht und die
man bestehende Strukturen verbessern und
Ehrenamtlichen einführt sowie deren Arbeit
eine Dankeskultur ausbauen kann. Ziel sollte
koordiniert und anerkennt.
dabei immer sein, dass Bürgerinnen und
Von hier ist man sehr schnell bei finanziellen
Bürger sich gerne in Frankfurt engagieren,
Aspekten:
gerne Zeit für andere Menschen und damit
Der
aufgebaut
geben,
der
Versicherungsschutz
soll
belegen,
der
stärker
dass
von
unterstützenden
gefordert
also auch nach den
wird
als
Motiven
des
gewährleistet sein und Fahrtkosten oder
für unsere Stadtgesellschaft schenken.
andere Kosten, die real entstehen sollen
In
erstattet werden. Dies wird – auch wenn das
interessante und aufschlussreiche Vorträge
Geld sowohl für diese Erstattungen als auch
und lebendige Diskussionen um das Thema
für die zusätzlichen Unterstützungsstrukturen
„Ohne Moos nix los?!“ und bin auf die
nicht im erforderlichen Umfang zur Verfügung
Schlussfolgerungen für Frankfurt gespannt.
diesem
Sinne
wünsche
ich
Ihnen
steht – kaum in Frage gestellt. Aber zwischen
diesen Fragen der Infrastruktur und der
Uwe Becker
Erstattung anfallender Kosten einerseits und
einer
materiellen
ehrenamtlichen
und
Vergütung
freiwilligen
Stadtkämmerer der Stadt Frankfurt am Main
der
Tätigkeit
andererseits besteht ein Unterschied. Bisher
Wie viel Bezahlung verträgt das bürgerschaftliche Engagement?
Prof. Dr. Adalbert Evers
möchte
Der folgende Beitrag baut vor allem auf einer
Überlegung auf: Je klarer man sich ist über
die Besonderheiten von Erwerbsarbeit auf
der einen und Engagement auf der anderen
Seite, desto eher wird man auch in der Lage
sein,
Mischformen
angemessen
zu
behandeln. Im ersten Teil meines Beitrags
ich
drei
wichtige
Unterschiede
markieren, um dann im zweiten Teil eine
Reihe von Überlappungen und Spannungen
zu diskutieren. Meine Argumentation läuft
darauf hinaus, dass die größere Bedeutung
von
Geld
beim
Engagement
und
die
Ausweitung von Zwischenzonen von Arbeit
und
Engagement
zwei
durchaus
6
INPUT
verschiedene
Tendenzen
Sie
freiwillig Tätige nicht so auf Folgebereitschaft
können ein Zeichen des Vordringens selbst
verpflichtet werden können wie bezahlte
bestimmten Tätigseins in die Welt der Arbeit
Mitarbeiter? Als wir einmal nachprüften,
sein. Geld kann aber auch ein Einfallstor sein
woher
für das Vordringen von Erwerbsarbeitslogik
Organisationsleiter über den angeblichen
und engem Nutzendenken in den schmalen
Wandel des Engagements in Richtung auf
Bereich
„weniger Zuverlässigkeit“ kamen, konnten wir
freiwilligen
spiegeln:
Tätigseins.
Letzteres
herrscht leider vor.
die
Klagen
so
vieler
feststellen, dass oft das hohe Maß an
Folgebereitschaft beruflich Beschäftigter den
1.
Warum
bezahlte
Arbeit
und
Engagement zwei verschiedene Dinge
sind
Maßstab
bildete,
an
dem
man
die
„Zuverlässigkeit“ der freiwillig Engagierten
maß. Sie verrichteten ihre Tätigkeit schlicht
Ob Arbeit aus Erwerbsgründen geleistet
werden muss oder nicht, macht einen großen
Unterschied. Beim Engagement wird in der
Regel vorausgesetzt, dass es in erster Linie
um der Sache willen geschieht. Bei der
mit mehr Eigensinn und nahmen sich mehr
Freiheiten
heraus.
Auch
deshalb
sind
Freiwillige natürlich für jede Organisation und
ihre
Leitungspersonen
eine
besondere
Herausforderung.
Lohnarbeit steht zumeist der Gelderwerb und
der Zwang, mit der Arbeit seinen Unterhalt
Zum zweiten: Engagement ist nicht immer
verdienen zu müssen, im Vordergrund; dafür
Arbeit.
nimmt man die konkrete Arbeit mit all ihrer
Entscheiden. Ich halte die Bezeichnung
Mühsal in Kauf. Wo immer individuelle
Freiwilligenarbeit, die heute oft verwendet
Bezahlung und materielle Gratifikation ins
wird, für hoch problematisch. Natürlich kann
Spiel kommt, besteht die Gefahr, dass die
man alle menschliche Tätigkeit als Arbeit
Motivation um der Sache willen durch eine
bezeichnen. Hannah Arendt entwickelte in
andere, die des Gelderwerbs ersetzt werden
„Vita
könnte.
Unterscheidung,
Denkt
man
an
individuelle
Oft
ist
Activa“
es
eher
jedoch
nämlich
Handeln
und
eine
wichtige
die
zwischen
Vergütungen für Engagement, dann scheint
„arbeiten“ und „herstellen“ auf der einen und
mir allerdings noch etwas anderes als das
„handeln“ auf der anderen Seite. Handeln
Problem
meint, dass Beteiligte miteinander festlegen,
des
Vorrangs
materieller
Eigeninteressen wichtig zu sein. Auf die
was
getan
werden
einzelne Person bezogene monetarisierte
Handelnde können sie Freiheit erleben.
Gegenleistungen für freiwilliges Engagement
Arbeiten und herstellen ist eine Sache,
können immer ein zusätzliches Einfallstor für
handeln, als Bürger tätig sein, eine andere -
die Fremdsteuerung von engagiert Tätigen
so Hannah Arendt. In Bereichen, wie denen
sein. Liegt nicht der Grund dafür, dass
des Engagements in einer Bürgerinitiative
vielfach Organisationen so sehr zögern,
wird das unmittelbar deutlich; man hat es
Freiwillige bei sich anzuwerben und mit ihnen
bisher
zu arbeiten, exakt in diesem Umstand, dass
„Protestarbeit“ zu sprechen. Bedeutung hat
wohlweislich
soll;
als
politisch
unterlassen,
von
7
INPUT
dieser Unterschied von Arbeiten und Handeln
messbaren Leistungen und Erträgen für
meines Erachtens aber auch dort, wo es um
Anwender und Betroffene bringt. Mindestens
eine Dienstleistungsarbeit geht, etwa bei der
so wichtig ist, dass es den Engagierten
Beratung, Betreuung und Pflege. Ein freiwillig
bestimmte
Engagierter ist sehr oft anders motiviert und
vermittelt: Gemeinschaftsfähigkeit und – um
für ihn zählen dann auch andere Anreize und
große Worte zu benutzen - Solidaritäts-
Sinngebungen als bei den meisten beruflich
erfahrungen
Tätigen.
tenzen.
Angesichts
dessen
sind
aber
Erfahrungen
und
und
Interessen
demokratische
Engagement
als
Kompe-
Mitarbeit
und
Sicherungs- und Aufwertungsversuche von
Mitbestimmung von Eltern an Schulen z. B.
Engagement,
und
sollte also nicht von leeren bzw. vollen
Instrumente vor allem aus der Welt der
Kassen abhängen. Es sollte auch dann
bezahlten
gepflegt werden, wenn zunächst fürs Lernen
die
ihre
Arbeit
geldvermittelte
Argumente
beziehen,
also
etwa
Leistungsanreize
und
der
Schüler
nichts
Besonderes
dabei
Lenkungsversuche sehr problematisch.
herauskommt. Es hat, wie Demokratie, einen
Damit bin ich bei einem dritten Gesichtspunkt
Wert an sich.
angelangt. Engagement, hier vor allem als
sich
Einmischen
von
verschiedensten
Laien
in
die
Themen-
und
Arbeitsbereiche, oder einfach als Lust am
gemeinschaftlichen kreativen Tun, steht quer
zur Logik des modernen Spezialistentums
und zum denken in Kategorien arbeitsteiliger
Effizienz. Die Moderne ist geprägt vom
Zusammenwirken von Professionalisierung
und
Spezialisierung
als
Mittel
der
Effizienzsteigerung. Tatsächlich liegt aber
nun freiwilliges Engagement quer zu diesem
Prozess. Es bringt die Laien in die Politik,
nicht ausgebildete Eltern in Schulen und
Kindergärten, Dilettanten in die Kunst und es
unterstellt auch heute noch, dass sich Bürger
z. B. als Umweltaktivisten Urteile über Dinge
erlauben
können,
Fachleute
sind.
generalistische
in
denen
sie
Engagement
und
nicht
keine
verlangt
zuerst
spezialistische Kompetenz. Die These wäre
also, dass Engagement nicht allein daran
gemessen
werden
sollte
was
es
an
2.
Veränderungen
im
Verhältnis
von
Engagement und Erwerbsarbeit und neue
Mischformen
Die
gerade
genannten
drei
Unterscheidungsmerkmale möchte ich nicht
deshalb
festhalten,
um
zwischen
Engagement und Erwerbsarbeit überall einen
klaren Trennungsstrich zu ziehen, sondern
um
analysieren
zu
können,
was
Gemengelagen bedeuten, die es seit jeher
gibt, aber auch solche, die heute stärker
hervortreten, als das bis in die Zeit der
reichlich
fest
gefügten
Nachkriegs-
gesellschaften der Fall war. Lassen Sie mich
einen positiven und einen negativen Trend
unterscheiden.
Für positiv halte ich, dass sich in unseren
heutigen Gesellschaften im Vergleich mit
früheren Zeiten mehr Gestaltungsansprüche,
Optionen und offene Ränder ergeben, über
die
der
Wunsch
nach
mehr
selbst
bestimmten Tätigkeiten Platz greifen kann.
8
INPUT
Der Einstieg ins Erwerbsleben z. B. ist immer
die
weniger klar und festgelegt und dasselbe gilt
unfreiwillig
für den allmählichen Ausstieg. Beim Einstieg
schwindet aber jene verlässliche Integration
geht
in die Arbeitswelt, die für ganz viele Formen
es
z.
Tätigkeits-
B.
aber
vermehrt
auch
um
Praktika,
Engagementnach-
Erwerbsarbeit
des
ganz
hineinzukommen
herauszufallen.
Engagements,
speziell
oder
Damit
auch
das
weise, die sowohl für weiteres Engagement
klassische Ehrenamt die Basis bildete. Eine
als auch beruflich nützlich sein können. Beim
feste und abgegrenzte Arbeit war in der
Ausstieg nach dem Berufsleben geht es
Regel
immer mehr um die weitere Verwertung des
geselliges oder soziales Engagement. Heute
gewonnenen Wissens in neuen Kontexten –
hingegen droht zweierlei
der
Hintergrund
für
freiwilliges,
einen neuen Start, bei dem in verschiedenen
Mischungen
der
Wunsch
nach
neuen
Für den Einzelnen gehen halt gebende
Fundamente verloren – auch die bloße
Freiheit zum Engagement jenseits der
Arbeit setzt schließlich einen Arbeitsplatz
voraus.
Diejenigen, die sich engagieren, sehen
sich dabei einem Bewertungssystem
gegenüber, das fast ausschließlich
danach fragt, was mit dem jeweiligen
Engagement eingespart, aufgebaut oder
sonst wie geleistet wird.
eigenen Erfahrungen aber auch Formen des
sich
für
andere
mitbestimmend
könnte
man
sind.
sagen:
nützlich
Machens
Zusammenfassend
In
die
Erwerbs-
arbeitsbiografie mischen sich heute für viele
Menschen Abschnitte und Übergänge hinein,
bei denen sie stärker selbst entscheiden
können was und wie sie tätig werden oder
bleiben wollen. Der Wunsch vieler, die eigene
Biografie zu bereichern, bekommt für die
Zukunft von Engagement und Arbeit ein
womöglich
höheres
Gewicht.
Damit
relativieren sich die eingangs aufgezeigten
Unterscheidungsmerkmale
zwischen
der
Welt der Arbeit und des Engagements.
Eigene Interessen und die Absicht etwas
nützliches für die Gemeinschaft zu leisten
mischen sich auf neue Art. Geldleistungen
sind eine Form unter anderen, ein solches
Engagement „für sich und Andere“ attraktiver
zu machen.
Die zweite Veränderung im Bereich der
Arbeitswelt, auf die es hinzuweisen gilt, ist
hingegen eindeutig negativer Natur. Für den
Verlauf des ganzen Arbeitslebens ist das
Risiko dramatisch gestiegen, gar nicht erst in
Mein
Fazit
wäre:
Engagement
und
Erwerbsarbeit sind grundverschieden, aber
es ist weder ausgeschlossen, dass Merkmale
von engagierter Tätigkeit in der Berufswelt
eine
Rolle
spielen,
noch
dass
Bewertungsformen und Tätigkeitsmotive, wie
man sie aus der Arbeitswelt kennt, im
Engagementbereich
Bedeutung
haben
können. Angesichts des Umstands, dass
heute Überlappungen zunehmen, Freiheiten
des
Engagements
einwandern,
in
die
insbesondere
Arbeitswelt
aber
auch
Zwänge und Prioritäten der Arbeitswelt in den
Bereich des Engagement, könnte so etwas
wie eine allgemeine Richtschnur für die
Beurteilung verschiedener Mischformen so
lauten: Wo immer möglich sollte man einer
„Verarbeiterung“
des
Engagements
entgegenwirken und gleichzeitig Tendenzen
9
INPUT
verstärken, auch in der Welt der Arbeit mit
große
Engagement
und
kassieren, ohne dabei wie für einen normalen
Orientierungen mehr Gewicht zu geben –
Lohn Steuern und Sozialabgaben zahlen zu
also
Sinn,
müssen; diese Art der Kombination von Geld
erfahrbarem
und Ehrenamt sollte schleunigst wie ein
verbundenen
der
Suche
Freiheitserfahrungen
Motiven
nach
und
gesellschaftlichem Nutzen. Im letzten Teil
meines
Vortrags
will
ich
nun
verschiedener Haupttypen der Kombination
bezahlter
Arbeit
und
normaler Job bewertet werden.
diesen
allgemeinen Leitsatz auf eine Bewertung
von
„Aufwandsentschädigungen“
Engagement
3. Der dritte Typus, der der Kombination von
finanzieller
Vergütung
und
engagierter
Tätigkeit durch Zahlung eines geringfügigen
Stundensatzes wird wohl auch deshalb sehr
anwenden.
kontrovers diskutiert, weil es hier sehr
3. Geld und Engagement – verschiedene
Typen
der
Kombination
und
verschiedene Erscheinungsformen gibt. Ich
nenne nur die beiden Extrempunkte.
Überlegungen zu ihrer Bewertung
Auf der einen Seite gibt es Praktiken, wo
etwa in einem Krankenhaus ehrenamtlich
Man könnte eine Typologie verschiedener
Engagierte,
Haupttypen der Kombination von bezahlter
funktional
eingepasst
in
ansonsten unveränderte Hierarchien und
Arbeit und Engagement entwickeln. Wenn es
Betriebsabläufe, ein geringfügiges Entgelt
um die Einbeziehung von Engagement in
Erwerbsarbeitszusammenhänge geht, dann
gibt es vor allem die folgenden typischen
Formen:
erhalten
und
damit
gemacht
werden
kommen
doch
besser
sollen
sicher
lenkbar
(Motto:
am
Sie
Samstag
morgen? Schließlich erhalten sie ja auch
1. Da sind zunächst die verschiedenen
Formen
materieller
(Pauschalgratifikationen
Absicherungen
für
Unkosten,
…).
Auf der anderen Seite gibt es hier jedoch
auch
Beispiele,
wo
im
Rahmen
Investitionen in Infrastrukturen wie Räume,
innovativer sozialer Projekte, wie etwa in
Ausbildungsmöglichkeiten etc.); sie können
der
sicher am ehesten als eine Form gelten,
Hilfen
„Kosten“ des Engagements im weiteren
stabilisiert werden; das Engagement steht
Sinne zu reduzieren, ohne das Engagement
im
selbst zu lenken oder in seiner Substanz zu
entscheidende Kriterium dafür, wen man
verändern.
anspricht und einbezieht; das Geld ist
Demenzbetreuung,
durch
ehrenamtliche
geringfügige
Vordergrund
und
Entgelte
ist
das
Stabilisator einer Form von sachkundiger
2. Das führt zu einem zweiten, ganz anderen
Typus, über den man nicht schweigen sollte
–
zu
den
ehrenamtlichen
„Spesenrittern“,
Vertretern
jenen
in
Berufsverbänden und Ähnlichem, die oft sehr
und
engagierter
einerseits
Mitarbeit,
von
Professioneller
andererseits
der
die
sich
bezahlter
unterscheidet,
aber
auch
von
Schwarzmarktarrangements zur Pflege,
10
INPUT
wo alle gefragt sind, die hier etwas
gemeinnütziger Tätigkeit als Praktikum, auch
verdienen wollen.
bei
dem
speziellen
Praktikum,
das
Freiwilligendienste darstellen; sie spielen
Wahrscheinlich kann man sich leicht darauf
einigen, dass die erste Variante, die der
„Verlohnarbeiterung“
von
Engagement,
abzulehnen ist. Allzu deutlich ist hier, dass es
darum geht, Lenk- und Dienstbarkeit zu
erzeugen
und
den
„Eigensinn“
der
Engagierten zurückzudrängen – „Eigensinn“
auch in der Hinsicht, dass Engagement ja
immer
auch
meint,
vorhandene
Arbeitsteilungen und Hierarchien ein Stück
weit zu hinterfragen. Doch auch, wenn es
sich mit der zweiten Tendenz anders als mit
der ersten verhält und die Geldzahlungen
auch eine Rolle bei der Weiterverwertung
beruflicher Qualifikationen in nachberuflichen
Phasen. Ich sehe es nicht als problematisch
an, wenn Engagementförderung solche stark
von beruflichen und persönlichen Interessen
geprägten Bereitschaften einbezieht. Eine
kritische Grenze ist m. E. immer dann
erreicht,
wenn
evtl.
Adressaten
des
Engagements nur noch am Rande von
Bedeutung sind – so wie z.B. bei sozialen
Wochenendeinsätzen von Managern, die am
Objekt ‚Randgruppe‘ Sozialkompetenz und
Stressbewältigung üben.
hier begleitet sind von der Entwicklung neuer
Kooperationsformen, besserer Angebote und
2.
Mitsprachemöglichkeiten
Engagierten,
kommende Unterminierung der klassischen
bleiben genug offene Fragen und ungelöste
Grenzziehungen zwischen Engagement und
Probleme. Gibt es eine Möglichkeit zu
Erwerbsarbeit
verhindern, dass auch solche Ansätze gegen
verschiedenen Varianten nicht vergüteter
ihre
Arbeitsgelegenheiten,
eigene
der
Absicht
für
bloße
Eine
zweite
vom
ergibt
Arbeitsmarkt
sich
mit
angesiedelt
her
den
in
Rationalisierungsstrategien instrumentalisiert
Bereichen wie sozialen Diensten wo die
werden?
Gemeinnützigkeit der Tätigkeit ins Auge
Betrachtet
der
sticht – also vor allem bei vielen Ein-Euro-
vom
Jobs. Klar ist die Scheidelinie zwischen
Arbeitsmarkt her kommend, dann scheinen
Engagement und diesen Arbeitsgelegen-
mir vor allem zwei Formen bemerkenswert zu
heiten nur da, wo solche Jobs dem Einzelnen
sein.
administrativ aufgezwungen werden und von
Veränderung
man
die
von
Problematik
Engagement
Freiwilligkeit nicht die Rede sein kann. Unklar
1. Die erste betrifft all diejenigen, bei denen
es um neue Übergänge zwischen Lebensund Erwerbsbiografien geht, das Interesse an
einer „bereicherten Biografie“ und/oder der
besseren Einfädelung in den Arbeitsmarkt im
Vordergrund steht und die Ausgangssituation
der
Betroffenen
Vergütungen
relativ
spielen
eine
günstig
ist;
Rolle
bei
ist sie überall dort, wo die Betroffenen eine
Ein-Euro-Job-Tätigkeit
im
gemeinnützigen
Bereich als einzige verbliebene Chance für
sich ansehen, sozial und beruflich Anschluss
zu halten oder wiederzufinden. Selbst wo der
Ein-Euro-Job nicht als Zwangsarbeit, sondern
als Zugangschance erfahren wird, gibt es
einen wichtigen Unterschied zu denen, die
11
INPUT
vor
dem
Hintergrund
gesicherten
Bedingungen entscheiden. Sie könnte wie
Existenz mit einiger Autonomie bei der Frage
folgt lauten: Etwas von dem, was Engagierte
mitreden können, wo und wie man sich
selbst an ihrer Tätigkeit als Gewinn erfahren,
engagieren
soll
sollte
Übergänge
und
Erwerbsarbeit
einer
und
die
folglich
Mischungen
und
auch
zwischen
Engagement
auch
Ein-Euro-Jobbern
nicht
vorenthalten werden: ein Stück Freiwilligkeit,
selbst
Mitgestaltungschancen und Möglichkeiten,
mitgestalten können. Verglichen mit ihnen
sich in der Tätigkeit gemeinsam mit anderen
sind Langzeitarbeitslose viel lenkbarer und
erfahren zu können.
auch verwundbarer. Warum also Arbeitgeber
wie
Kommunen
sehr
oft
und Wohlfahrtsverbände
Ein-Euro-Jobber
Engagierten
vorziehen, ist nicht schwer zu erklären. Aber
ist es auch gerechtfertigt? Und kann man
Es gibt auch hier keine leichten Antworten
Patentlösungen,
insbesondere
dann
nicht, wenn man mit einbezieht, dass die
Vermittlung von Engagementmöglichkeiten ja
nicht
zuerst
Engagementbereiten
und
allein
dienen,
den
sondern
ebenso nach den Bedürfnissen und Nöten
derer fragen sollte, die Hilfe nötig haben. M.
E.
ist
die
Man sollte bei der Diskussion von Grauzonen
und
dem
Versuch,
sensibilisieren
sich
und
dafür
zu
zu
öffnen,
realistischerweise nicht die Verteidigung des
etwas dagegen tun?
und
Eine Nachbemerkung
Bereitstellung
gemeinnütziger
Arbeitsgelegenheiten etwas anderes als die
Entwicklung von Engagement – auch dann,
wenn zur Wahrnehmung solcher Tätigkeiten
nur die Ungunst der Umstände drängt und
nicht auch noch ein staatlicher Arbeitszwang.
Trotzdem kann man als Anwalt von zivilen
Orientierungen und Engagement eine klare
Botschaft an Ein-Euro-Jobber und diejenigen
eigentlichen Engagementbereichs vergessen.
Gerade
in
einer
Welt
des
überall
gegenwärtigen Zugriffs von Arbeitszwängen
und -mentalitäten gilt es, an den dazu quer
liegenden Besonderheiten des Engagementbereichs festzuhalten und in diesem Sinne
auch Grenzen zu markieren. Denn dieser
Bereich ist immer beides zugleich – ein
Residuum,
eine
Art
Zufluchtsort
und
Schutzzone und ein gelebter Vorgriff auf
zivile Werte und Praktiken, von denen wir alle
hoffen,
dass
sie
in
der
Gesellschaft
insgesamt mehr Bedeutung erhalten.
Prof. Dr. Adalbert Evers
Justus-Liebig Universität Gießen
Mitglied der Enquete-Kommission
„Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“
des Deutschen Bundestages
senden, die über deren Einsatz und seine
12
FRANKFURTER VERBÄNDE
Ehrenamtliches Engagement und Entgelt im Caritasverband Frankfurt
Hartmut Fritz
Dementsprechend
In unserer Stadt gibt es zweifelsohne eine
große Bereitschaft von Bürgerinnen und
Bürgern,
sich
ehrenamtlich
für
zu
andere
Menschen
engagieren.
Dieses
Engagement ist hoch einzuschätzen, denn
formulierte
Grundsatzpapier
des
ein
Deutschen
Caritasverbands 1995: „Unter ehrenamtlicher
Arbeit
wird das
freiwillige, kontinuierlich
eingebrachte, nicht auf Entgelt ausgerichtete
Engagement verstanden.“1
Beteiligung und Mitgestaltung am öffentlichen
Mit
Leben und insbesondere die Übernahme von
entwickelnden Bandbreite von freiwilligen
sozialer
einer
sozialen Diensten und neuen Modellen von
Frankfurt
auch finanziell honorierten ehrenamtlichen
Verantwortung
multikulturellen
sind
Großstadt
unverzichtbar.
in
wie
sich
in
den
letzten
Jahren
und
Projekten steht auch beim Caritasverband die
Selbstverständnis unserer Stadtgesellschaft
oben genannte Ausschließlichkeit in der
bauen auf dieser gelebten Solidarität auf.
Diskussion.
Den
Funktionsfähigkeit
der
Leistungen
des
Engagements
gebühren
Anerkennung.
Als
Wohlfahrtspflege
ist
ehrenamtlichen
Respekt
Verband
die
der
Förderung
und
freien
des
Ehrenamtes und die Verbesserung seiner
Rahmenbedingungen für den Caritasverband
Frankfurt ein zentrales Anliegen.
Entsprechend
Formulierung:
„Ehrenamt
relativiert
als
die
freiwillige
Mitarbeit in der Caritas wird verstanden als
verbandsorientiertes, weitgehend unentgeltliches, nicht-berufliches Engagement von
Menschen
mit
unterschiedlichen
Kompe-
tenzen und Potentialen für arme, kranke oder
ausgegrenzte Menschen.“2 Der Dachverband
der Ehrenamtlichen (CKD) im Deutschen
Der Caritasverband ist aber nicht nur der
Caritasverband bleibt dagegen in seiner
freien Wohlfahrtspflege verpflichtet, er hat
Position eindeutig: „ Nur ohne Bezahlung“3
vielmehr als Organisation der katholischen
Kirchen eine besondere Prägung. So steht
bei uns soziales ehrenamtliches Engagement
oft
im
Zusammenhang
einer
religiösen
Herleitung. Christlich motiviertes Ehrenamt ist
Ausdruck
des
in
die
Tat
umgesetzten
Glaubens. Es ist Auftrag des Evangeliums
Hier zeigt sich die Sensibilität, die mit dem
Thema Entgelt im Ehrenamt verbunden ist.
Gerade deswegen muss die Diskussion
hierum sorgfältig geführt und auf Chancen,
aber
auch
auf
Gefahren
und
Risiken
hingewiesen werden.
und folgt dem Grundsatz der Nächstenliebe.
Eine wie auch immer geartete Entlohnung
rückt damit in den Hintergrund.
1
„Ehrenamtliche Tätigkeit in der Caritas“
Zentralratsbeschluss des DCV 1995
2
Kommission „Mitarbeit in der Caritas“ der
Delegiertenversammlung des DCV 2006
3
Caritas-Konferenzen Deutschlands e.V. Beilage
„Nur ohne Bezahlung“ CKD-Direkt 1/2007
13
FRANKFURTER VERBÄNDE
Der Caritasverband Frankfurt hat in seinem
Rahmenkonzept
„Zusammenarbeit
•
Merkmale
für
Verbesserung
•
Ausrichtung
des
zur
Lebensqualität
und Selbsthilfegruppen, zu denen sich
Nahestehenden zusammenschließen
der freien Entscheidung der Aktiven für ein
die
der
Ort
Betroffenheit oder der Betroffenheit von
Ergänzung zur professionellen Sozialarbeit,
oder
vor
Menschen aufgrund ihrer persönlichen
der Eigenständigkeit des Ehrenamtes in
Einsatzgebiet
die
und
beitragen
das
ehrenamtliche Engagement benannt. Neben
Bürger-
Stadtteilinitiativen,
mit
ehrenamtlichen Mitarbeitern und Initiativen“
konstituierende
ehrenamtliche
Diese vielfältigen Formen des ehrenamtlichen
Ehrenamtes auf Hilfeleistungen für in Not
Engagements
geratene Menschen wird hier auch die
Caritaseinrichtungen
Unentgeltlichkeit genannt: Soziales Ehrenamt
unterschiedliche,
ist in seiner Zielrichtung nicht auf ein
Bedingungen zugeschnittene Modelle der
finanzielles Entgelt ausgerichtet und wird
Kostenerstattung:
nicht
zur
Sicherung
des
in
und
mit
den
implizieren
auf
die
jeweiligen
eigenen
Lebensunterhalts ausgeübt. Es unterscheidet
•
In den meisten Fällen werden Kosten
sich damit von honorierten Ehrenämtern in
gegen Quittungsvorlage erstattet. Die
anderen Bereichen.
Vorteile liegen in einer klaren Linie des
unbezahlten Ehrenamts. Hier geht es nur
Unter
dieser
Prämisse
Caritasverband
gehen
Frankfurt
wir
von
im
um die geschenkte Zeit ohne einen
einem
finanziellen
umfassenden Ehrenamtsverständnis aus, das
sowohl
inhaltliche
Aspekte
aus
den
Zuverdienst
für
die
Ehrenamtlichen.
•
Ebenfalls
werden
pauschale
Bereichen des klassischen Ehrenamts, des
Aufwandsentschädigungen
bürgerschaftlichen Engagements und der
sachbezogen
Selbsthilfebewegung impliziert. In diesem
geleistet.
Rahmen findet ehrenamtliches Engagement
Regelung, wenn regelmäßige Kosten in
bei uns in folgenden Bereichen statt:
vergleichbarere Höhe anfallen. Ob sie
•
ehrenamtliche
Mitarbeiter
in
und Nächstenliebe, die ehrenamtliche
Mitarbeiter
in
organisieren,
den
Kirchengemeinden
sinnvolle
nachvollzogen werden.
mit dem Hauptamtlichen in den Anliegen
Aktivitäten der unmittelbaren Hilfeleistung
eine
kann nur durch die Ehrenamtlichen selbst
Einrichtungen des Caritasverbands, die
•
ist
stundenbezogen
den tatsächlichen Unkosten entsprechen
den
der Einrichtungen tätig sind,
Dies
oder
entweder
•
Weiterhin gibt es ehrenamtliche Gruppen,
die
in
Zusammenarbeit
mit
einer
Caritaseinrichtung stehen und über einen
eigenen Etat verfügen, wie zum Beispiel
die Elternbeiräte in unseren Kitas. Die
Entscheidung über die Verwendung der
Gelder liegt hier in der Kompetenz der
14
FRANKFURTER VERBÄNDE
•
Ehrenamtlichen. Nach unseren bisherigen
Kontraproduktiv ist die Entgeltdiskussion zum
Erfahrungen mit diesem Modell haben
Beispiel im Kontext einer Anerkennungskultur
ehrenamtliche
nie
des Ehrenamts. Ehrenamt ist unbezahlbar in
entschieden sich selbst ein Entgelt zu
der Wertschätzung und Anerkennung, die
zahlen.
ihm entgegen gebracht wird. Die vielfältigen,
Interessant sind Konstellationen, in denen
kreativen und persönlichen Formen dieser
mehrere
Anerkennungskultur
Mitarbeiter
Formen
des
noch
Umgangs
mit
Entgelt und Kostenerstattung innerhalb
eines Projektes praktiziert werden. So
zum Beispiel unsere Hilfenetze in den
Stadtteilen,
die
unentgeltliches
Engagement
bezogenen
sowohl
klassisches
Ehrenamt
mit
als
einem
Entgelt
und
auch
stunden-
sind
durch
keine
geldwerte Leistung zu ersetzen.
Ebenfalls nicht vermischt werden dürfen
Entgelt und die Verbesserung ehrenamtlicher
Rahmen- und Arbeitsbedingungen. Das eine
kann nicht Ersatz für das andere sein.
geringfügige
Sinnvoll ist die Entgeltdiskussion aber überall
Anstellungsverhältnisse beinhalten. Hier
dort, wo Ehrenamt in Konfrontation mit Armut
wird deutlich, dass es keinen Sinn macht
steht. Aus der gutbürgerlichen Tradition der
Ausschlusskriterien
katholischen
für
bestimmte
Kirche
heraus
gibt
es
im
Formen der geldwerten Leistungen im
Caritasverband
Ehrenamt zu setzen. Es geht vielmehr
Ehrenamtliche, die sich dieses Engagement
darum, die Spannung zwischen den
„leisten“
unterschiedlichen
abgesichert sind. Die Armutsentwicklung der
und
nutzbar
Formen
zu
auszuhalten
können,
immer
weil
sie
viele
finanziell
Diese
letzten Jahre hat aber deutlich gezeigt, dass
Mischformen können allerdings nur dann
dies immer weniger selbstverständlich ist. Die
erfolgreich sein, wenn sie innerhalb der
bürgerschaftliche Beteiligung und damit das
Projekte gut kommuniziert sind und die
Erlebnisfeld der gesellschaftlichen Solidarität
einzelnen
muss
Personen
machen.
noch
jeweils
in
ihren
für
Funktionen und Verdienstmöglichkeiten
engagieren
zufrieden sind.
Gründe
Bei der Diskussion um ein Entgelt im
Ehrenamt
ist
jede
Pauschalierung
unangebracht. Sie muss vielmehr in den
Zusammenhängen geführt werden, in denen
sie einen positiven Beitrag leisten kann und
dort
vermieden
kontraproduktiv
Ehrenamtes steht.
werden,
zur
wo
Förderung
sie
des
verhindern,
Alternativen
jeden
offen
möchte.
sein,
Dort
wo
ehrenamtliches
müssen
geboten
der
sich
materielle
Engagement
den
Betroffenen
werden.
Im
Caritasverband Frankfurt gibt es Menschen,
die sich ehrenamtliche engagieren, aber
selbst unter der Existenzsicherung durch
Sozial- und Transferleistungen liegen. Hier
müssen nicht nur alle Möglichkeiten des
Entgeltes genutzt werden, sondern hier ist es
notwendig
dieses
Ehrenamt
in
andere
15
FRANKFURTER VERBÄNDE
Formen
zu
überführen,
durch die
sich
geschaffen werden. Kritisch zu fragen bleibt
Lebensgrundlagen qualitativ verändern.
allerdings
Dies macht deutlich, dass der Caritasverband
Kostensenkung und Lohndumping bei der
Frankfurt trotz des Verständnisses eines
Schaffung solcher neuer Engagement- und
überwiegend unbezahlten Ehrenamtes in
Beschäftigungsformen spielen.
immer,
welchen
Stellenwert
seinen Einrichtungen auch Möglichkeiten von
bezahltem Engagement befürwortet, wenn
Hartmut Fritz
sich dadurch die finanzielle Grundsicherung
Caritasdirektor
Caritasverband Frankfurt am Main e. V.
von Menschen verbessert oder Zugänge bzw.
Fördermaßnahmen
zur
Arbeitswelt
Ehrenamtliche Mitarbeit beim Deutschen Roten Kreuz
Oliver Backhaus
Willst Du froh und Glücklich leben
Lass kein Ehrenamt Dir geben.
Ohne Amt lebst Du so friedlich
Und so ruhig und gemütlich
Du sparst Kraft und Geld und Zeit
Wirst geachtet weit und breit.
Ernsthaft, denen die überall auf Bezahlung
schielen, sei klar zugerufen, ein Ehrenamt
bringt trotz der Erstattung der Aufwendungen
keinen Euro in die persönliche Kasse, es
kostet meistens noch Einiges (Verzicht, Zeit
und Geld).
1.
(Wilhelm Busch)
Ehrenamtliche
Tätigkeit
erfolgt
Deutschen Roten Kreuz in Gemeinschaften,
in Arbeitskreisen und auf Basis der neuen
Strategie
2010+
Arbeitsfeldern
Wilhelm Busch stelle ich meinen Worten
verfolgt
voran.
ehrenamtliche
Tätigkeit
hauptamtlichen
Aufgabenfeldern
liches Engagement“? Ist es überhaupt noch
eine Ehre, sich für einen Verband, Verein,
oder eine Sache zu engagieren? Ist ohne
Moos nix los bzw. was ist mit Moos
fest/fester?
der
des
eigentlich
Dieser Auszug aus einem Gedicht von
Was bedeutet überhaupt "Bürgerschaft-
im
DRK.
in
allen
Insbesondere
Strategieansatz,
auch
in
die
den
verstärkt
anzuregen - zu etablieren. Hauptamtlich
besetzte Servicestellen „Ehrenamt“ halten im
DRK Einzug, sie sind zur Unterstützung der
ehrenamtlichen Arbeit gedacht.
Zu den Gemeinschaften zählen das JRK, die
Sozialarbeit, die Wasserwacht, der Katas-
16
FRANKFURTER VERBÄNDE
trophenschutz, die Bergwacht und die Aktive
Das
Arbeit, sprich die Bereitschaften.
Veranstaltungen, welche als Projekt mit
Ehrenamtliche Mitarbeiter sind im DRK ohne
vertragliche Bindung freiwillig tätig, ohne
Bezahlung;
sie
erhalten
ihre
Auslagen
ersetzt. In manchen Fällen arbeiten sie sogar
Augenmerk
Anfang
Ende
Zuständigkeiten
Menschen
und
darauf,
mit
entsprechenden
organisiert
werden,
Bürgerschaftliches
an
Engagement heranzuführen.
Die
ohne Auslagenersatz.
und
liegt
Ansprache
für
"Bürgerschaftliches
Engagement“ beschränkt sich dabei nicht
Für ehrenamtliche Mitarbeit im Deutschen
Roten Kreuz gilt das "Management des
Bittens"; hier gibt es kein Direktionsrecht des
Arbeitgebers, weil die Ehrenamtlichen keinen
Arbeitnehmerstatus
besitzen.
Die
Freiwilligkeit - einer der Grundsätze des
nur auf die, die angeblich so viel Zeit hätten,
nämlich die Rentnerinnen und Rentner.
Sondern wir sprechen zum Beispiel mit dem
Schulsanitätsdienst
bewusst
vermehrt
jüngere Menschen an, um sie für ein
Ehrenamt zu interessieren.
Deutschen Roten Kreuzes - mit der sie ihre
Darin
Tätigkeit ausüben, bringt keine Verpflichtung
Menschen die Möglichkeiten zu geben, sich
mit sich. Übernommene Aufgaben können
in
zurückgegeben
Angstszenarien aufzubauen, dass nebenan
oder
eine
angetragene
abgeschlagen werden.
und ehrenamtlicher Mitarbeit sind fließend:
Manche Hauptamtliche sind auf anderen
Gebieten auch ehrenamtlich tätig.
der emotionalen Bezahlung, sprich durch die
Auszeichnung der EA in Form von Orden, der
Übernahme von Mandaten in Gremien, von
Führungspositionen sowie dem Zutritt zu
besonderen Kreisen.
strukturell
dem
einem
Wandel,
gesellschaftlichen
sich
Trend
anzupassen: Aufgaben statt Ämter. Sicher ist
für ehrenamtlich geführte Vereine/Verbände
auch die Besetzung von Ämtern wichtig, aber
ggf. lässt sich auch die Anzahl der Ämter
sinnvoll reduzieren.
Chancen,
jungen
einzuarbeiten
ohne
Wir müssen dafür Sorge tragen, den Satz
"man müsste" aus unseren Gesprächen zu
streichen und durch "ich muss'' ersetzen,
Engagement“
zur
Regel werden zu lassen.
"Bürgerschaftliches Engagement“ bringt
neben der emotionalen Bezahlung Spaß und
Befriedigung etwas anzupacken, das nicht
gelernt und nichts mit unserem täglichen
Arbeitsablauf zu tun hat. Bürgerschaftliches
Hilfsorganisationen, wie das DRK eine ist,
in
Ehrenamt
"Bürgerschaftliches
2. Das Hauptaugenmerk liegt beim DRK in
sich
ein
große
jemand steht der alles besser weiß und kann.
Die Grenzen z.B. zwischen hauptamtlicher
befinden
liegen
Engagement macht Freude.
3. Probleme ergeben sich i.d.R. wenn
ehrenamtliche Kräfte im DRK die gleichen
Funktionen
ausüben,
die
sie
auch
im
Berufsleben inne haben, da in diesen Fällen
oft der Vergleich gezogen wird, dass man
eigentlich
die
gleiche
Verantwortung
übernimmt wie im Beruf, aber die nicht
17
FRANKFURTER VERBÄNDE
monetär im gleichen Maße wertgeschätzt
Hauptamtliche unterstützen und umgekehrt
werden kann.
sowie im Anpassen an den Wandel der
Enga-
Gesellschaft, in dem die Aufgabe statt Amt in
gement können Freude oder auch befriedigte
den Mittelpunkt gerückt wird, die Individualität
Eitelkeit, Kontakt zu anderen Menschen oder
berücksichtigt und gelebt werden kann.
Gründe
für
Bürgerschaftliches
auch Machtgewinn sein. Sind die Motive sehr
egoistisch, ein Politiker, der über sein Amt
Fakt
Wählerstimmen
ein
zusätzlichen Stress erleben, Menschen, die
Unternehmer, der durch Auftragsvergaben
sich engagieren wollen sich freuen und ein
mehr Umsatz machen möchte, besteht die
„warmes Gefühl“ im Bauch haben.
gewinnen
will
oder
Gefahr, dass der Verein Schaden nimmt.
Steht die Freude und die Aufgabe im
Mittelpunkt profitieren beide Seiten, dann
ist:
In
der
Freizeit
will
niemand
Die Gesellschaft war und ist bereit, selbst
einmal eine Sache anzupacken, ohne darauf
zu achten, wie sie vergütet wird.
lohnt sich die Zusammenarbeit ohne dass
Ohne
Lohn fließt.
4. Wenn der Gemeinschaftsgedanke im
Focus des Handelns steht und nicht die
Interessen einzelner über die Ziele der
Organisation gestellt werden, ergeben sich
keine Diskussionen um die Bezahlung. Sie
entsteht
eher
in
der
Definitionen
der
Schnittstellen in Bereichen wo Ehrenamtliche
Bürgerschaftliches
Engagement
erfriert unsere Gesellschaft, sie verliert eine
wichtige Mimik ihres Gesichtes. Der erste
entscheidende Schritt von uns allen muss
sein,
als
positive
Organisationen,
Botschafter
Verbände,
unserer
Vereine
aufzutreten und nicht als pflichtgebeugte
Grantler.
Oliver Backhaus
Geschäftsführer Deutsches Rotes Kreuz,
Bezirksverband Frankfurt am Main
Ehrenamtliche Arbeit in diakonischen Einrichtungen
Dr. Michael Frase
Vielzahl des Engagements habe ich einige
Aus
den
vielfältigen
Aktivitäten
ehrenamtlicher Arbeit in der Evangelischen
Kirche möchte ich im Kern beschreiben, in
welcher
Weise
ehrenamtliche
Arbeit
in
diakonischen Einrichtungen wahrgenommen
wird und wie sich dieses Ehrenamt zur
hauptamtlichen
Arbeit
verhält.
Aus
Beispiele exemplarisch ausgewählt, um im
Hinblick auf das Tagungsthema zu erläutern,
wie
moderne
Arbeit
in
diakonischen Einrichtungen bei uns,
im
Diakonischen
ehrenamtliche
Werk
Regionalverbandes,
des
Evangelischen
wahrgenommen
wird.
der
18
FRANKFURTER VERBÄNDE
Manches davon ähnelt der Beschreibung
zu leisten. Hauptamtliche sind hier zum
meiner Vorredner, und deshalb ist es mir
Beispiel
wichtig, noch einmal einige Akzentuierungen
Ehrenamtlichen, die Ausbildung, Fortbildung
dieser,
und Supervision von diesen Ehrenamtlichen
bei
uns
stattfindenden,
für
die
Gewinnung
von
ehrenamtlichen Tätigkeit vorzunehmen.
mit
Das Ehrenamt ist in der evangelischen Kirche
diakonischen Einrichtungen noch einmal die
und
Fragen, die für diese Tagung wichtig waren,
der
vorhanden.
Diakonie
Von
in
den
großer
Vielfalt
Ich
habe
in
den
im
gestellt und möchte Ihnen jetzt aus dem
Kirchenvorstand oder im Ausschuss der
Bereich, in dem bis zu 300 Personen
Kindertagesstätte,
ehrenamtlich tätig sind, einige Ergebnisse
bis
Aktivitäten
verantwortlich.
hin
zu
der
ehrenamtlichen Mitarbeit bei der Versorgung
von
obdachlosen
Menschen
in
den
Wintermonaten in den Innenstadtkirchen,
reicht dieses Engagement. Insgesamt ist die
Zahl zwar nicht erfasst, aber es sind sicher
über
1.500
Ehrenamtliche,
die
sich
in
Frankfurt am Main ehrenamtlich betätigen.
vermitteln.
Bei
einer
Überprüfung
ehrenamtlicher
Tätigkeit in unseren Einrichtungen stellt sich
schnell heraus, dass es einen besonders
hohen
Anteil
Ehrenamtlicher
in
den
Einrichtungen gibt, in denen diese ein
konstitutiver Bestandteil der Arbeit geworden
Aus meiner Sicht lässt sich das Ehrenamt in
sind. Das heißt, die Konzeption geht davon
zwei Arten unterteilen. Da geht es um ein
aus, dass Haupt- und Ehrenamt zusammen
Ehrenamt, wie wir es in den diakonischen
die Arbeit gestalten. Es ist ein besonderes
Einrichtungen erleben, das zusätzlich zu dem
Merkmal solcher verzahnter und auf einander
durch
Dienst
bezogener Arbeit von Ehrenamtlichen und
geschieht. Zum Beispiel, wenn jemand sich in
Hauptamtlichen, dass für die ehrenamtliche
der Obdachlosenhilfe engagiert, in einer
Seite dieses mit einer Qualifikation in aller
unserer Einrichtungen zusätzlich Personen
Regel verbunden ist und darüber hinaus eine
betreut, indem er mit ihnen einkaufen geht
kontinuierliche
oder er seine eigene berufliche Erfahrung
Ehrenamtlichen, in Form von Supervision
nutzt, um sie in Lebensfragen zu beraten.
oder
Dieses zusätzliche Angebot vertieft und
hauptamtlichen Mitarbeitern, stattfindet.
Hauptamtliche
geleisteten
bereichert die Arbeit in den Einrichtungen.
Eine zweite Art von Ehrenamt entwickelt sich
dort, wo diese ein integraler Bestandteil der
Arbeit ist.
Das
bedeutet,
eben
Begleitung
Reflektionsgesprächen
der
mit
Die ehrenamtliche Arbeit unterscheidet sich
deutlich in den jeweiligen Einrichtungen.
Deswegen möchte ich kurz an drei Beispielen
diese Unterschiede skizzieren.
die
Konzeption
in
dem
Arbeitsfeld sieht ganz ausdrücklich vor, dass
hier Ehrenamtliche mitwirken. Ohne diese
1.
Ich
beginne
mit
der
evangelischen
Telefonseelsorge in Frankfurt am Main, die
Ehrenamtlichen wäre eine solche Arbeit nicht
19
FRANKFURTER VERBÄNDE
56 ehrenamtlich tätige Personen in ihrem
2.
Bereich mitwirken lässt.
Die Notfallseelsorge in Frankfurt am
Main, ein Bereich der Ende der 90er Jahre
Um überhaupt in der Telefonseelsorge aktiv
organisiert wurde, ist seit vielen Jahren ein
werden zu können, ist eine Ausbildung nötig.
wichtiges Element in der Rettungskette. Über
Vor dem Einsatz am Telefon durchlaufen die
die Leitstelle der Feuerwehr wird zu jeder
Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine 1-
Tageszeit und an allen Tagen des Jahres
jährige Ausbildung, die natürlich neben dem
eine
Berufs-
seelsorger erreicht. Das zu gewährleisten, ist
und
Familienleben
Ansprechpartnerinnen
erfolgt.
für
diese
Notfallseelsorgerin
Aufgabe
der
/
ein
Notfall-
leitenden
Pfarrerin
für
und
hauptamtlichen
Ehrenamtlichen sind die Hauptamtlichen, die
Notfallseelsorge
zum Teil auch die Begleitung der Ausbildung
Mitarbeiterin, die nicht nur selbst persönlich
selbst vornehmen. Wenn sie dann nach
Einsätze
Absprache und nach persönlichem Wunsch
Dingen den Dienst organisiert, die neuen
regelmäßig tätig werden, erhalten sie pro
ehrenamtlich
Schicht eine Aufwandsentschädigung als
begleitet. Die Notfallseelsorge kann in dieser
kleine
der
Form nur gewährleistet werden, indem sich
ausgerichtet,
Menschen bereit erklären, in diesem doch
Anerkennung.
Telefonseelsorge
dass
im
Das
Konzept
ist darauf
direkten
Tätigen
vor
qualifiziert
allen
und
oftmals sehr aufregenden und schwierigen
Dingen
Feld der seelsorgerlichen Arbeit mitzuwirken.
heißt,
Es geht darum, in akuten Notfallsituationen in
Ehrenamt und Hauptamt sind konstituierend
Zusammenarbeit mit der Branddirektion, der
für diese Art der Telefonseelsorge. Wenn
Polizei und den Hilfsorganisationen am Platz
man diese zum Beispiel durch Hauptamtliche
des
organisieren wollte, müsste ein ganz anderes
begleitend, stabilisierend, stärkend, tröstend
Konzept geschrieben werden. Zur Zeit ist
und auch eben die Situation aushaltend,
kein Veränderungsbedarf dieser Organisation
Menschen in einer solch schweren Krise zu
erkennbar.
sich
unterstützen. Sie erhalten für diesen Einsatz,
immer wieder neue Personen, die sich dem
vergleichbar mit der Telefonseelsorge, eine
mühevollen
Einsatzpauschale. Falls sie mit dem eigenen
Ehrenamtliche
vor
allen
tätig
sind.
Glücklicherweise
Weg
mit
sondern
den
Hilfesuchenden
Kontakt
wahrnimmt,
der
der
Das
finden
Qualifizierung
unterziehen.
dazu
zu
stoßen,
um
Fahrzeug anreisen mussten, werden die
Diese Arbeit ist von hoher Wertschätzung,
Anerkennung und auch eigener persönlicher
Weiterbildung
Geschehens
geprägt,
da
die
Person
letztendlich etwas mit ″nach Hause“ nimmt, in
dem sie die Ausbildung erfolgreich absolviert
hat und für sich natürlich auch in anderen
Bereichen die Erkenntnisse umsetzen kann.
Fahrtkosten erstattet, ansonsten wird in der
Regel
die
Notfallseelsorgerin
/
der
Notfallseelsorger mit einem Einsatzfahrzeug
an den Einsatzort gebracht. Die notwendige
und
wichtige
Fortbildung
wird
ebenfalls
übernommen.
Auch
hier
gilt,
ähnlich
wie
in
der
Telefonseelsorge, man muss auf diesen
20
FRANKFURTER VERBÄNDE
Dienst vorbereitet werden oder, falls man aus
Verfügbarkeit des Betreuungsvereins. Aus
dem
und
Sicht der hauptamtlichen Mitarbeiter und der
der
Geschäftsführung des Vereines, erweist sich
ehrenamtliche
dieses Feld für Ehrenamtliche als immer
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewähren
komplexer und schwieriger. Menschen für
diesen ″rund um die Uhr Dienst“ in Frankfurt
ehrenamtliche Betreuung zu gewinnen ist
am Main.
eine schwierige Aufgabe, da die Kenntnis der
Berufsfeld
der
Theologinnen
Theologen
stammt,
Fortbildung
mitwirken.
3.
Die
zumindest
32
rechtlichen
Betreuungsverein,
Evangelischer
Betreuungen,
den
Verein
in
wir
für
ein
unterhalten,
Jugend-
und
Erwachsenenhilfe e. V. genannt, ist als
Vereinsstruktur
nötig,
um
gesetzliche
Betreuungen durchzuführen. Das bedeutet,
man
übernimmt
die
Verantwortung
für
Personen, die sich selbst in vielen Bereichen
rechtlichen Voraussetzungen nötig ist und ein
Ehrenamt nur zulässt, indem man sich selbst
qualifiziert, um dieser Aufgabe auch gerecht
werden
zu
können.
10
ehrenamtliche
Betreuer stehen 3 hauptamtlichen Betreuern
nicht nur zur Seite, sondern ergänzen deren
Arbeit im Evangelischen Verein für Jugendund Erwachsenenhilfe e. V.
nicht mehr vorstehen können. Für einen
Zusammenfassung:
gemeinnützigen
Dieses kurze Statement kann nur einen
Betreuungsverein,
im
Unterschied zu den Berufsbetreuern, besteht
Ausschnitt
auch
Ehrenamtlichkeit
die
Aufgabe,
ehrenamtliche
der
sehr
ausdifferenzierten
in
diakonischen
Betreuerinnen und Betreuer nicht nur zu
Einrichtungen aber auch in den Aktivitäten
qualifizieren, sondern selber werbend dafür
der
zu sorgen, dass Menschen sich bereit finden,
Frankfurt am Main zeigen.
diese
oftmals
schwierige
Aufgabe
ehrenamtlich zu übernehmen.
Evangelischen
Allen
drei
Kirchengemeinden
aufgezählten
Beispielen
in
ist
gemeinsam, dass die Personen, die hier tätig
Diese Verantwortung, die ihnen durch die
sind, sich durch eine hohe Kompetenz
Bestellung durch das Gericht übertragen
auszeichnen. Sie sind zwar ehrenamtlich
wird, ist eine Tätigkeit, die sich im Kern durch
tätig,
nichts
professionelle Einstellung zum Umgang mit
von
denen
rechtlichen
Betreuer
bekommen
jährlich
der
hauptberuflichen
unterscheidet.
eine
Sie
Aufwandsent-
haben
aber
durchaus
eine
den Klienten. Eine finanzielle Entgeltung
dieser
Tätigkeit
spielt
nur
eine
schädigung. Allerdings müssen diese per
untergeordnete Rolle. Wertschätzung und
Antrag an die Vormundschaftsgerichte erst
Sinngebung sind deutlich in dieser Arbeit zu
eingereicht werden und die Auszahlung
spüren. Die Anerkennung der ehrenamtlichen
erfolgt über die Staatskasse oder aus dem
Tätigkeit wird vermittelt, die fachliche Aus-
Vermögen
Diese
und Weiterbildung garantiert. Ehrenamtliche
Aufwandsentschädigung ist durch Bundes-
in diesen Einrichtungen wissen, dass sie ein
gesetz geregelt und liegt nicht in der freien
unverzichtbarer Bestandteil dieses Arbeits-
der
Betreuten.
21
FRANKFURTER VERBÄNDE
feldes sind. Das Gemeinschaftserlebnis wird
erste Fälle, wo nach einer Zwischenzeit der
gestärkt, indem man als Team mehrmals im
Teilnehmer
Jahr gemeinsame Tage gestaltet, in Form
wieder in das Projekt der Frankfurt Jobs mit
von Weiterbildung oder eben durch die
dem
Gestaltung einer Adventsfeier. Ganz deutlich
genommen werden konnte und die Arbeit
wird,
zwischen
dort dann wieder fortsetzt. So entstehen
Haupt- und Ehrenamt gelebt wird. Wichtig ist
Beziehungen, die teilweise schon über zwei
auch, dass die Ehrenamtlichen in ihrer
Jahre zwischen den Maßnahmeteilnehmern,
eigenen Tätigkeit sich selbst sehr verbindlich
ihrem
einbringen. Die oftmals beim Ehrenamt ja
Engagement und dem Wiedereinstieg in eine
auch festzustellende freie Gestaltung dieses
Maßnahme, und den Betreuern dauern.
dass
hier
Partnerschaft
Engagements, ist in diesen Einrichtungen
natürlich in dieser Form nicht möglich. Wer
sich beispielsweise in der Notfallseelsorge für
einen
Einsatz
bereithält,
kann
die
Alarmierung nicht einfach abschalten, wenn
ihm
etwas
anderes
dazwischenkommt.
Bisher sind mir keine Probleme in den
Einrichtungen bekannt geworden, dass dort
eine
Unzufriedenheit
Verhältnis
von
zum
Beispiel
Aufwandspauschalen
im
und
Erstattungen zu geleisteter Arbeit herrscht.
an
den
Arbeitsgelegenheiten
Rhein-Main-Job-Center
zwischenzeitlichen
hinein
ehrenamtlichen
Das Ehrenamt gestaltet sich in einer reichen
Vielfalt. Da gibt es den ehrenamtlichen
Einsatz,
bei
dem
obdachlosen
zum
Beispiel
Menschen
durch
einem
Essens-
ausgabe geholfen wird. Dieses Engagement
erfolgt
freiwillig,
ohne
fizierungsnotwendigkeit
jegliche
und
Quali-
auch
ohne
Vergütungsansprüche. Es ist motiviert von
dem
christlichen
Motiv
der
gelebten
Nächstenliebe und es gibt immer wieder
Menschen,
die
auch
bei
uns
in
der
Typisch ist auch, dass die Identifikation mit
Geschäftsstelle anfragen und sagen, ich
der jeweiligen Arbeit, in der Einrichtung in der
möchte mich in dieser Weise betätigen.
man tätig ist, so hoch ist, dass eigentlich
Wissen Sie, wo ich helfen kann und es auch
wenig
sinnvoll ist?
Vergleiche
zu
anderen
Aufgabenfeldern bei anderen Einrichtungen
gesucht werden. Wechsel in Engagement
zwischen Einrichtungen finden so gut wie gar
nicht statt. Erfreulich ist es auch, dass sogar
im
SGB
II
Bereich,
dort
wo
wir
Arbeitsgelegenheiten in der Gemeinnützigkeit
für
Arbeitssuchende
vorhalten,
die
monatelangen Kontakte dazu geführt haben,
dass oftmals über die Einsatzzeit hinaus der
Kontakt weiter gepflegt wird. Ehrenamtliches
Engagement löst dann die gemeinnützige
Arbeitsgelegenheit ab. Wir haben bereits
Darüber
hinaus
gibt
es,
wie
beschrieben,
ein
Ehrenamt,
Qualifikation,
von Begleitung,
oben
das
von
von einer
verbindlichen Beteiligungsform ausgeht, weil
es Einrichtungen gibt, die in ihrer Konzeption
die
Verzahnung
ehrenamtlicher
von
Arbeit
haupt-
als
und
konstituierend
betrachten. Hier steht nicht so sehr die Frage
einer
Monetarisierung
sondern
es
Wertschätzung
geht
und
im
darum,
die
Vordergrund,
wie
ist
die
Einbindung
der
22
FRANKFURTER VERBÄNDE
Ehrenamtlichen von ihrer Qualifikation her
geregelt. Dabei kann es zu finanziellen
Aufwendungen für die Qualifizierung des
begleitenden
Ehrenamtes
kommen.
Pauschale Vergütungen stehen nicht im
Vordergrund. Erkennbare Probleme sind in
diesem Bereich bisher nicht entstanden. Zu
individuell auf die jeweilige Einrichtung und
das Arbeitsfeld zugeschnitten, hat sich das
Ehrenamt
entwickelt.
Es
gibt
wenig
Vergleichbares zu dieser Tätigkeit, weil die
Identifizierung mit der jeweiligen Arbeit nicht
nur bei den Hauptamtlichen, sondern auch
bei den Ehrenamtlichen sehr hoch ist. Das
Motiv der
Tätigkeit
liegt
im
Arbeitsfeld
bezogen auf die Menschen, die dort Hilfe
suchen und nicht in der Frage, wo wird mein
Fühle ich mich in der Arbeit in einer
Einrichtung
ernst
genommen,
akzeptiert,
gibt
es
Ehrenamtlichen,
herausgestellte
gibt
Hauptamtlichen
keine
und
einhergehende
deutlich
bei
eine
geringere
den
damit
Bewertung
ehrenamtlicher Tätigkeit? Die Einrichtungen
haben ganz unterschiedliche Formen dieser
Wertschätzung entwickelt. Vom Jahresfest
oder Ausflug bis hin zum partnerschaftlichen
und kollegialen Umgang untereinander. Die
Vielfalt des Ehrenamtes ist deshalb für uns
ein Schatz und Reichtum, den wir weiter
entwickeln wollen.
Bedürfnisse
Einsatzmöglichkeiten,
monetären
Einrichtungen
meiner Sicht wesentlich entscheidender.
es
Professionalität
Deswegen ist die Frage nach der nichtAnerkennung
partnerschaftliche
Verhältnisse zwischen Haupt-amtlichen und
unterschiedlichen
der
ich
Dabei kommt es eben darauf an, dass wir die
Ehrenamt am höchsten vergütet.
Form
bin
aus
betrachten
und
und
rein
aus
Arbeitsfeldern
dort
speziell
und
den
heraus
weiter
entwickeln.
Dr. Michael Frase
Leiter des Diakonischen Werks Frankfurt am Main
23
DISKUSSIONSGRUPPEN
Die Ergebnisse der drei Diskussionsgruppen
Diskussionsgruppe 1
Geld macht pünktlich!? – Wie verändert Geld die Motivation der Freiwilligen?
Ehrenamt hängt immer mit persönlicher
Garantiert nur Bezahlung eine verlässliche
Identifikation zusammen.
Aufgabenerledigung?
3. Wo sind Ehrenamtliche ein Ersatz für
Kann Geld die Motivation steigern?
Führt
Bezahlung
zu
einer
Ungleichbehandlung der Ehrenamtlichen?
fehlende bezahlte Arbeitskräfte?
Die
Gefahr
Arbeitskräfte
Moderation: Julia Sipreck,
Büro Aktiv im Bürgerinstitut Frankfurt am Main
Ergebnissicherung: Heide Klabers
Der
Diskussionsgruppe
gehörten
19
Personen an, 3 davon waren hauptberuflich
der
Einsparung
steigt
bei
der
„bezahlter“
ehrenamtlicher Tätigkeit. Dies ist nicht
immer transparent erkennbar!
4. Führt
Bezahlung
zu
einer
Ungleichbehandlung der Ehrenamtlichen?
in Organisationen tätig, 16 ehrenamtlich in
Ja, es führt zu Ungleichbehandlung, da
verschiedenen Einrichtungen.
sich
zahlreiche
ergeben
würden.
Überschneidungen
Über
den
reinen
An folgenden 5 Fragestellungen orientierte
Auslagenersatz hinaus wird Bezahlung im
sich die Diskussionsrunde:
Ehrenamt
abgelehnt.
pauschale
„Aufwandsentschädigungen“
So
genannte
1. Garantiert Bezahlung eine verlässlichere
sollten – wenn überhaupt - nur bei
Aufgabenerledigung oder ist dies nur eine
vorhandenen, nachweisbaren Auslagen
Frage der Fantasie?
gezahlt werden.
Bezahlung ist kein wirksames Mittel für
die
Verlässlichkeit
ehrenamtlich
Engagierter. Sinn und Freude an der
5. Mit
welchen
anderen
Mitteln
kann
Verlässlichkeit hergestellt werden?
Anerkennung der geleisteten Arbeit sowie
Tätigkeit stehen im Vordergrund.
Fortbildung und Qualifizierung werden als
2. Kann Geld die Motivation steigern bzw.
welche Art von Motivation bewirkt Geld?
Geld ist kein Mittel für Motivationssteigerung. Ehrenamtliche Tätigkeit ist
hoher
Motivationsfaktor
genannt
und
garantieren somit mehr Verlässlichkeit, da
eine besondere Identifikation mit dem
ausgeübten Ehrenamt einhergeht.
nicht messbar und kann somit gar nicht
„angemessen“
vergütet
werden.
24
DISKUSSIONSGRUPPEN
Fazit:
Klare
Begriffsdefinition
(Auslagen,
ist
nötig
muss
zwischen
Organisationen“
Aufwandsentschädigung,
(mit
Personalbestand)
„großen
hauptamtlichem
und
„normalen
Freibeträge, vertragliche Vereinbarungen
Vereinen“ (mit ehrenamtlicher Führung)
etc.).
unterschieden werden.
Geld ist nicht der Motivationsfaktor für
Ehrenamtliche.
Es
Unter Umständen ist eine individuelle
Lösung des jeweiligen Trägers (Verband,
Organisation) angebracht.
Der reine Auslagenersatz ist akzeptiert
und wird erwartet.
Diskussionsgruppe 2
Immer die üblichen Verdächtigen – Kann Geld ein Mittel sein, neue Zielgruppen für das
Ehrenamt zu gewinnen?
sich mehr als 160 Personen beworben, so
Ist Bezahlung notwendig, damit sich jeder ein
Engagement leisten kann?
dass die Gemeinde zwischenzeitlich ihr
Projekt nicht mehr bewirbt.
Ist die Bezahlung ein Weg, um neben der
Mittelschicht andere Bevölkerungsgruppen
Wäre dieses Modell ein beispielhafter und
für das Ehrenamt zu gewinnen?
neuer Ansatz um neue Ehrenamtliche zu
gewinnen?
Moderation: Dr. Martin Nörber,
Hessisches Sozialministerium
In der ersten Runde der Diskussion wurde
Ergebnissicherung: Christel Presber
deutlich, dass das „Eppelheimer Modell“ für
Neue Wege zur Gewinnung von Engagement
geht
die
Gemeinde
Heidelberg.
Das
Eppelheim
bei
zwischenzeitlich
als
„Eppelheimer Modell“ bekannte Projekt zielt
darauf ab, Studentinnen und Studenten für
60
Stunden
gemeinnützige
Arbeit
im
die Gewinnung von ehrenamtlich Engagierten
in
hierfür
die
Die weit überwiegende Mehrzahl der
um
eine
Honorierung
ähnlich
dem
„Eppelheimer Model“ zu leisten. Allenfalls
große Organisationen sind hierzu in der
junge Menschen auch über die Zeit der
Auf die zu besetzenden 20 Stellen hatten
keinen
Vereine haben keine finanziellen Mittel
Hinter diesem Projekt steht der Wunsch,
Engagement in der Gemeinde zu gewinnen.
Verbänden
festgestellt:
Studiengebühren.
Honorierung hinaus für ein ehrenamtliches
und
Ansatzpunkt bietet. So wird übereinstimmend
Semester zu gewinnen und übernimmt im
Gegenzug
Vereinen
Lage, nicht aber kleine Vereine
Kleine
Vereine
gewinnen
neue
Ehrenamtliche in der Regel durch Mundzu-Mund Propaganda
25
DISKUSSIONSGRUPPEN
Grundsätzlich muss zwischen größeren
angewiesen
Organisationen und kleinen Vereinen
gerecht werden zu können, muss differenziert
unterschieden werden
auf die Bedürfnisse ehrenamtlich Engagierter
Darüber hinaus wurde in der Diskussion
deutlich, dass erst auf der Grundlage einer
Klärung
des
weitere
Begriffs
„Bezahlung“
Auseinandersetzung
eine
sinnvoll
erscheint. So steht die Frage im Raum, was
„Bezahlung“ meint:
Lohn oder Aufwandsentschädigung?
•
Auslagenerstattung oder Aufwands-
eingegangen
werden
Diskriminierung
und
an
stattfinden,
sondern
zu
sollten
Engagierte
es
keine
auf
„Zuruf“
müssen
Regelungen
für
klare,
alle
im
Fazit:
Lohnzahlung
Die Qualität der ehrenamtlichen Arbeit
muss herausgestellt werden – Menschen
die Auffassung vertreten, dass weder eine
noch
erhalten etwas aus dem Engagement.
Engagement etwas zu tun hat. Klar wurde
zugunsten
Organisationen und Vereine sollten sich
Die Würdigungskultur muss ausgebaut
werden
(z.B.
Weiterbildungen
übereinstimmende
es,
so
Meinung
und
Teilnehmer
attraktive
auch
eine
Form
der
Ehrenamt
muss
Spaß
machen
und
spannende Aufgaben enthalten.
der
Programme,
stellen
Anerkennung dar).
die
der
freiwillig
Image verbessern.
ist.
braucht
neuen
öffnen für innovative Zugänge und ihr
eines
ehrenamtlichen Engagements sein kann und
von
tun.
festgestellt, dass Geld kein „Motivator“ für
Entscheidung
Gewinnung
Engagierten hat nichts mit Bezahlung zu
eine
Aufwandsentschädigung mit ehrenamtlichem
Diskussionsrunde,
eine
Ausgrenzung
Zahlungen
transparente
Situation
um
Grundsätzlich
Im Verlauf der Diskussion wurde mehrheitlich
Teilnehmerinnen
dieser
vermeiden.
entschädigung?
Grundsätzlich
Um
Ehrenamt Engagierten vorhanden sein.
•
eine
sind.
Die
Begriffe
Auslagenerstattung
Projekte und Tätigkeiten, um Menschen ins
Aufwandsentschädigung
Ehrenamt zu bringen und dort zu halten.
definiert sein.
müssen
und
klar
Arbeit mit Bezahlung ist Job und kein
Ehrenamt.
Diskutiert wurden aber auch die Probleme
der Menschen, die eine sinnvolle Arbeit im
Engagement
suchen
Auslagenerstattungen
–
z.B.
aber
auf
Fahrkosten
26
DISKUSSIONSGRUPPEN
Diskussionsgruppe 3
Eine neue Währung? – Welche Vereinbarungen könnte es zwischen den Trägern von
Ehrenamt geben, um jenseits von Geld den besonderen Charakter ehrenamtlicher Tätigkeit
zu sichern?
Tätigwerden (besser) bezahlt werden.
Wie kann eine mögliche Preisspirale im
Eine
bezahlten Ehrenamt gestoppt werden?
solche
Ehrenamtliche
Konkurrenz
könnte
Vereinbarung
Wie wäre zu verhindern, dass bei neuen
monetäre
Anreize
durch
reduziert
eine
bzw.
ausgeschlossen werden.
Aktivitäten und Initiativen vorschnell und
selbstverständlich
um
Es wird grundsätzlich klargestellt, dass
die durch das Engagement angefallenen
eingesetzt werden?
Kosten
erstattet
werden
(für
sein
Ehrenamt sollte man kein Geld mitbringen
Moderation: Dr. Christa Perabo,
LandesEhrenamtsagentur Hessen
müssen) und es wird festgelegt, um
Ergebnissicherung: Claudia Koch
welche Kosten es sich dabei handelt
(Fahrtkosten, Qualifizierung…).
Die Diskussion drehte sich um die Fragen:
Abgrenzung
Frankfurt
sinnvoll
der
Diskussion
Trägern spricht:
Es
werden
Standards
der
bürgerschaftlichen
Engagement
Eine Vereinbarung scheint aber wenig
realistisch:
Bezahlung bewirkt Konkurrenz zwischen
den Verbänden um die Ehrenamtlichen
und die am Engagement Interessierten.
Es wird vermutet, dass sie sich eher
orientieren,
hauptamtlichen
vereinbart.
1. Für einer Vereinbarung zwischen den
dorthin
von
Qualitätssicherung von ehrenamtlichem /
kann
festgehalten werden:
/
die helfen, Missbrauch zu verhindern.
und
möglich?
Ergebnis
bürgerschaftlichen
/bezahlten Tätigkeiten vorzunehmen und
„Entgelts im Ehrenamt“ zwischen den
Als
zum
ethische
die es besser ermöglichen, eine klare
Ist eine Vereinbarung zu Fragen des
in
gemeinsame
ehrenamtlichen Engagement formuliert,
anerkannt werden?
Trägern
werden
Grundsätze
Gibt es Formen der Anerkennung, die von
den Ehrenamtlichen als Substitut für Geld
Es
wo
sie
für
ihr
Die Rahmenbedingungen und Strukturen
des bürgerschaftlichen / ehrenamtlichen
Engagements bei den Trägern sind sehr
unterschiedlich und erschweren somit
gemeinsame Regeln.
27
DISKUSSIONSGRUPPEN
Die Bezahlung von Engagement
– vor
allem bei den großen Trägern – wird
kleine Träger ihren Ehrenamtlichen die
bereits jetzt schon sehr differenziert
ausgelegten Kosten erstatten können und
praktiziert. Sie findet nicht nur in Form
sie nicht bereits dadurch im Nachteil
von
gegenüber großen Trägern sind.
pauschalierten
schädigungen
Aufwandsent-
statt,
wie
bei
den
Freiwilligendiensten, sondern auch als
Entschädigung
sowie
im
Ehrenamt
in
vielen
verstellen lassen möchten, eigene Wege
dass
es
keine
z.B.
im
Kontext
Qualifizierungsprogramms
des
des
Sozialministeriums,
beim
Bürgerinstitut oder in der Arbeitsgruppe
Liga-Verbände.
Eine
weitere
Arbeitsgruppe zu Fragen der Bezahlung
würde
haupt-
Kapazität
in
und
Anspruch
ehrenamtliche
nehmen,
die
sinnvoller in anderen Bereichen investiert
wäre.
Mehr Unterstützung durch Politik und
Öffentlichkeit ist erforderlich:
Die Anerkennungskultur
Suche
keine
eine
ergänzende
konzeptionellen
Entwicklung
Information
ist
von
oder
ein
zentrales
Element der Wertschätzung.
Jeder Verband, jede Initiative muss die
für ihre Ehrenamtlichen adäquate Form
der Wertschätzung finden und entwickeln.
Verbände
und
Initiativen
müssen
hinsichtlich der Fragen zu Bezahlung und
Wertschätzung
‚ihrer’
Ehrenamtlichen
eine größere Sensibilität gewinnen und
angemessene
Fähigkeiten
Kenntnisse
des
und
Freiwilligenmanage-
ments aufweisen.
Äußerungen aus dem Diskussionsverlauf:
Bezahlung:
muss weiter
entwickelt und ausgebaut werden (von
der
die
Gedankenaustausch
Trägern gibt. Bereits jetzt kooperieren
der
für
Vorhaben,
etliche Träger
geschieht
Kommunikation in Form von Teilhabe an
der
Kooperationsbereitschaft zwischen den
Hessischen
Geld
ihres geringen Einkommens ist.
zu beschreiten.
nicht,
durch
Bezahlung ein notwendiger Bestandteil
Organisationen sich die Chance nicht
heißt
Durch
Menschen,
und es ist davon auszugehen, dass die
Das
nicht
Wertschätzung. Es gibt aber vermehrt
findet
unterschiedlichen Zusammenhängen statt
geschieht
werden:
bewussten
Einsatz von 1-€-Jobs.
Wertschätzung
Geld und kann nicht generell festgelegt
eine an der Einsatzdauer orientierte
Die Politik muss sicherstellen, dass auch
und
Präsentation
Frage, wo es Bezahlung überhaupt gibt:
Projekt werden für 20 Stunden pro
neuer/anderer Formen der Anerkennung
bis zur Qualifizierung von Hauptamtlichen
für diesen sensiblen Bereich)
Antwort: FZ Offenbach im „Geh mit“ Woche 154 € gezahlt
ein Ehrenamtlicher, der seit 12 Jahren
tätig
ist,
findet,
dass
der
28
DISKUSSIONSGRUPPEN
Fahrtkostenersatz
zu
gering
geworden ist. Er hält es für falsch,
dass erwartet wird, die notwendigen
findet
und
der Sprecher einer Selbsthilfegruppe
individuell Wege finden
dass
seine
Reisekosten
man
in
vielen
Zusammenhängen
muss
als
statt
Organisation
Vorschlag als Leitlinie: man sollte für ein
ersetzt werden.
Ehrenamt kein Geld mitbringen müssen,
Das Thema zu Steuerbegünstigungen
d.h. für Fahrtkosten, Kopien usw.
Wer
kann
es
sich
leisten,
den
Es gibt viele, die sich ein Ehrenamt
Ehrenamtlichen Aufwandsentschädigung
(finanziell) nicht leisten können
zu zahlen?
Der Leiter einer Selbsthilfegruppe hat
bekommen. Den Aufwand, den er von
bestreiten „das tut weh“.
Aufwandsentschädigung in der Feuerwehr ist landesweit geregelt
seiner Arbeit hat, muss er selber
Für große Verbände wäre das möglich,
aber was ist mit den kleinen?
These: statt einer Vereinbarung sollte
Kath. Kirche: stellt intern wenig Geld
man besser eine Ethik entwickeln, um
für das Ehrenamt zur Verfügung,
dem
keine Aufwandsentschädigung
vorzubeugen
Vereinbarung:
Ehrenamt
müssen
für seine Tätigkeit eine Qualifizierung
These:
differenzierten
wird ausgeklammert
nicht leisten, sie wären im Hintertreffen
zusätzlichen Mittel privat zahlen zu
erwartet,
Kleine Vereine können sich Bezahlung
These:
eine
Missbrauch
(von
Ehrenamt)
Statt einer neuen Arbeitsgruppe zum
Thema Anerkennungskultur sollte man
Leitlinie
für
Aufwands-
besser das bestehende Trägernetzwerk
entschädigung macht Sinn, weil sonst das
(Qualifizierung) am Bürgerinstitut nutzen
Ehrenamt eher dort hin geht, wo besser
bezahlt wird
Rolle der Politik:
Kompetenzzuwachs durch Qualifizierung
wird
als
Anerkennungsform
wird als Wertsteigerung des Ehrenamtes
empfunden, die mit hohen Anforderungen
empfunden
verknüpft ist
Vereinbarung scheint unrealistisch, da
Nur gut die Hälfte der Anwesenden kennt
Bezahlung schon jetzt innerhalb der
das
Wohlfahrtsverbände
Sozialministeriums. Das sind vor allem
sehr
differenziert
praktiziert wird. Auch in Pflegeheimen ist
ein großes Durcheinander von Bezahlung
E-Card
These:
es
entwickelt
sich
eine
Qualifizierungs-Programm
des
die Hauptamtlichen.
Anforderung: Politik in die Pflicht nehmen,
eine
gesamtgesellschaftliche
Idee
zu
Konkurrenz um das Ehrenamt seitens der
fördern, dass Ehrenamt honorabel ist.
Verbände,
Weil das Ehrenamt die Gesellschaft
deshalb
Vereinbarung gut
wäre
eine
zusammenhält. Dafür ist eine andere
gesellschaftliche Anerkennung gesucht.
29
DISKUSSIONSGRUPPEN
Standards:
sollte
„weil es mir und anderen gut tut“
man
weniger
Aspekten suchen,
bei
finanziellen
sondern eher
bei
Qualifizierung.
Konkrete
werden
Aufgabenbeschreibungen
empfohlen,
Handlungsdruck
um
auf
„Tafel“: für den einen ist Motivation, dass
einzelnen
Supervision und Qualifizierung zählt zu
einem
adäquaten
Rahmen
für
Wie
müssen
präsentieren,
sich
Institutionen
damit
Prävention gegen das „Verheizen“ von
Engagierten als Teil der Ethik
nicht
werden,
den
für
weggeschmissen
anderen,
durch
armen
Verteilen
der
sollten
auf
Lebensmittel zu helfen
Die
Hauptamtlichen
Anerkennungskultur
Ehrenamtliche
kommen?
Lebensmittel
Menschen
ein
Ehrenamt
Wo ist der Profit aus einem Ehrenamt?
Für jeden Menschen woanders. Beispiel
steigenden
den
Jede Institution braucht (eigene) Wege für
ihre Anerkennungskultur
Ehrenamtlichen zu vermeiden
Wer Ehrenamt macht, will keinen Dank,
besser
vorbereitet
werden
These: bei den Institutionen ansetzen und
dort Hilfestellungen für Hauptamtliche
geben
Wertschätzung:
Auf
der
Suche
Möglichkeiten,
das
nach
anderen
Ehrenamt
zu
unterstützen.
Wertschätzung ist wichtig.
Geld ist keine Wertschätzung.
Supervision und Qualifizierung zählt zu
einem
adäquaten
Ehrenamt,
und
Rahmen
kann
für
Teil
ein
der
Wertschätzung sein. Wichtiger wäre ein
Blumenstrauß, persönliche Anwesenheit
bestimmter
(maßgeblicher)
Leute.
Wertschätzung geht über Kommunikation,
ist
informell,
also
unabhängig
von
institutionalisierten Standards.
Jede Institution sollte ihre Hauptamtlichen
schulen
zu
Kommunikation
als
Wertschätzung
Wertschätzung kann der (organisierte)
Gedankenaustausch untereinander sein
in privater Kommunikation.
30
SCHLUSSFOLGERUNG
Ohne Moos nix los?!
Schlussfolgerung
Dr. Ralf Vandamme
spezifischen Verabredungen und Leitlinien zu
Die Monetarisierung des Bürgerschaftlichen
Engagements ist auch im benachbarten
Baden-Württemberg
als
ein
richtungs-
weisendes Thema erkannt worden. Letztlich
geht
es
dabei
gesellschaftliche
grundsätzlich
um
Bedeutung
die
des
Engagements. Ist Engagement Erwerbsarbeit
zweiten Ranges, da unbezahlt – oder ist
Engagement umgekehrt gar die „bessere
Arbeit“? Verdrängt die Monetarisierung das
Bürgerschaftliche
Engagement
oder
verdrängt das Engagement die Erwerbsarbeit?
Setzt
Engagement
professionelle
Standards herab oder mindert Bezahlung die
Qualität
des
Engagements?
Zahlreiche
Fragen ließen sich anschließen.
können, ist es unerlässlich, Fragen zum
und
zu
Beschäftigungsverhältnisse
Sozialabgaben
zu
klären.
Die Monetarisierung muss immer wieder in
ihrem konkreten Zusammenhang diskutiert
werden. Pauschale Klärungen reichen nicht
aus, weil es noch unaufgeklärte Grauzonen
gibt und weil diese „Grauzone“ teilweise
durch die einzelnen Menschen hindurchgeht:
So arbeiten Menschen unentgeltlich auf einer
Position, die sie unverändert für einen
gewissen Zeitraum – ob auf der Basis von
„Hartz IV“ oder eines 400-€-Jobs – bezahlt
fortsetzen. Hier tut Orientierung Not – für die
Betroffenen Menschen (um ihren Interessen
entsprechend angemessen unterstützt zu
werden)
und
für
die
engagement-
unterstützenden Fachkräfte.
Um diese Diskussion sachlich führen zu
Steuerrecht
gelangen.
den
durch
anfallenden
Aber
diese
rechtliche Klärung alleine reicht nicht aus, um
Orientierung für die Praxis zu geben. Deshalb
ist in Baden-Württemberg derzeit geplant,
eine wissenschaftliche Untersuchung zum
aktuellen Ausmaß der Monetarisierung und
zu seinen Wirkungen auf den Weg zu
bringen. Darüber hinaus beginnen wir mit
Lokalen Dialogen zu diesem Thema in
In
Baden-Württemberg
wird
diese
Entwicklung von verschiedenen Blickwinkeln
aus beobachtet. Verschiedene Netzwerke zur
Förderung
des
Bürgerschaftlichen
Enga-
gements kooperieren; darunter auch das
StädteNetzWerk, das ich seit 1999 begleite.
Ihm
gehören
62
Städte
an,
die
sich
ausdrücklich zur besonderen Bedeutung des
Bürgerschaftlichen Engagements bekennen.
Die wichtigste Aufgabe des Netzwerkes ist
vor diesem Hintergrund der Erfahrungsaustausch
und
die
fachliche
Weiter-
entwicklung der Engagementförderung.
verschiedenen Städten, um vor Ort zu jeweils
31
SCHLUSSFOLGERUNG
Das
Besondere
am
Baden-Württem-
bergischen Weg der Engagementförderung
Auf dieser Grundlage lässt sich eine „Ampel“
der Monetarisierung skizzieren:
ist, dass die Kommunen sich zu einer aktiven
Förderung
des
Bürgerschaftlichen
Engagements bekennen. Es ist eine Aufgabe
Grün
der Kommune, Engagement zu fördern, und
wenn es der
Institution möglich
Kostenerstattung
dies über die rein finanzielle Unterstützung
von Organisationen hinaus. Die Kommunen
Auslagenersatz/
Pauschale
(Obacht: Steuern
zur
Aufwandsent-
und
Förderung des BE und richten Kommunale
schädigungen
Sozialabgaben!)
investieren
Anlauf-
deshalb
und
in
Personal
Entwicklungsstellen
für
Orange
ist!)
Orange
Geldwerte
Bürgerschaftliches Engagement ein.
tungen
Jede Mitgliedsstadt im StädteNetzWerk hat
cards etc.)
einen
Ansprechpartner
benannt
für
das
Rot
LeisBonus-
Stundenlöhne
die Vermittlung in
Netzwerk und für den Informationstransfer
Nebenjobs ist
innerhalb der Stadt. Diese Ansprechpartner
nicht die Aufgabe
kommen mehrmals im Jahr zu Fachtagungen
der Kommunalen
zusammen. In diesem Rahmen fand am
Anlauf- und
Entwicklungs-
27.9.2007 in Rastatt ein Werkstattgespräch
zum
Thema
Ansprechpartnern
Monetarisierung
der
stellen!
mit
kommunalen
Anlaufstellen und Vertretern des Caritas-
Ein weiterer Konsens auf dem genannten
Verbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Werkstattgespräch war: Im Anstoßen neuer
statt.
Aktivitäten
Eine
zentrale
Aussage
dieses
durch
vorschnell
ein
gesetzt werden.
leisten
können.
Kommunalen
Anlaufstellen darf der monetäre Anreiz nicht
Werkstattgespräches war: Jede/r muss sich
Engagement
die
und
nicht
selbstverständlich
Auslagenersatz kann diesbezüglich helfen.
Über der Diskussion um Monetarisierung
Anreizsysteme müssen jedoch individuell
steht unter anderem die alles entscheidende
passen. Die Erwartungen seitens engagierter
Frage: Was ist noch Engagement und was ist
Menschen
Erwerbsarbeit?
sind
sehr
unterschiedlich.
Kommunale Anlauf- und Entwicklungsstellen
wie auch Einrichtungen müssen individuelle
Erwartungen klären und Transparenz über
Anreizsysteme herstellen.
Vielleicht ist es sinnlos zu fragen, wo
hundertprozentig exakt diese Grenze liegt.
Manchmal ist es nicht nötig, genaue Grenzen
zu kennen um zu wissen, wo man sich
befindet. Wir kennen das Problem von der
Chaosforschung: Wie lang ist die Grenze von
32
SCHLUSSFOLGERUNG
England?
Man
ausmessen,
kann
denn
es
Geselligkeit
und
andere
Menschen
kennenzulernen? Wie sind Begegnungen zu
Messung ist die Frage zu entscheiden, wie
befördern. Aber auch: Wie verändert sich ein
genau die Messung sein soll. Jede Messung
Verein, eine Gruppe, wenn bezahlte Profis
könnte
eingesetzt werden?
noch
der
genau
eigentlichen
aber
vor
nicht
genauer
sein,
jede
Felsklippe mit einbeziehen, jeden Stein,
jeden Kiesel usw. Je präziser die Messung,
desto länger wird die Grenze. Man kann sich
also nicht auf eine klare Grenze von England
einigen können – und trotzdem weiß man,
was England ist, weil man es an anderen
Dingen erkennt, aber nicht daran, wo genau
es mathematisch exakt beginnt und wo es
aufhört.
scheint es daher erforderlich, nicht nur die
zwischen
Bürgerschaftlichem
Erwerbsarbeit
und
Engagement
zu
diskutieren, sondern analog mit Nachdruck zu
fragen,
was
das
Besondere
am
Bürgerschaftlichen Engagement ist.
In
Gesellschaft ohne Engagement aus? Gibt es
vielleicht Dinge, die man nicht kaufen kann?
Und was ist zu tun, um die Dinge, die nicht
käuflich sind, herzustellen?
Das Fazit für die Kommunalen Anlaufstellen
vor diesem Gedankengang lautet folgerichtig:
Es macht Sinn (es ist das Kerngeschäft),
das Besondere des Bürgerschaftlichen
Übertragen auf die Engagementförderung
Grenze
Die gesellschaftliche Ebene: Wie sähe eine
Baden-Württemberg
mit
sich
dieser
Frage
auseinandersetzen. Sie müssen dies auf drei
des Bürgerschaftlichen Engagements: Für
mich, für uns, für alle. Dieses Motto nennt die
Bezugsebenen des Engagements, nämlich
Einzelperson, Gruppe und Gesellschaft.
individuelle
Ebene:
Was
benennen
und
zu
fördern.
Auch auf der heutigen Tagung wurde auf
diesen
drei
Ebenen
in
den
Fachforen
diskutiert. Genannt wurden Aspekte wie
Ermöglichung von Teilhabe, Eigensinn, die
„die Gesellschaft im Kleinen mitzugestalten“.
Darüber hinaus wurde aus meiner Sicht auf
den drei eben genannten Ebenen folgendes
deutlich:
Ebenen tun, angelehnt an ein kluges Motto
Die
zu
Möglichkeit, sich als Laie einzumischen und
müssen
insbesondere die Kommunalen Anlauf- und
Entwicklungsstellen
Engagements
ist
Jeder
von
uns
muss
sich
ehrlich
befragen, was das Besondere an seinem
Engagement ist. Man kann in seinem
Engagement immer wieder unvermittelt
vor die Frage gestellt werden, ob man
das
Besondere, wenn ich mich engagiere oder
wenn ich Erwerbsarbeit ausübe? Wie kann
ich mich verwirklichen, Zugang erhalten,
neues lernen usw.?
eventuell Geld für seine Tätigkeit haben
wolle. Es geht darum, dann genau zu
prüfen, ob dies Sinn macht, nicht aber
reflexartig zuzugreifen. Umgekehrt ist
auch die Frage zu stellen, ob die eigene
Die Gruppen-Ebene: Was kennzeichnet das
Tätigkeit
Engagement-Team?
werden müsste - eben in eine formale,
Wie
wichtig
ist
eventuell
anders
gerahmt
33
SCHLUSSFOLGERUNG
bezahlte Tätigkeit. Dann sollte diese aber
nicht
als
„bezahltes
Engagement“
ist, weiterhin den Austausch zwischen
den Kommunen herzustellen – es sind
notwendig, um gemeinsam mit Vereinen
heute ja nicht nur Frankfurterinnen und
und Initiativen den Monetarisierungsreflex
reflektieren
und
Frankfurter anwesend. Mein Wunsch an
gegebenenfalls
die
„abzutrainieren“. Das Schlüsselwort ist
Dabei ist nicht nur die Stadt aufgerufen,
Engagierten
beitragen,
zu
entwickeln,
dass
noch
stärker
zu
ohne BE aussehen würde, selbst wenn in
dieser Gesellschaft Geld im Überfluss
dazu
vorhanden wäre. Erst dann wird klar,
Anerkennungskultur
welche gesellschaftlichen Güter der Markt
müssen
passt.
wäre,
die
selbst
auch
LEAH
diskutieren, wie denn eine Gesellschaft
hier die immaterielle Anerkennungskultur.
Phantasie
LandesEhrenamtsagentur
heutigen Tagung gezeigt, dass es wichtig
Die Stadt als neutrale Plattform ist
zu
die
Hessen hat mit der Organisation der
entwertet werden.
Auch
prinzipiell nur sehr eingeschränkt oder
Vor diesem Hintergrund ist der Stadt
gar nicht herstellen kann. Genau darin
Frankfurt und stellvertretend Frau Jäckel
liegt
sehr zu danken, dass sie heute den Mut
Bürgerschaftlichen Engagements.
die
zentrale
Qualität
des
hatte, die Plattform für eine Debatte in
einem brisanten Themenfeld zu bereiten.
Und es ist zu wünschen, dass sie am
Thema dranbleibt, also wiederholt den
Dr. Ralf Vandamme
Städtetag Baden-Württemberg, StädteNetzWerk
Bürgerschaftliches Engagement
Raum bietet zur Diskussion der Frage,
was das Besondere an Engagement in
Frankfurt ist und wie mit vielen Partnern
eine
immaterielle
Anerkennungskultur
gestaltet werden kann.
34
AUSWERTUNGSBOGEN
Stimmen aus den Auswertungsbögen
„Mein praktischer Vorschlag für Frankfurt lautet:“
Anerkennung durch
Gutscheine, Ausflug,
Material, Einladung zu
Festen
Dankeschön-Kampagne
mit Motiven und
Nennung der Namen der
EA
Zeit für persönliche
Gespräche Blumenstrauß
zum Geburtstag, Geb.-Karten,
Weihnachtskarten
Zentrale
Internetseite für
Frankfurt
Öffnung der E-Card für
mehr Personen
Gemeinsame
Betriebsausflüge,
Weihnachtsfeiern
mit Hauptamtlichen
Ehrungen auf
Stadtteilebene
Vergabe der E-Card in
der Paulskirche statt
Kaisersaal
Kostenlose
Begegnungs- und
Fortbildungsmittel
„Thinktank“ ins leben
rufen, kontrovers
diskutieren
Mehr Erfahrungsaustausch und Vernetzung
bei den EA und den
Projekten
Jährlicher Empfang
Weitere
Infoveranstaltungen
Punkte für Engagement bei
Jugendlichen für Studienund Ausbildungsplatz
Stadtfest für alle
Ehrenamtlichen
einmal im Jahr Ehrenamtsabend
Schüler/innen in
Projektwochen an
Engagement heranführen
Dankesveranstaltungen nach
Zielgruppen
zugeschnitten
Mittagessen mit
Hauptamtlichen
Spots in TV +
Rundfunk,
Plakatierungen
mit praktischen
Beispielen
Unterstützung
durch
projektbezogene
Finanzmittel
Klassenpatenschaften für Kitas,
Seniorenheime – mit
öffentlicher
Anerkennung
35
36

Documentos relacionados