Ohne Moos nix „Ohne Moos nix
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„Ohne Moos nix Fachtagung „Ohne Moos„Ohne nix los?!” Moos nix los?!” Über bezahltes und unbezahltes Ehrenamt in Frankfurt los?!” „Ohne Moos nix los?!” Dienstag, 2. September 2008 • 13:30-17:00 Uhr „Ohne Moos nix los?!” Frankfurt am Main, im Plenarsaal des Römers „Ohne Moos nix los?!” „Ohne Moos nix los?!” „Ohne Moos nix los?!”„Ohne Moos nix los?!”„Ohne los?!”„Ohne Moos nix ON I T A T los?!” Moos N nix E M U K „OhneDOMoos nix IMPRESSUM Herausgeber: Referat Bürgerengagement -Ehrenamt und StiftungenBethmannstraße 3 60311 Frankfurt / Main [email protected] www.buergerengagement.frankfurt.de und LandesEhrenamtsagentur Hessen Otto-Fleck-Schneise 4 60528 Frankfurt / Main [email protected] www.gemeinsam-aktiv.de Redaktion: Stephan Würz Markus Bürgel Gestaltung: Christel Presber Fotos: Markus Bürgel Frankfurt, November 2008 INHALT Inhaltsverzeichnis VORWORT ........................................................................................................................................................ 2 GRUßWORT...................................................................................................................................................... 4 Uwe Becker WIE VIEL BEZAHLUNG VERTRÄGT DAS BÜRGERSCHAFTLICHE ENGAGEMENT? .............................. 6 Input von Prof. Dr. Adalbert Evers EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT UND ENTGELT IM CARITASVERBAND FRANKFURT .................. 13 Hartmut Fritz EHRENAMTLICHE MITARBEIT BEIM DEUTSCHEN ROTEN KREUZ ........................................................ 16 Oliver Backhaus EHRENAMTLICHE ARBEIT IN DIAKONISCHEN EINRICHTUNGEN .......................................................... 18 Dr. Michael Frase DISKUSSIONSGRUPPE 1.............................................................................................................................. 24 Geld macht pünktlich!? - Wie verändert Geld die Motivation der Freiwilligen? DISKUSSIONSGRUPPE 2.............................................................................................................................. 25 Immer die üblichen Verdächtigen - Kann Geld ein Mittel sein, neue Zielgruppen für das Ehrenamt zu gewinnen? DISKUSSIONSGRUPPE 3.............................................................................................................................. 27 Eine neue Währung? - Welche Vereinbarungen könnte es zwischen den Trägern von Ehrenamt geben, um jenseits von Geld den besonderen Charakter ehrenamtlicher Tätigkeit zu sichern? OHNE MOOS NIX LOS?!................................................................................................................................ 31 Schlussfolgerungen von Dr. Ralf Vandamme STIMMEN AUS DEN AUSWERTUNGSBÖGEN ............................................................................................ 35 "Mein praktischer Vorschlag für Frankfurt" 1 VORWORT Vorwort diesem Feld tätig ist, ganz gleich ob als Liebe Leserinnen und Leser, Haupt- oder Ehrenamtlicher, nicht umhin am 2. September 2008 fand die Fachtagung kommen, eine Haltung zu diesem Thema zu „Ohne Moos nix los?!“ der Stadt Frankfurt in entwickeln. Die Fachtagung hat hierzu eine Kooperation Vielzahl wichtiger Anregungen geliefert. Beim mit der LandesEhrenamts100 Lesen der Beiträge werden sie feststellen, unterschied- dass es eine generelle, für alle verbindliche lichsten Feldern der Freiwilligenarbeit sind Lösung, nicht geben kann. Jede Organisation der Einladung in den Römer gefolgt. Als hat Veranstalter wollten wir mit der Tagung auf Erfordernisse und Notwendigkeiten. Gefahr monetäre ist dann in Verzug, wenn, wie es Prof. Evers agentur Hessen Teilnehmer/innen machen, statt. aus den Entwicklungen die sich Knapp an aufmerksam vielen Stellen so ihre eigenen prägnant Kriterien ausdrückt, es aber zu auch einer ehrenamtlichen und freiwilligen Engagements „Verlohnarbeiterung“ freiwilliger Tätigkeiten abzeichnen. Dabei spielt es kaum eine Rolle, kommt. Es bleibt mit Spannung abzuwarten, in und wie sich die Ehrenamtslandschaft unter dem betätigt. Einfluss des Geldes weiterentwickelt. Die Immer wieder wird man, wenn auch durchaus Beiträge der Dokumentation deuten an, in unterschiedlicher Ausprägung, mit Formen wohin die Reise gehen wird. welchen Zusammenhängen Organisationsformen man sich finanzieller Entlohnung konfrontiert. Neben Aufwandspauschalen gibt es Auslagenersatz, Stundenvergütungen, Eine anregende Lektüre wünschen Ihnen honorarähnliche Entlohnungen und vergleichbares mehr. Dies hat Auswirkungen Engagement sowohl auf auf das freiwillige Seiten der Organisationen als auch der Ehrenamtlichen selbst. Denken Konkurrenzen veränderte sie nur zwischen Motivationen an mögliche Trägern oder seitens der Regina Fehler Leiterin des Hauptamtes der Stadt Frankfurt am Main Stephan Würz Geschäftsführer der LandesEhrenamtsagentur Hessen Ehrenamtlichen. Man wird, sofern man in 2 „Ohne Moos nix los ?!“ Über bezahltes und unbezahltes Ehrenamt in Frankfurt Dienstag, 2. September 2008, 13.30 bis 17.00 Uhr Plenarsaal des Römers, Frankfurt am Main 13.45 Uhr Begrüßung Uwe Becker, Stadtkämmerer der Stadt Frankfurt am Main 14.00 Uhr Wie viel Bezahlung verträgt das bürgerschaftliche Engagement? Prof. Dr. Adalbert Evers, Justus-Liebig Universität Gießen Mitglied der Enquete-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“ des Deutschen Bundestages 14.30 Uhr Bezahltes und unbezahltes Ehrenamt in Frankfurter Organisationen Hartmut Fritz, Caritasdirektor, Caritasverband Frankfurt/Main e.V. Oliver Backhaus, Geschäftsführer DRK, Bezirksverband Frankfurt/Main Dr. Michael Frase, Leiter Diakonisches Werk Frankfurt/Main 15.15 Uhr Kaffeepause 15.30 Uhr Diskussionsgruppe 1: Geld macht pünktlich!? – Wie verändert Geld die Motivation der Freiwilligen? Moderation: Julia Sipreck, Leiterin der Freiwilligenagentur im Bürgerinstitut Frankfurt/Main 15.30 Uhr Diskussionsgruppe 2: Immer die üblichen Verdächtigen – Kann Geld ein Mittel sein, neue Zielgruppen für das Ehrenamt zu gewinnen? Moderation: Dr. Martin Nörber, Hessisches Sozialministerium 15.30 Uhr Diskussionsgruppe 3: Eine neue Währung? – Welche Vereinbarungen könnte es zwischen den Trägern von Ehrenamt geben, um jenseits von Geld den besonderen Charakter ehrenamtlicher Tätigkeiten zu sichern? Moderation: Dr. Christa Perabo, LandesEhrenamtsagentur Hessen 16.30 Uhr Schlussfolgerungen für Frankfurt Dr. Ralf Vandamme, Fachberater Bürgerschaftliches Engagement des Städtetages Baden-Württemberg mit Moderatorinnen/Moderator der 3 Diskussionsgruppen 17.00 Uhr Ende der Fachtagung Gesamtmoderation Barbara Bussfeld, Hessische Staatskanzlei 3 GRUßWORT Grußwort Uwe Becker Engagement Ich möchte gerne einsteigen mit einem Zitat von Oliver Hassencamp 1921 - 1988, Kabarettist, Schauspieler sowie Jugendbuch- ausgezahlt und zahlt sich täglich aus und zwar für die Engagierten und für unsere Stadtgesellschaft. Für die ehrenamtlich Engagierten – und das ist immerhin jeder/jede Dritte! – ist das und Romanautor: Engagement eine persönliche Bereicherung: „Tun Sie gelegentlich etwas, womit Sie Man kann Kontakt zu anderen Menschen knüpfen, erfährt neuen Lebenssinn, gewinnt weniger oder gar nichts verdienen. Es neue Kompetenzen gerade im Umgang mit zahlt sich aus.“ anderen Menschen und erhält Anerkennung. Diesen Gedanken haben sich Frankfurter Bürgerinnen und Bürger seit jeher zu Herzen genommen, denn groß wurde Frankfurt durch die Kraft der Bürgerinnen und Bürger. Seit Jahrhunderten leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zum Wohl unserer Gesellschaft. Dabei ist Frankfurt am Main wie kaum eine andere Stadt in Deutschland geprägt von Stiftungen, Stifterinnen und Stiftern oder von Mäzeninnen und Mäzenen. Aber die Bandbreite des Engagements geht weiter sie reicht von Jugendleitern in Sportvereinen, Lesepatinnen und Lesepaten in Kindertagesstätten und Schulen über Besuchsprogramme für ältere Menschen, der Organisation von Kinder- und Jugendfreizeiten bis hin zu Ehrenamtlichen die den Museumsshop betreuen oder als Paten Schulabgängern beim Berufseinstieg zur Seite stehen. In nahezu allen Bereichen des kommunalen Alltags spielt bürgerschaftliches Engagement eine wichtige Rolle. Und wenn wir uns Frankfurt heute anschauen hat sich dieses bürgerschaftliche Erfahrungen durch das Ehrenamt können zudem einen persönlichen Nutzen zum Beispiel für die berufliche Entwicklung durch den Erwerb sozialer Kompetenzen Verantwortungsbewusstsein, kations- und wie Kommuni- Teamfähigkeit haben. Engagement schafft darüber hinaus einen Mehrwert: Engagement schafft soziale und gesellschaftliche Bindungen, denn jeder und jede der/die sich freiwillig engagiert, identifiziert sich stärker mit der Gesellschaft und entwickelt ein stärkeres Solidaritätsgefühl. Bürgerinnen und Bürger erbringen wertvolle Angebote und Leistungen für das Gemeinwesen, welches sie aktiv Mitgestalten. Engagement Sie auf machen mit soziale ihrem und gesellschaftliche Probleme aufmerksam und erarbeiten gemeinsam mit der Kommune, Vereinen und Initiativen neue Wege zur Problembearbeitung zum Beispiel in der Hospizarbeit. Zusammenfassend trägt Bürgerschaftliches Engagement dazu bei, dass sich die Lebensqualität jedes und jeder 4 GRUßWORT Einzelnen verbessert und damit gewinnt die Initiativen Kommune an Attraktivität als Wohn- und vorstellen Lebensort. Gerade weil wir alle von diesem ehrenamtlichen Engagements in Frankfurt freiwilligen Engagement profitieren sehe ich informieren. Somit können direkt persönliche es als Aufgabe der Stadt Frankfurt dieses Kontakte geknüpft werden und auch die Engagement wert- Organisationen und Träger freiwilliger Arbeit zuschätzen und den Beteiligten für ihren werden stärker in das Bewusstsein der Einsatz zu danken. Zweitens ist es unsere Öffentlichkeit gerückt. Gleichzeitig werden Aufgabe durch Strukturen, Gelegenheiten besonders und Rahmenbedingungen das Engagement Fotowettbewerb „Mach dir ein Bild vom zu erhalten, aktiv zu fördern und es zu Bürgerengagement“ stärken. Drittens und das ist Gegenstand der ausgezeichnet heutigen Fachtagung müssen wir uns mit der gewürdigt. Eine weitere Maßnahme das Frage beschäftigen ob bürgerschaftliches Engagement Engagement finanziell zu vergüten ist und wo Ehrenamts-Card. Frankfurt hat bereits zum eine solche Vergütung überhaupt beginnt. dritten Mal 1000 Karten vergeben und Wodurch möchte damit ein Zeichen des Dankes und erstens würde bewusst sich bei einer sich durchsetzenden Entlohnung ehrenamtlicher der Tätigkeit intensives diese von bezahlter Arbeit mit interessanten und über durch Projekten Möglichkeiten den Frankfurter engagierte und ihr Engagement wertzuschätzen Anerkennung für Personen ist langjähriges bürgerschaftliches die und Engagement unterscheiden? Welche Konsequenzen hat setzen. eine solche Vergütung – für die Engagierten Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit und nutzen deren Organisationen Motivation und und Vereine für und die damit den ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern im Namen der letztlich wieder für unsere Stadtgesellschaft? Stadt Frankfurt und der Oberbürgermeisterin Diese drei Aufgaben werden in Frankfurt Petra Roth für ihren Einsatz zu danken. federführend Referat Danken möchte ich auch Frau Fehler und Bürgerengagement, Ehrenamt und Stiftungen Frau Jaeckel, die diese Veranstaltung heute wahrgenommen. Zum ersten Bereich also mit großem Einsatz organisiert haben. vom der Etablierung einer Dankeskultur zählen beispielsweise Auszeichnungen, Ehrungen oder Dankeschön-Veranstaltungen und ich möchte gerne folgende Initiativen der Stadt Dieses Jahr findet am 13. September unter dem Motto „Meine Zeit – Deine Zeit“ bereits zweiten Mal der Tag des Bürgerengagements statt. Dort werden sich wieder ansprechen möchte: Die erforderlichen Strukturen und Rahmenbedingungen. Hierzu zählt eine Infrastruktur für Ehrenamt und hervorheben: zum Damit komme ich zum zweiten Punkt, den ich zahlreiche Organisationen und damit auch lokale Anlaufstellen. Unser Referat für Bürgerengagement ist so eine Anlaufstelle. Hier finden Bürgerinnen und Bürger sowie Organisationen Ansprech- partner. Projekte – auch in Kooperation mit den Freiwilligenagenturen – werden hier 5 GRUßWORT entwickelt, Netzwerke und kommt die materielle Vergütung nur einem Engagementtätigkeiten gebündelt. Aber auch kleinen Teil der Engagierten zugute und die Organisationen und Vereine sind gefragt, Untersuchungen wenn es um die Infrastruktur fürs Ehrenamt Engagierten selbst eine nachhaltig finanzielle geht: Freiwilligenmanagement muss in die Verbesserung Konzepte verankert sein, denn Engagierte Infrastruktur dürfen nicht einfach nur mitlaufen. Es muss monetäre Anreize für Bürgerengagement. Es also in den Einrichtungen einen Kern von gilt Hauptamtlichen als Ehrenamts zu fragen und zu schauen wie Ansprechpartner zur Verfügung steht und die man bestehende Strukturen verbessern und Ehrenamtlichen einführt sowie deren Arbeit eine Dankeskultur ausbauen kann. Ziel sollte koordiniert und anerkennt. dabei immer sein, dass Bürgerinnen und Von hier ist man sehr schnell bei finanziellen Bürger sich gerne in Frankfurt engagieren, Aspekten: gerne Zeit für andere Menschen und damit Der aufgebaut geben, der Versicherungsschutz soll belegen, der stärker dass von unterstützenden gefordert also auch nach den wird als Motiven des gewährleistet sein und Fahrtkosten oder für unsere Stadtgesellschaft schenken. andere Kosten, die real entstehen sollen In erstattet werden. Dies wird – auch wenn das interessante und aufschlussreiche Vorträge Geld sowohl für diese Erstattungen als auch und lebendige Diskussionen um das Thema für die zusätzlichen Unterstützungsstrukturen „Ohne Moos nix los?!“ und bin auf die nicht im erforderlichen Umfang zur Verfügung Schlussfolgerungen für Frankfurt gespannt. diesem Sinne wünsche ich Ihnen steht – kaum in Frage gestellt. Aber zwischen diesen Fragen der Infrastruktur und der Uwe Becker Erstattung anfallender Kosten einerseits und einer materiellen ehrenamtlichen und Vergütung freiwilligen Stadtkämmerer der Stadt Frankfurt am Main der Tätigkeit andererseits besteht ein Unterschied. Bisher Wie viel Bezahlung verträgt das bürgerschaftliche Engagement? Prof. Dr. Adalbert Evers möchte Der folgende Beitrag baut vor allem auf einer Überlegung auf: Je klarer man sich ist über die Besonderheiten von Erwerbsarbeit auf der einen und Engagement auf der anderen Seite, desto eher wird man auch in der Lage sein, Mischformen angemessen zu behandeln. Im ersten Teil meines Beitrags ich drei wichtige Unterschiede markieren, um dann im zweiten Teil eine Reihe von Überlappungen und Spannungen zu diskutieren. Meine Argumentation läuft darauf hinaus, dass die größere Bedeutung von Geld beim Engagement und die Ausweitung von Zwischenzonen von Arbeit und Engagement zwei durchaus 6 INPUT verschiedene Tendenzen Sie freiwillig Tätige nicht so auf Folgebereitschaft können ein Zeichen des Vordringens selbst verpflichtet werden können wie bezahlte bestimmten Tätigseins in die Welt der Arbeit Mitarbeiter? Als wir einmal nachprüften, sein. Geld kann aber auch ein Einfallstor sein woher für das Vordringen von Erwerbsarbeitslogik Organisationsleiter über den angeblichen und engem Nutzendenken in den schmalen Wandel des Engagements in Richtung auf Bereich „weniger Zuverlässigkeit“ kamen, konnten wir freiwilligen spiegeln: Tätigseins. Letzteres herrscht leider vor. die Klagen so vieler feststellen, dass oft das hohe Maß an Folgebereitschaft beruflich Beschäftigter den 1. Warum bezahlte Arbeit und Engagement zwei verschiedene Dinge sind Maßstab bildete, an dem man die „Zuverlässigkeit“ der freiwillig Engagierten maß. Sie verrichteten ihre Tätigkeit schlicht Ob Arbeit aus Erwerbsgründen geleistet werden muss oder nicht, macht einen großen Unterschied. Beim Engagement wird in der Regel vorausgesetzt, dass es in erster Linie um der Sache willen geschieht. Bei der mit mehr Eigensinn und nahmen sich mehr Freiheiten heraus. Auch deshalb sind Freiwillige natürlich für jede Organisation und ihre Leitungspersonen eine besondere Herausforderung. Lohnarbeit steht zumeist der Gelderwerb und der Zwang, mit der Arbeit seinen Unterhalt Zum zweiten: Engagement ist nicht immer verdienen zu müssen, im Vordergrund; dafür Arbeit. nimmt man die konkrete Arbeit mit all ihrer Entscheiden. Ich halte die Bezeichnung Mühsal in Kauf. Wo immer individuelle Freiwilligenarbeit, die heute oft verwendet Bezahlung und materielle Gratifikation ins wird, für hoch problematisch. Natürlich kann Spiel kommt, besteht die Gefahr, dass die man alle menschliche Tätigkeit als Arbeit Motivation um der Sache willen durch eine bezeichnen. Hannah Arendt entwickelte in andere, die des Gelderwerbs ersetzt werden „Vita könnte. Unterscheidung, Denkt man an individuelle Oft ist Activa“ es eher jedoch nämlich Handeln und eine wichtige die zwischen Vergütungen für Engagement, dann scheint „arbeiten“ und „herstellen“ auf der einen und mir allerdings noch etwas anderes als das „handeln“ auf der anderen Seite. Handeln Problem meint, dass Beteiligte miteinander festlegen, des Vorrangs materieller Eigeninteressen wichtig zu sein. Auf die was getan werden einzelne Person bezogene monetarisierte Handelnde können sie Freiheit erleben. Gegenleistungen für freiwilliges Engagement Arbeiten und herstellen ist eine Sache, können immer ein zusätzliches Einfallstor für handeln, als Bürger tätig sein, eine andere - die Fremdsteuerung von engagiert Tätigen so Hannah Arendt. In Bereichen, wie denen sein. Liegt nicht der Grund dafür, dass des Engagements in einer Bürgerinitiative vielfach Organisationen so sehr zögern, wird das unmittelbar deutlich; man hat es Freiwillige bei sich anzuwerben und mit ihnen bisher zu arbeiten, exakt in diesem Umstand, dass „Protestarbeit“ zu sprechen. Bedeutung hat wohlweislich soll; als politisch unterlassen, von 7 INPUT dieser Unterschied von Arbeiten und Handeln messbaren Leistungen und Erträgen für meines Erachtens aber auch dort, wo es um Anwender und Betroffene bringt. Mindestens eine Dienstleistungsarbeit geht, etwa bei der so wichtig ist, dass es den Engagierten Beratung, Betreuung und Pflege. Ein freiwillig bestimmte Engagierter ist sehr oft anders motiviert und vermittelt: Gemeinschaftsfähigkeit und – um für ihn zählen dann auch andere Anreize und große Worte zu benutzen - Solidaritäts- Sinngebungen als bei den meisten beruflich erfahrungen Tätigen. tenzen. Angesichts dessen sind aber Erfahrungen und und Interessen demokratische Engagement als Kompe- Mitarbeit und Sicherungs- und Aufwertungsversuche von Mitbestimmung von Eltern an Schulen z. B. Engagement, und sollte also nicht von leeren bzw. vollen Instrumente vor allem aus der Welt der Kassen abhängen. Es sollte auch dann bezahlten gepflegt werden, wenn zunächst fürs Lernen die ihre Arbeit geldvermittelte Argumente beziehen, also etwa Leistungsanreize und der Schüler nichts Besonderes dabei Lenkungsversuche sehr problematisch. herauskommt. Es hat, wie Demokratie, einen Damit bin ich bei einem dritten Gesichtspunkt Wert an sich. angelangt. Engagement, hier vor allem als sich Einmischen von verschiedensten Laien in die Themen- und Arbeitsbereiche, oder einfach als Lust am gemeinschaftlichen kreativen Tun, steht quer zur Logik des modernen Spezialistentums und zum denken in Kategorien arbeitsteiliger Effizienz. Die Moderne ist geprägt vom Zusammenwirken von Professionalisierung und Spezialisierung als Mittel der Effizienzsteigerung. Tatsächlich liegt aber nun freiwilliges Engagement quer zu diesem Prozess. Es bringt die Laien in die Politik, nicht ausgebildete Eltern in Schulen und Kindergärten, Dilettanten in die Kunst und es unterstellt auch heute noch, dass sich Bürger z. B. als Umweltaktivisten Urteile über Dinge erlauben können, Fachleute sind. generalistische in denen sie Engagement und nicht keine verlangt zuerst spezialistische Kompetenz. Die These wäre also, dass Engagement nicht allein daran gemessen werden sollte was es an 2. Veränderungen im Verhältnis von Engagement und Erwerbsarbeit und neue Mischformen Die gerade genannten drei Unterscheidungsmerkmale möchte ich nicht deshalb festhalten, um zwischen Engagement und Erwerbsarbeit überall einen klaren Trennungsstrich zu ziehen, sondern um analysieren zu können, was Gemengelagen bedeuten, die es seit jeher gibt, aber auch solche, die heute stärker hervortreten, als das bis in die Zeit der reichlich fest gefügten Nachkriegs- gesellschaften der Fall war. Lassen Sie mich einen positiven und einen negativen Trend unterscheiden. Für positiv halte ich, dass sich in unseren heutigen Gesellschaften im Vergleich mit früheren Zeiten mehr Gestaltungsansprüche, Optionen und offene Ränder ergeben, über die der Wunsch nach mehr selbst bestimmten Tätigkeiten Platz greifen kann. 8 INPUT Der Einstieg ins Erwerbsleben z. B. ist immer die weniger klar und festgelegt und dasselbe gilt unfreiwillig für den allmählichen Ausstieg. Beim Einstieg schwindet aber jene verlässliche Integration geht in die Arbeitswelt, die für ganz viele Formen es z. Tätigkeits- B. aber vermehrt auch um Praktika, Engagementnach- Erwerbsarbeit des ganz hineinzukommen herauszufallen. Engagements, speziell oder Damit auch das weise, die sowohl für weiteres Engagement klassische Ehrenamt die Basis bildete. Eine als auch beruflich nützlich sein können. Beim feste und abgegrenzte Arbeit war in der Ausstieg nach dem Berufsleben geht es Regel immer mehr um die weitere Verwertung des geselliges oder soziales Engagement. Heute gewonnenen Wissens in neuen Kontexten – hingegen droht zweierlei der Hintergrund für freiwilliges, einen neuen Start, bei dem in verschiedenen Mischungen der Wunsch nach neuen Für den Einzelnen gehen halt gebende Fundamente verloren – auch die bloße Freiheit zum Engagement jenseits der Arbeit setzt schließlich einen Arbeitsplatz voraus. Diejenigen, die sich engagieren, sehen sich dabei einem Bewertungssystem gegenüber, das fast ausschließlich danach fragt, was mit dem jeweiligen Engagement eingespart, aufgebaut oder sonst wie geleistet wird. eigenen Erfahrungen aber auch Formen des sich für andere mitbestimmend könnte man sind. sagen: nützlich Machens Zusammenfassend In die Erwerbs- arbeitsbiografie mischen sich heute für viele Menschen Abschnitte und Übergänge hinein, bei denen sie stärker selbst entscheiden können was und wie sie tätig werden oder bleiben wollen. Der Wunsch vieler, die eigene Biografie zu bereichern, bekommt für die Zukunft von Engagement und Arbeit ein womöglich höheres Gewicht. Damit relativieren sich die eingangs aufgezeigten Unterscheidungsmerkmale zwischen der Welt der Arbeit und des Engagements. Eigene Interessen und die Absicht etwas nützliches für die Gemeinschaft zu leisten mischen sich auf neue Art. Geldleistungen sind eine Form unter anderen, ein solches Engagement „für sich und Andere“ attraktiver zu machen. Die zweite Veränderung im Bereich der Arbeitswelt, auf die es hinzuweisen gilt, ist hingegen eindeutig negativer Natur. Für den Verlauf des ganzen Arbeitslebens ist das Risiko dramatisch gestiegen, gar nicht erst in Mein Fazit wäre: Engagement und Erwerbsarbeit sind grundverschieden, aber es ist weder ausgeschlossen, dass Merkmale von engagierter Tätigkeit in der Berufswelt eine Rolle spielen, noch dass Bewertungsformen und Tätigkeitsmotive, wie man sie aus der Arbeitswelt kennt, im Engagementbereich Bedeutung haben können. Angesichts des Umstands, dass heute Überlappungen zunehmen, Freiheiten des Engagements einwandern, in die insbesondere Arbeitswelt aber auch Zwänge und Prioritäten der Arbeitswelt in den Bereich des Engagement, könnte so etwas wie eine allgemeine Richtschnur für die Beurteilung verschiedener Mischformen so lauten: Wo immer möglich sollte man einer „Verarbeiterung“ des Engagements entgegenwirken und gleichzeitig Tendenzen 9 INPUT verstärken, auch in der Welt der Arbeit mit große Engagement und kassieren, ohne dabei wie für einen normalen Orientierungen mehr Gewicht zu geben – Lohn Steuern und Sozialabgaben zahlen zu also Sinn, müssen; diese Art der Kombination von Geld erfahrbarem und Ehrenamt sollte schleunigst wie ein verbundenen der Suche Freiheitserfahrungen Motiven nach und gesellschaftlichem Nutzen. Im letzten Teil meines Vortrags will ich nun verschiedener Haupttypen der Kombination bezahlter Arbeit und normaler Job bewertet werden. diesen allgemeinen Leitsatz auf eine Bewertung von „Aufwandsentschädigungen“ Engagement 3. Der dritte Typus, der der Kombination von finanzieller Vergütung und engagierter Tätigkeit durch Zahlung eines geringfügigen Stundensatzes wird wohl auch deshalb sehr anwenden. kontrovers diskutiert, weil es hier sehr 3. Geld und Engagement – verschiedene Typen der Kombination und verschiedene Erscheinungsformen gibt. Ich nenne nur die beiden Extrempunkte. Überlegungen zu ihrer Bewertung Auf der einen Seite gibt es Praktiken, wo etwa in einem Krankenhaus ehrenamtlich Man könnte eine Typologie verschiedener Engagierte, Haupttypen der Kombination von bezahlter funktional eingepasst in ansonsten unveränderte Hierarchien und Arbeit und Engagement entwickeln. Wenn es Betriebsabläufe, ein geringfügiges Entgelt um die Einbeziehung von Engagement in Erwerbsarbeitszusammenhänge geht, dann gibt es vor allem die folgenden typischen Formen: erhalten und damit gemacht werden kommen doch besser sollen sicher lenkbar (Motto: am Sie Samstag morgen? Schließlich erhalten sie ja auch 1. Da sind zunächst die verschiedenen Formen materieller (Pauschalgratifikationen Absicherungen für Unkosten, …). Auf der anderen Seite gibt es hier jedoch auch Beispiele, wo im Rahmen Investitionen in Infrastrukturen wie Räume, innovativer sozialer Projekte, wie etwa in Ausbildungsmöglichkeiten etc.); sie können der sicher am ehesten als eine Form gelten, Hilfen „Kosten“ des Engagements im weiteren stabilisiert werden; das Engagement steht Sinne zu reduzieren, ohne das Engagement im selbst zu lenken oder in seiner Substanz zu entscheidende Kriterium dafür, wen man verändern. anspricht und einbezieht; das Geld ist Demenzbetreuung, durch ehrenamtliche geringfügige Vordergrund und Entgelte ist das Stabilisator einer Form von sachkundiger 2. Das führt zu einem zweiten, ganz anderen Typus, über den man nicht schweigen sollte – zu den ehrenamtlichen „Spesenrittern“, Vertretern jenen in Berufsverbänden und Ähnlichem, die oft sehr und engagierter einerseits Mitarbeit, von Professioneller andererseits der die sich bezahlter unterscheidet, aber auch von Schwarzmarktarrangements zur Pflege, 10 INPUT wo alle gefragt sind, die hier etwas gemeinnütziger Tätigkeit als Praktikum, auch verdienen wollen. bei dem speziellen Praktikum, das Freiwilligendienste darstellen; sie spielen Wahrscheinlich kann man sich leicht darauf einigen, dass die erste Variante, die der „Verlohnarbeiterung“ von Engagement, abzulehnen ist. Allzu deutlich ist hier, dass es darum geht, Lenk- und Dienstbarkeit zu erzeugen und den „Eigensinn“ der Engagierten zurückzudrängen – „Eigensinn“ auch in der Hinsicht, dass Engagement ja immer auch meint, vorhandene Arbeitsteilungen und Hierarchien ein Stück weit zu hinterfragen. Doch auch, wenn es sich mit der zweiten Tendenz anders als mit der ersten verhält und die Geldzahlungen auch eine Rolle bei der Weiterverwertung beruflicher Qualifikationen in nachberuflichen Phasen. Ich sehe es nicht als problematisch an, wenn Engagementförderung solche stark von beruflichen und persönlichen Interessen geprägten Bereitschaften einbezieht. Eine kritische Grenze ist m. E. immer dann erreicht, wenn evtl. Adressaten des Engagements nur noch am Rande von Bedeutung sind – so wie z.B. bei sozialen Wochenendeinsätzen von Managern, die am Objekt ‚Randgruppe‘ Sozialkompetenz und Stressbewältigung üben. hier begleitet sind von der Entwicklung neuer Kooperationsformen, besserer Angebote und 2. Mitsprachemöglichkeiten Engagierten, kommende Unterminierung der klassischen bleiben genug offene Fragen und ungelöste Grenzziehungen zwischen Engagement und Probleme. Gibt es eine Möglichkeit zu Erwerbsarbeit verhindern, dass auch solche Ansätze gegen verschiedenen Varianten nicht vergüteter ihre Arbeitsgelegenheiten, eigene der Absicht für bloße Eine zweite vom ergibt Arbeitsmarkt sich mit angesiedelt her den in Rationalisierungsstrategien instrumentalisiert Bereichen wie sozialen Diensten wo die werden? Gemeinnützigkeit der Tätigkeit ins Auge Betrachtet der sticht – also vor allem bei vielen Ein-Euro- vom Jobs. Klar ist die Scheidelinie zwischen Arbeitsmarkt her kommend, dann scheinen Engagement und diesen Arbeitsgelegen- mir vor allem zwei Formen bemerkenswert zu heiten nur da, wo solche Jobs dem Einzelnen sein. administrativ aufgezwungen werden und von Veränderung man die von Problematik Engagement Freiwilligkeit nicht die Rede sein kann. Unklar 1. Die erste betrifft all diejenigen, bei denen es um neue Übergänge zwischen Lebensund Erwerbsbiografien geht, das Interesse an einer „bereicherten Biografie“ und/oder der besseren Einfädelung in den Arbeitsmarkt im Vordergrund steht und die Ausgangssituation der Betroffenen Vergütungen relativ spielen eine günstig ist; Rolle bei ist sie überall dort, wo die Betroffenen eine Ein-Euro-Job-Tätigkeit im gemeinnützigen Bereich als einzige verbliebene Chance für sich ansehen, sozial und beruflich Anschluss zu halten oder wiederzufinden. Selbst wo der Ein-Euro-Job nicht als Zwangsarbeit, sondern als Zugangschance erfahren wird, gibt es einen wichtigen Unterschied zu denen, die 11 INPUT vor dem Hintergrund gesicherten Bedingungen entscheiden. Sie könnte wie Existenz mit einiger Autonomie bei der Frage folgt lauten: Etwas von dem, was Engagierte mitreden können, wo und wie man sich selbst an ihrer Tätigkeit als Gewinn erfahren, engagieren soll sollte Übergänge und Erwerbsarbeit einer und die folglich Mischungen und auch zwischen Engagement auch Ein-Euro-Jobbern nicht vorenthalten werden: ein Stück Freiwilligkeit, selbst Mitgestaltungschancen und Möglichkeiten, mitgestalten können. Verglichen mit ihnen sich in der Tätigkeit gemeinsam mit anderen sind Langzeitarbeitslose viel lenkbarer und erfahren zu können. auch verwundbarer. Warum also Arbeitgeber wie Kommunen sehr oft und Wohlfahrtsverbände Ein-Euro-Jobber Engagierten vorziehen, ist nicht schwer zu erklären. Aber ist es auch gerechtfertigt? Und kann man Es gibt auch hier keine leichten Antworten Patentlösungen, insbesondere dann nicht, wenn man mit einbezieht, dass die Vermittlung von Engagementmöglichkeiten ja nicht zuerst Engagementbereiten und allein dienen, den sondern ebenso nach den Bedürfnissen und Nöten derer fragen sollte, die Hilfe nötig haben. M. E. ist die Man sollte bei der Diskussion von Grauzonen und dem Versuch, sensibilisieren sich und dafür zu zu öffnen, realistischerweise nicht die Verteidigung des etwas dagegen tun? und Eine Nachbemerkung Bereitstellung gemeinnütziger Arbeitsgelegenheiten etwas anderes als die Entwicklung von Engagement – auch dann, wenn zur Wahrnehmung solcher Tätigkeiten nur die Ungunst der Umstände drängt und nicht auch noch ein staatlicher Arbeitszwang. Trotzdem kann man als Anwalt von zivilen Orientierungen und Engagement eine klare Botschaft an Ein-Euro-Jobber und diejenigen eigentlichen Engagementbereichs vergessen. Gerade in einer Welt des überall gegenwärtigen Zugriffs von Arbeitszwängen und -mentalitäten gilt es, an den dazu quer liegenden Besonderheiten des Engagementbereichs festzuhalten und in diesem Sinne auch Grenzen zu markieren. Denn dieser Bereich ist immer beides zugleich – ein Residuum, eine Art Zufluchtsort und Schutzzone und ein gelebter Vorgriff auf zivile Werte und Praktiken, von denen wir alle hoffen, dass sie in der Gesellschaft insgesamt mehr Bedeutung erhalten. Prof. Dr. Adalbert Evers Justus-Liebig Universität Gießen Mitglied der Enquete-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“ des Deutschen Bundestages senden, die über deren Einsatz und seine 12 FRANKFURTER VERBÄNDE Ehrenamtliches Engagement und Entgelt im Caritasverband Frankfurt Hartmut Fritz Dementsprechend In unserer Stadt gibt es zweifelsohne eine große Bereitschaft von Bürgerinnen und Bürgern, sich ehrenamtlich für zu andere Menschen engagieren. Dieses Engagement ist hoch einzuschätzen, denn formulierte Grundsatzpapier des ein Deutschen Caritasverbands 1995: „Unter ehrenamtlicher Arbeit wird das freiwillige, kontinuierlich eingebrachte, nicht auf Entgelt ausgerichtete Engagement verstanden.“1 Beteiligung und Mitgestaltung am öffentlichen Mit Leben und insbesondere die Übernahme von entwickelnden Bandbreite von freiwilligen sozialer einer sozialen Diensten und neuen Modellen von Frankfurt auch finanziell honorierten ehrenamtlichen Verantwortung multikulturellen sind Großstadt unverzichtbar. in wie sich in den letzten Jahren und Projekten steht auch beim Caritasverband die Selbstverständnis unserer Stadtgesellschaft oben genannte Ausschließlichkeit in der bauen auf dieser gelebten Solidarität auf. Diskussion. Den Funktionsfähigkeit der Leistungen des Engagements gebühren Anerkennung. Als Wohlfahrtspflege ist ehrenamtlichen Respekt Verband die der Förderung und freien des Ehrenamtes und die Verbesserung seiner Rahmenbedingungen für den Caritasverband Frankfurt ein zentrales Anliegen. Entsprechend Formulierung: „Ehrenamt relativiert als die freiwillige Mitarbeit in der Caritas wird verstanden als verbandsorientiertes, weitgehend unentgeltliches, nicht-berufliches Engagement von Menschen mit unterschiedlichen Kompe- tenzen und Potentialen für arme, kranke oder ausgegrenzte Menschen.“2 Der Dachverband der Ehrenamtlichen (CKD) im Deutschen Der Caritasverband ist aber nicht nur der Caritasverband bleibt dagegen in seiner freien Wohlfahrtspflege verpflichtet, er hat Position eindeutig: „ Nur ohne Bezahlung“3 vielmehr als Organisation der katholischen Kirchen eine besondere Prägung. So steht bei uns soziales ehrenamtliches Engagement oft im Zusammenhang einer religiösen Herleitung. Christlich motiviertes Ehrenamt ist Ausdruck des in die Tat umgesetzten Glaubens. Es ist Auftrag des Evangeliums Hier zeigt sich die Sensibilität, die mit dem Thema Entgelt im Ehrenamt verbunden ist. Gerade deswegen muss die Diskussion hierum sorgfältig geführt und auf Chancen, aber auch auf Gefahren und Risiken hingewiesen werden. und folgt dem Grundsatz der Nächstenliebe. Eine wie auch immer geartete Entlohnung rückt damit in den Hintergrund. 1 „Ehrenamtliche Tätigkeit in der Caritas“ Zentralratsbeschluss des DCV 1995 2 Kommission „Mitarbeit in der Caritas“ der Delegiertenversammlung des DCV 2006 3 Caritas-Konferenzen Deutschlands e.V. Beilage „Nur ohne Bezahlung“ CKD-Direkt 1/2007 13 FRANKFURTER VERBÄNDE Der Caritasverband Frankfurt hat in seinem Rahmenkonzept „Zusammenarbeit • Merkmale für Verbesserung • Ausrichtung des zur Lebensqualität und Selbsthilfegruppen, zu denen sich Nahestehenden zusammenschließen der freien Entscheidung der Aktiven für ein die der Ort Betroffenheit oder der Betroffenheit von Ergänzung zur professionellen Sozialarbeit, oder vor Menschen aufgrund ihrer persönlichen der Eigenständigkeit des Ehrenamtes in Einsatzgebiet die und beitragen das ehrenamtliche Engagement benannt. Neben Bürger- Stadtteilinitiativen, mit ehrenamtlichen Mitarbeitern und Initiativen“ konstituierende ehrenamtliche Diese vielfältigen Formen des ehrenamtlichen Ehrenamtes auf Hilfeleistungen für in Not Engagements geratene Menschen wird hier auch die Caritaseinrichtungen Unentgeltlichkeit genannt: Soziales Ehrenamt unterschiedliche, ist in seiner Zielrichtung nicht auf ein Bedingungen zugeschnittene Modelle der finanzielles Entgelt ausgerichtet und wird Kostenerstattung: nicht zur Sicherung des in und mit den implizieren auf die jeweiligen eigenen Lebensunterhalts ausgeübt. Es unterscheidet • In den meisten Fällen werden Kosten sich damit von honorierten Ehrenämtern in gegen Quittungsvorlage erstattet. Die anderen Bereichen. Vorteile liegen in einer klaren Linie des unbezahlten Ehrenamts. Hier geht es nur Unter dieser Prämisse Caritasverband gehen Frankfurt wir von im um die geschenkte Zeit ohne einen einem finanziellen umfassenden Ehrenamtsverständnis aus, das sowohl inhaltliche Aspekte aus den Zuverdienst für die Ehrenamtlichen. • Ebenfalls werden pauschale Bereichen des klassischen Ehrenamts, des Aufwandsentschädigungen bürgerschaftlichen Engagements und der sachbezogen Selbsthilfebewegung impliziert. In diesem geleistet. Rahmen findet ehrenamtliches Engagement Regelung, wenn regelmäßige Kosten in bei uns in folgenden Bereichen statt: vergleichbarere Höhe anfallen. Ob sie • ehrenamtliche Mitarbeiter in und Nächstenliebe, die ehrenamtliche Mitarbeiter in organisieren, den Kirchengemeinden sinnvolle nachvollzogen werden. mit dem Hauptamtlichen in den Anliegen Aktivitäten der unmittelbaren Hilfeleistung eine kann nur durch die Ehrenamtlichen selbst Einrichtungen des Caritasverbands, die • ist stundenbezogen den tatsächlichen Unkosten entsprechen den der Einrichtungen tätig sind, Dies oder entweder • Weiterhin gibt es ehrenamtliche Gruppen, die in Zusammenarbeit mit einer Caritaseinrichtung stehen und über einen eigenen Etat verfügen, wie zum Beispiel die Elternbeiräte in unseren Kitas. Die Entscheidung über die Verwendung der Gelder liegt hier in der Kompetenz der 14 FRANKFURTER VERBÄNDE • Ehrenamtlichen. Nach unseren bisherigen Kontraproduktiv ist die Entgeltdiskussion zum Erfahrungen mit diesem Modell haben Beispiel im Kontext einer Anerkennungskultur ehrenamtliche nie des Ehrenamts. Ehrenamt ist unbezahlbar in entschieden sich selbst ein Entgelt zu der Wertschätzung und Anerkennung, die zahlen. ihm entgegen gebracht wird. Die vielfältigen, Interessant sind Konstellationen, in denen kreativen und persönlichen Formen dieser mehrere Anerkennungskultur Mitarbeiter Formen des noch Umgangs mit Entgelt und Kostenerstattung innerhalb eines Projektes praktiziert werden. So zum Beispiel unsere Hilfenetze in den Stadtteilen, die unentgeltliches Engagement bezogenen sowohl klassisches Ehrenamt mit als einem Entgelt und auch stunden- sind durch keine geldwerte Leistung zu ersetzen. Ebenfalls nicht vermischt werden dürfen Entgelt und die Verbesserung ehrenamtlicher Rahmen- und Arbeitsbedingungen. Das eine kann nicht Ersatz für das andere sein. geringfügige Sinnvoll ist die Entgeltdiskussion aber überall Anstellungsverhältnisse beinhalten. Hier dort, wo Ehrenamt in Konfrontation mit Armut wird deutlich, dass es keinen Sinn macht steht. Aus der gutbürgerlichen Tradition der Ausschlusskriterien katholischen für bestimmte Kirche heraus gibt es im Formen der geldwerten Leistungen im Caritasverband Ehrenamt zu setzen. Es geht vielmehr Ehrenamtliche, die sich dieses Engagement darum, die Spannung zwischen den „leisten“ unterschiedlichen abgesichert sind. Die Armutsentwicklung der und nutzbar Formen zu auszuhalten können, immer weil sie viele finanziell Diese letzten Jahre hat aber deutlich gezeigt, dass Mischformen können allerdings nur dann dies immer weniger selbstverständlich ist. Die erfolgreich sein, wenn sie innerhalb der bürgerschaftliche Beteiligung und damit das Projekte gut kommuniziert sind und die Erlebnisfeld der gesellschaftlichen Solidarität einzelnen muss Personen machen. noch jeweils in ihren für Funktionen und Verdienstmöglichkeiten engagieren zufrieden sind. Gründe Bei der Diskussion um ein Entgelt im Ehrenamt ist jede Pauschalierung unangebracht. Sie muss vielmehr in den Zusammenhängen geführt werden, in denen sie einen positiven Beitrag leisten kann und dort vermieden kontraproduktiv Ehrenamtes steht. werden, zur wo Förderung sie des verhindern, Alternativen jeden offen möchte. sein, Dort wo ehrenamtliches müssen geboten der sich materielle Engagement den Betroffenen werden. Im Caritasverband Frankfurt gibt es Menschen, die sich ehrenamtliche engagieren, aber selbst unter der Existenzsicherung durch Sozial- und Transferleistungen liegen. Hier müssen nicht nur alle Möglichkeiten des Entgeltes genutzt werden, sondern hier ist es notwendig dieses Ehrenamt in andere 15 FRANKFURTER VERBÄNDE Formen zu überführen, durch die sich geschaffen werden. Kritisch zu fragen bleibt Lebensgrundlagen qualitativ verändern. allerdings Dies macht deutlich, dass der Caritasverband Kostensenkung und Lohndumping bei der Frankfurt trotz des Verständnisses eines Schaffung solcher neuer Engagement- und überwiegend unbezahlten Ehrenamtes in Beschäftigungsformen spielen. immer, welchen Stellenwert seinen Einrichtungen auch Möglichkeiten von bezahltem Engagement befürwortet, wenn Hartmut Fritz sich dadurch die finanzielle Grundsicherung Caritasdirektor Caritasverband Frankfurt am Main e. V. von Menschen verbessert oder Zugänge bzw. Fördermaßnahmen zur Arbeitswelt Ehrenamtliche Mitarbeit beim Deutschen Roten Kreuz Oliver Backhaus Willst Du froh und Glücklich leben Lass kein Ehrenamt Dir geben. Ohne Amt lebst Du so friedlich Und so ruhig und gemütlich Du sparst Kraft und Geld und Zeit Wirst geachtet weit und breit. Ernsthaft, denen die überall auf Bezahlung schielen, sei klar zugerufen, ein Ehrenamt bringt trotz der Erstattung der Aufwendungen keinen Euro in die persönliche Kasse, es kostet meistens noch Einiges (Verzicht, Zeit und Geld). 1. (Wilhelm Busch) Ehrenamtliche Tätigkeit erfolgt Deutschen Roten Kreuz in Gemeinschaften, in Arbeitskreisen und auf Basis der neuen Strategie 2010+ Arbeitsfeldern Wilhelm Busch stelle ich meinen Worten verfolgt voran. ehrenamtliche Tätigkeit hauptamtlichen Aufgabenfeldern liches Engagement“? Ist es überhaupt noch eine Ehre, sich für einen Verband, Verein, oder eine Sache zu engagieren? Ist ohne Moos nix los bzw. was ist mit Moos fest/fester? der des eigentlich Dieser Auszug aus einem Gedicht von Was bedeutet überhaupt "Bürgerschaft- im DRK. in allen Insbesondere Strategieansatz, auch in die den verstärkt anzuregen - zu etablieren. Hauptamtlich besetzte Servicestellen „Ehrenamt“ halten im DRK Einzug, sie sind zur Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit gedacht. Zu den Gemeinschaften zählen das JRK, die Sozialarbeit, die Wasserwacht, der Katas- 16 FRANKFURTER VERBÄNDE trophenschutz, die Bergwacht und die Aktive Das Arbeit, sprich die Bereitschaften. Veranstaltungen, welche als Projekt mit Ehrenamtliche Mitarbeiter sind im DRK ohne vertragliche Bindung freiwillig tätig, ohne Bezahlung; sie erhalten ihre Auslagen ersetzt. In manchen Fällen arbeiten sie sogar Augenmerk Anfang Ende Zuständigkeiten Menschen und darauf, mit entsprechenden organisiert werden, Bürgerschaftliches an Engagement heranzuführen. Die ohne Auslagenersatz. und liegt Ansprache für "Bürgerschaftliches Engagement“ beschränkt sich dabei nicht Für ehrenamtliche Mitarbeit im Deutschen Roten Kreuz gilt das "Management des Bittens"; hier gibt es kein Direktionsrecht des Arbeitgebers, weil die Ehrenamtlichen keinen Arbeitnehmerstatus besitzen. Die Freiwilligkeit - einer der Grundsätze des nur auf die, die angeblich so viel Zeit hätten, nämlich die Rentnerinnen und Rentner. Sondern wir sprechen zum Beispiel mit dem Schulsanitätsdienst bewusst vermehrt jüngere Menschen an, um sie für ein Ehrenamt zu interessieren. Deutschen Roten Kreuzes - mit der sie ihre Darin Tätigkeit ausüben, bringt keine Verpflichtung Menschen die Möglichkeiten zu geben, sich mit sich. Übernommene Aufgaben können in zurückgegeben Angstszenarien aufzubauen, dass nebenan oder eine angetragene abgeschlagen werden. und ehrenamtlicher Mitarbeit sind fließend: Manche Hauptamtliche sind auf anderen Gebieten auch ehrenamtlich tätig. der emotionalen Bezahlung, sprich durch die Auszeichnung der EA in Form von Orden, der Übernahme von Mandaten in Gremien, von Führungspositionen sowie dem Zutritt zu besonderen Kreisen. strukturell dem einem Wandel, gesellschaftlichen sich Trend anzupassen: Aufgaben statt Ämter. Sicher ist für ehrenamtlich geführte Vereine/Verbände auch die Besetzung von Ämtern wichtig, aber ggf. lässt sich auch die Anzahl der Ämter sinnvoll reduzieren. Chancen, jungen einzuarbeiten ohne Wir müssen dafür Sorge tragen, den Satz "man müsste" aus unseren Gesprächen zu streichen und durch "ich muss'' ersetzen, Engagement“ zur Regel werden zu lassen. "Bürgerschaftliches Engagement“ bringt neben der emotionalen Bezahlung Spaß und Befriedigung etwas anzupacken, das nicht gelernt und nichts mit unserem täglichen Arbeitsablauf zu tun hat. Bürgerschaftliches Hilfsorganisationen, wie das DRK eine ist, in Ehrenamt "Bürgerschaftliches 2. Das Hauptaugenmerk liegt beim DRK in sich ein große jemand steht der alles besser weiß und kann. Die Grenzen z.B. zwischen hauptamtlicher befinden liegen Engagement macht Freude. 3. Probleme ergeben sich i.d.R. wenn ehrenamtliche Kräfte im DRK die gleichen Funktionen ausüben, die sie auch im Berufsleben inne haben, da in diesen Fällen oft der Vergleich gezogen wird, dass man eigentlich die gleiche Verantwortung übernimmt wie im Beruf, aber die nicht 17 FRANKFURTER VERBÄNDE monetär im gleichen Maße wertgeschätzt Hauptamtliche unterstützen und umgekehrt werden kann. sowie im Anpassen an den Wandel der Enga- Gesellschaft, in dem die Aufgabe statt Amt in gement können Freude oder auch befriedigte den Mittelpunkt gerückt wird, die Individualität Eitelkeit, Kontakt zu anderen Menschen oder berücksichtigt und gelebt werden kann. Gründe für Bürgerschaftliches auch Machtgewinn sein. Sind die Motive sehr egoistisch, ein Politiker, der über sein Amt Fakt Wählerstimmen ein zusätzlichen Stress erleben, Menschen, die Unternehmer, der durch Auftragsvergaben sich engagieren wollen sich freuen und ein mehr Umsatz machen möchte, besteht die „warmes Gefühl“ im Bauch haben. gewinnen will oder Gefahr, dass der Verein Schaden nimmt. Steht die Freude und die Aufgabe im Mittelpunkt profitieren beide Seiten, dann ist: In der Freizeit will niemand Die Gesellschaft war und ist bereit, selbst einmal eine Sache anzupacken, ohne darauf zu achten, wie sie vergütet wird. lohnt sich die Zusammenarbeit ohne dass Ohne Lohn fließt. 4. Wenn der Gemeinschaftsgedanke im Focus des Handelns steht und nicht die Interessen einzelner über die Ziele der Organisation gestellt werden, ergeben sich keine Diskussionen um die Bezahlung. Sie entsteht eher in der Definitionen der Schnittstellen in Bereichen wo Ehrenamtliche Bürgerschaftliches Engagement erfriert unsere Gesellschaft, sie verliert eine wichtige Mimik ihres Gesichtes. Der erste entscheidende Schritt von uns allen muss sein, als positive Organisationen, Botschafter Verbände, unserer Vereine aufzutreten und nicht als pflichtgebeugte Grantler. Oliver Backhaus Geschäftsführer Deutsches Rotes Kreuz, Bezirksverband Frankfurt am Main Ehrenamtliche Arbeit in diakonischen Einrichtungen Dr. Michael Frase Vielzahl des Engagements habe ich einige Aus den vielfältigen Aktivitäten ehrenamtlicher Arbeit in der Evangelischen Kirche möchte ich im Kern beschreiben, in welcher Weise ehrenamtliche Arbeit in diakonischen Einrichtungen wahrgenommen wird und wie sich dieses Ehrenamt zur hauptamtlichen Arbeit verhält. Aus Beispiele exemplarisch ausgewählt, um im Hinblick auf das Tagungsthema zu erläutern, wie moderne Arbeit in diakonischen Einrichtungen bei uns, im Diakonischen ehrenamtliche Werk Regionalverbandes, des Evangelischen wahrgenommen wird. der 18 FRANKFURTER VERBÄNDE Manches davon ähnelt der Beschreibung zu leisten. Hauptamtliche sind hier zum meiner Vorredner, und deshalb ist es mir Beispiel wichtig, noch einmal einige Akzentuierungen Ehrenamtlichen, die Ausbildung, Fortbildung dieser, und Supervision von diesen Ehrenamtlichen bei uns stattfindenden, für die Gewinnung von ehrenamtlichen Tätigkeit vorzunehmen. mit Das Ehrenamt ist in der evangelischen Kirche diakonischen Einrichtungen noch einmal die und Fragen, die für diese Tagung wichtig waren, der vorhanden. Diakonie Von in den großer Vielfalt Ich habe in den im gestellt und möchte Ihnen jetzt aus dem Kirchenvorstand oder im Ausschuss der Bereich, in dem bis zu 300 Personen Kindertagesstätte, ehrenamtlich tätig sind, einige Ergebnisse bis Aktivitäten verantwortlich. hin zu der ehrenamtlichen Mitarbeit bei der Versorgung von obdachlosen Menschen in den Wintermonaten in den Innenstadtkirchen, reicht dieses Engagement. Insgesamt ist die Zahl zwar nicht erfasst, aber es sind sicher über 1.500 Ehrenamtliche, die sich in Frankfurt am Main ehrenamtlich betätigen. vermitteln. Bei einer Überprüfung ehrenamtlicher Tätigkeit in unseren Einrichtungen stellt sich schnell heraus, dass es einen besonders hohen Anteil Ehrenamtlicher in den Einrichtungen gibt, in denen diese ein konstitutiver Bestandteil der Arbeit geworden Aus meiner Sicht lässt sich das Ehrenamt in sind. Das heißt, die Konzeption geht davon zwei Arten unterteilen. Da geht es um ein aus, dass Haupt- und Ehrenamt zusammen Ehrenamt, wie wir es in den diakonischen die Arbeit gestalten. Es ist ein besonderes Einrichtungen erleben, das zusätzlich zu dem Merkmal solcher verzahnter und auf einander durch Dienst bezogener Arbeit von Ehrenamtlichen und geschieht. Zum Beispiel, wenn jemand sich in Hauptamtlichen, dass für die ehrenamtliche der Obdachlosenhilfe engagiert, in einer Seite dieses mit einer Qualifikation in aller unserer Einrichtungen zusätzlich Personen Regel verbunden ist und darüber hinaus eine betreut, indem er mit ihnen einkaufen geht kontinuierliche oder er seine eigene berufliche Erfahrung Ehrenamtlichen, in Form von Supervision nutzt, um sie in Lebensfragen zu beraten. oder Dieses zusätzliche Angebot vertieft und hauptamtlichen Mitarbeitern, stattfindet. Hauptamtliche geleisteten bereichert die Arbeit in den Einrichtungen. Eine zweite Art von Ehrenamt entwickelt sich dort, wo diese ein integraler Bestandteil der Arbeit ist. Das bedeutet, eben Begleitung Reflektionsgesprächen der mit Die ehrenamtliche Arbeit unterscheidet sich deutlich in den jeweiligen Einrichtungen. Deswegen möchte ich kurz an drei Beispielen diese Unterschiede skizzieren. die Konzeption in dem Arbeitsfeld sieht ganz ausdrücklich vor, dass hier Ehrenamtliche mitwirken. Ohne diese 1. Ich beginne mit der evangelischen Telefonseelsorge in Frankfurt am Main, die Ehrenamtlichen wäre eine solche Arbeit nicht 19 FRANKFURTER VERBÄNDE 56 ehrenamtlich tätige Personen in ihrem 2. Bereich mitwirken lässt. Die Notfallseelsorge in Frankfurt am Main, ein Bereich der Ende der 90er Jahre Um überhaupt in der Telefonseelsorge aktiv organisiert wurde, ist seit vielen Jahren ein werden zu können, ist eine Ausbildung nötig. wichtiges Element in der Rettungskette. Über Vor dem Einsatz am Telefon durchlaufen die die Leitstelle der Feuerwehr wird zu jeder Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine 1- Tageszeit und an allen Tagen des Jahres jährige Ausbildung, die natürlich neben dem eine Berufs- seelsorger erreicht. Das zu gewährleisten, ist und Familienleben Ansprechpartnerinnen erfolgt. für diese Notfallseelsorgerin Aufgabe der / ein Notfall- leitenden Pfarrerin für und hauptamtlichen Ehrenamtlichen sind die Hauptamtlichen, die Notfallseelsorge zum Teil auch die Begleitung der Ausbildung Mitarbeiterin, die nicht nur selbst persönlich selbst vornehmen. Wenn sie dann nach Einsätze Absprache und nach persönlichem Wunsch Dingen den Dienst organisiert, die neuen regelmäßig tätig werden, erhalten sie pro ehrenamtlich Schicht eine Aufwandsentschädigung als begleitet. Die Notfallseelsorge kann in dieser kleine der Form nur gewährleistet werden, indem sich ausgerichtet, Menschen bereit erklären, in diesem doch Anerkennung. Telefonseelsorge dass im Das Konzept ist darauf direkten Tätigen vor qualifiziert allen und oftmals sehr aufregenden und schwierigen Dingen Feld der seelsorgerlichen Arbeit mitzuwirken. heißt, Es geht darum, in akuten Notfallsituationen in Ehrenamt und Hauptamt sind konstituierend Zusammenarbeit mit der Branddirektion, der für diese Art der Telefonseelsorge. Wenn Polizei und den Hilfsorganisationen am Platz man diese zum Beispiel durch Hauptamtliche des organisieren wollte, müsste ein ganz anderes begleitend, stabilisierend, stärkend, tröstend Konzept geschrieben werden. Zur Zeit ist und auch eben die Situation aushaltend, kein Veränderungsbedarf dieser Organisation Menschen in einer solch schweren Krise zu erkennbar. sich unterstützen. Sie erhalten für diesen Einsatz, immer wieder neue Personen, die sich dem vergleichbar mit der Telefonseelsorge, eine mühevollen Einsatzpauschale. Falls sie mit dem eigenen Ehrenamtliche vor allen tätig sind. Glücklicherweise Weg mit sondern den Hilfesuchenden Kontakt wahrnimmt, der der Das finden Qualifizierung unterziehen. dazu zu stoßen, um Fahrzeug anreisen mussten, werden die Diese Arbeit ist von hoher Wertschätzung, Anerkennung und auch eigener persönlicher Weiterbildung Geschehens geprägt, da die Person letztendlich etwas mit ″nach Hause“ nimmt, in dem sie die Ausbildung erfolgreich absolviert hat und für sich natürlich auch in anderen Bereichen die Erkenntnisse umsetzen kann. Fahrtkosten erstattet, ansonsten wird in der Regel die Notfallseelsorgerin / der Notfallseelsorger mit einem Einsatzfahrzeug an den Einsatzort gebracht. Die notwendige und wichtige Fortbildung wird ebenfalls übernommen. Auch hier gilt, ähnlich wie in der Telefonseelsorge, man muss auf diesen 20 FRANKFURTER VERBÄNDE Dienst vorbereitet werden oder, falls man aus Verfügbarkeit des Betreuungsvereins. Aus dem und Sicht der hauptamtlichen Mitarbeiter und der der Geschäftsführung des Vereines, erweist sich ehrenamtliche dieses Feld für Ehrenamtliche als immer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewähren komplexer und schwieriger. Menschen für diesen ″rund um die Uhr Dienst“ in Frankfurt ehrenamtliche Betreuung zu gewinnen ist am Main. eine schwierige Aufgabe, da die Kenntnis der Berufsfeld der Theologinnen Theologen stammt, Fortbildung mitwirken. 3. Die zumindest 32 rechtlichen Betreuungsverein, Evangelischer Betreuungen, den Verein in wir für ein unterhalten, Jugend- und Erwachsenenhilfe e. V. genannt, ist als Vereinsstruktur nötig, um gesetzliche Betreuungen durchzuführen. Das bedeutet, man übernimmt die Verantwortung für Personen, die sich selbst in vielen Bereichen rechtlichen Voraussetzungen nötig ist und ein Ehrenamt nur zulässt, indem man sich selbst qualifiziert, um dieser Aufgabe auch gerecht werden zu können. 10 ehrenamtliche Betreuer stehen 3 hauptamtlichen Betreuern nicht nur zur Seite, sondern ergänzen deren Arbeit im Evangelischen Verein für Jugendund Erwachsenenhilfe e. V. nicht mehr vorstehen können. Für einen Zusammenfassung: gemeinnützigen Dieses kurze Statement kann nur einen Betreuungsverein, im Unterschied zu den Berufsbetreuern, besteht Ausschnitt auch Ehrenamtlichkeit die Aufgabe, ehrenamtliche der sehr ausdifferenzierten in diakonischen Betreuerinnen und Betreuer nicht nur zu Einrichtungen aber auch in den Aktivitäten qualifizieren, sondern selber werbend dafür der zu sorgen, dass Menschen sich bereit finden, Frankfurt am Main zeigen. diese oftmals schwierige Aufgabe ehrenamtlich zu übernehmen. Evangelischen Allen drei Kirchengemeinden aufgezählten Beispielen in ist gemeinsam, dass die Personen, die hier tätig Diese Verantwortung, die ihnen durch die sind, sich durch eine hohe Kompetenz Bestellung durch das Gericht übertragen auszeichnen. Sie sind zwar ehrenamtlich wird, ist eine Tätigkeit, die sich im Kern durch tätig, nichts professionelle Einstellung zum Umgang mit von denen rechtlichen Betreuer bekommen jährlich der hauptberuflichen unterscheidet. eine Sie Aufwandsent- haben aber durchaus eine den Klienten. Eine finanzielle Entgeltung dieser Tätigkeit spielt nur eine schädigung. Allerdings müssen diese per untergeordnete Rolle. Wertschätzung und Antrag an die Vormundschaftsgerichte erst Sinngebung sind deutlich in dieser Arbeit zu eingereicht werden und die Auszahlung spüren. Die Anerkennung der ehrenamtlichen erfolgt über die Staatskasse oder aus dem Tätigkeit wird vermittelt, die fachliche Aus- Vermögen Diese und Weiterbildung garantiert. Ehrenamtliche Aufwandsentschädigung ist durch Bundes- in diesen Einrichtungen wissen, dass sie ein gesetz geregelt und liegt nicht in der freien unverzichtbarer Bestandteil dieses Arbeits- der Betreuten. 21 FRANKFURTER VERBÄNDE feldes sind. Das Gemeinschaftserlebnis wird erste Fälle, wo nach einer Zwischenzeit der gestärkt, indem man als Team mehrmals im Teilnehmer Jahr gemeinsame Tage gestaltet, in Form wieder in das Projekt der Frankfurt Jobs mit von Weiterbildung oder eben durch die dem Gestaltung einer Adventsfeier. Ganz deutlich genommen werden konnte und die Arbeit wird, zwischen dort dann wieder fortsetzt. So entstehen Haupt- und Ehrenamt gelebt wird. Wichtig ist Beziehungen, die teilweise schon über zwei auch, dass die Ehrenamtlichen in ihrer Jahre zwischen den Maßnahmeteilnehmern, eigenen Tätigkeit sich selbst sehr verbindlich ihrem einbringen. Die oftmals beim Ehrenamt ja Engagement und dem Wiedereinstieg in eine auch festzustellende freie Gestaltung dieses Maßnahme, und den Betreuern dauern. dass hier Partnerschaft Engagements, ist in diesen Einrichtungen natürlich in dieser Form nicht möglich. Wer sich beispielsweise in der Notfallseelsorge für einen Einsatz bereithält, kann die Alarmierung nicht einfach abschalten, wenn ihm etwas anderes dazwischenkommt. Bisher sind mir keine Probleme in den Einrichtungen bekannt geworden, dass dort eine Unzufriedenheit Verhältnis von zum Beispiel Aufwandspauschalen im und Erstattungen zu geleisteter Arbeit herrscht. an den Arbeitsgelegenheiten Rhein-Main-Job-Center zwischenzeitlichen hinein ehrenamtlichen Das Ehrenamt gestaltet sich in einer reichen Vielfalt. Da gibt es den ehrenamtlichen Einsatz, bei dem obdachlosen zum Beispiel Menschen durch einem Essens- ausgabe geholfen wird. Dieses Engagement erfolgt freiwillig, ohne fizierungsnotwendigkeit jegliche und Quali- auch ohne Vergütungsansprüche. Es ist motiviert von dem christlichen Motiv der gelebten Nächstenliebe und es gibt immer wieder Menschen, die auch bei uns in der Typisch ist auch, dass die Identifikation mit Geschäftsstelle anfragen und sagen, ich der jeweiligen Arbeit, in der Einrichtung in der möchte mich in dieser Weise betätigen. man tätig ist, so hoch ist, dass eigentlich Wissen Sie, wo ich helfen kann und es auch wenig sinnvoll ist? Vergleiche zu anderen Aufgabenfeldern bei anderen Einrichtungen gesucht werden. Wechsel in Engagement zwischen Einrichtungen finden so gut wie gar nicht statt. Erfreulich ist es auch, dass sogar im SGB II Bereich, dort wo wir Arbeitsgelegenheiten in der Gemeinnützigkeit für Arbeitssuchende vorhalten, die monatelangen Kontakte dazu geführt haben, dass oftmals über die Einsatzzeit hinaus der Kontakt weiter gepflegt wird. Ehrenamtliches Engagement löst dann die gemeinnützige Arbeitsgelegenheit ab. Wir haben bereits Darüber hinaus gibt es, wie beschrieben, ein Ehrenamt, Qualifikation, von Begleitung, oben das von von einer verbindlichen Beteiligungsform ausgeht, weil es Einrichtungen gibt, die in ihrer Konzeption die Verzahnung ehrenamtlicher von Arbeit haupt- als und konstituierend betrachten. Hier steht nicht so sehr die Frage einer Monetarisierung sondern es Wertschätzung geht und im darum, die Vordergrund, wie ist die Einbindung der 22 FRANKFURTER VERBÄNDE Ehrenamtlichen von ihrer Qualifikation her geregelt. Dabei kann es zu finanziellen Aufwendungen für die Qualifizierung des begleitenden Ehrenamtes kommen. Pauschale Vergütungen stehen nicht im Vordergrund. Erkennbare Probleme sind in diesem Bereich bisher nicht entstanden. Zu individuell auf die jeweilige Einrichtung und das Arbeitsfeld zugeschnitten, hat sich das Ehrenamt entwickelt. Es gibt wenig Vergleichbares zu dieser Tätigkeit, weil die Identifizierung mit der jeweiligen Arbeit nicht nur bei den Hauptamtlichen, sondern auch bei den Ehrenamtlichen sehr hoch ist. Das Motiv der Tätigkeit liegt im Arbeitsfeld bezogen auf die Menschen, die dort Hilfe suchen und nicht in der Frage, wo wird mein Fühle ich mich in der Arbeit in einer Einrichtung ernst genommen, akzeptiert, gibt es Ehrenamtlichen, herausgestellte gibt Hauptamtlichen keine und einhergehende deutlich bei eine geringere den damit Bewertung ehrenamtlicher Tätigkeit? Die Einrichtungen haben ganz unterschiedliche Formen dieser Wertschätzung entwickelt. Vom Jahresfest oder Ausflug bis hin zum partnerschaftlichen und kollegialen Umgang untereinander. Die Vielfalt des Ehrenamtes ist deshalb für uns ein Schatz und Reichtum, den wir weiter entwickeln wollen. Bedürfnisse Einsatzmöglichkeiten, monetären Einrichtungen meiner Sicht wesentlich entscheidender. es Professionalität Deswegen ist die Frage nach der nichtAnerkennung partnerschaftliche Verhältnisse zwischen Haupt-amtlichen und unterschiedlichen der ich Dabei kommt es eben darauf an, dass wir die Ehrenamt am höchsten vergütet. Form bin aus betrachten und und rein aus Arbeitsfeldern dort speziell und den heraus weiter entwickeln. Dr. Michael Frase Leiter des Diakonischen Werks Frankfurt am Main 23 DISKUSSIONSGRUPPEN Die Ergebnisse der drei Diskussionsgruppen Diskussionsgruppe 1 Geld macht pünktlich!? – Wie verändert Geld die Motivation der Freiwilligen? Ehrenamt hängt immer mit persönlicher Garantiert nur Bezahlung eine verlässliche Identifikation zusammen. Aufgabenerledigung? 3. Wo sind Ehrenamtliche ein Ersatz für Kann Geld die Motivation steigern? Führt Bezahlung zu einer Ungleichbehandlung der Ehrenamtlichen? fehlende bezahlte Arbeitskräfte? Die Gefahr Arbeitskräfte Moderation: Julia Sipreck, Büro Aktiv im Bürgerinstitut Frankfurt am Main Ergebnissicherung: Heide Klabers Der Diskussionsgruppe gehörten 19 Personen an, 3 davon waren hauptberuflich der Einsparung steigt bei der „bezahlter“ ehrenamtlicher Tätigkeit. Dies ist nicht immer transparent erkennbar! 4. Führt Bezahlung zu einer Ungleichbehandlung der Ehrenamtlichen? in Organisationen tätig, 16 ehrenamtlich in Ja, es führt zu Ungleichbehandlung, da verschiedenen Einrichtungen. sich zahlreiche ergeben würden. Überschneidungen Über den reinen An folgenden 5 Fragestellungen orientierte Auslagenersatz hinaus wird Bezahlung im sich die Diskussionsrunde: Ehrenamt abgelehnt. pauschale „Aufwandsentschädigungen“ So genannte 1. Garantiert Bezahlung eine verlässlichere sollten – wenn überhaupt - nur bei Aufgabenerledigung oder ist dies nur eine vorhandenen, nachweisbaren Auslagen Frage der Fantasie? gezahlt werden. Bezahlung ist kein wirksames Mittel für die Verlässlichkeit ehrenamtlich Engagierter. Sinn und Freude an der 5. Mit welchen anderen Mitteln kann Verlässlichkeit hergestellt werden? Anerkennung der geleisteten Arbeit sowie Tätigkeit stehen im Vordergrund. Fortbildung und Qualifizierung werden als 2. Kann Geld die Motivation steigern bzw. welche Art von Motivation bewirkt Geld? Geld ist kein Mittel für Motivationssteigerung. Ehrenamtliche Tätigkeit ist hoher Motivationsfaktor genannt und garantieren somit mehr Verlässlichkeit, da eine besondere Identifikation mit dem ausgeübten Ehrenamt einhergeht. nicht messbar und kann somit gar nicht „angemessen“ vergütet werden. 24 DISKUSSIONSGRUPPEN Fazit: Klare Begriffsdefinition (Auslagen, ist nötig muss zwischen Organisationen“ Aufwandsentschädigung, (mit Personalbestand) „großen hauptamtlichem und „normalen Freibeträge, vertragliche Vereinbarungen Vereinen“ (mit ehrenamtlicher Führung) etc.). unterschieden werden. Geld ist nicht der Motivationsfaktor für Ehrenamtliche. Es Unter Umständen ist eine individuelle Lösung des jeweiligen Trägers (Verband, Organisation) angebracht. Der reine Auslagenersatz ist akzeptiert und wird erwartet. Diskussionsgruppe 2 Immer die üblichen Verdächtigen – Kann Geld ein Mittel sein, neue Zielgruppen für das Ehrenamt zu gewinnen? sich mehr als 160 Personen beworben, so Ist Bezahlung notwendig, damit sich jeder ein Engagement leisten kann? dass die Gemeinde zwischenzeitlich ihr Projekt nicht mehr bewirbt. Ist die Bezahlung ein Weg, um neben der Mittelschicht andere Bevölkerungsgruppen Wäre dieses Modell ein beispielhafter und für das Ehrenamt zu gewinnen? neuer Ansatz um neue Ehrenamtliche zu gewinnen? Moderation: Dr. Martin Nörber, Hessisches Sozialministerium In der ersten Runde der Diskussion wurde Ergebnissicherung: Christel Presber deutlich, dass das „Eppelheimer Modell“ für Neue Wege zur Gewinnung von Engagement geht die Gemeinde Heidelberg. Das Eppelheim bei zwischenzeitlich als „Eppelheimer Modell“ bekannte Projekt zielt darauf ab, Studentinnen und Studenten für 60 Stunden gemeinnützige Arbeit im die Gewinnung von ehrenamtlich Engagierten in hierfür die Die weit überwiegende Mehrzahl der um eine Honorierung ähnlich dem „Eppelheimer Model“ zu leisten. Allenfalls große Organisationen sind hierzu in der junge Menschen auch über die Zeit der Auf die zu besetzenden 20 Stellen hatten keinen Vereine haben keine finanziellen Mittel Hinter diesem Projekt steht der Wunsch, Engagement in der Gemeinde zu gewinnen. Verbänden festgestellt: Studiengebühren. Honorierung hinaus für ein ehrenamtliches und Ansatzpunkt bietet. So wird übereinstimmend Semester zu gewinnen und übernimmt im Gegenzug Vereinen Lage, nicht aber kleine Vereine Kleine Vereine gewinnen neue Ehrenamtliche in der Regel durch Mundzu-Mund Propaganda 25 DISKUSSIONSGRUPPEN Grundsätzlich muss zwischen größeren angewiesen Organisationen und kleinen Vereinen gerecht werden zu können, muss differenziert unterschieden werden auf die Bedürfnisse ehrenamtlich Engagierter Darüber hinaus wurde in der Diskussion deutlich, dass erst auf der Grundlage einer Klärung des weitere Begriffs „Bezahlung“ Auseinandersetzung eine sinnvoll erscheint. So steht die Frage im Raum, was „Bezahlung“ meint: Lohn oder Aufwandsentschädigung? • Auslagenerstattung oder Aufwands- eingegangen werden Diskriminierung und an stattfinden, sondern zu sollten Engagierte es keine auf „Zuruf“ müssen Regelungen für klare, alle im Fazit: Lohnzahlung Die Qualität der ehrenamtlichen Arbeit muss herausgestellt werden – Menschen die Auffassung vertreten, dass weder eine noch erhalten etwas aus dem Engagement. Engagement etwas zu tun hat. Klar wurde zugunsten Organisationen und Vereine sollten sich Die Würdigungskultur muss ausgebaut werden (z.B. Weiterbildungen übereinstimmende es, so Meinung und Teilnehmer attraktive auch eine Form der Ehrenamt muss Spaß machen und spannende Aufgaben enthalten. der Programme, stellen Anerkennung dar). die der freiwillig Image verbessern. ist. braucht neuen öffnen für innovative Zugänge und ihr eines ehrenamtlichen Engagements sein kann und von tun. festgestellt, dass Geld kein „Motivator“ für Entscheidung Gewinnung Engagierten hat nichts mit Bezahlung zu eine Aufwandsentschädigung mit ehrenamtlichem Diskussionsrunde, eine Ausgrenzung Zahlungen transparente Situation um Grundsätzlich Im Verlauf der Diskussion wurde mehrheitlich Teilnehmerinnen dieser vermeiden. entschädigung? Grundsätzlich Um Ehrenamt Engagierten vorhanden sein. • eine sind. Die Begriffe Auslagenerstattung Projekte und Tätigkeiten, um Menschen ins Aufwandsentschädigung Ehrenamt zu bringen und dort zu halten. definiert sein. müssen und klar Arbeit mit Bezahlung ist Job und kein Ehrenamt. Diskutiert wurden aber auch die Probleme der Menschen, die eine sinnvolle Arbeit im Engagement suchen Auslagenerstattungen – z.B. aber auf Fahrkosten 26 DISKUSSIONSGRUPPEN Diskussionsgruppe 3 Eine neue Währung? – Welche Vereinbarungen könnte es zwischen den Trägern von Ehrenamt geben, um jenseits von Geld den besonderen Charakter ehrenamtlicher Tätigkeit zu sichern? Tätigwerden (besser) bezahlt werden. Wie kann eine mögliche Preisspirale im Eine bezahlten Ehrenamt gestoppt werden? solche Ehrenamtliche Konkurrenz könnte Vereinbarung Wie wäre zu verhindern, dass bei neuen monetäre Anreize durch reduziert eine bzw. ausgeschlossen werden. Aktivitäten und Initiativen vorschnell und selbstverständlich um Es wird grundsätzlich klargestellt, dass die durch das Engagement angefallenen eingesetzt werden? Kosten erstattet werden (für sein Ehrenamt sollte man kein Geld mitbringen Moderation: Dr. Christa Perabo, LandesEhrenamtsagentur Hessen müssen) und es wird festgelegt, um Ergebnissicherung: Claudia Koch welche Kosten es sich dabei handelt (Fahrtkosten, Qualifizierung…). Die Diskussion drehte sich um die Fragen: Abgrenzung Frankfurt sinnvoll der Diskussion Trägern spricht: Es werden Standards der bürgerschaftlichen Engagement Eine Vereinbarung scheint aber wenig realistisch: Bezahlung bewirkt Konkurrenz zwischen den Verbänden um die Ehrenamtlichen und die am Engagement Interessierten. Es wird vermutet, dass sie sich eher orientieren, hauptamtlichen vereinbart. 1. Für einer Vereinbarung zwischen den dorthin von Qualitätssicherung von ehrenamtlichem / kann festgehalten werden: / die helfen, Missbrauch zu verhindern. und möglich? Ergebnis bürgerschaftlichen /bezahlten Tätigkeiten vorzunehmen und „Entgelts im Ehrenamt“ zwischen den Als zum ethische die es besser ermöglichen, eine klare Ist eine Vereinbarung zu Fragen des in gemeinsame ehrenamtlichen Engagement formuliert, anerkannt werden? Trägern werden Grundsätze Gibt es Formen der Anerkennung, die von den Ehrenamtlichen als Substitut für Geld Es wo sie für ihr Die Rahmenbedingungen und Strukturen des bürgerschaftlichen / ehrenamtlichen Engagements bei den Trägern sind sehr unterschiedlich und erschweren somit gemeinsame Regeln. 27 DISKUSSIONSGRUPPEN Die Bezahlung von Engagement – vor allem bei den großen Trägern – wird kleine Träger ihren Ehrenamtlichen die bereits jetzt schon sehr differenziert ausgelegten Kosten erstatten können und praktiziert. Sie findet nicht nur in Form sie nicht bereits dadurch im Nachteil von gegenüber großen Trägern sind. pauschalierten schädigungen Aufwandsent- statt, wie bei den Freiwilligendiensten, sondern auch als Entschädigung sowie im Ehrenamt in vielen verstellen lassen möchten, eigene Wege dass es keine z.B. im Kontext Qualifizierungsprogramms des des Sozialministeriums, beim Bürgerinstitut oder in der Arbeitsgruppe Liga-Verbände. Eine weitere Arbeitsgruppe zu Fragen der Bezahlung würde haupt- Kapazität in und Anspruch ehrenamtliche nehmen, die sinnvoller in anderen Bereichen investiert wäre. Mehr Unterstützung durch Politik und Öffentlichkeit ist erforderlich: Die Anerkennungskultur Suche keine eine ergänzende konzeptionellen Entwicklung Information ist von oder ein zentrales Element der Wertschätzung. Jeder Verband, jede Initiative muss die für ihre Ehrenamtlichen adäquate Form der Wertschätzung finden und entwickeln. Verbände und Initiativen müssen hinsichtlich der Fragen zu Bezahlung und Wertschätzung ‚ihrer’ Ehrenamtlichen eine größere Sensibilität gewinnen und angemessene Fähigkeiten Kenntnisse des und Freiwilligenmanage- ments aufweisen. Äußerungen aus dem Diskussionsverlauf: Bezahlung: muss weiter entwickelt und ausgebaut werden (von der die Gedankenaustausch Trägern gibt. Bereits jetzt kooperieren der für Vorhaben, etliche Träger geschieht Kommunikation in Form von Teilhabe an der Kooperationsbereitschaft zwischen den Hessischen Geld ihres geringen Einkommens ist. zu beschreiten. nicht, durch Bezahlung ein notwendiger Bestandteil Organisationen sich die Chance nicht heißt Durch Menschen, und es ist davon auszugehen, dass die Das nicht Wertschätzung. Es gibt aber vermehrt findet unterschiedlichen Zusammenhängen statt geschieht werden: bewussten Einsatz von 1-€-Jobs. Wertschätzung Geld und kann nicht generell festgelegt eine an der Einsatzdauer orientierte Die Politik muss sicherstellen, dass auch und Präsentation Frage, wo es Bezahlung überhaupt gibt: Projekt werden für 20 Stunden pro neuer/anderer Formen der Anerkennung bis zur Qualifizierung von Hauptamtlichen für diesen sensiblen Bereich) Antwort: FZ Offenbach im „Geh mit“ Woche 154 € gezahlt ein Ehrenamtlicher, der seit 12 Jahren tätig ist, findet, dass der 28 DISKUSSIONSGRUPPEN Fahrtkostenersatz zu gering geworden ist. Er hält es für falsch, dass erwartet wird, die notwendigen findet und der Sprecher einer Selbsthilfegruppe individuell Wege finden dass seine Reisekosten man in vielen Zusammenhängen muss als statt Organisation Vorschlag als Leitlinie: man sollte für ein ersetzt werden. Ehrenamt kein Geld mitbringen müssen, Das Thema zu Steuerbegünstigungen d.h. für Fahrtkosten, Kopien usw. Wer kann es sich leisten, den Es gibt viele, die sich ein Ehrenamt Ehrenamtlichen Aufwandsentschädigung (finanziell) nicht leisten können zu zahlen? Der Leiter einer Selbsthilfegruppe hat bekommen. Den Aufwand, den er von bestreiten „das tut weh“. Aufwandsentschädigung in der Feuerwehr ist landesweit geregelt seiner Arbeit hat, muss er selber Für große Verbände wäre das möglich, aber was ist mit den kleinen? These: statt einer Vereinbarung sollte Kath. Kirche: stellt intern wenig Geld man besser eine Ethik entwickeln, um für das Ehrenamt zur Verfügung, dem keine Aufwandsentschädigung vorzubeugen Vereinbarung: Ehrenamt müssen für seine Tätigkeit eine Qualifizierung These: differenzierten wird ausgeklammert nicht leisten, sie wären im Hintertreffen zusätzlichen Mittel privat zahlen zu erwartet, Kleine Vereine können sich Bezahlung These: eine Missbrauch (von Ehrenamt) Statt einer neuen Arbeitsgruppe zum Thema Anerkennungskultur sollte man Leitlinie für Aufwands- besser das bestehende Trägernetzwerk entschädigung macht Sinn, weil sonst das (Qualifizierung) am Bürgerinstitut nutzen Ehrenamt eher dort hin geht, wo besser bezahlt wird Rolle der Politik: Kompetenzzuwachs durch Qualifizierung wird als Anerkennungsform wird als Wertsteigerung des Ehrenamtes empfunden, die mit hohen Anforderungen empfunden verknüpft ist Vereinbarung scheint unrealistisch, da Nur gut die Hälfte der Anwesenden kennt Bezahlung schon jetzt innerhalb der das Wohlfahrtsverbände Sozialministeriums. Das sind vor allem sehr differenziert praktiziert wird. Auch in Pflegeheimen ist ein großes Durcheinander von Bezahlung E-Card These: es entwickelt sich eine Qualifizierungs-Programm des die Hauptamtlichen. Anforderung: Politik in die Pflicht nehmen, eine gesamtgesellschaftliche Idee zu Konkurrenz um das Ehrenamt seitens der fördern, dass Ehrenamt honorabel ist. Verbände, Weil das Ehrenamt die Gesellschaft deshalb Vereinbarung gut wäre eine zusammenhält. Dafür ist eine andere gesellschaftliche Anerkennung gesucht. 29 DISKUSSIONSGRUPPEN Standards: sollte „weil es mir und anderen gut tut“ man weniger Aspekten suchen, bei finanziellen sondern eher bei Qualifizierung. Konkrete werden Aufgabenbeschreibungen empfohlen, Handlungsdruck um auf „Tafel“: für den einen ist Motivation, dass einzelnen Supervision und Qualifizierung zählt zu einem adäquaten Rahmen für Wie müssen präsentieren, sich Institutionen damit Prävention gegen das „Verheizen“ von Engagierten als Teil der Ethik nicht werden, den für weggeschmissen anderen, durch armen Verteilen der sollten auf Lebensmittel zu helfen Die Hauptamtlichen Anerkennungskultur Ehrenamtliche kommen? Lebensmittel Menschen ein Ehrenamt Wo ist der Profit aus einem Ehrenamt? Für jeden Menschen woanders. Beispiel steigenden den Jede Institution braucht (eigene) Wege für ihre Anerkennungskultur Ehrenamtlichen zu vermeiden Wer Ehrenamt macht, will keinen Dank, besser vorbereitet werden These: bei den Institutionen ansetzen und dort Hilfestellungen für Hauptamtliche geben Wertschätzung: Auf der Suche Möglichkeiten, das nach anderen Ehrenamt zu unterstützen. Wertschätzung ist wichtig. Geld ist keine Wertschätzung. Supervision und Qualifizierung zählt zu einem adäquaten Ehrenamt, und Rahmen kann für Teil ein der Wertschätzung sein. Wichtiger wäre ein Blumenstrauß, persönliche Anwesenheit bestimmter (maßgeblicher) Leute. Wertschätzung geht über Kommunikation, ist informell, also unabhängig von institutionalisierten Standards. Jede Institution sollte ihre Hauptamtlichen schulen zu Kommunikation als Wertschätzung Wertschätzung kann der (organisierte) Gedankenaustausch untereinander sein in privater Kommunikation. 30 SCHLUSSFOLGERUNG Ohne Moos nix los?! Schlussfolgerung Dr. Ralf Vandamme spezifischen Verabredungen und Leitlinien zu Die Monetarisierung des Bürgerschaftlichen Engagements ist auch im benachbarten Baden-Württemberg als ein richtungs- weisendes Thema erkannt worden. Letztlich geht es dabei gesellschaftliche grundsätzlich um Bedeutung die des Engagements. Ist Engagement Erwerbsarbeit zweiten Ranges, da unbezahlt – oder ist Engagement umgekehrt gar die „bessere Arbeit“? Verdrängt die Monetarisierung das Bürgerschaftliche Engagement oder verdrängt das Engagement die Erwerbsarbeit? Setzt Engagement professionelle Standards herab oder mindert Bezahlung die Qualität des Engagements? Zahlreiche Fragen ließen sich anschließen. können, ist es unerlässlich, Fragen zum und zu Beschäftigungsverhältnisse Sozialabgaben zu klären. Die Monetarisierung muss immer wieder in ihrem konkreten Zusammenhang diskutiert werden. Pauschale Klärungen reichen nicht aus, weil es noch unaufgeklärte Grauzonen gibt und weil diese „Grauzone“ teilweise durch die einzelnen Menschen hindurchgeht: So arbeiten Menschen unentgeltlich auf einer Position, die sie unverändert für einen gewissen Zeitraum – ob auf der Basis von „Hartz IV“ oder eines 400-€-Jobs – bezahlt fortsetzen. Hier tut Orientierung Not – für die Betroffenen Menschen (um ihren Interessen entsprechend angemessen unterstützt zu werden) und für die engagement- unterstützenden Fachkräfte. Um diese Diskussion sachlich führen zu Steuerrecht gelangen. den durch anfallenden Aber diese rechtliche Klärung alleine reicht nicht aus, um Orientierung für die Praxis zu geben. Deshalb ist in Baden-Württemberg derzeit geplant, eine wissenschaftliche Untersuchung zum aktuellen Ausmaß der Monetarisierung und zu seinen Wirkungen auf den Weg zu bringen. Darüber hinaus beginnen wir mit Lokalen Dialogen zu diesem Thema in In Baden-Württemberg wird diese Entwicklung von verschiedenen Blickwinkeln aus beobachtet. Verschiedene Netzwerke zur Förderung des Bürgerschaftlichen Enga- gements kooperieren; darunter auch das StädteNetzWerk, das ich seit 1999 begleite. Ihm gehören 62 Städte an, die sich ausdrücklich zur besonderen Bedeutung des Bürgerschaftlichen Engagements bekennen. Die wichtigste Aufgabe des Netzwerkes ist vor diesem Hintergrund der Erfahrungsaustausch und die fachliche Weiter- entwicklung der Engagementförderung. verschiedenen Städten, um vor Ort zu jeweils 31 SCHLUSSFOLGERUNG Das Besondere am Baden-Württem- bergischen Weg der Engagementförderung Auf dieser Grundlage lässt sich eine „Ampel“ der Monetarisierung skizzieren: ist, dass die Kommunen sich zu einer aktiven Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements bekennen. Es ist eine Aufgabe Grün der Kommune, Engagement zu fördern, und wenn es der Institution möglich Kostenerstattung dies über die rein finanzielle Unterstützung von Organisationen hinaus. Die Kommunen Auslagenersatz/ Pauschale (Obacht: Steuern zur Aufwandsent- und Förderung des BE und richten Kommunale schädigungen Sozialabgaben!) investieren Anlauf- deshalb und in Personal Entwicklungsstellen für Orange ist!) Orange Geldwerte Bürgerschaftliches Engagement ein. tungen Jede Mitgliedsstadt im StädteNetzWerk hat cards etc.) einen Ansprechpartner benannt für das Rot LeisBonus- Stundenlöhne die Vermittlung in Netzwerk und für den Informationstransfer Nebenjobs ist innerhalb der Stadt. Diese Ansprechpartner nicht die Aufgabe kommen mehrmals im Jahr zu Fachtagungen der Kommunalen zusammen. In diesem Rahmen fand am Anlauf- und Entwicklungs- 27.9.2007 in Rastatt ein Werkstattgespräch zum Thema Ansprechpartnern Monetarisierung der stellen! mit kommunalen Anlaufstellen und Vertretern des Caritas- Ein weiterer Konsens auf dem genannten Verbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart Werkstattgespräch war: Im Anstoßen neuer statt. Aktivitäten Eine zentrale Aussage dieses durch vorschnell ein gesetzt werden. leisten können. Kommunalen Anlaufstellen darf der monetäre Anreiz nicht Werkstattgespräches war: Jede/r muss sich Engagement die und nicht selbstverständlich Auslagenersatz kann diesbezüglich helfen. Über der Diskussion um Monetarisierung Anreizsysteme müssen jedoch individuell steht unter anderem die alles entscheidende passen. Die Erwartungen seitens engagierter Frage: Was ist noch Engagement und was ist Menschen Erwerbsarbeit? sind sehr unterschiedlich. Kommunale Anlauf- und Entwicklungsstellen wie auch Einrichtungen müssen individuelle Erwartungen klären und Transparenz über Anreizsysteme herstellen. Vielleicht ist es sinnlos zu fragen, wo hundertprozentig exakt diese Grenze liegt. Manchmal ist es nicht nötig, genaue Grenzen zu kennen um zu wissen, wo man sich befindet. Wir kennen das Problem von der Chaosforschung: Wie lang ist die Grenze von 32 SCHLUSSFOLGERUNG England? Man ausmessen, kann denn es Geselligkeit und andere Menschen kennenzulernen? Wie sind Begegnungen zu Messung ist die Frage zu entscheiden, wie befördern. Aber auch: Wie verändert sich ein genau die Messung sein soll. Jede Messung Verein, eine Gruppe, wenn bezahlte Profis könnte eingesetzt werden? noch der genau eigentlichen aber vor nicht genauer sein, jede Felsklippe mit einbeziehen, jeden Stein, jeden Kiesel usw. Je präziser die Messung, desto länger wird die Grenze. Man kann sich also nicht auf eine klare Grenze von England einigen können – und trotzdem weiß man, was England ist, weil man es an anderen Dingen erkennt, aber nicht daran, wo genau es mathematisch exakt beginnt und wo es aufhört. scheint es daher erforderlich, nicht nur die zwischen Bürgerschaftlichem Erwerbsarbeit und Engagement zu diskutieren, sondern analog mit Nachdruck zu fragen, was das Besondere am Bürgerschaftlichen Engagement ist. In Gesellschaft ohne Engagement aus? Gibt es vielleicht Dinge, die man nicht kaufen kann? Und was ist zu tun, um die Dinge, die nicht käuflich sind, herzustellen? Das Fazit für die Kommunalen Anlaufstellen vor diesem Gedankengang lautet folgerichtig: Es macht Sinn (es ist das Kerngeschäft), das Besondere des Bürgerschaftlichen Übertragen auf die Engagementförderung Grenze Die gesellschaftliche Ebene: Wie sähe eine Baden-Württemberg mit sich dieser Frage auseinandersetzen. Sie müssen dies auf drei des Bürgerschaftlichen Engagements: Für mich, für uns, für alle. Dieses Motto nennt die Bezugsebenen des Engagements, nämlich Einzelperson, Gruppe und Gesellschaft. individuelle Ebene: Was benennen und zu fördern. Auch auf der heutigen Tagung wurde auf diesen drei Ebenen in den Fachforen diskutiert. Genannt wurden Aspekte wie Ermöglichung von Teilhabe, Eigensinn, die „die Gesellschaft im Kleinen mitzugestalten“. Darüber hinaus wurde aus meiner Sicht auf den drei eben genannten Ebenen folgendes deutlich: Ebenen tun, angelehnt an ein kluges Motto Die zu Möglichkeit, sich als Laie einzumischen und müssen insbesondere die Kommunalen Anlauf- und Entwicklungsstellen Engagements ist Jeder von uns muss sich ehrlich befragen, was das Besondere an seinem Engagement ist. Man kann in seinem Engagement immer wieder unvermittelt vor die Frage gestellt werden, ob man das Besondere, wenn ich mich engagiere oder wenn ich Erwerbsarbeit ausübe? Wie kann ich mich verwirklichen, Zugang erhalten, neues lernen usw.? eventuell Geld für seine Tätigkeit haben wolle. Es geht darum, dann genau zu prüfen, ob dies Sinn macht, nicht aber reflexartig zuzugreifen. Umgekehrt ist auch die Frage zu stellen, ob die eigene Die Gruppen-Ebene: Was kennzeichnet das Tätigkeit Engagement-Team? werden müsste - eben in eine formale, Wie wichtig ist eventuell anders gerahmt 33 SCHLUSSFOLGERUNG bezahlte Tätigkeit. Dann sollte diese aber nicht als „bezahltes Engagement“ ist, weiterhin den Austausch zwischen den Kommunen herzustellen – es sind notwendig, um gemeinsam mit Vereinen heute ja nicht nur Frankfurterinnen und und Initiativen den Monetarisierungsreflex reflektieren und Frankfurter anwesend. Mein Wunsch an gegebenenfalls die „abzutrainieren“. Das Schlüsselwort ist Dabei ist nicht nur die Stadt aufgerufen, Engagierten beitragen, zu entwickeln, dass noch stärker zu ohne BE aussehen würde, selbst wenn in dieser Gesellschaft Geld im Überfluss dazu vorhanden wäre. Erst dann wird klar, Anerkennungskultur welche gesellschaftlichen Güter der Markt müssen passt. wäre, die selbst auch LEAH diskutieren, wie denn eine Gesellschaft hier die immaterielle Anerkennungskultur. Phantasie LandesEhrenamtsagentur heutigen Tagung gezeigt, dass es wichtig Die Stadt als neutrale Plattform ist zu die Hessen hat mit der Organisation der entwertet werden. Auch prinzipiell nur sehr eingeschränkt oder Vor diesem Hintergrund ist der Stadt gar nicht herstellen kann. Genau darin Frankfurt und stellvertretend Frau Jäckel liegt sehr zu danken, dass sie heute den Mut Bürgerschaftlichen Engagements. die zentrale Qualität des hatte, die Plattform für eine Debatte in einem brisanten Themenfeld zu bereiten. Und es ist zu wünschen, dass sie am Thema dranbleibt, also wiederholt den Dr. Ralf Vandamme Städtetag Baden-Württemberg, StädteNetzWerk Bürgerschaftliches Engagement Raum bietet zur Diskussion der Frage, was das Besondere an Engagement in Frankfurt ist und wie mit vielen Partnern eine immaterielle Anerkennungskultur gestaltet werden kann. 34 AUSWERTUNGSBOGEN Stimmen aus den Auswertungsbögen „Mein praktischer Vorschlag für Frankfurt lautet:“ Anerkennung durch Gutscheine, Ausflug, Material, Einladung zu Festen Dankeschön-Kampagne mit Motiven und Nennung der Namen der EA Zeit für persönliche Gespräche Blumenstrauß zum Geburtstag, Geb.-Karten, Weihnachtskarten Zentrale Internetseite für Frankfurt Öffnung der E-Card für mehr Personen Gemeinsame Betriebsausflüge, Weihnachtsfeiern mit Hauptamtlichen Ehrungen auf Stadtteilebene Vergabe der E-Card in der Paulskirche statt Kaisersaal Kostenlose Begegnungs- und Fortbildungsmittel „Thinktank“ ins leben rufen, kontrovers diskutieren Mehr Erfahrungsaustausch und Vernetzung bei den EA und den Projekten Jährlicher Empfang Weitere Infoveranstaltungen Punkte für Engagement bei Jugendlichen für Studienund Ausbildungsplatz Stadtfest für alle Ehrenamtlichen einmal im Jahr Ehrenamtsabend Schüler/innen in Projektwochen an Engagement heranführen Dankesveranstaltungen nach Zielgruppen zugeschnitten Mittagessen mit Hauptamtlichen Spots in TV + Rundfunk, Plakatierungen mit praktischen Beispielen Unterstützung durch projektbezogene Finanzmittel Klassenpatenschaften für Kitas, Seniorenheime – mit öffentlicher Anerkennung 35 36