Naturnahe Gärten - BUND Hemsbach

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Naturnahe Gärten - BUND Hemsbach
Naturnahe Gärten
Dr. Eva Schüßler
2014 Laudenbach
Im Laudenbach Baugebiet Kisselfließ wurden im Bebauungsplan die Hausgärten als
Ausgleichsflächen ausgewiesen, das heißt die Gärten sollen den Tierarten, die durch die
Bebauung ihren Lebensraum verloren haben, ein Ersatz-Lebensraum sein.
Wie aber kann ein Grundstücksbesitzer das umsetzen?
Natürlich soll der Garten zunächst einmal ein „Biotop“ für die Hausbewohner und ihre
Kinder sein.
Ein naturnaher Garten kann jedoch auch Lebensraum bieten für Vögel, Reptilien, Amphibien,
Igel, Schmetterlinge, Hummeln und viele andere heimische Tierarten, die es in Zeiten der
intensiven Landwirtschaft und reger Bautätigkeiten schwer haben, noch einen Ort zum
Leben zu finden. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge und viele andere Insekten brauchen
Blütenpflanzen, weil sie sich von Nektar und Pollen ernähren. Reptilien, Amphibien, Vögel,
Fledermäuse und Igel fressen wiederum Insekten. Blüten stellen die Grundlage einer ganzen
Nahrungskette dar und erfreuen auch das Auge des Gartenbesitzers. Allerdings gibt es auch
viele exotische oder gefüllte Blüten, die als Insektenfutter untauglich sind.
Bäume und Sträucher bieten uns Schatten im Sommer und den Vögeln und Fledermäusen
Nistgelegenheiten. Auch Kletterpflanzen an der Hauswand sind als Nistplätze bei Vögeln
beliebt.
Igel brauchen Verstecke, zum Beispiel einen Asthaufen oder Gebüsch. Reptilien verstecken
sich gern in sonnigen Trockenmauern und Steinhaufen. Amphibien benötigen Gewässer für
ihre Fortpflanzung. Kinder spielen gerne in naturnahen Gärten. Wer kleine Kinder hat, sollte
allerdings zunächst auf einen Teich verzichten, bis die Kinder schwimmen können.
Ein naturnaher Garten ist ein pflegeleichter Garten, denn die vielen nützlichen Vögel,
Insekten, Reptilien, Amphibien, Igel, Spitzmäuse und Fledermäuse, die dort leben, machen
Jagd auf Schädlinge wie Schnecken und Blattläuse. Im Idealfall gibt es dort ein oder zwei
nicht zu hohe Bäume, blühende Sträucher, sonnige Trockenmauern oder einen Steinhaufen,
eventuell einen Teich, viele Blumen und Stauden, Nistkästen für Kohlmeisen, Blaumeisen,
Gartenrotschwänzchen und andere Vögel, einen Hartholzklotz mit Bohrungen für
Wildbienen und natürlich einen schönen Sitzplatz für die Menschen, die die ganze Vielfalt
auch genießen wollen. Für die Kinder sollte genug Platz sein, um sich auszutoben.
Pflanzen Sie Obstbäume! Es gibt Obstbaumsorten, die ganz typisch für die Bergstraße sind
und hier prima wachsen. Ein Kirschbaum, der im Frühjahr brummt vor lauter Bienen und im
Juni leckere Kirschen trägt, ist ein Höhepunkt im Garten. Wenn der Garten nicht groß genug
für einen Kirschbaum ist, empfehlen sich eher mittelhohe Apfelbäume, Sauerkirschen oder
nicht zu hohe Zwetschgenbäume.
Auch Beerenobst wächst gut an der Bergstraße und wird als Bienenweide gern
angenommen.
Der Bebauungsplan schreibt die Pflanzung einheimischer Sträucher vor. Es gibt sehr schöne
und interessante Wildsträucher wie z.B. Schlehen, Kornelkirschen, Ebereschen und
Weißdorn, die im Frühling schön blühen, eine Bienenweide sind, und später im Jahr Beeren
tragen, die von Vögeln gefressen werden. Aus Schlehen und Kornelkirschen lassen sich auch
leckere Marmeladen kochen.
Als naturnahe Alternative für eine Thuja-Hecke ziehen Sie eine Hainbuchen- oder
Ligusterhecke in Betracht. Hainbuchen bieten auch im Winter noch Sichtschutz, denn die
trockenen Blätter bleiben noch lange hängen. Liguster ist immergrün. Auch eine Eiben-Hecke
ist ökologisch wertvoller als eine Thuja-Hecke. Aber Eiben wachsen sehr langsam.
Einige Tipps für eine geschickte Anlage des Gartens:
1. Säen Sie auf der nackten Erde nach dem Bau erst Gründüngungssamen aus, zum
Beispiel Sonnenblumen, Phacelia, Gelbsenf oder Ölrettich, wenn der Boden sehr
verdichtet ist.
2. Überlegen Sie, wo welche Pflanze gut wachsen kann. Ist der Boden feucht oder
durchlässig? Wo ist immer Sonne, wo ist fast den ganzen Tag Schatten? Setzen Sie
Pflanzen, für die der Boden und die Lichtverhältnisse in ihrem Garten geeignet sind.
3. Denken Sie an die Pflegemöglichkeiten (Komme ich mit dem Rasenmäher zwischen
die Sträucher und Beete?) Um Ärger zu vermeiden, halten Sie die vorgeschriebenen
Pflanzabstände zum Nachbarn ein.
4. Vergessen Sie nicht, dass Ihre Kinder im Garten spielen wollen! Legen Sie einen
Sandkasten an, der nicht zu klein ist und tief genug für größere Bauprojekte. Eine
Schaukel ist schön, noch schöner sind Büsche, wo man sich verstecken und Lager
bauen kann.
5. Wenn ein Teich angelegt werden soll: Bauen Sie flache Ufer, damit Amphibien hinein
und heraus können. Allerdings können flache Ufer dazu führen, dass in trockenen
Zeiten die Pflanzen Wasser aus dem Teich ziehen. In der Mitte sollte ein tieferer
Bereich sein, in dem Amphibien überwintern können. Wenn Fische eingesetzt
werden, kommen meistens keine Amphibien. Frösche gehören zu Laudenbach.
Wenn Sie einen fischfreien Teich haben, werden wahrscheinlich bald Frösche und
Molche einwandern. Das ist sehr spannend zu beobachten. Wenn die Frösche zu laut
werden, hilft es oft, den lautesten Quaker heraus zu fangen und an einem fernen
Teich auszusetzen. Neben dem Teich sollte Gebüsch sein, z.B. hohe Stauden, damit
die Amphibien auch an Land eine Versteckmöglichkeit haben.
6. Round up (Glyphosat) gegen Unkraut und Spritzmittel gegen Schädlingsbefall sind
in einem Privatgarten tabu. Sie vernichten die ökologische Vielfalt und sind giftig für
Mensch und Tier. Ihr Einsatz ist außerhalb des gewerblichen Anbaus gesetzlich
verboten. Wenn im Naturgarten im Frühjahr Blattläuse auftauchen, heißt es warten.
Kurze Zeit später kommen Marienkäferlarven, Florfliegenlarven, Ohrenzwicker,
Blaumeisen und andere begeisterte Blattlausvertilger. Im Sommer findet man dann
oft keine einzige Blattlaus mehr. Gegen Schnecken können Sie Ihr Gemüse zum
Beispiel mit einem Schneckenzaun schützen. Innerhalb des Schneckenzauns kann
dann auch Schneckenkorn eingesetzt werden, das für Igel, Amphibien und Vögel
unschädlich ist (z.B. Ferramol). Wird es frei im Garten ausgestreut, lockt es
Schnecken aus der Nachbarschaft an.
7. Verwendung von Torf und torfhaltigen Gartenerden vermeiden! Torf wird immer
aus Hochmooren abgebaut, die Jahrtausende brauchen, um zu wachsen. Unsere
Hochmoore sind teils streng geschützt, aber auch Moore in anderen Ländern wie
Russland sollten geschützt und nicht von uns ausgebeutet werden. Es gibt torffreie
Gartenerden im Handel, sie sind kaum teurer als torfhaltige Gartenerden
vergleichbarer Qualität. Ein Gartenfachhandel in Weinheim hat torffreie Erden vor
einiger Zeit auf Wunsch eines BUND-Mitglieds ins Sortiment aufgenommen (siehe
Bezugsquellen).
Grasfrosch: Vielleicht kommt er von selbst?
Bäume, vor allem Obstbäume, die hier gut wachsen
Apfelsorten
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Brettacher
Frankfurter ‚Typ Hemsbach‘ (wenig pflegebedürftige Sorte)
Rheinischer Bohnapfel
Jakob Fischer
Schöner aus Herrenhut
Hauxapfel (stark wüchsige Sorte)
Boikenapfel
Bitterfelder (sehr stark und dicht wachsende Sorte)
Maunzenapfel
Kaiser Wilhelm
Engelsberger
Birnensorten
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Gellerts Butterbirne
Bayerische Weinbirne
Schweizer Wasserbirne (sehr groß werdende Sorte)
Kirchensaller Mostbirne
Paulsbirne
Karder Birne
Palmischbirne
Kirschsorten
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Burlat (frühe Sorte, deshalb wenig anfällig für die Kirschfruchtfliege)
Hedelfinger (mittelfrühe Sorte)
Regina (späte Sorte)
Büttners rote Knorpelkirsche (späte Sorte)
Pflaumensorten
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Bühler Frühzwetschge
The Czar Pflaume
Graf Althans Reineclaude
Jojoo (Scharkaresistente Sorte)
Katinka Zwetschge
Presenta Spätzwetschge
Sonstige Obstbaumarten
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Walnuss (braucht wenig Pflege, bildet schnell Höhlen, behindert jedoch den
Unterwuchs)
Speierling (Früchte können dem Apfelwein zur Verfeinerung zugesetzt werden)
Mispel (Früchte können Apfelmost zugesetzt werden oder nach Frost gegessen oder
als Marmelade verwertet werden)
Mährische Eberesche (essbare Früchte)
Andere Bäume und Sträucher, die für den Garten geeignet und insekten- und
vogelfreundlich sind:
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Eberesche
Buddeleia davidii, Sommerflieder, die Freude der Schmetterlinge
Flieder
Schlehe (essbare Beeren)
Haselstrauch
Blutroter Hartriegel
Feuerdorn
Schwarzer Holunder
Kornelkirsche
Beerensträucher
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Rote, weiße und schwarze Johannisbeere
Stachelbeere
Himbeere
Erdbeere
Stauden und Blumen
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Borretsch
Lavendel
Muskatellersalbei
Bergminze
Blutweiderich
Beinwell
Glockenblumen
Lein
Löwenmäulchen
Lungenkraut
Vergissmeinnicht
Malven
Mädchenauge
Skabiosen
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Salbei
Stockrose
Wasserdost
Thymian
Eine ausführliche Liste einheimischer Sträucher, insektenfreundlicher Stauden und Blumen
für Balkonkasten und Garten finden Sie unter:
http://hemsbach-laudenbach.bund.net/themen_und_projekte/artenschutz/insekten/
Hier ist nicht nur aufgeführt, welche Insekten von den Blumen angelockt werden, sondern
auch, auf welchen Standorten die verschiedenen Pflanzen gedeihen.
Bezugsquellen für Bäume, Sträucher, Stauden und Samen
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Baumschule Müller Bammental; www.meinlebensraum.com/Produktion.6.0.html
BIOland-Baumschule Wetzel Heidelberg; www.biolandbaumschule.de/
Baumschule Jäger Ladenburg/Neuzeilsheim; www.jaegers-gartenwelt.de/
Baumschule Huben Ladenburg; www.huben.de
Gartencenter von Bühren Weinheim (torffreie Gartenerde im Sortiment);
Stahlbadstraße 96, 69469 Weinheim, 06201 12691
Vivara Versand (Nistkästen, einheimischen Stauden und Sträucher); www.vivara.de
Syringa (Duftstauden); www.syringa-pflanzen.de
Dreschflegel (Saatgut aus biologischem Anbau); www.dreschflegel-saatgut.de
Bau von Trockenmauern:
Gartengestaltung Thomas Baur, Langgassenweg 3/1, 69469 Weinheim
Literatur:
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Marie Luise Kreuter: Pflanzenschutz im Biogarten
Marie Luise Kreuter: Der Biogarten (im Bestand der KÖB (kath. öffentl. Bücherei)
Laudenbach vorhanden, kann kostenlos ausgeliehen werden)
Karl Ploberger: Der neue Garten für intelligente Faule (im Bestand der KÖB (kath.
öffentl. Bücherei) Laudenbach vorhanden, kann kostenlos ausgeliehen werden)
Zeitschrift Kraut und Rüben, blv-Verlag
Die Fetthenne bietet Bienen auch im Herbst noch Futter
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Impressum:
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND
Ortsgruppe Hemsbach Laudenbach:
Gerhard Röhner Tilsiter Str. 37 69502 Hemsbach, [email protected]
06201/43616
Monika Werner Robert-Bosch-Str. 5 69514 Laudenbach [email protected] 06201/71306
http://hemsbach-laudenbach.bund.net
Jeden 2. Dienstag im Monat um 19:30Uhr Monatsversammlung in der BUND-Umweltscheuer
in der Laudenbacher Rathausstr. 9 (davor von 18-19:30 Uhr und jeden Samstagmorgen 10
bis 12 Uhr Apfelsaft- und Bio-Honigverkauf und Beratung).
Verantwortlich i.S.d.P.R: Gerhard Röhner
Text: Dr. Eva Schüßler
Fotos: Gerhard Röhner

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