Entwurf für den vierten Unterrichtsbesuch im Fach
Transcrição
Entwurf für den vierten Unterrichtsbesuch im Fach
1 Studienseminar für das Lehramt Für die Sekundarstufe II Herzogswall 38a 45657 Recklinghausen StRef: M. Radschinski Entwurf für den vierten Unterrichtsbesuch im Fach Sozialwissenschaften am 16.03.2001. Schule: Willy- Brandt Gesamtschule Marl Klasse: 8c Raum: A3C Zeit: 9.00 Uhr bis 9.45 Uhr Fachlehrer: Herr Feyerabend Fachleiterin: Frau Schrieverhoff Hauptseminarleiter: Herr Dohnke Ausbildungskoordinator: Herr Sylla 2 1. Zum Unterrichtsvorhaben 1.1. Thema des Unterrichtsvorhabens: Jugend und Kriminalität – Jugendkriminalität unter besonderer Berücksichtigung der Motive, Ursachen und Folgen kriminellen Verhaltens Jugendlicher. 1.2. Themen der einzelnen Unterrichtsstunden des Unterrichtsvorhabens: 1. (14.02.01) Jugendkriminalität – was geht mich das an? Eine Einführung in das Thema des Unterrichtsvorhabens unter besonderer Berücksichtigung der vorhandenen Vorerfahrungen der SuS. 2. (16.02.01) Wo kein Kläger, da kein Richter? Jugendkriminalität/ kriminelles Verhalten unter dem Aspekt einer Begriffsbestimmung und Definition. 3. (21.02.01) Kriminelles Verhalten von Jugendlichen unter dem Aspekt von Ursachen und Beweggründen. 4. (23.02.01) Macht Armut kriminell? Jugendliche Straftäter unter besonderer Berücksichtigung ihrer Herkunftsmilieus. 5. (28.02.01) Welche Ziele von Strafe gibt es? Einführung in das Jugendstrafrecht unter dem Aspekt der spezifischen Zielsetzungen (Erziehung, Resozialisierung). 6. (02.03.01) Das Jugendstrafrecht unter dem Aspekt möglicher (Strafen) / Maßnahmen gegen Kinder (Erziehungsbeistand, Heimerziehung, Pflegeeltern). 7. (07.03.01) Das Jugendstrafrecht im Hinblick auf mögliche Strafen / Maßnahmen gegen Jugendliche und Heranwachsende (Erziehungsmaßnahmen, Zuchtmittel, Jugendstrafe). 8. (09.03.01) Aktuelle Stunde: Der Fall des „Crash – Kid“ Andreas als ein Beispiel für angewandte Maßnahmen und Strafen des Jugendstrafrechts. (WAZ-Artikel). 9. (14.03.01) Wie sieht es im Jugendgefängnis aus? Der Tagesablauf im Jugendgefängnis unter dem Aspekt eines Vergleichs zum herkömmlichen Tagesablauf Jugendlicher. 10. (16.03.01) Die Jugendstrafe (Gefängnisstrafe für Jugendliche) unter besonderer Berücksichtigung ihrer Eignung, im Hinblick auf die Erfüllung ihrer spezifischen Zielsetzungen. 11. (21.03.01) Offener Jugendgefängnis. Vollzug als ein Beispiel für eine Alternative zum 3 2. Zum Unterrichtsbesuch 2.1. Gegenstand der Stunde: Die Jugendstrafe (Gefängnisstrafe für Jugendliche). 2.2. Thema der Stunde: Die Jugendstrafe (Gefängnisstrafe für Jugendliche) unter besonderer Berücksichtigung ihrer Eignung, im Hinblick auf die Erfüllung ihrer spezifischen Zielsetzungen. 2.3. Schwerpunktlernziel: Mit dieser Stunde möchte ich hauptsächlich erreichen, dass sich die SuS eine Meinung darüber bilden können, ob sich die Jugendstrafe zur Erfüllung ihrer spezifischen Zielsetzungen (Erziehung, abhalten von weiteren Verbrechen, Wiedereingliederung,...) eignet. 2.4. Weitere Lernziele: Durch das selbstständige Erarbeiten der Texte (Argumente) und das Vorstellen der Argumente, soll die methodische Kompetenz der SuS, im Hinblick auf die Bearbeitung von Texten, gestärkt werden (methodisches Lz.). Das Vorstellen der Argumente soll den Mut und die Bereitschaft der SuS stärken, sich vor der Klasse zu äußern und eine eigene Stellung zu beziehen (affektives Lz.). 4 2.5. Artikulationsschema des Unterrichts Lernphase Sachaspekt/ Arbeitsschritt S.Form Medien Stundenbeginn Begrüßung/ Vorstellung der Gäste L Anknüpfung SuS wiederholen zentrale Erkenntnisse der letzten Stunde SB Transparenz Lehrer nennt Thema der Stunde: „Erfüllt die Jugendstrafe L ihren Zweck?“ und erklärt Stundenverlauf (Problemwahrnehmung) SuS äußern spontan ihre Meinung, ob die Jugendstrafe SB ihren Zweck erfüllt oder nicht Lehrer erhebt „Einstiegsmeinungsbarometer“ Stundenmitte Wissen Tafel L, Erheb. Erarbeitung: Die Gruppen erarbeiten die verschiedenen arbtlg. Argumente in arbeitsteiliger Gruppenarbeit und schreiben GA diese in Stichpunkten auf die Wandpappen AB, Pappe, Edding Sicherung Auswertung: Die Gruppen tragen die erarbeiteten SV, L, Pappe, Argumente mit Hilfe der Wandpappen nacheinander vor, SB Tafel ergänzen ggfs. Stichpunkte und klären eventuelle Nachfragen der anderen Gruppe Vertiefung (SPLZ) SuS sollen jetzt die Argumente gegeneinander abwägen L, und ihre Meinung im Hinblick auf die Eignung der UG Jugendstrafe zur Erfüllung ihrer Zielsetzungen äußern Tafel, Pappe Wiederholung des Meinungsbarometers und Vergleich L, mit „Einstiegsmeinungsbarometer“ Erheb. Tafel Reflexion (falls SuS nennen mögliche Alternativen zur Jugend strafe L, SB zeitlich möglich) St-Abschluss Orientierung Ausblick: „Offener Vollzug“ L Verabschiedung L 5 2.6. Literatur Budde-Dreßen, I.: Politik gestalten, Band 2; Schroedel, 1998. Frey, H.P. u.a.: Tatsache Politik; Diesterweg, 1997. Floren, F.J. u.a.: Politik 2; Schöningh, 1999. Mattes, W.: Team, Arbeitsbuch für den Politikunterricht; Schöningh, 1997. 2.7. Anhang - Arbeitsblätter Argumente der Gegner der Jugendstrafe (Gefängnisstrafe) Durch das Einsperren in die Gefängnisse werden die Jugendlichen nicht automatisch zu besseren Menschen, denn es werden keine erzieherischen Prozesse in Gang gesetzt. Die hohe Rückfallquote von 90% zeigt, dass die Jugendstrafe ihre Ziele nicht erreicht. Häufig wird eher das Gegenteil erreicht, denn im Jugendgefängnis haben die Jugendlichen nur mit anderen Kriminellen Kontakt. So behaupten viele Jugendliche, dass sie erst im Gefängnis richtig kriminell geworden sind. Viele jugendliche Straftäter kommen aus zerrütteten Familien (es fehlen ein oder beide Elternteile). Ihnen ist nie beigebracht worden, wie man sich „richtig“ verhält oder wie man Probleme gewaltlos löst. Deshalb benötigen sie Hilfen für ihre Zukunft und keine Strafe. Eine Alternative wären die offenen Heime, in denen die Jugendlichen in Wohngruppen leben und betreut werden. Das Gefängnis grenzt diese Jugendlichen nur aus. Entlassene jugendliche Straftäter haben häufig Probleme, eine Arbeit oder eine Wohnung zu finden, denn die Gesellschaft begegnet ihnen mit Vorurteilen. Ein weiteres Problem für die jugendlichen Straftäter sind die geringen Löhne, die sie für ihre Arbeit oder ihre Ausbildung im Gefängnis erhalten. Häufig erhalten sie nur knapp 1 DM bis 4,50 DM in der Stunde. So stellen sie einerseits fest, dass sich ehrliche Arbeit nicht lohnt, und andererseits besitzen sie kaum Geld wenn sie aus dem Gefängnis entlassen werden, um sich die Dinge des alltäglichen Lebens (Wohnung, Auto, ...) leisten zu können. Die Gefahr, wieder kriminell zu werden, steigt. Aus: Frey, H.P.: Tatsache Politik, Band 2; S. 134. Aufgaben: 1. Lest zuerst den Text. Arbeitet dann die Argumente , die gegen die Jugendstrafe (Gefängnisstrafe) genannt we rden, in Stichpunkten heraus! 2. Schreibt die Argumente (Stichpunkte) auf die Wandpappe! 3. Stellt dann die Argumente der anderen Gruppe vor. Versucht die Argumente so zu erklären, dass die Schüler/innen der anderen Gruppe diese verstehen können! 6 Argumente der Befürworter der Jugendstrafe (Gefängnisstrafe) In jeder Gesellschaft gibt es Regeln für das Zusammenleben. Wenn Jugendliche immer wieder gegen diese Regeln verstoßen, müssen ihnen Grenzen aufgezeigt werden. Jugendliche müssen lernen, dass sich kriminelles Handeln nicht lohnt, und das es erhebliche Folgen für sie hat. Sie müssen Konsequenzen spüren. Einige Jugendliche werden erst durch eine verschlossene Tür zum Nachdenken über ihre Straftaten gebracht, und sehen erst dann die Fehler ein. Es gibt viele erwachsene Straftäter, die heute sagen: „Wäre ich früher nicht mit Samthandschuhen angefasst worden, dann wäre es nicht so weit mit mir gekommen.“ Ohnehin verurteilen die Jugendgerichte nur einen ganz kleinen Teil der Jugendlichen Straftäter zu Gefängnisstrafen. Dies sind dann auch nur die ganz „harten“ jugendlichen Straftäter. Der größte Teil wird zu Sozialstunden, Geldbuße oder zu einer Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt. Fast die Hälfte der jugendlichen Straftäter hat keinen Schulabschlus s und keine Berufsausbildung. Im Gefängnis können sie beides nachholen und sich qualifizieren. Sie erhalten damit eine Chance für ihre Zukunft! Im Jugendgefängnis können sich die Jugendlichen ganz auf ihre Ausbildung konzentrieren, denn sie werden durch keine negativen Einflüsse abgelenkt. Im Jugendgefängnis haben sie die Möglichkeit, sich von ihrer alten kriminellen Umgebung zu lösen, um damit dem schlechten Einfluss zu entkommen. Schließlich erwartet die Gesellschaft, dass sie vor Kriminellen beschützt wird, indem diese eingesperrt werden. Aus: Frey, H.P.: Tatsache Politik, Band 2; S. 134. Aufgaben: 1. Lest zuerst den Text. Arbeitet dann die Argumente, die für die Jugendstrafe (Gefängnisstrafe) genannt werden, in Stichpunkten heraus! 2. Schreibt die Argumente auf die Wandpappe (Stichpunkte)! 3. Stellt dann die Argumente der anderen Gruppe vor. Versucht die Argumente so zu erklären, dass die Schüler/innen der anderen Gruppe diese verstehen können!