Layout 3 - Koi Kurier
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Layout 3 - Koi Kurier
Ab in’s Netz DIE RICHTIGE MASCHE FÜR DEN Text: Manuel Thiele Fotos: Corinna Kroll Der 80 Meter lange Netzboden der Firma Rofia in Rostock. So viel Platz braucht man, wenn man Netze macht, die mehrere hundert Meter lang sind. V orwort Ohne Netze kommt der moderne Mensch nicht aus – auch ein Koihalter nicht. Viele denken dabei zuerst an eine schnelle DSL-Verbindung oder KOITEICH an Mobilfunk, aber ohne die ganz realen Netze, die aus Fasern verschiedenster Art, wäre die heutige Koihaltung nicht denkbar. Oder haben Sie schon mal versucht, einen 90-cm-Kohaku per Hand aus dem Teich zu fangen? Mit der Nutzung von Netzen knüpft der moderne Koihalter an eine lange Tradition an, deren älteste Nachweise 8.000 Jahre lang auf Archäologen warteten. Netzknoten (Schotstek) diesen Alters fand man nämlich in Karelien (Landschaft zwischen Finnland und Russland). Auch „Ötzi“ trug Netze bei sich, die allerdings nicht für den Fischfang gedacht waren. Die früher üblichen Naturfasern hat die chemische Industrie mittlerweile durch Kunstfasern ersetzt und das anstrengende und zeitraubende Knüpfen per Hand wurde von Maschinen übernommen. Auch in Deutschland gibt es noch ein paar Netzfabrikationen, etwas größer ist die Zahl der Netze verarbeitenden Firmen. Oft sind es auch Seilereien, die ihre Angebotspalette mit solchen Netzmaterialien Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Di e r i c hti g e m a s c he fü r de n ko i te ic h <> 41 Manche der gefertigten Netze für die Hochseefischerei haben teilweise Maschenweiten bis zu 64 Meter an der Netzöffnung. erweitern. Im Anhang sind ein paar Firmenadressen zu finden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), bei denen man auch Netze finden kann, die für Koihalter interessant sind. Das können stabile und langlebige Vogelschutznetze sein, aber auch Zugnetze oder robuste Kescher. Um uns über das Thema umfassend zu informieren, suchten wir stellvertretend für die anderen Fachfirmen einen Betrieb auf, der sich mit der Verarbeitung von Netzen bestens auskennt – die Firma Rofia in Rostock. Sie entstand 1990 aus dem Bereich Netzproduktion und Materialwirtschaft des Betriebs „Fischfang Rostock“. Heute gehört Rofia zur Kloska Group (unter www.kloska.com kann man sich mal wundern, was die Mutterfirma so alles macht) und ist Spezialist für die Schiffs- und Fischereiausrüstung. Hier werden Netze für die Hochsee-, Küsten- und Binnenfischerei produziert, aber auch für den Sport- und Freizeitbereich, für die Landwirtschaft (u. a. Netze für Biogasanlagen) und zoologische Gärten (z. B. große Volierennetze). Die Firma liefert ihre Produkte in die ganze Welt. So tauchen z. B. Unternehmen aus Russland, China, Südafrika, Dubai, Südkorea oder den USA in der Kundenliste auf. Nach Aussage des Geschäftsführers ist der 80 m lange Netzboden der vielleicht schönste weltweit. Die Dimensionen dieser Produktionshalle sind nötig, denn manche der hier gefertigten Netze für die Hochseefischerei haben bei gestreckter Masche einen Umfang von bis zu 2.560 Metern und teilweise Maschenweiten bis zu 64 Meter an der Netzöffnung. Diese enorm großen Konstruktionen werden heutzutage am Computer geplant und auch schon im Computer diversen Simulationen unterzogen. Als Modell wird so ein Netz dann auch noch im Strömungskanal getestet. Große Netze können letztlich bis zu 150.000 Euro kosten, deshalb müssen diese verwirrenden Mengen an Kunstfasern reibungslos funktionieren. Auch Arbeitsschutznetze werden hier hergestellt und selbst die vorgeschriebene regelmäßige Kontrolle der Haltbarkeit findet hier mit der entsprechenden Technik statt. Man kann also wirklich sagen, dass wir viele Informationen für diesen Artikel von absoluten Fachleuten haben… Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Netze für die Hochseefischerei werden heute am Computer entworfen. Die Experten – Netzmacher der Firma Rofia bei der Arbeit. 42 <> Die r ich t ige ma sche für d en koi te i c h Ein Vogelschutznetz aus dünnem Nylonmaterial, Maschenweite 20 mm, nicht gegen UV-Strahlung imprägniert, in neuwertigem Zustand. Kleine Material- und Netzkunde Zunächst sollte man erst einmal wissen, woraus so ein Netz besteht, denn das Material bestimmt letztlich die Einsatzmöglichkeiten. Beispielsweise wird ein Vogelschutznetz, wenn es aus einer nicht UV-stabilisierten (z. B. imprägnierten), aber UVempfindlichen Chemiefaser besteht, nur eine recht begrenzte Zeit seinen Dienst verrichten. Bald wird nämlich das Material anfangen zu zerbröseln. Aus diesem Grund sollte man einiges über die Eigenschaften der verschiedenen Fasern wissen. Dann hat man auch als Kunde eine ganz neue Verhandlungsposition. Das nützt aber nichts, wenn man beispielsweise im Baumarkt ein billiges Teichschutznetz erwirbt. Da wird man dann schon mal mit der Information „das is irgend so ein Kunststoff-Zeug“ nach Hause geschickt, wenn man das dortige Verkaufspersonal nicht über das übliche Maß hinaus nerven möchte. Früher wurden Naturfasern, wie Baumwolle, Hanf, Flachs, Manila, Sisal oder Kokos für Seilerwaren verwendet. Für Netze nutzte man besonders Baumwolle. Seit Beginn der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts setzten sich zunehmend Chemiefasern durch. In den 1930er Jahren entwickelt und dann stetig verbessert, wurde besonders Nylon für fischereiliche Zwecke recht beliebt. Sie hatten nicht die unangenehme Eigenschaft, einfach mal so wegzufaulen. In den 1930er Jahren entwickelt und dann stetig verbessert, wurde besonders Nylon für fischereiliche Zwecke recht beliebt. Neben Nylon gehören auch die unter den Namen Perlon, Kapron und Dederon bekannten Fasern zur Gruppe der Polyamide (PA). Da das spezifische Gewicht mit 1,14 über dem des Wassers liegt, sinkt Nylon. Nur durch den Einsatz von UV-Stabilisatoren hat Nylon eine gute Lichtbeständigkeit (auch eine Imprägnierung ist möglich). Man sollte nicht behandelte Netze also besser nicht dauerhaft der Sonne aussetzen. Verbleibt Nylon längere Zeit im Wasser, werden bis zu 10 % des Eigengewichts an Wasser aufgenommen und das Material quillt auf und schrumpft. In feuchtem Zustand ist die sonst recht gute Scheuerbeständigkeit deutlich geringer. Die Schmelztemperatur von Nylon liegt bei etwa 220 °C. Im Originalzustand ist die Faser weiß, seidig glänzend und geschmeidig. Netzmaterial aus Nylon wird meist in der ursprünglichen Farbe angeboten. Fasern aus Polyester (PES) sind unter den Handelsnamen Dacron, Diolen, Terylen oder Trevira bekannt. Auch sie sind seidig glänzende, geschmeidige Fasern, die bei So sieht ein Vogelschutznetz aus Nylon (Maschenweite 20 mm, nicht UV-imprägniert) nach etwa 4 Jahren Sonneneinstrahlung aus. Rechts: Ohne Chemiefasern, hier ein paar Proben, geht heute nichts mehr. Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Polyester-Fasern benötigen einen UV-Schutz, um eine dann sehr gute Lichtbeständigkeit zu erreichen. Mit einem UV-Schutz imprägniertes Volierennetz (SN 50/10, 10 mm Maschenweite, auch als Vogelschutznetz einsetzbar) der Firma Kremmin. Die grünliche Schutzschicht ist deutlich zu erkennen. einem spezifischen Gewicht von 1,38 ebenfalls im Wasser untergehen. Auch Polyester-Fasern benötigen einen UV-Schutz, um eine dann sehr gute Lichtbeständigkeit zu erreichen. Bei PES ist die Scheuerbeständigkeit in trockenem und feuchtem Zustand gleich gut. Da Polyester nur 0,4 % Wasser aufnimmt, quellen und schrumpfen diese Fasern kaum. Der Schmelzpunkt von Polyester liegt bei rund 250 °C. Auch Netze aus Polyester werden oft als weiße Ware angeboten. Polypropylen (PP) wurde in der 1950er Jahren entwickelt, ist nicht so stark wie die Polyamid- oder Polyesterfasern, dafür aber wesentlich billiger. Je nach Herstellungsmethode ist PP unter Handelsnamen wie Multiprop, Betelon, Leolon, Geolon oder Polyven Soft zu finden. Die Faser kann seidig glänzend sein, aber auch draht- oder folienartig. Mit einem spezifischen Gewicht von 0,91 sind diese Fasern schwimmfähig. Gegen UV-Strahlung ist PP empfindlicher als Nylon oder Polyester, kann aber mit entsprechender Beschichtung durchaus lange haltbar sein. Die Scheuerfestigkeit ist weniger zufriedenstellend, auch bei der Reißfestigkeit kann sich diese Faser nicht mit Nylon oder Polyester messen. Nass- und Trockenfestigkeit sind identisch. Das Material nimmt kein Wasser auf, weshalb es weder aufquillt noch schrumpft. Der Schmelzpunkt von PP liegt bei etwa 160 °C. PP ist in vielen Farben erhältlich, ein nachträgliches Einfärben soll nicht möglich sein. Fasern aus Polyäthylen (PE) sind beispielsweise unter den Bezeichnungen Reevon, Courlene und Trofil bekannt, haben ein spezifisches Gewicht von 0,95 und schwimmen deshalb. Die UV-Beständigkeit ist bei behandelten Fasern recht gut und die Scheuerfestigkeit ist auch nicht schlecht. Positiv ist, dass das Material kein Wasser aufnimmt, negativ macht sich die gegenüber anderen Materialien verminderte Reißfestigkeit bemerkbar. Der Schmelzpunkt dieser Faser liegt bei rund 140 °C. Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 44 <> Die r ich t ige ma sche für d en ko i te i c h Die Maschenweite misst man zwischen den Mittelpunkten der Knoten. Ein paar wichtige Grundbegriffe fehlen noch. Einer davon ist die Maschenweite. Man versteht darunter den Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Verbindungsstellen (Knoten oder Flechtverbindung), gemessen zwischen den Mittelpunkten der Verbindungsstellen. Das Netzmaterial muss bei der Messung vollkommen gestreckt sein. Die Maschenöffnung ist der lichte Abstand zwischen zwei gegenüberliegenden Verbindungspunkten (Knoten…). Die Masche ist bei der Messung gestreckt. Zum Messen der Maschenöffnung wird bei größeren Maschen ein sogenannter Messspaten verwendet, der mit einem bestimmten Druck in die Masche geschoben wird. Diesen Vorgang sieht man auch öfter im Fernsehen, wenn bei Dokumentationen über Fischfang ein Fangschiff kontrolliert wird. Stimmt das Maß nicht, gibt´s Strafen. Rechts: So wird die Maschenöffnung gemessen. Die rhombische Maschenstellung bei einem knotenlosen Netztuch. Länge und Tiefe des Netztuchs bei rhombischer Maschenstellung. Chemiefasern werden auf unterschiedliche Weise zu Garnen und Netzen verarbeitet. Monofile sind einzelne Endlosfasern, die einen Durchmesser von 0,12 bis über 3 mm haben und teilweise schon als „Drähte“ bezeichnet werden können, da sie starr und stabil sind. Besonders für Fische „unsichtbare“ Fangnetze werden oft direkt aus diesem Material hergestellt. Multi-Monofile sind zwei oder mehr dünne Monofile, die man mit leichter Drehung zusammenfasst, um so zu Netzen verarbeitet zu werden. Solche Netze sind weicher und flexibler. Multifil aus Endlosfasern hergestellte Netze bestehen aus einzelnen Fasern (0,6 bis 2,0 g / 1000 m ), die zu Fasersträngen zusammengefasst, zu Garnen verzwirnt, gedreht oder verflochten werden. Netzgarne aus multifilen Endlosfasern haben eine glatte Oberfläche. Stapelfasern sind kurz geschnittene feine Endlosfasern, die ähnlich wie auch Baumwolle zu Garnen versponnen werden. Man unterscheidet bei Netztuchen zwischen Netzen mit rhombischer Maschenstellung und Netzen mit quadratischer Maschenstellung. Netze mit rhombischer Maschenstellung haben kein festgelegtes Kantenmaß, da man das Netztuch in der Längsrichtung strecken kann. Das Netztuch wird dann schmaler, aber gleichzeitig länger. Die Länge rhombischer Netztücher wird deshalb im Fachhandel mit der Anzahl der Maschen oder in Metern angegeben. Beim Metermaß ist aber zu beachten, dass die Länge bei gestreckter Masche angegeben wird. Aus der Maschenweite und der Anzahl der Maschen kann man die Länge in Metern einfach berechnen (Maschenweite x 2 x Anzahl der Maschen = gestreckte Länge). Auch die Tiefe von Netztüchern mit rhombischen Maschen wird mit der Anzahl der Maschen angegeben (Berechung der Meterangabe ist identisch). Die letztlich erreichbare Tiefe (Höhe) eines Netzes ist vom Einstellverhältnis der Maschen in der Länge abhängig. Stehen die Maschen in der Länge weiter auseinander, nimmt das Netztuch an Tiefe ab. Rückt man die Maschen in der Längsrichtung stärker zusammen, wird das Netztuch tiefer. Die „Plastizität“ dieser Netztücher hat große Vorteile. Man unterscheidet bei Netztuchen zwischen Netzen mit rhombischer Maschenstellung und Netzen mit quadratischer Maschenstellung. Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Di e r i c hti g e m a s c he fü r de n ko i te ic h <> 45 Besonders bei Vogelschutznetzen, die einer So lassen sich diese Netze sehr einfach an die nötigen Maße anpassen, andererseits muss man beim Kauf auch genau wissen, wie die Maße der Angebote zustandekommen und wie man mit dem Netzmaterial umgehen muss – damit nicht plötzlich am Ende was fehlt… Netztuche mit quadratischer Maschenstellung sind einfacher zu handhaben und haben ein festes Kantenmaß. Beim Kauf solcher Netze kann man deshalb nicht so viel falsch machen. Wenn man sich diverse Ausgaben des Koi Kurier ansieht, sind regelmäßig japanische Koizüchter bei der Herbstabfischung oder beim Selektieren der Jungfische zu sehen. Die auf den Fotos auftauchenden Netze, achten Sie ruhig mal drauf, sind meistens feine Netze mit quadratischer Maschenstellung. Vielleicht werden diese Netze gern genutzt, weil besonders kleinste Koi sich in Netzen mit quadratischen Maschen nicht so leicht einklemmen können, denn die Maschen dieser Netze sind bei Zug etwas formstabiler. Vielleicht wollen die Japaner aber auch nur nicht so viel rechnen… dauerhaften Zugbelastung ausgesetzt sind, kann so eine Randverstärkung von Vorteil sein. Sämtliche Netze kann man noch in zwei weitere Kategorien einteilen. Es gibt geknotete und knotenlose Netze. Soll ein Netz mit Koi direkt in Berührung kommen, z. B. bei Fang und Transport, sollten ausschließlich knotenlose Netze verwendet werden. Bei ihnen ist das Verletzungsrisiko für die Fische deutlich geringer, da bei diesen Netzen die harten „Knubbel“, nämlich die Knoten, wegfallen. Die Maschenweite ist bei Netzen für Koi stets möglichst gering zu halten. Besonders Doitsu-Koi leiden unter Knoten und größeren Maschen. Die teilweise recht großen Spiegelschuppen stehen oft ein wenig vom Körper ab und verfangen sich an den kleinsten Hindernissen und werden heraus- oder angerissen. Was sich bei wilden Laichorgien oft kaum verhindern lässt, kann man immerhin beim Fang ausschließen. Wenn in einem Angebot mal von stabiler Randkettelung die Rede ist, bedeutet dies, dass der Rand mit einer zusätzlichen Verstärkung versehen wurde. Besonders bei Vogelschutznetzen, die einer dauerhaften Zugbelastung ausgesetzt sind, kann so eine Randverstärkung von Vorteil sein. Sie macht das Verspannen der Netze leichter und verteilt die Spannung auf eine große Fläche. Besonders gut funktioniert das in Verbindung mit einer Spannleine. Bei Netzen mit quadratischer Maschenstellung, hier ein geknotetes PE-Netz (Multifil aus Endlosfasern hergestellt), braucht man nicht so viel rechnen. Links: Hier wird gerade ein Netz mit einer Randkettelung versehen. Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 46 <> Die r ic h t ige ma sche für d en ko i te i c h Für die Selektion von Jungfischen sind in Japan kleine, flache, löffelförmige Kescher im Einsatz. Kescher aller Art Der Handel bietet eine Fülle von Keschermodellen an, die allerdings meist nicht zum Fang von Fischen, schon gar nicht von Koi, gedacht sind. Meist sind es Netze, mit denen man eher Algen aus dem Teich oder Blätter von der Oberfläche fischen soll. Viele dieser Kescher sind für ihren Einsatzzweck wirklich gut geeignet, problematisch wird es immer dann, wenn unprofessionelle Leute versuchen, damit Fische zu fangen. Bauchoben schwimmende Fische erwischt man mit diesen Netzen problemlos, aber flinke reaktionsschnelle Koi hört man nach diversen Fehlversuchen regelrecht kichern. Meist ist es der enorme Wasserwiderstand, der von dem oft sehr feinmaschigen Netzmaterial erzeugt wird und schnelle Bewegungen unter Wasser unmöglich macht. Zudem versetzt man mit solchen unqualifizierten Fangversuchen den Fischbestand unnötig in Panik. Wie gesagt, für jeden Einsatzzweck gibt es einen passenden Kescher. Für Koihalter sind sogar mehrere Modelle nötig. Dabei gibt es teure Varianten aus Japan oder England (die mit der Bourne-Identität…), aber auch günstigere Modelle, die, wenn sie die Anforderungen erfüllen, durchaus eine Alternative sein können. Es muss ja nicht immer alles „original japanisch“ sein. Es reicht, wenn das unsere Fische sind. Fangen wir mal ganz klein an. Für die Selektion von Jungfischen sind in Japan kleine, flache, löffelförmige Kescher im Einsatz, die mit sehr feinem Netzmaterial bespannt sind. Mittlerweile haben sie auch Einzug in die europäische Koiszene gehalten, denn damit sieht die Koiselektion wesentlich cooler aus, als wenn man mit einem Küchensieb die Fische aus der Selektionswanne popelt. Die meisten Koihalter werden nie solche kleinen Kescher benötigen, aber für die paar Leute, die es interessiert, kommen hier ein paar Hinweise. Oben: Planktonkescher sollte man wirklich nur für diesen Zweck einsetzen. Mitte: Kein Squash-Schläger, sondern ein Laubkescher. Unten: So ein Allround-Teichnetz ist für den schonenden Fang von Koi ungeeignet. Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Aquarienkescher sind meist ungeeignet. Einerseits haben sie meist einen zu tiefen Netzbeutel, was das Herausfangen einzelner Koi aus dem Gewimmel in der Selektionswanne erschwert, andererseits ist die Maschenweite meist viel zu groß. Nun ist es nicht so, dass die Fischchen da durchrutschen würden, aber die dünnen Netztuche haben oft richtig scharfkantige Maschen. Diese können zu Verletzungen an Schleimhaut und Flossen führen. Auch die mit Widerhaken versehenen Hartstrahlen von Rücken- und Afterflosse können in den üblichen Materialien leicht hängen bleiben. Auch in sehr weichem Netzmaterial können sich Koiflossen verhaken. Wer Lust am Basteln hat oder Geld sparen will, kann sich mit wenig Aufwand so einen Selektionskescher selbst anfertigen. Wichtig ist, wie bereits angesprochen, die Verwendung festen, sehr engmaschigen Netzmaterials. Manchmal findet man im Aquarienhandel Planktonkescher, die ein gutes Ausgangsmaterial liefern können. Auch hochwertige Stoffreste sind geeignet, wenn man darauf achtet, dass der Stoff nicht zu weich ist. In den kleinen Schlingen würden wieder die Widerhaken der Flossen hängenbleiben… Oben: Für die Selektion von Jungfischen sind solche Aquarienkescher kaum geeignet. Eigene Konstruktion: zwei Selektionskescher für kleine Jungfische – nicht schön, aber sie funktionieren. Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 48 <> Die r ic h t ige ma sche für den ko i te i c h Haltbarer sind Kescher, deren Netztuch durch einen umlaufenden Bügel geschützt sind. Zum Umsetzen kleiner Koi sind Aquarienkescher mit feinen, festen Netztüchern aber wieder geeignet. Die typischen flachen Koikescher gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen. Sie dienen ja nicht („nicht“ bitte betonen!) dazu, den Fisch aus dem Teich zu heben, sondern man dirigiert ihn damit lediglich zum Teichrand. Dort wird er dann von einer Wanne oder einem Umsetzschlauch in Empfang genommen. Der ganze Vorgang sollte ruhig und entspannt vor sich gehen. Die Realität sieht aber meistens anders aus. Irgendwie weiß der Fisch immer, dass ausgerechnet er gemeint ist und es dauert eine kleine Ewigkeit, bis es gelingt, ihn auf den flachen „Teller“ des Koikeschers zu bewegen. So ein Kescher muss also viel aushalten. Bei Händlern sieht man dann auch meist die teuren Luxusmodelle im Einsatz, die die Dauerbelastung vertragen. Was macht nun einen guten Kescher aus? Bei billigeren Ausführungen ist das Netztuch meist einfach über den Kescherbügel geschlagen und zusammengenäht. Nach mehrmaliger Berührung mit den Granitfindlingen am Teichrand, kann so ein Kescher schon recht lädiert aussehen. Haltbarer sind Kescher, deren Netztuch durch einen umlaufenden Bügel geschützt sind. Solche Modelle sieht man oft im Fachhandel für Fischereibedarf, allerdings sind dann meist die verwendeten Netztuche für Koi ungeeignet. Eher im Koi-Fachhandel zu finden, sind Kescher, bei denen das Netz mit Halteringen am Bügel befestigt ist. Es gibt auch Modelle, bei denen das Netztuch nicht direkt am Kescherbügel, sondern an einem zweiten Ring innerhalb des Bügels befestigt ist. Als Premium-Variante kann man Kescher ansehen, die im Kescherbügel integrierte Profile oder eine Nut haben, in die das Netztuch mit speziellen Halterungen eingehängt wird. Das Netz ist so nicht nur gut gegen mechanische Beschädigungen geschützt, sondern es kann auch jederzeit ausgetauscht werden, wenn es mal zerschlissen ist. Rechts: Etwas größere Kescher, wie sie in Verkaufsanlagen für Teichfische im Einsatz sind. Unten: Ein billigerer Koikescher, bei dem das Netztuch nur um den Bügel genäht wurde. Unten rechts: Ein hochwertigerer Koikescher (Sonderanfertigung). Das Netz verschwindet in einer Nut in der Innenseite des Bügels und der Stiel ist stufenlos in der Länge verstellbar. Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Di e r i c hti g e m a s c he fü r de n ko i te ic h <> 49 Minderwertigere Netztücher kratzen, da das oft sehr dünne Netzmaterial in den Maschen scharfe Kanten verursacht. Netztücher von Koikeschern sollten möglichst kleine Maschen haben, um das Verletzungsrisiko für die Fische zu senken. Natürlich steigt mit abnehmender Maschenweite der Wasserwiderstand, aber dann spart man sich wenigstens den Gang ins Fitnessstudio. Ein wenig lässt sich dieses Manko durch den Bügeldurchmesser des Keschers kompensieren. Eine große Kescherfläche lässt den Fischen weniger Fluchtmöglichkeiten. Ideal wäre oft ein Kescher in den Dimensionen des Teiches… Mit zunehmender Größe werden Kescher aber unhandlich. Gute Netztücher sind meist eher etwas stärker. Halten Sie sich das Netz ruhig mal ans Gesicht (Tipp vom Koi-Kurier-Chefredakteur). Minderwertigere Netztücher kratzen, da das oft sehr dünne Netzmaterial in den Maschen scharfe Kanten verursacht. Eine Problemstelle ist oft die Verbindung von Kescherbügel und Stiel. Beim Dauereinsatz über mehrere Jahre treten Kräfte auf, die zu Materialermüdung führen können. Das heutzutage bevorzugte Aluminium reagiert auf ständige Biegebeanspruchung besonders empfindlich. Bei den bekannten Japan-Keschern wird der Bügel direkt am Kescherstiel befestigt, indem beide Enden mit Metallbändern in Führungsschienen am Holzstiel festgedrückt werden. Das ist eine simple Verbindungsmethode, aber sie ist haltbar und hat sich bewährt. Geht mal was kaputt, kann man das Problem bei diesen Keschern oft schnell selbst beheben. Mit gesundem Menschenverstand und ein wenig roher Gewalt, kann man schon recht gut einschätzen, ob ein Sonderangebot wirklich ein Schnäppchen ist. Entsteht bei Belastung ein „Knick“ zwischen Kescherbügel und Kescherstil (die liegen bei den meisten Keschern ja in einer Linie), ist die Verbindung instabil und hält dauerhaft großen Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Belastungen nur ungenügend stand. Wenn es kein Knick ist, sondern ein „Knack“, sollten Sie die Verkaufseinrichtung unauffällig verlassen… Auch der richtige Stiel ist für viele Leute eine Glaubensfrage. Metallstiele sind recht praktisch. Man kann bei Teleskoprohren verschiedene Längen meist stufenlos einstellen und viele Ausführungen sind auch schön leicht, wenn sie aus Aluminium sind. Bei niedrigen Temperaturen werden dem Benutzer aber schnell die Finger kalt. Zudem fehlt, das ist zumindest meine Meinung, das nötige Gewicht, um den großen Kescher im Wasser auszubalancieren. Deshalb werden bei den japanischen Keschern mit zunehmendem Bügeldurchmesser auch die Holzstiele immer länger. Das kann auch eine Gefahrenquelle am Teich sein, wenn der Besitzer des Keschers etwas grobmotorisch ist und dann so ein mehrere Meter langer Stiel in Bäumen, Sträuchern oder Personen hängenbleibt. Umsetzkescher mit einem Netztuch aus festem Baumwollstoff. Umsetzkescher Marke „Eigenbau“ – man beachte die feinen Nähte… 50 <> Die r ic h t ige ma sche für d en koi te i c h Dieser Umsetzkescher hat in der Mitte eine Einlage aus wasserdichtem Gewebe. So hat der Koi während des kurzen Transports noch etwas Wasser. Soll eine Strecke mit einem Koi an Land zurücklegen, kommen Umsetzkescher (auch Umsetzschlauch, Mutterkescher usw. genannt) zum Einsatz. Schwimmendes Netz. Wie soll man so etwas nennen? Mini-Netzgehege? Vielleicht eher Inspektionsnetz. Man sollte sich einen Kescher beim Kauf deshalb nicht nur ins Gesicht halten, sondern ihn auch mal in die Hand nehmen. Schnell hat man ein Gefühl dafür, ob das Gerät ordentlich in der Hand liegt. Diverse hochwertige Hölzer, die bei Wasserkontakt nicht quellen, sind heute für Kescherstiele im Gebrauch. Dabei muss es nicht immer ein Tropenholz sein, wenn der Stiel dauerhaft sein soll. In trübem Wasser, das bei manchen Koiteichen durchaus erwünscht sein kann und bei breiteren Koiteichen, kommt man mit einem Kescher oft nicht weiter. Wer keine Wathose mit Stelzen (für 2 m tiefe Teiche) hat oder es vermeiden will, jedesmal den Teich abzulassen, wenn man einzelne Fische fangen will, sollte vielleicht die Anschaffung eines Zugnetzes in Betracht ziehen. Zappelt der Fisch (unter der Wasseroberfläche) im Koikescher und soll eine Strecke an Land zurücklegen, kommen Umsetzkescher (auch Umsetzschlauch, Mutterkescher usw. genannt) zum Einsatz. Man kennt das ja: Fisch vorn reinschwimmen lassen, mit einer leichten Drehung den Kescher vorn verschließen, hinten zuhalten, aus dem Wasser nehmen, kurze Strecke transportieren, ins andere Wasser setzen, hinten aufmachen, Fisch herausschwimmen lassen, fertig. Bloß nicht während des Transports hinten aufmachen! Bei einigen Modellen befindet sich in der Mitte des Netzschlauches ein Stück wasserdichtes Textilgewebe, welches es erlaubt, den Fisch noch schonender in ein wenig Wasser zu transportieren. Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Di e r i c hti g e m a s c he fü r de n ko i te ic h <> 51 Man sollte stets in der Lage sein, in möglichst kurzer Zeit seine Koi aus dem Teich zu holen. Zugnetze Als ich der Redaktion den Vorschlag für diesen Beitrag vorlegte, kam sofort die Frage: „Wer braucht denn so was?“. Mit „Damit bleibt man doch bloß an den Bodenabläufen hängen!“ stand ein weiteres Argument im Raum. Ich finde, man sollte stets in der Lage sein, in möglichst kurzer Zeit seine Koi aus dem Teich zu holen. Es gibt immer mal irgendwelche Notfälle, die so etwas nötig machen könnten – Vergiftungen, Hochwasser, Flugzeugabstürze… Wie will man kranke oder verletzte Koi ordnungsgemäß behandeln, wenn man nicht schnell genug an sie herankommt? Mal ganz abgesehen davon, dass die Zucht, Aufzucht, Selektion usw. ohne Zugnetze gar nicht durchführbar wäre. Naja, so ein Naturteich hat natürlich keinen Bodenablauf… Seit ich mein Zugnetz im Einsatz habe, musste ich das gute Stück jedenfalls regelmäßig ausleihen. Meist an Koihalter, die ihre Fische (oft mittlerweile unerwünschte Einzelexemplare) nicht aus dem Teich bekamen… Es wäre auch eine Option, wenn sich mehrere Koihalter zusammentun, um sich so ein Ding gemeinsam anzuschaffen und zu nutzen. Also ich jedenfalls kann und will auf ein Zugnetz (eigentlich eine Zugwand) nicht mehr verzichten. Es ist so schön bequem. Die Fische lassen sich problemlos auf einer Seite des Teiches konzentrieren, wo man sie dann mit dem Kescher nur noch einzusammeln braucht. So kann ich innerhalb einer halben Stunde ohne weitere Hilfspersonen (!) meinen Teich abfischen, beispielsweise um den Zuchtteich zu besetzen. Alles geht entspannt und ruhig vor sich und die Verletzungsgefahr für die Fische und deren Besitzer ist gering. Wenn sie erst einmal „den Braten gerochen haben“, wäre es ohnehin schwierig, an die Fische heranzukommen, denn meine Teiche sind immer getrübt. Bei Einsatz eines Zugnetzes ist die Flucht (fast) unmöglich. Mittlerweile bieten einige Koi-Fachhändler aus Japan importierte Zugnetze an. Es sind die gleichen Modelle, wie sie von den Züchtern in Japan verwendet werden. Diese Netze haben unten eine Bleileine, oben Schwimmer und bestehen aus feinem Netztuch mit quadratischer Maschenstellung. Floatleinen (auch Schwimmleinen genannt) schwimmen (Spezialschaum sorgt in der Leine für Auftrieb), Bleileinen dienen der Beschwerung. Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Die hierzulande in der Fischerei verwendeten Teichnetze ähneln in der Form einer flachen Ellipse, der man die Seiten weggeschnitten hat. Das bedeutet, die größte Tiefe hat das Netz in der Mitte. Dadurch ergibt sich beim Ziehen im Netz ein Busen (das heißt nun mal so…), also eine Wölbung, in der sich die Fische sammeln. Auch hier sichern Kunststoffschwimmer und eine Bleileine bzw. Senker die richtige Position des Netzes im Wasser. Sogenannte Zugwände sind noch einfacher aufgebaut. Sie bestehen einfach aus einem rechteckigen Netz, bei dem die Elastizität des Materials die nötige Durchwölbung verursacht. Schwimmer und Bleileine gehören auch hier dazu. Mein eigenes Netz ist Direktvergleich von Nylon-Netzmaterial (Netzfabrik Marke „Eigenbau“ und wurde aus einem NetzKremmin) mit 4 mm und 10 mm Maschenweite. tuch der Firma Kremmin (Nylon, 4 mm Maschenweite) gefertigt. Das Netztuch ist sehr stark und deshalb bei dieser geringen Maschenweite recht weich. So weich, dass man sich aus diesem Material eine Unterhose schneidern könnte. Eine Kette sorgt für die nötige Beschwerung. Das klingt ein wenig martialisch, funktioniert aber bestens, denn Verletzungen sind bei den Fischen bisher nicht aufgetreten. Die Kette passt sich nahtlos dem Untergrund an und würde über einen Bodenablauf einfach drüberrutschen, wenn ich einen hätte. Di e r i c hti g e m a s c he fü r de n ko i te ic h <> 53 Sollte doch mal ein Fisch eine eventuell auftretende Lücke ausnutzen, riskiert er an den abgerundeten Kettengliedern keine Schuppe. Das hohe Gewicht der Kette hält das Netz auch bei stärkerem Zug am Boden. Das ist wichtig, denn die kleine Maschenweite verursacht einen starken Wasserwiderstand. Bei japanischen Netzen sorgt eine Reihe bürstenähnlicher Borsten an der Bleileine dafür, dass kein Fisch entwischt. Besonders bei 4/5 cm großen Jungfischen ist diese Einrichtung sehr hilfreich. Die angesprochenen Bodenabläufe lassen sich mit so einer „Bürste“ sicherlich auch gut überwinden, da das Netz nicht direkt den Boden berührt. Die von mir verwendete Maschenweite von 4 mm macht das Zugnetz auch für den Jungfischfang nutzbar. Selbst 2,5 cm lange Jungfische lassen sich damit fangen. Auf Schwimmer oder eine Schwimmleine habe ich verzichtet, da ich die obere Leine des Netzes stets 40 cm über der Wasseroberfläche auf Spannung halte. Mit dieser Methode bremse ich ein wenig den Freiheitsdrang der springfreudigen Koi. Wer nicht basteln will, kann sich vielleicht im Koi-Fachhandel ein passendes Netz besorgen oder findet sicher bei den im Anhang erwähnten Firmen das Gewünschte und/oder Beratung. Wenn man Netze selber herstellen oder Netztücher an Leinen befestigen will, sollte man mit einer Netznadel umgehen können. In japanischen Koihäusern werden an den Seiten der Netze Rundhölzer befestigt, die es erlauben, die Netze an den Beckenrändern entlangzuführen. Aus den bereits genannten Gründen sollte das Netztuch möglichst kleine Maschen haben und nur in der knotenfreien Ausführung verwendet werden. Man muss aber auch zugeben, dass so ein Koiteich für den Einsatz eines Netzes recht viele Hindernisse bieten kann. Da sind zunächst nicht nur Bodenabläufe, sondern auch die oft senkrechten Wände zu nennen. Setzt man ein normales Zugnetz ein, verursachen die Zugkräfte große Lücken zwischen Teichboden, Wänden und Netz, die Koi instinktiv ausnutzen. In japanischen Koihäusern werden deshalb an den Seiten der Netze Rundhölzer befestigt, die es erlauben, die Netze an den Beckenrändern entlangzuführen. So etwas wäre für einen entsprechend gebauten Koiteich dann auch angebracht. Letzlich ist jeder Teich ein Unikat und überall können andere Hindernisse auftauchen. Dies wären beispielsweise Abstufungen im Teichprofil, hineinragende Rohre, Skimmer, hohe Bodenabläufe, Pumpen, Pflanzinseln, richtige Inseln – die Liste ließe sich noch erheblich verlängern. Wenn der Einsatz eines Zugnetzes nicht möglich ist, muss man eben andere Lösungen suchen, die Koi ein wenig zu „konzentrieren“. Man kann Netze beispielweise nutzen, um große Teiche für den Koifang in kleinere Abschnitte zu unterteilen… Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Netznadeln gibt es in verschiedensten Größen. Di e r i c hti g e m a s c he fü r de n ko i te ic h <> 55 Schutznetze Für Koiteiche werden vor allem Laub- und Vogelschutznetze benötigt. Die Begriffe sind offenbar ein wenig irreführend. Als Teichbesitzer weiß man, was gemeint ist, anderen Leuten sind diese Begriffe offenbar ein Rätsel. Im Zuge der Recherche für diesen Artikel suchte ich das Umweltbundesamt mit Sitz in Dessau auf, um mich über die rechtlichen Gegebenheiten beim Einsatz von Vogelschutznetzen zu informieren. Dort wurde ich tatsächlich gefragt, wovor ich denn die Vögel schützen möchte… Naja, das war auch so ein Reinfall, denn eine konkrete Auskunft erhielt ich dort nicht. Also noch mal in Sachsen nachgefragt, bei Dr. Gert Füllner vom Referat Fischerei (siehe Koi Kurier Nr. 65). Der bildet Fischer aus, der müsste das wissen. Die Antwort kam schnell, war aber niederschmetternd. In unserem sonst so gut geregelten Deutschland gibt es doch tatsächlich eine rechtliche Grauzone! Beim Einsatz von Vogelschutznetzen sind Fischzüchter der Willkür der Naturschutzbehörden ausgeliefert. Es ist immer die Frage, ob die zuständige Naturschutzbehörde ein solches Netz als „Eingriff“ oder „Projekt“ im Sinne des im jeweiligen Bundesland geltenden Naturschutzrechts ansieht. Als „Projekt“, welches den Vogelbeständen u. U. schaden könnte, kann so ein Netz im schlimmsten Fall per Bescheid untersagt werden. Andererseits hat ein Fischzüchter mittlerweile gegen eine Behörde geklagt und Recht bekommen (Oberverwaltungsgericht Koblenz, Az.: 7 B 10367/09.OVG). In „Fischer und Teichwirt“ 2/10 wird darüber berichtet. Ein Züchter von Forellen und Stören hatte seine Bestände mit Netzen schützen wollen, woraufhin die Behörde ihm auferlegte, die Netze zu entfernen, weil sich Vögel darin verfangen könnten. Das Gericht war der Auffassung, dass die Belange des Fischzüchters ein höheres Gewicht haben als das öffentliche Interesse am Schutz fischfressender Vögel. Der Betrieb sei immerhin die Lebensgrundlage des Fischzüchters… Außerdem würden die Netze Fische auch vor Verletzungen durch Vögel schützen und würden so auch dem Tierschutz dienen. Na immerhin… Als privater Koihalter sollte man aber die Behörden nicht unnötig reizen. Dort, wo Vogelschutznetze nötig sind (das werden scheinbar immer mehr Teiche), sollte man darauf achten, die Netze vogelfreundlich zu gestalten. Je feiner, dunkler und schärfer die Netzfäden sind und je größer die Maschen, umso größer ist die Gefahr für Vögel beim Anflug (also auch für die fischfressenden Varianten). Als Maschengrößen sollen 30 bis 40 mm ideal sein. Maschen bis 30 mm Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Beim Einsatz von Vogelschutznetzen sind Fischzüchter der Willkür der Naturschutzbehörden ausgeliefert. Hier werden gerade zwei Arbeitsschutznetze zusammengesetzt (mit der Methode sind Sondermaße möglich). Diese Verbindung muss genauso belastbar sein wie der Rest des Netzes. Für diese Aufgabe ist hier gerade eine 12.000 Euro teure Spezial-Nähmaschine von Mitsubishi im Einsatz. Größe halten auch Eisvögel ab, wenn man einen Jungfischteich zu schützen hat. Mit einem anderen Problem sind auch Singvögel konfrontiert, die den Teich nur als Tränke nutzen – in losen Enden der Netze können sie sich hoffnungslos verheddern. Liegen solche „Restbestände“ auf dem Boden auf, können auch andere Kleintiere, wie Igel, Kröten, Molche oder Eidechsen sich in solchen Netzen verfangen. Es ist also wichtig, Schutznetze aller Art ordentlich zu verspannen. Lose Enden und überstehende Reste sind zusammenzufassen und zu verknoten. Wer eine unregelmäßige Teichform und etwas Geld übrig hat, kann sich auch von einer Fachfirma, beispielsweise von einer Netze verarbeitenden Seilerei, ein exakt passendes Schutznetz anfertigen lassen. 56 <> Die r ich t ige ma sche für den ko i te i c h Solche Sonderanfertigungen haben ihren Preis, sehen aber besser aus, sind lange haltbar und lassen sich durch eingearbeitete Kettelungen und Spannleinen ordentlich verspannen. Billige Meterware aus dem Baumarkt ist nur dann eine Alternative, wenn man sie nur eine Saison lang nutzen will. Das Material an sich würde vielleicht noch etwas länger halten, aber solche Netze bekommen leicht eine „Laufmasche“ und sind dann kaum zu flicken. Zudem sind sie durch ihr dünnes Flechtwerk für Kleintiere eine echte Gefahr. Aufgrund der guten Eigenschaften werden gern PE-Netze mit Garnen von 0,8 bis 2,2 mm Durchmesser und quadratischer Maschenstellung für die Teichabdeckung verwendet. Das Material nimmt kein Wasser auf, wird also nicht bei jedem Regenguss schwerer, ist stabil, weshalb man es gut verspannen kann und hat eine glatte Oberfläche, die es im Winter dem Schnee schwer macht, sich festzusetzen. Das Gewicht einer geschlossenen Schneedecke auf einem Schutznetz sollte man nicht unterschätzen. Die letzten Winter haben da viele Leute sensibel werden lassen. Auch bei mir hatte starker Schneefall die Teichabdecknetze zerstört. Das waren aber zum Glück ohnehin nur UV-Todeskandidaten oder Billigprodukte aus dem Baumarkt. Oben: So verlängert man ein Spannseil ins Unendliche – mit Spleißen. Oben rechts: Ein gutes Beispiel: Arbeitsschutznetz mit stabiler Randkettelung und Spannleine. So sollte man auch Vogelschutznetze ausrüsten, um sie gut verspannen zu können. Rechts: Sehr dünne Ausführung eines Teichschutznetzes aus dem Baumarkt (Multi-Monofiles Netz). Ganz rechts: Ein etwas stabileres Teichschutznetz. Unten: Sehr stabiles PE-Teichschutznetz in „Originalverpackung“ – so bekommt man die Ware bei Netzspezialisten. Das Material billiger Schutznetze würde vielleicht noch etwas länger halten, aber solche Netze bekommen leicht eine „Laufmasche“ und sind dann kaum zu flicken. Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Di e r i c hti g e m a s c he fü r de n ko i te ic h <> 57 Bei stabilen Netzen kann es aber passieren, dass unterdimensionierte Halterungen nachgeben oder Haken aus der Wand gerissen werden. Man sollte also auch beim Netz-Zubehör lieber ein wenig auf Sicherheit setzen und stets die stabilere Variante wählen. Wie schon im Abschnitt „Material- und Netzkunde“ angegeben, haben rhombische Netze kein festes Kantenmaß und lassen sich deshalb in diverse Richtungen ziehen. Das Abspannen eines Teiches kann deshalb für ungeübte Leute etwas schwierig werden. Man sollte zunächst alle Maschen auf einer beliebigen Schmalseite (es stehen zwei zur Auswahl) auf eine Spannschnur ziehen. Diese wird dann auf die gewünschte Breite gebracht und die Maschen werden schön gleichmäßig darauf verteilt. Dann werden die beiden Längsseiten auf Spannschnüre aufgezogen und auch hier werden die Maschen schön gleichmäßig angeordnet. Zuletzt wird das Netz in Richtung der verbleibenden Schmalseite gespannt. Man sollte bei Vogelschutznetzen immer einen ausreichenden Abstand zur Wasseroberfläche einhalten, damit Reiher die Fische nicht mit ihren langen Schnäbeln verletzen können. Ich habe selbst schon mehrere kleinere Koi dadurch verloren. Ein Abstand von etwa 50 cm reicht, wenn das Netz nicht unter dem Gewicht eines Reihers nachgibt. In Gegenden mit viel Schnee oder bei großen Netzen sind teilweise Unterspannschnüre oder Abstützungen nötig. Das gilt besonders für die teilweise sehr feinmaschigen Laubschutznetze, die bei einigen Fachhändlern verkauft werden. Bei solchen Netzen wird oft damit geworben, dass selbst Nadeln von Nadelbäumen zurückgehalten werden, für große Schneeflocken gilt das aber auch. Den dichtmaschigen Laubschutznetzen sehr ähnlich sind im Angebot befindliche noch dichtmaschigere Sonnenschutznetze. Starke Sonneneinstrahlung kann im Koiteich bekanntermaßen schlimme Folgen haben. Von Fadenalgen bis „rosa“ Koi reicht da die Palette. Sonnenschutznetze bedürfen einer nahezu professionellen Verspannung. Sie werden auch schon bei Regen deutlich schwerer und bieten dem Wind eine große Angriffsfläche. Damit sie nicht beim nächsten Sturm beim Nachbarn landen und einen halbwegs vertretbaren Anblick bieten, sollte sich der ambitionierte Hobby-Heimwerker hier ordentlich Mühe geben – aber Fachfirmen gibt´s ja auch noch… Unser Dank gilt an dieser Stelle den Mitarbeitern der Firma Rofia für die geduldige Beantwortung unserer Fragen und die aufgewendete Zeit, sowie der Firma Teichoase Neubert (Dessau) und dem Aquaristik-Fachhandel Zoo Krappe (Lutherstadt Wittenberg) für die Bereitstellung von Fotomotiven. Hier kommen zum Schluss noch ein paar Adressen von netzherstellenden und -verarbeitenden Firmen, die wir für Sie zusammengestellt haben, damit Sie sich bei Interesse die zeitraubende Recherche im Internet sparen können. Da die Liste vermutlich nicht vollständig ist, können Ihnen die Seilereien in Ihrer Nähe sicher auch weiterhelfen. Ist so ein dichtes Sonnenschutznetz noch ein Netz oder schon Gewebe? A D R E S S E N : Rofia Kloska GmbH Zum Kühlhaus 5 18069 Rostock Tel.: 03 81/8 11 28 05 www.rofia.com Netzfabrik Rudolf Baumbach Spessartstr. 1 36341 Lauterbach/Hessen Tel.: 66 41/25 65 www.netzeallerart.de Mechanische Netzfabrik Walter Kremmin GmbH & Co. KG Ammerländer Heerstraße 189/207 26129 Oldenburg Tel.: 04 41/7 20 75 www.kremmin.net Bruno Dost GmbH Netzfabrikation Roggenhorster Str. 7A 23556 Lübeck Buntekuh Tel.: 04 51/8 81 98 - 0 Engel-Netze GmbH & Co. KG Netzfabrikation Carsten-Börger-Str. 5 27572 Bremerhaven Tel.: 04 71/9 73 04 - 0 www.engel-netze.de Renate Heberle Netzfabrikation Altungstr. 11 87452 Altusried Tel.: 0 83 73/72 67 www.heberle-netze.de Netzweberei Rudolf Vogt Itzehoer Netzfabrik GmbH Am Schütterberg 17 25524 Itzehoe Tel.: 0 48 21/70 17 www.vogtnetze.de Ko i K u r i e r 6 6 <> 4 - 2010 Bundesverband des Deutschen Seilerund Netzmacherhandwerks e. V. Daglfinger Str. 67/69 81929 München Tel.: 0 89/93 94 45 - 14 www.bv-seiler.de Sallmann-Fehr AG Netzfabrik Gottlieberstrasse 11 CH - 8274 Tägerwilen TG Tel.: 0 71/6 67 00 50 www.sallmann-netze.ch