Zulieferer erhöhen Indien-Export um 53 Prozent – Deutscher

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Zulieferer erhöhen Indien-Export um 53 Prozent – Deutscher
6. Januar 2012, Berlin/New Delhi
VDA Verband der Automobilindustrie e.V.
Zulieferer erhöhen Indien-Export um 53 Prozent –
Deutscher Gemeinschaftsstand in New Delhi / Bräunig:
Deutsche Automobilindustrie verstärkt Marktpräsenz
in Indien
„Die deutsche Automobilindustrie verstärkt ihre Präsenz auf dem Wachstumsmarkt
Indien. Allein der Export deutscher Pkw nach Indien ist 2011 um gut 70 Prozent auf 25.000
Einheiten gestiegen. In den vergangenen sechs Jahren hat sich das Exportvolumen verzehnfacht. Gleichzeitig bauen die deutschen Automobil-hersteller ihre Produktion vor Ort
konsequent weiter aus“, betonte Klaus Bräunig, Geschäfts-führer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf der Pressekonferenz am Deutschen Gemeinschaftsstand auf der
Automobilmesse Auto Expo, die bis 11. Januar 2012 in New Delhi stattfindet. Auf der Pressekonferenz sprach auch Cord Meier-Klodt, Geschäftsträger der Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Botschaft New Delhi, zu den deutsch-indischen Beziehungen. Auf dem offiziellen Deutschen Gemeinschaftsstand stellen 36 Zulieferer aus. Diese bislang höchste
Beteiligung stellt einen Zuwachs um 80 Prozent dar. Hinzu kommen die Stände der deutschen Automobilhersteller und großen Zulieferer. Insgesamt sind auf der Auto Expo 75 deutsche Unternehmen mit rund 10.000 Quadratmeter Fläche in neun Hallen vertreten. Das
entspricht einem Fünftel der gesamten Ausstellungsfläche der Messe. Im Deutschlandjahr
in Indien bilden damit die deutschen Aussteller die größte Länderbeteiligung.
„Die deutschen Marken wachsen in Indien schneller als der Markt. Im Jahr 2011 konnten
sie ihren Marktanteil gegenüber dem Vorjahr auf 5 Prozent nahezu verdoppeln“, so Bräunig.
Während der Gesamtmarkt um 8 Prozent auf über 2,5 Mio. Einheiten zulegte, konnten die
deutschen Konzernmarken ihren Absatz um 80 Prozent auf über 120.000 Pkw steigern.
Insbesondere im Premiumsegment sind die deutschen Hersteller führend: Ihr Marktanteil
beträgt hier über 85 Prozent. Im Kompaktwagensegment, das rund ein Drittel des gesamten
indischen Pkw-Marktes ausmacht, konnten die deutschen Konzernmarken ihren Absatz um
gut 70 Prozent steigern. „Die deutschen Hersteller weiten damit ihre Marktpräsenz auch im
Volumenbereich strategisch aus“, betonte Bräunig.
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Auch die deutschen Zulieferer profitieren von dieser Entwicklung: Im Jahr 2011 haben sie
Waren und Dienstleistungen im Wert von 660 Mio. Euro nach Indien exportiert. Das entspricht einem Zuwachs von 53 Prozent gegenüber 2010. Damals lag der Exportwert bei
rund 430 Mio. Euro.
„Der indische Automobilmarkt mit seinem großen Potenzial ist langfristig auf Wachstumskurs. 2011 war, aufgrund mehrerer Zinserhöhungen und höherer Benzinpreise, ein Jahr mit
vergleichsweise moderatem Wachstum. Allerdings ist damit zu rechnen, dass die Marktdynamik wieder zunehmen wird. Bereits im Jahr 2013 kann der Pkw-Markt Indien mit 3,3 Mio.
Einheiten ein höheres Volumen aufweisen als der deutsche Pkw-Markt. Und bis Ende des
Jahrzehnts wird sich der Automobilabsatz in Indien auf über 5 Mio. Einheiten verdoppeln“,
betonte Bräunig.
In Indien leben 1,2 Milliarden Menschen. 60 Prozent von ihnen sind jünger als 30 Jahre. „Mit
dem wirtschaftlichen Aufschwung bildet sich eine einkommensstarke Mittelschicht heraus.
Rund 2 Prozent der indischen Bevölkerung verfügen bereits über eine Kaufkraft, die die
Anschaffung eines Neuwagens ermöglicht. Das ist ein Kundenpotenzial von über 20 Millionen Käufern“, erläuterte Bräunig. Der Nachholbedarf ist enorm: Heute kommen in Indien 14
Autos auf 1.000 Einwohner, Anfang des nächsten Jahrzehnts werden es über 30 Autos sein.
Zum Vergleich: In Deutschland sind es über 500 Pkw je 1.000 Einwohner.
Die deutschen Pkw-Hersteller sind auch in Indien mit eigenen Fertigungsstandorten präsent. In Pune werden Pkw-Modelle von Volkswagen (Polo, Vento) und Skoda (Fabia und
Rapid) gefertigt. Das Werk in Aurangabad produziert die Pkw-Modelle von Audi (A4, A6 und
Q5), Volkswagen (Jetta und Passat) sowie Skoda (Laura, Yeti, Superb). Ebenfalls in Pune
hat Daimler seinen Standort mit CKD-Fertigung der C-, E- und S-Klasse. Das Unternehmen
prüft derzeit eine Ausweitung seiner lokalen Produktionskapazitäten. In Chennai, an der
Ostküste Südindiens, ist die BMW Group seit 2007 mit einem eigenen Werk präsent. Dort
werden BMW 3er, 5er, X1 und X3 (jeweils Benziner und Diesel) im CKD-Verfahren gefertigt.
„Der VDA hat bereits zum vierten Mal den Deutschen Gemeinschaftsstand im Rahmen des
offiziellen Auslandsmesseprogramms auf der Auto Expo in Neu Delhi initiiert, unter dem
Motto ‚Made in Germany‘„, betonte Bräunig. Der Deutsche Gemeinschaftsstand wird vom
Bundeswirtschaftsministerium und dem Ausstellungs- und Messeausschuss der Deutschen
Wirtschaft (AUMA) unterstützt. Die Organisation liegt bei der Messegesellschaft IMAG. Der
VDA betreut als Initiator der Beteiligung den Gemeinschaftsstand während der Messe vor
Ort und steht für Geschäftsauskünfte, Kooperationsgesuche und Medienanfragen am Stand
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in Halle 16 bereit. Zudem unterstützt der VDA als Mitorganisator verschiedener Veranstaltungen – darunter ein Empfang in der Deutschen Botschaft – den Auftritt der deutschen
Automobilindustrie in Indien.
„Gerade für Zulieferer bietet der Wachstumsmarkt Indien außerordentliche Chancen“, sagte
Bräunig. Dabei werde der Lokalisierungsgrad – die Fertigung vor Ort – weiter zunehmen.
„Dies entspricht nicht nur den Zielen der indischen Regierung für den Aufbau einer eigenen,
leistungsfähigen Automobilindustrie, sondern auch der Strategie der deutschen Automobilhersteller, die ihre Fertigung in Indien kontinuierlich steigern. Der große indische Markt lässt
sich nicht allein durch Exporte aus Deutschland bedienen. Natürlich haben auch die immer
noch vorhandenen Handelshemmnisse hier einen eindeutigen Einfluss“, so Bräunig.
Eine große Chance – sowohl für Indien als auch für die EU – kann laut Bräunig der Abschluss des Freihandelsabkommens bieten, das derzeit mit der EU verhandelt wird. Auf
beiden Seiten gebe es noch Zölle, die mit dem Abkommen vollständig abgebaut werden
sollten. Allein der Pkw-Zoll in Indien betrage 60 Prozent, hinzu kommen weitere Steuern
und Abgaben. „Indien ist wettbewerbsfähig und selbst zunehmend Exportstandort. Die Zölle
müssen daher über ein Abkommen auf null Prozent herunter gefahren werden. Mit längeren Übergangsfristen könnte die besondere wirtschaftliche Situation in Indien berücksichtigt
werden. Darauf sollten sich die Verhandlungen mit der EU konzentrieren“, erklärte Bräunig.
Bereits heute habe Indien einen Überschuss im Pkw-Handel mit Deutschland, der in den
ersten drei Quartalen des Jahres 2011 rund 92 Mio. Euro betrug. Insgesamt seien im Jahr
2011 die automobilen Importe der EU aus Indien um 14 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro gestiegen, gut zwei Drittel davon entfielen auf Pkw, rund 500 Mio. Euro auf Teile und Zubehör.
Die Sorge, dass Indien an Wettbewerbsfähigkeit einbüße, wenn es den Markt weiter öffne,
sei unbegründet. Bräunig: „Ganz im Gegenteil: Die Qualität der in Indien produzierten Güter steigt stetig – auch mit Hilfe der deutschen Wirtschaft. Der indische Automobilkäufer ist
qualitätsbewusst – er orientiert sich nicht an reinen Billig-Angeboten, sondern am besten
Wert-Preis-Verhältnis. Von diesen Markt- und Produktbedingungen können auch deutsche
Zulieferer profitieren, denn sie setzen seit vielen Jahren auf qualitativ hochwertige Innovationen“, unterstrich der VDA-Geschäftsführer. Ob Elektrik (wie Scheinwerfer, Kompressor oder
Klimaanlage), ob Interieur (Instrumententafel oder Mittelkonsole), ob Exterieur (Stoßfänger,
Dichtungen) oder Chassis (Bremsen, Abgasanlage, Kraftstoff-leitungen) – für all diese Bereiche werden künftig zunehmend Lieferanten vor Ort beauftragt, um den „local content“ und
damit die Wertschöpfung in Indien zu erhöhen.
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„Der deutsche Gemeinschaftsstand zeigt die große Kompetenz der oft mittelständischen
Zulieferer und der Familienbetriebe“, sagte Bräunig. Er erläuterte dies anhand einiger Beispiele:
So stellt der Zulieferer Brose – dessen erstes indisches Produktionswerk 2011 in Pune in
Betrieb genommen wurde – in New Delhi aus seinen Produktbereichen Schließsysteme
und Fensterheber Erzeugnisse vor, die speziell für den indischen Markt entwickelt wurden.
Diese kosteneffizienten Produkte sind an die Umwelt- und Klimabedingungen des Subkontinents angepasst und erfüllen somit die Ansprüche auch der indischen Automobilhersteller. Zudem entsprechen sie internationalen Qualitäts- und Sicherheitsstandards und eignen
sich dadurch auch zum Einsatz in Exportfahrzeugen.
Die Woco Gruppe aus Bad Soden/Salmünster – Spezialist für Akustik, Aktuatorik und Polymersysteme – präsentiert Produkte, die die Wirtschaftlichkeit, den akustischen Komfort und
die Sicherheit des Automobils weiter verbessern. Woco ist weltweit tätig und hat in Indien
bereits zwei Produktionsstandorte.
Die HJS Emission Technology, Menden, steht für langjährige Erfahrung und Kompetenz im
Bereich der Abgasnachbehandlung. Neben Systemen für Otto-Motoren bietet HJS heute
vor allem Lösungen für Dieselmotoren an – insbesondere zur Minderung von Rußpartikeln
und Stickoxiden. Seit 2008 baut HJS seine Aktivitäten in Indien aus. Um an der dort stetig wachsenden Automobilindustrie teilzuhaben, hat das Unternehmen im März 2011 die
Tochtergesellschaft HJS Emission Technology India Pvt. Ltd. in Bangalore gegründet. Eine
Produktionsstätte ist in Delhi im zweiten Quartal 2012 geplant.
Der zum Rheinmetall-Konzern gehörende Automobilzulieferer KSPG (vormals Kolbenschmidt Pierburg) mit Sitz in Neckarsulm verstärkt ebenfalls seine Präsenz in Indien und hat
die Gleitlager-Aktivitäten der Kirloskar Oil Engines Ltd. (KOEL), Pune, übernommen. Zusätzlich zu diesen Aktivitäten stellt KSPG an seinem eigenen Produktionsstandort in Pune
bereits Komponenten zur Schadstoffreduzierung sowie Pumpen für die indische Automobilindustrie her.
Aus Sicht der Schaeffler AG, Herzogenaurach, ist die Präsenz in Indien auch deshalb ein
„Muss“, weil die Bedeutung indischer Zulieferer auf dem weltweiten Automotive-Zuliefersektor deutlich zunehmen wird. Kennzeichnend für den indischen Markt sei zudem das
wachsende Bewusstsein für umweltfreundliche und effiziente Technologien, mit denen sich
Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen reduzieren lassen. Auch in Indien werden die
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Emissionsgrenzwerte immer anspruchsvoller. Effizienzsteigernde Produkte bietet das Unternehmen im Bereich Motor, Getriebe und Fahrwerk. Gezeigt werden auf die Bedürfnisse
des indischen Marktes abgestimmte Kupplungslösungen, Radlager, Getriebekomponenten
und auch moderne Ventiltriebselemente. Zu den Kunden des Zulieferers zählen auch die
indischen Hersteller Suzuki Maruti und Tata.
Bosch ist seit 60 Jahren in Indien präsent und beschäftigt dort rund 25.000 Mitarbeiter.
In der Kraftfahrzeugtechnik stehen im Mittelpunkt der dortigen Bosch-Aktivitäten: Produkte
und Technologien, mit denen Verbrauch und Emissionen weiter reduziert werden können –
z. B. kostengünstige Einspritztechniken für Diesel und Benziner. Allein bei Common-RailSystemen für Dieselmotoren erwartet Bosch bis 2014 eine Verdoppelung der Stückzahlen
für den indischen Markt. Hinzu kommen Innovationen zur Verbesserung der aktiven Fahrzeugsicherheit. Ziel von Bosch ist es, in Indien kostengünstige Komponenten und Systeme
für den wachsenden Markt der Low-Cost-Fahrzeuge zu entwickeln und anzubieten.
ZF, Friedrichshafen, ist seit mehr als drei Jahrzehnten in Indien präsent, sowohl mit Joint
Ventures als auch mit Lizenzpartnerschaften, und beschäftigt dort rund 3.000 Mitarbeiter.
Der ZF-Produktionsstandort Pune soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden,
neben Achsen und Getrieben sollen Dämpfer, Kupplungen und Chassis-Komponenten gefertigt werden.
Folgende Unternehmen sind Aussteller auf dem deutschen Gemeinschaftsstand: ACT Aerosol-Chemie-Technik GmbH, ACTech GmbH, Brose Fahrzeugteile GmbH & Co., CTP-GmbH,
Edag GmbH & Co. KGaA, Felss GmbH, Ferdinand Bilstein GmbH + Co. KG, FrankfurtRheinMain GmbH, Hirschvogel Holding GmbH, HJS Emission Technology GmbH & Co., HÜCO
Automotive GmbH, Hunold, iwis motorsysteme, Kapolnek GmbH, Konvekta AG, KSPG AG,
Kunststoff Helmbrechts AG, Maha Maschinenbau Haldenwang GmbH & Co. KG, MarstonDomsel GmbH, Scherdel GmbH, Vierol AG, W.E.T. Automotive Systems, Weber-Hydraulik
GmbH, Witte Far East Pte. Ltd., Witzenmann GmbH, Woco Industrietechnik GmbH, Wulf
Gaertner Autoparts AG, Hübner GmbH, Sandeep Engineers, Pierburg GmbH, KS Kolbenschmidt, Pierburg Pumptechnology, KS Aluminium-Technology, KS Gleitlager, OBS Group
und Felss Burger GmbH.
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