Küchengeschichten - mit Daniel Müller
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Küchengeschichten - mit Daniel Müller
23 Gebote von Ferran Adria 1. 2. das Kochen ist eine Sprache, durch die man Harmonie, des salzigen werden ausradiert. Bedeutung erlangt die Humor, Provokation und Kultur ausdrücken kann. neue kalte Küche, insbesondere die Kreationen aus der die Verwendung von Produkten höchster Qualität wird als Welt des salzigen Eises. selbstverständlich vorausgesetzt, ebenso wie das 3. 4. Vorspeisen und den Nachspeisen gibt es eine wahre alle Produkte haben den gleichen gastronomischen Wert, Revolution, die viel zu tun hat mit der Symbiose zwischen unabhängig von ihrem Preis. der Welt des süssen und der Welt des salzigen. Bei den Produkte aus der Welt der Pflanzen und des Meeres Hauptgerichten wird die Hierarchie "produktgarnieren- werden bevorzugt benutzt. Es herrschen ferner Sauce" zerstört. vervielfachen sich. Durch den Service wird eine In den letzten Jahren wird sehr wenig Gebrauch von Aktualisierung der fertigen Speisen am Tisch rotem Fleisch und Geflügel in grossen Stücken gemacht. vorgenommen. In anderen Fällen sind es die Gäste, die auch wenn man die Eigenschaften der Produkte an dieser Fertigstellung teilnehmen. verändert (Temperatur, Struktur, Form, etc.), ist es immer 16. das Ursprüngliche als Stil ist ein Gefühl der Verbindung das Ziel, die Reinheit des ursprünglichen Geschmacks zu mit dem eigenen geografischen und kulturellen Kontext, erhalten, ausser in denjenigen Prozessen, bei denen wie auch mit dessen kulinarischer Tradition. Die man etwas lange kocht, oder bei denen man die Verbundenheit mit der Natur ergänzt und bereichert diese Nuancen sucht, die aus Reaktionen resultieren, wie die Beziehung mit der Umwelt. 17. die Produkte und Verarbeitetes aus anderen Ländern die Techniken des Kochens, die klassischen wie die modernen, sind ein Kulturgut, das der Koch maximal zu 7. 18. es gibt zwei grosse Wege, die Harmonie der Produkte und des Geschmacks zu erreichen: durch die Erinnerung wie es im Lauf der Geschichte in der Mehrzahl der (Dekonstruktion, Verbindung zum Ursprünglichen, Bereiche der menschlichen Entwicklung geschehen ist, Adaption, moderne frühere Rezepte) oder durch neue sind die neuen Technologien eine Hilfe beim Fortschritt Kombinationen. 19. man erfindet eine eigene, immer weiter genormte die Familie der Fonds wird erweitert und man benutzt - Sprache, die manchmal Beziehungen zur Welt der Kunst neben den klassischen - leichtere Fonds, die die gleiche und zu deren Sprache herstellt. Funktion erfüllen (Wasser, brühen, consomé, geklärte Gemüsesäfte, Essenzen aus Trockenfrüchten, etc.) 9. werden den eigenen Kriterien des Kochens unterworfen. nutzen wissen muss. des Kochens. 8. 15. die neuen Möglichkeiten die Speisen zu servieren die in ihrem Zusammenspiel eine leichte Küche formen. des maillard. 6. 14. die klassische Struktur der Gerichte wird zerstört. Bei den technische Wissen, diese zu verarbeiten. Milchprodukte, Trockenfrüchte und andere Produkte vor, 5. 13. die Grenzen zwischen der Welt des süssen und der Welt Kreativität, Glück, Schönheit, Poesie, Komplexität, Magie, die durch eine Speise dargestellte Information geniesst 20. die Konzeption der Rezepte ist so auszurichten, dass die Harmonie in kleinen Portionen hergestellt wird. 21. die Dekontextualisierung, die Ironie, das Spektakel & die man mit den Sinnen; man geniesst und erfasst aber auch Performance sind absolut zulässig, immer dann wenn sie durch die Reflexion. nicht oberflächlich sind, sondern wenn sie antworten oder 10. die Sinne werden nicht nur durch den Geschmack stimuliert. Man kann ebenso mit dem Tastsinn spielen sich auf eine gastronomische Reflexion beziehen. 22. das Menü mit vielen Gängen (Menu degustaçion) ist der (Kontraste bei Temperaturen und Strukturen), dem höchste Ausdruck der Köche der Avantgarde. Seine Geruch oder dem Sehen (Farben, Formen, optische Struktur ist lebendig und dem Wandel unterworfen. Man Täuschung, etc.), wobei die Sinne zu einem der setzt auf Konzepte wie Snacks, Tapas, avant Posters, wichtigsten Referenzpunkte im kreativen Schaffen Morphins, etc. werden. 23. das Wissen und/oder die Zusammenarbeit mit Experten 11. die technisch-konzeptionelle Suche ist die Spitze der kreativen Pyramide. aus verschiedenen Bereichen ist wesentlich für den Fortschritt des Kochens. insbesondere die 12. es wird als Mannschaft kreiert. Andererseits bestätigt sich Zusammenarbeit mit der Nahrungsmittelindustrie und der das Prinzip des Erforschens als neue Eigenschaft des Wissenschaft bedeuteten einen fundamentalen Impuls. kreativen, kulinarischen Prozesses. diese Kenntnisse mit den Professionellen des Kochens zu teilen, trägt zu der genannten Weiterentwicklung bei. Mörigetopf 4/2009, Seite 2 Menu Olivenölgries Sphärische Ziegenkäseravioli mit Speckstaub und Honig Salatbouquet Lachstartar, getoppt mit Campari-Kaviar Schweinefilet Kartoffel-Olivenöl-Creme Gemüseplatte Apfel-Champagner-Crème Olivenöl-Schokolade Lutscher Espressocreme Internet-Adressen http://www.gourmetrics.de/ http://www.saisonkueche.ch/de/rezepte/molekularkueche/ (Saisonküche, Molekularküche) http://www.eigenarbeit.org/molekularkueche/ http://www.freestylecooking.ch/ http://www.khymos.org/ http://www.elbulli.com/ http://www.fatduck.co.uk/ http://www.soulfoodfactory.ch/ http://www.masterchef.ch/ http://www.kisag.ch/ (Rezepte für den Kisag-Bläser) http://dasmagazin.ch/index.php/picasso-am-herd (Interview des Tagesanzeigers mit Ferran Adrià) Mörigetopf 4/2009, Seite 3 Olivenölgries Nach: SoulFoodFactory Zutaten Für n Personen Olivenöl oder jedes andere kalt gepresste Öl (z.B. Trüffelöl, Tomatenöl, etc.) 2kg Stickstoff Pain Paillasse od. Weissbrot Olivenöl in einem dünnen Faden in den flüssigen Stickstoff giessen, je dünner umso kleiner der Gries. Rund 30 bis 120 Sek. Im Stickstoff belassen, anschliessend mit Schaumkelle herausnehmen und anrichten. Zum Auffangen des Öls kann auch ein grosses, feines Sieb in den Stickstoff gehalten werden. Die Kügelchen und Kristalle halten sich für gewisse Zeit auf dem Teller. Dazu gehören: frisches Brot (z.B. Paillasse), Balsamico, Salz, Pfeffer. Achtung: Schutzbrille tragen Mörigetopf 4/2009, Seite 4 Sphärische Ziegenkäseravioli mit Speckstaub und Honig 1 Wasser in eine Schüssel geben. Die Alginsäure zugeben, mit einem Stabmixer zu einem dicklichen Alginbad mixen. Ca. 30 Minuten ruhen lassen. 2 Ziegenfrischkäse mit der Milch verrühren, salzen. Nacheinander jeweils 1 Teelöffel der Masse sorgfältig in das Alginbad geben und ca. 10 Minuten sphärifizieren lassen. Aus: Saisonküche 3/2008 3 Inzwischen den Speck ohne Zugabe von Fett in einer beschichteten Bratpfanne knusprig braten, auf Haushaltspapier abtropfen lassen. In einem Cutter fein hacken oder von Hand fein zerbröseln. 4 Eine weitere Schüssel mit Wasser füllen. Die sphärischen Ravioli nacheinander sorgfältig mit einem Schaumlöffel aus dem Alginbad nehmen und ins Wasserbad geben. Ravioli herausheben, abtropfen lassen und auf je 1 Partylöffel geben. 5 Je 1 Tropfen Honig darauf geben. Mit Speckbröseln bestäuben und mit wenig Pfeffer abschmecken. Servieren mit einem Salatbouquet, parfümiert mit einer Balsamico-Vinaigrette Zutaten Für 4 Personen 1 L Wasser 5 g Algin 100 g Ziegenfrischkäse z. B. Chavroux 2 EL Milch 1 Prise Salz 4 Tranchen Bauernspeck 1 L Wasser wenig flüssiger Honig Schwarzer Pfeffer aus der Mühle Balsamico-Vinaigrette (Essig, Öl, etc.) Mörigetopf 4/2009, Seite 5 Lachstartar – Garen mit Säure Aus: Molekularküche, Thomas Vilgis Zutaten Für 4 Personen 2 unbehandelte Limonen 400 g Lachsfilet ohne Haut 4 Stängel glatte Petersilie 2g Koriandersamen (gemörsert) 8 grüne Pfefferkörner 2 Schalotten Salz 10 g Calciumchlorid oder Calciumlactat 1,5l Wasser 1,5 g Alginat 150ml Campari Lachstartar Eine Limone heiss abwaschen und die Schale mit einem Zestenreisser abziehen. Beide Limonen auspressen. Den Lachs in 0,5cm grosse Würfel schneiden. Die Limonenzesten, den Limettensaft und das Lachstartar vermischen und etwa 2 Stunden marinieren. Von der Petersilie die Blätter abzupfen und fein hacken. Nach Ende der Marinierzeit die gemörserten Koriandersamen, den grünen Pfeffer und die Petersilie zu dem Lachstartar zufügen. Die Schalotten schälen, in sehr feine Würfel schneiden und erst kurz vor dem Anrichten unterrühren, da diese Wasser abgeben würden und sich deshalb die typische Tatarstruktur nicht ausbilden könnte. Mit Salz abschmecken. Toping mit Campari-Kaviar. Für das Campari-Kaviar Das Calciumchlorid im Wasser auflösen. Das Alginat in den Campari einrühren. Dieser Prozess kann durch leichte Wärmezufuhr beschleunigt werden. Die Campari-Alginat-Lösung in eine 200-ml-Spritze aufziehen und gleichmässig in die CalciumchloridLösung tropfen lassen (15 – 60 Sek.). Mit einem kleinen Löffel die Camparikügelchen aus der Lösung fischen und kurz im frischen Wasser schwenken. Mörigetopf 4/2009, Seite 6 Schweinsfilet - 60°C im Wasserbad Kartoffel-Olivenöl-Creme Aus: Molekularküche, Thomas Vilgis Aus: Molekularküche, Thomas Vilgis Zutaten Für 4 Personen Zutaten Für 4 Personen 100 g schwarze Oliven 600g Schweinefilet (vom Metzger vakuumieren lassen) 500g gekochte Salzkartoffeln, mehlig 3 Knoblauchzehen Salz 100ml Olivenöl Pfeffer aus der Mühle Salz In einen passenden Topf Wasser füllen und auf 60°C erhitzen (oder alternativ im Bain-Marie). Das ungewürzte und eingeschweisste Schweinefilet in das 60°C warme Wasser legen und bei konstanter Temperatur etwa 8 Stunden garen lassen. Alternativ kann das Filet auch in 3 Stücke (Schwanzstück ca. 150g, Mittelstück ca. 200g, Anfangsstück ca. 250g) geschnitten und separat vakuumiert werden. In diesem Fall genügen 2 Stunden für das Schwanzstück, 3 Stunden für das Mittelstück und 4 Stunden für das Anfangsstück. 2 Eigelbe Die Oliven im vorgeheizten Backofen bei 100°C Oberund Unterhitze etwa 3 Stunden trocknen und anschliessend klein kacken. Die Kartoffeln vierteln. Die Knoblauchzehen schälen, fein hacken und zu den Kartoffeln geben. Die Oliven und das Olivenöl ebenfalls zugeben. Das Ganze leicht erwärmen, zu einem Mus zerstampfen (oder Passe-Vite) und salzen. Erst wenn das Mus klumpenfrei ist, die Eigelbe langsam einrühren. Es entsteht eine kompakte feste Masse mit creme-ähnlichem Charakter. Nach Ende der Garzeit mit Salz und Pfeffer oder mit Kräutern würzen. Um Röstaromen zu erhalten, das Fleisch kurz mit dem Bunsenbrenner bräunen. Zum Anrichten Fleisch in Stücke schneiden und mit Pfefferluft toppen. Pfefferluft Nach: SoulFoodFactory Zutaten Für n Personen 6dl Wasser 25 Pfefferkörner, gemörsert 2g Lecithin aus Soja oder Sucro Zutaten in einem flachen Gefäss mischen. Mit einem Stabmixer (ca. 3 Min. an der Oberfläche) oder einer Aquarium-Pumpe Schaum erzeugen. Mörigetopf 4/2009, Seite 7 Gemüseplatte abnehmen, den Selleriesaft durch ein Sieb giessen und 150g Saft auffangen. Nach: Ferran Adrià Für die warmen Sülzen aus Spargel, Karotten, roter und grüner Paprika und Sellerie 150 g Spargelsaft (wie beschrieben zubereitet) 1,2 g gemahlener Agar-Agar 1 ¾ Blatt Gelatine à 2 g (zuvor in kaltem Wasser eingeweicht) 150 g Karottensaft (wie beschrieben zubereitet) 1,2 g gemahlener Agar-Agar 1 ¾ Blatt Gelatine à 2 g (zuvor in kaltem Wasser eingeweicht) Zutaten 150 g Saft der roten Paprika (wie beschrieben zubereitet) 1,2 g gemahlener Agar-Agar 1 ¾Blatt Gelatine à 2 g (zuvor in kaltem Wasser eingeweicht) Für n Personen 400g grüne Spargeln 400g Rüebli 200g rote Peperoni 200g grüne Peperoni ½ Bund Stangensellerie Je Gemüse 1,2g gemahlener Agar-Agar Je Gemüse 1¾ Blatt Gelatine à 2g 150 g Saft der grünen Paprika (wie beschrieben zubereitet) 1,2 g gemahlener Agar-Agar 1 ¾Blatt Gelatine à 2 g (zuvor in kaltem Wasser eingeweicht) 150 g Selleriesaft (wie beschrieben zubereitet) 1,2 g gemahlener Agar-Agar 1 ¾Blatt Gelatine à 2 g (zuvor in kaltem Wasser eingeweicht) Maldon-Salz Rosmarinblüten Blüten des Tornillo-Baums Rauchöl Spargel 30 Sekunden in kochendem Wasser blanchieren und anschliessend in Eiswasser abkühlen. Den Spargel entsaften, fünf Minuten ruhen lassen und den Schaum abnehmen. Durch ein Sieb giessen und 150g Saft auffangen. In einem Topf ein Viertel des Spargelsaftes nach Belieben salzen und mit dem gemahlenen Agar-Agar mischen. Unter ständigem Rühren bei schwacher Hitze zum Sieden bringen. Von der Herdplatte nehmen, den restlichen Spargelsaft dazugeben und den Schaum abnehmen. Rüebli schälen und entsaften. Fünf Minuten ruhen lassen und den Schaum abnehmen. Durch ein Sieb giessen und 150g Saft abmessen. Die Gelatineblätter unterrühren und umrühren. Beide Peperoni-Sorten separat entkernen, waschen und in Streifen schneiden. Die Peperonistreifen entsaften und 5 Minuten ruhen lassen. Den Schaum abnehmen, den Saft durch ein Sieb giessen und 150g Saft auffangen. In 1 x 5 cm große Rechtecke schneiden. Den Sellerie waschen, in kleine Stücke schneiden und 10 Sekunden in kochendem Wasser blanchieren. Danach in Eiswasser abkühlen. Den erkalteten Sellerie entsaften und 5 Minuten ruhen lassen. Den Schaum Weitere Zutaten In einem Gefäß andicken lassen, so dass eine 1 cm dicke Schicht entstehen kann. Für die Zubereitung der Sülzen aus Karotte, roter und grüner Paprika und Sellerie verfahren wie oben beschrieben. Maldon-Salz Rosmarinblüten Blüten des Tornillo-Baums Mörigetopf 4/2009, Seite 8 Anm.: Die Blüten können durch andere Blüten entsprechend der jeweiligen Jahreszeit ersetzt werden. Anrichten und servieren der Gemüseplatte Auf einem rechteckigen Teller die Streifen der Gemüsesülzen parallel nebeneinander anordnen. Von links nach rechts sollten sie jeweils mit einem Zentimeter Abstand in der folgenden Reihenfolge platziert werden: Grüne Paprika Karotte Sellerie Rote Paprika Grüner Spargel In einem Topf das Rauchöl leicht erhitzen und den Teller mit den Gemüsesülzen im Ofen erwärmen. Das Rauchöl, etwa 10 g pro Teller, über die Gemüsesülzen geben. Das Maldon-Salz über die Sülzen streuen und mit den Blüten dekorieren. Mörigetopf 4/2009, Seite 9 Apfel-Champagner-Crème Espressocreme Nach: SoulFoodFactory Nach: Ferran Adrià Zutaten Zutaten Für 4 Personen Für 4 Portionen 5 dl Vollrahm 325ml Espresso 2-3 Gläser Apfelsaft (oder Apfelschaumwein) 125ml Rahm Vanillezucker 75g Zucker Champagner / Prosecco 2-2½ Blatt Gelatine Flüssiger Stickstoff Gelatine-Blätter in kaltem Wasser einlegen, bis sie weich werden. 100ml des Espressos auf 60° C erhitzen und von der Kochplatte nehmen. Zucker dazu geben und rühren, bis er aufgelöst ist. Gelatineblätter ausdrücken und zum Espresso geben. Mit dem Schneebesen alles gut verrühren. Nun den restlichen, kalten Espresso und den Rahm in die Mischung geben. In einen Kisag-Bläser geben, diesen unter Druck setzen (2 Patronen), 8-10 Mal kräftig schütteln und kühl stellen (2h). Rahm, Apfelsaft und Vanillezucker mischen und mit flüssigem Stickstoff abkühlen. Vorsichtig Champagner/Prosecco dazu giessen und immer wieder mit etwas flüssigem Stickstoff zu einer Glacéartigen Crème verarbeiten. In Gläser füllen und sofort servieren. Olivenöl-SchokoladeLutscher In kleines Gefäss füllen und zum Kaffee/Espresso servieren. Aus:Molekularküche, Thomas Vilgis Zutaten Für 4 Personen 100g Zartbitterschokolade (70% Kakaoanteil) Etwas Fleur de Sel oder Chilipulver Etwas fruchtiges Olivenöl Holzstäbli, Spritze Die Schokolade zerkleinern und in Wasserbad erwärmen, bis sie flüssig ist. Nach Belieben Fleur de Sel oder Chilipulver verfeinern. Die Holzspiesse mit Abstand nebeneinander auf ein Backpapier oder eine Silikonmatte legen. Die flüssige Schokolade auf eine 150ml-Spritze aufziehen und jeweils auf ein Ende eines Holzspiesses einen Kreis aufspritzen. Im Gefrierfach bei -18°--20°C gefrieren lassen. Danach das Innere der Schokoladenkreise mit dem Olivenöl auffüllen und erneut einfrieren, damit der Schoko-Öl-Lutscher aushärten kann. Mörigetopf 4/2009, Seite 10 Glossar Die zeitgenössische Avantgardeküche hat ihre Wurzeln in Spanien. Sie serviert Gerichte mit neuartigen Eigenschaften. Gemüse werden zu Schäumen und Gelees verarbeitet, Glaces heiss aufgetragen – sie schmelzen beim Abkühlen im Mund. Bonbons können aus Olivenöl bestehen, So genannter sphärischer Kaviar aus Melonensaft. Durch überraschend kombinierte Aromen, unkonventionelle Verwendung von Süssem und Salzigem, aussergewöhnliche Temperaturen und Strukturen sowie eine charakteristische Ästhetik sind diese Gerichte zugleich Wahrnehmungsschule und nähern sich den Methoden der zeitgenössichen Kunst. Der bekannteste Vertreter und Pionier der spanischen Avantgardeküche ist Ferran Adrià. Er betreibt in der Nähe von Barcelona das Restaurant El Bulli als Gesamtkunstwerk. Weitere bedeutende der Avantgardeköche sind Heston Blumenthal in England, Homaro Cantu in den USA, Juan Amador in Deutschland und Denis Martin in der Schweiz. Agar-Agar (E 406) Dieses rein vegetarische Geliermittel wird aus roten Algen gewonnen. Das raffinierte Pulver wird kalten Massen beigefügt. Seine Bindefähigkeit entwickelt es bei mindestens 2 minütigem Kochen ab 95 Grad. Mit Agar-Agar gebundene Gelees können bis 80 Grad erhitzt werden, ohne dass sie ihre Konsistenz verlieren. Hingegen leidet die Gelierfähigkeit in Verbindung mit sauren Lösungen. Alginsäure (Algin) Alginsäure (E 400) ist ein natürliches Produkt aus Braunalgen. Das in kalten Flüssigkeiten lösliche Pulver geliert in Verbindung mit Kalziumsalz. Dosierlöffel Verschieden grosse Löffel aus Chromstahl ermöglichen die Dosierung (15 ml, 5 ml, 2,5 ml und 1,25 ml) und Formgebung (halbkugelförmig) von Flüssigkeiten um entsprechend grosse sphärische Formen herzustellen. Kalziumsalz (Calcic) Kalziumsalz (E 509) weist eine hohen Wasserlöslichkeit und einen erheblichen Kalziumgehalt aus. Das Granulat reagiert in Verbindung mit Alginsäure und löst den Prozess der Sphärisierung aus. Erkenntnisse bei der Zubereitung von Speisen um. Dabei werden sowohl biochemische und physikalische Prozesse von Rezepten erklärt wie auch neue Zubereitungen empfohlen. Thomas A. Vilgis vom MaxPlanck-Institut in Deutschland zählt zu den bekanntesten Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Molekularküche. International hat vor allem der französische Physiko-Chemiker Hervé This grosse Entwicklungsarbeit geleistet. Umgangssprachlich wird der Begriff der Molekularküche für eine Entwicklung in der Gastronomie gebraucht. Dieser neuartige Stil der Haute Cuisine verwendet neben den üblichen Küchentechniken auch solche aus der Lebensmittelindustrie und nutzt Erkenntnisse aus der Forschung. Siehe auch Avantgardeküche. Natriumzitrat (Citras) Natriumzitrat (E 331) ist ein hoch wasserlösliches Pulver und wird hauptsächlich aus Zitrusfrüchten hergestellt. Zu seinen Charakteristika gehört die Fähigkeit, den Säuregehalt von Lebensmitteln zu reduzieren. Sieblöffel Mit einem Sieblöffel werden gelierte Flüssigkeiten aus dem Kalziumsalzbad gehoben und in einem Wasserbad abgespült. Sojalecithin Lecite (E 322) Wird aus gentechnisch unverändertem Soja hergestellt. Es ist kalt löslich und eignet sich dank seiner hohen Emulgierfähigkeit zur Herstellung von Schäumen oder zum binden von Saucen. Sphärifizierung Die Sphärifizierung ist eine Technik aus der spanischen Avantgardeküche, um verschieden grosse Kugeln herzustellen, wie zum Beispiel sphärischer Kaviar aus Cassislikör. Dabei geliert die Aussenseite eines Cassislikör-Tropfens durch eine Reaktion von Alginsäure in einem Kalziumsalzbad. Sphärischer Kaviar Aus unterschiedlichen Flüssigkeiten (Likör, Sirup oder Fruchtsaft) mit Alginsäure (und sofern nötig mit Natriumzitrat), die mit Hilfe einer Spritze, als kleine Tropfen in einem Kalziumsalzbad zu Perlen gelieren. Die danach im Wasser gespülten Kügelchen können als sphärischer Kaviar serviert werden oder in Getränken, Saucen oder als Garnitur verwendet werden Molekularküche Die Molekularküche setzt wissenschaftliche Mörigetopf 4/2009, Seite 11