Auflösung des Schlechinger Helferkreis für Asylbewerber

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Auflösung des Schlechinger Helferkreis für Asylbewerber
Auflösung des Schlechinger Helferkreis für Asylbewerber Im Juli 2014, wenige Tage nach der für alle völlig überraschenden Ankunft von einer Gruppe von Asylbewerbern aus Eritrea im Mühlauer Gasthof „Kampenwand“, wurde von Schlechinger Bürgern im Beisein von Bürgermeister Josef Loferer spontan ein „Schlechinger Helferkreis für Asylbewerber“ ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Asylbewerber zu unterstützen bei ihrer Integration in der deutschen Gesellschaft und sie möglichst rasch fit zu machen für den deutschen Arbeitsmarkt. Der Helferkreis umfasst inzwischen 22 Mitglieder, darunter pensionierte Lehrer und Menschen die für ihre ehrenamtliche soziale Arbeit vom Staat ausgezeichnet wurden (u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz). Der Helferkreis begann bereits drei Tage nach der Ankunft der Flüchtlinge mit einem täglichen intensiven deutschen Sprachunterricht. Der tägliche Sprachunterricht wurde schrittweise ausgebaut, intensiviert und speziell auf die Belange des Lebens in Schleching ausgerichtet. Ein Schlechinger Zweitwohnbesitzer stiftete eine größere Anzahl Sprachcomputer, sodass die Flüchtlinge auch außerhalb der Schulstunden Wiederholungslernen nach einem auch in anderen Helferkreisen Deutschlands erfolgreich getesteten und bewährten PC‐Lern‐Programm unter Anleitung von Helfern durchführen konnten. Die Gemeinde Schleching unterstützte die Sprachschul‐ Aktivität mit der Zurverfügungstellung von Räumlichkeiten und diversen technischen Hilfeleistungen. Das Unterrichtsprogramm erwies sich deshalb als besonders schwierig, weil bei den Eritreern wenig schulische Vorerfahrung und insbesondere wenig Kenntnis einer europäischen Sprache vorhanden waren und vor allem unser Alphabet neu erlernt werden musste. Das Sprachlehrprogramm wurde unterstützt durch einen wöchentlichen „Sport‐ und Spiel‐
Tag“. Ein sport‐erfahrenes Helfer‐Ehepaar unternahm mit den Flüchtlingen Fahrradausflüge, unterwies sie im Krafttraining und lehrte sie vielseitige Spiele. Auch dieses Programm diente der praktischen Sprachausbildung. Über die Programme Sprache und Sport und Spiel hinaus engagierte sich der Helferkreis vordringlich darin, „eine Brücke zur Schlechinger Bevölkerung“ zu schlagen. Es wurden in der Öffentlichkeit Filme über Eritrea gezeigt mit anschließender Diskussion. Es gab ein Kennenlern‐Fest mit Schlechinger Bürgern und eine Weihnachtsfeier als Gäste einer Schlechinger Gastwirtin. Der eritreische Buchautor Zekarias Kebraeb informierte Schlechinger Bürger über sein Land im Rahmen einer gut besuchten Lesung in der Gemeindebücherei. Die Asylbewerber wurden gezielt eingebunden in das Dorfleben anlässlich von Dorffesten, bei der Aktion Saubere Landschaft („rama dama“), Sportveranstaltungen usw. Das Amtsblatt der Gemeinde Schleching wurde regelmäßig versorgt mit Berichten über das Leben und die Integration der Flüchtlinge in Schleching. Die Schlechinger Bürger reagierten darauf mit Zustimmung und Anteilnahme, ja sogar mit Geldspenden. Sie stifteten Fahrräder, Kleidung und Langlaufskier für die Asylbewerber. Auf Bitten des Helferkreises baute der Schlechinger Handwerker und Musiker Martin Sabold gemeinsam mit einem Asylbewerber ein gitarre‐ähnliches eritreisches Musikinstrument, die „Krar“; beide traten mit diesem Produkt sogar im Bayrischen Rundfunk auf. Zusätzlich übernahm der Helferkreis vielfache Betreuungsaufgaben: zahlreiche Fahrten zum Arzt (bis hin nach Großhadern), Aufladen von Mobiltelefonen, Versorgungshilfe während des Ramadan sowie unzählige unterschiedliche individuelle Beratungen. Von Juli 2014 bis zum heutigen Tag haben die ehrenamtlichen Sprachlehrer des Helferkreises mehr als 800 unentgeltliche Unterrichtsstunden geleistet. Nicht zu rechnen die zahllosen Stunden, die in Sport, Betreuung, Besprechungen, Erfahrungsaustausch, Veranstaltungen etc. investiert wurden. Die Ziele des Helferkreises sind in der nachstehenden sechs‐säuligen Grafik dargestellt. Leider gelang es dem Helferkreis während all dieser Monate nicht, die in der Säule sechs in obiger Grafik dargestellten Ziele zu realisieren. Trotz vielfacher ernsthafter Versuche, eine Zusammenarbeit mit dem Wirt der Asylanten‐Unterkunft zu erreichen, wie z.B. durch die Einschaltung eines professionellen Mediators oder durch den demonstrativen Rücktritt des beim Wirt in Ungnade gefallenen Helferkreis‐Gründers Dr. Jan Bodo Sperling ist es dem Helferkreis nicht gelungen, den Wirt zu einer vom gegenseitigen Verständnis getragenen Kooperation zu bewegen. Das ist umso bedeutsamer, als die Flüchtlinge begannen, sich zunehmend über den Wirt und dessen unberechenbare Verhaltensweisen zu beschweren. In der Folge entschlossen sich etliche Asylbewerber im Mai 2015 nach München zu fahren und vor der Bayernkaserne öffentlich gegen den Schlechinger Wirt und sein Verhalten zu protestieren. Nachdem sie dort bei Wind und Wetter 15 Tage ausgehalten hatten, gelang es dem Helferkreis in mehreren Besuchen vor Ort, die Protestierenden zur Rückkehr nach Schleching zu bewegen, weil die Flüchtlinge eingesehen hatten, dass es der falsche Weg war, nach München zu gehen und dort zu demonstrieren. Seitdem hat der Wirt sein Verhalten gegenüber den Rückkehrern noch verschärft. Der Wirt behauptet „die lügen doch wenn sie den Mund aufmachen“. Sie sind „unbelehrbar“ und „benehmen sich wie die Schwein“ (Zitat im Round‐Table‐Gespräch im Landratsamt am 1.7.2015 nochmals bestätigt). Tatsache ist, dass der Wirt bei Unstimmigkeiten mit den Flüchtlingen mehr mit der Polizei kommuniziert hat als mit dem Helferkreis. Der Helferkreis hat von der Protestaktion der Flüchtlinge in München vorab keine Kenntnis gehabt. Schon gar nicht hat er diese Aktion in irgendeiner Weise unterstützt oder für gut gehalten. Am 29.5. gab es im Gasthof „Kampenwand“ den Versuch eines Klärungsgesprächs mit 3 Vertretern des Helferkreises und 4 Eritreern, die mit einer Dame der Inneren Mission und einem Dolmetscher extra aus München angereist waren. Vergeblich. Die Wirtsleute haben diese Gesprächsrunde bereits nach wenigen Minuten verlassen. Auch das in Säule sechs der obigen Grafik dargestellte Ziel: „Zusammenarbeit mit Betreuern und Behörden“ wurde in der fast ein Jahr dauernden Tätigkeit des Helferkreises leider nicht erreicht. Die Asylanten‐Sozialberaterin der Diakonie in Traunstein hat ihre Kooperationszusagen gegenüber dem Helferkreis nicht erfüllt; sie hat ihre Besuche bei den Flüchtlingen mit dem Helferkreis nicht koordiniert und insbesondere den Helferkreis nie über aktuelle Vorfälle informiert (z.B. auch über Proteste von anderen Flüchtlingen in München). Sie hat zu keinem Zeitpunkt zu erkennen gegeben, dass sie die Arbeitsentlastung durch den Helferkreis anerkennt. Im Gegenteil: es hat wiederholt Aussagen gegeben, der Helferkreis sei ein störendes, behinderndes Element. Zitat aus einem Bericht einer Diakoniebeauftragten an Bürgermeister Loferer v. 7.11.14: „Erschwerend kommen die Ehrenamtlichen dazu, die die Situationen z.T. eher noch verschlechtern, indem sie den Flüchtlingen Fehlinformationen geben, oder sie auf Rechte hinweisen, die sie nicht haben.“ (Diese Diakoniebeauftragte hatte sich nie mit dem Helferkreis unterhalten.) Bereits kurz nach dem Eintreffen der ersten Asylbewerber im Gasthof „Kampenwand“ hatte schon der Beauftragte der Regierung von Oberbayern, Herr Knauer, die Wirtin vor Helferkreisen gewarnt. Die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt haben den Helferkreis zu keinem Zeitpunkt unterstützt. Selbst ein „Runder Tisch“ aller Beteiligten (mit Ausnahme der Flüchtlinge!) am 1.7.2015 in Traunstein brachte keinerlei Unterstützung für die Arbeit des Helferkreises. Im Gegenteil: auch hier Ablehnung, Misstrauen, Tadel. Aufgrund der hier geschilderten Situation sieht sich der Helferkreis nicht in der Lage, seine selbstgesetzten Ziele zu erreichen. Die Helfer sehen keinen Sinn mehr darin, ihre ehrenamtliche Arbeit fortzusetzen, zumal die Wirtsleute dem Helferkreis inzwischen mit rechtlichen Schritten drohen. Die Helfer haben deshalb heute beschlossen, ihre Arbeit mit sofortiger Wirkung zu beenden. Der „Schlechinger Helferkreis für Asylbewerber“ ist per Mitgliederbeschluss v. 3.7.2015 mit großer Mehrheit somit endgültig aufgelöst. Schleching, den 4. Juli 2015 Gez. Dr. Jan Bodo Sperling Gez. Anika Hempel, M.A. (Gründer des Helferkreises) (Vorsitzende des Helferkreises) „An einem
Strang ziehen“
Gegenseitige
Transparenz
Regelmäßige
Treffen
Klare Aufgabenverteilung
Zusammenarbeit mit Wirtsleuten,
Betreuern und Behörden
Soziale Betreuung, so z.B.
Hilfe bei Behördengängen/Arztbesuchen
Informationen für Einheimische
zum besseren gegenseitigen Verständnis
Kulturelle Integration/Brücken bauen zur
einheimischen Bevölkerung
Sprachliche Integration/Deutschunterricht
Eingliederung in das Berufsleben
Erfolgreiche Arbeit des
Schlechinger Helferkreises bei
der Betreuung von
Asylbewerbern
Arbeit von ehrenamtlichen Mitgliedern im Helferkreis
(jeder nach seinen Ressourcen)
Grundprinzipien
Informationsaustausch