Infomappe zur Haltung von Meerschweinchen von
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Infomappe zur Haltung von Meerschweinchen von
Infomappe zur Haltung von Meerschweinchen von Als Haustiere erfreuen sich Meerschweinchen einer immer größeren Beliebtheit. Leider steht das Meerschweinchen in dem Ruf ein anspruchsloses, pflegeleichtes Schmusetier zu sein, was bei weitem nicht der Fall ist. www.die-‐villa-‐kunterbunt.com Seite 1 von 23 Inhalt 1. Allgemeine Infos 2. Vor der Anschaffung oder Kauf 3. Der Meerschweinchenkauf 4. Das richtige Zubehör 5. Meerscheinchenalltag 5.1 Die Ankunft im neuen Heim 5.2 Eingewöhnung und die ersten Tage 5.3 Richtiges Hochheben 5.4 Auslauf 5.5 Gefahrenquelle beim Wohnungsauslauf 5.6 Beschäftigung in der Wohnung 5.7 Zusammenführung mit einem Artgenossen 5.8 Zusammenleben mit anderen Haustieren 5.9 Die Meerschweinchensprache 5.10 Meerschweinchen im Garten 6. Der Meerschweinchenspeiseplan 6.1 Heu 6.2 Trockenfutter 6.3 Frischfutter 6.4 Zum Knabbern 6.5 Leckerlies 6.6 Lecksteine / Vitaminzusätze 6.7 Wasser 7. TÜV 8. Meerschweinchenkrankheiten 9. Tipps zum Käfigselbstbau Anhang Seite 2 von 23 3 4 6 8 10 10 10 10 10 11 11 11 13 13 14 16 16 17 17 18 19 19 19 20 21 22 23 1. Allgemeine Infos Die Heimat der Meerschweinchen sind die Hochebenen und Buschsteppen der Anden, einer Gebirgskette in Südamerika. Sie leben dort in einer Höhe von bis zu 4200m. Die Inkas haben die Tiere vor gut 600 Jahren domestiziert und als Speise- und Opfertier gehalten. Mit der Eroberung durch die Spanier im 16. Jahrhundert kamen die ersten Meerschweinchen dann nach Europa. Weil sie über das Meer nach Europa kamen und Quietschlaute ähnlich wie ein Hausschwein abgaben, nannte man sie „Meerschweinchen“. Meerschweinchen sind lebhafte, bewegungsfreudige und gesellige Tierchen. Die Meerschweinchen in Südamerika leben in Familienverbänden von bis zu 20 Mitgliedern die durch ständige Stimmäußerungen in Kontakt bleiben. Bei Gefahr laufen sie aufeinander zu. Die reviertreuen Tiere graben in gestrüppbewachsenem Gelände zwischen Ruhestellen und Futterplätzen Höhlen mit zahlreichen Gängen, die als Fluchtwege dienen. Meerschweinchen gehen stets gemeinsam auf Futtersuche. In freiem Gelände immer im Gänsemarsch! Ein deutlicher Tag- und Nachtrhythmus ist nicht zu erkenne. Während den etwa 20stündigen Aktivitätsphasen wechseln sich Aktivität und kurze Schlafperioden von etwa zehn Minuten. Die Länge eines ausgewachsenen Meerschweinchen beträgt ca. 20 cm. Das Gewicht liegt bei Weibchen zwischen 800 und 1300g, bei Männchen beträgt es 1000 bis 1600g. Die Tiere haben einen gedrungenen Körper mit kurzen Beinen und einem großen Kopf. Als Nagetier haben sie oben und unten scharfe Schneidezähne. Weiter sind noch je 8 Backenzähne im hinteren Beriech des Kiefers vorhanden. Als das ausgeprägteste Sinnesorgan erweist sich die Nase, auch könnten sie sehr gut hören. Über ihr Sehvermögen streite sich bislang die Wissenschaft. Meerschweinchen haben eine etwas höhere Körpertemperatur (im 39 Grad) als Menschen und eine schneller Atmung (ca. 120 Mal/min). Meerschweinchen werden durchschnittlich etwa 5 bis 6 Jahre alt. Bei guter Haltung und wenn andere Faktoren wie Erbgut, keine Krankheiten u.a. auch stimmen, könnten Meerschweinchen durchaus 8-10 Jahre alt werden. Wichtig: Meerschweinchen brauchen viel Platz und eine abwechslungsreiche Umgebung, um aktiv und gesund zu bleiben! Seite 3 von 23 2. Vor der Anschaffung oder Kauf KEINE EINZELHALTUNG! WEDER DER MENSCH, NOCH EIN ANDERES TIER, WIE Z.B. EIN KANNINCHEN KÖNNEN ERSATZ FÜR EINEN ARTGENOSSEN SEIN. DAS MEERSCHWEINCHEN IST EIN RUDELTIER UND DARF NICHT ALLEINE GEHALTEN WERDEN! Kleine Meerschweinchen sprechen durch ihr putziges Aussehen besonders Kinder an und man wird dadurch oft verleitet, das Meerschweinchen als ideales Haustier für Kinder zu sehen. Aber von der Vorstellung von dem Schmusemeerschweinchen, das nichts lieber hat, als herumgetragen zu werden und den ganzen Tag nur zu spielen will, wurde schon so manche neue Meerschweinchenbesitzer geheilt. Meerschweinchen sind tolle Tiere – ihr Wesen und ihre Art sind einmalig, aber man muss sie akzeptieren wie sie von Natur aus sind. Vor dem Kauf muss man sich ausgiebig informieren und auch mit der ganzen Familie oder den Mitbewohnern klären, ob ein Meerschweinchen das geeignete Haustier ist. Zu viele Tiere wurden schon wegen enttäuschter Hoffnungen wieder in die Tierhandlung oder in Tierheime gebracht. Wichtig: Das Meerschweinchen ist ein Fluchttier mit einem ausgeprägten Fluchtinstinkt! Auch wenn das Meerschweinchen ein Kinderwunsch ist, müssen Sie ich darüber im klaren sein, dass die Verantwortung und auch die Arbeit bei Ihnen liegt. Das Interesse Ihres Kindes kann sehr schnell nachlassen. Die sorgfältige Beobachtung und tägliche Kontrolle der Tiere sind für ihr Wohlergehen äußerst wichtig. Nur kundige Erwachsenen sind dazu in der Lage. Kaufen Sie nur Meerschweinchen, wenn nicht nur Ihre Kinder, sonder auch Sie selber Freude daran haben. Wichtig: Für Kinder unter 8 Jahren sind Meerschweinchen nicht zu empfehlen! Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte die vor der Anschaffung von Meerschweinchen geklärt werden müssen: - Meerschweinchen können 6 – 8 Jahre oder älter werden. Wer wird sich solange um das Tier kümmern? - Die Anschaffung und Haltung von Meerschweinchen sind mit laufenden Kosten verbunden. Das Tier braucht einen großen Käfig, Futter etc.; und wenn es mal krank wird einen Tierarzt. Tierarztkosten können den Anschaffungspreis der Tiere weit übersteigen. Wer nicht bereit oder in der Lage ist, diese Kosten zu tragen, sollte von der Anschaffung von Meerschweinchen absehen! Seite 4 von 23 - Gibt es bereits Haustiere, die sich möglicherweise nicht mit dem neuen Haustier vertragen? - Es müssen immer mindestens 2 Tiere gehalten werden! - Bestehen Allergien gegen Tierhaare, Heu oder Staub in der Familie oder näheren Verwandtschaft? - Wer kümmert sich um die Tiere, wenn Sie in den Urlaub fahren? - Fütterung, Pflege und regelmäßiger Auslauf nehmen jeden Tag Zeit in Anspruch! - Sind in Ihrer Wohnung Haustiere erlaubt? - Meerschweinchen brauche Auslauf und nagen evtl. auch mal Möbel und Teppiche an; sie werden auch selten stubenrein! Seite 5 von 23 3. Der Meerschweinchenkauf Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wo man Meerschweinchen bekommen kann: Tierheim, Zoofachgeschäft, Züchter oder eine private Tiervermittlung. Unabhängig davon, wo sie Meerschweinchen erwerben, sind einige Faktoren zu beachten: Alter des Tieres: Fragen Sie beim Kauf genau nach dem Alter der Tiere. Jungtiere, die vorzeitig von der Mutter genommen wurden, sind anfälliger für Krankheiten und können Verhaltensstörungen entwickeln. Bei der Abgabe sollte ein junges Meerschweinchen mindestens 300g wiegen. Geschlecht des Tieres: Allgemein geht das Gerücht herum, dass Weibchen sozialer seien und Männchen einen strengeren Geruch als Weibchen hätten. Leider hält sich dieses Gerücht bis heute, aber es ist ein Ammenmärchen! Wenn Sie sich für Meerschweinchen entscheiden, gibt es mehrere Möglichkeiten: Weibchen untereinander können zickig sein. Wie im richtigen Leben – neigen Weibchen dazu, öfters mal zu meckern und sich gegenseitig „anzuzicken“! Wenn zwei weibliche Babies vergesellschaftet werden, oder ein Baby-Weibchen zu einem älteren Weibchen dazugesetzt wird, vertragen sich die beiden in der Regel gut. Setzt man aber zwei ältere, sich fremde Weichen zu einander, kann es zu großen Auseinandersetzungen und Rangkämpfen kommen. Weibchen können ganz schön giften und das andere Tier so einschüchtern, dass sich letzteres nicht mehr ans Futter traut. Weibchen und Böckchen: Sie versteh sich gut und stellen eigentlich die Idealkombination dar. Um unerwünschten Nachwusch zu vermeiden, muss man das Böckchen vorher kastrieren lassen. Einen harmonischen Zusammenleben steht dann nichts mehr im Wege. Wichtig: Ein geschlechtsreifer Bock ist nach der Kastration noch bis zu 4 Wochen zeugungsfähig! Böckchen: Sie werden oft zahmer und anhänglicher als Weibchen. Sinnvoll ist immer eine möglichst frühe Kastration, da der Bock schon im Alter von 4 Wochen oder mit einem Gewicht ab 350g geschlechtsreif sein kann. „Frühkastrationen“ können bereits ab 250g bei einem Tierarzt, der Erfahrung und Routine darin hat, vorgenommen werden. Auskunft erteilt Ihre Meerschweinchenhilfe und verantwortungsvolle Züchter. Böcke vertragen sich oft besser, als es ihnen ihr Ruf vorausschickt! Natürlich gibt es Exemplare, die nicht miteinander können, wie bei den Weibchen auch. Ob es zwei Wurfgeschwister sind, tut nichts zur Sache. Auch sie könne sich später, wenn sie in der Pubertät kommen (mit 3-6 Monaten) heftigst streiten und vertragen sich dann überhaupt nicht mehr. Möglicherweise sind es zwei dominante Tiere aus einer domiSeite 6 von 23 nanten Familie. Am besten man setzt zwei Böcke von klein auf zusammen. Oder, wenn man bereits einen etwas älteren Bock hat, kann man ihm einen Baby-Bock dazusetzen. Aber Achtung: Jeglicher Damenbesuch zerstört das empfindliche Verhältnis von unkastrierten Böcken, und zwar für immer! Deshalb ist eine Kastration immer ratsam. Gruppenhaltung: Eine Kleingruppe ab 3 Tieren besteht idealer Weise aus 1 Kastrierten Bock und mehreren Weibchen. Das ist die artgerechteste Haltungsform für diese Tierart. So könne sie das ganze Spektrum ihrer Verhaltensweisen ausleben. Ein Kastrat wirkt ausgleichend und beruhigend auf eine Gruppe Weibchen und schlichtet sobald die Weichen ihr „Zickengehabe“ an den Tag legen. Ob es in einer Meerschweinchen-Gruppe zu Aggressionen kommt, hängt im übrigen nicht nur vom Geschlecht der Tiere ab, sondern wesentlich auch von der Strukturierung des Lebensraumes, sowie dem Charakter und Alter der einzelnen Tiere. Wichtig: Auch Tiere die in Gruppen gehalten werden, können zahm werden - vorausgesetzt, man beschäftig sich entsprechend mit ihnen. Ausschlaggebend für die Zutraulichkeit eines Meerschweinchens ist nicht in erster Linie, ob es als Paar oder in einer Gruppe gehalten wird, sondern ob und in welcher Weise wir uns mit ihnen beschäftigen! Seite 7 von 23 4. Das richtige Zubehör Bevor Sie die Meerschweinchen in das neue Heim bringen, sollten Sie den Käfig / Stall und das Zubehör kaufen. Bei Ankunft der Meerschweinchen sollte bereits der fertig eingerichtete Käfig auf die neuen Hausgenossen warten. Meerschweinchenkäfig sind in zahlreichen Formen, Materialien und Varianten erhältlich. 2 Meerschweinchen brauchen mindestens einen Käfig mit einer Fläche von 1,20 x 0,60m. Die Höhe sollte mindestens 45 cm sein. Die angegebenen Maße sind Mindestmaße – je größer der Käfig, Stall oder Gehege desto besser! Häuschen am besten aus Holz und nicht zu klein. Meerschweinchen nagen gerne und viel – ein Holzhäuschen ist also nicht nur ein Ort zum Verstecken, sondern wird auch gerne zum Nagen verwendet. Die Öffnungen müssen groß genug für das Meerschweinchen sein. Sehr geeignet sind Häuschen als „Aussichtsplattform“ verwenden. Sinnvoll sind ebenfalls Häuser mit mehreren Eingängen ohne kleine Fenster als „Fluchtfallen“. Hängematten, Korkröhren, Weidebrücken oder Holztunnel nehmen Meerschweinchen auch gern als Zufluchtsort, Versteck und als Ort der Geborgenheit an. Der Futternapf sollte am besten aus Steingut, nicht zu klein und schwer sein, damit er nicht umkippen kann. Eine Wasserfläche mit Kugelventil. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese Wasserflächen sehr praktisch sind. Bei Wassernäpfen verunreinigt das Wasser sehr schnell durch Futter oder Einstreu und wenn der Napf mal umkippt, schwimmt alles im Käfig. „Flaschen“ müssen täglich mit einer Flaschenbürste gereinigt werden, um der Algenbildung vorzubeugen! Bei vielen Käfigen sind Heuraufen als Gitterstäbe dabei – diese sind recht unpraktisch, da die Meerschweinchen gerne darin schlafen und durch die Gitter eine Verletzungsgefahr für die Tier besteht (Beinbruch, Zerrungen etc.). Es gibt Heuraufen aus Kunststoff, die außen am Käfig angebracht werden; eine sinnvolle Alternative, die den Meerschweinchen keinen Platz im Käfig wegnimmt und das Heu sauber hält. Eine weiter Möglichkeit ist auch die Heusocke. Eine alte Socke unten aufschneiden, Heu reinstopfen und von der Decke des Geheges / Käfigs runterhängen lassen, so dass die Meerschweinchen es noch erreichen können. Dann sind die Tiere beschäftigt und das Heu bleibt sauber. Alternativ gibt es im Zoofachhandel auch aus Metall „Futterkugeln“ zu kaufen! Als Einstreu sind im Zoofachhandel verschiedenste Kleintierstreu (gepresste Strohpellets, Hobelspäne usw.) erhältlich. Bei diesen ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass sie nicht stauben, denn das bekommt den empfindlichen Atemwegen der Tiere nicht. Auch Hanfstreu hat sich bewährt. Katzenstreu sollte nicht verwendet Seite 8 von 23 werden, da die Folgen schwere Verdauungsstörungen sein können und den Fußsohlen schaden, sie sogar wund werden lassen, was zu Ballenabszessen führen kann. Toilette: Einige Meerschweinchen werden stubenrein. Im Käfig sucht es sich einen festen Platz, an dem es seine „Geschäfte“ verrichtet. Dort können Sie dann eine kleine Nagertoilette mit Stroh und/oder Einstreu platzieren – das erleichtert die regelmäßige Reinigung. Transportkiste: Sehr gut eignet sich die im Handel erhältliche Transportkiste/Box. Darin ist ein sicherer und gut geschützter Transport möglich. Für den regelmäßigen Tierarztbesuch, den Transport in den Garten oder für den Weg ins Urlaubsdomizil, lohnt sich diese Anschaffung. Immer. Tipp: Eine mit einem unifarbenen Tuch/Handtuch ausgestattete Transportbox bietet dem Tierarzt die Möglichkeit Urin + Kot direkt zu beurteilen! Seite 9 von 23 5. Meerscheinchenalltag 5.1 Die Ankunft im neuen Heim Wenn das Meerschweinchen im neuen Heim ankommt, sollte alles vorbereitet sein. Der Käfig sollte fertig hergerichtet sein und an seinem zukünftigen Platz stehen. Vermeiden Sie Plätze neben einem Heizkörper, der Stereoanlage oder dem Fernsehgerät. Pralle Sonnen und Zugluft verträgt das Meerschweinchen nicht; und auf dem Fußboden sollte der Käfig auch nicht platziert werden (Fluchtinstinkt!) Setzen Sie das Meerschweinchen nun in den neuen Käfig und lassen Sie ihm einige Zeit zur Eingewöhnung in der neuen Umgebung. 5.2 Eingewöhnung und die ersten Tage Wie lange ein Meerschweinchen zur Eingewöhnung braucht, hängt von seinem Charakter und von seinen bisherigen Erfahrungen mit Menschen und Artgenossen ab. Da Meerschweinchen einen sehr ausgeprägten Geruchs- und Gehörsinn haben, sollten Sie viel mit Ihren neuen Mitbewohner sprechen (ruhig und freundlich) und sie of an der Hand riechen lassen. So werden sie Sie bald an Geruch und Stimmer erkennen. Wichtig ist, sich nie hektisch dem Käfig zu nähern oder die Meerschweinchen zu jagen. Versuchen Sie die Meerschweinchen mit Futter zu locken und wenn sie die erste Scheu verloren haben, beginnen Sie langsam, sie zu streicheln. Das Vertrauen muss Schritt für Schritt aufgebaut werden – haben Sie Geduld, es kann einige Wochen dauern. 5.3 Richtiges Hochheben Nähern Sie sich den Tieren immer langsam und mit ruhiger Stimme. Lassen Sie die Meerschweinchen Ihren Geruch aufnehmen und greifen Sie nach einigem Streicheln von der Seite her hinter die Vorderbeine. Dabei darf der empfindliche Brustkorb natürlich nicht zusammengedrückt werden. Der Griff darf weder zu fest no zu locke sein. Beim Anheben stützt man mit der anderen Hand das Hinterteil. Beim Tragen winkeln Sie einen Arm an und setzen das Meerschweinchen auf den angewinkelten Unterarm. Mit der anderen Hand bleiben Sie am Rücken des Meerschweinchens. Seien Sie nicht zu zaghaft beim Hochnehmen, bei einem Sturz kann sich das Meerschweinchen schwere Verletzungen zuziehen. 5.4 Auslauf Wichtig: Meerschweinchen sind sehr bewegungsfreudig und neugierig! Wenn sich Ihre Meerschweinchen eingelebt haben (nach einigen Wochen), können Sie sie in einem „begrenzten Raum“ frei laufen lassen (begrenztes Freigehege im Seite 10 von 23 Garten oder Zimmer in der Wohnung). Die Meerschweinchen werden ihre neue Umgebung neugierig erkunden und eventuell beginnen mit Kotbällchen das neue Revier zu markieren. Sie können eine Katzentoilette mit etwas Einstreu aus dem Käfig aufstellen – am besten an der Stelle, wo die Meerschweinchen am meisten markieren. 5.5 Gefahrenquelle beim Wohnungsauslauf - Zimmerpflanzen: Meerschweinchen knabbern gerne, evtl. auch an Pflanzen, die giftig sein können. - Türen: Plötzliches Öffnen einer Tür durch eine weitere Person kann für ein dahintersitzendes Meerschweinchen schwerwiegende Folgen haben – machen Sie vielleicht ein Schild auf dem steht: „Freilaufendes Meerschweinchen“ – hängen Sie dieses zu Auslaufzeiten an die Tür und bei vorsichtigem Öffnen der Tür besteht dann keine Verletzungsgefahr für Ihre Tiere. - Käfiggitter und Türchen: Erleichtern Sie ihren Meerschweinchen das Einund Aussteigen aus einem Käfig (vor allem kleine Tiere tun sich oft schwer); gut geeignet ist ein Stück Teppichrest, Kunstrasen, oder im Handel erhältliche Holzrampen. - Kabel: Sämtliche Kabel sind in Kabelkanäle einzuziehen oder so zu verlegen, dass die Meerschweinchen keine Möglichkeiten zum Annagen haben – eine Stromschlag könnte tödlich enden. - Haustiere: Katzen, Hunde & Co. können auch eine Gefahr für Ihre Meerschweinchen darstellen (Fressfeinde). Treppen: Sollten gut abgesichert sein; denn Meerschweinchen können nicht so gut springen und in einer Gefahrensituation könnten sie aus Panik eventuell hinunterstürzen. Machen Sie Ihre Wohnung „Meerschweinchensicher“, nur so vermeiden Sie Verletzungen! - 5.6 Beschäftigung in der Wohnung Bei Meerschweinchenspielzeug ist Kreativität und Köpfchen gefordert: leere Toilettenpapierrollen, unbedruckte Pappkartons zum durchklettern und zerfetzen, Kartonrollen aus dem Teppichladen, Ton- oder Korkröhren, Katzentunnel, Tennisbälle, Hindernisparcours aus Körben, Schachteln etc.. Die Möglichkeiten sind vielfältig und preiswert. 5.7 Zusammenführung mit einem Artgenossen Der Käfig für zwei Meerschweinchen sollte auf jedem Fall groß genug sein – jedes Tier muss die Möglichkeit haben, sich zurückziehen zu können und auch ein Seite 11 von 23 eigenes Häuschen oder Unterschlupf haben – je kleiner das Revier (oder der Käfig) desto geringer die Chancen auf ein harmonisches Miteinander. Wenn Sie Ihr Meerschweinchen mit einem anderen Meerschweinchen vergesellschaften wollen, sollten Sie zuvor sicher sein, dass das neue Meerschweinchen gesund ist. Planen Sie bei gekauften Tieren (Zoofachhandel) evtl. auch eine Quarantänezeit ein. In diesem Fall kann man die Käfige so nebeneinander stellen, dass sich die beiden sehen und riechen könne. Schon bei den ersten Kontakten sehen Sie, ob sie sich friedlich beschnuppern oder durch die Gitterstäbe angiften. Auch hier geben Sie ihnen Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen. Das erste Aufeinanderstreffen sollte auf möglichst neutralem Boden stattfinden. Man darf nie ein neues Meerschweinchen in den Käfig des Reviereigentümers setzen. Am besten ist es, das erste Zusammentreffen in einem neutralen aber begrenzten Raum oder im Freigehege stattfinden zu lassen. Nach Möglichkeit sollten die Tiere dort gute Ausweichmöglichkeiten haben – Gegebenheiten, wo ein Tier das andere in die Enge treiben kann, sollte vermieden werden. Situationen beim ersten Aufeinandertreffen: Liebe auf den ersten Blick: Das gibt es auch unter Meerschweinchen; nach einem kurzen gegenseitigen Beschnuppern geht es friedlich von statten. Vorsichtshalber sollte man aber auch hier in den ersten Tagen die Tiere nicht unbeaufsichtigt lassen. Man kann die Tiere, die vergesellschaftet werden sollen, mit Einstreu einreiben, damit sie zunächst einmal gleich „duften“, also das neue Tier erst mal keinen neuen „Stallgeruch“ mitbringt und sich somit als Außenseiter darstellt. Ein sehr sicheres Zeichen, das die beiden wohl nie zusammenfinden werden, ist das Anfauchen, Anschnattern und/oder Zähneklappern. Springen sie sich gegenseitig an, können sie sich gegenseitig böse Bisswunden zufügen und sollten deshalb sofort wieder getrennt werden. Vorsicht! Ein so in Wut geratenes Meerschweinchen kann ganz schön zubeißen! Am besten nimmt man Handtuch, Zeitschrift oder ein Stück Pappe, um die beiden auseinander zu bringen. Dann lassen sie sich einfacher nehmen. Um die Eingewöhnung etwas zu erleichtern, sollte man den Käfig vorher gut reinigen, damit der „Besitzergeruch“ einigermaßen weg ist. Außerdem sollte man jedem Tier Unterschlupf (Hausrecht) zugestehen, so wird ein Streit um die „Wohnhöhle“ von vorne herein ausgeschlossen. Man kann den ganzen Käfig umstrukturieren und mit Brettern, Steine, Ästen etc. dekorieren, worüber sich das alteingesessene Tier erst mal wundern wird. Dem „Neuzugang“ wird so die Change gegeben, ein Schlupfloch zu finden, in dem es erst mal verschwinden kann. Eine große Portion Heu oder Grünfutter sorgt evtl. auch für Ablenkung! Für einen „Meerschweinchenneuling“ ist es oft schwer den richtigen Zeitpunkt zu erkenne, wann bei Auseinandersetzungen eingeschritten werden soll. Also, besser einmal zu früh einschreiten, als einen unfreiwilligen Tierarztbesuch einplanen zu müssen. Bei Beißereien muss unbedingt eingeschritten werden. Seite 12 von 23 Es kommt immer wieder mal vor, dass sich Meerschweinchen nicht verstehen – hier darf man auch nicht versuchen, es zu erzwingen, die Tiere stehen dann unter Stress, was sich wiederum negativ auf den Gesundheitszustand auswirken kann. 5.8 Zusammenleben mit anderen Haustieren Meerschweinchen und Kaninchen: Das Zusammenleben von Meerschweinchen und Kaninchen hat sich auf Dauer nicht bewährt. Zum einen liegt es daran, dass die Tiere ganz unterschiedlich kommunizieren (Körperhaltung, Laute) und dadurch z. B. eine Drohgebärde vom Partner gar nicht verstanden werden kann. Auch haben beide Tierarten andere Ansprüche an Futter, sowie Käfiggestaltung und Bewegungslauf. Beide Tierarten sind mit einem Artgenossen glücklicher. Gegen eine Haltung mehrerer Kaninchen mit mehreren Meerschweinchen ist nichts einzuwenden, solange die Meerschweinchen nicht von den Kaninchen gejagt oder gar gebissen werden. Meerschweinchen und Katzen: Machen Sie die beiden langsam miteinander vertraut und beobachten Sie, wie die beiden miteinander umgehen. Meerschweinchen passen sehr gut in das Beuteschema von Katzen, deshalb sollte ein Katze nie unbeaufsichtigt mit einem freilaufenden Meerschweinchen sein. Meerschweinchen und Hunde: Auch hier stimmt das Beuteschema – Hund und Meerschweinchen können sich verstehen, aber lassen Sie Ihren Hund nie unbeaufsichtigt mit dem Meerschweinchen. Lautes Bellen könnte Ihre Meerschweinchen erschrecken und stressen. Machen Sie die beiden geduldig miteinander bekannt. Meerschweinchen und Hamster, Degus, Mäuse, Chinchillas etc.: Verzichten Sie zum Wohl der Tiere auf jegliche Vergesellschaftungsversuche! 5.9 Die Meerschweinchensprache Die Verständigung unter uns Meeris erfolgt akustisch. Die Stimmlage reicht von leisen, beruhigteren Piepsen, über lauten Knattern, bis hin zum lauten Quietschen bei Aufregung oder Schmerzen. Wenn unser „Futtersklave“ mit unserem Essen kommt, begrüßen wir ihn mit einem Pfeifkonzert. Grunzen: Werden Sie von Ihren kleine Hausgenossen angegrunzt, wenn Sie z.B. gerade das Zimmer betreten, freuen sie sich, Sie zu sehen und begrüßen Sie. Auch Familienmitglieder sagen sich so freundlich grunzend „Hallo“, während sie sich zärtlich Nase an Nase beschnuppern. Glucksen: Lassen Sie die Kleinen nun aus ihrem Heim, zeigen sie ihre Freude oft durch übermütige Bocksprünge, die dann von Freudengluckern begleitet werden. Seite 13 von 23 Quieken: Lassen Ihre kleine Freunde ein langanhaltendes, lautstarkes Quieken ertönen, nachdem sie einige Runden durch die Wohnung flitzten, sind sie vor Anstrengung richtig hungrig geworden. Sie zeigen Ihnen so, dass sie ihnen etwas Leckeres zum Fressen holen sollen. Ihre kleine Schleckermäuler werden sofort aufhören so fordernd zu quicken, wenn sie zufrieden vor sich hin knabbern können. So werden übrigens ausschließlich Menschen angebettelt. Fiepen: Hören Sie Ihre Meerschweinchen jämmerlich fiepen, ist es höchste Zeit eine Schmuse- und Spielstunde einzulegen. Ihre kleinen Schützlinge sind unglücklich, weil sie sich verlassen fühlen oder vor irgend etwas Angst haben. Dies ist auch der erste Laut, den ein kleine Meerschweinchen beherrscht. Sobald sich die Kleinen mulmig fühlen, z.B. weil Mutter und Geschwister plötzlich außer Sichtweite sind, machen sie so auf sich aufmerksam. Klappern/Schnattern: Werden Sie von Ihren kleine Hausgenossen angeschnattert, sollen Sie sie am besten in Ruhe lassen. Sie regen sich dann nämlich sehr auf und sind ängstlich und unsicher. Auch Rivalenkämpfe werden durch das Zähneklappern angekündigt. Purren und Brummen: Purren, also ein tiefer, vibrierender Brummton, und ein sanftes Glucksen drücken Wohlbehagen und Selbstsicherheit aus. Das Purren ist einer der wichtigsten Laute in dem sozialen Zusammenleben der Meerschweinchen. Fiept ein Junges, z.B. nach seiner Mutter, wird sie leise purrend angelaufen kommen, um ihr Kleines zu beruhigen. Laute, anhaltende Purrlaute (bromseln!), die sich fast schon wie Geknatter anhören, ertönen oft vom Chef eines Rudels. Um Konkurrenten einzuschüchtern, stolziert er laut purrend mit durchgestreckten Beinen und hoch aufgerichtet durch die Gegend („Imponiergehabe“). Leise mahlende Geräusche mit den Zähnen: Ja, das tut gut – weiterkraulen – mir geht’s gut und ich bin zufrieden. Mit allen vier Füßen in die Höhe springen: Wird „popcornen“ genannt, weil die Tier wie Popcorn in der Pfanne herumspringen. Meist werden dabei auch quieksende Laute produziert. Dies ist der Ausdruck purer Lebensfreude, das Schweinchen fühlt sich „sauwohl“. „Wie ihr seht, sagen wir mit allem etwas – es liegt nur an euch, uns auch richtig zu verstehen“! 5.10 Meerschweinchen im Garten Verfügen Sie über einen Garten oder einen windgeschützten Balkon, dann können Sie ihre Meerschweinchen eine schöne Abwechslung bieten. Seite 14 von 23 Sie haben die Möglichkeit ihren Meerschweinchen regelmäßigen Auslauf im Freien zu gewähren oder Sie entscheiden sich eine ganzjährige Außenhaltung. Was ist beim Freigehege / Gartenauslauf zu beachten: Pralle Sonne kann den Tod für Ihre Meerschweinchen bedeuten, daher das Gehege so planen, dass immer ausreichend Schatten oder ein Sonneschirm zur Verfügung steht. Das Gehege muss einbruchsicher und ausbruchsicher sein. Auch von oben muss ein ausreichender Schutz vorhanden sein. Ein Netz bietet keinen ausreichenden Schutz vor Feinden (Katzen, Marder, Raubvögel etc.)! Vergiftungen: Kontrollieren Sie genau, an welche Pflanzen Ihre Meerschweinchen herankommen – leider sind sehr viele Gartenpflanzungen höchst giftig für unsere Meerschweinchen. Vertrauen Sie auch nicht auf den angeboren Instinkt der Tiere, dass sie wissen, was sie fressen dürfen – unsere Haus-Meerschweinchen haben diese Gabe weigehendst verloren! Häuschen: Auch im Garten brauchen Ihre Meerschweinchen Rückzugsmöglichkeiten und einen geschützten Futterplatz. Auf Wasser, Heu und Futterschale darf natürlich auch draußen nicht verzichtet werden. Beschäftigung: Hügel, Äste, Sandkiste etc. sorgen auch im Gartenauslauf für Abwechslung. Wenn Sie Ihre Tiere auch im Winter draußen lassen (Balkon oder Garten), muss unbedingt ein gut isolierter, windgeschützter und mit Stroh und Heu ausgestatteter Stall zur Verfügung stehen. Dieser sollte zudem wegen der Kälte keinen direkten Bodenkontakt haben und groß genug sein, um die bewegungsaktiven Tiere nicht einzuschränken. Optimal für unsere Meerschweinchen wäre ein Überwinterung nicht unter 10 Grad plus. Seite 15 von 23 6. Der Meerschweinchenspeiseplan Meerschweinchen sind reine Pflanzenfresser und benötigen eine abwechslungsreiche Vielfalt, um gesund und fit zu bleiben. Bei der Futterzusammenstellung und bei der Futtermenge gibt es viele Faktoren zu berücksichtigen: - Alter des Meerschweinchens - Haltungsbedingungen (Wohnung- oder Außenhaltung, Einzel- oder Gruppenhaltung usw.) - Gesundheitszustand des Meerschweinchens - Bei Weibchen: tragend oder säugend Die Futtermengen sollte auch an den Energieverbrauch Ihrer Tiere angepasst sein. Ein Tier, das z.B. viel Bewegung hat, braucht entsprechend mehr Futter, als etwa ein älteres Tier, das sich weniger bewegt. Futterumstellungen sind immer in kleinen Schritten und unter genauer Beobachtung des Tiere zu machen. Langsam an Grünund Saftfutter zu gewöhnen sind Tiere, von denen wir nicht wissen wie sie vorher ernährt wurden, z.B. Meeris aus dem Zoohandel. Meerschweinchen sind genau wie auch der Mensch, nicht in der Lage, Vitamin C in ausreichender Menge zu synthetisieren und deshalb darauf angewiesen, diesen wichtigen Stoff über unser Futter aufzunehmen. Die Tiere besitzen im Unter- und Oberkiefer je 2 Schneide- und 8 Backenzähne (2 Prämolare, 6 Molare), die ständig weiterwachsen. Meerschweinchen müssen deshalb viel an harten Gegenständen nagen, damit sich ihre Zähne gleichmäßig abnutzen. Das Kiefergelenk eines Meerschweinchens ist als „Schlittengelenk“ ausgebildet. Sie zermalen ihr Fressen und schleifen gleichzeitig ihre Backenzähne durch Vor- und Rückwärtsbewegung ab. Sehr wichtig ist es, einen Teil des Kotes zu fressen. Durch diese sogenannte Koprophagie könne die Meerschweinchen Vitamin K, das im Blinddarm gebildet wird, aufnehmen und so ihren gesamten Vitamin-B-Bedarf decken. 6.1 Heu Hochwertiges Heu enthält wichtige Nährstoffe und Ballaststoffe, welche die Verdauung des Meerschweinchens regulieren. Heu muss immer ausreichend vorhanden und qualitativ hochwertig sein. Heu sollte ganz oben auf dm Speiseplan des Meerschweinchens stehen und den Großteil der Ernährung ausmachen! Meerschweinchen nehmen mehr als 80 kleine Mahlzeiten pro Tag ein – daher muss Heu immer verfügbar sein, um den Magen/Darmtrakt im Gleichgewicht zu halten! Seite 16 von 23 6.2 Trockenfutter Trockenfutter jeglicher Art ist als Energie- und Kraftfutter zu betrachten und sollte rationiert gefüttert werden. Zuviel Trockenfutter machen Ihre Meerschweinchen nur träge. Im Handel erhältlich sind verschiedene Trockenfuttermischungen. Die Futtermischung sollte so gut wie gar kein Getreide und Mais enthalten, das belastet unnötig den Margen-Darm-Trakt und macht dick. Folgende Richtwerte (Idealfall, leider selten zu bekommen) helfen Ihnen zusätzlich bei der Auswahl von Qualitäts-Trockenfutter: - Rohfaseranteil: mind. 12% - je niedriger der Rohfaseranteil, desto energiereicher ist das Futter (Vorsicht: Dickmacher!) Roheiweißanteil (=Rohproteinanteil): max. 18% - höherer Eiweißanteil führt zu Verdauungsstörungen Rohfettgehalt: max. 3 % Für die Vitamin- und Mineralstoff-Gehalte im Futter gelten pro folgende Empfehlungen: - Vitamin A 12000 i.E. - Vitamin C 200 – 300 mg - Vitamin D 500 – 700 i.E. - Kalzium 3-6g - Magnesium 1-2g - Phosphor 2–4g 1 – 2 Esslöffel pro erwachsenem Tier sind ausreichend! Durch verschiedene Umstände kann sich der Energiebedarf der Tiere vergrößern – das sollte dann durch eine Erhöhung der Futtermenge und nicht durch Verfütterung energiereicherer Futtermischungen berücksichtig werden – solche Umstände sind: - Tiere die Zuchtleistung erbringen müssen Außenhaltung bei niedrigen Temperaturen trächtige und säugende Meerschweinchen sehr bewegungsfreudige Tiere Tiere im Wachstum 6.3 Frischfutter Darunter versteht man Gemüse, Obst und Kräuter. Der Menüplan von Ihrem Meerschweinchen kann sehr abwechslungsreich gestaltet werden, achten Sie darauf, Frischfutter nicht in Übermengen zu verfüttern, das könnte zu Verdauungsstörungen führen. Wahre Vitamin C-Bomben sind Schwarze Johannisbeeren, Petersiliengrün, Paprika, Kiwi, Brokkoli, Erdbeeren, Spinat, Brunnenkresse, FeldSeite 17 von 23 salat, Löwenzahnblätter, Tomaten. Wichtig: Grünfutter nie feucht oder vom Straßenrand geben. Auf Kopfsalat sollte man aufgrund des hohen Nitratgehaltes ganz verzichten. Aus Garten und Küche Apfel Chicoree Fenchel Johannisbeere Mangold Orangen Banane Kiwi Birne (wenig) Eisbergsalat Gurke Karotte Radicchio Ruccola Paprika Romana Brokkoli Endivien Heidelbeere Sellerie Mandarinen Stangensellerie Trauben Melone Erdbeere Himbeere Kohlrabi Grapefruit Spinat Mais (nur frisch) Bohnekraut Johanniskraut Majoran Petersilie Thymian Borretsch / Grukenkraut Estragon / Bertram Liebstöckel / Maggikraut Rosmarin Zitronenmelisse Aus dem Kräutergarten Basilikum Brennessel Kerbel Minze Salbei Beifuss Dille Löwenzahn Oregano Selleriekraut Tagesration Grünfutter (pro Tag und Tier): - eine kleine Karotte ein Viertel eine Apfels ein Stück Fenchel ein Büschel Löwenzahn, Gras etc. (im Sommer); 2 Blätter Endivien-, Eisbergoder Romanasalat etc. (im Winter) 6.4 Zum Knabbern Wichtiger Bestandteil der Nahrung ist auch die Knabberkost. Zum Abnützen der lebenslang nachwachsenden Zähne braucht das Meerschweinchen immer etwas zum Nagen, gleichzeitig dient die Knabberkost auch der Beschäftigung. Wichtigster Futterbestandteil zum Abnützen der Zähne ist aber das HEU – da die Meerschweinchen aber auch Abwechslung sehr schätzen, können folgend Knabbereien zusätzlich zum Heu angeboten werden: - frische Birkenzweige: wirken harntreibend, stoffwechselanregend, entwässernd, entgiftend, nierenanregend - Fichte, Rottanne: die beste Art den Christbaum zu verwerten; frische Zweige sind ein beliebtes Leckerlie bei unseren Meerschweinchen und auch eine gute Beschäftigungsmöglichkeit; hoher Vitamin C Gehalt, Provitamin A und ätherische Öle; wirkt entzündungshemmend, schleimlösend, keimtötend und stärkt Seite 18 von 23 - das Immunsystem; gibt auch ein schön glänzendes Fell (sollte jedoch nicht in großen Mengen verfüttert werden – ein Ast pro Woche ist ausreichend). frische Zweige von: Haselnuss, Hainbuch, Erle, Weide, Linde, Ahorn, Esche und ungespritzter Obstbaumschnitt Hartes Brot, Knäckebrot, Zwieback, darf nicht zu stark gewürzt oder gesalzen sein – mit der Menge auch etwas zurückhalten, da diese Knabbereien „Dickmacher“ sind, 1x pro Woche genügt. 6.5 Leckerlies Knabberstangen, Drops etc. gehören nicht auf den Meerschweinchenspeiseplan und sollten nicht verfüttert werden. Diese Produkte enthalten hohe Mengen an Honig, Zucker und Getreide und schädigen auf Dauer Verdauung und Zähne Ihrer Meerschweinchen – noch dazu verfetten die Tiere dadurch sehr schnell. Diese Produkte freuen die Produzenten, sind aber nicht zum Wohl Ihrer Tiere! 6.6 Lecksteine / Vitaminzusätze Bei ausgewogener Ernährung ist eine Gabe von Lecksteinen und Vitaminpräparaten nicht zwingend notwendig. Bei Mangelerscheinungen / Krankheit etc. zu empfehlen: Vitacompex N (Zoofachhandel). 6.7 Wasser Frisches Wasser muss immer zur Verfügung stehen. Darum bitte täglich frisches Wasser (Raumtemperatur) geben. Meerschweinchen dürfen keine Milch, Fruchtsäfte etc. trinken!!! Seite 19 von 23 7. TÜV Meerschweinchen zeigen leider immer zu spät an, dass sie krank sind. Das ist eine natürliche Verhaltensweise, da kranke Tiere aus dem Rudel ausgeschlossen werden. Um Krankheiten rechtzeitig zu erkennen, sollten Sie mindestens einmal pro Woche ihre Meerschweinchen genau untersuchen. Hier einige Anhaltspunkte, die Ihnen zur Orientierung dienen: Wiegen Sie die Meerschweinchen regelmäßig und führen Sie Aufzeichnungen über die Gewichtsentwicklung, so können Sie Gewichtsveränderungen besser erkennen. Kontrollieren Sie das Fell auf kahle oder schorfige Stellen, das kann auf Milben-, Pilz oder Parasitenbefall hinweisen oder eine Mangelerscheinung sein. Ein gesundes Meerschweinchen hat dichtes, glänzendes Fell. Sind die Augen klar und sauber? Ständig verklebte Augen sind ein Krankheitszeichen. Reinige Sie das Auge nie mit Kamille. Verwenden Sie vom Tierarzt verschriebene Augentropfen oder Salben. Kontrollieren Sie regelmäßig die Zähne: Da Meerschweinchenzähne lebenslang wachsen, müssen sie auch ständig abgenutzt werden. Fehlstellungen führen dazu, dass die Zähne zu lang werden und das Tier nicht mehr richtig fressen kann. Verletzungen im Mundbereich und Zunge können schwerwiegende Folgen haben. Leeres Kauen, sabbern, verklebtes Kinn etc. können Anzeichen für zu lange Backenzähne sein – hier müssen Sie umgehend den Tierarzt aufsuchen. Kontrollieren Sie die Krallen – sind diese zu lang, dann müssen sie gekürzt werden. Ihr Tierarzt zeigt Ihnen wie sie das am besten bewerkstelligen. Überprüfen Sie die Ohren, ob diese sauber sind. Sollten die Ohren schmutzig sein, auf keinen Fall mit einem Wattestäbchen reinigen. Es gibt beim Tierarzt spezielle Lösungen zum Reinigen der Ohren! Auch Intimhygiene muss sein – kontrollieren Sie regelmäßig die Analregion und die Geschlechtsorgane. Verschmutzungen müssen sofort entfernt werden, bei Rötungen, nässenden Stellen, Schwellungen ist sofort der Tierarzt aufzusuchen. Seite 20 von 23 8. Meerschweinchenkrankheiten Um im Krankheitsfall dem Tierarzt ein möglich exaktes Bild geben zu können, sollten Sie die Gewohnheiten Ihrer Tiere in gesundem Zustand ausreichend kennen – dies beginnt beim täglichen Verhalten, geht über Fressverhalten bis zur Verdauung und besonderen Eigenheiten Ihres Tieres. Als vorrangig wichtig erachten wir die Maßnahmen zur Vorbeugung und die wichtigsten Erkennungszeichen bei Krankheit. Vor allem, wenn man mehrere Tier hält, ist die Früherkennung oft für den restlichen Bestand überlebenswichtig. Wichtig: Ein Meerschweinchen das nicht wie gewohnt zum Fressen kommt, hat nicht ausnahmsweise keinen Hunger, sonder ist mit großer Wahrscheinlichkeit krank und braucht dringend Hilfe. Meerschweinchenkrankheiten vorbeugen: - Regelmäßige Reinigung des Käfigs Zugluft vermeiden Regelmäßige Kontrolle der Zähne, Augen, Krallen und Geschlechtsteile Richtige Fellpflege Ausgewogenen und artgerechte Ernährung Zu den häufigsten Erkrankungen gehören Verdauungsstörungen, Erkältungen, Zahnprobleme, Virus- und Hauterkrankungen. Bei Krankheitsanzeichen bitte immer einen guten Tierarzt aufsuchen! Seite 21 von 23 9. Tipps zum Käfigselbstbau Vielen Meerschweinchenbesitzern gefallen die handelsüblichen Käfige nach einiger Zeit nicht mehr, man kann oft schlecht eine zweite Ebene einbringen oder es ist einfach kein Platz für diverse Häuschen, Kletter- und Versteckmöglichkeiten. Oder aber der Käfig ist so groß und sperrig, dass er viel Platz wegnimmt und im Wohnbereich nicht unbedingt schön aussieht. Dies sind Gründe, warum immer mehr Meerschweinchenbesitzer sich als Architekten versuchen und ihren Schweinchen richtige Paläste bauen. Hier nun für alle bauwütigen Meeri-Besitzer Vorschläge für Selbstbaugehege. Wenn Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind und auch selbst ans Werk gehen wollen, dann schauen Sie sich doch z.B. mal die Selbstbaukäfige auf Mel´s Homepage an: www.mel-s.de - Viel Spaß beim Planen und Basteln. Wir hoffen Ihnen mit diesen Informationen geholfen zu haben. Das Thema Meerschweinchen ist so umfangreich, dass man ganze Bücher damit füllen kann. Sollten Sie ein konkretes Problem oder Fragen haben, dann rufen Sie uns doch an oder schreiben Sie uns. Nachstehend noch einige wichtige Infos, wo Sie weitere Informationen finden und hilfreiche Telefonnummern für den Notfall. Seite 22 von 23 Anhang Empfehlenswerte Internetseiten zum Thema Meerschweinchen: www.die-villa-kunterbunt.com www.dmsl.de www.fraumeier.org www.meerschweinchen.de www.meerschweinchenhilfe.de Für den Notfall: www.tierarzt.de - Verzeichnis mit Tierärzten, Notdiensten Buchtipp: Artgerechte Haltung ein Grundrecht für MEERSCHWEINCHEN von Ruth Morgenegg KIK Verlag Seite 23 von 23