Fleischverzehr in Deutschland laut Deutschem
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Fleischverzehr in Deutschland laut Deutschem
FLEISCHVERZEHR Fleischverbrauch 2014 kaum verändert Der Außenhandel mit Vieh und Fleisch verlor weiter an Dynamik, nicht zuletzt wegen des Einfuhrverbots Russlands von Schweine- Der Fleischverbrauch in Deutschland ist fleisch aus der EU. Die Einfuhren an leben- 2014 insgesamt nahezu konstant geblieben. den Tieren, Fleisch und Fleischerzeugnis- Zu diesem Ergebnis kommen die vorläu- sen wurden insgesamt um 122.000 Tonnen fige Versorgungsbilanz der Bundesanstalt eingeschränkt und die Ausfuhren dagegen für Landwirtschaft und Ernährung und um 52.000 Tonnen gesteigert, was vor allem das Statistische Bundesamt Destatis. Nach auf umfangreichere Exporte an Rindfleisch einem leichten Anstieg im Vorjahr ist 2014 und Erzeugnisse in außereuropäische Län- ein fast ebenso leichter Rückgang festzu- der im ostasiatischen Raum zurückzufüh- stellen und der Fleischverbrauch in Deutsch- ren war. land entspricht wieder dem von vor zwei Jahren. Seit der Jahrtausendwende ist aller- Der Ausfuhrüberschuss Deutschlands an dings ein langsamer aber stetiger Rückgang Fleisch insgesamt sank im letzten Jahr um zu beobachten. 173.000 Tonnen oder 11,3 Prozent auf 1,532 Millionen Tonnen. Insgesamt haben 36 Die Bruttoeigenerzeugung an Fleisch aller im abgelaufenen Jahr 4,870 Millionen Arten, das entspricht allen im Jahresverlauf Tonnen Fleisch und Erzeugnisse die Bun- im Inland erzeugten Tieren, unabhängig desrepublik verlassen, mehr als drei Vier- vom Ort ihrer Schlachtung, erreichte im letz- tel davon gingen allerdings erneut in an- ten Jahr 8,692 Millionen Tonnen Schlacht- dere Länder der EU. gewicht. Der vergleichbare Produktionswert von 2013 wurde damit sogar um 164.000 Nach Berücksichtigung des Außenhandels Tonnen oder 1,9 Prozent übertroffen. Zu- standen 2014 in Deutschland 7,161 Mil- wächse der heimischen Erzeugung zeigten lionen Tonnen Fleisch aller Arten, ausge- sich in etwa gleichem Umfang bei Rind- und drückt in Schlachtgewicht, zu Versorgungs- Schweinefleisch, vor allem aber bei Geflügel. zwecken zur Verfügung. Nach Abzug von VERSORGUNGSBILANZ FÜR FLEISCH 2014 Fleischart Rindfleisch und Kalbfleisch Schweinefleisch Schaf- und Ziegenfleisch Pferdefleisch Innereien Geflügelfleisch Sonstiges Fleisch Fleisch insgesamt 1) 2) (einschließlich Abschnittfette, 1.000 t Schlachtgewicht) Brutto eigenerzeugung Einfuhr1) Ausfuhr 1) 1.163 5.042 31 3 604 1.785 65 8.692 402 1.765 39 0 159 902 71 3.338 519 2.512 8 1 702 1.113 14 4.870 Verbrauch insje Kopf gesamt kg 1.046 4.295 62 3 60 1.574 120 7.161 12,9 53,0 0,8 0,0 0,7 19,5 1,5 88,3 Verzehr 2) je Kopf kg Selbstversorgung in % 8,9 38,2 0,5 0,0 0,2 11,5 1,0 60,3 111 117 50 114 1.001 113 54 121 Einschließlich lebender Tiere (Schlacht-, Nutz- und Zuchttiere) Der Verzehr je Kopf wurde wie folgt geschätzt: Knochenanteile wurden entsprechend ihrem Anteil bei jeder Fleischart abgezogen. Anschließend wurde für Hauptfleischarten ein 5 %iger Hau- und Schwundverlust und für alle Fleischarten (einschließlich Innereien, Geflügel und sonstigem Fleisch) ein 4 %iger Haushaltsverlust berechnet. Der Tiernahrungsanteil wurde bei Innereien auf 60 %, bei den übrigen Fleischarten auf 8,5 % veranschlagt. DATEN UND FAKTEN INTERESSENVERTRETUNG SERVICE ORGANISATIONEN FLEISCHVERZEHR 2014 pro Kopf der Bevölkerung: 60,3 kg Schweinefleisch 38,2 kg Geflügel 11,5 kg Rind- und Kalbfleisch 8,9 kg sonstiges Fleisch 1,0 kg Schaf- und Ziegenfleisch 0,5 kg Innereien 0,2 kg Pferdefleisch 0,0 kg Verzehrmenge nach Abzug der Knochen, Tiernahrung, industrieller Verwertung und Verlusten. DFV 2015 37 Tierfutter, industrieller Verwertung und der Bevölkerung zur Verfügung stehende Verlusten entsprach dies 4,891 Millionen Fleischmenge, ausgedrückt im Schlacht- Tonnen Fleisch für den menschlichen gewicht, beschreibt. Verzehr. Das vergleichbare Vorjahresvolumen wurde damit vergleichsweise nur Tatsächlich zum menschlichen Verzehr um 13.000 Tonnen oder 0,3 Prozent unter- gelangen jedoch nur etwa zwei Drittel schritten. dieser Menge, da vom Schlachttierkörper wesentliche Teile wie Knochen, Sehnen Der Selbstversorgungsgrad an Fleisch aller oder Schwarten entweder nicht verzehr- Arten erhöhte sich auf 121 Prozent. Damit geeignet sind oder als Fette und sonstige wurde in Deutschland 2014 gut ein Fünftel Rohstoffe zur Weiterverarbeitung in die mehr Fleisch erzeugt als verbraucht. Ein chemische Industrie gehen. Darüber hin- bemerkenswerter Anstieg der Selbstversor- aus werden erhebliche Teile der auch zum gungsgrade um jeweils drei Prozentpunkte menschlichen Verzehr geeigneten Men- war bei Rind- und Kalbfleisch sowie bei Ge- gen an Fleisch und Innereien direkt an flügelfleisch zu beobachten. Tiere verfüttert oder dienen als Rohstoffe für die industrielle Tierfertignahrungsproduktion. Pro-Kopf-Verzehr an Fleisch 60,3 Kilogramm Die effektiv von der Bevölkerung in Deutschland verzehrte Fleischmenge be- Der in den Versorgungsbilanzen ausgewie- trug im letzten Jahr 4,891 Millionen sene Fleischverbrauch ist eine rein statis- Tonnen. Pro Kopf der gestiegenen Bevöl- tische Größe, welche die für die Versorgung kerungszahl bedeutete dies 60,3 Kilo- FLEISCHVERZEHR gramm im Durchschnitt und damit 400 Bevölkerungswachstum der letzten Jahre Gramm weniger als 2013. Im Jahr zuvor geht allein auf verstärkte Zuwanderung wurde ein Rückgang der pro Kopf ver- zurück. Seit 2011 ist von Jahr zu Jahr ein zehrten Menge um 100 Gramm ausge- stetiger Anstieg bei den Zuwanderern zu wiesen. beobachten, vornehmlich aus dem osteuropäischen Raum. 10,9 Millionen Zuwanderer lebten 2014 in Deutschland, das war Fleischverzehr langfristig leicht gesunken eine Million mehr als 2011. Hinsichtlich der sozialen Struktur sind die meisten davon eher den unteren Einkommens- und 38 Im langfristigen Vergleich entspricht die schwächeren Konsumschichten zuzurech- 2014 pro Kopf verzehrte Fleischmenge dem nen. Insgesamt hatten im letzten Jahr Umfang in der ersten Hälfte des neuen 16,4 Millionen Menschen in Deutschland Jahrtausends. Seit 2007 ist der Pro-Kopf- einen Migrationshintergrund. Obgleich Verzehr mit zwischenzeitlichen Schwan- 56 Prozent davon inzwischen einen deut- kungen langsam aber stetig zurückgegan- schen Pass haben, lehnt ein großer Teil gen. Die höchsten Verzehrwerte des letz- der Migranten den Verzehr von Schweine- ten Jahrzehnts wurden 2010 mit 61,3 Kilo- fleisch aus Glaubensgründen ab. gramm und 2011 mit 62,8 Kilogramm erreicht, auf lange Sicht ist aber seit dem Die Bevölkerung in Deutschland ohne Höhepunkt des Fleischverzehrs Mitte Migrationshintergrund dagegen schrumpft der 90er Jahre ein kontinuierlicher Rück- und überaltert tendenziell. Ältere Menschen gang offenkundig. haben einen allgemein niedrigeren Lebensmittelkonsum und ernähren sich in den Der Rückgang des Pro-Kopf-Verzehrs an letzten Jahren auch zunehmend gesund- Fleisch geht auf mehrere, unterschied- heitsbewusst. Von vermeintlichen Gesund- liche Faktoren zurück. Hauptursachen sind heitsexperten oder selbstberufenen Ernäh- langfristig veränderte Verzehrgewohn- rungsberatern in den Medien beeinflusst, heiten und die Veränderungen der Bevölke- wird dabei der Fleischkonsum vielfach ein- rungsstruktur. Grundsätzlich zeigt sich am geschränkt oder weißes Fleisch favorisiert. Einkaufsverhalten der letzten Jahre, dass die Konsumenten durchaus preissensibel Daneben liegt im wachsenden Bereich mit Kaufzurückhaltung auf Teuerungen bei des Außer-Haus-Verzehrs die vegetarische Fleisch und Wurst reagieren, dass anderer- Ernährung im Trend. Diese Entwicklung seits aber sinkende Preise kein probates Mit- wird unterstützt durch ideologisch geprägte tel sind, eine generell stärkere Konsum- Teile der Politik, welche die Menschen nachfrage nach diesen Produkten anzuregen. in Deutschland zu einem ökologisch nach- Niedrigpreisstrategien taugen letztlich haltigen Ernährungsverhalten in ihrem nur dazu, den Run auf die billigste Einkaufs- Sinne umerziehen möchten. stätte zu forcieren. Mit der Rekordbeschäftigung der letzten Auch 2014 haben in Deutschland mehr Jahre verbindet sich oft die Verpflegung in Einwohner weniger Fleisch gegessen. Das Kantinen und in deren Speisenangeboten DATEN UND FAKTEN INTERESSENVERTRETUNG SERVICE ORGANISATIONEN FLEISCHVERZEHR IM LANGFRISTIGEN VERGLEICH IN KILOGRAMM Rind- und Kalbfleisch Schweinefleisch Schaffleisch Hauptfleischarten Pferdefleisch Innereien Geflügelfleisch Sonstiges Fleisch Fleisch insgesamt 1950 1975 1985 1995 2005 2010 2013 2014 9,0 13,9 0,4 23,3 0,6 1,0 0,7 0,6 26,2 15,3 31,9 0,4 47,6 0,1 2,0 5,4 0,7 55,8 15,1 41,8 0,5 57,4 0,1 2,1 5,6 1,0 66,1 11,4 39,6 0,7 51,7 – 1,2 8,0 0,9 61,8 8,3 38,9 0,7 47,9 – 0,3 10,4 0,9 59,6 8,8 39,5 0,6 48,9 – 0,2 11,1 1,1 61,3 9,0 38,5 0,6 48,1 – 0,2 11,5 1,0 60,7 8,9 38,2 0,5 47,6 – 0,2 11,5 1,0 60,3 wird Fleisch, insbesondere Schweinefleisch, Dry Aged Beef bestätigen, dass ein Absatz- tendenziell vernachlässigt. Ähnliches markt fraglos vorhanden ist und sich gilt für Einrichtungen der Gemeinschafts- Fleisch bei den Allermeisten größter Wert- verpflegung in Heimen, Behörden und schätzung erfreut. Regionale Fleischwaren- Ämtern, an Ganztagsschulen oder Kinder- spezialitäten besitzen vielerorts Kultstatus. tagesstätten. Dennoch sprechen die demographischen Faktoren und Veränderungen der Verzehr- Das wachsende Marktsegment tiefgekühl- gewohnheiten langfristig für einen eher ter Fertiggerichte zeichnet sich ebenfalls leicht abnehmenden Konsum. durch einen vergleichsweise geringeren Fleisch- und Wurstanteil aus als eine tra- Hinsichtlich der einzelnen Fleischarten ditionelle Mahlzeit. In der Gesamtheit haben sich 2014 Veränderungen gegenüber wirken diese Faktoren im Zeitablauf dämp- dem Vorjahr ausschließlich bei den bei- fend auf den Verzehr von Fleisch und den Hauptfleischarten ergeben. Der Pro- Fleischverarbeitungsprodukten. Kopf-Verzehr an Schweinefleisch sank um 300 Gramm auf 38,2 Kilogramm, der Ver- Dabei handelt es sich keineswegs um ein zehr von Rind- und Kalbfleisch nahm um generell gegen die Warengruppe gerichte- 100 Gramm auf 8,9 Kilogramm ab, ebenso tes Verzehrverhalten. Dass Fleisch und der Verzehr an Lamm- und Ziegenfleisch Wurst in der Verbrauchergunst weiterhin auf 500 Gramm. einen sehr hohen Stellenwert einnehmen, zeigt sich spätestens in der Grillsaison Der Verzehr an Geflügelfleisch blieb im oder auf Volksfesten. Neue Zeitschriften abgelaufenen Jahr mit 11,5 Kilogramm un- beschäftigen sich ausschließlich mit verändert, ebenso der Verzehr an Sonsti- Fleischthemen und nicht zuletzt das inten- gem Fleisch, wie Kaninchen oder Wild mit sive Bemühen des Lebensmitteleinzel- ein Kilogramm. Der Verzehr an Innereien handels, die Fleischkompetenz mit Produkt- verharrte bei 200 Gramm auf vergleichs- linien für Premiumfleisch für sich in An- weise niedrigem Niveau. Pferdefleisch lag spruch zu nehmen oder das Angebot von mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf- 39 FLEISCHVERZEHR Verzehr von 25 Gramm auch 2014 unter Insgesamt wurden im letzten Jahr 1,130 Mil- der Rundungsgrenze. lionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, ausgedrückt in Fanggewicht, in Deutsch- Trotz des erneut deutlichen Rückgangs land konsumiert, pro Kopf der Bevölke- blieb Schweinefleisch mit 38,2 Kilogramm rung waren dies 14,0 Kilogramm. Für den pro Kopf auch im letzten Jahr die beim effektiven Verzehr entspricht dies etwa Verzehr mit Abstand dominierende Fleisch- der Bedeutung von Rind- und Kalbfleisch. art, gefolgt von Geflügelfleisch und Rindund Kalbfleisch. Seit mehr als einem Jahr- Fast zwei Drittel des gesamten Fischver- zehnt hat Geflügel Rind und Kalb nach zehrs konzentrierten sich auf Seefisch, der Höhe des Durchschnittsverzehrs den 26,9 Prozent auf Süßwasserfische oder Er- Rang abgelaufen. Hauptgründe dafür zeugnisse daraus und 11,7 Prozent auf sind das Preisgefälle zwischen den beiden Krebs- und Weichtiere sowie Muscheln. Fleischarten, die größere Angebotsvielfalt Die Renner unter den Fischen waren er- an Geflügelfleischartikeln und die weit ver- neut Alaska-Seelachs, Lachs, Hering und breitete Annahme, dass weißes Fleisch Thunfisch. Bei den Süßwasserfischen magerer und gesünder sei. dominierte weiterhin die Forelle, mit deutlichem Abstand gefolgt von Zander und 40 Der Verzehr von Bio-Fleisch blieb 2014 mit Karpfen. 2014 wurden die meisten Fische einem Anteil von 1,5 Prozent am Gesamt- und Fischereierzeugnisse wieder tiefge- verzehr weiterhin gering. Zwar wird jedes kühlt eingekauft, gefolgt von Konserven, Jahr von einem Wachstum dieses Segments Krebs- und Weichtieren, Räucherfisch und berichtet, allerdings ausgehend von einem Frischfisch. anhaltend niedrigen Niveau. Das Angebot an Bio-Schweinen und Bio-Rindfleisch blieb begrenzt. Deutlichere Steigerungen als bei Rotfleisch waren bei Bio-Geflügel zu verzeichnen. Unter den zehn umsatzstärksten Bio-Lebensmitteln 2014 lag BioFleisch weit abgeschlagen hinter Bio-Eiern, Bio-Mehl und Frischgemüse, Bio-Milch, Bio-Butter oder Käse auf Platz 10. Pro Kopf 14 Kilogramm Fisch Gegenüber Fleisch hat sich Fisch immer mehr zu einer Abwechslung beim Verzehr entwickelt. Die deutsche See- und Binnenfischerei sowie Aquakulturen trugen 2014 einen Anteil von zwölf Prozent zum Gesamtaufkommen in Deutschland bei, das Gros konzentrierte sich traditionell auf Importe. DATEN UND FAKTEN VERZEHR VON FLEISCHERZEUGNISSEN INTERESSENVERTRETUNG SERVICE ORGANISATIONEN PRO-KOPF-VERZEHR 2014 IN KG Wurst und sonstige Fleischerzeugnisse Brühwurst 7,0 Schinken 4,8 Fleischpastete/ Rouladen 0,4 Braten 0,2 Aspik/Sülze 0,8 29,5 kg Rohwurst 5,2 Speck 0,7 Aufschnitt 0,9 Kochwurst 2,6 Bratwurst 2,7 Würstchen 4,2 DFV 2015 41 Verzehr von Fleischerzeugnissen 29,5 Kilogramm panel den gesamten Außer-Haus-Verzehr nicht abbildet, geht der DFV bei seinen Schätzungen davon aus, dass sich der Ge- Mit dem Fleischverzehr insgesamt ist samtmarkt für beide Warengruppen, je- 2014 auch der Konsum von Wurstwaren doch mit einem leichten Übergewicht von und sonstigen Fleischerzeugnissen, wie Fleisch, zurückentwickelt hat. Schinken oder Pasteten, leicht zurückgegangen. Von der insgesamt zum Verzehr zur Verfügung stehenden Fleischmenge ging nach Den Versorgungsbilanzen der Bundes- den Berechnungen des DFV geringfügig anstalt für Landwirtschaft und Ernährung mehr als die Hälfte in die Verarbeitung zu (BLE) und dem Statistischen Bundesamt Fleischerzeugnissen. Zusammen genom- Destatis zufolge, ist die insgesamt für den men wurden danach im letzten Jahr 2,393 Verzehr von Frischfleisch oder von Fleisch- Millionen Tonnen Fleischerzeugnisse ver- verarbeitungsprodukten zur Verfügung zehrt, das entspricht pro Kopf der Bevölke- stehende Menge im letzten Jahr um 0,3 Pro- rung 29,5 Kilogramm im Durchschnitt. zent auf 4,891 Millionen Tonnen gesunken. Das Verbraucherpanel der GfK-Panelservices weist einen Rückgang der Nachfrage der 1.500 Wurstsorten in Deutschland privaten Haushalte in Deutschland nach Fleischwaren und Wurst von 1,5 Prozent In Deutschland gibt es mit regionalen und nach Fleisch einschließlich Geflügel Schwerpunkten über 1.500 verschiedene von 1,7 Prozent aus. Da das Haushalts- Wurstsorten und sonstige Fleischerzeug- VERZEHR VON FLEISCHERZEUGNISSEN nisse, die sich in Herstellung, Zusammen- Brühwürste am beliebtesten setzung, Aussehen und Geschmack unterscheiden. Ständig kommen neue Kreationen Unterstellt man, dass die Vorlieben nach hinzu. Die Garanten dieser weltweit einzig- bestimmten Würsten oder Fleischerzeug- artigen Vielfalt sind die handwerklichen nissen beim gesamten Wurstverzehr genau- Fleischereien mit ihren betriebsindividuel- so sind, wie die Struktur der Einkaufsmengen der privaten Haushalte in Deutschland, len und regionalen Spezialitäten. dann stehen traditionell die Brühwurste 42 Es besteht eine starke emotionale Bindung an der Spitze der Beliebtheitsskala. Von den der Bevölkerung in den Regionen zu ihren 29,5 Kilogramm Wurst- und Fleischwaren- traditionellen Fleischerzeugnissen. Regio- verzehr insgesamt entfielen im letzten Jahr nale Fleisch- und Wurstspezialitäten sind 7,0 Kilogramm auf Brühwürste. Die belieb- über die Landesgrenzen hinaus imageprä- testen Sorten sind die Fleischwurst oder gend für bestimmte Gegenden oder Land- Lyoner, gefolgt von Sorten wie Schinken- striche. Beispiele sind der Schwarzwälder oder Jagdwurst, Bierschinken und Fleisch- Schinken, das Frankfurter Würstchen, der oder Leberkäs. Regional betrachtet, ist der Pfälzer Saumagen oder die oberhessische Verzehr an Brühwurst am höchsten in Süd- Ahle Worscht. Fast jede Region in Deutsch- deutschland. land hat ihre traditionellen Originale, die bei der dortigen Bevölkerung, Kennern oder Technologisch gesehen zählen zur Brüh- Wurstliebhabern Kultstatus besitzen. Einige wurst auch die Würstchen. Rechnet man Bezeichnungen solcher Produkte, wie die den Verzehr von Frankfurtern, Wienern, Nürnberger und Thüringer Rostbratwurst Rinds- oder Bockwürstchen noch hinzu, oder der Holsteiner Katenschinken, sind als dann konzentrierte sich auch 2014 ein geographische Herkunftsangabe geschützt. Drittel des deutschen Wurst- und Fleischwarenverzehrs allein auf die Brühwurst. Eine derart hohe Präferenz für eine einzelne Gruppe ist einmalig in Europa. EINKAUFSMENGEN PRIVATER HAUSHALTE AN FLEISCHWAREN UND WURST (Mengenanteil in %) Brühwurst Rohwurst Kochwurst Würstchen Bratwurst Schinken Aufschnitt Speck Aspikwaren / Sülzen Braten Fleischpasteten / Rouladen 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2013 2014 22,5 17,5 11,8 11,3 4,1 12,6 8,2 4,2 3,1 1,1 0,7 24,7 18,0 10,4 12,4 4,3 12,9 8,4 4,1 3,0 1,0 0,8 22,3 16,0 11,1 13,2 8,8 12,3 7,8 3,8 2,9 0,9 0,9 23,3 16,8 10,5 13,8 9,3 13,4 5,2 3,0 2,9 0,9 0,9 23,1 17,7 9,2 13,1 8,5 16,5 3,5 3,1 3,0 0,7 1,6 24,1 17,8 8,9 14,0 8,7 16,6 2,8 2,3 3,0 0,6 1,2 24,1 17,9 9,0 13,6 8,9 16,2 3,1 2,5 2,8 0,8 1,1 24,2 17,9 9,0 13,7 8,9 15,7 3,0 2,4 3,0 0,9 1,3 Quelle: AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels; DFV eigene Berechnung DATEN UND FAKTEN INTERESSENVERTRETUNG SERVICE ORGANISATIONEN Der zweithöchste Pro-Kopf-Verzehr war im Zeitablauf nur wenig verändert. Die Prä- mit 5,2 Kilogramm erneut bei Rohwürsten ferenzen sind deutlich und die Nachfrage- wie Salami oder Mettwurst festzustellen, strukturen überwiegend dauerhaft geprägt. gefolgt von Schinken mit 4,8 Kilogramm. Diese Interpretation beruht auf Analysen Die Salami war im letzten Jahr die belieb- AMI Agrarmarkt-Informationsgesellschaft teste Wurstsorte bei den Einkäufen für zu- auf der Grundlage der Aufzeichnungen hause, kurz danach kommt der Koch- von 13.000 Privathaushalten in Deutschland, schinken, gefolgt von Fleischwurst, rohem die von der GfK-Panelservices, Nürnberg, Schinken und Leberwurst. ausgewertet werden. Der Schinkenverzehr verteilt sich zu 2,6 Kilo- Dementsprechend sind die auf Brüh- oder gramm auf gekochten und zu 2,2 Kilo- Rohwürste entfallenden Anteile an den gramm auf rohen Schinken. Nicht zuletzt Einkaufsmengen der Privathaushalte in aufgrund des deutlichen Preisgefälles zu Deutschland in den letzten beiden Jahr- rohem Schinken und seinen vielfältigen Ver- zehnten im Wesentlichen unverändert ge- wendungsmöglichkeiten in der Küche wird blieben. Langfristige Verlagerungen der Kochschinken etwas stärker nachgefragt. Nachfrage zeigen sich bei Schinken, Würstchen und Bratwurst, die im Zeitablauf Auf Würstchen entfielen im letzten Jahr in der Verbrauchergunst gestiegen sind. 4,2 Kilogramm und auf Bratwürste 2,7 Kilo- Tendenziell verloren haben dagegen Koch- gramm der Verzehrs von Fleischerzeug- würste und Speck. nissen. Bei einem Produktgewicht von 80 Gramm hat damit jeder Bundesbürger Die deutlichste längerfristige Veränderung im Durchschnitt pro Woche ein Würstchen ist bei der Bratwurst zu beobachten, deren verspeist oder alle vierzehn Tage eine Brat- Anteil an den Einkaufsmengen sich von wurst. 4,3 Prozent im Jahre 1990 auf 8,9 Prozent im letzten Jahr mehr als verdoppelt hat. Gerade bei Bratwurst dürfte der Außer-Haus- Nachfragestruktur fest geprägt Verzehr die Haushaltseinkäufe noch bei weitem toppen. Nicht nur auf Volksfesten, auch beim Imbiss oder der Essensauswahl Bei den Einkäufen der deutschen Privat- in Kantinen nimmt die Bratwurst eine Spit- haushalte hat sich an der Vorliebe für ein- zenposition ein. Stände mit Rostbratwurst zelne Wurst- oder Fleischwarengruppen sind in Thüringen oder Nürnberg fester ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSFORMEN VON FLEISCHERZEUGNISSEN (Anteile an den Einkäufen privater Haushalte in %) Angebotsform 1990 1995 2000 2005 2010 2013 2014 lose vorverpackt Konserven 61,0 30,4 8,6 60,0 33,3 6,7 51,6 43,2 5,2 32,4 62,3 5,3 30,3 64,1 5,6 29,7 65,1 5,1 18,9 66,1 5,0 Quelle: AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels; DFV eigene Berechnung 43 VERZEHR VON FLEISCHERZEUGNISSEN Bestandteil des Landschafts- oder Stadtbildes. Die Bratwürste haben in ihrer geografischen Heimat Kultstatus und einen Vorverpackte Fleischerzeugnisse wieder stärker gefragt vergleichbar hohen Stellenwert, wie in Ber- Der langfristige Trend zu SB-verpackten lin oder in rheinischen Großstädten die Fleischerzeugnissen hat 2014 wieder neuen Curry-Wurst. Auftrieb erhalten. Insgesamt haben die Privathaushalte in Deutschland 66,1 Pro- Würstchen stehen sowohl bei den Ein- zent der Fleisch- und Wurstwaren in vor- käufen der privaten Haushalte als auch im verpackter Form eingekauft, im Vorjahr Außer-Haus-Bereich ebenfalls dauerhaft waren es noch 65,1 Prozent der gesamten hoch im Kurs. Die Nachfrage nach Würst- Einkaufsmenge. chen ist in den zurückliegenden Jahren 44 langsam aber stetig gestiegen, was nicht zu- Die Haushaltnachfrage nach Fleischwaren letzt auf die gewachsene Angebotsvielfalt und Wurst hat sich in den letzten beiden von Würstchen im Lebensmittelhandel zu- Jahrzehnten zunehmend auf vorverpackte rückzuführen ist. Daneben sind Frankfur- Fleischerzeugnisse verlagert. Das Einkaufs- ter oder Wiener feste Größen beim Imbiss, verhalten stand in direktem Zusammenhang in Gaststätten und in der Gemeinschafts- mit der Strukturentwicklung im Lebens- verpflegung. mitteleinzelhandel und der ungebremsten, flächendeckenden Verbreitung von Dis- Auch 2014 zeigt sich ein nur leicht ver- countern mit ihren SB-Angeboten. Vor vier ändertes Einkaufsverhalten für den Verzehr Jahren schien zumindest der Discount- zuhause. Einer etwas gesunkenen Bedeu- trend an seine Grenzen gestoßen zu sein. tung von Schinken, gemischtem Aufschnitt Die Nachfrage nach vergleichsweise preis- und Speck stehen etwas höhere Anteile günstigeren vorverpackten Fleischerzeug- von Aspikwaren und Sülzen, Fleischpaste- nissen erhielt allerdings wieder neuen Auf- ten und Rouladen, kalten Braten, Würst- trieb infolge der inzwischen wieder spür- chen und Brühwurst gegenüber. bar gestiegenen Verkaufspreise von Fleisch- FLEISCHWAREN UND WURST NACH ABGABEFORMEN 2014 Einkaufsmengen privater Haushalte an Fleischwaren und Wurst Brühwurst Rohwurst Kochwurst Würstchen Bratwurst Schinken Aufschnitt Speck Aspikwaren / Sülzen Braten Fleischpasteten / Rouladen Insgesamt (in %) lose vorverpackt Konserven 30,9 26,7 41,8 18,7 25,8 20,2 73,7 14,8 42,6 47,2 22,8 28,9 66,3 73,1 49,7 61,9 73,9 79,6 26,3 85,2 38,2 52,8 75,2 66,1 2,8 0,2 8,5 19,5 0,3 0,2 – – 19,2 – 2,1 5,0 Quelle: AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels; DFV eigene Berechnung DATEN UND FAKTEN INTERESSENVERTRETUNG SERVICE ORGANISATIONEN waren und Wurst. Im zurückliegenden Jahr war dann trotz hoher Preisstabilität ein weiterer Marktanteilsgewinn von vorverpackten Fleischerzeugnissen festzustellen. Die Gewinner waren aber wie schon im letzten Jahr nicht mehr die Discounter, sondern die SB-Warenhäuser und Lebensmittel-Vollsortimenter wie Super- und Verbrauchermärkte. Marktanteile verloren haben dagegen Metzgereien, was auch auf deren verringerte Anzahl zurückzuführen ist, und die restlichen Einkaufsstätten. Insgesamt hat sich der SB-Anteil an den Haushaltseinkäufen seit 1990 mehr als verdoppelt, der Anteil von loser Bedienungsware dagegen mehr als halbiert. Dominant sind lose Fleischerzeugnisse im Bereich Aufschnitt oder Braten, relativ stark vertreten ist die Bedienungsware bei Aspikwaren und Sülzen, sowie bei Kochwurst und Brühwurst. Würstchen waren lange Zeit eine Domäne der Konserven. Mittlerweile werden Würstchen dreimal so häufig in Folienverpackung eingekauft als in Dose oder Glas. 45