textkompetenz - LESEN und VERSTEHEN
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textkompetenz - LESEN und VERSTEHEN
8. und 9. Schulstufe Förderkurse TEXTKOMPETENZ Herausgegeben von der SOKO-Lesen im Stadtschulrat für Wien Verantwortlicher Herausgeber: Karl Blüml Fachliche Beratung: Werner Schöggl Für den Inhalt verantwortlich: Ingrid Fertl, Ursula Figl, Karin Kosch, Gabriela Ruck, Margit Stockreiter, Karin Thanner (Team AG LESEN-Wien) Stand: September 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Lesetechniken im Umgang mit Sachtexten 7 1.1.INFO 1.1.1 INFO für LehrerInnen 1.1.2 INFO für SchülerInnen 1.2.Übungen 1.2.1 Überfliegendes Lesen (Skimming) 1.2.1.1 Berichte 1.2.1.2 Österreich-Test 1.2.1.3 Freunde, Hip-Hop und ein bisschen Hoffnung 1.2.2 Überfliegendes Lesen (Scanning) 1.2.2.1 Thales von Milet 1.2.2.2 Die Erschließung der Neuen Welten 1.2.3 Intensives Lesen 1.2.3.1 Designer Werkstatt 1.2.3.2 Text Biologie 2Markieren 21 2.1.INFO 2.1.1 INFO für LehrerInnen 2.1.2 INFO für SchülerInnen 2.2Übungen 2.2.1 Markieren von Nomen: Die laufenden Vögel vom Buchberg 2.2.2 Verben: Uhu 2.2.3 Adjektiva: Die laufenden Vögel vom Buchberg 2.2.4 Timeline: Die Geschichte der Tomate 2.2.5 Differenzierung im Text: Verschwommen? Sandstrand statt Eisscholle 3 Texte fragengeleitet erschließen A 32 3.1 INFO 3.1.1 INFO für LehrerInnen 3.1.2 INFO für SchülerInnen 3.2.Übungen 3.2.1 W-Fragen zum Text beantworten 3.2.1.1 Ein unverwüstliches Würfelvergnügen 3.2.1.2 Klima-Alarm durch Erderwärmung 3.2.3 Geschlossene Fragen beantworten 3.2.3.1. Die Zeitung der Zukunft 3.2.3.2 Die Zünfte regeln das städtische Leben 3.2.3.3 Dreh dich nicht um 3.2.4. Halboffene und geschlossene Fragen beantworten 3.2.4.1 Das Bettelweib von Locarno 3.2.4.2 Roma (und Sinti) in Österreich 3.2.5 Geschlossene Fragen formulieren 3.2.5.1 Was bringt dich zum Lachen? 3.2.6 Fragen zum Text beantworten und Frage-Antwort-Relation feststellen 3.2.6.1 Sonntag 4 Wechsel der Darstellungsform 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.2.1 4.1.3 4.1.4 4.1.5 4.2 4.2.1 INFO INFO für LehrerInnen Mind-Map INFO für SchülerInnen Concept-Mapping im Unterricht Filmleiste Strukturdiagramm Übungen Mind-Map 60 4.2.1.1 4.2.2 4.2.2.1 4.2.3 4.2.3.1 4.2.4 4.2.4.1 Das Blut Filmleiste Donald Duck Strukturdiagramm Vorstellungsgespräch – 10 Tipps Concept-Map Designer-Werkstatt 5 Text mit Bild lesen 5.1 5.1.1 5.1.2 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.2.6 5.2.7 INFO INFO für Lehrerinnen INFO für SchülerInnen Übungen Der schiefe Turm von Pisa Überleben im Winter Wir hinterlassen unsere Fußabdrücke Saurer Apfel Nichts Besseres zu tun Wie die Alpen entstanden Der Fruchtbare Halbmond 6 Tabellen und Grafiken lesen und verbalisieren 6.1 6.1.1 6.1.1.1 6.1.1.2 6.1.2 6.1.2.1 6.1.2.2 6.2 6.2.1 6.2.1.1 6.2.1.2 6.2.1.3 6.2.1.4 6.2.2 6.2.2.1 6.2.2.2 6.2.2.3 6.2.2.4 INFO INFO für LehrerInnen Tabellen und Grafiken lesen Verbalisieren von Statistiken INFO für SchülerInnen Tabellen und Grafiken lesen Verbalisieren von Statistiken Übungen Tabellen und Grafiken lesen Durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen Tourismus in Österreich Stundenlöhne Erdbeerland Statistiken verbalisieren Bildungsausgaben Mountainbikestrecke Bevölkerungspyramide Kriminalstatistik 7 Fachwortschatzarbeit und Klärungsstrategien 7.1 7.1.1 7.1.2 7.2 7.2.1 7.2.1.1 7.2.1.2 INFO INFO für LehrerInnen INFO für SchülerInnen Übungen Anwendung und Übung unterschiedlicher Klärungsstrategien Beipacktext Kaffeemaschine 8 Zusammenfassen 8.1 8.1.1. 8.1.2 8.2 8.2.1 8.2.2 8.2.3 INFO INFO für LehrerInnen INFO für SchülerInnen Übungen Zusammenfassung erstellen durch Markieren von Verben: Die Klagenfurter Lindwurmsage Zusammenfassung erstellen durch die Reduktionsmethode: Kids schreiben höfliche SMS Zusammenfassen als Gruppenarbeit 78 93 122 134 Förderkurse TEXTVERSTEHEN in allen Gegenständen 8./9. Schulstufe Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die beiliegenden Materialien dienen der Leseförderung für die 8. und 9. Schulstufe. Sie sind bewusst auf alle Fach- und Sachgebiete ausgedehnt, weil wir meinen, dass Lesefertigkeit / Textverstehenskompetenz in allen Unterrichtsgegenständen gefördert werden muss. Diese Kompetenz ist unteilbar und kann auf keinen Fall auf das Unterrichtsfach Deutsch beschränkt sein. Die hier von der SOKO-Lesen und einer AG des Stadtschulrates für Wien erstellten Fördermaterialien sind für alle Wiener Schulen frei verfügbar, können heruntergeladen und für den Klasseneinsatz vervielfältigt werden. Lesen in allen Unterrichtsgegenständen In den letzten Jahren erfolgten zahlreiche sinnvolle Maßnahmen zur Stärkung der Lesekompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler: Lesefeste, Lesenächte, Wettbewerbe, gezielte Leseübungen, Literaturcafés, Vorbildfunktion von Lehrerinnen und Lehrern … Alle Maßnahmen sind jedoch nur quasi „Stückwerk“, wenn es nicht gelingt, Lesen und Textverstehen als Grundvoraussetzung in allen Unterrichtsgegenständen zu etablieren. In jedem Unterrichtsgegenstand muss Lesen und Textverstehen als die Grundvoraussetzung für Lernen schlechthin gefestigt sein. Im Deutschunterricht kann die Methode des verstehenden Lesens erarbeitet und gefestigt werden, in allen Unterrichtsgegenständen muss aber Lesen und Textverstehen immer intensiv betrieben werden – und zwar nicht als Hilfe für den Deutschunterricht, sondern als unabdingbare Lernvoraussetzung für den eigenen Unterrichtsgegenstand! Denn, was verstehen wir unter Lesefertigkeit bezogen auf den Fach-/Sachunterricht? Das ist die Fähigkeit, die Bedeutungen von Wörtern zu verstehen und die Bedeutungen im Rahmen eines Satzes und eines gesamten Textes zueinander in Beziehung zu setzen. Dazu braucht es ein gewisses Maß an Weltwissen, das man mit fortschreitendem Leben durch Erfahrung und Lernen (sekundäre = vermittelte Erfahrung) gewinnt. Dazu braucht es aber insbesondere das Wissen um die Bedeutungen der Wörter als Grundvoraussetzung. In diesem Sinne ist Lesenlernen im Grunde ständige Wortschatzerweiterung. Das geschieht im Deutschunterricht laufend – betrifft aber im Wesentlichen nur den Alltagswortschatz, ev. den literarischen Wortschatz, ev. den Fachwortschatz für Deutsch. Der Deutschunterricht kann aber nicht den Fach-und Sachwortschatz der einzelnen Unterrichtsgegenstände erschließen und erarbeiten. Das kann nur im Fach-/Sachunterricht des jeweiligen Unterrichtsgegenstandes selbst erfolgen. Dazu ist kein besonderer Aufwand notwendig, auf jeden Fall keiner, der nichts mit dem eigenen Unterrichtsgegenstand zu tun hat. Man braucht dazu auch keine besonderen Unterrichtsmaterialien – die sind vorhanden – nämlich die Fachlehrbücher, kopierte Arbeitsblätter, Auszüge aus anderen Fachlehrwerken, die „Lesestars“ und jetzt auch diese Förederkurse … Und es braucht Ausdauer und Konsequenz! Förderkurs Basisstrategien und Methoden Lesen und Textverständnis sind Grundvoraussetzung in allen Unterrichtsgegenständen und sollten daher auch in jedem Unterrichtsgegenstand als die Grundvoraussetzung für Lernen schlechthin gefestigt werden. Denn kompetente LeserInnen zeigen sich nicht nur durch das Beherrschen der Lesetechnik, sondern ganz wesentlich durch ihr Leseverstehen. Damit dieses Ziel nachhaltig erreicht werden kann, bedarf es einer tatkräftigen und konsequenten Unterstützung der SchülerInnen, damit sie die Kompetenzen erlangen, die Textverständnis in allen Fächern erfordert. Dieser Kurs ist in 8 Kapitel gegliedert, die aufeinander aufbauen. Jedes Kapitel dient dem Erkennen und Bewusstmachen, dem Aufbau und Einsatz bestimmter Lesestrategien oder zeigt Methoden, wie Texte in allen Gegenständen sinnerfassend gelesen werden können. SchülerInnen sollen dadurch lernen, gezielt passend zur Aufgabenstellung oder ihrer Leseabsicht verschieden an Texte heranzugehen und selbstständig damit arbeiten und lernen zu können. Nur dann können SchülerInnen Texte so verstehen, dass sie dem Aufbau von eigenem Wissen und der persönlichen Weiterentwicklung und nicht nur dem Einprägen und Reproduzieren von Inhalten dienen. Ursula Figl, Karl Blüml, Werner Schöggl - SOKO-Lesen des Stadtschulrates für Wien 1 Lesetechniken im Umgang mit Sachtexten 1.1 INFO 1.1.1 INFO für LehrerInnen Um Texte besser und schneller verstehen zu können, ist es wichtig, dass sich SchülerInnen zunächst verschiedene Lesetechniken bewusst machen und diese dann je nach Arbeitsauftrag oder Leseintention gezielt einsetzen können. a) Orientierendes Lesen (Skimming) Mit Hilfe dieser Technik erfahren LeserInnen, worum es in dem vorliegenden Text überhaupt geht, ohne tief in den Text einzudringen. Sie erhalten, ausgehend von Überschriften, Grafiken, Hervorhebungen oder Bildern beim Überfliegen des Textes einen ersten Überblick und entscheiden dann, was sie sich näher anschauen wollen. Durch Konzentration auf Schlüsselwörter werden einem umfangreichen Text schnell Informationen entnommen und der zentrale Inhalt wird erfasst. Beim Lesen der Überschriften und der Kernsätze können Annahmen über den Textinhalt vorgenommen werden, die am Text überprüft werden. b)Suchendes Lesen (Scanning) Sollen von LeserInnen bestimmte Begriffe, Namen, Daten oder Zahlen gefunden werden, kommt das so genannte Scanning zum Einsatz. Durch ein- oder mehrmaliges Überfliegen der einzelnen Zeilen werden die verlangten Informationen und Antworten auf zuvor gestellte Fragen gefunden. Diese Lesetechnik wird zum Beispiel beim Suchen in Lexika oder auf der Suche nach Adressen oder Telefonnummern benutzt. Informationen, die nichts mit den gesuchten zu tun haben, werden nicht beachtet. c) Intensives (detailliertes, totales) Lesen Der Text wird intensiv mit gezieltem Einsatz aller zur Verfügung stehender Lesestrategien gelesen, um ihn im Detail zu verstehen und zu bearbeiten. Unter zyklischem Lesen versteht man, dass ein Text zunächst orientierend, dann extensiv und danach intensiv gelesen wird, manchmal wiederholt extensiv und intensiv. d)Unterhaltendes Lesen Lesen, weil es Spaß, Entspannung, Aufregung, Freude … macht. Weil man damit gut Träumen kann, weil man Abenteuer im Kopf erleben kann. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 7 1.1.2 INFO für SchülerInnen Lesetechniken – Arten des Lesens Ziel Vorgehen Ich kann schnell herausfinden, wovon der Text im Wesentlichen handelt und über die thematische Relevanz entscheiden. Ich kann mir einen groben Überblick über den Textaufbau und die einzelnen Textteile verschaffen. Ich erkenne Absätze/Struktur des Textes, Signale des Layouts. Ich finde (Zwischen-)Überschriften. Ich durchleuchte Überschriften. Ich suche Schlüsselwörter. Ich schaue mir Abbildungen an und interpretiere sie. Ich erkenne die Textsorte. Ich kann gezielt Textstellen mit bestimmten Detailinformationen finden. Ich überfliege den Text ein- oder mehrmals und finde Einzelbegriffe wie Namen, Jahreszahlen und Ähnliches. Ich markiere bewusst gesuchte Begriffe und lasse Unwichtiges außer Acht. Ich kann den Text umfassend verstehen und ihm Sinn oder Informationen entnehmen. Ich kann Erklärungen, Begründungen oder Zusammenhänge innerhalb des Textes erkennen, Schluss-folgerungen ziehen, den Text reflektieren und bewerten Ich setze bewusst, je nach Ziel, verschiedene Lesestrategien ein Ich kann wichtige Informationen erkennen und markieren Ich kann Fragen an den Text stellen Ich kann gegebenenfalls den Text in eine andere Darstellungsform übertragen Lesen macht mir Spaß. Ich kann mein Lesetempo selbst bestimmen. Meistens kann ich zügig lesen, wobei ich den Sinn gut erfasse. Buch/Zeitschrift öffnen und lesen und sich durch nichts und niemanden mehr stören lassen. Überfliegendes Lesen Orientierendes Lesen (Skimming) Suchendes Lesen (Scanning) intensives Lesen unterhaltendes Lesen 8 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 1.2 Übungen 1.2.1 Überfliegendes Lesen (Skimming) 1.2.1.1 Berichte Hier sind zwei Berichte durcheinandergeraten. Überfliege die Abschnitte und markiere in zwei Farben die jeweilig zusammengehörigen Teile. Nummeriere sie in der richtigen Reihenfolge und ordne die Überschriften und Bilder dem richtigen Artikel zu. Überlege, zu welchem Abschnitt die Zwischenüberschriften gehören und füge sie ein. Überschriften: Text 1 Alte Bücher statt elektronischer Geräte erstanden Taschen ausgetauscht Text 2 Hubschrauberpilot rettete zwei Seeleute Bergung von Besatzungsmitglieder eines gekenterten Frachters aus stürmischer See geglückt. Sechs Seeleute werden noch vermisst. Zwischenüberschriften: Schwierige Bedingungen Zweimal an einem Tag zugeschlagen Die beiden sahen aus wie Vertreter, hatten braune Hosen und Sportjacken an und trugen dunkle Stiefel. Jeder hatte eine größere Laptop- Tasche bei sich. Die beiden Männer erklärten am Freitag kurz vor 17 Uhr dem Geschäftsmann Leopold Schmitz in der Rudolf-SchwarzGasse in Strasshof: „Wir können Ihnen günstig Handys und weitere elektronische Produkte anbieten“. Reste des gesunkenen Frachters treiben auf dem Meer. Ein Rettungsboot sei leer auf dem Meer getrieben, berichteten Helfer. „Die Hoffnung auf Überlebende ist sehr gering!“, äußert sich der Sprecher der Küstenwache besorgt. „Der Sturm erschwert die Suche nach den Vermissten sehr.“ Der Frachter „Florentin“, der 70 Meter lang war und 3.000 Tonnen Stahlstangen geladen hatte, kenterte vermutlich während eines heftigen Sturmes fern der Küste. Franz Huber, Immer Neues SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 9 Kurz vor 20 Uhr gelang dem offenbar selben Duo der Coup in einem weiteren Geschäft in der Hoferstraße. Dort wurden einem Geschäftsmann drei Geräte um 1200 €uro angeboten. Auch dieser Geschäftsmann wollte sich das gute Geschäft nicht entgehen lassen und erstand die Ware. Als er den Betrug bemerkte, waren die beiden Männer schon auf und davon. Die Gendarmerie fahndet intensiv nach den Männern, die von Überwachungskameras gefilmt wurden, und warnt vor dem Betrug. Anita Figl, Maurer Blättchen Leutnant Kurz hat als Co-Pilot eines Hubschraubers in einer spektakulären Bergungsaktion fünf Seeleute vor dem Ertrinken gerettet. Das teilte die Sicherheitsabteilung der Küstenwache am Sonntag mit. Ein Frachtschiff war mit elf Mann Besatzung am Meer unterwegs, als es bei heftigem Sturm kenterte. Vier Seeleute klammerten sich an ein aufblasbares Rettungsfloß und konnten durch die Küstenwache geborgen werden. Für einen Seemann kam jede Hilfe zu spät. Die Suche nach den sechs Vermissten ist in vollem Gange. Als Schmitz die Ware sehen wollte, holten die beiden Männer die Geräte aus einem ihrer Koffer und boten dem Geschäftsmann sechs Produkte um 2500 €uro an. Schmitz nahm das Angebot an. Während er das Geld aus dem Tresor holte, tauschten die beiden Betrüger die Tasche mit den Geräten gegen eine zweite aus, in der sich alte Bücher befanden. Als der Geschäftsmann den Betrug bemerkte, waren die Gauner schon über alle Berge. 10 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 1.2.1.2 Österreich-Test1 Lies die folgende Schlagzeile, die Anreißerzeilen und den ersten Anschnitt (= fett gedruckte Zusammenfassung) des Zeitungsartikels. Worum geht es? Formuliere in eigenen Worten deine Vermutung zum Inhalt des Textes. Lies nun den gesamten Artikel. Vergleiche mit deiner zuvor formulierten Vermutung zum Inhalt des Textes. Hat sich diese bestätigt? 1 Österreich-Test. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 23. Verfügbar unter [http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [20.3.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 11 1.2.1.3 Freunde, Hip-Hop und ein bisschen Hoffnung2 Lies vorerst nur Titel und Zwischenüberschriften des folgenden Textes! Was verraten sie dir über den Inhalt des Artikels? Schreibe im Anschluss auf, was Hauptthema dieses Textes ist. Freunde, Hip-Hop und ein bisschen Hoffnung Safin trägt Baggy-Hosen, ein weites T-Shirt und die Kappe schief. Darunter blitzt ein rotes Tuch hervor. Er steht auf Hip-Hop, hört Eminem, 2pac und 50 Cent. Vor ein paar Jahren sah die Welt für den Kurden noch anders aus. 2002 flüchtete er mit seiner Mutter aus seiner Heimatstadt Suleimanya im Nordirak. „Es war schwer, von dort wegzugehen. Ich hatte viele Freunde dort“, sagt er mit gesenkter Stimme. Verfolgung, Flucht und neue Heimat Im Irak war sein Vater Taxifahrer, seine Mutter Hausfrau. Wenn Safin an damals denkt, wird er sehr traurig: „Eigentlich war das Leben im Irak in Ordnung, bis mein Vater starb, da ging es mir sehr schlecht.“ Sein Vater wurde bei gewaltsamen Auseinandersetzungen im Irak auf offener Straße erschossen. Einige Zeit nach dem Tod des Vaters begannen die Drohungen gegen seine Mutter. Weil sie sich weigerte ein Kopftuch zu tragen und nicht nur im Haus rauchte, wurde sie belästigt, beschimpft und bedroht. Da beschloss sie, nach Europa zu fliehen. Mitgenommen haben sie nur Kleidung und 6000 US-Dollar für die Schlepper. Nach einigen Tagen im Iran führte sie ihr Weg über die Türkei nach Österreich: versteckt auf der Ladefläche eines LKW. Die ersten Monate waren schwierig Safin und seine Mutter kamen im Jänner 2003 in Österreich an, es hatte damals leicht geschneit. Die ersten Monate waren schwierig für Safin. Alles war fremd, er wollte spazieren gehen, aber er kannte sich nicht aus in Wien. Als er sich die Hand gebrochen hatte, musste er einen Krankenschein holen: „Man gab uns eine Karte mit der Wegbeschreibung, wir haben 24 Stunden suchen müssen, um hinzufinden. Aber jetzt, jetzt kenne ich alle Wege“, lacht er. Freunde aus der ganzen Welt An seinen ersten Tag in der Schule erinnert er sich: Es war schwer, weil er ganz allein hin musste und nichts verstanden hat. Jetzt ist er aber froh, weil er nicht nur Deutsch, sondern viele verschiedene Ausdrücke auf Serbisch, Arabisch (die ägyptische Variante) und Bulgarisch gelernt hat. Nach dem Unterricht und der Hausübung trifft er meistens Freunde und geht spazieren. Safins Freundeskreis ist multikulturell: Er hat Freunde aus der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien und Österreich. Freiheit und neue Hoffnung spüren Safin hat gelernt, optimistisch zu bleiben. „Hier sind wir eigentlich frei. Ich kann alles machen, was ich möchte.“ Er möchte Arzt werden, denn er möchte einfach anderen Menschen helfen. Den Optimismus scheint Safin von seiner Mutter zu haben, einer freundlichen Frau mit sanftem Lächeln und mit Kajal umrandeten Augen. Er versteht sich sehr gut mit ihr: „Wir lachen nur gemeinsam, es gibt kein Weinen mehr“, meint er lächelnd. Nach: Freunde, HipHop und ein bisschen Hoffnung. In: Last Exit Flucht, http://www.lastexitflucht.org. 2 Freunde, Hip-Hop und ein bisschen Hoffnung. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 38. Verfügbar unter http://www.literacy.at/ fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [20.3.2012]. 12 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 13 1.2.2 Suchendes Lesen (Scanning) 1.2.2.1 Thales von Milet3 Lies den Text über das Leben und Wirken des Thales von Milet aufmerksam. Der Text handelt von seinem Leben und von mathematischen Zusammenhängen, die er gefunden hat. Thales von Milet Er lebte um 600 v. Chr. und war griechischer Mathematiker, Naturphilosoph und Astronom. Er lehrte, dass das Wasser der Ursprung aller Dinge sei, und sagte sogar eine Sonnenfinsternis richtig voraus. Seine mathematischen Kenntnisse soll er zum Teil von den Babyloniern und von den Ägyptern bezogen haben. Er ist jedenfalls der Erste, der Beweise für seine mathematischen Sätze gab. Weiters hat er als erster mit dem Begriff des Winkels gearbeitet! Eudomos von Rhodos schrieb um 300 v. Chr. ein Buch über die Geschichte der Mathematik, in der er über Thales Folgendes anführte: • Er war der Erste, der bewies, dass der Kreis von seinem Durchmesser halbiert wird. • Er hat als Erster erkannt und ausgesprochen, dass in einem gleichschenkeligen Dreieck die Basiswinkel gleich sind. • Er entdeckte zuerst, dass, wenn zwei Gerade sich schneiden, ihre Scheitelwinkel gleich sind. • Er bewies den Satz von der Kongruenz zweier Dreiecke, die in einer Seite und zwei Winkeln übereinstimmen. • Er soll behauptet haben, dass die Diagonalen eines Rechtecks gleich lang sind und einander halbieren. • Er soll den Beweis für den berühmten „Satz von Thales“ gegeben haben. Dieser Satz sagt aus, dass der Peripheriewinkel im Halbkreis ein rechter Winkel ist. Diesen Satz soll er von den Ägyptern übernommen haben und als Dank für seine Entdeckung soll er den Göttern einen Stier geopfert haben ... Leider ist das Mathematikbuch des Eudomos nicht erhalten. Wir kennen es nur indirekt durch den griechischen Mathematiker Proklos, der um 450 n. Chr. in seinem Mathematikbuch das Wissen des Eudomos wiedergab. Thales von Milet wurde seit dem 4.Jh. v. Chr. als einer der „Sieben Weisen“ bezeichnet. Markiere nun rasch folgende mathematischen Begriffe und alle Namen von Mathematikern. Winkel Kreis Durchmesser Dreieck Basiswinkel Gerade Scheitel winkel Kongruenz Diagonale Rechteck Peripheriewinkel Halbkreis 3 Thales von Milet. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 15. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/ unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [20.3.2012]. 14 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 1.2.2.2 Die Erschließung der Neuen Welten4 Lies den folgenden Schulbuchtext und beantworte dabei möglichst rasch die Fragen zum Text: Die Besiedlung Nordamerikas Während der letzten Eiszeit erfolgte die Erstbesiedelung Amerikas. Die Anwesenheit der Wikinger blieb nur ein kurzes Intermezzo. Etwa ab 1500 geriet die „Neue Welt“ in den Blickpunkt der Europäer. Die Vorfahren der heutigen Indianerinnen und Indianer stammten vermutlich aus Asien und sind vor etwa 15 000 Jahren über eine Landbrücke im Beringmeer nach Nordamerika gezogen. In den folgenden Jahrhunderten besiedelten sie den Doppelkontinent bis Feuerland, der Südspitze Südamerikas. Entsprechend ihrer regionalen Verbreitung und der dadurch stark differenzierten Lebensumstände lassen sich große kulturelle Unterschiede zwischen den Indianerstämmen nachweisen. Im Gebiet der Großen Seen, des Mississippi und im Südwesten der heutigen USA wurde Ackerbau betrieben (u.a. Mais, Kartoffeln, Bohnen, Tomaten), was Sesshaftigkeit voraussetzte. Daher entstanden hier auch feste Behausungen, wie die Pueblos, mehrgeschossige Lehmhütten, oder aber die hölzernen Langhäuser der Irokesen, die bis zu hundert Meter lang sein konnten. Kulturtechniken wie die Keramik oder die Weberei waren diesen Stämmen vertraut. Die meisten Ureinwohner und Ureinwohnerinnen waren allerdings nomadisierende Jäger und Sammler, auch Fischfang wurde betrieben. Da diese Völker ihren Beutetieren auf deren saisonalen Wanderungen folgten, waren bei ihnen leicht auf- und abzubauende Zelte wie das Wigwam oder der Tipi verbreitet. Wichtigste Jagdwaffe waren Pfeil und Bogen. Der Tomahawk wurde hingegen überwiegend als Werkzeug verwendet. Die Inuit in den polaren Breiten Kanadas und Alaskas gingen mit der Harpune auf Jagd nach Eisbären, Walen, Robben und Fischen. Ihr wichtigstes Fortbewegungsmittel war der Kajak. Während ihrer Beutezüge lebten sie in Iglus. Es gab bis zu 3 000 verschiedene Indianersprachen. Dennoch war über Stammes- und Sprachgrenzen hinweg eine Verständigung mittels Gebärdensprache möglich. Außerdem konnte man mit Rauchzeichen über große Distanzen kommunizieren. Auch die religiösen Vorstellungen waren sehr unterschiedlich. Gemeinsam war aber allen Indianerinnen und Indianern der Glaube, dass die Natur beseelt ist. Viele Stämme verehrten außerdem ein Totem, einen persönlichen Schutzgeist. Der bei uns so populäre Begriff „Manitu“ wurde hingegen lediglich bei den Algonkin-Indianern verwendet. Schamanen als Vermittler zwischen Menschen und Geistern waren vor allem bei den sesshaften Völkern verbreitet, sie waren auch fallweise als Medizinmänner tätig. Bei wichtigen Zeremonien spielten Tänze und das Rauchen der Friedenspfeife eine herausragende Rolle. Aus religiösen Motiven war bei einigen Stämmen das Skalpieren, also das Abziehen der Kopfhaut eines getöteten Feindes, üblich. Damit glaubte man, sich dessen Lebensenergie einverleiben zu können – eine Praxis, die später, als Kopfprämien für ermordete Indianer ausbezahlt wurden, von den Weißen übernommen wurde. 4 Brzobohaty, Johannes; Salmeyer Robert; Zellhofer Christa: Zeitfenster 6. Geschichte und Sozialkunde für die 6. Klasse AHS. Wien: Ed. Hölzel 2011, S. 23 SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 15 1) Wann geriet die „Neue Welt“ in den Blickpunkt der Europäer? 2) Welche Spitze Südamerikas ist Feuerland? 3) Was bauten die Indianerstämme im Gebiet der großen Seen, des Mississippi und im Südwesten der heutigen USA an? 4) Was sind Pueblos? 5) Mit welchem Werkzeug gingen die Inuit auf die Jagd? 6) Bis zu wie viele verschiedene Indianersprachen gab es? 7) Wie nennt man das Abziehen der Kopfhaut eines getöteten Feindes? 16 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 1.2.3 Intensives Lesen 1.2.3.1 Designer Werkstatt Lies den Text aufmerksam und beantworte die Fragen. Susanne Mauthner-Weber Designer-Werkstatt5 Will man die Forschung der Chemie-Nobelpreisträger 2009 erklären, bedient man sich wohl am besten eines Vergleiches (bitte nicht lachen!) mit der Modewelt: Da gibt es einen Designer, der kreiert einen Entwurf; der Entwurf wird mittels Schnittmuster vervielfältigt; heraus kommen mehr oder weniger funktionstüchtige Kleidungsstücke. In einer Zelle geht es ähnlich zu: Die aus etwa 3,2 Milliarden chemischen Bausteinen zusammengesetzte Erbinformation, die DNA, ist im Zellkern gelagert. Wenn eines der 25.000 Gene (der Designer aus unserem Vergleich mit der Modewelt) abgelesen wird, fertigt die Zelle eine chemische Abschrift an. Nur diese Blaupause (das Schnittmuster) verlässt den Zellkern. Draußen trifft sie auf die Ribosomen. Jede Zelle besitzt zahlreiche dieser Eiweiß-Fabriken. Zusammengefügt Die Ribosomen lesen die Blaupause wie einen Lochstreifen und fügen daraufhin Stück für Stück das Eiweiß (Protein) aus einzelnen Aminosäuren zusammen. Erst diese Proteine sind die universellen Werkzeuge des Lebens: Sie bauen die Muskeln auf, transportieren Sauerstoff, spalten die Nahrung auf, dienen als Botenstoffe, formen Haut und Haare sowie neue Ribosomen. „Ribosomen machen irgendwie alles möglich“, sagt Måns Ehrenberg, Mitglied des Nobelkomitees für Chemie. (...) Universell Das Prinzip der Ribosomen funktioniert in Bakterien ebenso wie in Pflanzen und Tieren. Da Ribosomen von Bakterien aber etwas anders aufgebaut sind als die von Menschen, steckt dort ein wertvoller Ansatz für Antibiotika. Die Größe der Ribosomen ist für die Arbeit im Labor eine besondere Herausforderung. Es ist schwer, sie zu Kristallen zusammenzulagern, um mit Röntgenstrahlen den inneren Aufbau bis ins kleinste Detail klären zu können. Jonath, Steitz und Ramakrishnan ist es mit einem Verfahren namens Röntgen-Kristallografie gelungen, die Position jedes Einzelnen der Hunderttausenden Atome des Ribosoms zu kartieren. Sie haben also auf atomarer Ebene gezeigt, wie Ribosomen aussehen und funktionieren - wofür sie am 10.Dezember in Stockholm mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet werden. 5 Mauthner-Weber, Susanne: „Designer-Werkstatt“, in: Kurier, 8.10.2009. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 17 1) Schreibe das fehlende Wort in die Zeile. a) Jemanden, der einen Entwurf kreiert, nennt man b) Um einen Entwurf zu vervielfältigen, braucht man c) Die Designer der Modewelt heißen in der Biologie d) Das Schnittmuster heißt in der Biologe e) Die Eiweißfabriken der Zelle heißen 2) Kreuze das richtige Kästchen an. richtig A Die DNA ist aus etwa 3,2 Milliarden chemischen Bausteinen zusammengesetzt. B Das Eiweiß wird aus einzelnen Aminosäuren zusammengefügt. C Måns Ehrenberg ist Mitglied des Nobelkomitees für Literatur. D Die Größe der Ribosomen macht die Arbeit im Labor leicht. E Jonath, Steitz und Ramakrishnan wurden 2009 mit dem Chemie- Nobelpreis ausgezeichnet. falsch 3) Nummeriere die Informationen in der Reihenfolge, in der sie im Text vorkommen. Nachdem die Ribosomen die Blaupause wie einen Lochstreifen gelesen haben, fügen sie das Eiweiß (Protein) aus einzelnen Aminosäuren zusammen. Bei Tieren und Pflanzen funktioniert das Prinzip der Ribosomen ebenso wie in Bakterien. Für die Arbeit im Labor ist die Größe der Ribosomen eine besondere Herausforderung, da es schwierig ist, sie zu Kristallen zusammenzulagern, um mit Röntgenstrahlen den inneren Aufbau genau erforschen zu können. Im Zellkern ist die aus etwa 3,2 Milliarden chemischen Bausteinen zusammengesetzte Erbinformation, die DNA, gelagert. Sobald eines der 25.000 Gene abgelesen ist, fertigt die Zelle eine chemische Abschrift an. Nur diese Blaupause verlässt den Zellkern und trifft dann auf die Ribosomen. 18 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 1.2.3.2 Text Biologie6 I. Meist wird die Luft durch die Nase eingeatmet. Staub und andere Fremdkörper bleiben in der Nasenschleimhaut hängen. So wird die Luft gereinigt. In den Nasenhöhlen wird sie befeuchtet, erwärmt und durch den Geruchssinn geprüft. Von den Nasenhöhlen strömt die Luft durch den Rachenraum zur Luftröhre. II. Die Atmungsorgane sind innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Auf ihr sitzen viele feine Flimmerhärchen. Die Härchen bewegen sich ständig so, dass eingeatmete Staubteilchen nach oben transportiert werden. Auch durch Husten wird die Luftröhre gereinigt. im Brustkorb teilt sich die Luftröhre in zwei Äste, die Bronchien. Jede Bronchie führt zu einem Lungenflügel. Dort verzweigt sie sich und endet schließlich in den kugeligen Lungenbläschen. Ein Lungenbläschen ist etwa so groß wie ein Stecknadelkopf. Außen ist es von feinsten Blutgefäßen umsponnen. III. Beim Einatmen gelangt frische Luft bis in die Lungenbläschen. Von dem Gasgemisch Luft sind nur Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid für die Atmung wichtig. Durch die dünne Wand der Lungenbläschen wandert der Sauerstoff aus der Luft in die feinsten Blutgefäße. Mit dem Blut gelangt er zu den Körperzellen. Die Zellen brauchen Sauerstoff, um Nährstoffe zu verwerten. Die Nährstoffe stammen aus der Nahrung. Sie werden mit dem Blut im Körper verteilt. Bei ihrer Verwertung entsteht Kohlenstoffdioxid und es wird Energie frei. Diese Energie dient zum Beispiel dazu, Muskeln zu bewegen. Das Kohlenstoffdioxid wandert aus dem Blut in die Lungenbläschen. Es wird mit der Atemluft ausgeatmet. Die ausgeatmete Luft enthält also weniger Sauerstoff und mehr Kohlenstoffdioxid als die eingeatmete Luft. (Text aus Natur und Technik, PCB 7. 1997) 6 Adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011), Die Atmung. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/360 [12.2.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 19 1) Finde eine passende Überschrift für den ganzen Text und schreibe sie auf. 2) Welche der folgenden Überschriften passt am besten zu den einzelnen Teilabschnitten des Textes? Schreibe sie in die richtige Zeile. • Verschiedene Düfte • Luftröhre, Bronchien und Lungenflügel • Luft und Blutgefäße • Nase und Rachenraum • Einatmen und Ausatmen Abschnitt 1 Abschnitt 2 Abschnitt 3 20 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 2 Markieren 2.1 INFO 2.1.1 INFO für LehrerInnen Markieren ist ein Verfahren der Texterschließung, das immer im Vorfeld einer weiteren Textstrategie angewendet wird. Markieren bedeutet Auffinden von Elementen in einem Text, die für eine anschließende Bearbeitung zur Verfügung stehen sollen. Durch farbliche Differenzierung werden die Elemente unterschiedlichen Kategorien zugeordnet und die Beziehung dieser zueinander visualisiert. Arten des Markierens • Unterstreichen • Marker verwenden • Einringeln Das Erlernen des Markierens soll schrittweise erfolgen, d.h., von den kleinsten sinntragenden Elementen (Präfixe, Suffixe, Begriffe mit Unterscheidung der Wortarten, Strukturwörter, aber auch Zahlen und bildliche Symbole) bis zu Textabschnitten. Die intensive Auseinandersetzung mit den sprachlichen Inhalten und Strukturen führt auch zu einer größeren Sicherheit beim Formulieren und Schreiben von Texten. 1) Arbeitstechniken Auffinden und Visualisieren 2) Weiterführende Arbeiten Wortschatzarbeit Zuordnen Vergleichen Formulieren Recherche Mindmap Tabellen Diagramme Bildtexte Interpretation Fragen Zusammenfassung Expansion In den Kompetenzbereichen des Lesens werden folgende Aufgabenstellungen durch das Markieren erfüllt. • Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln Auffinden von Informationen, Ausgang der Recherche • Kompetenzbereich: Eine textbezogene Interpretation entwickeln Zuordnen, Vergleichen • Kompetenzbereich: Reflexion und Bewertung eines Textes Reflexion und Bewertung anhand der Visualisierung SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 21 2.1.2 INFO für SchülerInnen Markieren: Was ist wichtig? Markierungen in einem Text helfen uns sichtbar zu machen, was wichtig ist. Das können Begriffe, Textteile, Grafiken und dergleichen sein. Man spricht auch von Schlüsselbegriffen, weil sie uns den Zugang zu den wesentlichen Informationen eines Textes erschließen. Doch was ist in einem bestimmten Text wichtig? Darüber entscheidet • ein Arbeitsauftrag • eine persönliche Absicht/ein persönliches Interesse • eine anschließende Bearbeitung Die folgenden Übungen helfen dir, die Bedeutung verschiedener Textelemente bewusst wahrzunehmen. Das Markieren von bestimmten Wortarten (Nomen, Verben, Adjektiva…) unterstützt beim Erarbeiten von Wortschatz im Allgemeinen und von Fachwortschatz im Besonderen. Der gezielte Blick auf die Verben lässt uns die Vorgänge in einem Text besser erkennen, Adjektiva liefern wesentliche Zusatzinformationen. Markieren nach persönlicher Absicht wird man zum Beispiel im Ausdruck eines Fahrplans, um die passenden Zugverbindungen auf einen Blick wieder zu finden. Für eine anschließende Bearbeitung markiert man - zum Beispiel für eine Timeline - alle Zeitbegriffe. Sollen bestimmte Textteile – zum Beispiel für eine Zusammenfassung – ausgewählt werden, wird man die betreffenden Textteile markieren. Die Arten des Markierens sind: • Unterstreichen • Marker verwenden • Einringeln • digitales Markieren (zB farblich unterlegen) Auch bei der Arbeit am Computer markierst du Elemente, die dir zur Weiterarbeit zur Verfügung stehen sollen, dies können Textteile, Grafiken und dergleichen sein. Manche Aufgabenstellungen haben eine eindeutige Lösung, oft kann es aber nur Lösungsvorschläge geben, weil bei der Lösung auch die persönliche Auswahl entscheidend ist. So lernt man im Vergleich und in der Diskussion der Ergebnisse der Partner und Partnerinnen die eigenen Ansichten und Entscheidungen zu begründen. 22 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 2.2 Übungen Die folgenden Übungsbeispiele sollen Möglichkeiten aufzeigen, wie man durch Markieren die Bearbeitung einer Aufgabenstellung vorbereiten und unterstützen kann. 2.2.1 Markieren von Nomen: Die laufenden Vögel vom Buchberg7 Schwerpunkt: Wortschatz Ziel: Erstellung einer Mind-Map/eines Mind-Maps Die laufenden Vögel vom Buchberg Paragleiten: Auch eine sanfte Landung will gelernt sein. Der Fluglehrer ist optimistisch: „Es ist einfach, Leute in die Luft zu bringen.“ Ich stehe auf dem Trainingshang am Buchberg bei Mattsee. Ein gestandener Paragleiter nennt so eine Anhöhe Idiotenhügel. Aber alle 1500 in Salzburg registrierten Gleitschirm-Flieger haben so angefangen. „Heute ist Paragleiten kein Extremsport mehr. Wer kein kopfloser Draufgänger ist, dem kann kaum noch etwas passieren“, zerstreut der Fluglehrer Helmut Sobek meine nicht zu leugnende Angst. Sobek spricht über einen elektronischen Knopf im Ohr zu mir. Hinter mir weht eine Plastikplane in der Größe einer Single-Wohnung im Wind. Ein chaotisches Geflecht von Seilen verbindet mich mit der Plane. Ein Seil liegt in der linken, eines in der rechten Hand. „ Zum Lenken“, erklärt Helmut. „Auf keinen Fall an beiden gleichzeitig ziehen!“, sagt er noch “Warum?“ „ Strömungsabriss, unsanfte Landung.“ „Ogottogottogott.“ Die Teilnehmer spähen zur Windfahne. Gegenwind wäre gut. „Österreich ist das perfekte GleitflugLand“, sagt Helmut stolz. Es gäbe Tage mit guten Flugbedingungen und dass es sich schon lohne, 1000 Euro in die Ausrüstung zu investieren. Jetzt aber: Loslaufen, Vollgas, keine Angst: „Ihr schafft das, Leute, auf mein Zeichen – und los.“ Ich also los. „Super, schneller“, sagt mein Ohrknopf. Und – ja wirklich – ich spüre den Zug nach oben, den Auftrieb, gleich werde ich fliegen wie ein Adler, stolz, majestätisch, frei. Instinktiv stoße ich mich vom Boden ab, Richtung Himmel, hurra! „Man darf sich nicht abstoßen. Paragleiten ist ein Flugsport und kein Springsport.“ Die Nachricht wird mir erst mittels Knopf im Ohr wenige Sekunden später übermittelt werden. 7 „Gleitschirmfliegen ist heute ein relativ ungefährlicher Sport.“ Mit diesen Worten wollte Helmut bei der Einführung den Teilnehmern die Angst vorm Fliegen nehmen. Auch die Statistik spreche dafür: Mit 129 Unfällen im Vorjahr sei Gleitfliegen – relativ gesehen – immer noch sicherer als Fußball. Jetzt trudle ich also Richtung Boden. Der kommt so schnell näher, dass mein erster Schreckensschrei (oder ist es schon ein Schmerzensschrei) vom Erdreich verschluckt wird, in das ich spektakulär köpfle. „Ja wenn du weitergelaufen und nicht weggesprungen wärst…“ tröstet mich Helmuts sonore Stimme. Mir brummt der Schädel. Unfälle würden meist auf das Konto von Möchtegern-Extremsportlern gehen. Meint er mich? Egal: Es ist alles heil geblieben. Etwas mehr Aufwind vielleicht, dann,…ja dann… adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Die laufenden Vögel. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/482 [13.01.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 23 1) Lies leise den Text und markiere alle Nomen in blauer Farbe. 2) Wähle jene Nomen aus, die sich den Überbegriffen in der Tabelle zuordnen lassen, und trage diese ein. Sport (Paragleiten) Menschen Orte Zeit 3) Vergleiche deine Tabelle mit jener deiner Partnerin/deines Partners und klärt gemeinsam Unklarheiten, z.B. mit Hilfe eines Lexikons. 4) Erstellt gemeinsam ein Mind-Map/eine Mind-Map. 24 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 2.2.2 Markieren von Verben: Uhu 8 Schwerpunkt: Syntax und Wortschatz Ziel: Zusammenfassung König der Nacht und Sorgenkind: Der Uhu ist „Vogel des Jahres 2005“ Der Deutsche Bund für Naturschutz hat den Uhu zum „Vogel des Jahres 2005“ gekürt. Europas größter Eule ist in Oberösterreich ein eigenes Monitoring-Projekt gewidmet. Für die vom Ornithologen Gernot Haslinger koordinierte Eulenschutzgruppe des Landes genießt der König der Nacht Priorität. Der Uhu gilt bei uns als „potentiell gefährdet“, er steht unter Naturschutz. 79 Brutpaare haben die 37 Mitarbeiter der Eulenschutzgruppe heuer in Oberösterreich nachgewiesen, 49 Bruterfolge waren zu verzeichnen. Die Verbreitungsschwerpunkte liegen im östlichen und westlichen Mühlviertel. Schon jetzt kann man in den Wäldern die dumpfen „Buhoo“-Rufe hören: Die Herbstbalz hat begonnen. Hochsaison der Uhuliebe ist Jänner bis März. Die Brut wird in Felsnischen angelegt. Die Partner scharren eine Mulde in den Boden, in die das Weibchen bis zu vier weiße Eier legt. Die Hauptbeute des Uhus ist der Igel, er greift aber auch Niederwild und macht sich als Mausvertilger nützlich. Auf die Jagd geht er in der Dämmerung. Unsere technisierte Welt hält für den massigen Nachtgreif große Gefahren bereit. Viele Uhus enden in Stromleitungen. Brütende Weibchen werden von Mountain-Bikern, Bergwanderern und Schwammerlsuchern verscheucht. Bei der Neutrassierung von Forststraßen hat die Eulenschutzgruppe ein Mitspracherecht. „So konnten wir die Verlegung der Trasse auf dem Zeißberg 8 bei Neumarkt erreichen und dort ein Uhu-Paar retten“, sagt Haslinger. adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Uhu. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/491 [13.01.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 25 1) Lies leise den Text und markiere alle Verben mit roter Farbe. 2) Wähle jene Verben aus, die sich der jeweiligen Spalte in der Tabelle zuordnen lassen, und trage diese ein. Achte auf notwendige Ergänzungen bei Redewendungen: z.B.(unter Naturschutz) stehen. Was tun die Uhus? Was tun die Menschen? 3) Bilde gemeinsam mit deiner Partnerin/deinem Partner mit den gefundenen Verben passende Sätze zum Text. 4) Wählt acht bis zehn von euren Sätzen aus und ordnet diese zu einer Zusammenfassung. 26 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 2.2.3 Markieren von Adjektiven: Die laufenden Vögel vom Buchberg (siehe 2.2.1.) 9 Schwerpunkt: Wortschatz Ziel: Klärung von Begriffen durch Expansion 1) Markiere im Text alle Adjektive mit grüner Farbe. 2) Vergleiche die gefundenen Adjektive mit jenen deiner Partnerin/deines Partners und klärt gemeinsam ihre Bedeutung. Recherchiert in einem Lexikon und/oder erklärt sie euch gegenseitig durch Beschreibung. gefundenes Adjektiv 9 Umschreibung Der Fluglehrer ist optimistisch. Der Fluglehrer ist überzeugt, dass es ihm gelingt, den KursteilnehmerInnen das Fliegen mit dem Gleitschirm beizubringen. ein gestandener Paragleiter ein Paragleiter mit Erfahrung, den nichts umwirft adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Die laufenden Vögel. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/482 [13.01.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 27 2.2.4 Timeline: Die Geschichte der Tomate 10 Durch Markieren von zeitrelevanten Begriffen im Text wird im Anschluss eine Zeittabelle erstellt. Ziel: Tabelle, Zusammenfassung 1) Lies leise den folgenden Text und markiere im Anschluss alle Zeitbegriffe mit blauer Farbe. Die Geschichte der Tomate (ostösterr.Paradeiser) Das Ursprungsgebiet der Tomate ist Mittel- und Südamerika, wobei die Wildformen von Nordchile bis Venezuela verbreitet und beheimatet sind. Die größte Vielfalt der in Kultur befindlichen Formen ist in Mittelamerika zu finden. Dort wurden sie schon von den Azteken und Mayas etwa 200 v. Chr. bis 700 n. Chr. als „xitomatl“ kultiviert. Samen wurden bei Ausgrabungen südlich von MexikoStadt in Höhlen im Tehuacán-Tal gefunden. Die Tomate wurde erstmals 1498 von Christoph Kolumbus nach Spanien und Portugal gebracht. Sie zählt in Europa zu den temporären Neophyten. Temporär deshalb, weil sie hier nur äußerst selten und vorübergehend in der freien Natur anzutreffen ist. Erste Beschreibungen der Pflanze stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem aus Italien. 1544 beschrieb Pietro Andrea Matthioli die Pflanze zunächst als „Pomi d‘oro“ (Goldener Apfel) und führte 1554 die gleich zu übersetzende lateinische Bezeichnung „Mala aurea“ ein. Da zu dieser Zeit noch kein einheitliches System zur wissenschaftlichen Benennung von Lebewesen verwendet wurde, taucht die Tomate unter einer Vielzahl unterschiedlicher Namen in der damaligen Literatur auf, unter anderem „mala peruviana“, „pomi del Peru“ (peruanischer Apfel), „poma aurea“, „pomme d‘Amour“, „pomum amoris“ (Liebesapfel) oder auch zusammengesetzte Namen wie „poma amoris fructo luteo“ oder „poma amoris fructo rubro“. 1694 wurde durch Joseph Pitton de Tournefort erstmals der Name Lycopersicon benutzt. Carl von Linné ordnete in seinem Werk „Species Plantarum“ (1753) die Tomate der Gattung Solanum zu und beschrieb die kultivierte Tomate als Solanum lycopersicum und die wildwachsenden Tomaten als Solanum peruvianum. Aufgrund aktueller DNA-Sequenzanalysen und morphologischer Studien schreiben nahezu alle Quellen die Tomate heute der Gattung Solanum zu. Im 17. und 18. Jahrhundert sah man die Tomate in Europa vor allem als Zierpflanze an, nur einige medizinische Anwendungen sind bekannt. Eine englische Übersetzung von Tournaforts Buch The Complete Herbal erwähnt jedoch 1719, dass die Früchte in Italien gegessen werden. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts bezeichnete die Encyclopædia Britannica den Einsatz von Tomaten in der Küche als „alltäglich“. Um 1900 war die Tomate auch in Deutschland als Lebensmittel bekannt und wurde überwiegend im Süden vor allem in Saucen, Suppen und Salaten verwendet. 10 Die Geschichte der Tomate. Verfügbar unter http://de.wikipedia.org/wiki/Tomate [29.03.2012]. 28 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 2) Notiere die Zeitangaben in der richtigen Reihenfolge in die 1. Spalte und ordne den Zeitfenstern ein bis drei wichtige Begriffe zu. Stelle dir zur Hilfe Fragen mit Wer? Was? Wo? 200 v. Chr. bis 700 n. Chr. Azteken und Mayas/„xitomatl“ 1498 3) Wählt zu zweit aus der Tabelle die wichtigsten Informationen zur Geschichte der Tomate und formuliert einen kurzen Text dazu (ca. 5 Sätze). SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 29 2.2.5 Differenzierung im Text: Verschwommen? Sandstrand statt Eisscholle. 11 Durch das Verwenden unterschiedlicher Farben beim Markieren werden Zuordnungen und Interpretation vorbereitet. Ziel: Tabelle, Zusammenfassung 1) Lies leise den folgenden Text. 2) Welche Textstellen handeln von „Happy Feet“? In welchen erhält man allgemeine Informationen zu Königspinguinen? Markiere die Informationspassagen mit blauer Farbe, um sie sichtbar zu machen. 3) Erstelle gemeinsam mit deiner Partnerin/deinem Partner einen Steckbrief des Königspinguins. Verschwommen? – Sandstrand statt Eisscholle Verwirrt und verirrt – ein Pinguin auf Abwegen. Der kleine Frackträger aus der Antarktis kam vom Weg ab und strandete in Neuseeland. Mehr als 3000 Kilometer weit weg von seinem Zuhause. Von Diana Krulei Was macht denn der kleine Frackträger hier? Spaziergänger am Peka peka Strand an der Kapiti Coast nördlich von Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, staunten nicht schlecht. Da watschelt doch höchstpersönlich ein Kaiserpinguin über den Sandstrand. Ziemlich alleine und verlassen – auf der ver- zweifelten Suche nach Artgenossen. Weit und breit aber kein Kollege der Spezies Kaiserpinguin zu sehen. Denn die bevorzugen normalerweise die erfrischend kalten Gewässer der Antarktis. Dort leben diese Meeresvögel – die größten aus der Familie der Pinguine, sie werden bis zu einem Meter groß und bis zu 30 Kilo schwer – in Gruppen zusammen und teilen sich die Eisschollen noch mit den dort ansässigen Adeliepinguinen. Gerne machen sie sich auch auf die Jagd nach Fischen. Bei dieser legen sie teilweise große Entfernungen zurück und erreichen dabei eine Geschwindigkeit über 35 Kilometern pro Stunde. Exzellente Tauchgänger sind sie ebenfalls: Über zehn Minuten können sie sich unter Wasser aufhalten und dabei mehr als 300 Meter tief abtauchen. Aber „Happy Feet“, wie ihn die Neuseeländer liebevoll tauften, scheint „etwas“ vom Weg abgekommen zu sein – genauer gesagt, mehr als 3000 Kilometer. Irgendwie und irgendwo hat er seine Kolonie verloren und „verschwamm“ sich an die neuseeländische Küste. Warum, darüber rätseln die Biologen. Und eine große Portion Glück hatte er auch, denn nicht nur, dass er genug Futter auf seiner Entdeckungstour 11 Krulei, Diana: Verschwommen? Sandstrand statt Eisscholle. In: Krone bunt, 10. Juli 2011 30 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen erbeutete, ebenso fand kein größerer Meeresbewohner Geschmack an ihm. Der Abenteurer ist auf dem Weg der Besserung – aber wie kommt er zurück? In Neuseeland angekommen, entschied er sich für einen Landgang, spazierte auf und ab, fernab von seiner Heimat, trompetete nach anderen Pinguinen und sorgte für weltweite Schlagzeilen. Nur irgendwie war hier alles anders als sonst. Da marschierten zwar auch einige Zweibeiner herum, aber alles keine Pinguine. Und vor allem war es ziemlich warm für seine gewohnten Verhältnisse. Hier herrschten 15 Grad, im Arktischen Winter zurzeit bis minus 60. Immerhin ist er der erste Pinguin seit 44 Jahren, der es von der Antarktis bis an die neuseeländische Küste geschafft hat. „Lasst ihn in Ruhe und haltet Abstand“, bat die örtliche Naturschutzbehörde die Anwohner. Es geht ihm gut, und er wird zurückschwimmen. Er verbringt seine Genesungszeit in einem klimatisierten Raum, lutscht an Eiswürfeln, frisst schon wieder eifrig Fisch und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Ob er sich schon an die Menschen gewöhnt hat, die jeden seiner Schritte durch die Glasscheibe bestaunen, sei dahin gestellt. So viele verirren sich üblicherweise nicht auf eine Eisscholle, und Pinguine suchen auch nicht unbedingt deren Nähe. Aber es kam anders: Das ist Eis, was da vor meiner Nase herumliegt, dachte sich der Abenteurer. Also begann er zu fressen, nass und kalt war er ja auch – der Sand. Allerdings schmilzt der nicht im Magen. Eis nehmen Pinguine zu sich, um ihren Durst zu stillen und sich abzukühlen. Der Sand glitzerte verdächtig in der Sonne, und für einen Kaiserpinguin, in dessen Weltbild ebendieser nicht vorkommt, leicht zu verwechseln. So schlug er sich den Magen damit voll, und das hatte unangenehme Folgen. Mitarbeiter des Zoos in Wellington beschlossen, das verirrte Tier einzufangen, da er sonst an den Folgen seiner Mahlzeit gestorben wäre. Mit einer Mini-Kamera untersuchten sie ihn und pumpten ihm schließlich den Magen aus. Mittlerweile hat er die Prozedur viermal hinter sich gebracht, und der Rest – so hoffen die Zoologen – sollte auf natürliche Weise wieder herauskommen. Dank DNA-Test stellte sich heraus, dass es sich um ein Männchen handelt. Dieser war notwendig, da weibliche und männliche Pinguine sich äußerlich nicht voneinander unterscheiden. Es wird schon heftig überlegt, wie das junge Watscheltier – mittlerweile weiß man, er ist ungefähr 10 Monate alt – wieder zurück in seine heimatlichen Gefilde kommt. Ein Geschäftsmann würde ihm sogar die Überfahrt auf einem Eisbrecher finanzieren, aber so einfach scheint es nicht zu werden, denn es besteht die Möglichkeit, dass er bei seiner Rückkehr zu seinen Artgenossen gefährliche Souvenirs in Form von Krankheitserregern mitbringt. Und die brennende Frage ist: Findet der Ausreißer überhaupt zurück? Immerhin hat er sich schon einmal verirrt. Es kann ja durchaus sein, dass er die Orientierung wieder verliert… Der Bestand der fortpflanzungsfähigen Kaiserpinguine beläuft sich auf rund 270.000 bis 350.000 Tiere und gilt als stabil. Bei der Fortpflanzung hat das Männchen eine tragende Rolle: Nachdem die paarungswilligen Kaiserpinguine – ein Paar bleibt sich übrigens ein Leben lang treu – bis zu 200 Kilometer landeinwärts über das gefrorene Meer zu ihren Brutplätzen gewandert sind und die Partner einander durch stimmliche Merkmale erkannt haben, legt das Weibchen ein Ei, und der zukünftige Herr Papa nimmt dieses auf seine Füße und bedeckt es zum Schutz vor Kälte und Wind mit seiner Bauchfalte – bis das Küken schlüpft. Man kann dem Ausreißer nur alles Gute für seine Rückkehr wünschen. „Happy Feet“ wird seinen Nachkommen sicher spannende Geschichten erzählen können. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 31 3 Texte fragengeleitet erschließen 3.1 INFO 3.1.1 INFO für LehrerInnen Literarische, Sach- und Fachtexte lassen sich durch Fragen, die von SchülerInnen an den Text gestellt werden, gut und genau erarbeiten. Die SchülerInnen setzen sich beim Formulieren der Fragen intensiv mit dem Text auseinander, erarbeiten und lernen dabei die Inhalte und festigen den Stoff. Diese Methode ist eingebettet in den gesamten Prozess, der sich vor dem Lesen, während des Lesens und nach dem Lesen abspielt. In jeder Phase sind Fragen möglich und wichtig. Als explizite Lesestrategie wird das Fragenstellen vorwiegend dazu verwendet, während des Lesens eines Textes oder einer Textpassage Einzelinformationen herauszufiltern, Beziehungen zwischen Textteilen herzustellen oder unter Heranziehung externen Wissens über Inhalt und Form des Textes zu reflektieren. Für LehrerInnen werden Schwierigkeiten, die SchülerInnen beim Textverständnis haben, sowohl auf sprachlicher als auch auf inhaltlicher Ebene deutlich. Der Kompetenzbereich Lesen wird in den Bildungsstandards in verschiedene Kompetenzbereiche untergliedert. • Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln Fragestellungen zum Detailverständnis eines Textes, deren Beantwortung das richtige Auffinden und Wiedergeben von Einzelinformationen erfordert; • Kompetenzbereich: Eine textbezogene Interpretation entwickeln Fragen, die das Globalverständnis überprüfen, also der Ermittlung der Hauptpunkte oder wesentlicher Aussagen des Textes und der Verknüpfung von Informationen dienen; • Kompetenzbereich: Reflexion und Bewertung eines Textes Fragen, die kritisches Denken erfordern, das Reflektieren und Bewerten des Gelesenen zum Ziel haben und über den Text hinausgehen. Man unterscheidet zwischen geschlossenen, halb-offenen und offenen Fragenformaten, die in den drei Kompetenzbereichen unterschiedlich gut einsetzbar sind. Zu jedem Fragetypus lassen sich Fragen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden stellen. 32 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Übungen zum Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln SchülerInnen stellen Fragen an den Text, die sich aus dem Text heraus beantworten lassen und deren Antwort den FragestellerInnen nach der Lektüre bekannt sein muss. Dazu eignen sich besonders geschlossene oder halboffene Fragenformate: I. Halb-offene Fragenformate (Die Antwort ist festgelegt, wird aber vom Antwortgeber/von der Antwortgeberin formuliert) a) W- Fragen W-Fragen lassen sich kurz in eigenen Worten beantworten, wobei die Antwort eindeutig sein muss. Sie beginnen mit: Wer? Wann? Was? Wie? Warum? Wodurch? Weshalb? ... b)b)Halboffene Fragen Halboffene Fragen können eindeutig in einem oder wenigen Sätzen beantwortet werden. Sie beginnen mit: Begründe, warum… Zeige, wie… Beschreibe, was… Erkläre, warum… … II.Geschlossene Fragenformate Die Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben, es ist kein eigener Text zu verfassen. a) Multiple Choice Zum Text wird eine nicht zu einfache Frage formuliert, die aus dem Text heraus beantwortet werden kann. Es stehen neben der richtigen Antwort zumeist drei weitere Antworten zur Auswahl, die möglich/richtig sein können und nicht sofort als falsch erkennbar sind. Kreuze die richtige Antwort an: Vorschlag A ……………. Vorschlag B ……………. Vorschlag C ……………. Vorschlag D ……………. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 33 b)Entscheidungsfragen Fragen, deren Beantwortung ein „Ja“ oder „Nein“ verlangen oder Feststellungen, die mit richtig oder falsch zu bewerten sind, werden zum Text gestellt und müssen aus dem Text heraus eindeutig beantwortet werden können. Kreuze die richtige Antwort an: richtig falsch Fragestellung A Fragestellung B Fragestellung C Fragestellung D c) Satzverknüpfungen Satzhälften oder Aussagen, die einander zugeordnet werden können, werden in zwei Spalten in unterschiedlicher Reihenfolge geschrieben. Um die Zuordnung nicht zu einfach zu machen, muss in der zweiten Spalte mindestens eine weitere, nicht richtige Möglichkeit vorhanden sein. 1 A 2 B 3 C 4 D 5 E F G d)Lückentexte Ein vorhandener Text oder eine kurze Zusammenfassung eines Textes bilden die Grundlage für einen Lückentext, in dem einige wichtige Wörter weggelassen werden. Der Text muss verständlich bleiben und es muss eine eindeutige Lösung geben. Es besteht auch die Möglichkeit, die Lösungswörter anzugeben. 34 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 3.1.2 INFO für SchülerInnen Texte lassen sich durch Fragen, die du an den Text stellst, gut und genau erarbeiten. Beim Formulieren der Fragen liest du den Text genau, erarbeitest und lernst dabei die Inhalte und festigst den Stoff. Wenn du Texten konkrete Informationen entnehmen willst, eignen sich dafür besonders geschlossene, halb-offene und offene Fragenformate, mit denen du Fragen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden stellen kannst. Du formulierst Fragen, die sich aus dem Text heraus beantworten lassen und deren Antwort nach der Lektüre bekannt sein muss. I. Halb-offene Fragenformate (Die Antwort ist festgelegt, wird aber vom Antwortgeber/von der Antwortgeberin formuliert) a) W- Fragen W-Fragen lassen sich kurz in eigenen Worten beantworten, wobei die Antwort eindeutig sein muss. Sie beginnen mit: Wer? Wann? Was? Wie? Warum? Wodurch? Weshalb? ... b)Halboffene Fragen Halboffene Fragen können eindeutig in einem oder wenigen Sätzen beantwortet werden. Sie beginnen mit: Begründe, warum… Zeige, wie… Beschreibe, was… Erkläre, warum… … II.Geschlossene Fragenformate Die Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben, es ist kein eigener Text zu verfassen. a) Multiple Choice Zum Text wird eine nicht zu einfache Frage formuliert, die aus dem Text heraus beantwortet werden kann. Es stehen neben der richtigen Antwort zumeist drei weitere Antworten zur Auswahl, die möglich/richtig sein können und nicht sofort als falsch erkennbar sind. Kreuze die richtige Antwort an: Vorschlag A ……………. Vorschlag B ……………. Vorschlag C ……………. Vorschlag D ……………. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 35 b)Entscheidungsfragen Fragen, deren Beantwortung ein „Ja“ oder „Nein“ verlangen oder Feststellungen, die mit richtig oder falsch zu bewerten sind, werden zum Text gestellt und müssen aus dem Text heraus eindeutig beantwortet werden können. Kreuze die richtige Antwort an: richtig falsch Fragestellung A Fragestellung B Fragestellung C Fragestellung D c) Satzverknüpfungen Satzhälften oder Aussagen, die einander zugeordnet werden können, werden in zwei Spalten in unterschiedlicher Reihenfolge geschrieben. Um die Zuordnung nicht zu einfach zu machen, muss in der zweiten Spalte mindestens eine weitere, nicht richtige Möglichkeit vorhanden sein. 1 A 2 B 3 C 4 D 5 E F G d)Lückentexte Ein vorhandener Text oder eine kurze Zusammenfassung eines Textes bilden die Grundlage für einen Lückentext, in dem einige wichtige Wörter weggelassen werden. Der Text muss verständlich bleiben und es muss eine eindeutige Lösung geben. Es besteht auch die Möglichkeit, die Lösungswörter anzugeben. 36 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 3.2.Übungen 3.2.1 W-Fragen zum Text beantworten QUELLE: Uschi Schleich, Ein unverwüstliches Würfelvergnügen, Wiener Journal, Nr. 31, Dez. 2004 (gekürzt und verändert); Spielbeschreibung „Mensch ärgere dich nicht“ (Schmidt Spiele) 3.2.1.1 Ein unverwüstliches Würfelvergnügen12 Vier mal vier Spielfiguren, ein Spielbrett mit 40 Feldern und ein Würfel: das Spielmaterial und das Rezept ist einfach – der Erfolg groß. Mit 70 Millionen verkauften Exemplaren ist „Mensch ärgere dich nicht“ das bekannteste Spiel im deutschen Sprachraum. Heuer feiert es seinen 90. Geburtstag. Ziel des Spiels ist, die eigenen Spielfiguren so schnell wie möglich von seinem Startfeld aus „nach Hause“, das heißt auf die Zielfelder seiner Farbe zu bringen. Beim Durchlaufen der Spielstrecke versucht man die Spielsteine der Mitspieler, so oft es geht, zu schlagen, damit sie wieder von vorn anfangen müssen. Und wer kennt die Szene nicht: Nach unzähligen Versuchen hat es der Spieler endlich geschafft, mit drei seiner vier Spielfiguren ins Ziel zu kommen. Die letzte Figur hat noch fünf Felder vor sich. Doch dann wird sie vom hinter ihr lauernden Gegner rausgeworfen und zurück an den Start gestellt. Man ärgert sich bis zur Weißglut! Die Würfelzahl „6“ stellt eine Besonderheit des Spiels dar. Die Steine, die außerhalb der Spielstrecke stehen, können nur mit einer „6“ ins Spiel gebracht werden. Wer allerdings eine „6“ würfelt und alle Spielfiguren auf der Laufbahn hat, hat nach seinem Zug einen weiteren Wurf frei. Begonnen hatte der Siegeszug des Spieleklassikers in den Schützengräben und Lazaretten des 1. Weltkrieges. Unter den zahlreichen Spenden für die Truppen befand sich auch jene des Münchner Spielerfinders Josef Friedrich Schmidt, der 3000 Stück seines Spiels „Mensch ärgere dich nicht“ an die Armee schickte. In einer Flut von Feldpostbriefen bedankten sich die Soldaten für das Spiel, das ihnen die schreckliche Zeit verkürzte und sie von den Gräueln des Krieges ablenkte. Als sie nach Kriegsende heimkehrten, brachten sie auch das Spiel mit nach Hause. Heute hat sich das Spiel in der roten Schachtel, auf der das Bild eines finster blickenden Herrn aufgedruckt ist, in den Kinderzimmern der ganzen Welt einen Platz gesichert. Kein Wunder, denn der Spielablauf ist kurzweilig und schnell erklärt: Jeder Spieler erhält vier Spielfiguren einer Farbe. Einen Stein stellt man auf das Startfeld seiner Farbe, die übrigen drei werden auf die gleichfarbigen Felder außerhalb der Spielstrecke gesetzt. Wer die höchste Zahl würfelt, beginnt. Gespielt wird reihum im Uhrzeigersinn. Jeder Spieler setzt einen seiner Spielsteine um die gewürfelte Augenzahl in Pfeilrichtung auf der Laufbahn vor. Eigene und fremde Spielsteine können übersprungen werden. Wer allerdings mit dem letzten Punkt seiner Augenzahl auf ein Feld trifft, das von einer fremden Spielfigur besetzt ist, schlägt diese Figur und setzt seinen Stein auf ihren Platz. Geschlagene Steine werden wieder auf die Felder ihrer Farbe außerhalb der Spielstrecke gestellt und warten dort auf ihren erneuten Spieleinsatz. 12 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Spieleanleitung. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/478 [12.2.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 37 Seinen Ursprung hat das berühmte Spiel in Indien. Dort wurde schon vor etwa 1500 Jahren das Brettspiel „Pachisi“ gespielt, dem das „Mensch ärgere dich nicht“ verblüffend ähnelt. „Pachisi“ sei, so vermuten viele, ein Spiel mit zutiefst religiösem Hintergrund: Entsprechend dem hinduistischen Glauben, dass der Mensch aus dem Nirvana, einer geistigen Mitte kommt und dort auch wiedergeboren wird, starten alle Spieler in der Mitte und kehren dorthin wieder zurück. Auch hierbei stehen zwei elementare Spielziele im Mittelpunkt jeder Partie: rauswerfen und ärgern. Gewinner ist wie bei „Mensch ärgere dich nicht“ am Ende jener Spieler, der als Erster alle seine Figuren auf seine vier Zielfelder gebracht hat. Alle anderen spielen weiter um die nächsten Plätze. Im oben stehenden Text sind die Spielregeln von „Mensch ärgere dich nicht“ eingebaut. Lies den Text und unterstreiche die Textstellen, die auf folgende Fragen eingehen. Achte dabei auf Vollständigkeit. a) Welches Spielmaterial wird verwendet? b) Was ist das Ziel des Spiels? c) Wer beginnt das Spiel? d) Wie ist der Ablauf des Spiels? e) Wer ist der Gewinner des Spiels? f)Welche Besonderheit weist das Spiel auf? Schreibe die angegebenen Buchstaben an den Rand jener Textstellen, welche die Antworten auf die Fragen enthalten. 38 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 3.2.1.2 Klima-Alarm durch Erderwärmung13 Umweltschützer und ehemaliger US-Vizepräsident Al Gore mahnt die Welt Wir tanzen auf einem Vulkan. Wenn wir nichts unternehmen, ist unser Planet gefährdet!“, schreibt Umweltschützer und ehemaliger US-Vizepräsident Al Gore in seinem weltweit beachteten Buch mit dem Titel „Eine unbequeme Wahrheit“ (Riemann-Verlag). Die Temperatur unserer Erde ist auf dem höchsten Stand seit tausenden Jahren! Die riesigen Eisflächen in Grönland und in der Antarktis beginnen infolge des Klimawandels zu schrumpfen. Im Falle ihres Abschmelzens würden die Weltmeere um sechs Meter ansteigen. 100 Millionen Menschen könnten zu „Klima-Flüchtlingen“ werden. Auf allen Kontinenten hat sich durch globale Klima-Veränderungen die Zahl von Überschwemmungen und Wirbelstürmen erhöht. Durch die höheren Temperaturen trocknet der Boden aus. Es drohen Hitzesommer und verheerende Waldbrände. Die Ursache für die Erderwärmung liegt im zunehmenden Energieverbrauch der Menschen. Dadurch ist in der Atmosphäre der Anteil von Treibhausgasen - vor allem von CO2 (= Kohlendioxid) – sprunghaft gestiegen. CO2 entsteht bei der Verbrennung fossiler Energieträger (Erdöl, Erdgas oder Kohle) in Heizkesseln, Autos, Fabriken und Kraftwerken, sowie bei der (Brand-)Rodung von Wäldern. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, erwarten Experten bis 2050 ein Temperatur - Plus von 2 Grad. Bis zum Jahr 2100 könnte die Temperatur an der Erdoberfläche sogar um fast 6 Grad ansteigen. Die Folgen wären verheerend: Bereits ein Anstieg von 1 Grad könnte zum Aussterben von 10 Prozent aller Landtierarten führen. Die Wasserversorgung von Millionen von Menschen wäre gefährdet. In den Tropen würden bis zu 300.000 Menschen mehr an Malaria oder Unterernährung sterben. Bei einem Temperaturanstieg von 2 Grad könnte fünfmal mehr Land als heute unter extremer Dürre leiden, darunter die Mittelmeerregion, wo es bis zu 30 Prozent weniger Wasser geben würde. 15 bis 40 Prozent aller Tierarten würden aussterben. Bei 3 Grad mehr würde Südeuropa von schweren Dürre-Katastrophen und als Folge davon von Hungersnöten heimgesucht werden. Bis zu 170 Millionen Menschen würden jährlich Opfer von Überschwemmungen. Bei einem weiteren Grad Temperaturanstieg wären bis zu 300 Millionen Menschen in Küstengebieten von Überflutung betroffen. Die arktische Eisfläche würde zur Hälfte verschwinden. Bei 5 Grad Erwärmung wäre ein Anstieg des Meeresspiegels die Folge, der Metropolen wie Lissabon, New York oder Tokyo bedrohen würde. Das Ökosystem der Ozeane würde kollabieren. Nach: Die Debatte der Woche: Klima-Alarm. In: Österreich. 12. Nov. 2006 13 Klima-Alarm durch Erderwärmung. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 27. Verfügbar unter [http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [20.3.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 39 1) Im Folgenden findest du Antworten, die zu Fragen aus dem Artikel passen. Leider sind die zugehörigen Fragen verloren gegangen. Versuche sie zu rekonstruieren und mit eigenen Worten zu formulieren. a) Frage: Antwort: „Die riesigen Eisflächen in Grönland und in der Antarktis.“ b) Frage: Antwort: „CO2.“ c) Frage: Antwort: „Um fast 6 Grad.“ d) Frage: Antwort: „Zunehmender Energieverbrauch der Menschen.“ 2) Formuliere zwei weitere Fragen zu dem Artikel und liefere gleich die entsprechenden Antworten dazu. Frage: Antwort: Frage: Antwort: 40 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 3.2.3 Geschlossene Fragen beantworten 3.2.3.1.Christoph Kotanko, Die Zeitung der Zukunft14 Schon vor über 50 Jahren war es die herrschende Lehre, dass die gedruckten Nachrichten bald überflüssig würden. Bereits 1952 wurde der Untergang der Tageszeitung prophezeit; Radio und Wochenschau würden sie schnell verdrängen. Als das Fernsehen aufkam, verkündeten die Fachleute, die Bürger würden sich wohl nur mehr elektronisch informieren. TV und Print existieren jedoch friedlich nebeneinander; jeder hat seinen Markt und seine Möglichkeiten. Dann kam der Internet-Hype: Wieder wurde der Tod der Papierzeitungen herbeigeredet, mitleidig jeder belächelt, der von einer sinnvollen Ergänzung verschiedener medialer Formen sprach. Heute ist keine Rede mehr von der Verdrängung der gedruckten Zeitung durch das Internet. Dass es nicht zu großen Einbrüchen bei der Zeitungslektüre kam, dürfte an der komplementären Nutzung von Internet und Tageszeitung liegen, erklärte unlängst Rüdiger Schulz vom Institut für Demoskopie im deutschen Allensbach. Online-NutzerInnen haben den Fernsehkonsum eingeschränkt, das Lesen von Zeitungen oder Zeitschriften aber nicht nennenswert reduziert. Die große Herausforderung für die Blattverantwortlichen ist das Informationsverhalten der ganz Jungen. Sie haben sich im Nachrichtenbereich an breite Gratis-Angebote gewöhnt. Und: Bei ihnen hat die Überzeugung, man sollte regelmäßig Zeitung lesen, abgenommen. Das Internet befriedigt ihr Bedürfnis nach schneller Unterhaltung und aktiver Kommunikation. Der Anspruch an die Bezahl-Zeitung wächst daher. Sie sollte den jugendlichen Lesern die Hintergründe und Zusammenhänge erklären im Sinne des Sozialwissenschaftlers John Naisbitt: „Wir ertrinken in Informationen und hungern nach Wissen“. Die Zeitung der Zukunft, die ein natürliches Wachstum haben will, hat drei Vorgaben: Aktuell sein und wichtig und unterhaltsam. Bei der Aktualität ist der Wettlauf mit den elektronischen Medien nicht zu scheuen. Das Fernsehen ist flüchtig, die Zeitung fest. Sie beschreibt nicht nur, was geschehen ist, sondern warum und welche Folgen es haben wird. Zur Dienstleistung der Zeitung gehört immer stärker, die Relevanz von Meldungen zu bewerten. Sie bezieht Stellung, damit die LeserInnen Stellung beziehen können. Zu den Gewinnern im journalistischen Wettbewerb wird gehören, wer die Aufmerksamkeit und Meinungsführerschaft beim Publikum jeden Tag neu erobert. Zu den Basis-Anforderungen an eine moderne Zeitung gehört auch, dass sie ihre zahlende Kundschaft unterhält. Spaß beim Schreiben macht Lust aufs Lesen. Unverzichtbar ist der Doppelpass zwischen Print- und Online-Ausgabe. Die Betriebskosten einer hochwertigen Online-Ausgabe sind allerdings so hoch, dass ein umfassendes GratisAngebot auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten ist. Die Erfahrungen zeigen aber, dass ein kostenpflichtiges Angebot im Internet gut angenommen wird, wenn Qualität und Tempo stimmen. Auch die Werbewirtschaft wird sich vermehrt an neuen Informationsbedürfnissen und Nutzungsgewohnheiten ausrichten. Die Zeitungsmacher müssen die Chance der ständigen Erneuerung ergreifen, dann bleibt die Zeitung auch die nächsten 50 Jahre zeitgemäß. 14 Zur Verfügung gestellt und gekürzt von Dr. Christoph Kotanko. Nach: Dr. Christoph Kotanko: „Spaß beim Schreiben macht Lust aufs Lesen“ (2004). Verfügbar unter: http://www.wien-konkret.at/wirtschaft/medien/printmedien/kurier/kapieren-statt-kopieren-christoph-kotanko/ [18.11.2011] SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 41 1) Kreuze die richtige Antwort an: Junge LeserInnen a) sind an Gratiszeitungen gewöhnt. b) wollen täglich Zeitung lesen. c) ziehen gedruckte Zeitungen dem Internet vor. d) abonnieren häufig Tageszeitungen. 2) Stimmen die folgenden Feststellungen? Kreuze „Richtig“ oder “Falsch“ an. richtig falsch Sowohl Internet als auch Tageszeitungen werden von LeserInnen genutzt. Onlinenutzer schränken den Fernsehkonsum nicht ein. Die Zeitung gibt Gründe und Folgen eines Geschehens an. UserInnen sind bereit, für gute Online-Angebote zu bezahlen. 3) Verbinde die zusammengehörigen Satzhälften. 1 „Wir ertrinken in Informationen und hungern nach Wissen“ bedeutet, A dass die LeserInnen unterhalten werden. 2 Die Kosten für Online-Leistungen sind so hoch, B dass Print- und Online-Ausgaben nebeneinander bestehen. 3 Eine Zeitung muss so gestaltet sein, C dass sie für die Verlage immer leistbar bleiben. 4 Für eine Zeitung ist es unverzichtbar, D dass Menschen Hintergründe und Zusammenhänge erklärt haben wollen. E dass sie gratis ist. F dass ein Gratisangebot auf Dauer nicht finanzierbar sein wird. 42 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 3.2.3.2 „Die Zünfte regeln das städtische Leben“15 Im Hoch- und Spätmittelalter nahm auch das städtische Gewerbe einen raschen Aufschwung. Die Handwerker, die zunächst in der Stadt nur geringen politischen Einfluss hatten, schlossen sich zur Wahrung ihrer Interessen in Zünften zusammen. Die Zünfte griffen tief in das wirtschaftliche und persönliche Geschick des einzelnen Handwerkers ein. „Es haben alle Mitglieder dafür zu sorgen, dass nicht zu viel fremde Meistersöhne und Ausländer in die Zunft kommen”, hieß es in Zunftordnungen der Fleischer im bayrischen Freising. Dies charakterisiert das Wesen des Zunfthandwerks sehr deutlich. Eine klein gehaltene Anzahl von Familien schloss sich zusammen, um kartellartig ein bestimmtes Handwerk in der Stadt auszuüben. So wollte sich die Zunft gegen Überfremdung und Überfüllung, also ungebetene Konkurrenz, zur Wehr setzen. Gleichzeitig konnten Preis- und Lohnabsprachen getroffen werden, die ein sicheres Einkommen garantierten. Eheliche Geburt war damals wegen vieler Heiratsbeschränkungen keine Selbstverständlichkeit. Wer sie aber nachweisen konnte und nach der Lehrzeit auch die Gesellenjahre hinter sich brachte und auf der Wanderschaft seine beruflichen Kenntnisse vervollständigte, benötigte Glück oder (viel) Geld, um Meister zu werden: Im ersten Fall heiratete der Geselle die Tochter oder auch die oft wesentlich ältere Witwe des Meisters, die zur Fortführung des Betriebes unbedingt einen gelernten Handwerker benötigte. Ansonsten musste er ein sehr kostspieliges Meisterstück produzieren, was sich kaum ein Geselle leisten konnte. Über die Regelung des Gewerbes hinaus erfüllten die Zünfte noch viele andere Aufgaben, die heute vom Staat wahrgenommen werden. Die Zünfte gewährten ihren Mitgliedern bei Arbeitsunfähigkeit oder Krankheit Unterstützung und errichteten für sie Spitäler, Asyle und Waisenhäuser. Doch es waren bei weitem nicht alle Gewerbe in Zünften vereinigt. In vielen Produktionszweigen sowie im Handel gab es vor allem für die Hilfskräfte reine Lohnarbeit, die angelernten Kindern, Jugendlichen und vielen Frauen ein Einkommen ermöglichte. Die Löhne richteten sich nach Angebot und Nachfrage. Für wichtige öffentliche Arbeiten konnten die Unternehmer Arbeitskräfte aus der städtischen Unterschicht auch zwangsweise und zu niedrigen Löhnen verpflichten. Gesamt gesehen aber nahm die einkommenslose städtische Unterschicht zu, da die Zahl der Beschäftigten durch die Zunftvorschriften stark eingeschränkt blieb. 15 Scheucher, Alois; Wald, Anton; Scheipl, Josef; Staudinger, Eduard; Ebenhoch, Ulrike: Zeitbilder 5&6, Geschichte und Sozialkunde, Politische Bildung. Wien: ÖBV 2007, S. 93 (Hinweis: Neubearbeitung der Zeitbilder 5/6 ab Schuljahr 2012/13 in den Schulen.) SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 43 1) Kreuze die zwei richtigen Antworten an: Die Zünfte unterstützten ihre Mitglieder a) bei Arbeitsunfähigkeit b) bei Arbeitslosigkeit c) bei Nahrungsnot d) bei Krankheit 2) Stimmen die folgenden Feststellungen? Kreuze „richtig“ oder “falsch“ an. richtig falsch Alle Gewerbe waren in Zünften vereinigt. Die Löhne richteten sich nach Angebot und Nachfrage. Die Zahl der Beschäftigten nahm durch die Zunftvorschriften zu. Für Hilfskräfte gab es eigene Zünfte. 3) Verbinde die zusammengehörigen Satzhälften. 1 Die Handwerker schlossen sich in Zünften zusammen, A da sie ihre beruflichen Kenntnisse vervollständigen wollten. 2 Eine kleine Anzahl von Familien eines Handwerks verband sich, B da er die Tochter des Meisters oder seine Witwe heirateten konnte. 3 Die Handwerker gingen auf Wanderschaft, C da sie sich so gegen ungebetene Konkurrenz zur Wehr setzen und Lohn und Preisabsprachen treffen konnten. 4 Manchmal hatte der Geselle Glück, D da sie ein kostspieliges Meisterstück herstellen mussten. Die Zünfte waren wichtig, E da sie zur Fortführung ihres Betriebes gelernte Handwerker brauchten. F da sie ihren politischen Einfluss vergrößern wollten. G da sie u.a. bei Arbeitsunfähigkeit und Unfällen Unterstützung gewährten. 44 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 3.2.3.3 Dreh dich nicht um Kirsten Boie 16 Es heißt, man soll sich nicht umdrehen, wenn man geht. Jasims Hände waren feucht. Er spürte den Griff der Reisetasche, schwer und fremd, und obwohl es ihm fast das Herz brach, sah er nicht zurück. Obwohl es ihm fast das Herz brach, dachte er an das, was vor ihm lag, und zwang sich zur Hoffnung. Dies also war das gepriesene Land. Sie hatten seine Papiere geprüft. Sie hatten ihn Formulare ausfüllen lassen, unterschreiben. Dann hatten sie ihn in ein Haus gebracht zwischen Rasenflächen und Bäumen. Die neue Heimat! hatte Jasim gedacht. Meine neue Heimat im Regen. Einen Augenblick lang hatte er sein Herz gespürt, fast etwas wie Glück. Ein Mann hatte ihn einen Gang entlang geführt, eine Treppe hoch und noch einen Gang. Es war laut gewesen. Überall Stimmen, Menschen, dunkle Menschen vor allem. Auf den Gängen, in den offenen Türen. Der Mann hatte ihm eine Küche gezeigt, sicherlich zehn Herde, aber es waren dreihundert Menschen. Er hatte ihm seinen Waschraum gezeigt: keine Dusche, kein Bad. Er hatte ihn in sein Zimmer geführt: vier Betten, vier Spinde, ein Tisch und ein Stuhl. Ein Mensch muss seine Würde bewahren. Dies also war das gepriesene Land. Ein Mensch muss seine Würde bewahren. Quelle: Kirsten Boie: Lisas Geschichte, Jasims Geschichte. dtv Verlag 1999/S: 5 und 20/Text bearbeitet 16 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Dreh dich nicht um. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/498 [18.2.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 45 Was erfährst du in dieser kurzen Geschichte? Kreuze die zutreffenden Antworten an. Beachte dabei: Manche Aussagen stehen nicht wörtlich im Text, dennoch werden sie aus dem Zusammenhang klar. richtig Die Geschichte handelt von einem Mann, der schweren Herzens seine Heimat verlässt. Die Geschichte handelt von Verhaltensregeln, wenn man auf Reisen geht. Jasmin fällt der Schritt, sich eine neue Heimat zu suchen, leicht. Das Haus, in das man Jasmin bringt, ist ein Heim für Flüchtlinge. Er hofft, dass er in diesem neuen Land bleiben darf. Er zwingt sich selbst nicht zurück zu sehen, weil er sich nicht an seine alte Heimat erinnern will. Er hat seine alte Heimat vermutlich nicht freiwillig verlassen. Er möchte, auch wenn er jetzt von anderen Menschen abhängig ist, seinen Stolz nicht verlieren. Er wird von der Reiseleitung in ein großes Hotel, das er gebucht hat, gebracht. Man erfährt aus dem Text nicht, warum er sein Heimatland verlassen musste. 46 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen falsch 3.2.4. Halboffene und geschlossene Fragen beantworten 3.2.4.1 Das Bettelweib von Locarno17 Heinrich von Kleist Am Fuße der Alpen bei Locarno im oberen Italien befand sich ein altes, einem Marchese gehöriges Schloß, das man jetzt, wenn man vom St. Gotthard kommt, in Schutt und Trümmern liegen sieht: ein Schloß mit hohen und weitläufigen Zimmern, in deren einem einst auf Stroh, das man ihr unterschüttete, eine alte kranke Frau, die sich bettelnd vor der Tür eingefunden hatte, von der Hausfrau aus Mitleiden gebettet worden war. Der Marchese, der bei der Rückkehr von der Jagd zufällig in das Zimmer trat, wo er seine Büchse abzusetzen pflegte, befahl der Frau unwillig, aus dem Winkel, in welchem sie lag, aufzustehn und sich hinter den Ofen zu verfügen. Die Frau, da sie sich erhob, glitschte mit der Krücke auf dem glatten Boden aus und beschädigte sich auf eine gefährliche Weise das Kreuz; dergestalt, daß sie zwar noch mit unsäglicher Mühe aufstand und quer, wie es ihr vorgeschrieben war, über das Zimmer ging, hinter dem Ofen aber unter Stöhnen und Ächzen niedersank und verschied. Mehrere Jahre nachher, da der Marchese durch Krieg und Mißwachs in bedenkliche Vermögensumstände geraten war, fand sich ein florentinischer Ritter bei ihm ein, der das Schloß seiner schönen Lage wegen von ihm kaufen wollte. Der Marchese, dem viel an dem Handel gelegen war, gab seiner Frau auf, den Fremden in dem obenerwähnten leerstehenden Zimmer, das sehr schön und prächtig eingerichtet war, unterzubringen. Aber wie betreten war das Ehepaar, als der Ritter mitten in der Nacht verstört und bleich zu ihnen herunterkam, hoch und teuer versichernd, daß es in dem Zimmer spuke, indem etwas, das dem Blick unsichtbar gewesen, mit einem Geräusch, als ob es auf Stroh gelegen, im Zimmerwinkel aufgestanden mit vernehmlichen Schritten langsam und gebrechlich quer über drei Zimmer gegangen und hinter dem Ofen unter Stöhnen und Ächzen niedergesunken sei. Der Marchese, erschrocken, er wußte selbst nicht recht warum, lachte den Ritter mit erkünstelter Heiterkeit aus und sagte, er wolle sogleich aufstehen und die Nacht zu seiner Beruhigung mit ihm in dem Zimmer zubringen. Doch der Ritter bat um die Gefälligkeit, ihm zu erlauben, daß er auf einem Lehnstuhl in seinem Schlafzimmer übernachte; und als der Morgen kam, ließ er anspannen, empfahl sich und reiste ab. Dieser Vorfall, der außerordentliches Aufsehen machte, schreckte auf eine dem Marchese höchst unangenehme Weise mehrere Käufer ab; dergestalt, daß, da sich unter seinem eignen Hausgesinde, befremdend und unbegreiflich, das Gerücht erhob, daß es in dem Zimmer zur Mitternachtstunde umgehe, er, um es mit einem entscheidenden Verfahren niederzuschlagen, beschloß, die Sache in der nächsten Nacht selbst zu untersuchen. Demnach ließ er beim Einbruch der Dämmerung sein Bett in dem besagten Zimmer aufschlagen und erharrte, ohne zu schlafen, die Mitternacht. Aber wie erschüttert war er, als er in der Tat mit dem Schlage der Geisterstunde das unbegreifliche Geräusch wahrnahm; es war, als ob ein Mensch sich von Stroh, das unter ihm knisterte, erhob, quer über das Zimmer ging, und hinter dem Ofen unter Geseufz und Geröchel niedersank. Die Marquise, am andern Morgen, da er herunterkam, fragte ihn, wie die Untersuchung abgelaufen; und da er sich mit scheuen und ungewissen Blicken umsah und, nachdem er die Tür verriegelt, versicherte, daß es mit dem Spuk seine Richtigkeit habe: so erschrak sie, wie sie in ihrem Leben nicht getan und bat ihn, bevor er die Sache verlauten ließe, sie noch einmal in ihrer Gesellschaft einer kaltblütigen Prüfung zu unterwerfen. Sie hörten aber samt einem treuen Bedienten, den sie mitgenommen hatten, in der Tat in der nächsten Nacht dasselbe unbegreifliche, gespensterartige Geräusch; und nur der dringende Wunsch, das Schloß, es koste was es wolle, loszuwerden, vermochte sie, das Entsetzen, das sie ergriff, in Gegenwart ihres Dieners zu unterdrücken und dem Vorfall irgendeine gleichgültige und zufällige Ursache, die sich entdecken lassen müsse, unterzuschieben. 17 Kleist, Heinrich: Das Bettelweib von Locarno. Verfügbar unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/579/1 [5.10.2011] SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 47 Am Abend des dritten Tages, da beide, um der Sache auf den Grund zu kommen, mit Herzklopfen wieder die Treppe zu dem Fremdenzimmer bestiegen, fand sich zufällig der Haushund, den man von der Kette losgelassen hatte, vor der Tür desselben ein; dergestalt daß beide, ohne sich bestimmt zu erklären, vielleicht in der unwillkürlichen Absicht, außer sich selbst noch etwas Drittes, Lebendiges, bei sich zu haben, den Hund mit sich in das Zimmer nahmen. Das Ehepaar, zwei Lichter auf dem Tisch, die Marquise unausgezogen, der Marchese Degen und Pistolen, die er aus dem Schrank genommen, neben sich, setzen sich gegen elf Uhr jeder auf sein Bett; und während sie sich mit Gesprächen, so gut sie vermögen, zu unterhalten suchen, legt sich der Hund, Kopf und Beine zusammengekauert, in der Mitte des Zimmers nieder und schläft ein, Drauf, in dem Augenblick der Mitternacht, läßt sich das entsetzliche Geräusch wieder hören; jemand, den kein Mensch mit Augen sehen kann, hebt sich auf Krücken im Zimmerwinkel empor; man hört das Stroh, das unter ihm rauscht; und mit dem ersten Schritt: tapp! tapp! erwacht der Hund, hebt sich plötzlich, die Ohren spitzend, vom Boden empor, und knurrend und bellend, grad‘ als ob ein Mensch auf ihn eingeschritten käme, rückwärts gegen den Ofen weicht er aus. Bei diesem Anblick stürzt die Marquise mit sträubenden Haaren aus dem Zimmer; und während der Marchese, der den Degen ergriffen: »Wer da?« ruft, und, da ihm niemand antwortet, gleich einem Rasenden nach allen Richtungen die Luft durchhaut, läßt sie anspannen, entschlossen, augenblicklich nach der Stadt abzufahren. Aber ehe sie noch nach Zusammenraffung einiger Sachen aus dem Tore herausgerasselt, sieht sie schon das Schloß ringsum in Flammen aufgehen. Der Marchese, von Entsetzen überreizt, hatte eine Kerze genommen und dasselbe, überall mit Holz getäfelt wie es war, an allen vier Ecken, müde seines Lebens, angesteckt. Vergebens schickte sie Leute hinein, den Unglücklichen zu retten; er war auf die elendiglichste Weise bereits umgekommen; und noch jetzt liegen, von den Landleuten zusammengetragen, seine weißen Gebeine in dem Winkel des Zimmers, von welchem er das Bettelweib von Locarno hatte aufstehen heißen. (Anmerkung: Text in Originalrechtschreibung) 48 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 1) Beantworte folgende W- Fragen: • Wo befindet sich das Schloss, in dem die Geschichte spielt? • Wer befiehlt der alten Frau, das Zimmer zu verlassen? • Warum bietet der Marchese sein Schloss zum Verkauf an? • Warum möchte ein florentinischer Ritter das Schloss kaufen? • Was berichtet der verstörte Ritter dem Ehepaar in der Nacht? • Wie möchte der Marchese das Gerücht aus der Welt schaffen, dass es in dem Zimmer spukt? • Was erlebt der Marchese, als er selbst in dem Zimmer die Nacht verbringt? • Wie verhält sich der Hund, als er um Mitternacht erwacht? • Wodurch gerät das Schloss in Flammen? 2) Kreuze die richtige Antwort an: Der Ritter, der das Schloss kaufen möchte, kommt aus a) Florenz b) Locarno c) St. Gotthard d) Venedig Der verstörte Ritter bittet den Marchese a) bei ihm im Zimmer übernachten zu dürfen. b) mit ihm in sein Zimmer zu kommen. c) um einen Lehnstuhl für sein Zimmer. d) in der Nacht abreisen zu dürfen. 3) Stimmen die folgenden Feststellungen? Kreuze „richtig“ oder “falsch“ an. richtig falsch Die alte Frau stirbt vor Schreck, als sie den Marchese sieht. Der florentinische Ritter reist ab, weil ihm die Lage des Schlosses nicht gefällt. Um Mitternacht sieht der Marchese, wie sich ein Mensch erhebt und durch das Zimmer geht. Die Marquise flieht mit einer Pferdekutsche. Der Marchese zündet vor Schreck unabsichtlich sein Schloss an. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 49 4) Setze das richtige Wort in die passende Lücke ein: prächtig | spuke | Haushund | Mitternacht | Ofen | harmlos | Kerze | Krieg | Vorfall | Lage | Locarno | rückwärts | Stroh | Knochen | fliehen | mitleidige | Bei _______ befand sich ein altes Schloss, das einem Marchese gehörte. Dort lag eine alte, bettelnde Frau in einem Zimmer auf Stroh am Boden, was ihr die ______ Hausfrau erlaubt hatte. Ihr Mann jagte die alte Frau hinter den Ofen. Sie rutschte auf dem Weg dorthin aus und starb. Mehrere Jahre später war der Marchese durch _____ und schlechte Ernten verarmt. Als ein florentinischer Ritter das Schloss aufgrund seiner schönen ____ von ihm kaufen wollte, war der Marchese froh und ließ den Ritter in jenem schönen und ________ eingerichteten Zimmer übernachten, in dem die alte Frau verstorben war. Mitten in der Nacht kam der Ritter völlig verstört zu dem Ehepaar und berichtete, dass es in seinem Zimmer _____. Etwas Unsichtbares stehe mit einem Geräusch, als ob es auf _____ gelegen wäre, auf und gehe gut hörbar langsam und gebrechlich quer durch drei Zimmer und lege sich hinter dem ____ unter Stöhnen und Ächzen nieder. Der Ritter kehrte nicht mehr in sein Zimmer zurück, sondern übernachtete auf einem Lehnstuhl im Zimmer des Ehepaares und reiste am nächsten Tag ab. Nach diesem _______ wollte niemand mehr das Schloss kaufen und der Marchese beschloss, dem Spuk auf den Grund zu gehen. Er legte sich in das Zimmer und wartete bis ___________, um dann erschüttert festzustellen, dass er zur Geisterstunde ebenfalls die beschriebenen Geräusche hörte. Auch seine Frau und ein Bediensteter hörten in der zweiten Nacht denselben Spuk. Da das Schloss aber unbedingt verkauft werden sollte, versuchten der Marchese und seine Frau, die Angelegenheit _______ erscheinen zu lassen. Beim dritten Versuch, das Rätsel zu lösen, nahmen sie ihren ________ mit, der um Mitternacht durch die schrecklichen Geräusche erwachte und knurrend und bellend _________, als ob ihm ein Mensch entgegenkäme, Richtung Ofen auswich. Die Marquise beschloss, noch in der Nacht mit der Pferdekutsche in die Stadt zu _______. Der Marchese, seines Lebens überdrüssig, entzündete das holzgetäfelte Schloss mit einer _____ und verbrannte. Seine _______ liegen noch heute in dem Winkel des Zimmers, aus dem er das Bettelweib von Locarno hinausgeworfen hatte. 50 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 3.2.4.2 ROMA (UND SINTI) IN ÖSTERREICH18 Lies den Text leise und bearbeite im Anschluss die Aufgaben. A In Österreich gibt es heute etwa 10.000 bis 40.000 Roma und Sinti. Die meisten davon sind Zuwanderer aus verschiedenen Teilen Europas und leben in den Städten. Die am längsten hier ansässige Gruppe bilden die Roma im Burgenland. Sie zählen neben den Kroaten und Ungarn im Burgenland, den Slowenen in Kärnten sowie den Tschechen und Slowaken in Wien zu den anerkannten österreichischen Volksgruppen. Darunter versteht man Gruppen österreichischer Staatsbürger mit nichtdeutscher Muttersprache und eigenem Volkstum, die seit mehreren Generationen in bestimmten Teilen Österreichs beheimatet sind. B Von ihrer indischen Heimat aus verbreiteten sich die Roma – über Griechenland und Rumänien – in ganz Europa. Im 15. und 16. Jahrhundert kamen sie schließlich in das heutige Österreich und siedelten sich vor allem im Raum Burgenland sowie am Rand größerer Städte an. Die Roma waren stets ein „fahrendes Volk“. Sie zogen durch das Land und waren als Musiker, Huf-, Kessel- und Kupferschmiede, Scheren- und Messerschleifer, Tagelöhner und Wanderhändler tätig. Diese Lebensweise – keinen festen Wohnsitz zu haben und keiner „geregelten“ Arbeit nachzugehen – war den anderen Menschen fremd. Deshalb entwickelten sie Vorurteile gegenüber den Roma und schlossen sie aus ihrer Gemeinschaft aus. C Die Geschichte der Roma ist geprägt durch Ausgrenzung und Verfolgung. So befahl z.B. Karl VI. zu Beginn des 18. Jahrhunderts ihre Ausrottung, unter Maria Theresia und Joseph II. wurden sie hingegen zur Sesshaftigkeit – unter anderem durch die Beschlagnahme der Wagen und Zugtiere – gezwungen. Sie durften ihre eigene Sprache nicht mehr sprechen und mussten – als wohl grausamste Anordnung – ihre Kinder christlichen Familien zur Erziehung übergeben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wollte man durch Verordnungen eine weitere Zuwanderung von „Zigeunern“ verhindern. Schließlich begann 1938 mit dem „Anschluss“ Österreichs an das „Deutsche Reich“ die systematische Verfolgung und Vernichtung der Roma durch die Nationalsozialisten. Von den rund 8.000 damals im Burgenland lebenden Roma haben nur rund 600-700 den Holocaust überlebt. 18 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Roma und Sinti in Österreich. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/390 [18.2.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 51 D Doch auch in der Nachkriegszeit waren die Roma laufend Diskriminierungen ausgesetzt. Als Beispiel dafür dient der schulische Bereich, wobei Roma-Kinder häufig in die Sonderschulklassen abgeschoben wurden. Das Zusammenleben mit der übrigen Bevölkerung besserte sich zwar allmählich, Vorurteile sowie die abwertende Bezeichnung „Zigeuner“ blieben jedoch bis heute bestehen. Als es in den 1990er-Jahren zu einer gegen Ausländer und Minderheiten gerichteten Serie von Bombenattentaten kam, zählten auch Roma zu den Opfern. E Durch die ständige Verfolgung wurde die Kultur der Roma stark unterdrückt. Begünstigt durch die Anerkennung als österreichische Volksgruppe (1993) erfolgte ein allmähliches kulturelles Erwachen. Neben der Gründung von verschiedenen Roma-Vereinen kam es vor allem zur Wiederbelebung der eigenen Sprache, des Romanes. Diese wurde von vielen Roma nicht mehr beherrscht, weil sie einerseits nur mündlich weitergegeben und andererseits aus Angst vor Nachteilen in Schule und Beruf meist nur in privater Umgebung verwendet wurde. Um die Sprache wieder fest zu verankern, wird das Romanes nun in der Volkshochschule und in der Volksschule Oberwart – erstmals mit eigens verfassten Schulbüchern – unterrichtet. Quellen: Baumgartner, Gerhard: 6 x Österreich. Geschichte und aktuelle Situation der Volksgruppen. Hrsg. von Ursula Hemetek für die Initiative Minderheiten. Drava Verlag. Klagenfurt, Celovec, 1995. www.aeiou.at - Kulturinformationssystem des bm:bwk, Online-Version des Österreich-Lexikons. Aufgabe 1 Ordne die folgenden Teilüberschriften den einzelnen Absätzen (A-E) zu und trage sie in die vorgesehenen Kästchen im Text ein. 1. Herkunft und Verbreitung der Roma 2. Kulturelles Erwachen der Roma 3. Roma – eine von sechs anerkannten österreichischen Volksgruppen 4. Probleme in der Nachkriegszeit 5. Verfolgung und Vernichtung der Roma Aufgabe 2 Was versteht man unter einer anerkannten österreichischen „Volksgruppe“? Unterstreiche die Definition (= Begriffserklärung) im Text. 52 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Aufgabe 3 Beantworte folgende Fragen aus dem Text: a) Wie viele Roma leben heute etwa in Österreich? Kreuze an. 10.000-30.000 100.000-300.000 10.000-40.000 100.000-400.000 b) Wer zählt zu den anerkannten österreichischen Volksgruppen? Kreuze an. Kroaten Slowaken Slawonen Russen Roma Slowenen Türken Tschechen Serben Ungarn c) Welches Land gilt als ursprüngliche Heimat der Roma, von welchem aus sie sich über ganz Europa ausbreiteten? Schreibe das Land auf. d) Im Text werden die Roma als „fahrendes Volk“ bezeichnet. Was ist damit gemeint? Erkläre kurz in eigenen Worten. e) Warum beherrschen viele Roma die eigene Sprache nicht mehr? Erkläre kurz in Stichworten. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 53 3.2.5 Geschlossene Fragen formulieren 3.2.5.1 Was bringt dich zum Lachen?19 Lies den Text leise und stelle im Anschluss vier Fragen in verschiedenen geschlossenen Fragenformaten, die sich aus dem Text beantworten lassen. Was bringt dich zum Lachen? Es gibt viele Dinge, die einen Lachanfall auslösen, z.B., wenn dir jemand einen Witz erzählt oder dich kitzelt. Wer häufig lacht, aktiviert sein Immunsystem und wird schneller gesund. Sogar Tiere kichern manchmal – auch wenn wir das nicht hören können. Für ein Lachen oder Kichern reicht oft ein kleiner Anlass und schon hüpft dein ganzer Körper auf und ab. Beim Lachen bewegen sich allein in unserem Gesicht siebzehn Muskeln, am ganzen Körper sogar achtzig. Schultern, Bauch und Zwerchfell wackeln und die Luft braust mit 100km/h durch die Lungen. Die Muskeln der Beine und der Harnblase hingegen werden beim Lachen und Kichern schlaff, daher kommt es, dass kleine Kinder dabei umkippen und sogar in die Hose machen. Daher sagt man auch: vor Lachen in die Hose machen. Einige Forscher vermuten, dass die Menschen vor ungefähr sechs Millionen Jahren angefangen haben zu lachen, vielleicht wollten sie ihre Artgenossen besänftigen und auf diese Weise sagen: „Schau, ich bin freundlich, tu’ mir bitte nichts!“ Bei verschiedenen Untersuchungen haben Wissenschafter herausgefunden, dass sich in der linken Gehirnhälfte ein sogenanntes Lachzentrum befindet, das die Kicherbefehle an die verschiedenen Körperteile weitergibt, d.h., wenn du einen Witz hörst, sendet das Lachzentrum an die Muskeln um Augen und Mund den Befehl: „Zusammenziehen!“ Eines steht fest: Lachen ist gesund. Durch einen Lachanfall werden viel mehr Abwehrstoffe durch den Körper geschickt, z.B., die sogenannten Killerzellen, die Krankheitskeime im Blut vernichten. Außerdem transportieren unsere Lungen beim Lachen drei- bis viermal so viel Sauerstoff wie normal und Menschen spüren Schmerzen viel weniger. So gibt es heute schon in vielen Krankenhäusern Clowns, die vor allem die kleinen Patienten aufheitern. Wisst ihr, ob Tiere lachen? Manche vielleicht, doch das hört sich anders an als beim Menschen, weil Tiere auch einen anders gebauten Kehlkopf haben. Schimpansen kreischen zum Beispiel: „Iihh – iihh –iihh!“, und Ratten, die von Forschern gekitzelt wurden, haben in ganz hohen Tönen gepiepst, die man nur mit technischen Geräten messen kann. Und noch etwas: Erwachsene lachen pro Tag ungefähr zwanzigmal, Kinder hingegen vierhundertmal! Also, bringe noch heute jemanden zum Lachen! Nach einer Idee von GEOlino 19 Was bringt dich zum Lachen. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 6. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [20.3.2012]. 54 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 3.2.6 Fragen zum Text beantworten und Frage-Antwort-Relation Feststellen INFO Unterschiedliche Fragetypen verlangen unterschiedliche Interaktion mit dem Text: • Fragen, bei denen die Antworten direkt aus dem Text zu ermitteln sind: „Hier und jetzt“ • Fragen zum umfassenderen Textverständnis – Antwort muss aus mehreren Textstellen zusammengesucht , Verbindungen zwischen Textstellen müssen hergestellt werden: „Denken und Suchen“ • Fragen zur textbezogenen Interpretation – Antwort steht nicht direkt im Text, sondern muss durch Verknüpfung von Textinformationen und eigenem Weltwissen ermittelt werden: „Der Autor und ich“ • Fragen zur Bewertung und Reflexion richten sich an Vorwissen und persönliche Erfahrungen mit dem Thema – Antwort steht nicht im Text, aber die Textlektüre hilft bei der Beantwortung: „Ich bin gefragt“ 3.2.6.1 Max Bollinger, Sonntag 20 Lies die Geschichte und beantworte im Anschluss die Fragen: „Was möchtest du?“, fragte der Vater. Daniela studierte die Karte und entschied sich für Riz colonial. „Gern!“, sagte der Kellner. Er behandelte Daniela wie eine Dame. Das Restaurant war bis auf den letzten Platz besetzt. Am Nebentisch saß ein Ehepaar mit zwei Kindern. Die beiden stritten sich wegen einer kleinen Puppe aus Plastik. Die Mutter versuchte den Streit zu schlichten. Daniela sah, wie der Junge seine Schwester unter dem Tisch dauernd mit den Füßen stieß. Das Dessert machte dem Gezank ein Ende. Daniela erinnerte sich, wie sehnlichst sie sich einmal ein Schwesterchen gewünscht hatte. „Wie geht es in der Schule?“, fragte der Vater. „Wie immer“, antwortete Daniela. „Wird es fürs Gymnasium reichen?“ „Ja, ich hoffe es.“ Daniela wusste genau, dass ihre Noten weder in Mathematik noch in Französisch genügten. Dann eben eine kaufmännische Lehre...oder Arztgehilfin...Sie wollte jetzt nicht daran denken. „Für mich waren Prüfungen nie ein Problem“, sagte der Vater. Daniela war froh, als der Kellner das Essen brachte. Der Reis mit Fleisch und Früchten schmeckte ihr. „Deine Mutter konnte nie richtig kochen“, sagte der Vater. Daniela gab darauf keine Antwort. „Ich brauche einen neuen Wintermantel“, sagte sie. „Schon wieder?“ „Ich bin seit dem letzten Jahr zehn Zentimeter gewachsen.“ „Wofür bezahl ich eigentlich Alimente?“ „Mutter sagt, das Geld reiche nur für das Nötigste.“ „Gut! Aber ich will die Rechnung sehen.“ „Wünschen die Herrschaften ein Dessert?“ Der Kellner versuchte mit Daniela zu flirten. 20 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Sonntag. Verfügbar unter htpps://www.bifie.at/node/471 [13.01.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 55 „Nein, danke!“, sagte sie, obwohl sie sich heute früh in der Kirche ausgedacht hatte, Vanilleeis mit heißer Schokoladensoße zu essen. Nach dem Essen fuhren sie am See entlang. Der Vater hatte ein neues Auto. Er sprach über Autos wie die Jungen in der Schule. Daniela verstand nicht, warum man sich über ein Auto freuen konnte, nur weil es einen starken Motor hatte. Aus dem Radio erklang Volksmusik. Sie fiel Daniela auf die Nerven. Aber sie stellte sie trotzdem lauter. „Hast du viel Arbeit?“, fragte sie. „Wir bauen eine neue Fabrik.“ Der Vater war Ingenieur. Daniela betrachtete ihn von der Seite, neugierig, wie einen Gegenstand. Sein Gesicht war braun gebrannt, sportlich. Der Schnurrbart stand ihm gut. Hatte er ihre Gedanken erraten? „In zwei Wochen werde ich vierzig! Aber alle schätzen mich jünger.“ Daniela lachte. Ihr schien er älter. „Wie alt bist du eigentlich?“ „Hundert!“, sagte Daniela. „Nein, ehrlich...!“ „Das solltest du doch wissen. Du fragst mich jedes Mal... Im Februar dreizehn.“ „Dreizehn! Hast du einen Freund?“ „Nein!“, sagte Daniela. „Das wundert mich. Du siehst hübsch aus!“ „Findest du?“ „So...erwachsen!“ Auf einer Terrasse am See tranken sie Kaffee. Daniela beobachtete die Segelschiffe. Der schöne Herbstsonntag hatte unzählige Boote aufs Wasser hinausgelockt. Der Vater war verstummt und schaute alle fünf Minuten auf seine Uhr. „Ich habe um vier Uhr eine Verabredung.“ „Also, gehen wir doch“, sagte Daniela und erhob sich. Der Vater schien erleichtert. „Ich bringe dich nach Hause“, sagte er. „Ach, du bist schon wieder da?“, sagte die Mutter. Sie war noch immer im Morgenrock. Während der Woche arbeitete sie halbtags in einer Modeboutique. „Sonntags lasse ich mich gehen“, sagte sie zu ihren Freunden, „sonntags bin ich nicht zu sprechen.“ „Er hatte eine Verabredung“, erzählte Daniela. Die Mutter lachte. „Ich möchte wissen, warum er eigentlich darauf besteht, dich zu sehen. Im Grunde liegt ihm doch nichts daran. Nur weil es das Gericht so entschieden hat und um mich zu ärgern.“ Daniela wurde wütend. „Es geht ihm ausgezeichnet“, sagte sie. „Er hat sich ein neues Auto gekauft und sieht prima aus.“ Die Mutter zuckte bei ihren Worten zusammen. „Und den Wintermantel?“, fragte sie. „Bewilligt!“ Die Mutter griff sich mit der Hand an die Stirne. „Diese Kopfschmerzen!“, stöhnte sie. „Hol mir eine Tablette im Badezimmer!“ Daniela gehorchte. „Ich gehe jetzt“, sagte sie nachher. „Hast du keine Aufgaben?“ „Nein!“ „Aber komm nicht zu spät zurück!“ „Ich esse bei Brigitte.“ „Gut, bis neun Uhr. Ich lege mich wieder hin.“ Als Daniela die Tür des Lokals öffnete, schlug ihr eine Welle von Rauch- und Kaffeegeruch 56 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen entgegen. An den niederen Tischen saßen junge Leute, die meisten in Gespräche vertieft. Die Wände waren mit Posters tapeziert. Danielas Augen gewöhnten sich allmählich an das Halbdunkel. Suchend schaute sie sich um. Der Disc-Jockey nickte Daniela zu. „Well, I left my happy home to see what I could find out”, sang Cat Stevens. Ja, er hatte Recht. Um herauszufinden, wie die Welt wirklich war, musste man sein Zuhause verlassen. Heinz hatte Daniela den Text übersetzt. Heinz war schon sechzehn Jahre alt. Sie war stolz darauf. Er saß in einer Ecke und winkte. Aufatmend setzte sich Daniela neben ihn. Er legte einen Arm um ihre Schultern. „Hast du den Sonntag überstanden?“, fragte er. „Ja, Gott sei Dank!“ „War es schlimm?“ „Es geht...wie immer.“ „Mach dir nichts draus.“ Daniela kuschelte sich an ihn. „Was meinst du, werden wir es besser machen?“, fragte sie. „Wenn wir einmal erwachsen sind?“ In ihrer Stimme klangen Zweifel. „Natürlich“, sagte Heinz, „natürlich werden wir es besser machen.“ SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 57 Beantworte die folgenden Fragen möglichst genau. Wenn dir mehrere Antworten möglich erscheinen, führe sie alle an. 1) Erkläre anhand des Inhalts möglichst genau, warum der Autor den Titel „Sonntag“ gewählt haben könnte! 2) Wieso war Daniela froh, als der Kellner das Essen brachte? 3) An welchen Aussagen merkt man, dass der Vater von seiner ehemaligen Frau nicht viel hält? Führe alle an. 4) Warum antwortet Daniela auf die Frage des Vaters nach ihrem Alter mit: „Hundert!“? 5) „Ich möchte wissen, warum er eigentlich darauf besteht, dich zu sehen. Im Grunde liegt ihm doch nichts daran. Nur weil es das Gericht so entschieden hat und um mich zu ärgern.“ Warum macht Daniela diese Aussage ihrer Mutter wütend? 6) Warum schaut der Vater immerzu auf die Uhr? 58 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 7) Wieso greift sich die Mutter an die Stirne? 8) Inwiefern lügt Daniela ihren Vater an? 9) Inwiefern lügt Daniela ihre Mutter an? 10)Vater/Mutter: Auf welcher Seite steht die Tochter? Begründe deine Meinung ausführlich. 11)Heinz ist überzeugt davon, dass Daniela und er es einmal „besser machen“ werden als ihre Eltern. Welche möglichen Gründe gibt es dafür? Entscheide, welche der Fragen auf Antworten abzielen, die • direkt an einer Stelle im Text zu finden sind = Nr. • aus verschiedenen Textstellen zusammengesucht werden müssen = Nr. • nicht direkt im Text stehen, sondern durch Verknüpfung von Textinformation und eigenem Weltwissen ermittelt werden müssen = Nr. • Fragen zur Bewertung und Reflexion richten sich an Vorwissen und persönliche Erfahrung mit dem Thema = Nr. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 59 4 Wechsel der Darstellungsform 21 4.1 INFO 4.1.1 INFO für LehrerInnen Ein vorgegebener Text wird von SchülerInnen in eine andere Darstellungsform gebracht. 21 Vgl.: Leisen, Josef: Wechsel der Darstellungsformen. Ein Unterrichtsprinzip für alle Fächer. In: Der Fremdsprachliche Unterricht Englisch 78, 2005, S. 9-11. Verfügbar unter www.leisen.studienseminar-koblenz.de [13.04.2010]. 60 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Einige Gründe sprechen für den Einsatz von wechselnden Darstellungsformen: • Fachliche: Es muss eine den Sachverhalten angemessene Darstellung verwendet werden. • Didaktische: Ein Sachverhalt wird in verschiedenen Formen der Darstellung leichter und besser verstanden. • Methodische: Ein Wechsel der Darstellungsformen ist motivierend. • Lernpsychologische: Es werden mehrere Wahrnehmungskanäle benutzt und die verschiedenen Darstellungsformen sprechen die unterschiedlichen Lerntypen an. • Pädagogische: Die Nutzung unterschiedlicher Darstellungsformen erlaubt eine innere Differenzierung und lässt die arbeitsteilige Bearbeitung in Gruppen zu. Durch die Umformung sind die SchülerInnen zu einem intensiven Dialog mit dem Text aufgefordert. Der Lehrer/die Lehrerin kann eine Darstellungsform anbieten und eventuell die einzelnen Arbeitsschritte mit der Klasse besprechen. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 61 4.1.2 Mind-Map22 4.1.2.1 INFO für SchülerInnen Erstelle eine Mind-Map nach folgenden Regeln: →→ Schreibe in der Mitte des Blattes ein Thema bzw. Problem, das mit einem Kreis umschlossen wird. Von diesem Kreis gehen Hauptäste bzw. -zweige ab, die sich wiederum verzweigen können. →→ Stelle auf jede Linie möglichst nur einen Begriff, der prägnant, in GROSSBUCHSTABEN oder in Druckschrift geschrieben ist. Diese Begriffe fungieren als Schlüsselwörter, sind Gedankenbilder und spiegeln diejenigen Assoziationen wider, die mit dem jeweiligen Wort verbunden werden. Von einem Schlüsselwort aus können weitere abgeleitet werden. →→ Versuche die Anzahl der Hauptäste auf 4 – 6 zu begrenzen, damit die Mind-Map übersichtlich genug bleibt. →→ Die Äste sollten nur so lang wie die tragenden Worte sein! Dadurch erscheint die MindMap übersichtlicher. →→ Gib der Mind-Map eine innere Struktur! Grundregeln: vom Abstrakten zum Konkreten – vom Allgemeinen zum Speziellen. →→ Verwende auch Bilder. Bilder enthalten mehr Informationen als Wörter und sind besonders geeignet, wenn man mit ihnen mehrere Begriffe, die in diesem Zweig vorkommen, assoziiert. →→ Verwende Symbole, Zeichen und sogenannte Codes, die allgemein verständlich sind, z.B. Smileys, Haken für erledigt oder behandelt, Ziffern zur Festlegung einer Reihenfolge oder Wolken als Umrandungen für Bereiche, an denen noch gearbeitet werden muss. →→ Nutze Pfeile, um Beziehungen zwischen einzelnen Teilen deiner Mind-Map aufzuzeigen. →→ Verwende Farben (z.B. Schlüsselwörter in einer Farbe auf den Hauptästen, Informationen in einer anderen Farbe auf den Zweigen …). Wichtig ist, dass du das gewählte Prinzip konsequent durchhältst. →→ Mind-Maps können auch sehr einfach mit www.mindmeister.de oder www.xmind.net erstellt werden. 22 Vgl.: Massin, Hubert: Mind Mapping. Verfügbar unter http://www.mathekiste.de/mmap/mmweb/mm-web.htm#2 [19.03.2011]. 62 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 4.1.3 Concept-Mapping im Unterricht23 Concept-Mapping hat den Vorteil, dass die SchülerInnen sich nicht mit der Formulierung und grammatikalischen Richtigkeit von Sätzen abmühen müssen. Sie verknüpfen Begriffe einfach mit Wörtern zu einer Aussage, also fertigen gewissermaßen eine Landkarte ihres Begriffsverständnisses an. Daraus ist zu erkennen, welche Begriffe ein Schüler überhaupt verknüpfen kann, welche Lücken das Netz noch hat und wo es bereits zufrieden stellend entwickelt ist. Es lässt sich schnell erkennen, ob alle Begriffe eines Sachgebiets miteinander verknüpft sind oder ob einzelne Inseln entstanden sind. Aufschlussreich ist auch, welchem Begriff der/die Lernende eine zentrale Rolle zugewiesen hat oder ob Fachbegriffe oder eher Alltagsbegriffe verwendet hat. Erstellen einer Concept-Map (Begriffsnetz): Oft fällt das Erstellen oder auch das Optimieren der Wissens-Landkarte nur auf Papier schwer. Abhilfe schafft das Arbeiten mit Kärtchen, „post-it“ Zetteln bzw. der Einsatz geeigneter Software (http://cmap.ihmc.us/) • Liste wichtige Stichworte auf, nummeriere gegebenenfalls, um Prioritäten zu verdeutlichen. • Notiere von diesen Stichworten die Wichtigsten (nur eins oder wenige) mit etwas Abstand zentral auf ein DIN A4- oder DIN A3-Blatt im Querformat. • Notiere in direkter Nachbarschaft weitere Stichworte, die dazu passen, und verbinde sie passend mit Linien. • Wenn du einen neuen, zentralen Begriff findest, stelle Verbindungen zu bisherigen her. • Unterbrich das Ausfüllen nicht! Ein direktes Ordnen und Optimieren der Karte stört die Kreativität und behindert die Erstellung der Concept-Map. • Schreibe alle Stichworte auf, ohne vorher zu beurteilen oder das Design zu optimieren. Gruppiere Zusammengehörendes, umrahme solche Komplexe farbig. • Verwende Symbole und auch Bilder, wenn diese eine Fülle von Begriffen und Beziehungen zusammenfassen. • Überlege, wie Zweige verschiedener Äste oder Bereiche zusammengehören oder ob neue Stichworte vorhandene Zweige verbinden können. • Verwende Pfeile zur Darstellung einer Denkrichtung, zur Verdeutlichung von Ursache und Wirkung oder zur Richtungsangabe vom Allgemeineren zum Speziellen etc. • Kommentiere die Verbindungen und Pfeile mit einer kurzen, präzisen Beschreibung. Dokumentiere, in welcher Beziehung die Begriffe zueinander stehen. • Erst wenn die Concept-Map vollständig ist, überlege, wie Umstellungen in der Anordnung die Map übersichtlicher erscheinen lassen. 23 Grundlagen zur Erstellung von Concept Maps. Verfügbar unter www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/.../getFile.php?id=229 [11.04.2011]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 63 Begriffsnetz24 24 Vgl.: Leisen, Josef: Handbuch der Sprachförderung im Fach. Sprachsensibler Fachunterricht in der Praxis. Bonn: Varus Verlag 2010, S. 83. 64 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 4.1.4 Filmleiste25 Die Filmleiste lässt sich methodisch in verschiedenen Schwierigkeitsgraden einsetzen: • Die SchülerInnen erhalten die Filmleiste in der geordneten Form. Dazu werden passende Textteile (eventuell auch Textanfänge) gegeben, die es zuzuordnen gilt. • Die Bilder der Filmleiste und passende Textteile (auch Textanfänge) werden in ungeordneter Form gegeben. Die SchülerInnen müssen zunächst eine sachlogisch richtige Reihenfolge der Bild- und Textteile erstellen und diese dann einander zuordnen. • Die Filmleiste wird in der geordneten Form vorgegeben. Die SchülerInnen beschreiben die Bilder selbstständig, gegebenenfalls unter Beigabe einer Wortliste oder eines Wortfeldes. • Die Bilder der Filmleiste werden in ungeordneter Form gegeben. Die SchülerInnen müssen zunächst eine sachlogisch richtige Reihenfolge erstellen und anschließend beschreiben. Der Umfang der Hilfen kann bei der Filmleiste auch folgendermaßen variiert werden: • Man verzichtet auf die Angabe von Bezeichnungen und Fachbegriffen und lässt diese von den SchülerInnen selbst ergänzen. • Man lässt in der Filmleiste freie Filmfenster; die SchülerInnen sollen die Bilder selbst einzeichnen. • Die SchülerInnen sollen zu einer vorgegebenen Versuchsbeschreibung, zum Beispiel aus dem Buch, eine Filmleiste erstellen. 25 Vgl.: Leisen, Josef: Unterricht Physik. Methoden-Werkzeuge. - CD-ROM. – Seelze: Friedrich Verlag, 2006 SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 65 66 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 4.1.5 Strukturdiagramm26 Das Strukturdiagramm ist eine abstrakte Darstellung eines Sachverhaltes. Wichtige Fachbegriffe werden in verzweigter Struktur so dargestellt, dass daraus seine Logik und innere Struktur hervorgeht. →→ Das Strukturdiagramm kann bei Beschreibungen von Geräten, Versuchen, Handlungen, Vorgängen, Prozessen eingesetzt werden. →→ Es ist sowohl bei der Textanalyse als auch bei der Textproduktion einsetzbar und unterstützt das zusammenhängende Sprechen. →→ SchülerInnen sind oft, unabhängig vom Sprachstand, mit dem Strukturieren von Beschreibungen überfordert. Sie neigen zur erzählenden Beschreibung (z. B. „und dann haben wir ... und dann ...“), wo eine funktionale Beschreibung des Sachverhaltes angemessen wäre (z. B. „Der Aufbau gliedert sich in zwei Teile: ...“). Ein Strukturdiagramm leitet zum strukturorientierten Wahrnehmen an. →→ Ein Strukturdiagramm bietet sich bei Beschreibungen von gegliederten Handlungen, Prozessen und Strukturen an. →→ Als sichtbare Gliederung (Tafel, Folie) erleichtern sie längere mündliche Schülerbeiträge. →→ Gegebenenfalls gibt man den Schülern zusätzliche Formulierungshilfen, z. B. Blockdiagramme, Wortlisten, ... →→ Es empfiehlt sich, in Strukturdiagrammen immer wiederkehrende Symbole und Elemente zu verwenden. Beispiel: Nomina in Kästchen, darunter Adjektive in Klammern, Pfeile symbolisieren Verben. Die Verwendung von Overlayfolien ist empfehlenswert. Die Grundfolie kann zur Bearbeitung als Kopie mitgegeben werden. →→ Soll das Strukturdiagramm zu einer Textproduktion führen, ist es ratsam, dass die Schüler Vorarbeiten durchführen; z. B. Beschriftung der Pfeile mit Verben, Ergänzung von Adjektiven. Durch wiederholtes Lesen sollen die Schüler mit der Beschreibungsstruktur vertraut werden. →→ Liegt ein geeigneter Text vor, so kann eine anspruchsvolle Aufgabe darin bestehen, zum Text ein Strukturdiagramm zu entwerfen. 26 Vgl. Leisen, Josef: Lesekompetenz im naturwissenschaftlichen Unterricht. Studienseminar Koblenz. Verfügbar unter http://www.studienseminar-koblenz.de/medien/methodenwerkzeuge/18%20Strukturdiagramm.pdf [04.01.2012 SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 67 4.2 Übungen 4.2.1 Mind-Map 4.2.1.1 DAS BLUT 27 Blut besteht aus der Blutflüssigkeit (Blutplasma) und den Blutkörperchen. Lässt man frisches (nicht geronnenes) Blut unter Luftabschluss stehen, so sinken die Blutkörperchen allmählich zu Boden (Sedimentation, Blutsenkung). Die Blutsenkungsgeschwindigkeit gibt einen Hinweis auf den Gesundheitszustand eines Menschen. Eine beschleunigte Blutsenkungsgeschwindigkeit tritt unter anderen bei Entzündungen und Tumoren auf, eine verzögerte Sedimentation kann beispielsweise ein Hinweis auf eine Lebererkrankung sein. Das schwach gelbliche Blutplasma besteht zu 90 bis 95 % aus Wasser. Darin gelöst sind Transportstoffe wie Glukose (Blutzucker), Fette und fettähnliche Stoffe, Stickstoffverbindungen (z.B. Aminosäuren, Harnstoff), Milchsäure (entsteht durch Muskelarbeit) und Salze. Salze kommen aber auch, wie die aus dem Zellstoffwechsel stammenden Eiweißstoffe Albumine und Globuline, als Funktionsstoffe vor. Albumine werden in der Leber synthetisiert. Sie haben Transportfunktion (transportieren Fettsäuren, Harnsäure, Vitamin C, Medikamente etc.,) und dienen als Eiweißreserve (Aufbau und Wachstum). Gemeinsam mit den Salzen regeln sie die Konstanthaltung des pH-Wertes und des Wassergehaltes im Blut. Die in den Leberzellen gebildeten Alpha- und Beta-Globuline transportieren Metallionen, Vitamine, Hormone und Enzyme. Das Beta-Globulin Fibrinogen spielt eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Die Gamma-Globuline (Immunoglobuline) werden in den Lymphknoten (siehe weiße Blutkörperchen) zur Abwehr von Krankheitserregern gebildet (Antikörper). Das Blut ist mit einem pH-Wert von 7,38 bis 7,44 schwach basisch. Blutgerinnung Die Blutgerinnung ist ein außerordentlich komplizierter, in mehreren Phasen ablaufender Vorgang, an dem verschiedene Stoffe (Blutgerinnungsfaktoren) beteiligt sind. Die Blutgerinnung, eine Schutzfunktion des Körpers, wird bei gesunden Menschen durch Verletzung eines Blutgefäßes und das Ausströmen des Blutes (Luftkontakt) ausgelöst (siehe Blutplättchen). Fibrinogen fällt dadurch als faseriges Gerüst (Fibrin) aus, in dem die Blutkörperchen hängen bleiben und so die Wunde verschließen. Fehlt ein Blutgerinnungsfaktor, so kann die Blutgerinnung verzögert oder wie bei der Bluterkrankheit (Hämophilie) überhaupt nicht stattfinden. Bei einer ernsthaften Blutung wird deshalb einem Hämophilie-Kranken eine Infusion mit dem fehlenden Gerinnungsfaktor verabreicht. Eine übermäßige Produktion des an der Blutgerinnung beteiligten Enzyms Thrombin kann zur Entstehung eines Blutgerinnsels (Thrombus) innerhalb eines Gefäßes führen. Gefäßverengung oder -verstopfung sind die Folgen. 27 Vgl.: Bigl, Christine-Eva: Begegnungen mit der Natur 5. – Wien: öbv&hpt 2004, S. 104-106. 68 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Feste Blutbestandteile Bei den Blutkörperchen unterscheidet man rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen. Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sind etwa 8,5 µm kleine runde Scheibchen, die vom strömenden Blut fortbewegt werden. Die kernlosen Zellen haben eine Lebensdauer von 100 bis 120 Tagen. Sie werden ständig aus im roten Knochenmark sitzenden, kernhaltigen Bildungszellen nachproduziert. Mit wenigen Ausnahmen (z.B. Kamel, Lama) sind runde, kernlose Erythrozyten charakteristisch für Säugetiere. Bei allen anderen Wirbeltieren kommen meist ovale, kernhaltige rote Blutkörperchen vor. Durch den im Zellkörper eingelagerten Farbstoff Hämoglobin verursachen die Erythrozyten die rote Farbe des Blutes. Jedes Hämoglobinmolekül besitzt vier Eisenatome, die Sauerstoff unbeständig (labil) binden können. Diese Bindung erfolgt in der Lunge. Von dort gelangen die sauerstoffbeladenen Blutkörperchen zu den Geweben, wo der Sauerstoff gegen Kohlenstoffdioxid ausgetauscht wird. Das Kohlenstoffdioxid wird in die Lunge transportiert, wo abermals ein Gasaustausch stattfindet. In Anwesenheit von Kohlenstoffmonoxid (entsteht bei unvollkommener Verbrennung wie beispielsweise in Automotoren und beim Rauchen von Zigaretten) bindet das Hämoglobin bevorzugt Kohlenstoffmonoxid (stabile Bindung). Diese Blutkörperchen können keinen Sauerstoff mehr transportieren. Starke Raucher haben einen größeren Anteil an kohlenstoffmonoxidblockierten Erythrozyten als Nichtraucher. Bei Neugeborenen ist die Zahl der Erythrozyten mit 6 bis 7 Millionen im mm3 im Blut höher als bei Erwachsenen. Kurz nach der Geburt erfolgt eine Reduktion. Beim Abbau der roten Blutkörperchen entstehen Stoffe, die die Haut des Säuglings gelb färben können (Neugeborenengelbsucht). Die im Gegensatz zu den Erythrozyten kernhaltigen weißen Blutkörperchen (Leukozyten) dienen der Abwehr von Krankheitserregern. Während die roten Blutkörperchen das Gefäßsystem nicht verlassen, sind die Leukozyten in der Lage in die Gewebsflüssigkeit einzuwandern. Sie können sich selbstständig amöboid fortbewegen, weshalb sie keine feste Form aufweisen. Zahlreich kommen sie auch in der Lymphe vor. Abhängig von ihrer Größe, ihrer Kernform, ihrer Färbbarkeit und ihrem Entstehungsort unterscheidet man Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten. Die 8 bis 14µm kleinen Granulozyten und die etwas größeren Monozyten (12 bis 20 µm) werden im Knochenmark gebildet. Ihre Aufgabe besteht darin, Krankheitserreger und Fremdkörper unschädlich zu machen. Dies geschieht durch Phagozytose. Bei den Granulozyten kann man nach Behandlung mit bestimmten Farbstoffen feine Körnchen (Granula) im Plasma erkenne. Die 7 bis 10 µm kleinen Lymphozyten sind nur wenig amöboid beweglich. Sie spielen bei der Bildung der Antikörper (Immunoglobuline) eine Rolle. Produziert werden die Lymphozyten hauptsächlich in den Lymphknoten, in der Milz und im Knochenmark. Die Zahl der Leukozyten steigt bei Erkrankungen oft um ein Mehrfaches an. Bei der Leukämie (Blutkrebs) werden unkontrolliert massenhaft unreife und somit funktionslose weiße Blutkörperchen produziert. Die Blutplättchen (Thrombozyten) sind 1 bis 3 µm kleine, kernlose Zellbruchstücke. Sie werden von ihren Stammzellen im roten Knochenmark (Knochenmarksriesenzellen) ständig abgeschnürt. Bei Verletzung eines Blutgefäßes ballen sich die Thrombozyten aufgrund des Luftkontaktes zusammen. Dabei setzen sie ein Enzym frei, das die Blutgerinnung auslöst. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 69 Erstelle ein Lücken-Mind-Map. Vervollständige die Mind-Map über die Aufgaben des Blutes. Markiere wichtige Schlüsselwörter im Text und ergänze sie richtig in den freien Textfeldern. Thrombozyten Sauerstofftransport AUFGABEN DES BLUTES Leukozyten 70 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 4.2.2 Filmleiste Informiere dich im Text über das Blut. Ergänze die Lücken mit Schlüsselwörtern und ordne den Bildern die richtigen Texte zu: Funktionen der zellulären Blutbestandteile: 1) Abwehr von . Erkennen und Vernichten der Eindringlinge. Sie können sich selbstständig fortbewegen. 2) Auslösung einer . fällt als faseriges Gerüst (Fibrin) aus, in dem die Blutkörperchen hängen bleiben und so zu einem führt. 3) transport. Dieser wird in der von den Blutkörperchen aufgenom- men und in den Organen abgegeben. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 71 4.2.2.1 DONALD DUCK28 Donald Duck – der Superstar aus Entenhausen Donald Duck ist eine weltberühmte Comic- und Zeichentrickfilm-Figur, die 1931 von Walt Disney erfunden wurde. Sein Kino-Debüt feierte Donald am 9. Juni 1934 in dem Zeichentrickfilm „Die kluge kleine Henne“. Schon damals spielte er einen leicht reizbaren, etwas boshaften und noch dazu stinkfaulen Enterich. Trotz seiner schlechten Eigenschaften war Donald von Anfang an ein Publikumsliebling. Seine Abenteuer füllen mittlerweile ganze Bücherregale und begeistern noch immer Groß und Klein. Donald lebt mit seinen Verwandten und Freunden in Entenhausen. Sein Aussehen ist durch einen fülligen Körperbau geprägt. Die kurzen Watschelfüße lassen seinen Gang tollpatschig erscheinen. Der Kopf ist für eine Ente eher groß geraten, sein rundes Gesicht ist durch große Augen und einen breiten Schnabel gekennzeichnet. Er hat eine unverwechselbar quäkende Stimme und trägt mit Vorliebe einen blauen Matrosenanzug. Donald ist ein Erpel mit unverkennbaren Eigenschaften, sein Charakter ist geprägt durch viele Stärken und Schwächen. Mal ist er ein zu Wutausbrüchen neigender Choleriker, der ständig schnattert und flucht und schon wegen Kleinigkeiten vor Wut „die Wände hochgeht“. Ein andermal ist er der beste Onkel auf der Welt, der sich liebevoll um seine drei Neffen Tick, Trick und Track kümmert und damit beweist, dass er im Grunde seines Herzens ein gutmütiger und großzügiger Enterich ist. Dann erscheint er wiederum eitel, wichtigtuerisch, dickköpfig und auch stinkfaul. Er hat so ziemlich jeden Beruf ausgeübt, den es gibt, und in fast allen versagt. Deshalb wird er die meiste Zeit über von Geldsorgen geplagt. Er hat stets hohe Schulden bei seinem reichen Onkel Dagobert, was dieser immer wieder dazu ausnutzt, um ihn zu drangsalieren. So lässt er ihn für einen Hungerlohn schuften oder spannt ihn als Begleitschutz auf seinen Expeditionen ein. Was er auch anpackt – er scheint vom Pech verfolgt zu sein und zieht ständig den Kürzeren. Und obwohl er niemals aufgibt, ist und bleibt er der größte Pechvogel aller Zeiten! Besondere Zuneigung empfindet Donald für seine Freundin Daisy. Ihr gegenüber bietet er seinen ganzen Charme auf. Daneben liegen ihm natürlich seine Freunde Micky, Goofy, Pluto und Co. am Herzen. Mit ihnen geht er durch dick und dünn und erlebt viele seiner Abenteuer. Mal kämpfen sie gegen die Panzerknacker-AG, ein andermal nehmen sie es mit der bösen Hexe Gundel Gaukeley auf. Dass Donald dabei oft ins Fettnäpfchen tritt oder selbst aus diversen Katastrophen gerettet werden muss, liegt an seiner Tollpatschigkeit und seinem hitzigen Temperament, tut jedoch seiner Beliebtheit keinen Abbruch. 28 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Donald Duck. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/388 [12.02.2012]. 72 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Lies den Text aufmerksam und unterstreiche alle Einzelheiten zu Aussehen und Charakter von Donald Duck. Trage danach die gesammelten Informationen in das vorliegende Mind-MappingGrundgerüst ein. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 73 4.2.3 Strukturdiagramm 4.2.3.1 VORSTELLUNGSGESPRÄCH – 10 TIPPS29 Tipp 1: Internetseite des Unternehmens anschauen Diese Vorbereitung ist unerlässlich und wird von vielen Personalverantwortlichen vorausgesetzt. Auch im Gespräch kann man das durchaus erwähnen, zum Beispiel wenn du gefragt wirst, ob du noch Fragen hast. Ein gekonntes „auf Ihrer Internetseite ist mir aufgefallen, dass es...“ und eine daraus abgeleitete Frage zeugt von Interesse an diesem Unternehmen. Tipp 2: Unterlagen mitnehmen Es ist unerlässlich, dass du deine Bewerbungsunterlagen (Zeugnisse, Dokumente, usw.) im Original mitnimmst. Auch wenn du die Unterlagen gar nicht vorzeigen musst, zeigst du trotzdem, dass sie einer Überprüfung deiner Angaben standhalten würden. Also die Unterlagen bereits am Vortag herauslegen! Tipp 3: Alle Kleidungsstücke am Vortag herauslegen Unbedingt vorher auf den branchenüblichen Kleidungsstil achten. Natürlich solltest du auch bedenken, dass aus deinem Outfit auf deinen Arbeitsstil geschlossen werden kann (also auf jeden Fall etwas Sauberes und Ordentliches anziehen). Tipp 4: Handy ausschalten Der größte Fehler überhaupt: Wenn das Handy während eines Vorstellungsgespräches läutet. Und wenn du es vergessen hast und es läutet wirklich: Nur ganz kurz Entschuldigung sagen und das Handy unverzüglich ausschalten! Tipp 5: Pünktlich sein Auch wenn man meinen könnte, dass ein paar Minuten zu spät kommen beim Vorstellungsgespräch ja nicht so schlimm sein kann: Der Personalverantwortliche wird es dir auf jeden Fall übel nehmen. Mit derartigen Aktionen zeigst du, dass du unverlässlich bist, und das ist ein ganz schlechter Anfang. Also: Sei ruhig eine halbe Stunde vor dem Termin bei deinem zukünftigen Arbeitgeber, erkundige dich nach dem richtigen Büro, kontrolliere vorher noch einmal dein Outfit und melde dich dann ein paar Minuten vor deinem Termin beim Personalbüro an. Tipp 6: Lächeln Vor dem Gespräch ganz bewusst zu sich sagen: Ich bin gut drauf und freue mich auf das Gespräch. Lächeln und freundlich sein ist wahrscheinlich wichtiger als das was du sagst, schließlich entscheidet dein Gegenüber wahrscheinlich auch nach dem Bauchgefühl. Tipp 7: Höflichkeit Am Beginn des Gesprächs grüßen und sich selbst vorstellen. Eigentlich auch ganz klar, wird aber unter Stress oft vergessen. Wichtig: Auch bei der Sekretärin, am Empfang usw. - immer grüßen!! Tipp 8: Niemals schlecht über jemand anderen reden Rede nie über Lehrer, über ehemalige Vorgesetzte oder über ehemalige Arbeitgeber schlecht. Mit solchen Negtivauskünften verschafft man sich nur Nachteile. Tipp 9: Blickkontakt halten Das fällt speziell jungen Menschen eher schwer, die die Schulzeit gerade erst hinter sich gebracht haben. Du stellst damit aber einen guten persönlichen Kontakt her. 29Vgl.: http://www.bildungsportal.at/persoenlichkeitsbildung/tipps-vorstellungsgespraech.htm [24.03.2012]. 74 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Tipp 10: Für Geübte und Fortgeschrittene: Aktiv und deutlich nach Feedback fragen Es kommt natürlich auch vor, dass man auch unangenehme Dinge zu hören bekommt. Man weiß dann wenigstens beim nächsten Mal, was man hätte besser machen können. Schlussworte wie „danke, wir melden uns“ oder „wir halten Sie in Evidenz“ versprechen nichts Gutes und du wirst den Job wahrscheinlich nicht bekommen. Lies den Text genau und unterstreiche mit verschiedenen Farben die dos and don´ts. Erstelle dann ein Strukturdiagramm. Arbeitssuchender dos don´ts Pünktlichkeit ….Unpünktlichkeit ….. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 75 4.2.4 Concept-Map 4.2.4.1 DESIGNER-WERKSTATT Designer-Werkstatt30 Susanne Mauthner-Weber Will man die Forschung der Chemie-Nobelpreisträger 2009 erklären, bedient man sich wohl am besten eines Vergleiches (bitte nicht lachen!) mit der Modewelt: Da gibt es einen Designer, der kreiert einen Entwurf; der Entwurf wird mittels Schnittmuster vervielfältigt; heraus kommen mehr oder weniger funktionstüchtige Kleidungsstücke. In einer Zelle geht es ähnlich zu: Die aus etwa 3,2 Milliarden chemischen Bausteinen zusammengesetzte Erbinformation, die DNA, ist im Zellkern gelagert. Wenn eines der 25.000 Gene (der Designer aus unserem Vergleich mit der Modewelt) abgelesen wird, fertigt die Zelle eine chemische Abschrift an. Nur diese Blaupause (das Schnittmuster) verlässt den Zellkern. Draußen trifft sie auf die Ribosomen. Jede Zelle besitzt zahlreiche dieser Eiweiß-Fabriken. Zusammengefügt Die Ribosomen lesen die Blaupause wie einen Lochstreifen und fügen daraufhin Stück für Stück das Eiweiß (Protein) aus einzelnen Aminosäuren zusammen. Erst diese Proteine sind die universellen Werkzeuge des Lebens: Sie bauen die Muskeln auf, transportieren Sauerstoff, spalten die Nahrung auf, dienen als Botenstoffe, formen Haut und Haare sowie neue Ribosomen. „Ribosomen machen irgendwie alles möglich“, sagt Måns Ehrenberg, Mitglied des Nobelkomitees für Chemie. (...) Universell Das Prinzip der Ribosomen funktioniert in Bakterien ebenso wie in Pflanzen und Tieren. Da Ribosomen von Bakterien aber etwas anders aufgebaut sind als die von Menschen, steckt dort ein wertvoller Ansatz für Antibiotika. Die Größe der Ribosomen ist für die Arbeit im Labor eine besondere Herausforderung. Es ist schwer, sie zu Kristallen zusammenzulagern, um mit Röntgenstrahlen den inneren Aufbau bis ins kleinste Detail klären zu können. Jonath, Steitz und Ramakrishnan ist es mit einem Verfahren namens Röntgen-Kristallografie gelungen, die Position jedes Einzelnen der Hunderttausenden Atome des Ribosoms zu kartieren. Sie haben also auf atomarer Ebene gezeigt, wie Ribosomen aussehen und funktionieren - wofür sie am 10.Dezember in Stockholm mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet werden. 30 Mauthner-Weber, Susanne: Designer-Werkstatt. Kurier vom 07.10.2009 76 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Erstelle ein Concept-Map zum Thema: DNA. Gehe folgendermaßen vor: 1) Lesen Lies den Text sorgfältig (Stillarbeit). 2) Austauschen über das Textverständnis Tausche dich über den Textinhalt aus und kläre Verständnisfragen. 3) Anordnen der Begriffe Sortiere die vorgegebenen Begriffe nach Oberbegriffen z.B. ZELLE DNA ZELLKERN RIBOSOMEN,… Ordne die vorgegebenen Begriffe sinnvoll auf deinem Plakat an. Ergänze die vorgegebenen Begriffe durch eventuelle weitere Begriffe aus dem Text. Ordne die hinzugefügten Begriffe in die bestehende Begriffsanordnung ein. Klebe deine post-it Zettel auf das Plakat. 4) Entwickeln des Concept-Maps Verbinde zusammengehörige Begriffe durch Pfeile. Beschrifte die Pfeile sinnvoll (z.B. „bauen auf“, „ist zusammengesetzt aus“, „besitzt“…)! SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 77 5 Text mit Bild lesen 5.1 INFO 5.1.1 INFO für Lehrerinnen Mit dieser Lesestrategie werden verschiedene Sinne angesprochen und dadurch die Vorstellungskraft der SchülerInnen je nach Lerntyp aktiviert. Methodisch gibt es mehrere Möglichkeiten: Bild und Textaussage können einander zugeordnet werden oder miteinander verglichen werden. Der Begriff „Bild“ muss allerdings umfassend gesehen werden, es gibt folgende Formen bildlicher Darstellungen: Foto Durch Fotos werden Texte anschaulicher für SchülerInnen. Bilder sollen einerseits zum Lesen des Textes anregen (wie etwa in Tageszeitungen, Zeitschriften, Internetartikeln,...) , haben also motivierenden Charakter; andererseits dienen Bilder auch dazu, das im Text behandelte Thema zu konkretisieren, einen der Schülerin/dem Schüler unbekannten Sachverhalt klarer darzustellen. Fotos im Text haben verschiedene Aufgaben: • Fotos zum Problematisieren von Sachverhalten z.B. Klimawandel – Gletscherrückgang • Fotos zum Aufzeigen von Sachstrukturen z.B. Puppenstadium eines Schmetterlings, Luftaufnahme einer orientalischen Stadt • Fotos als Aufforderung zum Beschäftigen mit einem personenbezogenen Thema z.B. Näherinnen in einer chinesischen Textilfabrik, Bergbauer bei der Arbeit • Fotos zur Anwendung von neu vermitteltem Wissen z.B. Bild eines alpinen Trogtals Schematische Darstellung Um Sachinformationen einprägsamer zu vermitteln, werden oft schematische Darstellungen beigefügt. Man unterscheidet zwischen schematischen Skizzen und schematischen Bildfolgen. Bei Skizzen werden in einem Bild nur die wesentlichen Elemente gezeichnet, Unwichtiges wird weggelassen; z.B. Aufbau einer Oase, Wirkungsweise einer Sicherung. Bildfolgen zerlegen einen Sachverhalt in eine Folge von Bildern, die einen bestimmten Zusammenhang gliedert. Diese Bildfolge ist in sich geschlossen und hat eine bestimmte Reihenfolge; z.B. Entwicklungsstadien eines Schmetterlings, Funktionsweise eines Ottomotors, Tagesablauf in den Tropen. 78 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Karten Landkarten werden in Sachtexten zur topographischen Einordnung von Ortsangaben verwendet. Bei Beschreibungen von Wanderrouten wird ein Ausschnitt einer genauen Landkarte (in großem Maßstab) beigefügt. Geht es um die überblicksmäßige Einordnung einer Ortsangabe (z.B. Landschaften, Städte,...), so werden Karten oft schematisiert. Dabei werden in die Karte nur die für das Textverständnis wichtigen topographischen Begriffe eingetragen. Grafiken In Grafiken werden statistische Daten visuell aufbereitet. Es gibt drei Darstellungsarten: • Kurvendiagramm • Säulen-/Balkendiagramm • Kreisdiagramm Diese werden in Kapitel 7 genauer behandelt. Karikaturen, Comics Eine Karikatur ist ein humoristisches oder satirisch überzeichnetes Bild, das bestimmte charakteristische Merkmale überbetont. Comics dagegen sind eine Abfolge mehrerer Bilder, die in einfacher Darstellung einen Sachverhalt wiedergeben. Mit Karikaturen oder Comics in einem Sachtext soll einerseits auf den Sachverhalt aufmerksam gemacht und andererseits zum Nachdenken angeregt werden. Das beigefügte Übungsmaterial beinhaltet meist verschiedene Formen bildlicher Darstellungen. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 79 5.1.2 INFO für SchülerInnen Durch ein Bild, das dem Text beigefügt ist, soll die Neugier auf den Inhalt des Textes geweckt werden. In vielen Schulfächern werden in einen Text Bilder eingefügt.. Der Begriff „Bild“ muss allerdings umfassend gesehen werden, es gibt verschiedene Formen bildlicher Darstellungen. Diese sind auch unterschiedlich zu betrachten. Foto Durch Fotos werden Texte anschaulicher. Bilder sollen einerseits zum Lesen des Textes anregen (wie etwa in Tageszeitungen, Zeitschriften, Internetartikeln,...), haben also motivierenden Charakter; andererseits dienen Bilder auch dazu einen unbekannten Sachverhalt klarer darzustellen. Stelle dir folgende Fragen: • Was siehst du im Vordergrund des Fotos, was im Hintergrund? • Was befindet sich in der Bildmitte? • Welche Landschaft (…) ist dargestellt? • Sind Personen abgebildet? Welchen Bezug haben sie zum Gesamtbild? • Wird im Text auf das Bild eingegangen? • Hilft dir das Foto beim Verstehen des Inhalts des Textes? • (…) Grafiken In Grafiken werden statistische Daten visuell aufbereitet. Es gibt drei Darstellungsarten: • Liniendiagramm • Säulen-/Balkendiagramm • Kreisdiagramm Die Bearbeitung von Grafiken wird in einem eigenen Kapitel behandelt. Stelle dir folgende Fragen: • Um welche Art von Grafik handelt es sich? • Was wird dargestellt? • Wo liegen der höchste und der niedrigste Wert? Was sagen diese beiden Werte aus? • Wird durch die Grafik die Aussage im Text klarer? • (...) 80 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Schematische Darstellung Um Sachinformationen einprägsamer zu vermitteln, werden einem Text oft schematische Darstellungen beigefügt. Es gibt folgende Arten dieser Darstellungsform: Skizzen: Dabei werden in einem Bild nur die wesentlichen Elemente gezeichnet, Unwichtiges wird weggelassen. Bildfolgen zerlegen einen Sachverhalt in eine Folge von Bildern. Stelle dir folgende Fragen: • Welche Situation stellt die Skizze/Bildfolge dar? • Ist die Skizze/Bildfolge farblich gestaltet? Haben die Farben eine besondere Bedeutung? • Sind Personen gezeichnet? Sind diese für den Inhalt der Skizze/Bildfolge wichtig? • Welche Unterschiede gibt es zwischen den einzelnen Bildern der Bildfolge? • Wird im Text auf die Skizze/Bildfolge eingegangen? • Werden Fachworte aus dem Text durch die Skizze/Bildfolge verständlicher? Karikaturen, Comics Eine Karikatur ist ein gezeichnetes Bild, das bestimmte charakteristische Merkmale überbetont. Comics dagegen sind eine Abfolge mehrerer Bilder, die in einfacher Darstellung einen Sachverhalt wiedergeben. Stelle dir folgende Fragen: • Was siehst du auf der Karikatur/dem Comic? • Welche Situation ist in der Karikatur/im Comic dargestellt? • Ist die Karikatur/der Comic farblich gestaltet? Haben die Farben eine Bedeutung? • Was sagt die Karikatur/der Comic aus? • Sind versteckte Aussagen in der Karikatur/dem Comic enthalten? • Soll mit der Karikatur/dem Comic etwas bewirkt werden? • Für welchen Betrachter ist die Karikatur/der Comic gezeichnet? • Wird im Text auf die Karikatur/den Comic Bezug genommen? • Verstärkt die Karikatur/der Comic die Aussage des Textes? • (...) Karten Ist dem Text eine Karte beigefügt, geht es meist um die überblicksmäßige Einordnung einer Ortsangabe (z.B. Landschaften, Städte,...). Dabei werden Karten oft stark vereinfacht, Unwichtiges wird weggelassen. Stelle dir folgende Fragen: • Welcher Ausschnitt der Weltkarte wird dargestellt? • Gibt es Linien (Grenzen, Flussläufe, Küstenlinien,...), die dir bekannt vorkommen? • Sind Ortsangaben aus dem Text eingetragen? • Ist der Kartenausschnitt farblich gestaltet? • Hilft dir beim Bearbeiten von Text und Karte die farbliche Gestaltung? • (...) SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 81 5.2 Übungen 5.2.1 Der schiefe Turm von Pisa31 Lies den folgenden Text über den Schiefen Turm von Pisa und bearbeite die Aufgaben im Anschluss daran! Der schiefe Turm von Pisa Der Schiefe Turm von Pisa ist nicht das einzige, aber das bekannteste schiefe Gebäude der Welt. Der Turm war als freistehender Glockenturm des Doms von Pisa geplant. Der Baubeginn fand am 9. August 1173 statt. Wenige Jahre später, als gerade die drei untersten Stockwerke fertig waren, hatte der Turm bereits eine Schräglage Richtung Südosten. Daraufhin wurde der Bau für die nächsten 90 Jahre unterbrochen. Da sich der Turm nach der langen Zeit nicht mehr weiter neigte, baute man die nächsten 4 Stockwerke. Dadurch nahm die Schieflage aber weiter zu, der Bau wurde wieder unterbrochen. Schließlich wurde der Glockenstuhl im Jahre 1360 begonnen. 1372 wurde der Turm fertig gestellt. In den Jahrhunderten danach neigte sich der Turm immer mehr. Als man 1918 einen Überhang von 5,1m maß, dachte man zum ersten Mal daran, dass der Turm einstürzen könnte. Die Schieflage des Turms entsteht dadurch, dass sich der weiche, lehmige Untergrund unter dem Gewicht des Turms auf einer Seite stärker verformt als auf der anderen. Der Turm wurde erst vor kurzem gerettet. Zwischen 1990 und 2001 war der Schiefe Turm von Pisa wegen schwieriger und langwieriger Bauarbeiten im Fundament geschlossen. In der Zeit konnte die Schräglage des Turms um 44 cm verringert werden. Die Wiedereröffnung des Turmes erfolgte im Dezember 2001. Quellen: vereinfacht nach http://de.wikipedia.org/wiki/Schiefer_Turm_von_Pisa.htm und http://www.guerrieri.de/geo_TorrePisa.htm Foto: Robert Pitzl 31 Der schiefe Turm von Pisa. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHSAbteilung. Wien, 2007. Übung10. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf, [20.3.2012]. 82 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Beantworte mit Hilfe des Textes folgende Fragen: 1) Wie viele Jahre dauerte die gesamte Bauzeit des Turms, vom Baubeginn bis zur Fertigstellung des Glockenstuhls? 2) Wie alt ist der Turm heute (gerechnet ab Baubeginn)? 3) Wie viele Etagen hat der Schiefe Turm von Pisa? Zähle das Erdgeschoß mit! 4) Stell dir vor, du würdest einen Apfel vom Turm herabfallen lassen, in welchem Abstand vom Turm würde er ungefähr auf dem Boden aufprallen? Tipp: Verwende die Angaben im Text, um diesen Abstand zu schätzen oder verwende die ungefähre Größe der Menschen (ca. 1,7 Meter) auf dem Bild! 5) Schätze die Höhe des Turms vom Boden bis zur obersten Ebene mit Hilfe des Fotos! Tipp: Verwende dazu das Ergebnis aus der vorigen Aufgabe oder die ungefähre Größe der Menschen auf dem Bild! 6) Die Neigung des Turmes entsteht, indem der weiche Untergrund auf der einen Seite mehr nachgibt als auf der anderen. Wie könnte man verhindern, dass sich der Turm immer weiter neigt? Sammelt eure Ideen und Vermutungen in Dreiergruppen und stellt sie den anderen vor! SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 83 5.2.2 Überleben im Winter32 © Überleben im Winter Oberstes Prinzip bei einer Notübernachtung im Freien ist: Weg vom Wind! Bei Wind kann die Temperatur auf -20°C und weniger fallen. Das ist ohne Schutz absolut tödlich! Wenn man keine andere Möglichkeit hat, einen Unterschlupf zu finden, gräbt man sich im Schnee ein. Um eine Schneehöhle zu bauen, verwendet man am besten eine Schaufel. In der Schneehöhle herrscht eine Temperatur von ca. 0°C. Das ist immer noch sehr kalt, aber es gibt keinen Wind. Mit guter, trockener Bekleidung, Reservekleidung und Ausrüstung kann man überleben. Lies den Text und betrachte das Bild und beantworte die Frage. Mit welcher Ausrüstung kann man die Nacht im Schnee und bei Wind überstehen? Suche maximal fünf Gegenstände aus, die das Überleben am ehesten sichern. Verwende für die Lösung den Text und das Bild. Begründe deine Wahl! 32 Überleben im Winter. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien, 2007. Übung 7. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf, [20.3.2012]. 84 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 5.2.3 Wir hinterlassen unsere Fußabdrücke33 Wir hinterlassen unsere Fußabdrücke Mutter Erde versorgt uns mit vielen Rohstoffen. Hast du dir schon einmal überlegt, wie viele Rohstoffe benötigt werden, um deinen Lebensstil aufrechtzuerhalten? Du benötigst Rohstoffe zur Herstellung deiner Nahrung, für das Wohnen, zur Fortbewegung (Mobilität) und für alle Produkte, die du kaufst. Jedes Produkt hat einen ökologischen Rucksack. Er beschreibt die Menge an verbrauchten Rohstoffen, die während des gesamten Lebensweges des Produktes aufgewendet werden müssen (Rohstoffgewinnung, Herstellung, Verpackung, Transport, Gebrauch und Entsorgung). Für neue Rohstoffflächen werden Wälder abgeholzt, Meere leer gefischt … 33 Adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Wir hinterlassen Fußabdrücke. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/nawi/index.php?action=14&cmd=4&QID=112&AID=23 [1.3.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 85 DER ÖKOLOGISCHE FUSSABDRUCK Der „ökologische Fußabdruck“ ist ein Maß dafür, wie viel Rohstofffläche DU für DEINEN LEBENSSTIL verbrauchst. Dazu kommt noch die Fläche, die notwendig ist, um das Kohlenstoffdioxid, das von den Menschen, Tieren, Autos, Heizungen ... erzeugt wird, aufzunehmen (Wald, Wiese …). Die gesamte Rohstofffläche wird in globalen Hektar (gha) angegeben. 1 gha = 10.000 m² (2,5 Fußballfelder) Immer, wenn du ein Produkt konsumierst, vergrößert sich dein ökologischer Fußabdruck. Viele Rohstoffe sind nur in begrenzter Menge vorhanden. Du verbrauchst aber mehr Rohstoffe, als unser Planet auf Dauer zur Verfügung stellen kann. 1) Betrachte vorerst die Karikatur. Beantworte dazu folgende Fragen jeweils nur in einem Satz. • Was siehst du in der Karikatur? • Wie ist die Person dargestellt? • Welche Bedeutung haben die umgebenden Gegenstände? • Warum sitzt die Person auf der Weltkugel? • Ist die Karikatur sinnvoll? • Wie wirkt die Karikatur auf dich? • Was soll die Karikatur bewirken? • Gefällt dir ein Detail der Karikatur besonders? Beschreibe es. 2) Lies den der Karikatur beigelegten Text genau. Jetzt schaue dir die Fragen und deine Antworten aus Aufgabe 1 nochmals der Reihe nach an. • Würdest du jetzt andere Antworten geben? • Markiere jene Fragen, bei denen die Antworten nun anders lauten. • Überlege dir, warum du manche Fragen nach dem Lesen des Textes anders beantwortest. 3) Kreuze bei folgenden Aussagen wahr oder falsch an. wahr Ein alarmierend hoher Fußabdruck bedroht die Natur. Umweltkatastrophen (Trockenheit, starke Regenfälle, Anstieg des Meeresspiegels, …) haben nichts mit meinem Konsumverhalten zu tun. Durch die Erderwärmung müssen viele Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. Die Treibhausgase (Methan, CO2-Ausstoß) können durch bewussten Konsum verringert werden. 86 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen falsch wahr falsch Man muss unbedingt Regenwälder roden, um neue Flächen zur Nahrungsmittelproduktion zu gewinnen. Viele Tier- und Pflanzenarten werden aussterben, wenn wir unseren Konsum nicht einschränken. In Österreich sind einige Tiere und Pflanzen der Alpen infolge der Erderwärmung stark gefährdet und vom Aussterben bedroht. Ich selbst kann keinen Beitrag zur Verkleinerung des Fußabdruckes leisten. Das müssen die Politiker und die Industrien machen. Die Zukunft hängt von deinem Lebensstil ab. Handle nachhaltig! Plötzlich hältst du es nicht mehr aus und beschließt, etwas zu ändern. Du nimmst dir vor, in Zukunft nachhaltiger zu handeln! Nachhaltig handeln heißt, die vorhandenen Vorräte so zu nutzen, dass sie auch nachfolgenden Generationen zur Verfügung stehen. 4) Ich handle nachhaltig! Kreuze die richtigen Antworten an. (Es können mehrere Antworten richtig sein!) a) Welche Produkte wählst du aus, wenn du nachhaltig einkaufen willst? □□ Paradeiser aus Österreich □□ Bananen aus Südamerika □□ Getränke in Dosen □□ Fischstäbchen mit MSC-Gütesiegel b) Was kannst du tun, um Energie zu sparen? □□ Mein Ladegerät fürs Handy nach dem Laden ausstecken □□ Fernseher und Computer nach Gebrauch im Stand-by-Betrieb lassen □□ Die Lampe ausschalten, wenn genügend Tageslicht vorhanden ist □□ Im geheizten Zimmer bei gekipptem Fenster schlafen c) Wie kannst du bei der Mobilität nachhaltig handeln? □□ Ich lasse mich zwei Mal pro Woche mit dem Auto zum Fußballtraining im Ort bringen. □□ Ich gehe kurze Strecken zu Fuß. □□ Wo es möglich ist, fahre ich mit einem öffentlichen Verkehrsmittel (Bus, Zug, Straßenbahn...). □□ Ich lasse mich jeden Freitag mit dem Auto von der Schule abholen, weil ich ansonsten 30 Minuten auf den Schulbus warten müsste. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 87 5.2.4 Saurer Apfel34 Lies dir die fett gedruckten Sätze in der Tabelle durch. Diese Sätze sind Bildunterschriften aus österreichischen Tageszeitungen. 1) Suche das zur Bildunterschrift passende Foto. Trage den Buchstaben des jeweiligen Fotos in die passende rechte Tabellenspalte ein. 2) Die Bildunterschriften sind alle nicht wortwörtlich zu verstehen. Sie haben eine so genannte übertragene Bedeutung. In den ersten sechs Tabellenzeilen findest du zu jeder Unterschrift drei Erklärungen. Nur eine ist richtig. Kreuze die richtige Antwort an. Beispiel: Alexander geriet auf die schiefe Bahn. □□ Alexander ist mit der Zahnradbahn gefahren □x □ Alexander ist kriminell geworden □□ Alexander war in einen Autobahnunfall verwickelt 3) Bei den letzten fünf Bildunterschriften sind keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Formuliere selbst die richtigen Antworten. 34 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Saurer Apfel. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/1456 [12.2.2012]. 88 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Bildunterschrift Buchstabe A bis K Hauseigentümer haben leicht lachen. □□ Hauseigentümer sind als besonders humorvoll bekannt □□ Hauseigentümer sind in einer angenehmen Situation □□ Hauseigentümer sind besonders glückliche Menschen Hochfliegende Pläne hat die chinesische Raumfahrtbehörde. □□ China hat sich für die Raumfahrt große Ziele gesetzt □□ Chinesische Satelliten sollen besonders hoch im All platziert werden □□ Die chinesischen Weltraumpläne sind in weite Ferne gerückt Durch die Erderwärmung müssen viele Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. □□ Bahnstrecken sollten prinzipiell kreuzungsfrei sein, was derzeit nicht immer der Fall ist □□ Die Probleme der Bundesbahn sind nicht leicht zu lösen □□ Viele Bahnreisende beten, dass sie gut ankommen Es ist ein Kreuz mit der Bahn. □□ Die Bundeskanzlerin muss sich gegen die Männerwelt durchsetzen □□ Die Bundeskanzlerin liebt Mehlspeisen mit knackigen Nüssen □□ Die Bundeskanzlerin muss komplizierte Situationen lösen Harte Nüsse muss die deutsche Bundeskanzlerin knacken. □□ Der Präsident ist ein ordnungsliebender Mensch □□ Der Präsident ist von seinem Amt zurückgetreten □□ Der Präsident will von seinem Amt nicht zurücktreten Der Präsident räumt seinen Sessel. □□ Die Polizisten wollen gegen das neue Dienstrecht Straßenbarrikaden errichten □□ Die Polizisten werden durch das neue Dienstrecht zu mehr Dienst auf der Straße gezwungen □□ Die Polizisten regen sich über das neue Dienstrecht mächtig auf Das neue Dienstrecht treibt die Polizisten auf die Barrikaden. Gleich zu Beginn der Europameisterschaft stolperte Portugal über Griechenland. Das amerikanische Traditionsblatt „New York Times“ befindet sich seit gestern in neuen Händen. Bei der Gesundheitsreform mussten sich die Politiker ordentlich abstrampeln. Der Rechnungshofpräsident schaut dem Finanzminister auf die Finger. Der Politiker musste in den sauren Apfel beißen. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 89 5.2.5 Nichts Besseres zu tun35 von Lore Graf Die Klasse schreit, kreischt, tobt. Rolf kniet auf dem Boden des Klassenzimmers, unbeweglich, erstarrt. Quer zwischen den zusammengepressten Lippen steckt ein grüner Bleistift. Die Augen weit aufgerissen, schaut er verwirrt in die Gesichter seiner Peiniger, unbarmherzige Gesichter, vom Lachen fratzenhaft verzerrt. Was wollen sie von mir? Immer nur von mir? Ich habe ihnen doch nichts getan, nichts getan, habe ich ihnen was getan? - Den Bleistift, hat Jürgen, der Klassensprecher, gesagt, hat ihn hingeschmissen mitten ins Zimmer, hol ihn. Er ist unter eine Bank gerollt. Zwischen zerknülltem Papier, Schmutz, Brotresten liegen geblieben. Hol ihn, aber nicht mit den Händen, du bist ein Hund, Rolf fass! - Und er hat´s getan, ist gekrochen wie ein Hund, hat den Ekel überwunden, den Stift mit dem Mund geholt, Staub und Krümel auf den Lippen. Wenn ich es nicht mache, schlagen sie mich wieder zusammen wie vorige Woche. Die Hose war zerrissen, die Nase hat geblutet, die Mutter hat getobt. Diese Woche habe ich kein Taschengeld bekommen. Warum hilft mir keiner, warum sind alle gegen mich? Die Mutter? Auch die Mutter. Wehr dich doch, sagt die Mutter, schlag zurück, sagt sie, lass dir nichts gefallen, nichts gefallen, nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder, das ist ein Kerl! Ein Beispiel, ein Kerl, nichts gefallen ... Dass du mir Punkt fünf zu Hause bist, wo hast du dich wieder herumgetrieben, kein Verlass auf dich, genau wie dein Vater, der hat auch nichts getaugt, kein Verlass. Ich werd´ dir´s schon zeigen, einen anständigen Menschen mach´ ich aus dir, kein Taschengeld, dein Bruder ist ganz anders, Hausarrest. Ja, der Vater, wenn er hier wäre, er würde mir helfen. Wie sieht er eigentlich aus? Er ist lange fort. Von Unterschlagung ist die Rede gewesen damals, von untertauchen. Die Großmutter soll einmal einen Brief gekriegt haben, aber fragen kann ich ja nicht, das habe ich einmal ... nein, das nicht. Vielleicht finde ich den Brief. Ich werde suchen. Heimlich. Und dann fahre ich zum Vater ... Die Tür des Klassenzimmers wird aufgerissen. Der Lehrer kommt, er hat das Gekreische gehört. Endlich der Lehrer. Er wird mir helfen. Ich werde ihm alles sagen. Später, wenn es die anderen nicht sehen, werde ich es ihm sagen, von Jürgen und den anderen - vielleicht auch vom Vater, dass ich zum Vater fahren werde. Er wird mir helfen ... Rolf kniet immer noch auf dem Boden, den Bleistift zwischen den Lippen. Was machst du da unten? Was soll der Blödsinn, von allen guten Geistern verlassen, den Hanswurst spielen, soweit kommt´s noch, was Besseres hast du wohl nicht zu tun? Was Besseres? Was Besseres tun? Der Lehrer. Ihm alles erzählen. Alle sind gegen mich. Der Lehrer? Auch der Lehrer. 35 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Nichts Besseres zu tun. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/342 [12.2.2012]. 90 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 1) Lies die Kurzgeschichte „Nichts Besseres zu tun“ von Lore Graf aufmerksam. Schreibe danach in zwei bis höchstens drei vollständigen Sätzen auf, worum es inhaltlich in der Kurzgeschichte geht. 2) In der folgenden Tabelle sind typische Merkmale von Kurzgeschichten aufgezählt. Welche der Merkmale findest du im Text „Nichts Besseres zu tun“? Kreuze die richtigen Antworten an. Merkmale von Kurzgeschichten Kommt im Text vor JA Kommt im Text vor NEIN die Handlung beginnt unmittelbar, ohne Einleitung oder Erklärungen die Hauptpersonen sind keine Helden, sondern „einfache“ Menschen, häufig Außenseiter man erlebt die Geschichte oft aus der Sicht der Hauptperson die Handlung umfasst nur eine kurze Zeitspanne handelt von einer konfliktreichen Situation die Geschichte hat eine einfache (einsträngige) Struktur, das heißt es gibt keine Nebenhandlung das Geschehen wird in der tatsächlichen Abfolge (chronologisch) erzählt es kommen häufig Dialoge vor der Höhepunkt ereignet sich am Ende der Geschichte, häufig mit einer überraschenden Wende die Geschichte weist einen plötzlichen Schluss mit offenem Ende auf SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 91 3) Die Kurzgeschichte enthält eine Zeichnung. Betrachte diese genau und vergleiche sie mit dem Inhalt der Kurzgeschichte. Was passt zum Inhalt, was fehlt oder ist falsch dargestellt? Zeige möglichst viele Unterschiede auf. Schreibe in vollständigen Sätzen. 92 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 5.2.6 Wie die Alpen entstanden36 Vor vielen Millionen Jahren lag zwischen der eurasischen Platte im Norden und der afrikanischen Platte im Süden das große Weltmeer der Thetys. Durch Witterungseinflüsse wurden die Oberflächen der Platten abgetragen und dieses Material in die Thetys transportiert. Diese Materialien blieben am Meeresboden liegen, darüber lagerten sich Schichten aus Sand und Ton, sowie Kalk aus Muscheln und Schnecken. In der Folgezeit verschob sich die afrikanische Platte nach Norden, dadurch wurde die Thetys schmäler. Bei der Verschiebung wurden auch die am Meeresboden abgelagerten Schichten zusammengedrückt und in der Tiefe verformt. Durch den weiteren Druck der afrikanischen Platte nach Norden hoben sich die Gesteinsschichten über den Meeresspiegel empor. Durch die Witterungseinflüsse verwitterten die obersten Gesteinsschichten und wurden abgetragen. Dieser Gesteinsschutt lagerte sich am Rand der Gebirge ab. Nun wurde das entstandene Gebirge durch neuerlichen Druck aus dem Erdinneren emporgedrückt und erhöht. Durch neuerliches Heben des Gebirges durchbrach die unterste Gesteinsschicht die oberen und kam so an die Oberfläche. Die anderen Schichten rutschten im Süden und Norden des inneren Gebirges ab. Auf Grund dieser Tatsache werden die Alpen folgendermaßen gegliedert: Von Norden nach Süden unterscheidet man die nördlichen Kalkalpen, die Zentralalpen und die südlichen Kalkalpen. 36 Text und Bild: Fertl, Ingrid: BRG VI; Marchettigasse 3, 1060 Wien SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 93 Lies den Text sorgfältig. 1) Unterstreiche alle Verben im Text. 2) Schneide die einzelnen Bilder der schematischen Darstellung aus und klebe sie in der richtigen Reihenfolge auf ein neues Blatt. 3) Schreibe nun zu den einzelnen Bildern die zugehörigen unterstrichen Verben. 4) Formuliere zu jedem Bild einen Satz, der die zugeordneten Verben enthält. 94 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 5.2.7 Der Fruchtbare Halbmond37 Der fruchtbare Halbmond liegt im Nahen Osten, das ist das Gebiet am östlichen Rand des Mittelmeeres. Im Norden wird das Gebiet vom Südosten der Türkei begrenzt, im Süden reicht es bis nach Saudiarabien. Im Osten erstreckt sich das Gebiet bis in den Iran. Diese Region ist altes Siedlungsgebiet, wovon viele Ausgrabungen Zeugnis geben. Deshalb ist auch das Libanongebirge an der Mittelmeerküste fast vollständig abgeholzt. Holz wurde vor allem für den Schiffbau und als Brennmaterial verwendet. Auch Mesopotamien, das Zwischenstromland zwischen Euphrat und Tigris, wurde schon sehr früh besiedelt. Die beiden Gebiete gehören zum „Fruchtbaren Halbmond“. Die Bezeichnung wird von Geografen verwendet, da die Landschaften hier intensiv für Ackerbau genutzt werden. Dennoch gibt es im Nahen Osten auch ausgedehnte Wüstengebiete. 37 Text und Bild: Fertl, Ingrid: BRG VI; Marchettigasse 3, 1060 Wien SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 95 Arbeite mit dem Atlas. 1) Suche zuerst die Staaten und Hauptstädte auf der Atlaskarte und setze dann die Hauptstädte in der folgenden Tabelle ein. Staat Hauptstadt Syrien Türkei Libanon Jordanien Israel Irak Saudi-Arabien 2) Trage die Staaten mit Großbuchstaben in die Karte ein. Zeichne auch die Hauptstädte ein und beschrifte sie mit Kleinbuchstaben. 3) Beantworte die Fragen oder ergänze den Text. a) Wie heißt das „Meer“ an der Grenze von Israel und Jordanien? b) Ihr habt in Geschichte sicher schon von Mesopotamien, dem Zwischenstromland, c) Nahe der Mittelmeerküste befindet sich das Libanongebirge, dessen höchste Erhebung hoch ist. d) Nenne 3 Städte und die zugehörigen Staaten, die am Mittelmeer liegen: e) Der Nahe Osten hat auch ausgedehnte Wüstengebiete, etwa (2 Beispiele) gehört. Dieses liegt in der Flussebene von und und gehört heute zum Staat . 96 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 4) Verwende nun im Atlas die thematische Karte vom Nahen Osten und ergänze den folgenden Lückentext. In den Wüsten leben Nomaden, die große Viehherden ( ) besitzen. Vereinzelt gibt es Oasen, in denen palmen gepflanzt wurden. Die Bauern halten sich folgende Nutztiere: An der Mittelmeerküste wachsen folgende Agrarfrüchte: Von dort kommen folgende Früchte in die Märkte nach Europa: SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 97 98 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 6 Tabellen und Grafiken lesen und verbalisieren 6.1 INFO 6.1.1 INFO für LehrerInnen 6.1.1.1 Tabellen und Grafiken lesen Ziel dieser Lesestrategie ist es, gezielt Informationen aus einer Tabelle oder einer Grafik zu entnehmen. In einer Tabelle werden Informationen in Zahlen dargestellt, daher sind Tabellen oft unüberschaubar und schwierig zu lesen. Trotzdem muss aus langen Zahlenreihen das Wesentliche herausgelesen werden können, und die Daten müssen miteinander verglichen werden. Tabellen lesen und interpretieren38 1) Schritt: Lesen und Klären 1) Titel • Worum geht es bei der Statistik? • Welche Frage(n) soll(en) beantwortet werden? 2) Vorspalte, 3) Kopfspalte • Welche Informationen sind erfasst? • Um welche Zahlenarten geht es? (Jahreszahlen/absolute Zahlen/Prozentzahlen/Indexwerte/....) • Erscheint die Aufteilung in Bezug auf die Thematik (siehe1!) sinnvoll? 3) 38 Vgl: Gärtner,S.: Statistiken lesen und interpretieren. Verfügbar unter http://www.agduesseldorf.de/unterricht/methoden/statistiken.htm [dl 5.10.2011]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 99 4) Quelle und Erläuterungen • Wer hat die Statistik verfasst bzw. in Auftrag gegeben? • Welche Besonderheiten werden angemerkt? 5) Hauptteil Was sagt eine einzelne Zahl konkret? • Formuliere (schriftlich) ein oder mehrere Lesebeispiele, in denen die Zahlen in Zusammenhang mit den Informationen aus der Kopfzeile und der Vorspalte in einem sinnvollen Satz dargestellt werden. 6) Abschluss • Bleiben Fragen zur Darstellung offen? Welche? • Sind offensichtliche Fehler zu vermerken? 2) Schritt: Darstellen Die unter Schritt 1 erarbeiteten Ergebnisse werden mündlich (schriftlich) in ganzen Sätzen ausformuliert dargestellt. 3) Schritt: Interpretieren Beim Interpretieren einer Statistik geht es darum, die über die Einzelinformationen (Zahlen) hinausgehenden Informationen zu erkennen und darzustellen. Dabei kann die Klärung der folgenden Leitfragen behilflich sein: • Welche Aussagen lassen sich in Bezug auf die zugrundeliegende Frage (s. 1. Schritt!) begründet aus der Tabelle ableiten? • Wird eine Entwicklung deutlich? • Gibt es markante Werte? • Gibt es Regelmäßigkeiten/Unregelmäßigkeiten? • Gibt es Zusammenhänge/Unterschiede zwischen den dargestellten Werten verschiedener Zeilen/Spalten? • Erscheinen die Informationen plausibel (d.h. werden sie erwartet, sind sie mit der eigenen Vorerfahrung übereinstimmend) oder gibt es einander widersprechende Informationen? • Können Besonderheiten mit Informationen außerhalb der Statistik erklärt werden? • Welche Zusatzinformationen wären erforderlich, um Aussagen präziser treffen zu können? • Welche Gesamtaussage kann gefolgert werden? 100 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Grafiken lesen Zum besseren Verständnis wird statistisches Datenmaterial in eine grafische Darstellung umgewandelt. Durch die farbliche Gestaltung der Grafiken können die Daten ansprechend verdeutlicht werden. Es gibt drei Darstellungsarten: • Liniendiagramm: gibt den Verlauf von Werten in gleichen Einheiten wieder. Beim Lesen der Grafik muss zuerst festgestellt werden, was auf der waagrechten und senkrechten Achse dargestellt wird und welche Einheiten verwendet werden. Danach markiert man einzelne Werte der Kurve und ordnet ihnen die Werte der beiden Achsen zu. • Säulendiagramm (Stab-, Balkendiagramm) = Histogramm: stellt meist Häufigkeiten von Merkmalen dar, die sich dann gut vergleichen lassen und Unterschiede deutlich machen. Hier muss zuerst festgestellt werden, was die Säulenlänge aussagt. • Kreisdiagramm: gibt prozentuelle Anteile wieder. Beim Kreisdiagramm muss zuerst die Grundgesamtheit festgestellt werden. Danach kann man, wenn es möglich ist, die einzelnen Kreissektoren als Bruchteile (Hälfte, Viertel,...) angeben. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 101 6.1.1.2 Verbalisieren von Statistiken39 Im Kapitel „Tabellen und Grafiken lesen“ wurden die einzelnen Arbeitsschritte aufgezählt, die das Zurechtfinden in einer Tabelle oder Grafik erleichtern sollen. In diesem Kapitel sollen Statistiken in Worte gefasst und interpretiert werden. Dabei wird ein spezifisches Vokabular verwendet. Zur Angabe von einzelnen Zahlen: Es wird oft das Verb betragen benützt; z.B. Die Temperatur um 8 Uhr beträgt 12°C. Zur Angabe von Entwicklungen: • Zunahme/Anstieg/Wachstum: zunehmen um; steigen von...auf; wachsen; sich vergrößern; sich erhöhen; sich verdoppeln/ verdreifachen; • Abnahme/Rückgang/Verringerung: abnehmen; sinken von...auf; zurückgehen um; sich verringern; reduzieren; fallen; sich verkleinern; sich halbieren; sich vermindern; • Gleichbleiben: gleich bleiben; unverändert bleiben; stagnieren; • Rangordnung: an erster, zweiter, … Stelle stehen; es folgen; an letzter Stelle stehen; • Vergleiche: gleich lang/hoch wie …; mehr als/weniger als; mindestens; höchstens. Interpretieren von Tabellen: Folgende Fragen sind dabei vorab zu beantworten: • Worum geht es in der Statistik? • Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Zeilen und Spalten? • Wird eine Entwicklung sichtbar? • Gibt es auffallende Regelmäßigkeiten? • Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden? 39 Vgl.: Turtur, Ursula: Verbalisieren von Statistiken. In: Übungen zum Wortschatz der deutschen Schriftsprache. Verlag Liebaug-Dartmann, Mannheim, 2006 102 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Interpretieren von Grafiken: Folgende Fragen sind dabei vorab zu beantworten: a) Liniendiagramm/Säulendiagramm: • Was ist auf der waagrechten und senkrechten Achse eingezeichnet? • Wie verläuft die Kurve, bzw. wie hoch sind die verschiedenen Säulen? Gibt es große oder geringe Schwankungen? • Welche Beziehungen bestehen in einzelnen Punkten der Kurve bzw. in einzelnen Säulen zwischen den Werten auf der waagrechten und senkrechten Achse? Lässt sich eine Gesetzmäßigkeit erkennen? • Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden? b) Kreisdiagramm: • Was ist die Grundgesamtheit? • Sind die Kreissektoren annähernd gleich groß oder gibt es starke Unterschiede? • Ist eine Angabe in den oft verwendeten Bruchteilen (Hälfte, Viertel, Drittel,...) möglich? • Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden? SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 103 6.1.2 INFO für SchülerInnen 6.1.2.1 Tabellen und Grafiken lesen In einer Tabelle werden Informationen in Zahlen dargestellt, daher sind Tabellen meist schwierig zu lesen. Trotzdem muss aus den langen Zahlenreihen das Wesentliche herausgeholt werden können, und die Daten müssen miteinander verglichen werden. Tabellen lesen und interpretieren40 Eine Tabelle hat immer folgenden Aufbau: Beim Lesen der Tabelle sind folgende Schritte zu beachten: 1) Feststellen des Titels (1 Titel) • Worum geht es bei der Statistik? 2) Herausfinden von Informationen (2 Vorspalte, 3 Kopfzeile) • Welche Informationen sind in der Tabelle enthalten? • Um welche Zahlenarten geht es? (Jahreszahlen/absolute Zahlen/Prozente/Indexwerte/....) 3) Autor der Statistik (4 Quelle und Erläuterungen) • Wer hat die Statistik verfasst bzw. in Auftrag gegeben? 4) Auswahl einer Zahl (5 Hauptteil) • Was sagt eine einzelne Zahl der Tabelle aus? 5) Beschreibung eines Zahlenwertes • Beschreibe einzelne Zahlenwerte in ganzen Sätzen. Vergleiche einzelne Zahlen miteinander. 40 Vgl.: Gärtner, S.: Statistiken lesen und interpretieren. Verfügbar unter http://www.agduesseldorf.de/unterricht/methoden/statistiken.htm [dl 5.10.2011]. 104 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Grafiken lesen Zum besseren Verständnis wird eine Tabelle in eine Grafik umgewandelt. Durch die farbliche Gestaltung der Grafiken können die Daten ansprechend verdeutlicht werden. Es gibt drei Darstellungsarten: Liniendiagramm: gibt den Verlauf von Werten in gleichen Einheiten wieder. Überlege: • Was wird auf der waagrechten und senkrechten Achse dargestellt? • Welche Einheiten werden verwendet? • Nimm einen einzelnen Wert der Grafik heraus und ordne ihm die Werte der beiden Achsen zu. Säulendiagramm (Stab-, Balkendiagramm = Histogramm): stellt meist Häufigkeiten von Merkmalen dar. Überlege: • Was wird dargestellt? • Welche Säule/welcher Balken ist am längsten? • Gibt es große Unterschiede zwischen den Säulen(Balken)? Kreisdiagramm: Gibt prozentuelle Anteile wieder. Überlege: • Was ist der Gesamtwert (= Grundgesamtheit)? • Was sagt ein einzelner Kreisteil aus? SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 105 6.1.2.2 Verbalisieren von Statistiken41 Im diesem Kapitel sollen Statistiken in Worte gefasst und interpretiert werden. Dabei werden spezielle Vokabel verwendet. Angabe Vokabel Zahlenangaben betragen beträgt betrug hat betragen Zunahme/Anstieg/Wachstum zunehmen um steigen von...auf wachsen sich vergrößern sich erhöhen sich verdoppeln/verdreifachen Abnahme/Rückgang/Verringerung abnehmen; sich verringern zurückgehen um sinken von...auf reduzieren fallen sich vermindern sich verkleinern sich halbieren Gleichbleiben gleich bleiben unverändert bleiben stagnieren Rangordnung an erster, zweiter, … Stelle stehen es folgen an letzter Stelle stehen Vergleiche gleich lang/hoch wie … mehr als/weniger als mindestens/höchstens 41 Vgl.: Turtur, Ursula: Verbalisieren von Statistiken. In: Übungen zum Wortschatz der deutschen Schriftsprache. Verlag Liebaug-Dartmann, Mannheim, 2006 106 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Interpretieren von Grafiken Dabei soll man folgende Fragen beantworten: a) Liniendiagramm/Säulendiagramm: • Was ist auf der waagrechten und senkrechten Achse abzulesen? • Wie verläuft die Kurve bzw. wie hoch sind die verschiedenen Säulen? Gibt es große oder geringe Schwankungen? • Welche Beziehungen bestehen in einzelnen Punkten der Kurve bzw. in einzelnen Säulen zwischen den Werten auf der waagrechten und senkrechten Achse? Handelt es sich um ein direktes oder indirektes Verhältnis? Lässt sich eine Gesetzmäßigkeit erkennen? • Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden? b) Kreisdiagramm: • Was ist die Grundgesamtheit? • Sind die Kreissektoren annähernd gleich groß oder gibt es starke Unterschiede? • Ist eine Angabe in den oft verwendeten Worten „Hälfte“, „Viertel“, „Drittel, … möglich? • Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden? SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 107 6.2 Übungen 6.2.1 Tabellen und Grafiken lesen 6.2.1.1 Durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen42 Durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen Das Diagramm zeigt die durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen der einzelnen Monate eines Landes. Ergänze mithilfe des Diagramms die Tabelle. Monat Jän Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez °C. Arbeitsaufgaben zu „Durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen“ 1) Was ist auf der waagrechten Achse eingezeichnet? Welche Werte sind auf der senkrechten Achse eingetragen? 2) In welchem Monat werden die höchsten Temperaturwerte gemessen und in welchem Monat die niedrigsten? 3) Vervollständige mit Hilfe der Zahlenwerte des Diagramms die Tabelle. 4) Welche der beiden Darstellungen (Tabelle oder Diagramm) ist aussagekräftiger? 42 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/ m7/index.php?action=14&cmd=1&show=1&QID=74 [21.04.2012]. 108 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 6.2.1.2 Tourismus in Österreich43 Arbeitsaufgaben zu Tourismus in Österreich 1) Was ist in der Kopfzeile eingetragen? In welcher Einheit sind die Angaben in den ersten beiden Zahlenreihen? In welcher Einheit die Zahlenreihen in der dritten und vierten Zeile? 2) Markiere in jeder Zeile den höchsten Wert rot, den niedrigsten Wert blau. 3) Beschreibe in einem vollständigen Satz, was die Zahlenwerte in jeder Zeile aussagen. Tourismus in Österreich: Beherbergung 2008 2009 2010 32,6 32,3 33,4 126,7 124,3 124,8 Bettenauslastung in der Wintersaison (in %) 35,2 34,3 34,2 Bettenauslastung in der Sommersaison (in %) 30,2 29,6 30,3 Ankünfte in- und ausländischer Touristen (in Mio.) Nächtigungen in- und ausländischer Touristen (in Mio.) Quelle: Statistik Austria, 2011 43 Datenmaterial der STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich. Tourismus in Österreich. Verfügbar unter http://www.statistik.at/ web_de/statistiken/tourismus/index.html, [20.3.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 109 6.2.1.3 Stundenlöhne44 Sieh dir das Diagramm zuerst genau an und bearbeite die einzelnen Punkte der folgenden Arbeitsaufgaben der Reihe nach. Stundenlöhne Das folgende Kreisdiagramm gibt Auskunft über die Stundenlöhne der 24 Mitarbeiter/innen eines Unternehmens. Information Richtig Falsch Mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter/innen haben einen Stundenlohn von €12,-- oder mehr. Ein Viertel aller Mitarbeiter/innen hat einen Stundenlohn unter €8,--. 12 Mitarbeiter/innen haben einen Stundenlohn von €20,-- oder mehr. Zwei Mitarbeiter/innen verdienen weniger als €5,--. Die Anzahl der Mitarbeiter/innen mit einem Stundenlohn von €8,-- bis unter €12,-- ist größer als 6. 44 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Stundenlöhne. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/m7/index.php?action=14&cmd =1&show=1&QID=75 [21.04.2012]. 110 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Arbeitsaufgaben zum Beispiel Stundenlöhne 1) Worüber gibt die Grafik Auskunft? 2) Betrachte vorerst nur die Grafik. Bemale die 4 unten stehenden Kästchen in den Farben des Kreisdiagramms. Schreibe neben die 4 Farbkästchen die zugehörenden Aussagen. blau lila beige hellblau 3) Welcher Anteil ist am größten, welcher am kleinsten? 4) Ziehe nun mit dem Bleistift eine senkrechte Linie durch den Mittelpunkt des Kreises. Du hast nun den Kreis in die geteilt. Ziehe nun eine Normale durch den Mittelpunkt des Kreises. Jetzt hast du den Kreis in gleiche Teile geteilt. Ein Teil ist daher ein des Ganzen. 5) Nun kannst du sicher die unterhalb der Grafik angeführten Informationen als richtig oder falsch einordnen. 6) Beschreibe nun die im Kreisdiagramm dargestellten Werte und vergleiche sie. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 111 6.2.1.4 Erdbeerland45 Betrachte die Grafik genau, bevor du die Fragen unterhalb der Grafik beantwortest. Arbeitsaufgaben zu Erdbeerland 4 1) Was zeigt die Grafik? 2) Auf der waagrechten Achse ist dargestellt, auf der senkrechten Achse . 3) Lies aus der Grafik ab, wie hoch die Gesamtkosten beim Kauf von jeweils 1 kg Erdbeeren sind. Wie groß ist der Preisunterschied? 4) Bearbeite nun die Aufgaben unterhalb der Grafik. 45 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Erdbeerland 4 – Grafik interpretieren. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/m7/ index.php?action=14&cmd=1&show=1&QID=181 [04.02.2012]. 112 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Erdbeerland 4 – Grafik interpretieren Die Grafik zeigt die Graphen der Kostenfunktionen für den Kauf von Erdbeeren durch Familie König im nahegelegenen Obstgeschäft und im Erdbeerland, das nur durch eine längere Autofahrt zu erreichen ist. a) Lies aus der Grafik ab, wie hoch die Gesamtkosten beim Kauf von jeweils 4 kg Erdbeeren sind. b) Lies aus der Grafik ab, wie viel kg Erdbeeren jeweils um 8 € gekauft werden können. c) Wie kann man in diesem Zusammenhang den Schnittpunkt der Geraden interpretieren? d) Wie viel kostet 1 kg Erdbeeren im Erdbeerland? Begründe! SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 113 6.2.2 Statistiken verbalisieren 6.2.2.1 Bildungsausgaben46 Bevor du die Aufgaben unterhalb des Diagramms durchführst, bearbeite folgende Arbeitsaufgaben. 1) Wie lautet der genaue Titel der Grafik? 2) Auf der waagrechten Achse sind die aufgetragen, in der senkrechten Richtung ist . 3) Was wird in dem Diagramm dargestellt? Bearbeite nun die Aufgabe a) unterhalb des Diagramms. 4) Was stellt der höchste und was der niedrigste Wert dar? 5) Bearbeite nun die Aufgabe b) unterhalb des Diagramms. 6) Ergänze den folgenden Lückentext: Die staatlichen Bildungsausgaben sind vom Schuljahr 2000/2001 bis zum Schuljahr 2003/2004 um 5 % . Im gleichen Zeitraum sind die Schülerzahlen um % . Die Bildungsausgaben waren nur in den Schuljahren und niedriger als im Schuljahr 2004/05. Mit Bildungsausgaben im Schuljahr erreichten die ihren Höhepunkt. Zur gleichen Zeit betrug die Schülerzahl und war daher um als im Schuljahr 2000/01. % niedriger 7) Bearbeite nun die restlichen Aufgaben c) bis e) unterhalb des Diagramms. 46 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Bildungsausgaben. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/m7/index.php?action=14& cmd=1&show=1&QID=92 [21.04.2012]. 114 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Bildungsausgaben Im folgenden Diagramm geht es um die allgemeinbildenden österreichischen Pflichtschulen. Beantworte die Fragen unterhalb des Diagramms und führe die Aufgaben aus. a) Was wird in dem Diagramm dargestellt? – Formuliere mit wenigen Sätzen, worum es in diesem Diagramm inhaltlich geht. Du musst dabei keine konkreten Zahlen (außer eventuell Jahreszahlen) erwähnen. a1) Was versteht man allgemein unter Bildungsausgaben? Nenne zumindest drei Beispiele für solche Ausgaben! b) Bei den beiden Linien sind nur für die Schuljahre 2001/2002, 2005/2006 und 2007/2008 die Zahlenwerte eingetragen. Ergänze in der Graphik die entsprechenden Zahlen für alle anderen Schuljahre ab 2002/2003. c) Berechne die durchschnittlichen Ausgaben für einen Pflichtschüler für die Schuljahre 2000/2001 und 2008/2009. – Um wie viel Prozent sind diese Ausgaben im betreffenden Zeitraum gestiegen? d) Die Inflation betrug im Zeitraum Jänner 2000 bis Jänner 2008 18,3%. Was bedeutet dies in Bezug auf die Bildungsausgaben für allgemein bildende Pflichtschulen? e) Die Inflation betrug im Zeitraum Jänner 2000 bis Jänner 2008 18,3%. Wie haben sich unter diesem Blickwinkel die durchschnittlichen Ausgaben für einen Pflichtschüler entwickelt? (vgl. Frage c) SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 115 6.2.2.2 Mountainbikestrecke47 Arbeitsaufgaben zum Beispiel Mountainbikestrecke Bevor du die Fragen a) – h) durchliest, bearbeite die folgenden Punkte. 1) Der Titel der Grafik lautet: Was beschreibt die Grafik? 2) Einheiten auf der x-Achse: Einheiten auf der y-Achse: 3) Markiere den höchsten und den niedrigsten Wert in der Grafik mit einem Kreuz. 4) Fülle mit Hilfe des Schaubilds folgende Tabelle aus: Zeit [in h] 0 1 Höhenmeter [in m] 200 580 2 3 ….... …. 5) Beantworte nun die Fragen b), d) bis g). 6) Beschreibe den Verlauf der Mountainbikestrecke in Worten (siehe Aufgabe a). 7) Beantworte nun die Fragen c) und h). 47 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Mountainbikestrecke. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/m7/index.php?action=1 4&cmd=1&show=1&QID=155 [21.04.2012]. 116 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Mountainbikestrecke Martina und Paul haben eine Mountainbikestrecke befahren. Der Graph beschreibt ihre Fahrt, wobei die Seehöhe (in Meter) als Funktion der Zeit (in Stunden) dargestellt ist! a) Beschreibe den Verlauf dieser Strecke mit Worten. b) In welchen Höhen startet bzw. endet die Strecke? c) Auf zwei Streckenabschnitten mussten Martina und Paul einen Anstieg bewältigen. Kennzeichne diese Abschnitte in der Grafik. In welchem Abschnitt haben sie schneller an Höhe gewonnen? Begründe! d) Nach welcher Zeit wurde der höchste Punkt erreicht und wie hoch über dem Meeresspiegel waren sie dann? e) Wie hoch über dem Meeresspiegel waren sie nach 3 Stunden Fahrdauer? f) Wann befanden sie sich auf einer Seehöhe von 400 m? g) Wie lang brauchten Martina und Paul, um die Strecke zu bewältigen? h) Haben Martina und Paul eine Rastpause eingelegt? Begründe! SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 117 6.2.2.3 Bevölkerungspyramide48 Bevölkerungspyramide Die folgende Grafik zeigt die Altersverteilung der Klagenfurter Bevölkerung im Jahre 2001 (letzte Volkszählung). ledig verheiratet verwitwet geschieden Ermittle anhand der Grafik näherungsweise, wie viele ledige Männer im Alter von 35 Jahren es im Jahre 2001 in Klagenfurt gab. Im Jahre 2001 gab es in Klagenfurt ca. ledige Männer im Alter von 35 Jahren. 48 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Bevölkerungspyramide. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/m7/index. php?action=14&cmd=1&sbm_show_all=1&rc=173&offset=27 [21.04.2012]. 118 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Arbeitsaufgaben zum Beispiel Bevölkerungspyramide 1) Worüber gibt die Graphik Auskunft? 2) Das Balkendiagramm ist zweigeteilt. Auf der linken Seite ist die dargestellt und auf der rechten Seite . Auf der waagrechten Achse wird die aufgetragen, auf der senkrechten Achse wird das aufgetragen. 3) Markiere nun mit einem waagrechten Strich den höchsten dargestellten Wert auf der linken und auf der rechten Seite. 4) Erkläre mit Worten die in 3) eingezeichneten Werte. 5) Vergleiche nun den rechten und linken Teil. Welche Unterschiede sind im Verlauf der Balken von unten nach oben erkennbar? 6) Zusätzlich ist die Grafik farblich gestaltet. Was bezeichnet die Farbe Blau? 7) Beschreibe nun den blau gezeichneten Anteil nach dem Alter und Geschlecht. Begründe den Verlauf. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 119 6.2.2.4 Kriminalstatistik49 49 Datenmaterial der STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich, BMI - Polizeiliche Kriminalstatistik(Auszug) (31.05.2011).Verfügbar unter http://www.statistik.at/web_de/statistiken/soziales/kriminalitaet/anzeigen_polizeiliche_kriminalstatistik/020113.html [4.1.2012]. 120 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Arbeitsaufgaben zur Kriminalstatistik 1) Die Tabelle zeigt verschiedene Datenreihen. Beantworte die folgenden Fragen in ganzen Sätzen. Worum geht es in der Statistik? Was ist in der zweiten und dritten Spalte eingetragen? Welche Einheit wird verwendet? Was ist in der vierten Spalte eingetragen? Welche Einheit wird verwendet? Was ist in der fünften und sechsten Spalte eingetragen? Welche Einheit wird verwendet? 2) Markiere in jeder Zahlenreihe den höchsten Wert mit rotem Stift, den niedrigsten Wert mit blauem Stift. 3) Schreibe nun die Aussagen über die höchsten und niedrigsten Werte in ganzen Sätzen auf, beachte dabei die erste Spalte (=Vorspalte) und die ersten beiden Zeilen (=Kopfzeile). 4) Fülle den Lückentext mit Hilfe der „Vokabeln“ aus dem INFO-Teil aus. Die Fälle der geklärten strafbaren Handlungen im Jahre 2010 221.627, diese sind gegenüber dem Jahre 2000 . Auch die Aufklärungsquote hat sich vom Jahre 2000 auf 2010 . Die jugendlichen Tatverdächtigen sind in den Jahren 2001 und 2002 annähernd , haben sich aber bis 2010 . Im Jahr 2004 war die Anzahl der bekannt gewordenen Fälle strafbarer Handlungen am . SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 121 7 Fachwortschatzarbeit und Klärungsstrategien 7.1 INFO 7.1.1 INFO für LehrerInnen: Fachwortschatzarbeit und Anwenden und Training unterschiedlicher Klärungsstrategien Sachtexte beinhalten eine große Dichte von Fachwortschatz, der für SchülerInnen häufig eine große Herausforderung bedeutet. Vermittlung der Bedeutung schwieriger, unbekannter Wörter, Ausdrücke und Begriffe in Fachtexten d)nonverbal durch • Visualisieren mit Hilfe von Anschauungsobjekten, Bildern, Filmen • Vorspielen durch Gestik, Mimik, Körpersprache, Handlungen e) verbal durch • Aktivieren von Vorwissen und Grundbedeutungen • Einbettung in bekannte Kontexte, Erklären aus einer Situation heraus • Umschreibungen und Definitionen • Ableitungen und Einordnen in ein Wortfeld • Zerlegung • Synonyme und Antonyme • Finden von Ober- und Unterbegriffen Einübung von Techniken zur selbstständigen Erschließung unbekannter Wörter (= Entschlüsselungsstrategien) Im Deutschen gibt es zwei wichtige Kriterien der Wortbildung: • Bildung von Komposita – Kurs/teilnehmerInnen arbeits/intensiv • Ableitung von einem Wortstamm und Erweiterung durch Präfixe und Suffixe – un/wichtig erklär/bar un/aufhalt/sam Wenn daher Wörter in ihre Einzelteile zerlegt werden und die wichtigsten Bausteine zur Bildung von Adjektiven aus Nomen oder Verben bekannt sind, hilft das bei der Erschließung der Bedeutung eines zunächst unbekannten Begriffs. 122 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Nicht alle Wörter sind allerdings problemlos in ihre Bestandteile zerlegbar. Deshalb ist es immer ratsam, Wörter auch in größerem Zusammenhang – auf Satz- und Textebene – zu erschließen. Erfolgreiche Wortschatzarbeit führt neue Begriffe nicht isoliert ein, sondern semantisiert im fachlich relevanten Kontext und verwendet sie in bekannten Wortfeldern. Welche Möglichkeiten Fachwortschatz zu üben gibt es? • Übung mit dem Wörterbuch • Erstellen eines Glossars als Jahresprojekt • eigenes Heft, Zettelkasten oder Plattform • Kreuzworträtsel, Gitterrätsel, Silbenrätsel, Anagramme, Lückentexte (diese sind einfach herzustellen mit Hilfe von Bearbeitungsprogramm „zarb“ oder www.puzzlemaker.com • Beschriften von Bildern und Skizzen • Zuordnen von Fachausdruck und Erklärungen: z.B. Memory oder Domino = Zuordnungs-Legespiel mit Fachbildern, -formeln und -begriffen Multiple-choice Übungen • Themen-ABC: Aufschreiben aller Begriffe, die den SchülerInnen zu einem neuen Thema einfallen • Heißer Stuhl: Gemeinsam sammelt die Klasse an der Tafel Begriffe, Symbole oder Bilder zum Thema und prägt sich diese in begrenzter Zeit ein. Einzelne Freiwillige stellen sich zur Verfügung und versuchen vom „heißen Stuhl“ aus anhand der Hinweise ihrer MitschülerInnen die Begriffe, Bilder oder Symbole, die hinter ihrem Rücken an der Tafel stehen, zu erkennen. • Kettenquiz: Kärtchen mit Fragen werden vorbereitet. Auf der Rückseite steht jeweils eine Antwort, die aber die Antwort auf eine Frage auf einem anderen Kärtchen ist. Ein Schüler/ Eine Schülerin liest die Frage auf seinem/ihrem Kärtchen vor, derjenige/diejenige, der/die die Antwort hat, die zugehörige Antwort und dann die neue Frage auf dem Kärtchen. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 123 7.1.2 INFO für SchülerInnen: Klärungsstrategien • Befasse dich zunächst mit dem Titel des Textes: Gibt es schon ein Vorwissen zu diesem Thema? Was erwartest du, in diesem Text zu lesen? • Beachte, ob du einzelne Textteile identifizieren oder Kapitelüberschriften finden kannst. • Nutze optische Besonderheiten des Textlayouts, wie fett oder kursiv Gedrucktes. • Auch Abbildungen können gleich zu Beginn schon eine Menge über den Textinhalt aussagen. • Beginne mit dem, was du kennst, was du verstehst: Wörter, Bilder, Formeln … • Setze diese Verstehensinseln zueinander in Beziehung und versuche einen Zusammenhang zu finden. • Ignoriere kleinere Unsicherheiten, die das Gesamtverständnis nicht beeinträchtigen. • Lies weiter, aber mach ein Symbol am Rand. • Versuche den Sinn im Kontext zu klären. – Lies den Abschnitt davor nochmals. • Stelle einen Zusammenhang mit Dingen her, die du schon kennst, hole dir Hilfe von außen oder nimm Nachschlagewerke und Lexika zu Hilfe! • Oft werden in Arbeitsaufgaben Umschreibungen oder Synonyme für im Text vorkommende Ausdrücke verwendet – mach dir diese Wörter durch Markieren deutlich! 124 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 7.2 Übungen 7.2.1 Anwendung und Übung unterschiedlicher Klärungsstrategien 7.2.1.1 Beipacktext50 Textquelle: Beipacktext Limocin, Novartis Consumer Health Gebro GmbH, 3/1999 Der folgende Beipacktext enthält eine Fülle von Fachbegriffen. Arbeite mit einem Wörterbuch und versuche die Bedeutung folgender folgende Wörter zu klären – zerlege die Begriffe dafür in einzelne Wortteile oder finde Synonyme: Lutschtablette Schluckbeschwerden Keime Bestandteil Wirkstoff Anwendungsgebiet Gegenanzeige Wirksamkeit Nebenwirkung Dosis Überempfindlichkeitsreaktion nüchterner Magen kauen zergehen lassen 50 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Beipacktext. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/477 [13.1.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 125 Liebe Patientin! Lieber Patient! Sie haben Lemocin-Lutschtabletten ohne Anweisung Ihrer Ärztin/Ihres Arztes in einer Apotheke gekauft. Lemocin ist ein Medikament, das zur Behandlung und Linderung Ihrer Beschwerden dient. Halten Sie sich bitte an die Anordnungen dieser Gebrauchsinformation und fragen Sie bei Unklarheiten Ihre Ärztin/Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin/Ihren Apotheker. Gebrauchsinformation Directions for use: please turn over Lemocin Lutschtabletten Z-Nr. 13.263 Zulassungsinhaber Novartis Consumer Health – Gebro GmbH, Fieberbrunn Hersteller Novartis Pharma AG, Basel, Schweiz Zusammensetzung Was ist in Lemocin-Lutschtabletten enthalten? 1 Lutschtablette enthält: Arzneilich wirksame Bestandteile: Tyrothricin 4 mg entsprechend Gramicidin 800 I.E. Cetrimoniumbromid 2 mg Lidocain 1 mg Andere Bestandteile: Hochdisperses Siliciumdioxid, Guarkernmehl, Magnesiumstearat, Saccharin-Natrium 2mg, Sorbitol ca. 1,08 g, Talkum, Citronensäure, Aromastoffe, Farbstoffe (E 104, E 132). Eigenschaften und Wirksamkeit Was sind Tyrothricin und Cetrimoniumbromid? Tyrothricin und Cetrimoniumbromid sind zwei Wirkstoffe, die die Keime im Mund- und Rachen töten. Was ist Lidocain? Lidocain ist ein örtliches Betäubungsmittel, dass den Schmerz der gereizten Mund- und Rachenschleimhaut rasch lindert. Anwendungsgebiete Wann werden Lemocin-Lutschtabletten verwendet? Lemocin-Lutschtabletten werden bei entzündlich-schmerzhaften Erkrankungen des Mund- und Rachenraumes wie Halsentzündungen mit Schluckbeschwerden, Rachenentzündungen, Zahnfleisch und Mundschleimhautentzündungen sowie Halsschmerzen im Verlauf von grippalen Infekten und Erkältungskrankheiten verwendet. Art der Anwendung Wie verwenden Sie Lemocin-Lutschtabletten? Lemocin-Lutschtabletten langsam im Mund ohne Kauen zergehen lassen. Dosierung Wie viele Lemocin-Lutschtabletten dürfen Sie verwenden und wie lange? Je nach Grad der Beschwerden alle 1-3 Stunden 1 Lutschtablette. Sie sollten nicht mehr als 8 Tabletten pro Tag lutschen. Bei schweren Halsentzündungen oder Halsschmerzen, die mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen einhergehen, dürfen Sie Lemocin-Lutschtabletten nicht länger als 2 Tage ohne ärztlichen Rat anwenden. Gegenanzeigen Wann dürfen Sie Lemocin-Lutschtabletten nicht verwenden? Bei Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil von Lemocin, bei größeren, frischen Wunden, im Mund- und Rachenraum sowie bei bradykarder Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche mit langsamer Schlagfolge des Herzens) sollten Sie Lemocin Lutschtabletten nicht verwenden. Schwangerschaft und Stillperiode Lemocin-Lutschtabletten sollten während der Schwangerschaft und Stillperiode nicht oder nur auf Anweisung des Arztes angewendet werden. Nebenwirkungen Im Allgemeinen sind Lemocin-Lutschtabletten gut verträglich. Bei häufiger und regelmäßiger Einnahme über längere Zeit können in sehr seltenen Fällen örtlich begrenzte Reizungen der Schleimhäute auftreten. Überempfindlichkeitsreaktionen sind sehr selten. Übelkeit kann auftreten, wenn Lemocin in hohen Dosen auf nüchternen Magen eingenommen wird. Die Anwendung von Lemocin bei frischen Wunden kann zu Blutungen führen. In hohen Dosen kann Sorbitol zu Obstipation oder Durchfällen führen. Bei Kleinkindern können Überdosierungen des Inhaltsstoffes Lidocain zu Krämpfen führen. Wechselwirkungen Dürfen Lemocin-Lutschtabletten gleichzeitig mit anderen Medikamenten eingenommen werden? Wenn Sie andere Medikamente einnehmen, fragen Sie bitte Ihre Ärztin/Ihren Arzt, welche unbedenklich zusammen mit Lemocin verwendet werden können. Gewöhnungseffekte keine bekannt. Besondere Warnhinweise zur sicheren Anwendung Was ist zu beachten? Bitte melden Sie besondere Reaktionen und Nebenwirkungen unverzüglich Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt. Die Anwendung von Lemocin-Lutschtabletten bei größeren Wunden im Mund- und Rachenraum sollte vermieden werden. Das Vorliegen einer Schwangerschaft ist der Ärztin/dem Arzt mitzuteilen. Bei Fortbestand der Beschwerden oder wenn der erwartete Erfolg durch die Anwendung nicht eintritt, ist ehestens eine ärztliche Beratung erforderlich. Um Übelkeit zu vermeiden, sollte Lemocin nicht auf nüchternen Magen eingenommen werden. Hinweis für Diabetiker Lemocin-Lutschtabletten sind mit künstlichem Süßstoff gesüßt und daher für Diabetiker geeignet. 1 Lutschtablette entspricht 0,09 BE. Verfalldatum beachten! Für Kinder unerreichbar aufbewahren! Packungsgrößen 20 Stück Lagerungshinweise Nicht über 25°C lagern. Vor Feuchtigkeit schützen. Lichtschutz erforderlich, Arzneimittel daher in der Außenverpackung aufbewahren. Bei Unklarheiten fachliche Beratung einholen! Stand der Gebrauchsinformation 3/1999 Novartis Consumer Health-Gebro Gmb 126 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Finde die richtigen Antworten im Text: 1) An wen wendet sich dieser Text? Kreuze die richtige Antwort an. □□ Ärzte/Ärztinnen □□ Patientinnen/Patienten □□ Apotheker/Apothekerin 2) Nenne die fünf Situationen, in denen bei Einnahme von Lemocin ein Arzt/eine Ärztin gefragt werden muss. • • • • • 3) Du nimmst derzeit ein Medikament gegen Durchfall. Darfst du Lemocin trotzdem ein nehmen? Kreuze die richtige Antwort an. □□ A Nur, wenn es ein leichtes Medikament gegen Durchfall ist. □□ BJa, aber nicht länger als zwei Tage. □□ CJa, denn ein Medikament gegen Durchfall ist unbedenklich. □□ DZuerst muss eine Ärztin/ein Arzt gefragt werden. 4) Gegen welche Beschwerden wirkt das Medikament unter anderem? Kreuze die beiden richtigen Antworten an. □□ A Erkältung □□ B Halsschmerzen □□ C Zahnschmerzen □□ DRachenentzündung □□ EHerzmuskelschwäche 5) Dürfen Kinder das Medikament auch einnehmen? □□ A Ja □□ B Nein 6) Dir ist gestern ein Zahn gezogen worden. Darfst du Lemocin einnehmen? Kreuze die richtige Antwort an. □□ A Das steht nicht im Beipacktext □□ B Ja □□ C Nein 7) Wie viele Tabletten darfst du einnehmen? □□ A 1 Tablette alle 1-3 Stunden □□ BPro Stunde 1-3 Tabletten □□ C Tagsüber jede Stunde eine Tablette □□ DHöchstens eine Packung pro Tag □□ E 8 Tabletten pro Tag SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 127 8) Was bedeutet der Begriff „Gegenanzeigen“? Kreuze die richtige Antwort an. □□ A Krankheiten, gegen die Lemocin hilft □□ BSituationen, in denen man Lemocin nicht einnehmen darf □□ CBei Missbrauch von Lemocin kann man angezeigt werden 9) Nach drei Tagen tut dir der Hals noch immer sehr weh, und du hast Fieber. Unter welchen Umständen darfst du eine weitere Packung einnehmen? Schreibe die Antwort auf. 10)Welche Informationen sollten Beipacktexte unbedingt enthalten, damit man Medikamente gefahrlos einnehmen kann? Nenne fünf Themen: • • • • • 128 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 7.2.1.2 Kaffeemaschine51 Textquelle: Gebrauchsanweisung Rowenta Kaffeemaschine FG-030, Rowenta-Werke-GmbH, Postfach 101664m 63016 Offenbach 51 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011).Kaffeemaschine. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/399 [12.1.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 129 Vorwissen aktivieren, Titel durchleuchten und Hypothesen aufstellen • Was weißt du alles zum Thema Kaffee? • Welche Erwartungen erweckt der Titel „Kaffeemaschine“ in dir? Bild zum Text lesen • Was kannst du auf dem Bild erkennen? Wie passt das zum Thema? den Text überfliegen • Lies den Text schnell durch! Was ist das Hauptthema? Kannst du erkennen um welche Textsorte es sich handelt? Suchendes Lesen • Beantworte folgende Fragen mit Hilfe der Sicherheitshinweise. Markiere die „Ankerwörter“ und bringe Randnotizen neben den entsprechenden Zeilen an. Ja a) Darf man kalten Kaffee in der Glaskanne in einem Mikrowellen-Gerät erwärmen? b) Darf man kalte Zitronenlimonade in den Frischwasserbehälter füllen, um das Getränk zu erwärmen? c) Darfst du einen kleinen Defekt an der Kaffeemaschine reparieren? d) Darf man mehr als einen Liter Wasser in den Wasserbehälter füllen? e) Darf man einen kaputten Filter während des Brühvorganges aus dem Filterbecher nehmen? f) Darfst du vor dem Säubern der Kaffeemaschine den Netzstecker ziehen? Nein 130 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen nicht beantwortbar orientierendes Lesen • Welcher Text gehört zu welchem Bild? Markiere auch hier die Ankerwörter und kreuze die richtige Nummer an! 1 2 3 4 5 Geräteabdeckung hochklappen, Glaskanne mit Filterbecher aus dem Gerät nehmen, Filterbecher und Deckel von der Glaskanne abheben, Glaskanne mit kaltem Wasser füllen, Wasser in den Wasserbehälter gießen und Geräteabdeckung wieder herunter klappen. Glaskanne mit aufgesetztem Filterbecher auf die Warmhalteplatte des Gerätes stellen. 1 2 3 4 5 Nach dem Brühen die Glaskanne mit Filter aus dem Gerät nehmen. Filter abheben, Deckel vom Filter abheben und auf die Glaskanne aufsetzen. Kaffee ausschenken. Zum Warmhalten des restlichen Kaffees die Kanne wieder auf die Warmhalteplatte stellen. Wird die Warmhaltung nicht mehr benötigt, das Gerät mit dem Ein-/Aus-Schalter ausschalten. 1 2 3 4 5 Kabel soweit um die Aufwickelvorrichtung wickeln, bis nur noch die benötigte Länge bis zur nächsten Steckdose vorhanden ist. Gerät an das Stromnetz anschließen. Filterbecher auf die Glaskanne setzen. Papierfilter (Größe 2) einlegen und gewünschte Menge Kaffeepulver einfüllen. Für einen normal starken Kaffee rechnet man pro Tasse mit 6 bis 7 Gramm mittelfein gemahlenen Kaffee (ca. 1 gehäufter Teelöffel). 1 2 3 4 5 Filterbecher auf die Glaskanne setzen. Papierfilter (Größe 2) einlegen und gewünschte Menge Kaffee-pulver einfüllen. Für einen normal starken Kaffee rechnet man pro Tasse mit 6 bis 7 Gramm mittelfein gemahlenen Kaffee (ca. 1 gehäufter Teelöffel). 1 2 3 4 5 Deckel auf den Filterbecher setzen. Glaskanne mit gefülltem Filterbecher auf die Warmhalteplatte des Gerätes stellen. Ein-/Aus-Schalter drücken und Ende des Wasserdurchlaufs abwarten. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 131 Klären und Anwenden von Fachbegriffen • Beschrifte mit Hilfe der Texte aus der vorhergehenden Aufgabe die einzelnen Teile der Kaffeemaschine! 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 132 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen Finde die passenden Wortpaare und bilde sinnvolle Sätze. Ende erwärmen Haftung reparieren dem Gesetz abheben Flüssigkeit einschalten Gerät überschreiten Wasserfüllmenge hochklappen Defekt entsprechen Abdeckung Filter Kabel wickeln übernehmen abwarten SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 133 8 Zusammenfassen 8.1 INFO 8.1.1 INFO für LehrerInnen Das Zusammenfassen eines Textinhalts gehört zu den von den SchülerInnen in allen Fächern am häufigsten geforderten Leistungen. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, müssen im Vorfeld vorbereitende Textstrategien geübt und beherrscht werden: • Markieren • Klärung von Unklarheiten • Fragen stellen und Fragen beantworten • Wechsel der Darstellungsform (Übertragen in eine andere Darstellungsform) • Erstellen einer Gliederung Das Zusammenfassen erfüllt in seiner Aufgabenstellung alle Vorgaben der Kompetenzbereiche des Lesens. • Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln • Kompetenzbereich: Eine textbezogene Interpretation entwickeln • Kompetenzbereich: Reflexion und Bewertung eines Textes In einer vorbereitenden Phase werden die SchülerInnen alle erforderlichen Strategien ausreichend üben und im Anschluss an jede dieser Strategien eine davon ausgehende Zusammenfassung erstellen. Eine entscheidende Rolle beim Üben spielt die PartnerInnenarbeit und die Kommunikation. Durch den gegenseitigen Austausch können Unklarheiten geklärt, das Verständnis für verschiedene Standpunkte erweitert und die Fähigkeit zur Bewertung und Entscheidung geschult werden. 134 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 8.1.2 INFO für SchülerInnen Für die Zusammenfassung eines Textes wählst du jene Teile des Inhalts aus, die für das Verständnis unbedingt erforderlich sind. Du kannst auf zwei Arten vorgehen: • Markieren der wesentlichen Begriffe und Textteile • Wegstreichen von Satz- und Textteilen, die für die Aussage des Textes nicht von Bedeutung sind (=Wegstreichmethode) Bei beiden Arten müssen zuerst die W-Fragen gestellt werden, die bei der Entscheidung über die Auswahl helfen. Damit überprüfst du, ob der Text verständlich bleibt. Im Anschluss formulierst du die Zusammenfassung. Du kannst schrittweise vorgehen, indem du mit den ausgewählten Begriffen des Textes kurze Sätze bildest und diese anschließend mit passenden Strukturwörtern zusammenfügst. Wenn man diesen Schritt in Partnerarbeit durchführt, wird man durch das Diskutieren und die gemeinsame Suche nach Entscheidungen besonders das Formulieren der persönlichen Ideen und Argumente üben. Bei Texten, deren Begriffe nicht aus einem speziellen Fachvokabular stammen, kannst du auch eine Zusammenfassung mit eigenen Worten formulieren, man nennt dies Paraphrase. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 135 8.2 Übungen 8.2.1 Zusammenfassung erstellen durch Markieren von Verben: Die Klagenfurter Lindwurmsage52. Die Lindwurmsage Zur Zeit, als in Karnburg Herzog Karast regierte, wuchs dort, wo heute Klagenfurt liegt, ein wildes Gesträuch im feuchten Moos. Nur auf den Bergen ringsherum wohnten Menschen. Wehe aber, wenn sie selbst oder eines von ihren Tieren sich in den nebeligen Sumpf verirrten – sie kamen nicht mehr zurück. Ein Ungeheuer lag dort im Dickicht versteckt und verschlang alles Lebendige. Niemand wagte sich in seine Nähe, kein Hirte getraute sich mehr dort unten nach einem verloren gegangenen Stück Vieh zu suchen, selbst die tapfersten Männer fürchteten sich vor dem dumpfen Heulen, das manchmal aus dem Moore drang. Da ließ der Herzog am Rande des Sumpfes einen festen Turm erbauen und von weit und breit die Knechte zusammenrufen. Vom sicheren Turme aus sollten sie das Ungeheuer bekämpfen, mit List oder mit Gewalt. Dem Sieger versprach er die Freiheit, Land und reichen Lohn. Einige mutige Knechte machten sich nun ans Werk. Sie banden einen fetten Stier an eine lange Kette, an der ein Widerhaken befestigt war, und versteckten sich im Turm, von dessen kleinen Fenstern aus sie die Gegend überschauen konnten. Das Brüllen des gefesselten Stieres hallte über den Sumpf und lockte das Ungetüm hervor. Schon von weitem hörte man es kommen. Pfeilgeschwind schoss es daher, mit seinen Flügel peitschte es das Wasser, am Körper war es mit großen Schuppen bedeckt, im schnaubenden Rachen drohten furchtbare Zähne. Mit seinen Krallen stürzte sich das Untier auf den zitternden Stier und begann ihn zu verschlingen. Da aber blieb es am Widerhaken hängen und wie ein Fisch an der Angel schlug es mit dem riesigen Schwanz um sich. Es war aber umsonst, je heftiger der Lindwurm an der Kette zerrte, desto tiefer grub sich das Eisen in den Rachen. Er kam nicht mehr los und die Knechte konnten ihn mit ihren Keulen erschlagen. Das ganze Land atmete auf, als es von seiner Plage befreit war, und die Leute siedelten sich in der Niederung an, wo der Herzog an Stelle des Turmes ein Schloss erbaute. Das Gestrüpp wurde ausgerottet der Sumpf trockengelegt und der Boden bebaut. Das war die älteste Siedlung im Klagenfurter Becken. Zum Andenken an diesen Kampf steht ein riesiger steinerner Lindwurm auf dem Neuen Platz in Klagenfurt, und die Hauptstadt Kärntens zeigt noch heute in ihrem Stadtwappen den Turm mit dem Sagentier. 1) Markiere im Text alle Verben. 2) Wähle in jedem Absatz jene Verben aus, die für die Ereignisse im Text wichtig sind und formuliere damit passend Sätze. 3) Wähle geeignete Sätze für eine Zusammenfassung, die 30% des Ausgangstextes ausmacht. 52 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Die Klagenfurter Lindwurmsage. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/346 [13.01.2012]. 136 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 8.2.2 Zusammenfassung erstellen durch die Reduktionsmethode: Kids schreiben höfliche SMS.53 Kids schreiben höfliche SMS Rund 90% der jugendlichen Handybesitzer verschicken täglich SMS. Ein „Verfall der Sprache“ bleibt aus, ergab eine Untersuchung. Angelika Slavik Wien - Der oft zitierte „Verfall der Sprache“ durch die neue Kommunikationsform SMS kann durch eine im Auftrag von Siemens durchgeführte Studie nicht nachgewiesen werden. Alle analysierten Nachrichten waren auch für Erwachsene verständlich. Kunstworte und spezifisch jugendsprachliche Ausdrücke waren kaum zu finden. Nur ein Viertel der Jugendlichen verwendet Abkürzungen wie“cul8r“ („See you later“), die im Alltag Erwachsener nicht gebräuchlich sind. Fehler in Rechtschreibung und Grammatik treten nur selten auf und sind meist bekannten Fehlerquellen des Deutschen wie beispielsweise der unrichtigen Verwendung von „ß“ und „ss“ zuzuschreiben. Auch auf Höflichkeit wird unter den Jugendlichen großer Wert gelegt: Begrüßung und Verabschiedung sind für den Großteil der Jugendlichen selbstverständlich, mit „Emoticons“ wie Smileys wird dem SMS-Partner zusätzlich Freundlichkeit signalisiert. 89% der Jugendlichen verschicken täglich Kurznachrichten, mehr als 70% senden sogar bis zu fünf Mitteilungen pro Tag. Die SMS-Empfänger ändern sich mit steigendem Alter. Derzeit übermitteln Zehnjährige Kurznachrichten am häufigsten an die Eltern, später verlagert sich der Kontakt zu Freunden und Bekannten. Im Durchschnitt stehen Jugendliche mit zwei bis drei Personen in regelmäßigem SMS-Kontakt. Als Hauptgründe für den Versand werden genannt „weil es Spaß macht“, „anstelle zu telefonieren“ und „um nicht auf die Mobilbox sprechen zu müssen“. Tendenziell verschicken Mädchen mehr Nachrichten als Burschen. Der Umgang mit Handy und SMS gehört für die Zehn- bis 14-Jährigen längst zum Alltag. Die meisten Kinder bekommen mit zehn Jahren ihr erstes Handy, und die Altersschwelle fällt weiter. Elf Prozent bekamen das erste Mobiltelefon schon mit neun Jahren, zehn waren gar erst acht Jahre alt. Auf Kosten wird dabei geachtet: Über zwei Drittel der Jugendlichen benutzen Wertkarten. 53 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). SMS. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/433 [13.01.2012]. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 137 Markiere in jedem Absatz dieses Textes jene Begriffe, auf die sich die Aussagen der Studie beziehen. 1) Reduziere deine Auswahl auf möglichst wenige, wesentliche Begriffe. (Du kannst den Rest des Textes wegstreichen.) 2) Trage die gefundenen Begriffe in die Tabelle ein und formuliere selbst Sätze. Gefundene Begriffe Verfall der Sprache/SMS nicht nachgewiesen Eigener Satz Der Verfall der Sprache durch SMS kann nicht nachgewiesen werden. 3) Vergleiche nun deine Sätze mit denen deiner Partnerin/deines Partners und wählt gemeinsam die vier wichtigsten Aussagen aus. 138 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen 8.2.3 Zusammenfassen als Gruppenarbeit (nach: Lesen macht schlau, s.105ff.)54 1) Alle SchülerInnen erhalten den Text und lesen ihn (still und allein). 2) Nun demonstriert man im ersten Abschnitt (anhand einer OH-Folie) eine Methode des Zusammenfassens, indem man laut denkend wichtige Aussagen markiert und seine Entscheidung begründet. 3) Anschließend formuliert man einen Satz, der die Kernaussage enthalten sollte. 4) Nun teilt man die SchülerInnen in so viele Gruppen ein, wie der Text Abschnitte hat. 5) Jede Gruppe ist nun verantwortlich für einen Absatz und erarbeitet sich folgendermaßen einen Kernsatz: • Jeder einzelne Schüler unterstreicht das ihm wichtig Erscheinende. • Im Gespräch in der Gruppe einigt man sich auf das Wesentliche. • Jeder Einzelne schreibt einen Satz auf, der das Wesentliche enthält. • Im Gespräch handelt man aus, wie der „gemeinsame Satz“ lauten soll. 6) Jede Gruppe schreibt ihren Satz auf (Tafel, Whiteboard u.a.) und so entsteht eine Kurzfassung des Textes. 7) Zur Kontrolle der Verständlichkeit des Textes bittet man Außenstehende um ihre Meinung. 54 Gaile, Dorothee (Hrsg.): Lesen macht schlau – Neue Lesepraxis für weiterführende Schulen. Cornelsen 2006. Layout: creativwerk Druck: Eigendruck