Zeitschrift Perlenhaekeln

Transcrição

Zeitschrift Perlenhaekeln
VON PERLEN FÜR PERLEN
WWW.PERLENHAEKELN.DE
Exklusivzeitschrift zum Deutschlandtreffen 2008 in Bebra
INTERVIEW
mit Perlmutter Silvia
PERLIOLITIS
Früherkennung und Heilchancen
n i e m e h r v e r zw e i f e l n!
die ultimativen Anfängertipps
MUSEUMSFÜHRER
exklusiv
Mustersatz für Häkelkugel
GALERIE
GEFÄDELTES
INHALT
2
EDITORIAL
MITARBEITERINNEN DIESER AUSGABE
4
WIE ALLES BEGANN
Interview mit Silvia
6
MUSTERSATZ FÜR EINE HÄKELKUGEL
7
GALERIE - GEHÄKELTES
8
PERLENHÄKELN
Versuch einer historischen Annäherung
12
WARUM IST DIE TOMATE ROT?
Tipps zu Farb- und Kompositionslehre
15
KREUZWORTRÄTSEL
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WICHTIGE TIPPS FÜR PERLENSÜCHTIGE
18
WARNUNG VOR DER PERLIOLITIS
INFECTIOSA
19
MUSEEN MIT
SCHMUCKSAMMLUNGEN
21
PERLENWUNDERLAND
22
MARIPOSA IM SCHLARAFFENLAND
Sämtliche auf den Galerieseiten und der Titel- bzw. Rückseite abgebildeten Modelle
sind von: Bluepearl, Frauke, Inge, Marion, Mariposa, Perline, Tibouchine und Topo.
2
EDITORIAL
MITARBEITERINNEN
DIESER AUSGABE
Liebe Leserinnen und Leser,
so! Nun ist es soweit. Ihr haltet sie in Händen. Unsere
Zeitschrift zum Event!
Anke / Bluepearl
Als Silvia vor einigen Monaten auf mich zukam und fragte,
ob ich nicht Lust hätte, mit einem Team Gleichgesinnter eine
Zeitung (Broschüre, Heftl, wasauchimmer) zu gestalten, die
gleichzeitig zu unserem Treffen in Bebra veröffentlicht werden sollte, war ich im ersten Moment sprachlos (das glaubt
mir ja jetzt eh' wieder niemand).
Meine spontanen Gedanken: Welche Ehre! Aber nur 3
Monate Zeit, wer könnte sonst noch mitmachen? Was bringt
man? Geschichte und Geschichten über die Website?
Bilder? Gedichte? ….In wenigen Minuten war ich schon von
der "wie kommt sie denn auf mich"-Phase in die Planung
eingetreten.
Innerhalb von nur einer Woche waren die weiteren
Mitstreiterinnen gefunden, Themen ausgesucht, Aufgaben
verteilt, Fristen ausgemacht. Und ich kann Euch sagen, das
war wirklich ein TTT (= total tolles Team)! Alle, egal ob
"Bebra-Mitfahrerinnen" oder "Leider-Zuhause-Bleiberinnen"
waren mit viel Engagement dabei und ich finde, das
Ergebnis kann sich sehen lassen.
Uns hat die Arbeit an der Zeitschrift viel Spaß gemacht. Wir
hoffen natürlich, wir haben bei der Themenauswahl auch
Euren Geschmack getroffen und wünschen Euch viel Freude
beim Lesen.
Elvira / Liloma
Marion
Inge
Sigrid /
Topo
Daniela /
Tibouchine
Irmi / Perline
Bis bald in Bebra, bei einem Regionaltreffen oder im Forum
Eure Mariposa / Martina
Martina /
Mariposa
3
WIE ALLES BEGANN
VON PERLINE UND TOPO
I N T E R V I E V M I T S I L V I A , D E R G R Ü N D E R I N D E R W E B S I T E
W W W . P E R L E N H A E K E L N . D E U N D D E S Z U G E H Ö R I G E N F O R U M S
Frage: Es gibt sehr viele aufwändige und schöne Handarbeitstechniken.
Warum hast Du Dich gerade für das "Perlenhäkeln" entschieden?
Antwort: Ich habe zuerst gefädelt (gekaufte Ketten verlängert), dann die
erste Schlauch-Netzkette gefädelt und mir die Finger dabei zerstochen.
Als ich entdeckte, dass man Schlauchketten häkeln kann, wusste ich:
Das ist meine Technik.
Frage: Glaubst Du, dass die Technik "Perlenhäkeln" eine wirkliche/echte Sucht werden kann, wie wir oft im Scherz behaupten?
Antwort: Nach meiner Erfahrung ebbt die erste Suchtwelle nach 70100 Ketten ab. Danach stabilisiert man sich und fertigt in kontrolliertem,
gemäßigtem Tempo.
Frage: Wie bist Du überhaupt darauf gestoßen?
Antwort: Ich sah ein Foto im Internet von einer Häkelkette. Ich habe
tagelang recherchiert, um eine brauchbare deutsche Anleitung für
Häkelketten zu finden. Damals gab es keine. Deshalb habe ich eine ins
Internet gestellt, nachdem ich herausgetüftelt hatte, wie es geht. Das
war der Anfang der sog. Hauptseite (www.perlenhaekeln.de), wo Fotos
selbst gefertigter Ketten mit ihren Anleitungen gezeigt werden können.
Das Forum (www.perlenhaekeln-forum.de) zum "Unterhalten" kam einige Monate später dazu.
Frage: Was waren die Hauptschwierigkeiten beim Aufbau Deines
ersten Perlenhaekeln-Forums?
Antwort: Es erwies sich als zu klein und unkomfortabel. Ein umfangreicheres Forum war schnell notwendig. Da ich, seit ich vor fast 25
Jahren meinen ersten Computer bekam, verschiedene Programmiersprachen lerne und anwende, lag und liegt für mich der Reiz und die
Aufgabe darin, den Programmcode und die Datenbank unseren
Bedürfnissen anzupassen. Die Wünsche sind vielfältig und umfangreich.
Ich verbinde somit zwei Interessensgebiete miteinander.
Frage: Was gefällt Dir im Forum am meisten?
Antwort: Die Kommunikations- und Kontaktfreudigkeit der Mitglieder.
Sie helfen und unterrichten sich untereinander, auch wenn sie dafür
lange Fahrtstrecken in Kauf nehmen müssen. Es sind viele Freundschaften entstanden und ich unterstütze es, dass die Kontakte nicht nur auf
4
Foto: Silvia, Gründerin von www.perlenhaekeln.de
virtueller Ebene stattfinden. Einige wenige perlende Männer
haben sich inzwischen ebenfalls zu uns gesellt und sind
herzlich willkommen.
Frage: Mittlerweile ist das Forum weit über die europäischen
Grenzen bekannt. Was für ein Gefühl ist das für Dich?
Antwort: Es freut mich, dass sich die fast vergessene Technik
des Perlenhäkelns in anderen Ländern wieder durchsetzt
und perlenhaekeln.de dazu beiträgt. Das Verhalten in Foren
ist in jedem Land verschieden. Internationale Mitglieder, die
zu uns stoßen, können eine große Bereicherung sein oder
können aus Unwissen oder anderen Gepflogenheiten Verwirrung stiften. Wenn die fremdsprachlichen Beiträge stark
zunehmen, könnte ich mir einen "internationalen Bereich"
innerhalb des Forums vorstellen.
Frage: Webspace ist mittlerweile zwar nicht mehr so teuer
wie z.b. vor 10 Jahren, trotzdem verschlingen die Fotos, Anleitungen und Beiträge im Forum sicher einiges an Plattenplatz und das Betreiben der Domäne ist sicher ebenfalls
nicht kostenlos. Wie finanzierst Du das?
Antwort: Im Laufe das Jahres melden sich Frauen bei mir, die
fragen: "Wie ich kann das Forum unterstützen?". Wenn die
Rechnung für das neue Jahr kommt, schreibe ich 5-6 dieser
Frauen an und wir teilen uns die Gesamtsumme.
Frage: Hast Du schon mal daran gedacht, von den Mitgliedern eine Art "Mitgliedsbeitrag" zu erheben?
Antwort: Wenn ich Geld einnehme, durch Beiträge oder
Werbung, verliere ich den nicht-kommerziellen Status von
perlenhaekeln.de. Ich möchte und kann mich nicht mit Lizenzen und gewerblichen/steuerlichen Themen beschäftigen.
Das ist übrigens eine Absprache, die ich mit meiner Familie
habe. Es muss alles im Hobbybereich bleiben.
Frage: Du musst das Forum nicht ganz alleine betreuen und
hast schon lange ein kleines Team zusammengestellt,
welches sich um administrative Tätigkeiten und "Sauberkeit"
im Forum kümmert. Bist Du mit Ihrer Arbeit zufrieden?
Antwort: Ich werde enorm entlastet. Wie alle Teams mussten
wir unsere Grenzen abstecken; klare Zuständigkeitsbereiche
sind wichtig und werden eingehalten. Ebenso klappt bei Bedarf eine interne Vertretung reibungslos. Ich bin meinen CoAdministratorinnen und Event-Organisatorinnen dankbar
und möchte weiterhin nach diesem Prinzip arbeiten. Jedes
Mitglied, das eine Idee für eine Aktion hat, kann sie im
Forum vorstellen und wenn möglich die Organisation übernehmen.
Frage: Was stört Dich am meisten am täglichen "Forumsalltag"?
Antwort: Das Kontrollieren und Beachten der Copyright-Bestimmungen. Manchmal denke ich, wir sind strenger als nötig. Andererseits kann mir meist niemand verbindlich sagen,
wie in bestimmten Punkten die korrekte Vorgehensweise ist.
Ich würde mir eine fortlaufende qualifizierte juristische Beratung wünschen.
Frage: Was unterscheidet Deiner Meinung nach Dein Forum
von anderen, ähnlichen Foren? Wie würdest Du die Abgrenzung definieren?
Antwort: Das Weitergeben von Handarbeits-Wissen, was der
Schwerpunkt von perlenhaekeln.de ist, zieht sich bis ins dazugehörige Forum. Das freut mich besonders. In anderen Foren gibt man nicht gern etwas preis. Dabei ist entsprechendes Wissen jahrtausendelang von Frau zu Frau weitergegeben worden; gerade jetzt, wo uns das Internet die ideale
Plattform dazu bietet, sollte sich das nicht ins Gegenteil verkehren.
Frage: Wie wichtig ist für Dich das Thema "Anonymität" und
"Datenschutz" im Forum?
Antwort: Wir geben Namen und Daten von Mitgliedern nicht
heraus. Wir halten die Regeln ein, die der Forum-Standard
vorgibt. Mitglieder haben die Möglichkeit das Forum zu verlassen und ihre Daten und Beiträge zu löschen. Das läuft
problemlos und war nie ein diskussionsbedürftiges Thema.
Frage: Wie sieht Dein Leben abseits vom Forum aus?
Antwort: Seit meine Kinder erwachsen sind, arbeite ich vormittags bei einem Sozialdienst für psychisch kranke Menschen und nachmittags beim Volkshochschulverband, wo ich
5
PC-Arbeit mache. In der Mittagspause
wechsle ich per Straßenbahn den
Arbeitsplatz. Über den Arbeitstag
hinweg bewege ich mich in zwei
meiner Interessensgebiete. Jeder Tag
geht erfüllt und schnell herum.
MUSTERSATZ
FÜR EINE HÄKELKUGEL
Frage: Kannst Du sagen, wie sehr dein
"reales Leben" Deine Rolle im Internet
beeinflusst oder umgekehrt?
Exklusiv für unsere Leserinnen und Leser hat Inge diese Anleitung
zu einer Häkelkugel entworfen. Unser Redaktionsteam durfte eifrig probehäkeln, bis der Entwurf schließlich zur Serienreife freigegeben wurde. Viel Spaß beim Nacharbeiten!
Antwort: Ich bin eine Internet-Nutzerin
der ersten Stunde, war im "Vorläufer"
des Internets, dem Usenet und habe
über die Auswirkungen des virtuellen
Daseins auf den Menschen ein Buch
geschrieben, das inzwischen veraltet
und nicht mehr erhältlich ist. Zudem ist
heute ausreichend bekannt, dass es z.
B. Chatsucht gibt, dagegen ist Perlensucht übrigens allemal besser!
VON INGRID
Frage: Was wäre für Dich ein Grund,
mit dem Perlenhäkeln aufzuhören oder
das Forum zu schließen?
Antwort: Das Forum würde ich schließen oder abgeben, wenn ich rechtliche
Schwierigkeiten bekommen würde. Das
Arbeiten mit Perlen hat den Vorzug,
dass man das Ergebnis sein ganzes
Leben lang gebrauchen und tragen
kann. Außerdem gibt es unendlich viel,
was ich noch nicht ausprobiert und gelernt habe. Deshalb kann ich mir nicht
vorstellen, jemals mein Perlen-Hobby
aufzugeben.
Foto: Beispiel für eine Häkelkugel nach Ingrids Vorlage
6
GALERIE - GEHÄKELTES
7
PERLENHÄKELN DER VERSUCH EINER HISTORISCHEN
ANNÄHERUNG
VON BLUEPEARL
Beim Beschäftigen mit Perlenhäkeleien stellt sich irgendwann auch die Frage:
In welcher Tradition steht dieses Kunsthandwerk überhaupt?
Foto: Alte gehäkelte Geldkatze
Häkeln mit der Nachahmung venezianischer Reliefspitze einen Höhepunkt.
D
a ist einerseits die Technik des Häkelns, deren erste Ursprünge schon
aus ägyptischen Grabfunden dokumentiert sind. Man hat spitzenähnliche
Gebilde gefunden, von denen man annimmt, dass sie aus gedrehter Baumwolle mit den Fingern zu Schlaufen verhäkelt worden sind.
Auch Fischernetze aus vorchristlicher
Zeit werden als Vorläufer der Häkeltechnik benannt.
Und es gibt Hinweise, dass schon Hir8
ten in den ersten nachchristlichen Jahrzehnten einfach verzwirnte Schafwolle
mit geschnitzten Stöcken oder Knochen
verhäkelt haben sollen.
In einem alten Werk über die Textilkünste wird der Ursprung des Häkelns
mit einer Häkelnadel und verschiedenen Maschenarten auf das Mittelalter
datiert. Üppigere Häkeleien entwickelten sich Anfang des 19. Jahrhunderts
und besonders in Irland erlebte das
Während das arme Volk sich fast ausschließlich des Strickens bediente, um
z.B. Socken oder andere Kleidungsstücke herzustellen, waren Häkeleien
den Wohlhabenden vorbehalten, wo
es auch um die Verzierung von Kleidung oder Gegenständen im Haus
ging. Häkeln wurde zu Beginn des 19.
Jahrhunderts auch nicht in den Schulen
gelehrt. So fehlen auch Muster- und
Übungsarbeiten aus dieser Zeit. Dem
Stricken, Weben, Nähen und Spinnen
kam eher als dem Häkeln die Bedeutung zu, auch als Möglichkeit eines
späteren Broterwerbs zu dienen. Textile
Techniken, deren Ausübung nicht mit
Erwerbstätigkeit verbunden waren und
deshalb als untergeordnete Beschäftigung eingestuft wurden, erhielten als
unterscheidendes Merkmal zu den sogenannten "einfachen" Arbeiten das
Attribut “fein" und hatten primär schmückende Funktion, waren nicht zweckorientiert und somit ein Privileg feiner
Mädchen.
Das Häkeln war in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts daher
auch wenig verbreitet. Noch 1847 definierte Jenny Lambert im Vorwort ihres
"Neuen Häkelbuches" das Häkeln als
"eine auf einer gekrümmten Nadel
ausgeführte Manier zu stricken." Sie
regte an, diese Technik im Schulunterricht zu lehren, wie es in England schon
üblich war. Häkelarbeiten zählten zu
den Luxusarbeiten, nur Damen der
wohlhabenden Stände häkelten und
zwar ausschließlich zum eigenen Gebrauch oder für Geschenke oder Liebesgaben.
Aber wann kommen denn nun die
Perlen ins Spiel?
Der Siegeszug der Stickperlen begann
im Mittelalter, wo sie sowohl im sakralen wie im profanen Bereich eingesetzt
wurden, um Altartücher, liturgisches
Gerät und Gewänder, Krönungsmäntel
und Kleidung des Adels zu zieren.
Seit dem 14. Jahrhundert war die Perlenproduktion nicht nur auf das venezianische Murano beschränkt, sondern
ab 1472 auch in Nürnberg bekannt
und ab dem 16. Jahrhundert gab es
Perlenherstellung in Böhmen, Tirol, den
Niederlanden und Hessen.
Während zumeist Perlenstickarbeiten,
z.B. auch in den niedersächsischen
Klöstern von Nonnen angefertigt wurden, verlagerte sich die Produktion von
Perlenarbeiten im 17. Jahrhundert in
die privaten Haushalte.
1666 erscheint in Nürnberg ein Musterbuch von Helena Rosina Fürst "von
schönen Nädereyen, Ladengewürk und
Paterleinsarbeiten" mit Vorlagen für Perlenarbeiten, dies waren erstmals keine
Perlenstickereien mehr, sondern sie
spricht von "Baderleins Genür und
Geschling".
Im 18. Jahrundert erscheint das "Lehrbuch für weibliche Handarbeiten", das
Anna Magdalena Braun herausgibt,
um ihre Tochter in die Fähigkeiten einzuführen, die sie selbst von Großmüttern, Tanten, Mutter etc. erworben
hat. Es sind "Anleitungen für Spitzen-
nehen, Würken und andere Kunstarbeiten" .
Im 19. Jahrhundert schließlich blieb
kaum ein Gegenstand des täglichen
Gebrauchs von der Glasperle verschont, deren geringer materieller Wert
und ihre Beständigkeit in Form und Farbe ihrer Popularität Vorschub leisteten.
Damit waren die Grundlagen für das
Perlenhäkeln in Mitteleuropa gelegt.
Wie wenig verbreitet das Perlenhäkeln
bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war,
zeigt sich an der vergleichsweise geringen Zahl der in dieser Technik in Süddeutschland gefertigten Taschen und
Beutel. Während das Stricken mit Glasperlen im 19. Jahrhundert hochmodern
wird, ist zu dieser Zeit nur vereinzelt mit
Glasperlen gehäkelt worden. Es wurden vorwiegend Beutel und Taschen
oder auch Geldkatzen gefertigt. Für die
Endstücke der Zugschnüre , die an die
Perlenbeutel - auch an die gestrickten montiert wurden, kamen sowohl Quasten als auch perlenumhäkelte Kugeln
zum Einsatz.
Kommerziell wurden Perlentaschen besonders in Schwäbisch Gmünd in
Heimarbeit hergestellt. Josefine Neher
(gestorben 1826) lieferte Muster und
Zeichnungen als Vorlage für die Heimarbeiterinnen. Männer und Söhne fädelten die Perlen danach auf, zumindest während der Wintermonate, während Mütter und Töchter die Strickarbeiten ausführten, wobei sie etwa 23 Wochen für eine Tasche benötigten.
Die Montage der Taschen erfolgte in
den Gmünder Werkstätten, die auch
den Vertrieb übernahmen. Dieser erfolgte über Messen in Braunschweig,
Prag, Frankfurt/Main, Frankfurt/Oder,
Leipzig, Nürnberg und Regensburg.
Verkauft wurden diese Taschen auch in
die USA und nach Übersee, aber auch
bei Juwelieren in deutschen Urlaubsorten an der Nordsee und in Bayern
kamen sie in den Verkauf. Auch die
Niederlande führten diese Taschen im
größeren Stil ein, da am Gürtel getragene Perlentaschen zu den verschiedensten niederländischen FrauenTrachten gehörten.
Hierfür wurden eigens Taschen mit Kachelmotiven in blau-weiß angefertigt
und den nun auch gedruckten, erhaltenen Vorlagen kann man entnehmen,
dass holländische Widmungen eingefügt wurden. Dass diese Taschen auch
in Schwäbisch Gmünd entstanden und
nicht etwa in den Niederlanden, erkennt man einerseits an den in Landschaftsszenen dargestellten, typisch süddeutschen Häusertypen und der für die
Niederlande untypischen, bergigen
Landschaft.
Die erhaltenen gehäkelten Exemplare
der Perlentaschen unterscheiden sich
von den gestrickten sowohl im Entwurf
als auch im verarbeiteten Material. Oft
wurde als Futter Seide verwendet, was
bei der gestrickten Serienware nicht
vorkam.
Obwohl das Perlenhäkeln durch das
Erscheinen von Anleitungsbüchern in
den 50er Jahren beliebter wird, sind
die Häkeltaschen anders als die gestrickten Perlentaschen und -beutel
keine Serienware, sondern Luxusarbeiten, bei denen der Entwurf des
Musters, das Auffädeln (Fassen) der
Perlen und die Häkelarbeit sowie die
Endfertigung in einer Hand lagen.
Es erschienen 1859 z.B. eine Anleitung
für einen gehäkelten Glockenzug aus
böhmischen Glasperlen und 1860
eine Anleitung für eine gehäkelte Börse, so dass die an Handarbeiten interessierten Damen des Biedermeiers
solche Gegenstände für den Hausgebrauch nacharbeiten konnten und
damit den Rückzug ins Private verbunden mit einer sinnvollen Beschäftigung
demonstrierten.
Obwohl das Perlenhäkeln, was die Anzahl der Nadeln angeht, technisch einfacher erscheinen mag als das kom9
Foto: Zeitgenössisches türkisches
Täschchen.
Palästina, im Irak und sogar in Algerien
verbreitet.
merziell genutzte Stricken, wiesen die
gehäkelten Beutel und Taschen größere Qualitätsdefizite auf als die gestrickten. Die gehäkelten Motive ließen sich
nicht ohne Verzerrung wiedergeben,
was durch den Versatz beim Häkeln
bedingt war. So ist es nicht verwunderlich, dass vorwiegend Blumenmuster,
bei denen leichte Verzerrungen eher
toleriert werden konnten, als Motiv der
Vorzug gegeben wurde. Motive mit
achsensymmetrischer Platzierung der
Perlen wie bei architektonischen Darstellungen z.B. waren mit Häkeltechniken nicht darstellbar.
Stahlperlen, die in Sheffield produziert
wurden, waren ab dem späten 18.
Jahrhundert in Mode. Sie zierten Geldkatzen, Taschen und Beutel und waren
wegen ihrer Farbe auch für Trauerschmuck gefragt. Ein späteres Beispiel
einer gehäkelten Geldkatze mit Stahlperlen zeigt Bild 1. Geldkatzen waren
Börsen, die von Männern wie Frauen
am Gürtel getragen wurden und durch
einen Doppelring in der Mitte geschlossen wurden. Der Mittelteil wurde ohne
Perlen in Filethäkelei ausgeführt.
Mit dem wachsenden Perfektionsanspruch im 20. Jahrhundert
verschwanden die gehäkelten Perlentaschen im Württembergischen.
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahr10
hunderts wurde Göppingen zum
Zentrum der kommerziellen Perlenstrickerei. Hier wurden erstmals auch
modernere Muster benutzt, für die
Künstler aufgerufen wurden, Vorlagen
zu entwerfen und der Herstellungsablauf sowie das Vertriebssystem wurden perfektioniert.
Das Perlenhäkeln jedoch verkam zur
reinen Freizeitbeschäftigung, deren
Qualität nicht mehr an die Mitte des
19. Jahrhunderts herankam. Dazu trugen fertig gefasste Perlarbeiten bei, die
aus groben Perlen bestanden und von
der Käuferin nur noch gehäkelt werden
mussten. Die Feinheit früherer Zeiten
ging verloren.
Eine andere Wurzel des Perlenhäkelns
liegt in Südost-Europa, auf dem Balkan
und in Vorderasien. In Südost-Europa
ist das Perlenhäkeln eine traditionelle
Technik, die seit dem letzten Viertel
des 18. Jahrhunderts im Osmanischen
Reich verbreitet war. Hierzu gehörten
z.B. die gehäkelten Perlengürtel der
bulgarischen Frauentracht und die perlengehäkelten Taschenuhrenhalter der
Männertracht. Auch Bezüge für hölzerne Trinkflaschen wurden in der Technik
der Perlenhäkelei hergestellt. Im 19.
Jahrhundert war das Perlenhäkeln beeinflusst durch die Mode - in Teilen
der Türkei, Griechenlands, Bulgariens
und Albaniens, in Mazedonien, Syrien,
Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurden
gehäkelte Geldbeutel und Täschchen
in flacher sowie Armbänder, Ketten und
Schlangen in tubulärer Perlenhäkelei
hergestellt. Das Sujet "Schlange" war so
beliebt, weil diese Tiere in Südost-Europa als Fruchtbarkeitssymbol galten
und die gehäkelten Abbilder Glücksbringer waren.
Adele R. Recklies hat diesem Thema ein
Buch gewidmet: "Bead Crochet
Snakes", in dem sie insbesondere dem
Phänomen der gehäkelten Schlangen,
die im 1. Weltkrieg in britischen Gefangenenlagern entstanden, auf den
Grund geht. Diese Schlangen waren,
wie den obigen Ausführungen zu entnehmen ist, eine Fortsetzung der Häkeltradition des Osmanischen Reiches.
Der Vertrieb und die Perlenbeschaffung
erfolgten unter der Leitung von Gefangenen-Hilfsorganisationen.
Besonders die gehäkelten Schlangen
oder Eidechsen der Kriegsgefangenen
aus dem 1. Weltkrieg sind heute begehrte Sammlerobjekte. Sie sind gekennzeichnet durch Zickzack- oder
Diamantmuster und ihren einfarbigen,
hellen Bauch mit entsprechender
Inschrift wie z.B. "Turkish Prisoner". Hier
am Bauch erfolgten auch die Zu- bzw.
Abnahmen, die die schlangentypische
Form ergaben. Ausgestopft wurden die
Reptilien mit Wollresten.
Die heute als Antiquitäten gehandelten
Schlangen werden oft als victorianisch
oder original-amerikanisch angesehen,
ihr Ursprung liegt jedoch in den briti-
schen Gefangenencamps, vornehmlich
auf der Isle of Man oder in ägyptischen Lagern des 1. Weltkriegs.
Daneben wurden Schlangen in den
Dörfern Südost-Europas von Frauen als
Utensil für den Reihentanz - und zu
diesem Zweck mit Halteschlaufen am
Maul versehen - oder als Verlobungsgeschenk gehäkelt, und es wurden in
Umfang, Muster und Perlengröße weniger aufwändige Exemplare als Souvenir für den Verkauf auf Märkten angefertigt. Dies ist z.B. von Mazedonien
und Griechenland bis etwa 1970
überliefert. In Südost-Europa wurden
auch die Ränder von Tüchern und
Überwürfen mit Perlenhäkeleien verziert
und z.B. auch Täschchen gehäkelt.
Auch heute stellen zivile Gefangene in
der Türkei und Griechenland noch kleine, z.T. auch gehäkelte Perlenarbeiten
her, um sich die Zeit zu vertreiben und
um etwas Geld zu verdienen.
Im Irak sollen Perlenarbeiten von Gefangenen auch noch unter dem Sadam-Hussein-Regime ausgeführt worden sein.
In der Türkei ist das Perlenhäkeln noch
immer verbreitet. Ein Zeugnis aus unserer Zeit zeigt Bild 2. Dieses Täschchen,
in Form, Größe und Randgestaltung
genau den Täschchen entsprechend
(siehe A. Recklies: Bead Crochet
Snakes, S. 16, 18), die seit Beginn des
20. Jahrhunderts von türkischen Frauen
oder von Gefangenen als Souvenirs
gehäkelt wurden, fertigte eine junge
Türkin auf Föhr, die schon in der zweiten Generation in Deutschland lebt.
Die Tasche ist in Tunesischer Häkeltechnik gefertigt.
Besonderer Erwähnung bedürfen in
diesem Zusammenhang natürlich auch
die Perlenarbeiten aus den Wiener
Werkstätten, die zu Beginn des 20.
Jahrhunderts entstanden. Diese Werkstätte war nach dem Vorbild der briti-
schen Arts and Crafts Bewegung 1903
entstanden, und ihr Ziel war die Erneuerung des Kunstbegriffs auf dem
Gebiet des Kunstgewerbes. Es gab eine enge Zusammenarbeit mit der Wiener Secession und der Wiener Kunstgewerbeschule. Hier sollten entscheidende Schritte zur Neuorientierung des
Kunsthandwerks unternommen werden
und eine Abkehr von bloßer Imitation
historischer Vorbilder erreicht werden.
Die Modeabteilung wurde 1909 eingerichtet und der Wiener Werkstätte
angegliedert. Auch hier entstanden Perlenbeutel, deren Auflagenhöhe sich
heute nicht mehr einwandfrei beziffern
lässt; ebenso entstanden Perlengürtel
und Ketten. Die Entwürfe wurden von
Mitgliedern der Werkstätte geliefert und
von Heimarbeiterinnen ausgeführt. Im
Bereich Schmuck sind hier Felice Rix
und Max Snischek als Künstler hervorzuheben. Beide schufen gehäkelten
Perlenschmuck in neuem, modernem
Design. Ihre farbenfrohen Lariate und
Kugelketten sind in der Mode-Sammlung des Historischen Museums Wien
archiviert, aber leider nur beschränkt
dem Publikum zugänglich.
Die Herstellungstechnik der Perlenbeutel ist in den Listen der Wiener
Werkstätten nicht angegeben, aber es
werden sowohl gestrickte als auch
gehäkelte Arbeiten genannt.
Die Dekore der Perlenarbeiten der
Wiener Werkstätten unterschieden sich
deutlich von denen der zeitgleich in
Württemberg entstandenen Arbeiten,
die doch immer wieder auf Biedermeier-Röschen zurückgriffen. Kleinteilige
Muster mit floraler oder geometrischer
Ornamentik, starke Kontraste zwischen
Einzelmotiven oder ein rein pastellfarbener Entwurf, Anlehnungen an Bühnenentwürfe, stark stilisierte Motive - all
dies war bei den Wiener Dekoren
möglich.
häkeln sehr populär. Es entstanden
lange Ketten, die der Mode der langen, schlanken Figur entsprachen. Die
Ketten wurden zu langen Tunika-Kleidern als Sautoirs getragen. Entweder
waren diese Modeschmuck-Ketten
Frauenhandarbeit oder sie waren von
der Firma Perli in Schwäbisch Gmünd
hergestellt. Anfangs entwarf und häkelte die Firmengründerin Martha (Marga)
May persönlich die Sautoirs oder Kugel-Ketten aus tschechischen Glasperlen.
Eine Vielzahl von Anleitungen zum Perlenhäkeln erschien in Magazinen und
regte Frauen an, selbst Häkeltaschen
oder Schlangenarmbänder herzustellen.
Nach 1930 jedoch ließ das Interesse
an Perlenhäkeleien in Mitteleuropa
und Amerika nach.
Das veränderte Rollenbild der Frauen,
die wirtschaftliche Lage, die Verfügbarkeit billiger Manufakturware, später
der 2. Weltkrieg und Mangel an "freier
Zeit" waren Gründe und Ursachen für
den Rückgang des Häkelns und insbesondere des Perlenhäkelns.
Erst seit 1980 erlebt das Perlenhäkeln
einen neuen Boom, sowohl in Deutschland, Österreich, den USA als auch in
Großbritannien und Japan. Besonders
die Schlauchhäkelketten mit verschiedenen Mustern feiert ein Comeback. Dazu
tragen Publikationen mit Anleitungen
sowie auch das Internet z.B. mit
www.perlenhaekeln.de bei.
In den 20er Jahren war das Perlen11
WARUM IST DIE TOMATE ROT?
VON TIBOUCHINE
Warum können wir Farben sehen? Wie wirken Farben auf uns? Wie können wir unser Wissen über
die Farben zur farblichen Gestaltung unseres Perlenschmucks nutzen? Welche Inspirationsquellen
können wir uns zunutzen machen?
Was ist Farbe?
Farbe ist eine Sinnesempfindung, die
ausschließlich im Gehirn des Betrachters stattfindet. Die Welt selbst ist farblos. Zum Sehen von Farben benötigen
wir das Licht. Ein weißes Blatt Papier
sieht nur dann weiß aus, wenn ich es
mit weißem Licht beleuchte. Nehme ich
rotes Licht, sieht es rot aus, bei Abwesenheit von Licht wirkt es schwarz.
Farbe ist also keine Materialeigenschaft. Sie hängt ab von der Beleuchtung und von den Reflektionseigenschaften des Materials.
Eine Tomate ist nicht folglich rot; sie erscheint uns lediglich rot, sobald sie von
Licht getroffen wird. Die Oberfläche der
Tomate "verschluckt", bzw. absorbiert
alle Farbanteile des Lichts außer dem
roten Licht, das nach außen reflektiert
wird. Dieses Restlicht ist selbst keine Farbe. Es dient lediglich als Informationsübermittler, der, wenn er als Lichtreiz
unser Auge erreicht, entsprechenden
Hirnzentren veranlasst, eine Farbempfindung oder einen Farbeindruck
zu produzieren. Trifft übrigens der gleiche Reiz auf das Auge eines Farbenblinden entsteht eine völlig andere
Farbempfindung.
genbogenfarben" genannt zerlegt.
Der Grund hierfür ist, dass sich die
Lichtstrahlen in unterschiedlichen Winkeln brechen.
Im optischen Spektrum schwingen verschiedene, elektromagnetische Wellen,
die in unseren Augen unterschiedliche
Farbwahrnehmungen erzeugen. Rotes
Licht besitzt eine eher lange Wellenlänge, blaues Licht eine eher kurze. Im
optischen Spektrum des Lichts sind jedoch nicht alle Farben der gängigen
Farbkreise und Farbsysteme enthalten.
Durch eine Mischung mehrerer farbiger
Lichter aus dem optischen Spektrum
kann auch wieder weißes Licht erzeugt
werden.
Die Wahl der Farbe
Es gibt keine richtige und auch keine
falsche Kombination von Farben. Richtig ist aber, dass unterschiedliche Farbkombinationen auch unterschiedlich
auf uns wirken. Am anschaulichsten
wird dies anhand des Farbkreises.
12
Die sich an das Mitteldreieck anschließenden Rand-Dreiecke (alle zusammen
bilden ein regelmäßiges Sechseck)
zeigen die durch subtraktive Farbmischung erhältlichen Sekundärfarben:
Grün (links; Mischung aus den Primärfarben blau und gelb)
Violett (unten; Mischung aus den
Primärfarben blau und rot)
Orange (rechts; Mischung aus den
Primärfarben gelb und rot)
Dazwischen liegen die Farben dritter
Ordnung, welche sich aus jeweils einer
Farbe erster und einer Farbe zweiter
Ordnung zusammensetzen:
Gelb + Orange = Gelborange
Rot + Orange = Rotorange usw.
Das Spektrum
Licht ist also eine physikalische Erscheinung, die einen Reiz auf das Auge
ausübt. Lenkt man weißes Licht durch
ein prismenförmig geschliffenes Glas
(ein Prisma ist nichts anderes, als ein
“künstlicher Regenbogen), wird es an
den beiden Grenzflächen 2 Mal gebrochen und in verschiedenfarbige
Lichtstrahlen (Spektralfarben, auch “Re-
eck) aus den drei Grundfarben Cyan
(blau; links), Magenta (rot; rechts) und
Gelb (oben) auf. Die Farben dieses
Dreiecks werden auch Primärfarben
oder Farben erster Ordnung genannt.
Als Primärfarben dürfen nach Itten nur
ein mittleres Gelb, das weder rötlich
noch grünlich sein darf, ein mittleres
Rot, das weder gelblich noch bläulich
sein darf und ein mittleres Blau, das
weder rötlich noch grünlich sein darf,
ausgewählt werden. Ansonsten ist die
Mischung sämtlicher Buntfarben nicht
mehr möglich.
Der 12-teilige Farbkreis nach Johannes
Itten baut sich von der Mitte her (Drei-
Farbharmonien
Harmonische Farbzusammenstellungen werden von uns als
besonders angenehm und beruhigend empfunden. Eine
Komposition aus Farben, die miteinander harmonieren, erzeugt in uns ein positives Gesamtes. Farben, die nicht miteinander harmonieren, erzeugen eine Disharmonie, die beim
Betrachten Abneigung hervorruft.
hen, wirken sie auf das menschliche Auge besonders “passend”. Das liegt daran, dass die Mischung von komplementären Farben die Farbempfindung “grau” erzeugt. Dieser
Simultankontrast lässt sich einfach nachweisen: Wenn wir
intensiv auf einen roten Kreis blicken, dann nach einer Weile
auf ein weißes Blatt gucken, dann entsteht dort ein schwacher grüner Kreis.
Wie erziele ich harmonische Farbgestaltungen?
Die Kombination von Nachbarfarben im Farbkreis (z.B. grüngelb) erzielt eine harmonische Farbwirkung.
Ein anderer Kontrast, der Hell-Dunkel-Kontrast, wird durch
den unterschiedlichen Remissionswert der Farben (also
durch die Menge des Lichts) bestimmt.
In einer Graureihe besteht der größte Unterschied zw.
Schwarz und Weiß.
Auch Kombinationen von ein- und derselben Farbtemperatur
haben diesen Effekt. Bei der Kategorisierung von Farben
unterscheiden wir zwischen “warmen” und “kalten” Farben.
Damit ist die psychologische Wirkung von Licht und Farbe
gemeint. Bei Farbtönen mit blauen und grünen Farbanteilen
wird Kälte, bei roten und orangen Farbtönen Wärme empfunden. Vereinfacht: Alle Farbtöne, die Blau enthalten, werden als kalte Farben und alle, die Rot enthalten, als warme
Farben klassifiziert. Beispiel Farbharmonie warmer Farben:
Bei den Buntfarben hat Gelb den höchsten und Violett den
niedrigsten Remissionswert. Dadurch ist der Kontrast Gelb Violett bei den bunten Farben der Größte. Enthält ein Farbton mehr Weißanteile, wird mehr Licht reflektiert und er
erscheint somit heller.
Eine weitere harmonische Variante besteht in der
Kombination von bunten mit unbunten (getrübten Farben),
z.B. Blau mit verschiedenen Graustufen.
Farbtemperatur-Kontraste
Kontrasteffekte durch die gezielte Verwendung von warmen
und kalten Farben wurden vor allem von den Malern des
Impressionismus eingesetzt. Kalte und warme Farben verhalten sich bei gleicher Helligkeit so, dass die warmen Töne
(z.B. rot, orange) nach vorne kommen und die kalten Töne
(z.B. blau) nach hinten fallen. Auf diese Weise kann gezielt
ein räumlich wirkender Tiefeneffekt erzeugt werden.
Farbkontraste
Quantitätskontrast
Andere koloristische Effekte können wir erzielen, indem wir
ganz bewusst zu Farbkontrasten greifen. Eine spannungsvolle, kontrastierende Wirkung erzeugt man besonders durch
den Einsatz von "Komplementärfarben", das sind die Farben,
die sich im Farbkreis gegenüberliegen. (z.B.: rot-grün, blauorange, gelb-violett).
Obwohl diese Farben im deutlichen Kontrast zueinander ste-
Die Wirkung einer Farbe hängt ab von ihrer Leuchtkraft und
von ihrer Flächengröße. Der Quantitätskontrast bezieht sich
auf das Größenverhältnis von 2 oder mehreren Farbflächen
zueinander.
Beispiel Farbharmonie kalter Farben
13
Qualitätskontrast
Dieser Kontrast sucht gezielt den
Gegensatz von gesättigten (reinen) und
verhüllten (getrübten) Farben, z.B. blaugrau
Durch die Kombination dieser beiden
Farben gewinnen die gesättigten
Farben an Leuchtkraft. Als Sättigung
wird der Grad der Buntheit einer Farbe
bezeichnet. Je reinbunter die Farbe ist,
desto gesättigter ist sie. Wird sie z.B. mit
ihrer Komplementärfarbe gemischt,
wird sie trüber bzw. stumpfer
(Vergrauung). Der Qualitätskontrast
erzeugt Tiefenwirkung:
Ein leuchtender Farbton tritt gegenüber
einer gleich hellen, weniger gesättigten
Farbe in den Vordergrund.
Simultankontrast
Der Simultankontrast beruht darauf,
dass eine Farbe von ihrem Untergrund
beeinflusst wird. Eine Farbe kann also,
je nach Hintergrund oder
Nachbarfarbe, unterschiedlich wirken.
Rot in einer rosafarbenen Umgebung
ruft z.B. ganz andere Empfindungen
hervor als Rot in der Kombination mit
Schwarz.
Farben und Emotionen
Farben wirken auf vielfältige Weise,
denn sie sind Schwingungen, die von
unserem Organismus aufgenommen
werden und sowohl auf den Körper als
auch auf die Psyche wirken. Sie haben
durchaus Einfluß auf unser
Wohlbefinden und unser Lebensgefühl.
Farben ziehen die Aufmerksamkeit auf
sich. Sie lösen Gefühle und
Assoziationen bei uns aus und können
zu unbewussten Reaktionen führen (z.B.
Kombination von grün und rot: appetitanregend). Diese Effekte werden auch
gezielt in der Werbung eingesetzt.
Farbwirkungen beruhen auf Erfahrungen, die verinnerlicht wurden - Erfahrungen, die nicht unbedingt persönlicher Art sein müssen, sondern die auch
aufgrund jahrhundertealter Überlieferungen innerhalb eines Kulturkreises
lebendig sind.
Farben haben durchaus Symbolcharakter. Zwischen den einzelnen Kulturkreisen gibt es Unterschiede in der Symbolzuordnung von Farben, die durch die
unterschiedlichen Lebensweisen bedingt sind.
Blau: Ferne, Weite, Kälte, Frische, Treue,
Leistung, Zuverlässigkeit.
Grün: Natur, Erholung, Ruhe, Jugend,
Hoffnung, Lebendigkeit, Gesundheit,
Ausdauer.
Gelb: Sonne, Licht, Wärme, Gefahr,
Lebhaftigkeit, Energie, Leichtigkeit.
Schwarz: Trauer, Einsamkeit, Eleganz,
Modernität, Sachlichkeit.
Grau: Seriosität, Sachlichkeit, Neutralität.
Weiß: Vollkommenheit, Ideal, Leere, Klarheit, Ehrlichkeit, Unschuld, Sauberkeit.
Unabhängig vom Farbton gibt es Wirkungen, die von der Helligkeit, Sättigung oder Temperatur einer Farbe ausgehen oder von der Anzahl der verwendeten Farben und der Abstimmung
der Farbtöne aufeinander.
Helle Farben: leicht, freundlich, stimmungsaufhellend
Dunkle Farben: düster, können aber
auch Geborgenheit vermitteln
Reine, gesättigte Farbtöne wirken dominant, laut; entsättigte Farbtöne (Pudertöne) wirken gedämpft, zurückhaltend.
Zarte Farben wirken zerbrechlich, fragil;
warme Farben vermitteln Nähe, Gemütlichkeit; kalte Farben schaffen Distanz, Sachlichkeit, Funktionalität
Farbe und Form
Gedanken zu Form und Farbe entstammen den Theorien des Bauhauses. Das
Bauhaus bestimmt heute stärker denn
je die Arbeiten von Designern. Vieles
was dort entwickelt wurde, ist heute
fester Bestandteil des Standardrepertoire eines Designers.
Farbe-an-sich-Kontrast
Die reinbunten Farben bilden
untereinander bereits einen Kontrast.
Nach Itten ist der Kontrast dann am
stärksten, wenn der Dreiklang der
Primärfarben Gelb, Rot und Blau verwendet wird. Die geschickte
Zusammenstellung der Farben erzeugt
Stimmungen und Spannungen, die den
Betrachter unmittelbar ansprechen.
14
Die Natur hat Recht
Farbwirkung
Mit Farben kann man Wirkungen ganz
gezielt steuern, wenn man ihre Bedeutung kennt. Hier einige Beispiele:
Rot: Aktivität, Dynamik, Energie, Liebe,
Wut, Leidenschaft, Wärme, Gefahr.
Farbe und Form bedingen sich, eins ist
ohne das andere undenkbar, und
wenn beides zusammenwirkt, bildet es
eine harmonische Einheit.
Das beste Beispiel dafür bietet die Natur. Betrachten wir die Farben und Formen der Natur, dann stellen wir fest,
dass sie optimal aufeinander abge-
stimmt sind. Und bei genauerem Hinsehen können wir erkennen, dass die
Natur mit den uns bekannten Gestaltungsmitteln arbeitet, nämlich mit Farbharmonien, Farbkontrasten und Farbklängen.
KREUZWORTRATSEL
VON MARION
Tipps zur Farbgestaltung von Schmuck
Die Farbgestaltung innerhalb eines
Schmuckstücks sollte einheitlich sein.
Wenige, aufeinander abgestimmte
Farben sind günstiger als viele verschiedene Farben. Im allgemeinen sollten
nicht mehr als 4 Grundfarben verwendet werden. Wichtige Akzente oder
Kontraste sollte man durch einen
Farbkontrast, z.B. einen Warm-KaltKontrast, hervorheben. Kleine Flächen
vertragen gut klare, reine (d.h. gesättigte) Farben, während es bei größeren
Flächen ratsam ist, diese durch
aufgehellte Farbtöne oder mit Grauanteilen, also entsättigten Farbtönen zu
strukturieren. Je größer die Fläche ist,
desto heller bzw. entsättigter sollte die
Farbe werden. Helle oder entsättigte
Farbtöne eignen sich für große
Farbflächen, z.B. als Unterbau eines
Armbands. Kräftige bis dunkle Farben
empfehlen sich besonders für Akzente.
Auflösung auf Seite 17
Der Trick mit der Schablone
Schneide in der Mitte eines DINA4-Bogens aus schwarzem Tonpapier eine
Aussparung von ca. 1,5 cm Dicke und
10 cm Breite. Lege die Schablone mit
dem Sehschlitz über ein Foto und suche
nach Ausschnitten, die Dir gefallen. Lasse Dich dabei nicht vom abgebildeten
Gegenstand selbst (z.B. Fisch) leiten,
sondern nur von den sich ergebenden
Farbkompositionen. Den Ausschnitt mit
der Farbkomposition, die Dir am besten
gefällt, kannst Du als Grundlage für
den freien Entwurf einer Kette verwenden. Du kannst in vereinfachen und
das Schema z.B. in DB-BEAD eingeben.
Für ein breites Armband wähle den Ausschnitt der Schablone entsprechend breiter.
Waagerecht:
1 Das hält die Perlenwelt zusammen
6 Computerbefehl, der zu Tropfen
gehört
7 Gesponnenes für Spezialistinnen
9 Land unserer runden Träume
11 Unterbau für Menschen ohne Loch
im Ohr
12 Abkürzung für das Nordlicht
14 Suchterzeugendes Arbeitsmittel
15 Hilferuf im Forum
17 Immer im Kreis
20 Gestichelte Fischknochen
21 Zweckentfremdetes Hilfsmittel für
Polsterer
23 Spult sich eher klein auf
24 Technik für Überläufer von 17
Senkrecht:
1Suchtgrundlage mit gutem Benehmen
2 Notfalltaste am PC
3 Insel der großen Löcher
4 Trotz ihres Namens werden sie
nicht größer
5 Vierbeinige Arbeitsgrundlage
6 Wer die einmal kauft, ist auf immer verloren
8 Liebling der Elstern
10 Sie ist schuld!
13 Dienstabzeichen für 10 und 17
16 Ergänzt sich mit dem "letzten Versuch"
18 Muss in Perlenkreisen besonders
belastungsfähig sein
19 Das konnten schon die Indianer
22 Größter Feind der Freiluftaktivistinnen
15
WICHTIGE TIPPS
FÜR
PERLENSÜCHTIGE
VON LILOMA
Viele Fehler können bereits im Vorfeld vermieden werden. Wir haben sie schon hinter uns ge bracht und geben unsere Erfahrung gerne weiter.
Melde Dich auf der Hauptseite www.perlenhaekeln.de an.
Nutze die dort zur Verfügung stehenden Tipps, Tricks und
Anleitungen.
Lade von der Hauptseite die kostenlose dbb-Anwendung
auf Deinen Rechner und probiere aus, was Du damit entwerfen kannst.
Melde Dich im Forum von www.perlenhaekeln.de an.
Dort findest Du bereits sehr viele Hilfen, Tipps zu Einkaufsmöglichkeiten, Lösungen für die verschiedensten Probleme
und auch nette Unterhaltung.
Besonders zu empfehlen im Forum
Die Hilfe-Funktion unter dem blinkenden, wackelnden "H"
oben rechts für alle technischen Fragen zum Forum und zur
Hauptseite.
Die Rubrik "Anfänger und Basisfragen", besonders der
Thread "Anfängerpech".
Die Rubrik "Inspiration". Sie enthält unter Anderem eine Inspirationsliste mit jeder Menge Links auf nützliche Seiten.
Die Rubrik "Zubehör/ Händler". Hier sind zahlreiche von den
Mitgliedern höchstpersönlich aufopfernd getestete Bezugsquellen aufgeführt.
Sowohl für Häkel- als auch Fädelarbeiten gilt:
Beim Perlenkauf lieber etwas mehr nehmen, damit die
Perlenmenge auch sicher ausreicht.
Gib Dir Mühe mit dem Verschluss. Durch minderwertige oder
nicht passende Verschlüsse kann die ganze Arbeit an
Wirkung verlieren!
Die Verschlüsse nicht mit den Anfangs- und Endfäden befestigen (die Fäden könnten sich durchscheuern und somit die
Kette beschädigen). Diese stattdessen in die Kette vernähen
und für den Verschluss einen neuen Faden (Nymo, Nylon,
Silamide) verwenden.
Für Verschlüsse zum Einkleben können sowohl Zweikomponentenkleber als auch Schmuckkleber verwendet werden. Bei Sekundenkleber besteht die Gefahr, dass an die
Außenseite des Verschlusses Kleber kommt, der dann die Le16
gierung zerstört. Sehr dünnflüssiger Kleber läuft zwischen die
Perlen und das Garn. Dadurch verhärtet sich dann der
Schlauch unterhalb des Verschlusses.
Auf angelaufene Verschlüsse aus Silber oder auch aus unedlen Metallen einfach etwas Zahnpasta geben und polieren.
Backpulver oder aufgelöste Gebissreinigertabletten helfen
ebenso.
Häkeltipps
Welches Garn und welche Nadel für welche Perlen?
Das Zusammenspiel von Perlengröße, Garn und Größe der
Häkelnadel ist sehr wichtig. Es gibt Faustregeln, aber wie immer beim Häkeln ist eine Maschenprobe dringend zu empfehlen. Bei Perlen mit 2,6 mm Durchmesser ist z. B. Baumwollhäkelgarn der Stärke 20 mit einer Häkelnadel Größe
1,25 bei sehr vielen Häklerinnen beliebt. Kleinere Perlen
können z.B. mit Knopflochgarn, Quiltgarn, Nylbond oder
Spitzenhäkelgarn Stärke 80 verarbeitet werden.
Zu Beginn der Arbeit gibt es bei Perlenhäkel-Anfängern
meist ein heilloses Durcheinander. Die Übersicht, bei welcher
Perle eingestochen werden muss, geht schnell verloren.
Es ist daher empfehlenswert erst ein paar Reihen ohne Perlen zu häkeln, damit man bereits ein kleines Stück in Händen hat. Dies erleichtert das Weiterarbeiten mit den Perlen.
Eine weitere Möglichkeit ist, auf einem bereits angefangenen
Stück weiterzuhäkeln. Es sollte nach Möglichkeit den gleichen Umfang haben, wie die "gute" Arbeit. Dieses Anfangsstück kann später bedenkenlos abgeschnitten werden. Noch
ein paar Perlen raustrennen und den Anfangsfaden vernähen.
Hilfe, ich habe einen falschen Rapport gefädelt!
Überzählige Perle(n) mit der Zange herausbrechen Dabei in
die Perle eine Nadel stecken, Perle mit Nadel und Faden in
ein gefaltetes Papiertaschentuch einlegen und mit der Flachzange die Perle vorsichtig zerbrechen. Die Glassplitter sorgfältig entfernen, sonst kann das Garn zerschnitten werden
In die Perle eine größere Nadel stecken und so die Perle
von innen sprengen. Das Garn wird in diesem Fall sehr selten reißen.
Das Garn zerschneiden, den Rapport berichtigen.
Wie setze ich den neuen Faden an?
Ganz normal weiterhäkeln, nach zwei Runden die beiden
Enden mehrmals verknoten, die Fäden in den Schlauch ziehen.
Den neuen Faden durch die Schlinge des alten ziehen, dann
wie gewohnt weiter häkeln, nach 2 Runden die beiden Enden mehrmals verknoten, die Fäden in den Schlauch ziehen.
Umfädeln bei gerissenem oder zu kurzem Faden
Dafür am Besten eine Großlochnadel mit zwei Spitzen verwenden. Auf einer Seite den gerissenen Faden einfädeln, auf
der anderen Seite den neuen Faden. So lassen sich die Perlen problemlos von einem Faden auf den anderen schieben.
Dies geht leider nur bei entsprechend großen Perlen und bei
einem Muster, das von oben oder unten gleich aussieht. Bei
einem Rapport, der nicht von beiden Seiten identisch ist, zuerst alles auf einen "Pufferfaden" fädeln und dann zurück
auf den neuen Arbeitsfaden. Dann stimmt die Reihenfolge
wieder.
Fädeltipps
Perlnadeln sind in verschiedenen Stärken und Ausführungen
erhältlich(am gängigsten sind Größe 10, bzw. 12,). Englische
Fabrikate sind meist elastischer als Deutsche.
Als Faden für Perlarbeiten nur geeignetes Material (Silamide,
Nymo, Nylonfaden, C-Lon, One-G, usw.) verwenden.
Ungeeignet sind Nähfäden, Baumwollgarn, Wolle. Die Fadenstärke wird nach Perlengröße und Technik gewählt (Je
kleiner das Loch bzw. je öfter der Faden durch die Perle
muss, desto dünner das Garn)
Silamide gibt es nur in einer Stärke, ist bereits vorgewachst
und kann für alle Fädelarbeiten verwendet werden.
Nymo ist in verschiedenen Stärken (0 - D) erhältlich und
muss unbedingt gewachst werden, damit es sich nicht aufspleißt und fransig wird.
C-Lon, S-Lon, One G sind ähnlich wie Nymo. Im Gegensatz
zu Nymo sind diese jedoch fester verzwirnt, so dass sie nicht
so leicht fransig werden.
Nylonfaden gibt es in verschiedenen Stärken (0,15mm,
0,25mm, 0,3mm) und wird für Fädelarbeiten mit scharfkantigen Perlen (z.B. Swarowskiperlen, Stäbchen) und für Arbeiten, die sehr stabil sein sollen, verwendet.
Fireline (eigentlich eine Anglersehne, die es auch sehr dünn
gibt und die sehr stabil ist), ist ebenfalls für Arbeiten mit
scharfkantigen Perlen geeignet. Allerdings scheint CrystalFireline produktionsbedingt schneller zu reißen als graues
Fireline. Knoten werden für Fireline überhaupt nicht empfohlen. An dieser Stelle bricht es extrem schnell.
Wachsen des Garns mit Thread Heaven (4-5 mal durch das
Klötzchen ziehen) bewirkt eine verfestigte und leicht antistatische Oberfläche (bei doppelt gelegtem Faden durchaus
kontraproduktiv!) Wachsen mit reinem Bienenwachs macht
die Oberfläche leicht klebrig. Es kann und soll problemlos
während der Arbeit nachgewachst werden.
Silamide und Nymo müssen vor der Verarbeitung stark
gedehnt werden, damit die Arbeit ihre Stabilität behält und
nicht später ausleiert. Beim Dehnen die Finger fest zusammendrücken, dabei wird das Wachs in den Faden gedrückt.
Beim Einfädeln nicht den Faden zum Nadelöhr, sondern den
Faden zwischen Daumen und Zeigefinger fest zusammenpressen, so dass nur ein winziges Stück rauslugt, und das
Nadelöhr zum Faden führen.
Den Faden möglichst wenig durchstechen (z.B. bei Nymo,
das ja aus mehreren dünnen Fäden besteht). Durch das
Durchstechen wird er instabil
Als Unterlage zum Fädeln empfehlen sich z.B. Fensterleder,
Microfasertücher oder spezielle Fädelmatten. Diese verhindern das Wegrollen der Perlen.
Auch flache Schälchen aus Aluminium, Kunststoff oder Porzellan mit flachem Rand eignen sich. (z.B. kleine Mischpaletten für Farben). Ist der Rand zu hoch, bekommt man die
Perlen nicht mehr auf die Nadel.
Zum Aufnehmen der Perlen nicht die Perle in die Hand nehmen und auf die Nadel stecken, sondern die Perle direkt
von der Unterlage mit der Nadel aufnehmen.
Zur Entnahme der Perlen aus Behältnissen sind z.B. kleine
Eislöffel sehr gut geeignet.
Nie alle Perlen aus dem Döschen auf einmal auf die Unterlage schütten, dann purzeln im Falle eines Schussel-Unfalls
wenigstens nicht alle auf den Boden. Falls dies doch einmal
passiert: Vor das Staubsaugerrohr ein Stück Nylonstrumpf
spannen, Perlen ansaugen, Düse über eine Schüssel halten
und dann das Gerät abschalten.
AUFLÖSUNG KREUZWORTRÄTSEL
waagerecht: 1 Garn; 6 Drag; 7 Silamide; 9 Tschechien;
11 Clip; 12 AB; 14 Rocailles; 15 Mail; 17 Perlenhaekeln;
20 Herringbone; 21 Nylbond; 23 Nymo; 24 Faedeln;
senkrecht:
1 Glasschliffperlen; 2 Reset; 3 Japan; 4 Wachsperlen; 5 Tisch; 6 Delica;
8 Swarovski; 10 Silvia; 13 Haekelnadel; 16 Gelb; 18 Ehe;
19 Peyote; 22 Boe
17
WARNUNG VOR DER
PERLIOLITIS
INFECTIOSA
VON BLUEPEARL
Wie aus einer Stellungnahme der WHO (WeltHäkel-Organisation) vom letzten Dienstag zu entnehmen ist, müssen sich Landstriche in der Mitte
Deutschlands auf eine massive Perlio-Epidemie
vorbereiten. Die Gegend um den Ort Bebra wird
aller Voraussicht nach am stärksten betroffen sein.
Nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis zu
mehreren Jahren ist mit dem Ausbruch der hochvirulenten
Perliolitis infectiosa zu rechnen, die durch ein Perlio-Virus
ausgelöst wird, gegen das es bislang noch keinen wirksamen Impfstoff gibt. Da der hochinfektiöse Perlio-Stamm dauernd seine Oberfläche verändert und mal Affinität zu roten,
dann wieder zu blauen, gestreiften, Ceylon- oder MetallicPerlen aufzuweisen vermag, ist seine Verbreitungsgeschwindigkeit exorbitant hoch. Ein Sprecher der WHO teilte mit:
"Solange wir keinen Perlenstamm mit einheitlichen Rezeptoren isolieren können, ist dieser heimtückischen Krankheit kein Einhalt zu gebieten. Und fast täglich kommen neue
Formen dazu. Denken Sie nur an die Farfalle, Keishis und
wie sie alle heißen."
Betroffen sind vorwiegend Frauen ab Mitte des 2. Dezenniums bis ins Greisenalter. Bei Kindern und Jugendlichen
bricht die Erkrankung auch gelegentlich aus, nimmt jedoch
zuerst keinen so dramatischen Verlauf wie bei den weiblichen Erwachsenen. Man vermutet, dass die Disposition, an
einer Perliolitis zu erkranken, mit dem X-Chromosom korreliert, was aber bislang noch nicht ausreichend untersucht
wurde. Männer sind so gut wie nie betroffen, aber noch ist
unklar, ob sie als mögliche Überträger fungieren können
und die Krankheit daher nur bei Trägerinnen des XX-Genoms zum Ausbruch kommt.
Der Verbreitungsmodus der Perliolitis infectiosa ist noch nicht
abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass sich das PerlioVirus via Internet ausbreitet, aber auch Kunsthandwerkermärkte und Kurse stehen als Infektionsquellen im Verdacht.
Unbestritten ist der Infektionsmodus von Frau zu Frau über
das Medium Schmuck. Da eine Früherkennung für ditung
der Perliolitis infectiosa ganz entscheidend ist, wird geraten,
auf die Frühsymptome zu achten.
18
Zunächst fallen der Kauf und das Herumhantieren und -probieren mit Perlen auf. Schon kurze Zeit nach Ausbruch der
Krankheit ist der Infizierte kaum noch in der Lage, seinen
täglichen Verrichtungen nachzugehen. Alles dreht sich nur
noch um den Umgang mit Perlen.
Im sogenannten 1. Stadium fallen folgende Symptome auf:
Der Erkrankte ist stets von einer größeren Menge Perlen jedweder Form und Größe umgeben. Beinahe schon zwanghaft
werden Geschäfte aufgesucht, die mit Perlen handeln. Es
gibt kleinere Verletzungen der äußeren Haut bedingt durch
das Hantieren mit Perlen und Perlnadeln. Selbst nebensächlich erscheinende Symptome wie des Durchforsten von Baumärkten oder Anglerläden auf perlenähnliche Dinge mit
Loch oder durchsichtige Behältnisse für jene sind als krankheitstypisch zu bezeichnen. Feinste Nadeln und Häkelnadeln
jedweder Größe werden angeschafft, und es kommt zur Veränderung der Sprache. Typisch hierbei sind selbsterschaffene
Lautmalereien wie "Delica", "Toho" und aus dem Sinnzusammenhang Gerissenes wie z.B. " Aurea borealis".
Im 2. Stadium der Erkrankung gilt es, folgende Komplikationen zu beachten: Es stehen psychische Erscheinungen im
Vordergrund. Der Erkrankte wird penibel. Sitzt beispielsweise
eine 1,5 mm große Perle nicht korrekt an der vorgesehenen
Stelle, entwickelt er eine große Unruhe. Ausstehende Perlenlieferungen führen zu Kribbeln in den Händen sowie zu rastlosem Auf- und Abgehen vor dem häuslichen Briefkasten.
Tätigkeiten im Haushalt werden so gut wie völlig vernachlässigt, der Staubsauger höchstens zum Einsammeln verschütteter Perlen missbraucht und die Parole: "Fädeln statt Feudeln"
beherrscht den Alltag.
Gelegentlich kommt es zu akuten Verschlimmerung des
Krankheitsbildes durch Superinfektionen, wenn die Erkrankten via Internet neue virulente Keime über Fadenführung,
Techniken, Muster, Garne, Nadelstärken und Perlendealer
miteinander austauschen. Die Familie wird vernachlässigt.
Außerdem stellen sich in diesem Stadium bereits Rücken-
schmerzen bedingt durch langandauerndes Sitzen ein (Lumbago perliosa).
Sonderformen der Perliolitis sind die P. infectiosa glomeruliformis, bei der vorwiegend Häkelkugeln produziert werden.
Bekannt ist auch die P. inf. tubulariformis, bei der die Erkrankten zwanghaft Schlauchketten herstellen. Abzugrenzen
sind beide Formen von der P. inf. officinalis, der gemeinen
Perliolitis, bei der die Effloreszenzen nicht auf eine Perlentechnik beschränkt sind. Weitere Untergruppen stellen die P.
inf. granulosa und die P. inf. rectangulariformis dar, wobei
erstere die Anhängerinnen der 15/0-Fraktion und letztere
die RAW-Fraktion beherbergen. Der Vollständigkeit halber
soll hier auch noch die Unterform der P. inf. biloba pendulosa genannt werden, deren typisches Symptom des Fädeln
einer bestimmten Art von Anhängern ist.
Die WHO bittet die Bevölkerung, sich angesichts der prekären Lage an die empfohlenen Vorbeugungsmaßnahmen zu
halten, um der Ausbreitung der Perliolitis infectiosa Herr zu
werden. Hierzu gehört insbesondere die Vermeidung jeglichen Kontaktes mit kleinen, runden, durchbohrten Teilchen.
Auch Schmuckabteilungen ist weiträumig auszuweichen.
Die bis heute bekannten Behandlungsmöglichkeiten sind
außerordentlich begrenzt. Sie erstrecken sich auf die vollständige Entledigung von Geldbörse und Kreditkarte.
Diskutiert wird auch der Verschluss aller Perlenvorräte dieser
Welt. Von einem dahingehenden Erlass hat der Gesetzgeber
bislang nur deshalb Abstand genommen, da weltweite gewalttätige Demonstrationen mit Einsatz von Schneidbrennern
befürchtet werden.
Eine, wenn auch nicht durchschlagende, Therapiemöglichkeit
besteht im Kappen der Internet- und Telefonverbindung, der
Unterbrechung aller Briefkontakte und dem Anlegen von
Fußfesseln, um dem Beschaffungszwang vorzubeugen. Psychologische Unterstützung auch für die betroffenen Familien
wird angeraten.
Eine kausale Therapie ist jedoch bis dato nicht verfügbar.
Im Einzelfall kann auch eine Selbsthilfegruppe bei der Linderung des Beschwerdebildes hilfreich sein. Hier empfiehlt sich
die große Selbsthilfegruppe www.perlenhaekeln.de, deren
Mitglieder sich tatkräftig bei der Bewältigung ihres
gemeinsamen Leidens unterstützen - jedoch nicht bei der
Heilung der Perliositis infectiosa.
MUSEEN MIT SCHMUCKSAMMLUNGEN
VON MARION
Bernstein Museum Heilig Geist St. 2 94072 Bad Füssing www.bernsteinmuseum.com
Baruther Glashütte Verein Glashütte e.V. Hüttenweg 20, 15837 Baruth
wscms.unaone.net/glashu/index.php?menu=1
Kunstgewerbemuseum Kulturforum Potsdamer Platz 10785 Berlin
www.smb.museum/smb/sammlungen/details.php?lang=de&objID=7&n=1&r=9
Museum für Völkerkunde Lansstr.8 14195 Berlin www.smb.spk-berlin.de/smb/sammlungen/details.php?lang=de&objID=56
Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Bodestr. 1-3 10178 Berlin 030/343573 - 0
www.egyptian-museum-berlin.com/a01.php
Perlenmuseum Ulzen Privatmuseum Boninstr. 5 12207 Berlin (Lichterfelde-Süd) T:030 - 712 16 91
Besuch nur von Anfang November bis kurz vor Weihnachten nach telefonischer Absprache
http://kiezkontakt.de/Kiezkontakt042005.pdf
Rheinisches Landesmuseum Colmanstr.14 - 16 53115 Bonn www.rlmb.lvr.de
Herzog-Anton-Ulrich Museum Museumsstr.1 38100 Braunschweig www.museum-braunschweig.de
Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Fockemuseum Schwachhauser Heerstr. 240 28213 Bremen
www.focke-museum.de
Kunstsammlungen der Veste Coburg Veste Coburg 96450 Coburg www.kunstsammlungen-coburg.de
Hessisches Landesmuseum Friedensplatz 1 64283 Darmstadt www.hlmd.de
Glasmuseum Hentrich im Museum Kunst Palast Ehrenhof 4-5 40479 Düsseldorf www.museum-kunst-palast.de
Deutsches Elfenbeinmuseum Otto-Glenz-Str. 1 64711 Erbach/Odenwald www.hessennet.de/erbach/kultur/museum
Angermuseum Anger 18 99048 Erfurt www.angermuseum.de
Museum für Angewandte Kunst Schaumainkai 17 60311 Frankfurt/Main www.museumfuerangewandtekunst.frankfurt.de
Archäologisches Museum Karmelitergasse 1 60311 Frankfurt www.archaeologisches-museum.frankfurt.de
19
Glasmuseum Frauenau Am Museumspark 1 D-94258 Frauenau www.glasmuseum-frauenau.de
Westfälisches Industriemuseum Landesmuseum für Industriekultur Glashütte Gernheim Gernheim 12 32469 Petershagen
www.glashuette-gernheim.de
Staatliche Galerie Moritzburg Friedemann-Bach-Platz 5 06108 Halle/Saale www.moritzburg.sachsen-anhalt.de/
Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz 1 20099 Hamburg www.mkg-hamburg.de
Museum für Völkerkunde Rothenbaumchaussee 64 20148 Hamburg www.voelkerkundemuseum.com
Deutsches Goldschmiedehaus Hanau Altstädter Markt 6 63450 Hanau www.gfg-hanau.de
Kestner Museum Trammplatz 3 30159 Hannover www.kestner-museum.de
Römer- und Pelizaeus-Museum Am Steine 1-2 31134 Hildesheim www.rpmuseum.de
Deutsches Edelsteinmuseum Hauptstr.118 55743 Idar-Oberstein www.edelsteinmuseum.de
Museum Idar-Oberstein Hauptstr. 436 55743 Idar-Oberstein www.museum-idar-oberstein.de
Badisches Landesmuseum Karlsruhe Schloss 76133 Karlsruhe www.landesmuseum.de
Museum beim Markt Marktplatz 76133 Karlsruhe
www.landesmuseum.de/website/Deutsch/Sammlungsausstellungen/Museum_beim_Markt/Auf_einen_Blick.htm
Hessisches Landesmuseum Brüder-Grimm-Platz 34117 Kassel www.museum-kassel.de/index_navi.php?parent=1056
Museum für Angewandte Kunst An der Rechtsschule 50667 Köln www.museenkoeln.de/mak/
Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde Ubierring 45 50678 Köln www.museenkoeln.de/rautenstrauch-joest-museum
Römisch-Germanisches Museum Roncalliplatz 4 50667 Köln www.museenkoeln.de/roemisch-germanisches-museum
Museum für Glaskunst Oberlandstr.10 98724 Lauscha www.Glasmuseum.Lauscha.de
Grassimuseum - Museum für Kunsthandwerk Johannisplatz 5 - 11 04103 Leipzig www.grassimuseum.de
Sankt Annen Museum für Kunst und Kulturgeschichte Sankt-Annen-Str. 15 23552 Lübeck
www.luebeck.de/kultur_bildung/museen/st-annen-museum
Römisch-Germanisches Zentralmuseum Ernst-Ludwig-Platz 2 56116 Mainz http://web.rgzm.de
Bayerisches Nationalmuseum Prinzregentenstr. 3 80538 München www.die-neue-sammlung.de/
Pinakothek der Moderne Kunstareal München Barer Str. 40 80333 München www.pinakothek.de/pinakothek-der-moderne
Prähistorische Staatssammlungen - Museum für Vor- und Frühgeschichte Lerchenfeldstr. 2 80538 München
www.archaeologie-bayern.de
Schatzkammer der Residenz München Residenzstr. 180333 München www.residenz-muenchen.de
Staatliche Antikensammlung und Glyptothek Königsplatz 1-3 80333 München www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de
Germanisches Nationalmuseum Kartäusergasse 1 90402 Nürnberg www.gnm.de
Schmuckmuseum im Reuchlinhaus Jahnstr.42 75173 Pforzheim www.schmuckmuseum-pforzheim.de
Glasmuseum Rheinbach Himmeroder Wall 6 53359 Rheinbach Fon 02226-927410 www.glasmuseum-rheinbach.de
Museum für Natur und Stadtkultur Johannisplatz 3 73525 Schwäbisch Gmünd www.schwaebisch-gmuend.de/60.php
Linden-Museum Stuttgart Staatliches Museum für Völkerkunde Hegelplatz 1 70174 Stuttgart www.lindenmuseum.de
Württembergisches Landesmuseum Stuttgart Altes Schloss Schillerplatz 6 70173 Stuttgart www.landesmuseum-stuttgart.de/de
Rheinisches Landesmuseum Trier Weimarer Allee 1 54290 Trier www.landesmuseum-trier.de
Glasmuseum Warmensteinach Oberwarmensteinacher Straße 420 95485 Warmensteinach
http://webmuseen.de/glasmuseum-warmensteinach-m3016.html
Glas- und Knopfmuseum Weidenberg/ bei Bischofsgrün Kristallstraße 5
www.fichtelgebirge.de/02_Tourismus/Staedte_Gemeinden/Weidenberg/Kultur/Museen_Ausstellungen
Glasmuseum Wertheim Mühlenstraße 24 97877 Wertheim www.glasmuseum-wertheim.de
MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst Stubenring 5 A-1010 Wien Österreich www.mak.at
INDIAN LAND Museum CH-8625 Gossau ZH. Schweiz www.indianland-museum.ch
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PERLENWUNDERLAND
VON MARION
Während der Recherche über die deutschen Museen mit Schmuck bin ich über folgenden Link
gestolpert: “Das private Perlenmuseum” (http://kiezkontakt.de/Kiezkontakt042005.pdf)
In Berlin soll es so etwas geben, und ich weiß nichts davon?
Frauke kennt es auch nicht. Wir beschließen, eine Besichtigung zu machen. Telefonische Anmeldung erbeten! Nach
mehreren Versuchen erreiche ich die Sammlerin Frau Ulzen,
erzähle ihr, dass ich aus Kiel nach Berlin komme und mache
mit ihr für Donnerstag einen Besuchs-Termin um 11.30 Uhr
aus. In Lichterfelde-Süd klingeln wir an der schmiedeeisernen
Tür eines kleinen Schlosses - eine riesige Altbauvilla mit
Türmchen. Eine Tür geht auf, ein aufgeregter Hund rennt an.
Nach kurzer Zeit kommt Frau Ulzen. Als erstes bittet sie uns
auf einen Kräutertee in einen großen Raum mit riesigem
Tisch. Wir werden interviewt und sind schnell auf einer Wellenlänge: Perlen!
Sie zeigt uns ihr Buch; wir blättern, ungläubig. Wieso kennen
wir dieses Buch nicht, haben noch nie davon gehört? Sie gibt
uns ein Faltblatt, damit wir im Forum für ihr Buch werben können. Schon hier haben Frauke und ich das Gefühl, auf einen
Schatz gestoßen zu sein. Dann beginnt die Museumsführung!
Klein-Marion und Klein-Frauke sind im Perlenwunderland!
Ikonen mit Perlen, Hunderte von Wandbildern mit Perlen,
Tragereifen für den Kopf für Wassergefäße aus Afrika, Masken, Kopfbedeckungen, Lampen, Trachten, Tambourirnadeln
mit dazugehörigen Stoffmustern und einer Art Webstuhl, ein
riesiges gewebtes Bild, ganze Herrscherthrone, Stellwände,
ein Diorama einer Stadt, venezianische Perlen, wunderbare
Farben bei Objekten der mexikanischen Huichol-Indianer,
feingestrickte Babymützchen, Pompadours, große kranzartige
Gebilde stellen sich als Grabschmuck heraus... und alles aus
oder mit Perlen!
Mir schwirrt der Kopf! Selbst im Badezimmer der inzwischen
erwachsenen Kinder stehen Perlenobjekte. Und überall Bücher, in Regalen, auf dem Fußboden, auf den Tischen, riesige Räume voller Vitrinen und mit Regalen bestückt. Alle Tische in den Räumen, die sie uns zeigt, sind mit Büchern,
Ebay-Suchlisten, Objekten bedeckt. Am Schluss landen wir
wieder im ersten Raum - es ist die Küche, stellen wir beide
sehr verzögert fest. Große Schränke und eine gigantische
Vitrine mit Geschirr füllen den Raum. An den Wänden
hängen alte Auflauf- und Kuchenformen.
Frau Ulzen zeigt uns ihre Kästen mit kleinen durchsichtigen
Kästchen, die mit Beispielen ihrer Perlen gefüllt sind: Das
kann man bei ihr kaufen, denn sie hat festgestellt, dass sie
die Perlen, die sie besitzt, niemals alle wird verarbeiten können.
Sie hat winzigste Rocailles, meistens alte Perlen aus Böhmen,
in allen erdenklichen Farben, alleine 36 Sorten grün - 1680
verschiedene Arten! Dazu hat sie natürlich auch das passende Garn , chinesische Rollseide in den Stärken 00 bis 24
und Nadeln zum Auffädeln der Winzlinge. Sie verschickt an
Interessenten aufgefädelte Musterstränge. 10 Gramm kosten
4 Euro, ob nun Winzlinge oder größere Perlen bestellt werden.
Zwischendurch erfahren wir noch, dass sie an einem Kinderbuch schreibt, dass es in Berlin im 19. Jahrhundert eine Firma gab, die Stickvorlagen gemacht hat ("Berlin Woolwork").
Sie besitzt ein Perlenmessinstrument namens Lyra, das 100
Jahre alt ist und Perlen bis zur Größe 21 misst. Im Dezember
machen sie eine Ausstellung mit einem Bestattungsunternehmen zum Thema "Grabschmuck aus Perlen". Wir beide
wussten noch nicht einmal, dass es so etwas gibt.
Anfang November bis Mitte Dezember wird das Museum
offen sein, da dann eine Ausstellung über Gablonzer Weihnachtsschmuck stattfindet, bei der man diesen auch kaufen
kann. Wir sehen an einem Plastikweihnachtsbaum kleine
Fahrräder, Wandtafeln und andere Alltagsdinge aus Perlen.
Frau Ulzen bezieht sich immer wieder auf ein altes Buch, das
der Klassiker für sie ist: "Encyclopädie der weiblichen Handarbeiten" von Thérèse de Dillmont - nur noch antiquarisch
erhältlich. Sie wünscht sich, dass nicht zu viel Besuch kommt,
weil ihr dann die Zeit fehlt, ihren eigenen Perlenarbeiten
nachzugehen. Ihre Führungen sind wirklich spannend und
informativ - mehr als vier Menschen sollten aber aus Platzgründen nicht teilnehmen!
Um 15.30 Uhr sind unsere mentalen Festplatten voll. Wir verabschieden uns mit der gegenseitigen Versicherung, dass wir
uns wiedersehen werden.
Bei Frauke schütte ich mehrere Tassen Kaffee in mich hinein.
Wir sind beide völlig aufgeregt, machen uns schnell einige
Notizen und überlegen, wie wir das so ins Forum bringen,
dass alle etwas davon haben und wir trotzdem Frau Ulzens
Wunsch respektieren, nicht von Besuchern überrannt zu werden.
Ich bin schon sehr lange nicht mehr so begeistert, aufgeregt
und regelrecht geschwätzig gewesen. Als ich meinen Mann
abends anrufe, texte ich ihn komplett zu, er hört sich alles
amüsiert an - und sagt am Schluss zu mir; "Hoffentlich kannst
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Du heute nacht schlafen!"
Kann ich nicht - Kaffee und Aufregung bringen mich dazu,
diesen Bericht mitten in der Nacht nach vergeblichen
Schlafversuchen zu schreiben.
Und ich weiß: ich habe nur einen Bruchteil von allem
Erlebten hier wiedergegeben!
Perlenmuseum Ulzen
Boninstr. 5
12207 Berlin (Lichterfelde-Süd)
T: 030 - 712 16 9, Email. [email protected]
Evelyn Ulzen, "Glasperlen - Herstellung und textiler Verbund"
Melete Buchverlag (das ist ihr eigener Verlag!)
ISBN 3-929646-00-5
Kosten: 50 Euro. Das Buch ist im Buchhandel und bei Frau
Ulzen erhältlich!
Sie hat uns das Inhaltsverzeichnis mitgegeben, daher hier
eine kurze Zusammenfassung:
Glasperlen: Wickelperle, Druckperle, Hohlperle, Sprengperle
(hier noch historischer Rückblick, Herstellung, Arten und
Bezeichnungen, Größen, Auffädeln, Rückgang der
Perlenproduktion in Europa)
Perlarbeiten im Wandel der Zeiten
Systematik der Techniken mit Perlen im textilen Verbund:
Einordnen nach Lage der Perlen, Einordnen nach dem textilen Grund, Stricken ( 4 Techniken), Häkeln (3 Techniken für
jeweils Rechts-und Linkshänder), Häkelgalon (Herstellung
schmaler Bänder, Fransen, Posamenten und Spitzen),
Weben (5 Techniken), Sticken (6 Techniken), Tambourieren
(Sticken mit einer Art Häkelnadel im großen Stickrahmen auf
Baumwolltüll, sieht irre aus!), Fädeln (4 Techniken - RAW
nennt sie hier Kleeblatt-Technik)
Literaturverzeichnis (eine Fundgrube!)
Abkürzungen und Pernleinmacherverordnung
MARIPOSA IM SCHLARAFFENLAND
VON MARIPOSA
Dies ist eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit. An manchen Stellen wurde die Story aus
dramaturgischen Gründen vielleicht auch ein ganz klitzekleines bischen ausgeschmückt…
Vor einigen Monaten in einem kleinen Örtchen in der Voreifel, Britta und ich unterhalten uns über (na, was wohl!) Perlen und wo Perle sie herbekommt:
"Hach, ich würde sooo gerne mal bei FeuerMontanGestein
(uns allen bekannter Perlenversandhändler aus USA mit Riesenauswahl und dank günstigem Dollarkurs auch guten Preisen) bestellen, aber die nehmen nur Kreditkarte, und ich habe keine."
"Ja, DA würde ich auch gerne bestellen, aber das rentiert
sich nur, wenn man in die beste Rabattstufe kommt, das ist
ab 200 Packungen. Die kriege ich nienicht zusammen! Ich
kaufe ja immer nur, was ich gerade brauche und habe auch
keinerlei Lagerbestände."
"Ja, das mache ich auch immer so. Was sollte man denn mit
Lagerbeständen? Merkwürdige Idee!"
Stille, Denkpause… Geistesblitz!! Man kann förmlich die Funken fliegen sehen: Wir bestellen zusammen! Und wenn noch
2-3 uns näher bekannte Perlen mitmachen wollen, dann
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klappt das auf alle Fälle mit den 200 Päckchen. Jaa! Das
wäre doch gelacht!
Wir machen einen Abgabezeitpunkt für die Bestelllisten aus
und besprechen, wen wir noch ins Boot holen möchten. Guter Plan!! Ich freu mich schon *hibbel*!
Einige Wochen später bin ich wieder bei Britta zu Besuch.
Sie gibt mir einen Ausdruck Ihrer Bestellliste: 16 Seiten! Ich
gucke auf das letzte Blatt: 222 Teile! Der Wahnsinn!
"Ääähh, Britta! Liebes! Du weißt schon, dass Du nicht alleine
die Rabattgrenze erreichen musst?"
"Jaaaa… hat sich aber einfach so ergeben."
Sie grinst spitzbübisch bis hinter die Ohren. Fairerweise muss
ich jetzt dazusagen, dass das eine Sammelliste von mindestens 5 Personen ist. Und das Geld hat sie überschlägig
auch schon eingesammelt. Super!
Am selben Nachmittag ist zufällig noch Inge zu Besuch, die
bestürzende Neuigkeiten für mich hat:
"Der Bestellzettel fasst nur maximal 250 Zeilen, dann geht
nix mehr." Was mach ich denn jetzt? Damit komme ich
niemals hin! Irgendwann wird mir klar, dass ich mit den
anderen Mitbestellerinnen zusammen locker zweimal 200
Teile zusammenkriege. Ha!! Ab diesem Zeitpunkt bin ich
wieder gaaaanz entspannt. Alles nur eine Frage der Logistik.
Land, ich habe noch nichts von der Lieferung gehört, die Mitbestellerinnen schicken ab und zu eine PN: "Und?? Schon
da?" Ich glaube, die haben Angst, dass ich alles behalte.
Obwohl. Na ja. Wäre eventuell auch eine Überlegung wert.
Ich wische diesen unanständigen Gedanken beiseite.
Anfang September habe ich alle Bestellwünsche zusammen
und unter Mithilfe von Andrea (Danke!!) für die Delicas und
15/0-Rocailles Excel-Tabellen erstellt, um gleiche Farben zusammenzufassen und ggf. Großpackungen zu nehmen. Vorsichtshalber telefoniere ich noch mit der Kreditsachbearbeiterin meiner Bank:
"Hallo, Frau Müller, stimmt es, dass bei ungewöhnlich hohen
Umsätzen der Kreditkartenprovider schon mal sicherheitshalber nachfragt?"
"Ja. Wir lehnen die Zahlung dann manchmal auch ab,
wenn wir meinen, da könnte was faul sein."
Gut, dass ich gefragt habe! Ich beantrage bei der Gelegenheit gleich noch eine Limiterhöhung, und sie macht sich einen entsprechenden Vermerk wegen der geplanten Bestellung. Das wäre geritzt!
Am Freitagabend ist es soweit. Ich setze mich an meine
Computer (Jaaa, zwei! Zwei IP-Adressen, zwei Warenkörbe,
solange man nicht eingeloggt ist! Schlau, was?) und tippe
einen Posten nach dem anderen ein. DAS wollte ich immer
schon mal machen. Ich komme mir vor wie Krösus! Eine halbe Containerladung und fünf Stunden später bin ich fertig
und drucke erstmal alles aus. Und dann gehe ich ins Bett.
Die Mausklicks, mit denen ich fast 2 Monatsgehälter in die
Welt schicke, möchte ich bei vollem Bewusstsein machen.
Endlich haben meine zwei Pakete die Zollabfertigung hinter
sich, mein Mann hat gerade Urlaub und kann sie zuhause
annehmen. Praktisch! Andrea hat schon mehrfach freundlicherweise angeboten, bei der Verteilung zu helfen, aber ich
habe abgelehnt. Das ist doch das Schönste an der Sache,
das möchte ich alleine machen. Da bin ich ganz egoistisch.
Am Samstag sitze ich schon früh am Schreibtisch. Jetzt gilt es!
Erstmal einloggen und das Kundenprofil aktualisieren, ich
will noch die Handynummer angeben. Speichern, ausloggen, fertig. AAAAH!! WAS IST DAS!! MEIN WARENKORB IST
WEG!! Mein Puls beschleunigt sich auf 200 und dann falle
ich in Ohnmacht. Nach erfolgreichen Wiederbelebungsmaßnahmen meines Mannes tröste ich mich damit, dass ich
wenigstens den Ausdruck habe und nun halt den einen Warenkorb noch einmal eingeben muss. Was soll's, kein Beinbruch. Ich setze mich wieder an den PC, logge mich ein und
was passiert: Da isser wieder! Durch das vorübergehende
Einloggen wurde der Warenkorb nur in den persönlichen
User übertragen. Puh! Also, los gehts, durch die Bezahlprozedur durchhanteln, auf den zweiten PC umschalten, das Gleiche noch mal und einige Minuten später sind auch schon
die Bestätigungsmails da. Na dann, warten wir mal, wie lange die Lieferung dauert.
Die Bankerin fiebert mit mir mit und hält mich auf dem Laufenden: "Die Belastung aus USA ist da!" Eine Woche geht ins
Aaah, endlich! Fast wie Weihnachten! Zwei Riesenpakete mit
ca. 20 Kilo Perlen und Zubehör warten auf mich. Ich schlinge das Abendessen runter und bewaffne mich mit Kuli und
Listen. Andächtig öffne ich die erste Kiste. Grünes Seidenpapier leuchtet mir entgegen mit einem Aufkleber in Herzform und der Aufschrift: Packed with Love. Hach, wie goldig!
Ich sortiere mich wie Onkel Dagobert stundenlang durch
Berge von Perlen, Halbedelsteinen und Verschlüssen. Jedes
Päckchen, das ich in die Kiste einer meiner Mitbestellerinnen
legen muss, gibt mir einen winzigen Stich. Wieso muss ich
eigentlich was abgeben? Allmählich geht eine Veränderung
mit mir vor: Ich schrumpfe, meine Haare fallen aus und meine Stimme verändert sich. Ich kann nur noch heiser krächzen:
"Meiin Schaatz!" Alarmiert kommt mein Mann aus dem
Wohnzimmer angestürzt. "Meiin Schaatz!" gifte ich ihn aggressiv an. Er packt mich, schubst mich aus dem Zimmer,
schließt die Tür ab und versteckt den Schlüssel. Ich breche
wimmernd zusammen. Er steckt meinen Kopf unter die Dusche, und nach ca. einer halben Stunde komme ich in eine
Wolldecke gewickelt und mit einer heißen Tasse Tee langsam wieder zur Besinnung. Für heute mache ich besser Schluss.
Am nächsten Abend habe ich mich wieder im Griff, der Rest
der Sortiererei geht ohne Zwischenfälle über die Bühne. Ich
kann sogar am Freitag das erste Päckchen bei Andrea vorbeibringen und abgeben, ohne dass ich in Tränen ausbreche. Am Samstag kommt noch mal eine dicke Prüfung auf
mich zu: Ich bin mit Britta verabredet, die bekommt den Löwenanteil. Aber ich kann erstaunlich gut loslassen. Vermutlich
weil ich weiß, dass die Perlchen in gute Hände kommen.
Einige Tage später sind alle Päckchen verteilt und das Abenteuer ist zu Ende. Ich fühle mich ein wenig einsam. Ich öffne
zum Trost meinen Materialschrank und hole meinen Anteil
heraus. Ein kleiner Berg Tütchen und Schachteln türmt sich
auf meinem Schreibtisch, ich spiele ein wenig mit meinen
Schätzen und wälze in Gedanken die verschiedensten Entwürfe.
Kann es sein, dass ich ein Kratzen im Hals fühle… ?
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