Zeitschrift Perlenhaekeln
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Zeitschrift Perlenhaekeln
VON PERLEN FÜR PERLEN WWW.PERLENHAEKELN.DE Exklusivzeitschrift zum Deutschlandtreffen 2008 in Bebra INTERVIEW mit Perlmutter Silvia PERLIOLITIS Früherkennung und Heilchancen n i e m e h r v e r zw e i f e l n! die ultimativen Anfängertipps MUSEUMSFÜHRER exklusiv Mustersatz für Häkelkugel GALERIE GEFÄDELTES INHALT 2 EDITORIAL MITARBEITERINNEN DIESER AUSGABE 4 WIE ALLES BEGANN Interview mit Silvia 6 MUSTERSATZ FÜR EINE HÄKELKUGEL 7 GALERIE - GEHÄKELTES 8 PERLENHÄKELN Versuch einer historischen Annäherung 12 WARUM IST DIE TOMATE ROT? Tipps zu Farb- und Kompositionslehre 15 KREUZWORTRÄTSEL 16 WICHTIGE TIPPS FÜR PERLENSÜCHTIGE 18 WARNUNG VOR DER PERLIOLITIS INFECTIOSA 19 MUSEEN MIT SCHMUCKSAMMLUNGEN 21 PERLENWUNDERLAND 22 MARIPOSA IM SCHLARAFFENLAND Sämtliche auf den Galerieseiten und der Titel- bzw. Rückseite abgebildeten Modelle sind von: Bluepearl, Frauke, Inge, Marion, Mariposa, Perline, Tibouchine und Topo. 2 EDITORIAL MITARBEITERINNEN DIESER AUSGABE Liebe Leserinnen und Leser, so! Nun ist es soweit. Ihr haltet sie in Händen. Unsere Zeitschrift zum Event! Anke / Bluepearl Als Silvia vor einigen Monaten auf mich zukam und fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit einem Team Gleichgesinnter eine Zeitung (Broschüre, Heftl, wasauchimmer) zu gestalten, die gleichzeitig zu unserem Treffen in Bebra veröffentlicht werden sollte, war ich im ersten Moment sprachlos (das glaubt mir ja jetzt eh' wieder niemand). Meine spontanen Gedanken: Welche Ehre! Aber nur 3 Monate Zeit, wer könnte sonst noch mitmachen? Was bringt man? Geschichte und Geschichten über die Website? Bilder? Gedichte? ….In wenigen Minuten war ich schon von der "wie kommt sie denn auf mich"-Phase in die Planung eingetreten. Innerhalb von nur einer Woche waren die weiteren Mitstreiterinnen gefunden, Themen ausgesucht, Aufgaben verteilt, Fristen ausgemacht. Und ich kann Euch sagen, das war wirklich ein TTT (= total tolles Team)! Alle, egal ob "Bebra-Mitfahrerinnen" oder "Leider-Zuhause-Bleiberinnen" waren mit viel Engagement dabei und ich finde, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Uns hat die Arbeit an der Zeitschrift viel Spaß gemacht. Wir hoffen natürlich, wir haben bei der Themenauswahl auch Euren Geschmack getroffen und wünschen Euch viel Freude beim Lesen. Elvira / Liloma Marion Inge Sigrid / Topo Daniela / Tibouchine Irmi / Perline Bis bald in Bebra, bei einem Regionaltreffen oder im Forum Eure Mariposa / Martina Martina / Mariposa 3 WIE ALLES BEGANN VON PERLINE UND TOPO I N T E R V I E V M I T S I L V I A , D E R G R Ü N D E R I N D E R W E B S I T E W W W . P E R L E N H A E K E L N . D E U N D D E S Z U G E H Ö R I G E N F O R U M S Frage: Es gibt sehr viele aufwändige und schöne Handarbeitstechniken. Warum hast Du Dich gerade für das "Perlenhäkeln" entschieden? Antwort: Ich habe zuerst gefädelt (gekaufte Ketten verlängert), dann die erste Schlauch-Netzkette gefädelt und mir die Finger dabei zerstochen. Als ich entdeckte, dass man Schlauchketten häkeln kann, wusste ich: Das ist meine Technik. Frage: Glaubst Du, dass die Technik "Perlenhäkeln" eine wirkliche/echte Sucht werden kann, wie wir oft im Scherz behaupten? Antwort: Nach meiner Erfahrung ebbt die erste Suchtwelle nach 70100 Ketten ab. Danach stabilisiert man sich und fertigt in kontrolliertem, gemäßigtem Tempo. Frage: Wie bist Du überhaupt darauf gestoßen? Antwort: Ich sah ein Foto im Internet von einer Häkelkette. Ich habe tagelang recherchiert, um eine brauchbare deutsche Anleitung für Häkelketten zu finden. Damals gab es keine. Deshalb habe ich eine ins Internet gestellt, nachdem ich herausgetüftelt hatte, wie es geht. Das war der Anfang der sog. Hauptseite (www.perlenhaekeln.de), wo Fotos selbst gefertigter Ketten mit ihren Anleitungen gezeigt werden können. Das Forum (www.perlenhaekeln-forum.de) zum "Unterhalten" kam einige Monate später dazu. Frage: Was waren die Hauptschwierigkeiten beim Aufbau Deines ersten Perlenhaekeln-Forums? Antwort: Es erwies sich als zu klein und unkomfortabel. Ein umfangreicheres Forum war schnell notwendig. Da ich, seit ich vor fast 25 Jahren meinen ersten Computer bekam, verschiedene Programmiersprachen lerne und anwende, lag und liegt für mich der Reiz und die Aufgabe darin, den Programmcode und die Datenbank unseren Bedürfnissen anzupassen. Die Wünsche sind vielfältig und umfangreich. Ich verbinde somit zwei Interessensgebiete miteinander. Frage: Was gefällt Dir im Forum am meisten? Antwort: Die Kommunikations- und Kontaktfreudigkeit der Mitglieder. Sie helfen und unterrichten sich untereinander, auch wenn sie dafür lange Fahrtstrecken in Kauf nehmen müssen. Es sind viele Freundschaften entstanden und ich unterstütze es, dass die Kontakte nicht nur auf 4 Foto: Silvia, Gründerin von www.perlenhaekeln.de virtueller Ebene stattfinden. Einige wenige perlende Männer haben sich inzwischen ebenfalls zu uns gesellt und sind herzlich willkommen. Frage: Mittlerweile ist das Forum weit über die europäischen Grenzen bekannt. Was für ein Gefühl ist das für Dich? Antwort: Es freut mich, dass sich die fast vergessene Technik des Perlenhäkelns in anderen Ländern wieder durchsetzt und perlenhaekeln.de dazu beiträgt. Das Verhalten in Foren ist in jedem Land verschieden. Internationale Mitglieder, die zu uns stoßen, können eine große Bereicherung sein oder können aus Unwissen oder anderen Gepflogenheiten Verwirrung stiften. Wenn die fremdsprachlichen Beiträge stark zunehmen, könnte ich mir einen "internationalen Bereich" innerhalb des Forums vorstellen. Frage: Webspace ist mittlerweile zwar nicht mehr so teuer wie z.b. vor 10 Jahren, trotzdem verschlingen die Fotos, Anleitungen und Beiträge im Forum sicher einiges an Plattenplatz und das Betreiben der Domäne ist sicher ebenfalls nicht kostenlos. Wie finanzierst Du das? Antwort: Im Laufe das Jahres melden sich Frauen bei mir, die fragen: "Wie ich kann das Forum unterstützen?". Wenn die Rechnung für das neue Jahr kommt, schreibe ich 5-6 dieser Frauen an und wir teilen uns die Gesamtsumme. Frage: Hast Du schon mal daran gedacht, von den Mitgliedern eine Art "Mitgliedsbeitrag" zu erheben? Antwort: Wenn ich Geld einnehme, durch Beiträge oder Werbung, verliere ich den nicht-kommerziellen Status von perlenhaekeln.de. Ich möchte und kann mich nicht mit Lizenzen und gewerblichen/steuerlichen Themen beschäftigen. Das ist übrigens eine Absprache, die ich mit meiner Familie habe. Es muss alles im Hobbybereich bleiben. Frage: Du musst das Forum nicht ganz alleine betreuen und hast schon lange ein kleines Team zusammengestellt, welches sich um administrative Tätigkeiten und "Sauberkeit" im Forum kümmert. Bist Du mit Ihrer Arbeit zufrieden? Antwort: Ich werde enorm entlastet. Wie alle Teams mussten wir unsere Grenzen abstecken; klare Zuständigkeitsbereiche sind wichtig und werden eingehalten. Ebenso klappt bei Bedarf eine interne Vertretung reibungslos. Ich bin meinen CoAdministratorinnen und Event-Organisatorinnen dankbar und möchte weiterhin nach diesem Prinzip arbeiten. Jedes Mitglied, das eine Idee für eine Aktion hat, kann sie im Forum vorstellen und wenn möglich die Organisation übernehmen. Frage: Was stört Dich am meisten am täglichen "Forumsalltag"? Antwort: Das Kontrollieren und Beachten der Copyright-Bestimmungen. Manchmal denke ich, wir sind strenger als nötig. Andererseits kann mir meist niemand verbindlich sagen, wie in bestimmten Punkten die korrekte Vorgehensweise ist. Ich würde mir eine fortlaufende qualifizierte juristische Beratung wünschen. Frage: Was unterscheidet Deiner Meinung nach Dein Forum von anderen, ähnlichen Foren? Wie würdest Du die Abgrenzung definieren? Antwort: Das Weitergeben von Handarbeits-Wissen, was der Schwerpunkt von perlenhaekeln.de ist, zieht sich bis ins dazugehörige Forum. Das freut mich besonders. In anderen Foren gibt man nicht gern etwas preis. Dabei ist entsprechendes Wissen jahrtausendelang von Frau zu Frau weitergegeben worden; gerade jetzt, wo uns das Internet die ideale Plattform dazu bietet, sollte sich das nicht ins Gegenteil verkehren. Frage: Wie wichtig ist für Dich das Thema "Anonymität" und "Datenschutz" im Forum? Antwort: Wir geben Namen und Daten von Mitgliedern nicht heraus. Wir halten die Regeln ein, die der Forum-Standard vorgibt. Mitglieder haben die Möglichkeit das Forum zu verlassen und ihre Daten und Beiträge zu löschen. Das läuft problemlos und war nie ein diskussionsbedürftiges Thema. Frage: Wie sieht Dein Leben abseits vom Forum aus? Antwort: Seit meine Kinder erwachsen sind, arbeite ich vormittags bei einem Sozialdienst für psychisch kranke Menschen und nachmittags beim Volkshochschulverband, wo ich 5 PC-Arbeit mache. In der Mittagspause wechsle ich per Straßenbahn den Arbeitsplatz. Über den Arbeitstag hinweg bewege ich mich in zwei meiner Interessensgebiete. Jeder Tag geht erfüllt und schnell herum. MUSTERSATZ FÜR EINE HÄKELKUGEL Frage: Kannst Du sagen, wie sehr dein "reales Leben" Deine Rolle im Internet beeinflusst oder umgekehrt? Exklusiv für unsere Leserinnen und Leser hat Inge diese Anleitung zu einer Häkelkugel entworfen. Unser Redaktionsteam durfte eifrig probehäkeln, bis der Entwurf schließlich zur Serienreife freigegeben wurde. Viel Spaß beim Nacharbeiten! Antwort: Ich bin eine Internet-Nutzerin der ersten Stunde, war im "Vorläufer" des Internets, dem Usenet und habe über die Auswirkungen des virtuellen Daseins auf den Menschen ein Buch geschrieben, das inzwischen veraltet und nicht mehr erhältlich ist. Zudem ist heute ausreichend bekannt, dass es z. B. Chatsucht gibt, dagegen ist Perlensucht übrigens allemal besser! VON INGRID Frage: Was wäre für Dich ein Grund, mit dem Perlenhäkeln aufzuhören oder das Forum zu schließen? Antwort: Das Forum würde ich schließen oder abgeben, wenn ich rechtliche Schwierigkeiten bekommen würde. Das Arbeiten mit Perlen hat den Vorzug, dass man das Ergebnis sein ganzes Leben lang gebrauchen und tragen kann. Außerdem gibt es unendlich viel, was ich noch nicht ausprobiert und gelernt habe. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, jemals mein Perlen-Hobby aufzugeben. Foto: Beispiel für eine Häkelkugel nach Ingrids Vorlage 6 GALERIE - GEHÄKELTES 7 PERLENHÄKELN DER VERSUCH EINER HISTORISCHEN ANNÄHERUNG VON BLUEPEARL Beim Beschäftigen mit Perlenhäkeleien stellt sich irgendwann auch die Frage: In welcher Tradition steht dieses Kunsthandwerk überhaupt? Foto: Alte gehäkelte Geldkatze Häkeln mit der Nachahmung venezianischer Reliefspitze einen Höhepunkt. D a ist einerseits die Technik des Häkelns, deren erste Ursprünge schon aus ägyptischen Grabfunden dokumentiert sind. Man hat spitzenähnliche Gebilde gefunden, von denen man annimmt, dass sie aus gedrehter Baumwolle mit den Fingern zu Schlaufen verhäkelt worden sind. Auch Fischernetze aus vorchristlicher Zeit werden als Vorläufer der Häkeltechnik benannt. Und es gibt Hinweise, dass schon Hir8 ten in den ersten nachchristlichen Jahrzehnten einfach verzwirnte Schafwolle mit geschnitzten Stöcken oder Knochen verhäkelt haben sollen. In einem alten Werk über die Textilkünste wird der Ursprung des Häkelns mit einer Häkelnadel und verschiedenen Maschenarten auf das Mittelalter datiert. Üppigere Häkeleien entwickelten sich Anfang des 19. Jahrhunderts und besonders in Irland erlebte das Während das arme Volk sich fast ausschließlich des Strickens bediente, um z.B. Socken oder andere Kleidungsstücke herzustellen, waren Häkeleien den Wohlhabenden vorbehalten, wo es auch um die Verzierung von Kleidung oder Gegenständen im Haus ging. Häkeln wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch nicht in den Schulen gelehrt. So fehlen auch Muster- und Übungsarbeiten aus dieser Zeit. Dem Stricken, Weben, Nähen und Spinnen kam eher als dem Häkeln die Bedeutung zu, auch als Möglichkeit eines späteren Broterwerbs zu dienen. Textile Techniken, deren Ausübung nicht mit Erwerbstätigkeit verbunden waren und deshalb als untergeordnete Beschäftigung eingestuft wurden, erhielten als unterscheidendes Merkmal zu den sogenannten "einfachen" Arbeiten das Attribut “fein" und hatten primär schmückende Funktion, waren nicht zweckorientiert und somit ein Privileg feiner Mädchen. Das Häkeln war in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts daher auch wenig verbreitet. Noch 1847 definierte Jenny Lambert im Vorwort ihres "Neuen Häkelbuches" das Häkeln als "eine auf einer gekrümmten Nadel ausgeführte Manier zu stricken." Sie regte an, diese Technik im Schulunterricht zu lehren, wie es in England schon üblich war. Häkelarbeiten zählten zu den Luxusarbeiten, nur Damen der wohlhabenden Stände häkelten und zwar ausschließlich zum eigenen Gebrauch oder für Geschenke oder Liebesgaben. Aber wann kommen denn nun die Perlen ins Spiel? Der Siegeszug der Stickperlen begann im Mittelalter, wo sie sowohl im sakralen wie im profanen Bereich eingesetzt wurden, um Altartücher, liturgisches Gerät und Gewänder, Krönungsmäntel und Kleidung des Adels zu zieren. Seit dem 14. Jahrhundert war die Perlenproduktion nicht nur auf das venezianische Murano beschränkt, sondern ab 1472 auch in Nürnberg bekannt und ab dem 16. Jahrhundert gab es Perlenherstellung in Böhmen, Tirol, den Niederlanden und Hessen. Während zumeist Perlenstickarbeiten, z.B. auch in den niedersächsischen Klöstern von Nonnen angefertigt wurden, verlagerte sich die Produktion von Perlenarbeiten im 17. Jahrhundert in die privaten Haushalte. 1666 erscheint in Nürnberg ein Musterbuch von Helena Rosina Fürst "von schönen Nädereyen, Ladengewürk und Paterleinsarbeiten" mit Vorlagen für Perlenarbeiten, dies waren erstmals keine Perlenstickereien mehr, sondern sie spricht von "Baderleins Genür und Geschling". Im 18. Jahrundert erscheint das "Lehrbuch für weibliche Handarbeiten", das Anna Magdalena Braun herausgibt, um ihre Tochter in die Fähigkeiten einzuführen, die sie selbst von Großmüttern, Tanten, Mutter etc. erworben hat. Es sind "Anleitungen für Spitzen- nehen, Würken und andere Kunstarbeiten" . Im 19. Jahrhundert schließlich blieb kaum ein Gegenstand des täglichen Gebrauchs von der Glasperle verschont, deren geringer materieller Wert und ihre Beständigkeit in Form und Farbe ihrer Popularität Vorschub leisteten. Damit waren die Grundlagen für das Perlenhäkeln in Mitteleuropa gelegt. Wie wenig verbreitet das Perlenhäkeln bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war, zeigt sich an der vergleichsweise geringen Zahl der in dieser Technik in Süddeutschland gefertigten Taschen und Beutel. Während das Stricken mit Glasperlen im 19. Jahrhundert hochmodern wird, ist zu dieser Zeit nur vereinzelt mit Glasperlen gehäkelt worden. Es wurden vorwiegend Beutel und Taschen oder auch Geldkatzen gefertigt. Für die Endstücke der Zugschnüre , die an die Perlenbeutel - auch an die gestrickten montiert wurden, kamen sowohl Quasten als auch perlenumhäkelte Kugeln zum Einsatz. Kommerziell wurden Perlentaschen besonders in Schwäbisch Gmünd in Heimarbeit hergestellt. Josefine Neher (gestorben 1826) lieferte Muster und Zeichnungen als Vorlage für die Heimarbeiterinnen. Männer und Söhne fädelten die Perlen danach auf, zumindest während der Wintermonate, während Mütter und Töchter die Strickarbeiten ausführten, wobei sie etwa 23 Wochen für eine Tasche benötigten. Die Montage der Taschen erfolgte in den Gmünder Werkstätten, die auch den Vertrieb übernahmen. Dieser erfolgte über Messen in Braunschweig, Prag, Frankfurt/Main, Frankfurt/Oder, Leipzig, Nürnberg und Regensburg. Verkauft wurden diese Taschen auch in die USA und nach Übersee, aber auch bei Juwelieren in deutschen Urlaubsorten an der Nordsee und in Bayern kamen sie in den Verkauf. Auch die Niederlande führten diese Taschen im größeren Stil ein, da am Gürtel getragene Perlentaschen zu den verschiedensten niederländischen FrauenTrachten gehörten. Hierfür wurden eigens Taschen mit Kachelmotiven in blau-weiß angefertigt und den nun auch gedruckten, erhaltenen Vorlagen kann man entnehmen, dass holländische Widmungen eingefügt wurden. Dass diese Taschen auch in Schwäbisch Gmünd entstanden und nicht etwa in den Niederlanden, erkennt man einerseits an den in Landschaftsszenen dargestellten, typisch süddeutschen Häusertypen und der für die Niederlande untypischen, bergigen Landschaft. Die erhaltenen gehäkelten Exemplare der Perlentaschen unterscheiden sich von den gestrickten sowohl im Entwurf als auch im verarbeiteten Material. Oft wurde als Futter Seide verwendet, was bei der gestrickten Serienware nicht vorkam. Obwohl das Perlenhäkeln durch das Erscheinen von Anleitungsbüchern in den 50er Jahren beliebter wird, sind die Häkeltaschen anders als die gestrickten Perlentaschen und -beutel keine Serienware, sondern Luxusarbeiten, bei denen der Entwurf des Musters, das Auffädeln (Fassen) der Perlen und die Häkelarbeit sowie die Endfertigung in einer Hand lagen. Es erschienen 1859 z.B. eine Anleitung für einen gehäkelten Glockenzug aus böhmischen Glasperlen und 1860 eine Anleitung für eine gehäkelte Börse, so dass die an Handarbeiten interessierten Damen des Biedermeiers solche Gegenstände für den Hausgebrauch nacharbeiten konnten und damit den Rückzug ins Private verbunden mit einer sinnvollen Beschäftigung demonstrierten. Obwohl das Perlenhäkeln, was die Anzahl der Nadeln angeht, technisch einfacher erscheinen mag als das kom9 Foto: Zeitgenössisches türkisches Täschchen. Palästina, im Irak und sogar in Algerien verbreitet. merziell genutzte Stricken, wiesen die gehäkelten Beutel und Taschen größere Qualitätsdefizite auf als die gestrickten. Die gehäkelten Motive ließen sich nicht ohne Verzerrung wiedergeben, was durch den Versatz beim Häkeln bedingt war. So ist es nicht verwunderlich, dass vorwiegend Blumenmuster, bei denen leichte Verzerrungen eher toleriert werden konnten, als Motiv der Vorzug gegeben wurde. Motive mit achsensymmetrischer Platzierung der Perlen wie bei architektonischen Darstellungen z.B. waren mit Häkeltechniken nicht darstellbar. Stahlperlen, die in Sheffield produziert wurden, waren ab dem späten 18. Jahrhundert in Mode. Sie zierten Geldkatzen, Taschen und Beutel und waren wegen ihrer Farbe auch für Trauerschmuck gefragt. Ein späteres Beispiel einer gehäkelten Geldkatze mit Stahlperlen zeigt Bild 1. Geldkatzen waren Börsen, die von Männern wie Frauen am Gürtel getragen wurden und durch einen Doppelring in der Mitte geschlossen wurden. Der Mittelteil wurde ohne Perlen in Filethäkelei ausgeführt. Mit dem wachsenden Perfektionsanspruch im 20. Jahrhundert verschwanden die gehäkelten Perlentaschen im Württembergischen. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahr10 hunderts wurde Göppingen zum Zentrum der kommerziellen Perlenstrickerei. Hier wurden erstmals auch modernere Muster benutzt, für die Künstler aufgerufen wurden, Vorlagen zu entwerfen und der Herstellungsablauf sowie das Vertriebssystem wurden perfektioniert. Das Perlenhäkeln jedoch verkam zur reinen Freizeitbeschäftigung, deren Qualität nicht mehr an die Mitte des 19. Jahrhunderts herankam. Dazu trugen fertig gefasste Perlarbeiten bei, die aus groben Perlen bestanden und von der Käuferin nur noch gehäkelt werden mussten. Die Feinheit früherer Zeiten ging verloren. Eine andere Wurzel des Perlenhäkelns liegt in Südost-Europa, auf dem Balkan und in Vorderasien. In Südost-Europa ist das Perlenhäkeln eine traditionelle Technik, die seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts im Osmanischen Reich verbreitet war. Hierzu gehörten z.B. die gehäkelten Perlengürtel der bulgarischen Frauentracht und die perlengehäkelten Taschenuhrenhalter der Männertracht. Auch Bezüge für hölzerne Trinkflaschen wurden in der Technik der Perlenhäkelei hergestellt. Im 19. Jahrhundert war das Perlenhäkeln beeinflusst durch die Mode - in Teilen der Türkei, Griechenlands, Bulgariens und Albaniens, in Mazedonien, Syrien, Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurden gehäkelte Geldbeutel und Täschchen in flacher sowie Armbänder, Ketten und Schlangen in tubulärer Perlenhäkelei hergestellt. Das Sujet "Schlange" war so beliebt, weil diese Tiere in Südost-Europa als Fruchtbarkeitssymbol galten und die gehäkelten Abbilder Glücksbringer waren. Adele R. Recklies hat diesem Thema ein Buch gewidmet: "Bead Crochet Snakes", in dem sie insbesondere dem Phänomen der gehäkelten Schlangen, die im 1. Weltkrieg in britischen Gefangenenlagern entstanden, auf den Grund geht. Diese Schlangen waren, wie den obigen Ausführungen zu entnehmen ist, eine Fortsetzung der Häkeltradition des Osmanischen Reiches. Der Vertrieb und die Perlenbeschaffung erfolgten unter der Leitung von Gefangenen-Hilfsorganisationen. Besonders die gehäkelten Schlangen oder Eidechsen der Kriegsgefangenen aus dem 1. Weltkrieg sind heute begehrte Sammlerobjekte. Sie sind gekennzeichnet durch Zickzack- oder Diamantmuster und ihren einfarbigen, hellen Bauch mit entsprechender Inschrift wie z.B. "Turkish Prisoner". Hier am Bauch erfolgten auch die Zu- bzw. Abnahmen, die die schlangentypische Form ergaben. Ausgestopft wurden die Reptilien mit Wollresten. Die heute als Antiquitäten gehandelten Schlangen werden oft als victorianisch oder original-amerikanisch angesehen, ihr Ursprung liegt jedoch in den briti- schen Gefangenencamps, vornehmlich auf der Isle of Man oder in ägyptischen Lagern des 1. Weltkriegs. Daneben wurden Schlangen in den Dörfern Südost-Europas von Frauen als Utensil für den Reihentanz - und zu diesem Zweck mit Halteschlaufen am Maul versehen - oder als Verlobungsgeschenk gehäkelt, und es wurden in Umfang, Muster und Perlengröße weniger aufwändige Exemplare als Souvenir für den Verkauf auf Märkten angefertigt. Dies ist z.B. von Mazedonien und Griechenland bis etwa 1970 überliefert. In Südost-Europa wurden auch die Ränder von Tüchern und Überwürfen mit Perlenhäkeleien verziert und z.B. auch Täschchen gehäkelt. Auch heute stellen zivile Gefangene in der Türkei und Griechenland noch kleine, z.T. auch gehäkelte Perlenarbeiten her, um sich die Zeit zu vertreiben und um etwas Geld zu verdienen. Im Irak sollen Perlenarbeiten von Gefangenen auch noch unter dem Sadam-Hussein-Regime ausgeführt worden sein. In der Türkei ist das Perlenhäkeln noch immer verbreitet. Ein Zeugnis aus unserer Zeit zeigt Bild 2. Dieses Täschchen, in Form, Größe und Randgestaltung genau den Täschchen entsprechend (siehe A. Recklies: Bead Crochet Snakes, S. 16, 18), die seit Beginn des 20. Jahrhunderts von türkischen Frauen oder von Gefangenen als Souvenirs gehäkelt wurden, fertigte eine junge Türkin auf Föhr, die schon in der zweiten Generation in Deutschland lebt. Die Tasche ist in Tunesischer Häkeltechnik gefertigt. Besonderer Erwähnung bedürfen in diesem Zusammenhang natürlich auch die Perlenarbeiten aus den Wiener Werkstätten, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden. Diese Werkstätte war nach dem Vorbild der briti- schen Arts and Crafts Bewegung 1903 entstanden, und ihr Ziel war die Erneuerung des Kunstbegriffs auf dem Gebiet des Kunstgewerbes. Es gab eine enge Zusammenarbeit mit der Wiener Secession und der Wiener Kunstgewerbeschule. Hier sollten entscheidende Schritte zur Neuorientierung des Kunsthandwerks unternommen werden und eine Abkehr von bloßer Imitation historischer Vorbilder erreicht werden. Die Modeabteilung wurde 1909 eingerichtet und der Wiener Werkstätte angegliedert. Auch hier entstanden Perlenbeutel, deren Auflagenhöhe sich heute nicht mehr einwandfrei beziffern lässt; ebenso entstanden Perlengürtel und Ketten. Die Entwürfe wurden von Mitgliedern der Werkstätte geliefert und von Heimarbeiterinnen ausgeführt. Im Bereich Schmuck sind hier Felice Rix und Max Snischek als Künstler hervorzuheben. Beide schufen gehäkelten Perlenschmuck in neuem, modernem Design. Ihre farbenfrohen Lariate und Kugelketten sind in der Mode-Sammlung des Historischen Museums Wien archiviert, aber leider nur beschränkt dem Publikum zugänglich. Die Herstellungstechnik der Perlenbeutel ist in den Listen der Wiener Werkstätten nicht angegeben, aber es werden sowohl gestrickte als auch gehäkelte Arbeiten genannt. Die Dekore der Perlenarbeiten der Wiener Werkstätten unterschieden sich deutlich von denen der zeitgleich in Württemberg entstandenen Arbeiten, die doch immer wieder auf Biedermeier-Röschen zurückgriffen. Kleinteilige Muster mit floraler oder geometrischer Ornamentik, starke Kontraste zwischen Einzelmotiven oder ein rein pastellfarbener Entwurf, Anlehnungen an Bühnenentwürfe, stark stilisierte Motive - all dies war bei den Wiener Dekoren möglich. häkeln sehr populär. Es entstanden lange Ketten, die der Mode der langen, schlanken Figur entsprachen. Die Ketten wurden zu langen Tunika-Kleidern als Sautoirs getragen. Entweder waren diese Modeschmuck-Ketten Frauenhandarbeit oder sie waren von der Firma Perli in Schwäbisch Gmünd hergestellt. Anfangs entwarf und häkelte die Firmengründerin Martha (Marga) May persönlich die Sautoirs oder Kugel-Ketten aus tschechischen Glasperlen. Eine Vielzahl von Anleitungen zum Perlenhäkeln erschien in Magazinen und regte Frauen an, selbst Häkeltaschen oder Schlangenarmbänder herzustellen. Nach 1930 jedoch ließ das Interesse an Perlenhäkeleien in Mitteleuropa und Amerika nach. Das veränderte Rollenbild der Frauen, die wirtschaftliche Lage, die Verfügbarkeit billiger Manufakturware, später der 2. Weltkrieg und Mangel an "freier Zeit" waren Gründe und Ursachen für den Rückgang des Häkelns und insbesondere des Perlenhäkelns. Erst seit 1980 erlebt das Perlenhäkeln einen neuen Boom, sowohl in Deutschland, Österreich, den USA als auch in Großbritannien und Japan. Besonders die Schlauchhäkelketten mit verschiedenen Mustern feiert ein Comeback. Dazu tragen Publikationen mit Anleitungen sowie auch das Internet z.B. mit www.perlenhaekeln.de bei. In den 20er Jahren war das Perlen11 WARUM IST DIE TOMATE ROT? VON TIBOUCHINE Warum können wir Farben sehen? Wie wirken Farben auf uns? Wie können wir unser Wissen über die Farben zur farblichen Gestaltung unseres Perlenschmucks nutzen? Welche Inspirationsquellen können wir uns zunutzen machen? Was ist Farbe? Farbe ist eine Sinnesempfindung, die ausschließlich im Gehirn des Betrachters stattfindet. Die Welt selbst ist farblos. Zum Sehen von Farben benötigen wir das Licht. Ein weißes Blatt Papier sieht nur dann weiß aus, wenn ich es mit weißem Licht beleuchte. Nehme ich rotes Licht, sieht es rot aus, bei Abwesenheit von Licht wirkt es schwarz. Farbe ist also keine Materialeigenschaft. Sie hängt ab von der Beleuchtung und von den Reflektionseigenschaften des Materials. Eine Tomate ist nicht folglich rot; sie erscheint uns lediglich rot, sobald sie von Licht getroffen wird. Die Oberfläche der Tomate "verschluckt", bzw. absorbiert alle Farbanteile des Lichts außer dem roten Licht, das nach außen reflektiert wird. Dieses Restlicht ist selbst keine Farbe. Es dient lediglich als Informationsübermittler, der, wenn er als Lichtreiz unser Auge erreicht, entsprechenden Hirnzentren veranlasst, eine Farbempfindung oder einen Farbeindruck zu produzieren. Trifft übrigens der gleiche Reiz auf das Auge eines Farbenblinden entsteht eine völlig andere Farbempfindung. genbogenfarben" genannt zerlegt. Der Grund hierfür ist, dass sich die Lichtstrahlen in unterschiedlichen Winkeln brechen. Im optischen Spektrum schwingen verschiedene, elektromagnetische Wellen, die in unseren Augen unterschiedliche Farbwahrnehmungen erzeugen. Rotes Licht besitzt eine eher lange Wellenlänge, blaues Licht eine eher kurze. Im optischen Spektrum des Lichts sind jedoch nicht alle Farben der gängigen Farbkreise und Farbsysteme enthalten. Durch eine Mischung mehrerer farbiger Lichter aus dem optischen Spektrum kann auch wieder weißes Licht erzeugt werden. Die Wahl der Farbe Es gibt keine richtige und auch keine falsche Kombination von Farben. Richtig ist aber, dass unterschiedliche Farbkombinationen auch unterschiedlich auf uns wirken. Am anschaulichsten wird dies anhand des Farbkreises. 12 Die sich an das Mitteldreieck anschließenden Rand-Dreiecke (alle zusammen bilden ein regelmäßiges Sechseck) zeigen die durch subtraktive Farbmischung erhältlichen Sekundärfarben: Grün (links; Mischung aus den Primärfarben blau und gelb) Violett (unten; Mischung aus den Primärfarben blau und rot) Orange (rechts; Mischung aus den Primärfarben gelb und rot) Dazwischen liegen die Farben dritter Ordnung, welche sich aus jeweils einer Farbe erster und einer Farbe zweiter Ordnung zusammensetzen: Gelb + Orange = Gelborange Rot + Orange = Rotorange usw. Das Spektrum Licht ist also eine physikalische Erscheinung, die einen Reiz auf das Auge ausübt. Lenkt man weißes Licht durch ein prismenförmig geschliffenes Glas (ein Prisma ist nichts anderes, als ein “künstlicher Regenbogen), wird es an den beiden Grenzflächen 2 Mal gebrochen und in verschiedenfarbige Lichtstrahlen (Spektralfarben, auch “Re- eck) aus den drei Grundfarben Cyan (blau; links), Magenta (rot; rechts) und Gelb (oben) auf. Die Farben dieses Dreiecks werden auch Primärfarben oder Farben erster Ordnung genannt. Als Primärfarben dürfen nach Itten nur ein mittleres Gelb, das weder rötlich noch grünlich sein darf, ein mittleres Rot, das weder gelblich noch bläulich sein darf und ein mittleres Blau, das weder rötlich noch grünlich sein darf, ausgewählt werden. Ansonsten ist die Mischung sämtlicher Buntfarben nicht mehr möglich. Der 12-teilige Farbkreis nach Johannes Itten baut sich von der Mitte her (Drei- Farbharmonien Harmonische Farbzusammenstellungen werden von uns als besonders angenehm und beruhigend empfunden. Eine Komposition aus Farben, die miteinander harmonieren, erzeugt in uns ein positives Gesamtes. Farben, die nicht miteinander harmonieren, erzeugen eine Disharmonie, die beim Betrachten Abneigung hervorruft. hen, wirken sie auf das menschliche Auge besonders “passend”. Das liegt daran, dass die Mischung von komplementären Farben die Farbempfindung “grau” erzeugt. Dieser Simultankontrast lässt sich einfach nachweisen: Wenn wir intensiv auf einen roten Kreis blicken, dann nach einer Weile auf ein weißes Blatt gucken, dann entsteht dort ein schwacher grüner Kreis. Wie erziele ich harmonische Farbgestaltungen? Die Kombination von Nachbarfarben im Farbkreis (z.B. grüngelb) erzielt eine harmonische Farbwirkung. Ein anderer Kontrast, der Hell-Dunkel-Kontrast, wird durch den unterschiedlichen Remissionswert der Farben (also durch die Menge des Lichts) bestimmt. In einer Graureihe besteht der größte Unterschied zw. Schwarz und Weiß. Auch Kombinationen von ein- und derselben Farbtemperatur haben diesen Effekt. Bei der Kategorisierung von Farben unterscheiden wir zwischen “warmen” und “kalten” Farben. Damit ist die psychologische Wirkung von Licht und Farbe gemeint. Bei Farbtönen mit blauen und grünen Farbanteilen wird Kälte, bei roten und orangen Farbtönen Wärme empfunden. Vereinfacht: Alle Farbtöne, die Blau enthalten, werden als kalte Farben und alle, die Rot enthalten, als warme Farben klassifiziert. Beispiel Farbharmonie warmer Farben: Bei den Buntfarben hat Gelb den höchsten und Violett den niedrigsten Remissionswert. Dadurch ist der Kontrast Gelb Violett bei den bunten Farben der Größte. Enthält ein Farbton mehr Weißanteile, wird mehr Licht reflektiert und er erscheint somit heller. Eine weitere harmonische Variante besteht in der Kombination von bunten mit unbunten (getrübten Farben), z.B. Blau mit verschiedenen Graustufen. Farbtemperatur-Kontraste Kontrasteffekte durch die gezielte Verwendung von warmen und kalten Farben wurden vor allem von den Malern des Impressionismus eingesetzt. Kalte und warme Farben verhalten sich bei gleicher Helligkeit so, dass die warmen Töne (z.B. rot, orange) nach vorne kommen und die kalten Töne (z.B. blau) nach hinten fallen. Auf diese Weise kann gezielt ein räumlich wirkender Tiefeneffekt erzeugt werden. Farbkontraste Quantitätskontrast Andere koloristische Effekte können wir erzielen, indem wir ganz bewusst zu Farbkontrasten greifen. Eine spannungsvolle, kontrastierende Wirkung erzeugt man besonders durch den Einsatz von "Komplementärfarben", das sind die Farben, die sich im Farbkreis gegenüberliegen. (z.B.: rot-grün, blauorange, gelb-violett). Obwohl diese Farben im deutlichen Kontrast zueinander ste- Die Wirkung einer Farbe hängt ab von ihrer Leuchtkraft und von ihrer Flächengröße. Der Quantitätskontrast bezieht sich auf das Größenverhältnis von 2 oder mehreren Farbflächen zueinander. Beispiel Farbharmonie kalter Farben 13 Qualitätskontrast Dieser Kontrast sucht gezielt den Gegensatz von gesättigten (reinen) und verhüllten (getrübten) Farben, z.B. blaugrau Durch die Kombination dieser beiden Farben gewinnen die gesättigten Farben an Leuchtkraft. Als Sättigung wird der Grad der Buntheit einer Farbe bezeichnet. Je reinbunter die Farbe ist, desto gesättigter ist sie. Wird sie z.B. mit ihrer Komplementärfarbe gemischt, wird sie trüber bzw. stumpfer (Vergrauung). Der Qualitätskontrast erzeugt Tiefenwirkung: Ein leuchtender Farbton tritt gegenüber einer gleich hellen, weniger gesättigten Farbe in den Vordergrund. Simultankontrast Der Simultankontrast beruht darauf, dass eine Farbe von ihrem Untergrund beeinflusst wird. Eine Farbe kann also, je nach Hintergrund oder Nachbarfarbe, unterschiedlich wirken. Rot in einer rosafarbenen Umgebung ruft z.B. ganz andere Empfindungen hervor als Rot in der Kombination mit Schwarz. Farben und Emotionen Farben wirken auf vielfältige Weise, denn sie sind Schwingungen, die von unserem Organismus aufgenommen werden und sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche wirken. Sie haben durchaus Einfluß auf unser Wohlbefinden und unser Lebensgefühl. Farben ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Sie lösen Gefühle und Assoziationen bei uns aus und können zu unbewussten Reaktionen führen (z.B. Kombination von grün und rot: appetitanregend). Diese Effekte werden auch gezielt in der Werbung eingesetzt. Farbwirkungen beruhen auf Erfahrungen, die verinnerlicht wurden - Erfahrungen, die nicht unbedingt persönlicher Art sein müssen, sondern die auch aufgrund jahrhundertealter Überlieferungen innerhalb eines Kulturkreises lebendig sind. Farben haben durchaus Symbolcharakter. Zwischen den einzelnen Kulturkreisen gibt es Unterschiede in der Symbolzuordnung von Farben, die durch die unterschiedlichen Lebensweisen bedingt sind. Blau: Ferne, Weite, Kälte, Frische, Treue, Leistung, Zuverlässigkeit. Grün: Natur, Erholung, Ruhe, Jugend, Hoffnung, Lebendigkeit, Gesundheit, Ausdauer. Gelb: Sonne, Licht, Wärme, Gefahr, Lebhaftigkeit, Energie, Leichtigkeit. Schwarz: Trauer, Einsamkeit, Eleganz, Modernität, Sachlichkeit. Grau: Seriosität, Sachlichkeit, Neutralität. Weiß: Vollkommenheit, Ideal, Leere, Klarheit, Ehrlichkeit, Unschuld, Sauberkeit. Unabhängig vom Farbton gibt es Wirkungen, die von der Helligkeit, Sättigung oder Temperatur einer Farbe ausgehen oder von der Anzahl der verwendeten Farben und der Abstimmung der Farbtöne aufeinander. Helle Farben: leicht, freundlich, stimmungsaufhellend Dunkle Farben: düster, können aber auch Geborgenheit vermitteln Reine, gesättigte Farbtöne wirken dominant, laut; entsättigte Farbtöne (Pudertöne) wirken gedämpft, zurückhaltend. Zarte Farben wirken zerbrechlich, fragil; warme Farben vermitteln Nähe, Gemütlichkeit; kalte Farben schaffen Distanz, Sachlichkeit, Funktionalität Farbe und Form Gedanken zu Form und Farbe entstammen den Theorien des Bauhauses. Das Bauhaus bestimmt heute stärker denn je die Arbeiten von Designern. Vieles was dort entwickelt wurde, ist heute fester Bestandteil des Standardrepertoire eines Designers. Farbe-an-sich-Kontrast Die reinbunten Farben bilden untereinander bereits einen Kontrast. Nach Itten ist der Kontrast dann am stärksten, wenn der Dreiklang der Primärfarben Gelb, Rot und Blau verwendet wird. Die geschickte Zusammenstellung der Farben erzeugt Stimmungen und Spannungen, die den Betrachter unmittelbar ansprechen. 14 Die Natur hat Recht Farbwirkung Mit Farben kann man Wirkungen ganz gezielt steuern, wenn man ihre Bedeutung kennt. Hier einige Beispiele: Rot: Aktivität, Dynamik, Energie, Liebe, Wut, Leidenschaft, Wärme, Gefahr. Farbe und Form bedingen sich, eins ist ohne das andere undenkbar, und wenn beides zusammenwirkt, bildet es eine harmonische Einheit. Das beste Beispiel dafür bietet die Natur. Betrachten wir die Farben und Formen der Natur, dann stellen wir fest, dass sie optimal aufeinander abge- stimmt sind. Und bei genauerem Hinsehen können wir erkennen, dass die Natur mit den uns bekannten Gestaltungsmitteln arbeitet, nämlich mit Farbharmonien, Farbkontrasten und Farbklängen. KREUZWORTRATSEL VON MARION Tipps zur Farbgestaltung von Schmuck Die Farbgestaltung innerhalb eines Schmuckstücks sollte einheitlich sein. Wenige, aufeinander abgestimmte Farben sind günstiger als viele verschiedene Farben. Im allgemeinen sollten nicht mehr als 4 Grundfarben verwendet werden. Wichtige Akzente oder Kontraste sollte man durch einen Farbkontrast, z.B. einen Warm-KaltKontrast, hervorheben. Kleine Flächen vertragen gut klare, reine (d.h. gesättigte) Farben, während es bei größeren Flächen ratsam ist, diese durch aufgehellte Farbtöne oder mit Grauanteilen, also entsättigten Farbtönen zu strukturieren. Je größer die Fläche ist, desto heller bzw. entsättigter sollte die Farbe werden. Helle oder entsättigte Farbtöne eignen sich für große Farbflächen, z.B. als Unterbau eines Armbands. Kräftige bis dunkle Farben empfehlen sich besonders für Akzente. Auflösung auf Seite 17 Der Trick mit der Schablone Schneide in der Mitte eines DINA4-Bogens aus schwarzem Tonpapier eine Aussparung von ca. 1,5 cm Dicke und 10 cm Breite. Lege die Schablone mit dem Sehschlitz über ein Foto und suche nach Ausschnitten, die Dir gefallen. Lasse Dich dabei nicht vom abgebildeten Gegenstand selbst (z.B. Fisch) leiten, sondern nur von den sich ergebenden Farbkompositionen. Den Ausschnitt mit der Farbkomposition, die Dir am besten gefällt, kannst Du als Grundlage für den freien Entwurf einer Kette verwenden. Du kannst in vereinfachen und das Schema z.B. in DB-BEAD eingeben. Für ein breites Armband wähle den Ausschnitt der Schablone entsprechend breiter. Waagerecht: 1 Das hält die Perlenwelt zusammen 6 Computerbefehl, der zu Tropfen gehört 7 Gesponnenes für Spezialistinnen 9 Land unserer runden Träume 11 Unterbau für Menschen ohne Loch im Ohr 12 Abkürzung für das Nordlicht 14 Suchterzeugendes Arbeitsmittel 15 Hilferuf im Forum 17 Immer im Kreis 20 Gestichelte Fischknochen 21 Zweckentfremdetes Hilfsmittel für Polsterer 23 Spult sich eher klein auf 24 Technik für Überläufer von 17 Senkrecht: 1Suchtgrundlage mit gutem Benehmen 2 Notfalltaste am PC 3 Insel der großen Löcher 4 Trotz ihres Namens werden sie nicht größer 5 Vierbeinige Arbeitsgrundlage 6 Wer die einmal kauft, ist auf immer verloren 8 Liebling der Elstern 10 Sie ist schuld! 13 Dienstabzeichen für 10 und 17 16 Ergänzt sich mit dem "letzten Versuch" 18 Muss in Perlenkreisen besonders belastungsfähig sein 19 Das konnten schon die Indianer 22 Größter Feind der Freiluftaktivistinnen 15 WICHTIGE TIPPS FÜR PERLENSÜCHTIGE VON LILOMA Viele Fehler können bereits im Vorfeld vermieden werden. Wir haben sie schon hinter uns ge bracht und geben unsere Erfahrung gerne weiter. Melde Dich auf der Hauptseite www.perlenhaekeln.de an. Nutze die dort zur Verfügung stehenden Tipps, Tricks und Anleitungen. Lade von der Hauptseite die kostenlose dbb-Anwendung auf Deinen Rechner und probiere aus, was Du damit entwerfen kannst. Melde Dich im Forum von www.perlenhaekeln.de an. Dort findest Du bereits sehr viele Hilfen, Tipps zu Einkaufsmöglichkeiten, Lösungen für die verschiedensten Probleme und auch nette Unterhaltung. Besonders zu empfehlen im Forum Die Hilfe-Funktion unter dem blinkenden, wackelnden "H" oben rechts für alle technischen Fragen zum Forum und zur Hauptseite. Die Rubrik "Anfänger und Basisfragen", besonders der Thread "Anfängerpech". Die Rubrik "Inspiration". Sie enthält unter Anderem eine Inspirationsliste mit jeder Menge Links auf nützliche Seiten. Die Rubrik "Zubehör/ Händler". Hier sind zahlreiche von den Mitgliedern höchstpersönlich aufopfernd getestete Bezugsquellen aufgeführt. Sowohl für Häkel- als auch Fädelarbeiten gilt: Beim Perlenkauf lieber etwas mehr nehmen, damit die Perlenmenge auch sicher ausreicht. Gib Dir Mühe mit dem Verschluss. Durch minderwertige oder nicht passende Verschlüsse kann die ganze Arbeit an Wirkung verlieren! Die Verschlüsse nicht mit den Anfangs- und Endfäden befestigen (die Fäden könnten sich durchscheuern und somit die Kette beschädigen). Diese stattdessen in die Kette vernähen und für den Verschluss einen neuen Faden (Nymo, Nylon, Silamide) verwenden. Für Verschlüsse zum Einkleben können sowohl Zweikomponentenkleber als auch Schmuckkleber verwendet werden. Bei Sekundenkleber besteht die Gefahr, dass an die Außenseite des Verschlusses Kleber kommt, der dann die Le16 gierung zerstört. Sehr dünnflüssiger Kleber läuft zwischen die Perlen und das Garn. Dadurch verhärtet sich dann der Schlauch unterhalb des Verschlusses. Auf angelaufene Verschlüsse aus Silber oder auch aus unedlen Metallen einfach etwas Zahnpasta geben und polieren. Backpulver oder aufgelöste Gebissreinigertabletten helfen ebenso. Häkeltipps Welches Garn und welche Nadel für welche Perlen? Das Zusammenspiel von Perlengröße, Garn und Größe der Häkelnadel ist sehr wichtig. Es gibt Faustregeln, aber wie immer beim Häkeln ist eine Maschenprobe dringend zu empfehlen. Bei Perlen mit 2,6 mm Durchmesser ist z. B. Baumwollhäkelgarn der Stärke 20 mit einer Häkelnadel Größe 1,25 bei sehr vielen Häklerinnen beliebt. Kleinere Perlen können z.B. mit Knopflochgarn, Quiltgarn, Nylbond oder Spitzenhäkelgarn Stärke 80 verarbeitet werden. Zu Beginn der Arbeit gibt es bei Perlenhäkel-Anfängern meist ein heilloses Durcheinander. Die Übersicht, bei welcher Perle eingestochen werden muss, geht schnell verloren. Es ist daher empfehlenswert erst ein paar Reihen ohne Perlen zu häkeln, damit man bereits ein kleines Stück in Händen hat. Dies erleichtert das Weiterarbeiten mit den Perlen. Eine weitere Möglichkeit ist, auf einem bereits angefangenen Stück weiterzuhäkeln. Es sollte nach Möglichkeit den gleichen Umfang haben, wie die "gute" Arbeit. Dieses Anfangsstück kann später bedenkenlos abgeschnitten werden. Noch ein paar Perlen raustrennen und den Anfangsfaden vernähen. Hilfe, ich habe einen falschen Rapport gefädelt! Überzählige Perle(n) mit der Zange herausbrechen Dabei in die Perle eine Nadel stecken, Perle mit Nadel und Faden in ein gefaltetes Papiertaschentuch einlegen und mit der Flachzange die Perle vorsichtig zerbrechen. Die Glassplitter sorgfältig entfernen, sonst kann das Garn zerschnitten werden In die Perle eine größere Nadel stecken und so die Perle von innen sprengen. Das Garn wird in diesem Fall sehr selten reißen. Das Garn zerschneiden, den Rapport berichtigen. Wie setze ich den neuen Faden an? Ganz normal weiterhäkeln, nach zwei Runden die beiden Enden mehrmals verknoten, die Fäden in den Schlauch ziehen. Den neuen Faden durch die Schlinge des alten ziehen, dann wie gewohnt weiter häkeln, nach 2 Runden die beiden Enden mehrmals verknoten, die Fäden in den Schlauch ziehen. Umfädeln bei gerissenem oder zu kurzem Faden Dafür am Besten eine Großlochnadel mit zwei Spitzen verwenden. Auf einer Seite den gerissenen Faden einfädeln, auf der anderen Seite den neuen Faden. So lassen sich die Perlen problemlos von einem Faden auf den anderen schieben. Dies geht leider nur bei entsprechend großen Perlen und bei einem Muster, das von oben oder unten gleich aussieht. Bei einem Rapport, der nicht von beiden Seiten identisch ist, zuerst alles auf einen "Pufferfaden" fädeln und dann zurück auf den neuen Arbeitsfaden. Dann stimmt die Reihenfolge wieder. Fädeltipps Perlnadeln sind in verschiedenen Stärken und Ausführungen erhältlich(am gängigsten sind Größe 10, bzw. 12,). Englische Fabrikate sind meist elastischer als Deutsche. Als Faden für Perlarbeiten nur geeignetes Material (Silamide, Nymo, Nylonfaden, C-Lon, One-G, usw.) verwenden. Ungeeignet sind Nähfäden, Baumwollgarn, Wolle. Die Fadenstärke wird nach Perlengröße und Technik gewählt (Je kleiner das Loch bzw. je öfter der Faden durch die Perle muss, desto dünner das Garn) Silamide gibt es nur in einer Stärke, ist bereits vorgewachst und kann für alle Fädelarbeiten verwendet werden. Nymo ist in verschiedenen Stärken (0 - D) erhältlich und muss unbedingt gewachst werden, damit es sich nicht aufspleißt und fransig wird. C-Lon, S-Lon, One G sind ähnlich wie Nymo. Im Gegensatz zu Nymo sind diese jedoch fester verzwirnt, so dass sie nicht so leicht fransig werden. Nylonfaden gibt es in verschiedenen Stärken (0,15mm, 0,25mm, 0,3mm) und wird für Fädelarbeiten mit scharfkantigen Perlen (z.B. Swarowskiperlen, Stäbchen) und für Arbeiten, die sehr stabil sein sollen, verwendet. Fireline (eigentlich eine Anglersehne, die es auch sehr dünn gibt und die sehr stabil ist), ist ebenfalls für Arbeiten mit scharfkantigen Perlen geeignet. Allerdings scheint CrystalFireline produktionsbedingt schneller zu reißen als graues Fireline. Knoten werden für Fireline überhaupt nicht empfohlen. An dieser Stelle bricht es extrem schnell. Wachsen des Garns mit Thread Heaven (4-5 mal durch das Klötzchen ziehen) bewirkt eine verfestigte und leicht antistatische Oberfläche (bei doppelt gelegtem Faden durchaus kontraproduktiv!) Wachsen mit reinem Bienenwachs macht die Oberfläche leicht klebrig. Es kann und soll problemlos während der Arbeit nachgewachst werden. Silamide und Nymo müssen vor der Verarbeitung stark gedehnt werden, damit die Arbeit ihre Stabilität behält und nicht später ausleiert. Beim Dehnen die Finger fest zusammendrücken, dabei wird das Wachs in den Faden gedrückt. Beim Einfädeln nicht den Faden zum Nadelöhr, sondern den Faden zwischen Daumen und Zeigefinger fest zusammenpressen, so dass nur ein winziges Stück rauslugt, und das Nadelöhr zum Faden führen. Den Faden möglichst wenig durchstechen (z.B. bei Nymo, das ja aus mehreren dünnen Fäden besteht). Durch das Durchstechen wird er instabil Als Unterlage zum Fädeln empfehlen sich z.B. Fensterleder, Microfasertücher oder spezielle Fädelmatten. Diese verhindern das Wegrollen der Perlen. Auch flache Schälchen aus Aluminium, Kunststoff oder Porzellan mit flachem Rand eignen sich. (z.B. kleine Mischpaletten für Farben). Ist der Rand zu hoch, bekommt man die Perlen nicht mehr auf die Nadel. Zum Aufnehmen der Perlen nicht die Perle in die Hand nehmen und auf die Nadel stecken, sondern die Perle direkt von der Unterlage mit der Nadel aufnehmen. Zur Entnahme der Perlen aus Behältnissen sind z.B. kleine Eislöffel sehr gut geeignet. Nie alle Perlen aus dem Döschen auf einmal auf die Unterlage schütten, dann purzeln im Falle eines Schussel-Unfalls wenigstens nicht alle auf den Boden. Falls dies doch einmal passiert: Vor das Staubsaugerrohr ein Stück Nylonstrumpf spannen, Perlen ansaugen, Düse über eine Schüssel halten und dann das Gerät abschalten. AUFLÖSUNG KREUZWORTRÄTSEL waagerecht: 1 Garn; 6 Drag; 7 Silamide; 9 Tschechien; 11 Clip; 12 AB; 14 Rocailles; 15 Mail; 17 Perlenhaekeln; 20 Herringbone; 21 Nylbond; 23 Nymo; 24 Faedeln; senkrecht: 1 Glasschliffperlen; 2 Reset; 3 Japan; 4 Wachsperlen; 5 Tisch; 6 Delica; 8 Swarovski; 10 Silvia; 13 Haekelnadel; 16 Gelb; 18 Ehe; 19 Peyote; 22 Boe 17 WARNUNG VOR DER PERLIOLITIS INFECTIOSA VON BLUEPEARL Wie aus einer Stellungnahme der WHO (WeltHäkel-Organisation) vom letzten Dienstag zu entnehmen ist, müssen sich Landstriche in der Mitte Deutschlands auf eine massive Perlio-Epidemie vorbereiten. Die Gegend um den Ort Bebra wird aller Voraussicht nach am stärksten betroffen sein. Nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis zu mehreren Jahren ist mit dem Ausbruch der hochvirulenten Perliolitis infectiosa zu rechnen, die durch ein Perlio-Virus ausgelöst wird, gegen das es bislang noch keinen wirksamen Impfstoff gibt. Da der hochinfektiöse Perlio-Stamm dauernd seine Oberfläche verändert und mal Affinität zu roten, dann wieder zu blauen, gestreiften, Ceylon- oder MetallicPerlen aufzuweisen vermag, ist seine Verbreitungsgeschwindigkeit exorbitant hoch. Ein Sprecher der WHO teilte mit: "Solange wir keinen Perlenstamm mit einheitlichen Rezeptoren isolieren können, ist dieser heimtückischen Krankheit kein Einhalt zu gebieten. Und fast täglich kommen neue Formen dazu. Denken Sie nur an die Farfalle, Keishis und wie sie alle heißen." Betroffen sind vorwiegend Frauen ab Mitte des 2. Dezenniums bis ins Greisenalter. Bei Kindern und Jugendlichen bricht die Erkrankung auch gelegentlich aus, nimmt jedoch zuerst keinen so dramatischen Verlauf wie bei den weiblichen Erwachsenen. Man vermutet, dass die Disposition, an einer Perliolitis zu erkranken, mit dem X-Chromosom korreliert, was aber bislang noch nicht ausreichend untersucht wurde. Männer sind so gut wie nie betroffen, aber noch ist unklar, ob sie als mögliche Überträger fungieren können und die Krankheit daher nur bei Trägerinnen des XX-Genoms zum Ausbruch kommt. Der Verbreitungsmodus der Perliolitis infectiosa ist noch nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass sich das PerlioVirus via Internet ausbreitet, aber auch Kunsthandwerkermärkte und Kurse stehen als Infektionsquellen im Verdacht. Unbestritten ist der Infektionsmodus von Frau zu Frau über das Medium Schmuck. Da eine Früherkennung für ditung der Perliolitis infectiosa ganz entscheidend ist, wird geraten, auf die Frühsymptome zu achten. 18 Zunächst fallen der Kauf und das Herumhantieren und -probieren mit Perlen auf. Schon kurze Zeit nach Ausbruch der Krankheit ist der Infizierte kaum noch in der Lage, seinen täglichen Verrichtungen nachzugehen. Alles dreht sich nur noch um den Umgang mit Perlen. Im sogenannten 1. Stadium fallen folgende Symptome auf: Der Erkrankte ist stets von einer größeren Menge Perlen jedweder Form und Größe umgeben. Beinahe schon zwanghaft werden Geschäfte aufgesucht, die mit Perlen handeln. Es gibt kleinere Verletzungen der äußeren Haut bedingt durch das Hantieren mit Perlen und Perlnadeln. Selbst nebensächlich erscheinende Symptome wie des Durchforsten von Baumärkten oder Anglerläden auf perlenähnliche Dinge mit Loch oder durchsichtige Behältnisse für jene sind als krankheitstypisch zu bezeichnen. Feinste Nadeln und Häkelnadeln jedweder Größe werden angeschafft, und es kommt zur Veränderung der Sprache. Typisch hierbei sind selbsterschaffene Lautmalereien wie "Delica", "Toho" und aus dem Sinnzusammenhang Gerissenes wie z.B. " Aurea borealis". Im 2. Stadium der Erkrankung gilt es, folgende Komplikationen zu beachten: Es stehen psychische Erscheinungen im Vordergrund. Der Erkrankte wird penibel. Sitzt beispielsweise eine 1,5 mm große Perle nicht korrekt an der vorgesehenen Stelle, entwickelt er eine große Unruhe. Ausstehende Perlenlieferungen führen zu Kribbeln in den Händen sowie zu rastlosem Auf- und Abgehen vor dem häuslichen Briefkasten. Tätigkeiten im Haushalt werden so gut wie völlig vernachlässigt, der Staubsauger höchstens zum Einsammeln verschütteter Perlen missbraucht und die Parole: "Fädeln statt Feudeln" beherrscht den Alltag. Gelegentlich kommt es zu akuten Verschlimmerung des Krankheitsbildes durch Superinfektionen, wenn die Erkrankten via Internet neue virulente Keime über Fadenführung, Techniken, Muster, Garne, Nadelstärken und Perlendealer miteinander austauschen. Die Familie wird vernachlässigt. Außerdem stellen sich in diesem Stadium bereits Rücken- schmerzen bedingt durch langandauerndes Sitzen ein (Lumbago perliosa). Sonderformen der Perliolitis sind die P. infectiosa glomeruliformis, bei der vorwiegend Häkelkugeln produziert werden. Bekannt ist auch die P. inf. tubulariformis, bei der die Erkrankten zwanghaft Schlauchketten herstellen. Abzugrenzen sind beide Formen von der P. inf. officinalis, der gemeinen Perliolitis, bei der die Effloreszenzen nicht auf eine Perlentechnik beschränkt sind. Weitere Untergruppen stellen die P. inf. granulosa und die P. inf. rectangulariformis dar, wobei erstere die Anhängerinnen der 15/0-Fraktion und letztere die RAW-Fraktion beherbergen. Der Vollständigkeit halber soll hier auch noch die Unterform der P. inf. biloba pendulosa genannt werden, deren typisches Symptom des Fädeln einer bestimmten Art von Anhängern ist. Die WHO bittet die Bevölkerung, sich angesichts der prekären Lage an die empfohlenen Vorbeugungsmaßnahmen zu halten, um der Ausbreitung der Perliolitis infectiosa Herr zu werden. Hierzu gehört insbesondere die Vermeidung jeglichen Kontaktes mit kleinen, runden, durchbohrten Teilchen. Auch Schmuckabteilungen ist weiträumig auszuweichen. Die bis heute bekannten Behandlungsmöglichkeiten sind außerordentlich begrenzt. Sie erstrecken sich auf die vollständige Entledigung von Geldbörse und Kreditkarte. Diskutiert wird auch der Verschluss aller Perlenvorräte dieser Welt. Von einem dahingehenden Erlass hat der Gesetzgeber bislang nur deshalb Abstand genommen, da weltweite gewalttätige Demonstrationen mit Einsatz von Schneidbrennern befürchtet werden. Eine, wenn auch nicht durchschlagende, Therapiemöglichkeit besteht im Kappen der Internet- und Telefonverbindung, der Unterbrechung aller Briefkontakte und dem Anlegen von Fußfesseln, um dem Beschaffungszwang vorzubeugen. Psychologische Unterstützung auch für die betroffenen Familien wird angeraten. Eine kausale Therapie ist jedoch bis dato nicht verfügbar. Im Einzelfall kann auch eine Selbsthilfegruppe bei der Linderung des Beschwerdebildes hilfreich sein. Hier empfiehlt sich die große Selbsthilfegruppe www.perlenhaekeln.de, deren Mitglieder sich tatkräftig bei der Bewältigung ihres gemeinsamen Leidens unterstützen - jedoch nicht bei der Heilung der Perliositis infectiosa. MUSEEN MIT SCHMUCKSAMMLUNGEN VON MARION Bernstein Museum Heilig Geist St. 2 94072 Bad Füssing www.bernsteinmuseum.com Baruther Glashütte Verein Glashütte e.V. Hüttenweg 20, 15837 Baruth wscms.unaone.net/glashu/index.php?menu=1 Kunstgewerbemuseum Kulturforum Potsdamer Platz 10785 Berlin www.smb.museum/smb/sammlungen/details.php?lang=de&objID=7&n=1&r=9 Museum für Völkerkunde Lansstr.8 14195 Berlin www.smb.spk-berlin.de/smb/sammlungen/details.php?lang=de&objID=56 Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Bodestr. 1-3 10178 Berlin 030/343573 - 0 www.egyptian-museum-berlin.com/a01.php Perlenmuseum Ulzen Privatmuseum Boninstr. 5 12207 Berlin (Lichterfelde-Süd) T:030 - 712 16 91 Besuch nur von Anfang November bis kurz vor Weihnachten nach telefonischer Absprache http://kiezkontakt.de/Kiezkontakt042005.pdf Rheinisches Landesmuseum Colmanstr.14 - 16 53115 Bonn www.rlmb.lvr.de Herzog-Anton-Ulrich Museum Museumsstr.1 38100 Braunschweig www.museum-braunschweig.de Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Fockemuseum Schwachhauser Heerstr. 240 28213 Bremen www.focke-museum.de Kunstsammlungen der Veste Coburg Veste Coburg 96450 Coburg www.kunstsammlungen-coburg.de Hessisches Landesmuseum Friedensplatz 1 64283 Darmstadt www.hlmd.de Glasmuseum Hentrich im Museum Kunst Palast Ehrenhof 4-5 40479 Düsseldorf www.museum-kunst-palast.de Deutsches Elfenbeinmuseum Otto-Glenz-Str. 1 64711 Erbach/Odenwald www.hessennet.de/erbach/kultur/museum Angermuseum Anger 18 99048 Erfurt www.angermuseum.de Museum für Angewandte Kunst Schaumainkai 17 60311 Frankfurt/Main www.museumfuerangewandtekunst.frankfurt.de Archäologisches Museum Karmelitergasse 1 60311 Frankfurt www.archaeologisches-museum.frankfurt.de 19 Glasmuseum Frauenau Am Museumspark 1 D-94258 Frauenau www.glasmuseum-frauenau.de Westfälisches Industriemuseum Landesmuseum für Industriekultur Glashütte Gernheim Gernheim 12 32469 Petershagen www.glashuette-gernheim.de Staatliche Galerie Moritzburg Friedemann-Bach-Platz 5 06108 Halle/Saale www.moritzburg.sachsen-anhalt.de/ Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz 1 20099 Hamburg www.mkg-hamburg.de Museum für Völkerkunde Rothenbaumchaussee 64 20148 Hamburg www.voelkerkundemuseum.com Deutsches Goldschmiedehaus Hanau Altstädter Markt 6 63450 Hanau www.gfg-hanau.de Kestner Museum Trammplatz 3 30159 Hannover www.kestner-museum.de Römer- und Pelizaeus-Museum Am Steine 1-2 31134 Hildesheim www.rpmuseum.de Deutsches Edelsteinmuseum Hauptstr.118 55743 Idar-Oberstein www.edelsteinmuseum.de Museum Idar-Oberstein Hauptstr. 436 55743 Idar-Oberstein www.museum-idar-oberstein.de Badisches Landesmuseum Karlsruhe Schloss 76133 Karlsruhe www.landesmuseum.de Museum beim Markt Marktplatz 76133 Karlsruhe www.landesmuseum.de/website/Deutsch/Sammlungsausstellungen/Museum_beim_Markt/Auf_einen_Blick.htm Hessisches Landesmuseum Brüder-Grimm-Platz 34117 Kassel www.museum-kassel.de/index_navi.php?parent=1056 Museum für Angewandte Kunst An der Rechtsschule 50667 Köln www.museenkoeln.de/mak/ Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde Ubierring 45 50678 Köln www.museenkoeln.de/rautenstrauch-joest-museum Römisch-Germanisches Museum Roncalliplatz 4 50667 Köln www.museenkoeln.de/roemisch-germanisches-museum Museum für Glaskunst Oberlandstr.10 98724 Lauscha www.Glasmuseum.Lauscha.de Grassimuseum - Museum für Kunsthandwerk Johannisplatz 5 - 11 04103 Leipzig www.grassimuseum.de Sankt Annen Museum für Kunst und Kulturgeschichte Sankt-Annen-Str. 15 23552 Lübeck www.luebeck.de/kultur_bildung/museen/st-annen-museum Römisch-Germanisches Zentralmuseum Ernst-Ludwig-Platz 2 56116 Mainz http://web.rgzm.de Bayerisches Nationalmuseum Prinzregentenstr. 3 80538 München www.die-neue-sammlung.de/ Pinakothek der Moderne Kunstareal München Barer Str. 40 80333 München www.pinakothek.de/pinakothek-der-moderne Prähistorische Staatssammlungen - Museum für Vor- und Frühgeschichte Lerchenfeldstr. 2 80538 München www.archaeologie-bayern.de Schatzkammer der Residenz München Residenzstr. 180333 München www.residenz-muenchen.de Staatliche Antikensammlung und Glyptothek Königsplatz 1-3 80333 München www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de Germanisches Nationalmuseum Kartäusergasse 1 90402 Nürnberg www.gnm.de Schmuckmuseum im Reuchlinhaus Jahnstr.42 75173 Pforzheim www.schmuckmuseum-pforzheim.de Glasmuseum Rheinbach Himmeroder Wall 6 53359 Rheinbach Fon 02226-927410 www.glasmuseum-rheinbach.de Museum für Natur und Stadtkultur Johannisplatz 3 73525 Schwäbisch Gmünd www.schwaebisch-gmuend.de/60.php Linden-Museum Stuttgart Staatliches Museum für Völkerkunde Hegelplatz 1 70174 Stuttgart www.lindenmuseum.de Württembergisches Landesmuseum Stuttgart Altes Schloss Schillerplatz 6 70173 Stuttgart www.landesmuseum-stuttgart.de/de Rheinisches Landesmuseum Trier Weimarer Allee 1 54290 Trier www.landesmuseum-trier.de Glasmuseum Warmensteinach Oberwarmensteinacher Straße 420 95485 Warmensteinach http://webmuseen.de/glasmuseum-warmensteinach-m3016.html Glas- und Knopfmuseum Weidenberg/ bei Bischofsgrün Kristallstraße 5 www.fichtelgebirge.de/02_Tourismus/Staedte_Gemeinden/Weidenberg/Kultur/Museen_Ausstellungen Glasmuseum Wertheim Mühlenstraße 24 97877 Wertheim www.glasmuseum-wertheim.de MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst Stubenring 5 A-1010 Wien Österreich www.mak.at INDIAN LAND Museum CH-8625 Gossau ZH. Schweiz www.indianland-museum.ch 20 PERLENWUNDERLAND VON MARION Während der Recherche über die deutschen Museen mit Schmuck bin ich über folgenden Link gestolpert: “Das private Perlenmuseum” (http://kiezkontakt.de/Kiezkontakt042005.pdf) In Berlin soll es so etwas geben, und ich weiß nichts davon? Frauke kennt es auch nicht. Wir beschließen, eine Besichtigung zu machen. Telefonische Anmeldung erbeten! Nach mehreren Versuchen erreiche ich die Sammlerin Frau Ulzen, erzähle ihr, dass ich aus Kiel nach Berlin komme und mache mit ihr für Donnerstag einen Besuchs-Termin um 11.30 Uhr aus. In Lichterfelde-Süd klingeln wir an der schmiedeeisernen Tür eines kleinen Schlosses - eine riesige Altbauvilla mit Türmchen. Eine Tür geht auf, ein aufgeregter Hund rennt an. Nach kurzer Zeit kommt Frau Ulzen. Als erstes bittet sie uns auf einen Kräutertee in einen großen Raum mit riesigem Tisch. Wir werden interviewt und sind schnell auf einer Wellenlänge: Perlen! Sie zeigt uns ihr Buch; wir blättern, ungläubig. Wieso kennen wir dieses Buch nicht, haben noch nie davon gehört? Sie gibt uns ein Faltblatt, damit wir im Forum für ihr Buch werben können. Schon hier haben Frauke und ich das Gefühl, auf einen Schatz gestoßen zu sein. Dann beginnt die Museumsführung! Klein-Marion und Klein-Frauke sind im Perlenwunderland! Ikonen mit Perlen, Hunderte von Wandbildern mit Perlen, Tragereifen für den Kopf für Wassergefäße aus Afrika, Masken, Kopfbedeckungen, Lampen, Trachten, Tambourirnadeln mit dazugehörigen Stoffmustern und einer Art Webstuhl, ein riesiges gewebtes Bild, ganze Herrscherthrone, Stellwände, ein Diorama einer Stadt, venezianische Perlen, wunderbare Farben bei Objekten der mexikanischen Huichol-Indianer, feingestrickte Babymützchen, Pompadours, große kranzartige Gebilde stellen sich als Grabschmuck heraus... und alles aus oder mit Perlen! Mir schwirrt der Kopf! Selbst im Badezimmer der inzwischen erwachsenen Kinder stehen Perlenobjekte. Und überall Bücher, in Regalen, auf dem Fußboden, auf den Tischen, riesige Räume voller Vitrinen und mit Regalen bestückt. Alle Tische in den Räumen, die sie uns zeigt, sind mit Büchern, Ebay-Suchlisten, Objekten bedeckt. Am Schluss landen wir wieder im ersten Raum - es ist die Küche, stellen wir beide sehr verzögert fest. Große Schränke und eine gigantische Vitrine mit Geschirr füllen den Raum. An den Wänden hängen alte Auflauf- und Kuchenformen. Frau Ulzen zeigt uns ihre Kästen mit kleinen durchsichtigen Kästchen, die mit Beispielen ihrer Perlen gefüllt sind: Das kann man bei ihr kaufen, denn sie hat festgestellt, dass sie die Perlen, die sie besitzt, niemals alle wird verarbeiten können. Sie hat winzigste Rocailles, meistens alte Perlen aus Böhmen, in allen erdenklichen Farben, alleine 36 Sorten grün - 1680 verschiedene Arten! Dazu hat sie natürlich auch das passende Garn , chinesische Rollseide in den Stärken 00 bis 24 und Nadeln zum Auffädeln der Winzlinge. Sie verschickt an Interessenten aufgefädelte Musterstränge. 10 Gramm kosten 4 Euro, ob nun Winzlinge oder größere Perlen bestellt werden. Zwischendurch erfahren wir noch, dass sie an einem Kinderbuch schreibt, dass es in Berlin im 19. Jahrhundert eine Firma gab, die Stickvorlagen gemacht hat ("Berlin Woolwork"). Sie besitzt ein Perlenmessinstrument namens Lyra, das 100 Jahre alt ist und Perlen bis zur Größe 21 misst. Im Dezember machen sie eine Ausstellung mit einem Bestattungsunternehmen zum Thema "Grabschmuck aus Perlen". Wir beide wussten noch nicht einmal, dass es so etwas gibt. Anfang November bis Mitte Dezember wird das Museum offen sein, da dann eine Ausstellung über Gablonzer Weihnachtsschmuck stattfindet, bei der man diesen auch kaufen kann. Wir sehen an einem Plastikweihnachtsbaum kleine Fahrräder, Wandtafeln und andere Alltagsdinge aus Perlen. Frau Ulzen bezieht sich immer wieder auf ein altes Buch, das der Klassiker für sie ist: "Encyclopädie der weiblichen Handarbeiten" von Thérèse de Dillmont - nur noch antiquarisch erhältlich. Sie wünscht sich, dass nicht zu viel Besuch kommt, weil ihr dann die Zeit fehlt, ihren eigenen Perlenarbeiten nachzugehen. Ihre Führungen sind wirklich spannend und informativ - mehr als vier Menschen sollten aber aus Platzgründen nicht teilnehmen! Um 15.30 Uhr sind unsere mentalen Festplatten voll. Wir verabschieden uns mit der gegenseitigen Versicherung, dass wir uns wiedersehen werden. Bei Frauke schütte ich mehrere Tassen Kaffee in mich hinein. Wir sind beide völlig aufgeregt, machen uns schnell einige Notizen und überlegen, wie wir das so ins Forum bringen, dass alle etwas davon haben und wir trotzdem Frau Ulzens Wunsch respektieren, nicht von Besuchern überrannt zu werden. Ich bin schon sehr lange nicht mehr so begeistert, aufgeregt und regelrecht geschwätzig gewesen. Als ich meinen Mann abends anrufe, texte ich ihn komplett zu, er hört sich alles amüsiert an - und sagt am Schluss zu mir; "Hoffentlich kannst 21 Du heute nacht schlafen!" Kann ich nicht - Kaffee und Aufregung bringen mich dazu, diesen Bericht mitten in der Nacht nach vergeblichen Schlafversuchen zu schreiben. Und ich weiß: ich habe nur einen Bruchteil von allem Erlebten hier wiedergegeben! Perlenmuseum Ulzen Boninstr. 5 12207 Berlin (Lichterfelde-Süd) T: 030 - 712 16 9, Email. [email protected] Evelyn Ulzen, "Glasperlen - Herstellung und textiler Verbund" Melete Buchverlag (das ist ihr eigener Verlag!) ISBN 3-929646-00-5 Kosten: 50 Euro. Das Buch ist im Buchhandel und bei Frau Ulzen erhältlich! Sie hat uns das Inhaltsverzeichnis mitgegeben, daher hier eine kurze Zusammenfassung: Glasperlen: Wickelperle, Druckperle, Hohlperle, Sprengperle (hier noch historischer Rückblick, Herstellung, Arten und Bezeichnungen, Größen, Auffädeln, Rückgang der Perlenproduktion in Europa) Perlarbeiten im Wandel der Zeiten Systematik der Techniken mit Perlen im textilen Verbund: Einordnen nach Lage der Perlen, Einordnen nach dem textilen Grund, Stricken ( 4 Techniken), Häkeln (3 Techniken für jeweils Rechts-und Linkshänder), Häkelgalon (Herstellung schmaler Bänder, Fransen, Posamenten und Spitzen), Weben (5 Techniken), Sticken (6 Techniken), Tambourieren (Sticken mit einer Art Häkelnadel im großen Stickrahmen auf Baumwolltüll, sieht irre aus!), Fädeln (4 Techniken - RAW nennt sie hier Kleeblatt-Technik) Literaturverzeichnis (eine Fundgrube!) Abkürzungen und Pernleinmacherverordnung MARIPOSA IM SCHLARAFFENLAND VON MARIPOSA Dies ist eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit. An manchen Stellen wurde die Story aus dramaturgischen Gründen vielleicht auch ein ganz klitzekleines bischen ausgeschmückt… Vor einigen Monaten in einem kleinen Örtchen in der Voreifel, Britta und ich unterhalten uns über (na, was wohl!) Perlen und wo Perle sie herbekommt: "Hach, ich würde sooo gerne mal bei FeuerMontanGestein (uns allen bekannter Perlenversandhändler aus USA mit Riesenauswahl und dank günstigem Dollarkurs auch guten Preisen) bestellen, aber die nehmen nur Kreditkarte, und ich habe keine." "Ja, DA würde ich auch gerne bestellen, aber das rentiert sich nur, wenn man in die beste Rabattstufe kommt, das ist ab 200 Packungen. Die kriege ich nienicht zusammen! Ich kaufe ja immer nur, was ich gerade brauche und habe auch keinerlei Lagerbestände." "Ja, das mache ich auch immer so. Was sollte man denn mit Lagerbeständen? Merkwürdige Idee!" Stille, Denkpause… Geistesblitz!! Man kann förmlich die Funken fliegen sehen: Wir bestellen zusammen! Und wenn noch 2-3 uns näher bekannte Perlen mitmachen wollen, dann 22 klappt das auf alle Fälle mit den 200 Päckchen. Jaa! Das wäre doch gelacht! Wir machen einen Abgabezeitpunkt für die Bestelllisten aus und besprechen, wen wir noch ins Boot holen möchten. Guter Plan!! Ich freu mich schon *hibbel*! Einige Wochen später bin ich wieder bei Britta zu Besuch. Sie gibt mir einen Ausdruck Ihrer Bestellliste: 16 Seiten! Ich gucke auf das letzte Blatt: 222 Teile! Der Wahnsinn! "Ääähh, Britta! Liebes! Du weißt schon, dass Du nicht alleine die Rabattgrenze erreichen musst?" "Jaaaa… hat sich aber einfach so ergeben." Sie grinst spitzbübisch bis hinter die Ohren. Fairerweise muss ich jetzt dazusagen, dass das eine Sammelliste von mindestens 5 Personen ist. Und das Geld hat sie überschlägig auch schon eingesammelt. Super! Am selben Nachmittag ist zufällig noch Inge zu Besuch, die bestürzende Neuigkeiten für mich hat: "Der Bestellzettel fasst nur maximal 250 Zeilen, dann geht nix mehr." Was mach ich denn jetzt? Damit komme ich niemals hin! Irgendwann wird mir klar, dass ich mit den anderen Mitbestellerinnen zusammen locker zweimal 200 Teile zusammenkriege. Ha!! Ab diesem Zeitpunkt bin ich wieder gaaaanz entspannt. Alles nur eine Frage der Logistik. Land, ich habe noch nichts von der Lieferung gehört, die Mitbestellerinnen schicken ab und zu eine PN: "Und?? Schon da?" Ich glaube, die haben Angst, dass ich alles behalte. Obwohl. Na ja. Wäre eventuell auch eine Überlegung wert. Ich wische diesen unanständigen Gedanken beiseite. Anfang September habe ich alle Bestellwünsche zusammen und unter Mithilfe von Andrea (Danke!!) für die Delicas und 15/0-Rocailles Excel-Tabellen erstellt, um gleiche Farben zusammenzufassen und ggf. Großpackungen zu nehmen. Vorsichtshalber telefoniere ich noch mit der Kreditsachbearbeiterin meiner Bank: "Hallo, Frau Müller, stimmt es, dass bei ungewöhnlich hohen Umsätzen der Kreditkartenprovider schon mal sicherheitshalber nachfragt?" "Ja. Wir lehnen die Zahlung dann manchmal auch ab, wenn wir meinen, da könnte was faul sein." Gut, dass ich gefragt habe! Ich beantrage bei der Gelegenheit gleich noch eine Limiterhöhung, und sie macht sich einen entsprechenden Vermerk wegen der geplanten Bestellung. Das wäre geritzt! Am Freitagabend ist es soweit. Ich setze mich an meine Computer (Jaaa, zwei! Zwei IP-Adressen, zwei Warenkörbe, solange man nicht eingeloggt ist! Schlau, was?) und tippe einen Posten nach dem anderen ein. DAS wollte ich immer schon mal machen. Ich komme mir vor wie Krösus! Eine halbe Containerladung und fünf Stunden später bin ich fertig und drucke erstmal alles aus. Und dann gehe ich ins Bett. Die Mausklicks, mit denen ich fast 2 Monatsgehälter in die Welt schicke, möchte ich bei vollem Bewusstsein machen. Endlich haben meine zwei Pakete die Zollabfertigung hinter sich, mein Mann hat gerade Urlaub und kann sie zuhause annehmen. Praktisch! Andrea hat schon mehrfach freundlicherweise angeboten, bei der Verteilung zu helfen, aber ich habe abgelehnt. Das ist doch das Schönste an der Sache, das möchte ich alleine machen. Da bin ich ganz egoistisch. Am Samstag sitze ich schon früh am Schreibtisch. Jetzt gilt es! Erstmal einloggen und das Kundenprofil aktualisieren, ich will noch die Handynummer angeben. Speichern, ausloggen, fertig. AAAAH!! WAS IST DAS!! MEIN WARENKORB IST WEG!! Mein Puls beschleunigt sich auf 200 und dann falle ich in Ohnmacht. Nach erfolgreichen Wiederbelebungsmaßnahmen meines Mannes tröste ich mich damit, dass ich wenigstens den Ausdruck habe und nun halt den einen Warenkorb noch einmal eingeben muss. Was soll's, kein Beinbruch. Ich setze mich wieder an den PC, logge mich ein und was passiert: Da isser wieder! Durch das vorübergehende Einloggen wurde der Warenkorb nur in den persönlichen User übertragen. Puh! Also, los gehts, durch die Bezahlprozedur durchhanteln, auf den zweiten PC umschalten, das Gleiche noch mal und einige Minuten später sind auch schon die Bestätigungsmails da. Na dann, warten wir mal, wie lange die Lieferung dauert. Die Bankerin fiebert mit mir mit und hält mich auf dem Laufenden: "Die Belastung aus USA ist da!" Eine Woche geht ins Aaah, endlich! Fast wie Weihnachten! Zwei Riesenpakete mit ca. 20 Kilo Perlen und Zubehör warten auf mich. Ich schlinge das Abendessen runter und bewaffne mich mit Kuli und Listen. Andächtig öffne ich die erste Kiste. Grünes Seidenpapier leuchtet mir entgegen mit einem Aufkleber in Herzform und der Aufschrift: Packed with Love. Hach, wie goldig! Ich sortiere mich wie Onkel Dagobert stundenlang durch Berge von Perlen, Halbedelsteinen und Verschlüssen. Jedes Päckchen, das ich in die Kiste einer meiner Mitbestellerinnen legen muss, gibt mir einen winzigen Stich. Wieso muss ich eigentlich was abgeben? Allmählich geht eine Veränderung mit mir vor: Ich schrumpfe, meine Haare fallen aus und meine Stimme verändert sich. Ich kann nur noch heiser krächzen: "Meiin Schaatz!" Alarmiert kommt mein Mann aus dem Wohnzimmer angestürzt. "Meiin Schaatz!" gifte ich ihn aggressiv an. Er packt mich, schubst mich aus dem Zimmer, schließt die Tür ab und versteckt den Schlüssel. Ich breche wimmernd zusammen. Er steckt meinen Kopf unter die Dusche, und nach ca. einer halben Stunde komme ich in eine Wolldecke gewickelt und mit einer heißen Tasse Tee langsam wieder zur Besinnung. Für heute mache ich besser Schluss. Am nächsten Abend habe ich mich wieder im Griff, der Rest der Sortiererei geht ohne Zwischenfälle über die Bühne. Ich kann sogar am Freitag das erste Päckchen bei Andrea vorbeibringen und abgeben, ohne dass ich in Tränen ausbreche. Am Samstag kommt noch mal eine dicke Prüfung auf mich zu: Ich bin mit Britta verabredet, die bekommt den Löwenanteil. Aber ich kann erstaunlich gut loslassen. Vermutlich weil ich weiß, dass die Perlchen in gute Hände kommen. Einige Tage später sind alle Päckchen verteilt und das Abenteuer ist zu Ende. Ich fühle mich ein wenig einsam. Ich öffne zum Trost meinen Materialschrank und hole meinen Anteil heraus. Ein kleiner Berg Tütchen und Schachteln türmt sich auf meinem Schreibtisch, ich spiele ein wenig mit meinen Schätzen und wälze in Gedanken die verschiedensten Entwürfe. Kann es sein, dass ich ein Kratzen im Hals fühle… ? 23