Laudatio auf Knut Elstermann, FIRST STEPS Ehrenpreisträger 2015

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Laudatio auf Knut Elstermann, FIRST STEPS Ehrenpreisträger 2015
Laudatio auf Knut Elstermann, FIRST STEPS Ehrenpreisträger 2015
Von Christiane Paul
Wenn man ihn das erste Mal trifft, dann ist das wie ein Sommerregen –
warm, freundlich, erfrischend, anregend, so angenehm eingehüllt fühlt man
sich dann.
Man möchte bleiben und genießen, weil man sich sicher und aufgehoben
fühlt.
Man trifft auf kluge, lebendige Augen,
auf das so einnehmende, wohlwollende Lächeln
man trifft auf diese wahrhaftige Offenheit
und vor allem trifft man auf große Neugier,
auf ein Meer an Fragen, die tiefer gehen, die davon zeugen, dass er sich
auseinandergesetzt hat, dass es ein wirkliches Interesse gibt.
Und neben all diesen Fragen stößt man auch noch auf ein scheinbar
unendliches Wissen, geradezu auf ein Archiv, ein riesengroßes Filmarchiv,
und das alles in einem einzigen Kopf.
Und so steht man ihm dann gegenüber.
Man selbst als Anfänger, auf Neuland steht man, auf noch wackeligen
Beinen der Übermacht der Medien gegenüber,
hat gerade die ersten Schritte gemacht, als Regisseurin oder Schauspieler
oder Produzentin, und steht dann bei ihm im Studio,
bei Knut Elstermann, dem Kritiker und Filmjournalisten,
bei "Kino King Knut", dem Mann, der aus dem Kino kam,
und soll erzählen über den ersten eigenen Schritt, den ersten Wurf, den
man gemacht hat.
Und dann... wird man ihn nicht mehr los, denn Knut ist treu und bleibt –
als Kritiker, als Journalist, als Filmliebhaber und als Mensch.
Er begleitet uns, die wir mal angefangen haben, Filme zu machen, egal ob
vor oder hinter der Kamera.
Er begleitet, er fördert uns, er entwickelt uns mit, weil er Platz schafft, uns
medialen Raum gibt für unsere Filme, indem er sie unermüdlich, dabei
zutiefst engagiert präsentiert, aber auch diskutiert, sich interessiert, uns
überhaupt erst mal zum Sprechen bringt,
und unsere Arbeit dabei seiner kompetenten, sachlich fundierten, zuweilen
auch kritischen und doch immer liebevollen Analyse unterzieht,
und dabei aber vor allem mit uns im Gespräch bleibt.
Dieser konstruktive, oft quirlig-lebendige, schnell gesprochene, nie
oberflächliche, sondern tiefe Diskurs über die künstlerische Arbeit, den man
mit ihm führen kann,
der Ausdruck seines unglaublichen Wissens, seiner Eloquenz und
Leidenschaft, aber eben auch seiner Wertschätzung ist,
verschafft dabei gerade dem Film-Nachwuchs dauerhaft und kontinuierlich
Gehör und Öffentlichkeit.
Das wiederum macht Mut, gibt Kraft, beflügelt für den weiteren Weg. Und
das braucht man, gerade wenn man am Anfang steht.
Und wenn man nun etwas über den „Journalisten“ Knut Elstermann sagen
möchte, dann ist es vielleicht:
dass er jetzt schon ganz schön lange dabei ist,
dass er schon im Osten da war, bei DT 64 und beim Filmspiegel, auch beim
ND,
dass er auch als Aufnahmeleiter gearbeitet hat, an der Front sozusagen,
inzwischen auch erfolgreicher Buchautor ist,
und seit fast 20 Jahren bei Radio Eins das Kinomagazin „Zwölf Uhr Mittags“
präsentiert und den "Berlinale Nighttalk", wo er den nationalen und
internationalen Filmgrößen, aber auch den ganz jungen Filmemachern,
allen gleichermaßen auf Augenhöhe begegnet.
Lieber Knut, Du hast mal gesagt: Ein Filmkritiker muss über Lebens- und
Seherfahrung verfügen und über Unvoreingenommenheit, er muss offen
bleiben...
Und genau das macht Dich aus, das bist Du!
Aber darüber hinaus – und das ist so besonders für uns, die wir Dir
beruflich und privat begegnen und für die Medienlandschaft, in der Du tätig
bist – berührst Du uns, prägst Du uns als Mensch, so wie Du bist.
Es gab diesen Film von Stefan Krohmer: "Sie haben Knut", der ging mir
irgendwie die ganze Zeit nicht aus dem Kopf, als ich über Dich nachgedacht
habe.
Und ich denke, wir können zum Glück sagen:
Wir haben Knut!

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