Handlungsprogramm Sennestadt

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Handlungsprogramm Sennestadt
Bie lefeld-Sennestadt
I nt egr ier tes Ha ndlu n gsprog r am m
Bielefeld-Sen nest adt
Beitrag der Innovationsagentur Stadtumbau NRW
September 2008
B i e le f e l d - S e n n e s t a dt
Integrier tes Handlungsprogramm
| Beitrag der Innovationsagentur Stadtumbau NRW |
Bearbeiter:
Dipl.-Ing. Frank Schulz
Innovationsagentur Stadtumbau NRW
Fichtenstraße 75
Gebäude 8
D - 40233 Düsseldorf
Fon: +49 211 5 444 866
Fax. +49 211 5 444 865
eMail: [email protected]
Düsseldorf | September 2008
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
R e i c h ow s V i si o n f ü r d i e S e n ne st a d t
07
Di e Se nn e s t a dt h e u t e
11
2.1
Stadtlandschaft und Stadtgrundriss
14
2.2
Gemeinschaft und Nachbarschaft
2.3
Wohnen in Sennestadt
2.4
Infrastruktur in Sennestadt
2.5
Gewerbe, Arbeitsstätten und Ausbildung in Sennestadt
22
3.
Di e Se nn e s t a dt m o r g e n:
R e i c h ow f ü r d a s 2 1 . J a h r h u nd e r t
25
3.1
Themenbereich Stadtlandschaft und Stadtgrundriss
26
3.2
Themenbereich Gemeinschaft und Nachbarschaft
3.3
Modellhafter Wohnungsbau für die Sennestadt
3.4
Modellhafte Infrastruktur für die Sennestadt
3.5
Gewerbe, Ausbildungsstätten und Ausbildung in Sennestadt
3.6
Die Sennestadt auf dem Weg in die Zukunft
1.
2.
[Problemfelder, Chancen und Potenziale]
16
18
20
[Ziele, Maßnahmen- und Projektvorschläge, Kooperation und Vernetzung]
Im p r e s su m
30
33
37
39
43
45
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1. R eic how s V isio n f ü r die S en nes tad t
Die Sennestadt ist eine noch relative junge Entwicklung in der Stadtgeschichte Deutschlands. Sie ist modellhaft nach den Plänen des Architekten und Stadtplaners Reichow entstanden und verfolgte die Idee
der Stadtlandschaft, einer perfekten Eingliederung des Gebauten in die
umliegende reizvolle Sennelandschaft. Die Veränderungen des demographischen Wandels und die Ausdifferenzierung unserer Gesellschaft
machen aber auch vor der Sennestadt nicht halt. Reichows Vision einer
durchmischten Stadtlandschaft muss daher an die Bedürfnisse des 21.
Jahrhunderts angepasst werden.
Das vorliegende Handlungsprogramm fasst die wichtigsten Ergebnisse
aus dem kooperativen Quartiersentwicklungsprozess Sennestadt sowie aus dem Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept zusammen und bündelt die gesamten Informationen zu einem schlüssigen
Handlungsprogramm für eine integrierte Erneuerung und Entwicklung
der Bielefelder Sennestadt im Rahmen des Programms „Stadtumbau
West“.
Einführ ung
Notwendigkeit der Anpas-
sung an heutige Bedürfnisse
Bündelung der Ergebnisse zu
einem Handlungsprogramm
L a g e u nd E n t w i c k l u n g d e r S e nn e s t a d t
Die Sennestadt liegt im Südosten des Stadtgebietes Bielefeld am Hang
des Teutoburger Waldes und im Übergang zur Sennelandschaft. Anlass
für die Gründung der Sennestadt in den 1950er Jahren war nach dem
Zweiten Weltkrieg die Notwendigkeit der Schaffung von neuem
Wohnraum im Umfeld der Großstadt Bielefeld. Der neue Stadtteil wurde in einer verkehrsgünstigen Lage an der A 2 im Bereich der Querung
des Teutoburger Waldes angelegt. Der Standort bot die Möglichkeit
zur Entwicklung einer neuen Stadt auf einer größeren zusammenhängenden Flächenkulisse unter anderem aufgrund der geringeren Bedeutung des Standortes für die landwirtschaftliche Produktion. Mit der
verkehrsgünstigen Lage an der Autobahn ergaben sich besondere
Möglichkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung durch die Ansiedlung
von Betrieben und Arbeitsplätzen in enger räumlicher Lage zu der
neuen Stadt.
Der Stadtbezirk umfasst heute neben dem in den 1950er Jahren neu
gegründeten Stadtteil Sennestadt mit dem Teilbereich Südstadt auch
die ursprünglich ländlichen Bereiche Dalbke und Heideblümchen sowie
den Teilbereich Eckardtsheim der von den Einrichtungen der von-Bodelschwinghschen-Anstalten geprägt wird.
Günstiger Standort
07
Einführ ung
Zielsetzungen bei der
Planung der Sennestadt
Reic hows Lei tidee n
Die Sennestadt als Kern des Stadtbezirkes ist nach einem einheitlichen
Konzept im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs von 1954
von Prof. Dr. Bernhard Reichow als Stadt für die Wohnraumversorgung und Unterbringung von Neubürgern und Flüchtlingen in Westdeutschland angelegt worden. Dabei verfolgte er unterschiedliche
grundlegende Zielsetzungen für die Planungen der Sennestadt:
• Die Schaffung von überschaubaren Siedlungsteilen durch die städtebauliche Unterteilung der Siedlungsflächen mittels Grün- und Freiräumen.
• Der Einbezug von Landschaftselementen in die städtebauliche Struktur und Gliederung durch zentrale Grünzonen.
• Die Schaffung von ausreichenden Versorgungseinrichtungen und
funktionstüchtiger Infrastruktur für eine Mittelstadt von ca. 30.000
Einwohnern.
• Eine Mischung der Gebäude und Wohnformen mit Ein- und Mehrfamilienhäusern.
• Wiederherstellung einer ursprünglichen Gemeinschaftsform, die
durch die Industrialisierung und Urbanisierung verloren gegangen
war.
• Die Beseitigung der Mängel des Funktionalismus, also die Trennung
der Lebensfunktionen Wohnen, Arbeiten, Erholung sowie Bildung
und Kultur.
• Die Schaffung einer Lebensqualität von der Stadtanlage und Landschaft über das Wohnumfeld bis in den Grundriss der einzelnen
Wohnung.
• Die Trennung von Autoverkehr und Fuß-/Radverkehr und Durchlässigkeit des halböffentlichen Raumes für Wege.
Die Zielsetzungen für die Entwicklung der Sennestadt waren auf das
Wachstum und die Erreichung der beabsichtigten Größe und Ausdehnung des neuen Stadtteils angelegt. Die heutige räumliche Ausdehnung der Sennestadt wurde weitestgehend bereits im Generalbebauungsplan von 1954 vorgesehen. Dieses Städtebaukonzept „aus
einem Guss“ ist durch die Entwicklung der nachfolgenden Jahrzehnte
in kleineren Teilbereichen modifiziert und unter neuen Prämissen baulich ergänzt und arrondiert worden.
08
D i e w e i t e r e n E n t w i c k l u n g e n bi s h e u t e
Mit der Eingemeindung der Sennestadt in die Stadt Bielefeld im Jahr
1973 und durch die wirtschaftlichen und gesellschaftlich-sozialen Veränderungen der 1970er, 1980er und besonders der 1990er Jahre ist
das Modell eines geschlossenen, in einem kontinuierlichen Wachstum
sich entwickelnden städtischen Gemeinwesens an seine Grenzen gestoßen. Insbesondere die Ansprüche an den öffentlichen sowie halböffentlichen Raum und die Veränderung des Mobilitäts- und Versorgungsverhaltens stellen Teile dieser Zielsetzung in Frage. Zusätzlich ergeben
sich weitere veränderte Zielsetzungen durch die stärkere interkulturelle Zusammensetzung der Einwohnerschaft und der Mischung von
Alt- und Neu-Sennestädter/innen. Der Bau der A 33 südlich der Sennestadt und die damit verbundene Aufgabe der B 68 [Paderborner
Straße] im Stadtgebiet schaffen neue Aufgabenbereiche für die weitere Planung. Auch der Wandel der von-Bodelschwinghschen-Anstalten
mit den Siedlungsteilen Beckhof und Eckardtsheim hin zu einem „normalen“ Stadtteil stellen neue Herausforderungen für die weitere Entwicklung der Sennestadt dar.
Einführ ung
Neue Aufgaben und
Herausforderungen für
die weitere Entwicklung
09
2. Die Sennesta dt heute
Das Thema „Stadtumbau“ ist für Bielefeld ein neues Thema. Das “Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept Stadtumbau Bielefeld”
[ISEK Stadtumbau], das sich mit spezifischen städtebaulichen Fragestellungen auseinandergesetzt und die verschiedenen Stadtteile bezogen auf Strukturdaten und wirtschaftliche Situation analysiert hat, zeigt
spezifische Handlungserfordernisse auf. Aufgrund dieser Ergebnisse
wurden potenzielle Handlungs- und Beobachtungsgebiete benannt.
Analyse
ISEK zeigt neue
Handlungserfordernisse
Das ISEK Stadtumbau benennt auch die Sennestadt als einen Stadtteil,
in dem die Folgen des demographischen Wandels feststellbar sind. Das
Untersuchungsgebiet unterteilt sich in die Sennestadt [Nordstadt] und
Südstadt [südwestlich der ehemaligen B 68]. Für Fragen der funktionalen Einbindung des Stadtteils, der Verknüpfungen mit den benachbarten Ortsteilen und Flächen werden außerhalb des engeren Untersuchungsbereiches liegende Siedlungsteile mit betrachtet und einbezogen.
Das ISEK Stadtumbau empfiehlt ein dialogorientiertes Planverfahren.
In diesem Verfahren sollen in enger Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern der Sennestadt mögliche Schwerpunkte und Maßnahmen kooperativ erarbeitet werden. Das heißt, dass in verschiedenen Beteiligungsrunden die Bürgerinnen und Bürger der Sennestadt
befragt werden sollten, um erste Diagnosen zur Ausgangslage des
Stadtteils aus ihrer Sicht zu erhalten. Das Ministerium für Bauen und
Verkehr des Landes NRW unterstützt die Stadt Bielefeld in diesem
Prozess durch Fördermittel aus dem Bund-Länder-Programm Stadtumbau West.
Empfehlung eines
dialogorientierten Prozesses
P r o z e s s d e r k o o p e r at i ve n Q u a r t i e r s e n t w i c k l u n g
Begonnen hat der Prozess der kooperativen Quartiersentwicklung
nach einem Beschluss der Bezirksvertretung Sennestadt mit der Einrichtung eines Steuerungskreises, der mit Vertretern der Politik, der
Wohnungswirtschaft, der Sennestadt GmbH, dem Sennestadtverein
und der Stadt Bielefeld besetzt ist. Begleitet und moderiert wurde er
von der Innovationsagentur Stadtumbau NRW aus Düsseldorf.
Der Steuerungskreis hat die wesentlichen Grundlagen für die weiteren
Prozessphasen gelegt, die zunächst die Beteiligung von fachspezifischen
Akteuren in den drei Themenfeldern ‚Wohnen’, ‚Arbeiten’ und ‚Kultur/Soziales’ in der Sennestadt umfassten. Zu den jeweiligen Themenfeldern wurde sehr breit eingeladen, um sie möglichst facettenreich mit
Einrichtung eines
Steuerungskreises als Basis
Festlegung von
11
Themenfeldern
Analyse
Beteiligung für eine gemein-
same Herangehensweise
unterschiedlichen privaten und öffentlichen Stadtteilakteuren zu diskutieren. So kamen Vertreter der Schulen, verschiedener sozialer Einrichtungen, der privaten Wirtschaft, Banken, Wohnungsunternehmen,
der Sennestädter Vereine sowie weitere interessierte Bürgerinnen und
Bürger zu den Beteiligungsveranstaltungen vor Ort. Ziel war es hierbei,
gemeinsam eine erste Annäherung an die möglichen Themen und Aufgaben des Stadtumbaus zu ermöglichen.
Durchführung thematischer
Konkrete Visionen und Ideen rund um das Thema ‚Wohnen’ sollten im
Rahmen des ersten thematischen Workshops als Ergebnis gemeinsam
mit rund 40 Akteuren definiert werden. Der Fokus des zweiten Workshops lag auf der Verbesserung von ‚Wirtschaft und Arbeit im Stadtteil’. Der letzte Workshop zum Themenfeld ‚Kultur und Soziales’ hat
die kulturelle Vielschichtigkeit der Sennestadt zusammen mit erneut
über 40 Teilnehmern überwiegend aus dem sozialen Bereich, aus der
Jugendarbeit, den Schulen und unterschiedlichen Vereinen, diskutiert,
mit ihren persönlichen Einschätzungen und Erfahrungen bewertet und
auf Bedarfe und Potenziale zur Weiterentwicklung untersucht.
Durchführung eines
In einem weiteren Schritt wurde eine noch breitere Öffentlichkeit am
Prozess beteiligt und zum Mitmachen animiert. Vor allem den Bevölkerungsgruppen, die bislang zu wenig oder gar nicht am Prozess beteiligt waren, sollte die Möglichkeit gegeben werden, ihre Einschätzungen
und Meinungen ebenfalls zu äußern. Die Idee der Durchführung eines
öffentlichen Aktionstages bestand daher darin, die Orte aufzusuchen,
an denen sich diese Bevölkerungsgruppen gerne aufhalten, um mit
ihnen über das Thema Stadtumbau ins Gespräch zu kommen. Umgesetzt wurde der Aktionstag in Form von sechs dezentralen Veranstaltungen, die in ihrer Ausgestaltung auf die Gewohnheiten der einzelnen
Bevölkerungsgruppen zugeschnitten waren.
Workshops im Vorfeld
Aktionstages zur Erreichung
einer breiten Öffentlichkeit
Entwicklung von
Maßnahmen und Projekten
sowie Einrichtung eines
Stadtteilmanagements
Ziel der Aufrechterhaltung
des Beteiligungsprozesses
12
Basierend auf den breiten und sehr ausführlichen Ergebnissen dieser
beiden Beteiligungsphasen konnte das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept in Auftrag gegeben werden, das die Ergebnisse in
konkrete Maßnahmen und Projekte übertragen hat. Weiterhin ist bereits die Ausschreibung eines Stadtteilmanagements erfolgt, um möglichst bald die notwendige Koordinationsstelle für das Quartier zu
besetzen. Der Steuerungskreis für den Stadtumbauprozess in der Bielefelder Sennestadt hat eine beratende Funktion bei der Auswahl des
passenden Bewerbers.
Im Herbst 2008 soll die Einrichtung des Stadtteilmanagements abgeschlossen sein. Seine Hauptaufgabe wird es sein, die angestoßenen Beteiligungsprozesse aufrecht zu erhalten und weiter im Sinne einer kooperativen und integrierten Stadtteilerneuerung zu entwickeln. Während der bisherigen Beteiligungsphasen hatten die Teilnehmer/innen
die Möglichkeit, ihre Anregungen, Wünsche und Beteiligungsvorstel-
Analyse
lungen auf so genannten ‚Mitmachkarten’ zu notieren. Mit Hilfe dieser
Karten verfügt der/die neue Stadtteilmanager/in über einen breiten
Fundus an Anregungen von engagierten Sennestädtern, die auch weiterhin an den Veränderungen ihres Stadtteils mitwirken möchten. Ziel
ist es darüber hinaus, weitere thematische Beteiligungsformen zu etablieren, die sich gezielt mit spezifischen Problemen und Potenzialen
der Sennestadt vertiefend auseinandersetzen.
Basierend auf den Leitideen Reichows wurden für die vertiefende Analyse der Sennestadt fünf Themenbereiche definiert, die auch in den
Workshops und im Rahmen des Aktionstags wiederholt genannt wurden.
Die Idee der Gemeinschaft und des durchmischten Quartiers in kleineren Nachbarschaften ist einer der wichtigsten Leitgedanken Reichows. Diese Nachbarschaften sind mit dem vielfältigen Wohnungsbestand in die Stadtlandschaft integriert worden, einer Mischung von urbanen Elementen mit offenen und für alle zugänglichen Freiräumen.
Das Aufbrechen der einstigen Funktionstrennungen von Arbeiten, Freizeit und Wohnen führte dazu, dass in seinen Plänen auch Gewerbeund Wirtschaftsstrukturen sowie weitere wichtige Infrastruktureinrichtungen integriert wurden. Zusammengefasst sind die folgenden Elemente also wichtig für die vertiefende Analyse:
Etablierung
thematischer Beteiligung
Definition von
fünf Themenbereichen
Veränderung des Leit-
bildes durch Aufhebung
der Funktionstrennungen
• Gemeinschaft und Nachbarschaft
• Stadtlandschaft und Stadtgrundriss
• [Modellhaft] Wohnen in Sennestadt
• [Modellhafte] Infrastruktur in Sennestadt
• Gewerbe, Arbeitsstätten und Ausbildung in Sennestadt
Die nachfolgenden Analysen basieren auf umfassenden statistischen
Daten der Stadt Bielefeld, auf Erhebungen und Beschreibungen des
Büros Drees und Huesmann, das mit der Erarbeitung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes für die Sennestadt beauftragt war, auf Ergänzungen des Sennestadtvereins sowie den Ergebnissen der beiden Beteiligungsphasen, die von der Stadt Bielefeld und der
Innovationsagentur Stadtumbau NRW durchgeführt wurden.
Grundlagen der
nachfolgenden Analysen
13
Analyse
Besondere Bedeutung der
Natur- und Freiraumstruktur
2 .1 S t a dt la nd sch af t und S t ad tg r und r i ss
Die Natur- und Freiraumstruktur nimmt in der Sennestadt eine herausragende Bedeutung ein. Dies ist darauf zurückzuführen, dass mit dem
Aufbaukonzept/Generalbebauungsplan das Ziel der „Landschaft in der
Stadt“ umgesetzt wurde. Bestimmt wird der Natur- und Freiraum
durch den zentralen Grünzug, der sich an den Verlauf des Bullerbaches
anlehnt und sich in der Nordstadt mit einer von Ost nach West verlaufenden Grünzone zu einer „T“-Form verbindet [„Grünes Kreuz“].
Beide Grünzüge, der des Bullerbaches und der Ost-West-Zug, besitzen
eine besondere Funktion für die Freizeit und Naherholung der Sennestädter/innen und machen einen erheblichen Teil der Wohnstandortqualität aus. Mit den darin liegenden Spielflächen, Sportanlagen, Wegen
und Teichen waren sie ursprünglich für alle Generationen konzipiert
worden.
Seit ihrer Entstehung in den 50er Jahren haben sich durch die Entwicklung der Vegetation, die unterbliebene bauliche Anpassung von Wegen
und Stellplatzflächen und das geänderte Nutzungsverhalten auf Spielflächen und bei Sportanlagen deutliche Einschränkungen der Benutzungsqualität ergeben. Im Rahmen der Beteiligungsveranstaltungen
wurde das Thema Grünraum als eines der grundlegenden Merkmale
der Sennestadt sehr intensiv und differenziert diskutiert.
P r o b l e m fe l d e r i m B e r e i c h
S t ad t l an d s c h a f t u n d S t a dt g r un d r i s s
Fehlen angepasster und ausdifferenzierter Grünräume
Entstehung von Unsicherheits- und Angsträumen
14
Als Folge dieses Funktionsverlustes und der zunehmenden Verwahrlosung eignen sich vornehmlich gesellschaftliche Randgruppen den Freiraum an. Dies schränkt die Attraktivität der Grünzonen für bestimmte
Bevölkerungsteile weiter ein. Durch die Veränderungen in den Anforderungen und den Nutzungen des Grün- und Freiraums besitzt dieser
Teilraum der Sennestadt kaum noch attraktivitätssteigernde Wirkung
auf das Wohnumfeld und die Sennestadt als Wohnstandort selbst. Es
fehlt demnach an angepassten und ausdifferenzierten Grünräumen, in
denen sich unterschiedliche Bevölkerungsgruppen gemeinsam aufhalten können.
Diese Entwicklung wird verschärft durch die Entstehung von Unsicherheits- und Angsträumen aufgrund von ungenügender Beleuchtung, unübersichtlicher Vegetation und nicht erkennbarer Wegeführung. Zusätzlich sind durch bauliche Maßnahmen, wie z.B. Unterführungen, weitere Angsträume entstanden, die abgebaut werden müssen.
Einige Ortsteile in der Sennestadt leiden unter der schlechten Anbin-
Analyse
dung an die zentralen Einrichtungen in der Ortsmitte. Diese Problematik ergibt sich vor allem aufgrund einer starken räumlichen und bau- lichen Trennung bestimmter Ortsteile. Hier fehlen verknüpfende Radund Fußwege sowie verbesserte ÖPNV-Anbindungen.
Das Zentrum der Sennestadt hat vor allem unter Funktionsverlusten
zu leiden. Der Reichowplatz als eigentlicher Mittelpunkt in der Nähe
des Sennestadthauses kann seine zentrale Funktion nicht erfüllen und
erscheint eher als „Tote Mitte“. In Teilen der Sennestadt vermitteln die
Einkaufsbereiche einen maroden Eindruck und entsprechen nicht mehr
den ursprünglichen Planungen Reichows.
Das stark durchgrünte Wohnumfeld der unterschiedlichen Wohnformen fällt in Teilen durch sein ungepflegtes Erscheinungsbild auf. Aufgrund nicht geklärter Zuständigkeiten sind Wohnwege und andere
wohnungsnahe Räume nicht mehr uneingeschränkt nutzbar.
Wenn man von außerhalb in die Sennestadt kommt, fällt einem das
sehr unattraktive Stadtbild in ihrem Eingangsbereich auf. Hier bedarf
es Anpassungsmaßnahmen, um einen attraktiven Eingangsbereich zu
gestalten.
Funktionsverluste
des Zentrums
Beeinträchtigungen durch
ungepflegtes Erscheinungsbild
Unattraktiver
Eingangsbereich
C h a n c e n u n d Po t e n z i a l e i m B e r e i c h
S t a dt l a nd s c h a f t un d S t a d tg r u nd r i s s
Die Einbettung in die Sennelandschaft ist eine der größten Stärken der
Sennestadt. Darüber hinaus verfügt sie über eine großflächige Wasserlandschaft, die bislang untergenutzt ist. Diese Potenziale lassen sich mit
neuen, innovativen Ideen aktivieren. Um die Nutzbarkeit der Landschaft
für alle attraktiv zu gestalten, muss sie für jeden entsprechend neu eingerichtet werden, damit sich jede Bevölkerungsgruppe ungestört wohlfühlen kann. Auch das touristische Potenzial dieser einzigartigen Landschaft ist bislang noch nicht vollständig ausgeschöpft worden.
Auch die Quartiersplätze – inklusive Reichowplatz – bieten ein urbanes Potenzial. Um dieses zu nutzen, bedarf es einer Neumöblierung
dieser Quartiersplätze, damit sie als Treffpunkte interessant werden
und sich zu belebteren Aufenthaltsorten weiterentwickeln.
Neue, innovative
Ideen zur Stärkung der
Sennelandschaft
Nutzung und Entwicklung
der gegebenen Potenziale
15
Analyse
2 .2 G e m e i n s c h a f t u n d Na c h b a r s c h a f t
S t at i s t i s c h e D a t e n u n d de m o gr a p h i s c h e E n t w i c k l u n g
Unterschiede und
Herausforderungen in
den Bereichen Integration
und Generationen
Die Einwohnerzahl in der Sennestadt hat sich gegenüber 1994 um 3,8
% verringert und liegt aktuell bei 21.395 Einwohnern [2007]. Die bereits im ISEK der Stadt Bielefeld 2007 festgestellte Entwicklung hat sich
damit noch verstärkt fortgesetzt. Der statistische Bezirk Dalbke ist dagegen seit 1999 durch Baugebietsausweisungen besonders stark gewachsen. Mögliche Problem- und Konfliktlagen ergeben sich hier vor
allem aus den Aufgaben der Integration von Neubürgern.
Der Vergleich der Altersstruktur der Sennestadt [Nordstadt] und der
Südstadt mit der Stadt Bielefeld insgesamt zeigt eine deutliche Überalterung der Bevölkerung im Untersuchungsgebiet. Sind in den Altersgruppen von 0 – 20 Jahren die Anteile noch recht ausgeglichen, so
differenzieren sie sich in den älteren Altersgruppen zum Teil erheblich
auseinander. In der Altersgruppe der 20 – 50-Jährigen Einwohner liegen die Anteile der Gesamtstadt Bielefeld deutlich über denen der
Nord- und Südstadt. Hier fehlt gewissermaßen der „Mittelbau“ in der
Struktur der Bevölkerung. In der Zusammenschau mit den jüngeren
Altersgruppen ist aus diesem Grund festzuhalten, dass die Einwohnerstruktur im Untersuchungsgebiet von größeren Familien geprägt ist.
Überhänge, d.h. höhere Anteile, ergeben sich ebenfalls für den Untersuchungsbereich gegenüber der Stadt Bielefeld für die Einwohner/innen
ab einem Alter von 50 Jahren. In diesem Bereich differenzieren sich die
beiden Teile des Untersuchungsbereiches noch weiter auseinander.
Während die Südstadt über höhere Anteile bis zum Alter von 70 Jahren verfügt, hat die Nordstadt höhere Einwohneranteile ab 70 Jahren.
B e w o h n e r m i t M i g r a ti o n s h i n t e r g r u n d
Bei den Einwohnerinnen und Einwohnern mit Migrationshintergrund
nimmt die Südstadt mit einem Anteil von 34 % in Bielefeld einen Spitzenplatz im Vergleich zu anderen statistischen Bezirken der Stadt Bielefeld ein. Im statistischen Bezirk Sennestadt dagegen sind rund 27 % der
Einwohner dem Personenkreis mit Migrationshintergrund zuzurechnen. Der Durchschnitt in der Gesamtstadt liegt hingegen bei 21,9 %
[Ende 2006].
Konfliktpotenzial beim
Zusammenleben durch
16
räumliche Konzentrationen
Mögliches Konfliktpotenzial beim Zusammenleben ergibt sich aus der
besonderen Situation der „Erstbewohner“ und langjährigen Bewohner mit den erst in den letzten Jahrzehnten hinzugekommenen. Hierbei ist nicht die absolute Zahl der Einwohner mit Migrationshintergrund das Problem, sondern die räumliche Konzentration vor allem in
der Südstadt. Dies wird durch die Ergebnisse einer Umfrage zur Wohn-
Analyse
situation an den Sennestädter Schulen in der Vergangenheit unterstützt,
die eine deutliche Prägung der Wohnverhältnisse ergeben hat. Während die deutschen Schüler überwiegend im Einfamilienhausbestand
lebten, wohnten die ausländischen Schüler in der Mehrzahl im Mehrfamilienhausbestand.
Auch im kooperativen Quartiersentwicklungsprozess wurde das
Thema der neuen Sennestädter intensiv diskutiert. Viele Beteiligte erwähnten darüber hinaus die Problematiken der älter werdenden Gesellschaft in der Sennestadt.
P r o b l e m fe l d e r i m B e r e i c h
G e m e in s c h a f t u n d N a c h ba r s c h a f t
Die räumliche Konzentration bestimmter Gruppen in Sennestadt
scheint somit eines der Hauptprobleme im alltäglichen Miteinander. Einige Gruppen scheinen sich dabei abzuschotten und nicht am Gemeinschaftsleben teilzunehmen. Dies führt zu einem Gefühl des Nebeneinanders anstatt eines Miteinanders.
Nebeneinander statt
Es wird auch bemängelt, dass sich viele der zahlreichen Vereine ebenfalls zu stark abschotten und kaum Möglichkeiten und Anreize für Aussenstehende bieten, sich dort zu engagieren. Für eher informelle Treffen
von unterschiedlichen Gruppierungen gibt es keine ausreichenden Angebote oder Treffpunkte.
Abschottung von Vereinen
Die gute Jugendarbeit der Jugendtreffs in Sennestadt steht vor einem
Abstimmungs- und Kapazitätsproblem. Die Angebote der Einrichtungen werden zwar gut genutzt, doch der Zustand der Gebäude und die
Größe der Räumlichkeiten verhindern weitere gute Angebote.
Abstimmungs- und
Miteinander
und fehlende Angebote
Kapazitätsprobleme
C h a n c e n u n d Po t e n z i a l e i m B e r e i c h
G e m e in s c h a f t u n d N a c h ba r s c h a f t
Während der beiden Beteiligungsphasen wurde das hohe Engagement
in der Bevölkerung deutlich, das ein wesentliches Potenzial für den
Stadtteil darstellt. Dieses Potenzial muss weiter gefördert, aufrechterhalten und koordiniert werden. Auch das Interesse der vielen Vereine
und Gruppierungen an einer weiteren Zusammenarbeit muss gebündelt werden.
Durch den Aktionstag konnten viele Bevölkerungsgruppen erreicht
werden, die bislang nicht in partizipative Entscheidungen und Prozesse
einbezogen wurden, wie z.B. die mennonitische Gemeinde, die islamischen Sennestädter und die Jugendlichen. Dieses hohe Maß an Engage-
Förderung des hohen
Engagements und
Bündelung der Kräfte
Einrichtung angepasster und
17
zielgruppenspezifischer Foren
Analyse
ment muss auch in Zukunft in angepassten, zielgruppenspezifischen
Foren weitergeführt werden.
Basierend auf der hohen Beteiligungsbereitschaft könnten neue Trägerschafts- oder Patenschaftsmodelle die Qualitäten im Wohnumfeld und
bezüglich der wohnortnahen Infrastruktureinrichtungen aufrechterhalten bzw. teilweise sogar verbessern.
Stärkung der Einrichtungen
und Angebote/Veranstaltungen
Die bereits jetzt gut genutzten Einrichtungen und Veranstaltungen bilden eine solide Basis für die weitere Arbeit im Stadtteil und müssen gestärkt werden. Dazu zählen vor allem die Jugendeinrichtungen, die
Schulen und das Sennestadtfest.
2 . 3 Wo h n e n i n S e n n e s t a d t
Der größte Teil der Wohn- und sonstigen Bebauung stammt entsprechend der Aufbauplanung aus den Bauphasen der 1950er und 1960er
Jahre. Hierbei sind Mehrfamilienhausbestände sowie die Einzel- und
Reihenhausbestände gleichermaßen vertreten. Jüngere Bauphasen
schließen sich vor allem in den Randbereichen [z.B. Württemberger
Allee,Verler Dreieck und Donauallee] an, die Ende der 1970er, Anfang
1980er Jahre realisiert wurden. In späteren Jahrzehnten wurden im
Wesentlichen nur noch Ein- und Zweifamilienhausbestände in den
Randbereichen und auf Arrondierungsflächen errichtet.
Unterschiedliche Gebäudestrukturen für eine soziale
Durchmischung
Erhaltung der
historischen Struktur
18
In den Mehrfamilienhausbestand sind solitäre Gebäude mit bis zu elf
Vollgeschossen eingestreut und prägen als Punkthochhäuser die Silhouette der Sennestadt. Diese Verteilung ganz unterschiedlicher Gebäudestrukturen sollte nach dem ursprünglichen Planungskonzept der
Sennestadt die angestrebte soziale Durchmischung der Einwohnerschichten gewährleisten.
Seit 1999 sind lediglich 114 Wohnungen im gesamten Bezirk hinzugekommen, wobei der Schwerpunkt der Bautätigkeit dabei in Dalbke lag.
Dieser Umfang und sein räumlicher Schwerpunkt zeigen auf, dass die
bauliche Entwicklung der Nordstadt und Südstadt in den letzten Jahren nur eine geringe Dimension angenommen hat. Dies bedeutet auf
der anderen Seite eine „Konservierung“ der historischen Struktur und
Grenze der Wohnbauflächenausdehnung.
Der Leerstand an Wohnungen in der Sennestadt belief sich 2007 auf
rund 0,8 % des Wohnungsbestandes. Er lag damit leicht unter dem
Wert für die Gesamtstadt von rund 0,9 %. Die Quote liegt im Bereich
der normalen Fluktuation und es lässt sich bisher keine besondere allgemeine Leerstandsproblematik im Wohnungsbestand in der Sennestadt feststellen. Nach Aussagen eines Wohnungsunternehmens nimmt
Analyse
dieser Leerstand jedoch in Bezug auf einzelne Gebäude eine Höhe
von 3 - 4 % an. Dieser betrifft insbesondere die Wohngebäudebestände aus den 1970er/1980er Jahren.
Sechs größere Wohnungsunternehmen und -genossenschaften prägen
mit ihren rund 2.320 WE den Mehrfamilienhausbestand in der Sennestadt, dies entspricht rund 33,6 % der gesamten Wohnungen. Die Wohnungsunternehmen haben in einem unterschiedlichen Umfang und
Maß die Modernisierung ihrer Bestände in gebäudetechnischer und
energetischer Hinsicht und die Anpassung an neue, geänderte Wohnungsansprüche durchgeführt.
P r o b l e m f e l d e r i m B e r e i c h Wo h n e n
Die Einfamilienhäuser befinden sich im Besitz der älter gewordenen
Erstbesitzer und einiger neuer Eigentümer. In den Mehrfamilienhausbeständen haben die Unterscheidung in Miet- und Eigentumsbereiche
und die Belegungspraxis der Wohnungsunternehmen dazu geführt,
dass auch mehr Menschen mit Migrationshintergrund hier eingezogen
sind.
Die Erhebungen und Auswertungen zeigen für den Stadtumbau einen
besonderen Handlungsbedarf im Ein- und Zweifamilienhausbestand
auf. Durch die zeitlich sehr homogenen Phasen der Errichtung dieser
Häuser steht diesem Wohngebäudebestand eine Umbruchphase bevor bzw. befinden sich Teile der Wohnungsbestände bereits darin.Viele
Bewohner dieser Gebäudestrukturen, die noch zur Gründungsphase
der Sennestadt gehören, erreichen das Rentenalter. Die Kinder dieser
Generation sind weggezogen, so dass die Einfamilienhäuser teilweise
nur noch von einer oder zwei Personen bewohnt werden und dabei
nicht mehr den Anforderungen der älteren Menschen entsprechen.
Viele junge Familien finden dafür im Gegensatz kaum adäquate Angebote, die ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit entsprechen. Viele junge
Sennestädter Familien äußern den Wunsch nach einem Eigenheim,
können diesen aber momentan aufgrund der wenigen Angebote in
Sennestadt kaum verwirklichen.
Aufgrund der konstruktiven Merkmale des überwiegenden Teils der
Zeilenbebauung mit Wohnungszugängen auf halber Geschosshöhe ist
ein direkter barrierefreier Zugang zu den Wohnungen nicht oder nur
sehr aufwändig möglich. Die vorhandene flache Gebäudestruktur erschwert zudem die Errichtung von Fahrstühlen.Vermietungsprobleme
treten auch dort auf, wo der Wohnungsgrundriss und die Größe sich
als zu klein oder ungeeignet für aktuelle Nachfrager erweisen, z. B. im
Fall größerer Familien in der Südstadt.
Handlungsbedarf im Ein- und
Zweifamilienhausbestand
Wenig adäquate Angebote
für junge Familien
Schaffung von Barriere-
freiheit schwierig
19
Analyse
Zusätzlich hemmt das negative Image, das viele Außenstehende von
der Sennestadt haben, den Zuzug von neuen Mitbürgern. Die heutigen
Bewohner des Stadtteils beklagen die Stigmatisierung, die aufgrund dieser negativen Sichtweise bestehen. Die Aufwertung der Sennestadt
und die Akzeptanz ihrer Wohnungsbestände ist also auch direkt mit
der negativen Sichtweise von außerhalb verknüpft.
Einige Wohnungsbestände, vorwiegend aus den neueren Bebauungsphasen, haben sich zu Problemschwerpunkten entwickelt. Dazu zählen
vor allem die Großwohngebäude an der Württemberger Allee. Hier
sind besonders Probleme im Wohnumfeld, in der Sozialstruktur und im
Zustand der Gebäude feststellbar.
C h a n c e n u n d Po t e n z i a l e i m B e r e i c h Wo h n e n
Starke Verbundenheit
als wesentliches Potenzial
Positive Innenwahr-
nehmung des Stadtteils
Potenzial der
vielfältigen Struktur
Ein wesentliches Potenzial für die Weiterentwicklung der Sennestadt ist
die vorhandene starke Verbundenheit der Bewohner mit einzelnen
Wohnquartieren und Ortsteilen. Die Bewohner der einzelnen Viertel
haben somit ein ernsthaftes Interesse an der Aufwertung ihrer Wohnungsbestände und ihres Wohnumfeldes.
Das negative Außenimage zeigt sich nach innen wesentlich positiver.
Die Menschen, die in der Sennestadt wohnen, sind sich der positiven
Eigenschaften ihres Stadtteils bewusst. Es fehlt hierbei allerdings noch
eine richtige Vermarktungsstrategie, um diese Sichtweisen auch nach
außen zu transportieren.
Ein weiteres Potenzial ist die durch Reichow angelegte Struktur, die
sich durch eine starke architektonische Vielfalt in einer lebendigen
Stadtlandschaft auszeichnet. An diesem Konzept der Gestaltung wollen
die meisten Sennestädter festhalten. Die Chance besteht vor allem
darin, die Ideen von damals behutsam an das 21. Jahrhundert anzupassen.
2 .4 I nfr a s tr uk t ur in S en nes t ad t
Infrastruktureinrichtungen
teilweise nicht ausreichend
verfügbar
20
Betrachtet man die Infrastruktureinrichtungen der Sennestadt, stellt
man fest, dass insbesondere kleinräumige, quartiersbezogene Versorgungseinrichtungen und Infrastrukturen aufgrund von wirtschaftlich ungünstigen Voraussetzungen nicht ausreichend verfügbar sind. Darüber
hinaus haben sich die Anforderungen an Angebote einhergehend mit
der sich verändernden Einwohnerstruktur ebenfalls gewandelt. Neue
Angebote müssen alterspezifisch sein und zugleich die kulturellen Belange von Personen mit Migrationshintergrund und unterschiedlicher
Glaubensherkunft miteinander verbinden.
Analyse
Im Bereich der sozialen Infrastruktur verfügt die Sennestadt nach wie
vor über verschiedenste Einrichtungen. Das Schulnetz ist gut ausgebaut, ebenso wie die Anzahl der Spielflächen für Kleinkinder. Allein qualitativ wird an bestimmten Einrichtungen, wie den Spielplätzen, Handlungsbedarf gesehen. Für ältere Jugendliche fehlt es zumeist an ausreichend – auch: kommerziellen – Angeboten. Im Bereich der Jugendarbeit hingegen ist die Sennestadt mit drei stark frequentierten Jugendtreffs gut aufgestellt. Doch auch hier müssen die Bestände modernisiert
und angepasst werden.
Gute soziale Infrastruktur
und ärztliche Versorgung
Die ärztliche Versorgung wird ebenfalls als ausreichend eingestuft. Defizite gibt es darüber hinaus im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs,
vor allem bei den Verbindungen innerhalb der Sennestadt und in den
Abendstunden. Durch das Vorhandensein verschiedener Bundesautobahnen ist die Sennestadt optimal an das Fernstraßennetz angebunden.
P r o b l e m fe l d e r i m B e r e i c h I n f r a s t r u kt u r
Die oben erwähnte gute Anbindung an das Fernstraßennetz zieht starke Verkehrsbelastungen nach sich. Viele Bewohner bemängelten dabei
vor allem die trennende Wirkung der Verkehrsinfrastruktur, Gefahrenzonen an bestimmten Stellen und den fehlenden Lärmschutz an der A2.
Hinzu kommt, dass der öffentliche Nahverkehr innerhalb der Sennestadt schlecht ausgebaut ist. Einzelne Ortsteile sind kaum komfortabel
zu erreichen, insbesondere in den Abendstunden verschlechtert sich
das Angebot.
Die Infrastruktur für Kleinkinder und Jugendliche ist zwar gut ausgelastet, stößt aber generell an kapazitäre Grenzen. Diese Engpässe müssten mit Modernisierungsmaßnahmen und Anbauten behoben werden,
was jedoch aufgrund knapper finanzieller Mittel kaum möglich ist. Auch
verschiedene Spiel- und Sportflächen sind in einem schlechten Zustand oder entsprechen nicht mehr den Bedürfnissen der heutigen
Nutzer. Es fehlt vor allem auch Raum für informelle Sportnutzungen im
Grünen.
Wie bereits erwähnt, wird das Netz kleinteiliger Versorgungsstrukturen immer gröber. Die fußläufige Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen ist somit vermehrt gefährdet.
Verkehrsbelastungen und
Gefahrenstellen sowie
Defizite im Nahverkehr
Defizite der Infrastruktur für
Kinder und Jugendliche
Versorgungsstrukturen
sind gefährdet
C h a n c e n u n d Po t e n z i a l e i m B e r e i c h I n f r a s t r u k t u r
Die Sennestadt verfügt bereits über viele gute Angebote für bestimmte
Bevölkerungsgruppen, allerdings sind diese Angebote im sozialen und
kulturellen Bereich teilweise zu wenig vernetzt.
21
Analyse
Viele leer stehende Gebäude, wie zum Beispiel die Post oder die Sennestadtpavillons, bieten enorme Potenziale für Folgenutzungen. Hier
könnten fehlende Infrastruktureinrichtungen oder neue Angebote für
die Sennestadt eingerichtet werden.
Sicherung der fußläufigen
Erreichbarkeit von Angeboten
Die Sicherung der bislang weitestgehend fußläufigen Entfernung vieler
Angebote im Zentrum der Sennestadt bietet das Potenzial, dass auch
ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen lange in ihrem angestammten Wohnumfeld bleiben können.
Der Neubau des Schwimmbades in Sennestadt beinhaltet das Potenzial, eine sinnvolle Ergänzung zu bereits bestehenden Sportangeboten
zu sein.
Belebung des Reichow-
platzes und Entwicklung zu
einem attraktiven Treffpunkt
Der Reichowplatz als zentraler Punkt im Quartier bietet die Chance
durch intensiveres Bespielen und durch eine Neumöblierung zu einem
belebten Platz zu werden. Die Lage zwischen Sennestadthaus, den Einzelhandelsbereichen und den Sennestadtpavillons unterstreicht die
Möglichkeit hier einen attraktiven Treffpunkt zu etablieren.
2 .5 G e we r b e , A r b e i t s s t ä t t e n u nd A us bi l d u n g i n
S e nne s ta dt
Günstige bipolare
Wirtschaftsstruktur
Mit der Integration in die Wirtschaftsstruktur der Stadt Bielefeld, aber
auch mit Blick auf die benachbarten Gemeinden und Städte, besitzt
der Arbeitsmarkt für die Sennestadt eine als günstig zu bezeichnende
bipolare Struktur. Zum Einen besitzt sie einen starken Dienstleistungsbereich und zum anderen einen Schwerpunkt im klassischen verarbeitenden bzw. produzierenden Bereich.
In der Sennestadt besitzt das verarbeitende Gewerbe [z. B. Gildemeister Maschinenbau, Gießerei Tweer, Union Knopf] aufgrund seiner
Größe, Spezialisierung und des Bekanntheitsgrads eine herausragende
Stellung. Das Gesundheits- und Sozialwesen ist mit den Einrichtungen
eher in Eckardtsheim stark vertreten. Im Handelsbereich verfügt die
Sennestadt über ein Distributionszentrum, einen Edeka, einen Marktkauf, Ratio, einen Toom-Baumarkt und die an der Autostraße Sennestadt verorteten Autohändler. Ergänzt werden sie durch den Bereich
des Druckwesens [z.B. Druckzentrum der Zeitung „Neue Westfälische“, Eilers-Werke].
Gute Standortbedingungen
födern Gewerbeansiedlungen
22
Hauptansiedlungsmotive für diese Gewerbestrukturen waren neben
der guten Verkehrslage in der Nähe des Schnittspunkts zweier Autobahnen die Verfügbarkeit von Entwicklungs- und Reserveflächen. Diese
besondere Lagegunst wird auch von Speditionen in dem Gewerbegebiet der Südstadt unterstrichen.
Analyse
Im Vorfeld der Aufstellung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes für
die Stadt Bielefeld wurden die Einzelhandelsstrukturen und -situation
in der Sennestadt 2007 detailliert erhoben. Die Ergebnisse der Erhebungen zeigen die besondere Struktur des Einzelhandels und die Problemlage in der Sennestadt auf. Mit rund 66 % der Verkaufsfläche dominieren drei einzelne Betriebe die Angebotsstruktur quantitativ gesehen. Ingesamt ergibt sich ein Leerstand von rund 6 % bezüglich der gesamten Verkaufsfläche.
Die Struktur der Versorgungsangebote und des Einzelhandels in der
Sennestadt wird von drei Merkmalen geprägt. Ein weit gezogenes Versorgungszentrum zieht sich vom östlichen Teilbereich der Vennhofallee über die Laden-Galerie am Stadtring und den Reichowplatz bis
zum Ehrenbergplatz an der Elbeallee. Eingestreut in den Siedlungskörper findet man die ursprünglichen Nah- und Quartierversorgungsangebote nach der städtebaulichen Grundkonzeption der Sennestadt.
Außerhalb im Industriegebiet befinden sich mehrere großflächige Anbieter mit PKW-orientierter Erreichbarkeit [SB-Warenhäuser, Ratio,
Marktkauf, Toom-Baumarkt, Lebensmitteldiscounter Lidl].
Der statistische Bezirk Sennestadt verfügt absolut gesehen über einen
der höchsten Zahlen von Arbeitslosen in Bielefeld. Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2007 gemäß der im ISEK für die Stadt Bielefeld verwendeten Berechnungsmethode bei 12,5 %. Die Quoten für die Nordund Südstadt liegen mit 14,8 und 13,8% deutlich darüber. Die hohe
Arbeitslosenquote und die gegebene Altersstruktur der Einwohner
/innen zeigen die besondere Aufgabe des Stadtumbauprozesses, eine
Ausbildungs- und Qualifikationskomponente in den Maßnahmen und
Projekten zu berücksichtigen.
Bisher sind Einrichtungen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der
Sennestadt nur ansatzweise vorhanden. Damit werden wichtige Potenziale, die sich aus der Lage der Sennestadt am Rande der Senne und
des Teutoburger Waldes ergeben, nicht genutzt.
Drei Merkmale der
Versorgungs- und
Einzelhandlesstruktur
Hohe Arbeitslosenquote
und gegebene Altersstruktur
als Herausforderung
Potenziale der Tourismus-
und Freizeitwirtschaft
P r o b l e m fe l d e r i m B e r e i c h
G e w e r be , A r b e i t e n un d A us b i l du n g
Im den Zentrumsbereichen der Sennestadt fallen vor allem die Leerstände auf, im Bereich des Reichowplatzes und der Pavillons ist dies
deutlich sichtbar. Darüber hinaus fehlt diesen Bereichen ein geeignetes
Profil für die Ansiedlung von Gewerbe und Einzelhandel. Die fehlende
Kaufkraft viele Bewohner hemmt die Ansiedlung von hochwertigen
Einzelhandelsstrukturen in diesen Bereichen. Darüber hinaus fehlt die
Vernetzung der Einzelhändler untereinander, um diesen Problemen gemeinsam zu begegnen.
23
Analyse
Kommerzielle
Angebote fehlen
Mangelnde Ausbildungs-
und Fortbildungsangebote
Die Jugendlichen der Sennestadt finden in ihrer Freizeit kaum kommerzielle Angebote, wie z.B. Disko, Bowlingbahn oder Kino. Im gastronomischen Bereich sind ebenfalls kaum Angebote vorhanden. Generell
fehlen multifunktional einsetzbare Flächen oder Hallen für individuelle
Sport- und Freizeitnutzungen.
Viele junge Menschen finden darüber hinaus in der Sennestadt keine
ausreichenden Ausbildungs- oder Fortbildungsangebote. Dieser Mangel führt häufig dazu, dass sie in andere Stadtbezirke oder Städte abwandern.
C h a n c e n u n d Po t e n z i a l e i m B e r e i c h
G e w e r b e , A r b e i te n u n d A u s b i l du n g
Bessere Vernetzung der schulischen Ausbildungsstätten
Die Sennestadt verfügt über ein großes Potenzial an schulischen Ausbildungsstätten, die es noch besser zu vernetzen gilt. Fast alle gängigen
Schulformen sind in der Sennestadt vertreten und unterrichten auch
viele Schüler von außerhalb.
Ebenso gibt es ein großes Angebot an Gewerbeflächen und unterschiedlichen Gewerbebetrieben, was zahlreiche Arbeitsmöglichkeiten
in der Sennestadt nach sich zieht.
Nutzung der Brachfläche
als Chance
24
Die Entwicklung des brachgefallenen Schillinggeländes ist eine große
Chance, um hier wichtige zukunftweisende Wohnprojekte oder Gewerbeansiedlungen zu verwirklichen.
Leitbild & Maßnahmen
3. D i e S e n n es t a d t m o r g e n : R ei c how
für d as 21 . J ahrhunder t
L e i t b i l d f ü r e i n e n a c h h a l t i g e u n d i n t e g r i e r t e Q u a r t i e r se n t w i c k l un g
„Die Sennestadt hat Zukunft“ lautet die Überschrift der Dokumentation des Leitbildprozesses. Die beteiligten Bürgerinnen und Bürger
haben darin für sich definiert, dass die Ideen des Stadtplaners Reichow
an die neuen Bedürfnisse der Bewohner der Sennestadt angepasst werden müssen. Die Planungskonzepte von damals haben auch heute in
vielen Bereichen noch ihre Gültigkeit behalten, allerdings müssen sie
an moderne Bedürfnisse angepasst werden. Dies bedeutet, dass die
Planungen Reichows für das 21. Jahrhundert „fit gemacht“ werden
müssen. Den oben bereits definierten Themenfeldern wird dabei durch
die im Folgenden erläuterten Projekte und Maßnahmen eine neue, attraktivere Zukunft ermöglicht.
Anpassung an heutige
Die umzusetzenden Maßnahmen in der Sennestadt müssen auf die Bedürfnisse der älteren Mitbewohner/innen und die Anforderungen von
Kindern und Jugendlichen gleichermaßen eingehen. Neue Angebote
und Einrichtungen müssen über eine niedrige Teilnahme- bzw. Zutrittsschwelle verfügen. Dies bedeutet, dass kostenpflichtige Nutzungen und Einrichtungen sozial schwächere Haushalte nicht ausgrenzen
dürfen, sondern als Angebote für alle Sennestädter/innen gestaltet werden.
Altengerechte und zielgrup-
Stadtumbaumaßnahmen für ältere Mitmenschen sollten sich an dem
Nachbarschaftsquartier als vertraute Umgebung orientieren. Die umzusetzenden Maßnahmen haben das Ziel, die soziale Situation des
Stadtteils so zu managen, dass alle Bevölkerungsgruppen gemeinsam in
Sennestadt leben können. Insbesondere die Integration neuer Einwohnergruppen und die Frage der Berücksichtigung der Belange der älter
werdenden Bevölkerung wurden als prioritäre Schwerpunkte des zukünftigen Stadtumbauprozesses definiert.
Maßnahmen für ein
Eine der Hauptaufgaben ist es dabei, die vorhandenen städtebaulichen
Strukturen in ihrem Bestand umzugestalten und anzupassen. Dies bedeutet, einen Schwerpunkt der Maßnahmen auf den Wohnungsbestand, öffentliche und halböffentliche Räume und auf innovative Infrastrukturen zu legen. Bauliche Ergänzungen im Sinne einer Neubebauung sind nicht als Verdichtung kleinräumiger, engerer Siedlungs- und
Gebäudestrukturen zu sehen. Eine eventuelle Neubebauung und bauliche Ergänzungen sollten auf Brachflächen, mindergenutzten Flächen
und leer stehendem Gebäudebestand konzentriert werden.
Bedürfnisse für eine
attraktivere Zukunft
penspezifische Maßnahmen
soziales Miteinander
Anpassung und Umge-
staltung der Strukturen
25
Leitbild & Maßnahmen
Förderung und Vernetzung
Es sind Maßnahmen mit einer lokalökonomischen Bedeutung bzw. mit
einem Qualifizierungs- und Beschäftigungseffekt vorzusehen, um die
wirtschaftliche Situation in der Sennestadt mit zu beeinflussen. Für neue
Maßnahmen und Angebote sind die lokalen Vereine, Anbieter und
Netzwerke der erste Ansprechpartner. Dies fördert die Akzeptanz und
den Erfolg einer Maßnahme, da auf bekannte Einrichtungen und Anbieter zurückgegriffen werden kann, gegenüber denen eine geringere
Kontaktschwelle besteht.
Nutzung und Ausbau der
Für die Umsetzung der Projekte und Maßnahmen kann auf die im kooperativen Leitbildprozess entstandenen und teilweise schon früher
vorhandenen Gruppen und Netzwerke in der Sennestadt zurückgegriffen werden. Die gute und umfangreiche Teilnahme an den Workshops
durch die lokalen Akteure unterstreicht die hohe Identifikation der Einwohner/innen in der Sennestadt.
der lokalen Wirtschaft
vorhandenen Netzwerke
Die Ziele, Aktivitäten und ersten Akteure, die sich aus dem Leitbildprozess ergeben haben, werden nachfolgend für die einzelnen Themenbereiche aufgeführt. Daraus leiten sich erste Projekte und Maßnahmen für
die Sennestadt ab. Die aufgelisteten Aktivitäten zeigen dabei zunächst
nur den Bedarf auf, der für die Sennestadt im Laufe der Analysen und
Diskussionen geäußert wurde. Nicht alle Vorschläge für Aktivitäten sind
sofort umsetzbar, einige sind im Sinne des Stadtumbaus nicht förderfähig und andere können dafür ohne zusätzliche Mittel bereits heute
umgesetzt werden. Zusätzlich haben sich für die verschiedenen Themenbereiche auch schon erste Akteure gezeigt, die in weiteren Prozessen und Projekten beteiligt werden können, bzw. diese tragen oder initiiert haben.
3 .1 T h e m e n b e r e ic h S t a d t l a n d s c h a f t u nd S t a d t g r undr i ss
Z i e l e a u s d e m k o o p e r a t i v e n L e i t b i l d p r o ze s s u n d
d e m i nt e g r i e r t e n S t a d t t e i l e n t w i c k l un g s ko n z e p t
Aufwertung und Ausdiffe-
renzierung des Grünraums
26
Im Themenbereich der Stadtlandschaft wurde immer wieder auf den
ausgedehnten Grünraum hingewiesen, der eine umfassende Aufwertung und Ausdifferenzierung benötigt. Ziel ist es, die Grünzüge neu zu
konzeptionieren, um möglichst allen Bevölkerungsgruppen Aufenthaltsnischen anzubieten, ebenso wie neue Gemeinschaftsflächen und Treffpunkte zu definieren und einzurichten. Dadurch sollen jetzt noch vorherrschende Nutzungskonflikte weitestgehend abgebaut werden. Außerdem ist es ein weiteres Ziel, die Übergänge von der Stadt in die
Landschaft wieder neu zu formulieren. In diesem Zusammenhang
wurde die Aktivierung der vielen Wasserflächen für Freizeitnutzungen
als ein weiteres Ziel benannt.
Leitbild & Maßnahmen
Im Bereich der Sport- und Freizeitnutzung im Freiraum geht es darum,
die vorhandenen Flächen aufzuwerten und zu modernisieren. Dies betrifft sowohl die Sportplätze als auch die vielen Kinderspielplätze in
den Quartieren. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Schaffung von zusätzlichem Raum und weiteren Möglichkeiten, um auch informelle
Sportnutzungen zu ermöglichen, die nicht direkt an einen Verein angegliedert sind oder Kosten für die Sennestädter erzeugen.
Der öffentliche Stadtraum muss ebenfalls neu gestaltet werden. Dazu
gehören vor allem die vielen kleinen Quartiersplätze, die neu belebt
werden sollen. Im Mittelpunkt des Interesses steht vor allem der Reichowplatz, dessen zentrale Funktion ausgebaut und deutlich sichtbar
gemacht werden soll. Das Ziel ist es, für diesen Platz ein neues Nutzungs- und Freizeitkonzept zu erstellen.
Aufwertung und Moderni-
sierung der Freizeitflächen
Belebung des
öffentlichen Stadtraums
Weitere Ziele im Umgang mit dem öffentlichen Stadtraum sind der
Abbau von Angsträumen und die Reaktivierung des Fußwegenetzes,
das Reichow schon in seinem Konzept für die Sennestadt sehr umfangreich angelegt hatte.
Darüber hinaus ist es wichtig, bestimmte Ortsteile der Sennestadt besser an die zentralen Bereiche anzubinden. Dies betrifft vor allem Ekkardtsheim und Heideblümchen. Auch die Südstadt, die bislang durch
die ehemalige B68/Paderborner Straße von der Nordstadt abgeschnitten wird, muss besser angebunden werden.
In diesem Zusammenhang wird das langfristige Ziel verfolgt, die überdimensionierte Paderborner Straße zurückzubauen. Des Weiteren
müssen Lärmschutzmaßnahmen an der A2 und A33 ergriffen und Maßnahmen zur Verkehrssicherheit im Wohnumfeld umgesetzt werden.
Schaffung besserer
Anbindungen
Verkehrsinfrastrukturelle
Maßnahmen
M a ß n a h m e n- u nd P r o j e kt vo r s c h l ä g e i m B e r e i c h
S t a dt l a nd s c h a f t un d S t a d tg r u nd r i s s
•
Neuentwicklung des Grünzuges im Bullerbachtal als „Grünes
Rückgrat“:
Um den Grünzug am Bullerbachtal aufzuwerten, muss die Wegegestaltung und -führung attraktiver werden. Die Belebung des
„Grünen Rückgrats“ wird durch die Umgestaltung der Räume für
eine verbesserte Nutzung für Kinder- und Jugendliche sowie ältere
Menschen und durch die Beseitigung von Angsträumen bewirkt.
Zusätzlich müssen die Wegeverbindung zwischen frei zugänglichen Sport- und Spielflächen in der Südstadt mit den Möglichkeiten der Wassernutzungen im Zentrum sowie mit den neuen
Aufenthaltsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche im Nord-
Eine detailliertere Beschrei-
bung der Maßnahmen und
Projekte findet sich im
INSEK Sennestadt
27
Leitbild & Maßnahmen
grünzug ausgebaut werden, sie sollen sich dabei wie an einer Perlenkette durch den Grünzug ziehen.
28
•
Landschaftsbasen Senne/Teutoburger Wald:
Um die Landschaftspotenziale für die wirtschaftliche Entwicklung
der Sennestadt zu erschließen, sollen an zwei besonderen Orten
im Übergang von den Siedlungsbereichen zur Landschaft so genannte Landschaftsbasen errichtet werden. Sie sollen die Wege
in die Landschaft bündeln, eine Orientierung bieten und als Tore
in die Stadt hinein bzw. in die Landschaft hinaus dienen. An diesen
Basen können Informationen, Wetterschutzeinrichtungen und
sonstige Infrastrukturangebote für Naherholungssuchende angeboten werden. Diese Basen dienen gleichzeitig auch der Stärkung
der Identität der Sennestadt, da sie sehr stark Bezug auf ihre Landschaftspotenziale und -qualitäten nehmen.
•
Erlebniswelt Sennestadtteich:
Zur Aktivierung der Wasserflächen der Sennestadt wurde als
erste Maßnahme die Errichtung einer Seeterrasse am Sennestadthaus oder am Jugendzentrum LUNA priorisiert. Als weitere Maßnahme zur Inszenierung der Wasserflächen – insbesondere am
Jugendzentrum LUNA und am Sennestadthaus – wurde der Erwerb von Tretbooten vorgeschlagen. In der Gesamtschau tragen
diese Maßnahmen zur Belebung der Mitte der Sennestadt als Verlängerung der Achse Reichowplatz – Reichowpavillons bei.
•
Aufwertung der Fußgängerunterführungen an der Paderborner
Straße:
Die kurzfristige Aufwertung der beiden Fußgängertunnel unter
der Paderborner Straße ist mit dem Ziel verbunden, die Wegeverbindungen im Bereich der Hans-Christian-Andersen-Schule als
Maßnahme der Schulwegsicherung zu verbessern. Bei der zentralen Fußgängertunnelverbindung zwischen dem Jibi-Markt und
der Altmühlstrasse steht neben der Aufwertung als Bestandteil
des Bullerbachtal-Weges auch die der Schulwegsicherung im Vordergrund. Zusätzlich soll eine neue Lichtinszenierung und Farbgestaltung der Wände und Decken den Tunnel weiter aufwerten.
Im Leitbildprozess war die Aufwertung des Tunnels von vielen
Bürger/innen als Anliegen formuliert worden. Langfristig muss es
jedoch darum gehen, die Querungssituation an der Paderborner
Straße komplett zu überdenken, die hier vorgeschlagenen Maßnahmen sind als Zwischennutzung zu verstehen.
•
Schaffung eines zentralen Trendsportangebotes im Ost-WestGrünzug:
Die zahlreichen Sport- und Spielflächen im Ost-West-Grünzug
der Sennestadt müssen mit modernen Spiel- und Sportgeräten
Leitbild & Maßnahmen
ausgestattet werden, um den dort spielenden Kindern und Jugendlichen ein sicheres und sauberes Umfeld zu bieten und damit
die Sennestadt als attraktiven Stadtteil für junge Familien zu sichern. Zusätzlich soll die Einrichtung von Trendsportanlagen und
die verstärkte Konzentration dieser Angebote auf den Grünzug
diesen nachhaltig aufwerten. Auch die jetzt ungünstig gelegene
Skateranlage muss dabei verlagert werden. Als weiteres Element
zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Grünzug ist der Bau
eines Regenpavillons vorgesehen.
•
Attraktivierung von Aufenthaltsbereichen im öffentlichen Raum
des Zentrums:
Die Neumöblierung des öffentlichen Raumes trägt dazu bei, ihn
für unterschiedliche Nutzergruppen attraktiv zu gestalten und anzupassen. Diese Maßnahme gilt für alle Quartiersplätze in der
Sennestadt, aber primär auch für den Reichowplatz als Zentrum
der Sennestadt. Zusätzlich sollen Treffpunkte im Übergang von
der Bebauung zum Bullerbachtal neben der Maiwiese und dem
Teich im Bullerbachtal geschaffen werden.
•
Konzept zur Belebung des Reichowplatzes:
Um die Belebung des Reichowplatzes umzusetzen, müssen unterschiedliche Vorschläge für Maßnahmen innerhalb einer zu erstellenden Konzeption, welche die Verbesserung der Nutzbarkeit des
Platzes erreicht, erarbeitet werden.
•
Städtebauliche Neuordnung der Eingangsbereiche und Übergangsbereiche zwischen Nord- und Südstadt:
Die Maßnahme sieht die Neuordnung und -gestaltung der Ortseingänge im Bereich der Paderborner Straße, des Zentrums und
nachgeordneter Erschließungsstraßen vor. Das Ziel ist die bessere
Erkennbarkeit der Ortseingänge und -auftakte, die Möglichkeit
der sicheren Querung der Paderborner Straße und die Beseitigung von mit Müllrecycling-Containern und Sperrmüll geprägten
Ortsauftakten.
K o o p e r a t i o n u n d Ve r n e t z u n g
In Zusammenarbeit mit den Jugendarbeitern im Quartier konnten bereits erste Ideen für eine Verbesserung der Situation in den Fußgängertunneln in Bezug auf den Farbanstrich verfolgt werden. Geplant ist
eine Aktion mit den Jugendlichen der Sennestadt. Der Steuerungskreis
kann vor allem im ehrenamtlichen Bereich als Aktivierer und Multiplikator von ehrenamtlichen Tätigkeiten fungieren. Das neue Stadtteilmanagement wird vor allem organisatorische Aufgaben übernehmen, zum
Beispiel für die geplanten Aufwertungsmaßnahmen im öffentlichen Raum.
29
Leitbild & Maßnahmen
3 . 2 T h e m e n b e r e i c h G e m e i n s c h a f t u n d N a c h b a rschaft
Z i e l e au s d e m k o o p e r a t i v e n L e i t b i l dp r o z e s s u n d d e m i n t e g r i e r t e n S t a d t e n t w i c k l u n g s k o n ze p t
Einbeziehung aller
Der Kooperative Quartiersentwicklungsprozess hat sich besonders
dafür ausgesprochen, die Sennestadt für alle Bevölkerungsgruppen wieder attraktiv zu gestalten. Dazu gehört auch, das Quartier altengerecht
auszubauen und die Quartierszentren wieder lebendiger zu gestalten.
Stärkung der kleinteiligen
Die Stärkung von kleinteiligen Versorgungsstrukturen soll sicherstellen,
dass auch zukünftig die Einrichtungen des täglichen Bedarfs fußläufig
erreichbar sind und auf diese Weise mobilitätseingeschränkten Menschen, zu denen auch junge Mütter mit Kinderwagen gehören, sowie älteren Menschen, ermöglichen, selbständig zu agieren und zu leben. Ziel
ist es, Unterzentren zu schaffen, die strukturierte Angebote vorhalten.
Förderung und Stärkung
Die bereits heute gute Jugendarbeit soll im Sinne des Leitbildes weiter
gestärkt und fortgeführt werden. Dazu gehört es auch, die alten Konzepte zu überdenken und anzupassen. Ziel ist es, zwischen den einzelnen Trägern der Jugendarbeit in der Sennestadt einen Abstimmungsprozess zu initiieren, der unter anderem verbesserte Öffnungszeiten
der Einrichtungen oder Absprachen bei Veranstaltungen regelt.
Neugestaltung gemein-
Für eine ausdifferenzierte Gesellschaft, so wie man sie in Sennestadt
vorfindet, müssen auch gemeinschaftliche Angebote neu gestaltet werden. Insbesondere Gruppierungen, die nicht formal innerhalb eines
Vereines organisiert sind, benötigen Räumlichkeiten für informelle
Gruppentreffen. Auch der Außenraum muss weiter ausdifferenziert
werden, damit sich jeder dort ungestört und gerne aufhalten kann.
Neben der individuellen Einrichtung des Außenraumes für bestimmte
Nutzergruppen muss es aber auch ein Ziel sein, Raum für gemeinschaftliche Veranstaltungen im Freien zu gestalten, wo Generationen
und Nationalitäten übergreifend Menschen für gemeinschaftliche Aktivitäten zusammenfinden.
Förderung der
Ein wichtiges Ziel ist die Förderung der Integration von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in der Sennestadt. Die Konfliktpotenziale
zwischen der so genannten Gründergeneration und den Neubürgern
Sennestadts müssen abgebaut werden. Es sollte darum gehen, das
„Wir-Gefühl“ in der Sennestadt zu stärken.
Bevölkerungsgruppen
Versorgungsstrukturen
der Jugendarbeit
schaftlicher Angebote
Integration
30
Dazu gehört auch, dass sich die bestehenden Vereinsstrukturen öffnen
müssen, um allen Sennestädtern zu ermöglichen, sich zu beteiligen. Zu-
Leitbild & Maßnahmen
sätzlich wurde das Ziel formuliert, die mannigfaltigen und zahlreichen
Angebote der Sennestadt besser zu vernetzen und zu bewerben.
Nicht alle Infrastruktureinrichtungen können mehr von Seiten der Stadt
organisiert oder aufrechterhalten werden. Darum wird in der Sennestadt das Ziel verfolgt, neue Trägerschafts- und Nutzungsmodelle zu
erproben, um bestimmte Einrichtungen in veränderter Form zu ermöglichen bzw. zu erhalten.
Neue Trägerschafts- und
Nutzungsmodelle
Als ein übergeordnetes Ziel muss es darum gehen, das Negativimage
der Sennestadt nachhaltig zu verbessern, um die angesprochenen Stigmatisierungen abzubauen. Dazu sollen die neuen und die bestehenden Qualitäten des Stadtteils verstärkt vermarktet werden.
Verbesserung
Der kooperative Prozess hat eindrucksvoll bewiesen, dass sich viele
Sennestädter gerne für ihren Stadtteil engagieren. Die große Zahl derjenigen, die sich während der thematischen Workshops und während
des Aktionstages beteiligt haben belegt dies deutlich. Ziel muss es daher
sein, diese kooperative Quartiersarbeit zu stärken, fortzuführen und
weiter auszubauen.
Stärkung der koopera-
des Images
tiven Quartiersarbeit
M a ß n a h m e n- u nd P r o j e kt vo r s c h l ä g e i m B e r e i c h
G e m e in s c h a f t u n d N a c h ba r s c h a f t
•
Konzeptentwicklung und Bau dezentraler Versorgungszentren:
Die Einrichtung dezentraler Versorgungszentren in den Ortsteilen
und Quartieren der Sennestadt sollen sich vorwiegend auf leer
stehende und untergenutzte Gebäude konzentrieren. Die Konzeptentwicklung, der Entwurf und der Bau von Multifunktionszentren, die in fußläufiger Umgebung die wichtigsten Bedürfnisse und
Angebote des alltäglichen Lebens abdecken können, könnte in
enger Zusammenarbeit mit Wohnungsunternehmen oder anderen Trägern verwirklicht werden.
•
Einrichtung des Stadtteilmanagements:
Die Einrichtung eines Stadtteilmanagements ist eine zentrale Maßnahme für die Sennestadt. Sie fungiert als Koordinierungsstelle für
die bestehenden und eventuell sich neu entwickelnden Strukturen im Stadtteil. Die ersten Schritte für die kurzfristige Einrichtung
dieser Stelle sind bereits umgesetzt worden und sollen für einen
Zeitraum von mindestens einem Jahr über das Programm Stadtumbau West gefördert werden.
•
Einrichten eines Verfügungsfonds:
Zusätzlich zum Stadtteilmanagement muss auch ein Verfügungsfonds für das Quartier beim Stadtteilmanager eingerichtet wer-
Eine detailliertere Beschrei-
bung der Maßnahmen und
Projekte findet sich im
INSEK Sennestadt
31
Leitbild & Maßnahmen
den, um kurzfristig Projekte anschieben oder entwickeln zu können. Der Verfügungsfonds entfaltet vor allem dann seine Bedeutung, wenn langwierige Verwaltungsstrukturen wichtige und innovative Prozesse zeitlich verzögern und damit die Motivation und
Mitwirkungsbereitschaft im Stadtteil gefährden.
32
•
Umbau Pavillon zum Ort für das neu einzurichtende Stadtteilmanagement:
Die Pavillons an der Vennhofallee sollen als Büro für den Stadtteilmanager hergerichtet werden. Der Vorteil der Pavillons liegt in
der Zentralität und Bekanntheit der Gebäude. Die Sennestadt
GmbH hat sich bereit erklärt, die notwendigen Sanierungsarbeiten in eigener Regie durchzuführen. Allein die Miet- und Einrichtungskosten müssten über Fördermittel kofinanziert werden.
•
Fortführung des Steuerungskreises:
Der Steuerungskreis hat sich als wichtiges Element der Stadtteilarbeit bewährt und muss auch in Zukunft zusammen mit dem
Stadtteilmanagement fortgeführt werden. Es hat vor allem die
wichtige Funktion, Entscheidungen zu diskutieren, Prozesse unterstützend anschieben zu können und als Multiplikator für Beteiligung zu fungieren.
•
Durchführung einer Image- und Marketingkampagne
Ebenfalls aus Mitteln des Programms Stadtumbau West soll eine
Image- und Marketingkampagne gefördert werden, die umfassend
die Stärken des Stadtteils bewirbt und für die nötige Grundausstattung einer Corporate Identity im Stadtteil sorgt. Diese Arbeit
muss von Fachleuten in diesem Bereich erarbeitet werden und
auf den Ergebnissen aus den Beteiligungsprozessen fußen.
•
Einrichtung von Runden Tischen und Arbeitskreisen:
Darüber hinaus ist die Einrichtung und Fortsetzung von festen
und informellen Beteiligungsformen, wie Runden Tischen, Foren
und weiteren Arbeitskreisen ein wichtiges Element, um die kooperative Quartiersarbeit weiterzuentwickeln. Hier können in Fachgesprächen zu thematischen Schwerpunkten weitere Lösungen erarbeitet werden. Koordiniert werden sollten diese Kooperationsstrukturen vom neu eingerichteten Stadtteilmanagement.
•
Abstimmungsprozess Jugendarbeit organisieren:
Der Abstimmungsprozess der unterschiedlichen Jugendeinrichtungen im Stadtteil muss organisiert werden. Zum einen sollen
auf diese Weise Regelungen und Veranstaltungen besser aufeinander abgestimmt werden, zum anderen aber auch grundsätzliche
Entscheidungen über die weitere Jugendarbeit getroffen werden.
Als Ergebnis dieser Abstimmungsrunden ergeben sich weitere
Leitbild & Maßnahmen
mögliche Maßnahmen. Als Koordinator für diese Runden könnte
neben dem Jugendamt auch das Stadtteilmanagement mit einbezogen werden.
•
Stadtrundgänge:
Durch organisierte Stadtrundgänge mit Vertretern des Sennestadtvereins wird die Möglichkeit geboten, die Ideen und Visionen
von Reichow kennen zu lernen und wieder mit dem heutigen
Stadtteil in Verbindung zu bringen.
•
Vernetzung lokaler Kulturinitiativen:
In der Sennestadt gibt es bereits eine Vielzahl von Kulturinitiativen.
Es sollen weitere Kooperationen angeschoben werden, um in der
Folge Synergieeffekte zu erzielen. Ziel ist es, Künstler, Kulturschaffende sowie in- und ausländische Kulturinitiativen im Stadtteil
sichtbarer zu machen, um so die Attraktivität der Sennestadt im
kulturellen Bereich zu betonen.
K o o p e r a t i o n u n d Ve r n e t z u n g
Wichtige Akteure in diesem Themenfeld sind vor allem die vielen Vereine in der Sennestadt, die bereits im Verlauf der bisherigen Beteiligungsphasen aktiv mitgearbeitet haben. Des Weiteren ist – wie schon
angesprochen – der Steuerungskreis als Gremium ein wichtiger Akteur, der weitere Bewohner des Stadtteils aktivieren und informieren
kann. Viele weitere Akteure, wie die Sennestadt GmbH, die mennonitische Gemeinde, die islamischen Sennestädter, Vertreter der Jugendhäuser und Schulen ebenso wie aus der Wohnungswirtschaft haben in
der Vergangenheit großes Interesse an der Fortführung von thematischen Foren und weiteren Beteiligungsveranstaltungen geäußert.
3 . 3 M o d e l l h a f t e r Wo h n u n g s b a u f ü r d i e S e n n e s t ad t
Z i e l e a us d e m k o o p e r a t i v e n L e i t b i l dp r o z e s s u n d d e m i n t e g r i e r t e n S t a d t t e i l e n t w i c k l u n g s k o n ze p t
Das oberste Ziel im Bereich des Wohnungsbaus ist die Anpassung des
Bestandes an die neuen Bedürfnisse der Sennestädter. Dazu gehören
vor allem der Umbau des Bestandes zu barrierearmen Wohnungen
und die Einrichtung von wohnungsnahen Dienstleistungen im Quartier. Wichtig ist es, den heutigen Bestand zu managen und zu modernisieren, um auch in Zukunft attraktive Wohnungen anbieten zu können.
Um die Bedürfnisse und Erfordernisse für das zukünftige Wohnen zu
Anpassung
des Bestandes
33
Leitbild & Maßnahmen
Einrichtung
thematischer Foren
Durchführung einer
Bestandsentwicklung und
Aufwertung der Eingänge
Besondere Bedeutung der
Einfamilienhaussiedlungen
Neue Wohnformen und
ökologisches Wohnen
erfragen und zu diskutieren ist es notwendig, thematische Foren und
andere Beteiligungsformen einzurichten. Das Ziel ist es dabei, von der
Mieterseite zu erfragen, welche Missstände im Wohnungssektor vorzufinden sind und auf der Vermieter- und Eigentümerseite zu diskutieren, wie die heutigen Bestände wirtschaftlich angepasst werden
können.
Daneben ist es das Ziel, eine gezielte Bestandsentwicklung in so genannten Problemwohnbeständen durchzuführen. Dies trifft vor allem
auf die Württemberger Allee zu die darüber hinaus besser an die Sennestadt angebunden werden soll. Zusätzlich sollen die Eingangssituationen an den Zufahrten der Sennestadt aufgewertet werden.
Ein besonderes Augenmerk muss auch den alternden Einfamilienhaussiedlungen gelten. Hier geht es vor allem darum, den älteren Menschen
in diesen Siedlungen möglichst weitreichende Autonomie bis ins hohe
Alter zu ermöglichen bzw. ihnen attraktive Alternativwohnangebote zu
machen. Im Rahmen der Alternativangebote geht es vor allem darum,
Investoren zu finden, die hochwertiges Seniorenwohnen in Sennestadt
umsetzen möchten.
Im Bereich Wohnen soll sich die Sennestadt zur Modellstadt für neue
Wohnformen und ökologisches Wohnen entwickeln. Dazu gehört es
auch, gerade für junge Familien eine günstige und zukunftsfähige Eigenheimbildung zu ermöglichen.
M aß n a h m e n - un d P r o j e k t vo r s c h l ä g e i m B e r e i c h
m o d e l l h a f t e r Wo h n u n g s b a u
Eine detailliertere Beschrei-
•
Wohnumfeldverbesserungen Württemberger Allee und Innstraße:
Für die Gestaltung der Wohnumfeldverbesserungen soll zunächst
ebenfalls ein schlüssiges Konzept erstellt werden, um konkrete
Maßnahmen daraus ableiten zu können. Dazu gehört auch die
Neuordnung des Straßenraumes an der Württemberger Allee.
Basierend auf einem zu erstellenden Konzept soll auch der Rückbau der Innstraße vorangetrieben werden. Bestandteil des Konzeptes wird dabei der geplante Rückbau der Stellplätze sein. Auf
Grundlage des Konzeptes werden dann weitere Baumaßnahmen
zu formulieren sein.
•
Einrichtung eines Wohnungsbestandsmanagements:
Die Vermeidung von Leerständen in der Sennestadt bedarf eines
gezielten Managements, das Problembereiche erkennt und zielgruppenorientiert Wohnungsbestände vermarktet oder anpassen
kann. Die Beratungsbereiche umfassen dabei die Modernisierung,
die energetische Optimierung und die barrierearme Umgestal-
bung der Maßnahmen und
Projekte findet sich im
INSEK Sennestadt
34
Leitbild & Maßnahmen
tung und Nachnutzung von Gebäuden und Wohnungen. Die Beratungserfahrungen und -ergebnisse können zur die Entwicklung
von Angeboten für neue Wohnformen bzw. zur Optimierung der
bestehenden Angebote genutzt werden. Das Wohnungsbestandmanagement sollte durch eine Kooperation der Wohnungsgesellschaften und der Sennestadt GmbH eingerichtet werden.
•
Konzeptentwicklung und Neubau von hochwertigen Seniorenwohnungen in Sennestadt als Ersatzangebot für das Wohnen im
Einfamilien- und Mehretagenhaus:
Für ältere Menschen, die ihr Eigenheim in dünner besiedelten Bereichen der Sennestadt oder ihre Etagenwohnung in nicht barrierefreien Beständen aufgeben möchten, müssen attraktive Angebote im Zentrum vorgehalten werden. Diese Angebote sollten
zusätzliche haushaltsnahe Dienstleistungen vorsehen, um als attraktive Alternative für diese Zielgruppe zu gelten. Zunächst muss
dazu ein Konzept entwickelt werden, das auch die Standortfrage
dieser Gebäude klärt. In einem Folgeschritt dient dieses Konzept
dazu, mögliche Investoren für dieses Vorhaben zu gewinnen und
so den Neubau solcher Strukturen voranzutreiben.
•
Das Modell „Senioreneinfamilienhaus“:
Die neue Angebote des Wohnen für Senioren können mit einem
Modell „Senioreneinfamilienhaus“ kombiniert werden, das die
Umzugsbereitschaft der älteren Eigentümer fördert und als Ergänzung des Service-Wohnen zu sehen ist. Das Einfamilienhaus für
Senioren sieht dabei als Konzept vor, den älteren Menschen bei
geringerem Platzbedarf dennoch eine Struktur wie in einem Eigenheim anzubieten.
•
Modellhafter barrierearmer Umbau einer Mehrfamilienhauszeile:
Der Umbau des heutigen Wohnungsbestandes zu barrierearmen
Angeboten ist für die Wohnungsgesellschaften mit sehr hohen
Kosten verbunden. Nichtsdestotrotz müssen die Bestände an sich
wandelnde Bedürfnisse angepasst werden. Modellhaft soll im Rahmen dieser Maßnahme die Möglichkeiten eines sinnvollen Umbaus aufgezeigt und für andere Eigentümer nutzbar gemacht
werden.
•
Runde Tische Mieter und Wohnungswirtschaft:
Damit die einzelnen Gruppen auch nachhaltig in Kontakt bleiben,
ist es wichtig in regelmäßigen Abständen Runde Tische durchzuführen. Hierbei können neue Konzepte entwickelt oder diskutiert
werden. Den Wohnungsgesellschaften bietet sich zusätzlich die
Möglichkeit in direkten Kontakt mit Vertretern einzelner Mieterschaften zu kommen. Auf diese Weise können Probleme auf dem
kurzen Wege diskutiert und im besten Falle auch gelöst werden.
35
Leitbild & Maßnahmen
Die Betreuung der Runden Tische wird das Stadtteilmanagement
übernehmen.
•
Mieterbefragungen durchführen:
Innerhalb der Mieterbefragungen soll gezielt nach den Bedürfnissen und Missständen im Mietwohnungsbereich gefragt werden.
Die Durchführung dieser Befragungen sowie die Auswertung
könnte das Stadtteilmanagement mit den betroffenen Wohnungsbauunternehmen durchführen.
•
Eigentümergespräche durchführen:
Bei der Durchführung der Eigentümergespräche geht es vor allem
darum, Möglichkeiten zu diskutieren, wie bestimmte Wohnungsbestände an neue Anforderungen angepasst werden können. Als
Basis für diese Gespräche dienen die Ergebnisse des laufenden
kooperativen Quartiersentwicklungsprozesses sowie die Ergebnisse der Mieterbefragungen. Auch hier kann das Stadtteilmanagement die Aufgabe durchführen.
•
Neue Angebotsmodelle für Service-Einrichtungen:
Damit kleinteilige Versorgungseinheiten wirtschaftlich funktionieren können, sollten zunächst unterschiedliche Konzepte entwikkelt, bzw. geprüft werden, die eine derartige Versorgungsstruktur
ermöglichen können. Innerhalb des Konzeptes muss auch festgelegt werden, welche Versorgungselemente vorgehalten werden
müssen und wie kleinteilig eine solche Struktur aufgebaut sein
kann. Die Entwicklung solcher Service-Einrichtungen und Angebote im Bestand geschieht in Zusammenarbeit mit den Sozialanbietern und -dienstleistern des Stadtteils. In die Angebote soll auch
das Engagement von Vereinen und Ehrenamtlichen eingebunden
werden.
K o o p e r a t i o n u n d Ve r n e t z u n g
Die starke Beteiligung der Wohnungsgesellschaften während der Beteiligungsphasen bildet eine hervorragende Basis, um weitere konkrete
Projekte, die aus diesem Prozess angeregt wurden, weiterzuverfolgen.
Daneben ist die Sennestadt GmbH ein engagierter Akteur im Stadtteil,
der sich in viele Prozesse und Konzeptentwicklungen kreativ und kompetent einbringt. Begleitend zu den einzelnen Konzeptentwicklungen
kann erneut auf die Kooperationsbereitschaft der Bewohner/innen der
Sennestadt zurückgegriffen werden, um konkrete Vorschläge und Maßnahmen detaillierter zu diskutieren.
36
Leitbild & Maßnahmen
3 .4 M ode ll ha ft e Inf r a s tr uk t ur für d ie S e nne st a dt
Z i e l e a us d e m k o o p e r a t i v e n L e i t b i l dp r o z e s s u n d d e m i n t e g r i e r t e n S t a d t t e i l e n t w i c k l u n g s k o n ze p t
Das Oberziel aus dem kooperativen Quartiersentwicklungsprozesses
ist die Aufwertung der technischen und sozialen Infrastruktur in Sennestadt. Mit modellhaften Ansätzen wird das Ziel verfolgt, möglichst kosteneffizient und nachhaltig zu agieren. Die Nach- oder Umnutzung
von Bestandsgebäuden wird daher primär verfolgt. Es wird zusätzlich
das Ziel verfolgt, neue Profile für bestimmte Bereiche der Sennestadt
zu entwickeln, um diese zielgerecht aufwerten zu können.
Aufwertung der
Infrastruktur
Daneben muss es darum gehen, bereits bestehende Infrastruktureinrichtungen für die Zukunft fit zu machen. Insbesondere das LUNA-Jugendzentrum stehen Umgestaltungs- und Anpassungsmaßnahmen auf
dem Programm.
Im Bereich der Verkehrsinfrastruktur wird es das Ziel sein, die jetzige
Situation des öffentlichen Nahverkehrs nachhaltig zu verbessern. Dazu
gehört auch die Umsetzung alternativer ÖPNV-Konzepte innerhalb
der Sennestadt.
Verbesserung des
öffentlichen Nahverkehrs
In bestimmten Ortsteilen von Sennestadt müssen neue Nutzungskonzepte gefunden werden oder auch neue Infrastruktureinrichtungen errichtet werden [z.B. in der Südstadt]. Bei der Entwicklung von neuen In- Entwicklung neuer, zielgruppenfrastrukturmaßnahmen kommt es außerdem darauf an, diese zielgrupspezifischer Nutzungskonzpte
penspezifisch in Kooperation mit den zukünftigen Nutzern zu entwikkeln. So sollte es niedrigschwellige Angebote für Jugendliche geben,
ebenso wie ausreichende Angebote für Berufstätige.
M a ß n a h m e n- u nd P r o j e kt vo r s c h l ä g e i m B e r e i c h
m o d e l l h a ft e I n f r a s tr u k tu r
•
Neukonzeptionierung und Modernisierung von Jugendeinrichtungen:
Im Hinblick auf eine zeitgemäße Nutzung der unterschiedlichen
Jugendeinrichtungen in Sennestadt, müssen die zentralen Einrichtungen aufgewertet und modernisiert werden. Als eine von drei
gut frequentierten Jugendstätten in Sennestadt hat das LUNA
einen dringenden Erneuerungsbedarf. Dies umfasst sowohl den
Ausbau der mittlerweile beengten Räumlichkeiten für weitere
Nutzungsangebote als auch die Modernisierung des gesamten
Komplexes.
Eine detailliertere Beschrei-
bung der Maßnahmen und
Projekte findet sich im
INSEK Sennestadt
37
Leitbild & Maßnahmen
•
Konzept zur Profilierung der „Mitte“:
Ein erstes Konzept soll die mögliche Profilierung des Reichowplatzes sowie die der Reichowpavillons erarbeiten. Bei der Entwicklung des Konzeptes geht es unter anderem um die Prüfung
der Eignung und Qualifizierung leer stehender oder mindergenutzter Einrichtungen für soziale, kulturelle oder gewerbliche Nutzungen und um die Anpassung der Einrichtungen der „Galerie“
hinter den Pavillons an neue Nutzungen.
•
Interkulturelles Infrastrukturangebot „Bilinguale Stadtteilbibliothek“ und Lesepaten:
Die Maßnahme umschließt eine Erweiterung des Angebotes der
Zweigstelle der Stadtbibliothek durch das Konzept „bilinguale Bibliothek“ mit einer interkulturellen Ausrichtung. Neben dem speziellen bilingualen Angebot kann die Arbeit der Stadtteilbibliothek
von Schulen und ehrenamtlich Aktiven durch die Einrichtung von
„Lesepaten“ für die sprachliche und schulische Förderung von Kindern unterstützt werden. Die Stadtteilbibliothek möchte dazu
Schülerinnen und Schülern ab der 10. Klasse die Möglichkeit geben, Kleinkindern in der Kinderbibliothek vorzulesen. Durch die
Maßnahme kommen Kindern und Eltern vermehrt in die Bibliothek und werden frühzeitig an diese Medien herangeführt.
•
•
•
38
Umnutzungskonzept für das Gelände der Adolf-Reichwein-Schule:
Ein schlüssiges Konzept, das in Auftrag gegeben werden muss, soll
klären, inwieweit die Gebäude der Adolf-Reichwein-Schule für
Nachnutzungen attraktiv sind. Das Konzept soll außerdem klären,
wie die Außenflächen der ehemaligen Schule genutzt werden können. Generell wird es des Weiteren darum gehen auch für andere nicht genutzte Gebäude Nachfolgekonzepte zu entwickeln
oder über den Rückbau nachzudenken [z.B. alte Post, Sparkassengebäude].
Kooperation von Schule und Sportvereinen:
Um die vorhandene Infrastruktur besser auszunutzen wurde eine
Kooperation zwischen den Schulen und den Sportvereinen angeregt. So können die Turnhallen der Sennestadt besser verwaltet
und ausgelastet werden.
Einrichtung Quartiersbus/Sennestadtbus:
Da bestimmte Stadtteile zu bestimmten Uhrzeiten schwierig zu
erreichen sind, könnte ein so genannter Quartiersbus Abhilfe verschaffen. Das spezielle Angebot könnte bedarfsgerecht eingesetzt
werden. In einem ersten Schritt muss hier der Betrieb einer solchen Maßnahme in organisatorischer und finanzieller Hinsicht geklärt und die Gründung eines entsprechenden Vereins vorangetrieben werden.
Leitbild & Maßnahmen
•
Gestaltung des Bahnhofs und des Umfeldes in Kracks:
Eine weitere Maßnahme im öffentlichen Nahverkehr sieht vor, das
Bahnhofsgebäude in Kracks optisch aufzuwerten, ebenso wie das
angrenzende Bahnhofsumfeld, dass momentan kaum Aufenthaltsqualitäten bietet. Des Weiteren sollen die Busverbindungen zum
Bahnhof und in die Sennestadt hinein geprüft und verbessert werden.
•
Einrichtung von Patenschaften für Infrastruktur:
Um Spielplätze und Sportanlagen vor der Verwahrlosung zu
schützen, sollen Patenschaften mit Schulen und Kindergärten organisiert werden, die sich dann um die Sauberkeit und den Erhalt
dieser Flächen kümmern. Die Initiierung und Betreuung dieser Patenschaften wird vom neuen Stadtteilmanagement übernommen.
Doch nicht nur für Kinderspielplätze oder Sportanlagen, sondern
auch für andere gemeinschaftlich nutzbare Flächen in Sennestadt
können Patenschaften bei Bedarf eingerichtet werden.
K o o p e r a t i o n u n d Ve r n e t z u n g
Ein Vertreter der Jugendarbeit ist ebenfalls Mitglied im Steuerungskreis
der Sennestadt. Die enge Zusammenarbeit innerhalb des Gremiums
mit verschiedenen Institutionen im Stadtteil ermöglicht eine Abstimmung über neue Konzepte und Maßnahmen auf dem kurzen Wege.
Darüber hinaus können über den Steuerungskreis weitere Akteure,
wie Sportvereine, die Leiter der Jugendhäuser und ältere Sennestädter sowie Migranten erreicht werden, um gemeinsam mit ihnen die erarbeiteten Konzepte abzustimmen.
Als einen neuen Akteur müsste man einen Vertreter von MoBiel gewinnen, um Veränderungsmöglichkeiten der Taktzeiten oder beim Haltestellenausbau im ÖPNV zu diskutieren.
3 .5 G e we r b e , A r b e i t s s t ä t t e n un d Au s b i l d u n g i n
S e nn es ta d t
Z i e l e a us d e m k o o p e r a t i v e n L e i t b i l dp r o z e s s u n d d e m i n t e g r i e r t e n S t a d t t e i l e n t w i c k l u n g s k o n ze p t
Eines der wesentlichen Ziele im Bereich der Arbeitsplatz- und Gewerbeentwicklung ist die Aufwertung des Einzelhandels in der Sennestadt.
Dazu gehören vor allem die Erstellung neuer innovativer Nutzungskonzepte bei leer stehenden Ladenflächen und die Wiedergründung
einer Interessensgemeinschaft der Einzelhändler, um jetzige negative
Trends aufzuhalten und umzukehren. Darüber hinaus ist es ein weite-
39
Leitbild & Maßnahmen
Revitalisierung
des Zentrums
Ansiedlung neuer
Wirtschaftszweige
res Ziel, spezielle Angebote und Profile im Bereich des Einzelhandels zu
erarbeiten und das Einkaufen generell barrierefrei zu gestalten. Eine
weitere wichtige Säule zur Revitalisierung des Zentrums der Sennestadt ist die Stärkung des Wochenmarktes, die unter anderem auch zu
einer weiteren Belebung des Reichowplatzes beiträgt.
Im Bereich der lokalen Wirtschaftsentwicklung geht es vor allem darum,
neue Wirtschaftszweige in der Sennestadt anzusiedeln, um auch in Zukunft attraktive Erwerbs- und Wirtschaftsstrukturen zu gewährleisten.
Aufgrund der landschaftlich reizvollen Lage der Sennestadt soll dabei
auch der Tourismus als Wirtschaftsfaktor weiterentwickelt werden. Dabei soll es vor allem um eine Form des ökologisch verträglichen Tourismus gehen, für den neue Angebote erschlossen und aufgebaut werden müssen. Der Freiraum soll dabei gezielt in die Entwicklung neuer
Freizeit- und Tourismusangebote eingebaut werden.
Für die Vermarktung nach Außen ist es besonders wichtig, neue Veranstaltungen oder Angebote „Sennestadt typisch“ zu entwickeln. Neue
Wirtschaftszweige sollten sich dabei auf die Stärken der Sennestadt
beziehen und diese nutzen. Neben neuen touristischen Angeboten gilt
es auch, neue Anreize für kommerzielle Freizeiteinrichtungen für die
Sennestädter zu schaffen, wie z.B. ein Programmkino, eine Bowlingbahn
oder ein Fitnessstudio. Als besonders wichtiges Ziel wurde der Bau
einer Trendsporthalle genannt, damit nicht nur für die Jugendlichen ein
attraktives Angebot entsteht, moderne Sportarten auszuüben.
Das impliziert das Ziel, neue Investoren auf die Sennestadt aufmerksam zu machen, um diese Angebote auch einrichten zu können. Bei
der Entwicklung dieser Angebote soll vor allem auf bestehende Brachflächen [z.B. Schillinggelände] und leer stehende Gebäude zurückgegriffen werden. Dabei wurde während der Beteiligungsveranstaltungen
mehrmals darauf hingewiesen, dass die Bielefelder Wirtschaftsförderung dazu lokaler ausgerichtet sein sollte, um der Sennestadt bei der
Akquirierung von neuen Investoren entgegen zu kommen.
Des Weiteren soll mit Hilfe von Qualifizierungsmaßnahmen der Beginn einer vielfältigen Gastronomie etabliert werden, die bislang im
Quartier fehlt.
Neue Kooperationsformen
im Bildungssektor
40
Im Bildungssektor wurde vor allem das Ziel formuliert, innovative Bildungseinrichtungen zu schaffen. Das beinhaltet zum einen den Aufbau
einer verstärkten Kooperation zwischen Schulen und Unternehmen
sowie die verbesserte und innovative Nutzung von bestehenden Schulgebäuden. So soll durch die Zusammenlegung zweier Hauptschulen
eine neue Gesamtschule entstehen, die verbesserte Bildungschancen
ermöglicht.
Leitbild & Maßnahmen
M a ß n a h m e n- u nd P r o j e kt vo r s c h l ä g e i m B e r e i c h
G e w e r be , A r b e i t s s t ä t t e n u n d A u s b i ld u n g
•
Quartiersrestaurant als Qualifizierungsmaßnahme für Jugendliche
und junge Erwachsene aufbauen:
Die fehlende attraktive Gastronomie im Stadtteil wurde immer
wieder bemängelt. Auch hier ist die Einrichtung einer Qualifizierungsmaßnahme sinnvoll. Das neue Angebot würde die Sennestadt bereichern, benötigt allerdings für die Aufbauphase ein gewisses Maß an Unterstützung, die durch Fördermittel des Stadtumbaus gewährleistet werden soll.
•
„Green Team“ als Beschäftigungsmaßnahme für den öffentlichen
Raum einrichten:
Da nicht alle Aufgaben im öffentlichen Raum ehrenamtlich geleistet werden können, wäre die Einrichtung einer Qualifizierungsund Beschäftigungsmaßnahme in diesem Handlungsfeld sinnvoll.
Junge Menschen haben auf diese Art die Möglichkeiten, Fertigkeiten und Berufe mit dem Thema Freiraum zu erlernen. Der Freiraum erfährt dadurch ebenfalls eine Aufwertung, auch in den Bereichen, wo es schwierig wird, diese Arbeiten ehrenamtlich zu organisieren.
•
Tourismus- und Freizeitkonzept erarbeiten:
Die Sennestadt verfügt über große Potenziale, die für einen ökologisch verträglichen Tourismus nutzbar gemacht werden müssen.
Dazu ist es wichtig ein generelles Konzept und ein Leitbild zu entwerfen. Basierend auf dem beauftragten Konzept/Leitbild können
weitere Maßnahmen und Projekte abgeleitet werden. Die Einbeziehung von lokalen Akteuren ist bei der Umsetzung eines solchen Konzeptes notwendig.
•
Neues Nutzungskonzept für den Einzelhandel erarbeiten:
Im Leerstand bzw. den mindergenutzten Ladenlokalen und -gebäuden am Sennestadtring sind neue Nutzungen aus dem Einzelhandels- aber auch Dienstleistungsbereich anzusiedeln. Neben der
Stärkung des Zentrums kann mit diesen Ansiedlungen die Angebotsqualität verbessert werden. Die Entwicklung des Nutzungskonzeptes erfolgt unter Beteiligung aller relevanten Akteure des
Einzelhandels. Das Konzept kann bis zu einer baulichen Neufassung und Veränderung der Flächen, der Galerie am Sennestadtring
oder der Maiwiese gehen bzw. sie einbeziehen.
•
Einzelhandels und Standortgemeinschaft gründen:
Die Entwicklung einer Einzelhandels- und Standortgemeinschaft
verfolgt das Ziel, die Einzelhandelsfunktionen zu beleben, das
Standortmarketing für den Einzelhandel aufzubauen und neue
Eine detailliertere Beschrei-
bung der Maßnahmen und
Projekte findet sich im
INSEK Sennestadt
41
Leitbild & Maßnahmen
Einzelhandels-/ Versorgungskonzepte im Zentrum und in den
Quartierszentren abzustimmen und zu begleiten. Um den Einzelhandel besser abzustimmen und gemeinsame Aktionen zu initiieren, ist es wichtig, die Werbegemeinschaft wieder zu reaktivieren.
Innerhalb dieser Werbegemeinschaft können das Produktangebot
überdacht sowie Nischen- und hochwertige Produkte gefördert
werden. Damit die reaktivierte Werbegemeinschaft auch optimal
funktionieren kann, ist eine Marketingberatung wichtig. Hierbei
sollen die Einzelhändler lernen, wie man den Standort gemeinsam besser vermarkten kann. Zusätzilich könnte ein Workshop,
zusammen mit den örtlichen Einzelhändlern durchgeführt werden, um neue Angebote und gemeinsame Aktionen zu diskutieren. Inhalte könnten die Anpassung der Ladenöffnungszeiten,
ebenso wie ein so genanntes Dämmershoppen als punktuelles
Angebot sein. Durch diese attraktiven Zusatzangebote sollen
neue Kunden gewonnen und alte Kunden gebunden werden.
•
Kooperationsstrukturen zwischen Schulen und Wirtschaft initiieren/stärken:
Um die Verzahnung von gut ausgebildeten Menschen aus der Sennestadt mit den dort vertretenen Unternehmen zu verbessern,
müssen neue Kooperationsstrukturen eingerichtet werden. Dazu
gehört eine verstärkte Zusammenarbeit einzelner Unternehmen
mit den Schulen in Form von Praktika oder Projektwochen. Auf
diese Weise können die Zukunftsperspektiven von jungen Sennestädtern zum Verbleib im Quartier nachhaltig gestärkt werden.
•
Umnutzung einer Gewerbeimmobilie zu einer Trendsporthalle:
Der Ausbau der Sportmöglichkeiten im Freiraum ist vor allem für
die Sommermonate interessant. Damit diese vielfältigen Sportarten auch im Winter ausgeübt werden können – insbesondere
auch für Kindern und Jugendliche – benötigt der Stadtteil eine
neue Sporteinrichtung, in der auch Trendsportarten ihren Platz
finden können.
K o o p e r a t i o n u n d Ve r n e t z u n g
42
In diesem Themenfeld waren bereits einige Unternehmer während der
Beteiligungsphasen aktiv und haben ihre Kooperationsbereitschaft bekundet. Ergänzend zu diesen Unternehmern ist die Sennestadt GmbH
ein wichtiger Partner, der für neue Konzeptideen offen ist. Für den Bereich Tourismus ist vor allem der Sennestadtverein ein wichtiger Ansprechpartner, der sich bereits in dieser Hinsicht für die Sennestadt
engagiert hat.
Die Einzelhändler und die Wirtschaftsförderung werden ebenfalls in
den Prozess einbezogen.
Leitbild & Maßnahmen
3 . 6 D i e S e n n e s t a d t a u f d e m We g i n d i e Z u k u n f t
Die Sennestadt hat im Rahmen des Stadtumbaus bereits einige wichtige Schritte umsetzen können. Der umfangreiche Beteiligungsprozess
im Quartier, der zusammen mit der Stadt Bielefeld, der Innovationsagentur Stadtumbau NRW und den engagierten Akteuren im Quartier durchgeführt wurde, hat wichtige erste Befunde und Ideen zur
Zukunft des Stadtteils umfassend dokumentieren können.
Auch das INSEK Sennestadt konnte seine Analysen und Projektentwicklungen auf die reichhaltigen Ergebnisse der Workshops und des
Aktionstages stützen. Das detaillierte Entwicklungskonzept verknüpft
somit wichtige fachliche Analysen mit den Befunden aus den unterschiedlichen Bevölkerungsschichten der Sennestadt und entwickelt daraus ein umfangreiches Maßnahmenpaket.
In einem nächsten Schritt wird das Stadtteilmanagement in der Sennestadt seine Arbeit aufnehmen können. Die Ausschreibung und das
Auswahlverfahren sind bereits erfolgreich abgeschlossen worden. Die
beeindruckende Basis an Informationen, Analysen und Beteiligungsbereitschaft wird dem neuen Stadtteilmanagement den Einstieg in das
Quartier erheblich erleichtern und sehr zeitnah zu ersten Projektumsetzungen führen können. Der Weg in die Zukunft der Sennestadt hat
also bereits begonnen.
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Impressum
Impressum
Bielefeld Sennestadt
Integrier tes Handlungsprogramm
Bearbeitung:
Dipl.-Ing. Frank Schulz
Innovationsagentur Stadtumbau NRW
Fichtenstraße 75, Gebäude 8
D - 40233 Düsseldorf
Fon: 0211 - 5 444 866
Fax: 0211 5 444 865
eMail: [email protected]
Web: www.StadtumbauNRW.de
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Düsseldorf, September 2008

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