Verführerische Perlenkette Abstract Anhand der Analyse des

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Verführerische Perlenkette Abstract Anhand der Analyse des
Verführerische Perlenkette
Abstract
Anhand der Analyse des Parfüms „Perles de Lalique“ soll im Folgenden die
Wichtigkeit der visuellen und haptischen Mitteilungen eines Parfümbehälters in
Bezug auf den darin enthaltenen Duft aufgezeigt werden. Zudem soll erörtert werden
inwiefern die Verpackung, in diesem Falle also der Flakon, Rückschlüsse auf den
darin enthaltenen Duft ermöglicht. In einem ersten Schritt wird auf die Marke Lalique
eingegangen, daraufhin die verschiedenen formalästhetischen Merkmale sowie die
vorhandenen Anzeichen- und Symbolfunktionen beschrieben. Zuletzt wird versucht,
mittels der erarbeiteten Informationen auf den olfaktorischen Charakter des
Flascheninhalts zu schliessen.
Lalique – „Sculpteur de Lumière“1
Die traditionsreiche französische Firma Lalique ist heutzutage eine bekannte Grösse
in der Glaskunstszene, nicht zuletzt wegen ihrer oftmals sehr aufwändig hergestellten
und ornamentreichen Kreationen (wie beispielsweise Parfümflakons oder preziöse
Tischdekorationen aus Kristall) wird der Name Lalique gemeinhin mit einer hohen
künstlerischen Fertigkeit in der Kristallglasherstellung assoziiert.
Der Gründer, René Lalique, gehörte mit seinen Schmuckentwürfen zu den
Wegbereitern des Jugendstils im Frankreich des frühen 20. Jahrhunderts und war in
erster Linie als Glaskünstler und Goldschmied bekannt. Erst mit der Zunahme seines
Bekanntheitsgrads als ein Künstler mit hoch entwickelten technischen Fertigkeiten
bei der Herstellung und Verarbeitung von Kristallglas nahm er erste Aufträge für
Flakon-Kreationen aus der Parfümindustrie an. Damals, in den frühen Jahren des
zwanzigsten Jahrhunderts, waren Parfümflakons eine luxuriöse und technisch
anspruchsvolle Angelegenheit. Parfüm wurde meist in kleinen Phiolen verkauft, und
nur wohlhabende Damen die es sich leisten konnten, liessen das erworbene Parfüm
in ihre persönlichen, meist sehr wertvollen Parfümflakon umfüllen.
Die Idee, dass das Äussere eines Parfümflakons seinen olfaktorischen Inhalt
suggeriert, konnte erst mit der Möglichkeit der seriellen Produktion von Flakons und
Düften entscheidend ausgearbeitet werden. Hierbei war René Lalique mit seinen
Kenntnissen von Bedeutung: In Zusammenarbeit mit dem Parfum Hersteller François
Coty gestaltete er erste, technisch weniger aufwändig produzierbare und dennoch
künstlerisch anspruchsvolle Parfümflakons. Dies ermöglichte eine Verringerung der
Produktionskosten und einem breiteren Publikum den Zugang zu Parfüm in
formschönen und dem Duft entsprechenden Flaschen.
Heutzutage gehören die Düfte aus dem Hause Lalique dank ihrer traditionsreichen
Entwicklungsgeschichte in ein mittleres bis hohes Preissegment, der Preis für das im
Folgenden untersuchte Parfüm liegt bei ungefähr 150CHF pro 100ml.
1
Übersetzt „Bildhauer des Lichts“
Formalästhetische Funktionen
Das Parfüm “Perles de Lalique” aus der gegenwärtigen Duftkollektion des Hauses
Lalique wird in einem auf den ersten Anblick fast schon bescheidenen Flakon
präsentiert. Das matte, milchig durchsichtige Glasgefäss hat eine schlanke, ca.
100mm hohe und 45mm breite in die Höhe gezogene kubische Form. Wie von einer
Perlenkette gerahmt sind die 8 sichtbaren und nicht tragenden Kanten des Flakons
von leicht unregelmässig aneinandergereihten, stecknadelkopfgrossen Glastropfen
geschmückt und mit jeweils einem schwarzen, handgemalten Punkt versehen.
Der Name des Parfüms, „Perles de Lalique“2 ist in einer schlichten, serifenlosen
schwarzen Kapitalschrift aufgedruckt und verweist auf die kleinen schwarzen
Glasperlen, die das Objekt rahmen.
Der Deckel ist ein abgeflachter Kubus, ca. 20x35x35 mm, und somit etwas weniger
breit als das Gefäss. Er besteht aus Produktions- und Nutzungszwecken nicht aus
Glas, sondern ist und aus einem Kunststoff, der in seinem Aussehen dem
mattweissen Glas nahe kommt. Zwischen Deckel und Gefäss ist ein ca. 6mm grosser
Abstand, wo der konische metallische Sprühaufsatz sichtbar wird.
Das eigentliche Parfum, die Flüssigkeit im Inneren des Gefässes ist durchsichtig und
weist eine ganz leicht gelbliche Farbe auf, die sich kaum von der Farbe des
milchigen Glases unterscheidet.
Die auf den ersten Blick unanmutende, rechtwinklige Simplizität der Form und die
farbliche Bescheidenheit der verwendeten Materialien weisen eine hohe Ordnung
auf. Beim genaueren Hinsehen stehen sie jedoch in einem Wechselspiel mit dem
„handgefertigten“ und unregelmässigen Aspekt der Glaströpfchen und den
schwarzen Pinseltupfern an den Kanten des Gefässes. Diese Eigenart im Detail
verleiht dem Flakon auf den zweiten Blick dennoch eine gewisse Komplexität.
2
Übersetzt „Laliques Perlen“
Anzeichenfunktionen
Durch seine quadratische Auflagefläche und rechtwinklige Form steht der Flakon
stabil, durch das sanfte Lichtspiel auf den halbdurchsichtigen matten Flächen scheint
das Objekt still in sich zu ruhen. Die dezente Mattigkeit des Glases, und die
handliche Grösse des Flakons laden zur Berührung ein. Die kleinen schwarzen
Punkte wecken die Lust zur genaueren Betrachtung der Flasche. Der Deckel mit
seiner etwas kantigeren, schärferen Form scheint über dem Flakon zu schweben.
Sein opaker Charakter lässt den Sprühkopf des Parfüms durchscheinen und lädt
dazu ein, den Deckel abzuheben um an dem Parfüm zu riechen.
Beim Anheben des Deckels fällt die haptische Diskrepanz zu dem glasigen Behälter
auf: Kunststoff-typisch leicht fühlt er sich an. Im Inneren des Deckels wird ein
weiterer Einsatz aus Kunststoff sichtbar der mit 6 länglichen abstehenden Streifen
den Deckel auf dem metallischen Sprühkopf fixiert. Am Unterteil der Flasche ist eine
quadratische Fläche nicht mattiert sondern durchsichtig glasig. Auf ihr sind die
Produktinformationen wie beispielsweise Litermenge und Hersteller aufgedruckt.
Die beiden letzteren Aspekte zeigen, dass es sich trotz der „handgemachten“ Allüren
um einen industriell und seriell hergestellten Flakon handelt.
Symbolfunktionen
Die heutige Aufgabe eines Parfümflakons besteht grundsätzlich darin, den Charakter
des innewohnenden Duftes assoziativ möglichst genau wiederzugeben, um einem
potenziellen Konsumenten die Möglichkeit zu geben sich nicht nur geruchlich,
sondern auch in einem ersten Schritt visuell mit dem Produkt zu identifizieren.
Das einzig sogenannte „dekorative“ Element, die glasigen Perlenstränge auf den
Kanten
des
Flakons
evozieren
eine
gewisse
unschuldige,
verführerische
Belanglosigkeit. Gepaart mit den klaren Linien des Flakons suchen sie den
Schnittpunkt zwischen einem verträumten Boudoir der 20er Jahre und einer
modernen, zielstrebigen Identität.
Wenn man sich von der sinnbildlichen Bedeutung des Produktnamens leiten lässt,
stellt man sich bei den „Perlen von Lalique“ eine edle, geschichtsträchtige und
geheimnisvolle Essenz vor. Versucht man nun, über die oben beschriebenen
Attribute und Eigenschaften des Flakons Rückschlüsse auf den eigentlichen Duft von
„Perles de Lalique“ zu ziehen, so verspricht es einen weiblich pudrigen Charakter mit
würzigen Akzenten.
Schlussfolgerung
Abschliessend könnte man behaupten, dass ein Parfüm nur dann als Produkt
überzeugend funktionieren kann, wenn der Inhalt hält was der Behälter verspricht
und umgekehrt. Wenn ein Duft raffiniert und vollkommen ist, braucht er ein
entsprechendes Gefäss, eine physische Präsenz, um sich auf dem Markt zu
behaupten. Möglicherweise wäre die Duftformel von Chanel N°5 niemals derart
zeitlos und durch so viele Generationen hindurch als passend identifiziert worden,
hätte der Flakon anders ausgesehen. Ich habe „Perles de Lalique“ getestet und bin
zum Schluss gekommen dass der Duft der Botschaft des Flakons tatsächlich
entspricht.

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