Handreichung zur neuen Reifeprüfung 2014 in Chemie 29-1-11–
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Handreichung zur neuen Reifeprüfung 2014 in Chemie 29-1-11–
Information zur neuen Reifeprüfung ab dem Haupttermin 2014 für das Fach Chemie (AHS) (diese Information befasst sich hauptsächlich mit inhaltlichen Fragen aus der Sicht des Verfassers; zu organisatorischen und strukturellen Fragen der neuen Reifeprüfung bitte die Informationen des bm:ukk und des LSR beachten ARGE Chemie AHS Tirol; Dr. Adrian Müller, Jan 2011) Die neue Reifeprüfung ist als „Drei-Säulen-Modell“ konzipiert: 1 2 3 Vorwissenschaftliche Arbeit (=VWA) Klausuren (3 oder 4) Mündliche Prüfungen (3 oder 2) Als Fach ohne Schularbeiten ist Chemie in der VWA (das Thema muss nicht rein fachorientiert sein) und für die mündliche Reifeprüfung wählbar. 1. Die mündliche Reifeprüfung: 1.1. Wahlmöglichkeiten - das Fach Chemie - das Wahlpflichtfach Chemie - als eine Prüfung: Das Fach Chemie mit WPF Chemie (um die Gesamtstundenzahl der mündlichen RP zu erreichen) - als eine Prüfung: Das Fach Chemie und als zweite Prüfung: Das WPF Chemie, wenn sich das WPF inhaltlich deutlich vom Fach unterscheidet 1.2. Die Themenbereiche (Die Fachgruppe erstellt die Themenbereiche. S&S wählen in der mündlichen Matura einen Themenbereich aus zwei gezogenen; L&L stellt eine Frage zu diesem) Inhalt: Die Themenbereiche sollen „lernzielorientiert“ sein. Das heißt, dass nicht nur ein Fachwissensgebiet (z.B.: Periodensystem, Elektrochemie, Lebensmittelchemie…) sondern auch eine Handlungsdimension inkludiert ist. Beispiele für mögliche lernzielorientierte Themenbereiche wären: - Aufbau und Tendenzen im Periodensystem als Spiegel der Atommodelle. - Die Anwendung der Elektrochemie in der (Umwelt-)Technik. - Lebensmittelchemie als Grundlage einer bewussten Ernährung Anzahl: Pro Jahreswochenstunde in der Oberstufe müssen 3 lernzielorientierte Themenbereiche formuliert werden. z.B.: - für die subsidiäre Stundentafel: o für das Gymnasium (4 Stunden) 12 Themenbereiche o für das Realgymnasium mit DG (5 Stunden) 15 Themenbereiche o für das Realgymnasium mit ergänzendem Unterricht (6 Stunden) 18 Themenbereiche - für ein 4-stündiges WPF 12 Themenbereiche 1.3. Was ist inhaltlich neu an der „neuen Reifeprüfung“? sie ist teils und sie ist AGMueller, Januar 2011 „standardisiert“: die Klausuren in M, D, leb. FS werden zentral gestellt; die Chemie-Reifeprüfung ist nicht standardisiert „kompetenzorientiert“ -1- 1.3.1. Was heißt „Kompetenzorientierung“? Es gibt zur Chemie-Matura neu (AHS) zurzeit kein Kompetenzmodell mit Inhaltsdimensionen. Deswegen gebe ich hier nur einen kleinen Einblick in die derzeitige Diskussion zu den Kompetenzmodellen der Naturwissenschaften. Basiskompetenzen als Folge von Unterricht sind: Fachkompetenz Fachwissen und dessen Anwendung Methodenkompetenz Kenntnis um Lernprozesse, Lösungsstrategien, Medien… soziale Kompetenz Arbeiten im Team, Kommunikation… personale Kompetenz persönliche Einordnung und Einschätzung Folgende Kompetenzen sollen die S&S im naturwissenschaftlichen Unterricht erwerben: inhaltliche Dimension Handlungsdimension Fachkompetenz Methodenkompetenz Fachwissen Beobachten, Erfassen, Bearbeiten, Untersuchen, Beschreiben Interpretieren - Stoff-Teilchen-Konzept -Vorgänge und -Vorgänge und - Struktur-Eigenschafts-Konzept Erscheinungsformen Erscheinungsformen untersuchen - Donator-Akzeptor-Konzept verstehen, diese und interpretieren - Energiekonzept beschreiben -Umgang mit verschiedenen - Größenkonzept Medien und verschiedenen - Gleichgewichtskonzept Quellen (siehe Lehrplan) soziale Kompetenz - Vorgänge und - Vorgänge und Erscheinungsformen Erscheinungsformen auch im auch im Team Team untersuchen und beschreiben und kommunizieren kommunizieren personale Kompetenz - Wissen um die eigenen Fähigkeiten und Stärken - Willen die eigenen Fähigkeiten und Stärken verantwortungsvoll einzubringen(Motivation) AGMueller, Januar 2011 Bewerten, Entscheiden, Handeln - Daten, Fakten und Ergebnisse bezüglich ihrer Bedeutung und Konsequenzen bewerten, Schlüsse ziehen - Daten, Fakten und Ergebnisse auch im Team bezüglich ihrer Bedeutung und Konsequenzen bewerten und kommunizieren -verantwortungsvolle Entscheidungen treffen - verantwortungsvoll handeln -2- (dies ist eine vereinfachte Darstellung des naturwissenschaftlichen Kompetenzmodells, wie es in Österreich im Bereich BHS-Matura: http://www.bildungsstandards.berufsbildendeschulen.at, oder Bildungsstandards für die 8te Schulstufe AHS diskutiert wird: http://www.bifie.at/bildungsstandards; zu den Kompetenzen: Weinert, F. E. (2001). Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In F. E. Weinert (Hrsg.), Leistungsmessungen in Schulen. Weinheim und Basel: Beltz Verlag; Basiskompetenzen: http://wiki.zum.de/Kompetenzen) Jeder L&L hat auch schon bisher (mehr oder weniger) kompetenzorientierten Unterricht abgehalten (z.B. jeder Unterricht mit experimentellem Arbeiten der S&S ist in hohem Maße kompetenzorientiert). Es soll nun mehr Augenmerk auf die Handlungsdimensionen gelegt werden. Die Leseund Schreibkompetenzen werden hier immer eine zentrale Rolle spielen. das bedeutet für den Unterricht: Wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Texte als solche erkennen, erfassen und bewerten, Experimente planen und durchführen, Protokollieren, Messwerte interpretieren, Diagramme erstellen, Diagramme interpretieren, Modelle anwenden, Präsentieren, Diskutieren, im Team arbeiten, neue Medien sinnvoll nutzen, Fragen und Vermutungen (mit Lösungsstrategien) formulieren, Chemische Sachverhalte in verschiedenen Zusammenhängen erkennen und bewerten. 1.4. Die Fragestellung in der Matura Prüfungsziele der Matura: - Fachwissen und Anwendung des Fachwissens - Methodenkompetenz - Fähigkeit Informationen zu bewerten Maturafragen bestehen aus zwei Teilen: Material und Frage Material zur Frage: zum Beispiel - Texte, Texte, Texte… - Wertetabelle, - Diagramm, - Skizzen, Abbildungen.. - Molekülmodelle - Vorgaben am Computer: Clips, Visualisierungen, Animationen - Versuchsvorschrift Frage zum Material: zum Beispiel - Texte wiedergeben - Texte bewerten - Berechnungen aus Textaufgaben - Skizzen, Versuchsaufbauten … aus Texten erstellen - Wertetabelle in Diagramm umwandeln - Diagramm erklären und interpretieren - Molekülmodell erstellen - am Computer : Berechnungen, Tabellen, Moleküle visualisieren - Experiment 1.5. Beispiele - Aufgabenbeispiele aus dem Bereich der Bildungsstandards: http://www.bifie.at/aufgabenbeispiele-nawi folgendes Beispiel steht nur für eine kompetenzoriente Frage (für eine Matura muss man natürlich Umfang und Inhalt anpassen, sowie Vorwissen berücksichtigen): AGMueller, Januar 2011 -3- Informationen zur Aufgabe: T1: Informationstext einer Wassertechnikfirma Schutz durch Magnesiumanoden Zum Schutz von emaillierten- und kunststoffbeschichteten Wassererwärmern hat sich der Einsatz von Magnesium-Anoden (MA) als sehr wirkungsvoll erwiesen. Aus dem Eisenoxid und Magnesium entstehen Magnesiumionen und Hydroxidionen. Durch die große elektrische Spannungsdifferenz zum Eisen braucht die MA keine zusätzliche Spannungsquelle. Ihr Einsatz ist deshalb einfach und im Vergleich mit einer Fremdstromanode im Preis relativ günstig. Der Nachteil liegt in der unkontrollierten Abbaurate, dem Risiko einer Oxydschicht-Bildung auf der Anode, sowie dem größeren Aufwand für Service und Kontrolle. Eine Magnesiumanode wird oft auch als Schutzanode, Protanod oder galvanische Anode bezeichnet. T2: Werbetext The Museum Precious Metals Cleaning Plate. Using electrolytic action instead of traditional chemical-polish abrasion, this tarnish remover bathes away tarnish from oxidized silver without removing any of the underlying metal. Simply place the 6" x 8" cleaning plate in a sink of hot water, add the activator, and immerse the tarnished metal. Tarnish dissolves and transfers to the cleaning plate, which lasts indefinitely and rinses clean under the tap. Non-toxic and harmless to precious gems. Includes 1 lb. of activator $29.95 T3: Artikel einer Illustrierten Wie kann ich das Silberbesteck schnell und effektvoll reinigen? In einen Plastikbehälter Alufolie legen und diese mit 3 Esslöffeln Salz bedecken. Mit heißem Wasser auffüllen und Silberbesteck einige Minuten darin einweichen. Abspülen und trocknen. Falls das Silberbesteck arg schwarz angelaufen ist und sich dies im Salzbad nicht löst, kann mit einem in Salmiakgeist (Ammoniaklösung) getränkten Lappen nachgeputzt werden. AGMueller, Januar 2011 Tipp: Silberbesteck bleibt viel länger schön glänzend und läuft nicht an, wenn es mit Alufolie bedeckt aufbewahrt wird. Bei sehr feinem Besteck empfiehlt sich auch eine Flanell- oder Wolldeckeneinlage in der Schublade, wodurch es auch vor Kratzern geschützt wird. T4: weitere Informationen: Formel von Silberoxid: Ag2O KB von [ Ag(NH3)2+ ] = 107 Elektrochemische Spannungsreihe (Reduktionspotentiale) Na+ + e- Na -2.714 V 2+ Mg + 2e- Mg -2.363 V Al3+ + 3e- Al -1.66 V 2+ Zn + 2e- Zn -0.7628 V Fe2+ + 2e- Fe -0.4402 V Sn2+ + 2e- Sn -0.136 V Pb2+ + 2e- Pb -0.126 V 2H+ + 2e- H2 0.00 V 2+ Cu + 2e- Cu +0.337 V Ag+ + e- Ag +0.7991 V Au3+ + 3e- Au +1.402 V Fragen: F1: Beschreibe die chemischen Vorgänge von T3 (1.Absatz) F2: Erstelle eine Skizze zum Reinigungsvorgang von angelaufenem Silber mit Aluminium, aus der die Bewegung der Ionen und Elektronen ersichtlich ist. F3: Ist es möglich auch andere Metalle mit dieser Methode zu reinigen? Begründe Deine Antwort. F4: Beschreibe den chemischen Vorgang, welcher in T3 (2.Absatz) beschrieben wird. F5: Welchen Zusammenhang hat T1 mit T3 (3.Absatz) F6: Nimm Stellung zu T2. Was wird hier angeboten? Würdest Du das Produkt weiterempfehlen? Anmerkung: Frage inhaltliche Dim. Prüfung allg. F1 F2 F3 F4 F5 F6 Elektrochemie Elektrochemie Elektrochemie Komplexbildung Elektrochemie Elektrochemie Kompetenz methodische Dimension Kommunikation Erfassen, Beschreiben Erfassen, Beschreiben Bearbeiten, Interpretieren Erfassen, Beschreiben Bearbeiten, Interpretieren Bewerten, Schlüsse ziehen, verantwortungsvoll handeln -4- 2. Die Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA): 2.1. Allgemeines definierte Ziele der VWA sind: - angemessene Themenstellung - Selbstständigkeit - Ursachen und Zusammenhänge aufzeigen - Arbeit mit Quellen und (vor)wissenschaftlichen Methoden - Logisches und kritisches Denken - Klare Begriffsbildung - Sinnvolle Fragestellungen - Ausdrucks- Diskursfähigkeit wichtige Punkte im Ablauf: - eine eindeutige Fragestellung - Begründung der Fragestellung - Lösungsweg mit den verwendeten Methoden - die Untersuchung, Messung, Datenerhebung - die Sachverhalte der Untersuchung werden in einen Zusammenhang gebracht und interpretiert - am Ende wird die Fragestellung mit sachlogischen Argumenten beantwortet 2.2. Themenwahl die VWA soll - wenn möglich eigene Ergebnisse in einen logischen Zusammenhang bringen - und/oder bestimmte Sachverhalte unter bestimmten, verschiedenen Aspekten beleuchten - das Thema sollte Plagiate erschweren (z.B.: aktuelle Bezüge, eigene Untersuchungen…) - die VWA muss nicht fachorientiet sein; d.h. es können auch Themen gewählt werden, die die Chemie nur wenig einbeziehen (im Zeugnis steht das Thema der VWA ) die VWA sollte nicht: - eine Kurzfassung eines Gebietes wie „Vitamine“ oder „Batterien“ sein - d.h. Texte oder Quellen eines Themas zusammenfassen 2.3. Beispiele: - - - eine praktische Laborarbeit und deren Auswertung: o Lebensmittelinhaltsstoffe: wie ändert sich der Gehalt mit der Lagerdauer, beim Erhitzen mit hoher und niedriger Salzkonzentration…. eine Erhebung und deren Auswertung: o wie viel Personen aus einer Gruppe nehmen Nahrungsergänzungsmittel wie z.B.: Mineralstofftabletten, Spurenelemente… o.ä. welche Informationsquelle führte sie dazu… welche Erwartungshaltung… Vergleichsuntersuchungen o welche aktuellen Werbungen arbeiten mit angeblich chemisch-wissenschaftlichen Argumenten („senkt den pH-Wert“; „ mit der Kraft des reinen Sauerstoffs“…) welche Aussagekraft haben diese Argumente und wie weit sind sie wissenschaftlich fundiert? AGMueller, Januar 2011 -5-