Zur Geschichte von Schloss Trauttmansdorff
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Zur Geschichte von Schloss Trauttmansdorff
Zur Geschichte von Schloss Trauttmansdorff Im Mittelalter Wo heute Schloss Trauttmansdorff steht, befand sich um 1300 eine kleine Burg. Sie hieß Neuberg. Die dicken Mauern dieses mittelalterlichen Kerns sind an der Südwestseite noch zu sehen. Im frühen 16. Jahrhundert zogen Mitglieder der weit verzweigten Adelsfamilie Trauttmansdorff aus der Steiermark ins südliche Tirol. Der junge Nikolaus von Trauttmansdorff gewann im Krieg gegen Venezianer und Franzosen ein großes Vermögen. Neben zwei Burgen bei Trient kaufte er 1543 auch Neuberg bei Meran. Sein Sohn Franz ließ die Burg großzügig erweitern. An ihn erinnern einige Wappen und Fresken im Schloss. Zwei Generationen später starb dieser Zweig der Trauttmansdorff aus. Gleichzeitig ging eine Epoche zu Ende. Der Adel verlor das Interesse an seinen Burgen und zog in die komfortableren Stadtpalais. So zerfiel auch Neuberg. 1777 stürzte der Turm ein und zertrümmerte die Kapelle. Das heutige Treppenhaus ist ein Stumpf des Turms. Graf Trauttmansdorff 1846 kam ein Graf aus der Steiermark, Joseph von Trauttmansdorff, in die junge Kurstadt Meran und entdeckte die 150 Jahre zuvor von seinen Verwandten verlassene Burg. Er kaufte das halb verfallene Gebäude, erweiterte es auf die heutige Größe und überzog es mit neugotischen Elementen. Schloss Trauttmansdorff, wie die Burg von nun an hieß, gilt als das früheste Beispiel für den neugotischen Burgenbau in Tirol. Graf Trauttmansdorff war ein Bewunderer von Erzherzog Johann, dem »grünen Rebell« der Habsburger. Wie dieser in der Steiermark wollte Graf Trauttmansdorff in Meran einen geografisch geschlossenen Musterbetrieb errichten. Dafür kaufte er auch die in der Nähe liegenden Ansitze Pienzenau und Fragsburg mit den dazu gehörenden Pachthöfen, Obstgärten und Feldern. 1 Der unverheiratete Graf starb 1867 und wurde in der heute einsehbaren Krypta unter der neuen Kapelle beigesetzt. Den Besitz erbte Reichsritter Moritz von Leon, vermutlich ein unehelicher Sohn des Grafen. Feriensitz für »Sissi« Im Oktober 1870 wählte Kaiserin Elisabeth von Österreich das Schloss Trauttmansdorff für ihren Winteraufenthalt aus. Mit ihren beiden Töchtern Gisela (14) und Marie Valerie (2) bezog sie das oberste Stockwerk. In den mit Fresken und reich verzierten Holzdecken ausgestatteten Räumen ist die allen Besuchern zugängliche Studiensammlung des Touriseum untergebracht. Der 102 Personen umfassende Hofstaat der Kaiserin belegte einige der Ansitze und Schlösser in der Umgebung. Als die Wiener Zeitungen schon wenige Wochen nach der Ankunft berichteten, dass es der kränkelnden Marie Valerie im milden Winterklima von Meran sehr viel besser gehe, wurde die Stadt als Kurort berühmt. Elisabeth blieb sieben Monate auf Trauttmansdorff. In dieser Zeit kam Kaiser Franz Joseph viermal zu Besuch. Im September 1889 zog Kaiserin Elisabeth ein zweites Mal in Schloss Trauttmansdorff ein. Acht Monate zuvor hatte sich Kronprinz Rudolf in Mayerling das Leben genommen. Die »schwarze Frau«, wie man Sissi jetzt nannte, lebte nun sehr zurückgezogen und verließ das Schloss nur selten. Blütezeit um 1900 Moritz von Leon, der Gastgeber der Kaiserin und Erbe des Grafen Trauttmansdorff, konnte den umfangreichen Besitz nicht halten. Nach und nach verkaufte er den Ansitz Pienzenau, die Fragsburg und alle Grundstücke, 1892 auch Schloss Trauttmansdorff. Als neuer Schlossherr zog Baron Friedrich von Deuster ein, Großgrundbesitzer aus Kitzingen bei Würzburg. Von Deuster nahm am Leben der aufstrebenden Kurstadt Meran regen Anteil. Er wurde Mitglied der Rennleitung des Pferderennplatzes, kaufte die Fragsburg zurück, legte rund um Schloss Trauttmansdorff Obstwiesen und Gärten an und stockte den Ostflügel des Schlosses um einen großen Saal im Stil des Neorokoko auf. Bei großen Pferderennen lud er dort zu glanzvollen Soireen ein. Zum Zeichen seiner Wertschätzung für die Habsburger ließ der deutsche Baron an mehreren Stellen im Schloss Wappen anbringen, die an den Aufenthalt der Kaiserin Elisabeth erinnern. 2 Unter Friedrich von Deuster erlebte Schloss Trauttmansdorff eine neue Blütezeit, die der Erste Weltkrieg jäh beendete. 70 schwierige Jahre Wie viele andere deutsche Staatsbürger in Italien wurde Friedrich von Deuster nach dem Ersten Weltkrieg enteignet. Schloss Trauttmansdorff hieß nun Castel di Nova und wechselte mit den dazu gehörenden Höfen in den Besitz der »Opera Nazionale per i Combattenti« (ONC), einem Hilfsfonds für italienische Soldaten. Zunächst stand das Schloss leer. Um 1930 diente es dann als Notunterkunft für wohnungslose Zuwanderer, im Zweiten Weltkrieg als Lager des deutschen Militärs. Fast die gesamte Einrichtung ging verloren, Verfall setzte ein. Auch nach 1945 versuchte die ONC immer wieder, einen Käufer für Trauttmansdorff zu finden: vergeblich. Als 1977 die Opera schließlich aufgelöst wurde, gingen das baufällige Schloss und die Grundstücke aus dem ehemaligen Deuster-Besitz ins Eigentum der Südtiroler Landesverwaltung über. Nach langer Suche fand sich um 1990 eine neue Verwendung. Auf dem Gelände um das Schloss wurde mit großem Aufwand ein botanischer Garten angelegt. Er ist seit Sommer 2001 geöffnet. Das Schloss selbst wurde von Grund auf restauriert und zum Südtiroler Landesmuseum für Tourismus ausgebaut. Im Jahr 2003 wurde das Touriseum eröffnet. 3