K3 8/2012 - Kreisjugendring München

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K3 8/2012 - Kreisjugendring München
15. Jahrgang • No. 8 • Dezember 12
Schwerpunktthema
EXTREM
www.kjr-m.de
Startrampe ins Leben
... wir haben schon
mal angefangen
Roboter im Kreisjugendring
2
Inhalt
Aktuell
4
Zukunftswerkstatt Hochschule
Ausgabe 8/2012 | erschienen am 14.12.2012
Campus International – Exzellent! Oder nicht?
Verleger:
KJR-Seifenkisten-Cup 2012
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Impressum
Rasante Herbstferien
Modellprojekt der Arbeitsgemeinschaft Spiellandschaft Stadt
11 Spielen, Leben, Lernen in Waldperlach
Ein Tag für die Liebe – Oder:
14 „Kann man Liebe lernen?“
Berliner Mädchenwochenende im Jugendtreff am Biederstein
15 Respekt!
Übernachtung ohne Strom im Intermezzo
17 Mach‘s Licht aus!
Berufsorientierung für Mädchen
19 Lötstation und Lidschatten
Angebote
Pädagogischer Interaktiv-Preis
29 PÄDI zum 15. Mal verliehen
JIZ-Medienwoche
31 Depp 2.0?? Tipps + Tricks für Fans + Freunde
Kalender
Kreisjugendring München-Stadt
im Bayerischen Jugendring,
Paul-Heyse-Str. 22, 80336 München
Telefon 089 / 51 41 06-978, Fax 089 / 51 41 06-45
E-Mail: [email protected], Internet: www.kjr-m.de
Verantwortlich: Tom Rausch, Vorsitzender
Redaktion: Angelika Baumgart-Jena (verantwortlich),
Michael Graber, Herbert Hartinger, Erika Hennig,
Marko Junghänel, Claudia Lässig, Manuela Sauer, Armin
Schroth, Gecko Wagner, Tanja Wirth, Ingrid Zorn.
Unterstützung bei der Themenfindung im Schwerpunktteil
durch Gerhard Wagner.
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt
die Meinung des Heraus gebers wieder.
Titelbild: KJR-Seifenkistencup 2012, Foto: KLOTZI.de
Verwaltung: Jana Beyreuther
Layout: Fa-Ro Marketing, München
Druck: GPP Engelhardt GmbH, München
Auflage: 3.000 Exemplare
Abonnementpreis: Der Bezug ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Erscheinungsweise: 8 Ausgaben jährlich
Nächste Ausgabe
Erscheinungsdatum: 4.2.2013
Redaktionsschluss: 7.1.2013
Schwerpunktthema: Jugendarbeit international
Gefördert aus Mitteln der
Landeshauptstadt München
Galerie 90
32 Kreative Bilder und Fotos
Schwerpunkt: E X T R E M
Fans zwischen Leben, Liebe und Leiden
20 Unsere Heimat ist die Kurve
Die Medien-Öffentlichkeit nimmt Fans meist als grölend und
betrunken wahr. Das Handeln der Fans ist tatsächlich oft
irrational und von puren Emotionen getrieben – wie das Spiel
auf dem Platz auch. Und Emotionen führen schnell zur Leidenschaft. Von Toni Meyer
Ausbeutung von Tieren zerstört Lebensgrundlagen
21 „Vegxtrem!?“
„Immer die Mitte nehmen, extrem ist nie gut“. Dahinter stecken meist billige Ausreden. Wenn man seine Verhaltensmuster
reflektiert und präventiv agiert, stellt man fest, dass es extrem
wäre, einfach so weiterzumachen wie bisher.
Von Viktor Gebhart
Kostenlose Aufklärung zur Lawinengefahr
24 Check Your Risk
Wer selbst einmal einen Lawinenabgang erlebt hat, ist für
immer geheilt und vorsichtig. Wichtig ist, sich gar nicht erst
in Gefahrensituationen zu begeben. Passiert dann doch etwas,
hilft eine fundierte Ausbildung in der Alpenvereinsjugend.
Von Florian Bischof
Extreme Hobbys
25 Spaß macht, was extrem ist
Der Puls steigt, das Adrenalin schießt durch den Körper, die Sinne sind scharf. Spaß, Action, Risiko, Erfolgserlebnis. Schneller,
höher, tiefer, abgefahrener: Extremen Hobbys sind buchstäblich
keine Grenzen gesetzt. Einige aktuelle Trends. Von Tanja Wirth
Eine persönliche Abrechnung mit dem „Extremen“
Wave-Gotik-Treffen in Leipzig
22 Mein „Schwarzes Pfingsten“
Wie aus einer spontanen Verabredung zu „Schwarzen Pfingsten“ ein echtes kulturelles Highlight für mich wurde. Bis zu
20.000 Anhänger/innen aus dem In- und Ausland treffen sich
jährlich in Leipzig, um für vier Tage ihre Fantasien auszuleben.
Von Astrid Weindl
26 Außergewöhnlich, sagenhaft, extravagant
Wenn der Body-Mass-Index (BMI) jenseits der 30 liegt, ist man
grundsätzlich misstrauisch. Erst recht, wenn man den Auftrag
erhält, einen Artikel zum Thema extremes Gewicht zu schreiben. Zeit, das Wort „extrem“ auf den Prüfstand zu stellen?
Von Marko Junghänel
Hilfe zu einem selbstbestimmten Glauben
Zwischen Statuskonsum und dem Ringen um Anerkennung
23 Identifikation an der Ladenkasse
Kinder und Jugendliche gelten gemeinhin als kaufsüchtig und
markengeil. Das ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit, sagt Axel
Dammler, Geschäftsführer iconkids & youth – einem renommierten Jugendforschungsinstitut in München.
Von Marko Junghänel
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28 Extrem glauben ...
Immer wieder ist von Gruppen und Organisationen zu lesen,
die als „extreme Glaubensgruppen“ oder „extreme Sekten“
bezeichnet werden. Dabei wird oft von Menschen berichtet, die
in diesen Gruppe verletzende Erfahrungen machen mussten.
Von Rudi Forstmeier
Aktuell
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Herbstvollversammlung des KJR
Wahlen, Samenbomben und Konsum
Zur Herbstvollversammlung des KJR waren die Delegierten ins KorbiniansHaus des
Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) geladen. Neben Nachwahlen
zum Vorstand stand das Thema „Kritischer Konsum“ auf der Tagesordnung.
KJR-Vorsitzender Tom Rausch begrüßte
die 58 Delegierten und die vielen Gäste,
unter ihnen auch Christian Müller, der in
Vertretung des Oberbürgermeisters die Grußworte der Stadt überbrachte. Er dankte der
Jugendarbeit für ihr großes Engagement,
München als vielfältige und bunte Stadt
weiterzuentwickeln. Dass der Stadt dieser
Einsatz auch wichtig ist, zeigt sich u.a. in
der Drei-Prozent-Steigerung für die Finanzen
der Jugendarbeit, die aufgrund der Tarifsteigerungen gewährt wurden.
der Schulterschluss der Träger der Offenen
Kinder- und Jugendarbeit, die gemeinsam ein
Positionspapier erarbeitet und ihre Forderungen an die Kommunalpolitik zum Ausdruck
gebracht haben. In dem Papier wird vor allem
eine intensivere Kooperation von Jugendamt
und dem Referat für Bildung und Sport angemahnt. Interessant ist ein Modellprojekt
zum Gebundenen Ganztag, das der KJR mit
der Grundschule an der Helmholtzschule
durchführt. Aufgrund des stark gewachsenen und weiter expandierenden Bereichs
und dann auch noch essen, damit lassen
sich Kinder begeistern. Guerilla Gardening,
Samenbomben bauen und „verteilen“ hat
eine Abenteuerkomponente und interessiert eher Jugendliche. Die Outdoor-Küche
im 3300 qm großen Gemeinschaftsgarten
(übrigens ohne Strom und fließend Wasser,
„denn die Stadtwerke wollen 4000 Euro für
einmal Schalter umlegen“) dient auch dazu,
aktuelles Überangebot von Gemüse und Obst
haltbar zu machen und z.B. einzukochen.
Spannend auch das Thema Postkonsum.
Unvorstellbar die Menge an Lebensmitteln,
die täglich weggeworfen wird. Das ist vielen
Jugendlichen nicht bewusst und für die, die
das „Containern“ - das Stöbern nach wegge-
NS-Dokumentationszentrum
Der Bericht des Vorstands war den Delegierten diesmal bereits mit den Vollversammlungsunterlagen zugeschickt worden, so dass sich
der Vorstand auf zwei Themen konzentrieren
konnte, die seit der Frühjahrsvollversammlung
besonders intensiv behandelt worden waren.
Tom Rausch und Sylvia Schlund (Fachstelle
Zeitgeschichtliche Projekte) berichteten von
den Aktivitäten rund um das NS-Dokumentationszentrum. Sylvia Schlund entführte die
Delegierten in die Geschichte des Königsplatzes, erzählte von dem Park, den Ludwig I dort
anlegen ließ, den Granitplatten, mit denen
die Nationalsozialisten den Platz pfl asterten und deren Maße einem Soldatenschritt
entsprachen, von den historischen Gebäuden
rund um den Königsplatz und dem künftigen
Standort des NS-Dokumentationszentrums.
Die beiden Referenten berichteten von den
intensiven Bemühungen, junge Menschen bei
der Gestaltung des pädagogischen Konzepts
aktiv zu beteiligen und zu ermöglichen,
dass sie eigene Idee einbringen können. Ein
kurzer Ausblick auf das für Juli 2013 geplante Sommercamp unter dem Motto „Jugend
bildet Jugend“ stieß auf Interesse. Andy
Mayer (BDKJ-Stadtvorsitzender) appellierte
an die Delegierten, sich doch aktiv im AK
NS-Dokumentationszentrum einzubringen,
damit sich die Vielfalt der Verbände auch bei
der Entwicklung eines Konzepts der außerschulischen Bildung widerspiegeln könne:
„Jugendverbände haben mehr drauf, die
können nicht nur Kinder bespaßen, sondern
auch Erinnerungsarbeit leisten.“
Jugendarbeit und Schule
Den zweiten Schwerpunkt, die Kooperation
von Jugendarbeit und Schule, präsentierte
Vorstandsmitglied Korbinian Ballweg. Er
berichtete vom Sonderförderprogramm „Alles
Schule oder was!?“, dessen Ergebnisse den Jugendverbänden voraussichtlich im Frühjahr
nächsten Jahres vorgestellt werden. Sehr
wichtig in den letzten Monaten war auch
der Schulkooperationen ist für 2013 im KJR
eine Organisationsentwicklung für diesen
Arbeitsschwerpunkt geplant.
Kritischer Konsum
Inhaltliche Schwerpunkt der Herbstvollversammlung war das Thema „Kritischer
Konsum“. Bereits im Herbst 2011 hatten die
Delegierten den KJR-Vorstand beauftragt,
sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Im KJR entstand eine Nachhaltigkeitsstrategie, die mit einer Fachstelle, die seit
1.10.2012 besetzt ist, auch mit Leben gefüllt
werden soll. Infos dazu gibt es unter www.
kjr-m.de/nachhaltigkeit. Die Delegierten
erhielten durch die Referentin Carolina
(„mein Nachname ist völlig unwichtig“)
vom Gemeinschaftsgarten „O’pflanzt is“ jede
Menge Infos zum Thema Kritischer Konsum.
Die Referentin beeindruckte die Delegierten
mit einem rasanten Vortrag von Präkonsum
über Postkonsum, von Bienenvölkern und
Minen, von Hochbeeten und Containern,
von Guerilla Gardening bis hin zu Recycling
und Reusing. Ein großes Problem sieht Carolina in der fehlenden Wertschätzung für
Essen gerade bei Kindern und Jugendlichen
und das mangelnde Wissen, wenn es um
Lebensmittel geht. Ein wichtiger Ansatz
ist also, die Produktion von Lebensmitteln
sichtbar zu machen: Beete anlegen (auf
dem ehemaligen Bundeswehrgelände nur in
Hochbeeten, wegen der Gefahr von Minen),
Selbstangebautes wachsen sehen und ernten
worfenen Lebensmitteln in den Müllbehältern von Lebensmittelgeschäften - wagen,
meist ein eindrückliches und nachhaltiges
Erlebnis.
Der kurzweilige Vortrag begeisterte die
Delegierten, die sich über mögliche Aktionen
und Aktivitäten für Kinder und Jugendlichen
informierten, bevor es ans fleischlose BioAbendessen ging.
Neue Vorstandsmitglieder
Bei den Nachwahlen zum Vorstand, die
nach der Antragsnachbesprechung und dem
Wirtschaftsplan 2013 anstanden, wurde die
25-jährige DGB-Jugendsekretärin Laura Pulz
zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Tom Rausch gratulierte sehr herzlich und
überreichte eine kleine Krone.
Neu im Vorstand sind die 29-jährige Sozialpädagogin Stefanie Lux vom BDKJ sowie der
25-jährige Fotodesigner Julian Schulz vom
Münchner Schülerbüro.
Die Nachwahl war nötig geworden, nachdem Markus Schön (BDKJ) und Katharina
Joho (DGB-Jugend) im Sommer aus beruflichen Gründen zurückgetreten waren.
Die nächste Vollversammlung findet am
11. Juni 2013 statt. Hier werden die Delegierten bei den turnusgemäß geplanten Wahlen
einen neuen Vorstand bestimmen, der dann
eine zweijährige Amtszeit vor sich hat.
Angelika Baumgart-Jena,
Öffentlichkeitsarbeit, KJR
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Aktuell
Zukunftswerkstatt Hochschule
Campus International – Exzellent!
Oder nicht?
In Deutschland gibt es dieses Jahr mehr
internationale Studierende als je zuvor
- doch vor welchen Hürden sie stehen,
wie sie gefördert werden und wie sie
sich vernetzen, verschwindet oft aus
dem Fokus der Öffentlichkeit. Obwohl
Internationalität und europa- und weltweiter Wettbewerb um die besten Köpfe
doch prominente Themen sind.
Grund genug für die Zukunftswerkstatt,
zusammen mit der studentischen Vernetzungsinitiative get2gether dieses Thema
zu diskutieren. Dazu eingeladen wurden
Dr. Stefan Lauterbach (Leiter International
Office LMU), Marta Fetings (Interkulturelle
Beratungsstelle LMU), Piotr Posluszny (International Office TU), Lucia Hegenbartova
(Masterstudentin mit DAAD-Stipendium, aus
der Slowakei), Mohamed Amine Mansouri
(Vertretung der Tunesischen Studierenden)
und Rong Wang (Chinese Students and Scholars Association). Die Diskussion moderierte
Eliza Skowron (Working Between Cultures).
Lauterbach wies eingangs darauf hin,
dass man bereits ein internationaler Campus
sei. Internationalität sei in Anbetracht der
Anzahl internationaler Studierender ein
Fakt, dem begegnet werden müsse. Dennoch
sei die bloße Anzahl internationaler Studierender nur ein Indikator unter anderen
dafür, wie international eine Hochschule
ist. Internationalisierung sieht er als Antwort der Hochschulen auf die Globalisierung
- es gehe darum, Studierenden die interkulturellen Kompetenzen, die sie in einer
globalisierten Welt brauchen, mitzugeben:
dadurch, dass Studentinnen und Studenten
ins Ausland gehen, aber auch dadurch, dass
sie mit internationalen Studierenden an der
Heimuniversität in Kontakt stehen. Es sei daher wichtig, auf internationale Studierende
zuzugehen und sie aktiv ins Hochschulleben
einzubinden. Auch wenn Posluszny diese
Ansichten weitgehend teilte, widersprach
er doch der Forderung, auf internationale
Studierende verstärkt zuzugehen. Seiner
Ansicht nach seien internationale Studierende selbst in der Pflicht sich zu erkundigen
und einzugliedern, wenn sie hier studieren
wollten. Fetings wies demgegenüber darauf
hin, dass bei internationalen Programmstudierenden - also solchen, die etwa über
ERASMUS kamen - jeder verstehe, dass Unterstützung und Förderung in einem anderen
Land nötig sei; dass eine ähnliche Förderung
aber für internationale Studierende, die ihr
gesamtes Studium hier absolvieren, dennoch
nicht existiere. Als eine Möglichkeit, die
Betreuung zu verbessern, schlug Rong Wang
vor, ein Buddy- oder Mentoringprogramm zu
etablieren, in dem deutsche und Studierende
aus anderen Ländern zusammenkommen. So
würden auch deutschen Studierenden an der
Heimuniversität internationale und interkulturelle Erfahrungen ermöglicht. Posluszny
wies darauf hin, dass dies bereits mit TUMI
erfolgreich praktiziert würde.
Wang nimmt Internationalität als einen
„state of mind“ und als Ressource wahr, von
Come In gewinnt bei Respect 2012
Strahlenden Gewinner nach der Preisverleihung beim diesjährigen Ideenwettbewerb „Respect 2012 - Respectaktivisten/Innen gesucht“ im Kulturhaus Neuperlach am 16. November.
„Setzt ein Zeichen für Gemeinschaft
und gegen Diskriminierung in unserem
Stadtteil“ - unter diesem Motto hatte
die Kooperationsgemeinschaft Colors
of Respect 2012 zum siebten Mal alle
Menschen in Ramersdorf/Perlach aufgerufen, sich an einem Ideenwettbewerb zu beteiligen. Die ersten beiden
Plätze belegten zwei Gruppen aus dem
KJT Come In mit Filmprojektideen zum
Thema „Mobbing“.
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der beide Seiten profitieren könnten. Internationale Studierende benötigten keine Hilfe
oder Fürsorge, sondern sollten stärker als
eine Bereicherung des Campus wahrgenommen und auch in dieser Form eingegliedert
werden.
Die Diskussion wurde von Berichten über
Erfahrungen und Erlebnisse aus dem studentischen Leben von Lucia und Mohammed
abgerundet; während Mohammed die Studienbedingungen in Deutschland sehr gut
findet und keine Verbesserungsvorschläge
für nötig hält, sieht Lucia noch einen Mangel an Möglichkeiten, sich mit anderen zu
vernetzen.
Während der Diskussion haben wir von
der Zukunftswerkstatt den Eindruck gewonnen, dass die Förderung internationaler
Studierender oft zu sehr in karitativer Absicht
geschieht. Es scheint dann so, als ob international zu sein, die Studierenden vor besondere
Hürden stellt. Sicherlich ist das zu einem
gewissen Grad auch richtig - die alltäglichen
Probleme außerhalb des Campus sind nicht
von der Hand zu weisen. Dies gilt allerdings
nicht unbedingt für das Leben innerhalb der
Hochschule. Eine problemfokussierte Sicht auf
internationale Studierende würdigt nicht ihr
Potential, mit dem sie den Campus bereichern
könnten. Vielleicht heißt Internationalität
auch, nicht zwischen deutschen und ausländischen Studierenden zu unterscheiden
- sondern sich schlicht als eine internationale
Community wahrzunehmen, in der es keine
Minder- und Mehrheiten gibt. Dass die Universität vom Einzelnen viel Eigeninitiative
erwartet, wäre dann eine Anforderung, die an
alle gleichermaßen gestellt ist. Vielleicht ist
das auch das eigentliche Kernproblem in der
Debatte. Die Zukunftswerkstatt sieht deshalb
drei Lösungsansätze, die auf www.zukunfths.de erläutert werden.
Marina Lessig, Zukunftswerkstatt Hochschule
Aktuell
5
MKJZ-Kinder bei Jugendfilmwettbewerb ausgezeichnet
Eine filmreife Leistung
Mit ihrem Film über den biologischen
Obst- und Gemüsegarten vor dem MKJZ
überzeugten die Kids die Jury, die die besten
Filme aus über 75 Einsendungen prämierte.
Der Jugendfilmwettbewerb wurde heuer zum
zweiten Mal vom Familienunternehmen Hofpfisterei veranstaltet, die Schirmherrschaft
übernahm das Bayerische Kultusministerium.
Die feierliche Preisverleihung fand im Nymphenburger Schloss statt. Unter dem Motto
„Wir sind die Regisseure unserer Zukunft“
waren Kinder und Jugendliche von 11 bis 18
Jahren aufgerufen, im Frühjahr und Sommer
einen maximal fünfminütigen Film entstehen
zu lassen, der sich mit den Themen Naturerlebnis, Umwelt, Ernährung, Öko-Engagement
oder Schönheit der Natur beschäftigt.
„Da geht einem das Herz auf“
Vier Hauptakteure und mehrere Schauspieler/innen haben am MKJZ-Film mitgewirkt,
Die glücklichen Gewinnerinnen: Selini
und Georgia nahmen stellvertretend für
alle Akteure den Sonderpreis für „Gute
Idee und Engagement“ an. Ihre Eltern
freuten sich mit ihnen.
federführend die beiden Jungregisseurinnen
Selini (12) und Georgia (12), die stellvertretend für ihre Gruppe bei der festlichen
Preisverleihung die Urkunde und den Hugendubel-Gutschein in Empfang nahmen.
Im Film zeigen die Mädchen und Jungen,
dass das Motto „Kinder bringen die Natur
Foto: Sabrina Eisele
Es war der verdiente Lohn nach harter Arbeit: Für ihren Dokumentarfilm
„Kinder bringen die Natur in die Stadt“
wurde das Filmteam des Multikulturellen Jugendzentrums Westend (MKJZ)
beim Jugendfilmwettbewerb „(D)Ein
Blick in die Natur“ mit dem Sonderpreis für „Gute Idee und Engagement“
ausgezeichnet.
in die Stadt“ keinesfalls nur heiße Luft ist:
Erdbeeren, Sonnenblumen, Mais und auch
Schwarzkohl aus der Türkei wachsen in dem
kleinen Obst- und Gemüsegarten vor dem
MKJZ. „Wenn man hier vorbeikommt, dann
geht einem einfach das Herz auf“, erzählt
eine Nachbarin im Film, die sich für ein
Interview zur Verfügung gestellt hat. Vögel,
Bienen, Würmer und andere Tiere tummeln
sich auf der kleinen Grünfläche mitten in der
Stadt. Im Film sieht man aber auch, dass ein
solcher Garten mit viel Arbeit verbunden ist:
Aussaat im Frühjahr, Unkraut jäten, Früchte
ernten, das alles muss erledigt werden.
Die Kinder und Jugendlichen seien durch
das Projekt richtig auf den Geschmack gekommen, was das Filmen betrifft, erklärt
Ismail Sahin, Leiter des MKJZ. „Unsere
Filmgruppe hat im Sommer zur Vorbereitung
ja auch an einem Filmworkshop der Hofpfisterei teilgenommen und in dieser Richtung
wollen wir auch zukünftig weitermachen.“
So soll beispielsweise ein Besuch in einem
professionellen Filmstudio organisiert werden: „Vielleicht ist für die Mädels ja sogar
ein Praktikum möglich“, hofft Sahin. Diese
würden nämlich sehr gerne mit dem Filmen
weitermachen.
Sabrina Eisele
(Erstveröffentlichung im Werbe-Spiegel
Westend, 46. Woche 2012)
Jugendkorbinianswallfahrt 2012
„Seid ein AufRufeZeichen“
Mehrere Tausend Jugendliche und junge Erwachsene sind am Sonntag, den
18. November zur Jugendkorbinianswallfahrt auf den Freisinger Domberg
gepilgert. Zu diesem 70. Jubiläum
gingen mehr als 50 Wallfahrergruppen
aus allen Teilen der Erzdiözese zu Fuß
nach Freising.
Bereits am Samstag pilgerten 130 Jugendliche und junge Erwachsene auf den Spuren
der ersten Wallfahrer von 1942 vom Münchner
Liefrauendom zum Freisinger Dom. „Der mit
Jugendlichen volle Dom, die Begegnungen
und Gespräche danach machen die besondere Atmosphäre von Jugendkorbinian aus“,
erklärt Projektleiterin Maria Kunschert. Im
Jubiläumsjahr gab es mehr Workshops und
Aktionsstände als üblich.
Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof der
Erzdiözese München und Freising, feierte
am Sonntagmorgen mit den Jugendlichen im
überfüllten Mariendom den Eröffnungsgottesdienst. In seiner Predigt forderte Kardinal
Reinhard Marx die Teilnehmenden auf, in
Familie und Freundeskreis, aber auch in po-
litischen und gesellschaftlichen Fragen aktiv
zu werden. „Unsere Lebensweise ist nicht
zukunftsfähig. Wir brauchen eine andere
Lebensweise und eine andere Vorstellung von
materiellem Wert. Sonst wird dieser Planet
nicht überleben können.“ Kardinal Marx
ermutigte die jungen Menschen, ihr Denken
und Handeln an Jesus Christus auszurichten.
„Dann seid ihr ein AufRufeZeichen“, bezog
sich Marx auf das Motto der Wallfahrt.
Alois Obermaier, BDKJ-Diözesanvorsitzender
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Aktuell
Brigitte Schimmer verabschiedet
Jugendtreff Adieu!
Nach 38 Jahren im Jugendtreff Neuhausen wurde Brigitte Schimmer am 26.
Oktober im Rahmen einer gelungenen
Feier in den Ruhestand verabschiedet.
Nicht nur die Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen (NA 9) Ingeborg Staudenmeyer, Wolfgang Schwirz (ebenfalls BA 9),
KJR-Geschäftsführer Franz Schnitzlbaumer
und die Abteilungsleiterin der Region N/W
Claudia Caspari wollten sich von Brigitte
Schimmer gebührend verabschieden, sondern
auch ehemalige Stadträtinnen, zahlreiche
aktuelle und ehemalige Jugendliche, Kolleginnen und Kollegen, Freunde und Bekannte
waren gekommen, um Brigitte Schimmer für
ihr jahrelanges Engagement im Jugendtreff
Neuhausen zu danken.
Bei einem leckeren Buffet konnten die
Gäste ihre Erinnerungen auffrischen und
austauschen. Auch die Diashow mit vielen
Bildern aus früheren Zeiten versetzte die
Gäste in eine nostalgische Stimmung und
man konnte viele schmunzelnde Gesichter
beobachten. Als Highlight spielte die Band
Brigitte als Mosaik
„Chidley Group“, die schon „damals“ in den
Räumlichkeiten des Jugendtreffs geprobt und
dort auch zahlreiche Auftritte hatte.
Neben jeder Menge individueller Geschenke
und Blumen überreichte das Team des Jugendtreff Neuhausens als Abschiedsgeschenk
ein Mosaikbild von Brigitte Schimmer, das
aus den Bildern der aktuellen Besucherinnen
und Besucher besteht. Nach einigen rührenden Momenten und viel Händeschütteln
verließ Brigitte Schimmer den Jugendtreff
weit nach Mitternacht in ihren verdienten
Ruhestand.
Eva Staudinger,
Jugendtreff Neuhausen, KJR
KJR-Seifenkisten-Cup 2012
Rasante Herbstferien
Zur Vorbereitung besuchten die sieben teilnehmenden Einrichtungen am ersten Tag der
Ferien das Verkehrszentrum des Deutschen
Museums an der Alten Messe. Ausgerüstet
mit spannenden Fragebögen zu den Themengebieten der drei Ausstellungshallen,
erkundeten die rund 70 Kids das Museum.
Durch ihre gewonnenen Erkenntnisse zu Aerodynamik, Bremstechnik und Fahrverhalten
waren sie die folgenden drei Tage bestens für
den Seifenkistenbau vorbereitet. Alle legten
sich mächtig ins Zeug, um ihre Seifenkisten
bis zum Tag des Rennens perfekt einzustellen
und zu tunen.
Am Samstagmittag fand dann das große Rennen im Westpark statt. Die Sonne
wärmte glücklicherweise die Rennstrecke,
so dass zum Qualifying beste Bedingungen
herrschten.
In einer ersten Runde konnten alle Konstrukteurinnen und Konstrukteure die von
ihnen gebauten Flitzer testen und sich auf das
große Abschlussrennen vorbereiten. Die etwa
100 mitgebrachten Fans fieberten entlang der
Strecke mit und feuerten ihre Favoritinnen
und Favoriten an. In der Pause vor dem Final
Race fand noch die Beurteilung für die Kon8|12
Foto: KLOTZI.de
In den Herbstferien fand mit freundlicher Unterstützung des Stadtjugendamts zum ersten Mal der KJR-Seifenkisten-Cup statt.
struktionsmeisterschaft statt. Anschließend
war es dann so weit: die Rennfahrerinnen und
Rennfahrer bereiteten sich mental auf ihren
Einsatz vor. Es folgte ein spannendes Zeitfahren, bei dem um jede Hundertstelsekunde
gekämpft wurde. Die Zeitmessanlage verzieh
keinen Fahrfehler und so stand schließlich ein
verdienter Sieger fest.
Bei der abschließenden Siegerehrung wurden nochmal alle Kinder und Jugendlichen
bejubelt und die Haupt- und Trostpreise
überreicht. Die Seifenkisten traten ihren
Rückweg in die Einrichtungen an und warten
nun auf ihren nächsten Einsatz beim 2. KJRSeifenkisten-Cup 2013!
Elias Eberl, Ferienangebote, KJR
Sieger Abschlussrennen:
1. SBZ Fideliopark
2. SBZ Sendling
3. frei.raum Trudering
Sieger Konstruktionsmeisterschaft:
Kindertreff Bogenhausen
Aktuell
7
Ein Gastspiel des ODOS-Theater in München
„Fluchtpunkt: Israel“
Schade, dass das sehenswerte Zwei-Personen-Stück in München nur wenig Publikum
fand. Wer nicht da war, hat allemal etwas
verpasst, denn Schauspieler Konrad Haller
und Musiker bzw. Autor Heiko Ostendorf
haben die unbequeme Thematik glänzend
aufbereitet und in eine moderne, mitreißende
Form gegossen.
Das ODOS-Theater nimmt sich häufig historischer und wenig bekannter Geschichten an.
Eine dieser Geschichten ist das Schicksal der
„Struma“, ein klappriges Flüchtlingsschiff,
das nach einer Odyssee durch Mittel- und
Schwarzes Meer von einem sowjetischen UBoot torpediert wurde. Die „Struma“ sank im
Februar 1942 mit 769 jüdischen Flüchtlingen
aus Osteuropa an Bord, es gab keine Überlebenden. Die Passagiere hatten dem von NaziDeutschland eroberten Europa den Rücken
kehren und nach Israel auswandern wollen.
Doch politische Bedenken der Engländer und
Türken sowie ein defekter Motor hielten das
Schiff über zwei Monate in Istanbul auf. Die
Foto: Angelika Osthues
Am 24. Oktober trat das ODOS-Theater
aus Münster mit dem Stück „Fluchtpunkt: Israel“ im Theater am Sozialamt
(TamS) auf. Es ging um das tragische
Schicksal jüdischer Flüchtlinge auf dem
maroden Kahn „Struma“, der während
des Zweiten Weltkriegs im Schwarzen
Meer versenkt wurde. Eine spannende,
traurige und lehrreiche Geschichte.
Menschen mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen ausharren und wurden
nicht an Land gelassen. Letztlich schleppte
das türkische Militär die „Struma” zurück
ins Schwarze Meer, wo sie manövrierunfähig
ihrem Schicksal überlassen wurde.
Das scheinbar erforderliche Material- und
Schauspieleraufgebot mutet eher nach einem
Monumental-Streifen wie „Exodus“ an. Haller
und Ostendorf haben es dennoch geschafft,
mit wenigen bühnenbildnerischen Mitteln
und großem schauspielerischen Talent die
Bedrängnis der Flüchtlinge und ihre verzweifelte Situation darzustellen. Der Zuschauer
durchlebt die klaustrophobische Isolation
und das Wechselspiel zwischen Hoffnung und
Agonie gemeinsam mit dem Protagonisten des
Stücks – einem jüdischen Passagier, der sich
erst am Ende seines Lebens seiner jüdischen
Identität bewusst wird.
Heiko Ostendorf untermalt die Handlung
mit seiner E-Gitarre und verzerrt im besten
Sinne des Wortes jeden Anflug von Behaglichkeit.
Ein gelungener Theaterabend mit einem
kleinen Ensembles, das eine große Wirkung
erzielt. Nach der Aufführung boten Haller
und Ostendorf an, mit dem Publikum zu diskutieren. Es entwickelte sich ein intensives
Gespräch über Kontext und Entstehung des
Stücks.
Es ist schwer einzuschätzen, warum sich
der interessanten und bewegenden Thematik von „Fluchtpunkt: Israel“ in München
nur wenige Menschen ausgesetzt haben.
Vielleicht liegt es daran, dass die meisten
glauben, genug über das Schicksal der Juden
in Deutschland und Europa gehört zu haben.
Vielleicht liegt es auch daran, dass seit seiner
Gründung im Jahr 1947 Israel eine Heimstätte
und Fluchtburg für Juden aus der ganzen Welt
geworden ist – und wir uns nur ungern daran
erinnern lassen, wie wichtig und richtig die
Existenz dieses Landes ist und wie oft sich
die Weltgemeinschaft dem Leid jüdischer
Menschen verschlossen hat.
Michael Graber, JIZ, KJR
Kinder- und Jugendforum
„Sagen wo’s lang geht“
Auch beim 56. Münchner Kinder- und
Jugendforum im Münchner Rathaus
standen die Wünsche und Anträge von
Kindern und jungen Jugendlichen im
Vordergrund. Diesmal ging es schwerpunktmäßig um einen kinderfreundlicheren Verkehr in München.
Etwa 150 Kinder aus unterschiedlichen
Stadtteilen waren im Klassenverbund, als
Kleingruppe und aus KJR-Einrichtungen gekommen, um ihre Anliegen vorzutragen, mit
anderen Kinder zu diskutieren oder einfach
zuzuhören und mit abzustimmen. Der Große
Sitzungssaal war damit bis auf den letzen
Platz belegt und manche Kinder teilten sich
sogar einen der großen Stühle. Erwachsene
potentielle Pateninnen und Paten saßen
diesmal - durch die noch von einer anderen
Veranstaltung gebliebene Bestuhlung - ohne
Tische mitten unter den Kindern, was auch zu
einer lockeren Atmosphäre beitrug.
Trotzdem ging es zügig und ohne Umschweife zu den Anliegen der Kinder. Zu volle
Busse während der Schulwegzeiten, fehlende
Zebrastreifen, mangelnde Schulweg-Helfer/
innen, auf der Straße endende Fahrradwege.
Aber auch umweltfreundlichere Elektrobusse,
Schilder um Igel und Kleintiere besser zu
schützen, mehr grüne Wiesen in ganz München und Parkgebühren für stadtteilfremde
Autos wurden beim Schwerpunktteil gefor-
dert. Eine ganze Klasse formierte sich gleich
mit drei unterschiedlichen Anträgen. Keine
leichte Aufgabe für Steffi Kreuzinger von
MobilSpiel Ökoprojekt e.V., die diesmal die
Moderation übernommen hatte. Zweieinhalb
Stunden inklusive einer Verschnaufpause
waren fast zu kurz, um der Flut der Anträge
der Kinder gerecht zu werden. Viele Kinder
hatten gerade bei den Anträgen zu fehlenden
Zebrastreifen, Ampeln, Schulweghelfer/
inne/n und vollen Bussen Erlebnisse, die sie
in der Diskussion äußern wollten.
Für die Erwachsenen gibt es jedoch klare
Vorgaben und politische Handlungsstränge.
200 Autos, 50 Fußgänger in der Stunde,
Befragung von Statistiken ,wie die Unfallquote ist ...
Kinder lassen sich davon allerdings meist
nicht beirren. Sie möchten ernst genommen
werden mit ihren Ängsten und zumindest
darüber reden dürfen. Alle Anträge gibt es
unter www.kinderundjugendforum.de
Erika Hennig,
KJR-Kinderbeauftragte
8|12
8
Aktuell
Motivation und Qualifikation durch MoQua
Startrampe ins Leben
Auf Händen getragen wurden die jungen Menschen nicht, wenn sie hierher
kommen. MoQua hilft jenen, die ohne
Hilfe nicht weiterkommen, beim Schulabschluss, bei der Bewerbung, bei der
Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Vor allem finden sie hier Halt und
Orientierung in einem Leben voller
Niederlagen. Und manchmal wird eine
Erfolgsgeschichte daraus.
Gerade eben war die Polizei da. Den Mann,
der Jenny schon seit geraumer Zeit auflauerte,
haben sie mitgenommen. Jenny aber auch.
Die junge Frau muss auf der Wache wegen
Stalkings gegen ihn aussagen. Polizei im
Haus ist nicht alltäglich, auch hier nicht, im
Hinterhof der Heßstraße 72. Doch Ursula Pulz
überrascht der Besuch nicht. Sie erwartet bei
„ihren“ Jugendlichen gar nicht, dass alles
glattläuft. Nichts, was im Leben schiefgehen
kann, ist ihr fremd. Schulabbruch, ungewollte
Schwangerschaft, Flucht und Vertreibung, Armut, Gewalt, Sucht, Kriminalität, Knast - alles
hat sie bei den jungen Menschen hier schon
erlebt. Seit 2009 leitet sie das Projekt MoQua,
dessen Kurzname ihre wichtigsten Aufgaben
beschreibt: Motivation und Qualifikation.
Mit vier Kolleginnen versucht sie, was andere aufgegeben haben: jungen Erwachsenen
bis 25 Jahren die Tür in eine eigenständige
Zukunft aufzustoßen.
Die Mittel dafür stammen vom Europäischen Sozialfonds ESF und aus Zuschüssen der
Landeshauptstadt München für berufsbezogene Jugendhilfe. Logistische Unterstützung
leistet der Kreisjugendring München-Stadt,
der über seine gemeinnützige GmbH Jugend-Arbeit-Perspektiven (JAPs) seit 2012
alleiniger MoQua-Träger ist.
40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer betreut das MoQua-Team derzeit und eigentlich immer. „Wir haben nie freie Plätze,
im Gegenteil“, sagt Pulz, „derzeit stehen
17 auf der Warteliste“. Dabei kann sich bei
MoQua niemand bewerben, die „Bewerbung“
schreibt das Leben. Und das Jobcenter. Denn
nur, wer „nicht maßnahmefähig“, also für
eine Ausbildung nicht vermittelbar ist, wird
vom Jobcenter hierher geschickt. Darunter
Migrant/inn/en mit schlechten Deutschkenntnissen, Schulabbrecher, Delinquenten.
Oder Flüchtlinge wie Baiz. Der 20-Jährige ist
Jeside – eine Volksgruppe im Nordirak, die
zur Zielscheibe fundamentalistischer Moslems geworden ist und auch von Al-Quaida
bekämpft wird. Mit 17 flüchtet er aus seiner
Heimat, über die Berge in die Türkei und von
dort in wochenlangem Fußmarsch bis nach
Deutschland. Hier lebt er in diversen Flüchtlingslagern, ergattert irgendwann einen
Deutschkurs und kommt dann zu MoQua, wo
er seinen Schulabschluss nachholen kann.
Hier kümmern sich Pulz und ihr Team um
junge Menschen wie Baiz. Sie begleiten sie
8|12
Büffeln für den Abschluss: Die 40 Jugendlichen haben hier durch die intensive Betreuung die Chance auf einen Schulabschluss – die Voraussetzung für den Berufseinstieg
bei der beruflichen und persönlichen Entwicklung, helfen bei der Bewerbung, beim
Gang zum Jobcenter, bei der Wohnungssuche.
Einige von ihnen sind selbst noch fast Kinder
und doch schon Eltern, andere trinken zu viel
- „klassische Sozialarbeit“, sagt Pulz.
Für alle heißt das erste Ziel, den Hauptschulabschluss zu schaffen. Wer hierher
kommt, hat gar keinen Abschluss – oder
einen schlechten. Dozenten auf Honorarbasis
füllen die größten Wissenslücken in Deutsch,
Mathe, Geschichte, Sozial- und Erdkunde, in
Arbeitslehre, Wirtschaft und Technik. Natürlich darf die EDV ebenso wenig fehlen wie das
Sozialkompetenz-Training. „Ohne erfolgreichen Hauptschulabschluss geht gar nichts“,
weiß Pulz. Also ebnen sie und ihr Team den
Weg dorthin. Die Guten unter ihnen haben
die Chance auf den Quali, den bestehen zwar
nur wenige, aber überhaupt einen Abschluss
zu schaffen ist für viele das erste Erfolgserlebnis im Leben. „Oft starten sie danach
richtig durch!“, berichtet Pulz. MoQua ist die
Startrampe und hilft, eine Praktikumsstelle
oder einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Dazu kooperiert das Projekt mit Partnern wie
Kaufhof, Vinzenz Murr und freien Handwerksbetrieben, außerdem mit vielen geschützten
Ausbildungs- und Sozialbetrieben wie dem
Stadtwerke-Projekt, der gemeinnützigen
Kfz- und Zweirad-Werkstatt A24 oder dem
Schneideratelier „La Silhouette“.
Auch der Kreisjugendring selbst kann viele
Arbeitsfelder anbieten, darunter Kinderpflege oder Hauswirtschaft in neun KiTas,
Malerin oder Lackierer beim JAPs-Malerprojekt sowie Bürokauffrau oder -mann in der
KJR-Geschäftsstelle.
Bis es so weit ist, muss MoQua alle Register
ziehen. Denn der beste Abschluss hilft nichts,
wenn die Absolventin keine Wohnung hat
und ihr niemand eine vermieten will. Eine
Arbeitsstelle alleine bedeutet eben noch kein
geregeltes Leben. Bei praktisch allen jungen
Menschen, die zu MoQua kommen, müssen
Pulz und ihr Team noch viel früher ansetzen.
Die pädagogische Grundlage heißt „Bindung
vor Bildung“. Nach und nach gewinnen die
Pädagoginnen das Vertrauen der jungen Menschen, nehmen sie ernst, lassen sie mitreden
und schaffen so eine Bindung auch an das
Projekt, daraus entsteht erst Motivation für
Teilnehmende, dranzubleiben. Viele fühlen
sich erstmals im Leben respektiert und ernst
genommen, erleben, dass ihre Meinung zählt.
Partizipation heißt das Schlüsselwort, ist
manchmal aber gar nicht so einfach. „Der
große Wunsch in diesem Jahr ist eine Weihnachtsfeier“, sagt Pulz, „also versuchen wir,
das gemeinsam hinzubekommen.“
Aber es fehlt an allem, die Mittel sind äußerst knapp, sie reichen nicht für Lehrbücher,
von erlebnispädagogischen Unternehmungen
mit der ganzen Gruppe ist gar nicht zu träumen. Steht Pulz also auf verlorenem Posten?
„Nein!“, sagt sie energisch, „auf keinen Fall!“.
Irgendwie werden sie das schon schaffen mit
der Weihnachtsfeier, davon ist sie überzeugt.
Vielleicht ist es dieser unbedingte Wille,
etwas zu erreichen, den das MoQua-Team auf
die Teilnehmenden überträgt.
Neben der Weihnachtsfeier für alle steht
derzeit vor allem Praktisches auf dem Wunschzettel der Pädagoginnen. Darunter weitere
Kooperationspartner in der Wirtschaft, die
Praktika oder Ausbildungsstellen für die
jungen Menschen von MoQua anbieten, derzeit ist besonders eine Metallwerkstatt oder
ein Elektrobetrieb dringend gesucht. Auch
ehrenamtlich Engagierte empfängt Pulz mit
offenen Armen, sei es für Nachhilfe oder für
Sport und Freizeit. Und natürlich Geld und
Ausstattung und eben auch Wohnraum.
Für Baiz, den Flüchtling aus dem Nordirak,
ist eigentlich alles gut gelaufen. Er hat den
Abschluss geschafft, hat gute Aussichten
Alle Namen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in diesem Artikel sind geändert.
Aktuell
auf eine Ausbildungsstelle, auf einen Beruf,
auf ein geregeltes Leben. Aber antreten wird
er die Ausbildung nicht, weil er ungelernt
arbeiten will. Seine Familie ist in der Heimat
zurückgeblieben und ist auf seine Unterstützung angewiesen. Er schickt ihnen Geld, so
oft es geht. Eine dreijährige Ausbildung mit
600 Euro monatlich oder weniger - das kann
er sich nicht leisten. Doch für die meisten ist
MoQua die Startrampe ins Berufsleben. Mesut
zum Beispiel, auch er Iraker, ist gerade im
ersten Lehrjahr als medizinischer Fachangestellter in einer Radiologischen Fachpraxis,
Anica wird Arzthelferin, Marco lernt Koch
im Sheraton am Arabellapark und Stephanie
hat eine Ausbildung zur Friseurin angetre-
9
ten. Leonora dagegen muss noch warten.
Hochschwanger hat sie die Quali-Prüfung
bestanden, wenige Tage später kam ihr Baby
zur Welt. Jetzt kümmert sie sich zuerst um
ihren Nachwuchs und nach der Babypause
wieder um sich.
Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR
Land Art im Tasso
Auf den Spuren von Andy Goldsworthy
Seit diesem Schuljahr gibt es im Kinder- und Jugendtreff Milbertshofen
„Tasso33“ eine Mittagsbetreuung für
Grundschulkinder der 1. bis 4. Klasse
der Torquato-Tasso-Grundschule. Dafür
wurden im Keller des KJT Räume neu
gestaltet und eingerichtet. Die Kinder
fühlen sich wohl und die Eltern sind
froh, einen Betreuungsplatz gefunden
zu haben.
20 Jungen und Mädchen im Alter von 6 bis
10 Jahren kommen an jedem Schultag von
11.30 bis 15.30 Uhr ins Tasso zur verlängerten
Mittagsbetreuung mit warmem Bio-Mittagessen, Unterstützung bei den Hausaufgaben
und vielfältigen Freizeitangeboten. Eines
terial, Herbstblätter, Holz und Steine, alleine
oder in der Gruppe kleine Kunstwerke bauen
konnten. Die Kinder bekamen eine Einführung und Bücher von Andy Goldsworthy zur
Ansicht. Dann legten sie los. Es entstanden
einige interessante Kunstwerke, meist in
Miniatur. Da die Kunstwerke vergänglich
sind, haben wir sie fotografiert und jedes
Kind konnte sein Werk – oder auch eines
der anderen Kindern - als Foto gegen einen
kleinen Unkostenbeitrag erwerben.
Der Bedarf an einer qualitativen Mittagsbetreuung ist nach wie vor hoch. Für nächstes
Schuljahr gibt es bereits jetzt eine Warteliste
mit 15 Kindern.
davon war ein Land-Art-Projekt im Garten,
bei dem die Kinder aus dem vorhandenen Ma-
Marion Halbreiter, KJT Tasso 33, KJR
Der KJR wird nachhaltiger
… wir haben schon mal angefangen
Der Kreisjugendring München-Stadt
setzt sich seit Jahren für eine nachhaltige Entwicklung ein: Sei es durch
die ÖKOPROFIT-Zertifizierung von mittlerweile 14 Einrichtungen oder eine
Vielzahl von Bildungsprojekten, die
den schonenden und verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt
mit den Kindern und Jugendlichen
thematisieren.
Als Arbeitsgemeinschaft der Münchner
Jugendverbände und Träger von Kinderund Jugendeinrichtungen ist sich der KJR
seiner Verantwortung bewusst und möchte
sein Engagement für eine lebenswerte
Zukunft verstärken. Die Delegierten der
Herbstvollversammlung 2011 hatten den
KJR aufgefordert sich mit der Thematik
Kritischer Konsum
und Nachhaltigkeit
auseinanderzuset-
zen. Mit externer Unterstützung wurde eine
Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die im
Frühjahr vom Vorstand verabschiedet wurde
und mit einem Maßnahmenplan versehen
wurde. Das Papier wurde am 21. November
im Rahmen des Führungskräftetags des KJR
vorgestellt.
Sowohl die pädagogische Arbeit als auch
sämtliche Betriebsabläufe sollen in Zukunft
an der Nachhaltigkeitsstrategie ausgerichtet
werden. Daher umfasst die Strategie neben
ökologischen Ansätzen, die die Umwelt und
das Klima schonen auch soziale Aspekte sowie Maßnahmen zur Bildung für nachhaltige
Entwicklung (BNE).
In einem ersten Schritt werden zunächst
alle bereits laufenden Maßnahmen gesammelt
und „Best Practice“-Beispiele veröffentlicht.
Darauf aufbauend werden Nachhaltigkeitsstandards und -leitlinien entwickelt, die
unterstützt durch konkrete Beratungs- und
Schulungsangebote umgesetzt werden.
Mit dem Slogan „Wir haben schon mal
angefangen … und wollen noch viel mehr“,
ist der KJR-Start beim Führungskräftetag
gut geglückt. Die KJR-Nachhaltigkeitsbeauftragte Verena Jörg und Claudia Seidel,
die die Einrichtungen im Bereich Bildung
für nachhaltige Entwicklung unterstützt,
können sich – mit viel positivem Rückenwind
– gemeinsam mit KJR-Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern auf den Weg in eine nachhaltige
Zukunft machen.
Mehr Infos zu Nachhaltigkeit im KJR unter
www.kjr-m.de/nachhaltigkeit
Verena Jörg, Beauftragte für Nachhaltigkeit,
KJR
8|12
10
Aktuell
München erneut ausgezeichnet
Qualitätssiegel „Soziale Stadt“
Das Bündnis „München sozial – wir
halten die Stadt zusammen“ hat die
Landeshauptstadt München erneut mit
dem Qualitätssiegel „Soziale Stadt“
ausgezeichnet.
Mit der Verleihung des Siegels würdigt das
Bündnis, in dem sich mehr als 50 Akteure des
Sozialbereichs zusammengeschlossen haben,
„den hohen Leistungsstandard im Bemühen
um soziale Gerechtigkeit in München“. Im
Jahr 2010 hatte das Bündnis der Stadt
München das Siegel „Soziale Stadt“
erstmalig verliehen – befristet auf
zwei Jahre, um damit einen Ansporn
für weiteres Engagement zu geben.
Mit der erneuten Verleihung für weitere
zwei Jahre – bis 2014 – würdigt das Bündnis nun erneut das intensive Bemühen der
Stadtpolitik um soziale Gerechtigkeit.
Bürgermeisterin Christine Strobl, die die
Auszeichnung vom Sprecher des Bündnisses,
Caritas-Geschäftsführer Norbert Huber, entgegennahm, freute sich über diese Anerkennung
des Engagements von Politik und Verwaltung.
Dass die Stadt 61 Prozent ihrer Haushaltsmittel für Bildung und Soziales ausgebe, mache
deutlich, dass diese Bereiche höchste Priorität
in der Stadtpolitik hätten, betonte sie. Politik und Verwaltung könnten nur die nötigen
Rahmenbedingungen schaffen und finanzielle
Unterstützung bieten. Als Kennzeichen einer
sozialen Stadtpolitik hatten Mitglieder des
Bündnisses „München sozial“ eine Vielzahl
an Beispielen aufgeführt.
KJR-Vorstandsmitglied Buket Sahin, die
die Aktivitäten der Stadt beim Thema Bildung
lobte, freute sich, dass die Stadt viele Initiativen, Gruppierungen und Verbände fördert,
in denen junge Menschen sich auch außerhalb
von Schule engagieren können. Auch das
hohe finanzielle Engagement, das die Stadt
im Bereich von Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen zeigt, wertete Sahin als großen
Pluspunkt. Herausragend auch andere Bereiche: in München gibt es ein bundesweit beispielhaftes Netz an Kinder- und Jugendfreizeitstätten, ein vielfältiges Übergangs- und
Unterstützungssystem zwischen schulischer
und beruflicher Bildung, eine vergleichsweise
gut ausgestattete Schulsozialarbeit, ein sehr
dichtes Netz an Stadtbibliotheken und die
größte Volkshochschule Europas.
Auch für das Engagement gegen Armut und
Ausgrenzung, für die gesundheitliche und
pflegerische Versorgung und für die Weiterentwicklung sozialpolitischer Maßnahmen
für mehr Arbeit und Beschäftigung gab es
von den Bündnispartnern viel Lob.
Im Bündnis „München sozial“ hatten sich
2009 unter dem Eindruck der Finanzkrise
Sozialverbände, Wohlfahrtsorganisationen
und karitative Einrichtungen zusammengeschlossen, um gemeinsam für den Erhalt und
die Weiterentwicklung des sozialen Netzes
in der Stadt einzutreten. Mittlerweile zählt
das Bündnis mehr als 50 Mitglieder, darunter
Caritas, Arbeiterwohlfahrt, Innere Mission,
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Kreisjugendring, Mieterverein und die Gewerkschaft
Verdi. Mehr Info unter www.sozialpolitischerdiskurs-muenchen.de
Fachtag
Kinder, Jugendliche und Mobilität
Unter dem Motto „Was bewegt uns
morgen?“ fand am 27. November im
Ökologischen Bildungszentrum der
diesjährige BNE-Fachtag statt. In Kooperation mit Ökoprojekt MobilSpiel
wurde hier das Thema der deutschen
UN-Dekade der Bildung für Nachhaltige
Entwicklung für das darauffolgende
Jahr vorgestellt.
Die Teilnehmenden sollten theoretische
und praktische Anregungen bekommen, das
Jahresthema Mobilität in ihren Einrichtungen gezielt umzusetzen. So referierte Prof.
Dr. Claus Tully vom DJI über das Mobilitätsverhalten von Jugendlichen im Wandel der
Zeit. Er stellte heraus, dass eigene Autos in
der Stadt immer mehr an Bedeutung verlieren werden, während die virtuelle Mobilität
kontinuierlich zunehmen wird. Bevor Steffi
Kreuzinger in einem weiteren Referat Hintergründe und Zusammenhänge z.B. zwischen
Mobilität und Klimawandel erörterte und auf
mögliche Inhalte der Bildung für Nachhaltige
Entwicklung einging, hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre eigenen Einschätzungen und Standpunkte in Kleingruppen
zu diskutieren.
8|12
Nach einem leckeren, vegetarischen Mittagessen konnten am Nachmittag in drei
Workshops Mobilitätsprojekte aus der praktischen Arbeit für unterschiedliche Altersklassen kennengelernt und ausprobiert
werden. Das war zum Einen eine gezielte
Bewegungsförderung für jüngere Kinder,
die Spaß an Bewegung vermitteln soll und
vom IBP in Gröbenzell erläutert wurde. Zum
Anderen stellte Greencity laufende und
neue Mobilitätsprojekte an Schulen vor und
Ökoprojekt MobilSpiel berichtete von ihrem
Fahrradprojekt „kids on bike“.
Wir hoffen, durch diese Veranstaltung viele
Ideen und ausreichend Motivation gesät zu
haben, die im nächsten Jahr in innovativen
Aktionen Früchte tragen werden.
Claudia Seidel,
Fachstelle BNE, KJR
11
Aktuell
Modellprojekt der Arbeitsgemeinschaft Spiellandschaft Stadt
Spielen, Leben, Lernen in Waldperlach
Foto: Spiellandschaft Stadt
Im beschaulich wirkenden Münchner
Stadtbezirksteil Waldperlach tut sich
allerhand: bereits von 2009 bis 2011
wurde dort beispielhaft und innovativ
ein städtisches Abrissobjekt (ein ehemaliges Gerätehaus der Freiwilligen
Feuerwehr) durch Spiellandschaft Stadt
e.V. mit Kooperationspartnern aus dem
Stadtteil als temporärer Ort für Spielund Kulturprojekte für Kinder und
Familien und bürgerschaftliches Engagement genutzt. Dieses Projekt wurde
im Herbst 2012 mit dem 1. Platz des
Innovationspreises der BAG Spielmobile e.V. unter dem Motto „Zusammen
geht’s besser!“ ausgezeichnet.
Funktioniert die Murmelbahn?
Doch bereits mit dem Auslaufen des Mietvertrags Ende 2011 stellte sich den Projektbeteiligten Anfang 2012 ein neues Ziel: unabhängig
vom Standort Feuerwehrhaus mobile Aktivitäten weiterzuführen und den Wissens- und
Materialpool für Spiel- und Bewegungsangebote im Stadtteil zu erweitern. Als Aktionsort
wurde der Grünzug Im Gefilde gewählt, wo in
neu entstandenen Wohnhäusern viele Familien mit Kindern wohnen und wo mit der vor Ort
ehrenamtlich als Spielplatzpaten engagierten
Bürgerinitative WAPE bereits gute Kooperationserfahrungen bestanden. Als neuer Partner
kam der Kinder- und Jugendtreff Come In des
KJR hinzu. Die Einrichtung liegt fußläufig
nicht weit entfernt vom Gefilde, ist allerdings
dem Sozialraum Neuperlach zugerechnet und
damit teilweise noch zu wenig in den Köpfen
der Waldperlacher Kinder und Familien ver-
ankert. Dies war mit ein Grund, warum das
Come In 2012 erstmalig mobile Aktionen in
der neu entstandenen Spiel- & Skateanlage
„Im Gefilde“ startete. Spiellandschaft Stadt
e.V. wiederum hat jahrzehntelange Erfahrung
mit spiel- und kulturpädagogischen Projekten
und in Netzwerkarbeit zur Schaffung von
Spielräumen für Kinder und Familien - eine
ideale Ausgangssituation.
Den Auftakt 2012 bildeten Spielbeiträge auf dem Kinderfest des BA 16 und der
Waldperlacher Runde im Rahmen der Feierlichkeiten zu 100 Jahre Waldperlach.
Daran anschließend wurden an Freitagen
die Projektbausteine Bewegungs- und Ernährungsmobil, Fadenspiele, Frisbee-Golf und
Murmelbahn von Spiellandschaft Stadt umgesetzt. Das Team vom Come In unterstützte
Spende der GWG für Kinderhaus Harthof
Mobile Arbeit geht weiter!
Dank der GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH und ihrer Spende
von 3.500 Euro kann ein Erfolgsmodell fortgeführt werden: die Mobile Arbeit vom
Kinderhaus Harthof - in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendraum RIVA NORD - in
der Nordhaide-Ost-Siedlung. Das ganzjährig stattfindende Angebot hat sich im Laufe
der Jahre zu einem fixen Termin für die Kinder aus der Siedlung etabliert und ist aus
dem gesellschaftlichen Leben im Sozialquartier gar nicht mehr wegzudenken. Es dient
auch dazu, Beziehungen zu den Eltern aufzubauen und Familien untereinander zu
vernetzen. Ein wichtiger nicht zu unterschätzender Aspekt für ein verträgliches Leben
in der Wohnsiedlung.
diese Angebot unter anderem mit einer
Chill-out-Saftbar, Karaoke, Inliner-Training
und einer Spielrallye, welche zwischen dem
Gefilde und der einen Kilometer entfernten
Einrichtung verlief. Dank der großzügigen
finanziellen Unterstützung des BA 16 und
des hohen ehrenamtlichen Engagements der
Spielplatzpaten der WAPE konnte Spiellandschaft Stadt e.V. im Herbst an 6 Tagen eine
Spielgerätebau-Werkstatt durchführen, in
der mit Kindern und Familien Spielgeräte
für eine Spielplatzpaten-Spielzeugkiste am
Spielplatz Im Gefilde hergestellt wurde.
An 14 Aktionstagen wurden so knapp 1500
Kinder sowie 1000 Erwachsene erreicht. Die
Kooperationspartner des Projekts profitierten gegenseitig von ihrem fachlichen und
sozialräumlichen Wissen. Der Kinder- und
Jugendtreff Come In konnte in der Kooperation weitere praktische Erfahrungen in mobiler
Arbeit sammeln. Gleichzeitig brachte das
Come In gezielt Aktivitäten für eher ältere
Kinder und Jugendliche ein und bot so die
Möglichkeit, verschiedene Jugendkulturen
miteinander in Kontakt zu bringen.
In Waldperlach besteht auch weiterhin ein
hoher Bedarf an fußläufig erreichbaren Spiel-,
Bildungs- und Bewegungsangeboten für
Kinder, Jugendliche und Familien, die großes
Bedauern über den Wegfall der Angebote im
ehemaligen Feuerwehrhaus äußerten. Nur
mit ehrenamtlichem Engagement ist diese
Arbeit nicht zu leisten.
Darum soll ein Teil des eingangs erwähnten Preisgeldes, das Spiellandschaft Stadt
e.V. erhalten hat, für eine Fortsetzung
des Modellprojekts 2013 genutzt werden
– alle Projektbeteiligten planen bereits die
Weiterführung der mobilen Aktionen im
kommenden Jahr.
Mehr Informationen zum Projekt und eine
ausführliche Projektdokumentation sind
erhältlich bei Spiellandschaft Stadt e.V.,
[email protected]
Janine Lennert, Spiellandschaft Stadt e.V.
Andreas Hiemer, KJT Come In, KJR
8|12
12
Aktuell
Bildung kann auch Spaß machen
Roboter im Kreisjugendring
Dass Wissensvermittlung rund um das
Thema Technik nicht immer langweilig
sein muss, zeigen gerade die Roboter-Pilot-Projekte im Laimer, im Club
im Hasenbergl und im Intermezzo. In
verschiedenen Projekten kommen in
den drei Freizeiteinrichtungen des KJR
Lego-Mindstorms-Kästen zum Einsatz.
Darin befinden sich alle Teile, die
man benötigt, um einen Roboter oder
ähnliche Geräte zu bauen. Dabei ist
das wesentliche Teil der Computerbaustein NXT, der frei programmiert
werden kann.
Mit der Frage „Ist das Licht im Kühlschrank
wirklich aus“ begann im Intermezzo das
erste Ausprobieren des Roboterkastens. Mit
Hilfe der fest in den NXT programmierten
Testprogramme begannen die Jugendlichen
nach sehr kurzer Anleitung, die verschiedenen Sensoren auszuprobieren. Vor allem der
Ultraschall- und der Lichtsensor erfreuten
sich sofort großer Beliebtheit. Nachdem ein
NXT mit letzterem Sensor im Kühlschrank
platziert und dann konzentriert an der
Türe gelauscht wurde, war klar: das Licht
ist aus.
In den Herbstferien fand an zwei Tagen im
Laimer das Ferienprogramm „Dr. B. Öse sucht
den Nachwuchs-Schurken-Roboter-Erfinder“
statt, mit dabei auch die Jugendlichen aus
dem Intermezzo. Am ersten Tag konnten die
Jugendlichen aus beiden Einrichtungen in
lockerer Werkstattatmosphäre das Grundmodell eines mobilen Roboters bauen und unter
Anleitung die Grundlagen der Programmierung erkunden. Am zweiten Tag trat dann Dr.
B. Öse „selbst“ auf den Plan und stellte den
Jugendlichen die Aufgabe, ihren Roboter so
zu programmieren, dass er selbständig einen
Hindernisparcours abfahren kann. Beim Ab-
schluss-Wettbewerb wurde dann nicht nur die
Zielgenauigkeit des Roboters, sondern auch
die kreative und „schurkische“ Gestaltung
bewertet. So konnte ein feuriger gehörnter
Roboter samt Flügeln und punktgenauer
Ankunft den Sieg erringen.
Mit dem Satz „Die Zeit ist leider vorbei!“
enden immer die Einheiten der Roboterworkshops des Intermezzo mit der AG Medien
der Mittelschule an der Walliser Straße zum
Bedauern der Jugendlichen. In den bisherigen Einheiten haben die Jugendlichen den
Roboter gebaut und die Sensoren getestet.
Die ersten kleinen Funktionen wurden dem
Roboter mit Hilfe der eingebauten Programmierfunktion von den Schülern und
Schülerinnen beigebracht und werden in
den noch kommenden Einheiten durch die
Programmierung am Computer erweitert.
Vor allem das selbständige Ausprobieren und
nicht das Nacharbeiten eines vorgegebenen
Lösungsweges unterscheidet das Projekt vom
normalen schulischen Lernen.
In allen drei Projekten waren oder sind
die Jugendlichen mit großem Eifer dabei,
spielerisch den Umgang mit den Robotern
zu erlernen. Vor allem das Experimentieren
und Suchen nach eigenen Lösungen tragen
zur Motivation bei. Gerade dieser selbstbestimmte Umgang mit der Technik ist das Ziel
der Projekte. Die technischen Geräte, die
heute die Welt der Jugendlichen bestimmen,
sind durch ihre Bedienoberflächen kaum
noch geeignet, ihnen das Erlernen oder gar
Verstehen der technischen Zusammenhänge
zu ermöglichen. Dass gerade dies aber Spaß
macht und in kürzester Zeit zu erfolgreichen
Ergebnissen führt, haben die Projekte mit
den Lego-Roboterkästen gezeigt und gilt es
in weiteren Projekten fortzuführen.
Wolfgang Haberl, Intermezzo, KJR
Benedikt Kämmerling, Das Laimer, KJR
3. KJR-Hallenfußballcup 2012
Fairplay mit Überraschungen
Auch dieses Jahr konnten der KJT Trudering - frei.raum und der Jugendtreff
Neuaubing voller Stolz sagen: Herzlich
willkommen zum KJR-Hallenfußballcup!
Trotz einer spontanen Umgestaltung des
Turnierablaufs - nachdem weniger Anmeldungen als erwartet eingegangen waren - wurde
das Turnier zu einem großen Erfolg. Insgesamt waren neun Teams aus sieben Einrichtungen vertreten, sechs davon vom KJR.
Die 44 Jugendlichen der Spielgruppe U16
machten am Freitag, den 16. November,
den Anfang. Ins Halbfinale schafften es die
Teams vom Zeugnerhof, vom Dülfer und beide
8|12
Mannschaften des Gastgebers frei.raum. Im
Finale setzte sich der frei.raum mit seiner
Holten den Hallenfußballcup 2012 in
der Spielklasse Girls: Die Mädchen von
der LOK Freimann
ersten Mannschaft souverän gegen den
Zeugnerhof durch. Den dritten Platz belegte
die zweite frei.raum-Mannschaft. Und auch
das Dülfer ging nach den Finalspielen nicht
ohne Trophäe nach Hause, sie erhielten den
Fair-Play-Pokal.
Dieses Jahr wurden zum ersten Mal die
besten Spieler/innen prämiert. Die Entscheidung bei den Jugendlichen fiel schwer und so
wurde der Preis an zwei Spieler vergeben: Abdullah (frei.raum) und Ardit (Zeugnerhof).
Am Samstag, den 24. November fanden
die Turniere der Girls und der Teenager U12
statt. Die Mädchen machten vormittags den
Anfang, vier Teams aus vier verschiedenen
KJR-Einrichtungen kämpften um den ersten
Aktuell
Platz. Nach einer Vorrunde und den Finalspielen konnte das Team der LOK Freimann
den Pokal stolz in den Händen halten. Den
zweiten Platz belegten die Mädchen vom
frei.raum, den dritten Platz erspielte sich
das Team des RIVA NORD. Der Fairnesspokal
ging ganz klar an die Teams Westend Powergirls und das RIVA NORD. Die beste Spielerin
des Turniers wurde Seda (LOK Freimann),
die durch ihre spielerischen Fähigkeiten
herausragte.
Nachmittags nahmen insgesamt 30 Spieler/innen und etliche Zuschauer/innen die
Räume des frei.raum ein und verfolgten die
spannenden U12-Begegnungen. Eine Überraschung war die Mannschaft der frei.raumMittagsbetreuung. Die Grundschulkinder
waren im Schnitt fünf Jahre jünger als ihre
Gegner in der Spielklasse Teenager. Dennoch
erkämpften sie sich unter tosendem Beifall
den 3. Platz, angesichts der körperlichen
Unterlegenheit ein sehr großer Erfolg, dem
alle gehörig Respekt zollten.
Im Finale trafen JT Neuaubing und
aqu@rium aufeinander und nach einem
spannenden Spiel stand fest: das Team aus
Neuaubing hat den ersten Platz verdient
gewonnen. Sasa, ebenfalls aus Neuaubing,
wurde durch seine präzise gelassene Spielweise Spieler des Turniers. Die Fair-Play-Pokale
13
Überraschung in jeder Hinsicht: Das sehr junge Team der Mittagsbetreuung frei.
raum Trudering war körperlich deutlich unterlegen, erkämpfte sich aber dennoch den
3. Platz in der Spielklasse Teenager
erhielten die Club Tiger und die Mittagsbetreuung frei.raum.
Die Schiedsrichter/innen, ohne die das
Turnier so nicht hätte stattfinden können,
wurden zum Schluss mit je einem Pokal in
Form einer goldenen Pfeife überrascht. Ein
herzliches Dankeschön an alle teilnehmen-
den Teams, deren Betreuer/innen, allen
Organisator/inn/en, den vielen freiwilligen
Helferinnen und Helfern und den zahlreichen
Sponsoren.
Veronika Manetstätter,
JT Neuaubing, KJR
Gütesiegel der LAG Jugendsozialarbeit Bayern e.V.
JAPs gGmbH erhält Gütesiegel
„Soziale und Berufliche Integration“
Am 15. November 2012 wurde der
JAPs gemeinnützige GmbH des Kreisjugendring München-Stadt (KJR) das
Gütesiegel „Soziale und Berufliche
Integration“ der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern (LAG
JSA) verliehen.
JAPs (Jugend - Arbeit - Perspektiven)
ist ein berufs- und arbeitsweltbezogenes
Projekt, das Jugendlichen und jungen
Erwachsenen verschiedene Maßnahmen
und Angebote zur Verbesserung ihrer Zugangschancen auf dem Ausbildungs- und
Arbeitsmarkt bietet. JAPs bildet im Rahmen einer außerbetrieblichen Maßnahme
Maler/innen und Lackierer/innen aus und
im Lehrgang „MoQua“ erhalten Jugendliche
und junge Erwachsenen (unter 25 Jahren)
die Möglichkeit, sich beruflich zu orientieren und zugleich auch schulisch für eine
Berufsausbildung zu qualifizieren.
Im Rahmen einer kleinen Feier in der
Geschäftsstelle des KJR überreichte Klaus
Umbach, Geschäftsführer der LAG JSA, das
Gütesiegel an den Geschäftsführer der JAPs
gGmbH Gerhard Mayer und die pädagogische Mitarbeiterin Eva Strobl, die als Qualitätsbeauftragte für den Gütesiegelprozess
zuständig war.
macht“. So werden beispielsweise zukünftig
regelmäßig nach Abwicklung einer Baustelle Kundenbefragungen durchgeführt.
Die Gesamtauswertung wird zum Ende des
laufenden Wirtschaftsjahrs erstellt und an
den Geschäftsführer weitergeleitet.
Hintergrund: Gütesiegel „Soziale
und Berufliche Integration“
v.l.n.r.: Gerhard Mayer, Klaus Umbach,
Eva Strobl
Klaus Umbach betonte in seiner Rede, wie
wichtig die Einführung eines Qualitätsmanagement-Systems ist, um die Arbeitsqualität
zum Nutzen der Zielgruppe zu verbessern und
weiterzuentwickeln. Er lobte das gute Abschneiden der JAPs gGmbH in verschiedenen
Zertifizierungsbereichen, so z.B. den professionell aufgestellten Projektrahmen und die
gute Kooperation mit wichtigen Partnern.
Gerhard Mayer bedankte sich für die gute
Betreuung durch die Mitarbeiter der LAG
JSA. Der Kreisjugendring sei darin bestärkt
worden, mit der JAPs gGmbH auf dem richtigen Weg zu sein. Und: „Die Außensicht
von Fachleuten ist äußerst hilfreich, um
Verbesserungspotentiale zu erkennen. Erste
wichtige Schritte haben wir bereits ge-
Angelehnt an das Modell der European
Foundation for Quality Management (EFQM)
hat die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern in Zusammenarbeit mit ihren
Mitgliedern dieses Gütesiegel entwickelt.
Damit verfügt die Jugendsozialarbeit in
Bayern nun über ein differenziertes Instrument zur Verleihung eines Gütesiegels mit
feldspezifischen Qualitätsstandards. Das Verfahren eignet sich für Einrichtungen in allen
Handlungsfeldern der Jugendsozialarbeit.
So können die Einrichtungen ihren Entwicklungsstand und Entwicklungsbedarf
realistisch einschätzen und gezielt weiterentwickeln. Nicht das formale Erreichen
der Zertifizierung ist das Ziel, sondern die
dadurch ausgelöste fachliche Weiterentwicklung.
Ingrid Zorn, Öffentlichkeitsarbeit, KJR
8|12
14
Aktuell
Andreas Giebel nimmt Spende für „Hilfe für Kids“ entgegen
Blaue Ritter unterstützen Nordstern KIDDIES
Anlässlich eines internationalen Polizeimotorradtreffens sammelten die
Blue Knights Germany VI u.a. Geld für
das KJR-Spendenprojekt „Hilfe für
Kids“.
Die Spende der schnellen, motorisierten
Polizisten nahm Andreas Giebel, Schirmherr
von „Hilfe für Kids“, aber auch „Sheriff vom
Viktualienmarkt“ in der Serie München 7, am
Mittwoch, den 28. November, in Form eines
Schecks entgegen. Mit den 500 Euro machten
100 Kinder der KJR-Einrichtung Nordstern
KIDDIES am Nikolaustag eine Fahrt mit dem
langsamen, entschleunigenden Dampfzug
rund um München.
Der „Blue Knights® International Law
Enforcement Motorcycle Club“ wurde 1974 in
den USA von Polizeibeamten als Gegenstück
zur kriminellen Rockerszene gegründet. Es
handelt sich um den größten Motorradclub
der Welt. In Deutschland bestehen mittlerweile 32 Clubs (Chapters), davon fünf in
Bayern. Der Chapter Germany VI hat seinen
Sitz in München.
„Hilfe für Kids“ unterstützt seit über 10
Jahren von Armut betroffene und sozial
benachteiligte Kinder und Jugendliche, die
die Freizeitstätten und Kindertageseinrich-
tungen des Kreisjugendring München-Stadt
besuchen.
Mehr Infos unter www.hilfe-fuer-kids.de
Ein Tag für die Liebe – Oder:
„Kann man Liebe lernen?“
Wie ist das mit der großen Liebe? Und
mit dem ersten Kuss? Und welches
Kompliment kommt gut an?
Foto: Tobi Lieb
Am 17. November sind ca. 80 Jugendliche
ab 12 Jahren der Einladung gefolgt, an der
Veranstaltung „Liebe ist …“ teilzunehmen,
die von den vier KJR-Freizeiteinrichtungen
JT AKKU, JT Au, KJT Fezi und KJT Zeugnerhof
durchgeführt wurde. In Zusammenarbeit mit
verschiedenen Kooperationspartnern wie der
Münchner Aidshilfe und dem Aufklärungsprojekt des schwul-lesbischen Jugendzentrums Diversity wurde im KJT Zeugnerhof ein
Stationenlauf der besonderen Art für die
Besucherinnen und Besucher angeboten.
So konnten sie zum Beispiel an einer Station den „Kondomführerschein“ erwerben,
8|12
an einer anderen mit einer Frauenärztin
sprechen (ein Arzt für die Jungs war selbstverständlich auch anwesend!) oder über das
Thema gleichgeschlechtliche Lebensweisen
diskutieren. Aber es sollte an diesem Fachtag
nicht nur „technisches“ Wissen vermittelt
werden, sondern auch das Zarte, Romantische
und Gefühlvolle sollte seinen Platz finden.
Die Station „Spoken Words“, an der die Jugendlichen im Tonstudio einen Liebes-RapSong aufnehmen konnten, war der Renner,
und wer am Wettbewerb „Mein schönstes
Kompliment“ teilgenommen hatte, konnte
sich auf „herzige“ Gewinne freuen. Auch das
interaktive Spiel „Was wäre wenn…“ , bei
dem die Jugendlichen sich spielerisch mit
verschiedenen Situationen und Problemstellungen, die in einer Beziehung so entstehen
können, auseinandersetzen konnten, machte
den Jugendlichen großen Spaß. Schön, lustig
und aufregend war‘s, fanden alle. Zum Schluss
noch was Herziges fürs Herz? Hier eines der
prämierten Komplimente: „Ich habe gerade
den Himmel angerufen und gefragt, ob sie
einen Engel vermissen. Denn so etwas Liebes
wie dich kann es auf Erden nicht geben!!!“
Vielen Dank fürs Mitmachen: Diversity,
Münchner Aidshilfe, Projekt ÄGGF, Dr. Papo,
Psychosoziale Aidsberatung Caritas.
Sieglinde Felixberger,
JT AKKU, KJR
15
Aktuell
Berliner Mädchenwochenende im Jugendtreff am Biederstein
Respekt!
In München läuft seit fast einem Jahr
die Kampagne des Münchner Fachforums für Mädchenarbeit „Uns geht’s
ums Ganze – Mädchen und Frauen
für Selbstbestimmung“ gegen Schönheitswahn, Sexualisierung von Frauenbildern und Pornofizierung. Der KJR
unterstützt die Kampagne personell
und finanziell.
Fernandez im KOFRA. Mit rund 40 Fachfrauen
und den Mädchen aus Berlin und München
wurde es „gemütlich eng“. Im Anschluss an
den sehr beeindruckenden Vortrag darüber,
wie Sexualisierung und Pornografisierung
sich in unserem Alltag eingenistet haben,
demonstrierten die Mädchen die Bearbeitung
des Themas, indem sie ihre Tanzchoreographien vorführten und ihren eigenen RAP dazu
vortrugen. Ein weiterer Höhepunkt an diesem
Abend! In der anschließenden Diskussion
wurden die Unterschiede zwischen Berlin
und München deutlich. Alle waren sich einig,
dass ein Mädchensportzentrum in München
wünschenswert wäre. Eine Wiederholung vor
größerem Publikum ist in Planung.
Das Projektetreffen wurde von Mädchen
auch filmisch begleitet, das Ergebnis wird
nach Bearbeitung und Schnitt veröffentlicht.
Eine DVD „Show Time 2012“ mit den wichtigsten Passagen von „Respect Girls“ ist beim des
Berliner Mädchensportzentrum erhältlich:
[email protected]
Heidi Kurzhals,
KJR-Mädchenbeauftragte
KJR-Studienfahrt nach Finnland
Den PISA-Ergebnissen auf der Spur …
Foto: Heiko Neumann
Neben vielen anderen Aktionen - u.a.
Teilnahme mit einem Stand beim Streetlife-Festival, Bericht und Vorstellung in der
Gleichstellungskommission, Vorbereitung
eines Hearings im Stadtrat - sollte es in diesem Rahmen ein Angebot für Mädchen und
junge Frauen geben.
In Kooperation mit KOFRA (Kommunikationszentrum für Frauen zur Arbeits- und
Lebenssituation e.V.) und Dr. Anita Heiliger
luden wir die Leiterin des Mädchensportzentrums Berlin Bettina Lutze-Luis Fernandez
ein, zum Thema „Pornografisierung des Alltags und Gegensteuerung in der Mädchenarbeit“ zu referieren. Diese Themen bearbeitet
sie seit Jahren im Rahmen ihres Projekts
„Respect Girls“. Songtexte und Videoclips
– vor allem HipHop – werden übersetzt, und
so wird deutlich, was in den Songs von Sido,
Bushido und Rihanna tatsächlich gesungen
wird. Das Frauenbild wird kritisch analysiert,
und gemeinsam wird ein Gegenentwurf zum
propagierten Geschlechterbild erarbeitet.
Die Mädchen haben ihr eigenes provokantes
Logo entwickelt, das sie auf T-Shirts bei ihren
Auftritten tragen. Mit ihren eigenen Songs
und gemeinsamen HipHop-Choreographien
drücken die Mädchen ihre Kritik und ihren
Widerstand aus und problematisieren die
Konsumhaltung “tanzen ohne hinzuhören“.
Die Idee war, dass Bettina Lutze-Luis Fernandez in München nicht nur über Mädchenarbeit sprechen, sondern mit den Mädchen
aus Berlin kommen sollte, um das „Respect
Girls“-Projekt hier zu präsentieren und mit
Mädchen des Münchner Projekts „Girlz4Girlz“
aus dem Jugendtreff am Biederstein (JTB)
zusammenzutreffen. Ein Wochenende mit
Workshop-Angeboten für Münchner Mädchen, Vorstellung der Projekte, Austausch,
Empowerment und Spaß.
Am Samstag, den 6. Oktober kamen 32 Berliner Mädchen - sehr müde nach 11-stündiger
Fahrt - in den laufenden Tanz- und WorkshopBetrieb im JTB und zum gemeinsamen Tanzen,
Reden und Essen. Am Sonntag wurden die
Kampagne „Uns geht’s ums Ganze“ und die
Projekte „Girlz4Girlz“ und „Respect Girls“
vorgestellt. Die Mädchen aus Berlin beeindruckten mit ihrem professionellen, witzigen,
selbstbewussten Gesang und Tanz.
Am Montag gab es nach einem Stadtrundgang bei strahlendem Sonnenschein
unter kundiger Führung von Patricia Herzog
abends den Vortrag von Bettina Lutze-Luis
30 KJRler – Vorstand und Beschäftigte
– machten sich von 21. bis 25. Oktober auf
die Reise nach Finnland. Auf dem Programm
der Studienfahrt standen Besuche beim
Jugendamt und beim Dachverband der
Jugendorganisationen ebenso wie Besuche
von Schulen, Kindertageseinrichtungen
und Jugendzentren.
Dabei konnten viele Informationen und
Erkenntnisse gesammelt werden. Besonders
neidvoll blickten die Teilnehmenden auf
die finnischen Schulen, die finanziell und
personell erheblich besser ausgestattet
sind als deutsche Schulen und die auch
Unterrichtsfächer wie Werken, Musik oder
Sport nicht vernachlässigen. Beim Thema
„Kooperation Kinder- und Jugendarbeit mit
Schule“ stehen die Finnen allerdings vor
ähnlichen Fragestellungen wie wir.
Näheres zu inhaltlichen Themen im
nächsten K3 (Nr. 1/2013)
Michaela Scheel,
Referentin des Geschäftsführers, KJR
8|12
16
Aktuell
Die Aktion! Jugendbeteiligung München!
„Grünes München –
Aktive BürgerInnen gestalten Freiflächen“
Ziel dieser losen Veranstaltungsreihe ist
es, an praktischen Beispielen verschiedene
Formen von früher Bürgerbeteiligung in der
Stadtgesellschaft aufzuzeigen. Wir wollen
verdeutlichen, wie sich junge Münchner/
innen ihre Stadt aneignen, Freiflächen und
öffentliche Räume nutzen und gestalten,
und wie verschiedene Aspekte von Jugendkultur in München gelebt werden. Durch das
Zusammenkommen der Jugendbeauftragten
der Bezirksausschüsse, relevanter Repräsentanten der Stadtverwaltung und Akteurinnen
und Akteure aus den verschiedenen Szenen
sollen Anregungen für den eigenen Stadtteil
gegeben werden und neue Ideen und Netzwerke entstehen.
Nach den jungen Kreativen kamen dieses
Mal die „Urbanen Gärtner/innen“ zu Wort.
Nicht zuletzt aufgrund der Aktualität des
Themas: In München wird immer häufiger
eifrig gesät, angepflanzt, kompostiert und
geerntet. An vielen Orten sprießen „Urbane
Gärten“ aus dem Boden oder es wird auf Freiflächen in der Stadt angepflanzt – dabei gibt
es unterschiedliche Formen: Interkulturelle
Gärten, Guerilla Gardening, Stadtteilgärten,
Frauengärten, Permakulturgärten, Firmengärten oder Grünpatenschaften.
Mitmachen, anpacken, miterleben ist hier
die Devise – und so begann die Veranstaltung
mitten im Grünen – in dem Gemeinschaftsgarten „o‘pflanzt is!“ an der Schweren-Reiter-Straße. Nach einem Rundgang - von der
Gartenküche über die Wurm-Farm bis hin
zu den Bienenstöcken und Beeten - stellten die Initiatorinnen ihr Projekt vor und
berichteten auch von den Schwierigkeiten,
Flächen für ein solches Projekt in München
zu finden. Umso erfreuter waren sie, wie viele
Gärtner/innen sich nun schon beteiligen
und wie wichtig die soziale Komponente des
Zusammenkommens und -arbeitens ist. Auch
Jugendliche sind im „o‘pflanzt is“-Garten
immer willkommen, und für nächstes Jahr
ist schon ein umweltpädagogisches Kinderprogramm geplant.
Weiter ging es dann in der „KreativGarage“,
die von der NachbarschaftsBörse Ackermannbogen e.V. organisiert wird. Im Warmen empfing Dr. Christa Müller, Geschäftsführerin der
Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis,
die Teilnehmenden mit einem interessanten
Vortrag über „Urban + Guerilla Gardening
8|12
Dr. Christa Müller von der Stiftungsgemeinschaft begeisterte mit einem interessanten
Vortrag.
– (Frei)Raumaneignungen als Ausdruck
gesellschaftlicher Teilhabe“. Sie zeigte aktuelle Entwicklungen, gesellschaftliche
Hintergründe, verschiedene Ausprägungen
und gemeinsame Merkmale dieser Bewegung
auf: Das Ende des Fortschrittglaubens und
des Konsums als Ausdruck des Wohlstands;
vielmehr nun die Rückbesinnung auf das
„Selbermachen“, das eigene Produzieren.
Dazu fährt man nun nicht mehr aufs Land,
sondern schafft sich Freiraum in der Stadt
und erfüllt sich so den Wunsch nach Refugien und Entschleunigung. Tauschen, teilen,
gemeinsam anbauen und essen werden zum
politischen Statement - Selbstermächtigung und öffentliche Zeichen gegen eine
Auch gemeinsames Zubereiten und
Essen des Geernteten gehört zum Garteln: Kürbissuppe aus dem „o‘pflanzt
is“-Garten.
durchgeplante Stadt und fremdbestimmtes
urbanes Leben.
Im Anschluss berichtete Heidrun Eberle
von der NachbarschaftsBörse über die Planung ihres „StadtAckers“: eine Initiative für
einen interkulturellen Nachbarschaftsgarten
am Ackermannbogen, der zum einen Familien
ohne eigenen Garten zur Verfügung stehen
und zum anderen als Kommunikations- und
Gemeinschaftsort dienen soll.
Abschließend erzählte Sebastien Godon
von Greencity von den Anfängen des Vereins,
der schon so manchen Grünstreifen verschönert hat. Zu Beginn fanden „Pflanz-Aktionen“
spontan und ohne Ankündigung statt, später
wurden sie geplant und waren nicht selten
auch medial begleitet. Beim „Guerilla-Gardening“, also dem eigenmächtigen Anpflanzen
auf Freiflächen im öffentlichen Raum, wurden immer mehr Ideen - z.B. „Moosgraffiti“
oder „Samenbomben“ - geboren. Das neueste
Projekt von Green City sind die „Grünpaten“:
eine Kooperation der Gärtner/inne/n von
Green City e.V. mit dem Baureferat Gartenbau.
Bei diesem Projekt werden Bürger/innen
offizielle Paten von selber gestalteten „Straßenbegleitgrünflächen“. Auch für Kinder und
Jugendliche gibt es dieses Projekt unter den
Namen „Grünpaten KIDS“. So konnten beispielsweise die Kids aus der KJR-Einrichtung
Intermezzo selber eine Grünfläche nahe der
Einrichtung planen, gestalten und pflegen
– ein Projekt zur ökologischen Bildung, das
Spaß macht und ein positives Miteinander
über das gemeinsame Tun fördert - „München
wächst zusammen!“
Kathrin Bautz, „Die Aktion!
Jugendbeteiligung München“, KJR
Fotos: Marco Zerjav
Am 15. November veranstaltete „Die
„Aktion! – Jugendbeteiligung München“ zusammen mit dem AK Jugendbeteiligung die 3. Infoveranstaltung
für die Jugendvertreter/innen der
Bezirksausschüsse und Multiplikator/
inn/en der Jugendarbeit zum Thema
Jugendpartizipation in München.
17
Aktuell
Klausurtag OKJA Süd und Nord-Ost in Augsburg
KJR beim SJR
Im Rahmen eines gemeinsamen Klausurtags der Abteilungen der Offenen
Kinder- und Jugendarbeit Nord-Ost
und Süd des KJR am 14. November besuchten die Einrichtungsleitungen den
Stadtjugendring Augsburg (SJR).
Vom Info-Point am Münchner Hauptbahnhof ging es zunächst mit Bahn und ÖPNV
nach Augsburg in das neue Jugendzentrum
Kosmos im Uni-Viertel, wo ein Austausch mit
den Leitungen des SJR stattfand. Christine
Paula und ihre Kolleginnen und Kollegen
vom SJR beantworteten geduldig die Fragen,
welche die Profis der Münchner Kinder- und
Jugendarbeit im Vorfeld für die Augsburger
Profis formuliert und an sie geschickt hatten,
und die Diskussion nahm ihren Lauf. Nach
einer Führung durch die Räume und einem
gemeinsamen Mittagessen im Café Kosmos
begab sich die Gruppe inspiriert und gestärkt
zur nächsten Station - die b-box. Auch hier
wurden wir sehr herzlich empfangen und
waren beeindruckt von den Leistungen eines
doch sehr kleinen pädagogischen Teams.
Noch ein kurzer Blick auf die tolle Sportanlage, die zur b-box gehört, und weiter ging
es ins Zentrum von Augsburg in die Projekteinrichtung K15. Hier wird gerade Offene
Kinder- und Jugendarbeit neu gedacht und
eine umfassende Sozialraumanalyse „mischt
die Karten neu“. Auf der Rückfahrt wirkten
die Eindrücke, und es wurde viel diskutiert
und Vergleiche wurden angestellt. Fazit: ein
gelungener Tag mit viel Abwechslung, fachlichem Austausch und neuen Eindrücken für
die Arbeit „daheim“. Nach so viel erfahrener
Gastlichkeit hat der KJR München-Stadt
natürlich auch die Kolleginnen und Kollegen vom SJR Augsburg zum Gegenbesuch
herzlich eingeladen. Wir freuen uns auf ein
Wiedersehen 2013.
Armin Schroth, Abteilungsleiter OKJA Süd, KJR
Übernachtung ohne Strom im Intermezzo
Mach‘s Licht aus!
Gemeinsam wurden zu Beginn der Aktion
alle Sicherungen ausgeschaltet, um gar nicht
erst in Versuchung zu kommen, unerlaubt
Strom zu nutzen. In drei Gruppen bereiteten die Jugendlichen anschließend die
Übernachtung vor. Es wurden Teelichter und
Petroleumlampen aufgestellt, das Lagerfeuer
angeheizt und Gemüse geschnipselt. Die Zeit
verging wie im Flug, als schließlich alle am
Feuer vor dem Haus saßen, Stockbrote grillten und dem Eintopf am mittelalterlichen
Dreibein beim Köcheln zusahen. Keine Frage,
dass alle begeistert zugriffen, als des Essen
dann fertig war. Für eine musikalische Untermalung mussten die Teilnehmenden fest in
die Pedale treten. Ein Energiefahrrad bot die
einzige Möglichkeit, Strom zu erzeugen, und
veranschaulichte ihnen eindrucksvoll, wie
viel Energie im Leuchten einer Glühbirne oder
im Betrieb des CD-Players steckt. Trotz der
Anstrengung erklärten sich alle bereit, immer
wieder ein Lied lang durchzustrampeln.
Von der ungewohnt frühen Dunkelheit völlig aus dem Zeitrhythmus gebracht, wollten es
Foto: Claudia Seidel und Wolfgang Haberl
Im Rahmen des pädagogischen Begleitprogramms zur ÖKOPROFIT-Zertifizierung, beteiligte sich das Intermezzo
in diesem Jahr zum ersten Mal an der
„Nacht der Umwelt“. Mädchen und Jungen von 10 bis 13 Jahren ließen sich
auf das spannende Experiment ein, eine
Nacht ohne Strom in der Freizeitstätte
zu verbringen.
sich einige schon bald auf ihren Schlafplätzen
gemütlich machen, schließlich konnten sich
aber doch noch alle zu einer gemeinsamen
Nachtwanderung aufraffen. Obwohl sich ein
paar handbetriebene Taschenlampen eingeschlichen hatten, war der Wald bei Dunkelheit
für einige doch sehr angsteinflößend. Gut,
KJR goes Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sind wichtige Zukunftsaufgaben für den KJR, denen er sich
verstärkt zuwendet. Im K3 berichten wir
regelmäßig über Erfahrungen und Ideen
zum Thema Nachhaltigkeit/BNE.
dass wir schon bald wieder im sicheren Haus
zurück waren. Nach so viel Aufregung wurde
es dann auch ziemlich schnell leise.
Zum Frühstück am nächsten Tag trafen
sich alle wieder am Lagerfeuer und ließen
sich den heißen Kakao schmecken, bevor sie
sich ans Abspülen machen mussten, denn
die Spülmaschine funktioniert ohne Strom
natürlich auch nicht.
Neben den Erinnerungen an eine außergewöhnliche Übernachtungsaktion nahmen die
Teenies auch viele persönliche Erfahrungen
zum Thema Strom und neue Einsparideen mit
nach Hause, die sie jetzt in ihren Familien
erproben und weiter ausbauen können.
Claudia Seidel, Intermezzo, Fachstelle BNE
8|12
18
Aktuell
Generationenübergreifende Stadtteilrallye
Jung und Alt – gemeinsam durch Laim!
Vom Senior/innenbeirat von Laim und
dem Unterausschuss Soziales des Laimer
Bezirkausschusses gefragt, ob wir uns mit
dem Alten- und Service-Zentrum an einer
gemeinsamen Aktion beteiligen würden,
war schnell klar, dass hier eine Kooperation
zustande kommt. Nach einigen Treffen stand
die Rallye: Mit einem Quiz, in dem der Stadtteil in Kleingruppen erkundet werden sollte
und Rätsel gelöst werden mussten, sollten
jugendliche und ältere Laimer/innen sich
annähern. Die interessierten Jugendlichen
und Senior/inn/en machten sich am 11.
Oktober auf den Weg. Treffpunkt war das
Alten- und Service-Zentrum am Kiem-Pauli-Weg, wo die Jugendlichen eine Führung
bekamen und begeistert waren von der Größe
des Hauses mit Kegelbahn im Keller – und
beeindruckt davon, dass die Ausleihe in der
hauseigenen Bücherei auf Vertrauen basiert
und nicht mit Ausweisen geregelt ist, wie im
Jugendzentrum.
Dann ging es auf drei verschiedenen
Routen durch den Stadtteil. Diese waren
ehrenamtlich von Norbert Winkler vom
Historischen Archiv gemeinsam mit der
Historikerin und Stadtführerin Barbara Reis
entwickelt worden. Teil der Spazierwege
waren unter anderem Gebäude und Institutionen, die für die Jugendlichen oder die
Senior/inn/en von Bedeutung sind. So lag
auf einer der Strecken die Stadtbibliothek,
Foto: Beatrix Köber
An der Initiative „Europäisches Jahr
des aktiven Alterns und der Solidarität
zwischen den Generationen“, die von
der Europäischen Union in diesem Jahr
ins Leben gerufen wurde, wollten wir
partizipieren. Städte, Gemeinden und
Bezirke waren aufgefordert, das generationenübergreifende Miteinander
zu fördern und Gemeinschaft zwischen
Jung und Alt zu beleben.
wo die Jugendlichen den Senior/inn/en ihr
facebook-Konto zeigen konnten. Schnell
erkannte ein Herr, dass man so sinnlose
Sachen schreiben kann wie „dass man sich
gerade auf der Toilette befindet.“
Eine weitere Station war die Freibank in
Laim. Das wussten nur die Älteren, dass man
hier bis Ende der 50er Jahre günstig Fleisch
kaufen konnte und dass hier noch geschlachtet wurde. Den Weg erarbeiteten sich die
Teilnehmenden. Es war schön mitanzusehen,
wie die Jugendlichen sich der Geschwindigkeit der Senior/inn/en anpassten und im
Straßenverkehr auf sie achteten.
Nach etwa anderthalb Stunden erreichten
die Gruppen das Ziel: das Laimer Jugendzentrum. Hier wartete ein MVG-Bus mit den
Jugendbeamt/inn/en und anderen Zivilpolizist/inn/en, die ein paar Sequenzen ihrer
diversen Zivilcourage-Programme „live“
darstellten. Eine übergriffige Szene wurde,
erst scheinbar zufällig, inszeniert und nach
großer Betroffenheit aufgelöst, dann wurde
auf die Kurse der Polizei für Jugendliche und
Senior/inn/en hingewiesen.
Im Saal vom Laimer konnte man anhand
von ausgestellten Schautafeln die Lösungen
zum Quiz nachschauen. Eine deftige Brotzeit
krönte den Abschluss. Eine Führung durch
das Jugendzentrum stieß bei den Senior/
inn/en auf großes Interesse, und unsere
Arbeit wurde entsprechend gewürdigt.
Weitere Aktionen zwischen Jung und Alt
sind geplant, die ausgearbeiteten Routen
und Schautafeln liegen bereit für weitere
Stadtteilerkundungen.
Und was war das Fazit eines Jugendlichen?
„Die Alten machen das Gleiche wie wir, in
ihrem Zentrum!“
Alexandra Krohn,
Das Laimer Jugendzentrum, KJR
Jutta Koller und Johannes Singhammer lesen Kindern vor
Vorlesetag in der KoRi Schneckenstein
Über prominenten Besuch freuten sich
die kleinen Mädchen und Jungen der
Kindertageseinrichtung KoRi Schneckenstein im Hasenbergl am 15. und
16. November.
Im Rahmen des bundesweiten Vorlesetags
hatten sich Stadträtin Jutta Koller und der
Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer angemeldet. Gebannt lauschten die
Kinder den „Abenteuern des kleinen Eisbären
Lars“ und der Geschichte von „Conny beim
Laternenumzug“. Die Kinder hatten großen
Spaß mit der prominenten Vorleserin und dem
prominenten Vorleser und würden sich freu8|12
en, öfter mal Vorlesebesuch zu bekommen.
„Literaturzeit“ gibt es für die Kindergartenkinder in der KoRi Schneckenstein
jeden Tag zwischen 13 und 14 Uhr, denn die
Sprachförderung ist ein Schwerpunkt der
Einrichtung. Dazu gehören verschiedene
Angebote, die sich alle mit Sprache beschäftigen, z.B. auch regelmäßige Besuche in der
Bücherei. Eine Stunde, die die Kinder jeden
Tag aufs Neue genießen.
Der 9. bundesweite Vorlesetag, initiiert
von der Wochenzeitung DIE ZEIT, der Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn, hatte
heuer eine Rekordbeteiligung von 40.000
Mitmachenden.
Aktuell
19
Berufsorientierung für Mädchen
Lötstation und Lidschatten
Der 13. Berufsorientierungstag für
Mädchen war ein Erfolg: Mehr als 100
Mädchen nutzten die Chance, ihren
Traumberuf zu finden. Sie fragten den
mehr als 40 Expertinnen Löcher in
den Bauch. Auch praktisches Geschick
war gefragt, so beim Handwerken,
Lidschattenherstellen und Roboterprogrammieren.
Die Türen sind noch nicht lange geöffnet,
da strömen die ersten Mädchen herein. Sie
wollen ihre Berufswahl nicht dem Zufall
überlassen. Doch an der Schwelle zu den Expertinnen, gleich hinter dem Eingang, steht
ein „Hindernis“: Ein Tisch, auf dem Karten
mit Nummern von 1 bis 35 liegen – so viele
„Berufefrauen“ stehen den Mädchen heute
Rede und Antwort. Und hier regiert der Zufall.
Die ersten drei Beratungsgespräche werden
zugelost. „Das hat sich bestens bewährt“,
erklärt Claudia Lässig vom Kreisjugendring,
die den diesjährigen Berufsorientierungstag
koordiniert. „So kommen die Mädchen mit
Berufsbildern in Kontakt, die sie vielleicht
noch gar nicht kannten.“ Das kann die
Fachkraft für Abwassertechnik sein, die
Schreinerin, die Fachinformatikerin oder die
Bauzeichnerin. Danach haben die Mädchen
freie Wahl unter den fast vierzig Ausbildungsberufen. Darunter sind vermeintliche
„Frauenberufe“ ebenso vertreten wie bislang
eher männlich dominierte Branchen. Aber ist
die Diätassistentin, Hebamme oder Kinderpflegerin immer noch klassisch weiblich? Gilt
das auch für die Goldschmiedin, die Polizistin
oder die Reiseverkehrskauffrau? Und was ist
mit der Steinmetzin, der Servicekauffrau im
Luftverkehr oder der Industriemechanikerin?
„Auch wenn die unsichtbaren Geschlechtergrenzen der Berufswelt nach und nach
durchlässiger werden, gibt es noch viel zu
tun“, sagt Lässig. „Traditionelle Rollenklischees sind mächtig, mehr als die Hälfte der
Mädchen konzentriert sich auf nur 10 von
fast 400 Ausbildungsberufen.“ Ein Befund,
der für die Jungs übrigens genauso zutrifft
– nur eben bei anderen Berufen.
Deshalb veranstaltet der Kreisjugendring
schon seit vielen Jahren getrennte Berufsorientierungstage für Mädchen und für Jungen.
Neu in diesem Jahr war der Partner. Nach dem
Ausstieg des Stadtjugendamts, der Agentur
für Arbeit und des Kreisjugendring MünchenLand war erstmals die DGB-Jugend Koope-
Übernachtung im Deutschen Museum
Wenn eine große Gruppe von Kindern und Betreuer/inne/n mit Schlafsäcken, Isomatten und sonstigem Gepäck die Eingangshalle des Deutschen Museums bevölkert, ist es
mal wieder so weit: die Nacht im Museum für Kinder von KJR-Einrichtungen steht an.
Regelmäßig im Herbst, vom Dienstag vor Buß- und Bettag bis zum Mittwochmorgen
gibt es für ca. 50 Kinder ein umfangreiches Programm, eine erlebnisreiche Nacht,
einige wenige Stunden Schlaf und danach viel zu erzählen.
rationspartner beim kurz „BOT“ genannten
Berufsorientierungstag.
Neben der Konzentration auf Ausbildungsberufe gehört ein umfangreiches Rahmenprogramm zum BOT-Konzept. In der Bewerbungsstraße des Bayerischen Roten Kreuzes
zum Beispiel erhalten die Mädchen Tipps für
Vorstellungsgespräche. Dazu gehört natürlich auch Auftreten und Erscheinungsbild.
Und welche Garderobe ist passend? Wie
wirken Blazer, Piercing oder Minirock? Dazu
haben die Beraterinnen eine Auswahl an
Garderobe mitgebracht und bieten gleich
noch die Schminkberatung dazu.
Um Styling und Beauty geht es im Chemielabor der TU München (TUM), genauer um
Haargel und Lidschatten. Allerdings stehen
hier keine schicken Tiegel und Spiegel, denn
die Kosmetik ist noch gar nicht da. Unter
Anleitung der Expertinnen von AuTUM, dem
Ausbildungszentrum für die nichtakademische Berufsausbildung an der TUM, können
die Mädchen hier Gels und Pulver zusammenrühren und Make-up selbst herstellen.
Fingerfertigkeit verlangen auch die anderen Stationen, so etwa das Talentpuzzle
mit Holzarbeiten und Bastelstation, die
Lötstation oder das Roboterlabor, in dem
die Mädchen die Maschinen über Laptop
programmieren.
Dass viele Mädchen die Praxisangebote
wirklich nutzen können, liegt neben dem
neuen Veranstaltungsort im DGB-Haus auch
am etwas geringeren Andrang. So können
die Teilnehmerinnen ohne Gedrängel die
Angebote nutzen und ohne langes Anstehen
mit jenen sprechen, die von ihrem Beruf
mehr verstehen als irgendwer sonst: die
Berufefrauen.
Gecko Wagner,
Öffentlichkeitsarbeit, KJR
8|12
20
EXTREM
Gut, dass wir darüber gesprochen haben
extrem kurz …
Bei sogenannten Extremsportarten ist die
riskante Situation entweder in der Sportart selbst enthalten oder wird durch den
Verzicht sonst üblicher Hilfsmittel, durch
Ausübung in ungünstigen Klimazonen oder
durch die Steigerung der Belastungsdauer
und Massivität (Höhe, Geschwindigkeit)
hervorgerufen und verstärkt. Letztlich kann
alles extrem sein, wenn es über ein gängiges
Maß hinausgeht …
Die Zitate im Schwerpunktteil sind von
Jungs und Mädchen aus den SBZ Sendling und
aus dem frei.raum, die wir gefragt haben, was
für sie „extrem“ ist
Die aktuelle Debatte um Fan-Kultur wird leider von wenigen aber massiv sichtbaren gewaltbereiten Zuschauern geprägt.
Fans zwischen Leben, Liebe und Leiden
Unsere Heimat ist die Kurve
Die Medien-Öffentlichkeit nimmt Fans meist so wahr: grölend und betrunken,
mit Pyrotechnik bewaffnet und jederzeit bereit zur (verbalen oder gar handgreiflichen) Auseinandersetzung mit anderen Fans. Es ist schon richtig; das Handeln
der Fans ist oft irrational und von puren Emotionen getrieben – wie das Spiel auf
dem Platz auch. Und Emotionen führen schnell zur Leidenschaft, die manchmal
maß- und grenzenlos sein kann.
Wann man in den 1970er Jahren zu einem
Fußballspiel ging, fand man sich als Fan meist
unter seinesgleichen wieder – in der Öffentlichkeit wurde man als Exot wahrgenommen.
Das Münchner Olympia-Stadion war damals
nur dann ausverkauft, wenn die Bayern gegen
Gladbach oder den HSV spielten. Lawinen von
angeblich fußball-beseelten Müttern, Vätern, Familien und Jugendlichen oder Kolonnen von Pseudo-V.I.P.s, die rund um die Uhr
den „Mega-Store“ in der Arena fluten, gab es
nicht. Die Fans waren unter sich und keiner
nahm Notiz von dieser Fan-Kultur. Die gängige Beschreibung eines Fußballfans lautete
„asozialer Rowdy“. Langhaarig, betrunken
8|12
und mit damals topmodischen Schlaghosen
torkelten sie durch die Innenstädte.
Leben – lieben – leiden
Die Fans besaßen aber eines: Leidenschaft,
Hingabe für dieses Spiel – meist schon seit
dem Vorschulalter. Die Faszination der Stadion-Atmosphäre, die Begeisterung für die
Fan-Gesänge und die farbenfrohe Süd-Kurve
kannte schier keine Grenzen. Fußball war und
ist Magie. Alles drehte sich um das Spiel mit
dem Ball auf dem Rasen, das ebenso aufregend, schnell und dynamisch wie langweilig
und ermüdend sein konnte. Glück und Leid
liegen auch heute noch dicht beieinander
– eben ein Tor geschossen, am Ende doch
verloren. Denn es geht immer um seine eigene
Mannschaft, zu der es fast eine Art Liebesbeziehung gibt. Wochenende für Wochenende
– während der sogenannten englischen Wochen sogar alle drei Tage – begleitet man sein
Team quer durch die Republik oder gar ins
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Wenn man mit Freunden Fußball
spielt, sich umhaut und so. Das ist
extrem, weil es lustig ist.“ (m, 13)
Ausland. Bei so viel Nähe und Begeisterung
für diese Kicker verhallt jedes rationale Argument: Stehen sündhaft teure Eintrittskarten,
immense Fahrtkosten und beträchtliche
Investitionen für die eigene Verpflegung
dafür, dass man einer Mannschaft zujubelt,
die den einzelnen Fan weder persönlich kennt
noch ihn vermutlich wirklich wertschätzt?
Foto: Daniel Hannes, pixelio.de
… „extrem“ bedeutet unübertrefflich, außerordentlich, besonders – als
das Gegenteil von normal und durchschnittlich. Etwas Extremes impliziert
eine Herausforderung, die oft mit
Risiko, Gefahr und Nervenkitzel verbunden ist.
EXTREM
Im schlimmsten Fall ist dem Spieler „XY“ der
Fan in der Kurve gleichgültig.
Hier wird deutlich, dass sich das Wort
„Leidenschaft“ nicht nur phonetisch nah am
Verb „leiden“ wiederfindet. Aber auch wenn
die eigene Mannschaft verliert, überwiegt
das positive Erlebnis im Stadion und bleibt
haften.
Zwischen Fanatisierung
und Gewaltbereitschaft
Die sogenannten „Ultras“ – fanatische
Anhänger einer Mannschaft, deren oberstes
Ziel es ist, ihren Verein immer und überall
bestmöglich zu unterstützen –, leben diese Leidenschaft in allem, was sie tun. Im
Gegensatz zu Hooligans tun sie dies meist
gewaltfrei. In den 1950er und 1960er Jahren
in Italien als lose, unorganisierte Fangruppen
entstanden, verkörpern die Ultras heute
eine extrem leidenschaftliche und dabei gut
strukturierte Fan-Kultur. Genau diese Ultras
prägen aber das (negative) Bild des Fußballfans in den Medien. Ultras stehen sowohl der
Vereinsführung als auch den Ordnern bzw. der
Polizei kritisch gegenüber, weil es ihnen vor
allem um den Erhalt der eigenen Fan-Kultur
und um die Vermeidung einer grenzenlosen
Kommerzialisierung des Sports geht. Innerhalb der Ultra-Kultur gibt es – wie in jeder
anderen Jugendbewegung auch – gemäßigte
aber auch radikalere Gruppen. Medien bedienen oft und gern die Klischees von randalierenden Fans – zeichnen dabei ein Szenario,
dass Fans stigmatisiert und ein falsches Bild
eines durchschnittlichen Stadion-Besuchers
bzw. Besucherin vermittelt. In der Folge
wächst der Handlungsdruck auf Politik, Verbände und die Vereine. Als „Schnellschuss“
21
werden Sicherheitsbestimmungen verschärft
und die Fankurven zu Käfigen ausgebaut. Der
Radikalisierung einiger Zuschauer/innen
liefert das eher Vorschub.
Dabei sind die aktuellen gesetzlichen Regelungen ausreichend, um straffällige Fans aus
dem Verkehr zu ziehen. Die Fußball-Stadien
der ersten und zweiten Bundesliga sind meist
auf modernstem Stand und die Polizeipräsenz
ist absolut ausreichend. Im Umgang mit extremen – will heißen gewaltbereiten – Fans
lautet die Zauberformel „Kommunikation
auf Augenhöhe“. Wenn Verbände und Politik
allerdings nur über Fans statt gleichberechtigt mit ihnen sprechen, wird es in wenigen
Jahren leer sein auf den Rängen – das leidenschaftliche Stadion-Erlebnis könnte dann der
Vergangenheit angehören.
Toni Meyer
Ausbeutung von Tieren zerstört Lebensgrundlagen
„Vegxtrem!?“
Ist man schon extrem, wenn man sich
gegen ein allgemein akzeptiertes Verhalten
stellt und eben nicht mal schnell einen Burger kauft? „Das muss doch schwierig sein?“,
„Was kann man denn dann überhaupt noch
essen?“, lauten die Fragen, die nicht zwingend negativ intendiert sind, sondern oft von
Überforderung und Unwissenheit zeugen.
Wann ist also das eigene Ernährungsverhalten extrem? Industrielle Tierhaltung
verschlingt etwa ein Drittel der gesamten
Land oberfläche der Erde, ist für über 50
Prozent der weltweiten CO 2 -Emissionen
verantwortlich (mehr als der gesamte weltweite Verkehr), benötigt enorme Mengen
an Wasser (für ein Kilogramm Rindfleisch
so viel, wie man in etwa einem Jahr fürs
Duschen verbraucht). Dabei essen wir längst
nicht alles selbst, sondern exportieren zudem
Schlachtabfälle zu Dumpingpreisen in afrikanische Länder. Dort zerstören diese Exporte
die heimische Produktion und verschärfen
ohnehin schon bestehende Abhängigkeitsverhältnisse.
Ende des „weiter so“
Zur Bilanz der (Massen-)Tiernutzung zählen darüber hinaus zahlreiche Krankheiten,
Antibiotika-Resistenzen, Epidemien und
Foto: Uschi Dreiucker, pixelio.de
„Immer die Mitte nehmen, extrem ist
nie gut.“ Ein Satz, den man schon zu oft
gehört, vielleicht selbst schon formuliert hat. Dahinter stecken meist billige
Ausreden im Kampf gegen das schlechte
Gewissen. Wenn man hin- statt wegsieht, wenn man sich informiert, seine
Verhaltensmuster reflektiert und präventiv agiert, mag man als extrem in
seinen Ernährungsgewohnheiten gelten; extrem ist allerdings eher, einfach
so weiterzumachen wie bisher.
Lust auf Putenschnitzel?
jährlich über 50 Milliarden geschlachteter
Tiere (ohne Meerestiere). Diese Tiere erleiden nach einem meist sehr kurzen Leben
– oder besser Dasein, denn ein Leben ist es
nicht – einen gewaltsamen Exodus, denn
auch in der Bio-Branche singt und streichelt
man Tiere nicht in den Tod. Diese gesamte
damit verbundene Industrie tut dies alles
eines vergänglichen kulinarischen Genusses
wegen. Extreme Vorwürfe – für eine ebenso
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Extrem heißt für mich, verrückte Sachen machen, zum Beispiel
Chilis essen – immer eine höhere
Stufe.“ (m, 12)
extreme Realität.
„Warum aber gleich vegan und nicht vegetarisch?“ wird in diesem Kontext schnell
nachgeschoben. Eine durchaus berechtigte
Frage mit einer verblüffend einfachen Antwort: Eine Milchkuh wird etwa fünf Jahre
lang unter schlimmsten Bedingungen und
auf engstem Raum gehalten, gegen ihren
Willen künstlich befruchtet, nach der Geburt
ihrer Kälber beraubt, die dann als zartes
Kalbfleisch auf unseren Tellern landen. Lässt
diese überzüchtete „Leistungsmaschine“
nach, werden ihre ausgemergelten Überreste
geschlachtet und sie folgt ihren Kindern in
unsere Mägen.
Trotz dieser (bekannten) Umstände und der
ökologisch unausweichlichen Folgen wird den
Konsument/en/innen die ewige Milchlüge
aufgetischt, werden Milchprodukte als „gesund“ verkauft, negative Folgen verschleiert,
Milch als notwendig und natürlich für den
menschlichen Körper vermarktet. Dabei trinkt
kein anderes Lebewesen über die Kindheit
hinaus Milch – schon gar nicht artfremde.
Widernatürliche Ernährung
Auch der Konsum von Eiern hat dramatische
Folgen: So gibt es heute zwei unterschiedliche Hühnerrassen; eine zum Eierlegen, eine
fürs Fleisch. Bei der erstgenannten Rasse sind
50 Prozent unbrauchbar, weil männlich. Sie
werden lebendig geschreddert, vergast oder
8|12
22
EXTREM
landen im Müll. Die übrigen Hühner, auch
die zur Fleischproduktion gezüchteten,
fristen bis zu ihrem Tod auf engstem Raum
ein grausames Dasein.
Aber Veganismus bedeutet mehr als das
Ablehnen tierischer Produkte. Als Lebenseinstellung meint er den gänzlichen Boykott
jeglicher Ausbeutung von Tieren, sei es für
Nahrung, Kosmetik, Mode oder zu Arbeitsund Unterhaltungszwecken. Denn auch hier
werden Tiere gegen ihren Willen misshandelt
und oft getötet.
Von der Kenntnis zur Erkenntnis ist es
kein leichter Schritt; zum tatsächlichen
Handeln ein vielfach schwererer. Es genügt
nicht, sich über die bekannten Fakten hin
und wieder bestürzt zu zeigen, um beim
nächsten Einkauf erneut gegen besseres
Wissen zu entscheiden. Es genügt nicht, die
Wahrheit unbequem zu nennen, man muss
ernsthafte Veränderungen anstreben. Wie
und wo ginge das leichter als im eigenen
Verhalten!? Die Nachfrage bestimmt das
Angebot, unsere täglichen Entscheidungen
sind daher von Gewicht. Vegan sein bedeutet
keinesfalls Verzicht und Mehrkosten, sondern
eine Bereicherung.
Menschen sind offensichtlich zu selten
einsichtig und erheben sich nur zu gern
über Tiere, obwohl sie doch – biologisch gesehen – eben solche sind. Wäre der Mensch
so lernfähig, wie er dies immer hervorhebt,
würde er nicht durch den Konsum tierischer
Produkte mittel- und langfristig die Erde
zugrunde richten. Ist extrem also wirklich
nie gut ..?
Viktor Gebhart, AnimalsUnited e.V.
Wave-Gotik-Treffen in Leipzig
Mein „Schwarzes Pfingsten“
Ich wollte auf keinen Fall als Voyeur
auffallen, wollte nur die Stimmung erleben
– vielleicht ein paar Fotos machen. Leipzig
Hauptbahnhof. Schon auf unserem Weg in die
Innenstadt trafen wir auf kleinere Gruppen
unterschiedlich „verkleideter“ Menschen:
Schwarze und weiße Bräute mit Spitzen verzierten Sonnenschirmen, Latex bekleidete,
auf roten Plateaustiefeln balancierende junge
Männer und Frauen, schwarz gekleidete Leute, blass geschminkt – in langen Mänteln mit
Nieten und Ösen – boten ein Bild, das ich so
noch nie gesehen hatte.
Laufsteg der Eitelkeiten
Die Leipziger Innenstadt verwandelt sich
während der jährlich stattfindenden WaveGotik-Treffen zu einem gigantischen Laufsteg, auf dem sich allen Stilrichtungen
dieser Bewegung mischen. Vom Baby im
Fledermaus-Strampelanzug und von Eltern
in Latex mit Schweißerbrillen im Kinderwagen geschoben bis zu Gruppen, die im
Modestil des 19. Jahrhunderts gekleidet sind.
Daneben Mittelalterfreunde, Menschen in
militärisch anmutendem Outfit und Stachel
durchbohrten Stahlhelmen und Tierschädel
am Gürtel. Dass sich nicht alle immer ganz
ernst nehmen, zeigt mir beispielsweise ein
rosa Pandabär-Rucksack, der das martialische
Gehabe konterkariert. Schüchterne Emos
inszenieren sich gleichzeitig im Schottenrock und kunstvoll zerrissenen Strümpfen.
Wohin man schaut – immer neue Gestalten
und faszinierende Outfits: Eine schwarze
Krankenschwester mit rotem Rettungsköfferchen, schwarze Geishas, Jugendliche im
Manga-Stil verkleidet, eine Gruppe die einen
8|12
Keine Berührungsängste – letztlich ist die ganze Sache ein riesiger Spaß.
Sarg mit ihrer Brotzeit durch die Stadt zieht,
ein Vampir, der Stofffledermäuse verkauft
und mir dabei in breitestem Berliner Dialekt
zuflüstert: „Weste, normal bin ick Schreiner.
Et jibt hier och Rechtsanwälte und Ärzte.
Goth bleibt man, dit hätte ich früher och
nich jeglobt“.
Die ganze Vielfalt zeigte sich in aufwendig
angefertigten Kostümen, die mit ihren Träger/innen durch die gesamte Stadt ziehen.
Die Stimmung verblüfft mich, sehr relaxt,
freundlich und offen. Ein Foto zu machen,
ist kein Problem. Man posiert gern für die
Kamera. Aber nicht nur die Szene freut sich,
mindestens einmal im Jahr zusammenzukommen, auch die Leipziger Bevölkerung
mischt sich dazwischen. Ein Foto mit Omi
im Arm eines schwarzen Priesters ist keine
Seltenheit.
So viele Kulturen –
und kaum Konflikte
Das bunt gemischte Publikum spiegelt
das gesamte Spektrum der schwarzen Szene
– von Goths über Elektro- und Neofolk bis
zu BDSM- und Fetisch-Anhängern – wider.
Punks, Metaller und Angehörige der Cyberkultur mischen sich ganz selbstverständlich
mit Leuten aus der Mittelalter-, der Steampunk- oder Visual-Kei-Szene. Vielleicht
funktioniert das alles so gut, weil sich alle
Szenen als unpolitisch verstehen – so gibt
es keine ideologischen Gräben.
Leipzig ist mittlerweile zum Mekka dieses Treffens geworden. Aber warum nur?
Ein Vorläufer des heutigen Treffens fand
bereits 1988 in Potsdam statt. Anlass war
die Walpurgisnacht – 20 Leute waren damals
angereist. Hinzu gesellten sich Anhänger der
schwarzen Szene, sodass die Veranstaltung
schließlich sogar 150 Teilnehmende zählte.
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Horrorfilme wie Scary Movie sind
extrem, weil‘s gruselig ist und weil
es Spaß macht.“ (w, 13)
Für die DDR-Führung ein unkalkulierbares
Risiko und höchst unerwünschter Ausdruck
von Jugendkultur. Das Regime unterband
das Treffen. Erst nach 1989 kam es zur
Fortsetzung.
Das erste Wave-Gotik-Treffen fand 1992
im damaligen „Eiskeller“ (heute Jugendkulturzentrum „Conne Island“) statt. Bereits
zu diesem Treffen kamen über 1.500 Besucher/innen, im Jahr darauf gar 2.000. Das
Fotos: Karin Malorny
Den Begriff „Schwarzes Pfingsten“
hatte ich bis dato noch nie gehört. Eine
befreundete Künstlerin und Fotografin,
erzählte mir davon. Kurz entschlossen
verabredeten wir uns in Leipzig zu einem echten kulturellen Highlight. Bis
zu 20.000 Anhänger/innen aus dem
In- und Ausland treffen sich jährlich
in der Sachsen-Metropole, um für vier
Tage ihre Fantasien auszuleben. Ein
Erfahrungsbericht.
EXTREM
beständig wachsende Festival fand allerdings
im Jahr 2000 ein jähes Ende: Insolvenz des
Veranstalters. Seit 2001 wird das WaveGotik-Treffen unter neuer Leitung und mit
Unterstützung der Stadt Leipzig organisiert;
ist sogar Teil des offiziellen Kulturprogramms
der Stadt.
Die zahlreichen Konzerte während der
Pfingsttage umfassen das gesamte musikalische Spektrum der schwarzen Szene.
Mittlerweile ist die Zahl der auftretenden
Musikgruppen von acht auf 200 gestiegen,
verteilt auf Bühnen im gesamten Stadtgebiet.
Ein Mittelaltermarkt, heidnisches Dorf, Kino,
Lesungen, eine Szenemesse, Kirchen mit
Requiem-Konzerten, sogar Veranstaltungen
im Leipziger Gewandhaus, im Schauspielhaus, im Parkschloss und im berühmten
„Auerbachs Keller“ zählen zu den Programm-
23
Highlights.
Übrigens: Nachdem ich mich damals entschlossen hatte, eine nach Weihrauch duftende Stofffledermaus zu kaufen, um sie an
meinen Rucksack zu hängen, sprach mich
ein Tourist an und fragte mich, ob er ein
Foto von machen dürfte. Ich habe natürlich
zugestimmt und mich in Pose gestellt …
Astrid Weindl,
Färberei, KJR
Literatur
Von albern über unpraktisch bis fantasievoll – Hauptsache es gefällt einem
selbst.
Alexander Nym, Jennifer Hoffert (Hrsg.)
Black celebration, 20 Jahre / 20 years WaveGotik-Treffen, Plöttner Verlag, Leipzig 2011,
ISBN 978-3-86211-037-7
Zwischen Statuskonsum und dem Ringen um Anerkennung
Identifikation an der Ladenkasse
Wann spricht man von einem problematischen Konsumverhalten bei Kindern und
Jugendlichen?
Axel Dammler Problematisch wird es, wenn
mehr Geld ausgegeben wird als vorhanden
ist. Auch ein fehlendes Budgetmanagement
kann zu Verschuldung führen. Manche Heranwachsende neigen dazu, das Geld, das ihnen
beispielsweise in Form von Taschengeld zur
Verfügung steht, sofort auszugeben. Es ist
allerdings nicht notwendig, dass Kinder und
Jugendliche etwas vom Taschengeld zur Seite
legen – wenn sie es sofort und ganz ausgeben,
ist das dann in Ordnung, so lange sie Dinge
dafür kaufen, die sie brauchen.
„Ich kaufe – also bin ich.“ Hat Konsum
etwas mit Identitätsfindung zu tun?
Ja und nein. Kinder haben eigentlich noch
keine eigene Identität und definieren sich
auch deswegen gerne über den Besitz von
Dingen. Man kann das beispielsweise gut am
Thema Sammelkarten beobachten. Sie glauben, erst dann zu einer Gruppe zu gehören,
wenn sie möglichst viele Star-Wars-Karten
haben. Sie konsumieren, um zur Gemeinschaft zu gehören.
Leben im Gegensatz dazu Jugendliche eher
ihr Streben nach Individualität aus?
Im Jugendmarkt gewinnt Individualität
tatsächlich stärkere Bedeutung. Es geht zwar
gleichfalls um Integration in die Gemeinschaft – aber eben auch um eine Individuali-
Kant als Absatzargument: Statuskonsum ist weit verbreitet – ein echter Kaufrausch
kommt eher selten vor.
sierung im Rahmen dessen, was mir die Clique
zulässt; Dinge zu besitzen, die sie als Person
beschreiben. Bei Jugendlichen kann man
den Satz „Ich kaufe, also bin ich“ letztlich
gelten lassen. Besitz von Dingen ist übrigens
kulturübergreifend sinnstiftend.
Dem Wunsch nach Individualität durch
Konsum steht der Gruppenzwang entgegen. Wie wird das aufgelöst?
Indem man sich im groben Rahmen gruppenkonform verhält und sich dann in den Details
differenziert. Wenn man Sachen bei H+M
kauft, ist man z.B. immer auf der sicheren
Seite, hat aber doch viel Auswahl für den
Foto: Stihl024, pixelio.de
Eltern und Medien scheinen sich in
der Debatte gegenseitig zu befeuern:
Kinder und Jugendliche seien heute
vor allem eines – kaufsüchtig und
markengeil. Das ist nur ein kleiner Teil
der Wahrheit, sagt Axel Dammler, Geschäftsführer iconkids & youth – einem
renommierten Jugendforschungsinstitut in München.
persönlichen Stil. Und viele Jugendliche
tragen adidas und Nike, aber eben jeweils
andere Modelle.
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Englisch ist EXTREM schwer.“
(m, 13)
Dabei wählen die meisten Jugendlichen sehr
pragmatisch die Dinge aus, für die sie Geld
ausgeben wollen. Den oft in den Medien zitierten Kaufrausch sehe ich also nicht.
Aber es gibt so etwas wie Status-Konsum. Davon sind eher Jugendliche aus sozial schwachen Milieus betroffen. Bei ihnen muss es eine
8|12
EXTREM
Foto: G, pixelio.de
24
Rabatt-Aktionen gaukeln vor, dass sich jeder alles leisten kann – oft mit fatalen Folgen.
bestimmte Marke bei Sportschuhen oder das
iPhone sein. Mangels anderer Möglichkeiten
der Partizipation oder Beachtung flüchten
sie sich in den Kauf cooler Markenprodukte
und wollen sich darüber die Anerkennung
sichern. Kinder und Jugendliche, die über
ein normal ausgeprägtes Selbstbewusstsein
verfügen, brauchen dieses kompensatorische
Handeln hingegen nicht.
Ich bin deshalb auch ein vehementer Gegner
des Betreuungsgeldes, weil meine Erfahrung
zeigt, dass zusätzliches Geld zu oft in StatusKonsum fließt und nicht in die Erziehung.
Familien in diesem Umfeld suggerieren sich
dann selbst das Gefühl, Teil der Gemeinschaft
zu sein, weil sie ihre Freunde am Wochenende – dank des Sky-Abos – nach Hause
einladen können, um gemeinsam Fußball
zu schauen.
Was kann getan werden?
Zwei Ebenen sind zu beachten. Punkt eins
– Gelderziehung. Kinder müssen lernen,
mit Taschengeld umzugehen, Konsumfehler
zu vermeiden und dass jeder Euro nur einmal ausgegeben werden kann. Punkt zwei
– Selbstvertrauen; wie bringe ich Jugendliche dazu, dass sie sich nicht über gekaufte
Produkte definieren, sondern über ihre
Person. Beide Dinge haben zwar nicht direkt
miteinander zu tun – müssen aber parallel
vermittelt werden.
habe fehlen, hat das auch Folgen für das Konsumverhalten. Weil immer mehr Menschen
von Entscheidungsprozessen und aktiver
Teilhabe ausgeschlossen sind, wird Ersatzbefriedigung im (sinnlosen) Konsum gesucht.
Diese Tendenz wird eher zunehmen.
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
Ist den Eltern oder der Schule die Dimension des Problems bewusst?
Gelderziehung geschieht im Alltag. Aber
genau deshalb vermute ich, dass das Problem
nicht ausreichend im Blick ist. Dabei prägen
vor allem Eltern mit ihrem Konsumstil die
Kinder. Auch Status-Konsum der Eltern als
Ersatz für gesellschaftliche Teilhabe wird so
auf die Kinder weitergegeben.
„Bei mir ist alles normal, nicht
extrem. Aber wenn ich in einem
anderen Land wäre und niemanden
kennen würde, das wäre für mich
extrem langweilig.“ (w, 14)
Andererseits – das Phänomen der massiven
Verschuldung von Jugendlichen betrifft
nach wie vor nur eine Minderheit. Trotzdem
müssen wir uns diesem Problem immer wieder
annehmen. Hier müssen alle Akteure und
Akteurinnen der schulischen und außerschulischen Bildung aktiv werden. Letztlich
helfen nur mehr Selbstbewusstsein und die
Einbindung aller gesellschaftlicher Instanzen
aus dem Dilemma.
Letztlich ist also nicht der Konsum selbst
problematisch, sondern eine mangelnde
Anerkennungskultur ..?
Richtig, es geht hier zunächst um die Ursache. Bestimmte Einstellungsmuster werden
nicht durch die Medien produziert, sondern
kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Das
unmittelbare Umfeld prägt. Und wenn hier
die Anerkennung und Möglichkeiten zur Teil-
Interview: Marko Junghänel
Kostenlose Aufklärung zur Lawinengefahr
„Bitte! Ich bin noch so jung, ich will
nicht sterben.“ Es ist mucksmäuschenstill, als Silke, eine junge Frau die von
einer Lawine begraben wurde, von ihrem dramatischen Erlebnis berichtet.
Die ganze Schulklasse schaut gebannt
auf die Leinwand und erfährt, dass
Silke nur überlebt hat, weil ihr Freund
schnell und systematisch mit seiner
Lawinen-Notfallausrüstung umgehen
konnte.
Das Interview ist Teil der Unterrichtseinheit von „Check Your Risk“ (CYR), einer
Initiative der Jugend des Deutschen Alpenvereins, die seit 2007 schon über 37.000
Schülerinnen und Schüler auf die Gefahren
beim Freeriden aufmerksam gemacht hat. Der
8|12
Überleben in der Lawine – durch professionelles Training erlernbar
Foto: Jugend des Deutschen Alpenvereins
Check Your Risk
Deutsche Alpenverein (DAV) reagiert damit
auf einen Trend, dass das Fahren abseits gesicherter Pisten immer beliebter wird. Animiert
durch einschlägige Videos und Zeitschriften
und unterstützt durch die immer besser
werdende Ausrüstung trauen sich vermehrt
junge Menschen ohne alpine Erfahrung einen
Ausflug ins sogenannte „backcountry“ zu.
Dabei kommt es immer wieder zu schweren
Lawinenunfällen, die vielleicht verhindert
hätten werden können.
Damit aus Spaß
kein Leichtsinn wird
„Check Your Risk“ verfolgt das Ziel, junge
Schneesportlerinnen und -sportler für die
Gefahren von Lawinenabgängen zu sensibi-
EXTREM
lisieren – ohne ihnen dabei Angst vor dem
einmaligen Erlebnis von Abfahrten in unberührtem Pulverschnee zu machen. Vielmehr
wird anschaulich und verständlich gezeigt,
wie viel Kompetenz die Beurteilung des
winterlichen Gebirges benötigt. Der Name
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Ich finde Bungeespringen extrem,
weil man sich das nicht einfach so
traut und es etwas Besonderes ist,
wenn man es dann schafft.“
(m, 12)
„Check Your Risk“ ist in diesem Zusammenhang wörtlich zu verstehen: Prüf dein Risiko,
begib dich nicht ohne Gefahrenbewusstsein
in eine Situation, die dich unter Umständen
dein Leben kosten kann! Die Sensibilisierung
durch CYR ist dabei nur ein erster Schritt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen
in einem zweiten Schritt nach dem Motto
„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ motiviert
werden, eine Lawinenausbildung im Rahmen
des DAV oder einer Bergschule zu absolvieren.
„Check Your Risk“ folgt in seinen Einheiten
einem erlebnispädagogischen Ansatz, um den
Schüler/inne/n auf angemessene aber doch
spielerische Art die notwendigen Inhalte
zu vermitteln. Es ist wichtig, auf der Höhe
der Zeit zu sein, um die jungen Freerider für
„Check Your Risk“ zu gewinnen.
Check this list!
In der kommenden Wintersaison bietet CYR
die folgenden Angebote an:
Level 1.0: Auf Anfrage kommen die CYRTrainer kostenlos ins Skilager. Die 90-minütigen Unterrichtseinheiten umfassen
einen spannenden Film, Gruppenarbeit und
Experimente zum Thema Lawinengefahr und
Freeriden.
Level 1.5: Der kostenlose CYR-Workshop
besteht aus zwei Teilen. Zunächst wird drinnen das Level 1.0 durchgeführt. Draußen
Foto: Jugend des Deutschen Alpenvereins
Wer sein Leistungsvermögen kennt und richtig beurteilt, erlebt grenzenlosen Ski-Spaß in den Bergen
25
vertiefen die Schülerinnen und Schüler im
Anschluss spielerisch die wichtigsten Aspekte zum Thema Lawinengefahr (DAV SnowCard,
Notfallausrüstung, Gruppendynamik).
Level 2.0: Die CYR-Academy ist die optimale
Verbindung von Theorie und Praxis. Das kostenlose Training mit der Notfallausrüstung,
dem Lawinenlagebericht und der DAV SnowCard wird exklusiv für Skilageraufenthalte
in der Jugendbildungsstätte der JDAV in Bad
Hindelang angeboten.
Level 3.0: Das CYR-Freeride-Camp wurde
speziell für Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt: Sie arbeiten eine Woche lang
mit erfahrenen CYR-Trainern an ihrer Freeridetechnik und -taktik. Dazu gehören das
intensive Training mit der Notfallausrüstung,
die Vertiefung der modernen Lawinenkunde
und die Optimierung des individuellen Risikoverhaltens.
Florian Bischof, JDAV
Extreme Hobbys
Spaß macht, was extrem ist
Der Puls steigt, das Adrenalin schießt
durch den Körper, die Sinne sind scharf.
Spaß, Action, Risiko, Erfolgserlebnis.
Schneller, höher, tiefer, abgefahrener:
Extremen Hobbys sind buchstäblich
keine Grenzen gesetzt. Einige habe ich
mir mal genauer angeschaut.
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Extrem ist, wenn man vom Universum runter springt. So wie der
Felix Baumgartner.“ (m, 10)
Apnoe-Tauchen –
der Rausch der Tiefe
Nur beim Anschauen der YouTube-Videos
überkommt dem/der Betrachter/in das beklemmende Gefühl, vergebens nach Luft zu
ringen. Apnoe-Tauchen, auch Freitauchen
genannt, ist die ursprünglichste Form des
Tauchens: das Erkunden der Unterwasserwelt ohne Sauerstoffflaschen. Die Kunst des
Apnoe-Tauchens besteht in einer speziellen
Atemtechnik und -meditation, was der/dem
Taucher/in ermöglicht, minutenlang ohne
Sauerstoff unter Wasser zu bleiben.
Apnoe-Tauchen unterteilt sich in Zeit-,
Tiefen- und Streckentauchen, bei denen
jeweils unvorstellbare Rekordleistungen
erbracht werden. Antrieb für dieses extreme
und risikoreiche Hobby ist vor allem die
Begeisterung für die Unterwasserwelt, das
Erleben von absoluter Ungebundenheit und
Freiheit unter Wasser sowie die athletische
Herausforderung – das Ertasten und Erreichen
der persönlichen Leistungsgrenze.
Der aktuelle Rekord beim Zeittauchen im
Pool liegt bei 8:23 Minuten (Frauen) und
11:35 Minuten (Männer). Der Rekord beim
Tieftauchen ohne technische Beschränkungen liegt bei 160 Meter (Frauen) und 214
Meter (Männer) – extrem faszinierend!
Weitere Infos: www.aidainternational.org
Sport Stacking
Ein neueres extremes Hobby ist das sogenannte „Sport Stacking“ oder auch „Speed
Stacking“: ein Geschicklichkeitssport, bei
dem man mit zwölf speziellen Plastikbechern Pyramiden in bestimmten Mustern
möglichst schnell auf- und wieder abstapelt.
Die Sportart entstand in den 1980er Jahren
in den USA und kam 2004 nach Deutschland.
Inzwischen gibt es weltweit Wettkämpfe in
allen Altersklassen, von unter vier bis über
70 Jahren. Antrieb für Sport Stacker ist vor
allem der Spaß und der Ehrgeiz, die eigene
Leistungsgrenze auszureizen. Sport Stacking
ist eine große Herausforderung für die Hand8|12
26
EXTREM
Auge-Koordination und fördert Motorik,
Geschicklichkeit, Reaktionsgeschwindigkeit
und Beidhändigkeit.
Im SBZ Sendling gab es im Juni 2012 einen Sport-Stacking-Workshop. „Am Anfang
waren viele interessiert und haben es ausprobiert, aber die Kids merkten schnell, dass
es viel Übung bedarf, um richtig schnell zu
werden“, erzählte Wolfgang Petzold, Einrichtungsleiter und Hobby-Sport-Stacker. Neben
anderen Teilnehmenden zeigte der 13-jährige
Obi dabei, wie gekonntes Stacking aussieht
– so schnell konnten die Gäste nicht schauen:
Becher hier, neue Pyramide da; innerhalb von
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
15 Sekunden stapelte er den „Cycle“ (eine
spezielle Formation). Mit dieser Geschwindigkeit gehört er schon zu den fortgeschrittenen Speed Stackern. „Maaan Obi, du hast
echt geschickte Finger“, bewunderte ihn ein
Zuschauer, der mühsam versuchte mitzuhalten. „Es macht Spaß, wenn man das so schnell
aufstapelt. Da kriegt man fast nix mehr mit,
aber es ist auch sehr anstrengend“, betonte
Obi aufgeregt und rieb sich die Arme.
Der aktuelle Weltrekord (2012) für den
„Cycle“ liegt bei der Altersgruppe 13 bis 14
Jahre bei 6:44 Sekunden (Mädchen) und 5:68
Sekunden (Jungen).
Weitere Infos www.thewssa.com
Ein ganz anderes Extrem:
„LAN Partys“
Ein Lichtermeer von Bildschirmen, Kabelsalat, laute Musik und bunte Scheinwerfer
– willkommen auf der weltgrößten LANParty „DreamHack 2011“. 12.000 begeisterte
PC-Spieler/innen jeden Alters besuchten
2011 die „Zocker-Party“ der Superlative in
Foto: Flash Cups GmbH
„Extrem finde ich, auf der Bühne
stehen und rocken – da kriegt man
so ein kribbelndes Gefühl.“
(w, 12)
So schnell ist kein Auge …
Schweden, um sich vier Tage lang rund um
die Uhr bei PC-Spielen wie „Counter-Strike“
und „StarCraft II“ zu messen.
Eine LAN-Party ist ein Zusammenschluss
von privaten Computern, die durch ein lokales Netzwerk (Local Area Network) verbunden
werden. Dabei messen sich die Teilnehmenden in Computerspielen, bei denen Taktik,
Strategie, Geschick und Teamwork gefordert
werden.
Der Ursprung der LAN-Partys liegt in den
1990er Jahren. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelte sich eine richtige
LAN-Party-Szene mit immer größeren LANVeranstaltungen, bei denen bis zu Tausende
miteinander bzw. gegeneinander Computer
spielen – wenn das nicht extrem ist!?
Egal, um welches extreme Hobby es geht
– es erfordert große Begeisterung, Ausdauer,
Training und vielleicht ein wenig Verrücktheit, um sich zu den „Extremen“ zählen zu
können.
Den bunten Zauberwürfel (Rubik‘s Cube)
in weniger als sieben Sekunden zu „lösen“,
mit Schallgeschwindigkeit aus 39.045 Metern aus der Stratosphäre zu springen, über
zehn Minuten ohne Atmen in die Tiefen zu
tauchen, sich von Brücken, aus Flugzeugen
oder von Klippen zu stürzen … „extrem“
fasziniert!
Tanja Wirth, Öffentlichkeitsarbeit, KJR
Eine persönliche Abrechnung mit dem „Extremen“
Außergewöhnlich, sagenhaft, extravagant
Wenn der eigene Body-Mass-Index
(BMI) jenseits der 30 liegt, ist man
grundsätzlich misstrauisch. Erst recht
dann, wenn man den Auftrag erhält,
einen Artikel zum Thema extremes
Gewicht zu schreiben. Was tun: Die
Empfehlungen einschlägiger Ärzte
zitieren? Feierlich Besserung – respektive Abspecken zu geloben? Oder
vielleicht doch das Wort „extrem“ an
sich auf den linguistischen Prüfstand
zu stellen.
Erstes Aufatmen beim Nachschlagen im
guten alten Wörterbuch der Brüder Grimm.
Die Vokabel „extrem“ ist dort – zumindest im
Nachdruck der Erstausgabe von 1862 – gar
8|12
nicht gelistet. Als Lehnwort findet sich dort
maximal die Formulierung „extra“. Bin ich
also gar nicht – ob des oben zitierten BMI
– extrem dick, sondern nur extra geformt?
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Extrem ist, vom Himmel fallen,
wie Felix Baumgartner.“ (w, 12)
Zweites Aufatmen: Der Artikel, so versichert man mir auf Nachfrage in der Redaktion, solle ganz allgemein Körperlichkeit und
die dabei diagnostizierbaren (extremen)
Auffälligkeiten beschreiben. Auf keinen Fall
wolle man Pathologisches oder Krankhaftes
zur Schau stellen und bewerten. Aber was
bliebe dann, wenn nicht von Menschen zu
berichten ist, die zwei Meter dreißig und
mehr messen, die durch Piercings so durchlöchert sind, dass chronische Inkontinenz
zu befürchten ist, oder die, wie unlängst
Ercan Demir in dem Film „Pumping Ercan“,
zeigen, dass man auch jenseits der 40 noch
ein Bodybuilder sein kann, der – würde man
ihn mit einer Nadel pieken – wie ein leckender
Ballon durch die Luft sauste.
Ich beschließe, mich zunächst dem eigentlichen Wort linguistisch zu nähern und stelle
bald fest, dass ich es mit einem wirklich unschönen – ja phonetisch fast unangenehmen
– Wort zu tun habe. Es schwingt zwar darin
etwas scheinbar Faszinierendes mit; für mich
persönlich ist es allerdings mit einer Kette
negativer Assoziationen verbunden: Extrem
EXTREM
Was heißt hier „zu viel“? Ist der BMI hinreichendes Kriterium für „extrem sein“?
gültigen Indikator für ein langes (gesundes)
Leben sehen.
Ähnliche Analogien ließen sich leicht für
die Anhänger der Körpermodellierung durch
Tätowiernadel, Silikon-Implantate oder Hantelbänke herstellen. Denn die Bewertungen
reichen auch dort von ästhetischer Meisterleistung bis zu Verbrechen am eigenen Körper
– je nach Sichtweise und persönlichem (auch
finanziellem) Interesse.
Der Artikel könnte bis zu dieser Stelle
als „extrem gelabert“ abgetan werden. Und
es wäre nicht falsch. Will heißen: „extrem“
ist tatsächlich kein Adjektiv, dessen die
deutsche Sprache bedarf. Es ist eine Phrase
und verstellt den Blick auf Wesentliches, den
Kern einer Person, einer Sache. Es erzeugt
– um mit Thomas Bernhard zu sprechen
– eine gekünstelte Spannung und traut
dem Substantiv, zu dem es gehört, nicht
zu, allein zu wirken. Wozu also sollte man
es dann benutzen?
Unsere extremsten Links
■ Felix Baumgartner Stratos Sprung: www.youtube.com/watch?v=daVaC0chPOI
■ Wingsuit Base Jumping: www.youtube.com/watch?v=I4U6T_BB1N8,
http://www.youtube.com/watch?v=ZHw7N8hhUMQ
■ Apnoetauchen in the Blue Hole: www.youtube.com/watch?v=uQITWbAaDx0
■ Kajaking im Wasserfall Weltrekord (2009): www.youtube.com/watch?v=uNXh9gXDd2Y
■ Longboarding in München: www.youtube.com/watch?v=OX4o-ajcxL8
■ Bike Jumps: www.youtube.com/watch?v=B3GribQCg6c
■ Buildering (Gebäudeklettern): www.youtube.com/watch?v=tlPk9Ykvz4w
■ Kajak (Rissbachfliegen 2009): http://www.youtube.com/watch?v=JGrIJYAR8Fo
■ Snowboarden: www.youtube.com/watch?v=kh29_SERH0Y
■ Mountainbiken in der Stadt: www.youtube.com/watch?v=Z19zFlPah-o
■ Slackline Worldcup München 2011: www.youtube.com/watch?v=U8v4_4eJaz4
■ Cup Stacking: www.youtube.com/watch?v=zDjj2ArlIu4&feature=relmfu
■ Pen Spinning Weltrekord 2010:
www.youtube.com/watch?v=mTIbc7WKoKs&feature=related
■ Zauberwürfel Rekord 2008: www.youtube.com/watch?v=h6GnxKGicyg&feature=fvwrel
Zusammengestellt von Armin Schroth und Gerhard Wagner
Foto: Rainer Sturm, pixelio.de
ist gleich ungesund, ist gleich unvernünftig,
ist gleich leichtsinnig oder ist gar krankhaft.
Ich mag dieses Wort nicht und reihe es in
meine individuell erstellte Liste verhasster
Wörter neben „total“, „Ambiente“ oder „Begrüßungsgeld“ ein. Allerdings: Das Wort ist in
der Welt – es zu leugnen scheint albern.
Dann vielleicht eine Richtigstellung oder
Kommentierung? Wohl an! Vielleicht gelingt
sogar eine Auseinandersetzung entlang des
schmalen Grats des vermeintlich normalen Körperlichen, ohne der Versuchung zu
erliegen, Übergewicht, Tattoos oder auch
plastische Chirurgie als extrem und damit
anormal zu verteufeln.
Was heißt also extrem dick, gar fettleibig? Was sagt es aus? Welcher Maßstab liegt
zugrunde und wer hat diesen Maßstab als
die gültige Richtschnur festgelegt? Der BMI
scheint mir so willkürlich festgelegt wie die
Reihenfolge der als Gewinnzahlen beim Samstagslotto ermittelten Kugeln. Andersherum
– und das scheint der eigentliche Kern der
Diskussion zu sein – führt der leichtfertige
Umgang mit dem Wörtchen „extrem“ schnell
zu Missbilligung, Ausgrenzung oder gar gewaltsam ausgetragenen Konflikten.
Nein, keiner darf sich jetzt in Sicherheit
wiegen, denn diese Ausgrenzung hat zwei
Perspektiven. Derjenige, der beispielsweise
als extrem übergewichtig beschrieben wird,
damit sehr schnell als willensschwach, unterschichtzugehörig oder gar suizidal veranlagt stigmatisiert wird, ist ebenso Opfer
wie derjenige, der aus der Perspektive des
Extremsportlers herablassend auf die Normalen schaut. Gibt es dann überhaupt ein
„gesundes Maß“?
Ich tendiere in dieser Frage eher zu einem
„Nein“. Nicht aus Selbstschutz, sondern ob
des (Ver-)Zweifelns an wissenschaftlichen
Expertisen, die heute mindestens ein Glas
Rotwein pro Tag als gesund und empfehlenswert anpreisen und morgen davon sprechen,
dass Alkohol per se zu verbieten sei. Die
heute den Laborwert für Cholesterin als überschätzt abtun und morgen darin den einzig
27
Sprache ist verräterisch – vor allem, wenn
es um (Be-)Wertung geht. Kennzeichne ich
eine Person als in irgendeiner Form extrem,
spricht daraus nur selten Bewunderung und
Anerkennung. Bezieht sich das Extreme auf
Körperdetails, gerät die Beschreibung in der
Regel zum Vorwurf, zur Besserwisserei, zur
Abgrenzung. Ich mache mich davon nicht
frei. „Schau mal, diese extrem dünne Frau“,
höre ich mich sagen und meine wohl damit,
dass sie sicher ein psychisches Problem hat,
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Extrem!? Vorwärts- und Rückwärtssalto, weil es gefährlich ist
– das ist extrem.“ (m, 13)
das diese Magersucht hervorruft. „Hast
du diese extremen Bodybuilder gesehen?“
und will damit eigentlich ausdrücken, dass
diejenigen, die Bodybuilding exzessiv betreiben, in der Regel zur sozialen Unterschicht
gehören.
Und was hat das alles mit dem Schwerpunkt
dieses Heftes zu tun? Vielleicht bleibt am
Ende nur eine Botschaft übrig. „Extrem“ ist
ein untaugliches – ich würde sogar sagen
unerlaubtes – Mittel, Dinge, die jenseits des
eigenen Erfahrungs- und Erlebnishorizonts
liegen, zu charakterisieren. Denn es sagt alles
und nichts – aber schafft persönliche und
emotionale Distanz. Die sorgsam gepflegten
Vorurteile tun das Übrige dazu. Das Wort aus
dem Duden zu streichen (in dem wird es im
Gegensatz zum Grimm übrigens erwähnt),
scheint auch keine Lösung.
Ich entscheide für mich, einzugestehen,
dass ich zwar zugegebenermaßen mit einer
gewissen Körperfülle ausgestattet bin, mir
aber nicht suggerieren lassen will, dies sei
extrem im Sinne von kompromisslos und radikal. Mir gefällt eine andere Übersetzung, die
der Thesaurus anbietet: extravagant.
Marko Junghänel
8|12
28
EXTREM
Hilfe zu einem selbstbestimmten Glauben
Extrem glauben ...
Religion extrem – was versteckt sich hinter
diesem Begriff? Gibt es objektive Merkmale,
die eine Organisation extremistisch erscheinen lassen? Ab wann ist diese Organisation
dann extrem?
Zunächst scheint ein Widerspruch aufzutauchen: Es geht bei diesem Thema um Religion,
um Glaubensgemeinschaften, um Kirchen. Alle
drei stiften ihren Sinn darin, dem Menschen
bei der Gestaltung des Lebens eine Hilfe zu
sein, Halt und Sinn zu geben, eine Perspektive
über das Leben hinaus zu entwickeln. Glaube
erfüllt eben diese Aufgaben. Glauben wird aber
nicht so verstanden, dass ich etwas „für wahr
halte“. Es geht nicht darum, Beweise oder Erklärungen zu finden. Glaube wird im religiösen
Sinn als Vertrauen in eine göttliche Macht oder
eine höhere Instanz verstanden. „Ich vertraue
mein Leben einer höheren Instanz an, ich
liefere mich in gewisser Weise einer Religion,
einer Weltanschauung aus.“ Sicher geht es
in den meisten Glaubensgemeinschaften in
erster Linie genau darum.
Menschen fühlen sich in einer Gemeinschaft, im Kreis von Gleichgesinnten, die
alle (an) das Gleiche glauben, wohl. Sei es
eine christliche Gemeinde in traditioneller
Form der evangelischen, katholischen oder
orthodoxen Kirche oder eine freie Gemeinde.
Letztere hat oft eine eigene Prägung, spricht
durch mitunter unkonventionelle Formen
der Versammlungen ganz andere – oft junge
– Menschen an. Oder die islamischen Gemeinden, in denen Menschen ihren Glauben und
ihre Kultur pflegen können, oder die vielen
anderen religiösen Gruppen und Angebote
für die unterschiedlichsten Nationalitäten
und spirituellen Bedürfnisse. Ein großer
Reichtum für München, in der die gelebte
Religionsfreiheit ein Abbild der multikulturellen Gesellschaft ist.
Gewiss ist, dass die Auseinandersetzung,
der Austausch und die Diskussionen über
die jeweils andere Glaubensgemeinschaft
dazugehören, dass der Dialog mit dem Andersdenkenden besonders in Glaubensfragen
zu einer toleranten und offenen Gesellschaft
gehört. Insbesondere deshalb, weil es in den
Glaubensgemeinschaften um die Wahrheit
geht, um das, was jeweils in einer Religion,
in einer Gruppe als wahr erkannt worden
ist. Allerdings ist es vom Wort „Wahrheit“
gedanklich nur ein kurzes Stück zum Wort
„extrem“. „Wenn ich die Wahrheit habe,
kann der mit der anderen Erkenntnis nur die
8|12
Die Evangelikalen (Massen-)Kirchen auf dem Vormarsch: ultrakonservativ,
kommerziell, menschenverachtend
Unwahrheit haben ...“, sagte ein Gesprächspartner während einer Diskussion. „Es kann
doch nur eine Wahrheit geben!“
Was bedeutet das für den Umgang mit
anderen? Menschen leiden extrem darunter,
dass ihnen immer wieder deutlich gemacht
wird: „Du musst genau das glauben, was
wir dir sagen, was wir erkannt haben, was
in unserer Gruppe als richtig gilt. Du musst
funktionieren, du musst die Regeln beachten
und dein Leben unter unsere Führung stellen.
Wir wissen, was richtig für dich und für die
Welt ist.“ Und damit diese Anforderungen
erfüllt werden, gibt es die passenden Drohungen dazu: „Wir sind die Einzigen, die errettet
„Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Extrem heißt für mich, dass etwas
brutal ist.“ (m, 13)
werden / die das Paradies erreichen / die den
Untergang der Erde überleben werden / die
im Gericht überleben / die ihre Bestimmung
leben können.“ Es ist eine Art „Arche-NoahBewusstsein“: Wir sind im rettenden Schiff,
alle anderen sind draußen in der gefährdeten
Welt, die demnächst untergehen wird.
Angst, Schuldbewusstsein, Unzufriedenheit
bzw. Unsicherheit werden angesprochen und
es wird suggeriert, dass die Anhänger dieser
Gruppe die Auserwählten sind, die mit den
besseren Chancen in der Welt, die Überlebenden jeder Katastrophe. Extrem auserwählt,
extrem richtig, extrem überzeugt ...
Aber da gibt es noch die anderen: den
Psychokult aus den USA, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird, weil er Ziele
und Methoden propagiert, die gegen das
Grundgesetz gerichtet sind. Wo Menschen
erleben, dass sie zu funktionierenden Rädern
eines auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichteten Systems gemacht werden sollen, die die
Verbreitung der Organisation durch hohe finanzielle Leistungen sicherstellen. Auch hier
steht ein Elitebewusstsein der Mitglieder im
Vordergrund: Fähige sollen die Bürgerrechte
bekommen (... und die „Unfähigen“?), Tüchtige sollen Erfolg haben können (... und die
„Schwachen“?). Letztlich ist es eine kleine
Gruppe machthungriger Menschen, die ihre
Opfer ausnutzen, um die eigenen Ziele zu
verfolgen.
Glaubensgemeinschaften, die ihre Mitglieder mit Angst und Drohungen an die Gruppe
binden, die einen zornigen und strafenden
Gott verkünden und eine ausweglose Situation außerhalb der Gruppe beschwört. Der
oder das Böse lauert immer und überall und
nur das Befolgen der Lebensregeln bis hinein
in private und intime Lebensbereiche würde
die Rettung bedeuten.
Die Beispiele könnten erweitert werden.
Wichtig ist jedoch: Jede Religion, jede Glaubensgemeinschaft birgt in sich das Potenzial,
zu einer extremen Gruppe zu werden, eine
extreme Form der Glaubenspraxis zu propagieren. Es geht um Menschen, die – wie
anfangs beschrieben – auf der Suche nach
Hilfe, Sinn und Perspektive für ihr Leben
sind. Diese Menschen sind ansprechbar, sind
im Zweifelsfall auch verführbar und können
aufgrund von Angst und Unsicherheit für
Machtphantasien missbraucht werden. Aufmerksam sein und Informationen einholen
ist im Ernstfall die beste Möglichkeit, sich
zu schützen, denn: Wer nichts weiß, muss
alles glauben.
Rudi Forstmeier, Evangelische Beratungsstelle
Neue religiöse Bewegungen
Foto: jesus.ch
Immer wieder ist in den Medien von
Gruppen und Organisationen die Rede,
die als „extreme Glaubensgruppen“
oder auch als „extreme Sekten“ bezeichnet werden. Dabei wird von Menschen berichtet, die in das Umfeld einer
religiösen Gruppe geraten sind und dort
verletzende Erfahrungen im weitesten
Sinn machen mussten.
Angebote
29
Neue KJR-Broschüre
Interkulturelle Arbeit
und Integration
München ist eine Stadt der kulturellen Vielfalt. Verschiedene Lebenslagen,
Orientierungen, Zugehörigkeiten und Identitäten treffen hier zusammen.
Alle gesellschaftlichen Organisationen müssen sich dieser kulturellen
Vielfalt stellen und aktiv Schritte zum interkulturellen Miteinander
unternehmen.
Der Kreisjugendring München-Stadt (KJR)
hat sich dieser Aufgabe als einer der ersten Großstadtjugendringe in Deutschland
gestellt. Aus der so genannten „Ausländerpädagogik“ in der Offenen Kinder- und
Jugendarbeit in den 70er Jahren ist längst
eine „Pädagogik der kulturellen Vielfalt“
geworden.
Leitlinien zur interkulturellen Arbeit gibt
es im KJR München-Stadt seit 1997. Regelmäßig werden sie evaluiert und fortgeschrieben. Diesmal wurden erstmalig „Qualitative
Indikatoren“ formuliert, die es erleichtern,
unterschiedliche Ziele umzusetzen und messbar zu machen.
Kompakt zusammengefasst
gibt es die Ergebnisse des Prozesses jetzt in einer Broschüre,
die als Download unter www.
kjr-m.de/publikationen zur
Verfügung steht. Die Broschüre ist auch gedruckt erhältlich, sie kann im Referat für
Grundsatzfragen im KJR, bei Monika
Wenzig ([email protected]) kostenlos
angefordert werden.
proJugend 4/2012 erschienen
Freiräume befähigen
Jugendschutz möchte junge Menschen
vor gefährdenden Einflüssen schützen
und damit eine gesunde Entwicklung
fördern.
Wird Jugendschutz dabei nur als „Abwehr von Gefahren“ verstanden, animiert
diese Sichtweise dazu, Schwierigkeiten zu
regeln, zu kontrollieren und zu verhindern.
Für Freiräume, in denen Schwierigkeiten
eigenverantwortlich gelöst werden kön-
nen, bleibt dann wenig Platz. Erst wenn
sich Jugendschutz auch damit befasst, wie
Kinder und Jugendliche mit schwierigen
Situationen gut umgehen können, wie sie
es schaffen, verantwortungsvoll mit sich
selbst und anderen umzugehen, dann wird
der Blick frei für das Ziel des erzieherischen
Jugendschutzes: die Förderung von gesunder Entwicklung.
Diese proJugend ist ein Appell für eine
pädagogische Haltung, die befähigt und
ermutigt. Eine Haltung, bei der Freiräume,
die selbstorganisiertes Lernen ermöglichen
und individuelle Handlungsspielräume einräumen, eine große Rolle spielen.
Die Zeitschrift proJugend 4/12 ist zum
Preis von 2,80 Euro (zzgl. Porto/Versand) unter der Artikel-Nr. 95511 direkt zu beziehen
bei Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle
Bayern e.V., [email protected]
Pädagogischer Interaktiv-Preis
PÄDI zum 15. Mal verliehen
Der pädagogische Interaktiv-Preis
„Pädi“, mit dem empfehlenswerte
Spiele, Webseiten und Apps ausgezeichnet werden, wurde am 15. November im Münchner Kulturzentrum
Gasteig vor 500 kleinen und großen
Gästen vergeben.
Die Computerspiele „Deponia“ (Deadalic
Entertainment) und „FasterThan Light“
(Subset Games) wurden mit einem Pädi in
Gold gewürdigt. Silberne Pädis erhielten die
Kinder-Website „meine-forscherwelt.de“
(Stiftung Haus der kleinen Forscher) und
das Jugendspiel „Zurück in die Zukunft“
(DeepSilver), mit dem Pädi in Bronze wurden
das Spiel „Botanicula“ (Deadalic Entertainment) und das Internetangebot „DataDealer.
net“ (Cuteacute Media) gewürdigt. Weitere
neun empfehlenswerte Angebote wurden mit
einem Pädi-Gütesiegel ausgezeichnet, zudem
gab es einen Sonder-Pädi für das Informationsportal „klicksafe“.
Mit dem Pädi werden multimediale Produkte ausgezeichnet, die Kinder und Jugendliche
in ihrer Freizeit nutzen. Der Preis ist eine
ideelle Auszeichnung für die Hersteller und
gleichzeitig eine medienpädagogische Unterstützung für Eltern.
Der „Pädi“ wird alljährlich von der medienpädagogischen Facheinrichtung „SIN
- Studio im Netz e.V.“ verliehen. Weitere
Informationen zum Pädi und dem SIN - Studio im Netz e.V. unter www.sin-net.de und
www.pädi.de.
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Angebote
JUGEND HILFT!
Junges Engagement
in Deutschland
Einmal im Jahr zeichnet JUGEND HILFT!
die besten sozialen Projekte von Kindern
und Jugendlichen aus. Mit bis zu 2.500
Euro fördert JUGFEND HILFT! Projekte
von jungen Engagierten zwischen 6 und
21 Jahren. Unter allen sozialen Projekten,
die sich bis zum 15. März 2013 bewerben,
ermittelt die Jury acht Siegerprojekte. Die
Gewinner erwartet neben einer großen
Preisverleihung ein mehrtägiges Workshop-Programm in Berlin, in dem sie mit
Profis an ihren Projekten und Kompetenzen arbeiten.
Mehr Informationen und den OnlineAntrag gibt es unter www.jugendhilft.de
Kinder- und Jugendschutz
im Internet
Bundesfamilienministerin startet I-KiZ
Kinder und Jugendliche vor Risiken im
Internet zu schützen, ist die Kernaufgabe
des neuen „Zentrums für Kinderschutz
im Internet“, kurz: I-KiZ. Mit dem I-KiZ
(www.i-kiz.de) wird eine Denkfabrik
eingerichtet, die sich mit den Rahmenbedingungen und Möglichkeiten eines
zeitgemäßen Schutzes von Kindern und
Jugendlichen im Internet befasst. Das
I-KiZ fungiert zudem als Anlaufstelle,
über die Kinder, Jugendliche und Eltern
Hilfs-, Beratungs- und Meldemöglichkeiten erreichen.
Prävention von Glücksspielsucht
Im „Spielfieber“
Spielen macht Spaß. Allerdings bergen
Glücksspiele neben dem Risiko, Geld zu
verlieren auch ein erhebliches Suchtpotenzial. Glücksspiele sind „in“ und üben
eine hohe Anziehungskraft auf Jugendliche aus. Diese lassen sich durch den erhofften Geldgewinn, die entwicklungsbedingte Risikofreude und die willkommene
Zerstreuung leicht verführen. Auch wenn
die meisten Jugendlichen in Glücksspielen
eine harmlose Freizeitbeschäftigung sehen, kann es zu problematischem Verhalten führen und sich mit der Zeit zu einer
Verhaltenssucht entwickeln.
Das Browsergame „Spielfieber“, herausgegeben von der Aktion Jugendschutz,
Landesarbeitsstelle Bayern e.V., dient
der Prävention von Glücksspielsucht. Es
ist für Jugendliche und für die Arbeit mit
Jugendlichen konzipiert. Spielen und
spielen lassen … und dabei spielerisch
lernen. Das Spiel sowie weitere Informationen sind kostenfrei zu finden unter
www.spielfieber.net
8|12
Publikation
Wegweiser „Jugendarbeit
gegen Rechtsextremismus“
Der im Wochenschau-Verlag erschienene Wegweiser „Jugendarbeit gegen Rechtsextremismus“ ist nun auch
als inhaltsgleiche Lizenzausgabe der
Bundeszentrale für politische Bildung
erhältlich.
Er kann dort gegen eine
Bereitstellungspauschale
von 4,50 Euro inklusive
Versandkosten bestellt
we rde n . D e r S a m me l band wurde von Stephan
Bundschuh, Professor für
Kinder- und Jugendhilfe
an der Fachhochschule
Koblenz, Ansgar Drücker,
Geschäftsführer des IDA
e. V., und Thilo Scholle,
Vorsitzender des IDA e. V.,
herausgegeben.
D e r We g we i s e r „ J u gendarbeit gegen Rechtsextremismus“ stellt die
besonderen Zugänge der
Jugend(sozial)arbeit, zentrale Aspekte einer Pädagogik in Auseinandersetzung mit
Rechtsextremismus und aktuelle Diskussionen um Demokratie- und Menschenrechtspädagogik vor. Praxisreflexionen und
ein Planspiel leuchten das Spektrum dieser
Jugendarbeit aus. Das Buch bündelt aktuelle
Forschungsperspektiven
und bietet eine reflektierte und praxisorientierte
Handreichung für Akteure der Jugendarbeit und
der politischen Bildung.
Der Praxisteil enthält beispielsweise das von IDA e.
V. entwickelte Planspiel
„Braucht Cityville eine
Bürgerwehr?“ mit Anleitungen und reflektierten
Praxiserfahrungen.
I n fo s : w w w. b p b. de /
shop/buecher/schriftenreihe/140175/wegweiserjugendarbeit-gegenrechtsextremismus
Aufruf zum JuniorBotschafter-Wettbewerb
Aktiv werden für Kinderrechte
Zum zehnten Mal startete mit dem
diesjährigen Weltkindertag am 20.
September der Wettbewerb um den
UNICEF-JuniorBotschafter.
Mitmachen können Kinder und Jugendliche, Schulklassen, Schulen und Kinder- und
Jugendgruppen, die sich für die Umsetzung
der Kinderrechte engagieren - mit Hilfsaktionen oder in langfristigen Projekten.
Mit einem Bericht über die eigene Aktion
bewirbt man sich als UNICEF-JuniorBotschafter. Die besten Einsendungen werden jedes
Jahr von einer Jury aus acht Kindern und
acht Erwachsenen ausgewählt. Die Sieger
werden am 10. Juni 2013 in der Frankfurter
Paulskirche von prominenten Gästen geehrt.
Einsendeschluss ist der 31. März 2013.
Weitere Informationen unter www.juniorbotschafter.de
Verspielte Generation
Jugendliche zwischen
Freizeitspaß und Onlinesucht
In der Tagespresse ist immer wieder zu
lesen, dass Jugendliche viel zu viel Zeit
am Computer und mit Online-Spielen
verbringen. Eltern und pädagogische
Fachkräfte sind häufig verunsichert,
wann aus der exzessiven Mediennutzung Sucht wird.
In der Ausgabe proJugend 3/2012 wird
über das tatsächliche Ausmaß der Proble-
matik genauso berichtet wie über die Motive
der Jugendlichen, die digitalen Medien zu
nutzen, sowie Möglichkeiten der Prävention.
Außerdem werden verschiedene Projekte aus
der Praxis vorgestellt, die Jugendliche bei
einem verantwortungsvollen Umgang mit
Computerspielen unterstützen.
Die Zeitschrift ist bei der Aktion Jugendschutz unter www.bayern.jugendschutz.de
zu beziehen.
Angebote
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JIZ-Medienwoche
Depp 2.0?? Tipps + Tricks für Fans + Freunde
Auch 2013 dreht sich in der Medienwoche „Depp 2.0??“ vom 18. bis zum 22.
Februar 2013 wieder alles rund um das
Web 2.0 und Soziale Netzwerke.
Vormittags erfahren Schüler/innen alles
Wissenswerte über Facebook und was es zu
beachten gibt, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Am Nachmittag können alle
Interessierten kostenlos die multimediale
Sonderausstellung „@HOME“ im Deutschen
Museum - inkl. einer Führung - besuchen. Für
diesen Museumsbesuch ist eine Anmeldung
erforderlich, ebenso für die kostenlosen
Schulklassen-Workshops am Vormittag. Von
Montag bis Donnerstag werden außerdem
vier kostenlose Info-Veranstaltungen angeboten:
Am Montag, den 18. Februar gibt es im JIZ
Infos und Tipps zu „Cybermobbing“, Dienstag
können Erwachsene bei einer Spiele-LAN im
Café Netzwerk die populärsten Spiele der Jugendlichen selbst ausprobieren, am Mittwoch
findet im Gasteig der Elternabend „Fit for Facebook“ statt und am Donnerstag, den 21. Fe-
bruar werden wir den rechtsextremistischen
Umtrieben im Web 2.0 auf den Grund gehen.
„Depp 2.0??“ ist ein Gemeinschaftsprojekt
von „update - jung + erwachsen“ (Münchner
Stadtbibliothek), Café Netzwerk und dem
Jugendinformationszentrum (JIZ). Das ausführliche Programm von „Depp 2.0??“ gibt es
unter www.medienwoche.jiz-m.de
Fachtag
Aufwachsen unter erschwerten Bedingungen
Ein Fachtag am Dienstag, den 22.
Januar, von 9 bis 13 Uhr im DGBHaus (Schwanthalerstr. 64) informiert
über die Ergebnisse des Münchner
Armutsberichts, die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Armut
und die Bedeutungen für Kinder und
Jugendliche und setzt dies in einen
überregionalen Zusammenhang.
Es referieren Anne Hübner (Amt für Soziale
Sicherung der LH München) und Dr. Christian
Alt (Deutsches Jugendinstitut München).
Die Veranstaltung ist eine Kooperation von
KJR München-Stadt und DGB-Jugend München. Weitere Infos unter www.kjr-m.de
Offene Stellen beim Kreisjugendring München-Stadt
Der KJR bietet in seinen Freizeiteinrichtungen, Kindertageseinrichtungen und in der Projektarbeit zahlreiche
interessante Aufgabenbereiche für pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
• Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen (oder vergl. Qualifikation) in der offenen Arbeit mit Kindern und
Jugendlichen
• Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen für die Schulsozialarbeit
• Erzieherinnen und Erzieher sowie Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger in unseren Kindertageseinrichtungen
• Studentinnen und Studenten der Sozialen Arbeit als päd. Hilfskräfte
Informationen und aktuelle Stellenausschreibungen: www.kjr-m.de
Kontakt: Abt. Personalmanagement, [email protected]
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32
Kalender
KJR München-Stadt - Postfach 151 223 - 80047 München
PVSt - Deutsche Post AG - Entgelt bezahlt - 13074
Galerie 90
Kreative Bilder und Fotos
Zwei neue Ausstellungen zeigt die Galerie 90 ab 30. Januar. Dabei gibt es diesmal zwei Vernissagen: „KUKS“ wird um 11 Uhr eröffnet und „Was macht dein
Leben lebenswert“ um 16 Uhr.
Im ersten Stock zeigen Kinder aus dem
Projekt „KUKS: Kinder, Kunst und Schule“
ihre künstlerischen Werke. Bunt und kreativ
geht‘s her bei den KUKS-Kindern. Bunte
Bilder, lustige Skulpturen, Schaffen und
Wirken, Bauen und Töpfern, Malen und
Zeichnen. Organisiert wird das alles von
der Bürgerstiftung München. Professionelle
Künstler arbeiten über zwei bis drei Jahre
einmal wöchentlich für eine Doppelstunde
im Kernunterricht mit ca. 500 Kindern in
18 Klassen an bisher fünf Münchner Grundschulen. KUKS folgt keinem festgelegten
Lehrplan. Die Künstler arbeiten im KUKSProjekt mit den Kindern in den Bereichen
Bildende Kunst, Tanz, Theater und Musik.
Frühe kulturelle Bildung ist das, worum
es hier geht. Kinder dürfen ganz frei von
schulischen und leistungsbedingten Vorgaben kreativ schaffen. Sie entwickeln
dabei spielerisch soziale Kompetenzen,
gegenseitige Akzeptanz, Stärkung ihres
Selbstwertgefühls und nicht zuletzt ihre
kreative Ausdrucksfähigkeit.
Im vierten Stock zeigen Kinder und Jugendliche mit ihren Fotos, was das Leben
für sie lebenswert macht. Der Freizeittreff
Freimann hatte zu einem Fotowettbewerb
für 6- bis 19-Jährige aufgerufen. Entstanden sind dabei 600 Fotos, von denen die
Teilnehmenden selbst 53 zum Wettbewerb
einreichten. Die 26 Bilder, die dann in der
Schlussrunde landeten, werden jetzt in
der Galerie 90 gezeigt. Ziel des Fotowettbewerbs war es, deutlich zu machen, dass
es oft schwer fällt, die schönen Seiten des
Lebens zu erkennen. Manchmal wird einem
erst durch schwierige Ereignisse klar, was im
Leben wirklich wichtig ist. Bisweilen sind es
fundamentale Dinge wie die eigene Gesundheit. Manchmal aber ist es schon das größte
Glück, beim Fahrradfahren die Nase in den
Wind zu halten, Eis zu essen, den roten
Lieblingspulli anzuziehen, mit seinem Hund
spazieren zu gehen oder fünfmal hintereinander das Lieblingslied anzuhören und den
Alltag für ein paar Momente auszublenden.
Den jungen Fotokünstlerinnen und -künstlern ist eindrucksvoll gelungen zu zeigen,
was das Leben lebenswert macht.
Seit 1990 gibt es die Galerie 90 in der
Geschäftsstelle des KJR München-Stadt
(Paul-Heyse-Str. 22). Im 1. und 4. Stock
zeigt die Galerie 90 Ausstellungen, die Aspekte der offenen Kinder- und Jugendarbeit
sowie soziale aktuelle Themen aufgreifen.
Die Galerie 90 ist Montag bis Freitag jeweils
von 9 bis 17 Uhr (freitags nur bis 16 Uhr)
geöffnet.
Die Ausstellung ist bis zum 26.4.2013 zu
sehen. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos unter
www.kjr-m.de
Termine
8|12
wann
was
wo
weitere Infos
Bis 11.1.13
Ausstellungen: „Was mir schön und wichtig ist“
und „Betrachte die Sache mal ganz anders!“
Galerie 90, Paul-Heyse-Str. 22
www.kjr-m.de
14.12., 20.30 Uhr
VOKAL TOTAL: Das GlasBlasSing Quintett
Spectaculum Mundi,
Graubündener Straße 100
www.spectaculum-mundi.de
16.12.
“Über den Wolken” – Benefiz-Flugtag für “Hilfe
für Kids”
City-Tower, Landsberger Str. 110
www.hilfe-fuer-kids.de, Anmeldung
bis 13.12. unter Tel 51 41 06-12
18.12., 19.30 Uhr
Internationaler Tag der Migranten
Tollwood-Weltsalon
www.kjr-m.de und
www.weltsalon.de/reservierung
12.1., 20.30 Uhr
Carolin No - sinnliche Musik,
die alle Schubladen sprengt
Spectaculum Mundi
www.spectaculum-mundi.de
15.-17.1.
Münchner Ganztagsbildungskongress
Kongresshalle der Alten Messe
www.kjr-m.de
18.1., 20.30 Uhr
VoiceBreak - die besten A-Cappella-Newcomer
aus dem Münchner Raum
Spectaculum Mundi
www.spectaculum-mundi.de
19.1.
SIMPLY SOUL – der Name ist Programm
Spectaculum Mundi
www.spectaculum-mundi.de
22.1.,
9.15-13 Uhr
Fachtag: Armut bei Kindern und
Jugendlichen in München
DGB-Haus,
Schwanthalerstr. 64
www.kjr-m.de
25.-27.1., 20 Uhr
Singphonie in Concert ein Abend mit Musicalmagie
Spectaculum Mundi
www.spectaculum-mundi.de
30.1., 11 Uhr
Vernissage: „KUKS: Kinder, Kunst und Schule“
Galerie 90, Paul-Heyse-Str. 22
www.kjr-m.de
30.1., 16 Uhr
Vernissage: „Was macht dein Leben
lebenswert?“
Galerie 90, Paul-Heyse-Str. 22
www.kjr-m.de
2.2., 20.30 Uhr
The René Walden BigBand presents „Great Jazz
Classics“ featuring Nina Plotzki (Vocals)
Spectaculum Mund
www.spectaculum-mundi.de