Heinrich von Herzogenberg Die Geburt Christi
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Heinrich von Herzogenberg Die Geburt Christi
Schola Zeitung Für die Freunde der Schola Cantorum Wettingensis • Oktober 2014 Heinrich von Herzogenberg Die Geburt Christi Taktvoll Bei uns geben Sie den Ton an. Aargauische Kantonalbank Bahnhofplatz 2 5401 Baden 056 556 66 01 oder www.akb.ch Inhalt Singen Sie mit in unseren Adventskonzerten! Editorial 5 Wer war Heinrich von Herzogenberg? Ein Musiker mit adligen Vorfahren 7 Das tote Haus ist ins Leben zurückgekehrt Herzogenbergs Haus «Abendroth» in Heiden 8 Die Konzertdaten Auführungsdaten und Billettverkauf 9 Auf Sonntag lade ich den lieben Gott ein Die Entstehung des Weihnachtsoratoriums «Die Geburt Christi» 10 Die Solisten Sechs Solisten erzählen die Weihnachtsgeschichte 12 Der Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil Ein kleines, aber feines Ensemble 14 Die Schola Cantorum Wettingensis Der Konzertchor und sein Musikalischer Leiter 15 Das Orchester Collegium Cantorum Das Orchester ist auf die Chorbegleitung spezialisiert 16 Im Konzert selten zu hören: das Harmonium Eine merkwürdige Erscheinung unter den Tasteninstrumenten 17 Die Stimme ist mein Hauptinstrument Porträt Denise Frey 18 Schuberts As-Dur-Messe Foto-Impressionen der Konzerte in Königsfelden 20 Ausblick auf die Schola-Konzerte 2015 Felix Mendelssohns «Paulus» 22 Scherzo 22 Rätsel 23 Impressum 23 Illustration auf der Titelseite: Tilman Riemenschneider, Verkündigungsengel, um 1500. 3 Polyhymnia, die Muse des Gesangs auf einer griechischen Vase, um 450 v. Chr. 4 Singen Sie mit in unseren Adventskonzerten! Liebe Leserinnen und Leser Wann haben Sie jemals erlebt, dass Sie – im Publikum sitzend – in einem Konzert mit klassischer Musik mitsangen? In den beiden Adventskonzerten 2014 der Schola Cantorum Wettingensis sind Sie freundlich eingeladen, gerade dies zu tun. Heinrich von Herzogenbergs Weihnachtsoratorium «Die Geburt Christi» sollte nach seinem Willen nicht reine Konzertmusik sein. Als Brücke zwischen Auführenden und Hörern, Künstlern und Publikum, setzte er den gemeinsam gesungenen Choral ein. In den Auführungen werden in vier Chorälen nicht nur der Chor der Schola Cantorum Wettingensis und der Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil, sondern auch die Musiker, der Dirigent und das Publikum mitsingen. Damit alle mitmachen können, werden die entsprechenden Noten und Texte im Programmheft abgedruckt. Das Werk steht an der Kreuzung zwischen Johann Sebastian Bach, dessen Kompositionen Herzogenberg intensiv studierte, und der kühnen Harmonik der Spätromantik. Chorsätze von grosser Mannigfaltigkeit, in denen der Komponist eine Fülle bekannter Weihnachtslieder bearbeitete, verleihen dem Werk einen volkstümlichen, aber auch tief bewegenden Charakter. Herzogenbergs Weihnachtsoratorium wurde am dritten Adventssonntag 1894 in Strassburg uraufgeführt. Ein Chormitglied, das bei dieser Auführung mitsang, schrieb: «Am 16. Dezember 1894 durften wir es zum erstenmale aus dem Manuskript zur Auführung bringen, beim Schimmer der Christbäume, vor einer Gemeinde von weit über zweitausend Köpfen, die den letzten Platz der Thomaskirche füllte. Es war ein Eindruck, wie wir ihn bei allem Schönen und Erhebenden, das uns bisher so reichlich zuteil geworden ist, doch noch niemals empfangen hatten.» In seinem Oratorium verlangt Herzogenberg zusätzlich zu einem gemischten Chor einen Kinderchor. Ich freue mich sehr, dass der Jugendchor WohlenschwilMägenwil zum zweiten Mal in Konzerten der Schola mitwirken wird – wiederum einstudiert von Elisabeth Fischer. Bereits in den Weihnachtskonzerten 1996 der Schola sang der Jugendchor in Arthur Honeggers «Une Cantate de Noël» und trug damals viel zum grossen Erfolg der Auführungen bei. Und, wer weiss, vielleicht singt die eine oder andere junge Sängerin später in der Schola Cantorum Wettingensis als Sopranistin oder Altistin mit! Apropos Mitsingen: Wenn Sie, liebe Leserin und lieber Leser, nicht nur in Herzogenbergs «Die Geburt Christi» gemeinsam mit uns singen möchten, sind Sie als Sängerin oder Sänger in der Schola sehr herzlich willkommen. Nach den Adventskonzerten 2014 werden wir Felix Mendelssohns «Paulus» einstudieren und Ende Mai 2015 in zwei Konzerten in der Stadtkirche Baden auführen – ein grossartiges und faszinierendes Werk nicht nur für die Chorsänger, sondern auch für die Solisten, das Orchester, den Dirigenten und natürlich für die Zuhörerinnen und Zuhörer. Fühlen Sie sich angesprochen? Möchten auch Sie von der Muse des Gesangs geküsst werden? Sie verleiht uns die Begeisterung für den Chorgesang, den «enthusiasmos», der sich im Konzert auf das Publikum überträgt und es bewegt und verzaubert. Sie können während ein bis drei Chorproben – jeden Dienstag von 19.30 bis 22.00 Uhr im Schulhaus Zehntenhof in Wettingen – unverbindlich «Schola-Luft» schnuppern. Anschliessend entscheiden Sie, ob Sie Mitglied der Schola werden wollen. Sie können aber auch als Gastsängerin oder Gastsänger im Projekt «Paulus» mitmachen. Die Kontaktadresse inden Sie auf der Rückseite dieser Schola-Zeitung. Übrigens: Heinrich von Herzogenbergs Weihnachtsoratorium «Die Geburt Christi» wird erstmals im Kanton Aargau aufgeführt. Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, dieses wunderbare Werk kennen zu lernen – und mitzusingen. 5 Editorial: Sigi Loretz 6 Wer war Heinrich von Herzogenberg? Herzogenberg, geboren am 10. Juni 1843 in Graz, entstammte einem französischen Adelsgeschlecht (Picot de Peccaduc). Seine Vorfahren emigrierten in der Revolutionszeit nach Österreich, traten in die Dienste der Donaumonarchie und führten seit 1811 den eingedeutschten Namen von Herzogenberg. Nach der Schulzeit in seiner Geburtsstadt Graz studierte Heinrich von Herzogenberg in Wien sowohl Jura an der Universität als auch Komposition am Konservatorium. Über seinen Kompositionslehrer Dessof kam er in Kontakt mit Johannes Brahms. In der adligen Wiener Gesellschaft lernte er seine Frau Elisabeth von Stockhausen kennen, Tochter des hannoverschen Gesandten am Hofe, eine musikalisch hochbegabte Frau, die Klavierschülerin von Brahms war. Nach einigen Jahren freischafenden Künstlertums in Graz zogen die Herzogenbergs 1872 nach Leipzig in die damals lebendigste Musikmetropole Deutschlands. Entscheidend wurde hier die Bekanntschaft mit Philipp Spitta, dem Verfasser der epochalen Bach-Biograie (1873). Auf seine Anregung hin wurde 1875 der BachVerein gegründet mit dem Ziel, die bis dahin kaum aufgeführten Kantaten Bachs in Konzerten vorzustellen. Seit 1876 leitete Herzogenberg den Chor, was zu einer äusserst intensiven Beschäftigung mit dem Werk des Thomaskantors führte und seinen Kompositionsstil wesentlich beeinlusste. Aus der Bekanntschaft beider Herzogenbergs mit Brahms resultierte ein reger Briefwechsel mit Austausch von Kompositionen und die Gastfreundschaft der Herzogenbergs für Brahms bei dessen Leipziger Auftritten. Der schon bald nach Berlin an die Musikhochschule berufene Philipp Spitta holte 1885 seinen Freund Herzogenberg als Professor für Komposition in die deutsche Hauptstadt nach, die erste hauptberuliche Tätigkeit Herzogenbergs. Das kinderlos gebliebene Ehepaar Herzogenberg verband eine enge Freundschaft mit der Familie Spitta. Deren sommerlicher Urlaubsort war Heiden (via Kurswagen der Reichsbahn), wodurch auch die Herzogenbergs hierher fanden. Im Herbst 1891 beschlossen sie, in Heiden ein Haus zu bauen für die Sommeraufenthalte und den Ruhestand. Tragischerweise verstarb die an einer Herzkrankheit leidende Elisabeth 44-jährig im Winter vor der Fertigstellung, so dass der Witwer allein in das gemeinsam entworfene Haus einziehen musste, dem er den Namen «Abendroth» gab. Seit dem Sommer 1893 weilte regelmässig als Gast in Hei- den bei Herzogenberg der Strassburger Theologieprofessor Friedrich Spitta, ein jüngerer Bruder von Philipp Spitta und engagierter Förderer der Kirchenmusik. Vollends nach dem überraschenden Tod Philipp Spittas im April 1894 wurde diese Beziehung zum Lebenselexier des ziemlich schwer an Rheuma leidenden Herzogenberg. Er wandte sich nun vor allem der Komposition von Kirchenmusik zu, nachdem er zuvor viel Kammermusik in unterschiedlichen Besetzungen, Chor- und Sololieder, aber auch zwei Sinfonien und ein Violinkonzert geschrieben hatte. In den Heidener Sommern entstanden zum Beispiel 1893 die Liturgischen Gesänge op.81, 1894 das Oratorium Die Geburt Christi op.90, 1897 die Choralkantate «Gott ist gegenwärtig» und 1898 schliesslich als über zweistündiges opus maximum «Die Erntefeier op. 104». Die fortschreitende Krankheit zwang Herzogenberg immer wieder zur Unterbrechung seiner Berliner Lehrtätigkeit. Schliesslich siedelte er nach einigen Kuraufenthalten vollständig nach Wiesbaden über, wo er am 9. Oktober 1900 überraschend verstarb. Text: Konrad Klek Bild linke Seite: Heinrich von Herzogenberg, 1894. Bild links: Elisabeth von Herzogenberg. 7 Das tote Haus – ins Leben zurückgekehrt Am Ende des 19. Jahrhunderts führte der Lebensweg von Herzogenberg für weniger als ein Jahrzehnt nach Heiden. Sein traumhaft schön gelegenes Haus Abendroth wurde zum Ausgangspunkt für eine bemerkenswerte Renaissance des fast vergessenen Komponisten und seiner Musik. Text: Konrad Klek Der Heidener Hotelier Andres Stehli stiess im Jahre 1996 auf eine «Reiseerinnerung» des deutschen Dramatikers Ernst von Wildenbruch, die im Oktoberheft 1902 der Deutschen Rundschau erschienen war, einem Monatsblatt, das seinerzeit zur Standardlektüre von deutschen Bildungsbürgern gehörte. Unter dem Titel Das tote Haus am Bodensee berichtete Wildenbruch da, eingepackt in ein ausführliches Lamento ob der Realpräsenz des Todes in Natur und menschlichen Beziehungen, über seinen Besuch in einem verlassenen Haus in Heiden, das Heinrich von Herzogenberg 1891/92 hatte erbauen lassen und bis zu seinem Tod im Jahre 1900 als Sommerresidenz bewohnte. Wildenbruch war zu Leb- Bild oben: Heiden um 1900. Bild rechts: Der ursprüngliche Namenszug unter dem Giebel des Hauses. 8 zeiten Herzogenbergs der Einladung zum Besuch nicht gefolgt und kam nun, im Sommer 1902, zwei Jahre zu spät. Während eines Gewitters tappte er im Dunkeln durch die unveränderten, aber menschenleeren Räume des feinsinnig nach Plänen des Hausherrn gestalteten Holzhauses und vermengte diese Eindrücke dann in seiner alsbald verfassten Schrift mit nicht sehr präzisem Wissen über das persönliche Geschick Herzogenbergs und zeichnete so von dieser Künstlerexistenz das bedauernswerte Bild einer «Tragödie». Das «tote Haus» schien ihm symbolträchtig für das ganze Leben Heinrich von Herzogenbergs. Für Andres Stehli lüftete sich mit dem Wildenbruch-Text ein Geheimnis. Das «tote Haus», sozusagen richtig romantisch am Waldparkrand mit Blick auf den Bodensee gelegen, war tatsächlich über das ganze Jahrhundert hinweg ein totes Haus geblieben. Selten nur waren die Fensterläden geöfnet, und kaum jemand in Heiden wusste etwas über die Besitzer, geschweige denn über den Erbauer. Seit Jahrzehnten war es im Besitz von Auslandschweizern, die auf Mallorca lebten und nur gelegentlich ein paar Tage oder Wochen in Heiden verbrachten. Jetzt hatten sie das Haus modernisiert und dem mit seiner Pension Nord in der Nachbarschaft residierenden Andres Stehli ein altes Klavier daraus geschenkt: Blüthner – Leipzig, 1897, nicht von schlechten Eltern ... Erste Erkundigungen über Heinrich von Herzogenberg, der in den gängigen Musiklexika durchaus verzeichnet ist, brachten Stehli weiter und machten neugierig auf diesen Künstler, der zumindest als Mitglied des engeren Freundeskreises um Johannes Brahms Interesse beanspruchen konnte. Im Juni 1997 entschlüsselte Stehli mit einem kleinen Beitrag im Heidener Gemeindeblatt «aufwind» auch für die Mitbürger das Geheimnis des «toten Hauses». Diesem Fingerzeig auf das Haus als Repräsentant einer «kurzen, glanzvollen Zeit unserer Ortsgeschichte» folgten, ermöglicht durch den auf glückliche Umstände zustande gekommenen Kontakt mit Herzogenberg-Forschern in Deutschland, umfangreiche Recherchen und Planungen für eine auf das 100. Todesjahr zu terminierende Herzogenberg-Renaissance in Heiden. Am 2. Juli 2000, beim Eröfnungsakt des Herzogenberg-Zyklus 2000, öfneten sich (stimmungsvoll bei einem wie abgesprochenen Abendrot am Westhimmel) denn auch demonstrativ vor den Augen Hunderter die Fensterläden des geheimnisvollen Hauses »Abendrot» – wie es als Name gemäss der ursprünglichen Benennung am Hausgiebel immer noch zu lesen war. Aus dem «toten Haus» tönte nun Musik seines Erbauers. Es war ins Leben zurückgekehrt. Seither steht in Heiden nicht nur ein Wegweiser «Zur Villa Abendrot» am Abzweig zur Nordstrasse, es weiss nun auch wirklich jedes Kind, dass es in Heiden neben Henry Dunant noch einen weiteren eigentlich grossen Namen gibt. Heinrich von Herzogenberg ist als Pfand entdeckt, mit dem die Gemeinde Heiden wuchern kann, eine unfangreich mit Informationen zu Leben und Werk bestückte homepage «Herzogenberg und Heiden» (www.herzogenberg.ch) dient als Anlaufstelle für Herzogenberg-Interessierte aus aller Welt. Weitere Herzogenberg-Tage in den Jahren 2001, 2002 und 2004 sind erfolgreich über die Bühne gegangen. Am 3. April 2004 wurde mit gut 80 Gründungsmitgliedern die Internationale Herzogenberg-Gesellschaft mit Sitz in Heiden konstitutiert. Im Mai 2005 werden die Herzogenberg-Tage erstmals in das Bodenseefestival integriert. Bild links: Herzogenbergs Wohnzimmer im Haus «Abendroth». Adventskonzerte 2014 Heinrich von Herzogenberg 1843–1900 Die Geburt Christi Bild rechts: Am 2. Juli 2000 wurden die Fensterläden am Haus «Abendroth», die während Jahrzehnten geschlossen waren, in einer feierlichen Zeremonie geöfnet. Weihnachtsoratorium Barbara Böhi, Sopran | Sara Maurer, Alt Richard Resch, Felix Rienth, Tenor Johannes Michael Blume, Bass Yongfan Chen-Hauser, Bass Schola Cantorum Wettingensis Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil (Einstudierung: Elisabeth Fischer) Orchester Collegium Cantorum Hans Zumstein, Orgel Roland Fitzlaf, Leitung Samstag, 29. November 2014, 20.15 Uhr Sonntag. 30. November 2014, 16.00 Uhr Stadtkirche Baden Billettverkauf Musik Eglof, Neustrasse 30, Wettingen Telefon 056 426 72 09 www.schola.ch | Abendkasse Billettpreise: CHF 50 | 40 | 30 Jugendliche von 12 bis 18 Jahren: CHF 20 Kinder bis 12 Jahre: CHF 10 9 Auf Sonntag lade ich den lieben Gott ein Friedrich Spitta, Strassburger Theologieprofessor und Verfasser des Textes zu Heinrich von Herzogenbergs Weihnachtsoratorium «Die Geburt Christi», schrieb einen amüsanten Bericht über die Entstehung des Werks und seine Zusammenarbeit mit dem Komponisten. Text: Friedrich Spitta. Aus «Montasschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst», 1912. Bild: Autographe Partitur von Heinrich von Herzogenberg. Im Sommer 1894 war ich für einige Wochen Herzogenbergs Gast in seinem Landhaus in Heiden, dem er den Namen «Im Abendroth» gegeben, in das er so manchen seiner Freunde zu stillem Geistesaustausch eingeladen mit den Worten, die über dem Eingang den Kommenden grüssten: «Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.» Hier besprachen wir, auf der freien Höhe des Appenzeller Landes mit dem weiten Blick auf den Bodensee und das dahinter gelegene schwäbische Land, mancherlei Pläne, die ich für die evangelische Kirchenmusik hatte und zu deren Realisierung ich seine Kunst in Bewegung setzen zu können hofte. Er hatte bereits in den drei Heften großzügiger Liturgischer Gesänge für Advent, Epiphanias und Passion einen Teil meiner Wünsche erfüllt. Jetzt lag es mir besonders an, ihn für den Plan eines Weihnachtsoratoriums zu interessieren. Seinem Einwand gegenüber, dass wir ja das von Johann Sebastian Bach besässen, dem Konkurrenz zu machen ein eitles Unterfangen sei, begegnete ich mit dem Hinweis auf dessen Umfang, technische Schwierigkeit und Kostspieligkeit im Beschafen von Solisten und Orchester. Vor meiner Seele stand ein mit den einfachsten Mitteln ausführbares Werk, das den bunten, stillosen Programmen unserer Kirchenchöre zur Weihnachtszeit entgegentreten könnte und deren kirchliche Feiern auf ein höheres künstlerisches Niveau zu heben imstande wäre. 10 Nach manchem Hin- und Herdisputieren – er war ein Meister in geistreicher, inhaltsvoller Diskussion – ing er an, sich für den Plan zu erwärmen. «Schafe mir einen Text», bat er. «Das soll sofort geschehen». Bibel und Gesangbuch hatte ich im Kopfe, Boehmes deutsche Volkslieder fand ich auf seinem Schreibtisch. Die Idee des Ganzen lebte längst in mir. So wurde denn in sehr kurzer Zeit die Textunterlage geschafen, die bei der späteren Veröfentlichung des Werkes sehr wider meinen Willen als meine Schöpfung genannt worden ist. Im Verhältnis zu den ebenfalls von mir stammenden, aber erst nach langer Überlegung zustande gekommenen Texten zu Herzogenbergs zweiteiliger Passion und zu seinem letzten großen Werke, der Erntefeier, ist der zum Weihnachtsoratorium schnell hingeworfen. Aber der Komponist war zufrieden, und so quälte ich ihn nicht weiter mit Änderungsvorschlägen, die noch in mir aufstiegen. Ich hatte ihm grösste Einfachheit der Mittel eingeschärft: ohne das könne der Zweck, den ich im Auge hatte, nicht erreicht werden. Vierstimmiger Chor, leichte Soli, Orgel- bzw. Harmoniumbegleitung, damit müsse die Sache gemacht werden. Herzogenberg wand sich etwas unter diesen harten Aulagen. Endlich bei der Heimkehr von einem Nachmittagsspaziergang nach einer der schönen sauberen Wirtschaften des Appenzeller Landes, wo er meinen störrischen Sinn zu erweichen versucht hatte durch ein Glas Land- wein und den guten Käs, den der richtige Appenzeller bekanntlich mitsamt dem Teller zu essen plegt, rückte er vor: «Ohne ein Streichquartett kann ich die Komposition nicht machen, wie sie mir im Sinn liegt.» Ich fuhr auf: «Das ist wider die Verabredung». Er meinte: «Was hat denn das zu sagen? Ein paar Bieriedler indet man auf jedem Dorfe; auf diese Weise wird die Auführung des Werkes auch in den kleinsten Verhältnissen nicht in Frage gestellt werden.» Und nun ing er an, wie man für gewisse Wirkungen eben mit dem langweiligen, zähen Tone eines Harmoniums nichts erreichen könne. Ich musste nachgeben. Am nächsten Tage befanden wir uns auf einem Spaziergang in einem der schönen Tobel, die mit ihren baumreichen Wänden das grüne Weideland so malerisch unterbrechen, als er auf einmal stehen blieb, mich mit einem überaus komischen Blick von der Seite ansah und sagte: «Eine Oboe wirst Du mir doch wohl noch schenken.» Zunächst war ich starr über eine solche Durchbrechung unserer Vorbedingung; dann rief ich: «Fordere nur lieber ein ganzer Bläserchor! Das ist der beste Weg, auf dem wir unseren bescheidenen Kirchenchören ein ihren Verhältnissen entsprechendes Weihnachtsoratorium beschafen können.» Er aber blieb bei seiner Ansicht und versicherte, er würde ausserdem nichts fordern, und ich würde schon zu der Erkenntnis kommen, dass diese eine Oboe, die man ja in jedem beliebigen Tanzorchester auftreiben könne, von solcher Bedeutung sei, dass ich ihm hinterher sicher meine Verzeihung nicht vorenthalten werde. Und er hat Recht behalten. Das Auftreten dieses einzigen Blasinstruments im dritten Teile, wo Hirten und Kinder zur Krippe eilen und dem Kindlein vormusizieren, ist von solcher poetischen und humoristischen Wirkung, dass durch dieses neue Mittel das Werk über das Gloria der Engel hinaus eine ganz ungeahnte Steigerung erfährt. Wieviel Freude und Behagen hat diese einzige Oboe schon verbreitet bei den Zuhörern und vor allem bei den mitsingenden Kindern, denen sich der Oboist als getreuer Ekkart zugesellt und sie schliesslich durch die Fluten des Schluss-Doppelchores sicher hin- durchgeleitet mit ihrem Choral: «Er ist auf Erden kommen arm, dass er unser sich erbarm.» Nun war Herzogenberg mit mir fertig. Für die Umwelt wurde er ungeniessbar, da er nur noch in dem werdenden Weihnachtsoratorium lebte. Am letzten August oder ersten September verliess ich Heiden und hofte etwa in einem Monat zu hören, wie es mit der Komposition des Werkes weiter gehe. Statt dessen erhielt ich um den 26. September ein Telegramm: «Komme morgen mit Weihnachtsoratorium, sorge für einen kleinen Chor.» Ich traute meinen Augen nicht, und doch war es so. Am nächsten Tage rückte er mit der vollständigen Partitur des Weihnachtsoratoriums an. Ein kleiner Kreis von Musikfreunden hörte es sich an und versuchte, so viel man über die Schultern des Spielenden hinweg von den Stimmen aus den mit seiner klaren Handschrift ohne Korrektur hingestellten Noten erhaschen konnte, mitzusingen. «Wollt ihrs zu Weihnachten singen, dann werde ich sofort Stimmen herstellen lassen.» Wir wollten, und so geschah es denn. Schnell lebte sich der Chor in seine neue Aufgabe ein; und hatte Herzogenberg, als er am 13. oder 14. Dezember ankam, auch noch vieles auszusetzen, besonders am Orchester, so überwand seine ruhige Freundlichkeit die Schwierigkeiten schneller, als die stürmische Ungeduld des Verfassers dieser Zeilen. Es war ihm ernst mit dem, was er mir einige Tage vorher geschrieben hatte: «Auf Sonntag lade ich den lieben Gott ein.» Nach der Urauführung, die am 16. Dezember 1894 unter der Leitung des Komponisten stattfand, schrieb Herzogenberg seinem Freund Friedrich Spitta: «Und wenn ich des Augenblicks gedenke, als meine Musik durch die ganze Thomaskirche lutete, vom Altar zur Orgel und wieder zurück, geschwellt von dem unvergesslichen Unisono der Gemeinde, dann erlebte ich eine Stunde, deren sich kein noch so beliebter Komponst unserer Tage zu rühmen hätte.» 11 Bild links: Titelblatt der Erstausgabe, 1895. Rechts: Die Kirche St. Thomas in Strassburg, wo die Urauführung der Geburt Christi stattfand. Die Solisten in den Adventskonzerten der Schola. Barbara Böhi, Sopran Sieben Jahre alt war ich, als ich zum ersten Mal in der vordersten ParkettReihe im Zürcher Opernhaus sass. Fasziniert von diesem Gesang wusste ich sofort: So wie die da vorne singen, das will ich auch! Dieses Lebensziel leitete mich durch all die Jahre meiner gesanglichen und musikalischen Entwicklung. Ob im KKL, der Tonhalle oder der Katholischen Kirche Schattdorf – als Solistin in einem Chorkonzert mitwirken zu dürfen, erfüllt mich jedesmal mit Ehrfurcht, da ich weiss, wieviel der Dirigent, sein Chor und das Orchester an Vorbereitung leisten und wie gross die Vorfreude und die Erwartung auf die Konzerte sind. Seit ein paar Jahren bin ich in der glücklichen Lage, zwei Pianisten zu haben, mit denen ich regelmässig in Liederabenden konzertiere. Mit dem Pianisten und Komponisten Martin Derungs haben wir an der Musikabteilung der Zentralbibliothek Zürich manche Schätze gehoben und ich singe gerne seine Werke. Mit Raphael Staubli, der am liebsten auf dem Hammerlügel begleitet, komponieren wir immer wieder besondere Liederabende. Täglich freue ich mich an dem, was frühere Komponisten erschafen haben. Daraus hat sich eine grosse Neugier für die neu entstehende Musik entwickelt. Bei Urauführungen mitzuwirken, wenn neue Werke das Licht der Welt erblicken, inde ich sehr spannend. Die intensive Zusammenarbeit mit den beiden liebe ich sehr. Leidenschaft für das Singen, die Musik, und ein unbändiges Interesse für Neues sind mir eigen. Ich schätze mich glücklich und privilegiert, dass ich heute so singen darf, wie damals die da vorne. 12 Sara Maurer, Alt Geboren und aufgewachsen bin ich in Sion. Meine Muttersprache ist französisch. Mit knapp achtzehn Jahren habe ich eine erste Ausbildung als Schauspielerin an der Scuola Teatro Dimitri begonnen und mit Diplom abgeschlossen. Es folgte ein mehrjähriges Theaterengagement in der Westschweiz. Zu der Zeit begann ich Gesangsunterricht zu nehmen und hatte auch meine ersten Auftritte als singende Schauspielerin. Anschliessend besuchte ich drei Jahre lang die Gesangsklasse von Ursula Buckel am Conservatoire supérieur de Musique de Genève. Weitere Lehrer in meiner Gesangsausbildung waren Dennis Hall, Glenys Linos sowie Daniel Fueter. Ende der neunziger Jahre hörte ich vom Lichtenberger Institut für Angewandte Stimmphysiologie. Ich war so begeistert, dass ich sofort mit der dreijährigen Fortbildung begann und diese 2005 mit Zertiikat abschloss. Die Lichtenberg Methode nach Gisela Romert hat meine 1991 begonnene Tätigkeit als Gesangs-und Stimmpädagogin erheblich erweitert und bereichert. Neben meinem Einzel- und Gruppenunterricht bin ich immer wieder als Stimm-Coach für Ensembles und Chöre tätig. Ich habe viel Barockmusik gesungen, u.a. mit Instrumentalisten wie Margarete Kopelent, Rebeka Ruso, Bettina Marugg, Andreas Schlegel, habe als Solistin an diversen Projekten und Urauführungen teilgenommen (aus Barock und Romantik, der zeitgenössischen Musik, der Volksmusik und mit Chansons), war an CrossoverProjekten beteiligt mit u.a. Marianne Schuppe, Hans Hassler, Antonella Lalli, Paolo Vignoli. Richard Resch, Tenor Seine erste musikalische Ausbildung erhielt der Tenor bei den Regensburger Domspatzen. Nach dem Abitur studierte er zunächst Elementare Musikpädagogik und Gesangspädagogik, sowie Klavier an der Hochschule für Musik in Augsburg u.a. bei Agnes Habereder. Seit 2006 studiert er zusätzlich Gesang bei Prof. HansJoachim Beyer, sowie seit 2008 bei Edda Sevenich am Leopold-MozartZentrum der Universität Augsburg. Seine Ausbildung wird ergänzt durch zahlreiche Meisterkurse u.a. bei Regina Resnik, Udo Reinemann, Wolfram Rieger, Gerd Türk, sowie Oratorienklassen bei Hans-Jörg Albrecht und Frieder Bernius. Beim internationalen Gesangswettbewerb «Toti dal Monte» in Treviso wurde er 2009 mit einem Sonderpreis als jüngster Finalist ausgezeichet, und er ist Preisträger des internationalen Opernwettbewerbes «Kammeroper Schloss Rheinsberg» 2010. Er gastierte u.a. mehrmals am Theater Augsburg, am Prinzregententheater in München, am Staatstheater Braunschweig, sowie am Teatro Communale di Treviso und konnte bereits mit vielen namhaften Musikern und Orchestern zusammenarbeiten, u.a. mit dem Augsburger Philharmonischen Orchester, dem Barockorchester «La Banda», dem Bergen Filharmoniske Orkester, der Neuen Münchener Hofkapelle, dem Bachkollegium Stuttgart und dem Radio-Sinfonieorchester des SWR unter Dirigenten wie Christoph Eschenbach, Christopher Hogwood und Helmuth Rilling. Zahlreiche Konzerte und Rundfunkübertragungen führen ihn durch ganz Europa, wie z.B. ans Konzerthaus Berlin und die Haakonshallen in Bergen, sowie nach China. Felix Rienth, Tenor Der Schweizer Tenor Felix Rienth erhielt seine erste stimmliche Ausbildung in der Knabenkantorei Basel. Nach der Matur studierte er Hispanistik und Germanistik, bevor er sich ganz dem Gesang zuwandte. Sein Gesangsstudium absolvierte er bei Heidi Wölnerhanssen in Basel und erlangte 2000 das Operndiplom am «Schweizer Opernstudio» der Hochschule der Künste Bern. Wertvolle Impulse erhielt er vom schwedischen Tenor Hans Dornbusch, langjähriger Solist an der Königlichen Oper Stockholm. Seit 2011 wird er stimmlich von Richard Levitt von der Schola Cantorum Basiliensis betreut. Felix Rienth, der bereits als Knabensopran unter Armin Jordan am Theater Basel als «Erster Knabe» in Mozarts «Zauberlöte» debütierte, wird heute als Tenor für die grossen Oratorienwerke in der Schweiz und in ganz Europa engagiert. So hat er unlängst Mendelssohns «Elias» in Lissabon, Mendelssohns «Lobgesang» in der Kölner Philharmonie, Mozarts «Requiem» mit dem MozarteumOrchester in Salzburg, Telemanns «Brockes-Passion» in Graz, Schumanns «Paradies und die Peri» in der Victoria Hall Genf gesungen und ist zu bedeutenden Festivals der Alten Musik, eingeladen worden. Er ist in den grossen Konzerthäusern der Schweiz, wie Tonhalle Zürich, Musiksaal Basel, Victoria Hall Genf aufgetreten und hat dadurch mit den wichtigen Orchestern des Landes gearbeitet, an der Seite renommierter Sänger wie Nuria Rial, Brigitte Fournier, Martin Oro, Philippe Huttenlocher, Michel Brodard, wie auch mit den Spezialisten der Alten Musik, Frans Brüggen, Eduardo López Banzo und Gabriel Garrido. Johannes Michael Blume, Bariton Der in Zürich und Betschwanden GL lebende Künstler studierte Gesang an der Musikhochschule Detmold bei Dorothea Liss und bei Gisela Rohmert. Um sich zu spezialisieren, folgte ein künstlerisches Studium für Alte Musik an der Hogenschool voor de Kunsten in Amsterdam bei Peter Kooij und Max von Egmond. Das Repertoire des Künstlers liegt vor allem im Bereich Kirchenmusik mit dem Schwerpunkt Barockmusik in historischer Auführungspraxis. Neben vielfältigen Konzertverplichtungen als Solist in Deutschland ist Johannes Michael Blume seit 2003 in der Schweiz als Konzertsänger tätig. Hier sang er Konzerte mit Christoph Cajöri, Ulrich Meldau, Josef Zaugg, Michael Kobelt, Lorenz Ganz, Moana Labbate, Thomas Rink, Daniel Schmid, Joachim Krause und vielen weiteren Dirigenten. Zusammenarbeiten als Chorist und Ensemblesänger unter der Leitung von H. Max, J. Savall, S. Kuijken und H. Rilling und mit verschiedensten Schweizer Formationen und Chören (Johann Sebastian Bach-Stiftung St. Gallen: Leitung Rudolf Lutz, Bachensemble Zürich: Leitung Ueli Meldau, Ensemble Corund: Leitung Stephen Smith, Schweizer Kammerchor: Leitung Fritz Näf, Ensemble Leonardo: Lteitung Nicolas Fink, Basler Madrigalisten: Leitung Raphael Immoos). Yongfan Chen-Hauser, Bass Yongfan Chen-Hauser stammt aus Shanghai/China, wo er seine erste Gesangsausbildung erhielt. Ab 1987 setzte er seine Studien in Chicago und bei Nicola Rossi-Lemeni in Bloomington fort. Nach Erhalt seines Master’s Degrees 1990 übersiedelte er in die Schweiz und bildete sich bei Josef Metternich und Ubaldo Gardini weiter. In den vergangenen rund 20 Jahren war er zuerst Ensemblemitglied des Tiroler Landestheaters Innsbruck und dann des Theaters Biel- Solothurn und hat mehr als 60 Rollen in über 70 Opernproduktionen gesungen. Zu seinen Partien gehören zum Beispiel Sarastro, Bartolo, Alidoro, Basilio, Rodolfo, Raimondo, Sparafucile, Banco, Ferrando, Orbazzano, Don Alfonso, Il Commendatore, Il Conte di Walter, Timur, Il Grande Inquisitore, Sir Giorgio, Fürst Gremin. Ausserdem führte ihn seine Konzerttätigkeit in verschiedene Länder. So war er beispielsweise im Frühjahr 2014 in der Bass-Partie von Frank Martins Golgotha mit dem Bachchor Stuttgart zu hören. 13 Der Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil Text: Elisabeth Fischer Der Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil blickt in diesem Jahr auf 36jähriges Wirken seit der Gründung 1978 durch Elisabeth Fischer, die ihn auch leitet, zurück. Das kleine, aber feine Ensemble mit stets ca. 10 bis 14 begabten Mitgliedern konnte über all die Jahre Konstanz wahren, dies trotz der Tatsache, dass ein Jugendchor naturgemäss einer hohen Fluktuationsrate ausgesetzt ist. Neben all den Gottesdiensten und weltlichen Anlässen, die der Chor stets zur Freude des Publikums musikalisch bereichert, prägen viele ausserordentliche Erlebnisse seinen Weg. So nahm er an manchem Gesangsfest, auch ausserkantonal, teil und erreichte ausnahmslos Höchstnoten und hervorragende Expertenberichte. Er wurde zur Mitwirkung in speziellen Konzerten grosser Chöre eingeladen, erhielt vom Kanton den Auftrag zu Aufnahmen der Jubiläums-CD ‘Allons y Argovie’ oder ersang sich im Schweizerischen Jugendchorwettbewerb Auftritte in Radio und Fernsehen. An einem Schwei- zerischen Chorwettbewerb in Baden belegte er in seiner Kategorie den ersten Rang und in den seit ebenfalls 36 Jahren biennal stattindenden Adventskonzerten in Wohlenschwil, die stets die Kirche St. Leodegar Wohlenschwil mit Zuhörern füllen, ist der Jugendchor im Programm als Schmuckstück nicht wegzudenken. Sein Repertoire reicht vom kirchenmusikalischen über das volkstümliche zum Kunstliedgut. Bisweilen inden auch Gospels und Negro Spirituals ihren Platz. Stimmbildung und die Entwicklung von sängerischer Intelligenz sind in einem so kleinen Ensemble für jedes Mitglied äusserst wichtig und der Chorleiterin ein besonderes Anliegen. Es ist zu hofen, dass sich weiterhin interessierter Nachwuchs indet, der sich für kultivierten Gesang begeistern lässt, sich Qualitätsbewusstsein aneignen will und sein musikalisches Wissen und Können als grosse Bereicherung mitnimmt in das Erwachsenenleben. Der Jugendchor in Salzburg «Zusammen mit 2000 anderen faszinierten Menschen aus aller Welt erleben wir eine Auführung des berühmten Salzburger Adventsingens 2012 im Grossen Festspielhaus. Über Hundert Sänger, Musiker und Schauspieler erzählen uns auf eine ganz besondere Art die Weihnachtsgeschichte, ur- und volkstümlich im Dialekt, zurückhaltend, aber auch tief berührend. Wir sind alle beeindruckt. Die Erinnerung wird uns lange begleiten. – Mit einem gemeinsamen Schlummertrunk klingt dieser reiche Tag aus.» Bild oben: Elisabeth Fischer und der Jugendchor WohlenschwilMägenwil. Bild rechts: Der Jugendchor WohlenschwilMägenwil in Salzburg. 14 Die Schola Cantorum Wettingensis Mit ihren Auftritten in «babel-torre viva» im Rahmen von tanz&kunst königsfelden 2013, wo sie nicht nur Acappella-Lieder in verschiedenen Sprachen aus verschiedenen Epochen sang, sondern auch auf der Szene agierte, konnten die Schola und ihr Drigent Roland Fitzlaf sensationelle Erfolge feiern. Weitere Sternstunden der Schola waren – neben vielen Konzerten im Raum Baden-Wettingen – Auführungen mit den Dirigenten James Conlon und Daniel Barenboim an den Internationalen Musikfestwochen Luzern, in Abonnementskonzerten des Radio-SinfonieOrchesters Basel mit Nello Santi in Basel, in Abonnementskonzerten des Musikkollegiums Winterthur mit Alois Koch und Konstantin Keiser, Konzerte in der Tonhalle Zürich mit Joseph Haydns «Die Jahreszeiten» und das Eröfnungskonzert des Lucerne Festival 2002 mit Ivan Fischer. 2003 konzertierte die Schola mit den Berliner Symphonikern und dem Dirigenten Alois Koch in der Philharmonie Berlin, im Auditorium Stravinsky in Montreux und im KKL Luzern. Mit Josef Haydns «Die Schöpfung» durfte die Schola im Juni 2003 die «Trafohalle», den neuen Konzertsaal in Baden, festlich einweihen. Begeisterte Aufnahme beim Publikum fanden die Elias-Auführungen 2012, in denen die Schola das gewaltige Epos nicht nur musikalisch gestaltete, sondern das Geschehen mit eigens dafür zusammengestellten Bildern und zurückhaltend eingesetzten Lichtefekten visualisierte. 2006 erhielt die Schola den Anerkennungspreis der «Aargauischen Stiftung für Gesang und Musik». Den Grundstein zur heutigen Schola Cantorum Wettingensis legte der Wettinger Arzt und Musiker Dr. Oskar Spörri im Jahre 1949 mit der Grüdung des Chores «Schola Cantorum Maris Stella» – dies in Anlehnung an den Namen des früheren Zisterzienserklosters Maris Stella in Wettingen. Roland Fitzlaf, Leitung Seit September 2010 ist Roland Fitzlaf Musikalischer Leiter der Schola Cantorum Wettingensis. Er studierte an den Musikhochschulen Zürich und Luzern Kirchenmusik, Gesang sowie Chor- und Orchesterleitung und an den Universitäten Zürich und Reims Musikwissenschaft und Romanistik. Er ist als freischafender Konzertsänger und Dirigent verschiedenster Vokalformationen tätig. Er komponiert und arrangiert regelmässig vor allem im Bereich Vokalmusik. Text: Sigi Loretz Bild oben: Sängerinnen der Schola Cantorum Wettingensis. Bild links: Roland Fitzlaf. 15 Das Orchester Collegium Cantorum Text: Thomas Ineichen Das Orchester Collegium Cantorum wurde 1994 durch Thomas Ineichen gegründet und setzt sich aus Berufsmusikern vorwiegend der Region Zürich zusammen. Anfänglich als reines Begleitorchester der Kantorei Zürcher Oberland gedacht, wurde das Betätigungsfeld mit der Zeit immer mehr ausgeweitet. Seit seiner Gründung hat das Collegium Cantorum weit über 190 Konzerte gegeben. Das Repertoire des Orchester Collegium Cantorum umfasst inzwischen weit über einhundert Werke, darunter so bedeutende wie die «Schöpfung» oder die «Jahreszeiten» von Joseph Haydn, die «Matthäuspassion» und das «Weihnachtsoratorium» von Johann Sebastian Bach. Daneben kamen unter anderem das «Requiem» von Wolfgang Amadeus Mozart, der «Psalmus hungaricus» von Zoltan Kodaly oder auch das Oratorium «The Light of Life» von Edward Elgar sowie «Elias» und «Paulus» von Felix Mendelssohn zur Auführung. Eine intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Chören wie der Kantorei Zürcher Oberland, Kammerchor Zürcher Oberland, Kantatenchor Uster, Kammerchor Uster, Kantorei St.Peter Zürich, Kirchenchöre Hombrechtikon, Kirchenchor Stäfa, StephansChor Männedorf-Uerikon, Kantorei Rapperswil, Singkreis Wetzikon, Zürcher Sängerknaben, Konzertchor Zürichsee, Schola Cantorum Wettingensis, Ensemble cant‘animato, Engadiner Kammerchor und dem Chor der Stadtkirche Brugg prägte die letzten Jahre. Hans Zumstein, Orgel Nach der Ausbildung zum Primarlehrer studierte Hans Zumstein Musik in Zürich und Wien. Das Konzertdiplom für Orgel machte er bei Professor Anton Heiller. Hans Zumstein erhielt verschiedene Preise und Auszeichnungen und realisierte zahlreiche Aufnahmen. Er ist Organist und Chorleiter an der Stadtpfarrkirche Baden, Dozent an der Kirchenmusikschule Aargau und an der Schweizer Akademie für Musik und Musikpädagogik (SAMP) und dirigiert den Orchesterverein Bremgarten. Bis 2006 arbeitete er als Hauptlehrer für Musik an der Kantonsschule Baden. Bild oben: Das Orchester Collegium Cantorum. Bild rechts: Hans Zumstein. 16 Im Konzert selten zu hören: das Harmonium Das Harmonium ist wohl eine der merkwürdigsten Erscheinungen in der Geschichte der Tasteninstrumente. Es wird heute nur noch selten gebraucht, wie zum Beispiel in der bekannten «Petite Messe Solennelle» von Rossini oder eben dem Oratorium «Die Geburt Christi» von Herzogenberg. Über 150 Jahre lang wurde das 1840 vom Franzosen Alexandre François Debain erfundene Harmonium in grossen Stückzahlen und einer erstaunlichen Vielzahl von Bauformen hergestellt. Es wurde in Kirchen, Gemeindesälen und Schulen, zum häuslichen Musizieren und – eher selten – auch im Konzertsaal benutzt. Das Radio bediente sich seiner, ebenso das Stummilmkino. Seine Verwendung reichte von Chorbegleitung über die zahlreichen Bearbeitungen von Klavier- und Orchesterstücken aus Klassik und Romantik bis zur Salon- und Unterhaltungsmusik. Das Instrument ist in einem dem Kleinklavier ähnlichen Gehäuse untergebracht. Aufällig sind die beiden am Fuss des Gehäuses eingebauten Pedale, die der Spieler selbst im Wechsel tritt und damit Luft in einen Magazinbalg pumpt. Der Magazinbalg wird seinerseits von einer Feder zusammengedrückt und lässt über ein Ventil Luft gleich bleibenden Drucks in die Windlade einströmen. Je nach Ausstattung des Harmoniums mit weniger oder mehr Registern führen aus der Windlade entsprechende Kanäle in den so genannten Stimmstock, der Tonerzeugung des Harmoniums. In dem Stimmstock wird die Luft entsprechend der Registerzahl des Harmoniums auf mehrere Kanäle verteilt; die Kanäle können durch die mit den Registerzügen am Spieltisch verbundenen Ventile geöfnet oder geschlossen werden. Sind sie geöfnet, so strömt die Luft auf die Zungen und regt diese zur Schwingung an, sofern die ebenfalls an der Tonerzeugung, der Tonkanzelle, angebrachten Spielventile durch die Tastatur geöfnet werden. Da die Luft erst im Moment des vom Spieler verursachten Tastendrucks auf die Zungen strömen kann, beginnen diese erst wenig später zu schwingen, der Ton setzt also immer mit einer leichten Verzögerung ein. Ganz im Gegensatz zur weiten Verbreitung stand die Reputation des Harmoniums. Abgesehen von dem kleinen Kreis seiner Verfechter war die Begeisterung von Musikern und Komponisten eher gedämpft. Man benutzte das Instrument als Ersatz für etwas anderes, das gerade nicht zur Verfügung stand. In der Kirchenmusik trat es an die Stelle der Orgel, wo diese zu teuer oder zu gross gewesen wäre. Als häusliches Instrument hatte es, zumindest in den kleineren Bauformen, gegenüber dem Klavier den Vorzug des geringeren Preises und Platzbedarfs. Für manchen mag es auch reizvoll gewesen sein, sich ein wenig sakrale Atmosphäre zu Hause zu verschafen. Einige nennen es bisweilen ja auch «Hallelujaoder Psalmenpumpe» und das ist sicher noch nicht die abfälligste Benennung, die dem Harmonium zugedacht wurde. Um so seltener sind die Fälle, in denen es um seiner selbst willen geschätzt und gespielt wird. Hier seien als Beispiel die Kompositionen von Sigfrid Karg-Elert erwähnt, der sich sehr für das Harmonium eingesetzt hat. Überhaupt scheinen die der Orgel verplichteten Komponisten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts das Harmonium nicht völlig verachtet zu haben. Die überlieferten Stücke können aber in keinem Falle besondere Bedeutung im Gesamtwerk des jeweiligen Meisters beanspruchen. 17 Text: Thomas Ineichen Bild links: Harmonium von W. Sprössel in Leipzig, um 1870. Bild rechts: Einbau der Zungen, die in Schwingung geraten, wenn sie von Luft umströmt werden. Denise Frey: Die Stimme – mein Hauptinstrument Aufgezeichnet von Barbara Gobrecht Am 6. April 1978 wurde ich in Luzern geboren. Ich bin sozusagen in einer Fliegerfamilie aufgewachsen. Mein Vater war Pilot, meine Mutter Stewardess, meine Stiefmutter ebenfalls. Mein Bruder, zwei Jahre jünger als ich, ist inzwischen Pilot, seine Freundin Stewardess. Ich bin eigentlich die einzige in der Familie, die lieber mit dem Zug fährt. Warum? Ich bin nicht gern in der Luft, brauche Boden unter den Füssen. Sobald ich höher bin als etwa einen Meter, schlägt bei mir die Höhenangst ein. Aber im Wasser habe ich mich immer wohlgefühlt. Wenn ich Stress habe, gehe ich baden. Im Wasser kann ich wunderbar entspannen, ja nach grosser Anstrengung sogar mal einschlafen. Oder ich gehe laufen, wandern, am liebsten im Wald, und singe manchmal dazu. Ich erinnere mich an meine Feld-, Wald- und Wiesenkindheit in unserem 400-Seelen-Dorf. Stundenlang habe ich im Wald gespielt, bin auf Bäume geklettert, habe Hütten gebaut. Ich war ein eher ruhiges Kind, verträumt, introvertiert wahrscheinlich. Auch heute bin ich eher zurückhaltend. Aber wenn mir etwas nicht passt, dann kann ich das sehr gut artikulieren, kann auch, wenn es sein muss, mal auf den Tisch hauen. Interessenmässig ist bis heute vieles geblieben. Die Liebe zu Kunst und Kultur habe ich seit Kindestagen und sicherlich von meiner Mutter, während Vater und Bruder eher ihre sportliche Seite ausgelebt haben. Einer meiner ersten Berufswünsche war: Künstlerin werden. Auch heute noch schafe ich sehr gern kreativ: singen natürlich, malen und zeichnen. Ich war eigentlich eine gute Schülerin, ehrgeizig, okay in Deutsch, sehr gut im Zeichnen und im Singen. In der Schule hatte ich gute Lehrer; sie haben mich auch immer gefördert. Irgendwann einmal habe ich gefun18 den, ich könnte Zeichnungslehrerin werden. Nach der Bez ging ich ins musische Gymnasium, an die Kanti in Aarau, um mir alle Möglichkeiten ofenzuhalten, danach an die Kunstgewerbeschule in London. In London war es viel freier. Das hat mir sehr gefallen, jeden Montag ein Projekt, ein Thema: „Nächste Woche seid ihr wieder da und präsentiert das und das“. Dort musste ich nicht immer nur abzeichnen: Tannenzapfen, Nüsse… Zurück in der Schweiz merkte ich: Das ganze Zeichnungslehrerding ist nichts; wenn schon, müsste ich freie Künstlerin werden. Doch wie sollte das funktionieren? Ich konnte mir nicht vorstellen, was nachher gekommen wäre. Also bin ich an die Uni in Basel gegangen und habe Kunstgeschichte studiert. Lange habe ich meinem Künstlertraum nachgetrauert – bis zu dem Zeitpunkt, wo ich in der Galerie gearbeitet habe und 1 : 1 gesehen, was ein Künstlerdasein in der Schweiz bedeutet: wie die Leute sich vermarkten müssen, wie sie den Stipendien nachjagen müssen. Da hab ich mir gesagt: Das ist nichts für mich; dabei würde ich eingehen. Ich will keinen Stress als freie Künstlerin. Und in der Kunstszene ist mir auch nicht wahnsinnig wohl. Die Vernissagen und die Cüpligesellschaft, der Smalltalk liegen mir so gar nicht. Da ich nebenbei Geld verdienen musste, habe ich relativ lang studiert. Die Uni habe ich als Kunsthistorikerin mit dem Lizenziat abgeschlossen. Inzwischen habe ich gemerkt, man kann auch wissenschaftlich auf kreativer Basis schafen. Jetzt arbeite ich auf der Redaktion im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft an der Produktion von Büchern, redigiere Texte von Autoren. Im Moment schafe ich 80 %. Ich bin sehr froh um diese Aufgabe, denn Jobs für Kunsthistoriker liegen nicht gerade auf der Strasse. Zurzeit schafe ich noch an einem Hodler-Werkkatalog. Jetzt freue ich mich auf das Projekt Niklaus Manuel, Schweizer Künstler an der Schwelle vom Spätmittelalter zur Renaissance. Auch meine Lizarbeit war im Bereich Mittelalter. Eine Promotion später einmal ist noch nicht komplett weg vom Schirm. Andererseits habe ich zu wenig Zeit, und ich mache auch einfach noch gern anderes. Mein Hobby ist das Singen. Ich singe nebst dem Chor noch in einer Band, seit vier Jahren. Wir sind zu viert: Gitarre, Geige und Akkordeon. Was wir machen? Es geht so in den Folk-, Popbereich, je nachdem, was man mit unserer Besetzung spielen kann. Wir haben auch zwei Eigenkompositionen, aber erst einen Auftritt gehabt. Im Vergleich zum Chor ist man natürlich viel exponierter; dafür kann ich auch Einluss nehmen. Lauter oder leiser? Ich habe da natürlich schon meine eigenen Vorstellungen. Mit sieben Jahren bekam ich Flötenunterricht. Ich spiele bis heute gelegentlich auf meiner Blocklöte, habe zu Hause auch eine Gitarre. Kürzlich habe ich mir eine Ukulele gekauft, als Klangerweiterung. Aber mein Hauptinstrument ist die Stimme. Vor circa 12 Jahren nahm ich Jodelunterricht, erfreute meinen Grossvater zum Geburtstag mit einer Jodelvorstellung. Mit Mutter und Tante treten wir manchmal zu dritt als Chörli auf: an Familienfesten – und nicht nur jodelnd. In die Schola bin ich mit dem „Messias“ gekommen. Vorher habe ich im Kammerchor Solothurn unter Konstantin Keiser gesungen. Dann bin ich von Basel nach Aarau gezügelt und habe gleich danach die Uni abgeschlossen, ging eine Weile nicht mehr singen. Konstantin hat mich ermuntert, jetzt, wo ich im Aargau sei, sollte ich doch in der Schola singen. Ich sagte: Jawohl, ich komme! Wobei ich nicht gleich realisiert habe, dass es von Aarau nach Wettingen auch ein rechtes Stück ist… Ich kenne also beide Dirigenten. Toll an Roland Fitzlaf und spannend inde ich seine musikalischen Ideen. Mich freut, dass viel Wert auf Stimmbildung gelegt wird, auf den Klang; die Klangästhetik entspricht meiner Vorstellung. Ich inde die Probenarbeit sehr interessant, interessant, wie ein Werk erarbeitet wird, von den ersten wackligen Tönen bis zum Schluss, wenn das Orchester dazukommt, den ganzen Prozess bis zur Hauptprobe. Alte Musik wie Tallis spricht mich wahnsinnig an, aber auch moderne, zum Beispiel von Barber. Werke von beiden haben wir letztes Jahr bei babel.torre viva gesungen. Im Vorstand der Schola mache ich die Pressearbeit. Vor jedem Konzert muss ich viele Briefe und Mails verschicken, Portale bedienen, verschiedenste online-Formulare ausfüllen. Das schwierigste ist es, Journalisten zu bewegen, von unseren Konzerten zu berichten. Zugleich mit der Pressearbeit habe ich das Schreiben der Porträts für die Schola-Zeitung übernommen. Das macht Spass, denn du lernst die Leute ganz anders kennen. Singen auch Sie mit in der Schola Cantorum Wettingensis! Erfahrene Sängerinnen und Sänger sind herzlich willkommen Kontakt: Sigi Loretz • Telefon 044 881 70 70 • [email protected] • www. schola.ch 19 Bilder: Denise Frey mit zwei Ungeheuern, eines wohnt am Basler Münster. In jeder Ausgabe der Schola-Zeitung stellen wir ein Mitglied der Schola vor. Schuberts As-Dur-Messe in Königsfelden Unter der Leitung von Roland Fitzlaf konzertierten am 6. und 7. September 2014 die Schola Cantorum Wettingensis gemeinsam mit dem Chor und dem Orchester des Collegium Musicum Luzern in der Klosterkirche Königsfelden. Die Solisten waren Marion Ammann, Liliane Glanzmann, Claude Pia und Michel Brodard. Am 31. August 2014 führte das gleiche Ensemble – diesmal unter Leitung von Pascal Mayer – Schuberts As-DurMesse im Patroziniums-Gottesdienst in der Jesuitenkirche Luzern auf. Ein Zuhörer schrieb « ... kann ich Ihnen meinen Dank und meine uneingeschränkte Anerkennung für die Auführung in Königsfelden aussprechen. Ich war absolut begeistert und tief berührt. Chor, Solisten und Orchester haben wunderbar harmoniert und dafür gesorgt, dass die Besucher in den Genuss eines einmalig schönen Erlebnisses gelangten.» Fotos: Karin Weisenstein. Bild unten, von links: Roland Fitzlaf, Pascal Mayer, Marion Ammann, Liliane Glanzmann, Claude Pia, Michel Brodard. Abbildung oben: Der Apostel Paulus. Statue auf dem Petersplatz in Rom. Ausblick Scherzo Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) War er nun verliebt in sie oder war er es nicht? Die Rede ist vom 30-jährigen Johannes Brahms und seiner 16-jährigen Klavierschülerin Elisabeth von Stockhausen, der späteren Gemahlin von Heinrich von Herzogenberg. «Sie hatte den weichesten Anschlag, die geläuigste Technik, die rascheste Aufassung, das ungewöhnlichste Gedächtnis und den seelenvollsten Ausdruck im Spiel – mit einem Wort, sie war ein Genie! Dabei war sie wunderschön, klug, hochgebildet, edel und von bestrickender Liebenswürdigkeit im Umgang. Man musste sich in sie verlieben!» Dies schrieb Julius Epstein, der Elisabeth im Klavierspiel unterrichtete, noch bevor Johannes Brahms ihr Klavierlehrer wurde. Brahms war jedoch merkwürdigerweise nur während sehr kurzer Zeit ihr Klavierlehrer. Schon nach wenigen Besuchen erklärte Brahms, er sähe sich genötigt, den Unterricht abzubrechen und nannte eher fadenscheinige Gründe – was die Fachwelt heute noch veranlasst, eifrig über die wahren Ursachen zu rätseln, die Brahms bewogen hatten, sein Engagement bei Elisabeth von Stockhausen abrupt zu beenden. Eine der Spekulationen indet sich in einem Aufsatz von Konrad Huschke über die Beziehung zwischen Johannes Brahms und Elisabeth von Stockhausen: «Brahms kannte die Dornen der Liebe, er fürchtete, dem gefährlichen Zauber dieses wundersam lichten, in erster Jugendschönheit prangenden, auch an geistigen und seelischen Vorzügen fast überreichen Mädchens zu erliegen, und so entzog er sich ihm gewaltsam unter Aufbietung all seiner Tatkraft und barg sich ganz in seiner Kunst.» Brahms auf der Flucht vor dem mächtigen Gott Eros? Jedenfalls blieb er unverheiratet, während Elisabeth sich 1868 mit Heinrich von Herzogenberg vermählte. Die beiden waren nach Aussagen von Zeitgenossen ein Paar wie füreinander geschafen, in dem jedes im andern das höchste Glück fand. Paulus Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift op. 36 Marion Ammann, Sopran Claude Pia, Tenor Rudolf Rosen, Bass Schola Cantorum Wettingensis Orchester Collegium Cantorum Roland Fitzlaf, Leitung Samstag, 30. Mai 2015, 20.15 Uhr Sonntag, 31. Mai 2015, 17.00 Uhr Stadtkirche Baden Mendelssohns «Paulus» ist ein Jugendwerk und steht in der Tradition der spätbarocken Oratorien, also in der Nachfolge von Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach. Es zeigt Mendelssohns überragende Kunst, Melodien zu erinden, deren unerschöplicher Reichtum die Chöre, Rezitative und Arien von Anfang bis Ende der Komposition ziert. Adventskonzerte 2015 Samstag, 28. November 2015 Sonntag, 29. November 2015 Kirche St. Michael Ennetbaden 22 Vom Himmel hoch, da komm ich her. Verkündigungsengel, gemalt von Giotto di Bondone, um 1300. Rätsel Impressum Zu den «Nachrichtensprechern» des Mittelalters gehörten die Bänkelsänger, die von Dorf zu Dorf zogen und singend die letzten Neuigkeiten erzählten. Sie begannen meistens mit der gleichen Ansagestrophe: «Ich kumm aus frembden landen her und bringe euch vil der neuen mär. Der neuen mär bring ich so vil, mer dann ich euch hie sagen will.» Ein Priester, der gemerkt hatte, dass die Leute lieber einem Bänkelsänger zuhören als einem Priester bei der Predigt, hatte eine geniale Idee: Er schrieb ein Weihnachtslied, das mit der Ansagestrophe der Bänkelsänger beginnt, und er übernahm auch deren Melodie: «Vom Himmel hoch, da komm ich her. Ich bring’ euch gute neue Mär. Der guten Mär bring ich so viel, davon ich singn und sagen will.» Zu dieser Melodie werden am Beginn und am Schluss von Herzogenbergs Weihnachtsoratorium «Die Geburt Christi» der Chor, die Musiker und das Publikum, von der Orgel begleitet, einen Choral singen. Wer ist dieser Priester, der 1534 den Text «Vom Himmel hoch, da komm ich her« schrieb und dazu die Choralmelodie komponierte? Bitte senden Sie die Antwort auf diese Frage bis am 31. Dezember 2014 an die nebenstehende Redaktionsadresse. Mit der richtigen Antwort und etwas Glück gewinnen Sie einen Geschenkgutschein für ein Konzert der Schola Cantorum Wettingensis. Bei mehreren richtigen Antworten entscheidet das Los. Redaktion und Gestaltung Sigi Loretz Grundstrasse 21 | 8424 Embrach Telefon 044 881 70 70 | [email protected] Aulösung Rätsel in der Schola-Zeitung vom Juli 2014: Der Empfänger von Schuberts Liederheft war Johann Wolfgang von Goethe, der Dichter der Liedtexte, der den Empfang nicht einmal bestätigte. Gewinner eines Gutscheins für ein Konzertbillett der Schola ist Hanspeter Neuhaus, Baden-Dättwil. Herzliche Gratulation. Internetadresse www.schola.ch Copyright 2014 Schola Cantorum Wettingensis Druck Schmäh Ofset & Repro AG, 5420 Ehrendingen Autoren Elisabeth Fischer Leiterin Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil Barbara Gobrecht Mitglied der Schola Thomas Ineichen Leiter des Orchester Collegium Cantorum Professor Konrad Klek Präsident Internationale Herzogenberg-Gesellschaft Sigi Loretz Präsident Schola Cantorum Wettingensis Friedrich Spitta Autor des Texts zu «Die Geburt Christi» Die nächste Ausgabe der Schola-Zeitung erscheint im April 2015. 23 SCHOLA CANT ORUM WETT INGENSIS Nehmen Sie teil an der Entwicklung der Schola Die Durchführung von Konzerten mit anspruchsvollen Chorwerken, namhaften Solisten, renommierten Orchestern und einem professionellen Dirigenten ist mit grossem inanziellem Aufwand verbunden. Die Einnahmen aus dem Billettverkauf und die Mitgliederbeiträge reichen nicht aus, diesen Aufwand zu decken. zu engagieren und der Schola Cantorum Wettingensis als Gönnermitglied beizutreten. Für nur Fr. 50.– pro Jahr sind Sie dabei. Die Schola ist auf die Unterstützung durch Sponsoren und Gönner angewiesen. Deshalb laden wir Sie herzlich ein, sich für unseren Chor Mit Ihrem Engagement ermöglichen Sie uns, dass wir Sie auch in Zukunft mit aussergewöhnlichen musikalischen Erlebnissen erfreuen kön- Kontakt: Schola Cantorum Wettingensis Sigi Loretz, Präsident Grundstrasse 21, 8424 Embrach Telefon: 044 881 70 70 [email protected] www.schola.ch AARG AUE R KURATO RI UM MUSIK EGLOFF Selbstverständlich ist es auch möglich, die Schola Cantorum Wettingensis mit einer einmaligen Spende zu unterstützen.