Heinrich von Herzogenberg Die Geburt Christi

Transcrição

Heinrich von Herzogenberg Die Geburt Christi
Schola Zeitung
Für die Freunde der Schola Cantorum Wettingensis • Oktober 2014
Heinrich von Herzogenberg
Die Geburt Christi
Taktvoll
Bei uns geben Sie den Ton an.
Aargauische Kantonalbank
Bahnhofplatz 2
5401 Baden
056 556 66 01 oder www.akb.ch
Inhalt
Singen Sie mit in unseren Adventskonzerten!
Editorial
5
Wer war Heinrich von Herzogenberg?
Ein Musiker mit adligen Vorfahren
7
Das tote Haus ist ins Leben zurückgekehrt
Herzogenbergs Haus «Abendroth» in Heiden
8
Die Konzertdaten
Auführungsdaten und Billettverkauf
9
Auf Sonntag lade ich den lieben Gott ein
Die Entstehung des Weihnachtsoratoriums «Die Geburt Christi»
10
Die Solisten
Sechs Solisten erzählen die Weihnachtsgeschichte
12
Der Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil
Ein kleines, aber feines Ensemble
14
Die Schola Cantorum Wettingensis
Der Konzertchor und sein Musikalischer Leiter
15
Das Orchester Collegium Cantorum
Das Orchester ist auf die Chorbegleitung spezialisiert
16
Im Konzert selten zu hören: das Harmonium
Eine merkwürdige Erscheinung unter den Tasteninstrumenten
17
Die Stimme ist mein Hauptinstrument
Porträt Denise Frey
18
Schuberts As-Dur-Messe
Foto-Impressionen der Konzerte in Königsfelden
20
Ausblick auf die Schola-Konzerte 2015
Felix Mendelssohns «Paulus»
22
Scherzo
22
Rätsel
23
Impressum
23
Illustration auf der Titelseite:
Tilman Riemenschneider, Verkündigungsengel, um 1500.
3
Polyhymnia, die Muse des Gesangs auf einer griechischen Vase, um 450 v. Chr.
4
Singen Sie mit in unseren
Adventskonzerten!
Liebe Leserinnen und Leser
Wann haben Sie jemals erlebt, dass Sie – im Publikum
sitzend – in einem Konzert mit klassischer Musik mitsangen? In den beiden Adventskonzerten 2014 der Schola
Cantorum Wettingensis sind Sie freundlich eingeladen,
gerade dies zu tun. Heinrich von Herzogenbergs Weihnachtsoratorium «Die Geburt Christi» sollte nach seinem Willen nicht reine Konzertmusik sein. Als Brücke
zwischen Auführenden und Hörern, Künstlern und
Publikum, setzte er den gemeinsam gesungenen Choral
ein. In den Auführungen werden in vier Chorälen nicht
nur der Chor der Schola Cantorum Wettingensis und
der Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil, sondern auch
die Musiker, der Dirigent und das Publikum mitsingen.
Damit alle mitmachen können, werden die entsprechenden Noten und Texte im Programmheft abgedruckt.
Das Werk steht an der Kreuzung zwischen Johann
Sebastian Bach, dessen Kompositionen Herzogenberg
intensiv studierte, und der kühnen Harmonik der Spätromantik. Chorsätze von grosser Mannigfaltigkeit, in
denen der Komponist eine Fülle bekannter Weihnachtslieder bearbeitete, verleihen dem Werk einen volkstümlichen, aber auch tief bewegenden Charakter.
Herzogenbergs Weihnachtsoratorium wurde am
dritten Adventssonntag 1894 in Strassburg uraufgeführt.
Ein Chormitglied, das bei dieser Auführung mitsang,
schrieb: «Am 16. Dezember 1894 durften wir es zum
erstenmale aus dem Manuskript zur Auführung bringen, beim Schimmer der Christbäume, vor einer Gemeinde von weit über zweitausend Köpfen, die den letzten Platz der Thomaskirche füllte. Es war ein Eindruck,
wie wir ihn bei allem Schönen und Erhebenden, das uns
bisher so reichlich zuteil geworden ist, doch noch niemals empfangen hatten.»
In seinem Oratorium verlangt Herzogenberg zusätzlich zu einem gemischten Chor einen Kinderchor.
Ich freue mich sehr, dass der Jugendchor WohlenschwilMägenwil zum zweiten Mal in Konzerten der Schola
mitwirken wird – wiederum einstudiert von Elisabeth
Fischer. Bereits in den Weihnachtskonzerten 1996 der
Schola sang der Jugendchor in Arthur Honeggers «Une
Cantate de Noël» und trug damals viel zum grossen
Erfolg der Auführungen bei. Und, wer weiss, vielleicht
singt die eine oder andere junge Sängerin später in der
Schola Cantorum Wettingensis als Sopranistin oder Altistin mit!
Apropos Mitsingen: Wenn Sie, liebe Leserin und
lieber Leser, nicht nur in Herzogenbergs «Die Geburt
Christi» gemeinsam mit uns singen möchten, sind Sie
als Sängerin oder Sänger in der Schola sehr herzlich
willkommen. Nach den Adventskonzerten 2014 werden
wir Felix Mendelssohns «Paulus» einstudieren und Ende
Mai 2015 in zwei Konzerten in der Stadtkirche Baden
auführen – ein grossartiges und faszinierendes Werk
nicht nur für die Chorsänger, sondern auch für die Solisten, das Orchester, den Dirigenten und natürlich für die
Zuhörerinnen und Zuhörer.
Fühlen Sie sich angesprochen? Möchten auch Sie
von der Muse des Gesangs geküsst werden? Sie verleiht
uns die Begeisterung für den Chorgesang, den «enthusiasmos», der sich im Konzert auf das Publikum überträgt
und es bewegt und verzaubert.
Sie können während ein bis drei Chorproben – jeden Dienstag von 19.30 bis 22.00 Uhr im Schulhaus
Zehntenhof in Wettingen – unverbindlich «Schola-Luft»
schnuppern. Anschliessend entscheiden Sie, ob Sie Mitglied der Schola werden wollen. Sie können aber auch
als Gastsängerin oder Gastsänger im Projekt «Paulus»
mitmachen. Die Kontaktadresse inden Sie auf der
Rückseite dieser Schola-Zeitung.
Übrigens: Heinrich von Herzogenbergs Weihnachtsoratorium «Die Geburt Christi» wird erstmals im
Kanton Aargau aufgeführt. Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, dieses wunderbare Werk kennen zu lernen –
und mitzusingen.
5
Editorial:
Sigi Loretz
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Wer war
Heinrich von Herzogenberg?
Herzogenberg, geboren am 10. Juni 1843 in Graz,
entstammte einem französischen Adelsgeschlecht (Picot de Peccaduc). Seine Vorfahren emigrierten in der
Revolutionszeit nach Österreich, traten in die Dienste
der Donaumonarchie und führten seit 1811 den eingedeutschten Namen von Herzogenberg. Nach der Schulzeit in seiner Geburtsstadt Graz studierte Heinrich von
Herzogenberg in Wien sowohl Jura an der Universität
als auch Komposition am Konservatorium. Über seinen Kompositionslehrer Dessof kam er in Kontakt mit
Johannes Brahms. In der adligen Wiener Gesellschaft
lernte er seine Frau Elisabeth von Stockhausen kennen,
Tochter des hannoverschen Gesandten am Hofe, eine
musikalisch hochbegabte Frau, die Klavierschülerin von
Brahms war.
Nach einigen Jahren freischafenden Künstlertums
in Graz zogen die Herzogenbergs 1872 nach Leipzig in
die damals lebendigste Musikmetropole Deutschlands.
Entscheidend wurde hier die Bekanntschaft mit Philipp Spitta, dem Verfasser der epochalen Bach-Biograie
(1873). Auf seine Anregung hin wurde 1875 der BachVerein gegründet mit dem Ziel, die bis dahin kaum aufgeführten Kantaten Bachs in Konzerten vorzustellen.
Seit 1876 leitete Herzogenberg den Chor, was zu einer
äusserst intensiven Beschäftigung mit dem Werk des
Thomaskantors führte und seinen Kompositionsstil wesentlich beeinlusste. Aus der Bekanntschaft beider Herzogenbergs mit Brahms resultierte ein reger Briefwechsel
mit Austausch von Kompositionen und die Gastfreundschaft der Herzogenbergs für Brahms bei dessen Leipziger Auftritten.
Der schon bald nach Berlin an die Musikhochschule
berufene Philipp Spitta holte 1885 seinen Freund Herzogenberg als Professor für Komposition in die deutsche Hauptstadt nach, die erste hauptberuliche Tätigkeit Herzogenbergs. Das kinderlos gebliebene Ehepaar
Herzogenberg verband eine enge Freundschaft mit der
Familie Spitta. Deren sommerlicher Urlaubsort war
Heiden (via Kurswagen der Reichsbahn), wodurch auch
die Herzogenbergs hierher fanden. Im Herbst 1891 beschlossen sie, in Heiden ein Haus zu bauen für die Sommeraufenthalte und den Ruhestand. Tragischerweise
verstarb die an einer Herzkrankheit leidende Elisabeth
44-jährig im Winter vor der Fertigstellung, so dass der
Witwer allein in das gemeinsam entworfene Haus einziehen musste, dem er den Namen «Abendroth» gab. Seit
dem Sommer 1893 weilte regelmässig als Gast in Hei-
den bei Herzogenberg der Strassburger Theologieprofessor Friedrich Spitta, ein jüngerer Bruder von Philipp
Spitta und engagierter Förderer der Kirchenmusik. Vollends nach dem überraschenden Tod Philipp Spittas im
April 1894 wurde diese Beziehung zum Lebenselexier
des ziemlich schwer an Rheuma leidenden Herzogenberg. Er wandte sich nun vor allem der Komposition von
Kirchenmusik zu, nachdem er zuvor viel Kammermusik
in unterschiedlichen Besetzungen, Chor- und Sololieder, aber auch zwei Sinfonien und ein Violinkonzert geschrieben hatte. In den Heidener Sommern entstanden
zum Beispiel 1893 die Liturgischen Gesänge op.81, 1894
das Oratorium Die Geburt Christi op.90, 1897 die Choralkantate «Gott ist gegenwärtig» und 1898 schliesslich
als über zweistündiges opus maximum «Die Erntefeier
op. 104».
Die fortschreitende Krankheit zwang Herzogenberg immer wieder zur Unterbrechung seiner Berliner
Lehrtätigkeit. Schliesslich siedelte er nach einigen Kuraufenthalten vollständig nach Wiesbaden über, wo er am
9. Oktober 1900 überraschend verstarb.
Text:
Konrad Klek
Bild linke Seite:
Heinrich von
Herzogenberg,
1894.
Bild links:
Elisabeth von
Herzogenberg.
7
Das tote Haus –
ins Leben zurückgekehrt
Am Ende des 19. Jahrhunderts führte der Lebensweg von Herzogenberg für weniger als ein Jahrzehnt nach Heiden. Sein traumhaft schön gelegenes Haus Abendroth wurde zum Ausgangspunkt
für eine bemerkenswerte Renaissance des fast vergessenen Komponisten und seiner Musik.
Text:
Konrad Klek
Der Heidener Hotelier Andres Stehli stiess im Jahre
1996 auf eine «Reiseerinnerung» des deutschen Dramatikers Ernst von Wildenbruch, die im Oktoberheft
1902 der Deutschen Rundschau erschienen war, einem
Monatsblatt, das seinerzeit zur Standardlektüre von
deutschen Bildungsbürgern gehörte. Unter dem Titel
Das tote Haus am Bodensee berichtete Wildenbruch da,
eingepackt in ein ausführliches Lamento ob der Realpräsenz des Todes in Natur und menschlichen Beziehungen, über seinen Besuch in einem verlassenen Haus in
Heiden, das Heinrich von Herzogenberg 1891/92 hatte
erbauen lassen und bis zu seinem Tod im Jahre 1900 als
Sommerresidenz bewohnte. Wildenbruch war zu Leb-
Bild oben:
Heiden um 1900.
Bild rechts:
Der ursprüngliche
Namenszug unter
dem Giebel des
Hauses.
8
zeiten Herzogenbergs der Einladung zum Besuch nicht
gefolgt und kam nun, im Sommer 1902, zwei Jahre zu
spät. Während eines Gewitters tappte er im Dunkeln
durch die unveränderten, aber menschenleeren Räume
des feinsinnig nach Plänen des Hausherrn gestalteten
Holzhauses und vermengte diese Eindrücke dann in
seiner alsbald verfassten Schrift mit nicht sehr präzisem
Wissen über das persönliche Geschick Herzogenbergs
und zeichnete so von dieser Künstlerexistenz das bedauernswerte Bild einer «Tragödie». Das «tote Haus»
schien ihm symbolträchtig für das ganze Leben Heinrich
von Herzogenbergs.
Für Andres Stehli lüftete sich mit dem Wildenbruch-Text ein Geheimnis. Das «tote Haus», sozusagen
richtig romantisch am Waldparkrand mit Blick auf den
Bodensee gelegen, war tatsächlich über das ganze Jahrhundert hinweg ein totes Haus geblieben. Selten nur
waren die Fensterläden geöfnet, und kaum jemand in
Heiden wusste etwas über die Besitzer, geschweige denn
über den Erbauer. Seit Jahrzehnten war es im Besitz
von Auslandschweizern, die auf Mallorca lebten und
nur gelegentlich ein paar Tage oder Wochen in Heiden
verbrachten. Jetzt hatten sie das Haus modernisiert und
dem mit seiner Pension Nord in der Nachbarschaft residierenden Andres Stehli ein altes Klavier daraus geschenkt: Blüthner – Leipzig, 1897, nicht von schlechten
Eltern ...
Erste Erkundigungen über Heinrich von Herzogenberg, der in den gängigen Musiklexika durchaus verzeichnet ist, brachten Stehli weiter und machten neugierig auf diesen Künstler, der zumindest als Mitglied des
engeren Freundeskreises um Johannes Brahms Interesse
beanspruchen konnte. Im Juni 1997 entschlüsselte Stehli mit einem kleinen Beitrag im Heidener Gemeindeblatt «aufwind» auch für die Mitbürger das Geheimnis
des «toten Hauses». Diesem Fingerzeig auf das Haus
als Repräsentant einer «kurzen, glanzvollen Zeit unserer Ortsgeschichte» folgten, ermöglicht durch den auf
glückliche Umstände zustande gekommenen Kontakt
mit Herzogenberg-Forschern in Deutschland, umfangreiche Recherchen und Planungen für eine auf das 100.
Todesjahr zu terminierende Herzogenberg-Renaissance
in Heiden.
Am 2. Juli 2000, beim Eröfnungsakt des Herzogenberg-Zyklus 2000, öfneten sich (stimmungsvoll bei
einem wie abgesprochenen Abendrot am Westhimmel)
denn auch demonstrativ vor den Augen Hunderter die
Fensterläden des geheimnisvollen Hauses »Abendrot» –
wie es als Name gemäss der ursprünglichen Benennung
am Hausgiebel immer noch zu lesen war. Aus dem «toten Haus» tönte nun Musik seines Erbauers. Es war ins
Leben zurückgekehrt. Seither steht in Heiden nicht nur
ein Wegweiser «Zur Villa Abendrot» am Abzweig zur
Nordstrasse, es weiss nun auch wirklich jedes Kind, dass
es in Heiden neben Henry Dunant noch einen weiteren
eigentlich grossen Namen gibt. Heinrich von Herzogenberg ist als Pfand entdeckt, mit dem die Gemeinde
Heiden wuchern kann, eine unfangreich mit Informationen zu Leben und Werk bestückte homepage «Herzogenberg und Heiden» (www.herzogenberg.ch) dient
als Anlaufstelle für Herzogenberg-Interessierte aus aller
Welt. Weitere Herzogenberg-Tage in den Jahren 2001,
2002 und 2004 sind erfolgreich über die Bühne gegangen. Am 3. April 2004 wurde mit gut 80 Gründungsmitgliedern die Internationale Herzogenberg-Gesellschaft
mit Sitz in Heiden konstitutiert. Im Mai 2005 werden
die Herzogenberg-Tage erstmals in das Bodenseefestival
integriert.
Bild links:
Herzogenbergs
Wohnzimmer
im Haus
«Abendroth».
Adventskonzerte 2014
Heinrich von Herzogenberg 1843–1900
Die Geburt Christi
Bild rechts:
Am 2. Juli 2000
wurden die
Fensterläden am
Haus «Abendroth»,
die während
Jahrzehnten geschlossen waren,
in einer feierlichen
Zeremonie
geöfnet.
Weihnachtsoratorium
Barbara Böhi, Sopran | Sara Maurer, Alt
Richard Resch, Felix Rienth, Tenor
Johannes Michael Blume, Bass
Yongfan Chen-Hauser, Bass
Schola Cantorum Wettingensis
Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil
(Einstudierung: Elisabeth Fischer)
Orchester Collegium Cantorum
Hans Zumstein, Orgel
Roland Fitzlaf, Leitung
Samstag, 29. November 2014, 20.15 Uhr
Sonntag. 30. November 2014, 16.00 Uhr
Stadtkirche Baden
Billettverkauf
Musik Eglof, Neustrasse 30, Wettingen
Telefon 056 426 72 09
www.schola.ch | Abendkasse
Billettpreise: CHF 50 | 40 | 30
Jugendliche von 12 bis 18 Jahren: CHF 20
Kinder bis 12 Jahre: CHF 10
9
Auf Sonntag lade ich
den lieben Gott ein
Friedrich Spitta, Strassburger Theologieprofessor und Verfasser des Textes zu Heinrich von Herzogenbergs Weihnachtsoratorium «Die Geburt Christi», schrieb einen amüsanten Bericht über die
Entstehung des Werks und seine Zusammenarbeit mit dem Komponisten.
Text:
Friedrich Spitta.
Aus «Montasschrift
für Gottesdienst
und kirchliche
Kunst», 1912.
Bild:
Autographe
Partitur von
Heinrich von
Herzogenberg.
Im Sommer 1894 war ich für einige Wochen Herzogenbergs Gast in seinem Landhaus in Heiden, dem er den
Namen «Im Abendroth» gegeben, in das er so manchen
seiner Freunde zu stillem Geistesaustausch eingeladen
mit den Worten, die über dem Eingang den Kommenden grüssten: «Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.» Hier besprachen wir,
auf der freien Höhe des Appenzeller Landes mit dem
weiten Blick auf den Bodensee und das dahinter gelegene schwäbische Land, mancherlei Pläne, die ich für
die evangelische Kirchenmusik hatte und zu deren Realisierung ich seine Kunst in Bewegung setzen zu können
hofte. Er hatte bereits in den drei Heften großzügiger
Liturgischer Gesänge für Advent, Epiphanias und Passion einen Teil meiner Wünsche erfüllt. Jetzt lag es mir
besonders an, ihn für den Plan eines Weihnachtsoratoriums zu interessieren. Seinem Einwand gegenüber, dass
wir ja das von Johann Sebastian Bach besässen, dem
Konkurrenz zu machen ein eitles Unterfangen sei, begegnete ich mit dem Hinweis auf dessen Umfang, technische Schwierigkeit und Kostspieligkeit im Beschafen
von Solisten und Orchester. Vor meiner Seele stand ein
mit den einfachsten Mitteln ausführbares Werk, das den
bunten, stillosen Programmen unserer Kirchenchöre zur
Weihnachtszeit entgegentreten könnte und deren kirchliche Feiern auf ein höheres künstlerisches Niveau zu
heben imstande wäre.
10
Nach manchem Hin- und Herdisputieren – er war
ein Meister in geistreicher, inhaltsvoller Diskussion –
ing er an, sich für den Plan zu erwärmen. «Schafe mir
einen Text», bat er. «Das soll sofort geschehen». Bibel
und Gesangbuch hatte ich im Kopfe, Boehmes deutsche
Volkslieder fand ich auf seinem Schreibtisch. Die Idee
des Ganzen lebte längst in mir. So wurde denn in sehr
kurzer Zeit die Textunterlage geschafen, die bei der späteren Veröfentlichung des Werkes sehr wider meinen
Willen als meine Schöpfung genannt worden ist. Im Verhältnis zu den ebenfalls von mir stammenden, aber erst
nach langer Überlegung zustande gekommenen Texten
zu Herzogenbergs zweiteiliger Passion und zu seinem
letzten großen Werke, der Erntefeier, ist der zum Weihnachtsoratorium schnell hingeworfen. Aber der Komponist war zufrieden, und so quälte ich ihn nicht weiter mit
Änderungsvorschlägen, die noch in mir aufstiegen.
Ich hatte ihm grösste Einfachheit der Mittel eingeschärft: ohne das könne der Zweck, den ich im Auge
hatte, nicht erreicht werden. Vierstimmiger Chor, leichte
Soli, Orgel- bzw. Harmoniumbegleitung, damit müsse
die Sache gemacht werden. Herzogenberg wand sich etwas unter diesen harten Aulagen.
Endlich bei der Heimkehr von einem Nachmittagsspaziergang nach einer der schönen sauberen Wirtschaften des Appenzeller Landes, wo er meinen störrischen
Sinn zu erweichen versucht hatte durch ein Glas Land-
wein und den guten Käs, den der richtige Appenzeller
bekanntlich mitsamt dem Teller zu essen plegt, rückte
er vor: «Ohne ein Streichquartett kann ich die Komposition nicht machen, wie sie mir im Sinn liegt.» Ich fuhr
auf: «Das ist wider die Verabredung». Er meinte: «Was
hat denn das zu sagen? Ein paar Bieriedler indet man
auf jedem Dorfe; auf diese Weise wird die Auführung
des Werkes auch in den kleinsten Verhältnissen nicht in
Frage gestellt werden.» Und nun ing er an, wie man für
gewisse Wirkungen eben mit dem langweiligen, zähen
Tone eines Harmoniums nichts erreichen könne. Ich
musste nachgeben.
Am nächsten Tage befanden wir uns auf einem
Spaziergang in einem der schönen Tobel, die mit ihren
baumreichen Wänden das grüne Weideland so malerisch
unterbrechen, als er auf einmal stehen blieb, mich mit
einem überaus komischen Blick von der Seite ansah und
sagte: «Eine Oboe wirst Du mir doch wohl noch schenken.» Zunächst war ich starr über eine solche Durchbrechung unserer Vorbedingung; dann rief ich: «Fordere
nur lieber ein ganzer Bläserchor! Das ist der beste Weg,
auf dem wir unseren bescheidenen Kirchenchören ein
ihren Verhältnissen entsprechendes Weihnachtsoratorium beschafen können.» Er aber blieb bei seiner Ansicht
und versicherte, er würde ausserdem nichts fordern, und
ich würde schon zu der Erkenntnis kommen, dass diese
eine Oboe, die man ja in jedem beliebigen Tanzorchester auftreiben könne, von solcher Bedeutung sei, dass ich
ihm hinterher sicher meine Verzeihung nicht vorenthalten werde.
Und er hat Recht behalten. Das Auftreten dieses
einzigen Blasinstruments im dritten Teile, wo Hirten
und Kinder zur Krippe eilen und dem Kindlein vormusizieren, ist von solcher poetischen und humoristischen
Wirkung, dass durch dieses neue Mittel das Werk über
das Gloria der Engel hinaus eine ganz ungeahnte Steigerung erfährt. Wieviel Freude und Behagen hat diese
einzige Oboe schon verbreitet bei den Zuhörern und
vor allem bei den mitsingenden Kindern, denen sich der
Oboist als getreuer Ekkart zugesellt und sie schliesslich
durch die Fluten des Schluss-Doppelchores sicher hin-
durchgeleitet mit ihrem Choral: «Er ist auf Erden kommen arm, dass er unser sich erbarm.»
Nun war Herzogenberg mit mir fertig. Für die Umwelt wurde er ungeniessbar, da er nur noch in dem werdenden Weihnachtsoratorium lebte. Am letzten August
oder ersten September verliess ich Heiden und hofte
etwa in einem Monat zu hören, wie es mit der Komposition des Werkes weiter gehe. Statt dessen erhielt ich
um den 26. September ein Telegramm: «Komme morgen mit Weihnachtsoratorium, sorge für einen kleinen
Chor.» Ich traute meinen Augen nicht, und doch war
es so. Am nächsten Tage rückte er mit der vollständigen Partitur des Weihnachtsoratoriums an. Ein kleiner
Kreis von Musikfreunden hörte es sich an und versuchte,
so viel man über die Schultern des Spielenden hinweg
von den Stimmen aus den mit seiner klaren Handschrift
ohne Korrektur hingestellten Noten erhaschen konnte,
mitzusingen. «Wollt ihrs zu Weihnachten singen, dann
werde ich sofort Stimmen herstellen lassen.» Wir wollten, und so geschah es denn. Schnell lebte sich der Chor
in seine neue Aufgabe ein; und hatte Herzogenberg, als
er am 13. oder 14. Dezember ankam, auch noch vieles
auszusetzen, besonders am Orchester, so überwand seine ruhige Freundlichkeit die Schwierigkeiten schneller,
als die stürmische Ungeduld des Verfassers dieser Zeilen.
Es war ihm ernst mit dem, was er mir einige Tage vorher geschrieben hatte: «Auf Sonntag lade ich den lieben
Gott ein.»
Nach der Urauführung, die am 16. Dezember
1894 unter der Leitung des Komponisten stattfand, schrieb Herzogenberg seinem Freund
Friedrich Spitta: «Und wenn ich des Augenblicks
gedenke, als meine Musik durch die ganze Thomaskirche lutete, vom Altar zur Orgel und wieder
zurück, geschwellt von dem unvergesslichen Unisono der Gemeinde, dann erlebte ich eine Stunde,
deren sich kein noch so beliebter Komponst unserer Tage zu rühmen hätte.»
11
Bild links:
Titelblatt der
Erstausgabe,
1895.
Rechts:
Die Kirche
St. Thomas in
Strassburg, wo
die Urauführung
der Geburt Christi
stattfand.
Die Solisten
in den Adventskonzerten der
Schola.
Barbara Böhi, Sopran
Sieben Jahre alt war ich, als ich zum
ersten Mal in der vordersten ParkettReihe im Zürcher Opernhaus sass.
Fasziniert von diesem Gesang wusste
ich sofort: So wie die da vorne singen,
das will ich auch! Dieses Lebensziel
leitete mich durch all die Jahre meiner
gesanglichen und musikalischen Entwicklung.
Ob im KKL, der Tonhalle oder
der Katholischen Kirche Schattdorf –
als Solistin in einem Chorkonzert mitwirken zu dürfen, erfüllt mich jedesmal
mit Ehrfurcht, da ich weiss, wieviel der
Dirigent, sein Chor und das Orchester
an Vorbereitung leisten und wie gross
die Vorfreude und die Erwartung auf
die Konzerte sind.
Seit ein paar Jahren bin ich in der
glücklichen Lage, zwei Pianisten zu
haben, mit denen ich regelmässig in
Liederabenden konzertiere. Mit dem
Pianisten und Komponisten Martin
Derungs haben wir an der Musikabteilung der Zentralbibliothek Zürich
manche Schätze gehoben und ich singe
gerne seine Werke. Mit Raphael Staubli,
der am liebsten auf dem Hammerlügel
begleitet, komponieren wir immer
wieder besondere Liederabende.
Täglich freue ich mich an dem, was
frühere Komponisten erschafen haben.
Daraus hat sich eine grosse Neugier für
die neu entstehende Musik entwickelt.
Bei Urauführungen mitzuwirken,
wenn neue Werke das Licht der Welt
erblicken, inde ich sehr spannend.
Die intensive Zusammenarbeit mit den
beiden liebe ich sehr.
Leidenschaft für das Singen, die
Musik, und ein unbändiges Interesse
für Neues sind mir eigen. Ich schätze
mich glücklich und privilegiert, dass ich
heute so singen darf, wie damals die da
vorne.
12
Sara Maurer, Alt
Geboren und aufgewachsen bin ich
in Sion. Meine Muttersprache ist
französisch. Mit knapp achtzehn Jahren habe ich eine erste Ausbildung als
Schauspielerin an der Scuola Teatro
Dimitri begonnen und mit Diplom
abgeschlossen. Es folgte ein mehrjähriges Theaterengagement in der
Westschweiz. Zu der Zeit begann ich
Gesangsunterricht zu nehmen und
hatte auch meine ersten Auftritte als
singende Schauspielerin. Anschliessend
besuchte ich drei Jahre lang die
Gesangsklasse von Ursula Buckel am
Conservatoire supérieur de Musique
de Genève. Weitere Lehrer in meiner
Gesangsausbildung waren Dennis Hall,
Glenys Linos sowie Daniel Fueter.
Ende der neunziger Jahre hörte
ich vom Lichtenberger Institut für
Angewandte Stimmphysiologie. Ich
war so begeistert, dass ich sofort
mit der dreijährigen Fortbildung
begann und diese 2005 mit Zertiikat
abschloss. Die Lichtenberg Methode
nach Gisela Romert hat meine 1991
begonnene Tätigkeit als Gesangs-und
Stimmpädagogin erheblich erweitert
und bereichert.
Neben meinem Einzel- und Gruppenunterricht bin ich immer wieder
als Stimm-Coach für Ensembles und
Chöre tätig.
Ich habe viel Barockmusik gesungen, u.a. mit Instrumentalisten wie
Margarete Kopelent, Rebeka Ruso,
Bettina Marugg, Andreas Schlegel,
habe als Solistin an diversen Projekten
und Urauführungen teilgenommen
(aus Barock und Romantik, der
zeitgenössischen Musik, der Volksmusik
und mit Chansons), war an CrossoverProjekten beteiligt mit u.a. Marianne
Schuppe, Hans Hassler, Antonella
Lalli, Paolo Vignoli.
Richard Resch, Tenor
Seine erste musikalische Ausbildung
erhielt der Tenor bei den Regensburger Domspatzen. Nach dem Abitur
studierte er zunächst Elementare
Musikpädagogik und Gesangspädagogik, sowie Klavier an der Hochschule
für Musik in Augsburg u.a. bei Agnes
Habereder. Seit 2006 studiert er
zusätzlich Gesang bei Prof. HansJoachim Beyer, sowie seit 2008 bei
Edda Sevenich am Leopold-MozartZentrum der Universität Augsburg.
Seine Ausbildung wird ergänzt durch
zahlreiche Meisterkurse u.a. bei Regina Resnik, Udo Reinemann,
Wolfram Rieger, Gerd Türk, sowie
Oratorienklassen bei Hans-Jörg Albrecht und Frieder Bernius. Beim
internationalen
Gesangswettbewerb
«Toti dal Monte» in Treviso wurde er
2009 mit einem Sonderpreis als
jüngster Finalist ausgezeichet, und er
ist Preisträger des internationalen
Opernwettbewerbes
«Kammeroper
Schloss Rheinsberg» 2010. Er gastierte u.a. mehrmals am Theater
Augsburg, am Prinzregententheater in
München, am Staatstheater Braunschweig, sowie am Teatro Communale
di Treviso und konnte bereits mit vielen
namhaften Musikern und Orchestern
zusammenarbeiten, u.a. mit dem Augsburger Philharmonischen Orchester,
dem Barockorchester «La Banda»,
dem Bergen Filharmoniske Orkester,
der Neuen Münchener Hofkapelle,
dem Bachkollegium Stuttgart und dem
Radio-Sinfonieorchester des SWR
unter Dirigenten wie Christoph
Eschenbach, Christopher Hogwood
und Helmuth Rilling. Zahlreiche
Konzerte und Rundfunkübertragungen
führen ihn durch ganz Europa, wie z.B.
ans Konzerthaus Berlin und die Haakonshallen in Bergen, sowie nach China.
Felix Rienth, Tenor
Der Schweizer Tenor Felix Rienth
erhielt seine erste stimmliche Ausbildung in der Knabenkantorei Basel.
Nach der Matur studierte er
Hispanistik und Germanistik, bevor
er sich ganz dem Gesang zuwandte.
Sein Gesangsstudium absolvierte er
bei Heidi Wölnerhanssen in Basel
und erlangte 2000 das Operndiplom
am «Schweizer Opernstudio» der
Hochschule der Künste Bern. Wertvolle
Impulse erhielt er vom schwedischen
Tenor Hans Dornbusch, langjähriger
Solist an der Königlichen Oper
Stockholm. Seit 2011 wird er stimmlich
von Richard Levitt von der Schola
Cantorum Basiliensis betreut.
Felix Rienth, der bereits als Knabensopran unter Armin Jordan am
Theater Basel als «Erster Knabe» in
Mozarts «Zauberlöte» debütierte,
wird heute als Tenor für die grossen
Oratorienwerke in der Schweiz und
in ganz Europa engagiert. So hat er
unlängst Mendelssohns «Elias» in Lissabon, Mendelssohns «Lobgesang» in
der Kölner Philharmonie, Mozarts
«Requiem» mit dem MozarteumOrchester in Salzburg, Telemanns
«Brockes-Passion» in Graz, Schumanns
«Paradies und die Peri» in der Victoria Hall Genf gesungen und ist zu
bedeutenden Festivals der Alten Musik,
eingeladen worden. Er ist in den grossen Konzerthäusern der Schweiz, wie
Tonhalle Zürich, Musiksaal Basel, Victoria Hall Genf aufgetreten und hat
dadurch mit den wichtigen Orchestern
des Landes gearbeitet, an der Seite
renommierter Sänger wie Nuria Rial,
Brigitte Fournier, Martin Oro, Philippe
Huttenlocher, Michel Brodard, wie
auch mit den Spezialisten der Alten
Musik, Frans Brüggen, Eduardo López
Banzo und Gabriel Garrido.
Johannes Michael Blume, Bariton
Der in Zürich und Betschwanden GL
lebende Künstler studierte Gesang
an der Musikhochschule Detmold bei
Dorothea Liss und bei Gisela Rohmert.
Um sich zu spezialisieren, folgte ein
künstlerisches Studium für Alte Musik
an der Hogenschool voor de Kunsten
in Amsterdam bei Peter Kooij und Max
von Egmond.
Das Repertoire des Künstlers liegt
vor allem im Bereich Kirchenmusik
mit dem Schwerpunkt Barockmusik in
historischer Auführungspraxis.
Neben vielfältigen Konzertverplichtungen als Solist in Deutschland
ist Johannes Michael Blume seit 2003
in der Schweiz als Konzertsänger tätig.
Hier sang er Konzerte mit Christoph
Cajöri, Ulrich Meldau, Josef Zaugg,
Michael Kobelt, Lorenz Ganz, Moana
Labbate, Thomas Rink, Daniel Schmid,
Joachim Krause und vielen weiteren
Dirigenten.
Zusammenarbeiten als Chorist
und Ensemblesänger unter der Leitung
von H. Max, J. Savall, S. Kuijken und
H. Rilling und mit verschiedensten
Schweizer Formationen und Chören
(Johann Sebastian Bach-Stiftung St.
Gallen: Leitung Rudolf Lutz, Bachensemble Zürich: Leitung Ueli Meldau,
Ensemble Corund: Leitung Stephen
Smith,
Schweizer
Kammerchor:
Leitung Fritz Näf, Ensemble Leonardo:
Lteitung Nicolas Fink, Basler Madrigalisten: Leitung Raphael Immoos).
Yongfan Chen-Hauser, Bass
Yongfan Chen-Hauser stammt aus
Shanghai/China, wo er seine erste
Gesangsausbildung erhielt. Ab 1987
setzte er seine Studien in Chicago
und bei Nicola Rossi-Lemeni in Bloomington fort. Nach Erhalt seines
Master’s Degrees 1990 übersiedelte er
in die Schweiz und bildete sich bei Josef
Metternich und Ubaldo Gardini weiter.
In den vergangenen rund 20 Jahren
war er zuerst Ensemblemitglied des
Tiroler Landestheaters Innsbruck und
dann des Theaters Biel- Solothurn und
hat mehr als 60 Rollen in über 70
Opernproduktionen gesungen. Zu seinen Partien gehören zum Beispiel
Sarastro, Bartolo, Alidoro, Basilio,
Rodolfo,
Raimondo,
Sparafucile,
Banco, Ferrando, Orbazzano, Don
Alfonso, Il Commendatore, Il Conte di
Walter, Timur, Il Grande Inquisitore,
Sir Giorgio, Fürst Gremin. Ausserdem
führte ihn seine Konzerttätigkeit in
verschiedene Länder. So war er
beispielsweise im Frühjahr 2014 in
der Bass-Partie von Frank Martins
Golgotha mit dem Bachchor Stuttgart
zu hören.
13
Der Jugendchor
Wohlenschwil-Mägenwil
Text:
Elisabeth Fischer
Der Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil blickt in
diesem Jahr auf 36jähriges Wirken seit der Gründung
1978 durch Elisabeth Fischer, die ihn auch leitet, zurück.
Das kleine, aber feine Ensemble mit stets ca. 10 bis 14
begabten Mitgliedern konnte über all die Jahre Konstanz
wahren, dies trotz der Tatsache, dass ein Jugendchor
naturgemäss einer hohen Fluktuationsrate ausgesetzt ist.
Neben all den Gottesdiensten und weltlichen Anlässen,
die der Chor stets zur Freude des Publikums musikalisch
bereichert, prägen viele ausserordentliche Erlebnisse
seinen Weg. So nahm er an manchem Gesangsfest,
auch ausserkantonal, teil und erreichte ausnahmslos
Höchstnoten und hervorragende Expertenberichte. Er
wurde zur Mitwirkung in speziellen Konzerten grosser
Chöre eingeladen, erhielt vom Kanton den Auftrag zu
Aufnahmen der Jubiläums-CD ‘Allons y Argovie’ oder
ersang sich im Schweizerischen Jugendchorwettbewerb
Auftritte in Radio und Fernsehen. An einem Schwei-
zerischen Chorwettbewerb in Baden belegte er in seiner
Kategorie den ersten Rang und in den seit ebenfalls
36 Jahren biennal stattindenden Adventskonzerten
in Wohlenschwil, die stets die Kirche St. Leodegar
Wohlenschwil mit Zuhörern füllen, ist der Jugendchor
im Programm als Schmuckstück nicht wegzudenken.
Sein Repertoire reicht vom kirchenmusikalischen
über das volkstümliche zum Kunstliedgut. Bisweilen
inden auch Gospels und Negro Spirituals ihren Platz.
Stimmbildung und die Entwicklung von sängerischer
Intelligenz sind in einem so kleinen Ensemble für jedes
Mitglied äusserst wichtig und der Chorleiterin ein
besonderes Anliegen. Es ist zu hofen, dass sich weiterhin
interessierter Nachwuchs indet, der sich für kultivierten
Gesang begeistern lässt, sich Qualitätsbewusstsein
aneignen will und sein musikalisches Wissen und
Können als grosse Bereicherung mitnimmt in das
Erwachsenenleben.
Der Jugendchor in Salzburg
«Zusammen mit 2000 anderen faszinierten Menschen aus aller Welt erleben wir eine Auführung
des berühmten Salzburger Adventsingens 2012
im Grossen Festspielhaus. Über Hundert Sänger,
Musiker und Schauspieler erzählen uns auf eine
ganz besondere Art die Weihnachtsgeschichte,
ur- und volkstümlich im Dialekt, zurückhaltend,
aber auch tief berührend. Wir sind alle beeindruckt. Die Erinnerung wird uns lange begleiten.
– Mit einem gemeinsamen Schlummertrunk klingt
dieser reiche Tag aus.»
Bild oben:
Elisabeth Fischer
und der
Jugendchor
WohlenschwilMägenwil.
Bild rechts:
Der Jugendchor
WohlenschwilMägenwil in
Salzburg.
14
Die Schola
Cantorum Wettingensis
Mit ihren Auftritten in «babel-torre viva» im Rahmen
von tanz&kunst königsfelden 2013, wo sie nicht nur Acappella-Lieder in verschiedenen Sprachen aus verschiedenen Epochen sang, sondern auch auf der Szene agierte, konnten die Schola und ihr Drigent Roland Fitzlaf
sensationelle Erfolge feiern.
Weitere Sternstunden der Schola waren – neben
vielen Konzerten im Raum Baden-Wettingen – Auführungen mit den Dirigenten James Conlon und Daniel
Barenboim an den Internationalen Musikfestwochen
Luzern, in Abonnementskonzerten des Radio-SinfonieOrchesters Basel mit Nello Santi in Basel, in Abonnementskonzerten des Musikkollegiums Winterthur mit
Alois Koch und Konstantin Keiser, Konzerte in der
Tonhalle Zürich mit Joseph Haydns «Die Jahreszeiten»
und das Eröfnungskonzert des Lucerne Festival 2002
mit Ivan Fischer. 2003 konzertierte die Schola mit den
Berliner Symphonikern und dem Dirigenten Alois Koch
in der Philharmonie Berlin, im Auditorium Stravinsky in
Montreux und im KKL Luzern. Mit Josef Haydns «Die
Schöpfung» durfte die Schola im Juni 2003 die «Trafohalle», den neuen Konzertsaal in Baden, festlich einweihen. Begeisterte Aufnahme beim Publikum fanden die
Elias-Auführungen 2012, in denen die Schola das gewaltige Epos nicht nur musikalisch gestaltete, sondern
das Geschehen mit eigens dafür zusammengestellten
Bildern und zurückhaltend eingesetzten Lichtefekten
visualisierte.
2006 erhielt die Schola den Anerkennungspreis der
«Aargauischen Stiftung für Gesang und Musik».
Den Grundstein zur heutigen Schola Cantorum
Wettingensis legte der Wettinger Arzt und Musiker Dr.
Oskar Spörri im Jahre 1949 mit der Grüdung des Chores «Schola Cantorum Maris Stella» – dies in Anlehnung an den Namen des früheren Zisterzienserklosters
Maris Stella in Wettingen.
Roland Fitzlaf, Leitung
Seit September 2010 ist Roland Fitzlaf Musikalischer Leiter der Schola Cantorum Wettingensis.
Er studierte an den Musikhochschulen Zürich und
Luzern Kirchenmusik, Gesang sowie Chor- und
Orchesterleitung und an den Universitäten Zürich
und Reims Musikwissenschaft und Romanistik. Er
ist als freischafender Konzertsänger und Dirigent
verschiedenster Vokalformationen tätig. Er komponiert und arrangiert regelmässig vor allem im
Bereich Vokalmusik.
Text:
Sigi Loretz
Bild oben:
Sängerinnen der
Schola Cantorum
Wettingensis.
Bild links:
Roland Fitzlaf.
15
Das Orchester
Collegium Cantorum
Text:
Thomas Ineichen
Das Orchester Collegium Cantorum wurde 1994 durch
Thomas Ineichen gegründet und setzt sich aus Berufsmusikern vorwiegend der Region Zürich zusammen.
Anfänglich als reines Begleitorchester der Kantorei Zürcher Oberland gedacht, wurde das Betätigungsfeld mit
der Zeit immer mehr ausgeweitet. Seit seiner Gründung
hat das Collegium Cantorum weit über 190 Konzerte
gegeben.
Das Repertoire des Orchester Collegium Cantorum
umfasst inzwischen weit über einhundert Werke, darunter so bedeutende wie die «Schöpfung» oder die «Jahreszeiten» von Joseph Haydn, die «Matthäuspassion»
und das «Weihnachtsoratorium» von Johann Sebastian
Bach. Daneben kamen unter anderem das «Requiem»
von Wolfgang Amadeus Mozart, der «Psalmus hungaricus» von Zoltan Kodaly oder auch das Oratorium «The
Light of Life» von Edward Elgar sowie «Elias» und
«Paulus» von Felix Mendelssohn zur Auführung.
Eine intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Chören wie der Kantorei Zürcher Oberland,
Kammerchor Zürcher Oberland, Kantatenchor Uster,
Kammerchor Uster, Kantorei St.Peter Zürich, Kirchenchöre Hombrechtikon, Kirchenchor Stäfa, StephansChor Männedorf-Uerikon, Kantorei Rapperswil, Singkreis Wetzikon, Zürcher Sängerknaben, Konzertchor
Zürichsee, Schola Cantorum Wettingensis, Ensemble
cant‘animato, Engadiner Kammerchor und dem Chor
der Stadtkirche Brugg prägte die letzten Jahre.
Hans Zumstein, Orgel
Nach der Ausbildung zum Primarlehrer studierte
Hans Zumstein Musik in Zürich und Wien. Das
Konzertdiplom für Orgel machte er bei Professor
Anton Heiller. Hans Zumstein erhielt verschiedene Preise und Auszeichnungen und realisierte
zahlreiche Aufnahmen.
Er ist Organist und Chorleiter an der Stadtpfarrkirche Baden, Dozent an der Kirchenmusikschule Aargau und an der Schweizer Akademie
für Musik und Musikpädagogik (SAMP) und dirigiert den Orchesterverein Bremgarten. Bis 2006
arbeitete er als Hauptlehrer für Musik an der
Kantonsschule Baden.
Bild oben:
Das Orchester
Collegium
Cantorum.
Bild rechts:
Hans Zumstein.
16
Im Konzert selten zu hören:
das Harmonium
Das Harmonium ist wohl eine der merkwürdigsten Erscheinungen in der Geschichte der Tasteninstrumente.
Es wird heute nur noch selten gebraucht, wie zum Beispiel in der bekannten «Petite Messe Solennelle» von
Rossini oder eben dem Oratorium «Die Geburt Christi»
von Herzogenberg.
Über 150 Jahre lang wurde das 1840 vom Franzosen Alexandre François Debain erfundene Harmonium
in grossen Stückzahlen und einer erstaunlichen Vielzahl
von Bauformen hergestellt. Es wurde in Kirchen, Gemeindesälen und Schulen, zum häuslichen Musizieren
und – eher selten – auch im Konzertsaal benutzt. Das
Radio bediente sich seiner, ebenso das Stummilmkino.
Seine Verwendung reichte von Chorbegleitung über die
zahlreichen Bearbeitungen von Klavier- und Orchesterstücken aus Klassik und Romantik bis zur Salon- und
Unterhaltungsmusik.
Das Instrument ist in einem dem Kleinklavier ähnlichen Gehäuse untergebracht. Aufällig sind die beiden am Fuss des Gehäuses eingebauten Pedale, die der
Spieler selbst im Wechsel tritt und damit Luft in einen
Magazinbalg pumpt. Der Magazinbalg wird seinerseits
von einer Feder zusammengedrückt und lässt über ein
Ventil Luft gleich bleibenden Drucks in die Windlade
einströmen. Je nach Ausstattung des Harmoniums mit
weniger oder mehr Registern führen aus der Windlade
entsprechende Kanäle in den so genannten Stimmstock,
der Tonerzeugung des Harmoniums. In dem Stimmstock wird die Luft entsprechend der Registerzahl des
Harmoniums auf mehrere Kanäle verteilt; die Kanäle
können durch die mit den Registerzügen am Spieltisch
verbundenen Ventile geöfnet oder geschlossen werden.
Sind sie geöfnet, so strömt die Luft auf die Zungen und
regt diese zur Schwingung an, sofern die ebenfalls an der
Tonerzeugung, der Tonkanzelle, angebrachten Spielventile durch die Tastatur geöfnet werden. Da die Luft erst
im Moment des vom Spieler verursachten Tastendrucks
auf die Zungen strömen kann, beginnen diese erst wenig
später zu schwingen, der Ton setzt also immer mit einer
leichten Verzögerung ein.
Ganz im Gegensatz zur weiten Verbreitung stand
die Reputation des Harmoniums. Abgesehen von dem
kleinen Kreis seiner Verfechter war die Begeisterung von
Musikern und Komponisten eher gedämpft. Man benutzte das Instrument als Ersatz für etwas anderes, das
gerade nicht zur Verfügung stand. In der Kirchenmusik
trat es an die Stelle der Orgel, wo diese zu teuer oder zu
gross gewesen wäre. Als häusliches Instrument hatte es,
zumindest in den kleineren Bauformen, gegenüber dem
Klavier den Vorzug des geringeren Preises und Platzbedarfs. Für manchen mag es auch reizvoll gewesen sein,
sich ein wenig sakrale Atmosphäre zu Hause zu verschafen. Einige nennen es bisweilen ja auch «Hallelujaoder Psalmenpumpe» und das ist sicher noch nicht die
abfälligste Benennung, die dem Harmonium zugedacht
wurde.
Um so seltener sind die Fälle, in denen es um seiner selbst willen geschätzt und gespielt wird. Hier seien
als Beispiel die Kompositionen von Sigfrid Karg-Elert
erwähnt, der sich sehr für das Harmonium eingesetzt
hat. Überhaupt scheinen die der Orgel verplichteten
Komponisten des ausgehenden 19. und beginnenden
20. Jahrhunderts das Harmonium nicht völlig verachtet zu haben. Die überlieferten Stücke können aber in
keinem Falle besondere Bedeutung im Gesamtwerk des
jeweiligen Meisters beanspruchen.
17
Text:
Thomas Ineichen
Bild links:
Harmonium von
W. Sprössel in
Leipzig, um 1870.
Bild rechts:
Einbau der
Zungen, die in
Schwingung
geraten, wenn sie
von Luft umströmt
werden.
Denise Frey: Die Stimme –
mein Hauptinstrument
Aufgezeichnet von
Barbara Gobrecht
Am 6. April 1978 wurde ich in Luzern geboren. Ich bin
sozusagen in einer Fliegerfamilie aufgewachsen. Mein
Vater war Pilot, meine Mutter Stewardess, meine Stiefmutter ebenfalls. Mein Bruder, zwei Jahre jünger als
ich, ist inzwischen Pilot, seine Freundin Stewardess. Ich
bin eigentlich die einzige in der Familie, die lieber mit
dem Zug fährt. Warum? Ich bin nicht gern in der Luft,
brauche Boden unter den Füssen. Sobald ich höher bin
als etwa einen Meter, schlägt bei mir die Höhenangst
ein. Aber im Wasser habe ich mich immer wohlgefühlt.
Wenn ich Stress habe, gehe ich baden. Im Wasser kann
ich wunderbar entspannen, ja nach grosser Anstrengung
sogar mal einschlafen. Oder ich gehe laufen, wandern,
am liebsten im Wald, und singe manchmal dazu.
Ich erinnere mich an meine Feld-, Wald- und Wiesenkindheit in unserem 400-Seelen-Dorf. Stundenlang
habe ich im Wald gespielt, bin auf Bäume geklettert,
habe Hütten gebaut. Ich war ein eher ruhiges Kind, verträumt, introvertiert wahrscheinlich. Auch heute bin ich
eher zurückhaltend. Aber wenn mir etwas nicht passt,
dann kann ich das sehr gut artikulieren, kann auch,
wenn es sein muss, mal auf den Tisch hauen.
Interessenmässig ist bis heute vieles geblieben. Die
Liebe zu Kunst und Kultur habe ich seit Kindestagen
und sicherlich von meiner Mutter, während Vater und
Bruder eher ihre sportliche Seite ausgelebt haben. Einer
meiner ersten Berufswünsche war: Künstlerin werden.
Auch heute noch schafe ich sehr gern kreativ: singen
natürlich, malen und zeichnen.
Ich war eigentlich eine gute Schülerin, ehrgeizig,
okay in Deutsch, sehr gut im Zeichnen und im Singen.
In der Schule hatte ich gute Lehrer; sie haben mich auch
immer gefördert. Irgendwann einmal habe ich gefun18
den, ich könnte Zeichnungslehrerin werden. Nach der
Bez ging ich ins musische Gymnasium, an die Kanti in
Aarau, um mir alle Möglichkeiten ofenzuhalten, danach
an die Kunstgewerbeschule in London. In London war
es viel freier. Das hat mir sehr gefallen, jeden Montag
ein Projekt, ein Thema: „Nächste Woche seid ihr wieder
da und präsentiert das und das“. Dort musste ich nicht
immer nur abzeichnen: Tannenzapfen, Nüsse… Zurück
in der Schweiz merkte ich: Das ganze Zeichnungslehrerding ist nichts; wenn schon, müsste ich freie Künstlerin
werden. Doch wie sollte das funktionieren? Ich konnte
mir nicht vorstellen, was nachher gekommen wäre. Also
bin ich an die Uni in Basel gegangen und habe Kunstgeschichte studiert. Lange habe ich meinem Künstlertraum nachgetrauert – bis zu dem Zeitpunkt, wo ich in
der Galerie gearbeitet habe und 1 : 1 gesehen, was ein
Künstlerdasein in der Schweiz bedeutet: wie die Leute
sich vermarkten müssen, wie sie den Stipendien nachjagen müssen. Da hab ich mir gesagt: Das ist nichts für
mich; dabei würde ich eingehen. Ich will keinen Stress
als freie Künstlerin. Und in der Kunstszene ist mir auch
nicht wahnsinnig wohl. Die Vernissagen und die Cüpligesellschaft, der Smalltalk liegen mir so gar nicht.
Da ich nebenbei Geld verdienen musste, habe ich
relativ lang studiert. Die Uni habe ich als Kunsthistorikerin mit dem Lizenziat abgeschlossen. Inzwischen habe
ich gemerkt, man kann auch wissenschaftlich auf kreativer Basis schafen. Jetzt arbeite ich auf der Redaktion im
Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft an der
Produktion von Büchern, redigiere Texte von Autoren.
Im Moment schafe ich 80 %. Ich bin sehr froh um diese
Aufgabe, denn Jobs für Kunsthistoriker liegen nicht gerade auf der Strasse. Zurzeit schafe ich noch an einem
Hodler-Werkkatalog. Jetzt freue ich mich auf das Projekt
Niklaus Manuel, Schweizer Künstler an der Schwelle
vom Spätmittelalter zur Renaissance. Auch meine Lizarbeit war im Bereich Mittelalter. Eine Promotion später
einmal ist noch nicht komplett weg vom Schirm. Andererseits habe ich zu wenig Zeit, und ich mache auch einfach noch gern anderes.
Mein Hobby ist das Singen. Ich singe nebst dem
Chor noch in einer Band, seit vier Jahren. Wir sind zu
viert: Gitarre, Geige und Akkordeon. Was wir machen?
Es geht so in den Folk-, Popbereich, je nachdem, was
man mit unserer Besetzung spielen kann. Wir haben
auch zwei Eigenkompositionen, aber erst einen Auftritt
gehabt. Im Vergleich zum Chor ist man natürlich viel
exponierter; dafür kann ich auch Einluss nehmen. Lauter oder leiser? Ich habe da natürlich schon meine eigenen Vorstellungen.
Mit sieben Jahren bekam ich Flötenunterricht.
Ich spiele bis heute gelegentlich auf meiner Blocklöte,
habe zu Hause auch eine Gitarre. Kürzlich habe ich mir
eine Ukulele gekauft, als Klangerweiterung. Aber mein
Hauptinstrument ist die Stimme. Vor circa 12 Jahren
nahm ich Jodelunterricht, erfreute meinen Grossvater
zum Geburtstag mit einer Jodelvorstellung. Mit Mutter
und Tante treten wir manchmal zu dritt als Chörli auf:
an Familienfesten – und nicht nur jodelnd.
In die Schola bin ich mit dem „Messias“ gekommen. Vorher habe ich im Kammerchor Solothurn unter
Konstantin Keiser gesungen. Dann bin ich von Basel
nach Aarau gezügelt und habe gleich danach die Uni
abgeschlossen, ging eine Weile nicht mehr singen. Konstantin hat mich ermuntert, jetzt, wo ich im Aargau sei,
sollte ich doch in der Schola singen. Ich sagte: Jawohl,
ich komme! Wobei ich nicht gleich realisiert habe, dass
es von Aarau nach Wettingen auch ein rechtes Stück
ist…
Ich kenne also beide Dirigenten. Toll an Roland
Fitzlaf und spannend inde ich seine musikalischen Ideen. Mich freut, dass viel Wert auf Stimmbildung gelegt
wird, auf den Klang; die Klangästhetik entspricht meiner Vorstellung. Ich inde die Probenarbeit sehr interessant, interessant, wie ein Werk erarbeitet wird, von den
ersten wackligen Tönen bis zum Schluss, wenn das Orchester dazukommt, den ganzen Prozess bis zur Hauptprobe. Alte Musik wie Tallis spricht mich wahnsinnig
an, aber auch moderne, zum Beispiel von Barber. Werke
von beiden haben wir letztes Jahr bei babel.torre viva
gesungen.
Im Vorstand der Schola mache ich die Pressearbeit.
Vor jedem Konzert muss ich viele Briefe und Mails verschicken, Portale bedienen, verschiedenste online-Formulare ausfüllen. Das schwierigste ist es, Journalisten zu
bewegen, von unseren Konzerten zu berichten. Zugleich
mit der Pressearbeit habe ich das Schreiben der Porträts
für die Schola-Zeitung übernommen. Das macht Spass,
denn du lernst die Leute ganz anders kennen.
Singen auch Sie mit in der
Schola Cantorum Wettingensis!
Erfahrene Sängerinnen und Sänger sind herzlich willkommen
Kontakt: Sigi Loretz • Telefon 044 881 70 70 • [email protected] • www. schola.ch
19
Bilder:
Denise Frey mit
zwei Ungeheuern,
eines wohnt am
Basler Münster.
In jeder Ausgabe
der Schola-Zeitung
stellen wir ein
Mitglied der
Schola vor.
Schuberts As-Dur-Messe
in Königsfelden
Unter der Leitung von Roland Fitzlaf konzertierten am 6. und 7. September 2014 die Schola Cantorum Wettingensis gemeinsam mit dem Chor und dem Orchester des Collegium Musicum Luzern in der Klosterkirche Königsfelden.
Die Solisten waren Marion Ammann, Liliane Glanzmann, Claude Pia und Michel Brodard.
Am 31. August 2014 führte das gleiche Ensemble – diesmal unter Leitung von Pascal Mayer – Schuberts As-DurMesse im Patroziniums-Gottesdienst in der Jesuitenkirche Luzern auf.
Ein Zuhörer schrieb « ... kann ich Ihnen meinen Dank und meine uneingeschränkte Anerkennung für die Auführung in Königsfelden aussprechen. Ich war absolut begeistert und tief berührt. Chor, Solisten und Orchester haben
wunderbar harmoniert und dafür gesorgt, dass die Besucher in den Genuss eines einmalig schönen Erlebnisses gelangten.»
Fotos:
Karin Weisenstein.
Bild unten, von links:
Roland Fitzlaf, Pascal Mayer, Marion Ammann, Liliane Glanzmann, Claude Pia, Michel Brodard.
Abbildung oben:
Der Apostel
Paulus.
Statue auf dem
Petersplatz
in Rom.
Ausblick
Scherzo
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
War er nun verliebt in sie oder war er es nicht? Die Rede
ist vom 30-jährigen Johannes Brahms und seiner 16-jährigen Klavierschülerin Elisabeth von Stockhausen, der
späteren Gemahlin von Heinrich von Herzogenberg.
«Sie hatte den weichesten Anschlag, die geläuigste
Technik, die rascheste Aufassung, das ungewöhnlichste
Gedächtnis und den seelenvollsten Ausdruck im Spiel –
mit einem Wort, sie war ein Genie! Dabei war sie wunderschön, klug, hochgebildet, edel und von bestrickender
Liebenswürdigkeit im Umgang. Man musste sich in sie
verlieben!» Dies schrieb Julius Epstein, der Elisabeth im
Klavierspiel unterrichtete, noch bevor Johannes Brahms
ihr Klavierlehrer wurde. Brahms war jedoch merkwürdigerweise nur während sehr kurzer Zeit ihr Klavierlehrer.
Schon nach wenigen Besuchen erklärte Brahms, er sähe
sich genötigt, den Unterricht abzubrechen und nannte
eher fadenscheinige Gründe – was die Fachwelt heute
noch veranlasst, eifrig über die wahren Ursachen zu rätseln, die Brahms bewogen hatten, sein Engagement bei
Elisabeth von Stockhausen abrupt zu beenden.
Eine der Spekulationen indet sich in einem Aufsatz von Konrad Huschke über die Beziehung zwischen
Johannes Brahms und Elisabeth von Stockhausen:
«Brahms kannte die Dornen der Liebe, er fürchtete,
dem gefährlichen Zauber dieses wundersam lichten, in
erster Jugendschönheit prangenden, auch an geistigen
und seelischen Vorzügen fast überreichen Mädchens zu
erliegen, und so entzog er sich ihm gewaltsam unter Aufbietung all seiner Tatkraft und barg sich ganz in seiner
Kunst.»
Brahms auf der Flucht vor dem mächtigen Gott
Eros? Jedenfalls blieb er unverheiratet, während Elisabeth sich 1868 mit Heinrich von Herzogenberg vermählte. Die beiden waren nach Aussagen von Zeitgenossen ein Paar wie füreinander geschafen, in dem jedes
im andern das höchste Glück fand.
Paulus
Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift
op. 36
Marion Ammann, Sopran
Claude Pia, Tenor
Rudolf Rosen, Bass
Schola Cantorum Wettingensis
Orchester Collegium Cantorum
Roland Fitzlaf, Leitung
Samstag, 30. Mai 2015, 20.15 Uhr
Sonntag, 31. Mai 2015, 17.00 Uhr
Stadtkirche Baden
Mendelssohns «Paulus» ist ein Jugendwerk und
steht in der Tradition der spätbarocken Oratorien,
also in der Nachfolge von Georg Friedrich Händel
und Johann Sebastian Bach. Es zeigt Mendelssohns
überragende Kunst, Melodien zu erinden, deren unerschöplicher Reichtum die Chöre, Rezitative und
Arien von Anfang bis Ende der Komposition ziert.
Adventskonzerte 2015
Samstag, 28. November 2015
Sonntag, 29. November 2015
Kirche St. Michael Ennetbaden
22
Vom Himmel hoch,
da komm ich her.
Verkündigungsengel, gemalt von
Giotto di Bondone,
um 1300.
Rätsel
Impressum
Zu den «Nachrichtensprechern» des Mittelalters gehörten die Bänkelsänger, die von Dorf zu Dorf zogen und
singend die letzten Neuigkeiten erzählten. Sie begannen
meistens mit der gleichen Ansagestrophe: «Ich kumm
aus frembden landen her und bringe euch vil der neuen
mär. Der neuen mär bring ich so vil, mer dann ich euch
hie sagen will.»
Ein Priester, der gemerkt hatte, dass die Leute lieber
einem Bänkelsänger zuhören als einem Priester bei der
Predigt, hatte eine geniale Idee: Er schrieb ein Weihnachtslied, das mit der Ansagestrophe der Bänkelsänger
beginnt, und er übernahm auch deren Melodie: «Vom
Himmel hoch, da komm ich her. Ich bring’ euch gute
neue Mär. Der guten Mär bring ich so viel, davon ich
singn und sagen will.»
Zu dieser Melodie werden am Beginn und am
Schluss von Herzogenbergs Weihnachtsoratorium «Die
Geburt Christi» der Chor, die Musiker und das Publikum, von der Orgel begleitet, einen Choral singen.
Wer ist dieser Priester, der 1534 den Text «Vom
Himmel hoch, da komm ich her« schrieb und dazu die
Choralmelodie komponierte?
Bitte senden Sie die Antwort auf diese Frage bis
am 31. Dezember 2014 an die nebenstehende Redaktionsadresse. Mit der richtigen Antwort und etwas Glück
gewinnen Sie einen Geschenkgutschein für ein Konzert
der Schola Cantorum Wettingensis. Bei mehreren richtigen Antworten entscheidet das Los.
Redaktion und Gestaltung
Sigi Loretz
Grundstrasse 21 | 8424 Embrach
Telefon 044 881 70 70 | [email protected]
Aulösung
Rätsel in der Schola-Zeitung vom Juli 2014:
Der Empfänger von Schuberts Liederheft war Johann
Wolfgang von Goethe, der Dichter der Liedtexte, der
den Empfang nicht einmal bestätigte. Gewinner eines
Gutscheins für ein Konzertbillett der Schola ist Hanspeter Neuhaus, Baden-Dättwil. Herzliche Gratulation.
Internetadresse
www.schola.ch
Copyright
2014 Schola Cantorum Wettingensis
Druck
Schmäh Ofset & Repro AG, 5420 Ehrendingen
Autoren
Elisabeth Fischer
Leiterin Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil
Barbara Gobrecht
Mitglied der Schola
Thomas Ineichen
Leiter des Orchester Collegium Cantorum
Professor Konrad Klek
Präsident Internationale Herzogenberg-Gesellschaft
Sigi Loretz
Präsident Schola Cantorum Wettingensis
Friedrich Spitta
Autor des Texts zu «Die Geburt Christi»
Die nächste Ausgabe der Schola-Zeitung
erscheint im April 2015.
23
SCHOLA
CANT
ORUM
WETT
INGENSIS
Nehmen Sie teil an der
Entwicklung der Schola
Die Durchführung von Konzerten mit anspruchsvollen Chorwerken, namhaften Solisten,
renommierten Orchestern und einem professionellen Dirigenten ist mit grossem inanziellem
Aufwand verbunden. Die Einnahmen aus dem
Billettverkauf und die Mitgliederbeiträge reichen nicht aus, diesen Aufwand zu decken.
zu engagieren und der Schola Cantorum Wettingensis als Gönnermitglied beizutreten. Für nur
Fr. 50.– pro Jahr sind Sie dabei.
Die Schola ist auf die Unterstützung durch
Sponsoren und Gönner angewiesen. Deshalb
laden wir Sie herzlich ein, sich für unseren Chor
Mit Ihrem Engagement ermöglichen Sie uns,
dass wir Sie auch in Zukunft mit aussergewöhnlichen musikalischen Erlebnissen erfreuen kön-
Kontakt:
Schola Cantorum Wettingensis
Sigi Loretz, Präsident
Grundstrasse 21, 8424 Embrach
Telefon: 044 881 70 70
[email protected]
www.schola.ch
AARG AUE R
KURATO RI UM
MUSIK EGLOFF
Selbstverständlich ist es auch möglich, die Schola Cantorum Wettingensis mit einer einmaligen
Spende zu unterstützen.

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