Drachenpost 2012 / 2013 - Tabaluga Kinderstiftung
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Drachenpost 2012 / 2013 - Tabaluga Kinderstiftung
Ausgabe 2012/2013 : nder ung Abse derstift ng Kin utzi luga , 82327 T a b a 1 T raße Seest Unsere Drachenpost ••• Helfen Sie mit! www.tabalugastiftung.de ••• Helfen Sie mit! www.tabalugastiftung.de ••• Liebe Freunde und Unterstützer der Tabaluga Kinderstiftung, wie nun schon seit vielen Jahren möchte ich mich allem voran bei Ihnen auf das Herzlichste für die Unterstützung unserer Tabaluga Kinderstiftung bedanken. Ohne Ihr aktives Zutun sähe das Leben in unseren Projekten tatsächlich anders aus. Erst Ihre Spenden versetzen uns in die Lage, den uns anvertrauten Kindern das Umfeld zu ermöglichen, welches ihnen die Basis für ein erfülltes und geglücktes Erwachsenenleben sein kann – so schlecht die Ausgangsbedingungen in den einzelnen Lebenssituationen auch sein mögen. Allerdings sind auch diese Angebote auf der Erwachsenenebene ohne die Hilfe von externen Kooperationspartnern und Unterstützern wie Sie nicht denkbar. Ich kann Ihnen daher nur noch einmal Danke sagen und Ihnen auch weiterhin alles Gute für Ihr persönliches Wohlergehen wünschen. Mit herzlichen Grüßen, Mit unserer neuen Drachenpost möchten wir Sie daher gern wieder über unsere verschiedenen Kinderhäuser sowie über das neue Orange House und unser Familienzentrum Sternstundenhaus informieren. Dabei möchte ich in diesem Jahr Ihr Augenmerk besonders auf unsere Mitarbeiter in den Kindergruppen lenken. Sie werden in dem Beitrag über die Traumapädagogik einen Eindruck davon gewinnen, welchen Herausforderungen sich meine Kolleginnen und Kollegen tagtäglich gegenüber sehen. Seit Jahren liegt es mir daher besonders am Herzen, die Bedingungen auch für unsere Teams immer weiter zu verbessern und ihnen das notwendige Rüstzeug für ihre Arbeit, die mehr Berufung als Beruf ist, an die Seite zu stellen. Ihr Dr. Jürgen Haerlin, Vorstand der Tabaluga Kinderstiftung und Leiter der Tabaluga Projekte Wir danken allen unseren Spenderinnen und Spendern! Unsere Drachenpost Tabaluga-Kalender April 2012 04.04. Juli 2012 28.07. - So werden wir z.B. mit guter Hausmannskost bestens verpflegt – was wir bei der Rückkehr auch auf der Waage spüren! Zudem planen sie immer sehr abwechslungsreiche und schöne Ausflüge: Von Städtebesichtigungen wie Annaberg-Buchholz mit Bergbaumuseum über Besuche in der Kunst- und Kulturstadt Dresden bis hin zur Wanderung mit der „Kräuterkönigin“ Uta. Außerdem haben wir sogar schon eimal den berühmten Skispringer Jens Weißflog besucht. Jedes Jahr gibt es ein tolles Programm für Groß und Klein und dabei werden keine Hindernisse gescheut! So fuhr Uta im Freizeitpark Plohn tapfer alle wilden Fahrgeschäfte mit unseren Kindern mit. In der Schmiede von Peter wurden Flammkuchen und Langos (herzhafte Ausgezogene) für alle zubereitet. An diesem Tag konnten wir unter ihrer Anleitung unsere eigene Kräuterbutter aber auch Seife und Creme herstellen. Wir können uns im Namen aller Kinder und Jugendlichen gar nicht genug bedanken für die schöne Zeit, die bleibenden Erinnerungen und das außergewöhnliche Engagement. Urlaub im Erzgebirge 14.-25.08. Oberwiesenthal ist bekannt für den Skisport, das wunderschöne Fichtelgebirge, Räucherwerke und die kunstvoll aus Holz geschnitzten „Schwibbogen“. Seit 2009 haben wir das große Glück und verbringen unseren jährlichen Kinderurlaub in Oberwiesenthal im Erzgebirge. sUrlaub en notiz Unsere Kinder sind immer gern zu Gast in der wunderschönen Pension von Uta und Peter Riedel, in der wir uns alle sehr wohl fühlen. Tabaluga-Kalender Mai 20 12 22.05. Freitag Schönheitstag mit J.7 August 2012 Wir haben die Riedels in unser Herz geschlossen und jedes Mal ist die Zeit bei Ihnen nicht nur für unsere Kinder sondern auch für die Betreuer einfach wunderbar. August 2012 JuKi – da will ich hin! Kinder- und Jugendfest in der Kultfabrik in München JuKi – da will ich hin, so lautete der Aufruf zur Teilnahme am neuen Kinder- und Jugendfest, kurz JuKi, in der Kultfabrik am Ostbahnhof. Mittwoch ngs Frühli fest Wie immer gab es den großen Umzug der geschmückten Kinder durch´s ganze Haus und durch den Garten. Zusammen wurde gesungen, lecker gegessen und um das Frühlingsfeuer getanzt. Die Frühlingsprinzessin und ihre „Gefolgschaft” verteilten den obligatorischen Zucker, der mit vielen guten Wünschen für ein glückliches Jahr von allen ins Feuer geworfen wurde. Es ist schön für alle unsere Kinder und Mitarbeiter, dieses Ritual jedes Jahr aufs Neue zusammen zu begehen. Sandra Richter Assistentin von Dr. Haerlin Samstag l da wil JuKi - in! ich h Alle Jahre wieder... ...kommt im April nicht noch einmal das Christuskind sondern wird traditionell unser Frühlingsfest gefeiert. Auch in diesem Jahr versammelten sich zu diesem Zweck wieder alle im Tutzinger Kinderhaus, um gemeinsam den Winter zu vertreiben und die ersten Sonnenstrahlen zu begrüßen. Die meinten es diesmal auch wirklich gut mit uns, denn bei fast schon frühsommerlichen Temperaturen wurde es unser erstes Fest des Jahres unter freiem Himmel. 3 2 Florentina Manaila Caranfilide Gruppenleiterin Tabalugahaus Schongau Neben dem großen Freizeitspaß für Kinder und Jugendliche bis ca. 16 Jahre diente das Fest auch als Informationsbörse für das mannigfaltige Angebot, welches die vielen Organisationen in München und Umgebung für die junge Zielgruppe bereithalten. Zugleich ist es eine geeignete Plattform zur Vernetzung für die zahlreichen Vereine, Initiativen und Stiftungen, die sich mit den unterschiedlichsten Aspekten rund um junge Menschen auseinandersetzen und Unterstützung, Anregung und Hilfe für die heranwachsende Generation und ihre Familien anbieten. Natürlich durfte die Tabaluga Kinderstiftung bei einem solchen Anlass nicht fehlen! So präsentierten wir uns bei strahlendem Sommerwetter mit einem Kunstprojekt zum Mitmachen für kleine und, wie sich heraus stellte, durchaus auch große Besucher. Unser Thema lautete „Wax on Wood“ bzw. „Wax on Box“: Mit Wachskreiden konnten die Teilnehmer Holzboxen und in der Natur gesammelte Hölzer bunt bemalen. Kinder aus verschiedenen Tabaluga-Gruppen fingen an zu malen, zu ihnen gesellten sich immer mehr Kinder der Besucher und arbeiteten ganz unbefangen und voller Eifer mit. Der Andrang wurde riesig, so dass fast alle der mitgebrachten Boxen und Hölzer bald verarbeitet waren und nun, bunt bemalt, so manches Münchner (Kinder-) Zimmer schmücken. Die Begegnung der Kinder aus unterschiedlichem Umfeld erschien durch den gemeinsamen und kreativen Schaffensprozess ganz selbstverständlich, und das war – neben den gelungenen Kunstwerken – ein wunderschönes Ergebnis dieses Projektes! Barbara Schütz-Hildebrand Kunsttherapeutin 08.08. Mittwoch ag heitst Schön J.7 mit Montag ag itst nhe Schö it J.7 m In unserer letzten Drachenpost haben wir ja bereits von den großartigen Aktionen der J.7-Stylistinnen und Stylisten berichtet – aber wie angekündigt war dies nur der Anfang. Mittlerweile stand bereits der 3. Aktionstag dieser hochklassigen Friseurkette unter dem Zeichen der Unterstützung unserer Tabaluga Kinderprojekte und wir konnten darüber hinaus die hochmotivierten und sehr engagierten Mitarbeiter bereits zum 5. Mal in unserem Orange House zum Schönheitstag für alle unsere Kinder, Jugendlichen und Mitarbeiter begrüßen. Es sind echte Freundschaften entstanden, die uns tragen und sehr viel bedeuten. links: Mona Lesny, eine der Geschäftsführerinnen von J.7, beim Schminken Gemeinsam erreichen wir viel – so der Gedanke der J.7 Mitarbeiter. Seit vielen Jahren übernimmt die J.7 group Verantwortung für das gesellschaftliche und soziale Leben notleidender Kinder und möchte »Gutes tun und Gutes geben«. Erneut reisten fast 30 Mitarbeiter und Führungskräfte gemeinsam in einem großen Bus an, um den Tag in einem der Tabaluga Kinderprojekte zu verbringen und den dort lebenden Kindern und Jugendlichen ihre Hairstyleund Make-up-Wünsche zu erfüllen. Nicht nur einen Scheck hatten sie im Gepäck, sondern das gesamte Stylisten-Equipment, um den Saal des Orange Houses in eine richtige Salon-Landschaft umzuwandeln. Mit 20 Frisiertischen und einer Make-up-Ecke standen die Stylisten den über 80 Kindern und Jugendlichen sowie ihren Betreuern bis spät in die Abendstunden für ein Hairstyling inkl. Schnitt zur Verfügung. Durch Sachspenden von L’Oréal konnte das J.7 Team an alle Kinder und Jugendliche zusätzlich noch tolle Geschenke verteilen. Die glücklichen Augen der Kinder und der Stolz der Jugendlichen, so trendy gestylt zu sein, zeigt, wie erfolgreich soziales Engagement sein kann. Obwohl die J.7 Mitarbeiter hierfür an ihrem freien Tag zum Teil schon morgens um 4 Uhr aufgestanden sind, freuten sie sich, ihre Zeit und ihre Arbeitskraft einem wirklich guten Zweck zu spenden. Und in einem waren sich alle einig: »Wir sind begeistert von der Idee, die Kinder in den Tabaluga Projekten zu unterstützen. Professionelle „Stylingberatung“ Die Aura und die Energie, die hier ausgestrahlt wird und die Arbeit mit den Kindern sind einfach schön. Es ist wunderbar, dass es so eine Einrichtung für Kinder gibt. Ein großes Lob an die hiesige Leitung für alles, was sie leistet. Es ist schön zu sehen, wie die Kinder hier in Geborgenheit leben und einer Normalität nachgehen können. Wir stehen voll und ganz hinter dieser Aktion. Dafür schenken wir ihnen gerne unseren freien Tag und werden die Tabaluga Kinderstiftung auch weiterhin unterstützen unterstützen.« Auszüge zur Kooperation aus der Homepage von J.7 ber 20 Dezem 10.12. J.7 – Schönheit kommt von innen! 12 Ausgabe 2012/2013 Nachrichten Gemeinsam unabhängig Erklärtes Ziel ist es, die Tabaluga Kinderprojekte am Hohen Peißenberg unabhängig von konventionellen Energieformen zu machen. In einem Zusammenspiel von Erdwärme, Solarenergie und Photovoltaik soll ein CO2-freies soziales Kinderdorf entstehen. Die Kosten hier für sind natürlich immens, aber dank der Unterstützung durch innovativ denkende und agierende Unternehmen wie z.B. die P&R AG in München Grünwald wird es uns gelingen, dieses Vorhaben mittelfristig in die Tat umzusetzen. Brandschutz bei Tabaluga Im Zuge der für alle unsere Kinderhäuser natürlich höchsten Anforderungen in Sachen Brandschutz, musste unser Tabalugahof in den letzten Monaten teilweise umgebaut werden, damit alle dort lebenden Kinder und Erwachsenen zu jeder Zeit und auch im hoffentlich nicht eintretenden Brandfall schnell und problemlos in Sicherheit gebracht werden können. Neben einer moderne Brandmeldeanlage, welche nun den Hof mit dem Sternstundenhaus verbindet, wurden sogar neue Wände gezogen und alle Türen ausgetauscht. Die Zeit des Umbaus war nicht immer leicht für die Bewohner, führte ihnen aber auch vor Augen, wie wichtig Brandschutz und die richtigen Sicherheitsvorkehrungen sind. Eine gute Lektion! Die Themen in dieser Ausgabe Tabaluga-Kalender Traumapädagogik in den Tabaluga Kinderprojekten Geschwisterzusammenführung Neues vom Qualitätsmanagement Reittherapie – Pfeiler unserer therapeutischen Arbeit Neues vom Orange House: Floßbau + Fotoprojekt Orange House: Musical „Zu lange unter Palmen“ Orange House: Oper „Zauberflöte“ + Sommercamp Vom Tabaluga Kind zum selbständigen Erwachsenen Das Jahr 2012 im Sternstundenhaus Ein paar Fragen an: Tabaluga Beirat Bodo Behnke Alles Gute, Dr. Haerlin: Ein Kindergeburtstag zum 60. Der Tabaluga Stifterservice: diverse Stifter im Interview Impressum Tabaluga Kinderstiftung Seite 2 Seite 4 Seite 6 Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Seite 10 Seite 11 Seite 12 Seite 13 Seite 13 Seite 14 Seite 16 Unsere Drachenpost 5 4 Traumapädagogik in den Tabaluga Kinderprojekten Dies sind nur einige Fragen, die uns in den pädagogischen Teams der Tabaluga-Wohngruppen täglich intensivst beschäftigen und auf die wir die bestmögliche, individuelle Antwort finden müssen. Eine typische Geschichte aus dem Gruppenalltag: Die von uns betreuten Kinder und Jugendlichen haben für ihre oft herausfordernden Verhaltensweisen immer einen relevanten Grund, den wir herausfinden und mit dem wir positiv umgehen müssen. Oft war genau dieses, im Normalfall ungewöhnliche Verhalten für unsere Kinder bevor sie zu uns kamen sogar überlebensnotwendig. In unseren Kinderhäusern leben überwiegend Kinder und Jugendliche, die von früh an existenzbedrohende Erfahrungen von Gewalt, Vernachlässigung und Verwahrlosung erleiden mussten. ❚ Wie wirkt es sich auf die junge Seele aus, jahrelang existenziell bedroht, misshandelt, missbraucht und vernachlässigt zu werden? ❚ Welche Verhaltensweisen werden in so einem Lebenskontext „normal”, ergeben aber in jeder anderen, nicht von Gewalt geprägten Beziehung, keinen Sinn bzw. erscheinen hier als ungehörig und entwicklungshinderlich? ❚ Wie gestalten wir vertrauensvolle, professionelle Beziehungen mit früh bindungsgestörten Kindern und Jugendlichen? ❚ Welche Haltung wird von uns als Bezugspersonen und Betreuern verlangt? ❚ Wie können wir diese einüben und uns kollegial darin unterstützen, uns immer wieder auf die Suche nach dem guten Grund hinter einem auffälligen, nicht selten anstrengenden Verhalten zu begeben? ❚ Welche Methoden bestärken uns in der dafür oft nötigen Geduld und Wertschätzung? ❚ Auf welche Weise vermitteln wir jedem Kind, dass es gut so ist, wie es ist? ❚ Wie schaffen wir für alle Wohngruppen ein Klima von Zugehörigkeit, welche die Basis für jeden positiven, psychischen Entwicklungsprozess bildet? ❚ Wie unterstützen wir die Kinder darin, sich selbst und ihr Verhalten besser zu verstehen und an Lösungen zu arbeiten? Da ist zum Beispiel der achtjährige Thomas, der erst seit einem halben Jahr in der Kindergruppe lebt und sich jeden Morgen vor dem Schulweg noch eine Buttersemmel macht, um diese unter seinem Bett zu verstecken. Seine Betreuerin weiß, dass er zuhause oft kein Essen bekommen hat und auf diese Weise für sich vorsorgt, um das furchtbare Gefühl, Hunger zu leiden, nie mehr erleben zu müssen. Beim Gute-Nacht-Sagen redet sie darüber mit ihm und lobt ihn dafür, dass er schon gelernt hat, richtig gut für sich zu sorgen. Sie vereinbart mit ihm, dass er sich ab sofort jeden Abend eine Semmel mit ans Bett nehmen kann, die sie – wenn er sie nicht gebraucht hat – am Morgen zusammen wieder in die Küche bringen. Außerdem versichert sie ihm, dass er bei Tabaluga nie mehr hungern muss und immer ausreichend zum Essen für ihn da sein wird. Sie nimmt sich vor, ihm dies regelmäßig und immer wieder ins Bewusstsein zu heben, solange bis er sich dieser Tatsache wirklich sicher ist. Cecilia Mingazzini Alle unsere Pädagogen und Therapeuten sind permanent auf dem Weg, die neuesten traumapädagogischen Standards in ihre täglichen Abläufe aufzunehmen, um auf diese Weise langfristig tragfähige Konzepte zu entwickeln, welche jedem einzelnen Kind in bester Weise zu Gute kommen. Leiterin Kinderhaus Schongau und Wohngruppe Tutzing „ Alles, was ein Im Gespräch mit Ines Krause Mensch zeigt, macht einen Sinn in seiner Geschichte Bereits in der letzten Ausgabe der Drachenpost haben wir daher darüber berichtet, dass wir die traumapädagogischen Inhalte und Haltungen in unserer Einrichtung konstant implementieren wollen. Zu diesem Zweck konnten wir im vergangenen Jahr Wilma Weiß, die Leiterin des Zentrums für Traumapädagogik und Autorin des traumapädagogischen Standardwerks „Philipp sucht sein ich“ gewinnen. Gemeinsam mit ihrem Team haben wir eine interne Fortbildungsreihe mit mehreren Modulen für alle unsere pädagogischen und therapeutischen Mitarbeiter konzipiert. “ Um den Prozess zu begleiten und die Inhalte und Ziele der Traumapädagogik bei Tabaluga als Multiplikatoren weiter intensivieren zu können, absolvieren derzeit sieben unserer Mitarbeiter die ausführliche dreijährige Zusatzausbildung zum Traumapädagogen. Diese Mitarbeiter initiieren mehrmals im Jahr Reflexionsrunden, in denen sich die Kollegen über die Umsetzung der Fortbildungsinhalte, Veränderungen bei den Kindern und Jugendlichen aber auch über noch ungelöste Probleme austauschen können. Dabei werden die traumapädagogischen Inhalte und Übungen vertieft. Diese Reflexionsrunden haben sich als äußerst sinnvoll erwiesen, um das Erlernte lebendig zu halten und durch den kollegialen Austausch und das Erfahren positiver Beispiele, immer wieder neuen Mut zu schöpfen, um sich sicher auf dem herausforderungsvollen, traumapädagogischen Weg bewegen zu können. Unser gemeinsames Ziel ist es, jedes Kind in seiner Einzigartigkeit wahr-, ernst- und anzunehmen, seine individuellen Bedürfnisse zu erkennen und sich dafür genug Zeit nehmen zu können. Wir wollen jedes Kind seinen Begabungen gemäß fördern und ihm dadurch eine selbstbestimmte Zukunft ermöglichen. Katrin Woidich Projektleiterin Orange House Immer wieder aber wird deutlich, dass es nicht möglich ist, allein aus den Mitteln der öffentlichen Finanzierung, den Anforderungen einer nachhaltigen Traumapädagogik gerecht zu werden. Nur mit Hilfe privater Spender und Unterstützer können wir diesen für unsere Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen so wichtigen Weg gehen. Allen Menschen, die uns dabei unterstützen, gilt unser herzlichster Dank. Ulrike Fußgänger Sozialpädagogin Betreutes Wohnen Wolfgang Brandstetter Leiter Betreutes Wohnen Ausgabe 2012/2013 Ines Krause (langjährige Gruppenleiterin im Tabalugahaus Tutzing und derzeit in der Ausbildung zur Traumapädagogin – siehe links) erläutert die praktische Umsetzung der Traumapädagogik in ihrer täglichen Arbeit anhand des folgenden Beispiels: Ein Mädchen schlägt im Bestreben nach Aufmerksamkeit immer wieder nach seiner Betreuerin, ungeachtet, ob diese sich ihm gerade zuwendet oder um ein anderes Kind kümmert. Hier kommt es darauf an, zunächst Ruhe zu bewahren und dafür zu sorgen, dass auch das Mädchen sich wieder entspannen kann, denn solange es in innerer Aufruhr ist, macht das Gespräch keinen Sinn. Wenn der Stress sich abgebaut hat und ein echter Kontakt wieder möglich ist, spricht die Pädagogin in Ruhe mit dem Kind und analysiert mit ihm gemeinsam die Situation. Dabei sind Fragen wie „Hast Du gemerkt, dass Du wütend warst und mich geschlagen und mir dabei sogar weh getan hast?“ und die Frage nach dem WEIL von essentieller Bedeutung, denn diese implizieren in ganz besonderer Weise das Zugewandtsein sowie das echte Interesse der Betreuerin an dem Mädchen. Darüber hinaus erlaubt diese Form der Fragestellung auch kleineren Kindern etwas in sich tiefer zu beleuchten, regt sie zum Nachdenken über die eigene Befindlichkeit an. Es geht darum, heraus zu finden, warum das Kind so empfindet, auf diese Weise reagiert und vor allem, wie es sich in Zukunft anders ausdrücken kann. Um sich konstant aus dem Dilemma heraus zu bewegen, vereinbart die Pädagogin mit dem Kind ein Zeichen, welches sie ihm geben wird, sobald sich die Situation wieder zu verschärfen droht. Findet dieses Stopp-Zeichen im Zusammenspiel mit einer alternativen Handlung anstelle des Schlagens immer wieder konsequent in den Abläufen statt, stellen sich bei den meisten Kindern nach einer gewissen Zeit positive Veränderungen ein. Ines Krause Leiterin Kindergruppe Kichererbsen Ziel ist es, das Erlernte immer besser nach außen zu transportieren, um in herausfordernden Situationen adäquat reagieren zu können. Auf diese Weise wird es möglich, dass in unseren Projekten Jugendliche und junge Erwachsene heranreifen können, die den Herausforderungen der Erwachsenenwelt gewachsen sind und die sich so stabil und gefestigt wie möglich darin bewegen können. 7 6 Unsere Drachenpost Geschwisterzusammenführung Neues vom Qualitätsmanagement Immer wieder sind die Jugendämter in der Situation, Geschwisterkinder in stationären Einrichtungen unterbringen zu müssen, weil ihre Eltern aus vielen Gründen nicht erziehungsfähig sind. Im Rahmen unseres Qualitätsmanagements läuft seit September ein neues Programm, welches die Zusammenarbeit der Pädagogen und Therapeuten noch enger und intensiver gestalten soll: Innerhalb dieses Programmes wird jeder Kindergruppe ein Vertreter des therapeutischen Fachdienstes zugeordnet, der regelmäßig an den Besprechungen des pädagogischen Teams teilnimmt. Die Pädagogen berichten in diesem Rahmen dem Therapeuten über den aktuellen Entwicklungsstand jedes Kindes bzw. Jugendlichen und der Therapeut unterrichtet das Team im Gegenzug über die individuellen Therapieverläufe. Dieser Austausch soll die zeitnahe Rückkopplung und die konstante Verbesserung der Kommunikation gewährleisten und die individuellen therapeutischen und pädagogischen Konzepte für unsere Tabalugakinder immer besser vernetzen. Suchterkrankungen, psychische Erkrankung und massive Gewaltverhältnisse einhergehend mit schwerer Verwahrlosung spielen dabei eine Rolle. Oft müssen alle Kinder gleichzeitig aus der Familie genommen werden. Manchmal geschieht dies auch zeitlich versetzt, da zum aktuellen Zeitpunkt nicht für alle Kinder sofort die geeignete Einrichtung zur Verfügung steht. Das bedeutet für diese Kinder nicht nur den Verlust ihres Elternhaus, sondern zumindest zeitweise auch den Verlust der Geschwister. Auch wenn die Beziehung der Geschwister untereinander oft sehr belastet erscheint, ist sie doch häufig ein halt- und orientierunggebendes Element. Die Belastung der Kinder kann entstehen, wenn die älteren Geschwister zuhause die Erwachsenenrolle übernehmen mussten, um die Jüngeren im gesamten Alltag zu versorgen und so eine nicht altersgemäße Verantwortung auf ihnen lastete. Im August konnte nach intensiver Vorarbeit zudem der wichtige Baustein ‚Sexualpädagogik – Aufklärung, Prävention, Intervention‘ implementiert werden. Dieses Konzept ist genau auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kinder und Jugendlichen zugeschnitten: Es hat neben Informationen zur Sexualaufklärung vor allem die behutsame Begleitung vom Kindesalter an bei der Identitätsfindung als Frau bzw. als Mann im Blick. Von April bis Mai wurde unter Beteiligung aller Gruppen und vieler Mitarbeiter das zweite interne Audit durchgeführt. Die Auswertung der Auditberichte ergab, dass unsere QM-Module im pädagogischen Alltag große Akzeptanz finden und nahezu optimal umgesetzt wurden und werden. Die Ergebnisse zeigen, dass Qualitätsmanagement sich als Führungsinstrument weitgehend etablieren konnte. Dadurch konnte neben der qualitativen Steigerung auch die bereichsübergreifende Vergleichbarkeit erreicht werden. Gisela Michel mit Saskia Das erlebte Trauma, der Beziehungsabbruch und die Trennung haben gravierende Folgen für die betroffenenKinder und wirken sich entwicklungshemmend aus. Geschwister zusammenzuführen bedeutet den Erhalt der Restfamilie und eine Minderung der Auswirkung des Trennungserlebnisses. Die Sicherheit, in Zukunft zusammen aufwachsen zu können und der Austausch von gemeinsam Erlebtem geben unseren Kindern die reelle Chance auf eine wachsende positive Geschwisterbeziehung. Denn diese bleibt für die uns anvertrauten Kinder die längste gelebte Beziehung in ihrem Leben. Es ist uns daher besonders wichtig, diese Chance so vielen Geschwisterpaaren wie möglich in unseren Kindergruppen zu ermöglichen. Gisela Michel von der Familienstelle Michel Optimierungsvorschläge der Kollegen wurden im Rahmen des Revisionsverfahrens in die bestehenden Module eingearbeitet. Besonders hilfreich ist es, dass unser QM-Handbuch nun auch im neu eingerichteten Intranet einzusehen ist. Im Rahmen der bereits laufenden Implementierung von Traumapädagogik ist ebenfalls geplant, das QM-Handbuch mit traumapädagogischen Standards zu erweitern. Bei der weiteren Revisionstätigkeit wird darauf zu achten sein, dass auch alle anderen Module traumapädagogische Prinzipien berücksichtigen (siehe auch den Bericht „Traumpädagogik“, Seite 4und 5). Wolfgang Brandstetter Leiter Betreutes Wohnen und QM-Beauftragter Ausgabe 2012/2013 Neben dieser gezielten Förderung stehen Stallübernachtungen und -arbeit oder der Ausritt in die freie Natur ganz hoch im Kurs der Kinder und Jugendlichen – sie schöpfen Kraft, dürfen sie selbst sein und sich selbst erleben. Susanne Tarabochia Reitpädagogin Reittherapie Lehrgang Seit 1993 findet auf dem Greinwaldhof in Tutzing für unsere Kinder und Jugendlichen der Tabaluga Kinderund Jugendhilfe die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd (HFP) statt. Reittherapie – ein Pfeiler unserer therapeutischen Arbeit Eines unserer Kinder formulierte in seiner Therapiestunde den Satz „Weißt du, die Menschen, die verstehen mich so von außen, aber die Pferde, die verstehen mich eher so von innen!” Mit diesem Empfinden des Kindes ist schon viel über unsere Arbeit in der heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd gesagt. Diese Förderung bietet vielfältige Möglichkeiten mit den uns anvertrauten, zumeist traumatisierten Kindern und Jugendlichen an ihren Ressourcen zu arbeiten und sie zu stabilisieren. Auf dem Pferderücken erleben die Kinder ganz neue Bewegungserfahrungen: ❚ Im Schritt: Ruhe und Getragenwerden ❚ Im Trab: Schwung und Anregung ❚ Im Galopp: Dynamik und Harmonie In diesem besonderen Setting spüren die Kinder, dass sie selbstwirksam sein können – sie erleben heilsame Beziehungserfahrungen und bekommen eine neue Idee von Handlungskompetenz. Dabei arbeitet jedes Kind und jeder Jugendliche ganz individuell mit „seinem“ Pferd oder Pony. Ob in der Gruppenstunde mit mehreren Kindern und Pferden, in der unter anderem auch an den sozialen Kompetenzen gearbeitet wird, oder in der Einzelförderung, in der viel Zeit und Raum zur Verfügung steht, sich neu zu entdecken. In dieser langen Zeit konnte sich diese Therapieform als wichtige Säule im Therapieangebot der Einrichtung etablieren. Woche für Woche kommen die Kinder und Jugendlichen aus dem Tabalugahaus, der Wohngruppe, dem Betreuten Wohnen und der Familienstelle zu „ihren“ Ponies und Pferden. Hier können sie ganz individuell an ihren persönlichen Themen arbeiten. Das Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten (DKThR) ist im deutschsprachigen Raum das größte Ausbildungsinstitut für die verschiedenen Fachbereiche des Therapeutisches Reitens. Neben den vier Lehrgangsorten für die HFP in Köln, Dortmund, Kürten und Bielefeld suchte das DKThR seit längerem einen geeigneten Standort im süddeutschen Raum. Schon seit mehreren Jahren gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen dem DKThR und unseren Reitpädagoginnen Simone Schaberl und Susanne Tarabochia, die Seminare und Informationsveranstaltungen auf dem Greinwaldhof organisierten. Nach 2-jähriger Vorbereitungs- und Anerkennungsphase konnte 2011 der erste Lehrgang für angehende Reitpädagogen in Tutzing starten, der nun im Oktober 2012 erfolgreich seinen Abschluss fand. Wir gratulieren den 15 Absolventen und hoffen, dass auch Ihnen die Arbeit mit „Kind und Pferd“ soviel Freude bereitet wie uns! Simone Schaberl Reitpädagogin 9 8 Unsere Drachenpost Ausgabe 2012/2013 Ich schaff was! Neues aus dem Orange House Seit zwei Jahren läuft die Arbeit in unserem neuen Kreativ- und Therapiezentrum Orange House und natürlich gibt es wieder viel zu berichten. Das für alle unsere Kinder und Mitarbeiter so entscheidende „Ich-schaff-was“-Konzept konnte weiter erprobt und ausge baut werden. Das Orange House wurde mittlerweile von mehr als 1.500 Kindern aus den verschiedensten Kontexten unserer Kinderprojekte aber auch aus der Region genutzt. Dr. Haerlin (re.) und Bert Bleicher, Gründer und Geschäftsführer der Hoffmann Group Foundation So standen neben den vielfältigen Angeboten für unsere T abaluga Kinder, welche die Nachmittage, die Ferienzeiten aber auch wieder interessante und faszinierende Veranstaltungen – über Oper für Kinder bis hin zu den verschiedensten gemeinsamen Aktionen – umfassten, vor allem die Kooperationen mit den ortsansässigen Grund- und Mittelschulen und mit den Familien aus dem Sternstundenhaus im Fokus. Hier ein paar Beispiele aus unserem Angebot: Wir bauen uns ein Floß Im Rahmen der Ferienangebote für unsere Tabaluga Kinder machten sich Anfang September die Gruppen auf den Weg ins Orange House. Zum Glück war es ein wunderschöner Spätsommertag, denn die Orange House Mitarbeiter hatten vor, mit den Kindern ein Floß zu bauen. Bretter, Spanngurte, Gummireifen und Seile standen bereit und die Gruppe sollte daraus ein möglichst stabiles Floß gestalten. Gesagt, getan. Es wurde intensiv überlegt, alles besprochen und fleißig konstruiert – am Ende sah das Produkt schon ziemlich tragfähig aus. Mit Kleinbus und Anhänger machten sich alle auf den Weg zum Starnberger See. Nachdem die Badesachen angezogen und auch die Rettungswesten angelegt waren, wurde das Floß zu Wasser gelassen, denn natürlich wollten alle wissen, ob es auch wirklich funktioniert. Als das Wasser endlich tief genug war, kletterte einer nach dem anderen darauf – und tatsächlich: Es hielt! Voller Stolz auf ihre Konstruktion paddelten die Kinder über den See. Auch unser Therapiehund Puma durfte mitfahren. Nach getaner Arbeit konnte sogar an Deck eine Brotzeit gemacht werden. Satt und glücklich ging es danach wieder sicher ans Ufer und zurück ins Orange House. In der Abschlussrunde wurde stolz vom gelungenen Ausflug berichtet. Ein richtig schöner Ferientag… und eine tolle Erinnerung um auch später noch zu wissen, da habe ich aber was geschafft! Ein Fotoprojekt mit den Schulklassen Der Münchner Fotograf Erol Gurian startete im Schuljahr 2011/12 ein Fotoprojekt mit Schülern der 5. und 7. Klasse. Gemeinsam konnten sie sich in der Fotografie erproben und vieles von dem erfahrenen Fotografen lernen. Das Ergebnis ist im Jahreskalender 2013 der Hoffmann Group Foundation zu bewundern. Die Kinder und Jugendlichen stellten schnell fest, dass Fotografie mehr ist, als nur auf den Auslöser der Kamera zu drücken. Der genaue Blick wurde geschult, das Bewusstsein für die Schönheit der Natur geweckt. Aus der Perspektive der Pädagogik ist die Fotografie ein Medium, welches schnelle und sichtbare Erfolge bringt und den Kindern und Jugendlichen zeigt, dass ihre Sichtweise geschätzt wird. Im Rahmen dieses Projektes wurde auch der Gruppenprozess unterstützt. Die Fotogruppe arbeitete auf ein gemeinsames Ziel hin, das durch den Kalender greifbar gemacht wird. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und die Kinder und Jugendlichen haben gelernt, sich auf ihre Fähigkeiten zu verlassen. „Zu lange unter Palmen” Gastspiel von kids4kids Das Musical „Zu lange unter Palmen“ handelt von Jugendlichen, die auf einer einsamen Insel gestrandet sind. Als plötzlich ein Segelschiff am Horizont auftaucht, sind endlich alle gerettet, oder?! An einem strahlend schönen Samstagmorgen im Juni reisten das Team und die 17 jungen Darsteller der kids4kids World Foundation zum Hohen Peißenberg. Mit viel Energie und Professionalität fanden den ganzen Tag über die Proben im Saal des Orange Houses statt. Die große Bühne und das eindrucksvolle Bühnenbild waren aufgebaut, so dass sich unser Saal tatsächlich in eine einsame Insel verwandelt zu haben schien. Am Sonntag war es dann endlich soweit, die Mädchen und Jungen wurden von Maskenbildnern in Inselbewohner, Fabelwesen und Schiffsreisende verwandelt. Mit den aufwändigen Kostümen und geschminkten Gesichtern waren die jungen Musicaldarsteller kaum wiederzuerkennen. Am frühen Nachmittag trafen dann die Gäste ein, die sich zum größten Teil aus unseren Tabaluga Kindern und ihren Gästen aber auch aus Vertretern der Hoffmann Group Foundation zusammensetzten. Als sie Platz und das eindrucksvolle Bühnenbild in Augenschein nehmen konnten, stieg die Spannung spürbar. Die jungen Darsteller verzauberten das Publikum dann auch nicht nur durch ihre Stimmen, sondern mit ihrem schauspielerischen und tänzerischen Talent. So verging die Zeit wie im Flug und mit tobendem Applaus und Standing Ovations wurden sie wie große Künstler gefeiert. Im Anschluss daran wurden von der Stiftungsvorsitzen den und Gründerin der kids4kids Foundation, Prof. Talia Refeld (links), wunderbare neue Instrumente für die Musiktherapie überreicht. kids4kids in Aktion Denn schon seit nunmehr acht Jahren fördert kids4kids dieses wichtige Therapieangebot in den Tabaluga K inderprojekten sowohl mit Spenden als auch mit Instrumenten, die wir uns ohne diese Unterstützung nicht leisten könnten. Zum Abschluss wurde mit allen Gästen gemeinsam der kids4kids Song gesungen und alle freuten sich über eine wunderschöne Vorstellung und ein gelungenes Wochenende. Verena Schwarz Praktikantin im Orange House Großer Applaus vom Publikum Unsere Drachenpost „Die Zauberflöte” im Orange House aus der Reihe „Oper im Taschenbuchformat“ An einem schönen Freitagnachmittag Ende April trafen festlich gekleidete Kinder und Jugendliche aus unseren Tabaluga Projekten voller Vorfreude im Orange House zu einem ganz besonderen musikalischen Ereignis ein: „Die Zauberflöte“ von W.A. Mozart sollte aufgeführt werden. Vier professionelle Opernsängerinnen und -sänger aus renommierten Münchner Theatern sangen mit viel Schwung und Spaß die berühmten Arien des Vogelfängers, der Königin der Nacht und des Sarastro. Sie wurden begleitet von einem Streichquartett, das für jede Produktion der „Oper im Taschenbuchformat“ aus Münchner Orchestermusikern zusammengestellt wird. Die hervorragende musikalische Darbietung der Sänger und Instrumentalisten zog das Publikum schnell in seinen Bann, zumal selbst spontane Zwischenfragen der jungen Zuschauer vom Moderator Herrn Erkes gern und humorvoll beantwortet wurden. Unsere Kinder waren fasziniert von der Musik, der Handlung und der Atmosphäre, 11 10 sie hörten und sahen sehr aufmerksam zu und applaudierten voller Begeisterung. Die meisten unserer Kinder kamen an diesem Nachmittag zum ersten Mal mit klassischer Musik in Berührung. Die Vorstellung bot den behutsamen Zugang zu der wohl berühmtesten Oper der Welt, präsentierte hervorragende Sänger und Musiker zum Anfassen. Für viele ein unvergessliches Erlebnis und für manchen vielleicht sogar der Beginn einer großen Zuneigung. Die musikalischen Projekte im Orange House ergänzen und erweitern unsere musiktherapeutischen Angebote. Musikhören fördert die körperliche und seelische Gesundheit, weckt positive Erinnerungen, stärkt die Konzentrationsfähigkeit, schult die Gedächtnisleistung und nimmt positiven Einfluss auf die Beziehungs- und Kontaktfähigkeit der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Die Vielfalt der Musik in Klassik, Musical, Jazz, Pop und Rock live zu erleben stärkt das Selbstvertrauen der Kinder und schafft durch direktes Erleben der Künstler positive Vorbilder. Vom Tabaluga Kind zum selbständigen Erwachsenen Auszüge aus Interviews mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 16 bis 21 Jahren (die Namen wurden geändert). „ … also ich hab denn auch, manchmal, meine Tiefphase gehabt, wo natürlich die Betreuer immer da waren… (Chantal) “ Wie erleben die jungen Erwachsenen unser Betreutes Wohnen? Wie gehen sie mit der „neuen Freiheit“ um? Mit den Anforderungen im Alltag, in der Ausbildung? Was brauchen Sie? Eines der zentralen Themen der Pädagogik ist die Frage nach dem Gelingen. Welche Handlungsansätze, welches individuelle, professionelle Handeln begünstigt den Erfolg pädagogischer Arbeit mit den Jugendlichen? Dass gekonnte professionelle Beziehungen heilende Macht haben, bestätigen die Interviews mit den jungen Erwachsenen. Für manche ist Tabaluga „im Prinzip meine zweite Familie“ und wird das auch noch „lange Zeit“ sein. Herzlichen Dank an die Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation (EBV), die dieses musikalische Ereignis ermöglicht und auch schon weitere schöne Projekte für unsere Kinder in Aussicht gestellt hat. „ Dr. Cornelia Beck-Kapphan Musiktherapeutin Also, ich möchte mich natürlich bei allen Leuten bedanken, die mir eine Unterstützung gewesen waren, damit ich meinen Schulabschluss, meine Ausbildung und alles, was ich geschafft hab … überhaupt erreichen konnte. … Ich fand es eine sehr schöne Zeit. Unser Sommercamp 2012 „ICH bin ICH“ war das Motto des kidsTUMove Sommercamps 2012 für Kinder mit angeborenem Herzfehler – organisiert und veranstaltet in Kooperation mit dem Lehrstuhl Präventive Pädiatrie (TU München) und dem Bundesverband Herzkranke Kinder (BVHK). Viele der 21 zum Teil sehr schwer herzkranken und dadurch mit Folgeproblemen wie Übergewicht belasteten Kinder konnten bereits zum 2. Mal eine erlebnis- und lehrreiche aber auch abenteuerlich bewegte Woche in unserem Orange House verbringen. Spaß an Bewegung, gesunder Ernährung, Kreativität und Selbstwertstärkung sowie der Austausch mit Kindern, die ähnliche Probleme haben, standen auch dieses Jahr wieder im Vordergrund. Unser Orange House Team arbeitete hierbei erneut eng mit Ärzten und den Sportwissenschaftlern der TU München zusammen. Die ganze Woche über war ein erfahrenes Ernährungsteam an der Seite der Kinder, welches sie regelrecht auf eine kulinarische Reise führte. Die alltagsnahe und sehr praktische Ernährungsschule führte die Kinder aktiv an eine ganz neue Form von Kochen und Genießen heran. Unser Angebot reichte vom lifenotes-Musikprojekt, bei dem die Kinder ihre Gefühle und Gedanken in Text und Musik äußern konnten, bis hin zu den unterschiedlichsten sportlichen Herausforderungen. Gemeinsam entstand so das Lied: „ICH bin ICH“, welches jeden Tag mit Freude gesungen, nicht nur das Selbstbewusstsein des Einzelnen, sondern auch das Wir-Gefühl der Gruppe über die ganze Woche hin bestärkte. Die Kinder konnten sich im Wave boarden, in Akrobatik, Bewegungskünsten, Tanzen, Reiten und natürlich auch in unserer Orange House Werkstatt versuchen. Am Ende des Camps stand ein beeindruckendes und vor allem sehr berührendes Programm, welches den Eltern, die zur Abholung der Kinder angereist waren, stolz vorgeführt wurde. Auch wenn der Abschied wieder schwer fiel, blieb doch als Trost die Gewissheit sich wiederzusehen, denn in einem waren sich alle einig: Nächstes Jahr wollen wir wiederkommen! Nicola Reiner, Dipl. Sportwissenschaftlerin, Agnes Feistl, Erzieherin im Orange House Ausgabe 2012/2013 „ Da hat sich einiges geändert, da ich dann plötzlich viel selbstständiger sein musste,… Aber das war eine von mir gewollte Erfahrung. (Adin) “„ Wenn ich nicht dieses Betreute Wohnen gehabt hätte, mach‘ ich mir oft Gedanken, was wäre denn dann? … Ich denke mal, ich hätte keine Ausbildung … und nicht in dem Maße die Wohnung, die ich jetzt habe. … Nicht den Lebensstandard, auf keinen Fall! Vielleicht wäre ich alkoholabhängig oder drogenabhängig … Man weiß es nicht. (Chantal) “ Eine abgeschlossene Berufsausbildung und in (Adin) der Folge die Bewältigung von beruflichen und Alltagsanforderungen ist für uns essentiell wichtig und nicht zuletzt auch ein Gradmesser für „Gelingen“. “ Die meisten unserer jungen Erwachsenen haben inzwischen ihre Ausbildungen beendet. Einige sind in ihren Berufen tätig, manchen konnte durch die großzügige Unterstützung privater Spender und Stiftungen sogar die von ihnen angestrebte vertiefte Qualifizierung in ihren Berufen ermöglicht werden. Viele unserer ehemaligen Tabaluga Kinder leben und bestreiten ihren Lebensunterhalt selbstständig. Susanne Kirchhoff Dipl. Pädagogin, Betreutes Wohnen Unsere Drachenpost 13 12 auffälligkeiten und anderen Problemen, wie z.B. Einnässen zeigt. Ein gemeinsamer Ausflug mit Bergwanderung wichtig, weil er sie regelrecht zusammen schweißte, und dies für Menschen, die durch ihre Geschichte im Alltag oft auf sich allein gestellt sind, stärkend und entlastend wirkt. Das Jahr 2012 im Sternstundenhaus Im Jahr 2012 fanden erneut viele Menschen im Sternstundenhaus Entlastung, Ruhe und Entspannung. Die traumhafte Lage mit Blick über das Alpenvorland sowie die helle und lichtdurchflutete Architektur haben vor allem auch die neuen Gäste beeindruckt. „So schön habe ich es mir nicht vorgestellt!“ war der spontane Ausruf eines Vaters. Neben den Therapieangeboten ist es oft der Austausch mit Gleichbetroffenen, der Ressourcen weckt und Kontakte entstehen lässt, die manchmal sogar über den Aufenthalt im Sternstundenhaus hinaus Bestand haben. Schläge und Bedrohungen durch ihre Männer Das Jahr begann mit einem Aufenthalt unserer „Kleinen Helden“, und Väter waren für die im Laufe der Jahre schon viele Male zu Gast in unserem eine Gruppe von MütSternstundenhaus waren. Auch dieses Mal schöpften wieder tern und ihre Kinder schwer erkrankte oder behinderte Kinder mit ihren Familien grausamer Alltag, bis sie nach langen Krankenhausaufenthalten neue Kraft. Die Therasich entscheiden konnpieangebote des Sternstundenhauses, die kompetente Betreuten, diese Beziehungen ung und nicht zuletzt die liebevolle Atmosphäre geben vor zu beenden. Gerade allem auch den Eltern wieder die Kraft für ihren herausfordefür sie war das Erfahren rungsvollen Alltag. Die Mutter eines spastisch behinderten und von anderen Visionen für blinden Sohnes, deren Ehemann vor kurzem an Krebs verstorben ihre Zukunft und der rewar, beschrieb es mit spektvolle Umgang mit den Worten: „Das letzte ihrer Geschichte wichtig. Beim Reiten, in der Musiktherapie oder Mal, dass sich jemand in der Werkstatt entdeckten viele ganz neue Fähigkeiten in sich, so liebevoll um mich die ein neues Selbstbewusstsein entstehen ließen. gekümmert hat, war meine Mutter, als ich Mit vier Müttern und ihren Kindern kam im Sommer eine Grupein Kind war.“ pe ins Sternstundenhaus, die bisher keinerlei Unterstützung durch andere Menschen erfahren Auch in diesem Jahr durften. Gemeinsam war ihnen nur betreuten wir wieder ihr schweres Schicksal. Eine Mutter Familien, die in verüberlebte nur knapp einen Gewaltschiedenster Weise ausbruch ihres Mannes, bei dem Erfahrungen mit Gewalt er sie und ihre drei Kinder teilweise und Tod gemacht haben. In intensiven Gesprächen konnten schwer verletzt hatte. die Familien, die sich schon längere Zeit mit diesem Schicksal auseinander setzen müssen, anderen Hilfe und Unterstützung Eine andere Familie verlor den Vater geben, die noch stark unter diesem schweren Schicksalsschlag nach einem langen Krebsleiden, was leiden. Hier wird ein weiterer wichtiger Bestandteil der Philosovor allem für die zwei Jungen sehr phie des Sternstundenhauses deutlich. belastend ist und sich in Verhaltens- Unsere Betreuungsangebote für die Kinder ermöglichen den Familien eine Auszeit, eine wohltuende Pause vom „Erledigungszwang“ des Alltags, wie es eine Mutter formuliert. Auch die Kinder genießen die Angebote der individuellen Betreuung sehr. Die friedliche Atmosphäre überrascht und erfreut die Eltern. Oft stellen sie fest, dass man „hier viel weniger angespannt und nervös reagiert“ als zu Hause. In Kooperation mit der Peter Maffay Stiftung konnten wir erstmalig Kinder aus dem Dialysezentrum Köln begrüßen. Einige von ihnen haben bereits eine Nierentransplantation hinter sich, andere mussten noch jeden zweiten Tag den Weg zur nächstgelegenen Klinik auf sich nehmen, um 4 bis 5 Stunden an der Ein paar Fragen an: Tabaluga Beirat Bodo Behnke Ausgabe 2012/2013 Dialyse zu sein. Die Angebote vom Reiten über Musizieren bis zum Pizzabacken in selbstgebauten Lehmöfen gaben die unterschiedlichsten positive Impulse für die Kinder. Bei einer Wanderung am Hörnle hatte jeder, je nach körperlicher Verfassung, sein eigenes Erfolgserlebnis, wobei einige wirklich über sich hinaus wuchsen! Wir waren beeindruckt mit welcher bewundernswerten Energie und Lebensfreude die Kinder ihr Schicksal annehmen. Im nächsten Sommer können wir dank der Unterstützung durch die Auerbach Stiftung und die Aktion Sternstunden unseren neuen Anbau eröffnen und auf diese Weise noch mehr Menschen in Not Entlastung und Entspannung von ihrem schweren Lebensalltag ermöglichen. Wir freuen uns schon jetzt auf die Familien, die uns im kommenden Jahr besuchen werden. Holger Ameis Koordinator Sternstundenhaus Alles Gute, Dr. Haerlin! Ein Kindergeburtstag zum 60. Biografie: Ich bin seit 1998 als Beirat der Tabaluga Kinderstiftung engagiert. Im normalen Leben bin ich seit mehr als 35 Jahren als Unternehmer in der Immobilienbranche tätig, die Errichtung von Grundschulen, Kindergärten, betreutes Wohnen für geistig/körperlich behinderte Kinder und Jugendliche waren und sind immer wieder besondere Projekte. Aktuell steht die Umsetzung eines Kinderhospiz kurz vor dem Abschluss. Was bewegt Sie zur Mitarbeit als Beirat? In Zeiten von Überfluss und zunehmend steigender Ignoranz gegenüber den Mitmenschen sollte es allen ein Bedürfnis sein, den Schwächsten dieser Gesellschaft – und in diesem Falle sind es die Kinder – zumindest Aufmerksamkeit zu schenken. Für mich ist es ein tiefes Bedürfnis, im Rahmen meiner Möglichkeiten der Tabaluga Kinderstiftung mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wie kam es zur Zusammenarbeit? Die so wichtige Tabaluga Kinderstiftung begleitet mich seit langer Zeit, über gemeinsame Freunde kam es dann zu einer Begegnung mit Dr. Haerlin – kurz darauf durfte ich meine Hilfe in dem Beirat der Tabaluga Kinderstiftung einbringen, seitdem ist diese Mitarbeit für mich eine Herzensangelegenheit. Anlässlich seines runden Geburtstages feierten wir mit Dr. Haerlin ein wunderbares Geburtstagsfest, an dem neben all unseren Kindern und Betreuern auch zahlreiche Wegbegleiter der Tabaluga Stiftung teilnahmen, um Danke zu sagen für seinen außerordentlichen und jahrzehntelangen Einsatz für Kinder in Not. Unsere Drachenpost Bert Bleicher, Hoffmann Group Der Tabaluga Stifterservice Unsere Hilfe für Ihr Engagement Sie lernen in dieser Drachenpost einige unserer engagierten Stifter kennen und bekommen so einen Eindruck davon, mit welcher Freude und Begeisterung diese Menschen ihre Vorstellungen von Hilfe für die Tabalgua Kinder in die Tat umsetzen. Großspende, eigene Stiftung, ehrenamtliche Arbeit oder Testament – es gibt viele Möglichkeiten, seinem Engagement eine wirksame Form zu verleihen. Der Tabaluga Stifterservice unterstützt Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen, Fördervereine und Serviceclubs, die sich dauerhaft für unsere Tabaluga Projekte einsetzen möchten dabei, ihre individuellen Vorstellungen vom 15 14 Fördern, Stiften oder Vererben einfach und effektiv umzusetzen. Die ungekürzten Interviews (alle geführt von Julia Hof) können Sie im Internet auf der Homepage des Tabalgua Stifterservice nachlesen. Gerne schicken wir Ihnen Informationen oder beraten Sie in einem persönlichen Gespräch. Bitte wenden Sie sich an: Julia Hof, Tabaluga Stifterservice, Haus des Stiftens, Landshuter Allee 11, 80637 München, Telefon 089 744 200 255, [email protected] oder informieren Sie sich im Internet unter www.tabaluga-stifterservice.de. Foundation: „Es gibt mir Kraft und macht Freude.“ Die Hoffmann Group Foundation hat gemeinsam mit der Tabaluga Kinderstiftung das Orange House am Hohen Peißenberg ins Leben gerufen, welches die Möglichkeiten im kreativen, pädagogischen und therapeutischen Bereich in erheblichem Maße erweitert. Warum engagieren Sie sich als Stifter? B.B.: Der Grundstein wurde schon von meinen Eltern in der Erziehung gelegt. Ich glaube, dass Geben ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Entwicklung ist. Mein Engagement kostet mich weniger Energie oder Geld, als dass es mein Leben in einer schönen Form bereichert. Ich möchte einen kleinen Beitrag dazu leisten, die Welt von traumatisierten Kindern leichter zu gestalten und die Entwicklung zu fördern. Mit der Hoffmann Group Foundation haben wir die Möglichkeit, Ressourcen zielgerichtet zu bündeln, um effektiv und nachhaltig zu helfen. Ausgabe 2012/2013 Was hat Sie dazu bewogen, die Projekte der Tabaluga Kinderstiftung zu unterstützen? B.B.: Ich glaube an Köpfe und Menschen. Der Kontakt zu Dr. Haerlin hat mir von Anfang an Freude gemacht und eine Vertrauensbasis war schnell gebildet. Noch dazu hat mich immer das Thema Kinder angetrieben und ich war mir sicher, dass den Tabaluga Projekten eine gesunde, kraftvolle Organisation zugrunde liegt, die sehr professionell arbeitet. Es hat einfach gepasst. Was bereitet Ihnen dabei besonders Freude? B.B.: Viele Bereiche, in denen die Therapeuten im Orange House täglich arbeiten, machen mir auch privat große Freude – sei es Musik, Werken oder Kunst. Außerdem bin ich ein Mensch, der liebend gerne entwickelt, für den Stillstand Rückschritt bedeutet und ich sehe bei Tabaluga vielfältige Möglichkeiten, einen persönlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Einrichtung zu leisten. Aktuell möchten wir im Orange House die Küche, Terrasse sowie auch die therapeutischen Angebote weiter ausbauen. Michael Roll Hannelore Auerbach, Vorstand der Auerbach Stiftung: „Ich werde in eine große Familie aufgenommen…“ Hannelore und Tjark Auerbach begleiten gemeinsam die Auerbach Stiftung. Sie wollen Werte wie Vertrauen, Mut, Beständigkeit, Fleiß und Freude am Leben in die Gesellschaft hineintragen. Frau Auerbach, was wollen Sie mit der Stiftung erreichen? H.A.: Ich möchte Menschen in schwierigen Lebenssituationen „Hilfe zur Selbsthilfe“ ermöglichen. Ein erster Anstoß von uns soll Menschen befähigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und nachhaltig zu gestalten. Weiterentwicklung in Forschung, Wissenschaft und vor allem Unterstützung im sozialen Bereich, ist der Stiftung ein großes Anliegen. Was hat Sie dazu bewogen, die Projekte der Tabaluga Kinderstiftung zu unterstützen? H.A.: Ich bin durch die Biographie von Peter Maffay auf das Sternstundenhaus aufmerksam geworden. Aus einem ersten Gefühl wurde immer mehr Gewissheit, dass ich mit der Tabaluga Kinderstiftung einen sehr guten Partner gefunden habe. Vor allem die Offenheit im Umgang miteinander, das Achten auf Qualität, die gute Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter, die Herzlichkeit und das Gefühl, das jeder Mensch wertvoll ist, hat uns zur Zusammenarbeit bewogen. Ich habe das tiefe Vertrauen, dass Familien in ihren besonderen Lebenslagen hier die richtige Unterstützung bekommen und Kinder und Jugendliche einen guten Start ins Leben erhalten. Was bereitet Ihnen dabei besonders Freude? H.A.: Ich freue mich wenn „Etwas“ entsteht und weiterentwickelt wird, was Menschen zusammenbringt und ihnen auf ihrem Lebensweg Hilfe und Unterstützung gibt. Persönlich habe ich jedes Mal, wenn ich bei Tabaluga bin das Gefühl, ich werde in eine große, warmherzige Familie aufgenommen. Was haben Sie sich in Zukunft vorgenommen? H.A.: Die Auerbach Stiftung will sich gemeinsam mit der Tabaluga Kinderstiftung weiterhin für traumatisierte und erkrankte Kinder und Jugendliche sowie deren Familien engagieren. Die Ressourcen sollen gebündelt werden, um die Arbeit der Tabaluga Kinderstiftung nachhaltig zu sichern. Zukunftsweisende Projekte werden angegangen und das Netzwerk um die Kooperation herum ausgebaut. Zusätzlich zur finanziellen Förderung, ist es uns durch die langfristig angelegte Kooperation von zehn Jahren auch möglich, Tabaluga z.B. beim Planen und Initiieren neuer Projekte und mit gemeinsamer Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Die Stiftung hat sich mit Ihrem Engagement auch in diesem Jahr wieder der Reittherapie verschrieben: Anfang September stellte Michael Roll zum 19. Mal den Tabaluga Golf Cup 2012 auf die Beine. Ein erfolgreiches Turnier bei bestem Wetter wurde durch die gelungene Abendveranstaltung in der Tabaluga Reithalle im Tutzinger Greinwaldhof abgerundet. Unser Beirat Michael Roll wurde wie jedes Jahr von einem großen Kreis engagierter Menschen mit Freude und Tatkraft unterstützt. Mit dem Erlös des Turnieres möchte er im kommenden Jahr weiterhin den Reittherapiebetrieb für die Tabaluga Kinder auf hohem Niveau sicherstellen und ausbauen. Dazu hat er mit einem Teil der Spenden in diesem Herbst bereits das neue Therapiepferd Knut (siehe Bild links) angeschafft, welches schnell in die Herzen unserer Kinder galoppiert ist. Michael Roll über seine Stiftungsarbeit: „Es ist erfüllend, das Leuchten in den Augen der Therapeuten zu sehen, während man am Abend nach einer Veranstaltung einen fünfstelligen Scheck überreichen darf und damit deren wertvolle Arbeit ein Stück weit absichert. Die Kinder selbst sollen gar nicht damit belastet werden, wie schwer es ist, so ein Projekt auf die Beine zu stellen und am Laufen zu halten. Sie sollen einfach nur bestmöglich unterstützt werden.“ Jörg Held (Leiter Tabalugahof und therapeutischer Fachdienst), Susanne Tarabochia (Reitpädagogin) mit Michael Roll bei der feierlichen Abendveranstaltung Unsere Drachenpost 16 Der Tabaluga Stifterservice Uschi und Fritz Holzhey , Holzhey Kinderstiftung: „Es macht einfach Freude!“ Die Familie Holzhey stellte das Haus ihrer Eltern der Tabaluga Kinderstiftung zur Verfügung und es entstand das heutige Tabalugahaus Schongau. Was möchten Sie mit Ihrer Stiftung erreichen? Nach der beruflichen Tätigkeit und dem Verkauf unserer Familienfirma mussten wir unser Leben neu sortieren und kamen unter anderem zur Gründung einer eigenen Stiftung. Wir wollten uns auf sozialem Gebiet engagieren und sahen in dem Projekt Tabalugahaus Schongau einen idealen Ansatz, traumatisierten Kindern zu helfen. Was hat Sie dazu bewogen, die Projekte der Tabaluga Kinderstiftung zu unterstützen? Nach dem Tod unserer Eltern stellte sich im größeren Familienkreis die Frage nach der Verwendung des Hauses. Wir kamen in Kontakt mit Dr. Haerlin und konnten uns davon überzeugen, dass in den Tabaluga Projekten mit viel Kompetenz und Wissen, aber vor allem mit persönlichem Engagement und Herzblut gearbeitet wird. Wir waren uns schnell in der ganzen Familie einig, in Schongau das Tabalugahaus entstehen zu lassen und sicherten mit dem entsprechenden Kapital sowohl Umbau als auch den weiteren Bestand. Entspricht die Stiftungsarbeit Ihren Vorstellungen? Wir sind uns sicher, dass die Alltagsarbeit mit den Kindern in allerbesten Händen ist. Durch die direkte Nachbarschaft und persönliche Einladungen haben wir regelmäßig Kontakt zu den Kindern und Mitarbeitern und können uns immer wieder davon überzeugen, dass die Kinder einen guten Weg gehen können. Das macht uns einfach sehr viel Freude! Was haben Sie sich in Zukunft vorgenommen? Wir möchten die Arbeit im Tabalugahaus Schongau weiterhin durch Zustiftungen und eine feste Kapitaldecke absichern und von äußeren Einflüssen unabhängig machen. Das Haus soll langfristig so gut und professionell wie heute weitergeführt werden – immer im Sinne der Kinder. mimi macht`s möglich! Die mimi Kinder- und Seniorenstiftung wurde vor 8 Jahren von Ingrid Michalke gegründet. Sie hilft unter anderem bedürftigen Kindern und Jugendlichen, insbesondere Waisen, aus zerrütteten Familienverhältnissen und möchte deren Situation langfristig verbessern. Vor allem durch kreative und künstlerische Therapieinhalte soll den Kindern ein neuer Weg geöffnet werden. Aufgrund dieser gemeinsamen Zielsetzung stehen Frau Michalke und Stiftungsvorstand Robert Perchtold schon seit einigen Jahren in enger Zusammenarbeit mit unserer Tabaluga Kinderstiftung und finanzieren eine Therapeutenstelle im Sternstundenhaus zur professionellen Begleitung der Menschen dort. Kinder und Erwachsene können Meditation- und Entspannungsmomente erleben. Kreativangebote helfen bei der Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen und Ängsten. Meditativ begleitete Ausflüge in die Natur der näheren Umgebung fördern das Abschalten vom Alltag. In Elterngesprächen können Sorgen und Ängste ausgesprochen und verarbeitet werden. Für die Unterstützung bedanken wir uns auf das Herzlichste. Unser großes Dankeschön an Sabine und Guntram Vogelsgesang für sieben Jahre Münchner Rosenball zugunsten der Tabaluga Kinderstiftung! Impressum Herausgeber und weitere Informationen: Tabaluga Kinderstiftung, Seestraße 1, 82327 Tutzing Telefon: 08158 / 92 77 77, Telefax 08158 / 92 77 78 www.tabalugastiftung.de oder [email protected]. Konzept, Redaktion & Gestaltung: Cathrin Diez und Manuela Zumbansen; Die Fotos aller abgebildeten Personen sind nur für die Drachenpost freigegeben. Im Sinne der besseren Lesbarkeit beziehen sich alle Formulierungen auf die männliche und weibliche Form. Spendenkonto: Tabaluga Kinderstiftung, Bank für Sozialwirtschaft, Kto.-Nr. 888 2000, BLZ 700 205 00 Cathrin Diez Leiterin Stiftungsbüro Tabaluga Kinderstiftung