Handy clever entsorgen

Transcrição

Handy clever entsorgen
Bayerische Althandy-Sammelaktion „Handy clever entsorgen“
Projektpartner
Bayerische Althandy-Sammelaktion „Handy clever entsorgen“
Freistaat Bayern
StMUG
Träger
Rücknahmesystem
VERE e.V./take-e-way
GmbH
Kooperationsvertrag
Reinerlös
Schulwettbewerb,
Umweltbildung
und Naturschutz
Unterstützer der
Sammelaktion
Beteiligungsquote
Verhältnis eingeladener und
teilnehmender Sammelstellen
Eficom e.K.
Internetportal
Projektmanagement/
Vorfinanzierung
Teqport Services
GmbH
0%
0,1% - 33%
33,1% - 66%
66,1% - 99,9%
100%
• Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
• VERE e.V. – Verband zu Rücknahme von Elektro- und
Elektronikaltgeräten e.V.
• take-e-way GmbH
• eficom
• Teqport Services
• Umicore
• arvato services solutions GmbH
• dr. handy service GmbH & Co. KG
• Büro Heike Braun
• Hahn-Littlefair Communication Werbeagentur
• Aumüller Druck
• Lehrstuhl für Ressourcenstrategie, Uni Augsburg
• Fakultät für Verfahrenstechnik, Georg Simon Ohm
Hochschule Nürnberg
Generalauftragnehmer
Buchhaltung
und Controlling
Druck Flyer/
Poster
Kontrolle
Lehrstuhl für Ressourcenstrategie
Karte erstellt mit ArcGIS 10
Kartenautor: Petra Hutner
Datenerhebung: TeqPort 2012
Maßstab 1 : 2.000.000
Aumüller Druck
Produktion und
Konfektionierung der
Sammelboxen
Arvato Services
Solutions GmbH
Concept & Service
Sabine Eichhorn
Steuerkanzlei
Brach
Facebook
Versand
IFAT Messe
Sammelboxen
und Infomaterial
Sonderausstellung
Rohstoffschatz Handy
Von der Althandysammelaktion
unabhängiges und eigenständiges
Projekt
Unterstützer der Sammelaktion
Telefonische
Nachfassaktion über den
Verbleib der
Sammelboxen bei den
eingeladenen
Sammelstellen
Motivation zur Durchführung der
Althandy-Sammelaktion
Büro Heike
Braun
Gestaltung Flyer
Poster,
Messestand
DHL
Dr. Handy Service
GmbH & Co. KG
Hahn-Littelfair
Communication
Werbeagentur
GmbH
Zuführung in
Recyclingfachbetriebe
N.N.
Akkus
•
•
Schematischer zeitlicher Ablauf der Teilprozesse
Zubehör
Auslöser für die Althandy-Sammelaktion war eine Untersuchung der TU Berlin.
Sie kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland im Jahr 2007 bei rund 5.000 t
verkauften Mobiltelefonen lediglich 223 t getrennt gesammelt wurden. Davon
wurden 95 t durch die Kommunen, 108 t durch die Hersteller/Vertreiber und 20 t
durch informelle und andere Sammelsysteme gesammelt. Weiter wurden 1.000 t
über den Restmüll entsorgt. Demzufolge wurden im Jahr 2007 4,48 mal mehr
Handys über den Restmüll entsorgt als in der getrennten Erfassung gesammelt
wurden.
Die Untersuchung zeigt weiter auf, dass bei der Verwertung von Althandys
Verbesserungen möglich sind. In modernen Aufbereitungsanlagen, in denen die
Handys geschreddert werden (Regelentsorgung für Mobiltelefone), gehen z.B.
fast 75% des Goldes verloren. Durch den direkten Einsatz metallurgischer
Prozesse, die zur Rückgewinnung von Edelmetallen optimiert sind, kann dagegen
eine Rückgewinnungsquote von 98% für Edelmetalle erreicht werden.
Eine weitere Schwachstelle in der Entsorgungskette ist der illegale Export von
jährlich etwa 155.000 t elektrischer und elektronischer Geräte inkl. Mobiltelefone
aus Deutschland in Entwicklungs- und Schwellenländer wie Afrika und Asien.
Diese sind als "Gebrauchtgeräte„ deklariert, obwohl sie oftmals nicht mehr
funktionstüchtig sind. Dort angekommen ist eine Verwertung unter technisch
sowie sozial, gesundheitlich und ökologisch vertretbaren Bedingungen in der
Regel nicht möglich.
Aus diesen Problemfeldern ergeben sich die Ziele der bayerischen AlthandySammelaktion:
Sonstige Kleinteile,
E-Schrott,
DECT Telefone,
etc.
Abholung oder
Transport der
Sammelboxen nach
Abgabe bei DHL
Wareneingang
Verkauf an
Zwischenhändler
Umicore
•
Zuführung in
Recyclingfachbetriebe
N.N.
•
Erfassung
Gewicht je Box
inkl. Verpackungsund Füllmaterial
Erfassung
Trennung
Handset, Akku,
Zubehör
Handsets
Marktwert
abhängige
Entscheidung
Erfassung IMEI
Nummer mittels
Scanner
Nicht
wiederverkaufsfähige
Handsets
•
Erfassung Anzahl
Handy je Box
•
•
Potentiell
wiederverkaufsfähige
Handsets inkl.
zugehörigem Akku
Kontrolle auf Verluste
Vergleich des Ein- und
Ausgangsgewichts (Handsets,
Akkus, Zubehör, Verpackung, etc.)
Recycling
Karl Karletshofer
GmbH
Selektive Wiederverwendung
der Akkus bei Re-Use fähigen
Handys
Rückgewinnung
von Metallen
Zwischenhändler
Geschlossener
LKW-Transport der
Handsets zum
Recycler
Zertifizierte Datenlöschung
Verkauf
Datenlöschoptionen
1.Datenlöschung durch Software-/
Hardware Reset
2.Datenlöschung durch Herstellersoftware
Update
3.Datenlöschung durch spezialisierte
Software
Aufbereitung/
Reperatur
Handset
funktionsfähig
Verkauf der
rückgewonnenen
Metalle
Lieferverpflichtung der
Handsets zu Umicore
Funktions
prüfung
„Rohstoffschatz“ Handy
Handset nicht
funktionsfähig
Wissenschaftliche Begleitung
Georg-Simon-Ohm Hochschule
Nürnberg
Prof. Dr. Teipel
Wissenschaftliche Begleitung
Universtität Augsburg, Lehrstuhl für Ressourcenstrategie
Prof. Dr. Reller
Ziel 1: Erhöhung der Erfassungsquote durch bequemen Zugang zu
Sammelstellen in Schulen oder am Arbeitsplatz sowie durch garantierte
Datensicherheit und durch Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung.
Ziel 2: Ökoeffiziente Verwertung der gesammelten Handys durch die Nutzung
des derzeit besten geeigneten technischen Verfahrens.
Ziel 3: Sicherstellung einer transparenten Entsorgungskette durch vollständige
wissenschaftliche Begleitung entlang aller Phasen der
Althandysammelaktion und des Recyclingverfahrens.
Legende
Akteur
Teilprozess
Farbzuordnung
Entscheidung
Sämtliche Ministerien der Staatsregierung, einschließlich der
nachgeordneten Behörden, Dienststellen und der sieben Bezirksregierungen.
Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und Staatsministerium für
Unterricht und Kultus als Schirmherren.
Kommunale Spitzenverbände (Verband der Bayerischen Bezirke,
Bayerischer Landkreistag, Bayerischer Städtetag, Bayerischer
Gemeindetag). Diese ermöglichten den Einbezug von Bezirken, kreisfreien
Städten, Landkreis und kreisangehörigen Gemeinden.
Unterzeichnerverbände der Wirtschaft im Umweltpakt Bayern (vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bayerischer Industrie- und
Handelskammertag, Bayerischer Handwerkskammertag) . Diese
befürworteten die Einbindung von Umweltpaktbetrieben.
Netzbetreiber, durch ideelle und finanzielle Unterstützung (E-Plus, Telefonica,
Vodafon, Telekom)
Kirchen
Verbände (Bayerischer Landsportverband, Landesbund für Vogelschutz)
Die Farbzuordnung der Symbole bezieht sich auf
verschiedene Akteure mit ihren zugehörigen
Teilprozessen, die jeweils gleichfarbig dargestellt sind.
Darstellung: Gantner Oliver 2012
In der Öffentlichkeit ist kaum bekannt, dass in Handys
rund 40 verschiedene Rohstoffe enthalten sind. Die
Mengen der in den einzelnen Mobiltelefonen enthaltenen
Metalle sind jedoch relativ gering. Im Durchschnitt enthält
ein Handy ca. 8,75 g Kupfer, 3,81 g Kobalt, 0,25 g Silber,
0,024 g Gold sowie 0,009 g Palladium. Momentan werden
in Deutschland jährlich rund 30 Millionen Handys verkauft.
In der Summe enthalten diese rund 263 t Kupfer, 115 t
Kobalt, 8 t Silber, 700 kg Gold und 250 kg Palladium im
Gesamtwert von 48 Millionen Euro.
Ergebnisse
Von Teqport Services konnten 8% der Handys wieder
vermarktet werden. Die nicht wiedervermarktbaren 92%
der Handys wurden einem metallurgischen Recycling
bei Umicore in Antwerpen unterzogen. Bei jedem
zweiten potentiell wiedervermarktbaren Handy war eine
Reparatur nicht mehr rentabel. Es ergaben sich
durchschnittliche Marktwerte von 1,09 € für RecyclingHandsets (Handys ohne Akku) und 12,85 € für Re-UseHandys.
Weiter
wurden,
bezogen
auf
das
Sammelergebnis, durchschnittliche Gewichte von 105 g
für Recycling-Handys und 100 g für Re-Use-Handys
erfasst.
Ergebnis Althandy –Sammelaktion „Handy clever entsorgen" vom 30.4.-30.6.2012
Durchschnittsgewicht der gesammelten
Handys nach Jahren
Gesamt
eingeladen
Teilnehmer
insgesamt
Beteiligungsquote
Handys
insgesamt
Anteil am
Gesamtergebnis
Gesamtergebnis
7.051
2.467
34,99%
68.440
100%
Schulen gesamt
6.197
2.008
32,40%
40.179
58,71%
100
davon Grundschulen
2.772
1.003
36,18%
18.778
27,44%
50
davon Mittelschulen
1.062
280
26,37%
3.489
5,10%
davon Realschulen
372
208
55,91%
4.670
6,82%
davon Gymnasien
415
229
55,18%
9.341
13,65%
davon Berufsschulen
davon freie Walldorf,
Kolleg, etc.
1.522
278
18,27%
3.849
5,62%
54
10
18,52%
52
0,08%
Behörden Freistaat
233
215
92,27%
10.363
15,14%
103
63
61,17%
4.685
6,85%
Hochschulen
58
33
56,90%
1.807
2,64%
Eine Kamera
Krankenhäuser
364
90
24,73%
2.077
3,03%
Zwei Kameras
Unternehmen
91
53
58,24%
9.270
13,54%
nicht zuzuordnen
5
5
100,00%
59
0,09%
300
250
200
150
0
Kameras der gesammelten Handys
100%
90%
Displaytypen der gesammelten Handys
80%
100%
Kommunale Behörden
70%
90%
60%
80%
Keine Kamera
50%
70%
40%
TFT
60%
30%
50%
MOTOROLA
NOKIA
BLACKBERRY
SONY
ERICSSON
HTC
SAMSUNG
T-MOBILE
20%
TN
40%
Durchschnittsalter der Re-Use-Handys in Jahren im
Vergleich zum Durchschnittsalter der Recycling-Handys
derselben Hersteller
10%
30%
LCD
0%
APPLE
20%
10%
Monochrome
0%
Bis zum Jahr 2003 nahmen die durchschnittlichen
Gewichte der Handys stetig ab. Seit dem Jahr
2003 sind die durchschnittlichen Gewichte auf
einem relativ konstanten Niveau unter 100 g. Das
durchschnittliche Lebensalter eines Handys
wurde auf 8,64 Jahre bestimmt. Recyclinghandys
wiesen ein durchschnittliches Lebensalter von
8,91 Jahren auf, Re-Use-Handys bis dato
hingegen 5,76 Jahre. Durch die erfassten
modellspezifischen Daten der Handys konnte
anhand der verbauten Akkus, Displaytypen und
Kameras ein Technologiewechsel um das Jahr
2002 nachgewiesen werden. Dieser geht mit
einem veränderten Ressourcenverbrauch einher
und wird künftig die Materialzusammensetzung
beeinflussen, was neue Herausforderungen im
Recycling mit sich bringt.
Akkutypen der gesammelten Handys
9.000
8.000
7.000
6.000
NiMH
5.000
Lithium Ionen
4.000
Lithium Polymer
3.000
2.000
1.000
0
polynomischer Trend
Altersverteilung der gesammelten Handys
linearer Trend
10.000
8.000
6.000
4.000
2.000
0
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
Schlussfolgerungen
LG
0,00
Der Ansatz, eine Althandy-Sammelaktion in Kooperation
mit Staat, Kommunen und Wirtschaft durchzuführen sowie
Sammelstellen befristet in Behörden, Schulen und
Unternehmen einzurichten, hat sich als erfolgreich
erwiesen. Alle wesentlichen Ziele der Aktion wurden
erreicht. Erstmals konnten in einer Handysammelaktion ein
bequemer Zugang zu Sammelstellen, höchstmöglicher
Datenschutz und zugleich eine politisch korrekte und
ökoeffiziente Behandlung der gesammelten Handys
gewährleistet werden.
Seit Inkrafttreten des ElektroG 2005 war dies die größte
Althandy-Sammelaktion, die in einem Bundesland
organisiert wurde. Es lag eine hohe Beteiligung der
Zielgruppen vor. Die Sammelaktion erbrachte den
Nachweis einer kostendeckenden Machbarkeit von zeitlich
befristeten Sammelaktionen. Außerdem ließ sie aus den
identifizierten
Optimierungspotenzialen
in
der
Entsorgungskette bereits erste politische Initiativen
Bayerns hervorgehen. Die Aktion trug zusammen mit der
parallel stattgefundenen Ausstellung "Rohstoffschatz
Handy" auf der IFAT 2012 zur Bewusstseinsbildung in
Bayern und Deutschland bei.
2,00
4,00
6,00
8,00
10,00
Durchschnittsalter der Recycling-Handys
Durchschnittsalter der Re-Use-Handys
Literatur
Chancerel P., Rotter S. (2009): Gold in der Tonne. Eine Stoffflussanalyse
zeigt erhebliche Systemschwächen bezüglich der Verwertung von Gold
aus ausgedienten Mobiltelefonen. Müllmagazin 1/2009.
ElektroG: Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die
umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten
(Elektro- und Elektronikgerätegesetz - ElektroG).
Gantner O. (2013): Wissenschaftliche Begleitung der AlthandySammelaktion „Handy clever entsorgen“. Teil 1: Konstruktion,
Durchführung, Ergebnisse.
Messe München (2012): Rohstoffschatz Handy. Recycling statt Schublade.
Sonderausstellung der Messe München mit Unterstützung des
Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit.
2014
Universität Augsburg
Lehrstuhl für Ressourcenstrategie
Dipl.-Geogr. Gantner Oliver
[email protected]

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