3D Filme - Technik, Historie, Ausblick
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3D Filme - Technik, Historie, Ausblick
3D Filme - Technik, Historie, Ausblick Eine Facharbeit von Martin Gruhn Im Rahmen des Digital Film & Animation Diploma SAE Institut Köln Kurs: FAD 406, Studentennummer: 65232 Fachlehrer: Christian Bartsch Erstellt am 28.06.2006 3D Filme – Technik, Historie, Ausblick Seite 2 Vorwort In dieser Arbeit geht es um tatsächliche „echte“ 3D Filme. Heutzutage wird der Begriff 3D auch allgemein für Computer generierte 3D Animationen verwendet. Die Objekte sind zwar dreidimensional, aber wie ein normaler Film wird ein solcher Animationsfilm mit nur einer (virtuellen) Kamera aufgenommen. Für stereoskopische 3D Filme wird dann oft der Begriff „echtes 3D“ oder „real 3D“ verwendet, um den Unterschied deutlich zu machen, das korrekte deutsche Wort wäre eben stereoskopisches 3D. Der Grund, stereoskopische 3D Filme zu drehen, ist erst einmal ein offensichtlicher – Filme in 3D entsprechen ganz einfach dem natürlichen Sehen. Während man beim zweidimensionalen Film davor (also außerhalb) ist, ist man beim 3D Film im besten Fall mittendrin. Erstmals in den 50er/60er Jahren hoffte man durch diesen Vorteil auf die Rettung des Kinos. Das gerade ganz junge Fernsehen sorgte damals für leere Kinosäle und die 3D Technik versprach ein ungleich aufregenderes Ergebnis – was man auch gut an der Auswahl der Themen erkennen konnte. Bezeichnend ist aber, dass das Kino trotz des Scheiterns der Technik doch überlebt hat. Heute tritt jedoch ähnliches Phänomen auf wie zur Frühzeit des Fernsehens, die Heimkinoanlagen werden täglich perfekter und man bekommt zu Hause ein FastKinoerlebnis geboten. Dazu sind Raubkopien oft schon zum Kinostart erhältlich. Wiederum versucht man dem Zuschauer ein besonderes Erlebnis zu bieten, dass er so zuhause nicht haben kann. Seite 3 Glossar Eyestrain: Ein Effekt, der bei vielen 3D Filmen auftritt, ist der „Eyestrain“ (Augenbelastung). Die ungewohnte Belastung des Gehirns und der Augen führt zu Kopf- oder Augenschmerzen oder auch zu Übelkeit/Unwohlsein. Der Einfachheit halber wird im Folgenden der englische Begriff benutzt. Wenn beide Augen unterschiedlich Informationen bekommen, die nicht zu einem 3D Bild verarbeitet werden können, spricht man auch von Retinal Rivalry. Ghosting/Crosstalk/Übersprechen: Dieser Effekt tritt auf, wenn ein Auge Teilbilder des für das andere Auge vorgesehenen Bildes sieht. Das führt zu „Geisterbildern“ und Eyestrain. Stereoskop: Allgemein ein Gerät zur Betrachtung stereoskopischer Bilder; im Speziellen eine Bildhalterung mit Trennsteg, der vor die Augen gehalten wird. Seite 4 1. Technik 1.1. Grundlagen Der räumliche Bildeindruck entsteht beim Menschen durch die Verarbeitung der beiden von den Augen gelieferten Bilder im Gehirn, das daraus ein dreidimensionales Bild konstruiert. 3D Photos und 3D Filme werden prinzipiell genauso erstellt, nämlich mit 2 Bildern bzw. Serien von Bildern, die im Idealfall von Kameras im Augenabstand aufgenommen werden. Die Aufnahme kann auf verschiedene Weisen geschehen, z.B. auf 2 getrennte Filmstreifen, die dann später synchronisiert wieder abgespielt werden. Alternativ werden bei Filmmaterial die beiden Bilder über- oder nebeneinander in ein Frame belichtet, bzw. abwechselnd die Bilder für rechtes/linkes Auge auf aufeinander folgende Frames. Das Problem ist, dass die aufgenommenen Bilder dann so wiedergegeben werden müssen, dass jedes Auge nur das für dieses Auge aufgenommene Bild sieht. Um dieses Ziel zu erreichen gibt es verschiedene Methoden. 1.2. Techniken der 3D Betrachtung 1.2.1.Anaglyph (s/w): Diese Methode, einen räumlichen Eindruck zu erschaffen ist eine der geläufigsten, wenn es um 3D Filme geht, auch wenn sie tatsächlich nur selten eingesetzt wurde. Die Bilder für das rechte und linke Auge werden in den Farben Abb. 1 - Rot-Grün Brille Seite 5 grün und rot (blau und rot in den USA) wiedergegeben. Die rot/grüne Brille filtert dann für jedes Auge eines der Bilder aus, jedes Auge sieht also ein anderes Bild. Der Nachteil dieser Technik ist offensichtlich - man kann damit nur 3D Filme in schwarz/weiß sehen, zumindest war das für eine lange Zeit so. Ein weiterer Nachteil dieser Technik (und vieler anderer Techniken) ist das „Ghosting“. Dadurch, dass die Bilder nicht perfekt gefiltert werden (nicht exakte Farbwiedergabe), bekommen beide Augen Restbilder zu sehen, die für das andere Auge gedacht sind. Das führt zu Doppelbildern und minimiert den Tiefeneffekt. Der Vorteil dieser Technik ist ebenso offensichtlich, man kann jedes beliebige Vorführgerät benutzen und auch die Brillen sind Pfennig-(Cent-) Artikel. 1.2.2.Anaglyph (Farbe): Ein Nachteil der Anaglyph Technik wurde später beseitigt. Durch einen speziellen Trick kann man mit Rot/Cyan Brillen auch farbige Bilder/Filme betrachten. Hier werden die Bilder in ihre Farbkanäle aufgeteilt, von einem Bild wird nur der Rotkanal benutzt, vom anderen Bild werden Grün- und Blaukanal dazugemischt. Das Verfahren funktioniert recht gut, allerdings werden die Ausgangsbilder farblich bearbeitet (und damit verfälscht), um den bestmöglichen Effekt zu erreichen. Auch ist die Filterung bei den meist sehr günstigen Papp-Brillen nicht perfekt. Es gibt noch ein Verfahren namens Anachrome, das den Rotkanal teilweise auf beiden Bildern belässt für eine bessere Farbwiedergabe (soll auch die Retinal Rivalry reduzieren und nach einer Eingewöhnungsphase soll dann der Eyestrain geringer sein). Für einen optimalen Effekt werden jedoch höherwertige PlastikBrillen benötigt, daher wird es für die aktuellen anaglyphen Kinofilme nicht eingesetzt. 1.2.3.Shutter Glasses (LCD Brillen) Seite 6 Eine Methode, die teilweise in 3D Kinos eingesetzt wurde und noch wird, jedoch hauptsächlich für den Computer oder die Betrachtung am Fernseher gebräuchlich ist. Eine Brille mit Flüssigkristallen schaltet abwechselnd das rechte und das linke Auge blind. In dieser Zeit wird dann jeweils das Bild für das andere Auge angezeigt, synchronisiert über den V-Sync, sprich das Bildwechselsignal. Die Darstellung ist oft wie beim Fernsehsignal interlaced, das heißt, das Bild für ein Auge wird in den geraden Zeilen angezeigt, das andere in den ungeraden Zeilen. Nachteil ist hier wiederum das Ghosting, da die Flüssigkristalle die Gläser nicht komplett schwarz schalten. Ein weiterer großer Nachteil ist die Halbierung der Wiederholungsfrequenz, was bei niedrigen Bildwiederholraten zu einem unangenehmen Flimmern führt. Auch sind diese Brillen meist recht schwer, brauchen Batterien und müssen über ein Kabel oder ein Infrarot-/Funksignal synchronisiert werden. 1.2.4.Polarisationsbrillen Diese Methode wird heutzutage bei den meisten 3D Kinovorführungen eingesetzt. Die Projektoren bringen zwei farbige Bilder auf die Leinwand, das Licht ist jedoch verschieden polarisiert (waagerecht und senkrecht). Die Polarisationsfilter in den Brillengläsern filtern dann entsprechend jeweils eins der beiden Bilder aus. Diese Technik ist sehr praktikabel, da die Brillen leicht und günstig sind. Das Ghosting ist recht gering, der 3D Eindruck ist sehr überzeugend, man bekommt tatsächlich das Gefühl, Dinge greifen zu können. Während die Technik für den Zuschauer sehr angenehm ist, hat sie doch den Nachteil hoher Anschaffungs- und Betriebskosten. Auch haben die benötigten Silberleinwände einen leicht eingeschränkten Blickwinkel. Neigt der Zuschauer den Kopf, wird der Effekt zerstört, was jedoch durch zirkuläre Polarisation verhindert werden kann (neueres Verfahren). Seite 7 1.2.5.Grau/Grau Brillen (Pulfrich): Diese 3D Technik ist weitgehend Effekthascherei und der Effekt ist dabei relativ gering. Im Gegensatz zu den bisher genannten Methoden wird der Film auch nicht mit zwei Kameras aufgenommen. Diese Technik bedient sich der Eigenart des Gehirns, dunkle Bilder später zu verarbeiten als helle Bilder (Pulfrich Effekt). Daher haben diese Brillen ein helles und ein dunkles Glas. Bewegt sich ein Objekt horizontal, dann bekommt das Gehirn zwei Bilder, die leicht versetzt sind und denen dadurch eine räumliche Position zugeordnet wird. Bei einem Kameraschwenk bewegen sich nahe Objekte natürlich schneller als weit entfernte, die Bilder die das Gehirn „zu sehen“ bekommt, sind unterschiedlich weit auseinander, ein räumlicher Eindruck entsteht. Diese Technik wird heute oft bei (Tier-)Dokumentationen eingesetzt. Die Filme, meist mit vielen horizontalen Schwenks oder Bewegungen werden, extra für die Betrachtung mit diesen Brillen gefilmt. Vorteil ist hier die einfache Technik und dass die Filme auch ohne Brille betrachtet werden können. Der (relativ unspektakuläre) Effekt wird allein von der Brille, bzw. vom Gehirn geliefert. Die Nutzung für Spielfilme macht wenig Sinn, da in vielen Szenen einfach „Stillstand“ herrscht oder die Bewegung auch manchmal vertikal verläuft. 1.2.6.Autostereoskopie: Diese Technik wird heutzutage hauptsächlich in speziellen LCD Monitoren eingesetzt. Auto-Stereoskopie bedeutet einfach, dass ein räumlicher Eindruck ohne den Einsatz zusätzlicher Hilfsmittel entsteht. Der Trick ist, die beiden Bilder durch Schlitzmasken in einem Winkel jeweils nur für ein Auge sichtbar zu machen. Bei den ersten Geräten musste der Betrachter noch einen kleinen Sender „auf der Nasenspitze“ haben, mit dem die Kopfposition ermittelt wurde. Die neueren Geräte kommen ohne dieses Hilfsmittel aus, der Seite 8 Betrachtungswinkel ist jedoch sehr gering und der räumliche Effekt enttäuschend. Die Printvariante sind die lentikulären Drucke, auch bekannt als Wackelbilder. Zwei (oder meist vier) verschiedene Bilder sind aus verschiedenen Winkeln zu sehen - sind diese Bilder verschiedene Ansichten eines Objekts, entsteht ein räumlicher Effekt, der in der Stärke in etwa mit autostereoskopischen Monitoren vergleichbar ist. Es gibt Bestrebungen, autostereoskopische Technik auch Kinotauglich zu machen, jedoch bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Die Autostereoskopie ist aber eine Technik, der von Vielen als Voraussetzung für den massentauglichen Einsatz von 3D im Kino gesehen wird 1.2.7.Holographie: Für den Einsatz im Film ist diese Technik bisher nicht praktikabel, daher hier nur eine sehr einfach gehaltene Erklärung. Ein Hologramm wird aufgenommen, indem zwei Bilder eines Objekts (eins direkt, eins durch einen halbdurchlässigen Spiegel) mittels eines Lasers aufgenommen werden und interferieren. Das fertige Bild (Hologramm) hat dann in jedem Punkt die Information des gesamten Bildes gespeichert. Diese Technik ist für sehr einfache Animationen geeignet, statt verschiedenen Ansichten des Objekts aus verschiedenen Blickwinkeln werden dann unterschiedliche Bewegungsphasen aufgenommen. Inzwischen versucht man auch, holographische Monitore zu bauen, die für jeden „Bildpunkt“ verschiedene Bildinformationen in verschiedene Richtungen abstrahlen können. Eine Serienreife dieser Technik ist aber wahrscheinlich noch Jahrzehnte entfernt. Seite 9 1.2.8.Weitere Techniken zur 3D Betrachtung: Die bisherigen Techniken erzeugten das zu Betrachtende 3D Bild an einer Position und benutzten verschiedene Techniken, die sich überlagernden Bilder für beide Augen zu trennen. Es ist natürlich auch möglich, beide Augen mit einem komplett eigenen Bild zu versorgen. Alte Bildbetrachter (Stereoskope) hatten einfach einen Steg zwischen den beiden Bildern, aber selbst ohne Hilfsmittel kann man mittels Cross-EyedViewing oder Parallel Viewing zwei Bilder zu einem räumlichen Bild verschmelzen (zwei nebeneinander liegende Bilder werden durch Defokussieren der Augen übereinandergeschoben). Da sich diese Techniken für Filme nur sehr begrenzt eignen, bieten sich zwei seperate (LCD-) Monitore an, einer für jedes Auge. Diese sind dann in so genannten Virtual Reality Helmen oder VR-Goggles untergebracht. Nachteile sind der hohe Preis, die geringe Auflösung und das oft hohe Gewicht. Obwohl immer wieder Firmen solche Geräte anbieten, hat sich die Technik jedoch nie auf dem Massenmarkt durchgesetzt. Wahrscheinlich auch durch den Nachteil, komplett optisch von seiner Außenwelt abgeschlossen zu sein. Vorteil ist hier, dass es zu keinem Übersprechen (Ghosting/Crosstalk) der Bilder kommen kann. Eine Weiterentwicklung dieser Technik, die sich etwas nach Science Fiction anhört ist das direkte Projizieren der Bilder auf die Netzhaut mittels schwacher Laser (Virtual Retina Display). Diese Technik bietet im Gegensatz zu allen anderen Techniken eine Abdeckung des kompletten Sichtbereichs. Die Technik ist bereits serienreif, und wird zur Zeit für die Einblendung von Zusatzinformationen ins normale Gesichtsfeld verwendet. Entwickelt wurde die Technik von der Firma Microvision und sie wird hauptsächlich für militärische Zwecke eingesetzt. Seite 10 Diese Technik hat das Zeug, in Zukunft perfekte dreidimensionale Bilder zu liefern, ohne Bildränder und theoretisch in beliebiger Auflösung. Auch können die Bilder das normale Sichtfeld überlagern. Die Barriere zur Massentauglichkeit ist hier wahrscheinlich eher eine Psychologische als eine Technische. 1.3. Ton Da diese Arbeit nicht in eine Beschreibung von 3D Surround Sound Verfahren ausarten soll, hier nur einige kurze Anmerkungen. Die IMAX 3D Filme z.B. wurden von Anfang an in 6 Kanal in sehr hoher Qualität aufgenommen und auch die Technik in den Kinos ist natürlich entsprechend anspruchsvoll. Der Ton wird dabei bei IMAX Filmen immer komplett getrennt erstellt und befindet sich entweder auf einem seperaten Magnet-Tonstreifen oder liegt in digitaler Form vor. Die Wiedergabe erfolgt mit bis zu 32kW Gesamtleistung bei zu 40 Lautsprechern. Auch in der Vergangenheit waren die 3D Filme beim Ton Vorreiter, 3D Filme waren die ersten Filme, die stereophonisch vertont wurden. Seite 11 2. Filmen in 3D 2.1. Kameras Bei den Kameras ist es schwierig, allgemeine technische Spezifikationen anzugeben, die sind so vielfältig wie bei 2D Kameras. Entscheidend ist hier, ob das Bild auf einem oder zwei Medien aufgenommen wird. Wird mit zwei Kameras aufgenommen, dann hat man auch zweimal das volle Filmmaterial, das die jeweilige Kamera bietet. Bei einer IMAX Kamera sind das z.B. zwei 65mm Frames mit einem Seitenverhältnis von 1:1,338 bei bis zu 48 Frames/sec (IMAX HD für doppelte Bewegungsauflösung). Nimmt man das Material mit nur einer Kamera auf, so halbiert sich die effektive Auflösung, da das Bild entweder übereinander, nebeneinander oder eben in zwei Halbframes abgelegt wird (d.h. bei einer PAL Aufnahme ist die effektive Auflösung also entweder 384x576 oder 768x288). Für 3D Filme gibt es grob gesehen drei Möglichkeiten bei der Aufnahme: 2.1.1.2-Kamera-Konstruktionen Zwei Kameras (ob Video- oder Filmkamera und mit welchem Aufnahmeformat, ist nicht entscheidend) werden nebeneinander montiert, im Idealfall im Augenabstand. Das ist natürlich stark abhängig von der Größe der Kameras. Beim Aufbau einer solchen Konstruktion und beim Einsatz ist natürlich zu beachten, dass das Film bzw. Videomaterial Abb. 2 - 3D Video Kamera synchronisiert wird, bei Zoomoptiken müssen diese natürlich ebenfalls parallel geschaltet werden. Seite 12 2.1.2.3D-Kameras 3D Kameras sind speziell für 3D Aufnahmen entwickelte Geräte. Diese haben meist zwei Objektive in Augenabstand und die beiden Bilder werden je nach Modell auf einen Filmstreifen oder auf zwei Filme oder Bänder belichtet. Für die IMAX Filme werden solche Kameras benutzt und von der IMAX Corporation auch vermietet. Dabei gibt es Abb. 3 - IMAX 3D Kamera diverse Modelle, z.B. für den Einsatz unter Wasser oder im Weltraum. Das gezeigte Modell wiegt etwa 120 Kilo. Für Extremaufnahmen gibt es jedoch auch ein handlicheres Modell mit 11kg Gewicht. Optiken sind erhältlich vom extremen 30mm Weitwinkel (139°) bis zu 250mm Brennweite (16°). Das Filmmaterial wird horizontal bewegt, dabei werden pro Minute etwa 102m Material benötigt. Entsprechend hohe Anforderungen werden natürlich an den Filmtransport und die damit verbundene Schwingungsdämpfung gestellt. 2.1.3.3D Optiken Spezielle Optiken, die zwei Bilder aufnehmen und dann auf das Film- oder Videomaterial einer einzelnen Kamera (meist nebeneinander) belichten. Nachteil ist wie gesagt die Halbierung der Auflösung. Klarer Vorteil ist, dass diese Technik sehr günstig ist und man bereits vorhandenes Kamera Equipment Abb. 4 - 3D Optik für XL1 weiternutzen kann. Eine solche Optik gibt es zum Beispiel für die sehr beliebte Canon XL1 incl. Zoom. Diese Technik ist auch für den Einsteiger erschwinglich, für professionelle Aufnahmen macht jedoch nur das Aufnehmen auf Filmmaterial Sinn. Seite 13 Zusätzlich gibt es Aufsätze, die nicht das Objektiv ersetzen, sondern auf das bestehende Objektiv aufgesetzt werden, einen solchen Adapter bietet z.B. die Firma NuView. Hier werden die Schärfen- und Blendeneinstellungen des Objektives verwendet, das Zoomen ist wohl je nach Kamera recht problematisch. 2.2. Einschränkungen beim Filmen 2.2.1.Kameraführung und Einstellungen Beim Filmen in 3D wird weitgehend auf alles verzichtet, was den Betrachter überfordern oder verwirren könnte. Wie beim 2D Film allgemein gibt es natürlich keine festen Gesetze, es gibt immer Filme die bewusst Regeln brechen. Jedoch ist das 3D Genre eher selten künstlerisch anspruchsvoll, sondern soll dem Zuschauer ein möglichst beeindruckendes (aber möglichst auch entspanntes) Erlebnis bieten. Nahaufnahmen und Großaufnahmen sind nicht zu empfehlen, da der Zuschauer dadurch praktisch erschlagen wird. Die Schauspieler sollten möglichst auf OverActing verzichten und sehr dezent spielen, da der Zuschauer oft extrem nah am/im Geschehen ist. Zu vermeiden sind schnelle Schwenks oder Schnitte. Der Zuschauer braucht längere Zeit, um in eine Szene hineinzukommen, weil er sich bei meist großem Leinwandformat erstmal orientieren muss. Schnelle Schwenks oder häufige Schnitte verwirren den Zuschauer. Zooms sind prinzipiell möglich, obwohl sie nicht einem natürlichen Sehen entsprechen. Aus diesem Grund sollten aber vor allem schnelle Zooms vermieden werden. Auch der Einsatz von Weitwinkelobjektiven, die immer eine gewisse Verzerrung aufweisen, ist problematisch, da dieser Effekt in 3D verstärkt wird, obwohl der Effekt natürlich auch gewollt sein kann. Seite 14 Der Einsatz von häufigen Bild-Perspektivwechseln verbietet sich meist von selbst, da oft nur eine äußerst begrenzte Anzahl (1) von 3D Kameras zur Verfügung steht. 2.2.2.Weitere Einschränkungen (3D und Format bedingt) Das räumlichen Sehen und dessen Nachahmung wirft aber weitere Probleme auf, die Beachtung finden sollten. Da die Kameras/Optiken parallel montiert sind, entsprechen sie nicht exakt dem natürlichen Sehen, bei dem die Augen auf einen Punkt fokussieren und somit einen Winkel bilden. Besonders bei Aufnahmen ins Unendliche oder bei Gegenständen, die sehr nah am Betrachter sind, versucht das Gehirn die „falschen“ Bilder auszugleichen, was zu Eyestrain führt. Bei Landschaftsaufnahmen ist darauf zu achten, dass der Zuschauer genug Referenzpunkte bekommt, um die Dimensionen erfassen zu können. Ab einer gewissen Entfernung wird der Unterschied zwischen den beiden Einzelbildern sehr gering, ob ein Berg 100m oder 10km entfernt ist wird weitgehend an zusätzlichen Anhaltspunkten festgemacht (einen Baum in 10m Entfernung kann ein Betrachter z.B. gut einschätzen und dann kann er zumindest sagen, dass der Berg in 1000m deutlich weiter entfernt ist). Eine Technik, die bei der 3D Photografie eingesetzt wird ist das Hyper 3D, bei der zwei Kameras weiter auseinander montiert werden, um den Effekt zu verstärken, was bei Filmaufnahmen natürlich zwei nicht fest verbundene Kameras voraussetzen würde. Eine weitere Einschränkung gilt für Filme, die auf weniger als Blick füllenden Leinwänden oder auf Fernsehern/Monitoren betrachtet werden. Die Objekte am Bildrand sind dabei das Problem. Ragt ein Gegenstand (meist ein sehr naher Gegenstand) über den Rand hinaus, so wird der 3D Effekt zerstört, da die beiden Einzelbilder an verschiedenen Stellen abgeschnitten werden. Man muss hier beachten, dass auch kleine Gegenstände, die sehr nah am Betrachter sind, leicht mehrere Meter auf der Leinwand einnehmen und bei nur wenigen Zentimetern Bewegung schnell das Sichtfeld verlassen können. Seite 15 2.2.3.Kulissen, Kostüme, Maske, Licht Speziell bei IMAX oder anderen Großleinwandfilmen, aber auch bei anderen 3D Filmen, muss bei all diesen Punkten eine extreme Sorgfalt an den Tag gelegt werden. Bei großen Leinwänden treten kleine Unzulänglichkeiten deutlicher hervor. Das Hauptproblem ist aber, dass man diese Unzulänglichkeiten (wie bereits erläutert) eben nicht durch schnelle Schnitte oder Schwenks kaschieren kann. Die typische viel verzeihende Hektik eines modernen Actionfilms würde den Zuschauer schnell aus dem Kino jagen. 2.3. Postproduktion 2.3.1.Spezialeffekte Effekte, die beim Postprocessing hinzugefügt werden, sind für das Filmen in 3D eine weitere Herausforderung. Für Spezialeffekte bieten sich Computer generierte Effekte oder Objekte an, die dann „einfach“ aus zwei Blickwinkeln gerendert werden. Das erfordert jedoch eine peinlich genaue Dokumentation der Kameraposition, der Kamerabewegungen und der Geometrie der Schauplätze, um glaubhafte Ergebnisse zu erzielen. Nicht vom Computer generierte Spezialeffekte sind ein Problem für sich. Durch das Aufnehmen in 3D bekommt der Betrachter im Gegensatz zum 2D Film automatisch eine gewisse Information über die tatsächlichen Proportionen. Man kann z.B. nicht einfach ein Knetgummimonster im Maßstab 1:7 mittels Stop-Motion animieren, mit der gleichen Kamera filmen und dann später in ein 1:1 Filmmaterial einkopieren. Seite 16 2.3.2.Schnitt Es muss peinlich genau darauf geachtet werden, dass die Versionen für beide Augen exakt gleich geschnitten werden. Ein Versatz beim Schneiden führt zu Eyestrain bei den Zuschauern. Das gilt natürlich vor allem, wenn 2 Filmstreifen oder Datenträger verwendet werden. Auch muss natürlich bei Farb- oder Helligkeitskorrekturen oder anderen Effekten darauf geachtet werden, dass diese auf beiden Versionen gleich ausgeführt werden bzw. überhaupt 3D tauglich sind. 2.4. Verschiedenes 2.4.1.Computer animierte 3D Filme Animationsfilme, die durch 3D Computer-Animation entstehen, eignen sich natürlich besonders gut für eine Umsetzung in einen „echten“ 3D Film. Prinzipiell muss man die gleichen Szenen einfach nur mit 2 verschiedenen Kameraeinstellungen rendern (wobei man die Kosten für das Rendering natürlich nicht unterschätzen darf). Neben dieser einfachen Umsetzung bietet der Computer aber weitere Vorteile. Um die Filme „augenfreundlicher“ zu gestalten kann man hier echte AugenBlickwinkel simulieren und automatisch Einstellungen vermeiden/entschärfen, die problematisch sind. Und wie am Beispiel Marvin the Martian in 3D (1996 für Warner Bros. Movie World) zu sehen ist, kann man im Umkehrschluss natürlich die Grenzen des Mediums voll ausnutzen und extreme 3D-Effekte erzeugen, die bei Realkameraaufnahmen nicht möglich wären. Seite 17 2.4.2.Klassische 3D Filme Schaut man sich ältere 3D Filme an, so merkt man schnell, dass man dort viele der o.g. Probleme einfach vermieden hat. Oft gibt es einige wenige Szenen, die tatsächlich in 3D gefilmt wurden. Meist wurden dem Zuschauer hier irgendwelche (spitzen) Gegenstände vor die Nase gehalten um einen Schock- oder Aha-Effekt auszulösen. Man muss sich hierbei vor Augen halten, dass zur damaligen Zeit z.B. Norman Bates mumifizierte Mutter tiefe Schocks auslöste, während die Szene einem heute grad mal ein amüsiertes Lächeln entlockt. Ein entsprechender Schockeffekt in 3D war dementsprechend wirklich etwas Aufregendes. Die meiste Zeit jedoch hat man einfach 2 Ebenen erzeugt, in dem man Vordergrund (in 2D oder 3D) und Hintergrund (in 2D) einfach räumlich getrennt hat. Die Szene als Ganzes hatte so zwar Tiefe, aber die einzelnen Ebenen waren mehr oder weniger flach. Die bessere Alternative ist vielleicht, tatsächlich nur bestimmte Szenen in 3D zu drehen und dem Zuschauer dazwischen Zeit zum Erholen zu geben, wie in The Mask. Das erfordert dann nur eine thematische Trennung, wie in diesem Beispiel das Aufsetzen der Maske. Seite 18 3. Gestern, heute, morgen 3.1. Die Geschichte des 3D Films 3.1.1.Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts 1903: Laut unbestätigten Aussagen wurde der erste 3D Film (L’Arrive du Train die Ankunft des Zuges) von den Brüdern Lumiere aufgeführt. Ein herannahender Zug wurde mit 2 Kameras aufgenommen, die beiden Filme wurden dann getrennt auf zwei Leinwände projiziert und durch eine Art Stereoskop betrachtet. 10. Juni 1915: Ebenfalls unbestätigt ist die Aufführung des Films Jim, the Penman im Astor Theater in New York. Dies soll der erste Einsatz der Anaglyph-Technik sein. 27. Juni 1922: Die erste dokumentierte Aufführung eines Anaglyph 3D Films (The Power of Love) im Ambassador Hotel in Los Angeles. Zu dieser Zeit wurde noch mit zwei Projektoren gearbeitet. 27. Dezember 1922: Mit Radio Mania wird der erste Film im sequenziellen Verfahren aufgeführt (die Bilder für beide Augen werden abwechselnd gezeigt). In den Sitzen waren mechanische Betrachtungsgeräte installiert, die wie eine Shutterbrille jeweils ein Auge abdunkelten. 1936: Einführung der Polarisationstechnik (Polaroid 3D) mit der ersten Aufführung eines solchen Filmes in Italien (Nozze Vagabonde), später Zum Greifen nah in Deutschland und im Jahr 1939 zur Weltausstellung in New York In Tune with Tomorrow. Seite 19 3.1.2.Die Fünfziger Jahre In den Fünfziger Jahren (hauptsächlich 1952-1954) kam es zu einer regelrechten 3D Euphorie. Für kurze Zeit wurden die Zuschauer wieder von Ihren Fernsehern in die Kinos gelockt, 3D entwickelte sich zu einem kulturellen Phänomen. Viele Kinos wurden mit der entsprechenden Technik (zwei Projektoren, Silberleinwand, Polarisationsbrillen) ausgestattet. Große Studios und einige bekannte Regisseure Abb. 5 - Creature from the produzierten zu dieser Zeit eine große Zahl black Lagoon von 3D Filmen. Die folgende Auswahl erhebt keine Ansprüche auf Vollständigkeit: -Bwana Devil (1952), Einer der ersten 3D Filme, der ein großes Publikum ansprach. - House of Wax (1953), Der erste Film, der in regulären Kinos mit Stereoton vorgeführt wurde. - It Came from outer Space (1953), Jack Arnold: Einer der sehr bekannten 3D Filme in Stereoton. Abb. 6 - House of Wax - Creature from the black Lagoon, (1954), Jack Arnold: Der wohl bekannteste 3D Film überhaupt, zwei Sequels folgten. - Dial M for Murder (1954), Alfred Hitchcock, ein Meister des Experimentierens, dreht einen der besseren 3D Filme (soweit man so etwas objektiv behaupten kann). Leider konnte das urpsrüngliche Publikum das kaum beurteilen, da der Film in 2D in die Kinos kam und erst später in 3D wiederaufgeführt wurde. Seite 20 Der Niedergang dieser goldenen 3D Ära hatte viele Gründe. Allgemein konnte die Qualität der Filme die Nachteile des Formats nicht aufwiegen. Der Reiz des Neuen verschwand nach einiger Zeit. Viele Filme mussten auch erst zweidimensional projiziert werden, da die äußeren Reihen in den Kinos bei den damaligen Leinwänden praktisch keinen 3D Effekt sahen. Erst wenn sich die Kinos nach Tagen oder Wochen leerer wurden, wurde ein Film dann in 3D vorgeführt. Der Extra-Aufwand und die Extrakosten (2 Projektoren, evtl. 2 Vorführer) mussten damit von weniger Zuschauern getragen werden. Auch die Vorführer, die peinlich genau auf eine perfekte Synchronisation achten mussten wurden oft nachlässig, was beim Publikum zu starkem Eyestrain führte. 3.1.3.Sechziger, Siebziger und Achtziger Jahre Bevor in den 80er Jahren die 3D Filme endgültig in den IMAX Kinos oder auf Jahrmärkten verschwanden, startete man noch mehrere Wiederbelebungsversuche. In den 60er Jahren wurde ein Verfahren namens Space-Vision-3D entwickelt, das mit einem Projektor auskam und jeweils 2 Bilder übereinander in einem Frame unterbrachte, die dann im Breitbildformat projiziert wurden. Filme aus dieser Zeit sind heute wenig bekannt, z.B. der Science Film The Bubble (1966). Etwas bekannter war The Mask (1961), der nur einige Szenen in 3D enthielt und so dem Zuschauer die Anstrengung eines kompletten Spielfilmes in 3D ersparte In den Siebzigern kam dann eine weitere EinProjektor-Technik, diesmal wurden die Bildern auf dem Filmmaterial nebeneinander aufgenommen. Der Softsexfilm The Stewardesses nutzte diese Technik und war mit $27 Millionen Einspielergebnis einer der erfolgreichsten 3D Filme. Seite 21 Beide Techniken retteten den 3D Film nicht, genauso wenig wie die Versuche in Abb. 7 - Friday the 13th den 80er Jahren, die Zuschauer mit HorrorFilmen und wieder meist billigen Schockeffekten in die Kinos zu locken (z.B. Friday the 13th, Part 3, 1982 und Jaws 3D sowie Amityville 3D, beide 1983). Die 2D Versionen dieser Filme waren auch nicht unbedingt eine gute Werbung. 3.2. 3D Filme heute 3.2.1.IMAX 3.2.1.1.Allgemeines Die IMAX Corporation wurde im Jahr 1967 in Kanada gegründet, seit 1986 werden auch 3D Filme vorgeführt. Wer heute einen 3D Film sehen will, für den sind die IMAX Kinos die erste Wahl. Auf meist großzügig dimensionierten Leinwänden (üblich sind 27x20m Leinwände) laufen oft gut halbstündige Filme. Der Zuschauer sitzt sehr nah vor der Leinwand, damit das Sichtfeld möglichst gut ausgefüllt wird. 3.2.1.2.Technik Eingesetzt werden meist 2 Projektoren mit wassergekühlten 15kW Bogenlampen, die laut Eigenwerbung in der Lage wären, einen Holzscheit zu entzünden, der in den Lichtstrahl gehalten wird. Es wird ein spezielles Verfahren zum Filmtransport benutzt, bei dem der Film horizontal bewegt wird. Abb. 8 - IMAX Projektor Seite 22 Wellenbewegungen verringern die auf den Film wirkenden Kräfte (Rolling Loop). Der Film wird mittels Unterdruck an die Optik gepresst, so dass er sehr plan und exakt aufliegt. Ein Projektor wiegt ca. 2 Tonnen. Das Filmformat ist 50x70mm und damit deutlich größer und somit höher auflösend als alle anderen Filmformate. Das resultiert natürlich in überragender Qualität als auch in extremer Länge der Filmrollen. Wie im normalen Kino wird jedes Bild mittels Blende 2x projiziert (48Hz) bzw. bei IMAX HD dann 48 verschiedene Bilder. Übliche Länge einer Filmrolle sind 50 Minuten. In den meisten IMAX Kinos werden zum Betrachten Polarisationsbrillen genutzt, manche IMAX Kinos nutz(t)en jedoch auch Shutter Brillen. 3.2.1.3.Die Filme Meist werden nativ in 3D gedrehte (Pseudo-) Dokumentarfilme oder Computer generierte Trickfilme gezeigt, die einen sehr guten räumlichen Eindruck vermitteln. Nachfolgend eine kurze Liste erwähnenswerter Filme: - The dream is alive (1985): Ein Film über eine Space-Shuttle Mission, der meist gesehene IMAX Film (wohl weil er im IMAX im Kennedy Space Center läuft und im Eintritt enthalten ist) Abb. 9 - Ghosts of the Abyss - Wings of Courage (1995): Ein Film über 3 Luftfahrtpioniere gedreht von Jean Jaques Annaud. Eine der ersten aufwändigen IMAX 3D Produktionen. - Space Station 3D (1998-2001): Eine Dokumentation über den Bau der Internationalen Raumstation ISS, mit 3D Material, das im Weltraum von den Astronauten aufgenommen wurde. Seite 23 - Ghosts of the Abyss 3D (2003): Ein weiterer großer Name, James Cameron, mit einer Dokumentation über das Wrack der Titanic. - The Polarexpress (2004): Der erste abendfüllende Film, von dem eine 3D Version in die IMAX-Kinos kommt. 3.2.2.Aktuelle nicht-IMAX 3D Filme Neben den 3D Filmen, die exklusiv in den IMAX Kinos laufen, oder von denen 3D Versionen dort aufgeführt werden, ist der 3D Film heute rar gesät. In den letzten Jahren waren das: - Spy Kids 3D: Game Over (Mission 3D), (2005), Robert Rodriguez, 2001, anaglyph. Wie The Mask wechselt dieser Film zwischen 2D und 3D Teilen (Realund Computerwelt). Eine gute Idee, um dem Zuschauer Erholungsphasen zu bieten, jedoch nicht konsequent umgesetzt. - The Adventures of Sharkboy and Lavagirl, (2005), Robert Rodriguez, anaglyph - Chicken Little, (2005), Disney, zirkuläre Polarisation, diesem Film wird allgemein ein sehr schwacher 3D Effekt bescheinigt, wahrscheinlich weniger ein Problem der Technik als ein Versuch den Zuschauer nicht zu sehr zu belasten. Auch wenn man die Wiederbelebung des Anaglyph-Formats durch Robert Rodriguez wohl kaum als ernsthaften Versuch eines 3D Comebacks bezeichnen kann, zeigt sich hier trotzdem eine gewisse Entwicklung. Nimmt man den Polarexpress und Shrek 3D mit in die Gleichung, scheint die Zielgruppe diesmal eher die jüngere Generation zu sein, eine Zielgruppe, die auch im folgenden Abschnitt stark überwiegt. Seite 24 3.2.3.Vergnügungspark-Attraktionen Neben den IMAX Kinos findet man mehr (oder manchmal auch weniger) aufwändige 3D Produktionen heute meist in den größeren Vergnügungsparks. Bei den meisten Attraktionen wird die Polarisationstechnik eingesetzt. Die 5 bis 15 Minuten langen Filme sind oft teuer produziert (angeblich 100 Mio Dollar für Terminator 3D) und werden auf verschiedenen Arten dargeboten. Erwähnenswert ist hier wieder ein IMAX Produkt, IMAX Ride. Ein 35mm Film wird hier mit 48 Bildern auf eine gewölbte Leinwand projiziert, vor dem sich eine hydraulische Zuschauertribüne befindet. Entwickelt wurde das Verfahren unter Leitung von Douglas Trumbull, der z.B. für die Spezialeffekte in 2001 verantwortlich zeichnete. In den Disney Parks lief lange Zeit der 3D Film Captain EO (1986), der teuer mit Michael Jackson in der Hauptrolle produziert wurde. Später wurde dann Honey, I shrunk the Audience (1995) gezeigt (Regie: Randal Kleiser). Die Universal Studios zeigen einen Ableger der Terminator Reihe, wiederum mit James Cameron in der Regie (Terminator 3D - Battle across time, 1996). Der Film wird auf 3 Abb. 10 - Terminator 3D Leinwänden gezeigt und zeigt äußerst beeindruckend, was das Medium zu leisten vermag. Ebenfalls in den Universal Studios findet man den Spiderman-Ride. Hier werden die Zuschauer in Gondeln sehr nah vor recht großen Leinwänden bewegt. Das Seite 25 Sichtfeld ist komplett ausgefüllt, so dass jede Referenz zu realen Größen verloren geht, der Zuschauer ist komplett im Geschehen. Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang oft auftaucht, ist „4D“ (z.B. The Muppets 4D oder Shrek 4D). Wobei 4D nicht für eine besonders fortgeschrittene Technik steht, sondern heißt, dass der Zuschauer durch spezielle Effekte noch stärker in den Film einbezogen wird (Wasserspritzer, bewegliche Sitze, Nebel im Zuschauerraum, einer der Schauspieler springt von der Leinwand auf die Bühne etc.). Die vierte Dimension steht also einfach für die Stimulation weiterer Sinne. 3.2.4.3D Betrachtung im eigenen „Heimkino“ Möchte man 3D Klassiker in ihrer vollen Dimension erleben oder gar selbst produzierte Werke einem zumindest kleinen Publikum präsentieren, dann gibt es leider nur eingeschränkte Möglichkeiten: 3.2.4.1.Rot/Grün Brillen (anaglyph) In den frühen 80er Jahren wurde im Deutschen Fernsehen ein groß angelegter Versuch gestartet, anaglypes 3D im heimischen Wohnzimmer zu etablieren. Es wurden Specials produziert und alte 3D Filme aufgeführt. Dies führte zu einer begrenzten 3D Euphorie, die aber von recht kurzer Dauer war. Die rot/grünen 3D Brillen verschwanden danach und erst in den letzten Jahren erleben sie in einer rot/blauen Form ein kleines Comeback mit Filmen wie „Spy Kids 3D“ oder Shrek 3D, die (auch) auf DVD als 3D Variante erhältlich sind (farbig anyglyph). 3.2.4.2.LCD Shutter Brillen Auch für den Einsatz am (NTSC) Fernseher gibt es LCD Shutter Brillen. Diese werden über den V-Synch des Fernsehsignals synchronisiert und arbeiten daher mit 60/30 Hz. Seite 26 Erhältlich sind Unmengen an Filmen auf VHS oder auf DVD, darunter auch Klassiker wie Creature from the Black Lagoon. Eine wirkliche Verbreitung fand diese Technik nicht. Die meist geringe Qualität der Filme mag hier ein ausschlaggebendes Kriterium sein, aber vor allem die effektive Frequenz von 30Hz machen das Betrachten zu einer Qual. Im Gegensatz zum normalen Interlacing sind die Bilder ja nicht versetzt. 3.2.4.3.Weitere Alternativen: Theoretisch ist auch das Betrachten von Filmen am Computer mittels ShutterBrillen oder VR Goggles möglich. Deutlich teurer, aber durchaus für Heimkino-Enthusiasten erschwinglich sind Beamer/Projektor-Lösungen, die mit Shutter- oder Polarisationsbrillen arbeiten. Es gibt hier eine Unmenge an Projektoren und Techniken, deren Beschreibung diesen Rahmen aber sprengen würden. 3.2.4.4.Erhältliche Filme Das eigentliche Problem ist aber die Verfügbarkeit von 3D Filmen. Das meiste Material liegt im Line Sequential Format vor, die Qualität bei der Betrachtung am Computer (bzw. Projektor oder Brille) ist sehr gering. Neuere 3D Filme (wie Chicken Little) könnten zwar in Versionen gemastert werden, die zwei Vollbilder liefern, aber das geschieht nicht, da die Menge an 3D Enthusiasten begrenzt und damit das Ganze damit finanziell wenig interessant ist. Sollte der 3D Film jedoch tatsächlich ein Comeback erleben, würde sich das ändern. Die nächste Generation z.B. der Sony Glasstron Brillen (VR-Goggles) könnte mit entsprechenden Playern ein fast perfektes 3D Erlebnis auch zuhause möglich machen. Und mit Blu Ray und HD-DVD stehen auch die entsprechenden Datenvolumen zur Verfügung. Wie in der Einleitung erwähnt, soll dieses Erlebnis aber dem Kino vorenthalten sein, also muss man sich wohl Seite 27 darauf einstellen, dass dem Zuschauer das 3D Material weiter vorenthalten wird oder vielleicht ab und an anaglyphe Versionen auf DVD erscheinen. Seite 28 3.3. Ausblick 3.3.1.Regisseure und Produzenten Im Moment sieht es auf jeden Fall danach aus, dass ein großes Comeback der 3D Filme geplant ist. Bekannte Regisseure und Produzenten, allen voran George Lucas, James Cameron, Robert Zemeckis, Randal Kleiser und Robert Rodriguez (und auch Peter Jackson und Steven Spielberg) sind entschlossen, digitale Technik und 3D Projektion in die Kinos zu bringen. Abb. 11 - Die Riege der 3D Regisseure James Cameron dreht schon seit längerem 3D Filme für die IMAX Kinos und hat nach eigenen Aussagen mindestens zwei 3D Projekte (Battle Angels, 2007 und Project 880, 2009) in Planung, evtl. noch zwei weitere. In welchem Verfahren diese Filme den Weg auf die Leinwand finden werden ist unklar. Robert Rodriguez geht zwar zurzeit mit der Anaglyph Projektion noch andere Wege bei der Darstellung, aber er verwendet zur Aufnahme die gleiche Technik wie Cameron (genannt Reality Camera System mit 2 modifizierten HDC-950 Kameras). Man kann wohl davon ausgehen, dass Rodriguez auch in Zukunft weiter in Richtung 3D geht, auch ist das Projektionsverfahren prinzipiell unabhängig vom Aufnahmeverfahren (Spy Kids 3D wurde z.B. auch in einigen Kinos auf Digitalprojektoren mit Shutterbrillen gezeigt). Seite 29 Robert Zemeckis geht mit Monster House (2006) konsequent den Weg weiter, den er mit Polar Express begonnen hat. Gleiche Technik und wiederum eine parallele Aufführung in 2D und in ausgewählten IMAX Kinos in 3D. 3.3.2.In-Three / NuView / Dimensionalization George Lucas setzt auf ein neues Verfahren, entwickelt von der Firma In-Three, mit dem beliebige 2D Filme in 3D Versionen verwandelt werden können. Die Technik ist angeblich extrem fortgeschritten und soll angeblich bessere Ergebnisse liefern als das direkte Drehen mit zwei Kameras. Nach unbestätigten Angaben wurde auf der Sho West 2005 ein 6 Minuten 3D Clip von Star Wars Episode II gezeigt, allerdings sind Informationen über die Qualität rar gesät. 3.3.2.1.Das Dimensionalization-Verfahren Über die exakte Technik zur Umwandlung eines 2D Films in einen 3D Film (von InThree Dimensionalization genannt) ist wenig bekannt, hier werden natürlich Geheimnisse gehütet. Bekannt ist nur, dass die Umwandlung eines Spielfilms ca. $5 Millionen kosten soll. Die Kosten legen nahe, dass es sich nicht um ein voll automatisiertes Verfahren handelt und wahrscheinlich neben einer gewaltigen Rechenleistung die Auswahl verschiedener Techniken für unterschiedliche Szenen erfordert. Die Herausforderungen sind hier das Erkennen und Trennen der Objekte in verschiedenen Tiefenebenen und das Ersetzen von Material, dass in 2D verdeckt, jedoch in 3D für eins der Augen sichtbar ist. Diese Anforderung ist sehr ähnlich dem Umwandeln von Interlace Material in echte Full Frames, es geht in erster Linie um Bewegungsanalyse. Hier kann man sich z.B. zunutze machen, dass nähere Objekte sich proportional schneller bewegen als entfernte. Bei Stills ist diese Technik natürlich nutzlos. Inwieweit in solchen Fällen auf alternative Algorithmen zurückgegriffen wird und wie viel manuelles Nacharbeiten nötig ist, lässt sich schwer beurteilen. Tatsächlich gibt es bereits Seite 30 eine Software/Hardware Lösung (Virtual FX), die eine Echtzeit-Umwandlung für Filme oder Computerspiele bietet, die Qualität ist jedoch gering. Auch ob wirklich ein echter 3D Effekt erzeugt wird oder wieder nur verschiedene 3D Ebenen getrennt werden, die in sich flach sind, wird sich zeigen müssen. Theoretisch lässt sich natürlich auch die Tiefe innerhalb eines Objekts separieren, speziell bei starren bewegten Objekten. Am 28.06.2006 startet Superman Returns in den IMAX Kinos mit 20 Minuten des Films konvertiert in 3D, die erste Möglichkeit für das Publikum die Technik zu bewerten. Der immanente Nachteil des Verfahrens gegenüber echten 3D Filmen ist, dass beim Drehen der Filme weder die Vorteile noch die Schwierigkeiten des Formats beachtet wurden. Der Vorteil ist hingegen, dass man die Tiefe bzw. Entfernungen der Objekte automatisch auf ein Augenverträgliches Maß einstellen kann. 3.3.2.2.Comeback der Shutterbrillen Parallel dazu scheint sich bei der Hardware ein Wandel weg von der Polarisationstechnik hin (bzw. zurück) zu den Shutter Brillen zu entwickeln. Diese sind zwar anfälliger, teurer in Anschaffung und Betrieb sowie aufwändiger zu reinigen als Polarisationsbrillen, haben aber andere Vorteile. Ein Faktor beim Preis ist der Einsatz von „einfachen“ digitalen Projektoren, wie sie in vielen Kinos bereits installiert sind und die deutlich günstiger (in Anschaffung und Betrieb) sind als Polarisationsprojektoren. Auch fallen die teuren Silberleinwände weg, die einen leicht eingeschränkten Sichtwinkel bieten. Durch die Verbesserung der Shutterbrillen und die Erhöhung der Bildwiederholrate auf 144 Hz fallen weitere Probleme weg. Für die technische Realisierung der Projektion und die Herstellung/Entwicklung der Shutter-Brillen zeichnet die Firma NuView verantwortlich. Seite 31 3.3.3.Zirkuläre Polarisation / Real-D Ein weiteres neues Verfahren ist die zirkuläre Polarisation. Es handelt sich hier um eine leicht veränderte Polarisationsmethode, die ein besseres Ergebnis durch weniger Ghosting bietet und das Problem beim Neigen des Kopfes eliminiert. Das Licht wird dabei linksdrehend und rechtsdrehend polarisiert. Der größte Vorteil der Technik liegt auch hier in der Verwendung nur eines Projektors, was die Hürde der Anschaffung für die Kinos etwas niedriger hängt. Erster (erfolgreicher) Versuchsballon für die Technik war der Disney Film Chicken Little (2005). Die Disney Studios, die dieses neue Format - genannt Real-D unterstützen, hoffen auf eine installierte Basis von 750 Systemen Ende 2006, wenn ihr nächster 3D Film, Meet the Robinsons in die Kinos kommt. 3.3.4.Fazit Fakt bleibt, dass für die Kinos hohe Anschaffungskosten und höhere Betriebs- und Personalkosten anfallen werden. Der erhoffte positive Effekt wäre es, die Zuschauer, wie in den 50er Jahren, vom Fernseher zurück in die Kinos zu locken. Nur diesmal eher weg von den Computern und den Raubkopien. Die sollen dann unmöglich werden, da 3D Filme nicht einfach abgefilmt oder kopiert werden können. Wobei hier natürlich ein Fehlschluss vorliegt, es wird kaum lange dauern, bis die Videopiraten sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Auch Videokameras können mit Polfiltern oder Shuttern ausgerüstet werden. Eine Prognose über einen möglichen Erfolg zu wagen ist also schwierig. Dem Abb. 12 - Die Zukunft? Tragen von 3D Brillen haftet ja immer noch einen Hauch von Lächerlichkeit und die Aura eines Fehlschlags an. Es wird sich Seite 32 zeigen, ob die finanzielle Interessen, die bei einer möglichen Neueinführung der Technik mitspielen, diesmal zu einem dauerhaften Erfolg führen. Die zaghaften Versuche haben bisher jedenfalls noch kein Massenpublikum erreicht, Immerhin ist die 3D Version des Polarexpress in den IMAX Kinos vergleichsweise besser gelaufen als in den übrigen Kinos. Da heute fast alle Zeichentrickfilme Computer generiert sind, ist der Produktionspreis für ein 3D Master recht gering (nämlich die doppelten aktuellen Renderkosten). Und sollte sich die Technik in den Kinos tatsächlich durchsetzen, so ist für Nachschub an Filmen gesorgt. Alleine die Filme der Firma Pixar, der Dreamworks Animation Studios und andere 3D Animationsfilme bieten ein großes Repertoire an Vorlagen für 3D-Filme. Seite 33 Quellenangaben: World Wide Web: Wikipedia.org: 3D Movies Wikipedia.org: IMAX www.stereo3d.com - Stereoscopic 3D Virtual Reality Homepage IMAX - die Zukunft für Spielfilme? Von Anne Blume www.Cinemark.com - IMAX Technologie http://www.wittkowsky.net/3d-film/spiel.htm - Der 3D Film -Spielfilmewww.in-three.com www.imdb.com www.microvision.com Print: lexikon des internationalen films – rororo Abbildungsverzeichnis: ABB. 1 - ROT-GRÜN BRILLE................................................................................5 ABB. 2 - 3D VIDEO KAMERA..............................................................................12 ABB. 3 - IMAX 3D KAMERA................................................................................13 ABB. 4 - 3D OPTIK FÜR XL1...............................................................................13 ABB. 5 - CREATURE FROM THE BLACK LAGOON..........................................20 ABB. 6 - HOUSE OF WAX....................................................................................20 ABB. 7 - FRIDAY THE 13TH................................................................................22 ABB. 8 - IMAX PROJEKTOR...............................................................................22 Seite 34 ABB. 9 - GHOSTS OF THE ABYSS.....................................................................23 ABB. 10 - TERMINATOR 3D................................................................................25 ABB. 11 - DIE RIEGE DER 3D REGISSEURE.....................................................29 ABB. 12 - DIE ZUKUNFT?....................................................................................32 Seite 35 ca. 5.800 Wörter Hiermit bestätige ich, dass ich vorliegende Facharbeit eigenständig und ohne fremde Hilfe erstellt habe und die benutzen Quellen nach bestem Wissen genannt habe. ________________________________ Martin Gruhn Seite 36